Spirit of the West

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www.spiritofthewestmagazine.com Wyoming Heart Six Ranch – Steiler Ausritt im Gebirge Texas Farbenpracht mit deutscher Herkunft Idaho Mehr als nur Kartoffelpuffer Colorado Champagne Powder ® und Westernflair Travel Lifestyle Business 04/2012 ISSN 1940–5898 D 4,50 A 4,50 L 5,20 E 6,80 I 6,30 CHF 6,50 USA $6.50

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Spirit of the West Magazine. 2012

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WyomingHeart Six Ranch – Steiler Ausritt im Gebirge

TexasFarbenpracht mit deutscher Herkunft

IdahoMehr als nur Kartoffelpuffer

ColoradoChampagne Powder® und Westernflair

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04/2012 ISSN 1940–5898 D 4,50 A 4,50 L 5,20 E 6,80 I 6,30 CHF 6,50 USA $6.50

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Hier beginnt Ihre Reise.

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Die Heart Six ‚all-inklusive’ Gästeranch verfügt über 27 Blockhütten in unterschiedlicher Grösse und Ausstattung. 5-Sterne Küche, fantastische Ausblicke auf das Grand Teton Gebirge und nur

50 km vom Yellowstone Nationalpark entfernt.

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REAL WEST Begins.

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,Theoretisch sollte ich diese Ausgabe als Jubläumsausgabe nominieren. Es ist das erste Mal, dass Spirit of the West Magazine eine Ausgabe 04 publiziert. Darauf sind wir stolz und ich bedanke mich hiermit persönlich ganz herzlich bei Ihnen liebe Leser und Leserinnen und natürlich auch bei unseren Anzeigenpartnern; ohne Sie gäbe es kein Magazin. Als Herausgeberin werde ich dafür sorgen, Ihnen auch in Zukunft den wilden Westen so nahe wie möglich zu bringen.

Am besten beginnen wir gleich mit einem Aufenthalt auf der Heart Six Ranch in Wyoming. Die Dude Ranch begeistert mit anspruchsvollen Ausritten und einem nicht zu überbietenden Ausblick auf die schroffen Klippen der Grand Tetons.

Colorado ist ja immer noch die Skifahrer Hochburg und so haben wir uns in Steamboat Springs, eins der grössten Skigebiete Nordamerikas, auf die Piste gewagt.

Ein Ausflug nach Fredericksburg zeigt die Vielfalt und extremen Unterschiede auf, die Texas zu bieten hat. Die von einem deutschen Adligen gegründete Stadt offenbart Eindrücke, die man in Texas nicht unbedingt erwarten würde.

In New Mexico haben wir einen Vulkan aufgespürt, das Naturschutzgebiet Valles Caldera, das inmitten der Gebirgskette der Jemez Mountains liegt und in dem jedes Jahr ein Hirsch-Festival statt findet.

Eins der beliebtesten Reiseziele in Arizona liegt im kühlen Norden - Flagstaff. Der kleine Ort an der Route 66 protzt mit einigen tollen Sehenswürdigkeiten, u.a. natürlich dem Grand Canyon.

Wir haben noch viel mehr, schauen Sie einfach rein. Und wenn Sie online sind, freuen wir uns über Ihren Besuch und Kommentare auf unserer Facebook Seite www.facebook.com/SpiritoftheWestMagazine

Viel Spass beim Lesen

Herzlichst Ihre

Sonja StimmerSpirit of the West 5

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Arizona – FlagstaffDas Städtchen an der Route 66 protzt mit einigen aussergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten

South Dakota – PierreSouth Dakota’s Hauptstadt am Missouri – von Hektik keine Spur

Texas – Fredericksburg Mitten im schönen Hill Country vermischt sich deutsche Vergangenheit mit texanischer Gastfreundschaft

Idaho – Mehr als nur Kartoffelpuffer Das Juwel in den Rocky Mountains hat mehr zu bieten als nur Kartoffeln

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Titelbild: Jackson Hole Chamber of CommercePhoto: Brandon Hull/Idaho Tourism

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Photos: Heart 6 Ranch; Steamboat Springs; Nevada TourismSpirit of the West 7

Rudi KronsteinerErster NRHA „Million Dollar“ Reiter in EuropaEin Österreicher macht europäische Reininggeschichte

Wyoming – Heart Six Ranch Eingebettet in eine der schönsten Gegenden des Landes, den Grand Tetons von Wyoming, bietet die Ranch atemberaubende Ausblicke und anspruchsvolle Ausritte hoch zu Ross

Colorado – Champagne Powder in Steamboat Springs Das rustikale Ski Resort in Colorados Rocky Mountains ist eines der grössten Skigebiete Nordamerikas und die Geburtsstätte von „Champagne Powder”

New Mexico – Valles CalderaEinzigartige Landschaften und eine aussergewöhnliche Pflanzenwelt verzaubern die Besucher dieses Vulkangebietes

Nevada – Red Rock Canyon Nur eine halbe Stunde ausserhalb Las Vegas, liegt das Naturschutzgebiet der roten Felsen.

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5 Editorial 8 Open Trail 36 Country Music 66 Impressum

Wild West Rubriken

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News

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Hakkasan Las Vegas, Nevada

Der neue Veranstaltungsort im MGM Grand Hotel & Casino wird das bisherige Studio 54 ersetzen und ist Teil des Resorts “Grand Renovation”, eine 360-Grad-Renovierung bei der die Gästezimmer, das Casino sowie die Restaurants und Bars des Hotels verschönert und erneuert werden. Der Umbau wird die bisherige Fläche um einiges vergrössern sowie einen Innen- und Aussenraum kreieren, der einmalige Aussichten auf den berühmten Las Vegas Strip bietet. Hakkasan Las Vegas wird bis dato der bedeutendste Veranstaltungsort des Unternehmens sein, da sie zum ersten Mal die Komponente eines extravaganten Nachtclubs in ihr Konzept integrieren. Zusammen, Restaurant und Nachtclub, sollen sie die Verkörperung von Eleganz, Glamour, Weltklasse-Küche und erstklassigem Service darstellen, und alles in einer sexy und eleganten Umgebung. Eröffnung ist geplant für Frühjahr 2013. MGM Grand Hotel & Casino, 3799 Las Vegas Boulevard South, Las Vegas, NV 89109 * Tel: 702-891-7777www.mgmgrand.com

Grand Canyon Skywalk, Arizona

Seit seiner Errichtung im Jahre 2007 erntet der Grand Canyon Skywalk ständig Auszeichnungen. Jetzt hat die englische Daily Mirror die Attraktion als einen der besten Skywalks der Welt erkoren. Mitglieder von www.virtualtourist.com, eine der führenden Reisewebseiten, wählten die Top Skywalks. Grand Canyon Skywalk befindet sich am Grand Canyon West und ist der einzige Skywalk, auf dessen hufeisenförmiger Glas-Plattform Besucher ca. 1200m oberhalb des Colorado Flusses entlang spazieren können. Mehr Info unter www.hualapaitourism.com * Tel: 928-769-2636

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The Hyatt Place Austin, Texas

Die Eröffnung des neuen Hyatt Place Hotels in Downtown Austin im Frühjahr 2013 wird mit grosser Anspannung erwartet. Die Zimmer des neuen Hotels, dass sich in unmittelbarer Nähe des Austin Messezentrums, des 6th Street Vergnügungsviertels, der Universität von Texas und einer Vielzahl von Restaurants befindet, verfügen über geräumige, moderne Möbel, einschliesslich der komfortablen Hyatt Grand Betten; einem bequemen, überdimensionalen Schlafsofa, Medienecke, Arbeitsplatz sowie einem 42-Zoll Flachbild TV. Kostenloser Internetzugang sowie ein ebenfalls kostenloses Frühstück runden das Angebot ab. Auch Mittag- und Abendessen wird rund um die Uhr angeboten. Das Hotel bietet ausserdem ein Café, dass ausser Backwaren auch Starbucks Kaffee serviert; eine Bar sowie ein Fitness Center. Mehr Info unter Hyatt Place Austin Downtown, 211 East 3rd Street, Austin, TX 78701 * Tel: 512-476-4440 * www.hyattplaceaustin.com

The Pub, Las Vegas, Nevada

Nicht nur in Texas protzt man mit Übergrössen; nun hat auch Nevada die abenteuerlichen Steak- und Burgerwettbewerbe entdeckt. Mehr als 100 Menschen haben versucht die 8-Pfund Burger-Herausforderung im Pub des Monte Carlo Hotels zu bezwingen; zwei haben es bisher erst geschafft. Der Burger besteht aus vier Pfund Fleisch, 10 Scheiben Käse, Tomaten, Salat, Jalapenos, karamellisierten Zwiebeln und der Geheimsauce des Pubs – das alles wird in ein einpfündiges ‚Brötchen’ gepackt. Die Herausforderung besteht darin, dass die Gäste den $29 Burger, zusammen mit 2 Liter Rootbier, in höchstens 30 Minuten verspeisen. Wer das schafft, der kann ein Leben lang davon prahlen, bekommt ein kostenloses T-Shirt vom Pub und, natürlich, den Burger umsonst. Mehr Info unter Monte Carlo Hotel & Casino, 3770 Las Vegas Blvd. South, Las Vegas, NV 89109. Tel: 702-730-7777 www.montecarlo.com

Non-stop nach Colorado Springs

Seit ein paar Monaten bietet Frontier Airlines Nonstop-Flüge von Phoenix, Arizona und Los Angeles, Californien nach Colorado Springs, Colorado. Somit kann man eine 2-stündige Autofahrt von Denver nach Colorado Springs einsparen. Frontier Airlines bietet pro Tag einen Flug, jeweils am Morgen in beide Richtungen. Nicht nur Geschäfts-und Urlaubsreisende werden davon profitieren sondern auch die gesamte Pikes Peak Gegend, die eine der begehrtesten Regionen in Colorado ist. Mehr Info unter www.frontierairlines.com

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Galveston Island, Texas - Historisches Pleasure Pier wieder eröffnet

Jahrzehnte lang diente das historische Pleasure Pier als Touristenattraktion für Galveston’s Seawall Boulevard und den kilometerlangen Stränden. Ursprünglich in den späten 1940er Jahren als Freizeiteinrichtung für das Militär gebaut, wurde das Pier nach dem Zweiten Weltkrieg Eigentum der Stadt und umbenannt in Pleasure Pier. Lange Jahre galt das Pier als idealer Vergnügungsort für Familien, bis 1961 Hurrikan Carla es beschädigte. Im Jahre 1965 eröffnete das Flagship Hotel auf dem Gelände, das wiederum schwer von Hurrikan Ike im Jahre 2008 beschädigt wurde. Eine Multi-Millionen Dollar Renovierung bringt den Glanz der Vergangenheit zurück und seit Sommer ist der Vergnügungspark in vollem Gange, mit 16 verschiedenen Karussellen, einem Restaurant, Spielhallen, Shopping und live Unterhaltung. Alle Fahrten beginnen 30 Meter über den Wellen, und manche gehen viel höher hinauf, wie der Texas Star Flyer, die höchste Schaukel von Texas, bei der man 230 Meter über dem Meer mit einem atemberaubenden Blick auf den Golf von Mexiko belohnt wird. Mehr Info unter www.pleasurepier.com * Tel: 855-789-7437

City Creek Center, Salt Lake City, Utah

Mitten in Downtown Salt Lake City befindet sich das neue City Creek Shopping Center. Dieses einzigartige Shopping-Erlebnis bietet nicht nur namhafte Kaufhäuser wie Nordstrom und Macy’s sondern besticht auch durch umweltfreundliche Gestaltung. City Creek ist das erste Einkaufszentrum mit einem ausfahrbarem Dach.

Die Skybridge, eine Fussgängerbrücke, die sich 42m ohne Säulen oder Stützen über die Main Street spannt, verbindet die Geschäfte in den verschiedenen Gebäuden. Die Glaswände der Brücke sind mit künstlerischem Blattmuster im 3D-Look versehen. Die legendäre 320 Meter lange Nachbildung des historischen City Creeks fliesst durch das Einkaufszentrum; ein Andenken an die südliche Gabelung des Baches, der einst durch die Innenstadt floss und die ursprüngliche Wasserquelle für die ersten Bauern war. Zwei 50m hohe Wasserfälle fliessen in sanften Kaskaden über natürliche Sandsteinfelsen aus Utah. Das Einkaufszentrum verfügt über mehrere Brunnen, darunter drei von WET Design, den Gestaltern der bekannten Bellagio Fontänen in Las Vegas: Flutter verzaubert mit tänzelndem Feuer in goldenen, zu Glocken geformten Blättern, was zu einer Verschmelzung von Pyrotechnik und Natur wird; Transcend erfreut

und unterhält mit einer musikalisch choreografierten Schau von Feuer und Wasser, bei der Wasserstrahlen in verspielten Mustern nach oben gespuckt werden, und Engage lädt Kinder ein, bei den Animationen des Springbrunnens mitzumachen.Beheizte Gehwege machen das shopping auch im Winter so angenehm wie möglich. Ca. 90 Modegeschäfte und Restaurants bietet das neue City Creek Center, darunter so erstklassige Namen wie Tiffany & Co., Michael Kors, Coach und Porsche Design. City Creek Center, 50 South Main Street, Salt Lake City, UT 84101 * Tel: 801-238-5320 www.shopcitycreekcenter.com

Photo: Landry’s Inc.

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The LINQ, Las Vegas, Nevada

The LINQ, ein neuer, $550 Mio. Dollar Komplex mit Einzelhandel, Restaurants und Vergnügungsviertel inmitten des Las Vegas Strip, wird alles andere in der Stadt in den Schatten stellen! Im Besitz und vertrieben von der Caesars Entertainment Corporation, wird die neue Attraktion wie eine Stadt in der Stadt kreiert, um so das Zentrum neu zu beleben und neu zu definieren. Auf der 20.000 qm grossen Fläche des LINQ, direkt gegenüber des Caesars Palace Hotels, entstehen neue Restaurants, Geschäfte, Bars und Unterhaltungsmöglichkeiten. Der vielfältige Branchenmix ist besonders auf den Kundenkreis der 21-45-jährigen zugeschnitten, deren Marktanteil schätzungsweise 52 Prozent der Besucher bis 2015 in Las Vegas ausmachen wird. Die grösste Attraktion des neuen

Vergnügungsviertels wird jedoch Las Vegas High Roller sein – das welthöchste Riesenrad mit ca. 185m Höhe und 28 Kabinen, die als transparente Kugeln entwickelt wurden. Jede dieser Kabinen fasst 40 Personen. Ein Fussweg wird die verschiedenen Attraktionen, vom Harrah’s Hotel zum Quad Resort & Casino (ehemals Imperial Palace Hotel) bis hin zum LINQ, verbinden. Ein weiterer Fussweg verbindet das LINQ mit dem Flamingo Las Vegas Hotel. Die Renovierungsarbeiten für The LINQ werden ausserdem eine komplette Umgestaltung der Fassade, Casino und Hotelempfang des ehemaligen Imperial Palace Hotels beinhalten. Las Vegas wird sich mal wieder selbst übertreffen und, wie schon so oft, erneuern. Fertigstellung und Eröffnung ist für Ende 2013 geplant. Mehr Info unter www.thelinq.com * www.caesars.com/thelinq

Weihnachtszauber in Grapevine, Texas

Mit 1400 Weihnachts-Veranstaltungen gibt es wohl keinen besseren Ort, als sich im Dezember in der Weihnachts-Hauptstadt von Texas aufzuhalten. Millionen funkelnder Lichter, riesige Dekorationen, Animationen, und vieles mehr. Weihnachts-Shopping steht natürlich an erster Stelle. Die historische Innenstadt von Grapevine, das zwischen Dallas und Ft. Worth liegt, ist der richtige Ort, ausgefallene und spezielle Geschenke zu finden – von Kleidung über hochwertigen Schmuck bis hin zu ausgefallenen Weinen, wird hier alles geboten. Oder, machen Sie eine Fahrt mit dem Nordpol Express. Diese ca. 1-stündige Fahrt in einem historischen Zug ist sicherlich ein Erlebnis – mit Nikolaus an Board geht es durch ein Christbaum-Labyrinth. Tickets dafür $18. Wie wär’s mit einem Besuch auf der Great Wolf Lodge? Dort finden Sie ein lebensgrosses Lebkuchenhaus, die Werkstatt des Weihnachtsmanns, Spielzeug-Herstellung, den Polar Wolf Walk, und vieles mehr. Lichtershows, Theateraufführungen, Musicals, Konzerte, Paraden, Eisskulpturen, etc. es mangelt an nichts. Mehr Info unter Grapevine Convention & Visitors Bureau, 636 S. Main Street, Grapevine, TX 76051Tel: 817-410-3185 * www.grapevinetexasusa.com

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Tim McGraw & Faith Hill @ The Venetian, Las Vegas, Nevada

Country Music’s heissestes Ehepaar, Tim McGraw und Faith Hill, bringen ihre Soul2Soul Tour nach Las Vegas @ The Venetian. Dieses limitierte Engagement der beiden Country Musik Stars, das im intimen Rahmen des venezianischen Theaters mit nur 1815 Plätzen statt findet, wird am 7. Dezember eröffnet und umfasst 10 Wochenenden, bis 27. April 2013. Mehr Info dazu finden Sie in unseren Country Musik Seiten, weiter hinten im Heft. The Venetian Resort Hotel Casino, 3355 Las Vegas Blvd. South, Las Vegas, NV 89109. Tickets: 702-414-9000 * www.venetian.com

Arabhorse Farm Tour, Scottsdale, Arizona

Auch in die diesem Jahr findet die Arab Horse Farm Tour von Arabhorse.com statt. Im sonnigen Scottsdale öffnen einige der bekanntesten Reitställe für Araber Pferde ihre Türen für die Öffentlichkeit. Hier befindet sich ein Grossteil der renommiertesten Ranches und Trainingseinrichtungen für Araber Pferde. Pferdekäufer aus der ganzen Welt reisen hierher um sich zu informieren, trainieren und kaufen. Besucher sind eingeladen, sich an diesem langen Wochenende Ende Dezember, umzuschauen. Alle Veranstaltungen sind kostenlos. Bitte beachten Sie, dass alle Touren im Freien und auf sogenannten ‚working ranches’ statt finden. Angemessene Kleidung ist am besten Jeans und geschlossene Schuhe. Für die Vorführungen gibt es begrenzte Sitzgelegenheiten. 29. bis 31. Dezember 2012. Info: Catherine McKenna * Tel: 480-471-1715 * [email protected] www.arabhorse.com

Clint Black Konzert in Scottsdale, Arizona

Einer der besten und bekanntesten Künstler der Country Musik Szene kommt nach Scottsdale. Clint Black hat viele Talente – Sänger, Musiker, Autor. Er ist einer der erfolgreichsten Künstler, die seit Jahrzehnten in der Musikindustrie Stand halten. Bis heute hat Clint Black über 100 Lieder geschrieben, aufgenommen und veröffentlicht; ein absoluter Höhepunkt in jeder Künstlerkarriere. Aussserdem verkaufte er mehr als 20 Millionen Alben weltweit. Am 17. Januar 2013 tritt Clint Black im Virginia Piper Theater in Scottsdale, AZ auf. Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr; Tickets gibt’s ab $49. Virginia G. Piper Theater @ Scottsdale Center for the Performing Arts, 7380 E. Second Street, Scottsdale, AZ 85251Tel: 480-499-8587 * www.ScottsdalePerformingArts.org Ph

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Events

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Native Trails, Scottsdale, Arizona

Jedes Jahr ein Magnet für Besucher aus der ganzen Welt. Auch in diesem Winter finden die Native Trails Vorführungen statt. Besucher haben die Möglichkeit Aufführungen indianischer Ureinwohner von Arizona aus nächster Nähe zu erleben. Native Trails, präsentiert von der Fort McDowell Yavapai Nation und produziert vom Scottsdale Center for the Performing Arts, ist eine drei-monatige Serie von Gratis Veranstaltungen, bei denen die verschiedenen Indianerstämme, die im Südwesten der USA leben, vorgestellt und gefeiert werden. Die Darsteller entführen auf eine Reise von Musik und Tanz und lehren den Zuschauern die einzigartigen und verschiedenen Weisen wie Indianer Leben zelebrieren. Unter Anwendung ihrer Kultur, Keramik, Textilien, Gemälde, Kleidung, Nahrung, Instrumente, Lieder und Tänze werden die Zuschauer nicht nur unterhalten sondern lernen auch einiges über die Traditionen der Indianer. Die teilnehmenden Stämme kommen u.a. von den Hopi, Tohono O’odham,

Yavapai, Apache und Diné (Navajo). Vertreter dieser Stämme bieten während der Veranstaltungen ihre typischen Kunsthandwerke an. Jede Vorstellung endet mit der Teilnahme der Besucher an einem Rundtanz. Verkauftsstände, an denen lokale Händler ihre frischen und verpackten Waren anbieten, sind auch vorhanden.Native Trails findet vom 17. Januar – 6. April 2013, Donnerstags und Samstags von 12.00 Uhr – 13.00 Uhr in der Scottsdale Civic Center Mall in Downtown Scottsdale statt. Mehr Info unter www.scottsdalecvb.com oder Tel. 480-421-1004

