Spirit 7/8 2015

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DAS MAGAZIN FÜRS WESENTLICHE Schweiz 16,80 sfr, EU-Länder außer Deutschland 9,40 € 7–8/2015 31. Jg. B 6128 www.connection.de 9 Ankommen im richtigen Leben Mit Texten von oder über Ramana Maharshi, Jiddu Krishnamurti, Konstantin Wecker, Jed McKenna, Charles Eisenstein und den Dalai Lama Ankommen im richtigen Leben Sie haben Ihr Ziel erreicht. Es befindet sich genau hier.

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Ankommen im richtigen Leben

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DAS MAGAZIN FÜRS WESENTLICHESchweiz 16,80 sfr, EU-Länder außer Deutschland 9,40 € 7–8/2015 31. Jg. B 6128

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02.08.2015 | 20:00 UhrZeltpalast an der Messe D – 35398 Gießen

03.08.2015 | 19:30 UhrAmphitheaterD – 63454 Hanau

06.08.2015 | 20:00 UhrBurgarena Finkenstein A – 9582 Latschach

07.08.2015 | 19:30 UhrDomplatz A – 4020 Linz

08.08.2015 | 20:00 UhrKasemattenbühneA – 8010 Graz

09.08.2015 | 20:00 UhrDonaubühne Tulln A – 3430 Tulln

JEDER AUGENBLICK IST EWIG (SOLO)10.09.2015 | 19:30 UhrSchloss Esterházy A – 7000 Eisenstadt

13.09.2015 | 20:00 UhrKongress und TheaterHausy A – 4820 Bad Ischl

OHNE WARUM09.10.2015 | 20:00 UhrBarbara-Künkelin-Halle D – 73614 Schorndorf

13.10.2015 | 20:00 UhrMilchwerk - Tagungs- und KulturzentrumD – 78315 Radolfzell

14.10.2015 | 20:00 UhrStadthalle Eberbach - BadenD – 69412 Eberbach - Baden

SONGS AN EINEM SOMMERABEND03.07. 2015 + 04.07.2015 | 19:00 UhrAuf der Wiese vor Kloster Banz D – 96231 Bad Staffelstein

40 JAHRE WAHNSINN16.07.2015 | 20:00 UhrBurggarten Dreieichenhain D – 63303 Dreieich

17.07.2015 | 20:00 UhrFreilichtbühne Zwickau D – 08056 Zwickau

19.07.2015 | 20:00 UhrSchloss TriebenbachD – 83410 Laufen

20.07.2015 | 19:30 UhrSparkassen-KulturzeltD – 94469 Deggendorf

23.07.2015 | 20:30 UhrKraftwerkD – 78628 Rottweil

24.07.2015 | 20:00 UhrBergwaldtheaterD – 91781 Weißenburg in Bayern

27.07.2015 | 20:30 UhrLuisenburg-Festspiele D – 95632 Wunsiedel

28.07.2015 | 20:00 UhrHof der Burg Brattenstein D – 97285 Röttingen

31.07.2015 | 19:30 UhrEinhaldenhofD – 88263 Horgenzell

01.08.2015 | 20:00 UhrKulturhaus Osterfeld - InnenhofD – 75172 Pforzheim

15.10.2015 | 20:00 UhrStadthalleD – 66663 Merzig - Saar

16.10.2015 | 20:00 UhrKurhausD – 55543 Bad Kreuznach

18.10.2015 | 19:00 UhrTollhausD – 76131 Karlsruhe

20.10.2015 | 20:00 UhrStadthalle ChemnitzD – 09111 Chemnitz

21.10.2015 | 20:00 UhrBühne im Opernhaus D – 39104 Magdeburg

23.10.2015 | 20:00 UhrStadthalleD – 59494 Soest

24.10.2015 | 20:00 UhrTonhalleD – 40479 Düsseldorf

25.10.2015 | 19:00 UhrTheater der Stadt GummersbachD – 51653 Gummersbach

24.11.2015 | 20:00 UhrKonzertsaal im PfalzbauD – 67059 Ludwigshafen

25.11.2015 | 20:00 UhrKurhaus Benazet-Saal D – 76530 Baden-Baden

30.11.2015 | 20:00 UhrAmberger Congress Centrum D – 92224 Amberg

01.12.2015 | 20:00 UhrStadthalleD – 37073 Göttingen

02.12.2015 | 20:00 UhrStadthalle AlsdorfD – 52477 Alsdorf

04.12.2015 | 20:00 UhrStadttheater Idar-Oberstein D – 55743 Idar-Oberstein

05.12.2015 | 20:00 UhrHohenzollernhalleD – 91560 Heilsbronn

06.12.2015 | 18:00 UhrStadthalleD – 87700 Memmingen

19.02.2016 | 20:00 UhrForum am HofgartenD – 89312 Günzburg

21.02.2016 | 19:00 UhrStadthalle Schopfheim - Großer SaalD – 79650 Schopfheim

23.02.2016 | 20:00 UhrZentrum am Park (ZAP)D – 56281 Emmelshausen

25.02.2016 | 20:00 UhrDie Glocke, Großer SaalD – 28195 Bremen

01.03.2016 | 20:00 UhrAlte OperD – 60313 Frankfurt am Main

02.03.2016 | 20:00 UhrStadthalleD – 65549 Limburg

03.03.2016 | 20:00 UhrKunstwerkD – 41189 Mönchengladbach (Wickrath)

05.04.2016 | 20:00 UhrUdK Konzertsaal HardenbergstraßeD – 10623 Berlin – Charlottenburg

07.04.2016 | 20:00 UhrNikolaisaalD – 14467 Potsdam

08.04.2016 | 19:00 UhrAlte OperD – 99084 Erfurt

10.04.2016 | 20:00 UhrGroßes HausD – 74072 Heilbronn

14.04.2016 | 20:00 UhrStadthalleD – 33602 Bielefeld

15.04.2016 | 20:00 UhrPhilharmonie Essen D – 45128 Essen

16.04.2016 | 20:00 UhrSiegerlandhalle (Leonhard-Gläser-Saal)D – 57072 Siegen

24.04.2016 | 18:00 UhrSteintor-Variete HalleD – 06112 Halle (Saale)

