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BIOLOGIE PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

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PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

SPORT- UND BEWEGUNGS-WISSENSCHAFTENBIOLOGIE

PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

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www.zhaw.ch/icbt/bachelor-biotechnologieZürcher Fachhochschule

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Biologie | PERSPEKTIVEN

3Editorial

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER

Interessieren Sie sich für die Prozesse des Lebens? Für Pflanzen und Tiere, für Verhaltensforschung? Für Genetik, Zellen, Prote-ine, DNS? Haben Sie Freude an naturwissenschaftlichem Denken, sind neugierig und können sorgfältig beobachten und analysieren? Vielleicht überlegen Sie sich deshalb, Biologie zu studieren. Die Biologie umfasst ein grosses Gebiet und beschäftigt sich mit allen Phänomenen des Lebens – vom Molekül über Individuen bis zu ganzen Ökosystemen.

Das Perspektivenheft, welches Sie vor sich haben, bietet Ihnen vielfältige Informationen zur Biologie. Sie erhalten einen Einblick ins breite Fachgebiet und können sich in Texte vertiefen, die Sie interessieren. Sie erfahren, wie und wo man in der Schweiz Biologie studieren kann, welche Weiterbildungen in Frage kämen und welche Bereiche beruflich offenstehen. Besonders anschaulich sind die Porträts von Studierenden und Berufsleuten. Diese teilen mit Ihnen persönliche Eindrücke und Erfahrungen, die sie während des Studiums, bei der Jobsuche oder in ihrem Arbeits-alltag machen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre – und eine gute Studienwahl!

Nathalie Bucher-Studer

Dieses Heft enthält sowohl von der Fachredaktion selbst erstellte Texte als auch

Fremdtexte aus Fachzeitschriften, Informationsmedien, dem Internet und weiteren

Quellen. Wir danken allen Personen und Organisationen, die sich für Porträts und

Interviews zur Verfügung gestellt oder die Verwendung bestehender Beiträge er-

möglicht haben.

Dr. Nathalie Bucher-Studer

Studienberaterin,

Studienberatung Universität Basel,

verantwortlich für diese Perspektiven-

Ausgabe

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4 Überschrift4

ALLE INFORMATIONEN

IN ZWEI HEFTREIHEN

Die Heftreihe «Perspektiven: Studien-

richtungen und Tätigkeitsfelder» infor-

miert umfassend über alle Studiengänge,

die an Schweizer Hochschulen (Univer-

sitäten, ETH, Fachhochschulen und Päda-

gogischen Hochschulen) studiert werden

können.

Die Reihe existiert seit 2012 und besteht

aus insgesamt 48 Titeln, welche im Vier-

Jahres-Rhythmus aktualisiert werden.

Wenn Sie sich für ein Hochschulstudium

interessieren, finden Sie also Informatio-

nen zu jeder Studienrichtung in einem

Perspektivenheft

Editionsprogramm Seiten 66/67

In einer zweiten Heftreihe, «Chancen:

Weiterbildung und Laufbahn», werden

Angebote der höheren Berufsbildung vor-

gestellt. Hier finden sich Informationen

über Kurse, Lehrgänge, Berufsprüfungen,

Höhere Fachprüfungen und Höhere Fach-

schulen, die in der Regel nach einer beruf-

lichen Grundbildung und anschliessender

Berufspraxis in Angriff genommen wer-

den können. Auch die Angebote der Fach-

hochschulen werden kurz vorgestellt.

Diese bereits seit vielen Jahren bestehen-

de Heftreihe wird ebenfalls im Vier-Jahres-

Rhythmus aktualisiert.

Alle diese Medien liegen in den Berufs-

informationszentren BIZ der Kantone auf

und können in der Regel ausgeliehen wer-

den. Ebenfalls sind sie unter www.shop.

sdbb.ch erhältlich.

Weitere Informationen zu den Heftreihen

finden sich auf www.chancen.sdbb.ch

und www.perspektiven.sdbb.ch.

INHALT

6FACHGEBIET

7 Biologie – dem Leben auf der Spur

9 Schlagzeilen aus der aktuellen

Forschung

10 Fliegen, wollt ihr ewig leben?

12 Invasive Wasserfrösche zu dominant

für heimische Arten

13 Affengesänge im Duett

15 Die Jagd nach dem Minimalgenom

17 Taubenschwänzchens Wahl

18 Beispiele aus der Lehre an

Schweizer Universitäten

20STUDIUM

21 Biologie studieren

24 Studienmöglichkeiten in Biologie

29 Verwandte Studien richtungen und

Alternativen zur Hochschule

30 Wissenswertes rund ums Studieren

34 Porträts von Studierenden:

34 Julia Bollhalder, Biologie

mit besonderem Interesse

an der Neurobiologie

36 Mirjam Studler, Biologie mit

Nebenfach Neurowissenschaften

38 Anna Feller, Biologie mit Schwer-

punkt Ökologie und Evolution

40 Jerome Meier, Molekularbiologie mit

Biochemie als Vertiefungsrichtung

21Studium: Die Kompetenzen für die Erforschung

biologischer Prozesse und die Entwicklung von

Konzepten, die das Leben auf verschiedenen

Ebenen erklären, werden im Biologiestudium

vermittelt. Dafür erforderlich sind Faszination

für die Prozesse des Lebens, Freude an Natur-

wissenschaften und Durchhaltevermögen.

15Die Jagd nach dem Minimalgenom: Frei

von allem genetischen Ballast soll es sein,

das Wunschbakterium der synthetischen

Biologie. Dann wäre es die ideale Plattform

für die Erschaffung massgeschneiderter

Mikroorganismen.

Inhalt

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5Überschrift

42WEITERBILDUNG

44BERUF

45 Berufsfelder und Arbeits markt

47 Berufsporträts:

48 Christoph Dumelin, Laborleiter,

Center for Proteomic Chemistry,

Novartis AG

51 Nadine Apolloni, Wissenschaftliche

Mitarbeiterin Vogelwarte Sempach

53 Patrik Kehrli, Wissenschaftlicher

Mitarbeiter Agroscope

55 Christian Lischer, Lehrer Gym-

nasium Kirschgarten Basel

57 Petra Ramseier, Mitinhaberin

und Projektleiterin Ökobüro

Hintermann & Weber AG

59 Viktor Kapp, IT-Consultant,

PTA Schweiz AG

34Studierendenporträts: Julia Bollhalder ist seit

dem Gymnasium an der Neurobiologie interes-

siert: «Das menschliche Gehirn ist ein faszinieren-

des, irgendwie geheimnisvolles Konstrukt, das

an so vielen Körperfunktionen beteiligt ist, und

trotzdem wissen wir noch so wenig darüber.

Das weckt einfach meine Neugierde! »

53Berufsporträts: Patrik Kehrli ist als wissen-

schaft licher Mitarbeiter in einer For schungs-

anstalt des Bundes tätig. Er erforscht die Bio-

logie und die Bekämpfung der Schadinsekten

im Weinbau und kann so den Bauersleuten

begehrte Tipps geben, damit sie Ernteausfälle

minimieren können.

64SERVICE

64 Adressen, Tipps und

weitere Informationen

65 Links zum Fachgebiet

66 Editionsprogramm

67 Impressum, Bestellinformationen

ERGÄNZENDE INFOS AUF

WWW.BERUFSBERATUNG.CH

Dieses Heft wurde in enger Zusammen-

arbeit mit der Online-Redaktion des SDBB

erstellt; auf dem Berufsberatungsportal

www.berufsberatung.ch sind zahlreiche

ergänzende und stets aktuell gehaltene

Informationen abrufbar.

Zu allen Studienfächern finden Sie im

Internet speziell aufbereitete Kurzfassun-

gen, die Sie mit Links zu weiteren Infor-

mationen über die Hochschulen, zu all-

gemeinen Informationen zur Studienwahl

und zu Zusatzinformationen über Studien-

fächer und Studienkombinationen führen.

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Welches ist die geeignete Weiterbildung

für mich? Wie bereite ich mich darauf vor?

Kann ich sie finanzieren? Wie suche ich

effizient eine Stelle? Tipps zu Bewerbung

und Vorstellungsgespräch, Arbeiten im

Ausland, Um- und Quereinstieg u. v. m.

Adressen und Anlaufstellen

Links zu Berufs-, Studien- und Laufbahn-

beratungsstellen, Stipendienstellen, zu

Instituten, Ausbildungsstätten, Weiterbil-

dungsinstitutionen, Schulen und Hoch-

schulen.

5Inhalt

Biologie | PERSPEKTIVEN

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PERSPEKTIVEN | Biologie

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FACHGEBIET7 BIOLOGIE – DEM LEBEN AUF DER SPUR

9 TEXTE UND THEMEN ZUM FACHGEBIET

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Biologie | PERSPEKTIVEN

7Fachgebiet

Strukturen gehören zum Lebendigen. Ebenso dazu zählen die Wechselwirkungen zwischen den Lebewesen. Zwar ha-ben alle Lebewesen gemeinsame Eigenschaften, zum Bei-spiel ihr Bestehen aus mindestens einer Zelle, Fortpflan-zung, genetische Verwandtschaft, angemessene Reiz- reaktion. Sie sind aber unglaublich komplex und unter-schiedlich in ihrer Ausprägung, ihrer Art. Eine entscheiden-de Rolle für die Diversität des Lebens spielt auch die Evolu-tion durch spontane Mutationen im Erbgut und Anpassung der Lebewesen an ihre Umgebung.

MODERNE FORSCHUNGSMETHODEN

Jede naturwissenschaftliche Forschung beruht auf Be-obachten und Experimentieren. Während die Biologie noch vor etwa 150 Jahren vor allem beschreibend und ordnend war, stehen heute häufig molekulare Dimensionen im Vor-dergrund. Durch moderne Technik wie DNA-Chips, GPS-Satelliten oder Elektronenmikroskopie konnten die Beob-achtungen in den letzten Jahren massiv verbessert werden. So bringen zum Beispiel Meeresbiologen und -biologinnen Thunfischen, um sie beobachten zu können, sogenannte PSAT tracker an, kleine computergesteuerte Aufzeich-nungsgeräte. Nach einer gewissen Zeit koppeln diese sich selbst ab und senden über Satellit Messdaten.Experimente sind ein wichtiger Bestandteil der naturwis-senschaftlichen Forschung: Aufgrund von Hypothesen wer-den Vorhersagen getroffen, die in Experimenten überprüft werden. Viel Forschung findet im Labor statt, wobei die Unterstützung durch die Informatik immer bedeutender geworden ist. Aktuelle Schwerpunkte der Forschung sind unter anderem: Genetische Informationsprozesse, Zelldiffe-renzierung, Altern, Informationsverarbeitung im mensch-lichen Gehirn, Lernen und Gedächtnis, Gentechnik, Mole-kulare Bioinformatik, Umweltforschung.

TEILGEBIETE DER BIOLOGIE

Das 21. Jahrhundert gilt als Jahrhundert der Life Sciences, zu welchen auch die Biologie gehört. Diese umfasst ein sehr breites Feld und arbeitet entsprechend fächerübergreifend. Die wissenschaftlichen Fortschritte im Bereich der Biologie sind enorm. Der entsprechende Wissenszuwachs der letzten Jahrzehnte führte notwendigerweise zu Spezialisierungen.

BIOLOGIE DEM LEBEN AUF DER SPUR

Die Biologie beschäftigt sich mit allen Phänomenen des Lebens. Dazu gehört das Leben der Pflanzen, Tiere und Menschen. Sie erforscht sowohl die Lebewesen, als auch die Teil- und Übersysteme, die von ihnen gebildet werden sowie ihre biochemischen, biophysikalischen und kybernetischen Grundlagen. Es geht um Moleküle, Gene, Zellen, Individuen, Populationen und um ganze Ökosysteme.

Die Biologie beobachtet und beschreibt die Erscheinungs-formen von Lebewesen und ihre Zusammenhänge. Für un-sere Gesellschaft ist die Biologie immer bedeutender. Sei es für die Krebsforschung, die Erhaltung der Biodiversität oder den Einsatz biologischer Schädlingsbekämpfung anstelle von Pestiziden.

EINGREIFEN IN LEBENDE SYSTEME

Stand bis vor wenigen Jahrzehnten in der Biologie das Sam-meln, Beschreiben und Analysieren im Vordergrund, greift sie heute aktiv in die Prozesse des Lebens ein. So werden etwa mit Hilfe der Gentechnik Organismen neue Eigen-schaften verliehen, sodass beispielsweise Ziegen und Kar-toffeln das Protein der Spinnenseide produzieren. Andere Biologinnen und Biologen verändern Zellen zwar nicht, ver-setzen sie aber in eine andere Umgebung: Sie verknüpfen Nervenzellen mit elektronischen Schaltkreisen und lassen sie so miteinander kommunizieren. Ethische Fragen, das Abwägen von Chancen und Risiken dürfen dabei nicht aus-ser Acht gelassen werden und erfordern ein tiefes Verständ-nis für die Prinzipien des Lebens. Im Vordergrund steht das Verstehen und Erkennen von Wechselwirkungen zwischen Ökosystemen, Lebewesen, Zellen und Molekülen, wie sie auf die Umgebung reagieren und von ihr beeinflusst werden, wie sie miteinander kommunizieren und aufeinander ein-wirken. Diese immer komplexeren Fragen und Anwen-dungsmöglichkeiten erfordern, dass sich die Biologie mit anderen Wissenschaftsgebieten vernetzt. Die Biologie be-einflusst auch politisches Handeln. Gerade die beiden für die Menschheit wichtigen Bereiche Medizin und Landwirt-schaft beruhen auf biologischem Wissen und wirken auf das politische Handeln ein.

DER VIELFALT DES LEBENS AUF DER SPUR

Die moderne Biologie hat zum Ziel, die biologischen Prozes-se, die dem Leben von der einfachsten Bakterienzelle bis hin zum Menschen zugrunde liegen, zu verstehen. Gegenstand der Biologie ist somit die naturwissenschaftliche Erfor-schung des Lebendigen sowie der Gesetzmässigkeiten leben-der Systeme, des Ursprungs, der Entwicklung, der Eigen-schaften und der Vielfalt der Lebensformen. Lebewesen aber auch Moleküle sowie weitere vom Leben abstammende

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Fachgebiet8

Molekularbiologie, Genetik, Neurobio-logie aber auch Verhaltensbiologie oder Ökologie sind Teilgebiete der Biologie. Die klassische Aufteilung der Biologie in ausschliesslich Botanik, Mikrobio-logie und Zoologie gehört somit der Ver-gangenheit an. Die unten aufgeführten Teilgebiete sind nur eine Auswahl an Richtungen, wie sie aktuell an den Schweizer Universitäten gelehrt wer-den. Überschneidungen sind häufig.

– Die Zoologie (Animal Biology) unter-sucht und beschreibt Bau, Lebens-weisen, Verbreitung und Lebensäus-serung der über 1,4 Millionen Tierarten.

– Die Botanik (Plant Science) beschäf-tigt sich mit dem Bau, der Verbrei-tung, der Stammesgeschichte und dem Stoffwechsel der Pflanzen.

– Die Mikrobiologie (Microbiology) hat Mikroorganismen wie Bakterien und andere Einzeller, bestimmte Pilze und Viren als Untersuchungsobjekte.

– Die Molekularbiologie (Molecular Bio-logy) beschäftigt sich mit den Molekü-len in lebenden Systemen. Dazu zäh-len unter anderem Nukleinsäuren, Proteine, Kohlenhydrate oder Lipide.

– Das Ziel der Zellbiologie (Cellular Bio-logy) ist die Untersuchung von Zel len, welche die strukturellen und funkti-onellen Einheiten der Lebewesen darstellen. Ein sehr grosser Teil der vorhandenen Organismen bestehen sogar nur aus einer Zelle (Einzeller).

– Die Physiologie (Physiology) unter-sucht physikalische, biochemische und informationsverarbeitende Funk-tionen der Lebewesen.

– Bei der Genetik (Genetics) geht es um die Vererbung, den Aufbau und die Funktion von Genen.

– Die Verhaltensbiologie (Animal Be-haviour) erforscht das Verhalten von Mensch und Tier. Verhalten wird beschrieben, verglichen und das Entstehen von Verhaltensweisen im Verlauf der Stammesgeschichte wird erklärt.

– Die Ökologie (Ecology) – die Lehre von der Umwelt – beschäftigt sich mit den Beziehungen der Organis-men zur umgebenden Welt. Dabei werden Wechselwirkungen von ein-zelnen Lebewesen und Arten mit

anderen Organismen oder mit der Umwelt untersucht.

– Die Neurobiologie bzw. die Neuro-wissenschaften (Neurosciences) be-fassen sich mit der Entstehung, der Struktur und der Funktion des Ge-hirns und des Nervensystems.

– Bei der Infektionsbiologie (Infection Biology) geht es um die Erforschung viraler, bakterieller und protozoaler Infektionsprozesse.

– Die Entwicklungsbiologie (Develop-mental Biology) hat die Erforschung von Zellwachstum, Zelldifferenzie-rung und Zellspezialisierung in ver-schiedenen Zelltypen und Organen zum Ziel.

– Das Forschungsgebiet der Struktur-biologie (Struktural Biology) sind die Proteine, die in jeder Zelle vorkom-men. Über ihre Funktion ist noch wenig bekannt.

– In der Synthetischen Biologie wird versucht, im Labor biologische Sys-teme zu entwerfen, nachzubauen und zu verändern. Dabei werden auch Methoden aus dem Bereich der Life Sciences und Konstruktions-prinzipien aus den Ingenieurwissen-schaften verwendet.

– Die Systembiologie (Synthetic Biolo-gy) versucht, die dynamischen Netz-werke der biologischen Prozesse in Zellen, Geweben und Organismen in ihrer Gesamtheit zu verstehen. Im Gegensatz zur Molekularbiologie oder zur Genetik untersucht sie

nicht einzelne Gene und Proteine zu einem bestimmten Zeitpunkt, son-dern das Verhalten aller Elemente eines biologischen Systems, wäh-rend es funktioniert.

– Die Evolutionsbiologie (Evolutionary Biology) beschäftigt sich mit der Di-versität und der Geschichte des Le-bens. Wie haben sich Populationen entwickelt, wie verändern sich Orga-nismen, wie haben sie sich ihrer Um-gebung angepasst?

– In der Humanbiologie (Human Bio-logy) geht es um die Biologie des Menschen (Physiologie, Anatomie, Genetik usw.) sowie um die biologi-schen Grundlagen der Humanmedi-zin.

VERWANDTE GEBIETE

Zu den Gebieten, die mit der Biologie verwandt sind oder sich mit ihr über-schneiden, gehören zum Beispiel die Biochemie, die Paläontologie* oder die Biotechnologie**, aber auch Chemie, Umweltwissenschaften, Agrarwissen-schaft und Lebensmittelwissenschaft zählen dazu. Informationen zu diesen Gebieten finden Sie im jeweiligen Per-spektivenheft («Chemie, Biochemie», «Umweltwissenschaften», «Agrarwis-senschaft und Lebensmittelwissen-schaft»).

* Paläontologie: Wissenschaft von

Lebewesen vergangener Erdzeitalter

** Biotechnologie: Wissenschaft, die sich

mit der Nutzung von Enzymen, Zellen

und ganzen Organismen in technischen

Anwendungen beschäftigt

Quellen

– Purves Biologie. Markl, J. (2012), Spektrum

Akademischer Verlag.

– Biologie für Einsteiger: Prinzipien des Lebens

verstehen. Fritsche, O. (2010), Spektrum

Akademischer Verlag.

– Kurzlehrbuch Biologie. Poeggel, G. (2005),

Georg Thieme.

– Studienführer Biologie – Chemie –

Pharmazie. Witte A. (2011), Lexika-Verlag

– Biologie: Wissenschaft mit Zukunft,

MINT-Magazin, 24.10.2013.

www.mint-magazin.net

– www.spektrum.de > Biologie

– www.naturwissenschaften.ch

– Webseiten der Universitäten Basel,

Freiburg und der ETH Zürich

In Petrischalen werden im Labor zu For-

schungszwecken Keime gezüchtet.

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Biologie | PERSPEKTIVEN

9Fachgebiet

TEXTE UND THEMEN ZUM

FACHGEBIET

Die folgenden Beiträge geben exemplarisch Einblick in die aktuelle Forschung im Rahmen biologischer Studien.

FORSCHUNGSSCHLAGZEILEN

Was es mit Hirnzellen und gezähmten Füchsen auf sich hat, zeigen aktuelle Forschungen. (S. 9)

FLIEGEN, WOLLT IHR EWIG LEBEN?

Was sind die Zutaten für ein längeres Leben? Schweizer Forschende untersu-chen dazu Fliegen und Ameisen. (S. 10)

INVASIVE WASSERFRÖSCHE ZU

DOMINANT FÜR EINHEIMISCHE ARTEN

Forschende der Universität Basel zei-gen, wie Gelbbauchunke und Geburts-helferkröte unter der Zunahme der Wasserfrösche leiden. (S. 12)

AFFENGESÄNGE IM DUETT

Gibbons sind Meistersänger – doch wozu singen sie und was hat das mit unserer Musik zu tun? (S. 13)

DIE JAGD NACH DEM MINIMALGENOM

Kann die synthetische Biologie ein möglichst einfaches Bakterium gestal-ten, von dem die molekulare und biolo-gische Funktion jedes seiner Gene bekannt ist? (S. 15)

TAUBENSCHWÄNZCHENS WAHL

Ist es allein die Farbenpracht, mit der die Sommerwiesen-Gewächse ihre Bestäuber anlocken? (S. 17)

BEISPIELE AUS DER LEHRE AN

SCHWEIZER UNIVERSITÄTEN

Was wird an den Universitäten aktuell gelehrt. (S. 18)

SCHLAGZEILEN AUS DER AKTUELLEN

FORSCHUNG

Bericht von drei Projekten zeigen exemplarisch auf, in welche Rich-tung die biologische Forschung aktuell arbeitet.