National Cowboy Poetry Gathering heisst italienische Cowboys willkommen, Elko, Nevada

Das grösste Fest der Nation, das jedes Jahr den amerikanischen Westen, seine Menschen, Kultur und Traditionen feiert, hat eine lange Tradition Besucher und Cowboys aus der ganzen Welt einzuladen. Ehemalige Teilnehmer kamen aus der Mongolei, Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Frankreich, Ungarn, Australien und Grossbritannien. Dieses Mal werden die ‚butteri’, Cowboys aus der italienischen Maremma Region, willkommen geheissen. Die ‚butteri’ haben ihre eigene, einzigartige Poesie, Musik, Ausrüstung und traditionelle Techniken, die aber immer noch viel gemeinsam haben mit ihren Kollegen im amerikanischen Westen. Sieben italienische Gäste werden die Traditionen der ‚butteri’ mit den amerikanischen Cowboys und Besuchern teilen. Ausser Musik und Poesie wird es auch Koch-workshops und Vorführungen geben. Dieser kulturelle Austausch ist Teil der laufenden Bemühungen des Western Folklife Centers, um das Verständnis zwischen den Farmern und Ranchern weltweit zu fördern. Die Veranstaltung findet vom 28. Januar bis 2. Februar 2013 statt. Western Folklife Center, 501 Railroad Street, Elko, NV 89801 * Tel: 775-738-7508www.westernfolklife.org

Photo: Scottsdale CVB

Photo: Natalia Estrada

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Taos Winter Wine Festival, New Mexico

Das jährlich statt findende Winter Wine Festival bietet Seminare, Weinproben sowie aussergewöhnliche Wein- und Speiseveranstaltungen in Taos und Taos Ski Valley an. Das Grand Tasting ist der Höhepunkt, mit über 150 Weinen von 30 verschiedenen Weinanbauern. Die feinsten Restaurants der Gegend bieten kulinarische Köstlichkeiten und Proben ihres Könnens. Das Reserve Tasting stellt aussergewöhnliche Weine in einem eleganten Rahmen vor. Dazu gibt es kleine Vorspeisen von den lokalen Restaurants. Vom 30. Januar bis 2. Februar 2013. Mehr Info unter www.taoswinterwinefest.com oder Tel: 505-946-8506

Parada Del Sol Parade, Scottsdale, Arizona

Parada Del Sol ist berühmt dafür, die längste Parade mit Pferdegespanne zu sein. Jung und alt versammeln sich am Strassenrand entlang Scottsdale Road, um die Postkutschen, offenen Kutschen, Wagen, Buggies und Cowboys und Cowgirls in authentischer Westernkleidung vorbeireiten zu sehen. In diesem Jahr findet die Parade zum 60. Mal statt. Nach der Parade gibt es die jährlich statt findende Party, Trail’s End. Diese riesige Blockparty in Old Town Scottsdale, zwischen 1st Avenue, Brown Road und Scottsdale Road, ist für jede Altersstufe zugänglich und bietet für Kinder eine Spielecke mit Pony Ritte und Spielen; für die Erwachsenen gibt es verschiedene Verkaufsstände mit Essen, Trinken und Alkohol sowie Restaurants und Bars. Podium Live Musik gibt’s auf der 1st Avenue mit einigen der besten lokalen Künstlern. Und rundherum sind Hunderte von Galerien und Geschäften mit Westernkleidung, Kunst, Souvenirs, etc., die zum shopping einladen. Parada Del Sol findet am 9. Februar 2013 um 10.00 Uhr statt – Start ist bei Scottsdale Road/Oak Street und geht nördlich auf Scottsdale Road bis Indian School Street. Mehr Info unter www.paradadelsol.us * Tel: 480-990-3179

Photo: Scottsdale CVB

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Weltklasse Golfturnier - PGA Tour, Tucson, Arizona

Die PGA Tour kehrt mit den World Golf Championships zurück nach Marana (Tucscon), Arizona. Diese Veranstaltung, die erste in einer Serie von vier Golf Weltmeisterschaftsturnieren, findet seit 2007 in Tucson und seit 2009 im Ritz-Carlton Golf Club, Dove Mountain, statt. Bei diesem Turnier, vom 18. bis 23. Februar 2013, werden die 64 weltbesten Golfspieler vertreten sein. Mehr Info unter www.worldgolfchampionships.com/tournaments/r470/tickets/index.html The Ritz-Carlton Dove Mountain, 15000 North Secret Springs Drive, Marana, AZ 85658 * Tel: 520-572-3000 * www.ritzcarlton.com

ITB Urlaubsmesse, Berlin

Falls Sie sich über Ihr nächstes Urlaubsziel informieren möchten oder neue Anregungen brauchen, schauen Sie einfach auf der ITB in Berlin vorbei. ITB öffnet ihre Pforten für das Publikum am 9. und 10. März 2013, jeweils von 10.00 Uhr – 18.00 Uhr. Auf dieser grössten und wichtigsten Reisemesse präsentiert sich die gesamte Vielfalt des Reisens: Länder, Zielgebiete, Veranstalter, Buchungssysteme, Verkehrsträger, Hotels und alle anderen, die ihren Kunden die schönsten Wochen des Jahres noch angenehmer machen möchten. Eine wunderbare Gelegenheit, in wenigen Stunden die ganze Welt zu entdecken. Wie jedes Jahr, wird auch auf der ITB 2013 Spirit of the West Magazine verteilt werden. ITB Berlin findet vom 6. bis 10. März 2013 statt (die ersten Tage sind für Fachbesucher reserviert). Info unter www.itb-berlin.com

EQUITANA 2013 – Weltmesse des Pferdesports, Essen

Seit 40 Jahren setzt die EQUITANA Massstäbe und gibt Impulse für die gesamte Reitsportbranche. Alle zwei Jahre macht sie das Essener Messegelände für neun Tage zum Mittelpunkt der Pferdewelt. Mittlerweile lockt die EQUITANA mehr als 200.000 Besucher aus aller Welt nach Essen. Mit 850 Ausstellern, 700 Stunden Programm

und mehr als 1.000 Pferden ist sie die Nummer 1 unter den Pferdemessen. EQUITANA war immer schon eine einmalige Möglichkeit, die ganz Grossen des internationalen Reitsports zu treffen - Olympiasieger, Weltmeister, Bundestrainer oder Horsemanship-Experten, alle sind vertreten. EQUITANA vereint gekonnt Sport und Show, das ist ihr Erfolgsrezept. Zwar kann man auf der Messe vom Pferdefutter über Pflegemittel und Reitbekleidung bis hin zu Pferdetransportern oder ganzen Stallbauten alles kaufen; schliesslich präsentiert die EQUITANA das weltweit grösste Fachangebot für Reiter und Pferdehalter. Die Messe bietet aber nicht nur die Gelegenheit zum shopping, sondern vor allem auch zum Staunen – ein aussergewöhnliches Angebot an Dressur-, Spring und Vielseitigkeitsprüfungen, Cups

für Westernreiter oder Präsentationen verschiedenster Pferderassen. Ein absolutes Muss für Pferde- und Westernfreunde. EQUITANA findet vom 16. bis 24. März 2013 in Essen statt. Der Vorverkauf ist bereits in vollem Gange. Wie schon bei der EQUITANA Open Air wird auch bei der EQUITANA Spirit of the West Magazine dort verteilt werden. Messegelände Essen, Norbertstrasse, 45131 Essen * Tel: 0211-90191-201 www.equitana.com

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Text: Sonja Stimmer

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Wer an Sommer in Arizona denkt, dem kommen oft Gedanken wie 45C am Tage, 35C nachts, was so manche Tagestemperatur in anderen Staaten übertrifft, heisser Wüstenwind und Staubwolken. Es gibt jedoch

weitaus mehr in dem Staat als Hitze, Wüste und Kakteen. Diejenigen, die vom Süden Arizona’s anreisen, werden nach einer 2-stündigen Autofahrt mit blühenden Blumen, saftigen grünen Wiesen und angenehmen Temperaturen empfangen. Im Winter hingegen gibt es viel Schnee und Spass auf den Pisten. Eingebettet zwischen Grand Canyon und Route 66 liegt Arizona’s beliebtestes Ausflugsziel – Flagstaff.

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Flagstaff liegt auf einer Höhe von ca. 2000m. Die Höhenlage und eine niedrige Luftfeuchtigkeit sorgen für klare Luft, trockenes Klima und relativ angenehme Temperaturen das ganze Jahr über. Mit seinen vier Jahreszeiten ist es ein idealer Freizeitort für sämtliche Aktivitäten und Sportarten. Natürlich schadet es nicht, dass die Stadt von einigen der schönsten und legendärsten Attraktionen des Landes umgeben ist. Flagstaff verdient jedoch mehr als nur der Durchgangsort zum Grand Canyon zu sein. Es lohnt sich, hier ein paar Tage zu verbringen; den Charme der historischen Innenstadt und die Wild West Vergangenheit der Pionier-Rancher, Eisenbahnbauer und Holzfäller zu erkunden.

Flagstaff bekam seinen Namen auf sehr unspektakuläre Weise. Kurz nachdem Arizona 1848 in die USA eingegliedert wurde, begann der US-Kongress, neue Gebiete zu erkunden und Ressourcen zu finden. Zwischen 1857 und 1860 wurde Leutnant Edward Beale beauftragt, eine Strasse durch Nordarizona zu bauen. Seine wöchentlichen Berichte waren voll mit Enthusiasmus über die Reichhaltigkeit an Wiesen, Wasser und Holz. Sobald die Beale Strasse fertig war, wurde sie sehr häufig von Einwanderern nach Californien benutzt. Die Reisenden erkannten zwar die natürlichen Schätze der Gegend, aber die Abgeschiedenheit bedeutet auch, dass es keine nahe gelegenen Märkte für landwirtschaftliche Produkte, Fleisch oder Holz gab sowie keine Möglichkeit, Waren in entferntere Gegenden zu verschicken.

Eine dieser Auswanderergruppen kam 1876 von Boston. Ursprünglich planten sie, sich am Little Colorado River in der Nähe von Winslow niederzulassen. Sie fanden das Gebiet bereits besiedelt vor und entschieden sich, nach Californien weiter zu ziehen. Am 4. Juli 1876 schlug die Gruppe ihr Lager an einem kleinen Fluss, unterhalb der eindrucksvollen Gebirgsgipfel der San Francisco Peaks auf. Zu Ehren des 100. Jahrestages der Nation, entfernten sie alle Zweige und die Rinde einer Kiefer und zogen die amerikanische Flagge auf. Als sie weiterzogen, wurde dieser ‚flagstaff’, der Fahnenmast, ein Wahrzeichen für all diejenigen, die folgten. Und Flagstaff hatte seinen Namen.

Die Tage der Isolation waren gezählt, als 1880 die Atlantic und Pacific Eisenbahngesellschaften anfingen, ihre Gleise von Albuquerque nach Californien zu legen. Am 1. August 1882 erreichte die Eisenbahn Flagstaff und die meisten der Arbeiter zogen weiter; mit ihnen auch einige Anwohner der Siedlung. Ein paar blieben jedoch zurück, in der Hoffnung, dass die Gegend floriert. Das machte sich bezahlt, denn bereits im Winter 1882 hatte sich Flagstaff zu einem fest etablierten Ort entwickelt, mit einer Eisenbahn, Vieh- und Holzindustrie sowie Händler, Cafés, Hotels und Saloons für die Schafhirte, Cowboys, Holzfäller und Bahnreisenden.

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Als die Eisenbahngesellschaft 1883 beschloss, ihr Depot eine halbe Meile östlich von der Flagstaff Siedlung zu verlegen, sahen einige Kaufleute der Stadt dies als Chance und verlagerten ihre Geschäfte, Kneipen und Hotels auf die gegenüber liegende Seite des Depots, was bekannt wurde als Front Street. Das Ergebnis war, dass es nun eine geteilte Siedlung gab – Old Town und New Town. Old Town hatte die Wasserreserven aber New Town hatte das ganze Geschäft. Das Problem löste sich, als 1884 ein verheerender Brand viele Gebäude der Old Town vernichtete und New Town das einzige Flagstaff wurde. Aus Front Street wurde später Railroad Avenue. Im Jahre 1926 wurde sie Teil der heute legendären Mother Road, Route 66, und umbenannt in Santa Fe Avenue. 1993 wurde sie dann wieder umbenannt, in die historische Route 66, die auch heute noch eine wichtige Verkehrsader und grosser Anziehungspunkt der Stadt ist.

Flagstaff boomte weiter und die Bewohner erkannten, dass die Siedlung bald zu gross ist, um ohne formale Organisation auszukommen. Hinzu kam, dass aufgrund des grossen Feuers die Wasserversorgung, die sich in Old Town befand, vernichtet wurde und die einzige Möglichkeit war, die Quellen der San Francisco Peaks anzuzapfen, was wiederum aufgrund der Kosten und Logistik nicht durchführbar war. Man sprach über die Notwendigkeit einer effektiven, lokalen Regierung und den Verkauf von kommunalen Anleihen, um das Wasser-Projekt finanzieren zu können. Nach einer Bürgerwahl wurde Flagstaff am 26. Mai 1894 offiziell als Stadt anerkannt.

Seit der Gründung ist Flagstaff weiter gewachsen und mit ihr die Holz- und Viehindustrie. Die Normal Schule wurde errichtet, aus der die heutige Northern Arizona University entstand; dem folgten ein Weltklasse Observatorium und ein Nationalforst. Flagstaff hat sich zu einem lebhaften und attraktiven Städtchen mit knapp 65,000 Einwohnern entwickelt. Die wahrscheinlich wichtigste Industrie Flagstaff’s ist der Tourismus.

Das kleine Städtchen liegt im Herzen des Colorado Plateaus, eine Region, die bekannt ist für ihre Indianerkultur und Geschichte. Einen Nachweis der früheren einheimischen Kulturen findet man in den Klippenwohnungen des Walnut Canyon National Monuments, in denen die Sinagua und Anasazi Stämme vor mehr als 800 Jahren wohnten. Ein Weg entlang des Canyonrandes bietet einen Blick in den Canyon; zu empfehlen ist jedoch der 1,6 km lange, etwas anstrengendere Island Trail, der Sie mit einer hervorragenden Aussicht auf die unglaublich gut erhaltenen Felswohnungen belohnt. Auch heute noch herrscht eine grosse Präsenz von Indianern in der Gegend um Flagstaff. Das Museum of Northern Arizona ist der ideale Ausgangspunkt, um etwas über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der indianischen Ureinwohner und ihrer Kultur zu erfahren.

Man findet auch noch Nachfahren einiger Siedlerfamilien dort, wie die Riordans (Holzindustrie) und die Babbitts (Rancher). Diese beiden Familien trugen viel dazu bei, Flagstaff zu dem zu machen, was es heute ist. Die Babbitt Brüder kamen 1886 von Cincinatti nach Flagstaff. Obwohl sie zuhause eine sichere Zukunft in der Lebensmittelbranche hatten, konnten sich vier der fünf Brüder dem Ruf des Westens nicht entziehen. Sie starteten in Flagstaff ein neues Leben als Rancher. Die Babbitt Familie hatte grossen Einfluss bei der Entstehung Flagstaff’s, der Normal Schule, und Errichtung einiger Gebäude der Stadt. Auch heute hat die Babbitt Ranch einen grossen Namen, ganz besonders für qualitativ hochwertige Pferde. Die Riordan Familie hatte grossen Einfluss auf die Errichtung einiger wichtiger Einrichtungen wie das Gerichtsgebäude, die Reform Schule, den Lake Mary und waren massgeblich daran beteiligt, Flagstaff auf dem National Old Trails Highway zu platzieren, der später besser bekannt wurde als Route 66. 1904 bauten zwei der Riordan Brüder für sich und ihre Familien ein Herrschaftshaus, das nach wie vor ein Paradebeispiel für die damalige Architektur ist. Die Riordan Mansion ist heute ein Denkmal und für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Haus hat über 40 Zimmer und ist gefüllt mit Original-Artefakten, edlen Möbeln und vielen persönlichen Besitztümern der Riordan Familien.

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Ein must see in Flagstaff ist das Lowell Observatorium, das bereits 1894 von dem Astronom Percival Lowell gegründet wurde und sich auf dem Mars Hill in knapp 2400m Höhe befindet. Das original 24-Zoll Teleskop, mit dem 1930 der Planet Pluto entdeckt wurde, wird auch heute noch zu Lehrzwecken für Besucher benutzt. Auch ein Observatorium muss sich vergrössern und somit betreibt Lowell mittlerweile vier Forschungs-Teleskope, die sich allerdings etwas ausserhalb von Flagstaff befinden, in Anderson Mesa. Dort findet man das 72-Zoll Perkins Teleskop (in Partnerschaft mit der Boston University und der Georgia State University) und das 42-Zoll John S. Hall Teleskop. Die kleineren Forschungs-Teleskope sind auf dem Mars Hill sowie in Australien und Chile. Das bisher grösste Projekt wurde in diesem Jahr vollendet – das 4,3 Meter Discovery Channel Teleskop, das sich innerhalb des Mongollan Rim im Coconino Nationalforst befindet. Das fünftgrösste Teleskop der USA ermöglicht den Lowell Astronomen neue Forschungsgebiete sowie eine effektivere und effizientere Durchführung bestehender Programme. Heute arbeiten an die 90 Angestellte im Observatorium, das eine beachtliche Liste von Entdeckungen vorweisen kann.

Ein Ausflug auf den 3854m hohen Mt. Humphrey, Arizona’s höchstem Berg, lohnt sich Sommer wie Winter. Der Scenic Skyride Sessellift bringt Sie in 25 Minuten im Sommer täglich und im Herbst am Wochenende, auf die Snowbowl. Von dort aus bieten sich nicht nur kilometerlange Wander- und Spazierwege sondern auch spektakuläre Panoramablicke; bei klarer Sicht kann man sogar den Grand Canyon sehen. Im Peak Sky Café, am Fusse des Lifts, können Sie mit einem stärkenden Mittagessen Kräfte auftanken. Das Restaurant hat eine Sonnenterrasse mit Blick auf Snowbowl und ist täglich von 11.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet, am Wochenende sogar mit live Musik. Im Sportgeschäft nebenan gibt’s eine Vielzahl an Souvenirs wie Postkarten, Tassen, Bücher, Magnete und T-Shirts.

Auf geht’s zum Grand Canyon! Starten Sie früh, damit Sie den ganzen Tag voll ausschöpfen können. Die meisten Besucher kommen an den Südrand (South Rim), der das ganze Jahr über geöffnet ist. Es gibt zwei Möglichkeiten von Flagstaff aus, zum Grand Canyon zu fahren. Die eine führt über den Highway 89, vorbei am Sunset Crater National Monument und dem Wupatki National Monument zur Cameron Trading Post und dem Desert View Aussichtsturm, der bereits eine tolle Aussicht auf den Canyon bietet; gesamt ca. 175 km. Die andere Möglichkeit bringt Sie auf dem landschaftlich schönen Highway 180 direkt zum Grand Canyon Village; ca. 130km. Wer die erste Strecke wählt und an den ganzen Attraktionen entlang der Route anhält, dem ist zu empfehlen, am Grand Canyon zu übernachten. Der 1919 zum Nationalpark erklärte Grand Canyon ist so ziemlich das meist besuchteste natürliche Wunder der Welt, mit ca. 5 Mio. Besuchern pro Jahr. Von den Vereinten Nationen zum Weltnaturerbe ernannt, protzt die Schlucht mit 446 km Länge, 29 km Breite und 1,6 km Tiefe. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, den Grand Canyon zu besichtigen, inklusiver Informationen, Museen und interpretativen Ranger Programmen, bei denen man eine Menge über die Geschichte des Canyons erfahren kann. Besucher können

zu den verschiedenen Aussichtspunkten per Shuttle-Bus gelangen. Wenn Sie nur ein paar Stunden Zeit haben, bieten sich die Aussichtspunkte Mather, Yavapai oder Yaki an, von denen Sie sich einen Eindruck über das gigantische Ausmass des Canyons machen können. Es wäre aber schade, wenn Sie den ganzen Weg hierher kommen und nicht mehr Zeit für so eine Attraktion, die man nicht alle Tage sieht, einplanen. Machen Sie eine kurze Wanderung, den Bright Angel oder South Kaibab Trail hinunter. Wer viel Zeit hat und keine Mühe scheut, sollte eine Tageswanderung unternehmen und in den Canyon hinunter wandern.Es gibt verschiedene Unterkünfte im Park, die jedoch gerade in den Sommermonaten schnell ausgebucht sind. Reservierung empfiehlt sich unbedingt. Der Nordrand (North Rim, geöffnet von Mitte Mai bis Mitte Oktober, sofern das Wetter es zulässt) hat weniger Einrichtungen und ist 350 km, oder 5 Autostunden vom South Rim entfernt.

