SPM-Koll VIII CoverWeb SPM VIII – KOLL 14.11.18 09:22 ... · Wissenschaftliche Leitung/Direction...

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M AS – Archäologie Schweiz SAM – Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit SBV – Schweizerischer Burgenverein (Herausgeber) Die Schweiz von 1350 bis 1850 im Spiegel archäologischer Quellen AS – Archéologie Suisse SAM – Groupe de travail suisse pour l’archéologie du Moyen Age et de l’époque moderne SBV – Association suisse Châteaux forts (éditeurs) La Suisse de 1350 à 1850 à travers les sources archéologiques Akten des Kolloquiums Actes du Colloque Bern, 25.–26.1.2018 Verlag Archäologie Schweiz Basel 2018

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SPMSPM

ISBN 978-3-908006-48-0

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2018

AS – Archäologie Schweiz

SAM – Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit

SBV – Schweizerischer Burgenverein

(Herausgeber)

Die Schweiz von 1350 bis 1850 im Spiegel archäologischer Quellen

AS – Archéologie Suisse

SAM – Groupe de travail suisse pour l’archéologie du Moyen Age et de l’époque moderne

SBV – Association suisse Châteaux forts

(éditeurs)

La Suisse de 1350 à 1850 à travers les sourcesarchéologiques

Akten des Kolloquiums

Actes du Colloque

Bern, 25.–26.1.2018

Verlag Archäologie SchweizBasel 2018

SPM-Koll VIII_CoverWeb_SPM VIII – KOLL 14.11.18 09:22 Seite 1

Umschlag: Dudelsackbläser vom so genannten Holbein-Brunnen. Werk eines unbekannten Künstlers, um 1545. Sandstein mit farbiger Fassung. Höhe 91 cm. Heute Basel,Historisches Museum, Inv. 1910.132. Umzeichnung Archäologie Baselland, S. Schäfer.

Schellen-Under. Schaffhauser Spielkarte. Schaffhausen, um 1800. Holzschnitt, schablonenkoloriert. Drucker David Hurter; Bearbeitung I. D. Zeder.

Couverture: Joueur de cornemuse de la fontaine dite de Holbein. Oeuvre d’un artiste inconnu, ver 1545. Grès avec décor polychrome. Hauteur 91 cm. Aujourd’hui à Bâle,Musée Historique, Inv. 1910.132. Dessin Archéologie Baselland, S. Schäfer.

Schellen-Under (Under de grelot). Carte à jouer de Schaffhouse. Schaffheouse, vers 1800. Gravure sur bois peinte au pochoir. Imprimeur David Hurter. Infogra-phie I. D. Zeder.

Wissenschaftliche Leitung / Direction scientifique: Steuerungsgruppe SPM VIII (s. S. 7), im Auftrag der Wissenschaft lichenKommission der Archäologie Schweiz / sur mandat de la Commission Scientifique d’Archéologie Suisse.

Die Umsetzung dieser Internet-Publikation wurde unterstützt durch die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozial-wissenschaften SAGW. Der Band ist gratis online verfügbar unter www.archaeologie-schweiz ▻ Publikationen ▻ Online-Publi-kationen.La réalisation de cette publication éléctronique a été largement soutenue par l’Académie des Sciences humaines et socialesASSH. Le volume est mis à disposition en ligne gratuitement sur www.archeologie-suisse.ch ▻ Publications ▻ Publications enligne.

Hardcopy produziert mit Unterstützung der Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Archäologie des Mittelalters und derNeuzeit. / Version imprimée réalisée avec le soutien du Groupe de Travail pour l’Archéologie du Moyen Age et de l’Epoquemoderne.

Bestelladresse für die gedruckte und gebundene Version: Archäologie Schweiz, Petersgraben 51, CH-4051 Basel, [email protected] de commande pour la version imprimée et reliée : Archéologie Suisse, Petersgraben 51, CH-4051 Bâle, [email protected]

Projektleitung / Direction du projet : Urs Niffeler.Redaktion / Rédaction: Catherine Leuzinger-Piccand (Beitrag Liboutet/Vanetti); Urs Niffeler (übrige Teile).Druckvorstufe / Prépresse : Isabelle D. Zeder.

Copyright by Archäologie Schweiz, Basel 2018.ISBN 978-3-908006-48-0

Inhaltsverzeichnis – Table de matière – Indice

Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1. Siedlungen – Habitat

1.1 Städte – Villes

Basel – Transformationen einer StadtFrank Löbbecke, Martin Möhle, Christoph Matt und Marco Bernasconi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11

Vom Lagerbau zum Stadthaus. Die bauliche Entwicklung des Städtchens Werdenberg(Grabs SG) im 14. und frühen 15. Jh.

Carolin Krumm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .29

Städtischer Wohnbau am Beispiel ZugAnette JeanRichard und Christoph Rösch . . . . . . . . . . . . . . . . . .37

Freiburg: Rue Neuveville 46, ein spezieller Typ von Gerbereigebäude

Christian Kündig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .49

Murten: Ein Dachstuhltyp zu Wohnbauten ab dem frühen 16. Jh.

Christian Kündig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53

Bossonnens FR: Von der mittelalterlichen Burg bis zur Artillerieplattform

Christian Kündig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .57

Saint-Ursanne, premières investigations en archéologie urbaine dans le Jura

Sébastien Saltel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .63

1.2 Ländliche Siedlungen – Habitat rural

Der städtische Einfluss auf die Haus- und Siedlungs entwicklung im Basler Untertanengebiet(Kanton Baselland ohne Laufental)

Anita Springer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .69

Hochstudbauten im Aargau.Typologische Entwicklung vom 16. Jh. bis 19. Jh.

Cecilie Gut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .79

Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizontenvon Fricktaler Bauern dörfern

David Wälchli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .93

Bohlenständerbau im Kanton St. GallenMoritz Flury-Rova . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .107

Zur Chronologie und Typologie der WohnbautenGraubündens im Zeitraum von 1350 bis 1850

Mathias Seifert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .115

Alpnutzung in Spätmittelalter und Frühneuzeit am Beispiel Andermatt UR

Brigitte Andres und Christian Auf der Maur . . . . . . . . . . . . . . .129

Der Oberwalliser Wohnbau in Spätmittelalter undNeuzeit. Das Bespiel Schnydrighaus in Mund,Gemeinde Naters

Werner Bellwald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .139

Innerschweizer HolzbauUlrike Gollnick und Christoph Rösch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .147

Bauernhäuser aus Altholzbeständen – eine Erscheinung des Taunerwesens im 18./19. Jh.?

Katharina König . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .161

Archéologie du « village vigneron » : l’exemple du Vignoble neuchâtelois (15e–17e siècles). Comment le développement de l’économie viticole du 15e au 17e siècle a durablement influencé lepaysage, l’urbanisme et l’architecture de la région

Christian de Reynier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .175

1.3 Sonderbauten und Infrastruktur –Bâtiments spécialisés et infrastructures

Münzstätten im archäologischen BefundRahel C. Ackermann und Christoph Ph. Matt . . . . . . . . . . . . . .189

Die gemeineidgenössischen, bernischen und vorder -österreichischen Landvogteischlösser des Aargaus

Peter Frey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .195

Baden AG: vom Wildbad zum Kurort Andrea Schaer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .197

Bad Weissenburg und das Badewesen im Berner Oberland

Volker Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .207

Bauarchäologische und bauhistorische Unter -suchungen am Escher- und am Linthkanal

Jakob Obrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .217

Das ehemalige Gasthaus Ochsen in Flüelen UR:Gasthof, Kaufhaus und Sust an der Gotthardroute.Ein stattlicher Bau am Übergang zwischen Land und See

Ulrike Gollnick und Christian Auf der Maur . . . . . . . . . . . . . .229

3

Le pavillon de chasse de Guillaume de La Baume : une source d’inspiration pour le Canton de Fribourg