25.04.2016 | 20:00 UhrKonzertkircheD – 17033 Neubrandenburg

26.04.2016 | 20:00 UhrGewandhaus zu Leipzig D – 04109 Leipzig

28.04.2016 | 20:00 UhrMeistersingerhalleD – 90478 Nürnberg

03.05.2016 | 20:00 UhrCongress Centrum D – 97070 Würzburg

04.05.2016 | 20:00 UhrKongress am ParkD – 86159 Augsburg

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www.connection.de · Juli-August 7-8/2015 3

nter Coaches und Bera-tern heißt es: Du mussteinen Menschen dort

abholen, wo er ist! Stimmt. Abersind Berater und Beratener selbstschon dort, so dass der eine den an-deren abholen kann? Dazu fällt mir die Geschichte vonden beiden Männern ein, die übereinen See rudern, und ausgerech-net der Nichtschwimmer der bei-den fällt ins Wasser. »Hilfe, Hilfe!«,ruft er. Sein Freund greift nach ihm,bekommt aber nur seine Jacke zufassen. »Hilfe, Hilfe!« Wieder packtsein Freund zu; diesmal bekommter ihn an den Haaren zu fassen,aber die erweisen sich als Perücke.»Hilfe, Hilfe!« Ein drittes Mal greifter nach dem Ertrinkenden, aberdiesmal hat er eine Armprothesein der Hand, und erwidert: »Wenndu willst, dass ich dir helfe, mussdu mir schon was Echtes von dir ge-ben!«

Orientierungskrisen

Wir müssen erst einmal da ankom-men, wo wir wirklich sind, sonstkann uns niemand helfen, vor al-lem wir selbst uns nicht. Wir müs-sen in der Realität landen, im rich-tigen Leben. Wir müssen aufwa-chen aus dem Schlummer all derIllu sionen, die wir über die Weltund uns selbst haben. Manchenpassiert das in einer Orientierungs -krise wie der Midlife-Crisis, man-chen nie. Auch wer dabei nichtgleich nach der Erleuchtung grei-fen will, dem Olymp menschlicherEntwicklung, der Erledigung allerIllusionen über die Welt und sichselbst – das Anbohren der eigenenLebenslüge wäre schon mal einguter Anfang.

Weltkultur in Trance

Das gilt übrigens auch für unsereWeltkultur als Ganzes, die gerade

darauf aus ist, ihre endlichen Res-sourcen zu verbrauchen und denBiotop zu vernichten, der sie trägt.Sie ist noch nicht bei sich ange-kommen, in der Realität. Sie ist wieein Heroin-Süchtiger, der glaubt, erkönne sich den Stoff ewig weiterspritzen. Es ging doch bisher allesgut, wir sind doch noch jedes Malwieder high geworden mit unseremgewohnten Ressourcenverbrauch. Ein Ankommen bei sich selbst wür-de bedeuten, die Biodiversität zuschützen, ebenso die Urwälder unddie Meere, und in naher Zukunftnur noch erneuerbare Energien zuverbrauchen. Außerdem die Welt-bevölkerung nicht mehr anwachsenzu lassen und innerhalb des globa-len Dorfs die Ressourcen besser zuverteilen. Sonst werden die Gleich-gewichte kippen, die uns am Le-ben erhalten, und schon vorher,wenn wir auf diesen Punkt zusteu-ern, werden Verteilungskämpfe esauch für uns, die wir noch in einemprivilegierten Teil der Welt leben,sehr ungemütlich machen.

Schattenkämpfe

Deshalb ist es so wichtig, dass im-mer mehr Menschen bei sich selbstankommen, und dass sie dieses Auf-wachen oder Ankommen im traum-freien, illusionslosen Zustand gegen -wärtiger Präsenz nicht mit Visions-losigkeit verwechseln. Es ist sogarso, dass wir erst dann imstande sind,realisierbare Visionen zu verwirkli-chen, wenn wir bei uns selbst ange-kommen sind und einander nichtmehr bei Schattenkämpfen mit un-serer Umgebung aufreiben. Es ist janicht nur jeder private Konflikt ei-ne Arena, wo nach außen projizier-te innere Dämonen gegeneinan-der antreten, sondern das gilt auchfür alle politischen Konflikte. Dawerden Feinbilder projiziert, Min-derheiten verfolgt und irrationaleÄngste geschürt, weil die Akteure

noch nicht bei sich selbst ange-kommen sind.

Erst landen, dann jubeln

Dort anzukommen, wo wir eigent-lich schon sind, kann eine langeReise sein. Diese Zeitschrift hat essich zur Angewohnheit gemacht,auf die Beschönigung dieser Reisezu verzichten. Wellness-Spiritualitätgewohnte Leser mag das überra-schen. Wir meinen jedoch, dass Le-bensfreude und Gesundheit sicherst dann nachhaltig gut entwi -ckeln, wenn man auf Illusionen ver-zichtet und erstmal bei sich selbstankommt. Nach den geplatzten Träumen, aufdem Boden der Tatsachen und derbewusst gestalteten Fiktionen kannsich das Leben so richtig gut ent-falten und genossen werden. Des-halb empfehle ich: erst landen, dannjubeln!

Editor

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Wolf Schneider, [email protected]

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Da seinErst wer wirklich hier ist, kann sich entfalten

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4 Juli-August 7-8/2015 · www.connection.de

JULI-AUGUST 7-8/2015

S. 60 – 63

S. 42 – 44

Wenn Weisheit vom Podium aus verkündet wird,fällt es schwer zu unterscheiden, ob wir dabeigerade unsere eigene innere Wahrheit erkennenoder uns dies nur von einer Autorität suggeriertwird. Saleem hat in Berlin an einem Seminar mitAlmaas und Karen von der Ridhwan-Schuleteilgenommen und fragt sich, inwieweit Weisheitüberhaupt vermittelbar ist – und wenn ja, wieman das am besten macht

Das richtige Leben ist jetzt, hier,heute. Wir sollten nicht mehr daraufwarten, dass es erst noch kommt, dennwenn wir es jetzt nicht leben, wanndann? Die Arten jedoch, wie Menschenzu sich und bei sich selbst ankommen,sind sehr verschieden. Manche sindschockiert über den Verlust anIllusionen, andere in Ekstase ob der gewonnenen Freiheit

Ist Weisheit übertragbar?

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Zusammengestellt und liebevoll gestal-tet von Parvatee und Shankara. Tipps aus eigener Erfahrung mit vielen Anleitun-gen zu den Themen Bekleidung (P� an-zenfärben, Schlafsäcke, Hemden, Hosen, Steppdecken), Körperp� ege (Heilsalben, Massageöle, Zahnwasser, Gesichtscremen, Jaguarbalsam), Gartenbau (Huma� x, Aus-saattage, Lausbekämpfung, Hügelbeet, Kompost) und Ernährung (Vollkornbrot, Tannwipfelhonig, Käse, Joghurt, Holder-saft) und vielem mehr!