SCHWÄCHLINGE MÜSSEN STERBEN

Fit ist, wer rasch wächst und sich schnell teilt – für Gewebezellen gilt das «Survival of the fittest»-Prinzip: Selbst gesunde, lebensfähige Zellen, die weniger leistungsfähig als ihre Nachbarn sind, sterben ab. Dieser Se-lektionsmechanismus findet allerdings nur statt, wenn in einem Gewebe Zel-len von unterschiedlicher Leistungsfä-higkeit vorhanden sind. Molekularbio-logen der Universität Zürich und der Columbia University haben herausge-funden, dass dieser zelluläre Selek-tionsprozess über das angeborene Im-munsystem abläuft.Anhand von Fruchtfliegen-Gewebe-zellen zeigen die Forschenden, wie in diesem Selektionsprozess in den schwächeren Zellen das Selbstab-schalt-Programm, das jeder Zelle ei-gen ist, aktiviert wird. «Weniger leis-tungsfähige Zellen werden mit Hilfe des Immunsystems erkannt und elimi-niert», erklärt Erstautorin Stefanie Meyer das erstaunliche Phänomen. Der gleiche Abschaltprozess von Zellen findet statt, wenn Krebszellen in die Interaktionen und die Kommunika-tion zwischen den Zellen involviert sind. Allerdings sind es in diesem Fall die gesunden und fitten Gewebezellen, die punkto Leistung ins Hintertreffen geraten und in der Folge über den Ab-schalt-Mechanismus dem Tod geweiht sind. Krebszellen machen sich so das angeborene Immunsystem zu Nutze und verdrängen die gesunden Zellen.Diese neuen Erkenntnisse sind insbe-sondere für die Krebsforschung und die Früherkennung von Krebs von grossem Interesse. In Zukunft könnte womöglich das angeborene Immunsys-

tem dazu genutzt werden, schneller wachsende, aber noch nicht bösartige Zellen vor der eigentlichen Tumorbil-dung zu identifizieren und die Krank-heit in einem Frühstadium rasch zu bekämpfen.Magazin 1/15

ZELLEN HELFEN VIREN BEIM

EINDRINGEN

Adenoviren sind für zahlreiche Krank-heiten verantwortlich – etwa für Infek-tionen der Atemwege oder Augen. Ste-fania Luisoni, Doktorandin am Institut für Molekulare Biologie der Universität Zürich, hat herausgefun-den, wie diese Viren in Zellen eindrin-gen und dadurch Erkrankungen aus-lösen. Das geschieht folgendermassen: Die menschlichen Adenoviren verursa-chen kleine Poren in der Zellmembran. Diese sind zwar zu klein, um das Virus direkt in die Zelle zu lassen, sie lösen bei der Zelle aber einen Reparaturme-chanismus aus. Dabei entstehen Fette, so genannte Ceramid-Lipide. Diese werden vom Virus missbraucht, um die Poren zu vergrössern und in die Zelle einzudringen, wo es sich dann vermeh-ren kann.Die Forschenden am Institut für Mole-kulare Biologie der Universität Zürich haben zudem einen neuen Hemmstoff gegen die von ihnen untersuchte Klas-se von Adenoviren identifiziert. Dieser Stoff hemmt das Eiweiss, das die Ce-ramid-Lipide produziert. Der Wirk-stoff unterdrückt die Bildung von Ce-ramid-Lipiden und verhindert so zum Beispiel auch bakterielle Infektionen. «Unsere Resultate sind für die Ent-wicklung viraler Therapeutika, die beispielsweise bei Impfungen oder in der Gentherapie verwendet werden, von Bedeutung», erklärt Urs Greber, Professor am Institut für Molekulare Biologie der Universität Zürich.Magazin 3/15

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Fachgebiet

MEHR HIRNZELLEN FÜR GEZÄHMTE

FÜCHSE

Hunde sind weniger aggressiv und ängstlich gegenüber Menschen als Wöl-fe. Diese Zahmheit wird Haustieren angezüchtet und somit genetisch veran-kert. Forschende der ETH und der Uni-versität Zürich haben nun gezeigt, dass gezähmte Silberfüchse mehr neue Hirn-zellen bilden als ihre wilden Artgenos-sen – und zwar im Hippocampus, einem stammesgeschichtlich alten Gehirnare-al, das an der Steuerung des Stresshor-mons Cortisol beteiligt ist. Cortisol ak-tiviert und ermöglicht eine rasche Reaktion in gefährlichen Situationen – Kampf oder Flucht. Die Zellneubildung reduziere den Cortisolspiegel im Blut, vermuten die Forschenden. Warum gerade Silberfüchse für die Stu-die gewählt wurden, erklärt Irmgard Amrein vom Anatomischen Institut der Universität Zürich: «Ein Teil der Füch-se wurde auf einem Forschungsinsti-tut im russischen Novosibirsk speziell auf Zahmheit gezüchtet und unter den gleichen Bedingungen wie deren unge-zähmte Artgenossen aufgezogen.» Bei anderen Tierarten sei ein so direkter Vergleich nicht möglich. Die zahmen Füchse verhalten sich laut Amrein ähnlich wie Hunde. Allerdings weiss man noch nicht, ob die verstärkte Neubildung von Hirnzellen eine Folge oder eine Ursache der Zahm-heit ist. Dank der Zellneubildung kann sich das Gehirn von Haustieren offen-sichtlich rascher an neue Umweltbedin-gungen anpassen als jenes von Wildtie-ren. Auch zahme Mäuse können neue Hirnzellen bilden, etwa beim Training im Laufrad. Wilden Mäusen fehlt diese kurzfristige Anpassungsfähigkeit.

FLIEGEN, WOLLT IHR EWIG LEBEN?

Den Heiligen Gral wird wohl kein Mensch je finden. Doch Schweizer Forscher fahnden nach den Zuta-ten für ein längeres Leben – in den Genen von Fliegen und Ameisen.

Jeder möchte lange leben, aber keiner will alt werden», schrieb der irische Schriftsteller Jonathan Swift schon um das Jahr 1700. Daran hat sich seit-her nichts geändert. Tatsächlich leben die Menschen heutzutage länger als je zuvor, vor allem dank verbesserter Er-nährung und Hygiene und enormer Fortschritte in der Medizin und Ge-sundheitsvorsorge. Doch alt werden wir alle. Mit den Jahren verschlechtert sich der Allgemeinzustand des Kör-pers. Die Anfälligkeit auf Krankheiten steigt und damit auch das Sterbe risiko. Doch warum eigentlich?Die Evolution hat den extrem komple-xen, regulierten Entwicklungsprozess hervorgebracht, von der befruchteten Eizelle zum kompletten Individuum. Weshalb sollte es dann der natürli-chen Selektion nicht auch möglich sein, den fertig entwickelten Körper auch im Alter – oder gar für ewig – in einem jungen Zustand zu erhalten? Weshalb sind Organismen nicht un-sterblich? «Diese Fragen hat man sich schon im Altertum gestellt», sagt der Biologe Thomas Flatt von der Univer-sität Lausanne, der die Evolution der Alterung erforscht. Der römische Dichter und Philosoph Lukrez etwa sei davon ausgegangen, dass der Tod dazu diene, der neuen Generation Platz zu machen. Als überholt gilt die-se Sichtweise erst seit etwa der Mitte des letzten Jahrhunderts, als die mo-derne evolutionäre Theorie der Alte-rung entwickelt wurde.

KEINE SELEKTION BEI ALTEN

Diese Theorie erklärt die Evolution der Alterung mit der natürlichen Se-

lektion von Individuen und nicht mit Vorteilen für die Art. Sie geht davon aus, dass das Leben im wahrsten Sinn des Wortes lebensgefährlich ist. In der Natur fallen früher oder später fast alle Individuen Fressfeinden, Konkurrenten, Krankheitserregern oder Unfällen zum Opfer. Das bedeu-tet, dass die natürliche Selektion im Alter kaum mehr eine Rolle spielt. Angenommen, es gibt bei einem Men-schen zwei tödliche Mutationen im Erbgut, wobei die erste nach 20 Le-bensjahren zum Tod führt, die zweite erst nach 90 Jahren. Die Selektion bewirkt, dass die erste Mutation schnell wieder aus der Bevölkerung verschwindet – denn ihre Träger wer-den kaum Kinder haben. Die zweite Mutation hingegen hat keinen Ein-fluss darauf, wie viele Nachkommen ein Mensch in seinem Leben zeugen kann. «Aus diesem Grund können sich im Laufe der Generationen Muta-tionen im Genom anhäufen, die erst spät im Leben Schäden verursachen würden», sagt Flatt. Wenn sich nun

«Im Laufe der Generationen können sich Mutationen im Genom anhäufen, die erst spät im Leben Schäden verursachen würden.»

die Lebensbedingungen verbessern, zum Beispiel bessere Ernährung, und Individuen länger leben, dann können sich diese genetischen Spätschäden manifestieren: Die Gesundheit im Al-ter nimmt ab. Laut Flatt bedeutet dies, dass Alterung letztlich wohl un-vermeidbar ist. Tatsächlich weisen Experimente und mathematische Mo-delle darauf hin, dass sogar Bakterien und andere Einzeller, die lang für unsterblich gehalten wurden, altern.

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Fachgebiet

Trotzdem, sagt Flatt, gebe es noch viele offene Fragen. Einigen davon ist der Forscher selber auf der Spur. Am Beispiel der Taufliege Drosophila melanogaster möchte Flatt heraus-finden, welche Gene und welche phy-siologischen Mechanismen dazu bei-tragen, dass einige Individuen länger leben als andere.

BEGRENZTES IMMUNSYSTEM

Dazu untersucht er unter anderem die Funktion und Aktivität von Genen in Fliegen, bei denen seit über 30 Jahren die langlebigsten weitergezüchtet wer-den. Sie werden durchschnittlich 70 Tage alt – statt 45 Tage wie eine nor-male Laborfliege. «Wir fanden auffäl-lig viele Unterschiede in Genen, die mit dem Immunsystem zu tun haben», sagt Flatt. Wie genau diese Unter-schiede sich auf die Lebensspanne aus-wirken, weiss der Forscher noch nicht. Interessant sei aber, dass die kurzlebi-gen Fliegen im Alter ihre Immunant-wort hochfahren, was zu einer chroni-schen Entzündung führen kann. Langlebige Fliegen dagegen scheinen anfänglich ein aktiveres Immunsys-tem zu haben, das sie aber im Alter

herunterschrauben. Nicht nur das Im-munsystem kann aber die Lebens-spanne beeinflussen, sondern auch die Fortpflanzung. Jedes Individuum hat nur eine limitierte Menge an Energie zur Verfügung – wer viel davon für die Reproduktion aufwendet, dem fehlt Energie für die Investition in Überle-bensfunktionen. Forscher konnten dies bei Taufliegen schön aufzeigen. Wenn man Taufliegen auf die Fähig-keit selektiert, sich sehr spät im Leben noch fortzupflanzen, verdoppelt sich die Lebensspanne der Tiere nach ein paar Generationen. «Dafür haben die-se Fliegen Probleme, wenn sie schon

«Wer viel der limitierten Menge an Energie für die Reproduktion aufwendet, dem fehlt Energie für die Investition in Überlebens-funktionen.»

früh im Leben Nachwuchs zeugen soll-ten», sagt Flatt. «Die Energie kann also entweder in die Fortpflanzung oder die Überlebensfunktionen inves-

tiert werden, aber nicht in beides.» Dieses im Fachjargon «trade-off» ge-nannte Prinzip ist allgegenwärtig. Ein Extrembeispiel ist der Pazifische Lachs, der nach der Laichablage so er-schöpft ist, dass er stirbt.Allerdings gibt es Ausnahmen, die den Forschern Kopfzerbrechen bereiten. Die Königinnen einiger sozialer Insek-ten produzieren nicht nur Eier am Laufmeter – sie leben auch viel länger als nicht soziale Insekten. Bei der in der Schweiz weit verbreiteten Schwar-zen Wegameise etwa könne die Köni-gin bis zu 30 Jahre alt werden – 500 Mal älter als ein durchschnittliches Insekt, sagt der Ameisenspezialist Laurent Keller von der Universität Lausanne. Wie Ameisenköniginnen das schaffen, weiss man nicht. Kellers Gruppe untersucht momentan die Ge-naktivität von Königinnen verschiede-nen Alters, um dies herauszufinden.

PREIS DES ANTI-AGING

Darauf zu hoffen, im Erbgut einer Ameise die Quelle der ewigen Jugend zu finden, wäre allerdings wohl etwas übertrieben. Denn zum einen profitiert die Ameisenkönigin von einem ganz

Mit der Taufliege, auch Drosophila melanogaster, lassen sich gut Erbfolgen beobachten, da sie sich schnell vermehren.

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Fachgebiet

INVASIVE WASSERFRÖSCHE ZU

DOMINANT FÜR HEIMISCHE ARTEN

Wasserfrösche haben sich in Mit-teleuropa in den letzten zwanzig Jahren stark ausgebreitet. Mithil-fe eines neuen statistischen Mo-dells zeigen nun Forscher der Uni-versität Basel, dass einheimische Arten wie Gelbbauchunke und Geburtshelferkröte stark unter der Zunahme der Wasserfrösche leiden. Die Zeitschrift «American Naturalist» hat die Studie veröf-fentlicht.

Die Artengemeinschaften von Tieren und Pflanzen werden oft kräftig durch-einandergewirbelt, nicht selten durch den Menschen. Während viele Arten dadurch seltener werden, gibt es aber auch einige wenige, die davon profitie-ren. Solche so genannten invasiven Arten können andere Arten bejagen oder aus ihren Lebensräumen ver-drängen. Einige der invasivsten Am-phibien Europas stammen aus dem Wasserfrosch-Artkomplex. Insbeson-dere der vor allem in Osteuropa behei-matete Seefrosch tritt in der Schweiz

Invasive Art: Der Seefrosch wurde seit den 1960er Jahren für den menschlichen Verzehr nach

Mitteleuropa importiert und gelangte dann in die Freiheit. © Christoph Buehler

inzwischen dominant auf. Schuld dar-an ist auch hier der Mensch, denn die Froschart wurde seit den 1960er Jah-ren für den menschlichen Verzehr nach Mitteleuropa importiert und ge-langte dann in die Freiheit.Die Basler Zoologen Tobias Roth, Christoph Bühler und Valentin Am-rhein haben nun Daten von über 1000 Gewässern im Kanton Aargau be-nutzt, um den Einfluss der Wasser-frösche auf andere einheimische Am-phibienarten mit einem neuen statistischen Modell zu untersuchen. Das kantonale Amphibienmonitoring Aargau stellte dafür die Beobach-tungsdaten zur Verfügung. Solche Da-ten sind allerdings oft schwer zu inter-pretieren: Wenn etwa von einer Art nur wenige Beobachtungen vorliegen, heisst das dann, dass die Art tatsäch-lich selten ist, oder wird sie nur selten gefunden? Das statistische Modell der Basler Forscher berücksichtigt die un-terschiedlichen Beobachtungswahr-scheinlichkeiten der Arten sowie wei-tere Umweltfaktoren.

Quelle

Simon Koechlin, Wissenschaftsjournalist und

Chefredaktor der «Tierwelt» in Horizonte Nr.

105 (Juni 2015), dem Forschungsmagazin des

Schweizerischen Nationalfonds und der

Akademien der Wissenschaften Schweiz

(gekürzt).

besonderen Schutz: Der Ameisenstaat errichtet eine regelrechte Festung, in der sie vor Feinden und anderen äus-seren Einflüssen geschützt ist. Und wer sich schützt, wird älter, das zeigen Studien bei diversen Tierarten. «Gift-schlangen leben länger als ungiftige, Schildkröten mit hartem Panzer län-ger als solche mit weichem – und Vögel, die fliegen können, leben länger als flugunfähige», sagt Thomas Flatt. Zum anderen deutet vieles darauf hin, dass die Kosten für eine längere Lebens-spanne immer da sind – auch wenn sie

«Wer sich schützt, wird älter, darum errichtet beispiels-weise der Ameisenstaat eine regelrechte Festung für seine Königin.»

nicht immer auf den ersten Blick er-sichtlich sind. Ein gutes Beispiel ist laut Flatt eine Mutation beim Faden-wurm Caenorhabditis elegans. Wür-mer mit dieser Genvariante sind äus-serst langlebig und haben keinerlei Fertilitätsprobleme. Als Forscher die Mutanten allerdings in Konkurrenz mit Wildtypen aufwachsen liessen, verloren sie den Überlebenskampf je-des Mal und starben aus. «Weshalb, weiss man bis heute nicht», sagt Flatt. «Aber irgendeinen Nachteil hat auch diese Mutation.»

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Fachgebiet

AFFENGESÄNGE IM DUETT

Gibbons sind die Meistersänger unter den Affen. «Sie sind hoch-musikalisch», sagt Thomas Geiss-mann. Der Primatologe erforscht ihre Gesänge, um die Entstehung menschlicher Musik besser zu ver-stehen.

Für den Primatologen Thomas Geiss-mann vom Anthropologischen Institut der Universität Zürich gibt es keinen Zweifel, dass die Gibbons perfekt sin-gende Tiere sind. «Wenn man Gesang als Grundlage der Musik ansieht, dann sind Gibbons hochmusikalisch», sagt er. Deshalb und aufgrund ihrer evolutionären Nähe zum Menschen seien sie am besten geeignet, um die Entstehung der menschlichen Musik besser zu verstehen. Geissmann hat sich in diese Tiere vernarrt, seit er im Zürcher Zoo zum ersten Mal den ein-drücklichen Gesang der Siamang, der grössten Gibbonart, hörte. Schon für seine Diplomarbeit untersuchte er Struktur und Funktion der Duettge-sänge der Siamangs.

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Quellen

Universität Basel, News Uni Research,

29.02.2016

HEIMISCHE KRÖTEN WERDEN

SELTENER

Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem Gelbbauchunke und Geburtshelferkrö-te bedeutend kleinere Bestände haben, wenn am selben Gewässer auch Was-serfrösche vorkommen. «Aufgrund un-serer Analyse schätzen wir, dass die Bestände beider Arten ohne Wasser-frösche mindestens fünfmal grösser wären», sagt Christoph Bühler, Pro-jektleiter des Amphibienmonitoring Aargau.Wenn eine solche Konkurrenzsituation durch menschlichen Einfluss zustande kommt, müssen Naturschützer ent-scheiden, ob sie regulierend eingreifen sollen. Da der Einfluss des invasiven Seefrosches auf die Bestände einhei-mischer Arten gross ist, könnten ein-zelne Aktionen gegen den dominanten Frosch aus Naturschutz-Perspektive durchaus sinnvoll sein, um die Bestän-de einheimischer Arten zu fördern.Die Einschätzung der Situation wird dadurch erschwert, dass es nicht der Seefrosch alleine ist, der für die Kon-kurrenz sorgt. Durch die Kreuzung zwischen Seefröschen und einheimi-schen Amphibien sind nahe verwandte Wasserfrosch-Arten entstanden, die sich ebenfalls invasiv verhalten und die aufgrund des durchmischten Erb-materials nicht eindeutig als gebiets-fremd zu bezeichnen sind.«Klar ist hingegen, dass die Verände-rungen in der Landschaft gegenwärtig die Wasserfrösche begünstigen», sagt Valentin Amrhein vom Departement Umweltwissenschaften der Universi-tät Basel. «Kleine und schnell trocken fallende Gewässer, die von Wasserfrös-chen eher gemieden, aber von anderen Arten gesucht werden, sind heute sel-ten. Die Ausbreitung von invasiven Arten wird oft durch menschliches Handeln bewusst oder unbewusst ge-fördert und kann nicht einfach wieder rückgängig gemacht werden.»

«Sie dauern im Schnitt etwa 17 Minu-ten und gelten als die komplexesten Gesänge von Landlebewesen – ausser denen des Menschen», sagt Thomas Geissmann. Wie andere Gibbonarten leben auch diese Tiere in kleinen Gruppen, bestehend aus einem Paar und seinen nicht geschlechtsreifen Nachkommen. Ihr Gesangsrepertoire umfasst eine Vielzahl unterschiedli-cher Laute, die zu verschiedenen Mo-tiven und Strophen zusammengefügt werden. Mit ihrem grossen und auf-blasbaren Kehlsack verstärken sie ein-zelne Laute. Die Lautfolgen werden mit hohem Tempo vorgetragen und müssen vom Partner nach festen Re-geln mit eigenen Rufen beantwortet werden.

PAARBINDUNG STÄRKEN

Lange Zeit blieben diese Duette ein Rätsel. Wenn es nur darum ginge, die Anwesenheit eines Paars anzuzeigen und ein Revier abzugrenzen oder Kon-kurrenten abzuwehren, dann würden auch einfachere Laute genügen. Des-

Das Gesangsrepertoire der Siamang, einer Gibbonart, umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Laute.

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Fachgebiet

der vor etwa 25 Millionen Jahren gelebt hat. Zu den Altweltaffen zählen heute nebst Makaken, Meerkatzen, Pavianen und Languren auch der Mensch und die Menschenaffen.Die musikalische Gemeinsamkeit geht auf einen auffälligen Ruf zurück, den «loud call», den die meisten Arten bei Revierkonflikten, alarmierenden Situ-ationen und Gruppenbegegnungen äussern. Geissmann konnte zeigen, dass bei den Gibbons vor rund 15 Mil-lionen Jahren daraus die Duettgesänge hervorgingen. Fast dieselbe Entwick-lung wiederholte sich unabhängig da-von ein zweites Mal bei den Vorgän-gern des heutigen Menschen. Auch hier entwickelte sich aus demselben Ruftyp der Gesang und schliesslich die Musik. «Die Gibbongesänge habe wie die menschliche Musik ihren Ursprung in «loud calls», sagt Thomas Geissmann.