Rocco Tettamanti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .237

Pour une relecture du statut économique du Cantonde Vaud à l’époque moderne : les cas du fer et desfours à chaux du Jura-Nord vaudois

Alice Vanetti et Marion Liboutet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .239

2. Materielle Kultur – Culture matérielle

Laufenburg-Siechebifang – ein aussergewöhnlicherFund komplex aus dem 15. Jh. Ein Einblick in das Inventar des ehemaligenLaufenburger Siechenhauses

Reto Bucher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .255

Bunte Schüsseln, schlichte Tassen. Gefäss keramik -entwicklung in der Nordostschweiz (1350–1850)

Valentin Homberger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .271

Ein geschlossenes Geschirrensemble des 18. Jh. aus Winterthur

Annamaria Matter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .283

Alles im grünen Bereich. Die Haushaltskeramik vom Bauschänzli in Zürich, datiert vor 1662

Jonathan Frey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .297

Spätmittelalterliche und neuzeitliche Keramik -komplexe im Kanton Zug

Eva Roth Heege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .309

Reperti ceramici in Ticino dal 1350 al 1850: prime considerazioni

Maria-Isabella Angelino . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .325

L’atelier de potiers de Bulle-rue de la Poterne(1765–1895). Etat de la recherche

Gilles Bourgarel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .337

L’évolution du vaisselier genevois entre 1350 et 1850Michelle Joguin Regelin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .361

Tabak und Tabakpfeifen in der SchweizAndreas Heege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .371

Konjunkturen und Kleingeldwanderung. Kirchenfunde des 16.–19. Jh.

Benedikt Zäch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .383

Plomben und MarkenRahel C. Ackermann und Benedikt Zäch . . . . . . . . . . . . . . . . . .391

3. Glaubenswelt – Croyances

3.1 Bauten und Zeichen – Bâtiments et symboles

Die Mikwe von Lengnau AGPeter Frey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .397

Das «Cappeli» im Berner StockentalVolker Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .399

Ermitages religieux des environs de la ville de Fribourg(15e–19e siècles) : un patrimoine à redécouvrir

Ludovic Bender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .407

Aménager un temple réformé en terres neuchâteloises(1530–1850). Apports de l’archéologie

Jacques Bujard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .417

An Holzbauten beobachtete Zeichen von Praktiken der Volksfrömmigkeit

Ulrike Gollnick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .427

3.2 Bestattungen – Sépultures

Grabbeigaben im Gebiet der DeutschschweizMartina Kaelin-Gisler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .431

Die Bestattungen im Kanton Bern im Wandel der Zeit.Interdisziplinäre Betrachtungen zu den Gräbern undVerstorbenen

Amelie Alterauge und Sandra Lösch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .441

Evolution des ensembles funéraires de la fin duMoyen-Âge au début du 20e siècle. Quelques exemplesde fouilles récentes dans les cantons de Vaud et deNeuchâtel

Lucie Steiner et Sophie Thorimbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .457

Temple de Daillens VD : sépultures découvertes dans le chœur désaffecté – un cas d’école

Anna Pedrucci . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .469

4. Umwelt und Naturressourcen –Environnement et ressources naturelles

Klima und extreme Naturereignisse in der Schweiz,1350–1850. Nutzen und Potenziale historischer undnaturwissenschaftlicher Klimaforschung für dieArchäologie

Christian Rohr und Chantal Camenisch . . . . . . . . . . . . . . . . . .479

Landwirtschaft und Umwelt im Spiegelarchäobiologischer Funde – Materialvorlage

Marlu Kühn, Sabine Deschler-Erb und Simone Häberle . . . . .489

4

5

AAS Annuaire d’Archéologie SuisseABBS Archäologische Bodenforschung des Kantons Basel-

StadtADSO Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solo-

thurnAF Archéologie FribourgeoiseAiZ Archäologie im Kanton ZürichAKBE Archäologie im Kanton BernAM Archeologia MedievaleArchBE Archäologie Bern – Archéologie bernoise. Jahrbuch

des Archäologischen Dienstes des Kantons Bernas. archäologie schweiz – archéologie suisse – archeo-

logia svizzeraASA Anzeiger für Schweizerische AltertumskundeASSPA Annuaire de la Société Suisse de Préhistoire et

d’Archéologie – Annuario della Società Svizzera diPreistoria e di Archeologia

BSSI Bollettino Storico della Svizzera ItalianaBZ Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertums-

kundeCAF Cahiers d’Archéologie Fribourgeoise, FribourgCAR Cahiers d’Archéologie Romande, LausanneENr. EreignisnummerFA Freiburger ArchäologieFHA Freiburger Hefte für ArchäologieHLS Historisches Lexikon der SchweizHS Helvetia SacraISOS Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der

Schweiz von nationaler BedeutungJbAB Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung

Basel-StadtJbADG Jahresbericht des Archäologischen Dienstes Grau-

bünden und der Denkmalpflege GraubündenJbAS Jahrbuch der Archäologie SchweizJbHGL Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern

(1983–2001); Historische Gesellschaft Luzern, Ar -chäologie, Denkmalpflege, Geschichte (seit 2002)

JbHVFL Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürsten-tum Liechtenstein

JbSGUF Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur-und Frühgeschichte

KA KantonsarchäologieKDM Die Kunstdenkmäler des Kantons …KdS Die Kunstdenkmäler der SchweizRHV Revue historique vaudoiseSBKAM Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Ar -

chä ologie des MittelaltersSAEF/AAKF Service archéologique de l’Etat de Fribourg/Amt

für Archäologie des Kantons FreiburgSCA Service Cantonal d’ArchéologieSPM Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum Mittelalter –

La Suisse du Paléolithique au Moyen-Age – La Sviz-zera dal Paleolitico al Medioevo

ZA Zürcher ArchäologieZD Zürcher Denkmalpflege, Stadt Zürich, BerichtZAK Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und

KunstgeschichteZAM Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters

AS et al. 2011 AS et al. (Hrsg.; 2011) Archäologie Schweiz AS/Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Ar chä o -logie des Mittelalters und der Neuzeit SAM/Schweizerischer Burgenverein SBV (Hrsg.; 2011)SPM – Siedlungsbefunde und Fundkomplexe derZeit zwischen 800 und 1350. Akten des Kollo-quiums zur Mittelalterarchäologie in der Schweiz,Frauenfeld, 28.–29.10.2010. Basel. – ArchéologieSuisse AS/Groupe de travail suisse pour l’archéolo-gie du Moyen Âge et de l’époque moderne SAM/Association suisse Châteaux forts SBV (éds.; 2011)SPM – Habitat et mobilier archéologiques de lapériode entre 800 et 1350. Actes du colloque«Archéologie du Moyen Âge en Suisse», Frauen-feld, 28.–29.10. 2010. Bâle.

SPM VII Urs Niffeler (Projektleitung u. Red.), Reto Marti etal. (wissenschaftl. Leitung) SPM VII, Archäologieder Zeit von 800 bis 1350 – L’archéologie de lapériode entre 800 et 1350 – L’archeologia delperiodo tra l’800 ed il 1350. Basel 2014.