205 S. m. Zeichn., kart.ISBN: 978-3-922708-66-7 10,01 €

Der Klassiker

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S. 14 – 41

Eine tiefe Kluft trennt die Gesellschaft in zweiLager: in die »spirituell Empfänglichen« unddie vermeintlich Aufgeklärten, die dann überdie Spiris, Esos und andere religiös Verirrte

ablästern. Wolf Schneider sprach mitKonstantin Wecker darüber, warum »Spiri-Phobie« so verbreitet ist und inwieweit das

spezifisch deutsch ist

Ankommenim richtigen Leben

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www.connection.de · Juli-August 7-8/2015 5

6 Gustav Mahler über Tradition

7 Wie es ist – Nachrichten von heute

10 Wie es sein könnte – Nachrichten aus einer Welt von morgen

12 Visuelle Poesie von Christina von Puttkamer

Schwerpunkt: Ankommen im richtigen Leben

14 Sei jetzt hier! – Wolf Schneider aber schätzt auch das Dann-und-dort18 Wie ich dem Dalai Lama begegnet bin und so bei mir selbst ankam, erzählt K.-L. Leiter20 Desillusionierung erfuhr Marianne Gnendinger mitten in der dunklen Nacht der Seele22 Wenn die Puppenstube zerbricht, musst du mit dir selbst zurecht kommen – Jürgen

Fischer erklärt Jed McKennas Begriff der spirituellen Dissonanz

26 Die Kausalität geht manchmal seltsame Wege – Charles Eisenstein spricht über denSchock und das Glück des Ankommens

28 Reinkarnation bei lebendigem Leib – Verklärung ist etwas anderes als Erleuchtung,meint Matthias Mala

32 Die Lebendigkeit in der Tiefe des Augenblicks zu finden ist Christian Meyers Anspruch34 Einfach Atmen empfiehlt Annelie Tacke, um in schwierigen Situationen zu sich zu kommen38 Das unscheinbare Glück erfreut Camilla Maier39 Drei Portraits von Menschen und Methoden, die das Ankommen unterstützen:

39 Sabina Tschudi, 40 Christian Meyer, 41 Paul Busse

42 Die Seichten und die Tiefen – Wolf Schneider und Konstantin Wecker über »Spiri-Phobie«46 Ich bin erleuchtet, aber das ist jetzt auch egal, findet Sabrina Mansouri als

Meisterschülerin Narafin

49 WerWasWo

50 Die Erleuchtungskiste – Ulrich Nitzschke hat ein Gespräch zwischen Jed McKenna undRamana Maharshi belauscht

52 Hilfe! Wer rettet uns vor den Opfern? – Wolf Schneider hat lieber Täter um sich56 Wann ist eigentlich Geisterstunde? – Connection-Hofnarr Johannes Galli über Geist,

Schuld und das richtige Leben

59 Große und kleine Wellen – Daniel Herbst verabscheut den Gleichheitswahn60 Weisheit, vom Podium verkündet – Saleem Matthias Riek war auf einer Veranstaltung

der Ridhwan-Schule

64 Promotion: Als Goldgräberin unterwegs ist Sigrid Beckmann-Lamb, die Gründerin desSeifener Modells

66 Promotion: Offen für das Wunder des Lebens ist Egbert Griebeling, der Gründer vonanimoVida®

68 Kinofilm: Señor Kaplan, Komödie von Alvaro Brechner über einen Nazi-Jäger in Uruguay69 DVD: Goldenes Königreich, Spielfilm von Brian Perkins über Myanmar (Burma)70 Bücher über Schmerz, das Sterben, Eckhart Tolle, Citizen Science und anderes

74 Leserbriefe über Geist & Materie, Männer & Frauen, Wirtschaft und Erleuchtung

78 Marktplatz

79 Einstein über sein Gottesbild

80 Veranstaltungskalender und Inserentenverzeichnis

82 Vorschau/Impressum

, Zeitschrift für Spiritualität & Politik, Mystik & Widerstand, Ökologie,Lebenskunst und Humor. Erscheint alle zwei Monate mit einem starken Schwerpunkt. Gegründet1985, ist Connection Spirit die älteste transkonfessionelle spirituelle Zeitschrift auf deutsch.Fachmagazine über Tantra und Schamanismus aus demselben Verlag ergänzen sie.

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18 Juli-August 7-8/2015 · www.connection.de

ANKOMMEN

n den frühen 80er Jahren traf ich einmalin Frankfurt auf der Buchmesse den Da-lai Lama. Genauer gesagt, bin ich mehr

oder weniger in ihn hineingerannt. Es warkurz vor Messe-Ende, und ich stürmte mit ei-ligen Schritten aus Halle 6.0, um in Halle 8noch einige Geschäftspartner zu treffen.Schwungvoll riss ich die Türen auf und standunvermittelt dem Dalai Lama gegenüber.Nein, ich hatte ihn nicht berührt – aber ichwar fast mit ihm zusammengestoßen. Er führ-te eine kleine Entourage mit sich, genauergesagt führte er die Gruppe an und zog sie,wie eine Entenmama ihre Jungen nach sichzieht. Es schien mir, als wollte er im glei-chen Schwung in die Halle hinein, aus der ich

in großer Eile fliehen wollte. Ich sprang zurSeite und machte der kleinen Gruppe Platz.

Buchmessetrubel

Damals war der Dalai Lama noch nicht je-dem Kind auf der ganzen Welt bekannt. Einerstes Buch über ihn und sein Leben war aufDeutsch in einem relativ kleinen Verlag er-schienen. Und dieser Verlag hatte seinenStand in dieser Halle.Ohne einen Augenblick zu zögern, änderteich meine Pläne und ging auf direktem Wegzu besagtem Messestand. Dort warteten Fo-tografen, und dann war er auch schon da, derDalai Lama, das Oberhaupt der Buddhisten.

das ankommen bei einem anderen Menschen kann

zu einem ankommen bei sich selbst werden.

Vorausgesetzt, du verstellst dich nicht

Wie ich dem

begegnet binDalai Lama

I

Von Karl-ludwig leiter

»Meditation ist nicht, was man denkt!«Karl-Ludwig Leiter

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www.connection.de · Juli-August 7-8/2015 19

Weinen, bis das Gefäß leer ist

Der Wagen war verschwunden. Alles ummich herum wurde plötzlich grau. Tief grau.Und dann schossen mir die Tränen in die Au-gen. Urplötzlich und wie aus heiterem Him-mel. Ich, der so gut wie niemals weinte, dersich mit 12 oder 14 Jahren geschworen hat-te, keinen Moment der Schwäche zuzulassenund seither auch nicht mehr weinen konnte,selbst wenn er es gewollt hätte – dieser je-mand wurde unvermittelt von endlosemSchmerz übermannt. Niedergestreckt müss -te man sagen, denn meine aufrechte Haltungfiel in sich zusammen, kollabierte regelrecht.Tränen strömten über meine Wangen,Schleim und Rotz liefen in dicken Flüssenaus meiner Nase, ein anfänglich stillesSchluch zen wurde zu einem lauten und hem-mungslosen Heulen.

