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01/05 DIAGNOSE DIAGNOSE 01/2007 Das Magazin von Ärzte ohne Grenzen Österreich www.aerzte-ohne-grenzen.at 01/2007 Indonesien: Seelische Stütze für Tsunami-Überlebende Darfur: Psychologische Hilfe für Opfer der Gewalt Gaza-Streifen: Therapie für traumatisierte Kinder Partner sind ganz besondere Spender PSYCHOLOGISCHE HILFE DIE BEHANDLUNG VON PSYCHISCHEM TRAUMA Marco Baroncini/MSF Sponsoring-Post GZ02Z0304985 Verlagspostamt 1020 Wien

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01/05DIAGNOSE

DIAGNOSE 01/2007Das Magazin von Ärzte ohne Grenzen Österreichwww.aerzte-ohne-grenzen.at

01/2007

Indonesien:Seelische Stütze fürTsunami-Überlebende

Darfur:Psychologische Hilfefür Opfer der Gewalt

Gaza-Streifen: Therapie für traumatisierte Kinder

Partner sind ganz besondere Spender

PSYCHOLOGISCHE HILFE DIE BEHANDLUNG VON PSYCHISCHEM TRAUMA

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2 DIAGNOSE 1/2007

Aktuell:Einsatzländer von Ärzte ohne Grenzen

➋➊

Freiwillige aus Österreich derzeit auf EinsatzEinsatzländer von Ärzte ohne Grenzen

Indonesien: Zwei Jahre lang unterstützten psychologische

Teams von Ärzte ohne Grenzen Überlebende des Tsunami bei der

seelischen Verarbeitung der Katastrophe.

Darfur: In der sudanesischen Krisenregion leistet Ärzte ohne

Grenzen psychologische Hilfe für durch Krieg und Gewalt schwer

traumatisierte Vertriebene.

Gaza-Streifen: Im palästinensisch-israelischen Konfliktgebiet

hilft Ärzte ohne Grenzen Kindern und Erwachsenen, Strategien

im Umgang mit der chronischen Gewalt zu finden.

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➊ Claudia Tanzer istPsychologin in Linz. Beiihrem Einsatz nach derTsunami-Katastrophebaute sie in der indone-sischen Provinz Aceh einTrauma-Zentrum auf undschulte lokales Personal.

Kampf gegen Patente: Die in Indien hergestelltenpreisgünstigen Medikamente sind für Millionen Menschen in Entwicklungsländern lebenswichtig. Miteiner Verschärfung des indischen Patentrechts würdediese Quelle erschwinglicher Medikamente versiegen.

➋ Kaz de Jong ist Psycho-loge aus Holland undTrauma-Experte bei Ärzteohne Grenzen. Sein bisherletzter Einsatz führte ihn indie sudanesische Krisen-region Darfur, wo die Teamspsychologische Hilfe inVertriebenenlagern leisten.

➌ Franz Altenstrasser istPsychiater und Psycho-therapeut aus Tirol. Ver-gangenes Jahr war er imGaza-Streifen auf Einsatzund unterstützte schwertraumatisierte Menschenbei der Bewältigung ihrerErlebnisse.

Editorial:

Patente schützen?Patienten behandeln!Für medizinische Arbeit in armen Ländern brauchtes preiswerte Medikamente. Deswegen hat Ärzte ohneGrenzen die Pharmafirma Novartis zum Rückzug derKlage gegen das indische Patentrecht aufgefordert.

In dieser Ausgabe der DIAGNOSE geht es um Menschenmit psychischem Trauma, hervorgerufen durch Krieg

und Gewalt, und um psychologische Hilfe unter oft schwie-rigen Rahmenbedingungen. Aus aktuellem Anlass möchteich an dieser Stelle aber zu einem anderen Thema Stellungnehmen: der Klage des Schweizer Pharmakonzerns Novar-tis gegen die indische Regierung in Sachen Patentrecht.

Die Hintergründe: Indien gilt als „Apotheke der Armen“,das Land ist der Hauptproduzent von lebenswichtigenMedikamenten für Entwicklungsländer. So kommen ausIndien rund 80 Prozent der von Ärzte ohne Grenzen welt-weit eingesetzten Aids-Medikamente. Dies ist möglich, weildas Land in der Vergangenheit keine Patente auf Medika-mente ausgestellt und damit unter den Produzenten einenregen Wettbewerb in Gang gesetzt hatte.

Im Rahmen eines Abkommens der Welthandelsorgani-sation musste Indien 2005 das Patentrecht verschärfen, tat dies aber so, dass nach wie vor ein gewisser Spielraumbleibt: Wird ein Medikament nur leicht abgeändert, kanndas dabei entstandene Präparat nicht neuerlich patentiertwerden – die Herstellung von Generika ist somit weiterhinmöglich.

Wegen dieser Gesetzesauslegung hat Novartis nun dieindische Regierung geklagt. Würde dem Konzern recht ge-geben, könnte Indien als Quelle erschwinglicher Medika-mente bald versiegen. Ärzte ohne Grenzen hat Novartis auf-gefordert, die Klage zurückzuziehen, und eine weltweitePetition gestartet, die bisher von Hunderttausenden unter-schrieben wurde.

Die erste gerichtliche Anhörung fand Mitte Februar statt– nach dem Redaktionsschluss dieser DIAGNOSE. Wieauch immer sich der konkrete Fall entwickelt: Wir werdenuns weiter dafür einsetzen, dass Patienten behandelt stattPatente geschützt werden.

Dr. Reinhard Dörflinger

Thema

Psychologische Hilfe:

In akuten Krisensituationen

brauchen die Betroffenen

nach der Erstversorgung

ihrer Wunden oft auch

psychologische Hilfe … 4

Interview:

Der holländische Psychologe

Kaz de Jong über die Mög-

lichkeiten der Trauma-Thera-

pie in Krisengebieten … 7

Bericht:

Der Psychiater Franz Alten-

strasser berichtet über seinen

Einsatz im Gaza-Streifen … 8

Hintergrund:

Psychisches Leid und

Trauma: Ursachen. Sym-

ptome der posttraumatischen

Belastungsstörung. Therapie.