Kantone – Cantons – CantoniAG AargauAI Appenzell InnerrhodenAR Appenzell AusserrhodenBE BernBL Basel-LandschaftBS Basel-StadtFR FribourgGE GenèveGL GlarusGR GraubündenJU JuraLU LuzernNE NeuchâtelNW NidwaldenOW ObwaldenSG St. GallenSH SchaffhausenSO SolothurnSZ SchwyzTG ThurgauTI TicinoUR UriVD VaudVS ValaisZG ZugZH Zürich

FL Fürstentum Liechtenstein

Abkürzungen – Abréviations – Abbreviazioni

1. Der Kachelofen als KulturgutIm 19. Jh. entwickelte sich die verbreitete Auffassung, dasssich der Kachelofen in der adelig-bürgerlichen Wohnkulturdes Mittelalters entwickelt und erst im Laufe der Neuzeitden Weg in die Bauernstuben gefunden habe.1 Erste archäo-logische Ausgrabungen in Burgen und Städten erbrachtensystematisch ausgegrabene Ofenkachelfunde aus dem Hoch-und Spätmittelalter,2 was in den 1970er Jahren zu erstenMonografien und einer bis heute geltenden Typologie dermittelalterlichen Ofenkeramik führte.3 Wegen des Fehlensvon Befunden und Funden aus bäuerlichem Kontext war dieMa terialbasis für das Wissen über die Entwicklung von Ka chelöfen in den Dörfern lange unzureichend. Aufgrundvon oft überzeichnenden Holzschnitten (die «blodi Buren»,16. Jh.) sowie einer im 19. Jh. verarmten Landbevölkerungwurde zudem auf vermeintlich einfache Lebensbedingungender spät mittelalterlichen Landbevölkerung geschlossen. DieVolks kunde recherchierte vorzugsweise im alpinen Raum,wo noch archaische Wohnverhältnisse herrschten, die in derFolge als allgemein gültig auf die gesamte Landbevölkerungübertragen wurden.4

Absicht dieses Aufsatzes ist es, mittels archäologischer Be -funde als verlässlicher Quelle dieses Gesellschaftsbild zu kor-rigieren. Für den Untersuchungsraum des Fricktals (KantonAargau) werden hier Befunde und Funde aus rund 30 JahrenOrtskernforschung erstmals zusammenfassend vorgelegt.Nach der Eroberung des Aargaus 1415 blieb das Fricktal bis1801 Teil der Österreichischen Vorlande. Die Folge warenKriegs- und Beutezüge der Eidgenossen während des ganzen15. Jh. Im Fokus des Beitrages steht der Schwabenkrieg imVorfeld der Schlacht bei Dornach von 1499.5 Während desDreissigjährigen Krieges (1633/ 34, 1638) und danach warder Landstrich mehrmals Schauplatz von Kriegshandlungenmit Plünderungen und Brandschatzungen.6 Spuren davonhaben sich dank einer Eigenheit des Bodens erhalten: Im Un ter grund der topografisch kleinräumig strukturiertenLand schaft des Fricktaler Tafeljuras herrscht schweres to niges Material vor. Als Sedimente abgelagert, schützt es ar chäologische Substanz auch bei geringer Überdeckung vorErosion.7 Ab 1987 boten sich in einem Umkreis von 25 kmum Frick zahlreiche Möglichkeiten zu bauarchäologischenUn ter suchungen von vor dem Abbruch stehenden Bauern-häusern des 16.–18. Jh.8

Alles unter Schutt und Asche

Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

David Wälchli

93D. Wälchli, Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

Abb. 1. Die Landschaft Fricktal im Nordwesten des Kantons Aargau erstreckt sich entlang des Hochrheins von Schwaderloch bis Kaiseraugst. Die Ortschaften mit Brand-horizonten um 1500 sind mit Punkten bezeichnet.

2. Befunde und Fundchronologie der Ofenkacheln im Fricktal

2.1 Öfen aus Steinplatten und Kachelöfenaus Becherkacheln des 13./ 14. Jh.

Möhlin, Brunngasse 6

Die Fundstelle liegt im mittleren Teil der Ortschaft. Unterdem aus dem 17. Jh. stammenden Bauernhaus fanden sichinsgesamt Spuren von drei Vorgängerbauten. Die Öfen vonBau I, eines 11 × 7.8 m messenden Ständerbaus aus dem13./14. Jh., sollen zum besseren Verständnis der Entwicklungder Kachelöfen im ländlichen Kontext vorgestellt werden.Reste eines Steinplattenofens kamen in Form von feuergerö-teten, mit Lehm verbauten Kalksandsteinen zum Vorschein,die eine halbkreisförmige Ofenwandung von 2 m Durchmes-ser bildeten (Abb. 2.3). Der Boden des Ofens wies einenWärme speicher aus geschichteten Kieselwacken auf. An einerzweiten Stelle, im Bereich der postulierten Stube, im NWvon Bau I, lag zudem Ofenschutt mit Becherkacheln (Abb. 2;Taf. 1,1–4). Dieser Befund zeigt, dass zwei Ofen formenparallel genutzt wurden. Die kleineren Becherka chel öfendürften der Wohnkultur und zu Heizzwecken gedient haben,die grossen Steinplattenöfen zum Backen und Heizen. Auf-grund ähnlicher Befunde muss davon ausgegangen werden,dass sich der Steinplattenofen schon früher durchgesetzthatte.9 Der Becherkachelofen von Möhlin-Brunngasse 6 ausdem 13./ 14. Jh. stellt im Untersuchungsraum den vorder-hand frühesten Beleg eines Kachelofens im ländlichen Kon-text dar.10

2.2 Kachelöfen aus Napf-, Teller- undReliefkacheln bis 2. H. des 14. Jh.

Weitere Fundstellen im Untersuchungsgebiet belegen, dasssich der Kachelofen im 14. Jh. weiter etablierte. Als Beispieleseien hier die beiden Fundstellen Wölflinswil-Im Boden 430und -Am Dorfplatz 13 vorgestellt.

Wölflinswil, Im Boden 430

Die Fundstelle liegt am nordwestlichen Rand des Dorfes.Das nur ansatzweise freigelegte Gehöft aus dem 14. Jh. wardurch Brand zerstört worden. Aus dem Brandschutt wurdeein Komplex von Ofenkacheln geborgen. Er ist insofern be -merkenswert, als er Ofenkacheltypen mit einem Datierungs-spektrum von annähernd 100 Jahren vereint. So gehören dieunglasierten Napfkacheln (Taf. 1,5–7) noch ins 13. Jh., wäh-rend die grün glasierten Napfkacheln (Taf. 1,8) und verein-zelten Fragmente von Teller- und Reliefkacheln (Taf. 1,9.10)aus dem 14. Jh. stammen. Es ist davon auszugehen, dass im 14./15. Jh. noch verwendbare ältere Kacheln zusammenmit neu eren Typen in neu gesetzten Kuppelöfen verbaut wurden.11

94 D. Wälchli, Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

Wölflinswil, Am Dorfplatz 13

Unter einem 2002 ausgebrannten Bauernhaus des 19. Jh. la gendrei durch Brand zerstörte Vorgängerbauten des 13.–16. Jh. Die Gebäude 2/3, 3. Bauphase (14./ 15. Jh.), weisen Steinun -ter lagen von Schwellen sowie Negative von Balkenunterzügenauf. Im Gebäude 2 kamen die Trennwand der Stube/ Küchesowie eine 2 × 1.5 m grosse, rund 30 cm starke Steinplatte alsFeuerstelle und Ofenlehm als Standort des Kachelofens zumVorschein (Abb. 4,a). Es wurden vor allem un glasierte Napf-(Taf. 1,11–13), oliv-braun glasierte Teller- (Taf. 1,14) sowiewe nige Fragmente von Reliefkacheln mit Menschen- und Tier- darstellungen aufgefunden (Taf. 1,15.16). Das Fragment einerengobierten, grün glasierten Kranz kachel mit Architekturab-schluss und Lilie (Taf. 1,17) ist ebenfalls ins späte 14. Jh. zudatieren.12 Nach Ausweis des keramischen Fundmaterialsmuss das Bauernhaus der 3. Bau phase um 1400 errichtet wor-

Abb. 3. Möhlin AG, Brunngasse 6, Bau I. Ofenfundament (Backofen) aus Kalk-sandsteinen mit Kieselwackenlage. Foto Kantonsarchäologie Aargau, D. Wälchli.