Abgesehen von den natürlichen Attraktionen, die Besucher ständig anlocken, bietet Flagstaff, besonders im Sommer, einen prallen Veranstaltungskalender und sorgt dafür, dass nicht nur die Einwohner der Stadt, sondern auch die Besucher unterhalten werden. Ein beliebter Treffpunkt im Zentrum der Innenstadt ist der Heritage Square, auf dem sich sozusagen das Leben abspielt. Dort finden im Sommer jeden Donnerstag, Freitag und Samstag verschiedene kostenlose Unterhaltungsprogramme statt, wie Konzerte, Theater, Open Air-Filme, etc. An jedem ersten Freitag im Monat gibt es von 18.00 bis 21.00 Uhr einen ArtWalk, bei dem die Kunstgalerien und Geschäfte in der historischen Innenstadt spezielle Ausstellungen, Live Musik, Vorführungen und kleine Snacks bieten.20 Spirit of the West

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So kommen Sie nach Flagstaff:Flüge nach Phoenix, Arizona werden von jeder grösseren Fluggesellschaft angeboten. Einen Leihwagen reservieren Sie sich am besten schon in Deutschland. Vom Flughafen in Phoenix fahren Sie Richtung I-10 West bis zur Ausfahrt 143A und dann weiter auf I-17 Nord. Bis Flagstaff sind es ca. 250 km.

Flagstaff BesucherzentrumOne East Route 66 * Tel: 928-774-9541 * www.flagstaffarizona.org

Walnut Canyon National Monument16 km östlich von Downtown Flagstaff, I-40, Ausfahrt 204 * Tel: 928-526-3367 * www.nps.gov/waca/index.htm Eintritt $5 pro Auto, gültig an 7 aneinanderfolgenden Tagen; der Nationalpark Pass America the Beautiful ist ebenfalls gültig

Museum of Northern Arizona3101 N. Fort Valley Road * Tel: 928-774-5213 * www.musnaz.org Eintritt $10; Senioren über 65 Jahre $9Täglich geöffnet von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr (ausser 1. Weihnachtstag, Neujahr, Thanksgiving)

Riordan Mansion409 W. Riordan Road * Tel: 928-779-4395http://azstateparks.com/Parks/RIMA/index.html Touren finden täglich zur vollen Stunde statt

Arizona SnowbowlHighway 180, nördlich von Snowbowl Road * Tel: 928-779-1951 www.arizonasnowbowl.com Winter: Skisaison Mitte Dezember bis Mitte April 9.00 Uhr bis 16.00 UhrTagespass $53; Senioren 65-69 Jahre & Kinder 8-12 Jahre $29; unter 7 Jahre und über 70 Jahr kostenlosSommer: Ende Mai bis Mitte Oktober 10.00 Uhr – 16.00 UhrErwachsene $15; Senioren 65-69 Jahre & Kinder 8-12 Jahre $10; unter 7 Jahre und über 70 Jahr kostenlos

Heritage SquareDowntown, Aspen Avenue zwischen Leroux Street und San Francisco Street Tel: 928-853-4292 * www.heritagesquaretrust.orgArtWalk: www.flagstaffartwalk.com

Photos mit freundlicher Erlaubnis des Flagstaff Convention & Visitors Bureau

Ein Reiseziel für jede Jahreszeit www.flagstaffarizona.org

+1 (928) 774-9541

Rich in western history and Native American culture, and with easy access to the Grand Canyon, Navajo Nation and more, Flagstaff is your authentic trail to the real west.

True western adventure. { In the grandest of destinations.}

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Text: Walter Kreuzer

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Von der in amerikanischen Grossstädten üblichen Hektik ist in Pierre nicht viel zu spüren. Hochhäuser gibt es nicht, die Kuppel des State Capitols auf einem Hügel und die Türme des Getreidesilos unten im Tal überragen alles. Trotz der kulturellen Annehmlichkeiten einer Landeshauptstadt und den mit einer solchen verbundenen

Verwaltungen und Institutionen ist dieser Ort nach wie vor stark von der Landwirtschaft geprägt, und es vollzieht sich vieles in einem beschaulichen Tempo.

„Bei uns in der Gegend leben nicht viele Leute. Man kann mit seinem Flugzeug auf einem Highway landen, ohne Probleme mit der Polizei zu bekommen.“ Die Liebeserklärung von Jim Peitz an seine Heimatstadt ist vielleicht nicht auf Anhieb als solche zu erkennen. Im Gespräch mit dem sportlichen Mann mit silbergrauem Haar wird aber deutlich: Er möchte Pierre nicht missen. Nach seinen Worten liegt es zwar „in der Mitte von allem, aber auch in der Mitte von Nirgendwo“. Man könnte auch sagen, hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Diese Provinzialität, das Kleinstädtische, macht allerdings einen Grossteil des Reizes aus, den der Regierungssitz von South Dakota ausstrahlt.

Das mag auch an der Abgeschiedenheit der Stadt liegen. Immerhin ist Pierre eine von einer Handvoll Hauptstädten von US-Bundesstaaten, die nicht an das überregionale Netz der Interstate-Highways angeschlossen sind. Bis zum I-90, der South Dakota von Spearfish im Westen bis Sioux Falls im Osten der Länge nach durchschneidet, sind es gut 50 Kilometer auf dem vierspurig ausgebauten und wenig befahrenen US 83 – eine für diese Gegend vergleichsweise kurze Entfernung. Geprägt wird die dünn besiedelte Region von den Äckern und Weiden der Ranches und Farmen, aber auch von unberührter Prärie auf sanft rollenden Hügeln. Und natürlich vom Missouri River. An dessen östlichem Ufer breitet sich Pierre aus. 14.000 Menschen leben und arbeiten hier. Mit Montpelier/Vermont, das etwa 8000 Personen zählt, hat nur ein Regierungssitz in den USA noch weniger Einwohner. Auf der anderen Seite des „Mighty Mo“ befindet sich mit Fort Pierre die älteste von Weissen gegründete und seither durchgehend bewohnte Siedlung Dakotas.

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Fort Pierre mit seinen 2100 Bewohnern bezeichnet sich gerne als Tor zum alten Westen. Dieser Anspruch kommt nicht von ungefähr: Von den Hängen schweift der Blick über den mächtigen Fluss, der sich durchs Tal windet, und über die sich in rauer Schönheit bis zum Horizont erstreckende Landschaft. Seit jenen Zeiten, als unüberschaubar grosse Büffelherden hier grasten, hat sich das Bild in diesem Teil des Mittleren Westens kaum verändert. Nur die Zahl der Bisons hat abgenommen. Heutzutage werden sie von Ranchern gezüchtet - etwa auf der Triple U Ranch einige Meilen nördlich von Pierre. 2000 Tiere grasen hier auf einem Stück Prärie, das nie urbar gemacht wurde. Schauspieler und Regisseur Kevin Costner drehte hier wesentliche Teile seines Klassikers „Der mit dem Wolf tanzt“, ein Kinohit, der nicht zuletzt von seinen grandiosen Aufnahmen von Landschaft und Büffeln profitierte.

Hier werden seit Generationen weitergegebene, bodenständige Traditionen nach wie vor gelebt. Rodeos sind eine davon, nicht nur weil der neunmalige Weltmeister Casey Tibbs von hier stammt und man ihm nicht weit vom US-Highway 83 in Fort Pierre ein Denkmal gesetzt hat. Jagen, Angeln, Vogelbeobachtung, Wandern und Reiten stehen als Freizeitbeschäftigungen bei Einheimischen wie Touristen hoch im Kurs. Auch der Unternehmer und Pilot Jim Peitz sieht sich in dieser Tradition. Nicht ohne Grund hat er seine auf einen Rundum-Service für die Fliegerei spezialisierte Firma Mustang-Aviation genannt und am Regional Airport von Pierre angesiedelt. Aufgewachsen ist er auf einer Farm 60 Kilometer von Pierre. Wenn er heutzutage dort seine Mutter besucht, nimmt der 56-Jährige meistens das Flugzeug. „Bei ihrer Farm gab es früher eine Graspiste. Die wird aber nicht mehr als Landebahn benutzt. Stattdessen lande ich auf dem Schotterweg zum Haus“, erzählt er lächelnd und ergänzt: „Hin und zurück brauche ich mit dem Auto Eindreiviertelstunden. Mit dem Flugzeug schaffe ich es in 45 Minuten.“

Wenn der Geschäftsmann abhebt, ist er in seinem Element. Aus zwei Dutzend Maschinen, die seiner Firma oder ihm privat gehören, kann er wählen. Im liebsten frönt er jedoch mit der F33C Bonanza seinem Hobby, das längst zu einem Unternehmenszweig wurde – und Pierre in der Szene landesweit bekannt gemacht hat: Peitz ist Kunstflieger, allerdings kein gewöhnlicher. Statt mit einem auf die Belastungen beim Fliegen von Loopings oder Rollen ausgelegten Spezialmaschine, wie die in Dinslaken gebaute Extra 300, L Figuren an den Himmel zu malen, macht er dies mit einer viersitzigen Maschine, die viele seiner Zuschauer selbst steuern. „Ich will die Leute beeindrucken und ihnen zeigen, dass sie alles tun können, wenn sie es nur wollen“, betont er und räumt ein, dass er „selbst nach 20 Jahren noch immer feuchte Hände und Schmetterlinge im Bauch“ habe. Sein Können hat er sich selbst beigebracht – mit

aus einem Buch kopierten Anleitungen auf dem Schoss war er jahrelang immer wieder auf 4000 bis 5000 Fuss über den Weiten seiner Heimat unterwegs. Für deren Reize hatte er in diesen Momenten keinen Sinn. Vielmehr ging es darum, die Kontrolle über ein scheinbar ausser Kontrolle geratenes Flugzeug zu behalten. Inzwischen praktiziert er dies auf Flugshows in viel geringerer Höhe. Mit seiner Extra beschleunigte er wenige Fuss über dem Boden auf 160 Knoten und zog die Maschine vor den Zuschauern in die Höhe. Mit der flugtechnisch anspruchsvolleren Bonanza kann er – sehr zur Freude seiner Frau Cathy – diese Übung nicht machen. Sie würde unter der Belastung auseinanderbrechen.

Jim Peitz ist irgendwie typisch für die Menschen in Pierre: Er ruht in sich selbst und macht nicht den Eindruck eines unbedacht handelnden Draufgängers, wenngleich er den mit seinem Hobby verbundenen Adrenalinrausch sicher geniesst. Seine Kunstflug-Figuren hat er aber genau durchchoreografiert. 8000 Flugstunden auf 90 verschiedenen Flugzeugmustern stehen für ihn in 38 Jahren zu Buche. Da wundert es nicht, dass Peitz das gut ausgebaute Strassennetz seiner Heimatstadt kaum nutzt: Gerade einmal 3000 bis 4000 Meilen im Jahr fährt er mit dem Auto – die meisten davon legt er auf dem wenige Kilometer langen Weg von seinem Haus mit Blick auf den Missouri im Westen der Stadt zum Büro im Osten zurück.

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Da ist er also wieder, der Missouri. Der mit knapp 3800 Kilometern zweitlängste Fluss der USA war im 19. Jahrhundert eine der wichtigsten Routen bei der Erschliessung des Westens durch die weissen Siedler. Die Stadt Pierre wurde zwar erst 1880 offiziell gegründet, Fort Pierre war zu dieser Zeit allerdings längst ein wichtiger Platz für den Fellhandel. Einige Meilen nördlich erinnert ein National Historic Landmark an das Fort Pierre Chouteau. Europäische Händler, Trapper und Siedler kamen in Scharen den Fluss entlang und machten das nach seinem Gründer benannte Fort Pierre Chouteau zu einem der wichtigsten Handelszentren in den Great Plains. Der Entdeckungsreisende und Maler George Catlin beschrieb den Ort so: „Zu diesem Fort im Zentrum von Dakota werden aus allen Gegenden eine ungeheure und fast unglaubliche Zahl Büffelfelle gebracht, die dann in New York und anderen Märkten des Ostens mit einem grossen Gewinn verkauft werden.“ Zeitweise sei der Posten von hunderten Tipis umgeben gewesen. 17.000 Büffelfelle sollen jedes Jahr gegen Gewehre, Kugeln, Schiesspulver, Tabak, Decken, Kleidung, Zucker oder Kaffee getauscht worden sein.

Fast ein Jahrhundert länger ist es her, dass die ersten Europäer in das Gebiet der heutigen Städte Pierre und Fort Pierre kamen, wo Francois und Louis-Joseph Verendrye ein Denkmal gesetzt wurde. Die beiden Franko-Kanadier versuchten, einen schiffbaren Weg zum Pazifik zu finden. Ende März 1743 trafen sie hier auf Arikara-Indianer und vergruben als Zeichen des französischen Anspruchs auf das Gebiet am oberen Missouri eine Bleiplatte. Diese wurde 1913 von einigen Schulkindern beim Spielen gefunden und gilt als der früheste Nachweis, dass Weisse in der Region waren. Es sollte mehr als sechs Jahrzehnte dauern, ehe an fast der gleichen Stelle Nahe der Mündung des Bad Rivers in den Missouri, erneut amerikanische Geschichte geschrieben wurde. Zwei Jahre nachdem er 1803 im Louisiana Purchase Frankreich grosse Teile des amerikanischen Kontinents abgekauft hatte, schickte Präsident Thomas Jefferson eine Expedition, um einen Wasserweg zum Pazifik zu finden. Meriwether Lewis und William Clark benötigten mit ihren Leuten zwei Jahre, um den Auftrag erfolgreich auszuführen. Am 24. September 1804 hätte ihre Reise beinahe dort ein jähes Ende gefunden, wo sich heute Fort Pierres Fischers Lilly Park befindet und an jene Begebenheit erinnert.

Nach den Tagebucheinträgen von Clark kam es vom 25. bis 28. September 1804 zum ersten Zusammentreffen von Vertretern der US-Regierung mit Sioux vom Stamm der Teton Lakota. Trotz grosser Sprachbarrieren wurde drei Tage lang verhandelt und gefeiert. Nachdem einige Indianerführer auf dem Keelboat mitfahren durften, gab es Streit. Angeblich sollen sie Geld für das Befahren des Flusses gefordert haben, was Lewis und Clark ablehnten. Der Streit eskalierte und auf beiden Seiten wurden die Waffen gezogen. Nach Clarks Tagebucheinträgen schlichtete Häuptling Schwarzer Büffel und bekleidete die Fremden, so dass diese ihre Expedition fortsetzen konnten.

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War der Missouri damals noch ungebändigt, so stellt er sich längst ganz anders dar. Im Upper Missouri River Basin wurden Mitte des 20. Jahrhunderts sechs Dämme errichtet. Der Bau des drei Kilometer langen und knapp 80 Meter hohen Oahe Dam nahm 14 Jahre in Anspruch. Hinter ihm hat sich der Lake Oahe, der viertgrösste künstliche See der USA, gestaut. Mit fast 400 Kilometern Länge und 3600 Kilometern Ufer reicht er bis vor die Tore der Hauptstadt von North Dakota, Bismarck. Neben der Stromerzeugung durch sieben Turbinen hat das Gewässer noch einen anderen Zweck: Es dient der Erholung. Für Wassersport, Vogelbeobachtung, Angeln und Camping stehen zahlreiche Einrichtungen zur Verfügung. Während einer Bootstour, die bis direkt unterhalb der Staumauer führt, erzählen Captain John Hight, ein älterer Mann mit rundem Gesicht, der einst als Polizist in Los Angeles Dienst schob, und sein Kollege vom Bau des Oahe Damms. Seither gebe es nur noch selten schwere Hochwasser, allerdings müsse der Damm ständig nachgebessert und abgedichtet werden. Messsonden überwachen seinen Zustand. Apropos überwachen: In Pierre, wie überall in South Dakota, wird von der Polizei die Einhaltung der Sperrstunde überwacht – auch wenn es in dem Städtchen kein nennenswertes Nachtleben gibt. Wer dennoch etwas länger in einem der Saloons sein Bier geniessen möchte, dem hilft der Missouri. Dieser bildet nämlich die Grenze zwischen der Central Time im Osten und der Mountain Time im Westen. „Man fährt einfach über die Brücke nach Fort Pierre, das eine Stunde zurück ist, und kann noch etwas weiter feiern“, erzählt Captain Hight mit einem verschmitzten Lächeln.

Wer sich etwas weiter südlich orientieren möchte, findet zunächst in Pierre mit dem im neoklassizistischen Stil erbauten Capitol einen interessanten Anlaufpunkt. Innen wird das von einer schwarzen Kuppel geschmückte Gebäude von weissen Marmortreppen und Mosaiken im Fussboden geprägt. Umgeben ist der Regierungssitz vom mehrere Hektar grossen Capitol Lake und einem Park mit Denkmälern. Das Cultural Heritage Center und das South Dakota Discovery Center & Aquarium gehören zu den interessanteren Angeboten der Stadt, deren Fremdenverkehrsamt behauptet, dass sie die zehntbeste Kleinstadt des Landes sei, was die Lebensqualität angeht. Der Charme von Pierre resultiere aus dem Unerwarteten. Hinzu kommen die Freundlichkeit seiner Menschen und die Weite der Landschaft mit dem Mighty Mo als besonderem Anziehungspunkt.

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Wer hier Natur und Geschichte miteinander verbinden möchte, kann sich auf den Native American Scenic Byway begeben. Dieser folgt dem Fluss nach Süden und bedient sich dabei dem Highway 1806 – benannt nach der Jahreszahl der Rückreise von Lewis und Clark. Nach einigen Kilometern bietet das auf einer Kuppe errichtete Buffalo Interpretive Center des Lower Brule Sioux Stammes interessante Informationen zu jenem Tier, das die Lebensgrundlage zahlreicher Indianerstämme darstellte. Waren die Bisons zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast ausgerottet, so weiden inzwischen wieder einige hundert dieser Tiere im Reservat der Lower Brule. Hier ist der Missouri ebenfalls gestaut und bildet den Lake Sharpe. Einst machte der Fluss zahllose Biegungen. „In der Zeit der Dampfschiffe sind die Passagiere ausgestiegen und haben diese Landenge zu Fuss zurückgelegt“, erläutert Sheldon Fletcher. Der Mitdreissiger steht auf einem Hügel, von wo der zu einem schmalen See gestaute Missouri gut zu überblicken ist.

So kommen Sie nach Pierre, SDVon Deutschland aus fliegen Sie am besten über Denver, Colorado; Rapid City, South Dakota oder Minneapolis, Minnesota nach Pierre. Mietwagen oder Wohnmobil reservieren Sie sich am besten schon in Deutschland.

South Dakota Tourism OfficeCapitol Lake Plaza711 East Wells Avenue c/o 500 East Capitol Avenue, Pierre, SD 57501Tel: 605-773-3301 * www.travelsd.com/sw

Pierre Besucherzentrum800 W Dakota Avenue, Pierre, SD 57501Tel: 605-224-7361 * www.pierre.org

Fort Pierre08 East 2nd Avenue, Fort Pierre, SD 57532Tel: 605-223-7690 * www.fortpierre.com

Photos mit freundlicher Erlaubnis von Chad Coppess @ SD Tourism Office; Beate Kreuzer

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Mittlerweile sind Rudi Kronsteiner’s Erfolge europäische Reininggeschichte, und seine Verdienste wurden auch von seinem Heimatland offiziell gewürdigt. 2008 verlieh ihm die Österreichische Reiterliche Vereinigung (FENA) das Goldene Reitabzeichen, 2010 erhielt er von Österreich die Silberne Ehrenmedaille.

„Anfang 2011 sagte ich zu meiner Frau Steffi, dass es dieses Jahr für mich nur ein einziges Ziel gäbe: bis zum Jahresende NRHA Million Dollar Rider zu werden. Und dieses Ziel wollte ich in Europa erreichen. Wir wussten beide, was das bedeutet: sehr wenig gemeinsame Zeit zuhause. Aber das war es wert, und Steffi hat mich, wie immer, unterstützt!” Rudi Kronsteiner ist der erste Europäer, der über eine Million Dollar bei der NRHA gewonnen hat – und zwar fast ausschliesslich in Europa. Zwar zählt auch der Italiener Andrea Fappani zu den Million Dollar Riders, jedoch arbeitet der in den USA und hat fast alle Gewinne in den Vereinigten Staaten erritten.

Der 1973 in Steyr, Österreich, geborene Rudi Kronsteiner hatte mit 10 Jahren nur Augen für die Mädels wie er sagt – und die meisten von ihnen ritten halt in einem Stall in der Nähe. Also entschloss sich Rudi, auch dorthin zu gehen. „Ich fing mit Spring- und Jagdreiten an, ritt ein bisschen bei verschiedenen Shows, doch merkte rasch, dass das nicht das Wahre für mich war. Dann sah ich eines Tages mein erstes Reiningpferd Shades Of Wonder. Da wusste ich, das sind die Pferde, die Du reiten willst. Ich war einfach überwältigt von den amerikanischen Pferden – alles an ihnen faszinierte mich, das Tempo, ihre Kontrollierbarkeit und Nervenstärke. Also fing ich mit Trail, Western Riding und Western Pleasure an, doch mein Ziel war Reining”, so Rudi. „Zu der Zeit gab es in Europa noch nicht viele Möglichkeiten, bei einem guten Profi zu reiten. Ich merkte schnell, dass ich in die USA gehen musste, wenn ich wirklich was lernen wollte. Glücklicherweise lernte ich dann Randy Paul kennen, der zu der Zeit in Österreich einen Kurs gab. Ich fragte ihn, ob ich bei ihm arbeiten könnte und er willigte ein. Durch Randy lernte ich, worauf es bei Reining wirklich ankommt und ich bin ihm sehr dankbar für seine Hilfe.