Kinder … 10

Einsatzgebiete: E-Mail

aus Myeik. Darfur. Novartis-

Klage. Straßenkinder in

Moskau … 12

Spenden:

Partner retten Menschen-

leben … 14

IMPRESSUM: Medieninhaber und Herausgeber:Ärzte ohne Grenzen, Taborstraße 10, 1020 Wien Postfach 240, Tel. 01/409 72 76, Fax 01/409 72 76-40 E-Mail: [email protected], DVR-Nr.: 0778737, ZVR-Zahl: 517860631 Spendenkonto: PSK 930 40 950 Spender-Service: Tel. 0800 246 292 Chefredaktion: Mag. Irene Jancsy Mitarbeiter: Dr. Franz Altenstrasser, Dr. ReinhardDörflinger, Mag. Eva Hosp, Dr. Andrea Maierhofer,Mag. Herbert Ofner, Andreas Plöckinger, Graphisches Konzept, Gestaltung, Produktion: buero8 Druck: Berger, Horn Papier: EuroBulk Volumenpapier Erscheinungsweise: viermal jährlich Auflage: 115.000 Stück

www.aerzte-ohne-grenzen.at/petition

INHALT:

Dr. Reinhard DörflingerPräsident von Ärzte ohne Grenzen Österreich

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4 DIAGNOSE 1/2007

In einem abgelegenen Bergdorf desBezirks Bhedi im pakistanischenTeil der Region Kaschmir haben sich

rund zwanzig Frauen in einem geräumi-gen Zelt versammelt, das normalerweiseals Schule dient. Viele Monate sind ver-gangen, seit am 8. Oktober 2005 ein Erd-beben ihre Dörfer verwüstet und zahl-reiche ihrer Verwandten und Nachbarngetötet hat. Die körperliche Wundensind inzwischen großteils verheilt. Unddoch ist kaum mehr etwas so, wie es vor-her war: „Seit dem Erdbeben könnenviele von uns nicht mehr klar denken“,berichten die Frauen von Bhedi. Nebenden materiellen Sorgen plagt sie die Vor-stellung, dass wieder etwas Schrecklichespassieren könnte: Sie finden kaum

Schlaf, haben oft Herzrasen und pani-sche Angst. „Wir haben so viele Lieder“,sagen die Frauen, „aber seit dem Unglückkönnen wir nicht mehr singen.“

Psychosoziale Hilfe war bereits wenigeTage nach dem verheerenden Erdbebenin der Region Kaschmir Bestandteil desNoteinsatzes von Ärzte ohne Grenzen.Neben der medizinischen Erstversorgungder Betroffenen, der Verteilung vonHilfsgütern und Impfkampagnen führ-ten die Teams allein in den ersten Mona-ten nach der Katastrophe über 11.000Gespräche mit traumatisierten Men-schen. Vor allem in Gruppengesprächenwie jenem in Bhedi hatten die Betroffe-nen Gelegenheit, über ihre Erlebnisse,ihre Verluste und Ängste zu sprechen –oft der erste Schritt zur Bewältigungeines Traumas.

Ob Naturkatastrophen oder bewaff-nete Konflikte, Vertreibung oder sexuelleGewalt – akute Krisen haben für die be-troffenen Menschen oft nicht nur körper-liche, sondern auch schwere seelischeFolgen. Ärzte ohne Grenzen integriert des-wegen in viele medizinische Programmezunehmend auch psychotherapeutischeund psychosoziale Hilfe. TraumatisierteMenschen leiden oft noch lange nachdem auslösenden Ereignis unter Albträu-men, Angstzuständen oder Depressio-nen, sie verschließen sich mitunter völliggegenüber ihrer Umwelt oder werden ag-gressiv. Psychisches Trauma kann auchzu körperlichen Beschwerden führen, zuKopf- und Bauchschmerzen bis hin zuLähmungserscheinungen. Solange das

DAS LEBEN LÄCHELT WIEDERSeelisches Leid: Nach der Erstversorgung von körperlichen Wunden geht es in Krisensituationen oft auch umrasche psychologische Hilfe. In vielen Programmen von Ärzte ohne Grenzen arbeiten deswegen vermehrt auchPsychologen und Psychotherapeuten.

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Trauma nicht bewältigt ist, fällt es denBetroffenen schwer, ihr Leben wieder inGang zu bringen und zu einer gewissenNormalität zurückzufinden.

Klärende GesprächeIm Mittelpunkt der psychologischenHilfe von Ärzte ohne Grenzen stehen inakuten Krisensituationen meist die be-troffenen Kinder: Deren Situation ist be-sonders dramatisch, wenn sie Eltern oderGeschwister verloren haben oder sogarderen gewaltsamen Tod mit ansehenmussten. Auch ein Umfeld der chroni-schen Gewalt kann schwere Auswirkun-gen auf die Psyche von jungen Menschenhaben. In Dörfern der kolumbianischenProvinz Sucre etwa, wo seit Jahrzehnten

ein brutaler Konflikt zwischen verschie-denen bewaffneten Gruppen herrscht,prägt die Gewalt auch das Leben der Kin-der. „Viele von ihnen leiden an Depres-sionen, an Lernschwierigkeiten, habenKommunikationsprobleme oder Panik-attacken“, erzählt die kolumbianischePsychologin Cristina Rodelo, die vergan-genes Jahr mit Ärzte ohne Grenzen inSucre auf Einsatz war: „Oft sind sie un-gewöhnlich still, lachen selten und versu-chen, sich möglichst unauffällig zu ver-halten.“ Besonders schlimm ist die Lage

der Kinder, wenn sich die Verzweiflungund Hoffnungslosigkeit der Eltern inForm von Gewalt gegen sie selbst entlädt– was unter den angespannten Lebens-umständen oft der Fall ist.

In Sucre betreibt Ärzte ohne Grenzensogenannte Lernwerkstätten für diesetraumatisierten Kinder. Wichtig seiimmer auch ein klärendes Gespräch mitden Eltern, erzählt Psychologin Rodelo.Es gehe vor allem darum, ihnen ver-

Erdbebenopfer in Pakistan: Neben den materiellenSorgen lähmt sie die Angst, dass jederzeit wiederetwas Schreckliches passieren könnte.

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DIAGNOSE 1/2007 5

Demokratische Republik Kongo, Liberia, Kongo Brazzaville, Ruanda, Sudan, Uganda

Armenien, Indien, Malaysia, Pakistan

Kolumbien, Guatemala, Haiti, Honduras, Peru

Luxemburg, Polen, Libanon, Palästinensische Autonomiegebiete, Russische Föderation

Länder, in denen Ärzte ohne Grenzenpsychologische Hilfe leistet

THEMA:Psychologische Hilfe

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Folgen von Gewalt: Psychisches Trauma führt zu Albträumen, Angstzuständen, Schmerzen und Depressionen

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ständlich zu machen, dass die Verhal-tensauffälligkeiten der Kinder unter dengegebenen Umständen ganz normal sind.Während der Therapie dürfen die Kinderherumlaufen, singen, schreien, malenund spielen – und damit ihren Gefühlenfreien Lauf lassen. „Vielen unserer klei-nen Patienten geht es nach einiger Zeitdeutlich besser“, resümiert Cristina Ro-delo. „Und auch die Erwachsenen lernendurch die Gespräche, ihre Lage besser zuverstehen, und bekommen etwas Rück-halt. Allein das hilft vielen von ihnen,positiver zu denken.“

Erfahrungen teilenDie Tatsache, dass die Ursachen für dasTrauma nach wie vor präsent sind, set-zen den therapeutischen Möglichkeitenin vielen Einsatzgebieten von vornhereinGrenzen. „In chronischen Konfliktenkönnen wir die Menschen oft nicht hei-len, weil die traumatischen Ereignisseweitergehen“, sagt der holländische Psy-chiater Kaz de Jong, der seit vielen Jahren

psychologische Hilfsprogramme vonÄrzte ohne Grenzen leitet. „Aber wir kön-nen ihnen helfen, mit ihrer Situation fer-tig zu werden. Allein indem sie ihre Er-fahrungen teilen, lernen die Betroffenen,besser mit ihrer Angst umzugehen.“

Umso wichtiger ist die psychologischeHilfe daher unter extremen Rahmenbe-dingungen wie in Kolumbien, im Gaza-Streifen oder in der sudanesischenRegion Darfur, wo Ärzte ohne Grenzenpsychologische Hilfe für Waisenkinderund für vergewaltigte Frauen leistet. Inden Gesprächen – die von lokalen Mit-arbeitern übersetzt werden – kann denBetroffenen zwar keine Lösung für ihre

schwierige Lage angeboten werden. Ofthilft aber schon, zu verstehen, dass dieSymptome, unter denen die Menschenleiden, eine normale Reaktion auf ihredramatische Situation sind.