Abb. 2. Möhlin AG, Brunngasse 6, Bau I. Grundrisse des Pfosten-Ständerbaus mitStandorten der Öfen. 1 Becherkachelofen; 2 Steinplattenofen. Zeichnung Kantons -archäologie Aargau, P. Frey.

den sein. Ein Brandereignis zerstörte Ende des 15. Jh. Ge bäu -de und Kachelofen. Wie Funde vom Anfang des 16. Jh. be -legen, wurden die Brandschuttreste umgehend abgetragen.Die grosse, tonnenschwe re Feuerstellenplatte der 3. Bauphasewurde im Neubau der 4. Bauphase weiter verwendet.13

2.3 Fazit

Die drei Ofenkachelkomplexe von Wölflinswil-Boden 430,Wölflinswil-Dorfplatz 13 und Möhlin-Brunngasse 6 reprä-sentieren ein vielfältiges Formenspektrum auf dem Land,das mit der höfisch-bürgerlichen Wohnkultur im 13./ 14. Jh.Schritt hielt, wenngleich die ländlichen Kuppelöfen wegender geringeren Raumhöhe der Wohnstuben entsprechendniedriger ausfielen. Die Kachelöfen des 14. Jh. bilden dieBasis für die allgemeine weitere Entwicklung.

3. Teller-, Napf- und Reliefkacheln aus Zerstörungshorizonten um 1500

Zahlreiche Befunde aus Fricktaler Dörfern ermöglichen es,die Entwicklung des ländlichen Kachelofens im 15. Jh. nach-zuzeichnen.

3.1 Fundstellen

Frick, Hauptstrasse 72 und 73

In Frick-Hauptstrasse 73 fanden sich unter abgebrochenenBauernhäusern des 19. Jh. zwei mit Brandschutt verfüllteKeller von je 3 × 4 m (Abb. 5). Die geborgenen Fundkom-plexe aus der Zeit um 1500 sind in Bezug auf den ländlichen

95D. Wälchli, Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

Abb. 4. Wölflinswil AG, Am Dorfplatz 13. a Gebäudestrukturen der spät mittel alter -lichen Stube und der Küchen. 1: Ofenstandort 1; 2 Ofenstandort 2; 3 Herdstellen-platten. – b mächtige, gut erhaltene Brandschicht. Plan und Foto KantonsarchäologieAargau, D. Wälchli.

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Abb. 5. Frick AG, Hauptstrasse 73. Durch Brand um 1500 zerstörter Keller mit Keller hals und Treppennegativ. Foto Kantonsarchäologie Aargau, D. Wälchli.

Kachelofen von Bedeutung. Das Formenspektrum umfasstTeller- und Napfkacheln, ferner zahlreiche durchgeglühteLehmfragmente der Ofenkuppel. Bei den Reliefkacheln herr- schen die Motive der Rosette und des Wappenschildes mitReichsadler vor (Abb. 6). Sämtliche brandbeschädigten Ofen- kacheln dürften im selben Kuppelofen mit rechteckigemOfenkasten verbaut gewesen sein. In einer gleichartigen Brandschicht unter dem BauernhausFrick-Hauptstrasse 72 lagen ebenfalls brandversengte Relief-kacheln mit dem Motiv der Rosette, einem Vogel Greif so -wie einer Löwendarstellung. Viele Ränder der Teller- undReliefkacheln weisen Spuren von verziegeltem Ofenlehmauf, wie er beim Verstreichen von Rissen, aus denen Rauchdrang, entstanden war.14 Das Gebäude dürfte ein Ständer-bau gewesen sein, der um 1500 abbrannte.

Brandschichtkomplexe um 1500 in den Dörfern Wölflinswil, Gipf-Oberfrick,Oeschgen und Kaisten

Neben den eben vorgestellten zwei Fundkomplexen ausFrick finden sich in einem 10 km umfassenden Umkreis umFrick mehrere Zeugnisse von Bränden um 1500. Es wurdenReste von verbrannten Ständerbauten mit entsprechend ver-ziegeltem Ofenschutt freigelegt. Die zwei Fundstellen Kaisten-Dorfstrasse 30, Hebandehuus und Oeschgen-Gässli sollendie Hypothese grosser Brandzerstörungen im Umkreis desMarktfleckens Frick stützen.

Oeschgen-Gässli

In Fricks nordwestlichem Nachbarort Oeschgen kamen dieReste eines verbrannten spätmittelalterlichen Ständerbauszum Vorschein. Unter der Brandschicht kamen die Küchemit ebenerdiger Feuerstelle sowie Reste eines Bretterbodensder Stube zum Vorschein. In den Negativen der Balkenun-terzüge lagen zahlreiche Fragmente von Relief-, Napf- undTellerkacheln. Bei Ersteren herrscht wiederum das Motivder Rosette vor (Taf. 1,19), einfarbig, ebenso aber in zwei-farbiger, grün-gelb glasierter Ausführung. Als weitere Motivesind Wappenschild und Reichsadler zu nennen, und zwar in grün glasierter und in weiss engobierter Ausführung(Taf. 1,18).

Kaisten-Dorfstrasse 30, «Hebandehuus»

Kaisten liegt 5 km nordöstlich von Frick. 1990/91 wurde dasvor dem Abbruch stehende «Hebandehuus» von 1602 inKaisten umfassend bauarchäologisch untersucht. Unter demspätgotischen Steinbau fanden sich Fundamentreste einesspätmittelalterlichen Ständerbaus (Abb. 7). Im 20 m2 messen- den Grabungsperimeter trat eine Brand- und Auflassungs- schicht mit umfangreichem Fundmaterial aus der Zeit um1500 zutage. Die aufgefundenen 15 erhaltenen Teller-, 4 Napf-und 4 Kranzkacheln waren noch in situ und dürften nachAusweis der Passscherben zu einem Kuppelofen gepassthaben (Taf. 2,20–25). Sie weisen alle eine durch Schadfeuer

96 D. Wälchli, Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

Abb. 6. Frick AG, Hauptstrasse 73 und 72, Ofenkacheln aus der Brandschicht um 1500. Bei den Reliefkacheln findet sich das Motiv mit Reichsadler, ferner als häufigstesdie Rosette und schliesslich eine Greif- und eine Löwendarstellung. Am zahlreichsten sind Napf- und Tellerkacheln, gefolgt von einer kleinen Stückzahl rechteckiger Schüssel-und Simskacheln sowie Ofenlehmfragmenten eines Kuppelofens. Foto Kantonsarchäologie Aargau, B. Polyvas.

beschädigte grüne und gelbe Glasur auf weisser Engobe auf.Die aufgeführten unterschiedlichen Profile von Napf- undTellerkacheln stehen exemplarisch für die individuelle Hand-schrift der Hafner, deren variantenreiche Erzeugnisse im selben Ofen verwendet wurden.15

3.2 Weitere Fundstellen um 1500 im Fricktal

Zu den Relikten aus den Brandhorizonten in Frick, Oeschgenund Kaisten kommt ein weiterer Fundkomplex aus einerBrandschicht der Zeit um 1500 datiert hinzu: jener aus Wölf-linswil-Dorfplatz 13, Bauphase 4.16 Etwa gleich zu da tierendürften die Funde aus dem Schutthorizont des spätmittel - alter lichen Gehöftes am Oberen Kirchweg in Wittnau sein.17

Ein weiteres Zeugnis für den Brand- und Zerstörungshorizontum 1500 ist ein 5 × 5 m messender Keller mit Auflassungs-horizont in Gipf-Oberfrick Allmentweg.18