Als ich zurück nach Österreich kam, lernte ich den Mann kennen, der für meine Karriere ausschlaggebend sein sollte: Alessandro Foscari. Er vertraute mir völlig und gab mir einige seiner Pferde ins Training. Das war der Anfang. Foscari gab mir Gelegenheit, mit diesen Pferden zu ‘experimentieren’. Ich verbrachte Stunden damit, ihre Bewegungen, Manöver und Reaktionen zu studieren, und das brachte mir unheimlich viel! Ich werde ihm immer zu grossem Dank verpflichtet sein. Er vertraute mit bedingungslos, und es war ein schwerer Schlag für mich, als er vor ein paar Jahren starb.”

Seither kann Rudi Kronsteiner mehrere Erfolge verzeichnen. Rudi gewann sein erstes NRHA Preisgeld in Höhe von $1.167 im Jahr 1997 im österreichischen Weikersdorf, als er auf Mr. Rietta Jac Zweiter in der NRHA Open wurde. Die nächsten drei Jahre liessen sich zunächst ruhig an, doch ab 2000 ging es steil bergauf. In weniger als fünf Jahren machte sich Rudi Kronsteiner einen grossen Namen in der Show Arena. 2005 war er der erste Europäer, der die NRHA Open Weltrangliste anführte. 2005 ritt er Heidi Wallners Hengst Chex Enterprise (Be Aech Enterprise x Poco Sweet Chex) zum World Champion Open Titel, 2007 Chic N Roost (Gallo Del Cielo x Dun Maid By Chic), der zu der Zeit im Besitz von Priscilla Jacquard war, und 2009 Star Spangled Whiz (Topsail Whiz x Sheza Shady Slider) im Besitz von Fabrizio Bevilaqua.

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In seiner bemerkenswerten reitsportlichen Karriere gewann der 39-jährige Österreicher, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt und arbeitet, jedes grosse europäische Turnier mindestens einmal. Drei Mal schon repräsentierte er sein Land bei den FEI Weltreiterspielen, drei Mal war er FEI World Reining Masters Champion. Doch der Weg zum Erfolg war nicht immer leicht: „Der Druck, den die Shows mit sich bringen, ist immens. Vor allem, wenn Du anfängst zu gewinnen. Meine Frau Steffi hilft mir da ungeheuer, über das Lampenfieber hinweg zu kommen. Im Laufe der Zeit gewöhnt man sich auch etwas an den Druck und lernt, mit ihm fertig zu werden. Wenn es um meine Arbeit und die Pferde geht, ist es ein wenig als wäre ich in einem Tunnel, ich konzentriere mich auf das Licht am Ende des Tunnels und wie ich dorthin komme, ohne auf das um mich herum zu achten. Aber natürlich gibt es so viele äussere Einflüsse, dass es oft trotzdem nicht so läuft, wie man es gerne hätte.”

2011 klappte es jedoch offensichtlich hervorragend. Rudi startete das Jahr mit einer Gewinnsumme von etwas über $821.000. „Das Jahr fing gut an. Unser erster grosser Erfolg war der Sieg in der NRHA European Futurity Level 4 Open mit Anja Deutmanns Finest Copyshot. Das gab mir die Energie, dass ich daran glauben konnte, es wirklich zu schaffen. Während wir kreuz und quer durch Europa zogen, gab es Höhen und Tiefen. Wenn Du weg von zuhause und der Familie bist, kann eine Niederlage schon sehr treffen. Schliesslich schafften wir es in Frankreich dank Dr. Lee Hook und Hollywood Yankee Kid, die 1 Million Marke zu überspringen. Ich wollte, dass es in Europa passierte und schaffte es, obwohl ich wusste, wenn’s hier nicht klappt, dann habe ich immer noch eine Chance bei der AQHA World Championship und der NRH $100,000 Open World Championship Shootout in Oklahoma City. Ich habe alles gegeben und kann den Besitzern meiner Pferde gar nicht genug danken für ihr Vertrauen in mich und meine Arbeit!”

Mit dem Hengst Dr. Lee Hook (Ray Gay Quixote x Chickadualsha), im Besitz von Michael Kolbes Glis Ranch, gewann Rudi die French Snaffle Bit Futurity Level 4 Open Championship und wurde Co-Champion in der French Futurity der 3 & 4-jährigen. Mit Hollywood Yankee Kid (Rowdy Yankee x Sunshine Yellow Kid) gewann er für Besitzer Heike Nixdorf und Mario Karner die $40,000 Grand Prix International de Reining Open auf der Italian Reining Horse Association Futurity und übersprang die 1 Million Dollar Marke – in Europa!

Rudi hat bisher weit über 100 Pferde auf NRHA Shows in Europa und Nordamerika vorgestellt. „All diese Pferde, die ich auf dem Turnier vorstellte, haben ihren Stempel hinterlassen und Grosses geleistet. Wenn ich unbedingt Namen nennen muss, dann würde ich sagen: Star Spangled Whiz - mit ihm habe ich Europa-Rekord-Score 236 aufgestellt- und Chic N Roost - ihn trainierte ich sieben Jahre lang, und dabei hatten wir alles in allem vielleicht zehn schlechte Tage. Doch dann sind da noch so viele andere grossartige, wunderbare Pferde: Shine On Ruff, Dun It On The QT, Smart Spook, Finest Copyshot … Zu jedem von ihnen müsste ich etwas sagen, denn jedes dieser Pferde hat so viel für mich getan und einen Eindruck in meinem Leben hinterlassen. Eins steht natürlich fest, ohne die Besitzer all dieser Pferde wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Ihnen allen gilt meiner grosser Dank!”Rudi und seine Familien leben im bayerischen Freystadt auf ihrer Anlage RK Performance Horses.

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der National Reining Horse Association und NRHA Reiner, Vol. 32, Ausgabe 1

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Die deutsche Abstammung des texanischen Städtchens Fredericksburg ist nicht zu übersehen. Fredericksburg wurde von dem deutschen Baron von Meusebach gegründet und durch einen Vertrag mit den Comanchen 1847 besiegelt. Auch heute noch, wenn auch immer weniger, wird hier teilweise Deutsch gesprochen, findet man deutsche Restaurants, deutsche Veranstaltungen,

Oktoberfest, Weihnachten und eine europäische Atmosphäre. Hier vermischen sich deutsche Traditionen mit texanischer Gastfreundschaft. Fredericksburg liegt mitten im schönen Texas Hill Country, einem der beliebtesten Ausflugsziele der Texaner.

Text: Sonja Stimmer

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Besonders Europäer suchen das authentische, wenn sie in den wilden Westen reisen, und deutsche Urlauber kommen nicht nach Fredericksburg, um Sauerbraten zu essen oder das Oktoberfest zu besuchen. Trotzdem hat es einen Reiz, auch als deutscher Tourist, nach Fredericksburg zu kommen. Abgesehen von der reichen deutschen Vergangenheit hat das Städtchen einiges zu bieten. Allen voran eine wunderschöne Landschaft, ganz besonders zur Hauptblütezeit der Wildblumen im April/Mai. Wer zu der Zeit nach Fredericksburg kommt, sollte einen Besuch bei Wildseed Farms einplanen. Die grösste Wildblumen-Farm der USA bietet zur Blütezeit ein farbenprächtiges Meer an verschiedenen Blumen. Im Wildflower Market Center, sieben Meilen östlich von Fredericksburg am Highway 290, gibt es Felder über Felder von Wildblumen, die von März bis Oktober blühen. Man kann auf Gehwegen durch die verschiedenen Blumenfelder, die alle schön angereiht in verschiedenen Farben leuchten, wandern und sogar sein eigenes Bouquet zusammen stellen. Oder, Sie kaufen sich ein Päckchen Samen der texanischen Bluebonnet, blaue Lupine, und pflanzen es daheim ein. In der Blossoms Boutique finden Sie interessante und ausgefallene Souvenirs und im Brewbonnet Biergarten kann man eine kurze Pause einlegen, bevor es weiter geht, Fredericksburg zu erkunden.

Eine geführte Tour durch das historische Viertel gibt Einblick in Geschichte und Hintergrund der deutschen Pioniere und die Architektur von Fredericksburg. Das kleine Museum der Vereinskirche am Marktplatz, auf dem sogar ein Maibaum aufgestellt wurde, ist ebenso Teil der Tour, wie ein Besuch im Pioneer Museum Komplex. Dort kann man eine Reihe von authentischen kleinen Häuschen und Schuppen aus dem 19. Jahrhundert besichtigen sowie einen Einblick in die sogenannten Sunday Häuser bekommen. Das Weber Sunday House ist ein Paradebeispiel; die Sonntagshäuser wurden benutzt, wenn Familien am Sonntag den sieben Meilen langen Weg von ausserhalb nach Fredericksburg machten, um dort in die Kirche zu gehen oder mit andern Siedlern Tauschgeschäfte zu machen. Man konnte sich dort ausruhen und essen. Es gab nur einen Raum, eine kleinen Kochnische und einem ½ Stock, der meist nur von aussen über eine Leiter zu erreichen war.

Auch national hat Fredericksburg eine grosse Geschichte. Im Lyndon B. Johnson State and National Historical Park kann man das Texas White House, am Pedernales Fluss gelegen, besichtigen, in dem der 36. Präsident der USA einen Grossteil seiner Amtszeit verbrachte. Das Haus wurde erst 2008, zum 100. Geburtstag von LBJ, für Touren geöffnet. Präsident Johnson wuchs in Fredericksburg auf und sein Grab sowie das seiner Frau und deren Familie, kann im Park besucht werden. Ein Stück weiter liegt die Sauer-Beckmann Living History Farmstead, eine intakte Farm, die das Pionier-Leben der Deutsch-Texaner darstellt. Die Angestellten tragen historische Kleidung und verrichten sämtliche Arbeiten eines normalen Haushalts. Jeden Tag wird in der kleinen Küche das, was auf der Farm wächst und lebt, auf einem Holzofen zu einem wohlriechenden und köstlichen Gericht verzaubert. Die Hühner laufen herum, die Schweine fühlen sich wohl und selbst die Kühe kennen keine Scheu.

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Photo: NPS

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Eine weiter Persönlichkeit aus Fredericksburg ist Admiral Chester Nimitz, der ebenfalls hier geboren wurde. Das National Museum of the Pacific War erzählt die Geschichte des 2. Weltkrieges in der Pazifikgegend mit interaktiven Ausstellungen, Fotografien, Uniformen, Panzern, etc. Interessant für die Historiker unter den Besuchern. Wer sich in dieser Aera wohlfühlt, sollte sein Quartier im Hangar Hotel aufschlagen. Das Hotel liegt etwas ausserhalb der Innenstadt auf einem Flugplatz für Privatflieger, und wurde im 1940er Stil erbaut, komplett mit einem Offizier’s Club und einem 40er Jahre Diner.

Nach soviel Geschichte und historischem, vielleicht etwas Natur, ein bisschen Wein und gutes Essen. Wer sich körperlich betätigen möchte, für den ist der Enchanted Rock ideal. Das Natur- und Freizeitgebiet liegt ca. 28 km ausserhalb Fredericksburg und ist ein beliebter Ort zum Wandern, Klettern, Vogelbeobachtungen und aufgrund der minimalen Lichtverschmutzung, hervorragend geeignet, den Nachthimmel zu bewundern.

Nicht Californien, sondern Texas ist eine der ältesten Regionen des Weinanbaus. Schon 1650 haben Franziskaner Mönche ihre Missionsreben in Texas angebaut. Fredericksburg ist das Zentrum der Hill Country Weinregion. Es gibt vierzehn Weingüter vor Ort sowie kleinere Weinhandlungen, die alle regelmässig Touren und Weinproben veranstalten. Die Weingüter stellen eine Vielzahl von Qualitätsweinen, die sowohl staatliche wie auch nationale Auszeichnungen gewonnen haben. Weinproduktion in Fredericksburg geht zurück auf die ursprünglichen Siedler, die die einheimische Mustang Traube für ihre Weinproduktion verwendet haben. Viele der Weingüter liegen an der Wine Road 290. Einige der bekanntesten und besten sind Becker Vineyards, Grape Creek Vineyards, Pedernales Cellars und Torre di Pietra. Es gibt Veranstalter, die Weintouren, bei denen man nicht selbst mit dem Auto fahren muss, anbieten. Den lokalen Wein findet man auch oft in den örtlichen Restaurants wieder.

Fredericksburg hat eine Vielzahl von ausgezeichneten und qualitativ hochwertigen Restaurants. Der Cabernet Grill wartet mit Gerichten wie frische Meeresfrüchte, Steak, Wild und Desserts auf, die kaum zu übertreffen sind sowie der grössten Weinkarte von Texas. Die Einrichtung ist rustikal und gemütlich, was aber den hohen Standard nicht beeinträchtigt. Chef der Küche und Besitzer, Ross Burtwell, betreibt ausserdem eins der über 350 Bed & Breakfast Häuser, die es in Fredericksburg gibt, das Cotton Gin Village, gleich neben dem Restaurant. Dort wird man mit Koi-Teichen, Wasserfällen und üppiger Pflanzenlandschaft empfangen. Die rustikalen und romantischen Blockhütten sind wunderschön und sehr grosszügig eingerichtet, inkl. Jacuzzi, offenem Kamin, Veranda, Satelliten TV; jeden Morgen gibt es frisch gebackene Frühstückspezialitäten. Es lohnt sich, hier ein paar Tage zu verweilen.

Ein weiteres ausgezeichnetes Restaurant ist das August E’s, das die neue „Texas Cuisine” ihren Gästen schmackhaft macht. Hier herrschen Steaks, Sushi und frischer Fisch vor. Das alles mit einer modernen Einrichtung in zeitgenössischer Atmosphäre mit beruhigender Hintergrundmusik sowie zeitgenössischer Kunst an den Wänden.Wer es sich dennoch gar nicht verkneifen kann, und sich nach deutschen Gerichten sehnt, der sollte beim Lindenbaum vorbeischauen. Dort wird gute deutsche Küche aufgetischt.

Für Schokoladenliebhaber führt kein Weg vorbei an Chocolat. Köstliche Alkohol-gefüllte Schokolade mit Erdbeer-Tequila, Pfirsichschnaps, Jack Daniels, Amaretto Likör und noch so viel mehr. Man kann sie, fein verpackt, in 6er oder 12er Päckchen, auch gemischt, erwerben. Ein interessanter Laden ist auch das Peach-Haus. 40% aller Texas Pfirsiche wachsen in Fredericksburg und hier gibt es alles erdenkliche mit Pfirsichen zum Naschen und Kochen. Nicht nur das, die deutsch-stämmigen Inhaber bieten an die hundert verschiedene Produkte an, einige davon mit Auszeichnungen geehrt, wie z.B. ihre bekannte ‚geröstete Himbeer Chipotle Sauce’, die sich hervorragend für Steaks und andere Fleischgerichte eignet.

Photo: Trish McCabe Rawls

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Eine Reise nach Fredericksburg darf nicht enden, ohne einen Ausflug nach Luckenbach – ein Muss für Country- und Westernfans. Der Ort wurde bekannt, nachdem Waylon Jennings und Willie Nelson im Jahr 1976 einen gleichnamigen Hit hatten, der zum Country Klassiker wurde. Seitdem strömen Fans zur berühmten Tanzhalle, dem eigenen Postgebäude und dem Biergarten. Spontane Live Auftritte von lokalen bekannten und nicht so bekannten Künstlern sind nicht selten. Erwarten Sie nichts riesiges, hier steht Musik und gemütliches Beisammensein im Vordergrund. Luckenbach Texas ist Kult.

So kommen Sie nach Fredericksburg Fredericksburg liegt 70 Meilen (112 km) von San Antonio und 77 Meilen (123 km) von Austin entfernt. Von Deutschland aus gibt es non-stop Flüge nach Dallas oder Houston, mit Weiterflug nach San Antonio. Von dort geht’s mit dem Leihwagen, den Sie sich am besten schon in Deutschland reservieren, in ca. 1 Std. nach Fredericksburg.

Fredericksburg Convention & Visitors Bureau302 East Austin Street, Fredericksburg, TX 78624 Tel: 830-997-6523 * 1-888-997-3600 (gebührenfrei in USA)www.visitfredericksburgtx.com

Wildseed Farms - 7 Meilen (11 km) östlich von Fredericksburg (Main Street) * Tel: 1-800-848-0078 (gebührenfrei in USA) * www.wildseedfarms.com

Lyndon B. Johnson State and National Historical Park - Stonewall, TX 78671 * Tel: 830-644-2252www.tpwd.state.tx.us/state-parks/lyndon-b-johnson Eintritt kostenlos; täglich geöffnet von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr

National Museum of Pacific War - 340 East Main Street, Fredericksburg, TX 78624 * Tel: 830-997-8600www.pacificwarmuseum.org Eintritt: Erwachsene $14; Senioren ab 65 $12; Kinder ab 6 $7; täglich geöffnet von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr ausser Thanksgiving (letzter Donnerstag im November) und Weihnachten

Enchanted Rock - 16710 Ranch Rd. 965, Fredericksburg, TX 78624 * Tel: 830-685-3636 www.tpwd.state.tx.us/state-parks/enchanted-rockEintritt: $6, Kinder unter 12 Jahren gratis; täglich geöffnet von 8.00 Uhr bis 22.00 Uhr

Cabernet Grill & Cotton Gin Village - Highway 16, 2.8 Meilen (4,5 km) südlich von Main Street, Fredericksburg, TX 78624 * Restaurant Tel: 830-990-5734 * B&B Tel: 830-990-8381 * www.cottonginlodging.com

August E’s - 203 E. San Antonio Street, Fredericksburg, TX 78624 * Tel: 830-997-1585 * www.august-es.com

Der Lindenbaum - 312 East Main Street, Fredericksburg, TX 78624 * Tel: 830-997-9126 * www.derlindenbaum.com

Hangar Hotel - 155 Airport Rd., Fredericksburg, TX 78624 * Tel: 830-997-9990 * www.hangarhotel.com

Chocolat - 251 West Main Street, Fredericksburg, TX 78624 * Tel: 830-990-9382 * www.chocolat-tx.us

Das Peach-Haus - 411 South Lincoln Street, Fredericksburg, TX 78624 * Tel: 830-997-7194 * www.jelly.com

Luckenbach Texas - 412 Luckenbach Town Loop, Fredericksburg, TX 78624 * Tel: 830-997-3224www.luckenbachtexas.com Es ist nicht einfach zu finden, denn die Strassenschilder wurden ständig von Fans gestohlen. Irgendwann hat man sie dann nicht mehr erneuert. Auf der Webseite gibt es eine genaue Wegbeschreibung und Karte.

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Faith Hill und Tim McGrawCountry Music’s heissestes Ehepaar, Tim McGraw und Faith Hill, bringen ihre Soul2Soul Tour nach Las Vegas @ The Venetian.

Mit einer live Pressekonferenz hat das Venetian ® Las Vegas das bisher grösste musikalische Ereignis angekündigt - Tim McGraw und Faith Hill “Soul2Soul”. Dieses limitierte Engagement der beiden Country Musik Stars, das im intimen Rahmen des venezianischen Theaters mit nur 1815 Plätzen statt findet, wird am 7. Dezember eröffnet und umfasst 10 Wochenenden, bis April 2013. Der Ticket-Vorverkauf ist bereits in vollem Gange.

“Soul2Soul” im Venetian ist das erste Mal seit sechs Jahren, dass Tim McGraw und Faith Hill wieder in den USA zusammen auftreten. Es wird eine komplett neue Produktion mit innovativer Lichttechnik und Bühnenbild-Technologien, die gleichbedeutend mit ihren “Soul2Soul” Konzerten sein wird. Das Venetian Theater wird entsprechend umgestaltet, um diese neue Produktion unterzubringen. Die “Soul2Soul” Konzerte werden viele ihrer Nr. 1 Hits, die sie beide individuell und zusammen berühmt gemacht haben, beinhalten.

Zusammen haben Tim McGraw und Faith Hill 70 Millionen Alben verkauft, gewannen acht Grammy Awards, 14 Country Music Association Awards, 14 American Music Awards, sieben Peoples Choice Awards und 26 Academy of Country Music Awards.

„Wir schaffen eine Show, die ganz anders sein wird von dem, was wir bisher gemacht haben - und vielleicht nie wieder tun werden”, sagten Tim McGraw und Faith Hill auf der Pressekonferenz. „In Arenen und Stadien bist du immer mit einer Herausforderung konfrontiert, Wege zu finden, damit sich die Fans, egal wo sie sitzen, näher am Geschehen fühlen. Mit diesem Engagement wird jeder nahe sein, und das wiederum eröffnet alle Arten von kreativen Möglichkeiten. Wir freuen uns darauf, und auch, dass wir unseren Fans wirklich etwas ganz Besonderes bieten können”.