FLUCHT VOR ROCKMUSIK

Interessant ist ein Perspektivenwech-sel: Statt im Tierreich nach Gesängen und Musik zu suchen, die unseren Oh-ren vertraut sind, kann man sich auch fragen, ob Tiere unsere Musik schät-zen. Die bisherigen Experimente in diese Richtung lassen diesen Schluss nicht zu. Verhaltensforscher haben Af-fen von klassischer Musik bis zu Tech-no so ziemlich alle Stilrichtungen vor-gespielt und beobachtet, dass die Tiere das Weite suchen, wenn Rockmusik aus den Lautsprechern dröhnt. Bei Schimpansen beliebter sind Musikstü-cke aus Indien oder Afrika, am besten

aber kommen meditative Songs an – oder Ruhe. Menschliche Musik stösst bei Tieren auf taube Ohren.Das Fehlen gemeinsamer musikali-scher Vorlieben bedeutet allerdings nicht, dass Tiere unmusikalisch sind, sondern dass wir Töne unterschiedlich wahrnehmen. Wie immer, wenn es da-rum geht, nach menschlichen Eigen-schaften bei Tieren zu suchen, muss

«Menschliche Präferenzen dürfen nicht mit denen der Tiere verwechselt werden.»

man aufpassen, unsere Präferenzen nicht mit denen der Tiere zu verwech-seln. So wie Elefanten kein Bedürfnis haben, nach menschlichen Massstäben zu musizieren, ist es den Gibbons oder Nachtigallen egal, ob wir ihre Gesänge schön finden oder nicht. Ihre Konzerte richten sich ausschliesslich an die Art-genossen. Im Fall der Menschenaffen und des Menschen gibt es mit Sicher-heit eine gemeinsame genetische Basis. Die Evolution von Musik und Gesang beginnt mit dem «loud call», der bei Gib-bons und beim Menschen zu Gesängen und koordinierten Paar- oder Gruppen-gesängen ausgebaut wurde.Es liegt deshalb nahe, auch nach einer gemeinsamen biologischen Funktion zu suchen. Aufgrund seiner Studien geht Thomas Geissmann davon aus, dass der Gesang ursprünglich nicht zur Kommunikation innerhalb der Gruppe, sondern zwischen Gruppen diente. Innerhalb einer Gruppierung verwenden Primaten andere Teile ih-res Lautrepertoires. Stimmt diese These, dann ist unsere Musik eng ver-bunden mit dem Erlebnis, zu einer Gruppe zu gehören und sich von ande-ren abzugrenzen.

DEN GEGNER EINSCHÜCHTERN

Ein Blick in Fussballstadien genügt, um diese Wurzeln der Musik noch heu-te zu erkennen. Singende Fans, die ihre Mannschaft mit Gesängen antrei-ben, stärken das Gefühl der Zusam-mengehörigkeit. Gleichzeitig dient der Gesang dazu, die gegnerische Mann-schaft und ihre Fangemeinde einzu-

halb ging Thomas Geissmann der Fra-ge nach, ob die Gesänge dazu dienen, die Paarbindung zu stärken. Eine The-se, die der Forscher dank der Beobach-tung verschiedener Paare und Gruppen erhärten konnte. Neu verpaarte Sia-mangs müssen ihre Gesänge während einer etwa zweimonatigen Lernphase aneinander anpassen. Einmal etab-liert, folgen sich die Partner auf Schritt und Tritt. Eine Trennung wäre mit be-trächtlichem Aufwand in die Bildung neuer Paargesänge verbunden. Die Du-ette sind ein Teil des Kitts, der die Part-ner zusammenhält. Zudem hören kon-kurrierende Artgenossen auf eine Distanz von bis zu zwei Kilometern, wie gut ein Paar seine Duette koordiniert, und können die Stärke der Bindung ab-schätzen. Das hält potenzielle Konkur-renten auf Distanz. Unter den neunzehn Gibbonarten sin-gen die meisten Paare im Duett, wenn auch nach einfacheren Regeln als die Siamangs. Daher dürften diese Duett-gesänge anderen Funktionen dienen als der Stärkung der Beziehung. «Rund um die Duette wissen wir noch vieles nicht», gibt Thomas Geissmann zu Be-denken. Und kommt auf die Sologesän-ge der Männchen zu sprechen, die sich bei vielen Gibbons ebenfalls finden. Bei zwei Gibbonarten singen männliche und weibliche Tiere ausschliesslich solo.

DIE URSPRÜNGE UNSERER MUSIK

Ähnlich den Vögeln dienen die Sologe-sänge vermutlich der Partnersuche und der Verteidigung von Ressourcen. Mit diesen virtuosen Gesängen dürf-ten Gibbons ihre Fitness anzeigen und um potenzielle Partner werben. Ge-sänge sind nicht nur von Gibbons be-kannt, sondern auch von anderen Pri-maten, Walen und vielen Singvögeln. Offensichtlich hat sich diese Fähigkeit im Lauf der Evolution in verschiede-nen Tierarten mehrmals und unab-hängig voneinander entwickelt.Die bereits von Charles Darwin vermu-tete These einer gemeinsamen Wurzel von Lautäusserungen bei höheren Tie-ren und Menschen gilt unterdessen als gesichert. Die Anfänge menschlicher Musikalität kann Thomas Geissmann bis zum letzten gemeinsamen Vorfah-ren der Altweltaffen zurückverfolgen,

Menschliche Musik stösst bei Tieren auf taube

Ohren.

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Fachgebiet 15

Quellen

Stefan Stöklin, in UZH-Magazin der Universität

Zürich 3/15 (gekürzt).

DIE JAGD NACH DEM

MINIMALGENOM

Frei von allem genetischen Ballast soll es sein, das Wunschbakterium der synthetischen Biologie. Dann wäre es die ideale Plattform für die Erschaffung massgeschneider-ter Mikroorganismen.

Natürlich drängt sich das Bild eines gottgleichen Schöpfers auf – mal wie-der. Wissenschaftler des US-amerika-nischen J. Craig Venter Institute (JCVI) haben künstliches Leben er-zeugt, diesmal auf der Basis eines ex-trem kleinen Erbguts: Nur 473 Gene umfasst die DNA des Einzellers Myco-plasma mycoides JCVI-syn3.0, so we-nige wie nie zuvor.Die Vorlage für den Versuch lieferte M. mycoides JCVI-syn1.0, ein Bakterium, das von Forschern des gleichen Insti-tuts bereits 2010 geschaffen wurde. Damals hatte das JCVI für Schlagzei-len gesorgt: JCVI-syn1.0 war immer-hin der erste Organismus, der kom-plett im Labor entstanden war. Forscher um Craig Venter hatten da-für erfolgreich das Genom eines Myco-

plasma-mycoides-Bakteriums nachge-baut und in die Zelle einer anderen Mycoplasma-Art übertragen.In der neuen Studie ging es ans Abspe-cken: «Ziel ist es, eine so einfache Zelle zu gestalten, dass die molekulare und biologische Funktion jedes seiner Gene bekannt ist», heisst es in der Ende März 2016 im Fachmagazin «Science» publizierten Studie. Man nehme ein Genom und streiche so lange Gene he-raus, bis nur noch die wirklich überle-benswichtigen Abschnitte vorhanden sind: So lässt sich das Prinzip des Top-down-Ansatzes der Forscher zusam-menfassen. Man ist auf der Jagd nach dem Kernstoffwechsel.Es ist ein «proof of concept», ein Beleg der Machbarkeit, den die Gentechnolo-gen mit der Erschaffung des neuen Bakteriums vorlegen. Mit seinen 473 Genen ist das Erbgut von JCVI-syn3.0 für einen Labororganismus in der Tat sehr überschaubar. Zum Vergleich: Das häufig im Labor verwendete Bakterium E. coli verfügt über rund 4500 Gene, beim Menschen sind es etwa 20 000.

Die Synthetische Biologie produziert ein Bakterium mit Minimalgenom.

schüchtern. Dies entspricht laut Geiss-mann ursprünglichen Funktionen des menschlichen Gesangs und weist Ähn-lichkeiten zu den «loud calls» nicht-menschlicher Primaten auf. Die Paral-lelen gehen noch weiter: Mit der Präferenz bestimmter Musikstile drü-cken die meisten Menschen ihre Zuge-hörigkeit zu bestimmten Gruppen aus und grenzen sich voneinander ab.Was den Gesängen der Gibbons und den Rufen der Altweltaffen allerdings fehlt, ist der feste Rhythmus. «Der Taktschlag ist eine wichtige Neue-rung, die Menschen in ihrer Musik entwickelten», sagt der Gibbonspezia-list. Und liefert auch gleich eine Erklä-rung: Duettgesänge von Gibbonpaaren brauchen zur Koordination ihres Ge-sangs keinen Takt. Menschen aber lebten ursprünglich in Clans und Gemeinschaften. Ein fester Takt erleichterte das gemeinsame Sin-gen. Hier wie dort ist die Funktion des Gesangs aber die gleiche: Er intensi-viert die Paar- respektive die Grup-penbeziehung und soll andere Paare oder Gruppen beeindrucken und ein-schüchtern. Früher zogen zu diesem Zweck sogar ganze Armeen unter Mu-sikbegleitung in den Krieg. National-hymnen haben auch heute noch die Aufgabe, Gruppen zu stärken: «Ein-gängige Hymnen wie die Marseillaise lassen Emotionen hochgehen und ver-leihen Identität.»

SINGEN IM DUNKELN

Bleibt die Frage, ob auch Tiere wie Menschen aus reiner Freude an der Musik singen oder ob ihre Gesänge immer mit einem Zweck – Balzverhal-ten, Revierverteidigung, Paarbindung – verbunden sind. Bei Vögeln konnten britische Forscher in der Tat in Expe-rimenten erhöhte Serotoninspiegel während des Gesangs nachweisen. Al-lerdings ist es schwierig, emotionale Zustände bei Tieren zu messen. Tho-mas Geissmann äussert sich zurück-haltend, ob Gibbongesänge neben ih-rer biologischen Funktion auch der Befindlichkeit dienen.

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Fachgebiet

seit vielen Jahren existiere in der mi-krobiologischen Forschercommunity eine Diskussion darüber, was ein Mi-nimalgenom ausmache. Die Grösse allein ist es nicht: Erwünscht ist auch, dass keine Genabschnitte auftauchen, deren Zweck unbekannt ist.

UNBEKANNTE GENFUNKTIONEN

Und da liegt der Knackpunkt: Von den 473 Genen, die JCVI-syn3.0 in sich trägt, ist von 149 die Funktion nicht

«Bei gut der Hälfte der Gene haben die Forscher nicht einmal eine Idee, welchen Zellbereich sie beeinflussen.»

bekannt. Bei 79 von ihnen haben die Forscher nicht einmal eine Idee, wel-chen Zellbereich sie beeinflussen. Doch ganze 19 davon scheinen unmittelbar für das Überleben der Zelle unabding-bar zu sein, weitere 36 werden offen-bar benötigt, um das Wachstum der Zellkolonie zu beschleunigen. Einer der nächsten Schritte wird nun sein, die Funktionen dieser rätselhaften DNA-Abschnitte zu entschlüsseln. Bis dahin handelt es sich beim Erbgut von JCVI-syn3.0 «nur» um ein sehr kleines Genom. Ein Minimalgenom im eigent-lichen Sinne ist es nicht.Dennoch bezeichnet sich auch Budisa als «grossen Fan der Experimente» aus Craig Venters Laboren. Der US-Ameri-kaner gebe dem Forschungsfeld mit seinem öffentlichkeitswirksamen Auf-treten ein Gesicht und wisse, wie er auch kleine Ergebnisse zu Storys ma-chen kann. Dadurch sorgen sogar sol-che Forschungsergebnisse für viel Wir-bel, die eigentlich eine viel kleinere Meldung wert sind. Craig Venter steht eben für eine Marke, er ist ein Steve Jobs der Mikrobiologie. «Wenn die Stu-die jemand anderes veröffentlicht hät-te, hätte vermutlich niemand reagiert», schätzt Budisa.

Quelle

Caroline Ring/spektrum.de, April 2016

DIE HOFFNUNG DER FORSCHENDEN

Mikrobiologen erhoffen sich von einem solchen synthetischen Erbgut die Rea-lisierung von künstlichen Zellen als «Bioreaktoren». Ihr genetischer Inhalt wäre bekannt, deshalb könnten sie ge-zielt für bestimmte Einsatzzwecke ver-ändert werden. Beispielsweise durch Einbau von Genen, mit denen die Zelle einen nützlichen Wirkstoff produziert. Da sie sich auf Grund ihres kleinen Genoms kaum an Veränderungen in ihrer Umwelt anpassen können, ist es unter kontrollierten Laborbedingun-gen so gut wie ausgeschlossen, dass sich unbemerkt Mutationen einschlei-chen. Umgekehrt wären derartige Or-ganismen ausserhalb der Labore nicht überlebensfähig, weil sie auf natürli-che Bedingungen nicht reagieren kön-nen – so hoffen es zumindest die For-scher, denn dann wäre sichergestellt, dass künftig keine veränderten Bakte-rien in die freie Wildbahn entwischen und dort Schaden anrichten.

PROBLEMATISCHE «ERSCHAFFUNG»

VON ORGANISMEN

Doch bis diese Ansätze und Spekula-tionen Realität werden, ist es noch ein langer Weg. Petra Schwille, Direktorin des Max-Planck-Instituts für Bioche-mie in Martinsried, äussert sich be-züglich der Erschaffung des neuen Mikroorganismus eher verhalten: Technisch sei das sehr beeindruckend,

«aber es stösst an ähnliche Probleme wie viele Evolutionsansätze im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts: Leben künstlich zu optimieren, zumal durch Minimierung, scheint nicht so recht zu funktionieren.»Denn auch die aktuelle Studie erfüllt nicht die Erwartungen, welche die Venter-Forscher ursprünglich an das Experiment hatten. «Das Prinzip des Minimalgenoms erscheint auf den ers-ten Blick einfach», so schreiben sie es selbst in «Science». «Bei näherer Be-trachtung entpuppt es sich jedoch als unerwartet komplex.» Noch 2005 schätzten Mikrobiologen des JCVI im Fachmagazin «Proceedings of the Na-tional Academy of Sciences», dass für ein Minimalgenom rund 400 Gene not-wendig sind. Dieser Wert wurde mit den 473 Genen von JCVI-syn3.0 nicht nur weit überschritten, sondern ist auch nur wenig kleiner als das 525 Gene umfassende Genom des natür-lich vorkommenden M. genitalium, das bisher als kleinstes bekanntes Myco-plasma-Erbgut galt. «Für wirklich leistungsfähige Orga-nismen scheint eher Komplexität Trumpf zu sein», so Schwille. «Man darf die Studie nicht kleinreden, aber den Kern der Sache hat sie nicht ge-troffen.» So schätzt den neuen Orga-nismus auch Nediljko Budisa ein, Pro-fessor am Institut für Chemie an der Technischen Universität Berlin. Schon

Die Entschlüsselung des Genoms ist weit fortgeschritten, dennoch gibt es noch eine Vielzahl

unbekannter Genfunktionen.

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Fachgebiet

TAUBENSCHWÄNZCHENS WAHL

Ist es allein die Farbenpracht, mit der die Sommerwiesen-Gewächse ihre Bestäuber anlocken? Die Bio-login Karin Gross hat dazu Über-raschendes herausgefunden.

Eine grosse, blumenreiche Wiese im Frühsommer leuchtet in allen Farben. Die Biologin Karin Gross vom Institut für Systematische Botanik der UZH geht bedachtsam über die Grünfläche, sie interessiert sich für eine Pflanze ganz besonders. Es ist eine heimische Orchideenart, die Mückenhandwurz, mit dem botanischen Namen Gymna-denia conopsea. Den deutschen Namen verdankt die Pflanze der Form ihrer Blüten, die mit ihrem gebogenen Sporn an kleine Mücken erinnern.

ÜPPIGE TETRAPLOIDE

Die einzelnen Exemplare der Mücken-handwurz auf der Wiese unterschei-den sich voneinander. Dort steht eine prächtige, mit lilavioletten Blüten, sie duftet auch anders als ihre Artgenos-sin, die nur einige Meter entfernt ein blasseres Leben fristet. Sie kommt farblich als auch von der Grösse her

Quelle

Marita Fuchs, www.news.uzh.ch, Universität

Zürich (Juli 2015)

bescheidener daher. Der Unterschied liegt in der Genetik. Die «bescheidene» Mückenhandwurz hat zwei, die üppige vier Chromosomensätze, die Biologen sprechen von diploiden oder tetraploi-den Pflanzen.

SCHWÄRMER STEHEN NICHT AUF ROT

Karin Gross ging für ihre Dissertation einer interessanten Forschungsfrage nach: Orientieren sich Bestäuber an der Farbe und bevorzugen sie die grös-seren und üppigeren Orchideen mit dem kräftigen Violett? Dazu hat sie das Verhalten des Tau-benschwänzchens (Macroglossum stel-latarum) untersucht. Es bevorzugt Orchideen, weil es mit seinem langen Rüssel den Nektar der Blüten gut auf-nehmen kann. Anders als andere Schwärmerarten ist es nicht nachts, sondern tagsüber aktiv und fliegt von Orchidee zu Orchidee. Lässt es sich dabei von der Farbe leiten? Das erstaunliche Ergebnis: Dem Tau-benschwänzchen ist die Farbe egal. Es orientiert sich wahrscheinlich an der Grösse, der Anzahl der Blüten oder am Duft, nicht aber an der Farbe. Karin Gross' Studie wurde kürzlich im Jour-nal «Annals of Botany» veröffentlicht.

OBJEKTIVE FARBMESSUNG

Insekten nehmen die Farben der Blü-ten anders wahr als der Mensch. Das liegt an den unterschiedlichen Farbre-zeptoren der Facettenaugen. Das Tau-

benschwänzchen kann die Farbe Rot nicht sehen. Dafür kann es Farben im UV-Bereich des Lichtes wahrnehmen, die für den Menschen unsichtbar sind. Karin Gross hat mit speziellen licht-messenden Verfahren wie der Spektro-photometrie die Farbreflexion der dip-loiden und der tetraploiden Blüten der Mückenhandwurz untersucht. An-schliessend verwendete sie Angaben über die Farbempfindlichkeit der Netz-haut-Rezeptoren des Schwärmers und analysierte die Farbwahrnehmung des Taubenschwänzchens. So konnte sie nachweisen, dass über-raschenderweise nicht die Blütenfarbe dafür verantwortlich ist, dass Tauben-schwänzchen bevorzugt die prächtigs-ten Exemplare bestäuben. «Wahr-scheinlich geben die Grösse, die Anzahl der Blüten und der Duft den Ausschlag», sagt die Biologin. Das ist aber erst eine Vermutung. Welches Kriterium die Taubenschwänzchen bei der Wahl ihrer Blüten tatsächlich lei-tet, muss erst noch erforscht werden.

Mückenhandwurz: Die Orchideenart lockt ihre

Bestäuber wider Erwarten nicht mit der Blüten-

farbe an.

Taubenschwänzchen im Anflug auf eine Blüte.

Auf Beobachtungstour in der Natur:

Die Biologin Karin Gross.

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Fachgebiet

nisms of evolution, phylogenetic analy-sis, population dynamics, population genetics, social evolution, speciation and types of selection.ETH Zürich, Herbstsemester 2016

VORLESUNG PFLANZLICHE SYMBIOSEN

Eines der spannendsten und aktuells-ten Themen der Pflanzenbiologie ist das Wechselspiel von Pflanzen mit Mi-kroorganismen, Tieren und anderen Pflanzen. Wir nennen dieses Wechsel-spiel «Symbiose» im Sinne von Anton de Bary, der den Begriff 1879 geprägt hat. Bei Anton de Bary können solche Symbiosen für die Pflanze sowohl po-sitiv wie auch negativ sein, ähnlich wie in der Psychologie, welche den Begriff der Symbiose für zwischenmenschli-che Beziehungen übernommen hat.Wie gestaltet sich das Zusammenleben von Pflanzen mit andern Organismen, und wie können sie zwischen «guten» und «gefährlichen» Partnern unter-scheiden? Diese Fragen sind Kernfra-gen der aktuellen Forschung im Gebiet der Botanik, besonders auch am De-partement für Umweltwissenschaften der Universität Basel, und sie stehen deshalb auch im Mittelpunkt dieser Vorlesung. Sie konzentriert sich auf das Zusammenspiel von Pflanzen und Mikroorganismen (engl. «Plant-Micro-be Interactions») und gliedert unsere Darstellung in die «guten», mutualis-tischen Symbiosen (Mykorrhiza, bak-terielle Symbiosen zur Stickstoff-Fixa-tion, Flechten) und in die «bösen» antagonistischen Symbiosen, bei de-nen mikrobielle Krankheitserreger oder Insekten auf Kosten der Pflanze leben und sie ausnützen und schwä-chen oder sogar abtöten.Universität Basel, Herbstsemester 2016

BEISPIELE AUS DER LEHRE AN

SCHWEIZER UNIVERSITÄTEN

Die folgende Zusammenstellung vermittelt einen Eindruck von der Breite des Lehrangebotes an Schweizer Universitäten. Die ak-tuellen Vorlesungsverzeichnisse finden Sie auf den Webseiten der Universitäten. Da viele Lehrver-anstaltungen in englischer Spra-che gehalten werden, sind die entsprechenden Beschreibungen ebenfalls auf Englisch.