Aus allen genannten Brandzerstörungshorizonten des Frick-tals um 1500 liegen zahlreiche Buntmetall- und Eisenfundevor (Taf. 2,26–38); die entsprechenden Objekte waren imbäuerlichen Alltag durchaus gängig.19 Auffällig sind die so ge -nannte Seiten- oder Bauernwehr, ganz oder in Fragmentener halten (Taf. 2,33.34), dazu bronzene Ortbänder der Scheide(Taf. 2,35).20 Diese in allen Brandschichten der FricktalerFundstellen – hier stratifiziert! – gefundenen einschneidigenLangmesser wurden von Bauern21 verwendet, aber auch vonSöldnern, Kanonieren, Armbrustschützen etc. Ein vergol -detes Ortband mit abgebrochener Dolchspitze (Taf. 2,36) ist Beispiel für eine ganze Anzahl von zweischneidigen Klin-genspitzen von Dolchen und Schwertern sowie Armbrust-bolzen. Hufeisen, Trensen und Wagenteile bezeugen die ver-breitete Pferdehaltung als Zug- und Reittiere; Fragmente vonbronzenen Zierbeschlägen stammen von Prunkzaumzeugen(Taf. 2,27–32). Weitere Zeugnisse gediegener Haushaltungsind in Fragmenten von Bronzegrapen, Kupferpfannen,Trink-, Schank- und Spassgläsern sowie im Wohnbereich inForm von Flachglasscherben der Fensterscheiben erhalten.

Möhlin, Brunngasse 6

Im mittleren der vier Ortskerne kam im Bereich Brunngasse/Heidenweg bei Grabungen zwischen 2001 und 2017 aufeiner Gesamtfläche von 10 000 m2 ein weiterer Brandhorizontaus der Zeit um 1500 zutage. Eine ausgeprägte Schicht mitResten von hoch- und spätmittelalterlichen Fachwerkbautenerstreckte sich über den gesamten Dorfteil. Beispielhaft stehthier der Fundkomplex aus der Grube Pos 76. Ihr Inhalt bietet einen anschaulichen Querschnitt durch den Hausrat.Bei der Ofenkeramik dominieren grün glasierte Napf- undTellerkacheln. Das Fragment einer Reliefkachel mit demHaupt einer Dame in burgundischer Tracht und Bourbo-nenlilie erlaubt die präzisesten Aussagen zu Zeitstellung undsozialem Umfeld des Ofens (Abb. 8).

97D. Wälchli, Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

Abb. 7. Kaisten AG, Dorfstrasse 30. Trockenfundamentschüttung eines Ständer-baus aus der Zeit um 1500. Zeichnung Kantonsarchäologie Aargau, D. Wälchli.

Abb. 8. Möhlin AG, Brunngasse 6. Funde aus Grube Pos 76. Reliefkachelfragmentmit Dame in burgundischer Mode. Foto Kantonsarchäologie Aargau, B. Polyvas.

Kaiseraugst, Dorfstrasse 35, Hotel Adler

Die Fundstelle (Parzelle H. R. Buser 1990.5) liegt mitten imhistorischen Dorfkern. Auch hier belegt eine ausgeprägteBrandschicht eine Zerstörung um 1500. Herausragend istder Inhalt eines 5 × 4 m messenden spätmittelalterlichen Kellers. Er enthielt das bisher umfangreichste, besterhalteneEnsemble an spätmittelalterlicher Ofen- und Geschirrkeramikim Fricktal.22

Kaiseraugst, Dorfstrasse 35, und Frick,Hauptstrasse 72 und 73: Einordung der Befunde

Beim Ofenkachelkomplex aus Kaiseraugst-Adler fällt dasüber aus grosse Formenspektrum der Ofenkeramik auf; dasMotiv der höfischen Dame mit burgundischer Haube in derMode des ausgehenden 15. Jh. sticht hier besonders hervor(Abb. 9). Der Wappenschild, den sie hält, weist einen Bügel-

helm mit Helmzier auf. Ein Fragment mit gleichem Motivfindet sich in der Grube Pos 76 von Möhlin-Brunngasse 6.Ohne diese im ländlichen Kontext liegenden Befunde würdeman solche höfischen Darstellungen gerne Kachelöfen desAdels oder des gehobenen städtischen Bürgertums zuweisen.In Kombination mit den anderen überaus qualitätvollenMotiven des Kaiseraugster Komplexes dürfen wir durchausvon einem repräsentativen Kachelofen ausgehen, der einemstädtischen Pendant kaum nachstand. Beide Fundkomplexe,jener von Kaiseraugst-Dorfstrasse 35 und jener von Frick-Hauptstrasse 72 und 73, enthalten eine beträchtliche AnzahlTellerkacheln. Somit haben wir die Kacheln eines gut be -stückten Kuppelofens vor uns, den höchst wahrscheinlichstädtische Hafner von Rheinfelden23 hergestellt hatten. Wirvermuten, dass es sich nicht durch die Motive seiner Ka -cheln von den Turmöfen der Bürger- und Adelshäuser unter-schied, sondern vielmehr durch seine gedrungene Kuppel,die den deutlich niedrigeren Stuben der Ständerbauten besserentsprach.

98 D. Wälchli, Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

Abb. 9. Kaiseraugst AG, Hotel Adler. Spektrum der Ofenkacheln aus dem Schutt des spätmittelalterlichen Kellers. Tellerkacheln herrschen vor. Die zahlreichen Reliefkachelnsind u. a. mit einer Sittichdarstellung, ornamentalem Rankenwerk, Masswerk sowie einer Dame in höfischer Tracht um 1500, mit Wappenschild und Fahne verziert. Neben denüblichen spätgotisch profilierten Kranzgesimsen findet sich ein Exemplar mit zwei Atlanten. Foto Kantonsarchäologie Baselland, S. Schenker.

4. Historische Einordnung der Befunde aus der Zeit um 1500

Angesichts der Häufung von Brandhorizonten und zerstörtenGebäuden in den Ortschaften Wölflinswil, Frick,27 Oeschgen,Kaisten, Möhlin,28 Laufenburg 29 und Kaiseraugst, also ei nemAreal von rund 25 × 10 km, drängt sich die Frage auf, ob dieBefunde mit den Raubzügen der Eidgenossen während desSchwabenkrieges 1499 in Zusammenhang stehen könnten.Die Einheitlichkeit des Fundmaterials spricht dafür, dass dieuntersuchten Bauten innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumszerstört wurden, möglicherweise während der genanntenKriegsereignisse im Sommer 1499; manche wurden, wie dieBioturbation zeigt, nicht wiederaufgebaut, es liegt dort einechter Hiatus vor.

5. Der Kachelofen im ländlichenKontext in der Weiterentwicklung im 17./18. Jh.

Im Fricktal wurden während des Dreissigjährigen Kriegesdurch die französisch-schwedischen Truppen in den Jahren1632/ 34 in zahlreichen Ortschaften viele Bauernhöfe durchBrandschatzungen zerstört. Trotz zahlreicher Listen, in de nenvon verbrannten Gebäuden die Rede ist, sind bislang er staun- licherweise nur wenige archäologische Befunde ge fasst.30 Zuerwähnen sind die Funde aus Höflingen bei Rheinfelden,einem während der Belagerung von Rheinfelden abgegange-nen und nicht wieder aufgebauten Weiler.31 Die jüngstenMotive aus dem 1964/ 65 ausgegrabenen Fundkomplexgehören in die Reihe spätrenaissancezeitlicher Motive ausdem Alten Testament sowie von Heiligen.Der 1987 ausgegrabene Ofenkachelkomplex Wölflinswil-Hauptstrasse 10032 stammt aus einem ausgebrannten Trem-keller33 mit einer Brand- und Planieschicht aus der 1. H.17. Jh. zerstörten Bauernhauses. Die bereits im 15./16. Jh.weit verbreiteten Reliefkacheln mit rhombenförmigen Kasset- ten in feinerer Ausführung haben sich weiterentwickelt undsind nun mit Motiven wie Akanthusblättern und barockenTapetenrapporten verziert (Abb. 11). Die Reliefs sind aberdurch wiederholte Verwendung älterer Kacheln als Negativ-vorlage flacher und flüchtiger gearbeitet als bei Stücken ausdem 15. Jh.Teller- und Napfkacheln scheinen im Untersuchungsgebiet abder 2. H. des 17. Jh. kaum mehr verwendet worden zu sein.34