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Tim McGraw und Faith Hill dominieren die Hitlisten seit den 90er Jahre. Im Jahre 2000 begannen sie zusammen aufzutreten und starteten ihre “Soul2Soul” Konzerttournee, die in dem Jahr die beste und erfolgreichste US Tournee war. Sie vertieften ihren Erfolg in 2006, als sie erneut mit ihrer “Soul2Soul” Tournee durch die Lande zogen. Diese Tournee war nicht nur die verkaufsstärkste Country Musik Tour aller Zeiten, sondern auch die meistbesuchteste aller Musikgenres. Sie ist bis heute die verkaufsstärkste, mehr-jährige Nordamerika-Tournee in der Country Musik Geschichte.

Tim McGraw, mit Hits wie Live Like You Were Dying, Everywhere und Real Good Man, hat mehr als 40 Mio. Platten weltweit verkauft und dominierte die Hitlisten mit 32 Nr. 1 Singles. Er gewann drei Grammy Awards, 14 Academy of Country Music Awards, 11 Country Music Association Awards, 10 American Music Awards, drei People’s Choice Awards und einige andere Honorierungen. Mit 7,8 Mio. spins im Radio wurde Tim McGraw „Künstler des Jahrzehnts” von 2000-2010, ernannt von Nielsen Broadcast Data Systems. Tim McGraw ist nicht nur ein erfolgreicher Country Musik Sänger sondern behauptete sich auch als Schauspieler und war zu sehen in Country Strong, mit Gwyneth Paltrow; dem Oscar nominierten The Blind Side, mit Sandra Bullock sowie Four Christmases, The Kingdom, Flicka und Friday Night Lights.

Faith Hill’s 20-jährige Karriere ist nicht minder spektakulär. Sie verkaufte mehr als 30 Mio. Platten weltweit, hatte 13 Nr. 1 Singles und 20 Nr. 1 Videos. Sie war die erste weibliche Künstlerin, deren drei Studioalben - 1999’s Breathe, 2002’s Cry und 2005’s Fireflies – alle hintereinander auf die Nr. 1 der Billboard’s Top Pop Album Hitlisten und den Country Musik Hitlisten landeten. Faith Hill gewann fünf Grammy Awards, drei Country Music Association Awards, zwölf Academy of Country Music Awards, vier American Music Awards und vier People’s Choice Awards. Seit fünf Jahren eröffnet Faith Hill jeden Sonntag die Fussball-Nacht des TV Senders NBC.

Konzerte sind geplant für die folgenden Daten, jeweils um 20.00 Uhr und 22.30 Uhr:Dezember 2012: 7. / 8. / 14. / 15.Januar 2013: 18. / 19. / 25. / 26.Februar 2013: 1. / 2. / 15. / 16. / 22. / 23.März 2013: 1. / 2.April 2013: 12. / 13. / 26. / 27.

Eintrittspreise: $95.50, $175.50, $255.50 und $295.50 inkl. Steuern. Eine limitierte Anzahl von VIP Paketen, die bevorzugte Plätze in den ersten zwei Reihen sowie ein kostenloses pre-fix Abendessen in einem ausgewählten Restaurant des Hotels, zwei Gratis Drinks während der Show, einen Gutschein, etc. beinhalten, gibt es für je $1,000 inkl. Steuern. Tickets kann man beim Venetian/Palazzo Box Office kaufen bzw. online bei ticketmaster.com oder per Telefon 1-888-823-7685 (gebührenfrei in USA). Eine zeitige Reservierung ist empfehlenswert. The Venetian Resort Hotel Casino, 3355 Las Vegas Blvd. South, Las Vegas, NV 89109 * Tickets: 702-414-9000 * www.venetian.com

Mehr Informationen über Tim McGraw und Faith Hill gibt es auf www.timmcgraw.com und www.faithhill.com

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Text: Sonja Stimmer

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf der Veranda Ihrer Blockhütte, unten im Tal fliesst der Buffalo Fluss ruhig in Schlangenlinien vorbei, Pferde weiden auf der Wiese und vor Ihnen, in nicht allzuweiter Ferne, erheben sich die markanten und schroffen Klippen des Grand Teton Gebirges in Wyoming. Egal ob Kaffe in den frühen Morgenstunden oder ein Glas Wein zum Sonnenuntergang – dieser gigantische Ausblick wird Ihnen täglich

serviert, auf der Heart Six Ranch.

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Die Heart Six Ranch liegt in Moran, 56 km nördlich von Jackson Hole, eingebettet in eine der schönsten Gegenden des Landes – nur 3 km vom Grand Teton Nationalpark entfernt und 56 km südlich des Yellowstone Nationalparks am Buffalo Fluss im Teton Nationalforst. Zusammen umfassen Teton und der angrenzende Bridger Nationalforst, inklusive der Gros Ventre, Bridger und Teton Wilderness, eine Fläche von 1,3 Mio. Hektar Land. Dramatische und abwechslungsreiche Landschaften sind hier garantiert. Die Ranch ist umgeben von schneebedeckten Bergen und breiten, grasbewachsenen Tälern. Mit über 3200 km an Wanderwegen ist der Bridger–Teton Nationalforst ein Favorit für Freizeitsportler. Auf der Ranch können Sie durch Wälder von Kiefern, Espen und Fichten wandern, Rad fahren oder reiten.

Die Ranch kann auf eine lange und bewegte Vergangenheit zurück blicken. Heute geniessen Gäste aus der ganzen Welt rustikale Eleganz, ausgezeichnete Küche und freundlichen Service auf der Heart Six Ranch.

Charlie ‚Beaver Tooth’ Neil und seine Frau Henrietta siedelten sich im Jahre 1914 auf dem Fleckchen Land an, wo heute die Heart Six und Buffalo Valley Ranch liegen. Sie bauten ein Ein–Zimmer Blockhaus, zwei Ställe, einen Geräte–Schuppen, zwei Lagerhallen, und einen Trockenkeller, von dem aus Charlie ein illegales Pelzgeschäft leitete. 1918 eröffneten die beiden einen Billig–Laden; dort befindet sich heute das Buffalo Valley Café, in dem die ‚all–inklusive’ Gäste der Ranch am Sonntag ihre Mahlzeiten einnehmen. Charlie’s Laden war immer reichlich bestückt und er hat sich damals sehr grosszügig seinen Kunden gegenüber erwiesen. Keinem wurde Kredit verwehrt und jeder, der gerade nicht flüssig war, konnte bei ihm anschreiben lassen. Im Laufe der Zeit erweiterten die Neils auf acht Blockhütten. Tanzlokale waren in den 20er Jahren in Wyoming genauso beliebt, wie im Rest der USA. Und so eröffneten die Neils ein Tanzlokal; genau dort, wo heute die Heart Six Ranch liegt. Teile des Lokals blieben intakt und wurden in den Bau des Haupthauses der Ranch integriert. Lokale Geschichte schreibt, dass Charlie seine Finger nicht nur im illegalen Pelzgeschäft hatte, sondern auch, ebenfalls in seinem Keller, mit Glücksspiel und sogar mit den Rotlicht–Damen im Geschäft war. Das Tanzlokal war sehr populär, bis Charlie sich ein wenig zu freundlich den Tänzerinnen widmete und sein Treiben zu riskant wurde. Er beschloss die Türen zu schliessen und „alles den Fledermäusen zu überlassen”.

Irgendwann in den späten 20er Jahren verstarb Charlie; Henriette heiratete wieder und verkaufte die Ranch 1936 an John „Dad” Turner und das Ehepaar Scott. Dad Turner’s Hälfte, die heutige Heart Six Ranch wurde Dad’s Ranch und die Hälfte der Scott’s Buffalo River Ranch. Im Jahre 1949 verkaufte Dad seinen Teil an Kenny Sailors, einem Basketball Spieler, der die Ranch zu Ehren der Sailors Familie in Heart Six umbenannte. Sailor nutzte die Ranch im Sommer als Jungen–Lager und im Winter als Jagd–Lager. 1969 verkaufte er alles an seinen Bruder Bud, einem ehemaligen Piloten für General Eisenhower. Lange davor, 1955, verkauften die Scott’s ihre Buffalo River Ranch an Mary und Louise Price, die weitere Blockhütten dazu bauten und eine Dude Ranch daraus machten.

Der 2. November 1972 geht jedoch als tragischer Moment in die Geschichte der Heart Six Ranch & Buffalo Valley ein, als Sheriff Boyd Hall von Elmer Price ermordet wurde. Price sollte wegen Einbruchs festgenommen werden und wollte sich das Leben nehmen. Sheriff Hall, der zu dem Zeitpunkt Manager der Heart Six Ranch war, versuchte Elmer zu beruhigen, der ihn jedoch erschoss. Elmer Price hat sich daraufhin selbst erschossen. Die Einschusslöcher sind auch heute noch in der Tür des Buffalo Valley Cafés, das damals eine Wohnung war, sichtbar.

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1974 wurde Heart Six an Dr. William Hurst und seine Frau Jane verkauft. Dr. Hurst praktizierte Medizin in Jackson während Jane und ihre Söhne sich um die Gästeranch kümmerten. Die heutigen Besitzer, Brian und Millie Harris, kauften die Heart Six Ranch 1984, die seitdem von verschiedenen Managern geleitet wurde, und Heart Six zu der tollen Dude Ranch machten, die sie heute ist.

Die ‚all–inklusive’ Ranch liegt auf einer Höhe von 2400m und ist von ca. April bis Ende September geöffnet. Im Winter können Gäste Snowmobil Touren in den Yellowstone Nationalpark über die Ranch buchen, werden jedoch in einem Hotel in Jackson untergebracht.

Die Ranch verfügt über 27 Unterkünfte die sich in rustikale Zimmer und Blockhütten aufteilen. Die auf den Hügeln verteilten Blockhütten unterscheiden sich in Grösse und Ausstattung sowie der jeweiligen Aussicht. Die urigen Moose und Elk Cabins befinden sich entlang eines Holz–Gehwegs vor dem Haupthaus und eignen sich am besten für 2 Erwachsene bzw. 2 Erwachsene und 2 Kinder. Sie bestehen aus einem Zimmer mit privatem Bad; einige haben jedoch eine Verbindungstür, sodass auch grössere Familien dort unterkommen können. Die Deluxe Zimmer sind grösser und verfügen zusätzlich über einen Holzofen. Die freistehenden Blockhütten bieten ein bis drei Schlafzimmer, ebenfalls einen Holzofen sowie grosszügige Sitzecken. Manche der Schlafzimmer sind eigens für Kinder mit Stockbetten versehen. Die South Bear Blockhütte hat sogar eine Jacuzzi–Badewanne. Jede Unterkunft ist rustikal, im Westernstil eingerichtet. Die Betten sind gross und wuchtig,

mit Tempur pedic Matratzen und flauschiger Bettwäsche ausgestattet, was das frühe Aufstehen nicht immer einfach macht. Die North und South Bear Blockhütten bieten den besten Ausblick auf die Grand Tetons. Von der Holzbank aus, auf der Veranda, liegen Ihnen das Tal und die Berge zu Füssen. Da kann man locker auf den nicht vorhandenen Fernseher verzichten.

Alle Unterkünfte sind nur wenige Schritte vom Haupthaus entfernt, in dem sich der Speisesaal, Aufenthaltsraum (mit TV und kabellosem Internet), Souvenirladen und das Büro der Ranch befinden.Frühstück, Mittag– und Abendessen finden zu festen Zeiten statt. Das Menü besteht aus herzhaften Western–Gourmet Gerichten, zubereitet von Chefkoch Jason, der schon hin und wieder mal einige neue Kreationen zum Ausprobieren serviert. Die Frühstücksauswahl ist reichlich und bietet vom einfachen Joghurt mit Obst bis hin zum Omelett oder Eier mit Speck und Bratkartoffeln alles was das Herz bzw. der Magen am frühen Morgen begehrt.Zum Mittagessen auf der Ranch gibt es delikate Kleinigkeiten wie Sandwich mit geräuchertem Lachs, Avocados und Schweizer Käse belegt, oder gegrilltes Hähnchen mit gemischtem Salat. Bei den ½–Tages Ausritten wird das Mittagessen in die Satteltaschen gepackt und unterwegs gegessen.

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Zum Abendessen wird oft ein Barbeque veranstaltet, bei dem es Fleisch, Fisch, Wild, Hot Dogs oder Bratwürste gibt. Natürlich immer mit Salat und Gemüse wie Bohnen, Mais, Pilze, etc. Auch die Nachspeisen können sich sehen lassen – Käsekuchen mit Erdbeeren, hausgemachtes Eis, Apfel– oder Blaubeerkuchen und Schokoladenkekse. Am Samstag Abend findet ein Steak und Fisch Barbeque statt, bei dem sich auch die Cowboys und Cowgirls der Ranch sowie die anderen Mitarbeiter unter die Gäste mischen. Hungrig bleibt bei solchen Ranch–Aufenthalten keiner. Die Ranch verfügt auch über eine Alkohollizenz; Alkohol wird jedoch nicht automatisch serviert sondern man muss seine Drinks extra bestellen und bezahlen. Spezielle Diätbedürfnisse werden gerne berücksichtigt; die teilt man am besten schon vor Ankunft mit.

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Priorität der Ranch–Aktivitäten ist natürlich das Reiten. Egal ob Anfänger oder Experte, hier findet jeder sein Pferd. Die Ausritte werden den Kenntnissen des Reiters angepasst. Wie auf den meisten Ranches bekommen Sie für die Dauer Ihres Aufenthaltes ein Pferd zugewiesen, das Ihrer Reiterfahrung entspricht. Die Heart Six Ranch besitzt an die 100 Pferde, da ist die Auswahl gross. Es gibt jeweils einen Ausritt am Morgen und am Nachmittag sowie Halbtages– und Ganztages–Ausritte. Die Ranch verfügt über Nutzungs–Genehmigungen des Bridger–Teton Nationalforsts sowie der Grand Teton und Yellowstone Nationalparks, was unzählige Pfade bietet. Einige der Ausritte sind ziemlich anspruchsvoll und herausfordernd, gehen steil hinauf, und natürlich auch wieder hinunter. Manchmal erklimmt man noch weitere 350 Höhenmeter mit seinem Pferd, was einen dann auf knapp 2750 m bringt. Die Pferde müssen hart arbeiten, sind jedoch sehr gut trainiert und an die Bergluft gewöhnt. Die Gäste sind diejenigen, die sich an die trockene Höhenluft gewöhnen müssen. Es schadet

nicht, immer ein Sweatshirt oder eine Jacke dabei zu haben (kann hinten am Sattel festgeschnürt werden), denn das Wetter kann sich schnell ändern. Und die Wasserflasche nicht vergessen! Platz für die Kamera gibt es auch noch in der Satteltasche. Bei den Halb– bzw. Gantztages–Ausritten kommt noch das Mittagessen mit rein. Ich nahm immer noch einen Apfel extra mit, für mein Pferd.

Die Ausritte gehen durch die Wälder, über Stock und Stein; teilweise bieten sich wieder grosse Wiesen, auf denen man auch mal ein bisschen traben oder galoppieren kann. Der Grossteil des Terrains ist jedoch gebirgig, man durchquert Bäche und ist ständig von der wunderschönen Natur umgeben. Mit etwas Glück kann man Weisskopf–Adler und Hirsche erblicken.

Wieder zurück auf der Ranch bietet sich ein Sprung in den Pool, um seine angespannten Muskeln vom Reiten zu lockern. Ich verbrachte in zwei Tagen an die 10 Stunden auf meinem Pferd und war heilfroh über meine Jacuzzi Badewanne in der South Bear Blockhütte!

Die Heart Six Ranch bietet auch Reitunterricht sowie spezielle Horsemanship Klassen, in denen man lernt, mit Pferden auf eine natürliche Weise zu kommunizieren. Ausserdem gibt es Unterricht im Lasso werfen, oder, wer fest im Sattel sitzt, kann sich beim Barrel racing testen. Am Samstag Nachmittag trifft man sich in der grossen Arena und kann sein Gelerntes zur Schau stellen, beim Shodeo – ein Spass für die ganze Familie, mit Rodeo, Reitwettbewerben und verschiedenen Aktivitäten.

Ganz neu in diesem Jahr gab es eine Ladies Only Woche. Laden Sie Ihre besten Freundinnen ein, für eine Woche vollgepackt mit Natur, Abenteuer, gutem Essen und viel Spass auf der Heart Six Ranch.

Einen Nachmittag sollten Sie auf jeden Fall für eine landschaftlich wunderschöne Flussfahrt auf dem Snake River reservieren. 16 km lang mit einzigartigen Ausblicken auf die Grand Tetons und Mount Moran. Ich konnte 12 Weisskopfadler, inklusive ein paar Jungvögel, entdecken. Einige Wochen davor, hatten Gäste sogar ein Bärenbaby gesehen, was allerdings sehr selten vorkommt. Auch andere Wildtiere, wie Hirsche oder Biber, deren Arbeit man oft an den Bäumen entlang des Flusses sehen kann, werden oftmals erblickt. Wer’s etwas ‚wilder’ mag, dem empfiehlt sich eine Rafting Tour, die ebenfalls auf dem Snake River statt findet, jedoch startet diese weiter oben und endet an dem Teil, wo die ruhige Flussfahrt beginnt. Rafting ist nicht Teil des all–inklusive Programms und kann extra gebucht werden.

Photo: Philip Roth

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Wer seine Woche nicht unbedingt nur mit Reiten verbringen möchte, dem bieten sich genügend andere Möglichkeiten, wie Wandern, Mountain Biking, Fliegenfischen oder Bogenschiessen. Live Musik und Tanz ist am Freitag abend angesagt – Two Step und Line Dancing, wer’s nicht kann, kein Problem. Die Cowboys und Cowgirls der Ranch sind da gerne behilflich.

Einmal pro Woche gibt es einen Ausflug in den Yellowstone Nationalpark, den man nicht versäumen sollte.Yellowstone ist nicht nur der erste Nationalpark der USA sondern, besonders für Natur– und Tierfreunde, auch einer der schönsten Parks der USA. Yellowstone ist die Heimat von Grizzlybären, Wölfen, Adler, Elche und Hirsche sowie einer eindrucksvollen Bisonherde. Old Faithful und ein Grossteil der weltweit bestehenden Geysire befinden sich hier. Yellowstone ist eines der letzten, fast intakten, natürlichen Ökosysteme der Erde.

Ebenfalls einmal pro Woche organisiert die Ranch eine Fahrt nach Jackson, zum Jackson Hole Rodeo, was meistens am Mittwoch abend statt findet und bei dem oftmals die Cowboys und Cowgirls der Ranch einreiten, ganz patriotisch mit US Flagge sowie der Ranch–eigenen Heart 6–Flagge

Eine Fahrt nach Jackson Hole lohnt sich allemal. In dem kleinen Westernstädtchen gibt es eine grosse Anzahl an Galerien, Souvenirläden, Geschäfte für Westernkleidung, Cowboystiefel und Hüte sowie ein paar nette Bars und Restaurants.

Wer es nicht nach Jackson schafft, der findet in dem kleinen Geschenke/Souvenirladen der Ranch Westernkleidung mit dem Heart Six Logo und Cowboy Hüte, gleich mit der passenden Hutschachtel sowie noch ein paar ‚last minute’ Souvenirs und Postkarten, bevor es wieder zurück in die Heimat geht.

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So kommen Sie zur Heart Six Ranch in WyomingVon Deutschland aus fliegen Sie am besten über Denver nach Jackson Hole, Wyoming. Vom Flughafen sind es ca. 56 km zur Ranch. Der Transport vom/zum Flughafen ist nicht im Preis inbegriffen, kann jedoch, gegen Gebühr, mit der Ranch vereinbart werden. Wer unabhänging sein möchte und Aktivitäten plant, die sich ausserhalb der Ranch befinden, reserviert sich am besten schon in Deutschland einen Leihwagen.

Heart Six Ranch16985 Buffalo Valley RoadMoran, WY 83013Tel: 307–543–2477www.heartsix.com

Heart Six Ranch ist von ca. April bis Ende September geöffnet. Die ‚all–inklusive’ Preise beinhalten 6 Übernachtungen, Vollpension und sämtliche Ranch Aktivitäten. Alkoholische Getränke sowie Aktivitäten/Ausflüge ausserhalb der Ranch sind nicht im Preis inbegriffen.

Die Heart Six Ranch ist eine der wenigen Ranches, die auch kürzere Aufenthalte anbietet. Es gibt einige Gäste, die nur für ein paar Tage kommen. Dieses Arrangement ist nicht ‚all–inklusive’; die jeweiligen Aktivitäten werden individuell gebucht und abgerechnet.

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Eine interessante Mischung aus Kartoffeln und Edelsteinen

Idaho ist vielen Europäern noch unbekannt als Reiseziel und man weiss verhältnismässig wenig über den Staat, ausser, dass er fantastische Kartoffeln produziert. Deshalb hat Idaho auch den offiziellen Spitznamen Potato Staat. Allerdings gibt es noch einen inoffiziellen, Gem State, also Edelstein Staat, weil hier fast alle bekannten Edelsteine der Welt, sogar der seltene Sterngranat, gefunden werden. Wer hätte das gedacht?