Klebrige Rotze, Tränen, Sabber aus demMund liefen über Gesicht und Kragen; Hemdund Jacke aufgeweicht und klebrig, schlei-mig, nass. Mir war das egal. Nur Weinen. Wei-nen, Weinen. All den Schmerz hinausweinen.All die tausend ungeweinten Tränen.Wie weh ein aufgeblasenes Ego tut. Wieschmerzhaft Arroganz sein kann. Wie falschder Stolz, wie verknöchert die Härte. Wie ver-loren man sein kann, besonders dann, wennman sich clever und gut und richtig wähnt.Lange stand ich da. Weggeworfen zwischenMüllcontainern. Grau geworden im Graukalter Industrielandschaft. Über eine Stun-de lang hat es gedauert. Bis ich keine Trä-nen mehr hatte. Bis sie alle vergossen waren.Bis ich ganz leer war. Dann richtete ich michlangsam wieder auf, stolz und gerade, dreh-te mich in die Richtung, in der der Wagen deslebenden Buddha verschwunden war, falte-te die Hände vor der Brust, und verbeugtemich tief und voller Dankbarkeit.Still und vorsichtig kam das Lächeln zurück.

entnommen aus: Karl-ludwig leiter, Wie vor Was, arkana Verlag 2014, HC, 320 S., € 17,99

Schnell hatte sich eine Traube von Menschenum ihn geschart. Er schüttelte Hände (auchmit dem katzbuckelnden Verlagsinhaber, derironischerweise heute, dreißig Jahre später,einer seiner erbittertsten Gegner und Fein-de geworden ist) und ließ sich lächelnd fo-tografieren. Immer mehr Menschen kamen,und die Traube um ihn herum verdichtetesich zu einem massiven Gebilde aus Neu-gier und Vorwitz. Da ich mich mit der Ge-bäudesituation der Frankfurter Messe seitJahren recht gut auskannte, wusste ich, wasder Dalai Lama bald tun würde, um sich nichtdurch die größer werdende Schar der Neu-gierigen hindurchkämpfen zu müssen.

Abgepasst

Bevor das Oberhaupt der Tibeter Anstaltenmachte zu gehen, hatte ich mich aus der Men-schentraube herausgelöst und war zu einemder hinteren Notausgänge gegangen. Ich öff-nete die Stahltür und stand direkt vor einergroßen schwarzen Limousine, in der ein uni-formierter Fahrer mit laufendem Motor aufseinen VIP-Gast wartete. Ich stellte mich aufdie gegenüberliegende Seite des Autos, zwi-schen einen hohen Maschendrahtzaun undgroße Müllcontainer, und wartete.Keine fünf Minuten waren vergangen, da öff-nete sich die Tür der Halle, und wieder standmir der Dalai Lama – diesmal nur von zweiBegleitern flankiert – unmittelbar gegen -über. Eine Kofferraum-Breite weit entfernt.Obwohl ich in meinem dunkelblauen italie-nischen Anzug mit passender Krawatte ganzund gar nicht danach aussah, war ich docheiner der wenigen westlichen Buddhisten derersten Generation sozusagen. Ich hatte imKloster Zen praktiziert und war Schüler ei-nes tibetischen Lamas geworden. Ich wusste,wer vor mir stand: die Emanation des Bud -dha Avalokiteshvara, des Buddhas des gren-zenlosen Mitgefühls … ein lebender Buddha.

Aufwachen

Das rote Gewand, nach uralter Vorschrift ge-faltet, ließ den rechten Arm frei. Auf demnackten kräftigen Oberarm hatte der DalaiLama einen Pickel. Keinen großen Pickel,sondern einen ganz normalen, so wie jederschon mal einen in seinem Leben gehabt hat.Ein Pickel, den man bei jedem anderen Men-schen übersehen oder ignoriert hätte. Aberhier beim Dalai Lama stach er endlos großund mächtig ins Auge: Buddha Avalokitesh-vara hatte Pickel! Unfassbar!Mein Auge konnte sich kaum wegreißen vonder monumental gewordenen Hautunrein-heit Seiner Heiligkeit, da bemerkte ich, dassseine gütigen Augen von meinem Erstau-nen beeindruckt gewesen sein könnten. SeinBlick ruhte sanft und aufmerksam auf mei-nem Gesicht, und diesmal wurde mein Blickvon etwas ganz anderem in Beschlag ge-

nommen: von der Brille Seiner Heiligkeit.Avalokiteshvara, der Buddha des grenzen-losen Mitgefühls, war kurzsichtig!Mindesten 3,5 Dioptrien, dachte ich mir. Unddann steckten diese dicken Brillengläser ineinem unfassbar hässlichen Brillengestell.Eines, das man von seiner Krankenkasse um-sonst bekommt, wenn man sich die hoch-wertigeren Fassungen nicht leisten kann. Einsogenanntes Kassengestell! Inzwischen schiensich sein Blick über mein kindliches Staunenzu amüsieren. Als ich sein mildes Lächeln be-merkte, wachte ich wie aus einer Trance auf.Mit einem Schlag war ich ganz da.

Buddha-Lachen

Ich sollte mich verbeugen, dachte ich. DieHand geben? Nein, das wäre anmaßend undübergriffig. Aber verbeugen, so wie ich es

schon unzählige Male vor den hölzernenBuddhas der Zen-Klöster gemacht hatte: dieHände falten zum Gasho – wie es im Zenheißt – oder in der Mudra des Anjali … dannden Kopf neigen in Ehrfurcht und Beschei-denheit … dem Buddha Ehre erweisen, dieeigene Hingabe und Demut zum Ausdruckbringen … in einer einzigen tiefen Verbeu-gung. Aber das konnte ich plötzlich nichtmehr. Eingefroren. Schockstarre. Ich wolltenie einer dieser Speichellecker sein, wolltekeiner dieser devoten Gläubigen, keinbuckelnder Verehrer von jemandem sein, derPickel hatte wie ich und kurzsichtig war, wieso viele auf dieser Welt.Der Dalai Lama schien meinen inneren Kon-flikt glasklar zu sehen. Während wir uns festund offen in die Augen schauten – mein Blickmutig, aufrecht, unnachgiebig und stolz undsein Blick sanft, warm, wohlmeinend undsichtlich von diesem stillen Schauspiel amü-siert – schenkte er mir das zauberhaftesteBuddha-Lachen, das man sich vorstellenkann.Ich lächelte zurück, immer noch steif und ge-rade, aber mit offenem Lachen in Augen,Herz und Mund. Der Dalai Lama bestieglächelnd die Limousine, die Tür wurde ge-schlossen und der Wagen fuhr auf der trost-losen Straße zwischen Maschendraht undBlechcontainern davon. Ich blieb in meinemdunkelblauen Designeranzug allein zurück.Jung, aufrecht, gutaussehend. Ein Buddhistder neuen Generation. Smart, clever, un-korrupt. Ein Bodhisattva-Krieger, mutig, ge-rade, stolz.