Auch wenn die Rahmenbedingungenschwierig sind, kann innerhalb von weni-gen Therapiestunden eine deutliche Bes-serung erzielt werden. „Ich habe vorallem mit Entspannungsmethoden gear-beitet, von Fall zu Fall auch mit Fotosoder mit Zeichnungen“, erzählt diePsychologin Claudia Tanzer, die nach derTsunami-Katastrophe in der indonesi-schen Provinz Aceh Hilfe leistete. VieleMenschen hatten Angst vor dem Wasser.„Einem Fischer, der Albträume vomMeer gehabt hat, zeigte ich zuerst Fotosvom Ozean, um ihn langsam wieder anden Anblick zu gewöhnen, dann bin ichimmer wieder mit ihm zum Ufer gegan-gen – bis er sich wieder sicher fühlte.“

Ruhe findenWährend ihres Einsatzes im Tsunami-Gebiet baute Claudia Tanzer in Aceh einTrauma-Zentrun auf und bildete Perso-nal aus. Heute erhalten die Patientendort Unterstützung von lokalen Psycho-logen und Psychologinnen. Im vergange-nen Jänner, mehr als zwei Jahre nachdem Seebeben, hat Ärzte ohne Grenzendie letzten psychologischen Hilfspro-gramme in der Region an lokale Ein-richtungen übergeben.

Unterstützung in Krisensituationen

THEMA:Psychologische Hilfe

Unterstützung für Familien: Auch unterschwierigen Rahmenbedingungen lernen dieBetroffenen oft innerhalb weniger Therapie-

sitzungen, besser mit ihrer Lage umzugehen undihre Angst in den Griff zu bekommen.

6 DIAGNOSE 1/2007

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Sexuelle Gewalt: Oft hilft es, zu verstehen, dass die Symptome eine ganz normale Reaktion sind.

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DIAGNOSE 1/2007 7

geben Psychologen von Ärzte ohne Gren-zen im Bedarfsfall auch für Kollegen:Als im vergangenen Jahr in der Demo-kratischen Republik Kongo ein TeamOpfer eines Überfalls geworden war,leistete die steirische Psychologin SylviaWamser psychologische Hilfe. Dennobwohl das Team den Überfall gut undunverletzt überstanden hatte, sind post-traumatische Stress-Symptome nachGewaltakten nicht auszuschließen. UmDistanz herzustellen, habe sie die Team-mitglieder gebeten, über die Ereignisse„wie im Film“ oder „wie durchs Schlüs-selloch betrachtet“ zu erzählen, berich-tet Sylvia Wamser. „Ergänzend machteich mit ihnen Atemübungen und halfihnen beim Suchen innerer Ressourcen.All das hilft, bei aufkommender Panikdie nötige Ruhe zu bewahren.“

Auch die Menschen in den BergenKaschmirs müssen wieder Ruhe finden.Ärzte ohne Grenzen hat die psychologi-schen Hilfsprogramme in der Regionmittlerweile beendet. Um die Menschenweiter daran zu erinnern, wie sie nachder Katastrophe die Kraft gefunden hat-ten, mit ihrem Schmerz und der Ver-zweiflung umzugehen, haben diePsychologen von Ärzte ohne Grenzen Ge-spräche wie etwa jenes der Frauen vonBhedi aufgezeichnet. „Das Leben lächeltwieder“ heißt die Sammlung von Berich-ten, die nun in den Dörfern der Regionverteilt und als therapeutisches Werk-zeug verwendet wird.

Wie ist die psychische Situationder Menschen im Kalma-Camp?Sie waren alle irgendeiner Form vonGewalt ausgesetzt, wurden vertrieben,bevor sie hier landeten. Sehr vieleFrauen wurden vergewaltigt. DieMenschen sind traumatisiert. Dasheißt, sie haben Albträume, leiden anDepressionen und leben in einem all-gemeinen Klima der Angst und derAnspannung. Sie sprechen von Hoff-nungslosigkeit, weil sie nicht nachHause zurückkehren können.Wie kann Ärzte ohne Grenzen hierhelfen?Zunächst reden wir ausführlich mitden Menschen und erklären ihnen, dassdas, was sie durchmachen, unter ihrenLebensumständen normal ist und siesozusagen nicht verrückt sind. Das istein erster Schritt. Der zweite besteht ineiner Strukturierung ihres Alltags imLager. Wir helfen ihnen, ihren Tages-ablauf zu organisieren und nicht nur in einer passiven Position zu verharren.Außerdem helfen wir ihnen, mit denoben beschriebenen Symptomen zu-rechtzukommen und diese zu lindern.

Wie kann den Menschen in soeinem Umfeld die Angst genom-men werden?Es ist ein Missverständnis, zu glauben,dass man nur therapieren kann, wenndie Ursache beseitigt ist. Wenn einjunger Mensch bei uns in Europa beideEltern verliert, kann man ihm die auchnicht wieder zurückgeben, aber mankann ihm helfen, mit der Situationfertig zu werden und mit der Angstumzugehen. Wir sagen den Menschenin Kalma: Es ist normal, dass ihr Angsthabt, aber ihr braucht euch nicht den

ganzen Tag zu fürchten. Im Lager seidihr ziemlich sicher, hier ist eure Befürch-tung, attackiert zu werden, nicht in jedemAugenblick realistisch. Es reicht, Angstzu haben, wenn ihr wirklich den Rebellenbegegnet. Wenn die Menschen Angsthaben, ist es auch gut, eine Ablenkung zuorganisieren, zum Beispiel den Kindernim Lager eine Geschichte zu erzählen:Dann können sie nicht gleichzeitig Angsthaben. Wir trainieren die Menschen,diese Angst eher morgens zu haben,denn sie ist ja bis zu einem gewissenGrad auch realistischund kann nicht weg-argumentiert werden.Wir helfen ihnenalso, die Angst zukontrollieren.Und wenn sie ganzkonkrete Ängsteäußern?Dann besprechen wirdie mit ihnen gemein-sam und sehen, ob eseine Lösung für die-ses spezielle Szenariogibt. Zum Beispielfürchten sehr viele,dass sie sterben und sich dann niemandum ihre Kinder kümmert. Dann schauenwir mit ihnen, ob da wirklich niemand ist.Was ist das Ziel der Therapie?Dass die Symptome des Traumas nach-lassen und sich die Menschen die er-wähnten Strukturen im Tagesablaufschaffen, um wieder „funktionieren“ zukönnen. Denn wenn ein Mensch nichtmehr funktioniert, stirbt er. Aber wirmüssen realistisch bleiben. Solange dieGewalt weitergeht, können die Patientenneuerlich traumatisiert werden. Einekomplette Heilung ist unter diesenUmständen kaum möglich. Unser Zielist es, den Menschen Kraft zu geben.