Idaho ist gross und vielfältig. Nur rund 1,5 Millionen Menschen leben auf einer Fläche, die knapp zwei Drittel von Deutschland umfasst. Im Norden schimmern smaragdgrüne Hügelketten und glitzernde Seen. Zerklüftete Berge, unberührte Wildnis und rollendes Farmland bilden das Herz Idahos. Die Flussebene des Snake Rivers mit ihrem weiten Horizont, fruchtbares Ackerland und lebhafte Städte finden sich im Süden. Idaho erstreckt sich über zwei Zeitzonen, läuft von Kanada nach Nevada, und umfasst die Westseite der kontinentalen Wasserscheide der Rocky Mountains. Im pazifischen Nordwesten, grenzt Idaho an Washington und Oregon. Bergbau war früher der wichtigste Wirtschaftszweig, denn in Idaho findet man viele Bodenschätze sowie 72 verschiedene Edel- und Halbedelsteine. Heute produziert Idaho ¼ aller Kartoffeln in den USA. Auch die Forstwirtschaft spielt eine wichtige Rolle und der Tourismus wird immer bedeutender.

Woher der Name Idaho kommt? Ganz sind die Ursprünge nicht geklärt. Jedenfalls ist es keine Übersetzung aus der Sprache der Shoshonen und heisst darum auch nicht „Juwel der Berge,” wie manchmal behauptet. Sehr wahrscheinlich ist der Name einfach nur ausgedacht, und zwar ursprünglich für den heutigen Bundesstaat Colorado. Trotzdem blieb Idaho irgendwie hängen, wenn man auch nicht genau weiss warum. Macht nichts, dann befinden wir uns eben in Ernest Hemingways guter Gesellschaft. „ ...a lot of state this Idaho, that I didn’t know about...,” sagte der Schriftsteller einst, also „eine Menge Staat, dieses Idaho, worüber ich nichts wusste.” Im Herbst 1939 schrieb er seinen Roman „Wem die Stunde schlägt” in Suite 206 der Sun Valley Lodge zu Ende. 1959 kaufte er nicht weit davon entfernt ein Haus im Städtchen Ketchum und zog endgültig nach Idaho. Auch wir haben uns ein bisschen im Kartoffel-Staat umgeschaut.

Boise, die im Südwesten gelegene Bundeshauptstadt, entstand in den Tagen des Goldrausches. Boise liegt auf einem trockenen Hochplateau zu Fusse der Rocky Mountains, die sich im Nordosten erheben. Durch die Stadt schlängelt sich der idyllische Boise River. Auch wenn Boise nur 211.000 Einwohner zählt und sich eher heimelig als hauptstädtisch anfühlt, dient es wegen seiner räumlichen Abgeschiedenheit als Drehkreuz für einen weiten Einzugsbereich und bietet als Regionalzentrum überraschende Fülle von kulturellen Angeboten.

Text: Sonja Stimmer & Heike Schmidt

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Besonders stolz ist die Stadt auf ihre Philharmonie, ihre Opern-, Ballett- und Theater-Ensembles. Entlang des Boise Rivers findet alljährlich ein grosses Shakespeare Freiluft-Festival statt, ausserdem die „Gene Harris Jazz Concert Serie” sowie die „Art in the Park” Kunstausstellung im September. Es gibt eine Vielzahl von Museen wie das „World Center for Birds of Prey” mit täglichen Raubvogel-Demonstrationen und interaktiven Ausstellungen. Das „Morrison Knudsen Nature Center and River Observatory” erlaubt Besuchern mit seinen Unterwasser-Schaufenstern einen Einblick in den Lebensraum Fluss aus der Fisch-Perspektive. Im „Discovery Center of Idaho” mit vielen interaktiven und Ausstellungen zum Mitmachen macht Naturwissenschaft einen Riesenspass. Auch ein „Idaho Historical Museum” fehlt nicht und das kleine aber feine „Boise Art Museum,” liebevoll BAM genannt mit 15 permanenten

und Wechselausstellungen. Das „Basque Museum & Cultural Center,” eines von nur zwei Museen seiner Art weltweit, erlaubt einen Einblick in das Kulturerbe der baskischen Einwanderergemeinde Idahos. Das „Old Idaho Penitentiary”-Gefägnis ist eines von landesweit nur vier erhaltenen Territorialstrafanstalten.

Boise hat ein erstaunlich mildes Klima. Es regnet oder schneit selten – durchschnittlich 30 Zentimeter im Jahr. Wegen der gemässigten Temperaturen und der niedrigen Luftfeuchtigkeit ist ein Grossteil der Boiseans meist draussen anzutreffen. Wer nicht gerade im Büro sitzen muss, unternimmt Radtouren auf der 40-Kilometer langen Flusspromenade, spielt Golf, raftet in Whitewater-Stromschnellen, fährt Kanu oder Mountain-Biking im Vorgebirge. Und wenn es doch einmal schneit ist das nächste Skigebiet, Bogus Basin nur eine gute halbe Autostunde nördlich der Innenstadt zu finden. Boise ist ein abenteuerlichen Outdoor-Spielplatz zu jeder Jahreszeit. Mitten im Zentrum befindet sich das Grove Hotel, das idealer Ausgangspunkt ist, um die Stadt zu erkunden. Man braucht nicht ständig ein Auto, denn Restaurants und Geschäfte sowie ein Grossteil der Attraktionen liegen in der Nähe. Das Hotel bietet luxuriöse und komfortable Zimmer mit Kühlschrank, Flachbild TV, CD Spieler und Kaffemaschine. Ausserdem gibt es einen Swimming Pool, Spa, Sauna, eine Bar sowie ein fantastisches Restaurant, Emilio’s, mit vorzüglicher Küche.

Ca. zwei Autostunden südöstlich von Boise liegt Twin Falls. Wenn es um „Base Jumping” geht, hat Twin Falls die Nase vorn. So eine Brücke wie die Perrine Bridge - 457 Meter lang und schwindelnde 148 Meter hoch über dem brausenden Snake River und einer der wenigen Orte, an denen dieses Objektspringen erlaubt ist - kann nicht jeder bieten. Darum ist weniger das 44.000-Einwohner Städtchen selbst die Attraktion, sondern eher ihre aufregende Lage am Südrand des Snake River Canyons. Der Ort stand im September 1974 im nationalen Rampenlicht als Stuntman Evel Knievel versuchte die Schlucht mit einem Raketen-Motorrad zu überspringen. Wegen starken Windes öffnete sich jedoch sein Rettungsfallschirm frühzeitig und der wagemutige Versuch scheiterte. Knievel kam mit einer gebrochenen Nase davon. Wen bei dieser Geschichte die Abenteuerlust packt, kann Base Jumping von der Brücke ausprobieren. Allen anderen ist das „Buzz Langdon Visitor Center” am Südwestende der Perrine Bridge zu empfehlen. Das Besucherzentrum bietet atemberaubende Ausblicke auf die Schlucht und die Brückenkonstruktion. Hier beginnt zudem eine Reihe von Wanderwegen entlang des Canyon Randes.

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Twin Falls ist das Zentrum des „Magic Valley”, benannt nach den magischen Veränderungen, die der Bau von Bewässerungsanlagen in dem zuvor als unbewohnbar und unfruchtbar geltenden Tal bewirkt hatte. In unmittelbarer Nähe der Stadt befinden sich drei Wasserfälle: Bei Pillar Falls teilt eine Reihe von Basaltsäulen den Snake River in mehrere Kanäle durch die der Fluss um etwa sechs Meter fällt. Shoshone Falls ist mit einer Höhe von 65 Meter sogar höher als die Niagara Fälle. Die Fallhöhe von Twin Falls beträgt etwa 38 Meter. Je nach Jahreszeit und Bewässerungsbedarf für die Landwirtschaft variiert der Wasserfluss stark zwischen einem Rinnsal und beeindruckenden Wasserfluten während der Schneeschmelze im Frühjahr.

Auf direkte Spurensuche der Pioniere können sich Besucher etwas weiter nach Osten, in Pocatello begeben. Die nach einem Shoshonen-Bannock-Häuptling benannte Kleinstadt (54.000 Einwohner) ist mit der Eisenbahn gross geworden und mit ihren Hotels und Restaurants ein bequemer Ausgangspunkt, die Region zu erkunden. Besonders sehenswert ist die historische Altstadt - ein Karree aus zwölf Strassenblöcken - in der sich die Anfänge der Siedlung und ihre Eisenbahngeschichte nachverfolgen lässt. Pocatello ist das Zuhause der Idaho State Universität. Nicht weit entfernt sind Poss Park und der originalgetreue Nachbau von Fort Hall, ehemals wichtige Raststätte für Pioniere, die von 1843 bis 1869 auf dem Oregon Trail nach Westen zogen. In der Replika des imposanten Forts mit mächtigen Holztoren ist heute ein Museum untergebracht.

Mehr als 1,5 Millionen Emigranten unternahmen damals die gefährliche Reise. Wo einst die Planwagen entlang holperten, verlaufen heute landschaftlich oder geschichtlich interessante Nebenstrecken, die Scenic Byways. Der Pioneer Historic Byway zum Beispiel folgt auf rund 200 Kilometern der Route der Pioniere durch die historischen Ortschaften Franklin und Preston. Höhepunkte der Strecke sind das Tierschutzgebiet Gray’s Lake Wildlife Refuge und der Geysir von Soda Springs.

Der Oregon Trail Bear Lake Scenic Byway (177 Kilometer lang) streift an der Staatengrenze zu Utah den türkisblauen Bear Lake, der wegen seiner ungewöhnlichen, durch Kalksteinablagerungen hervorgerufenen, Farbe als ein Stück Karibik in den Rocky Mountains gehandelt wird. Weitere Highligts sind die heissen Quellen in Lava Hot Springs, das Besucherzentrum National Oregon/California Trail Center in Montpelier und der Paris Tabernacle, eine Mormonenkirche im romanischen Stil aus meilenweit herangekarrtem roten Sandstein von Pionieren erbaut.

Weiter nördlich liegt Idaho Falls - mit knapp 57.000 Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt im Osten Idahos - hat den wilden Snake River gezähmt. 1895 wurde hier der damals grösste Bewässerungskanal der Welt gebaut. Gurgelnde Stromschnellen verschwanden als Wassermassen für die Landwirtschaft abgezweigt wurden und eine Halbwüste in grünes Farmland verwandelten. Die Region wurde zu einer der fruchtbarsten im ganzen Land. Erfolgreich angebaut wurden auch Kartoffeln. Damit hatte Idaho seinen Necknamen weg: „Potato State,” der „Kartoffelstaat.” Und so prangt heute noch auf den Nummernschildern: „Famous Potatoes” („Berühmte Kartoffeln.”)

Photo: Dennis Chin

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Die Flussauen längs des Snake Rivers sind heute ein innerstädtisches Naherholungsgebiet. Der kleine Geschäftsbezirk von Downtown Idaho Falls ist umgeben von hübschen Nachbarschaften mit gepflegten Gärten, hat viele Parks, einen Zoo, Theater, vier Golfplätze und das Museum of Idaho, wo Lokalgeschichte lebendig wird. von hier aus kommt man über die Highways 26 und 31 nach Wyoming, zu den Grand Tetons und Yellowstone Nationalpark.

Auf der anderen Seite, im Nordwesten Idahos liegt Coeur d’Alene (45.000 Einwohner), dessen Hauptattraktion der gleichnamige See ist. Darum wird der beliebte Urlaubsort an seinem Nordufer manchmal nur als „Lake City” betitelt, wenn franko-kanadische Felljäger die Siedlung auch eigentlich nach einem Indianerstamm benannten, dem sie bei Verhandlungen das „Herz einer Ahle” attestierten. Das Werkzeug Ahle ist eine Art Spitzbohrer. Die Ureinwohner sollen ausgesprochen spitzfindige Geschäftsleute gewesen sein. Umgeben von einem satten Grün dichter Wälder, ist der See ein tiefblaues Überbleibsel aus der letzten Eiszeit. Ein Anziehungspunkt für Radfahrer und Mountain Biker ist Coeur d’Alene aber vor allem ein Wasserspielplatz und rühmt sich, den längsten Steg der Welt zu haben. Der ein Kilometer lange und 3,6 Meter breite Steg umsäumt einen Hafen mit knapp 400 Anlegeplätzen. Ein Schwingtor öffnet sich für Segelboote; Motorboote fahren unter einer Brücke in die Marina ein, die auch Besucher ohne schwimmenden Untersatz zu einem Picknick auf dem extra dafür vorgesehen Rastplatz einlädt. Ein Hingucker ist auch der 18-Loch Golfplatz des Coeur d’Alene Resorts, eine Luxus Hotelanlage mit 338 Zimmern, manche davon mit atemberaubender Aussicht von dem 18-stöckigem Hauptturm. Das 14. Loch des Golfplatzes befindet sich auf einer künstlichen Mini-Insel im See.Coeur d’Alene liegt in der Nähe von zwei Skiorten, das ca. 40 Autominuten entfernte Silver Mountain Resort und das 1,5 Std. entfernte Schweitzer Mountain Ski Resort.

Doch der Platzhirsch unter Idahos Wintersportorten ist Sun Valley in Zentral-Idaho. Hier surrte 1936 der erste Sessellift der Welt hoch auf den Proctor Mountain. Erfinder James Curran, der für die Union Pacific Railroad arbeitete, liess sich dabei von Bananen-Verladeanlagen für Frachtschiffe inspirieren. Gegründet wurde das heutige Weltklasse Resort von Eisenbahn-Mogul Averell Harriman, um den Passagierverkehr anzukurbeln. Aus Werbezwecken hatte der pfiffige Harriman darum auch Prominente aus Hollywood eingeladen. Gary Cooper war ein häufiger Gast, ausserdem Clark Gable, Errol Flynn, Marilyn Monroe und Mitglieder der Kennedy Familie. Ernest Hemingway (1899-1961) war über zwei Jahrzehnte Teilzeit-Einwohner, bevor der Nobelpreisträger mit seiner vierten Ehefrau Mary Welsh gänzlich ins benachbarte Örtchen Ketchum übersiedelte. Ketchum ist eine gewachsene Stadt und war wegen seiner Hochöfen Ende des 19. Jahrhunderts Zentrum der umliegenden Bergbauregion. Restaurants, Galerien und Einkaufsmöglichkeiten für Resortgäste sind jetzt Haupteinnahmequelle der 2700 Bewohner. Auf dem hiesigen Friedhof liegt Hemingway begraben. Das 1966 ihm gewidmete Memorial liegt etwas abseits der Trail Road, nur eine Meile nordöstlich der Sun Valley Lodge.

Eine neue Generation von Stars wie Tom Hanks, Bruce Willis und Demi Moore werden heute in den Liften gesichtet. Mittlerweile gibt es 18, dazu eine Gondel. Und inzwischen steht Bald Mountain im Mittelpunkt, drei Kilometer östlich von Procter Mountain, knapp 2800 Meter hoch mit 66 abwechslungsreichen Abfahrten in allen Schwierigkeitsgraden. Der baumlose Dollar Mountain (2028 m/16 Abfahrten) nebenan ist weniger steil und darum besonders bei Anfängern beliebt. Sun Valley ist ein ganzjähriger Urlaubort. Wenn der Schnee fürs Skifahren und Snowboarding, Schneeschuh-Wanderungen und Langlauf, für Snowmobilfahrten oder Helikopter-Skiing geschmolzen ist, schaltet das Resort auf Sommerbetrieb um mit Mountain Biking, Fliegenfischen, Rafting und Kajak fahren, Paragliding, Golf und Ausflügen hoch zu Ross.

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Wo auch immer Sie in Idaho unterwegs sind, finden Sie zahllose Erholungsmöglichkeiten in sich dramatisch wandelnden Landschaften, die oft nur wenige Autostunden voneinander entfernt liegen. Schäumende Stromschnellen und donnernde Wasserfälle, trockene Halbwüstenplateaus und stille Kiefernwälder, Prärien mit Wüsten-Beifuss und schneebedeckte Gipfel, üppiges Farmland und lebhafte Städte - fortschrittlich modern und doch stolz auf die Vergangenheit.

Ist Gem State zwar nur der inoffizielle Spitzname von Idaho, so stimmt die ausgedachte Bedeutung bei näherer Betrachtung dieses spektakulären Staates eigentlich trotzdem: Idaho ist tatsächlich ein Juwel in den Rocky Mountains.

So kommen Sie nach Idaho:

Boise Airport ist der einzige internationale Flughafen in Idaho. Die meisten grösseren Fluggesellschaften fliegen, mit Zwischenstopp, nach Boise. Von dort geht’s weiter mit einem Leihwagen, den Sie sich am besten schon in Deutschland reservieren.

Visit Idaho700 West State Street, Boise, ID 83720 * Tel: 208-334-2470 * www.visitidaho.org

Boise Convention & Visitors Bureau1199 Main Street, Boise, ID 83702 * Tel: 208-344-7777 * www.boise.org

Twin Falls858 Blue Lakes Boulevard North, Twin Falls, ID 83301 * Tel: 208-733-3974 * www.twinfallschamber.com

Idaho Falls Convention & Visitors Bureau630 W. Broadway, Idaho Falls, ID 83405 * Tel: 208-523-1010 * www.visitidahofalls.com

Pocatello Convention & Visitor Bureau324 S. Main Street, Pocatello, ID 83204 * Tel: 208-479-7659 * www.visitpocatello.com Coeur d’Alene Convention & Visitor Bureau105 N. 1st St. Ste. 100, Coeur d’Alene, ID 83814 * Tel: 208-664-3194 * www.coeurdalene.org

Sun Valley/Ketchum Chamber & Visitors Bureau491 Sun Valley Road, Ketchum, ID 83340 * Tel: 208-726-3423 * www.visitsunvalley.com

Photos: Idaho Tourism

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Steamboat Springs ist kein Skigebiet. Steamboat Springs ist gleich eine komplette Bergkette: Mount Werner, Sunshine Peak, Storm Peak, Thunderhead Peak, Pioneer Ridge und Christie Peak – über die Flanken von sechs Gipfeln spannt sich ein Netz aus 165 Pisten. Mit 12 qkm Fläche ist das rustikale Resort in Colorados Rocky Mountains eines

der grössten Skigebiete Nordamerikas. Wo soll man da bloss anfangen? Von der Talstation Gondola Square geht es mehr als einen Kilometer hoch bis zum Gipfel von Mount Werner (3221 m). „Wie wär’s mit der Vertigo Abfahrt,” grinst Skilehrer Steve Malacincinski, „wenn Dir sowieso schon schwindelig ist?”

Text: Heike Schmidt

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Feine Schneekristalle glitzern auf den Hängen. Die sind in Steamboat Springs angeblich besonders filigran. „Unser Schnee”, verkündet Loryn Kasten, Pressesprecherin vom Skigebiet, „ist nämlich 70% trockener.” Und das sei kein platter Werbespruch. Mit dem vorherrschenden Mikroklima in diesem Halbwüsten Hochtal habe das zu tun und wie die Winterstürme von den schroffen Gipfeln der North Park Bergkette eingefangen werden. „Probier’s doch mal aus!” Tatsächlich, einmal hochgeworfen, tanzten die blitzenden Kristalle doch wie sprudelnde Sektperlen in die Höhe. Darum habe Steamboat Rancher Joe McElroy die fluffigen Flocken in den 50er Jahren ja auch erstmals „Champagne Powder” getauft. Damit werde heute ganz frech Pulverschnee auf der ganzen Welt beschrieben. Eigentlich sei der Begriff ein exklusives und geschütztes Warenzeichen von Steamboat Springs. Aber weil man hier eben auch 100% netter sei, würden die Steamboatler nicht gleich klagen, sondern belassen es meist bei einer freundlichen Ermahnung der Konkurrenz.

Schroffe Gipfel wie in den europäischen Alpen sieht man hier keine. Darum erscheint das Gelände auf den ersten Blick einfach. Doch nur jede siebte Abfahrt ist als „grün”, also einfach, klassifiziert. Jeweils etwa 40% gelten als mittelschwer (blau) und schwer (schwarz). So wie Vertigo. Ein Stückchen unterhalb der Gondel–Bergstation zweigt die Steilpiste ab. Vielleicht lassen wir es zum Aufwärmen doch lieber langsam angehen und bleiben auf Vagabond, einer blauen Abfahrt? Skilehrer Steve nickt, zwinkert und zieht einen Faltplan aus der Tasche: „Genau, verschaff’ Dir erst mal einen Ȕberblick.”

Es gibt eine Gondel, 15 Lifte, zwei Zauberteppiche. Klingt nicht viel, doch strategisch platziert erschliessen die Lifte eine grosse Auswahl an Abfahrten aller Schwierigkeitsgrade, zudem zwei Terrain Parks. Wenn sich anderswo besonders Anfänger mit einfachen Hängen ohne Aussicht am Fuss eines Skigebiets begnügen müssen, gibt es hier mit Sundial sogar eine leichte Abfahrt vom 3165 m hohen Sunshine Peak hinunter. Weil sich Skifahrer und Snowboarder über das weite Gelände beinah verlaufen - Liftschlangen sind selten - bleibt auch Greenhörnern stets ausreichend Platz, ihre Bögen zu ziehen.