BLOCKKURS VERHALTENSBIOLOGIE

Integriert in laufende Forschungsvor-haben im Freiland und im Labor wer-den in Kleingruppen selbstständige verhaltensbiologische Projekte durch-geführt. Thematisch beschäftigen sich diese mit den proximaten und ultima-ten Aspekten von Sozialverhalten, mit Soziogenetik, Brutpflege, Kommuni-kation und Kognition. In Seminaren werden die Grundlagen wissenschaft-licher Tätigkeit vermittelt: Hypothe-sen geleitete Versuchsplanung, Daten-aufnahme und -auswertung, Diskus- sion und Interpretation von Ergebnis-sen, mündliches und schriftliches prä-sentieren eigener Arbeiten. Universität Zürich, Frühjahrsemester 2016

VORLESUNG «MOLECULAR GENETICS

OF MODEL ORGANISM DEVELOPMENT»

This course is an introduction into some of the most popular animal model systems used for the study of develop-ment. These will include Xenopus, mice, Drosophila, C. elegans, and Zeb-ra fish. In doing so we will critically evaluate the value of different techni-cal approaches that are being used for the study of development. Further em-phasis will be on presenting key expe-riments and results obtained with each system, and on presenting the most recent research that is being per-formed in these systems. Topics may

vary from year to year but are likely to include transcriptional, translational and posttranslational regulation of gene expression. We will also analyze the function of chromatin structure, signaling pathways and mRNA locali-zation during cellular differentiation. While analyzing different pathways, we will focus on identifying molecules that drive cell fate determination and patterning during development and on their mode of action.Universität Bern, Herbstsemester 2016

VORLESUNG INTRODUCTION TO

EVOLUTIONARY BIOLOGY

This course introduces important questions about the evolutionary pro-cesses involved in the generation and maintenance of biological diversity ac-ross all domains of life and how evolu-tionary science investigates these questions. Topics likely to be covered in this course include research me-thods in evolutionary biology, adapta-tion, evolution of sex, evolutionary transitions, human evolution, infec-tious disease evolution, life history evolution, macroevolution, mecha-

Zebrafische werden benutzt, um verschiedene

Zugänge zum Studium der Entwicklung auf-

zuzeigen.

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Biologie | PERSPEKTIVEN

19Inserat

PERSPEKTIVEN:

STUDIENRICHTUNGEN UND

TÄTIGKEITSFELDER

Die 48-teilige Heftreihe bietet einen vertieften Einblick in die Studienrichtungen

und Tätigkeitsfelder, die an Schweizer Hochschulen studiert werden können.

Dabei werden exemplarisch Themen der jeweiligen Fachgebiete vorgestellt,

übersichtliche Darstellungen der Studienfächer und Studienprogramme

unterstützen den Studienwahlprozess. Die Laufbahnbeispiele bieten einen span-

nenden und praxisnahen Einblick. Die Hefte werden im Vier-Jahres-Rhythmus

überarbeitet. Pro Jahr erscheinen zwölf Hefte zu unterschiedlichen Studienrich-

tungen, die sowohl im Abonnement wie auch als Einzelheft erhältlich sind.

Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung | Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB

SDBB Verlag | Haus der Kantone | Speichergasse 6 | 3011 Bern | Tel. 031 320 29 00 | [email protected] SDBB Vertrieb | Industriestrasse 1 | 3052 Zollikofen | Tel. 0848 999 001 | [email protected]

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2016

• Med. Beratung & Therapie

• Theologie, Religionswissenschaft

• Informatik

• Medien und Information

• Heil- und Sonderpädagogik

• Materialwissenschaft, Nanowissen-

schaften, Mikrotechnik

• Soziale Arbeit

• Tourismus, Hotelmanagement/Facility

Management

• Umweltwissenschaften

• Elektrotechnik und Informations-

technologie

• Biologie

• Psychologie

2017

• Theater, Tanz und Film

• Chemie, Biochemie

• Sprachwissenschaft

• Anglistik

• Mathematik und Rechnergestützte

Wissenschaften

• Pflege, Geburtshilfe

• Interdisziplinäre Naturwissenschaften

• Wirtschaftswissenschaften

• Medizin

• Soziologie, Politikwissenschaft

• Erziehungswissenschaften

• Altertumswissenschaften

2018

• Geowissenschaften

• Musik, Musikwissenschaften

• Unterricht Volksschule

• Bau und Planung

• Agrarwissenschaft, Forstwissenschaft,

Lebensmittelwissenschaft

• Architektur

• Veterinärmedizin

• Design

• Slavistik, Osteuropa-Studien

• Maschinenbau, Maschineningenieur-

wissenschaften

• Romanistik

• Geschichte

2019

• Germanistik, Nordistik

• Physik

• Sport- und Bewegungswissenschaften

• Pharmazeutische Wissenschaften

• Rechtswissenschaft und Kriminal-

wissenschaften

• Kunstgeschichte

• Ethnologie, Kulturanthropologie

• Internationale Studien

• Kunst

• Philosophie

• Asienwissenschaften und Orientalistik

• Unterricht Mittel- und Berufsfach-

schulen

Alle Perspektivenhefte im Überblick

www.perspektiven.sdbb.ch

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PERSPEKTIVEN | Biologie

20202020

STUDIUM21 BIOLOGIE STUDIEREN

24 STUDIENMÖGLICHKEITEN IN BIOLOGIE

29 VERWANDTE STUDIENRICHTUNGEN UND ALTERNATIVEN ZUR HOCHSCHULE

30 WISSENSWERTES RUND UMS STUDIEREN

34 PORTRÄTS VON STUDIERENDEN

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Biologie | PERSPEKTIVEN

21Studium 21

BIOLOGIE STUDIEREN

In der Biologie werden biologische Prozesse erforscht und Konzepte, die das Leben auf verschiedenen Ebenen erklärt, entwickelt. Das dafür nötige Wissen und die entsprechenden Kompetenzen werden im Biologiestudium vermittelt. Faszination für die Prozesse des Lebens, Freude an Naturwis-senschaften und vielleicht ein bisschen Durchhaltevermögen sollte mit-bringen, wer ein solches Studium erfolgreich absolvieren möchte.

Was braucht es sonst noch für Voraussetzungen? Und wie sieht ein Biologiestudium überhaupt aus? Das folgende Ka-pitel vermittelt Ihnen die wichtigsten Informationen zum Biologiestudium und zu den Studienmöglichkeiten. Ausser-dem berichten Biologiestudierende über Erfahrungen in ihrem Studiumalltag.

PERSÖNLICHE VORAUSSETZUNGEN

Grundvoraussetzungen für ein Biologiestudium sind Begeis-terung für die Natur und Achtung vor dem Leben sowie das Interesse an biologischen Prozessen und Systemen, an Le-bewesen wie Mikroben, Pflanzen oder Tieren, deren Funk-tionsweise und Verhalten. Ebenfalls wichtig sind wissen-schaftliche Neugier, logisches Denken, Freude am sorgfältigen Beobachten, Analysieren, Strukturieren und Berechnen, systematisches Denkvermögen, Fleiss, Durch-haltewille und hohe Frustrationstoleranz, aber auch manu-elle Geschicklichkeit, Kommunikations- und Teamfähig-keit. Zudem kommt ein Biologiestudium ohne die benachbarten Disziplinen nicht aus. Deshalb ist ein Interesse für die Grundlagenfächer Mathematik, Physik und Chemie unab-dingbar. Nötig sind auch Informatikkenntnisse bzw. die Bereitschaft, diese zu erwerben und anzuwenden. Nicht zu unterschätzen ist die praktische Arbeit im Studium: Freude am Arbeiten im Labor sollte vorhanden sein. Englisch ist die internationale Arbeitssprache der Biologie. Entsprechen-de Kenntnisse sind deshalb Voraussetzung für das Lesen von Publikationen, zum Teil aber auch für die eigene For-schungstätigkeit. Wer unsicher ist, ob die Mathekenntnisse aus dem Gymnasium ausreichen oder zu lange zurücklie-gen, kann an einigen Universitäten kurz vor Studienbeginn einen Mathe-Intensivkurs besuchen. Interesse und Begeisterungsfähigkeit nennt auch Nicolas Brancucci rückblickend als nötige Voraussetzungen für das Studium in Biologie. Nicolas Brancucci hat an der Univer-sität Basel studiert und forscht mittlerweile am «Wellcome Trust Centre» für Molekulare Parasitologie an der Univer-sity of Glasgow: «Während des Grundstudiums braucht man vor allem Interesse für bekannte und mehr oder weniger gut erforschte Konzepte in der Biologie. Hier schliesst das Stu-dium lückenlos oder gar mit einigen Überschneidungen an

die Schulzeit an. Im Masterstudium ist die Begeisterungs-fähigkeit, Neues zu erforschen, unabdingbar. Auch erfordert es einiges an Durchhaltevermögen, denn es geht alles im-mer viel langsamer als erwartet. Ich würde zukünftigen Studierenden raten, sich nicht durch vermeintliche Hürden wie Mathematik, Physik und Chemie abschrecken zu lassen. Mit dem nötigen Einsatz sind diese überwindbar.»

GRUNDKONZEPTE VERSTEHEN IM BACHELORSTUDIUM

Die Inhalte eines Biologiestudiums fallen je nach Hochschu-le etwas unterschiedlich aus. An allen Hochschulen werden zu Beginn des Bachelorstudiums jedoch die theoretischen

«Zu Beginn des Bachelorstudiums werden die theoretischen Grundlagen vermittelt und die Studierenden haben nur wenige Wahlmöglichkeiten. In Praktika und Projektarbeiten können sie ihr theoretisch erworbenes Wissen frühzeitig umsetzen.»

Grundlagen vermittelt. Dabei stehen vor allem die natur-wissenschaftlichen Grundlagen in den Pflichtfächern Phy-sik, Chemie, Mathematik und Informatik im Vordergrund – die Biologie spielt noch keine dominierende Rolle und die Studierenden haben nur wenige Wahlmöglichkeiten. In Praktika und Projektarbeiten können sie ihr theoretisch erworbenes Wissen frühzeitig umsetzen. Je nach Hochschu-le werden sehr unterschiedliche, zum Teil aber auch sehr ähnliche Schwerpunkte angeboten. Thematisch umfassen die Pflichtvorlesungen ein breites

WISSENSWERTES RUND UMS STUDIEREN

Was sind ECTS-Punkte? Wie sind die Studiengänge an den

Hochschulen strukturiert? Was muss ich bezüglich Zulassung

und Anmeldung beachten? Was kostet ein Studium?

Im Kapitel «Wissenswertes rund ums Studieren», ab Seite 30,

haben wir die wichtigsten Grundinformationen zu einem

Studium zusammengestellt.

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Studium22

und seine Ergebnisse in eine druck-reife Form zu bringen. Zahlreiche Masterstudien stehen für eine Vertie-fung zur Wahl.

FÄCHERKOMBINATIONEN

An fast allen Hochschulen ist das Bio-logiestudium ein Monofach, es werden also keine Nebenfächer (Minors) ge-wählt. Ausnahmen: An der Universität Freiburg wird das Hauptfach Biologie mit einem bis zwei Nebenfächern er-gänzt. An der Universität Zürich kön-nen Wahlmodule zu einem Nebenfach ausgebaut werden.

Biologie als NebenfachWer sich zwar für Biologie interes-siert, aber doch lieber ein anderes Hauptfach studieren möchte, kann an einigen Universitäten Biologie in «ab-gespeckter» Form auch als Nebenfach oder Minor wählen (siehe «Besonder-heiten an den einzelnen Studienor-ten», Seite 28). Biologie als Nebenfach macht vor allem in Kombination mit einem zweiten Schulfach Sinn, wenn jemand Gymnasiallehrperson werden möchte.

Spektrum von Zoologie, Botanik und Ökologie bis hin zur Entwicklungs-, Zell-, Mikro- und Strukturbiologie. Dementsprechend ist es nicht möglich, tief in die Materie einzudringen. Es geht vielmehr darum, anhand von Bei-spielen die Grundkonzepte der jeweili-gen Gebiete zu erfassen. Im Gegensatz zur Gymnasialzeit finden die Prüfun-gen fast ausschliesslich am Ende jedes Semesters statt. Gegen Ende des Bachelorstudiums er-hält man – beispielsweise in Blockkur-sen – meistens Einblick in die prakti-sche Arbeitsweise der einzelnen Gebiete. Oft besteht die Möglichkeit, persönliche Schwerpunkte zu setzen, die im Masterstudium weiter vertieft werden können. Spätestens dann wird den meisten Biologiestudierenden klar, welche Gebiete sie am meisten interessieren.

FORSCHUNG IM MASTERSTUDIUM

Im Masterstudium steht dann die ei-gene Forschungstätigkeit im Zen-trum: Abgesehen von relativ wenigen Pflichtvorlesungen geht es darum, an einem eigenen Projekt zu forschen

Zukünftige Lehrpersonen für MaturitätsschulenWer später an einem Gymnasium un-terrichten möchte, braucht eine ent-sprechende Weiterbildung nach einem Masterabschluss in Biologie. Grund-sätzlich kann die Ausbildung zur Lehrperson an Maturitätsschulen mit

«Biologie als Nebenfach macht vor allem in Kombi-nation mit einem zweiten Schulfach Sinn, wenn jemand Gymnasiallehr-person werden möchte.»

einem oder zwei Schulfächern absol-viert werden. Das heisst, es wird spä-ter nur Biologie unterrichtet oder noch ein zweites Fach dazu. Für dieses zweite Fach gelten je nach Universität unterschiedliche Bedingungen. Allen gleich ist, dass im entsprechenden Fach eine gewisse Anzahl an Kredit-punkten während oder nach dem Bio-logiestudium erworben werden müs-sen. Details hierzu finden sich im

BACHELOR IN BIOLOGIE – 1. SEMESTER (STUNDENPLAN UNIVERSITÄT BERN, HERBSTSEMESTER 2016)

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag

8:15 – 9:00Experimental-

physik

Experimental-

physik Mathematik für

Biologie

Experimental-

physik9:15 – 10:00

Allgemeine

Chemie I

Mathematik

für Biologie

10:15 – 11:00Allgemeine

Chemie I

Allgemeine

Chemie I Grundlagen in

Ökologie und

Evolution

Grundlagen in

Ökologie und Evo-

lution

11:15 – 12:00Biodiversität der

Tiere I

Mathematik für

Biologie

12:15 – 13:00 Zellbiologie I Grundlagen in

Ökologie und

Evolution

Zellbiologie I Zellbiologie IAllgemeine

Chemie I

13:15 – 14:00

14:15 – 15:00Biodiversität der

TiereGenetik I

Praktikum Zellbio-

logie I (Gruppe A)

Praktikum Zellbio-

logie I (Gruppe B)15:15 – 16:00 Übungen Genetik

16:15 – 17:00 Übungen zu

Experimental-

physik17:15 – 18:00

Möglicher Stundenplan für Studierende im ersten Semester an der Universität Bern.

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23Studium

Biologie | PERSPEKTIVEN

entsprechenden Perspektivenheft oder auf www.berufsberatung.ch > Aus- und Weiterbildung > Hochschulen > Studiengebiete > Unterricht, Pädago-gische Berufe > Unterricht Mittel- und Berufsfachschulen

UNIVERSITÄT ODER

FACHHOCHSCHULE?

Biologie kann nur an einer Universität oder ETH studiert werden. An Fach-hochschulen werden die angewandten Bereiche der Biologie gelehrt wie Bio-technologie, Life Science Technologies, Medizininformatik oder Molecular Life Sciences. Siehe auch Perspektiven - heft «Interdisziplinäre Naturwissen-schaften», Editionsprogramm Seiten 66/67.

WEITERE INFORMATIONEN

Auf den Webseiten der Universitäten und ETH finden sich viele Informatio-nen zum Studium: Studienführer, Wegleitungen, Vorlesungsverzeichnis-se und vieles mehr. Auf www.berufsberatung.ch > Aus- und Weiterbildung > Hochschulen > Suche sind zudem detailliertere Anga-ben zu allen Studienprogrammen der

einzelnen Universitäten und ETH zu finden.Die Universitäten und ETH stellen an Infotagen für Maturandinnen und Maturanden ihre Studienprogramme vor – es lohnt sich, auch diese Angebo-te zu nutzen. Konkrete Daten sind gelistet auf www.swissuniversities.ch > Hochschulraum > Studieren in der Schweiz > Informationstage der Hoch-schulen.

UNGEKLÄRTE FRAGEN

VOR DEM STUDIUM?

Wer noch unsicher ist in seiner Stu-dienwahl, kann sich an die Studien- bzw. Berufsberatung des Wohnkan-tons wenden. In einem persönlichen Gespräch kann die Studienwahl disku-tiert werden. Adressen unter: www.adressen.sdbb.ch.

Bei Unsicherheiten in Bezug auf Stu-dieninhalte oder Studienorganisation sind Fragen am besten direkt ans In stitut bzw. Departement der Hoch-schule zu richten. Es können – wenn notwendig – auch Besprechungster-mine vereinbart werden. Die zu stän-dige Person im Institut, eine Studien-

Biologie-Laborantinnen und -Laboranten der ETH Zürich finden im neuen Lehrlabor eine moderne Ausstattung vor.

fachberaterin, ein Studienfachberater beantwortet Fragen, die im Zusam-menhang mit dem Studium auftau-chen können. Als Studienanfänger/in – und auch im Studium – ist es ab und zu erforderlich, Wege durch den Infor-mationsdschungel suchen zu müssen – das ist völlig normal. Dafür lieber einmal zu viel als zu wenig fragen.

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PERSPEKTIVEN | Biologie

24 Studium

Die folgenden Tabellen zeigen auf, wo in der Schweiz Biologie studiert werden kann. Es werden zuerst alle Bachelorstudienprogramme, an-schliessend die konsekutiven Masterstudienprogramme und schliesslich die interdisziplinären Studienprogramme vorgestellt. Ebenfalls wird auf die Besonderheiten der einzelnen Studienorte und die Nebenfach- Studienmöglichkeiten eingegangen.

Zu Beginn des Biologiestudiums sind die Inhalte an den verschiedenen Hoch-schulen ähnlich. Forschungsschwerpunkte, mögliche Spezialisierungen und Mas-terstudienprogramme unterscheiden sich hingegen. Es lohnt sich deshalb, die einzelnen Hochschulen und ihre Studienprogramme genauer anzuschauen. Ebenso ist es sinnvoll, den Übergang vom Bachelor- ins Masterstudium frühzei-tig zu planen – allenfalls empfiehlt es sich, für die gewünschte Masterstudien-richtung die Hochschule zu wechseln. Je nach Hochschule ist es möglich, nach einem Bachelorabschluss in Biologie auch einen eher fachfremden Masterstu-diengang zu wählen. Aktuelle und weiterführende Informationen finden Sie auf www. berufsberatung.ch/biologie sowie auf den Websites der Universitäten und der ETH.

STUDIENMÖGLICHKEITEN

IN BIOLOGIE

www.berufsberatung.ch/biologie

Weitere Informationen

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25

Biologie | PERSPEKTIVEN

Studium

Studiengang Vertiefungsrichtungen

Universität Basel: www.bio.unibas.ch

Biologie BSc Molekularbiologie

Tier- und Pflanzenbiologie

Integrative Biologie (Kombination der ersten

beiden)

Universität Bern: www.biology.unibe.ch

Biologie BSc Pflanzenwissenschaften

Ökologie und Evolution

Zellbiologie

Universität Freiburg, Université de Fribourg: www.unifr.ch/biology

Biologie BSc Organismenbiologie, Evolution und Ökologie

Molekularbiologie, Biochemie, Genetik und

Zellbiologie

Université de Genève: biologie.unige.ch

Biologie BSc Orientation biologie

Orientation préhistoire

Université de Lausanne: www.unil.ch/ecoledebiologie

Biologie BSc

Studiengang Vertiefungsrichtungen

Université de Neuchâtel: www.unine.ch/biol

Biologie BSc

Biologie et ethnologie

BSc

ETH Zürich: www.biol.ethz.ch

Biologie BSc

Universität Zürich: www.biologie.uzh.ch

Biologie BSc

BACHELORSTUDIEN AN UNIVERSITÄTEN

BSc = Bachelor of Science; BA = Bachelor of Arts

MASTERSTUDIEN AN UNIVERSITÄTEN

MSc = Master of Science; MA = Master of Arts

Bei einem Studium an einer universitären Hochschule geht man vom Master als Regelabschluss aus, obwohl auch ein erfolgreicher Abschluss eines Bachelorstudiums bei einigen Studien den Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht. Mit dem Master wird üblicherweise auch ein Spezialgebiet ge-wählt, das dann im Berufsleben weiterverfolgt und mit ent-sprechenden Weiterbildungen vertieft werden kann. Es sind folgende Master zu unterscheiden:

Konsekutive Masterstudienprogramme bauen auf ei-nem Bachelorstudienprogramm auf und vertiefen das fach-liche Wissen. Mit einem Bachelorabschluss einer schweize-rischen Hochschule wird man zu einem konsekutiven Masterstudium in derselben Studienrichtung, auch an einer anderen Hochschule, zugelassen. Es ist möglich, dass man

bestimmte Studienleistungen während des Masterstudiums nachholen muss.

Spezialisierte Master sind meist interdisziplinäre Stu-dienprogramme mit spezialisiertem Schwerpunkt. Sie sind mit Bachelorabschlüssen aus verschiedenen Studienrichtun-gen zugänglich. Interessierte müssen sich für einen Stu-dienplatz bewerben; es besteht keine Garantie, einen sol-chen zu erhalten.

Joint Master sind spezialisierte Master, die in Zusammen-arbeit mit anderen Hochschulen angeboten werden und teil-weise ebenfalls nach Bachelorabschlüssen verschiedener Studienrichtungen gewählt werden können.