»Ich wollte keiner dieser devoten Gläubigen sein,

kein buckelnder Verehrer von jemandem,

der Pickel hatte wie ich und kurzsichtig war«

Karl-ludwig leiter, Jg. 53,Vater von drei töchtern,selbständiger grafik -designer. Meditiert seit ca.40 Jahren und leitet seit vielen Jahren europaweitSeminare und workshops zuMeditation und achtsamkeit.www.sit-zen.com

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20 Juli-August 7-8/2015 · www.connection.de

ANKOMMEN

er nachfolgende Text entstand in sei-ner Urfassung in der Nacht auf den19. März 2015 zwischen ein und drei

Uhr morgens. Ich hatte wochenlang kaumnoch geschlafen, oft vergessen zu essen, sosehr war mein Leben aus den Fugen geraten.Äußerlich blieb scheinbar alles beim Alten,doch in mir tobte ein schmerzhafter Kampf,und der ist noch nicht zu Ende. Ich sah da,was ist, wie ich bin, wozu ich imstande binund wie ich mich im Gegenüber getäuschthatte, und zwar über Jahrzehnte. Der Textmusste geschrieben werden, weil ich an mirselber immer mehr irre wurde und nichtmehr wusste, ob ich nicht verrückt gewordenwar. Denn nachdem die Täuschung wegge-fallen war, war da ein riesiges, trichterartigesLoch, das an seinen Rändern immer nochschmerzhaft bröckelt.

Rollenspiele

Desillusionierung bedeutet Erkennen – undzwar radikal zu erkennen, dass ich mich ge -täuscht habe. Dass ich Dinge geglaubt hat-te, die so nie waren. Erkennen, dass das Bild,das ich von mir selber hatte, eben ein Bildwar. Und zwar eines, dessen Aufrechterhal-tung mich größte Anstrengung gekostet hat-te, ebenso wie die Rollen zu spielen, die damit verbunden sind. Diese Anstrengungwurde schließlich so groß, dass nun alles inmir zerbröckelt. Ich bin wie im Nebel undweiß vor lauter Behauptungen, Lügen undTrugbildern selbst nicht mehr, wer ich bin.Jede Rolle ist verbunden mit einem be-stimmten Handeln, das ich mir angewöhnthatte; ich kann mir nun kaum mehr vorstel-len, wie ich ohne das jeweilige Handlungs-

Das Ankommen im richtigen Leben,bei der Wahrheit hinter den Rollen,

die wir einander vorspielen, istkeineswegs immer süß. Besondersin langjährigen Beziehungen kanndies eine beinharte Landung in der

Wirklichkeit sein, eine kaumerträgliche Enttäuschung. Damitzurechtzukommen braucht Mut,

Verständnis, Weisheit, Verzeihen.Marianne Gnendinger berichtet voneinem solchen Aufwachen aus einerlangen, dunklen Nacht der Illusionen

Desillusionierung

DVON MARIANNE GNENDINGER

Aufwachen, mitten in derdunklen Nacht der Seele

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genen Angst vor dem totalen Loslassen; wennwir uns noch erinnern, wie schrecklich unse-re Angst ist, das Gesicht zu verlieren undnicht mehr der oder die sein zu können, diewir doch meinten, wahrhaft zu sein, dann istes uns auch möglich, unser Gegenüber nichtzu verurteilen für die Lügen, die er oder sieimmer noch aufrechterhält. Was aber ist mit dem Schmerz, der darausresultiert, dass wir uns betrogen fühlen, unddass wir nun, da wir die Wahrheit wissen,nicht mehr mit der Illusion weiterleben kön-nen? Was ist mit unserer tiefen Sehnsuchtdanach, nicht nur zu wissen, wer wir selbersind, sondern auch, uns darauf verlassen zukönnen, dass unser Gegenüber wahrhaftigda ist? Kann sie erfüllt werden? Wir habenkein Recht darauf, und solange wir die Er-fahrung noch nicht gemacht haben, wie esist, wenn zwei Menschen einander vollkom-men illusionslos in Bezug auf sich selbst undden andern begegnen, können wir uns nichteinmal vorstellen, dass das möglich ist. Aberdadurch, dass wir bei uns selbst erlebt haben,wie befreiend es ist, mit dem Spielen von Rol-len und dem Tragen von Masken aufzuhören(selbst wenn wir dann immer noch manch-mal spielen), haben wir Hoffnung. Und hierlauert die Gefahr, denn aus der Hoffnungheraus wollen wir etwas tun, damit der an-dere endlich auch erkennt. Dieser wird sichaber umso verzweifelter bemühen, die Illu-sionen aufrecht zu erhalten. So bleibt nur die Verzweiflung, in der viel-leicht eine leise Ahnung liegt, dass die Be-gegnung mit einem anderen Menschen, derdie Masken ebenso total fallen lässt, immernur ein Geschenk sein kann, ein Geschenkdes Lebens. Wir können nichts tun, um die-sen Prozess zu beschleunigen. Wir könnennur unsere Mühen und unsere Angst an-schauen, und unsere Versuchung zu mani-pulieren; dann erkennen wir allmählich, dassjegliches Tun, das mit einer Absicht ver-knüpft ist, Manipulation ist.Lange Liebesbeziehungen stehen an so ei-nem Punkt auf des Messers Schneide, dennwir können nun nicht mehr Rollen spielen.Wir können nicht zurück in den Zustandder Illusion, und so sind wir tagtäglich mitder Lüge konfrontiert. Wir sehen sie! Und esscheint, als müssten wir die Beziehung be-enden, um endlich in Wahrheit und Freiheitzu leben.

muster meinen Mitmenschen begegnen soll.Weil ich mein Handeln über die Jahrzehntesorgfältig angepasst, verfeinert und perfek-tioniert hatte, gelang es mir mit trügerischerLeichtigkeit, je nach Bedarf oder Gegen über,genau das Muster zu aktivieren, das mir an-gemessen erschien. Da dieses Handeln abernicht meiner tiefen, inneren Wahrheit ent-spricht – und es entsprach ihr nie! –, konnteich nie konfliktfrei mehreren Personen, de-nen ich verschiedene Seiten vorgaukelte, zu-gleich begegnen. Ich werde nun zwangsläu-fig schlittern, unsicher sein, fürchten, michlächerlich zu machen und mir angewöhnen,Begegnungen mit Menschen zu vermeiden,die mich vor allem als Rollenspielerin ken-nen, ohne dass sie das jedoch wüssten. Allerdings sitzen auch meine Mitmenscheneiner Illusion auf. Mit meinem Spiel trage ich

dazu bei, dass sie ihr Spiel immer weiter fort-setzen. Weil ich unwahrhaftig bin, tun undsagen auch sie Dinge, die ihnen in der Be-gegnung mit mir vorteilhaft erscheinen, undauch sie tun es gewohnheitsmäßig und mitimmer größerem Raffinement. So treffenSpieler aufeinander, die zugleich sich selberwie auch ihr Gegenüber so manipulieren,dass sie sich für das halten, was sie einandergerade vorspielen. Und wenn dies schöne, er-freuliche, das eigene Ego erhebende Facet-ten sind, schauen wir verliebt hin und glau-ben, unser wahres Selbst zu entdecken, dasgöttliche Selbst.