Langweilige Ziehwege oder breite Schneewiesen gibt es nicht. Noch oben auf den Bergspitzen wächst Wald, durch den sich die Pisten schneiden. In grau und grün sind die Baumflächen auf dem Pistenplan eingezeichnet, Das sollen Fichten und Espen sein. Laubbäume auf dreitausend Höhenmetern zu sehen ist für uns Europäer ungewöhnlich. Für das Slalomfahren zwischen den Zitterpappeln mit ihren weissen Stämmen ist Steamboat besonders berühmt berüchtigt. „Tree Skiing (Waldabfahrten) könne hier jeder lernen,” schwärmt Steve. Die Espen hätten genau den richtigen Abstand. Links und rechts von High Noon und Three O’Clock stünden die Bäume dazu wie von Mutter Natur per Hand gepflanzt und perfekt platziert. Shadows, Steves Lieblings–Abfahrt, mit ihren langen Schatten von Felsen und Bäumen, die sich wie ein filigranes Scherenschnittmuster auf den Schnee legen, ist ein besonderer Geheimtipp für einen Pulverschneetag.

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Die Namen der Abfahrten geben oft schon Aufschluss über ihre Beschaffenheit. Tornado, Cyclone und Hurricane, allesamt selbstverständlich schwarz und auf dem Storm Peak Gipfel zu finden, sind nichts für schwache Gemüter. Dann schon eher Rainbow und Sunset in Richtung Sunshine Peak. Vor allem die Uhrzeit–Pisten wie Three O’Clock also ‚15 Uhr’ sind als Empfehlung zu verstehen, wenn die Sonne die Abfahrten bestrahlt und das Heruntersausen wohl am meisten Spass macht. Die längst Abfahrt, Why Not, ist übrigens fast fünf Kilometer lang. Auch wenn Abfahrten wie High Noon oder Outlaw anderes andeuten, begann das zivilisierte Steamboat Springs im Gegensatz zu benachbarten Rocky Mountain Ski Resorts wie Aspen, Breckenridge, Keystone oder Vail nicht als ruchloses Silber- oder Goldgräbernest. Die hübschen Wildwest Häuschen an der schnurgeraden Hauptstrasse, Lincoln Avenue, wurden gleich aus solidem Sandstein gemauert, quadratisch, praktisch und mit bescheidenen Giebeln - eine aufrechte und gottesfürchtige Gemeinschaft, wenn man einmal vom Brooklyn Viertel absieht, mit seinen zwielichtigen Saloons, Poker Spelunken und vermeintlichen ‚Hotels’, in denen es einst von sehr rotwangig geschminkten Damen wimmelte. Sogar Bankräuber Butch Cassidy und seine Wild Bunch Bande sollen hier, auf der anderen Seite des gurgelnden Yampa Flusses, gebechert haben.

Wirtschaftlich spielte die Schifffahrt übrigens niemals eine Rolle, auch wenn Steamboat übersetzt Dampfschiff heisst. Fantasievolle Trapper, die um 1850 durchzogen, meinten damals einen schnaufenden Flussdampfer zu hören - daher der irreführende Name. Tatsächlich kam das sonderbare Geräusch aber von einem prustenden Geysir. Beim Bau der Eisenbahn 1908 wurden die geologischen Formationen durcheinander gesprengt. Die Steamboat Quelle gibt es zwar immer noch in der Nähe der Gleise, aber sie ist heute mucksmäuschenstill und tuckert leider nicht mehr. Rings um die Stadt blubbern übrigens noch rund 150 andere Therma- und Heilquellen, in denen schon verschnupfte Ute Indianer plantschten.

Besonders beliebt sind die Strawberry Hot Springs, etwa 16 km von Steamboat Springs die Country Road 36 nach Norden. Bei Eis und Schnee sollte man besser mit einem Geländewagen hinfahren, oder von dem angebotenen Shuttlebus Gebrauch machen. Die letzten paar Meilen sind steil und ungeteert, denn die naturbelassenen und nur grob eingefassten Hauptbecken liegen mitten in einem Espenwald, gleich unterhalb der Quelle. Der wärmste Pool ist 40 Grad heiss. Der kälteste gut für eine Ganzkörper–Gänsehaut. Die einfache Anlage ist erst kürzlich modernisiert worden; lediglich der zum Ticketschalter umgebaute Oldtimer Lastwagen am Eingang und das Umkleide Tipi sind immer noch da. Ungewöhnlich für das puritistische Amerika: Nach 20 Uhr ist Badebekleidung optional. Vielleicht ist die Beleuchtung darum so sparsam. Doch auf Badeschlappen sollte man bei dem glitschigen Boden keinesfalls verzichten und vielleicht auch einen Bademantel mitbringen. Die Umkleidekabinen sind nicht beheizt.

Noch vor 100 Jahren donnerten Büffel durch das Yampa Valley. Heute stapfen Rinder durch den Schnee. Ranching kristallisierte sich als Hauptindustrie heraus und die Rinderzucht ist auch noch im 21. Jahrhundert ein wichtiger Wirtschaftszweig. Bei durchschnittlich achteinhalb Metern Schneefall im Jahr hatten schon die ersten Cowboys vorsorglich Ski und Schneeschuhe im Stall stehen. Blieben die Pferde in den Schneewehen stecken, wurden die Bretter nicht zum Vergnügen, sondern zur Fortbewegung genutzt. Doch das änderte sich bald, und zwar gewaltig. Schuld daran war ein Norweger.

Skispringer Carl Howelsen emigrierte 1905 in die USA. Nach frühen Zirkusauftritten als Fliegender Nordmann, der auf Skiern eine mit Vaseline präparierte Schanze heruntersauste, kam er vier Jahre später nach Colorado und machte das Skispringen auch jenseits des grossen Teichs populär. 1914 liess sich dieser ‚verrückte’ Skispringer in Steamboat nieder, baute seine erste Sprungrampe, gründete den Winter Sports Club und infizierte sämtliche Einwohner mit dem Ski-Fieber. Wer mit dem Rinderhüten fertig war, schnallte sich fortan die Bretter zum Vergnügen unter.

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Wie Schnee–närrisch die Steamboatler sind, kann man am besten beim alljährlichen Winterkarneval sehen, der vom 6. bis 10. Februar 2013 übrigens seinen 100. Geburtstag feiert. Ein Fest extra für die Touristen ist das nicht, wenn Besucher auch herzlich als Zaungäste eingeladen sind. Hier zelebrieren Einheimische den Wintersport im Wilden Westen mit Slalomrennen, Pony–Paraden und Skispringwettbewerben. Skifahrer werden in Formation und von Pferden über die Hauptstrasse gezogen und ein Spielmannszug mitsamt Pauken und Trompeten, jedoch auf Skiern, schliddert hinterher. Die Night Extravaganza ist Höhepunkt der mehrtägigen Schneeparty. Dann wedeln nachts mit Lichterketten bestückte Skifahrer den Howelsen Hill hinunter.

Weil Carl Howelsen hier als ‚Vater des Skisports’ gefeiert wird, hat man den hauseigenen Übungshügel, mitten im Städtchen mit den zwei Schleppliften, gleich nach dem Norweger benannt. Inzwischen ragt dort eine ansehnliche Sprungschanze in den Himmel, hoch wie ein Kirchturm und den Weltcup–Normen entsprechend. Und so brachte ‚Little Cow Town’, das kleine Kuhdorf, mehr Winter–Olympia Athleten hervor, als jeder andere Ort in den USA. 79 seiner rund 1000 Mitglieder hat der Sportverein bislang schon zu Olympischen Winterspielen in alle Welt geschickt. Nelson Carmichael zum Beispiel, Travis Mayer, Caroline Lalive, Shannon Dunn, Johnny Spillane und Ray Heid.

Ray Heid, der waschechte Rancher mit Stoppelbart, Cowboyhut und schwarzer Sonnenbrille gehörte 1960 zum Skisprungteam. Zum ersten Mal stand er als Dreikäsehoch auf den Brettern. Und noch heute ist der Mittsiebziger beinah täglich auf Mount Werner mit seinen Telemark Skis unterwegs. Wenn der wettergegerbte Pferdezüchter anschliessend Gäste zum Ausritt über seine Ranch führt, zieht er nur schnell den selbst entworfenen und genähten Wapiti–Hirschledermantel mit flauschigem Biberfell–Kragen (beide eigenhändig erlegt!) über die brandmoderne Goretex–Skijacke. Den verblichenen Cowboyhut hatte er beim Skifahren erst gar nicht erst abgesetzt.

In Heids Scheune auf der Del’s Triangle 3 Ranch hängt ein altes Schwarzweiss Gruppenbild von den Steamboat ‚Olympians’. Darüber prangt in grossen Lettern: „Wenn sich Olympiateilnehmer in Utah versammeln, heisst das Winter Olympiade. Wenn sie sich in Steamboat versammeln, nennt man das Donnerstag.”

Auch Billy Kidd gehört mit zum Club. 1964 gewann er in Innsbruck die erste Silbermedaille für die USA im Slalom. Zusammen mit dem sechsfachen Rodeo Champion Larry Mahan heckte Billy Kidd 1974 das skurrile ‚Cowboy Downhill’ Skirennen aus. Jedes Jahr im Januar findet unten in Denver die National Western Stock Show statt, eine Veranstaltung rund ums Rinderzüchten. „Wir haben gedacht, es wäre ein grosser Spass ein paar professionelle Rodeo Stars rauf nach Steamboat einzuladen, für einen Tag Skifahren und Wettrenn Spass.”

Ein buckelnder Mustang ist für einen hartgesottenen Profi Cowboy natürlich ein Kinderspiel. Aber ein buckliger Skihang, das ist eine echte Herausforderung. In ledernen Beinschurzen und breitkrempigen Hüten, mit ausgestrecktem Hinterteil, X–Beinen, wedelnden Armen und Todesverachtung liefern sich Nordamerikas Rodeo Stars seither in Steamboat Springs ein wackliges Wild West Winter Wettrennen auf Skiern und Snowboards, die so passend benannte Rough Rider (raue Reiter) Abfahrt hinunter. Das 38. Cowboy Downhill Skispektakel findet das nächste Mal am 21. Januar 2013 statt.

Wie wär’s denn übrigens mit der Abfahrt? „Klar,” lacht Skilehrer Steve Malacincinski. „Heavenly Daze ist eine klassische Autobahn.” Sprach’s und verschwindet schon talabwärts in einer Wolke glitzernden Champagne Powders®.

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HotelsLaut hiesigem Fremdenverkehrsbüro gibt es in Steamboat Springs genau 10.748 Gästebetten in sämtlichen Varianten und Preislagen von schick bis rustikal. Überwiegend sind es Ferienwohnungen in unterschiedlichen Grössen, doch auch ganze Ferienhäuser sind im Angebot für Gruppen sowie Blockhütten, stilvolle Hotels oder Bed & Breakfasts. In der näheren und weiteren Umgebung findet man ausserdem auch einige Dude Ranches, von einfach bis luxuriös.

RestaurantsSteamboat Springs zählt mehr als 100 Restaurants und Bars. Da findet sich etwas für jeden Geschmack, auf dem Berg oder unten im Städtchen.

Zum Frühstück treffen sich Einheimische gern im gemütlichen Creekside Cafe & Grill (131 11th Street,ww.creekside-cafe.com). Slopeside (855 Ski Time Square Drive * www.slopesidegrill.com) am Christie Peak Expresslift in der der Talstation ist ein praktischer Lunch-Klassiker. Weil Steamboat Springs besonders bekannt für seinen Western-Flair ist, liegt es nahe, zum Dinner im Old West Steak House (1104 Lincoln Avenue, www.oldweststeakhouse.com) einmal Wapitihirsch-Filet in Sauce Bernaise zu probieren oder Büffel-Bratwürstchen mit Meerrettichsosse. Wem dies für den feinen Gaumen zu verwegen scheint, dem empfiehlt sich die feine französische Küche von Harwigs L’Apogeé (911 Lincoln Avenue * www.lapogee.com). Ein gehobenes Erlebnis ist auch eine Schlitten-Dinner-Fahrt zu Ragnar’s Restaurant (2305 Mount Werner Circle,www.steamboat.com/mountain/dining/details/index_ragnars.aspx).

ShoppingSchauen Sie unbedingt bei F.M. Light & Sons auf 830 Lincoln Avenue (www.fmlight.com) vorbei. Schon auf dem Weg nach Steamboat Springs werben in einem Radius von 240 Kilometer an die 250 altmodischen Schilder mit schwarzer Schrift auf gelbem Grund für den 1905 gegründeten Westernbekleidungs-Laden. Die meisten dieser Tafeln preisen schon seit mehr als 80 Jahren Cowboyhüte für $4,99 an. Und die gibt es auch heute noch; zwar nicht mehr aus Biberfell, sondern als Strohhut. Dazu Hunderte von Cowboystiefeln in allen erdenklichen Varianten, ausserdem Gürtelschnallen, Holzfällerhemden, Mokassins und einem überlebensgrossen John Wayne-Pappkameraden für $39,99, der interessanterweise auf der Kundentoilette ausgestellt ist, wo sogar die Toilettenbürste in einem ausgedienten Cowboystiefel steckt.

So kommen Sie nach Steamboat Springs:Das 12.500-Einwohner Städtchen Steamboat Springs liegt etwa dreieinhalb Autostunden über den Highway 40 nordwestlich von Colorados Bundeshauptstadt Denver. Es ist ein uriges Westernnest mit alten Holzfassaden und Backsteinhäusern an den Ufern des gurgelnden Yampa Rivers. Die grossen Hotels und viele Ferienwohnanlagen liegen etwas abseits vom Ortskern auf einem Höhenkamm, direkt an der Talstation des Skigebiets.

Von Deutschland aus fliegen Sie am besten mit Lufthansa/United nach Denver und von dort aus entweder mit dem Shuttle nach Steamboat Springs (ca. $176 hin und zurück), bzw. mit einem Mietwagen, den Sie sich am besten schon in Deutschland reservieren (ca. 250 km nach Steamboat Springs). Alternativ kann man ab Denver weiterfliegen, zu dem ca. 35 km entfernten Yampa Valley Regional Airport in Steamboat’s Nachbarort Hayden. Von dort kostet die einfache Shuttlefahrt ca. $55.

Skipässe (Preise variieren je nach Saison): Erwachsene ca. $99; 6 bis 12 Jahre ca. $60; 13 bis 17 Jahre ca. $85. Kinder bis zu fünf Jahren fahren in Steamboat Springs gratis Ski. Es gibt Ermässigungen für Senioren und Mehrtages-Skipässe.

Steamboat Ski & Resort2305 Mt. Werner Circle, Steamboat Springs, CO 80487 * Tel.: 970-879-6111 * www.steamboat.com

Photos: ©Larry Pierce/Steamboat

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Der US-Bundesstaat New Mexico gilt als beliebtes Reiseziel für Naturliebhaber. Einzigartige Landschaften und eine aussergewöhnliche Pflanzenwelt verzaubern die Besucher ebenso wie die Gastfreundlichkeit und die gelassene Lebensart der Bewohner. Eine beeindruckende Region, im mittleren Nordwesten des Staates und inmitten der Gebirgskette der Jemez Mountains gelegen, ist das Vulkangebiet Valles Caldera.

Caldera ist das spanische Wort für Kessel. Die kesselförmige Struktur vulkanischen Ursprungs bildet sich, wenn ein Vulkanberg entstanden ist unter dessen Zentrum eine leere Magmakammer liegt. Durch die leere Kammer kommt es zum Einsturz. Der Vulkan fällt in sich zusammen und es entsteht eine Caldera, die die Form eines Kessels hat. Calderen sind dementsprechend runde vulkanische Kollapskrater, die eine Grösse von 20 bis 60 Kilometer aufweisen.

Valles Caldera entstand durch zwei grosse Eruptionen vor über einer Million Jahren. Die Auswurfmenge betrug mehr als 600 km³. Deshalb zählt das Gebiet zu den sogenannten „Supervulkanen”. Acht davon findet man in den Vereinigten Staaten und 15 weitere weltweit. Supervulkane definieren sich dadurch, dass ihre Ausbrüche 10 bis 1000 Mal stärker ausfallen als gewöhnliche Vulkane. Ein solches Ereignis hat die Menschheit in historischer Zeit noch nicht erlebt. Beim Ausbruch eines solchen Vulkans werden Asche, Staub, Gestein und Schwefelgase in die Atmosphäre geblasen, sodass die Sonneneinstrahlung blockiert wird, die Temperaturen drastisch sinken und so nahezu alle Ökosysteme zusammenbrechen.

Der Blick von oben auf das spektakuläre Tal der Caldera verrät nichts von den unheimlichen Ereignissen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben. Alle Farben der unterschiedlichen vulkanischen Substanzen spielen sich ab. Die steil abfallenden Kraterwände haben eine Höhe von mehr als 300 Metern und die Farbpalette des Tuffgesteins - dem Auswurfprodukt von Vulkanen - reicht von fast weiss über braun bis hin zu rot. Der Durchmesser des gesamten Areals beträgt 22 km und ist unterteilt in verschiedene Valles; das spanische Wort für Täler ohne Bäume. Valle San Antonio, Valle Toledo, Valle de los Posos, Valle Jaramillo, Valle Seco, Valle Santa Rosa; das grösste davon ist Valle Grande mit einer Länge von zehn und einer Breite von sechs Kilometern.

Photos: Rourke McDermott

Text: Dorsy Baumgartner

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Valles Caldera ist einzigartig in geologischer, archäologischer und ökologischer Hinsicht. Das über 220.000 qm grosse Gebiet war bis ins Jahr 2000 Privatbesitz. Jetzt ist der Naturpark in staatlicher Hand und seitdem werden zahlreiche Studien und Erhebungen gefördert, die Aufschluss über vergangene Landschaften und die heutige Flora und Fauna geben sollen. Die Veranstaltungen und Besucherzahlen werden begrenzt, damit die Natur möglichst unberührt bleibt und jeder Gast die Landschaft und Tierwelt ungestört geniessen kann.

Zu den zahlreichen Aktivitäten gehören unter anderem: Wandern, Mountainbiking, Reiten, Angeln, Marathonlauf, Jagen und Skilaufen. Bei Sonderveranstaltungen, wie z.B. Fototouren, sind die Teilnehmerzahlen ebenfalls limitiert und das Los entscheidet. Valles Caldera ist auch eine begehrte Wintersportregion für Langlauf und Schneeschuhwandern. Besonders beliebt sind Pferdeschlittenfahrten. Eingepackt in eine warme Decke geht die Abenteuerreise durch eine herrlich glitzernde Winterlandschaft. Die höchste Erhebung im Park ist der Redondo Peak mit fast 3500 Metern. Für die in der Region lebenden Indianer ist der Berg ein Heiligtum, weil dort ihr Donnergott seinen Wohnsitz hat. Der Gipfel darf von Wanderern nicht bestiegen werden.

Weite Graslandschaft, sanfte Hügel, dichte Wälder, sich leise windendende Bächlein machen das Naturschutzgebiet besonders attraktiv für Filmaufnahmen. Nach „Fluch der Karibik” hat sich das Erfolgsteam mit Produzent Jerry Bruckheimer, Regisseur Gore Verbinski und Hauptdarsteller Johnny Depp für ein neues Filmabenteuer zusammengetan. Ein Teil der Dreharbeiten zum Film „Western Lone Ranger” fand diesen Sommer in Valles Caldera statt. Johnny Depp’s Tipi, ein Zelt aus einem Stangengestell mit einer Feuerstelle, befindet sich noch immer am Eingang des Besucherzentrums und ist für jedermann zugänglich.

Auf meiner Reise über den Highway Nr. 4 nach Valles Caldera fahre ich durch wunderschöne Espenwälder am Jemez River entlang und erreiche in den Jemez Mountains das kleine Dorf Jemez Springs mit 250 Einwohnern. Ein Ort, der etwas in der Zeit stehen geblieben ist - 70er Jahre hippiemässig und total entspannt. Bekannt ist Jemez Springs in erster Linie durch seine heissen Mineralquellen.

Die weiterfühernde Strasse ist kurvenreich und für amerikanische Verhältnisse sehr schmal. Picknick- und Campingplätze, Ruinen einer indianische Pueblosiedlung, eine spanische Missionskirche aus dem 17. Jahrhundert, das Bodhi Manda Zen Buddhisten Center und atemberaubende Canyons laden zu vielen Fotostopps ein. Ungewöhnliche Kalksteingebilde wie der Soda Dam, ein Damm, der quer zum Tal verläuft und eine natürliche Grenze für den Jemez River bildet, bestimmen die Landschaft. Die abgelagerten Travertin-Marmor-Schichten am Soda Dam stammen aus dem Grundwasser des Valles Caldera-Gebiets. Der Fluss ergiesst sich über einen Wasserfall weiter ins Tal.