Psychologe Kaz de Jong:den Kindern im LagerGeschichten gegen die Angsterzählen

„Wir helfen den Menschen, ihrenTag zu organisieren, statt in einer

passiven Position zu verharren.“

Strukturen gebenInterview: Der holländische Psychologe Kaz de Jong ist vor kurzem aus dem Süden der sudanesischen Region Darfur zurückgekehrt. Im Vertriebenenlager von Kalma behandelt Ärzte ohne Grenzen auch die psychischen Folgen der Gewalt.

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Die Arbeit als Psychotherapeut –bei mir zu Hause in Tirol ist eszwar ein anstrengender, aber

doch ein relativ überschaubarer undstrukturierter Job. Ganz anders im Gaza-Streifen, wo ich im vergangenen Jahr mitÄrzte ohne Grenzen auf Einsatz war. AlsPsychotherapeut war es meine Aufgabe,den Menschen im Konfliktgebiet bei derBewältigung ihrer traumatischen Erleb-nisse zu helfen. Allein der Arbeitsbeginnjeden Morgen hatte eine gewisse Drama-tik: Um acht Uhr überprüften unsereTeam-Koordinatoren zunächst die Si-

cherheitslage, um zu sehen, ob wir unsüberhaupt auf den Weg zu unseren Pati-enten machen konnten oder nicht. Anvielen Tagen mussten Termine abgesagtoder verschoben werden, weil die Fahrtdurch das Land zu gefährlich gewesenwäre.

Ambulante HilfeDer Gaza-Streifen ist ein schmaler Strei-fen Land, höchstens fünfzehn Kilometerbreit und vierzig Kilometer lang, sehrdicht besiedelt und von der Gewalt desJahrzehnte währenden israelisch-palästi-nensischen Konflikts geprägt. Die rund 1,4 Millionen Bewohner sind fast völligvon der Außenwelt abgeschnitten; es gibtviele Vertriebene, die in armseligen Sied-lungen am Rande der Städte leben. Diemedizinische Versorgung ist durch dielokalen Gesundheitsstrukturen im Gro-ßen und Ganzen gesichert, doch die psy-chischen Probleme der Menschen werdenkaum behandelt. Dabei ist gerade in die-sem Bereich der Bedarf enorm: VieleMenschen sind durch ihre Erlebnissevon Gewalt und Hilflosigkeit traumati-siert. Viele leiden unter Angst- und Pa-nikzuständen, unter Albträumen oderhaben psychosomatische Beschwerden.Ärzte ohne Grenzen betreibt im Gaza-Streifen seit dem Jahr 2000 ein psycho-

logisches Hilfsprogramm: Die Hälfte derPatienten suchen uns in unseren dreikleinen, ambulanten Behandlungszentrenauf, die anderen besuchen wir zu Hause.

Wie überall auf der Welt wird dasAngebot vor allem von Müttern genützt,die sich um ihre Kinder sorgen. Meistbringt sie ein konkretes Problem zu uns:Besonders oft ist es das plötzliche Bett-nässen in Verbindung mit panikartigenAngstzuständen von einem oder mehre-ren Kindern. Um zu verstehen, wie belas-tend das sein kann, muss man bedenken,dass die Menschen im Gaza-Streifen aufengstem Raum zusammenleben, Fami-lien mit zehn, zwölf Kindern in einemZimmer. Meist teilen sich drei oder vierKinder eine Matratze. Wenn gleich meh-rere von ihnen in der Nacht ins Bett uri-nieren, ist das eine enorme Strapaze fürdie Eltern und Geschwister, deren Ner-ven ohnehin schon zum Zerreißen ge-spannt sind.

Zeichenstifte für KinderDer beste Weg, an die Kinder heranzu-kommen, ist über Zeichnungen. Ein BlattPapier, ein paar Filzstifte – und die Kin-der lassen aus sich heraus, was sie aufdem Herzen haben. Zum Beispiel mein

Zeichnung von Mahmoud, 12: Porträt seinesVaters, der schwer verwundet im Krankenhaus

liegt. Er wurde von einem Granatsplitter getroffen, als er vor der Schule seiner Arbeit

als Schulwart nachging. Rechts: Franz Altenstrasser –

Hausbesuche bei Patienten

Chronische Gewalt: Durch die Therapie einenSchritt aus dem alltäglichen Chaos zurücktreten

THEMA:Psychologische Hilfe

Franz Altenstrasser ist Psy-chiater und Psychotherapeutin Tirol. Sein erster Einsatzmit Ärzte ohne Grenzenführte ihn vergangenes Jahrin den Gaza-Streifen.

8 DIAGNOSE 1/2007

DIE VERBANNUNG DER TRAUM-MONSTERGaza: Viele Menschen in der palästinensisch-israelischen Konfliktzone sind von der Gewalt traumatisiert. Der Tiroler Psychiater und Psychotherapeut Franz Altenstrasser half Kindern und Erwachsenen im Gaza-Streifen, ihre Erlebnisse zu verarbeiten.

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Patient Ahmed: Der achtjährige Bubhatte gemeinsam mit seinen Geschwis-tern und seinem Cousin erlebt, wie Sol-daten das Haus der Familie für mehrereTage besetzt hatten. Seither

hatten alle zu bettnässen begonnen,Ahmed hatte panische Angst vor seinenTräumen. Sobald es dunkel wurde,wurde er sehr unruhig und wagte kaummehr, sich zu bewegen. Jede Nachtschreckte er weinend und verängstigt ausseinen Träumen hoch.

Ich bat Ahmed, diese Träume aufzu-zeichnen. Das Bild zeigt einen Panzer,von dem aus auf sein Haus geschossenwird, und einen Hubschrauber, der be-drohlich über dem Haus kreist. Ahmedselbst und sein Cousin liegen in einerBlutlache. Das war der Traum, der ihnseit Wochen plagte: Nacht für Nachterlebte er seinen eigenen Tod und denseines Cousins. Sogar als er seine eigeneZeichnung betrachtete, stand dem Buben die Angst ins Gesicht geschrieben.Gleichzeitig wollte er weiter mit mir überden Traum sprechen – und sagte mir, wiegut ihm das täte.

Ein anderer Patient, ein Bub in Ah-meds Alter, hatte mit ansehen müssen,wie ein Freund aus einem Panzer herauserschossen wurde. Nun litt er unter Träu-men von einem Monster, das ihn tötenwollte. Im Gespräch und beim Zeichnensuchten wir nach Möglichkeiten, demMonster zu entkommen: Wir diskutier-ten die Möglichkeit, dem Monster davon-zulaufen, oder sich vor ihm zu verste-cken, aber das Monster schien übermäch-tig, und es war, als gäbe es kein Entkom-men. Erst als ich dem Buben vorschlug,das Monster auf eine Rakete zu setzenund aufs Meer hinaus zu schicken, be-

gann er nach einer Schrecksekunde zu la-chen. Bei der nächsten Sitzung erzählteer mir stolz, das Monster sei zwar imTraum wiedergekommen, habe ihm abernichts mehr anhaben können.