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Studium

Studiengang Vertiefungsrichtungen/Schwerpunkte

Université de Lausanne: www.unil.ch/ecoledebiologie

Medical Biology MSc Immunologie et cancer

Métabolisme

Neurosciences

Pharmacologie et toxicologie

Behaviour, Evolution

and

Conservation MSc

Molecular Life Sciences

MSc

Université de Neuchâtel: www.unine.ch/biol

Biology MSc Chemical Ecology

Ecology and Environment

Evolution and Biodiversity

Animal Behaviour

Parasitology

Sustainable Agriculture

Biology-anthropology

ETH Zürich: www.biol.ethz.ch

Biologie MSc Ökologie und Evolution

Neurowissenschaften

Mikrobiologie und Immunologie

Zellbiologie

Molekulare Gesundheitswissenschaften

Biochemie

Pflanzenbiologie

Systembiologie

Strukturbiologie und Biophysik

Biologische Chemie

Universität Zürich: www.biologie.uzh.ch

Biology MSc Animal Behaviour

Anthropology

Cancer Biology

Developmental Biology

Ecology

Genetics

Human Biology

Immunology

Microbiology

Molecular and Cellular Biology

Neurosciences

Paleontology

Plant Sciences

Quantitative Biology and Systems Biology

Systematics and Evolution

Virology

Studiengang Vertiefungsrichtungen/Schwerpunkte

Universität Basel: www.bio.unibas.ch

Animal Biology MSc Biodiversität

Populationsbiologie

Naturschutzbiologie

Evolutionsbiologie

Populationsgenetik/-genomik

Entwicklungsbiologie

Verhaltensbiologie

Anatomie, Morphologie, Histologie

Parasitologie, Epidemiologie

Molecular Biology MSc Biochemie

Biophysik

Computational Biology

Entwicklungsbiologie

Genetik

Immunologie

Infektionsbiologie

Mikrobiologie

Neurobiologie

Pharmakologie

Strukturbiologie

Zellbiologie

Ecology MSc Biodiversität

Systemökologie und

Ökophysiologie

Populationsökologie

Naturschutzbiologie

Global Change Biologie

Alpine Ökologie

Plant Science MSc Pflanzliche Symbiosen

Biodiversität und Ökosystem

Funktionen

Physiologische Pflanzenökologie

und Klimawandel

Pflanze in Ökosystem: Pflanze im

Zentrum biogeochemischer

Kreisläufe

Universität Bern: www.biology.unibe.ch

Ecology and Evolution

MSc

Animal Ecology and Conservation

Behaviour

Evolution

Plant Ecology

Molecular Life Sciences

MSc

Biochemistry/Chemical Biology

Cell and Molecular Biology

Microbiology/Immunology

Neuro- and Developmental Biology

Plant Physiology

Universität Freiburg, Université de Fribourg: www.unifr.ch/biology

Biology MSc Biochemie

Ökologie und Evolution

Neuro- und Entwicklungsbiologie

Pflanzen-Mikroben Interaktionen

Université de Genève: http://biologie.unige.ch

Biologie MSc Biodiversité et Systématique

Bioinformatique et analyse des données en

biologie

Sciences moléculaires du végétal

Génétique, Développement et Evolution

Sans orientation spécifique

KONSEKUTIVE MASTERSTUDIEN AN UNIVERSITÄTEN

In der folgenden Tabelle sind die konsekutiven Masterstudien aufgeführt, die sich nach einem Studium der Biologie anbieten.

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Studium

INTERDISZIPLINÄRE UND SPEZIALISIERTE MASTERSTUDIEN

Die folgenden Studienprogramme bewegen sich an der Schnittstelle von Biologie zu anderen wissenschaftlichen Disziplinen, häufig handelt es sich um Spezialisierte Master. Bei diesen Masterstudienprogrammen bestehen zum Teil spezielle Zulassungsbedingungen. Informationen dazu fin-den Sie unter: www.berufsberatung.ch/uniinfo

In der folgenden Tabelle sind einige Beispiele gelistet für solche interdisziplinären Masterstudienprogramme, die sich nach einem Studium der Biologie anbieten. Detaillierte In-formationen zu diesen Masterstudienprogrammen können bei der betreffenden Hochschule eingeholt werden.

Studiengang Inhalte

Universität Basel: www.bio.unibas.ch

Epidemiology MSc Advances in Infection Biology, Epidemiology

and Global Public Health; Biostatistics;

Chronic disease and molecular epidemio-

logy; Data analysis in Epidemiology; Epide-

miological Concepts/exposure assessment/

Methods; Interdisciplinary Research in

Epidemiology and Infection Biology; Key

Issues in International and Publick Health;

Statistical modelling

Infection Biology MSc Advances in Infection Biology, Epidemiology

and Global Public Health; Applied Bioinfor-

matics; Concepts in molecular Epidemio-

logy; Drug Discovery and Development for

Parasitic Diseases; Evolution of host-parasite

interactions; Immunology of Infection; Inter-

disciplinary Research in Epidemiology and

Infection Biology; Molecular Parasitology;

Topics in Host-Parasite Interactions

Universität Bern: www.climatestudies.unibe.ch

Climate Sciences MSc Climate and Earth System Science; Atmos-

pheric Science; Economics; Economic, Social

and Environmental History; Statistics

Studiengang Inhalte

Universität Bern/Université de Fribourg: www.bioinformatics.unibe.ch

Bioinformatics and

Computational Biology

MSc

Université de Genève: http://biologie.unige.ch

Neurosciences MSc Bases neurobiologiques cellulaires et molé-

culaires; Méthodologie, analyse du signal,

statistique; Sciences cognitives et affectives

Sciences de

l‘environnement MSc

Biodiversité, écosystèmes et société; Climat,

impacts climatiques et gouvernance; Déve-

loppement durable, urbanisation et action

publique; Engergie; Sciences de l’eau

Universités de Lausanne et de Neuchâtel: www.unine.ch/biol

Biogeosciences MSc

Universität Zürich: www.biologie.uzh.ch

Life Sciences (Fast

Track) MSc

Verschiedene Richtungen: vgl. konsekutive

Master der Biologie an der Universität Zürich

Biostatistics MSc

MSc = Master of Science

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Studium

Universität BaselDie Masterprogramme werden mehr-heitlich in englischer Sprache ange-boten. Vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) werden zwei spezialisierte Master programme – in Epidemiologie bzw. Infektionsbiologie – durchge-führt.

Universität BernIm Biologiestudium stehen Biomolekü-le, Zellen sowie Pflanzen und Tiere im Zentrum der Forschungs- und Lehrtä-tigkeit. Die Unterrichtssprache in al-len Masterstudienprogrammen ist mehrheitlich Englisch.

Universität Freiburg/Université de FribourgDer Bachelor ist zweisprachig (deutsch/französisch) und verlangt die Wahl von einem oder zwei Zusatzfächern (Nebenfächern) im Umfang von 60

ETCS oder zweimal 30 ETCS. Es kön-nen auch Veranstaltungen an den Uni-versitäten Neuenburg oder Bern be-sucht werden (im Rahmen der Vereinbarung BeNeFri). Die Unter-richtssprache im Biologiemaster ist Englisch; Studierende können die Sprache für die Prüfungen wählen (Englisch, Deutsch, Französisch).

ETH ZürichNach dem ersten Jahr des Bachelor-studiums wird eine Basisprüfung über den gesamten theoretischen Stoff ab-gelegt, danach finden Einzelprüfun-gen, schriftliche Arbeiten oder andere Leistungskontrollen statt. Die Unter-richtssprache im Masterstudium ist mehrheitlich Englisch.

Universität ZürichIm Biologiestudium können ein bis zwei Nebenfächer gewählt werden, was aber nicht Bedingung ist. Alle

BESONDERHEITEN AN DEN UNIVERSITÄTEN

Masterstudienprogramme werden in Englisch abgehalten. Zusätzlich zu den konsekutiven Masterstudienpro-grammen wird der Master of Science in Life Sciences (Fast Track) angebo-ten. Dieser spezialisierte Master rich-tet sich an Studierende, die eine Kar-riere in der Forschung anstreben. Die Studierenden sind bereits während des Masterstudiums von der Universität angestellt und können Veranstaltun-gen für das Doktoratsstudium besu-chen. Die Doktorarbeit schliesst naht-los an die Masterarbeit an.

Biologie als NebenfachDie Universitäten Basel, Bern, Frei-burg und Zürich bieten Biologie als Minor, Neben-, Zusatz- oder Zweitfach an.

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Studium

VERWANDTE STUDIENRICHTUNGEN

UNIVERSITÄT PERSPEKTIVENHEFT

Studienrichtung Weitere Informationen

Biochemie Chemie und Biochemie

Biomedizinische Wissenschaften Interdisziplinäre Naturwissenschaften

Computational Sciences

z.B. mit Major in Computational Biology

Mathematik und Rechnergestützte

Wissenschaften

Interdisziplinäre Naturwissenschaften Interdisziplinäre Naturwissenschaften

Life Sciences Interdisziplinäre Naturwissenschaften

Umweltnaturwissenschaften Umweltwissenschaften

FACHHOCHSCHULE PERSPEKTIVENHEFT

Studienrichtung Weitere Informationen

Biotechnologie Interdisziplinäre Naturwissenschaften

Life Science Technologies Interdisziplinäre Naturwissenschaften

Medizininformatik Informatik, Wirtschaftsinformatik

Molecular Life Sciences Interdisziplinäre Naturwissenschaften

Im Folgenden sind einige Beispiele von Studienrichtungen aufgelistet, die teil-weise ähnliche Fragestellungen und Themen abdecken wie die Biologie.Informationen zu den «Perspektiven»-Heften sind zu finden auf www.perspektiven.sdbb.ch.

Ebenso sind zu den einzelnen Studien-richtungen aktuelle Informationen auf www.berufsberatung.ch abzurufen.

AUSBILDUNGEN

Forstwart/in EFZ

Gärtner/in EFZ

Gemüsegärtner/in EFZ

Laborant/in EFZ

Landwirt/in EFZ

Lebensmitteltechnologe/-login EFZ

Pferdefachmann/-frau EFZ

Tierpfleger/in EFZ

Winzer/in EFZ

Zoologische/r Präparator/in EFZ

ALTERNATIVEN ZUR HOCHSCHULE

Wer nicht sicher ist, ob ein Studium an einer Hochschule das Richtige ist, fin-det in den meisten Fachgebieten der Hochschulen auch attraktive andere Ausbildungswege. Zum Beispiel über eine berufliche Grundbildung, even-tuell mit Berufsmaturität. sowie an-schliessende Weiterbildungswege in der Höheren Berufsbildung (Berufs-prüfungen, Höhere Fachprüfungen, Höhere Fachschulen).Über Berufe, Ausbildungen und Funk-tionen in der Höheren Berufsbildung informiert ausführlich die Heftreihe «Chancen: Weiterbildung und Lauf-bahn» (siehe auch Seite 4). Die Hefte (z.B. «Nahrung» oder «Natur») liegen in jedem Berufsinformationszentrum BIZ auf.

Auch die Berufs-, Studien- und Lauf-bahnberatung kann bei den Fragen zu Studium und Laufbahn behilflich sein. Adressen der Stellen: www.adressen.sdbb.ch

Nebenstehend drei Grundbildungen, in denen Biologie einen wichtigen Stel-lenwert hat und die zahlreiche Weiter-entwicklungsmöglichkeiten bieten.

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Studium

TYPISCH UNIVERSITÄT

In der Regel Zugang mit der gymnasialen Maturität

Wissenschaftlich ausgerichtetes Studium: Grundlagen-

forschung und Erwerb von Fach- und Methodenkenntnissen

Meist keine spezifische Berufsausbildung, sondern Erwerb einer

allgemeinen Berufsbefähigung auf akademischem Niveau

Studium in der Regel gemäss vorgegebenen Richtlinien

individuell organisiert

Studium in wechselnden Gruppen

Oft Möglichkeit, Neben- und Zusatzfächer zu belegen

Master als Regelabschluss

Lernkontrollen am Semesterende

Studium als Vollzeitstudium konzipiert

TYPISCH FACHHOCHSCHULE

In der Regel Zugang mit Berufsmaturität

Angewandte Forschung und hoher Praxisbezug, enge Zusam-

menarbeit mit der Wirtschaft und öffentlichen Institutionen

Oft Ausbildung zu konkreten Berufen inkl. Arbeitserfahrungen

(Praktika) in verschiedenen Institutionen

Mehr oder weniger vorgegebene Studienstruktur mit wenig

Wahlmöglichkeiten

Studium oft in fixen Gruppen

Studiengänge als Monostudiengänge konzipiert,

Wahl von Schwerpunkten möglich

Bachelor als Regelabschluss (Ausnahmen: Kunst, Musik, Theater,

Psychologie und Unterricht Sekundarstufe)

Lernkontrollen laufend während des Semesters

Studiengänge oft als Teilzeitstudium oder

berufsbegleitend möglich

WISSENSWERTES RUND UMS STUDIERENDie folgenden Informationen gel-ten grundsätzlich für alle Studien- fächer an allen Hochschulen in der Schweiz. Spezielle Hinweise zu den Fachgebieten finden Sie weiter vorne im Heft bei der Be-schreibung des jeweiligen Stu- diums.

STUDIENLEISTUNGEN, ECTS

Alle Studienleistungen (Vorlesungen, Arbeiten, Prüfungen usw.) werden in Kreditpunkten (ECTS) ausgewiesen. Ein Kreditpunkt entspricht einem Arbeitsaufwand von 25 bis 30 Stun-den. Bei einem Vollzeitstudium er-wirbt man 60 ECTS-Punkte pro Jahr. Die ECTS-Punkte erhält man, wenn ein Leistungsnachweis wie z. B. eine Prüfung oder ein Referat erfolgreich absolviert wurde.

BACHELOR UND MASTER

An den Hochschulen ist das Studium aufgeteilt in ein Bachelor- und ein Masterstudium. Das Bachelorstudium dauert drei Jahre, das Masterstu-dium in der Regel eineinhalb bis zwei Jahre (90 bis 120 ECTS). Vorausset-zung für die Zulassung zu einem Mas-terstudium ist ein Bachelorabschluss in derselben Studienrichtung. An den Universitäten gilt der Mas- ter als Regelabschluss. An den Fach-hochschulen ist der Bachelor der Re-gelabschluss. Es werden aber auch an Fachhochschulen in vielen Studien-richtungen Masterstudiengänge an-geboten. Hier gelten jedoch teilweise spezielle Aufnahmekriterien.

HOCHSCHULTYPEN

Die Schweiz kennt drei verschiedene Hochschultypen: Universitäre Hoch-

schulen mit den kantonalen Uni- versitäten und den Eidgenössischen Technischen Hochschulen, Fachhoch-schulen (FH) und Pädagogische Hoch-schulen (PH). Die PH sind für die Lehrer/innenausbildungen zuständig und werden in den meisten Kantonen den FH angegliedert.

MAJOR, MINOR, MONO-, HAUPT-,

NEBEN- UND ERGÄNZUNGSFÄCHER

Das Bachelorstudium an einer uni-versitären Hochschule besteht entwe-der aus einem Hauptfach (Major), kom-biniert mit einem oder mehreren Nebenfächern (Minor), zwei Hauptfä-chern oder einem Monofach, wie es z. B. in vielen Naturwissenschaften und technischen Wissenschaften der Fall ist. Je nach Universität können diese Modelle leicht variieren. Auch das Masterstudium kann unterteilt

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Studium

Wechsel des Hochschultyps

Wer mit einem Fachhochschulbache-lor an eine universitäre Hochschule wechseln will oder umgekehrt, kann zu fachverwandten Studienrichtun-gen zugelassen werden. Es müssen je nach Fachrichtung Zusatzleistun- gen im Umfang von 20 bis 60 ECTS erbracht werden. Erkundigen Sie sich am besten direkt bei der Hochschule, an die Sie wechseln möchten.

ANMELDUNG ZUM STUDIUM

Universitäre Hochschulen

Der Anmeldetermin der universitä-ren Hochschulen ist der 30. April für das Herbstsemester. An einigen Uni-versitäten ist eine verspätete Anmel-dung mit einer Zusatzgebühr möglich. Bitte informieren Sie sich direkt an der jeweiligen Universität. Ein Studienbeginn im Frühjahrsse- mester ist nur teilweise möglich und wird nicht empfohlen, da viele Veran-staltungen und Kurse für Erstsemes-trige im Herbstsemester stattfinden. Das Portal www.swissuniversities.ch wartet mit einer Vielzahl von Infor-mationen auf zu Anerkennung, Zulas-sung, Stipendien etc.Informationen zum Ablauf des Anmel-de- und Immatrikulationsverfahrens jedoch sind auf der Homepage der je- weiligen Universität zu finden.

Fachhochschulen

Bei den Fachhochschulen sind die An-meldefristen und -verfahren unter- schiedlich, je nachdem, ob obligato-

rische Informationsabende, Aufnah-meprüfungen und/oder Eignungstests stattfinden. Informieren Sie sich di-rekt bei den Fachhochschulen.

Pädagogische Hochschulen

Bei den meisten Pädagogischen Hoch-schulen ist eine Anmeldung bis zum 30. April für das Herbstsemester mög-lich. Bitte informieren Sie sich auf den jeweiligen Websites.

ZULASSUNG ZUM BACHELOR

Universitäre Hochschulen

Bedingung für die Zulassung zum Bachelor an einer universitären Hochschule ist eine eidgenössisch an-erkannte gymnasiale Maturität oder ein gleichwertiger Ausweis sowie die Beherrschung der Studiensprache. Eine Berufsmaturität mit Passerel- le (spezielle Aufnahmeprüfung für BMS-Absolventen/-innen) gilt als gleichwertig zur gymnasialen Matu-rität. Für die Studiengänge in Medi-zin sowie Sportwissenschaften gibt es spezielle Eignungsverfahren.An den Universitäten Freiburg, Genf, Lausanne, Luzern, Neuenburg und der italienischen Schweiz ist es mög-lich, auch ohne gymnasiales Maturi-tätszeugnis zu studieren. Dabei kom-men besondere Aufnahmeverfahren zur Anwendung, die von Universität zu Universität, von Fakultät zu Fa-kultät verschieden sind. Unter an- derem wird ein bestimmtes Mindest- alter vorausgesetzt (30 in Freiburg, 25 in Genf, Neuenburg und Tessin).

sein in Haupt- und Nebenfächer. Die Studienstruktur wird von der Hoch-schule vorgegeben; hier lohnt sich ein Vergleich von Studienangeboten an unterschiedlichen Hochschulen.Die Studiengänge an den Fachhoch-schulen sind als Monostudiengänge organisiert. Häufig stehen – vor allem in den letzten Studiensemestern – bestimmte Vertiefungsrichtungen zur Wahl.

ÜBERGANG BACHELOR – MASTER

Innerhalb desselben Hochschultyps

Mit einem Bachelorabschluss einer schweizerischen Hochschule wird man zu einem konsekutiven Master-studium in derselben Studienrichtung auch an einer anderen Hochschule zugelassen. Es ist möglich, dass man bestimmte Studienleistungen wäh- rend des Masterstudiums nachholen muss. Konsekutive Masterstudien-gänge bauen auf einem Bachelorstu-diengang auf und vertiefen das fachli-che Wissen. Teilweise werden auch verschiedene konsekutive Master in Teildisziplinen einer Fachrichtung angeboten.Spezialisierte Master sind meist in-terdisziplinäre Studiengänge mit spezialisiertem Schwerpunkt. Sie sind mit Bachelorabschlüssen aus verschiedenen Studienrichtungen zu-gänglich. Interessierte müssen sich für einen Studienplatz bewerben.Joint Master sind spezialisierte Mas-ter, die in Zusammenarbeit mit ande-ren Hochschulen angeboten werden und teilweise ebenfalls nach Bache-lorabschlüssen verschiedener Studien- richtungen gewählt werden können. Master of Advanced Studies (MAS) sind nicht zu verwechseln mit kon- sekutiven und spezialisierten Mas-terstudiengängen. Es handelt sich hierbei um Weiterbildungsmaster, die sich an berufstätige Personen mit Studienabschluss richten (siehe Kapi-tel «Weiterbildung», Seite 42). Sie wer-den im Umfang von mindestens 60 ECTS angeboten. Master of Business Administration (MBA) oder Executive Master of Business Administration (EMBA) sind Beispiele für MAS im Bereich Betriebswirtschaft.

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PERSPEKTIVEN | Biologie

32 Studium

Fachhochschulen

Wer sich an einer Schweizer Fach-hochschule einschreiben will, benö-tigt eine abgeschlossene berufliche Grundbildung meist in einem mit der Studienrichtung verwandten Beruf plus Berufsmaturität oder eine ent-sprechende Fachmaturität. In den meisten Studiengängen wird man mit einer gymnasialen Maturität auf- genommen, wenn man zusätzlich ein in der Regel einjähriges Berufsprak-tikum absolviert hat. Ebenfalls ein in der Regel einjähriges Praktikum muss absolvieren, wer eine berufliche Grundbildung in einem fachfremden Beruf absolviert hat. In einigen Stu- dienrichtungen werden Aufnahme-prüfungen durchgeführt. In den Fachbereichen Gesundheit, Soziale Arbeit, Kunst, Musik, Theater, ange-wandte Linguistik und angewandte Psychologie werden ergänzend Eig-nungsprüfungen durchgeführt.

Pädagogische Hochschulen

Die Zulassungsvoraussetzung für die Pädagogischen Hochschulen ist in der Regel die gymnasiale Maturität. Je nach Vorbildung gibt es besondere Aufnahmeverfahren bzw. Regelun-gen. Erkundigen Sie sich direkt bei der entsprechenden Hochschule.

Studieninteressierte mit

ausländischem Vorbildungsausweis

Die Zulassungsstellen der einzelnen schweizerischen Hochschulen bestim-men autonom und im Einzelfall, unter welchen Voraussetzungen Studieren-de mit ausländischem Vorbildungs-ausweis zum Studium zugelassen werden.

TEILZEITSTUDIUM,

BERUFSBEGLEITENDES STUDIUM

Ein Bachelorabschluss (180 ECTS) dauert in der Regel drei Jahre, ein Masterabschluss (90 bis 120 ECTS) eineinhalb bis zwei Jahre. Je nach in-dividueller Situation kann das Stu-dium länger dauern. Wenn Sie aus finanziellen oder familiären Gründen von einer längeren Studienzeit ausge-hen, erkundigen Sie sich rechtzeitig über Möglichkeiten zur Studienzeit-verlängerung an Ihrer Hochschule. Allgemein gilt Folgendes:

Universitäten

An den Universitäten sind die Stu- dienprogramme als Vollzeitstudien konzipiert. Je nach Studienrichtung ist es aber durchaus möglich, neben dem Studium zu arbeiten. Statistisch gesehen wirkt sich eine Arbeit bis 20 Stellenprozent positiv auf den Studienerfolg aus. Der Kon-takt zum Arbeitsmarkt und der Er-werb von beruflichen Qualifikationen erleichtern den Berufseinstieg. Es gilt also, eine sinnvolle Balance von Stu-dium und Nebenjob während des Se-mesters oder in den Ferien zu finden.