Photo: Rourke McDermott

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Je höher ich in die Berge fahre, desto dramatischer präsentieren sich die Felsen und Wälder. Durch starke Feuer in den vergangenen Jahren ist der Baumbestand reduziert. Verkohlte Stämme ragen als düsteres Mahnmal in den Himmel, dies hebt die Felswände besonders hervor. Langsam ziehen dicke Wolken auf, gefolgt von Hagel und Gewitter. Die Umgebung wirkt mystisch und kalt. Nach weiteren 10 Kilometern durch starkes Unwetter befinde ich mich am Eingang zum Naturschutzgebiet Valles Caldera. Wie ein Wunder löst sich die Wolkendecke auf. Die Sonne setzt sich durch und am Horizont bildet sich ein Regenbogen. Es regnet und gleichzeitig scheint die Sonne. Ich erreiche das Besucherzentrum und die Farben des Regenbogens lassen das Tipi von Johnny Depp in hellem Glanz erstrahlen.

Um 15 Uhr treffe ich mich mit Rob Dixon, dem Direktor für Freizeitaktivitäten im Park. Ich steige in einen braunen Pickup Truck und das Abenteuer beginnt. Wir fahren durch das Valle Grande und vor mir spielt sich ein unvergessliches Schauspiel ab: Wallende Bodennebel ziehen davon und die verschwommene Landschaft wird langsam klarer. Direkt vor uns fliegt ein Falke konzentrische Kreise. Es ist ein Peregrine Falcon (Wanderfalke), der in den Jemez Mountains lebt. Sein Jagdflug erreicht eine Geschwindigkeit von fast 200 Stundenkilometern. Wir passieren die fruchtbare leicht hügelige Wiesenlandschaft des Valle Grande. Goldene Herbstgräser wiegen im Wind. Die Sicht wird immer klarer. Nach etwa 4 Kilometern biegen wir in ein Waldgebiet. Rob hält an, um eine Gruppe von wilden Truthähnen den unbefestigten Weg überqueren zu lassen. Zwei Koyoten liegen im Gestrüpp bereits auf der Lauer und starten ihren Angriff. Lautes Geschnatter ertönt und die Truthähne retten sich in die Lüfte. Der Wald duftet nach der mächtigen Ponderosa-Kiefer, die in ihrer Heimat Nordamerika bis zu 90 Meter hoch werden kann und damit zur grössten Kiefernart der Welt gehört. In Europa dagegen erreicht sie nur ca. 20 Meter. Wir verlassen den Forst und gelangen ins Valle San Antonio. An einem Bachbett versammeln sich acht Menschen, die Bewegungen in kreis- und bogenförmigen Linien ausführen. Tai Chi Flyfishing (Tai Chi Fliegenfischen), klärt mich Rob auf. Beim Fliegenfischen wird das Gewicht der Angelschnur genutzt um den Köder zum Ziel zu bringen. Beim Tai Chi findet in jedem Schritt eine Gewichtsverlagerung statt. Der Wechsel von Anspannung und Entspannung in den Beinen sorgt für Körperbalance. Die positive Energie überträgt sich auf den Arm beziehungsweise die Angel und das Anglerglück ist so gut wie garantiert.

Eine der grössten Attraktionen im Valle Grande ist das Elkfestival, das jedes Jahr im Herbst zur Brunftzeit der Tiere stattfindet. Ich bin zur richtigen Zeit hier und kann es kaum erwarten, die Hirsche in Aktion zu sehen. Der Elk, auch Wapiti genannt, ist nicht wie so oft vermutet ein Elch, sondern ein Hirsch. Die Bezeichnung Wapiti stammt von den Shanee-Indianern und bedeutet Hirsch mit weissem Ende. Wapitis sind das am weitesten verbreitete Säugetier in der Region. Wapiti-Männchen oder Bullen wiegen bis zu 350 kg und haben eine Schulterhöhe bis zu 152 cm. Die Weibchen oder Kühe sind etwas kleiner und wiegen bis zu 250 kg. Die Wapitibullen sind aufgrund ihrer ausserordentlich grossen Geweihe ein beliebtes Fotomotiv. Die ersten Geweihe wachsen im Alter von einem Jahr und werden immer im Frühling wieder abgestossen. Das Wachstum des neuen Geweihs beginnt kurz danach. Die wachsenden Geweihe oder Gestelle sind mit einer dicken Hautschicht überzogen, die als „Velvet” oder „Samt” bezeichnet werden. Eine Hormonveränderung im Sommer beendet das Geweihwachstum und der Samt wird an Bäumen oder Felsen abgeschabt. Hirschgeweihsamt enthält viele Substanzen, darunter Aminosäuren, Mineralien, Hormone und entzündungshemmende Peptide, die für medizinische Zwecke verwendet werden.

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Die Paarungszeit (Brunft) ist im September und Oktober. Die Hirsche konkurrieren um den Harem. Der Bulle sucht das Rudel auf. Er markiert den Brunftplatz indem er mit dem Geweih Bodenvertiefungen schlägt und in die Erdkuhlen uriniert. Valles Caldera beheimatet rund 3000 Hirsche. Die grössten Feinde der Jungtiere sind Schwarzbären, Pumas und Koyoten.Das Elkfestival ist keine kommerzielle Veranstaltung mit Verkaufsständen, sondern einfach ein Erlebnis für Tierliebhaber in freier Wildbahn.

Wir sind dem Hirsch in der Abenddämmerung auf der Pirsch und nach der nächsten Kurve verspricht mir Rob jede Menge Elks. Wir halten kurz an, bevor wir den Hügel hinunterfahren. Ich kann die röhrenden Hirsche bereits aus der Ferne hören. Wir bewegen uns ganz langsam weiter und es dauert nicht lange bis wir den Hirschen in freier Wildbahn begegnen. Das Rudel trifft sich an einem kleinen Bach. Der Bulle röhrt und aus dem nahgelegenen Wald ertönt die Antwort. Ein mutiger Jungbulle gallopiert aus dem Wald auf das Rudel zu. Hier beginnt das Ende jeder Männerfreundschaft. In der Paarungszeit werden gute Kumpel zu erbitterten Konkurrenten. Der mächtige Brustkorb des Platzhirsch-Herren wirkt wie ein starker Resonanzkörper. Weit tönt sein tiefer und langgezogener Ruf. Der Junghirsch ist offensichtlich eingeschüchtert und flüchtet. Der Sieger setzt mehrere laute Rufe nach und zieht mit seinem Harem davon.

Der Tag neigt sich dem Ende, die Sonne zieht sich zurück und färbt den Himmel in den schönsten Farben. Vor uns liegt das Valle Grande und erscheint wie ein endloses rotgoldenes Meer. Eine unfassbare Herrlichkeit aus Weite und Unberührtheit. Das Naturschutzgebiet Valles Caldera ist Natur in ihrer pursten Form. Faszination die sich schwer beschreiben, aber leicht erleben lässt.

So kommen Sie nach Valles CalderaVon Deutschland aus fliegen Sie am besten Nonstop nach Denver mit Anschlussflug Albuquerque. Vom Flughafen aus geht’s weiter mit einem Leihwagen, den Sie sich am besten schon in Deutschland reservieren, auf dem Interstate I-25 nach Norden bis zur Abfahrt des 550. In San Ysidro biegen Sie auf den Highway 4 nach Jemez Springs. Das Naturschutzgebiet ist 35 Kilometer von dort entfernt. Das Eingangstor zu Valles Caldera liegt am Meilenmarker 39.2. Die Fahrzeit beträgt ca. 2 bis 2,5 Stunden.

Valles Caldera National PreserveHighway 4 zwischen Los Alamos und Jemez Springs * Tel: 505-661-3333Reservierungen gebührenfrei in USA - Tel: 866-382-5567 * www.vallescaldera.govFür Auskünfte über den Zustand der Wanderwege und mögliche Brandgefahren steht der US Forest Sevice zur Verfügung. Tel: 575-829-3535

Öffnungszeiten: Von Januar bis 14.Oktober täglich 8.00 - 18.00 Uhr, ab 15.Oktober nur Freitags, Samstags und Sonntags von 9.00 -17.00 Uhr

Unterkunft: Der Park verfügt über 2 grosse und mehrere kleine Ferienhäuser, die über das Hauptbüro reserviert werden können. Weitere Übernachtungmöglichkeiten finden Sie auf der Website von Jemez Springs. http://www.jemezsprings.gov

New Mexico Tourismus: Tel. 505-827-7400 * www.newmexico.org

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Photo: Dan Monaghan/NM Tourism

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Dass Nevada mehr zu bieten hat als nur die Glitzerwelt von Las Vegas, ist mittlerweile ziemlich bekannt; dass sich aber nur wenige Autominuten entfernt ein Naturschutzgebiet befindet, nicht so sehr. Das zwischen Sierra Nevada und den Rocky Mountains gelegene weite Land wird hauptsächlich von flachen Ebenen, sandigen Wüsten und Steppen durchzogen. Der

Beiname Silver State (Silber Staat) geht auf reichhaltige Silber- und Goldvorkommen zurück. Trotz der kargen Vegetation findet man in Nevada sehenswerte Naturschönheiten. Eine davon ist Red Rock Canyon National Conservation Area. Das Naturschutzgebiet liegt in der Mojave Wüste, nur 30 Kilometer westlich von Las Vegas entfernt.

Text: Dorsy Baumgartner

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Das Hauptmerkmal sind die Red Rocks (Rote Felsen). Sie bestehen aus Aztec-Sandstein, der durch den hohen Gehalt an Eisenoxid rot gefärbt ist. Der Canyon ging aus einem mehr als 400 Millionen Jahre alten Meeresbett hervor. Das ehemalige Ozeanleben hinterlässt Spuren von Muscheln und Skeletten, die in den Stein komprimiert sind. Die Schluchten sind bis zu 900 Meter tief und bestechen mit eindrucksvoll leuchtenden Farben und überwältigenden Felsformationen. Die einzigartige Berg- und Wüstenlandschaft beeindruckt mit karger Vegetation und endlosen Weiten.

Das Naturschutzgebiet Red Rock Canyon ist eine Oase in der Wüste. Die Felsen speichern Wasser und sorgen so für Feuchtigkeit und kühlere Temperaturen. Die breite Palette der Flora dient als idealer Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Obwohl die sandigen Böden mit geringer Wasserspeicherkapazität keine idealen Standorte für ein üppiges Pflanzenvorkommen sind, entdeckt man hier rund 600 Pflanzenarten. Dazu gehören unter anderem der Joshua Tree und der Creosote Bush.

Der Joshua Tree ist eine der wenigen Baumarten, die der Entwicklung mehrerer tierischer Bewohner dient. Dazu gehören Eulen, Meisen, Spechte und auch Eidechsen. Ratten nutzen die Blätter zum Nestbau. Früher verarbeiteten die Indianer die Samen zu Mehl, die Blüten wurden verzehrt und die Wurzeln zur Herstellung von Farbe verwertet, um Körbe zu bemalen. Die Mormonen, die einst die Mojave Wüste durchquerten, gaben dem Baum seinen Namen. Sie erkannten in den Bäumen die Gestalt des Propheten Joshua, der seine Arme gegen den Himmel hielt. In einigen Bereichen stösst man auf Pinyon-Kiefern und Wachholderbäume. Es dominieren allerdings niedrig wachsende, räumlich weit verteilte Sträucher.

Eine weitere Nutzpflanze mit Vergangenheit ist der Creosote Bush (Kreosotbusch), einer der weitverbreitetsten Sträucher in den Wüsten Nordamerikas. Sie können bis zu 12,000 Jahre alt werden und sind als giftig eingestuft. Die Blätter des immergrünen Busches riechen sehr stark nach Kreosot, einem heutzutage nicht mehr verwendeten teerhaltigen Holzschutzmittel. Die Indianer nutzen das Destillat aus den Blättern als Allheilmittel in verschiedenen Potenzen hauptsächlich gegen Zahnschmerzen, Erkrankungen der Atemwege, Hauterkrankungen, Blutvergiftungen, Leberleiden und in der Frauenheilkunde.

Wasser ist ein kostbares Element im Red Rock Canyon. Das Naturschutzgebiet enthält mehr als 40 Quellen. Aufgrund des Wasservorkommens ist Pflanzen- und Tierwelt stärker vertreten als in der umliegenden Wüste. Wer genau hinschaut kann mit etwas Glück Leben in dieser rauen Landschaft entdecken. 100 Vogelarten, verschiedene Frosch- und Eidechsenarten, Schlangen, Spinnen, Eichhörnchen, Hasen, Ratten, Füchse, Pumas, Luchse, Kojoten, Maultiere, wilde Esel und die Landschildkröte oder Gopherschildkröte. Die meisten Tiere sind nachtaktiv und die grösste Wahrscheinlichkeit einem Canyon- oder Wüstenbewohner zu begegnen ist in den Morgen- und Abendstunden. Beim Wandern ist zu jeder Tageszeit Vorsicht geboten. Bedroht wird der Lebens- und Wohnraum der Tiere durch den Menschen, der in das Revier eindringt. Sollten Sie zufällig auf eines der ursprünglich scheuen Tiere treffen, dann halten Sie einfach ein wenig Abstand.

Relativ häufig begegnet man der vom Aussterben bedrohten Desert Tortoise (Landschildkröte), die im gesamten Verbreitungsgebiet unter Naturschutz steht. Die Schildkröte erreicht eine Grösse von mehr als 40 cm und kann bis zu 4 kg schwer werden. Um der Sonne zu entfliehen, graben sie sich Tunnel, die bis zu 3 Meter tief und 12 Meter lang sind. Dadurch bieten sie auch anderen Tierarten eine sichere Lebensgrundlage.

Zwischen September und November stösst der Besucher oftmals auf ein eindrucksvolles behaartes Rieseninsekt, die Tarantula oder Vogelspinne. Das Gift der Vogelspinne ist mit dem einer Hornisse zu vergleichen. Der Biss ist zwar schmerzhaft, aber für einen gesunden Menschen nicht lebensgefährlich.

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Schlangenliebhaber können im Naturschutzgebiet einem besonderen Exemplar begegnen. Die Mojave Green ist eine Klapperschlange, die zwar kleiner ist als ihre Artgenossen, aber dafür umso giftiger. Ihre Grundfärbung ist grün bis gelbbraun. Sie hält Winterschlaf und ist aktiv zwischen April bis September. Die Mojave Green steht auf der medizinischen Forschungsliste weit oben. Ihr Gift greift nicht nur Blut- und Gewebezellen an, sondern verspritzt auch neurotoxische Substanzen, die sonst eher bei Giftnattern wie der Kobra vorkommen. Auf der Suche nach Wirkstoffen, unter anderem gegen Parkinson, Alzheimer und Krebs, analysieren Wissenschaftler auch den „Giftcocktail” der Mojave Green.

Das gesamte Naturschutzgebiet ist nicht nur ein Geschenk fürs Auge, sondern präsentiert fantastische Möglichkeiten zum Klettern, Wandern, Reiten und Radfahren. Wer lieber mit dem Auto unterwegs ist, kann das auf einer 21 km langen Panorama-Rundfahrt tun. Der Park verfügt über mehrere Picknickplätze und Aussichtspunkte. Im Red Rock Canyon-Keystone Visitor Center erhält man das nötige Informationsmaterial mit hilfreichen Wanderkarten, die auch den Schwierigkeitsgrad jeder Strecke ausweisen. Eine kleine Ausstellung und einen Geschenkeladen gibt es natürlich auch. Der Campingplatz liegt um die Ecke, ist allerdings in den heissen Sommermonaten (Juni, Juli, August) geschlossen.

Es gibt viele abwechslungsreiche Wandertouren mit faszinierender Szenerie. Besonders für Kinder geeignet, ist der Lost Creek Trail. Er ist nur einen Kilometer lang und bietet ein Abenteuer durch eine wildromantische Schlucht mit dem Ambiente eines Urwaldes. Der Bach führt meistens Wasser.

Der Willow Spring Trail und der La Madre Spring Trail sind mit die abwechslungsreichsten Routen. Man schlängelt sich durch eine einzigartige Canyon- und Wüstenlandschaft, sieht viele unterschiedliche Kakteenarten und im Frühling ein Meer von traumhaften Feldblumen. Sehenswert sind die Petroglyphen (Felsmalereien) der Indianer. Die Zeichnungen sind in den Fels geritzt, gemeisselt, gemalt oder gekratzt. Kunsthistoriker gehen davon aus, dass es eine Art Zeichensprache oder ein Geheimcode ist. Die Meinungen reichen von Landkarten, Grenzmarkierungen, Hinweise auf Wasser- oder Jagdgebiete, bis hin zu Anleitungen für bestimmte Zeremonien.

Red Rock Canyon ist ein international bekanntes Sportklettergebiet mit mehr als 1500 Routen. Kletterfreunde entdecken ihr wahres Paradies in den Calico Hills. Reizvolle rote Felswände in verschiedenen Farbschattierungen bieten ausgefallene Möglichkeiten, in die Höhe zu klettern. Beim Abseilen wird man mit spektakulären Ausblicken belohnt. Das Besucherzentrum händigt Sondergenehmigungen aus, damit sich sportlich Begeisterte auch ausserhalb der Öffnungszeiten im Park aufhalten können.

Ein weiteres beliebtes Ziel ist die Spring Mountain Ranch. Die vielen Wasserquellen im Red Rock Canyon National Conservation Gebiet haben eine grüne Oase geschaffen. Die früheren Reisenden suchten die Gegend als Rastplatz für sich und ihre Pferde auf. In der langen Geschichte, der im Jahre 1830 gegründeten Ranch, gab es auch eine deutsche Bewohnerin. Die Schauspielerin Vera Krupp, zweite Frau des deutschen Industriellen Alfred Krupp, erwarb das Anwesen 1955. Heute ist es ein Museum, in dem man die gesamte Vergangenheit vor Ort erkunden kann. Eine Attraktion ist auch die Bonnie Springs Ranch. Wer den Wilden Westen hautnah erleben will, ist hier richtig. Der kleine Ort ist ein Erlebnispark, der seinen Besuchern die Lebensweisen der damaligen Zeit näher bringt, mit Musik- und Theateraufführungen, originalgetreue Häuser, Saloon, Sheriff und einer alten Westernbahn.

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Der Red Rock Canyon ist ein lohnenswertes Ausflugsziel in der Mojave Wüste. Wer einen Tag in der Natur auf besondere Weise ausklingen lassen will, sollte sich die Zeit nehmen, den Sonnenuntergang zu beobachten. Das Abendlicht setzt farbige Akzente auf die Berg- und Wüstenlandschaft. Die Felsen leuchten in intensiven Rot-Schattierungen. Ein unvergesslicher Anblick. In der Ferne hört man die Koyoten heulen. Ihr Echo verhallt im Zauber der Dämmerung. Wildwestromantik pur. Und das alles um die Ecke von Las Vegas.

So kommen Sie zum Red Rock Canyon National Conservation GebietVon Deutschland aus fliegen Sie am besten Nonstop nach Las Vegas. Ein Shuttle bringt Sie in der Regel zum Hotel. Einen Leihwagen reservieren Sie sich am besten schon in Deutschland. Die Fahrzeit von Las Vegas zum Naturschutzgebiet beträgt ungefähr 30 Minuten. Vom nördlichen Strip in Las Vegas erreichen Sie ihr Ziel über den Highway 159, vom südlichen über den Highway 160.

Red Rock Canyon National Conservation AreaTel: 775-861-6400 * www.redrockcanyonlv.org * www.friendsofredrockcanyon.org Öffnungszeiten Park: November – Februar: 6.00 Uhr – 17.00 Uhr; März: 7.00 Uhr – 19.00 Uhr; April – September: 6.00 Uhr – 20.00 Uhr; Oktober: 6.00 Uhr – 19.00 UhrÖffnungszeiten Besucherzentrum: 8.00 Uhr – 16.30 Uhr; Eintritt: $7 pro Auto, $3 pro Motorrad, $5 für Kleinbusse

Bitte vergessen Sie nicht: Der Red Rock Canyon liegt in einem Wüstengebiet. Die Temperaturen können auf über 40 C Grad klettern. Festes Schuhwerk, Kopfbedeckung, Sonnencreme und reichlich Wasser unbedingt mit auf den Ausflug nehmen.

Spring Mountain Ranch6375 Highway 159, Blue Diamond, NV 89004Tel: 702-875-4141 * www.parks.nv.gov/parks/spring-mountain-ranch-state-park Öffnungszeiten: November – März: 10.00 Uhr – 16.00 Uhr; April, Mai, September: 10.00 Uhr – 17.00 Uhr; Juni, Juli, August: 11.00 Uhr – 19.00 Uhr; Eintritt: 6$ pro Fahrzeug, nur Bargeld

Bonnie Springs Ranch16395 Bonnie Springs Road, Blue Diamond, NV 89004Tel: 702-875-4191 * www.bonniesprings.com Eintrittspreise variieren je nach Aufführung

Nevada Touristeninformation401 North Carson Street, Carson City, NV 89701Tel: 775-687-4322 * www.travelnevada.com

Las Vegas Touristeninformation3150 Paradise Road, Las Vegas, NV 89109Tel: 702-892-0711 * www.lvcva.com

Photos mit freundlicher Erlaubnis von Nevada Tourism Office und Las Vegas News Bureau

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