Einfühlsames ZuhörenBevor ich auf Einsatz ging, hatte ichmich oft gefragt, ob ich mit meinen Er-fahrungen aus dem ruhigen Österreichüberhaupt das nötige Rüstzeug für dieschwierigen Bedingungen im Gaza-Strei-fen haben würde. Im Grunde aber funk-tioniert vieles ähnlich wie bei uns. Wirkönnen den Menschen keine Lösungenanbieten. Aber die regelmäßigen Sitzun-gen geben vor allem den Müttern dieMöglichkeit, für eine Stunde einenSchritt aus dem alltäglichen Chaos zu-rückzutreten und ihrem Leben eine ge-wisse Struktur zu geben. Immer wiedersagen wir den Eltern, dass die Symptomeihrer Kinder eine ganz normale Reaktionauf abnormale Ereignisse sind. Auchwenn das wie eine banale Einsicht wir-ken mag, einfühlsames Zuhören hilft.

Der Abschied von meinen Patientenmachte mich traurig, ich hatte zu vielenvon ihnen eine intensive Beziehung ent-wickelt. Ahmed zum Beispiel sah ichüber Monate und konnte miterleben, wieer wieder an Stabilität gewann. Er wurdeweniger ängstlich, bekam das Bettnässenin den Griff, und auch der böse Traumwar mit der Zeit verschwunden.

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PalästinensischeAutonomiegebiete

Gaza-Streifen

Jerusalem

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Gaza City

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Gazas-StreifenFläche: 360 km2

Einwohner: 1,4 Millionen

Hauptstadt: Gaza City

Lebenserwartung: 72,2 Jahre (gesamte

palästinensische Autonomiegebiete)

Kindersterblichkeit: von 1.000 sterben 24

vor ihrem 5. Geburtstag (gesamte

palästinensische Autonomiegebiete)

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Ärzte ohne Grenzenin den palästinensischenAutonomiegebieten

Einsatzbeginn: 1988

Internationale Mitarbeiter: 18

Nationale Mitarbeiter: 62

Schwerpunkte: � Psychologische Hilfe

� Unterstützung der lokalen Strukturen beimedizinischer Grundversorgung

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PSYCHISCHES LEID IN KRISENSITUATIONEN

Hilfe bei seelischem Trauma: Naturkatastrophen, bewaffnete Konflikte und Gewalt haben nicht nurAuswirkungen auf die körperliche Gesundheit der Betroffenen – auch die Psyche wird in Mitleidenschaft gezogen.

Ärzte ohne Grenzen leistet deswegen in vielen Einsatzgebieten auch psychologische und psychotherapeutische Hilfe.

HINTERGRUND

Symptome der posttraumatischen BelastungsstörungEine posttraumatische Belastungsstörung kann sich unmittelbar oder erstMonate nach einer extremen Belastungssituation entwickeln. Symptome sind Schlafstörungen, Albträume, starke Nervosität, Schreckhaftigkeit,Depressionen, sozialer Rückzug oder vermehrte Aggressivität. Dazu könnenauch körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemstörungen oder unspezifischeSchmerzen kommen; Kinder beginnen oft einzunässen. Besonders gefährdetsind Menschen, die bereits in der Vergangenheit Traumatisierungen erlittenhaben oder in einem von chronischer Gewalt geprägten Umfeld leben. Ohneprofessionelle Betreuung leidet ein Viertel der Betroffenen an Spätfolgen.

TherapieIn Kriegs- und Krisenzeiten wird posttraumatischen Belastungsstörungen oft

keine besondere Bedeutung beigemessen, da das körperliche Leid völlig im Vor-dergrund steht. Zunächst muss die Lage bestmöglich stabilisiert werden, die

Menschen müssen mit Nahrung, Unterkünften und medizinischer Hilfe versorgtwerden. So früh wie möglich sollte aber mit der psychologischen Betreuung der

Betroffenen begonnen werden. Die Therapie erfolgt meist in Form vonGesprächen durch geschulte Psychologen und Psychotherapeuten. Dabei

können die traumatisierten Menschen von der lebensbedrohlichen Situationsprechen, Fragen und Zweifel, die sie seither quälen, formulieren und

damit versuchen, das Erlebte zu verarbeiten. Manchmal ergänzt eine kurz-fristige medikamentöse Therapie die Behandlung der Betroffenen.

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UrsachenPersonen, die von Katastrophen betroffen sind, leiden nicht nur unterkörperlichen Verletzungen, auch die Psyche nimmt Schaden. Menschen, diebrutale Kriegshandlungen oder den gewaltsamen Tod von anderen miterlebthaben, die gefoltert oder vergewaltigt wurden, stehen unter enormempsychischem Stress. Auch Ereignisse, bei denen viele Menschen gleichzeitiggetötet und ihrer Existenz beraubt werden, also Situationen, die mit Todes-angst und massiv erlebter Hilflosigkeit einhergehen, führen bei vielen Über-lebenden zu psychischen Problemen. Je schwerer die Traumatisierungenwaren und je länger die Ursachen andauern, desto schwerer ist meist auchdie psychische Störung. Besonders Menschen, die ständig mit Gewalt leben,entwickeln oft eine sogenannte posttraumatische Belastungsstörung, einkomplexes psychisches Krankheitsbild, das nach einer lebensbedrohlichenSituation auftreten kann. Erfolgt nicht unmittelbar Hilfeleistung, können Gefühle wie Angst, Ohnmacht und Trauer chronisch werden und in schweren psychischen und psychosomatischen Störungen, wenn nichtgar in Selbstmord enden. Um den Teufelskreis zu durchbrechen, bedarf es professioneller Hilfe.

KinderTraumatische Erlebnisse, wie der gewaltsame Tod von Familienangehörigenoder der Verlust der stabilen Umgebung, können bei Kindern besondersschwere Auswirkungen haben. Inmitten von Krisen werden Kinder auch immerhäufiger selbst Opfer von physischer, psychischer und sexueller Gewalt. Völligauf die Verlässlichkeit der Erwachsenen angewiesen, müssen sie oft erleben,dass gerade von diesen die Gewalt ausgeht. Da sie sich noch weniger alsErwachsene gegen derartige Übergriffe wehren können, sind die psychischenFolgen oft umso heftiger und nachhaltiger und beeinträchtigen die Kindermitunter ihr ganzes späteres Leben lang. Traumatisierte Kinder brauchendaher eine besonders gezielte psychotherapeutische Intervention. Im Rahmender Therapien können Kinder vor allem durch Zeichnungen, aber auch durchRollenspiel oder Bewegung ihren Gefühlen Ausdruck verleihen und so dasErlebte verarbeiten.

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Neuerliche Vertreibungswelle in DarfurSudan: Weitere Flüchtlingsströme im Westen der Krisenregion.