Einander betrügen

Wenn es wahr ist, dass Dualität Illusion ist,dann müssten wir eigentlich auch bereit sein,die unschönen Seiten, die uns gespiegelt wer-den, als göttliche Wahrheit unserer selbstanzuerkennen. Aber das tun wir nur selten:Wir verhalten uns dann eher so, als hätten wiretwas verwechselt und tun so, als hätten wirjetzt im anderen etwas erkannt, wo dieser sei-ne Not hat, und wir könnten durch unser Fra-gen, unseren Kontakt, dazu beitragen, dassder andere diesen Schatten erkennt und Zu-gang erhält zu seiner göttlichen Wirklichkeit,die auch bei ihm unserem Konzept nachschön, aber nicht vollkommen, also alles zu-lassend, ist. Dadurch lenken wir uns ab undschauen uns das nicht an, was in uns von unsselber endlich gesehen werden will. Ab undzu kommen wir mit einem Menschen an dieGrenze, also dahin, wo wir dieses Spiel nichtmehr spielen können, entweder weil der an-dere aufgehört hat zu spielen oder weil wirunser eigenes Spiel plötzlich zu durchschau-

en beginnen. Dann suchen wir uns andereMenschen, die noch nichts ahnen von den Ab-gründen und die uns noch genauso blind be-gegnen wie wir uns selber begegnen, und sobeginnt das Spiel von Neuem. Das hat nichtsmit Liebe zu tun, es ist nur eine ununterbro-chene Aneinanderreihung von Liebeleien.

Zusammenbruch

Wenn wir selber aufgehört haben zu spielenoder zumindest den tiefen, aufrichtigenWunsch haben, in jedem Moment der Frat-ze unserer Manipulationen ins Gesicht zuschauen, dann verändern sich die Begeg-nungen mit unseren Mitmenschen drama-tisch. Dann halten wir die Masken, die wir sogerne aufsetzen, nicht mehr für die Wirk-lichkeit, haben aber mit Menschen zu tun,

die an ihren Fratzen noch unbedingt fest-halten wollen. Je intensiver, näher, vertrau-ter eine Beziehung mit einem Mitmenschenist, desto dramatischer kann hier die Desillu -sionierung erlebt werden. Dann wird unsplötzlich klar, dass unser Gegenüber nichtder ist, für den wir ihn immer gehalten ha-ben. Wir werden wütend auf ihn, bezichtigenihn, er habe uns immer etwas vorgemacht,er bediene sich der Lüge, und wir verzwei-feln, weil wir nicht mehr wissen, mit wem wires zu tun haben. Unser Gegenüber aber verzweifelt ebenso,denn dieser Mensch spürt, dass jetzt etwasdabei ist zusammenzubrechen: dieses Gewirraus Identitäten, die das Produkt von selbst-verliebten Illusionen sind. Dahinter verbirgtsich nichts anderes als die Angst, überhauptnicht mehr zu wissen, wer man ist, und ohnedieses Wissen nicht mehr in die Welt gehenzu können und dann vollkommen zu ver-einsamen. Es ist die Angst, buchstäblich kei-ne Rolle mehr zu spielen in der Welt. Wir wis-sen ja noch nicht, dass diese Angst unbe-gründet ist, denn ausgespielt haben wir nurin der Welt der Illusionen, und ab diesemWendepunkt sind wir da – ohne Maske, oh-ne Anstrengung, ohne Angst, und unabhän-gig davon, welche Menschen aus welchenKontexten zusammenkommen, es wird im-mer leicht sein, weil wir einfach sind.

Wahrhaftig sein

Wenn wir wissen, wie schwierig es für uns war,zu dieser tiefen Einsicht zu kommen, und dasswir sie nur als Endpunkt eines schmerzvol-len Absturzes erleben konnten; wenn wir unsdann noch verbinden können mit unserer ei-

Es ist die Angst, buchstäblich keine Rolle

mehr zu spielen in der Welt

MARIANNE GNENDINGER,Jg. 62, Stud. d. Anglistik &Romanis tik, Lehrerin, lebtim Allgäu. Viele Malegestrauchelt, gefallen, ein-getaucht und wieder aufge-taucht. Mit allen möglichentherapeutischen Wasserngewaschen. Der Rote

Faden? Geschichten, das Erzählen, das Leben alsErzählung sehen. [email protected]

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SPIRITUALITÄT

Unsere Gesellschaft ist tief gespalten. Zwischen arm und reich, das schon lange, und diese Kluft driftet immer weiter auseinander. Auch zwischen rechts und links ist die Gesellschaft gespalten,

seit immerhin gut 200 Jahren. Nun gibt es eine dritte, die ebenso tief zu sein scheint: die zwischen vermeintlich Aufgeklärten einerseits und »spirituell musikalischen« andererseits.

Wolf Schneider fragte Konstantin Wecker, warum so viele Menschen »spiri-phob« (oder spirito-phob) sind – und woran das liegen könnte

Die Seichten & die Tiefen

Warum die vermeintlich Aufgeklärten so oft »spiri-phob« sind

KONSTANTIN WECKER IM GESPRÄCH MIT WOLF SCHNEIDER

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SPIRITUALITÄT

Bei manchen Menschen ist es schwer, ihnenklar zu machen, dass Aussagen der Wissen-schaft zu Dogmen werden können, derenWahrheitsgehalt als in Stein gemeißelt undfür alle Ewigkeit gültig erscheinen. Ob Prie-ster oder Propheten, Diktatoren oder Volks-tribunen, wer auch immer die endgültigeWahrheit für sich gefunden zu haben bean-sprucht, ist ein machtbesessener Lügner. Je-der, der uns erklärt, er wisse, was Gott wol-le, wie Gott urteile, wen er strafe oder be-lohne, jeder dieser Fundamentalisten ist einfalscher Prophet.Nicht nur die Profanen, die Angst habenvor dem Mystischen, weil es nicht fassbar ist,sondern auch diese Verkünder von Irrlehrenaller Arten sind »religiös unmusikalisch«. Sieverwenden die Religion als Mittel zur Macht.