Fachhochschulen

Zusätzlich zu einem Vollzeitstudien-gang bieten viele Fachhochschulen ihre Studiengänge als viereinhalbjäh-riges Teilzeitstudium (Berufstätigkeit möglich) bzw. als berufsbegleitendes Studium an (fachbezogene Berufstä-tigkeit wird vorausgesetzt).

Pädagogische Hochschulen

Viele Pädagogische Hochschulen bie-ten an, das Studium in Teilzeit bzw. berufsbegleitend zu absolvieren. Das Studium bis zum Bachelor dauert dann in der Regel viereinhalb Jahre. Fragen Sie an den Infoveranstaltun-gen der Hochschulen nach Angeboten.

Fernhochschulen

Eine weitere Möglichkeit, Studium und (Familien-)Arbeit zu kombinie-ren, ist ein Fernstudium. Dieses erfor-dert aber grosse Selbstständigkeit, Selbstdisziplin und Ausdauer.

Weiterführende Informationen Zulassungsbedingungen zu den Hochschu-len: www.swissuniversities.ch Hochschul-raum Qualifikationsrahmen

Weiterführende Informationen www.fernfachhochschule.ch www.fernuni.ch

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Studium

STUDIENFINANZIERUNG

Die Semestergebühren der Hoch-schulen liegen zwischen 500 und 1000 Franken. Ausnahmen sind 2000 Franken an der Università della Sviz-zera italiana bzw. mehrere 1000 Fran-ken an privaten Fachhochschulen. Für ausländische Studierende und berufsbegleitende Ausbildungsgänge gelten teilweise höhere Gebühren.

Gesamtkosten eines Studiums

Wer bei den Eltern wohnt, muss mit 800 bis 1200 Franken pro Monat rech-nen (auswärtiges Essen nicht einge-rechnet); bei auswärtigem Wohnen können sich die Kosten fast verdop-peln. Folgende Posten sollten in einem Budget berücksichtigt werden: – Studienkosten (Studiengebühren, Lehrmittel)– Feste Verpflichtungen (Kranken-

kasse, AHV / IV, Fahrkosten, evtl. Steuern)

– Persönliche Auslagen (Kleider / Wäsche / Schuhe, Coiffeur / Körper-pflege, Taschengeld, Handy)

– Rückstellungen (Franchise, Zahn- arzt / Optiker, Ferien, Sparen)

– Auswärtige Verpflegung (Mensa)

Zusätzlich für auswärtiges Wohnen:– Miete / Wohnanteil – Wohn-Nebenkosten (Elektrizität,

Telefon / Radio / TV, Hausrat- / Privathaftpflichtversicherung)

– Nahrung und Getränke – Haushalt-Nebenkosten (Wasch-

und Putzmittel, allg. Toiletten-artikel, Entsorgungsgebühren)

Beitrag der Eltern

Gesetzlich sind die Eltern verpflichtet, die Ausbildung ihrer Kinder (Ausbil-dungs- und Lebenshaltungskosten) bis zu einem ersten Berufsabschluss zu bezahlen. Für Gymnasiasten und Gymnasiastinnen bedeutet das bis zum Abschluss auf Hochschulstufe.

Stipendien und Darlehen

Das Stipendienwesen ist kantonal ge-regelt. Kontaktieren Sie deshalb früh-zeitig die Fachstelle für Stipendien Ihres Wohnkantons. Stipendien sind einmalige oder wie-derkehrende finanzielle Leistungen

Weiterführende Informationen Weitere Informationen zur Finanzierung: http://stipendien.educa.ch

ohne Rückzahlungspflicht. Sie decken die Ausbildungskosten sowie die mit der Ausbildung verbundenen Lebens-haltungskosten in der Regel nur teil-weise. Als Ersatz und / oder als Ergän-zung zu Stipendien können Darlehen ausbezahlt werden. Dies sind wäh-rend des Studiums zinsfreie Beträge, die nach Studienabschluss in der Regel verzinst werden und in Raten zurückzuzahlen sind. Ausschlagge-bend, ob man stipendien- oder dar- lehensberechtigt ist, ist die finanzielle Situation der Eltern.

MOBILITÄT

Je nach individuellen Interessen kön-nen Module oder Veranstaltungen an Instituten anderer Hochschulen be-sucht werden. Solche Module können aber nur nach vorheriger Absprache mit den Instituten an das Studium angerechnet werden.Sehr zu empfehlen für Studierende ab dem vierten Semester des Bache-lorstudiums ist ein ein- oder zwei- semestriger Studienaufenthalt im Ausland. Das Erasmus-Programm bietet dazu gute Möglichkeiten inner-halb Europas. Zusätzlich hat fast jedes Hochschulinstitut bilaterale Abkom-men mit ausgewählten Hochschulen ausserhalb Europas.Weitere Informationen zur Mobilität erhalten Sie bei der Mobilitätsstelle Ihrer Hochschule.

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34 Überschrift

PORTRÄTS VON STUDIERENDEN

In den folgenden Porträts geben Studierende Einblick in ihren abwechslungsreichen Alltag: Sie berichten über Projektarbei-ten, Praktika und den interna-tionalen Austausch ebenso wie von ihren Zukunftsplänen.

JULIA BOLLHALDER

Biologie-Bachelorstudium, ETH Zürich

MIRJAM STUDLER

Biologie-Bachelorstudium, Universität Freiburg

ANNA FELLER

Master mit Schwerpunkt Ökologie und Evolution, Universität Bern

JEROME MEIER

Master in Molekularbiologie, Vertiefungsrichtung BiochemieUniversität Basel

FASZINIERT VOM MENSCHLICHEN GEHIRN

Julia Bollhalder, Biologie mit besonderem Interesse an der Neurobiologie,

6. Semester, ETH Zürich.

Julia Bollhalder (24) studiert im 6. Semester Biologie an der ETH Zürich. Seit dem Gymnasium ist sie insbesondere an der Neurobiologie interes-siert. «Das menschliche Gehirn ist ein faszinierendes, irgendwie geheim-nisvolles Konstrukt, das an so vielen Körperfunktionen beteiligt ist und trotzdem wissen wir noch so wenig darüber. Das weckt einfach meine Neugierde!»

«Biologie ist die Chemie des Lebens – ein enorm breit gefächertes Gebiet. Es geht darum, Organismen selbst, aber auch ihre Interaktion mit der Umwelt zu verstehen. Man kann kleinste Mo-

leküle oder ganze Ökosysteme erfor-schen. Ist das nicht faszinierend? Je länger ich Biologie studiere, desto grösser wird meine Freude an diesem Fach. Es macht mich stolz, dass ich im

Studium34

PERSPEKTIVEN | Biologie

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Studium

Labor schon einige Griffe selbst ma-chen darf und dass ich mittlerweile auch mit relevanten Experimenten zur Forschung beitrage.

SEIT DEM GYMNASIUM INTERESSE

AN DER BIOLOGIE

Da mich die Biologie schon im Gymna-sium interessierte, war für mich schnell klar, dass ich Biologie studie-ren möchte. Die nächste Entscheidung betraf die Wahl der Hochschule: Ich wollte in Zürich studieren, damit ich im ersten Jahr pendeln konnte und noch nicht umziehen musste und weil mir diese lebendige Stadt schon immer gefallen hat. Da ich gerne Herausfor-derungen habe, habe ich mich für die ETH und nicht die Uni Zürich ent-schieden. Die ETH ist für die Biologie sehr renommiert und zudem auf Tech-nik fokussiert, was mich sehr viel mehr interessierte als z.B. Zoologie, wofür die Uni Zürich sicher besser ge-wesen wäre.

BASISJAHR AN DER ETH

Da ich Wirtschaft und Recht als Schwerpunkt am Gymnasium gewählt habe und auch nicht die angebotenen Last-Minute-Crashkurse in Naturwis-senschaften im Gymnasium nutzte, war ich nur mässig vorbereitet auf das Biologiestudium. Das erste Jahr an der ETH – das Basisjahr – war für mich deshalb eine grosse Herausforde-rung, zu der Respekt und auch ein bisschen Angst dazu gehörte. Bis zu-letzt war ich mir sicher, dass ich nicht

«Manchmal brauche ich auch etwas Mut zur Lücke: Wenn ich ein Thema wirklich nicht verstehe, dann lasse ich es weg. Es ist wichtiger, in vielen Themen sehr sicher zu sein als in allen ein bisschen.»

bestanden habe und freute mich umso mehr, dass es dann trotzdem geklappt hat.Um das Basisjahr zu schaffen, ist es meiner Ansicht nach wichtig, mög-lichst rasch in den Uni-Rhythmus zu

kommen. Gerade nach dem Gymna-sium ist vieles neu und anders. Wenn man sich aber einmal an den Uni-All-tag gewöhnt hat, kann man sich besser auf das Studieren selbst konzentrie-ren. Ich finde es ausserdem wichtig, sich einen Kollegenkreis aufzubauen, auf den man sich verlassen kann.Schliesslich nützt aber vor allem viel Lernen. Hilfreich zur Prüfungsvorbe-reitung ist das Sichten alter Prüfun-gen: Über welche Themen werden Fra-gen gestellt? Ich lerne ausserdem am besten, wenn ich selber Zusammenfas-sungen verfasse und für mich selbst Themen logisch aufbaue und zusam-menhängend erkläre. Während der Lernphase brauche ich Abwechslung: So lerne ich vormittags und nachmit-tags andere Fächer. Manchmal brau-che ich auch etwas Mut zur Lücke: Wenn ich ein Thema wirklich nicht verstehe – auch nachdem ich das The-ma selbst nochmals bearbeitet habe, dann lasse ich es weg. Es ist wichtiger, in vielen Themen sehr sicher zu sein als in allen ein bisschen. Ich habe auch gemerkt, dass ich nicht zu viel Angst vor einer Prüfung haben darf. Schliess-lich sind ja alle Studierenden in der gleichen Situation.

VOLLER STUNDENPLAN UND

INTENSIVE LERNPHASEN

An der ETH hat man während des Se-mesters viele Wochenstunden: Meis-tens ist jeder Morgen und Nachmittag gefüllt mit Vorlesungen, Übungen und Praktika. Zum Teil gibt es einen freien Nachmittag pro Woche. Zusätzlich wende ich vielleicht noch vier Stunden pro Woche zu Hause fürs Studium auf. Bevor nach Vorlesungsende die Prü-fungen beginnen, bleiben ein paar Wo-chen Zeit zum Lernen – für mich eine anstrengende und intensive Zeit. Je näher die Prüfungen rücken, desto mehr steigt der Druck. Eine Zeit lang versuchte ich neben dem Studium im Detailhandel zu arbeiten. Das hat aber nicht lange funktioniert. Es war einfach zu viel, und ich habe das Studium dadurch vernachlässigt. Da während der Semesterferien ge-lernt werden muss, ist es auch da kaum möglich, einen Nebenjob auszu-üben. Ich bin deshalb sehr froh, dass

meine Eltern mich unterstützen. Zeit für Sport und Freizeit bleibt aber den-noch und ist mir sehr wichtig. Ich wäre nicht halb so glücklich, wenn ich mich ausschliesslich dem Lernen verschrei-ben würde, auch wenn dies vielleicht bessere Noten einbringen würde. Ich engagiere mich auch im Verein der Biologie-Studierenden der ETH Zü-rich, zurzeit als Präsidentin. Wichtig ist es mir auch, die Zeit zwischen Prü-fungsende und Semesterbeginn fürs Reisen zu nutzen. Ich bereise sehr ger-ne verschiedenste Länder und lerne neue Kulturen kennen.

VOR DEM MASTERSTUDIUM:

PRAKTIKUM IN MOSKAU

Nach meinem Bachelorabschluss wer-de ich für zwei Semester eine Auszeit nehmen. In dieser Zeit werde ich für sechs Wochen ein Praktikum in einem Biotechnologie-Labor an der techno-logischen Universität in Moskau ma-chen. Anschliessend werde ich ein

Mein Berufsziel ist die klinische Forschung: Gerne würde ich an einer neuro-logischen Krankheit forschen, möglichst nah am Patienten.

halbjähriges Praktikum in einer For-schungsgruppe am Universitätsspital in Zürich absolvieren und dann eine längere Reise unternehmen, bevor ich mit dem Masterstudium beginne. Im Master möchte ich gerne Neurobiolo -gie studieren und später vielleicht auch noch doktorieren. Mein Berufs-ziel ist die klinische Forschung: Gerne würde ich an einer neurologischen Krankheit forschen, möglichst nah am Patienten.»

Porträt

Nathalie Bucher-Studer

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Studium

DIE SELBSTDISZIPLIN MUSSTE ICH MIR ANTRAINIERENMirjam Studler (22) schliesst bald ihr zweisprachiges Biologie-Bache-lorstudium an der Universität Freiburg ab. Besonders gefallen ihr die Vielfältigkeit der Biologie, das Klima an der Uni und die Selbststän-digkeit im Studium. Für die Zukunft kann sie sich momentan gut vorstellen, nach dem Masterabschluss und allfälligem Doktorat im Bereich der Neurowissenschaften zu forschen.

Mirjam Studler, Biologie mit Nebenfach Neurowissenschaften, 6. Semester, Universität Freiburg.

«Schon im Gymnasium mochte ich Biologie und habe mich deshalb über die Studienmöglichkeiten genauer in-formiert. Aus reinem Interesse ent-schied ich mich schliesslich für das Biologiestudium. Da das Gebiet der

Biologie sehr breit gefächert ist, gibt es noch zahlreiche weitere Wahlmög-lichkeiten im Verlaufe der Zeit. Das gefällt mir sehr, auch wenn ich mich manchmal fast etwas überfordert füh-le dadurch.

MEHR SELBSTDISZIPLIN ALS

IM GYMNASIUM

Vom Unterrichtsstoff des Gymnasiums fühlte ich mich recht gut auf das Stu-dium vorbereitet. Als Schwerpunkt-fach hatte ich bereits Biologie/Chemie, das war aber meines Erachtens kein wirklicher Vorteil. Den Schritt von der Struktur des Gymnasiums in die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der Uni empfand ich als gross. Da muss man einfach hineinwachsen und aus seinen eigenen Fehlern lernen – so richtig learning by doing: Es macht zwar Spass, so viel selber entscheiden zu können, braucht aber viel Selbstdisziplin. Die hatte ich zu Beginn ganz und gar nicht. Vermut-lich kommt dies auch daher, dass mir die Schule relativ leicht fiel, doch im Studium muss man dann einfach ler-nen: Ich musste also lernen zu lernen. Dabei habe ich mein neues, freieres Leben weg von Zuhause genossen und die Verlockung, gewisse Übungen nicht zu machen oder nicht immer in den Vorlesungen anwesend zu sein, war für mich teilweise echt gross. Dies habe ich dann gebüsst, indem ich die eine oder andere Prüfung zweimal ma-chen musste.Ich musste Lernstrategien für einzel-ne Fächer entwickeln und habe dann so meine eigene Lerntaktik gefunden, wo auch mal «Nichtstun» Platz haben sollte. Das hat mich rückblickend be-trachtet sehr viel weiter gebracht, und ich konnte sehr viel über mich selbst lernen.

MEHR FREIHEITEN NACH DEM

ERSTEN STUDIENJAHR

Das erste Jahr war für mich recht hap-pig: Wir hatten viele propädeutische Fächer wie Chemie, Mathe und Phy-sik, die ich nicht so mochte und mir nicht so von der Hand gingen. Biologie hatten wir vergleichsweise wenig. Es gab Vorlesungen in allen Fächern, Praktika in Biologie, Physik und Che-mie und Übungsstunden in Mathe, Physik und Chemie. Wir hatten aber auch Halbtage, an denen keine Veran-staltungen stattfanden. Ich habe diese damals nicht so oft fürs Lernen bezie-hungsweise fürs Zusammenfassen ge-nutzt, was sich aber sicherlich teilwei-

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Studium

se gelohnt hätte. Diese Selbstdisziplin musste ich mir zuerst antrainieren, dennoch bereue ich aber auch die Zeit nicht, in der ich es etwas lockerer an-ging; man ist ja nur einmal jung…Im zweiten und dritten Jahr wurde es dann etwas lockerer und für mich we-niger anstrengend: Wir hatten mehr Biologie, was mir leichter fiel. Ausser-dem hat man dank der Nebenfächer,

«In Freiburg hat man dank der Nebenfächer, die nach dem ersten Studien-jahr beginnen, mehr Wahl möglichkeiten.»

die in Freiburg nach dem ersten Stu-dienjahr beginnen, mehr Wahlmög-lichkeiten. Natürlich gab es auch da neben der Nachbereitung der Vorle-sungen Arbeiten, die man Zuhause erledigen musste. Dazu gehören zum Beispiel das Schreiben von Laborbe-richten oder des Laborhefts oder selten einmal die Vorbereitung einer kleinen Präsentation. Zudem mussten vier Ex-kursionen an einem Samstag oder Nachmittag/Abend besucht werden. Während der Prüfungszeit – also in den letzten zwei bis drei Wochen vor Semesterende – ist der Arbeitsaufwand natürlich immer deutlich grösser. Seit ich während des Semesters unter der Woche mehr für die Uni mache, ist es aber doch ein klein wenig entspannter in der Prüfungsphase.Im sechsten Semester verfasst man in einer Forschungsgruppe die Bachelor-arbeit. Deshalb belegt man dann ei-gentlich keine Kurse mehr im Haupt-fach, was einem eine recht flexible Zeit- und Arbeitsplanung ermöglicht, was ich sehr genossen habe.

NATURWISSENSCHAFTLICHES

GRUNDVERSTÄNDNIS HILFREICH

Für ein Studium in Biologie sollte man nebst viel Interesse etwas naturwis-senschaftliches Grundverständnis mitbringen. Das heisst aber nicht, dass man in all diesen Fächern im Gymnasium brillieren muss. Es gibt immer Dinge, die man nicht so gut ver-steht. Manchmal hilft es, wenn man es

Porträt

Nathalie Bucher-Studer

selbst nochmals gut anschaut oder es mit Hilfe von Studienkolleginnen oder -kollegen zu klären versucht. Auch die Dozierenden haben ein offenes Ohr und beantworten Fragen per Mail oder direkt nach der Stunde. Dennoch gibt es bei jedem Fach Themenbereiche, die man auch an der Prüfung noch nicht 100 Prozent verstanden hat – das ist allerdings nicht so schlimm: Oft ver-steht man es dann später, wenn es z.B. zur Anwendung kommt.

FREIZEIT, SPORT UND ARBEIT

HABEN NOCH PLATZ

Da ich ursprünglich aus Glarus kom-me, gehe ich am Wochenende häufig nach Hause. Dies nicht, weil es mir in Freiburg nicht gefällt, sondern weil ich noch weiter mit meinem Fussballteam die Meisterschaft spiele und ein Pfle-gepferd habe. Überhaupt war und ist es mir wichtig, dass Sport und Freizeit noch Platz haben neben dem Studium. Dieser Ausgleich ist für mich enorm wichtig und darauf möchte und könnte ich nicht verzichten. Ausserdem arbei-tete ich gelegentlich beim Link-Insti-tut und seit dem fünften Semester samstags meist im Migros Take-Away in Glarus.

UNI FREIBURG: ÜBERSCHAUBAR UND

ZWEISPRACHIG

Die Uni Freiburg habe ich einerseits wegen der Zweisprachigkeit und ande-rerseits wegen der überschaubaren Grösse und dem damit verbundenen

«Die Prüfungen können wir auf Deutsch oder Fran-zösisch schreiben und auch Fragen können in beiden Sprachen gestellt werden – das ist sicher eine grosse Erleichterung.»

familiären Umfeld gewählt. Am An-fang hatten mich die Vorlesungen, die auf Französisch gehalten wurden, mehr Zeit gekostet. Mein Schulfranzösisch hat aber ge-reicht und ich habe mich schnell daran gewöhnt. Heute spielt es für mich kaum mehr eine Rolle, ob Deutsch oder

Französisch unterrichtet wird. Die Prüfungen können wir auf Deutsch oder Französisch schreiben und auch Fragen können in beiden Sprachen ge-stellt werden – das ist sicher eine gros-se Erleichterung. Die Uni Freiburg ist relativ klein: Zu Beginn waren wir etwa 60 Biologiestudierende. Im drit-ten Jahr sind es schliesslich etwas mehr als 20, die den Bachelor mit mir abschliessen. Die Stimmung unter uns Studierenden ist stets ausgezeichnet, sodass wir auch mal miteinander aus-gegangen sind oder kleinere Parties organisiert haben. Auch in der Studen-tenstadt Freiburg fühle ich mich sehr wohl.

MEIN RAT AN ZUKÜNFTIGE

STUDIERENDE

Studiere auf jeden Fall etwas, was dich wirklich interessiert und stecke den Kopf nicht in den Sand, wenn es mal nicht so rund läuft. Es gibt auch im Studium Fächer, die man nicht so mag oder die einem nicht so liegen. Doch wenn einen das Studiengebiet interessiert, lohnt sich das Durchbeis-sen auf jeden Fall. Zudem rate ich al-len, auf jeden Fall neben dem Studium etwas Platz für Hobby und Freunde zu lassen. Dieser Ausgleich gibt dann auch wieder den nötigen Power für das Studium.»

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Studium

VON ARTENVIELFALT UND AFRIKANISCHEN BUNTBARSCHEN

Anna Feller, Biologie mit Schwerpunkt Ökologie und Evolution, 8. Semester, Universität Bern.