Nach erneuten Angriffen und der Zerstörung von Dörfern sind in West-Darfur wieder Hunderte

Familien auf der Flucht. In den Lagern nahe El Geneina sind allein im Jänner mehr als 5.000

Personen eingetroffen. Im Lager Ardamata hat Ärzte ohne Grenzen eine mobile Klinik einge-

richtet, in der Neuankömmlinge untersucht werden. Teams von Ärzte ohne Grenzen verteilen

außerdem Hilfsgüter wie Wasserkanister, Decken, Plastikplanen sowie hoch proteinhaltige

Kekse und sorgen für Unterkünfte.

Viele Menschen befinden sich nach wie vor schutzlos in dem von bewaffneten Gruppen

kontrollierten Gebiet. Mindestens tausend Familien haben sich in das Dorf Tanjeke, rund

30 Kilometer nördlich von El Geneina, geflüchtet. Hier leben sie in provisorischen Unter-

künften aus Geäst und Blättern. Die Gefahr von Über-

fällen ist in diesem Gebiet so groß, dass ein Hilfseinsatz

zurzeit nicht möglich ist. Den Vertriebenen fehlt es an

Wasser, auch Nahrungsmittel sind knapp.

Die meisten dieser Menschen lebten schon davor in

Lagern, für sie ist es die zweite Vertreibung innerhalb

von drei Jahren. Ärzte ohne Grenzen ist in Darfur seit

2003 im Einsatz und leistet dort mit über 2.000 Frei-

willigen in 17 Einsatzgebieten Hilfe.

Leben auf der Flucht:Wasser und Nahrungsmittel sind knapp.

Liebe Kollegen, es wird Zeit, dassich mich wieder einmal ausführ-licher aus Myeik melde: Mittler-

weile bin ich etwas mehr als vier Monatehier im südlichen Zipfel von Myanmarauf Einsatz.

Ich habe gerade einen einerseits wun-derschönen, andererseits ernüchterndenInseltrip mit dem Team hinter mir. Seitgut zwei Jahren ist eines unserer Teamsregelmäßig mit mobilen Malariaklinikenim Archipel von Mergui unterwegs.Manche dieser Inseln sind ein tropischesParadies – Sandstrände, Kokospalmen,ein paar Bambushütten und Busch.Dieses Paradies hat leider auch Nachteile– Unmengen von Moskitos, die Malaria

übertragen, und kein ausreichendesGesundheitssystem.

Jede Insel hat mindestens einen Heileroder einen Sanitäter. Medikamente sindhier am freien Markt erhältlich und wer-den ausgegeben, wie sie der Verkäuferoder der Heiler verschreibt. Und das istteilweise erschreckend, auch wenn dieHeiler zum Teil doch einiges an Erfah-rung haben. Sie hatten nur nie die Mög-lichkeit, sich systematisch medizinischesWissen anzueignen.

Da wir nie ausreichend viele Inselnmit unseren Kliniken abdecken können,haben wir begonnen, die interessiertenHeiler in Malaria-Behandlung zu schulenund stellen ihnen die diagnostischen Tests

und Medikamente zur Verfügung. Medi-kamente, die keine Fälschung sind undwirken. Und es funktioniert – viele vonihnen machen wirklich einen guten Job.

Die meisten Menschen hier könnensich einfach keine gute medizinische Ver-sorgung leisten. Dabei ist die Malaria-Behandlung so einfach, effizient undbillig. Aber für viele Menschen ist eineBootsfahrt ins nächste Krankenhausschlichtweg unerschwinglich.

Falls jemand im Reiseführer vonMyanmar blättert, liest er auch über diesogenannten „Seezigeuner“, die auf die-sen Inseln zuhause sind. Sie leben aufBooten und sind aus der restlichen Ge-sellschaft ziemlich ausgegrenzt. Sie trau-ten sich zuerst gar nicht in unsere mobileKlinik, weil ich da war – der weiße Ele-fant! Von Kindern war ich so etwas ge-wohnt, aber bisher nicht von Erwachse-nen. Wir hatten keine Chance, zu behan-deln – bis schließlich der Pastor einMachtwort sprach. Ich zog mich zurück,dann konnte das Team die Mutigeren derInselbewohner untersuchen.

Dieses Land wird für mich immer rät-selhafter, je länger ich hier bin: Es ist oftgrausam und schön zugleich. Die Regen-zeit ist mittlerweile vorbei, und die „kalteSaison“ hat begonnen: Nachttempera-turen wie an heißen Sommertagen inÖsterreich und um zehn Uhr vormittags32 Grad im Schatten. Frage mich nur, wiedie „hot season“ sein wird. Insgesamthabe ich jedenfalls Glück mit diesemEinsatz, die Dinge fügen sich gut: MeineArbeit macht Freude und Sinn – beidesist sehr wichtig für mich.

Liebe Grüße, Andrea

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E-MAIL AUS MYEIKMyanmar. Die Kärntner Ärztin Andrea Riedel berichtet von ihremEinsatz in der Inselwelt des ehemaligen Burma.

Einsatz in Myeik: Malaria-Behandlung fürisolierte Inselbewohner

AUS DEN EINSATZGEBIETEN

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„Novartis ist eine der wenigen Firmen, die sich bei den vernach-lässigten Krankheiten durchaus engagiert. Was sie jedoch dort

tut, wird wieder zunichte gemacht, wenn sie die Klage gegen dasindische Patentgesetz nicht zurückzieht.“

Der deutsche Arzt Tido von Schön-Angerer ist Leiter der Medikamenten-Kampagne von Ärzteohne Grenzen (ACCESS), die sich für den Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten einsetzt.

Derzeit im Einsatz:Ahmed Al Sarraf, SudanNeunkirchen (NÖ), ArztMargot Anscheringer, AngolaHollabrunn (NÖ), Administratorin Gurbanjemal Atakova, Sierra Leone Wien, ÄrztinMarkus Bachmann, Dem. Rep. KongoInnsbruck (T), LogistikerBernhard Eder, Sudan/DarfurInnsbruck (T), KrankenpflegerTonka Eibs, IndienWien, LogistikerBertrand Gosset, Dem. Rep. Kongo Wien, AdministratorHugo Grimm, LiberiaNeumarkt an der Ybbs, LogistikerPetra Haderer, Sierra LeoneWien, med.-techn. AnalytikerinTherezie Hurychova, KolumbienLitomysl (CZ), KrankenschwesterMaria Kantilli, KolumbienKirchdorf (OÖ), KrankenschwesterKatarina Karaszova, UgandaNové Zámky (SK), PsychologinOliver Kier, LiberiaLüsen/Prainz Bozen (I), LogistikerMarius Koscal, Dem. Rep. Kongo Bratislava (SK), LogistikerAlena Koscalova, Dem. Rep. Kongo Bratislava (SK), Ärztin Michael Kratzer, Sierra LeoneWien, ArztVeronika Kreer, NepalSt. Veit im Pongau (S), KrankenschwesterAngelika Krenn, Kongo BrazzavilleInnsbruck (T), KrankenschwesterLeopold Kröll, UsbekistanWien, PsychotherapeutMarion Lassager, KirgistanWien, AdministratorinPetr Macek, AngolaPrag (CZ), LogistikerHerbert Matzinger, TschadKlosterneuburg (NÖ), ChirurgPaul Mayer, Kongo BrazzavilleKollerschlag (OÖ), LogistikerElisabeth Miedl, MalawiWien, ÄrztinMarcin Pietraskiewicz, MyanmarWien, ArztJörg Pont, LiberiaWien, ArztKlaudia Puckmair, LiberiaWien, med.-techn. AnalytikerinAndrea Riedel, MyanmarDrobollach (KTN), ÄrztinBarbara Scheibenreif, ÄthiopienTernitz (NÖ), KrankenschwesterZuzana Sebikova, PakistanBratislava (SK), GynäkologinIngrid Strasser, SudanWien, KrankenschwesterBranislav Strecansky, Sierra LeoneSvaty Jur (SK), LogistikerMario Thaler, PakistanImst (T), Administrator Tanja Thurn, LiberiaKrieglach (ST), med.-techn. AnalytikerinWaltraud Wernhart, Zentralafrik. RepublikWien, med.-techn. AnalytikerinInga Wissgott, LiberiaWien, Chirurgin