Grüne Innenglasuren herrschen nun auch bei der Geschirr-keramik vor. In kleiner Stückzahl finden sich überraschen-derweise zudem Fayencen sowie kobaltblaues Steinzeug,importiert aus dem Westerwald oder dem Elsass. Vor allemdie Motive mit abstrakten floralen Rapporten (Abb. 12) undscherenschnittartigen Pflanzenmotiven basieren auf der Wei-terentwicklung älterer Vorlagen.Florale Tapetenrapporte finden sich erneut im Ofenschuttvon Ueken-Hintermattweg 46 (Taf. 3,39) sowie im KomplexHornussen-Bahnhofstrasse 86a. Die Fragmente sind zum

99D. Wälchli, Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

Hornussen, Bahnhofstrasse 86 b

Die Fundstelle liegt im Kern des Dorfes. Unter dem Klein-bauernhaus des 18. Jh. kamen archäologische Rest von ins-ge samt drei spätmittelalterlichen Vorgängerbauten zum Vor-schein. Unter den Ofenkacheln aus dem Abbruchhorizontder Bauphase 2/324 finden sich Reliefkacheln mit rhomben-förmigen Kassetten sowie einige qualitätvolle Exemplare mitbildlichen Darstellungen. Herausragend gearbeitet ist dasModel der hochformatigen Reliefkachel mit Jesuskind-Dar-stellung (Abb. 10). Sie zeigt die Aktualität der Motive undder unmittelbaren Umsetzung zeitgenössischer Holzschnittein ein Ofenkachelmodel, in diesem Falle ein Neujahrsgrussdes Meisters E. S. von 1466.25 Weitere Motive wie die Eck-kachel Mariä Empfängnis mit Diamantquadern sowie demWappenschild lassen vermuten, dass die Interaktion derdörflichen Oberschicht mit Amtsleuten und Verwaltern desKlosters Säckingen stimulierend wirkte.26 Auch in diesemFundkomplex liegt bäuerliches Gerät vor.

Abb. 10. Hornussen AG, Bahnhofstrasse 86 b. Reliefkachel mit Jesuskind-Darstel-lung sowie Spruchband, 15./16. Jh., nach einer Holzschnitt-Vorlage von Meister E. S.um 1466. Foto Kantonsarchäologie Aargau, B. Polyvas.

Teil mehrfarbig grün, gelb und braun glasiert. Der Relief -kachelofen aus dem Ende des 17. Jh., von dem sie stammen,weist durchwegs noch ältere Zierelemente auf, die aber ma -nie ristisch weiterentwickelt sind. Eine konstruktive Verbes-serung der Kachelöfen wird durch über Eck laufende unddamit einen Binderverband bildende Reliefkacheln mit Kar-tusche und breiter spätgotischer Fase erreicht. Zudem findensich kleine Eckkacheln mit Löwenmaskaron.35

Als letzte Beispiele der Entwicklung im ausgehenden 17. Jh.seien zwei Fundkomplexe aus mit Brandschutt verfüllten Kel-lern in Frick-Hauptstrasse 71 und 72 vorgestellt. Der Dorf- brand von 1734, bei dem 21 Häuser zerstört wurden, istdurch Quellen belegt und lässt sich an den Brandspuren anden Mauern ablesen.36 Die Ofenkeramik aus Frick ähnelt inihrer Zusammensetzung jener aus Ueken-Hintermattweg 46(Abb. 13). Feine rhombenförmige Kassetten (Waffelmuster) inkonkaver Form belegen einen Turmaufbau auf rechteckigemOfenkasten, wiederum mit Eckkacheln mit breiter spätgoti-scher Fase. Es findet sich zudem der für den Untersuchungs-raum früheste Beleg eines floralen Rapports mit engo bierterPatrone. Dieses Motiv erwies sich als sehr langlebig undwurde noch in Kachelöfen des 19. Jh. verwendet.

6. ZusammenfassungDie Ofenkachelfunde aus spätmittelalterlichen Bauernhaus-befunden aus den Fricktaler Dörfern Wölflinswil, Frick,Oeschgen, Kaisten, Möhlin und Kaiseraugst ergeben dasBild einer Landbevölkerung, die sich zwischen dem 13. und15. Jh. an den Errungenschaften der adelig-bürgerlichenWohnkultur,37 im besonderen der Kachelöfen, ohne erkenn-bare Stilverspätung zeitgleich beteiligte. Die Ofenkacheln ausder 2. H. des 15. Jh. deuten auf einen Zerstörungshorizontvon 1499 hin; sie wurden wohl nicht bei einem Wiederaufbauder Gebäude im 16. Jh. zweitverwendet. Die für die Bauern-häuser in ihrer Höhe reduzierten, gleichwohl mit «höfischen»Relief-, Sims- und Kranzkacheln besetzten Kuppelöfen hattensich in der dörflichen Oberschicht bereits 200 Jahre zuvorbreit etabliert. Die sich hier abzeichnende gehobene Wohn-kultur der ländlichen Bevölkerung blieb trotz der im Fricktalgeltenden Erbregelung der Realgüterteilung während des 16.und 17. Jh. erhalten,38 wie zahlreiche weitere Ofenkachel-funde von reich verzierten Kachelöfen39 im Fricktal belegenund wie sie sich auch an den erhaltenen spätgotischen Stein-bauten und ebenso eindrücklichen Ständerbauten des 16.und 17. Jh. ablesen lässt.40

David WälchliKantonsarchäologie Aargau

Industriestrasse 35200 Brugg

[email protected]

100 D. Wälchli, Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

Abb. 11. Wölflinswil AG, Dorfstrasse 100. Ofenkachelkomplex und Begleitfunde aus Brand- und Auffüllschicht, Mitte 17. Jh. Foto Kantonsarchäologie Aargau, B. Polyvas.

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Abb. 12. Möhlin AG, Bahnhofstrasse 57. Ofenkacheln mit floralem Rapport, rhombischen Kassetten sowie eine Kachel mit antikisierender Szene im Stil der Renaissance. FotoKantonsarchäologie Aargau, B. Polyvas.

Abb. 13. Frick AG, Hauptstrasse 71/72. Ofenkacheln aus den mit Brandschutt verfüllten Kellern von 1734. Frühester Beleg für patronierte florale Rapporte in den Dörferndes Fricktals. Foto Kantonsarchäologie Aargau, B. Polyvas.

Fundkatalog

Taf. 1. Ofenkeramik

Möhlin AG, Brunngasse 6, Bau 1

1 Randscherbe einer Becherkachel aus reichlich gemagertemTon, harter, roter Brand. Aus Brandschutt, FK 32. 13. Jh.

2 Randscherbe einer Becherkachel aus reichlich gemagertemTon, harter, roter Brand. Aus Brandschutt, FK 32. 13. Jh.

3 Randscherbe einer Becherkachel aus reichlich gemagertemTon, harter, roter Brand. Aus Brandschutt, FK 33. 13. Jh.

4 Randscherbe einer Becherkachel aus reichlich gemagertem Ton,harter, roter Brand. Aus umgelagertem Brandschutt, FK 7.13. Jh.

Wölflinswil AG, Boden 430, Horizont 2, Grube mit Ofenschutt

5 Verdickter Rand einer Becherkachel, anhaftender Ofenlehm.Scheibengedreht, reichlich gemagert, oxidierender Brand.13. Jh.