Während die Ausbildung zur Primar-lehrerin für Anna Feller eher einen rationalen Entscheid darstellte, war die Entscheidung zum Biologiestu-dium nach einigen Jahren Berufs-erfahrung ein Bauchentscheid, den sie nie bereut hat. Im Gegenteil, Biologie

Nach der Ausbildung zur Primarlehrerin wagte Anna Feller (32) den Schritt ins Biologiestudium und fand so ihr Traumstudium, für das ihr (fast) kein Aufwand zu gross ist. Im Masterstudium hilft sie mit zu erforschen, wie Artenvielfalt am Beispiel des afrikanischen Buntbar-sches entstehen kann.

ist ihre Leidenschaft und das, obwohl sie in den ersten Studienjahren vor al-lem mit den naturwissenschaftlichen Grund lagen kämpfen musste. «Mir fie-len vor allem die naturwissenschaftli-chen Grundlagen wie Physik, Chemie oder Mathe im ersten Jahr schwer. Da

musste ich einiges an Arbeit investie-ren, um mitzukommen und die Prü-fungen gut über die Runden zu brin-gen. Das lag zum Teil auch daran, dass bei mir die Maturität schon neun Jah-re zurück lag. Bei den Grundlagen fing ich also mehr oder weniger bei null an, denn vom Gymerstoff hatte ich sehr viel schon längst wieder vergessen. Ausserdem hatte ich im Gymnasium den Schwerpunkt Musik und nicht etwa Biologie und Chemie. Und trotz-dem ging’s! In Mathe und Physik hol-te ich mir sporadisch Nachhilfe, um wieder auf den gefragten Stand zu kommen, in den restlichen Fächern konnte ich mir die Grundlagen selber erarbeiten.

GRUNDLAGEN IM BACHELOR,

FORSCHUNG IM MASTER

Das Grundstudium – die ersten beiden Jahre des Bachelorstudiums – besteht in Bern zum grössten Teil aus Vorle-sungen und einigen Praktika. Nebst Einführungen und Vertiefungen in die verschiedenen Gebiete der Biologie werden insbesondere die naturwissen-schaftlichen Grundlagen erarbeitet. Das heisst eben viel Chemie, Physik, Mathematik und Statistik. Ende Se-mester hatten wir immer eine grosse Ladung Prüfungen. Diese beiden Jah-re empfand ich als sehr anstrengend, enorm arbeits- und vor allem lernin-tensiv, aber auch extrem spannend und vielfältig. Im dritten Bachelorjahr wird das erste Mal ein Schwerpunkt gewählt. Bei mir persönlich bestand das dritte Jahr, in dem ich mich für den Schwerpunkt Ökologie und Evolu-tion entschieden hatte, praktisch nur noch aus Forschungspraktika, Semi-naren und natürlich der Bachelorar-beit – ein ziemlich grosser Gegensatz zu den ersten beiden Jahren. Das Masterstudium besteht vor allem aus einer ca. einjährigen Forschungs-arbeit. Daneben müssen einige Semi-nare und selbst gewählte Veranstal-tungen besucht werden. Ich selbst arbeite nun hauptsächlich an meinem Projekt im «Centre of Ecology, Evolu-tion and Biogeochemistry» in Kasta-nienbaum, LU. Während des Semes-ters besuche ich an einem Tag pro Woche Seminare und an einem weite-

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Studium

ren Tag eine einzelne Vorlesung mit Übungen, die ich dann irgendwann unter der Woche noch löse.

ERWERBSTÄTIGKEIT UND HOBBIES

HABEN PLATZ

In den ersten sieben Semestern habe ich fast durchgehend 20–30 Prozent gearbeitet, was jedoch eher unüblich ist. Zu Beginn des Masterstudiums bin ich nun nicht erwerbstätig, werde aber zu einem späteren Zeitpunkt zwei Mo-nate am Stück arbeiten. Der Ausgleich zum Studium ist mir sehr wichtig. Deshalb pflege ich meine Hobbies auch während des Studiums: Laufen oder Schwimmen sowie Mitwirken in einem Orchester oder Chor gehören für mich dazu.

BEGEISTERT VOM MASTERPROJEKT

Wie entsteht (Bio)Diversität und wie kann sie wieder verloren gehen? Wie sehen Prozesse der Artenentstehung aus? Konkret geht es in der For-schungsgruppe, in der ich mitarbeite, unter anderem um afrikanische Bunt-barsche, die in kurzer Zeit sehr viele Arten hervorgebracht haben. Wel - che ökologischen, genetischen oder verhaltensbedingten Voraussetzungen braucht es, damit in einem einzigen See in 15 000 Jahren bis zu 500 ver-schiedene Fischarten entstehen? Wie kann eine Vielfalt an ökologischen Spezialisierungen – Algenfresser, In-sektenfresser, Fischfresser usw. – ent-stehen, wie wir sie bei den Buntbar-schen beobachten? Für meine Masterarbeit beschäftige ich mit einem kleinen Puzzleteil, das mit diesen grossen Fragen zusammen-hängt. Für die Entstehung (und Auf-rechterhaltung) einer Vielfalt an Nah-rungstechniken braucht es viele anatomische Anpassungen und allen-falls neues Verhalten, und diese wie-derum basieren auf vielen verschiede-nen Genen. Kreuzungen stellen eine Möglichkeit dar zu untersuchen, wie das vor sich gehen kann. Wenn man zwei Arten kreuzt, entstehen in der ersten Generation Individuen, die eine komplette Mischung beider Elternar-ten sind. Oft sind solche «Mischlinge» im Vergleich zu ihren Eltern auch durchschnittlich in ihren Eigenschaf-

Porträt

Nathalie Bucher-Studer

ten. Kreuzt man diese Mischlinge nochmals, mischen sich die Merkmale neu, und nun können alle möglichen Merkmalskombinationen entstehen. Einige sind vielleicht immer noch durchschnittlich, andere in einer Rich-tung extremer als ihre Eltern. Man kann dann schauen, wo die Individuen in diesem Spektrum stehen und sich dann auf die Suche nach den Genre gio-nen machen, die für diese Unterschie-de verantwortlich sind. Genau dies beschäftigt mich in meinem Master-projekt. Konkret studiere ich die gene-tischen Grundlagen von Farbe, Mor-phologie und Fressverhalten einer Kreuzung zweier Malawisee-Bunt-barscharten. So besteht mein Alltag aus einer brei-ten Vielfalt an Aufgaben: Ich führe Verhaltensversuche durch, mache

«Bei so vielen und zudem aufwändigen Prüfungen muss man sich gut organisieren, wenn man sich ernsthaft und gut vorbereiten will – und aber auch Prioritäten setzen lernen.»

Farbfotos von den farbigen Männchen, führe genetische Analysen durch, mes-se morphologische Merkmale an den Fischen, werte alles am Computer aus und halte natürlich auch immer Aus-schau nach Fachliteratur, die mit mei-nen Fragestellungen zu tun hat.

KRITISCHES UND VERNETZTES

DENKEN GEFORDERT

In meinen Augen ist das Biologiestu-dium einfach Spitze. Es ist sehr viel-fältig und man lernt kritisch und ver-netzt zu denken. Insgesamt ist Biologie jedoch ein sehr lernintensives Stu dium. Bei so vielen und zudem auf-wändigen Prüfungen muss man sich gut organisieren, wenn man sich ernsthaft und gut vorbereiten will – und aber auch Prioritäten setzen ler-nen. Es lohnt sich, sich mit Mitstudie-renden fürs Lernen zusammenzutun und z.B. Zusammenfassungen auszu-tauschen oder in Teams den Stoff zu

wiederholen. Bei den Arbeiten im Ba-chelor- und Masterstudium musste ich üben, gelassen zu bleiben und nicht in Panik zu geraten, wenn mal etwas nicht ganz klappt oder ich noch nicht weiss, wie ein Problem gelöst wer den könnte. Solche Situationen sind in der biologischen Forschung ganz normal. Sie auszuhalten ist für mich persönlich aber eigentlich das Schwierigste. Aber da sie mit wunder-barer Regelmässigkeit immer wieder auftauchen, bin ich auf bestem Wege, es zu lernen.

WIE GEHT ES WEITER?

Für das Studium ist es meines Erach-tens wichtig, sich früh genug Gedan-ken darüber machen, in welche Rich-tung es später gehen soll und sich dementsprechend Einblick zu ver-schaffen, ob der Bereich, den man sich wünscht, auch wirklich zu einem passt. Ausserdem ist es – auch für den Aufbau eines guten Netzwerks in der Biologie – empfehlenswert, sich gene-rell zu engagieren, auch mal unent-geltlich wie z.B. im Fachschaftsvor-stand mitzuwirken. Das hilft nicht nur beim Netzwerken und beim Aneignen organisatorischer Skills, sondern macht auch Spass.Wenn ich mit dem Master fertig bin, plane ich, eine Doktorandenstelle zu suchen – möglicherweise im Ausland. Und danach? Da kommt es sehr darauf an, wie die nächsten vier bis fünf Jah-re verlaufen – mir gefällt es bisher in der Grundlagenforschung so gut, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, in dieser Richtung weiterzumachen.»

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Studium

MOLEKULARE FORSCHUNGSTÄTIGKEIT WÄHREND DES MASTERSTUDIUMS

Jerome Meier, Molekularbiologie mit Biochemie als Vertiefungsrichtung,

abgeschlossener Master, Universität Basel.

«Schon als kleiner Junge wollte ich viel über Dinosaurier und Meeresbe-wohner wissen. Meine Faszination für die Natur wurde während der Gym-nasialzeit dank eines genialen Biolo-gielehrers schliesslich in molekulare Bahnen gelenkt. Durch meinen Dienst

Jerome Meier (26) hat soeben sein Masterstudium abgeschlossen. Faszinierend an seinem Schwerpunkt Biochemie findet er, dass nicht nur einzelne Moleküle betrachtet werden, sondern auch deren Rolle und Auswirkungen auf den ganzen Organismus.

als Sanitätssoldat, ein Praktikum in einem Alters- und Pflegeheim, die Tä-tigkeit meiner Mutter als Kranken-schwester und einer gehörigen Por-tion TV-Ärzten begann ich mich dafür zu interessieren, was einen gesunden von einem krankhaften Prozess un-

terscheidet. Aus diesem Grund wollte ich Medizin studieren. Da ich aber im ersten Anlauf den Numerus Clausus nicht bestand, beschloss ich deshalb, Biologie als Zwischenlösung zu wäh-len. Nach dem ersten Jahr Biologie schaffte ich dann den Sprung in die Medizin. Aber nach zwei Semestern merkte ich, dass ich mich nicht so sehr für die Arbeit am Patienten in-teressiere, sondern viel mehr für das Verständnis der zugrundeliegenden Prozesse und Mechanismen von Krankheiten.

BIOLOGIE – EIN ANSTRENGENDES

STUDIUM?

Am Anfang habe ich das Studium un-terschätzt. Insbesondere die ersten beiden Jahre waren viel intensiver, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich bestand deshalb auch einige wich - tige Prüfungen nicht auf Anhieb, wo-durch sich mein Bachelorstudium ver-längerte. Im Masterstudium ist man sehr selbstständig. Entsprechend kommt es sehr darauf an, wie hoch man sich seine Ziele setzt. Da ich eine Master-stelle in einem der renommiertesten Labors des Biozentrums angetreten habe, bin ich von Leuten umgeben, die sehr getrieben sind, erfolgreich zu sein, neues Wissen zu generieren und zu publizieren. Dies schlägt sich auch im allgemeinen Drive nieder, was auch mich dazu verleitete, sehr hohe Ansprüche an mich zu stellen. Als Lehre aus meiner verlängerten Ba-chelorzeit setzte ich mich im Master sehr unter Druck. Ich würde deshalb heute die Frage, wie ich mein Stu-dium empfand, mit ‹zum Teil sehr er-füllend, aber auch sehr anstrengend› beantworten.

ANDERES LERNEN ALS IM GYMNASIUM

In der Schule gehörte ich zu jenen Schülern, die meistens am Vorabend einer Prüfung nochmals kurz die Un-terlagen durchlasen und dann trotz Minimalaufwand genügende bis gute Noten erhielten. So fehlte mir für das Studium die Fähigkeit oder das Be-wusstsein, regelmässig repetieren zu müssen, ernsthaft stundenlang zu büffeln und mich durch schwierigen

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Studium

Stoff durchzubeissen. Ein Studium verlangt einen anderen Aufwand als das Gymnasium. Aber wer an Lern-gruppen teilnimmt, höhersemestrige Studierende um Hilfe fragt und einen entsprechend angemessenen Auf-wand betreibt, kann meiner Meinung nach bestehen. Wer dies nicht tut, hat schlechte Chancen.

AKTUELLE FORSCHUNG IM STUDIUM

Die Forschung wird im Laufe des Stu-diums immer wichtiger. Im letzten Bachelorjahr absolvierten wir vier Blockkurse. In diesen lernten wir so-wohl die biologischen Grundlagen als auch das praktische Arbeiten im La-bor. Wir erhielten Einblicke in die ak-tuelle Forschung, da viele Professoren zum Beispiel aus dem Biozentrum, dem Friedrich Miescher Institut oder dem Departement Biomedizin ihre Schwerpunkte und aktuelle Untersu-chungen vorstellten. Ebenfalls schätzte ich den Aufbau des Masterstudiums. Es geht kaum mehr um das ‹Schulbank Drücken›, sondern die Aufgaben kommen der Art und Weise nahe, wie man auch später – ob im akademischen Umfeld oder in der Privatwirtschaft – arbeiten wird. So war ich im dritten und letzten Semes-ter meines Masterstudiums vollends in die Forschungsgruppe meines Be-treuers eingebunden. Ich nahm an den gruppeninternen «Labmeetings» sowie dem «Departmental Seminar» teil, die jeweils einmal wöchentlich stattfinden und an denen Forschende

«Der Aufbau des Master-studiums kommt der Art und Weise nahe, wie man auch später – ob im akade-mischen Umfeld oder in der Privatwirtschaft – arbeiten wird.»

ihre aktuellen Ergebnisse präsentie-ren. Vorlesungen musste ich nur zu Beginn des Masterstudiums besuchen, war aber sehr frei in der Auswahl der Veranstaltungen. Anschliessend konn-te ich mich ganz meiner Forschung bzw. meiner Masterarbeit widmen.

VON ENDOKRINEN BOTENSTOFFEN,

ZELLWACHSTUM UND MÄUSEN

In meiner Masterarbeit habe ich un-tersucht, ob ein Proteinkomplex, der das Zellwachstum und den Metabo-lismus steuert, im Fettgewebe von Mäusen die Produktion so genannter Adipokine – das sind endokrine Boten-stoffe – beeinflusst: Das Labor von Prof. Dr. Michael N. Hall hat vor 25 Jahren in Bäckerhefe, einem eukaryo-tischen einfachen Modellorganismus, das Protein Target of Rapamycin (TOR) entdeckt, das sich als enorm wichtig für die Regulation von vielen Vorgängen in Metabolismus und Zellwachstum herausstellte. Die Säuger-Variante mTOR liegt in zwei unterschiedlichen Proteinkom-plexen – mTORC1 und mTORC2 – vor. Eine Fehlregulation des mTOR- Signalnetzwerkes ist ursächlich an der Entstehung diverser Krankheiten beteiligt, wie z.B. Krebs, Muskel-dystrophie oder Diabetes. In einem Mausmodell, in dem spezifisch in Fettgewebe ein zentraler Bestandteil des Komplexes mTORC2 ausgeschal-tet wurde, kann man diverse metabo-lische Auswirkungen im gesamten Körper beobachten. Das legte die Hy-pothese nahe, dass mTOR die Produk-tion von einem oder mehreren Adipo-kinen reguliert, die dann das Signal in periphere Gewebe weiterleiten und so die Phänotypen dieser Mäuse be-einflussen. In meiner Masterarbeit entwickelte und optimierte ich eine Methode, um das Sekretom, also die Gesamtmenge an sekretierten Proteinen des Fettge-webes dieser Mäuse zu analysieren. Durch den Vergleich von Mäusen, die selbst kein mTORC2 mehr bilden konnten, mit ihren ‹normalen› Artge-nossen gelang es mir, 46 Proteine zu identifizieren, die unter dem Einfluss von mTORC2 stehen. Meine Arbeit ist ein Beitrag zum besseren Verständnis von mTORC2 und des mTOR-Signal-netzwerkes in Gesundheit wie auch Krankheit und könnte potenzielle Therapiemöglichkeiten für Diabetes, Fettleibigkeit und damit zusammen-hängende Beschwerden und Erkran-kungen aufzeigen.

ZUKUNFT IN EINEM LABOR

Ich habe nun sieben Jahre lang stu-diert und möchte das Gelernte gerne in einem professionellen Umfeld an-wenden. Deshalb habe ich mich ent-schieden, nach dem Master nicht un-mittelbar mit einem PhD-Studium zu beginnen. Ich lehne die Möglichkeit zwar nicht ganz ab, möchte aber zu-erst etwas Berufs- und Lebenserfah-rung sammeln, bevor ich mich allen

«Das Unterrichten und Erklären bereitet mir seit jeher sehr viel Spass und Erfüllung, daher kann ich mir eine Ausbildung zum Gymnasiallehrer auch sehr gut vorstellen.»

falls, aber dann mit vollem Elan, die-sem nächsten akademischen Grad verschreiben kann. Ich sehe mich ak-tuell als ‹Laborant› bzw. – wie es im Englischen heisst – ‹technician› oder ‹advanced technical associate›. Da mir das Unterrichten und Erklären seit jeher sehr viel Spass und Erfül-lung bringt, kann ich mir auch eine Ausbildung zum Gymnasiallehrer sehr gut vorstellen. Das steht aber erst später an, denn vorerst möchte ich mich noch weiter mit molekular-biologischer Arbeit und Forschung beschäftigen.»

Porträt

Nathalie Bucher-Studer

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PERSPEKTIVEN | Biologie

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Nach rund 15 Jahren Bildung in Volksschule, berufl i-cher Grundbildung oder Mittelschule und dem Ab-schluss eines Studiums liegt für viele Studienabgänge-rinnen und Studienabgänger der Gedanke an Weiterbildung fern – sie möchten nun zuerst einmal Berufspraxis erlangen oder die Berufstätigkeit inten-sivieren und Geld verdienen. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf mögliche Weiterbildungen und Spezialisie-rungen; für gewisse Berufe und Funktionen nach ei-nem Studium sind solche geradezu unerlässlich.

Direkt nach Studienabschluss ist es meist angezeigt, mit Be-rufserfahrung die eigenen Qualifi kationen zu verbessern. Aus-genommen sind Studienrichtungen, die üblicherweise mit ei-ner Dissertation abschliessen (z.B. Naturwissenschaften) oder in stark reglementierte Berufsbereiche führen (z.B. Medizin). Weiterbildungen sind dann sinnvoll, wenn sie für die Über-nahme von bestimmten Aufgaben oder Funktionen qualifi zie-ren. Wo viele Weiterbildungen zur Wahl stehen, empfi ehlt es sich herauszufi nden, welche Angebote im angestrebten Tätig-keitsfeld bekannt und bewährt sind.

FORSCHUNGSORIENTIERTE WEITERBILDUNG

Für eine akademische Laufbahn ist der Doktortitel unerläss-lich, ebenso für die naturwissenschaftliche Forschung. Für andere Tätigkeiten kann das Doktorat oft eine nützliche Zu-satzqualifi kation sein. Voraussetzung dafür ist in der Regel

ein anerkannter Masterabschluss einer universitären Hoch-schule mit guten Noten. In einer Dissertation (= Doktorarbeit) geht es um die vertiefte Auseinandersetzung mit einem Thema bzw. einer Fragestellung. Daraus entsteht eine umfangreiche, selbstständige Forschungsarbeit. Wie viel Zeit die Disserta tion in Anspruch nimmt, ist von Fach zu Fach und individuell ver-schieden (ein bis fünf und mehr Jahre). Viele kombinieren das Schreiben einer Dissertation mit einer Teilzeitbeschäftigung, oft im Rahmen einer Assistenz an einer Universität, zu der auch Lehraufgaben gehören. Das Doktoratsstudium kann auch an einer anderen Hochschule als das Bachelor- oder Mas-terstudium – auch im Ausland – absolviert werden. Zur Erlan-gung des Doktorats müssen nach der Dissertation die Dokto-ratsprüfungen abgelegt werden. Die Promotion ist die Verleihung eines Doktortitels. Die offi zielle Bezeichnung für den Doktortitel lautet PhD (philosphiae doctor). Nach dem Abschluss des Doktorats erfolgt als weitere wissen-schaftliche Tätigkeit häufi g die Anstellung als Postdoc an ei-ner Universität oder einem Forschungsinstitut. Auf die Dissertation und allfällige Postdocs kann eine weitere Forschungsarbeit folgen: die Habilitation. Sie ist die Voraus-setzung dafür, um an einer Universität bzw. ETH zum Profes-sor bzw. zur Professorin gewählt zu werden.

BERUFSORIENTIERTE WEITERBILDUNG

Bei den Weiterbildungen auf Hochschulstufe sind die CAS (Certifi cate of Advanced Studies) die kürzeste Variante. Diese

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WEITERBILDUNG

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Biologie | PERSPEKTIVEN

43Weiterbildung

berufsbegleitenden Nachdiplomstudi-en erfordern Studienleistungen im Umfang von mindestens 10 ECTS-Punkten. Oftmals können CAS kombi-niert und allenfalls je nach Angebot zu einem MAS weitergeführt werden.

Mit Diploma of Advanced Studies DAS (auch University Professional UP) wer-den berufsbegleitende Nachdiplomstu-dien bezeichnet, für welche mindes-tens 30 ECTS-Punkte erreicht werden müssen.

Die längste Weiterbildungsvariante sind die Master of Advanced Studies MAS. Sie umfassen mindestens 60 ECTS-Punkte. Diese Nachdiplomstu-dien richten sich an Personen mit ei-nem Studienabschluss, welche bereits in der Berufspraxis stehen.

Nach einem fachwissenschaftlichen Studium kann eine pädagogische, di-daktische und unterrichtspraktische Ausbildung (Lehrdiplom-Ausbildung) im Umfang von 60 ECTS absolviert werden. Mit deren Abschluss wird das

Lehrdiplom für Maturitätsschulen er-worben (Titel: «dipl. Lehrerin/Lehrer für Maturitätsschulen [EDK]»). Diese rund einjährige Ausbildung zur Lehre-rin bzw. zum Lehrer kann im An-schluss an das fachwissenschaftliche Masterstudium absolviert werden oder sie kann ganz oder teilweise in dieses integriert sein. Das gilt grundsätzlich für alle Unterrichtsfächer, unabhängig davon, ob der fachliche Studienab-schluss an einer Universität oder an einer Fachhochschule (Musik, Bildne-risches Gestalten) erworben wird.