Sie missbrauchen sie für ihre weltlichenZwecke, aber sie sind nicht religiös. Reli-giös zu sein bedeutet, sich zurückzusehnenin die geistige Heimat, ohne all die irrlich-ternden Bilderwelten unserer so genanntenRealität. Sich zurückzusehnen aus der Rea-lität, ja, aus den vielen Realitäten, die uns dieRatio in den verschiedensten Kulturkreisengeschaffen hat. Sich zurückzusehnen in dieWirklichkeit, die man nicht wissen, aber er-ahnen kann, manchmal in den wunderbarenAugenblicken der Inspiration, der Stille,des Gewahrseins, der Erleuchtung. Religiös sein, spirituell sein, mystisch sein,das heißt doch auch zu zweifeln, unsicher zusein, sich durch die dunkle Nacht des Jo-hannes vom Kreuz zu quälen, zu erkennen,dass das Leben ein tragischer Entwurf ist,dem man nie entfliehen kann. Religiös seinheißt nie und nimmer unfehlbar zu sein undmoralischer Zweifel, quälender Selbstzwei-fel enthoben.Ich habe Gott angenommen, als Wort, alsSymbol – aber ich werde doch nicht so ver-messen sein, ihn deuten zu wollen. Auchwenn Gott von uns erfunden ist, gibt es ihn.Auch das Wort Liebe ist von uns geschaf-fen, und wer möchte bezweifeln, dass es Lie-be gibt? Tod und Niedergang, Verlust undSchmerz, all das, was ausgesprochen wird, istauch existent. Es ist in der Welt und wird ver-mutlich von jedem Menschen anders gese-hen, anders verstanden, anders interpretiert.Ich habe das Wort »Gott« angenommen –wohlgemerkt nicht »das Wort Gottes« –, undes ist tröstlich für mich, einen Gott zu wis-sen, der – befreit von seinen Interpreten –

allo Konstantin, kürzlich las ich im News -letter von »Spektrum der Wissenschaft«,dem führenden Wissenschafts-Newslet-

ter auf Deutsch, im Editorial: »Der Begriff ›Acht-samkeit‹ klingt bereits ziemlich schlimm nachWellness und Küchen esoterik. Dabei belegen ak-tuelle psychotherapeutische Studien, dass diemeditationsähnlichen Techniken keineswegsSchnickschnack sind.« Selbst dann, wenn wis-senschaftliche Studien bestätigen, dass Me-ditation und Achtsamkeit hilfreich sind, vermu-tet der typische deutsche Mainstream-Journa-list auch heute noch, dass es sich dort »schlimm«um Wellness und Küchenesoterik handeln müs-se, und verwahrt sich dagegen. Gibt es sowaswie Spirito-Phobie?

Ich würde es ja Spiri-Phobie nennen, und …ja, ich kenne das sehr gut. Nur macht es michnicht mehr wirklich wütend, weil ich dieAngst dieser Menschen spüre. Es ist dieAngst, etwas zuzulassen, was neu ist, un-deutbar. Ein neues Ufer, das sich nicht in Ge-wohntes einordnen lässt.Vor ein paar Tagen stieß ich in einer Talk -show auf eine junge Frau, eine glühendeAtheistin. Sie war zwar nicht beleidigend,aber bei ihr spürte man, dass sie nichts ansich ranließ, was mit etwas Tieferem, nichtsofort rational Erfassbarem zu tun hatte.Sie ist sehr jung, und weil sie eben auch sehrempathisch und klug ist, bin ich mir sicher,dass in ihrem Leben noch einiges passierenwird, das sie vielleicht in andere Universendes Geistes führen wird.Andererseits gibt es auch Menschen, die sichso zumauern, dass sie sich jeden Weg nachinnen verbauen. Für immer. Die sind dannmeist besonders gehässig auf andere Welt-sichten, denn alles außerhalb ihrer fertigenund für immer gültigen Welt erscheint ih-nen als Bedrohung.Und ich glaube auch, dass es – woher undwarum auch immer – Begabung gibt für Spi-ritualität.Es gibt junge Menschen, die sich dem Mön-chischen, der Meditation, dem Weg nach in-nen, der Stille verschreiben. Da fragt mansich in dieser lauten, narzisstischen Welt, wiedas überhaupt noch möglich ist. Was für einWunder ist das?!Gottfried Benn sagte einmal, sinngemäß, eswürde später nur noch zwei Arten von Men-schen geben: die Seichten und die Tiefen.Spannender als Gesprächspartner sind dieTiefen allemal.

Deine Aussage, dass es eine Begabung für Spi-ritualität gibt, erinnert mich an die Antwort, dieich von meinem Namensvetter Wolf Schneiderbekam, dem »deutschen Sprachpapst« und Be-gründer der Henri-Nannen-Schule, nachdem ichihm mein Buch »Auf der Suche nach dem Wesent -lichen« zugeschickt hatte. Er schrieb mir: »Ichbin religiös unmusikalisch.« Gibt es sowas, ei-ne spirituelle oder religiöse Unempfänglichkeit

für Erfahrungen wie Allverbundenheit oder gren-zenloses Mitgefühl? Ich vermutete damals, dasser, wie so viele in seiner Generation nach der Hit -ler-Erfahrung, jeglicher Metaphysik abschwor –er war bei der deutschen Kapitulation im Mai1945 Soldat und gerade 20 Jahre alt. Auch daskönnte eine Rolle gespielt haben für die Spiri-Phobie dieser Jahrgänge.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie in mei-ner Studienzeit alles Metaphysische geäch-tet wurde, weil die Nazis das Mystisch-My-thische und die Spiritualität so missbrauchthatten.Dorothee Sölle schrieb einmal, sinngemäß,dass das Gemeinschaftserleben auf Partei-tagen der Naziverbrecher durchaus etwasmystisch Erbauendes hatte. Entrückung, Eks -

tase, Hingabe an die eine gemeinsame Idee,aber – es ist nicht wirklich ein mystisches Er-leben. Es ist eine falsche Mystik. Eine Schein-mystik, weil sie andere ausschließt, ausgrenzt,zu Untermenschen erklärt.Wirkliche Mystik grenzt nicht aus. Sieschließt ein, umfängt und umfasst die ganzeWelt, alles, was lebt und existiert. Solche Mys -tik erspürt, dass alles miteinander unsicht-bar verbunden ist.Das Irrationale war verpönt, verständlicher -weise, denn die mörderische Ideologie hat-te dieser Irrationalität gehuldigt und sie zumMythos verklärt.Bei meinem Musikstudium wurde mirschnell bewusst, dass meine Liebe zur Me-lodie, zur Harmonie, zum Pathos nicht nurnicht gern gesehen wurde, sondern gerade-zu verdächtig war. Musik musste in diesenJahren rational sein, gedeutet, konstruiertund dadurch eben auch entheiligt, verwelt-licht. Deshalb wandte ich mich von der aka-demischen Musik ab und den Straßensän-gern zu, den Rinnsteinpoeten, den fahren-den Gesellen. Wie gesagt, diese Angst vor dem Mystischen,Irrationalen ist auf Grund unserer Ge-schichte sehr verständlich, aber wir solltenuns von ihr nicht in Geiselhaft nehmen las-sen. Denn Kunst ist erstmal eben nicht ra-tional. Der Poesie gelingt es ja nur deshalb,die Ratio auszutricksen und unseren Geistmit Symbolen und Bildern zu bereichern,weil sie uns in unseren unausgeloteten Tie-fen anspricht, weil sie verzaubert und ver-geistigt.