6 Randscherbe einer Napfkachel. Horizontal ausgezogene, kan- tig abgestrichene Randlippe, anhaftender Ofenlehm. Scheiben -gedreht, fein gemagert, oxidierender Brand. 2. H. 14./An fang15. Jh.

7 Randprofil einer Becher-/Napfkachel. Verdickter Rand, an haf- tender Ofenlehm. Scheibengedreht, reichlich gemagert, oxidie -render Brand. – Dazu anpassende Bodenscherbe. AbgesetzterFuss, Unterseite mit Drahtschlingenspuren, anhaftender Ofen- lehm. 2. H. 14./Anfang 15. Jh.

8 Randscherbe einer Napfkachel. Rand mit Innenkehlung, an -haftender Ofenlehm. Braune Glasur. Scheibengedreht, feinge magert, oxidierender Brand. 2. H. 14./Anfang 15. Jh.

9 Randscherbe einer Tellerkachel. Tiefer Teller mit unverdicktemRand und abgesetztem Boden. Auf Oberseite konzentrischeRillen- und umlaufende Wellenzier, anhaftender Ofenlehm.Braune, teils brandversehrte Glasur. Scheibengedreht, feingemagert, oxidierender Brand. 2. H. 14./ Anfang 15. Jh.

10 Randscherbe einer Blattkachel. Kantige Randleiste, erhabenes,nicht identifizierbares Dekor. Dunkle, brandversehrte Glasur.Fein gemagert, oxidierender Brand. 2. H. 14. Jh.

Wölflinswil AG, Am Dorfplatz 13

11 Randscherbe einer Napfkachel. Braunroter, harter Brand, reich- lich grob gemagert, unglasiert, zum Teil sekundär verbrannt,anhaftender, verziegelter weisser Ofenlehm. 14./15. Jh.

12 Randscherbe einer Napfkachel. Verdickter Rand, braunroter,harter Brand, reichlich grob gemagert, unglasiert, zum Teilsekundär verbrannt, anhaftender, verziegelter weisser Ofen-lehm. 14./15. Jh.

13 Randscherbe einer Napfkachel. Braunroter, harter Brand, reich-lich grob gemagert, unglasiert, zum Teil sekundär verbrannt,anhaftender, verziegelter weisser Ofenlehm. 14./15. Jh.

14 Randscherbe einer Tellerkachel. Braungrauer, harter Brand,olivbraune Glasur ohne Engobe, zum Teil sekundär verbrannt.14./15. Jh.

15 Randscherbe einer Blattkachel, Motiv unklar, möglicherweiseTeil einer Greifdarstellung. Orangeroter, harter Brand, reich-lich gemagert, olivbraune Glasur ohne Engobe. 14. Jh.

16 Randscherbe einer Blattkachel, Motiv unklar. Orangeroter,harter Brand, reichlich gemagert, olivbraune Glasur ohne En -gobe. 14. Jh.

17 Randscherbe einer gotischen Kranzkachel mit Fialenbekrönungund heraldischer Lilie. Orangeroter, harter Brand, reichlichgemagert, grüne Glasur auf weisser Engobe, zum Teil anhaf-tender weisser Ofenlehm. 2. H. 14. Jh.

Oeschgen AG, Gässli

18 Bildteil einer Reliefkachel, Motiv Krone mit Pflanzenranken,darunter von einem Löwen und zwei seitlichen Engeln ge -tragener Wappenschild mit Reichsadler. Roter, harter Brand,weiss engobiert, ohne Glasur. 2. H. 15. Jh.

19 Randscherbe einer Reliefkachel mit Pflanzenranken und Ro -sette. Roter, harter Brand, grüne Glasur auf weisser Engobe.2. H. 15. Jh.

Taf. 2. Ofenkeramik

Kaisten AG, Dorfstrasse 30

20 Randscherbe einer Napfkachel. Roter, weicher Brand, mässigmittelkörnig gemagert, innen grün glasiert auf Engobe, starkbrandversehrt und oxidiert. Ende 15. Jh.

21 Randfragment einer Napfkachel. Roter Brand. Innen grünglasiert auf Engobe, auf dem Rand umlaufend Reste unver-brannter Glasur. Ende 15. Jh.

22 Randfragment einer Napfkachel. Roter, harter Brand, mässigmittelkörnig gemagert, innen grün glasiert auf Engobe, oxi-diert. Ende 15. Jh.

23 Randscherbe einer Tellerkachel. Roter, harter Brand, mässigmittelkörnig gemagert. Teller grün glasiert auf Engobe, starkbrandversehrt und oxidiert. Tubus mit Trocknungsöffnung.Ende 15. Jh.

24 Randscherbe einer Tellerkachel. Roter, harter Brand, mässigmittelkörnig gemagert. Teller grün glasiert auf Engobe, Glasurbrandversehrt, mit Brandblasen. Auf dem Rand haftet um -laufend verbrannter Ofenlehm, darunter unverbrannte Glasur.Tel leroberfläche sekundär reduzierend gebrannt. Tubus-In nen -seite verrusst. Ende 15. Jh.

25 Randscherbe einer Gesimskachel. Roter, harter Brand. Schau- fläche grün glasiert auf Engobe, Glasur oxidiert, evtl. sekundärverbrannt. Ende 15. Jh.

Taf. 2. Metallfunde

26 Kaisten AG, Dorfstrasse 30. Sichelfragment. Eisen.27 Oeschgen AG, Gässli. Bestandteil einer Knebeltrense. Eisen.28 Oeschgen AG, Gässli. Zierscheibe mit angenietetem Befesti-

gungsring, möglicherweise Bestandteil eines Pferdegeschirrs.Bronze.

29 Kaisten AG, Dorfstrasse 30. Hufeisen mit breiten Ruten. Eisen.30 Oeschgen AG, Gässli. Fragment eines breiten Hufeisens. Eisen.31 Oeschgen AG, Gässli. Nabenschloss. Eisen.32 Kaisten AG, Dorfstrasse 30. Zierscheibe aus gepresstem

Bronzeblech, mit vierkantiger Tülle auf leicht gewölbte Eisen-kalotte gesetzt. Motiv dreifach gefüllte Rosette, evtl. Zubehörvon Pferdegeschirr.

102 D. Wälchli, Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

103D. Wälchli, Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

Taf. 1. Ofenkacheln. 1–4 Möhlin AG, Brunngasse 6; 5–10 Wölflinswil AG, im Boden 430; 11–17 Wölflinswil AG, am Dorfplatz 13; 18–19 Oeschgen AG, Gässli 1991.M 1:3. Zeichnung Kantonsarchäologie Aargau, P. Frey und A. Haltinner.

104 D. Wälchli, Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

Taf. 2. Ofenkacheln. Kaisten AG, Dorfstrasse 30. 20–22 Napfkacheln; 23–24 Tellerkacheln; 25 Gesimskachel. – Metallfunde. 26.29.32–33.35.37–38 Kaisten AG, Dorf-strasse 30; 27–28.30–31.34.36 Oeschgen AG, Gässli 1991. M 1:3. Zeichnungen Kantonsarchäologie Aargau, E. Rigert, A. Haltinner und D. Wälchli.

33 Kaisten AG, Dorfstrasse 30. Griff eines Langmessers, sog.Seiten- oder Bauernwehr, mit Ansatz der Klinge. Gefäss undKlinge aus Eisen sind in einem Stück gefertigt. Griffplattenaus Hirschhorn mit fünf Eisennieten fixiert, Parierbackennicht erhalten.

34 Oeschgen AG, Gässli. Klinge eines Langmessers, sog. Seiten-oder Bauernwehr, Länge 47 cm. Am unvollständig erhaltenenGriffteil drei Eisennieten, Griffplatten ursprünglich wohl ausHolz. Eisen.