Erklärung:Name, Einsatzland; Geburts- bzw. Wohnort([Bundes]land), Beruf

Im vergangenen Dezember starteteÄrzte ohne Grenzen eine internationale

Online-Petition. Das Ziel: die Patent-rechtsklage des Pharmakonzerns Novar-tis gegen die indische Regierung zu stop-pen. Novartis greift in seiner Klage eineKlausel im indischen Recht an, durch diePatente derzeit nur für wirkliche Innova-tionen vergeben werden. Diese Ausle-gung ermöglicht es, ein neues Präparat,das nur geringfügig von einem anderenabweicht, als preisgünstiges Generikumzu produzieren.

Indien stellt erschwingliche Medika-mente, die für Millionen Menschen inEntwicklungsländern lebenswichtig sind.So kommt mehr als die Hälfte aller inarmen Ländern zur Aids-Behandlungeingesetzten Medikamente – und 80 Pro-zent der Medikamente, mit denen Ärzteohne Grenzen weltweit Aids-Patientenbehandelt – aus Indien.

Sollte Novartis recht bekommen,würden in Indien künftig weitaus mehr

EINSATZ FÜR LEISTBARE MEDIKAMENTEPetition: Ärzte ohne Grenzen fordert den Pharmakonzern Novartis auf, die Klage gegen das indische Patentrecht zurückzuziehen.

Apotheke der Armen: Ein Großteil der Medikamente fürEntwicklungsländer wird in Indien hersgestellt.

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Patentmonopole vergeben, der Zugangzu lebenswichtigen Generika wäre fürPatienten in armen Ländern deutlich ein-geschränkt. Ärzte ohne Grenzen fordertNovartis auf, die Klage fallen zu lassen.Anfang Februar hatten bereits 250.000Menschen aus 150 Ländern die Petitionunterzeichnet. www.aerzte-ohne-grenzen.at/petition

Unterstützung für StraßenkinderMoskau: Bericht über die Arbeit mitausgegrenzten Kindern und Jugendlichen.

Schätzungen zufolge leben auf den Straßen der russischen

Hauptstadt etwa 2.000 obdachlose Kinder und Jugendliche.

2003 begann Ärzte ohne Grenzen ein Hilfsprogramm für

diese ausgegrenzten jungen Menschen, von denen viele

Drogen nehmen und schwere gesundheitliche Probleme

haben. Das Team bietet den Straßenkindern psychologische

Hilfe, Aufklärung in Gesundheitsfragen und Unterstützung bei der Inanspruchnahme öffentlicher

Einrichtungen, wie Krankenhäusern, Notquartieren oder rechtlichen Beratungsstellen. Dies funktio-

niert vor allem, weil die Mitarbeiter auf den Straßen Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen auf-

bauen und deren Vertrauen gewinnen. Nach drei Jahren läuft das Hilfsprogramm so gut, dass es

bald an lokale Organisationen übergeben werden kann. Ärzte ohne Grenzen präsentierte im Jänner

einen detaillierten Bericht, mit Empfehlungen für die Arbeit mit Moskaus Straßenkindern.

Straßenkinder: Viele haben schweregesundheitliche Probleme.

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Jeder Einsatz ist andersHungernde Kinder in Dürre- oderKriegsgebieten, Verletzte bei Naturkatas-trophen oder tödliche Krankheiten in ab-geschiedenen Regionen: Wenn Menschendringend medizinische Hilfe benötigen,sind die Teams von Ärzte ohne Grenzensofort einsatzbereit. Denn je schneller dieHilfe ankommt, desto mehr Menschen-leben können in einem Notfall gerettetwerden. Die Finanzierung dieser Einsätzeliegt in den Händen unserer Partner.

Partner sind ganz besondere SpenderDie Partner-Beiträge stellen sicher, dass

wir rasch und effizient helfen können.Unsere Partnerinnen und Partner sinddas finanzielle Rückgrat unserer Ein-sätze. Sie stellen uns regelmäßig undlangfristig einen besonders großzügigenPartner-Beitrag zur Verfügung. DieserBeitrag macht es unseren Einsatz-Teamsmöglich, innerhalb weniger Tage nacheiner Katastrophe einzugreifen und Men-schen in Not mit lebensrettenden Güternwie Medikamenten, Hilfsmaterialienoder Noternährung zu versorgen.

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Website unter www.aerzte-ohne-grenzen.at/partner

Rasche und effiziente Hilfe:Regelmäßige Spenden von Partnern ermöglichen

den Hilfsteams, bei akuten Katastrophen sofort zu reagieren.

SPENDEN, PARTNER,KOOPERATIONEN

PARTNER RETTENMENSCHENLEBENSoforthilfe: Ärzte ohne Grenzen kann auf akute Notfälle sofort reagieren und den Menschen so lange helfen, wie die Opfer es brauchen – dank dergroßzügigen Partner-Beiträge.

So werden Sie PartnerEntscheiden Sie, wie Sie helfen möchten.

Der Beitrag für Notfall-Partner beträgt

mindestens 60 Euro pro Jahr. Einsatz-

Partner helfen mit mindestens 100 Euro

jährlich. Partner-Ärzte ermöglichen mit

einem jährlichen Beitrag von 750 Euro

den Einsatz einer Kollegin oder eines

Kollegen. Projekt-Partner unterstützen

ab 1.000 Euro ausgewählte Hilfsprojekte.

Überweisen Sie Ihren Partner-Beitrag mit

dem entsprechenden Vermerk auf das

Spendenkonto 930 40 950 bei der PSK

(BLZ 60 000).

So erreichen Sie uns:Ärzte ohne GrenzenTaborstraße 10, 1020 Wien

Tel.: 0800 246 292 (gebührenfrei)

Fax: 01/409 72 76-42

E-Mail:

[email protected]

Unsere Website:

www.aerzte-ohne-grenzen.at

Spendenkonto:

PSK 930 40 950, BLZ 60 000

Internationaler Activity Report2005/06: Der englischsprachige Jahresbericht gibt Überblick über die weltweiten Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen

Der internationale Jahresbericht von Ärzte ohne Grenzen, der englischsprachige Activity

Report 2005/2006, ist kurz vor Jahreswechsel erschienen. Er gibt Überblick über die

Aktivitäten in den 66 Einsatzländern von Ärzte ohne Grenzen und über die internationale

Finanzgebarung der Organisation. Darüber hinaus widmet sich der Activity Report auf

knapp 90 Seiten unter anderem den Themen Unterernährung, HIV/Aids, humanitärer

Hilfe in Notsituationen sowie der Rolle der Vereinten Nationen.