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»Ob Priester oder Propheten, Diktatoren

oder Volkstribunen, wer auch immer die

endgültige Wahrheit gefunden zu haben beansprucht,

ist ein machtbesessener Lügner«

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nicht droht und nicht straft, niemanden indie ewige Verdammnis verbannt, sondernversteht und versöhnt und alles vergibt. Ja,der gar nicht vergeben muss, weil er nie je-manden beschuldigt hat. Dieser Gott ist meinGott, unerforscht und unverstehbar, nicht zufassen, nicht zu greifen, aber zu erahnen undzu spüren in den Momenten tiefsten Schmer-zes und großer Freude, immer in mir undvoller Güte.Das kann es nicht sein, von dem sich dieSpiri-Phoben bedroht fühlen.Also sind es wohl die Religionen und ihreKirchen, die Gurus und Verführer, vor de-nen sie zu Recht Angst haben. Also solltenwir dafür sorgen, wo immer es möglich ist,klarzustellen, dass wir ebenso die Schnauzevoll haben von falschen Versprechungen derKirchen, Vertröstungen auf spätere Him-melreiche, die doch allzu oft den Zweck ha-ben, dass wir nicht aufmucken, wenn wir zusehr ausgebeutet werden. Wir sollten unse-ren Verstand und unsere Lebenserfahrungbenutzen, um die falschen spirituellen Ver-sprechungen und Drohungen zu entlarven,und diesen Propheten untersagen, so zu tun,als wüssten sie mehr über Gott als andere.

Ja, genau!!! Das bringt so viele Themen in mirzum Klingen, dass ich erstmal gar nicht weiß,wo ich da anknüpfen soll mit meiner nächstenFrage. Ich pick mir jetzt erstmal nur dieses ty-

pische deutsche Thema raus: die deutsche Sehn-sucht, Romantik und Metaphysik, an die ebenauch die menschenverachtende Nazi-Philoso-phie angeknüpft hat, was für die Mehrheit derDeutschen nach 1945 zu einem Rückzug ins Pro-fane führte. Alles Andersweltliche wurde nun vonihnen als sinnloses Geschwurbel oder Küchen -esoterik verachtet oder der Nähe zur braunenSoße verdächtigt. Mir hilft hierbei die Unterscheidung zwischenMystik und Mystizismus. Mystik als echte, tiefeErfahrung des Grenzenlosen, der es niemals mög-lich ist, einen anderen Menschen als wenigerwert oder gar als Untermenschen zu bezeichnen;sogar Tiere und die ganze Natur werden vonsolcher mystischen Erfahrung umarmt und dar-in aufgenommen. Es gibt aber auch sowas wieMystifizierung (von lat. mystica facere), das »mys -tisch Machen« von etwas. Das fügt dem Wahr-genommenen eine Absicht hinzu, meist eineAbsicht der Vernebelung oder Verdrehung, oderauch, für die Realitätsflüchtigen, eine Art Weich-zeichner über dem Wahrgenommenen. Das ver-fälscht. Während echte Mys tik doch eher das Ge-genteil davon ist: unverfälschte Wahrnehmung.Weil die mystische Erfahrung der Wirklichkeiteine außerbegriffliche ist, eine Wahrnehmung,bevor noch irgendein Begriff das Wahrgenom-mene deutet oder einkastelt. Mystik ist urig, echt,tief und für keine Absicht benutzbar. Sie ist »Oh-ne Warum«, wie du in deiner neuen CD so schönsagst.

Dieses »Ohne Warum« begleitet mich schonlange. Ich hab es entdeckt als Jugendlicherin einem Gedicht des Barock-Dichters An-gelus Silesius: Die Rose ist ohne Warum. Sie blühet, weil sie blühet. Sie achtet nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie siehet.Erst viele Jahre später habe ich erfahren,dass es auf Meister Eckhart zurückgeht. Viel-leicht inspirierte es mich ja auch schon da-mals zu einem meiner ersten Lieder, das ichmit gut zwanzig Jahren schrieb: Ich singe, weil ich ein Lied hab, Nicht weil es euch gefällt …Nun, fast 50 Jahre später, schließt sich derKreis mit »sunder warumbe«:Ohne Berechnung, vielleicht ohne Sinn,ohne Verdienst und ohne Gewinnwie all die Klänge um uns herum:Sunder warumbe – ohne warumUnsere narzisstische Gesellschaft ist zwang-haft davon besessen, alles verwerten zu müs-sen. Dieser Versuch, aus allem einen mate-riellen Nutzen zu ziehen, raubt uns die Chan-ce, uns am Nutzlosen zu erfreuen und die»Nützlichkeit des Unnützen« zu entdecken,wie das Nuccio Ordine in seinem lesens-werten Buch so treffend erläutert. Denn ineiner Welt, die sich ausschließlich durch fi-nanziellen Mehrwert definiert, ist jedes Wis-sen unnütz, dessen »wesentlicher Wert voll-kommen losgelöst ist von jeder Zweckbe-stimmtheit« (Ordine).Sänger, die singen, weil sie ein Lied haben,sind in einer Gesellschaft der Hit-Manu -fak turen rar geworden. Bei den meisten jun-gen Sängern scheint der Wunsch berühmt zuwerden der größere Antrieb zu sein, als einLied in sich zu haben, das in die Herzen derMenschen will.Umso stolzer war ich, als ich erfuhr, dassCynthia Nickschas, eine junge Künstlerinmeines Labels »Sturm und Klang«, freund-lich, aber bestimmt, eine Einladung zu Die-ter Bohlens DSDS-Show abgelehnt hat unddabei verschmitzt auf ihren Song »Niveau«verwies, das könne er sich doch mal anhören.Diese großartige Liedermacherin singt auchauf meiner neuen CD bei einigen Liedernmit und wird auf meiner neuen Tour als Mu-sikerin und Sängerin mit dabei sein.

»Religiös sein, spirituell sein, mystisch sein, das heißt auch

zu zweifeln, unsicher zu sein und sich durch die dunkle

Nacht der Seele zu quälen«

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KONSTANTIN WECKER, geb.1947 in München, ist verhei-ratet und Vater zweierSöhne. Er komponiert undsingt seine selbst getexte-ten Lieder über Liebe, denMenschen und die Welt undist dabei ein scharferGesellschaftskritiker und

unerschütterlicher Pazifist. www.wecker.de

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L Ich habe wiederholt gesagt, dass die Idee eines personengebundenen Gottes meiner Meinung nach eine kindische ist. Sie können mich als Agnostiker bezeichnen. Aber ich teile nicht denkämpferischen Geist des Atheismus. (…) Ich bevorzuge eine demütige Haltung entsprechend der Schwäche unserer intellektuellen Erkenntnis der Natur und unseres eigenen Daseins

Albert Einstein