35 Kaisten AG, Dorfstrasse 30. Zwei Ortbänder einer gerundetzulaufenden Scheide, evtl. eines Langmessers, sog. Seiten- oderBauernwehr. gepresstes Bronzeblech.

36 Oeschgen AG, Gässli. Ortband, Bestandteil einer Dolch-scheide und Fragment der Klinge. Kupfer, mit Resten vonVergoldung; Eisen.

37 Kaisten AG, Dorfstrasse 30. Zapfen eines Hahns aus Bronze.Der konische Verschlussteil wurde gegossen und überdreht,der Griffteil aus dem Werkstück gesägt und nachgefeilt.

38 Kaisten AG, Dorfstrasse 30. Grapenfuss, dreikantiger Quer-schnitt, mit Fischgratdekor. Bronze, gegossen.

Taf. 3. Ofenkeramik

39 Ueken AG, Hintermattweg 46. Randscherben Blattkacheln,flo rale Rapporte. Rot, hart gebrannt, weisse Engobe, grün-braune Glasur. – Randscherben von Sims-, Kranz- und Eckka-cheln. Rot, hart gebrannt, weisse Engobe, grün-braune Glasur. –Fragmente von Fries-, Blatt- und Eckkacheln, Löwenmaskaron,Medaillon mit Haupt einer Dame. Rot, hart gebrannt, weisseEngobe, braun oder mehrfarbig braun, gelb, und grün glasiert.

Anmerkungen1 Gebhard 1980.2 Schnyder 2011.3 Tauber 1980; zu Chronologie und Typologie zudem: Roth-Heege 2012.4 Bouvier 1991.5 Bircher 2002.6 Hüsser 2002.7 Wälchli 2010.8 1987 formierte sich die Bauernhausforschergruppe als Teil der Freiwil-

ligen Bodenforscher der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimat -kunde. Die Grabungen fanden vornehmlich in Küchen und Kammernvon Bauernhäusern statt. Sie wurden vom damaligen Kantonsarchäo-logen Martin Hartmann und dem Leiter der Mittelalterarchäologie,Peter Frey, unterstützt. Werner Fasolin, Erwin Rigert und der Schrei-bende leiteten die bauarchäologischen Untersuchungen. Als freiwilligeHelferInnen arbeiteten Angelika Arzner, Maria Bühler, Fritz Acker-mann, Othmar Bitterli, Heinz und Raphael Schmid, Sabine Scheiber,Stefan Moser sowie die StudentInnen Susanne Steiner, ChristophReding und Hannes Flück.

9 Grabungsdokumentation der Kantonsarchäologie Aargau. In mittelalter -lichen Befunden finden sich im Fricktal immer wieder Schuttplanienmit brandroten Kalksandsteinplatten und Kieselwacken in Kombinationmit verbrannten Lehmbrocken. Die Befunde werden als Schutt von aus-planierten Steinöfen interpretiert.

10 Frey 2004. 11 Reding 2004. 12 Meyer 1974. 13 Wälchli 2004.14 Fasolin 1996.15 Rigert/Wälchli1996.16 Wälchli 2004.17 Häseli 2017. – «Gehobene» Tischkultur ist in den Fricktaler Fundkom-

plexen des 15. Jh. durch verschiedene Formen von Trinkgläsern, in derMehrheit Krautstrünke und Stangengläser, belegt.

18 Kantonsarchäologie Aargau, Gipf-Oberfrick Allmentweg, unpubliziertespätmittelalterliche Befunde. 1998. GO.98.1

105D. Wälchli, Alles unter Schutt und Asche. Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten von Fricktaler Bauerndörfern

Taf. 3. Ueken AG, Hintermattweg 46. Mehrfarbig glasierte florale Rapporte, Eck-kacheln sowie Löwenmaskaron. M 1:6. Zeichnungen Kantonsarchäologie Aargau,D. Wälchli.

19 Frey et al. 2004; Reding/Wälchli 1996.20 Schneider 1980 legt eine Anzahl Langmesser, sog. Haus-, Bauern-, Seiten -

wehr oder Rugger genannt vor, die im Gegensatz zu den hier publiziertenFunden grösstenteils nicht aus gesichertem Kontext stammen.

21 Schneider 1980, 266.22 Müller 1991,1990.5 Kaiseraugst Dorfstrasse 35, Hotel Adler (Parzelle

H. R. Buser 1990.5): Ofenkacheln in Abb. 14. Die Funde 1990.005.C07517.38/43/42, C07497.218/220/223/812, C07517.2/41/42 werdenhier erstmals publiziert, mit freundlicher Unterstützung durch S. Am -mann und S. Schenker.

23 Hafnereiabfälle wurden 1980 bei Aushubarbeiten in der RheinfelderAltstadt freigelegt. Unpublizierte Grabungsresultate Kantonsarchäolo-gie Aargau, freundliche Mitteilung P. Frey.

24 Wälchli 1991.25 Wälchli 1997.26 Jehle/Enderle-Jehle 1993. 27 Wernli 1904, 23: Für Juli ist ein Raubzug von Bernern und Solothurnern

ins Fricktal belegt: Der Schultheiss von Aarau riet den Bewohnern vonFrick, ihre Habe zu den Eidgenossen zu flüchten und ihnen zu schwören.Weinend umstanden sie ihn, nicht wissend, wohin sie sich und ihr Gutretten könnten. Vier Dörfer gingen in Flammen auf, darunter Frick, woFrau und Kinder ausgestossen wurden, dass sie betteln gehen mussten.

28 Schib 1959, 98: Da stiessen eidgenössische Streitkräfte am 30. August1499 plötzlich ins untere Fricktal vor und brannten Möhlin nieder.

29 Beitrag R. Bucher in diesem Band.30 Freundliche Mitteilung W. Fasolin: 1651 wurde der Wöflinswiler Vogt

be auftragt, nochmals die Aufstellung der Zerstörungen von 1633/ 34

an das Oberamt zu schicken. Er meldete 60 verbrannte Gebäude alleinfür Wölflinswil.

31 Rudin 1967; Hochreiter et al. 2014, 89. Höflingen wurde zwischen27. März und 19. August 1634 von den Schweden total zerstört.

32 Fasolin 1990.33 Fricktaler Steinkeller des 16./17. Jh. sind meist ebenerdig und mit einer

Balkendecke oder einem Gewölbe abgeschlossen, das mit Kalkstein-platten verkeilt und mit Kalk, mitunter mit Anhydrit, ausgegossen ist.

34 Aus Hellikon AG-Im Baumgarten 11, liegen aus einem Brandhorizontdes 17. Jh. Tellerkacheln mit Reliefkacheln zusammen mit feinen rhom-ben förmigen Kassetten vor: Fasolin, unpubl.; Kantonsarchäologie Aar-gau Hel.91.50.

35 Wälchli 1995. 36 freundliche Mitteilung W. Fasolin: Transkribierte Quellen zur Dorfge-

schichte von Frick.37 Zur dörflichen Oberschicht zählten Vollbauern, Schmiede, Keller des

Stiftes Säckingen, Untervögte, Wirte und Müller.38 Gehobene Tischkultur ist in den Fricktaler Fundkomplexen des 15.–

17. Jh. durch reiches osteologisches Fundmaterial belegt; Ebersbach1996; Schumpf 2014.

39 Bislang fehlen im ländlichen Kontext archäologische Belege für Winter -thurer Fayence-Öfen – anscheinend ebenso in bernischen Vogteischlös-sern. Wie das Beispiel von Schloss Hallwyl zeigt, wurden für die Kache-löfen des 17. Jh. grün glasierte Reliefkacheln verwendet.

40 In den Dörfern Hornussen, Kaiseraugst, Möhlin und Wöflinswil findensich spätgotische Steinbauten des ausgehenden 16. und frühen 17. Jh.neben ebenso stattlichen Ständerbauten (ehemalige Strohdachhäuser).

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