Den Activity Report 2005/2006 erhalten Sie kostenlos.

Bestellung unter 0800 246 292 oder [email protected]

Ratgeber:

Zukunft schenken miteinem Vermächtnis

Fordern Sie den Ratgeber

kostenlos und unverbindlich an!

Kontaktieren Sie Elisabeth

Meyer, Tel.: 01/409 72 76-13,

E-Mail: elisabeth.meyer@

aerzte-ohne-grenzen.at

Nun auch im Web:

www.aerzte-ohne-grenzen.at/

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Run for Lives:

Läuferinnen und Läufer im Einsatz für MenschenlebenEs ist wieder so weit: Peter Rietveld, Diplomkrankenpfleger und langjähriger Mit-arbeiter von Ärzte ohne Grenzen, stellt sich heuer erneut der Herausforderung, in 25 Tagen 25 Marathons quer durch Österreich zu laufen. Schon im vergangenen Jahrlegte Peter Rietveld bei seinem „Run for Lives“ insgesamt 1.184 Kilometer zurückund fand Menschen, die ihn dabei mit einer Spende für Ärzte ohne Grenzen sponser-ten. Der Run for Lives 2007 startet am 5. April in Bregenz und endet am 29. Aprilbeim Vienna City Marathon. Begleiten Sie Peter auf einem Teil seiner Strecke, orga-nisieren Sie selbst einen Lauf, oder unterstützen Sie den Lauf mit einer Spende! JedeSpende für gelaufene Kilometer geht direkt an Ärzte ohne Grenzen und kommt somitMenschen in Not zugute. Alle Informationen finden Sie unter www.run-for-lives.at

Am 7. Dezember wurde im Zoom Kindermuseum bei der Eröffnung der Ausstel-lung „Leben auf der Flucht“ der „medicus 2006“ verliehen. Mit diesem Preis zeich-net Ärzte ohne Grenzen besonderes Engagement für humanitäre Hilfe aus. DiePreisträger: LKH Leoben-Eisenerz und Steirische Krankenanstalten GesmbH(KAGes), Chefredakteurinnen Bettina Kammerer („Ärztemagazin“) und Dr. Birgit

Beermann („CliniCum“), Josef Gruber, Geschäfts-führer der OÖ Zeitung „Tips“ und die 7. Klasse desBORG Maria Enzersdorf. Für den musikalischenHöhepunkt sorgten Sandra Pires und Mario Berger.Moderation: Barbara Van Melle. Die Kostenwurden von Sponsoren getragen, allen voran vomlangjährigen Sponsoring-Partnermobilkom austria.

medicus 2006:Würdigung außergewöhnlicher Leistungen

Eine Reihe von Firmen hat auch vergangenes Jahr die Hilfseinsätze von Ärzte ohneGrenzen mit einer großzügigen Weihnachtsspende unterstützt. Wir danken insbe-sondere: Adopt, Alco-Bauelemente, AT & S Austria Technology & Systemtechnik,Bank für Ärzte und freie Berufe, D. Swarovski & Co, Cemtec, EAS Envimet Analy-tical Systems, Erste Sparinvest, Europ Assistance, Gehbauer und Griller Kabel-werke, Gem. Siedlungs-Gen. Altmannsdorf und Hetzendorf, Georg Pappas Auto-mobil, Haase, Heinzel Privatstiftung, Hertwich Engineering, Hochegger Dächer,Holzbau Saurer, INAUT Automation, Invent Marketing und Tourismus, Invest-kredit Bank, Kanzlei Blum, Lindeverlag Wien, Macao Gastro, Mayr Schulmöbel,Obermeissner Orthopädie, Österr. Bankwissenschaftl. Ges., Pex Logistics Interna-tional, Public Relations Consulting, PWA, Rieher, Schlosserei Kerber, SchulmeisterManagement Consulting, seso new media, Umdasch, Wolf Vision.

Serie: Wirkungsvoll spendenImmer öfter fragen uns Spender, wie sie einfach

und kostengünstig spenden können. Im Rahmen

dieser Serie beantworten wir die häufigsten

Fragen.

Teil 1: Abbuchungs- oderDauerauftragDie Gemeinsamkeiten: In beiden Fällen entschei-

den Sie sich für die wirkungsvollste Art des Spen-

dens. Sie stellen sicher, dass Ärzte ohne Grenzenregelmäßig Ihre Spende erhält und damit Men-

schen in Not sofort helfen kann. Und Sie helfen

Ärzte ohne Grenzen, Geld für Verwaltung sowie für

Zahlscheindruck und –versand zu sparen.

Ihre Spende wird in beiden Fällen regelmäßig

von Ihrem Konto auf das Spendenkonto von Ärzteohne Grenzen überwiesen. Sie bestimmen bei der

Eröffnung Höhe und Intervall (monatlich, viertel-

jährlich etc.). Dann läuft alles automatisch. Sie

können die Überweisungen jederzeit ändern oder

stoppen. Ihre Bankspesen hängen von Ihrer Bank

ab, sind aber meist sehr gering oder in der Konto-

gebühr ohnedies enthalten.

Die Unterschiede: Der Dauerauftrag wird von

Ihnen direkt bei Ihrer Bank (persönlich oder per

Internet-Banking) zugunsten von Ärzte ohneGrenzen (PSK-Konto 930 40 950, BLZ 60000)

eingerichtet. Und nur bei Ihrer Bank können Sie

ihn ändern oder stoppen.

Beim Abbuchungsauftrag ermächtigen Sie

Ärzte ohne Grenzen direkt, die regelmäßige

Überweisung bei Ihrer Bank zu veranlassen.

Für Änderungen reicht ein Anruf bei Ärzte ohneGrenzen, den Auftrag beenden können Sie sowohl

bei Ärzte ohne Grenzen als auch bei Ihrer Bank.

Nur beim Abbucher können Sie eine bereits über-

wiesene Spende 42 Tage lang durch Ihre Bank

kostenlos zurückbuchen lassen.

Unsere Empfehlung: Beides ist für Sie bequem

und sicher. Der Abbuchungsauftrag bietet durch

die Rückbuchungsmöglichkeit etwas mehr

Service und ist für Ärzte ohne Grenzen noch

einfacher zu verwalten als ein Dauerauftrag.

Für Rückfragen steht Ihnen unser Spender-Service

gerne zur Verfügung: 0800 246 292 (gebühren-

frei) oder [email protected]

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Peter Rietveld: Sponsoren für gelaufenenKilometer gesucht

Unternehmen helfen:Firmen spenden an Ärzte ohne Grenzen

Medicus: Preisträger J. Gruber (Mitte),mobilkom-Unternehmenssprecherin E. Mattes,Ärzte ohne Grenzen-Präsident R. Dörflinger

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