Traineeprogramme, Praktika, Stages, Volontariate u. a. sind eine besondere Form der berufsorientierten Weiterbil-dung. Sie ermöglichen, sich in einem bestimmten Gebiet «on the job» zu qua-lifizieren. Je nach Tätigkeitsfeld und Programm existieren sehr unter-schiedliche Bedingungen punkto Ent-lohnung, Arbeitszeiten usw. Im Vorder-grund steht der rasche Erwerb berufspraktischer Erfahrungen, was die Chancen auf dem Arbeitsmarkt er-heblich verbessert.

KOSTEN UND ZULASSUNG

Da die Angebote im Weiterbildungsbe-reich in der Regel nicht subventioniert werden, sind die Kosten um einiges höher als diejenigen bei einem regulä-ren Hochschulstudium. Sie können sich pro Semester auf mehrere tausend Franken belaufen. Gewisse Arbeitge-ber beteiligen sich an den Kosten einer Weiterbildung.Auch die Zulassungsbedingungen sind unterschiedlich. Während einige Wei-terbildungsangebote nach einem Hoch-schulabschluss frei zugänglich sind, wird bei anderen mehrjährige und ein-schlägige Praxiserfahrung verlangt. Die meisten Weiterbildungen werden nur berufsbegleitend angeboten.

Weitere Informationen

www.berufsberatung.ch/weiterbildung

und Websites der einzelnen Anbieter

EINIGE BEISPIELE VON WEITERBILDUNGSMÖGLICHKEITEN NACH EINEM BIOLOGIESTUDIUM

Weiterbildungen sind für Biologinnen und Biologen häufig wichtiger als für andere Studienabsolventinnen und -absolventen. Fast zwei Drittel hängen eine Weiterbildung an ihr Studium dran. Meistens handelt es sich um ein Doktorat, oft kommt noch ein Post-Doc im Ausland dazu. Steht eine Forschungslaufbahn im Vordergrund (Hochschule oder Indus-trie), ist die Promotion Standard. Bei Bewerbungen für andere anspruchs-volle Tätigkeitsfelder und für leitende Stellen kann sie ebenfalls von Vorteil sein. Um frühzeitig die besten jungen Wissenschaftler/innen aus dem In- und Ausland zu gewinnen, bieten Uni-versitäten attraktive PhD-Programme für Doktorierende an.

Neben dem Doktorat ist das Lehrdip-lom für Maturitätsschulen die häufigs-te Weiterbildung von Biologinnen und Biologen. Mögliche Master of Advanced Studies für Biologinnen und Biologen sind zum Beispiel:– Medizinphysik, MAS, ETH Zürich– Food Safety Management, MAS,

Universität Basel

Mögliche Diplome und Zertifikate sind zum Beispiel:– Spezialist/in für labormedizinische

Analytik (FAMH)– Wissenschaftsjournalismus, CAS,

MAZ Luzern

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PERSPEKTIVEN | Biologie

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BERUF45 BERUFSFELDER UND ARBEITSMARKT

47 BERUFSPORTRÄTS

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Konzernen bis zu innovativen, als Ableger der Universitäten entstandenen Startup-Firmen. Das Feld der Life Sciences vereint verschiedene Forschungszweige, die sich mit der praktischen Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Biologie, der Chemie und anderen Gebieten ausein-andersetzen. Die Pharmaindustrie als Bereich der Life Sciences befasst sich mit der Arzneimittelforschung und -herstellung. Dabei spielen die Gen- und die Biotechnologie eine entscheidende Rolle. Die Medizintechnik als Bereich der Life Sciences entwickelt Werkzeuge und Geräte, die zur Diagnose und Therapie in der Medizin eingesetzt werden.Die Produktpalette, an der die Life-Science-Industrie direkt oder indirekt beteiligt ist, reicht vom Arznei abgebenden Stent (Drahtgeflecht zur Stütze eines verengten Herzkranz-gefässes) über Verfahren, die Ersatzhaut für Brandopfer produzieren, bis hin zu Medikamenten, die Autoim-munkrankheiten wie Rheuma und Diabetes bekämpfen. Ausserdem werden Analysen von Boden- und Gewässerqua-lität und Studien zur Verträglichkeit von Pflanzenschutz-mitteln durchgeführt oder Verfahren zur Abfallverwertung und Wertstoffgewinnung entwickelt.

ARBEIT IM RAHMEN DER UMWELTGESETZGEBUNG

UND IM GESUNDHEITSWESEN

Im Zug der neuen Umweltgesetzgebung sind dem Staat im Laufe des letzten Jahrzehnts viele neue Aufgaben in den Bereichen Umwelt- und Naturschutz erwachsen. Dies hat zur Schaffung einer Reihe neuer Arbeitsstellen geführt, für die unter anderem auch Biologinnen und Biologen gesucht werden. Arbeitgeber des Bundes sind etwa das Bundesamt für Umwelt, das Bundesamt für Gesundheit sowie die Bun-desämter für Landestopografie, Statistik oder Veterinärwe-sen. Mögliche Tätigkeitsfelder finden sich auch im Patent-wesen beim Institut für Geistiges Eigentum oder als wissenschaftlicher Bibliothekar/in bei der Schweizerischen Nationalbibliothek.Auch in der Verwaltung des Gesundheitswesens gibt es Stel-len biochemisch-molekularbiologischer Ausrichtung, bei-spielsweise im Zusammenhang mit der Zulassung und Re-gistrierung von Heilmitteln und Heilverfahren.Biologinnen und Biologen finden auch bei kantonalen Insti-

45Beruf

Nach dem Masterabschluss bleiben die Absolventeninnen und Absolventen der Biologie häufiger als andere an der Universität, um im Rahmen einer Dissertation ihre For-schungstätigkeit zu vertiefen. Mit dem Doktorat verbessern sich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt vor allem in der Molekularbiologie. Weitere Berufsmöglichkeiten sind ange-wandte Berufe in Bereichen wie Medizin, Pharmazie, Ag-rarwissenschaft oder Umweltschutz sowie die Lehrtätigkeit an Gymnasien. Biologinnen und Biologen arbeiten in der Praxis in vielen Fällen interdisziplinär mit Fachleuten aus anderen Gebieten zusammen.

CHEMISCH-PHARMAZEUTISCHE UNTERNEHMEN,

BIOTECHFIRMEN, MEDIZINISCHE LABORS

Rund ein Viertel aller Biologinnen und Biologen findet eine Anstellung in der Privatwirtschaft, vor allem in chemisch-pharmazeutischen Unternehmen, in medizinischen Labors, bei Biotechnologiefirmen, in der Lebensmittelindustrie und in der Agrarwirtschaft. Sie betreiben dort in erster Linie Laborforschung (Planung, Überwachung und Auswertung von Versuchen), erstellen Fachberichte und arbeiten in klei-nen Gruppen zusammen mit anderen Naturwissenschaft-lern/-innen. Nur wenige Stellen stehen jedoch ausschliess-lich Biologinnen und Biologen offen. Sie treffen auf die Konkurrenz von Chemikern, Biochemikerinnen, Agrono-men, Medizinerinnen oder Pharmakologen.Biologinnen und Biologen arbeiten auch bei Consulting-Firmen. Sie sind dabei beispielsweise zuständig für das Marketing, arbeiten als Abfallberater oder als Patentanwäl-tin. Weitere Arbeitsmöglichkeiten bieten die Informatik-branche und die Medien (wissenschaftlicher Journalismus). Immer häufiger werden Naturwissenschaftler/innen, die sich auch für ökonomische Aspekte interessieren, in den Bereichen Produktmanagement und Produktinformation eingesetzt oder steigen in die Führung einer Abteilung oder eines Unternehmens ein.

LIFE SCIENCES

Insbesondere die molekulare Biologie ist zu einem wichtigen Forschungszweig geworden. Die Bandbreite der Life-Sci-ence-Unternehmen reicht von führenden multinationalen

BERUFSFELDER UND ARBEITSMARKT

Biologinnen und Biologen arbeiten wie andere Naturwissenschaftler/innen in ganz unterschiedlichen Berufsfeldern: zum Beispiel an Universitäten, in Labors der chemisch-pharmazeutischen Industrie, bei Behörden, in Ökobüros oder in Schulen.

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PERSPEKTIVEN | Biologie

46 Beruf4646

tutionen Anstellungen, etwa beim Amt für Natur, beim Kantonalen Labor, im Gewässerschutz, in den land- und forstwirtschaftlichen Verwaltungsab-teilungen, in der Wildforschung und Wildhege, bei Versuchsanstalten, beim Archäologischen Dienst, in den bota-nischen und zoologischen Gärten so-wie in naturwissenschaftlichen Mu-seen (Ausstellungsstücke sammeln, präparieren und konservieren, Füh-rungen leiten).

ÖKOBÜROS UND UMWELT-

ORGANISATIONEN

In den letzten Jahren sind im Umwelt-bereich private Beratungsbüros ent-standen, denen auch Biologinnen oder Biologen angehören. Diese interdis-ziplinären «Ökoteams» forschen und beraten, erstellen Gutachten, zum Bei-spiel im Bereich Siedlungsplanung, Gewässerschutz und Lufthygiene, oder führen Umweltverträglichkeitsprüfun-gen von neuen Überbauungen durch. In diesen Teams arbeiten Biologinnen und Biologen eng mit anderen Wis sen-schaftlern/-innen zusammen.

Weitere Anstellungen finden sich bei Projekten in Entwicklungsländern, bei Verbänden und privaten Stiftungen wie Schweizer Tierschutz, Schweizeri-sche Vogelwarte Sempach, Schweizer Naturschutzbund Pro Natura, WWF, Greenpeace usw.

UNTERRICHT

Knapp zehn Prozent der Studienabsol-vierenden sind im Unterricht an Schu-len tätig. Gymnasien, Landwirtschafts-schulen und Berufsfachschulen sowie die Fachhochschulen waren lange das wichtigste Berufsfeld für Biologinnen und Biologen. Gegenwärtig ist es eher schwierig, eine feste Stelle zu bekom-men, befristete Anstellungen sind häu-fig. Es kann bei der Stellensuche helfen, wenn man neben der Biologie ein zwei-tes Unterrichtsfach beherrscht.

ARBEITSMARKT FÜR NEUABSOLVEN-

TINNEN UND -ABSOLVENTEN

Folgende Ausführungen zum Arbeits-markt beziehen sich auf die letzte Neu-Absolventen/-innen-Befragung aus dem Jahr 2015. Bei dieser Untersuchung

wurden Biologieabsolventinnen und -absolventen befragt, die 2014 ihr Stu-dium abgeschlossen hatten. Die Standardlaufbahn der Biologin-nen und Biologen beginnt in der For-schung an Doktorandenstellen meist an den Universitäten, seltener auch in der Privatwirtschaft. Solche Stellen sind in der Regel auch genügend vor-handen. Der Übergang vom Studium in den Beruf gestaltet sich trotzdem für die Neuabsolventinnen und -absol-venten der Biologie leicht schwieriger als für die Neuabsolventinnen und -ab-solventen insgesamt. Knapp die Hälfte der Biologinnen und Biologen bekun-den Mühe, eine vor allem ihren finan-ziellen Erwartungen entsprechende Stelle zu finden. Auffallend häufig be-ginnen sie nach ihrem Masterab-schluss eine Weiterbildung – knapp zwei Drittel geben dies an. Oft handelt es sich dabei um ein mit einer Assis-tenz verbundenes Doktorat: Je nach Jahr ist fast die Hälfte der Masterab-solventinnen und -absolventen der Bio-logie ist im Jahr nach dem Studium an einer Hochschule beschäftigt.

In Institutionen für Ökologie und biologischen Landbau sind Arbeitsstellen für Biologinnen und Biologen zu finden.

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Biologie | PERSPEKTIVEN

KENNZAHLEN ANSTELLUNGSBEDINGUNGEN NACH DEM MASTERABSCHLUSS

Biologie Uni Total

Doktorat begonnen 40% 18%

Schwierigkeiten, eine den Erwartungen

entsprechende Stelle zu finden

55% 38%

Stellensuchend 6% 5%

Jahresbruttoeinkommen* 66 700.– 78 000.–

Anteil Teilzeitbeschäftigte 43% 30%

Anteil befristet Angestellte 72% 51%

Hochschulabschluss verlangt:

Ja, im entsprechenden Fach 32% 44%

Ja, auch in verwandten Fächern 45% 33%

Ja, in irgendeinem Fach 5% 9%

Nein 18% 14%

Beruf

Verbreitet ist die Unzufriedenheit mit dem Einkommen. Das Einkommen liegt mit rund 69 000 Franken auch 10 000 Franken unter dem Durch-schnitt. Berücksichtigt man noch den grossen Anteil an Teilzeitbeschäftig-ten, reduziert sich der durchschnittli-che Monatslohn auf 3 000 bis 4 000 Franken. Ebenfalls sind befristete Arbeitsverhältnisse sehr häufig. Diese Häufung an befristeten und Teilzeit-stellen ist darauf zurückzuführen, dass gut die Hälfte nach dem Master-abschluss doktoriert. Diesen steht der eigentliche Berufseinstieg meist noch bevor.Die von den Biologinnen und Biologen genannten Schwierigkeiten bei der

BERUFSPORTRÄTS

Die folgenden Porträts vermitteln einen Einblick in Funktionen, Tätigkeitsbereiche und den Berufsalltag von Biologinnen und Biologen nach dem Studium.

CHRISTOPH DUMELIN

Dr. phil., BiologeLaborleiter am Center for Proteomic Chemistry bei Novartis AG

NADINE APOLLONI

Biologin MScWissenschaftliche Mitarbeiterin Vogelwarte Sempach

PATRIK KEHRLI

Dr. phil.-nat., BiologeWissenschaftlicher Mitarbeiter bei Agroscope

CHRISTIAN LISCHER

Dipl. BiologeGymnasiallehrer am Gymnasium Kirschgarten Basel

PETRA RAMSEIER

Dipl. BiologinMitinhaberin und Projektleiterin im Ökobüro Hintermann & Weber AG

VIKTOR KAPP

MSc in Molekular- und Zellbiologie IT-Consultant bei PTA Schweiz GmbH

Weitere Porträts finden Sie unter www.berufsberatung.ch sowie im Buch «Technik und Naturwissen-schaften – Laufbahnen zwischen Megabytes und Molekülen» (SDBB, 2015), welches in einem BIZ oder einer Studienberatung ausgeliehen werden kann.

Quelle

Die erste Stelle nach dem Studium. SDBB

(2017).

Stellensuche sind wohl als Enttäu-schung darüber zu interpretieren, dass auf den Masterabschluss noch eine «Durststrecke» an Doktoranden- und Postdoktorandenstellen erfolgt, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie inhaltlich eng mit dem Studium verknüpft, aber in Bezug auf die Be-zahlung und die Stellensicherheit we-niger befriedigend sind.

* Als statisches Mittel wurde der Median verwendet. Die Einkommen der teilzeitlich beschäftigten

Personen wurden auf 100 Prozent hochgerechnet.

Biologie | PERSPEKTIVEN

Studierende am Biozentrum der Universität Basel.

47Beruf

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Beruf

Christoph Dumelin (37) ist Laborleiter bei einer Forschungsabteilung der Novartis. Für den Aufbau einer neuen Technologieplattform stehen interdisziplinärer und internationaler Austausch, Forschungs-tätigkeit und Managementaufgaben im Vordergrund. Er studierte an der ETH Biochemie/Molekularbiologie und doktorierte am Institut für

Christoph Dumelin, Laborleiter am Center for Proteomic Chemistry bei Novartis AG.

INNOVATIVE FORSCHUNG IN DER BIOMEDIZIN

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Beruf

Pharmazeutische Wissenschaften der ETH, bevor er für ein Post-doc in die USA ging.

«Ich bin Labor- sowie Projektleiter. Das heisst ich trage die Verantwor-tung für die Arbeit meiner Laborantin-nen und Laboranten sowie das Voran-treiben eines Projektes mit mehreren involvierten Labors. Meine Hauptauf-gabe beinhaltet momentan den Aufbau einer neuen Technologieplattform, wel-che die Identifizierung von potenten Bindern an pharmazeutisch relevante Proteine ermöglicht und damit den Einstieg in therapeutische Projekte

«In einer ersten Phase mussten wir uns Wissen er ar beiten, wozu unter anderem ein längerer Besuch bei unserem japanischen Kollaborationspartner nötig war.»

erleichtert. Das Projekt befindet sich an der Schnittstelle zwischen Biologie und Chemie und damit auch zwischen zwei Forschungsabteilungen. Der Auf-bau findet im Rahmen eines Technolo-gietransfers mit einer japanischen Biotech-Firma statt. In einer ersten Phase mussten wir uns das Wissen erarbeiten, um die Platt-form zu betreiben. Dazu war unter an-derem ein längerer Besuch bei unse-rem Kollaborationspartner nötig. Nun schliessen wir gerade den Aufbau der internen Plattform ab. In dieser ersten Phase ging es vor allem darum, dass mein Labor das Erlernte umsetzen konnte, sowie um die Koordination der weiteren im Projekt involvierten Res-sourcen. In der nächsten Phase werden wir die Plattform an therapeutischen Projekten anwenden sowie den Aufbau intern weiter vorantreiben. Ich verbringe wohl etwa die Hälfte meiner Arbeitszeit an Präsentationen oder an Besprechungen mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Die Hälfte der Meetings finden regelmässig – meistens wöchentlich oder monatlich – statt. Die verbleibende Zeit verbrin -ge ich grösstenteils am PC. Einmal pro

Woche schaffe ich es meist für ein paar Stunden ins Labor.

KOMBINATION VON FORSCHUNG UND

MANAGEMENT

Am meisten Freude bereitet mir die Abwechslung, welche der Beruf mit sich bringt. Zum einen bin ich natür-lich durch den dauernden Fortschritt der Forschung gezwungen, weiter Neu-es zu erlernen. Zum anderen enthält mein Beruf neben der Wissenschaft auch Projekt- und Personalmanage-ment-Aspekte, welche einen guten Ausgleich bilden. Bei der Vielzahl an stark vernetzten Projekten ist es aber oftmals schwierig, alle nötigen Informationen herauszufinden, den Überblick zu behalten und die Arbeit entsprechend zu priorisieren. Entspre-chend ist es wichtig, regelmässig einen Schritt zurückzutreten, um einen bes-seren Überblick zu erhalten – was aber oft einfacher gesagt als getan ist. Des Weiteren sollte gute Forschung inno-vativ sein. Jedoch ist es anspruchsvoll, aus all den neuen Entwicklungen rechtzeitig die wichtigen herauszu-picken, ohne gleich jedem Trend nach-zurennen.

AKADEMISCHE LAUFBAHN ODER

WISSENSCHAFTLICHE ANWENDUNG

Ich habe eine Doktorarbeit am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der ETH Zürich geschrieben. Nach ei-nem kurzen Abstecher in die Biotech-Industrie ging ich für ein Postdoc an die Harvard University in den USA. Mein Interesse für die wissenschaftli-che Anwendung war immer grösser als für die Grundlagenforschung, mein Fokus war auf Biotechs und die phar-mazeutische Industrie gerichtet. Deshalb habe ich für mich damals eine akademische Karriere nicht in Be-tracht gezogen und bin seit meinem Postdoc im Bereich Biotechs/pharma-zeutische Industrie tätig. In den letz-ten Jahren interessieren sich jedoch Universitäten mehr für angewandte Forschung. Da mir an sich die Ausbil-dung von Studierenden und Laboran-tinnen und Laboranten immer sehr viel Freude bereitet hat, würde ich eine Rückkehr an eine Uni heute nicht mehr komplett ausschliessen.

WISSEN UND DENKEN AUS DEM

STUDIUM KOMMT ZUM ZUGE

Da meine Arbeit sehr wissenschafts-nah ist, kann ich weiterhin sehr viel Erlerntes aus dem Studium anwenden. Gerade wenn ich in neue Projekte ein-steige oder mit Personen aus nur ent-fernt verwandten Forschungsrichtun-gen arbeite, bieten das Wissen und das strukturierte Denken aus dem Studi-um ein sehr solides Grundgerüst. Ich verwende heute jedoch weder Vorle-sungsunterlagen noch Bücher aus dem Studium. Stattdessen suche ich mit dem Basiswissen nach entsprechender Fachliteratur im Internet.

IN DER INDUSTRIE DANK DOKTORAT

UND POSTDOC

Meine jetzige Stelle hätte ich ohne Doktorarbeit nicht antreten können. Für Leute mit einem naturwissen-schaftlichen Hintergrund ist eine Dok-torarbeit in den meisten Fällen zu emp fehlen – unabhängig davon, ob man nachher in die Forschung möchte oder nicht. Um in der Forschung zu bleiben, ist häufig auch ein Postdoc nö-tig. So hat es zum Beispiel bei Novartis auf der Stufe Laborleiter in der For-schung nur vereinzelt Personen ohne Postdoc-Erfahrung. Auch ich würde ein Postdoc zur Komplettierung einer wissenschaftlichen Ausbildung auf je-den Fall empfehlen. Oft wird betont, dass es für eine Kar-riere in der Forschung – unabhängig ob in der Industrie oder Akademie – wichtig ist, ein Postdoc im englischen Sprachraum zu machen, idealerweise an einer Top-Uni in den USA. Bislang

«In den USA wird zum Beispiel viel mehr Wert auf Kreativität, eigene Ideen und Experimente gelegt, während bei uns ein Projekt gut durchdacht sein soll.»

kann ich dies nur bestätigen. Zum ei-nen werden dort wissenschaftliche Pro bleme anders angegangen und Dis-kussionen anders geführt. In den USA wird zum Beispiel viel mehr Wert auf Kreativität, eigene Ideen und Experi-

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Beruf

mente gelegt, während bei uns ein Pro-jekt gut durchdacht sein soll. Mich länger mit beiden Systemen zu be-schäftigen, war für meine persönliche und fachliche Entwicklung sehr för-derlich. Zum anderen kann man sich an einer Top-Uni im Ausland in wenigen Jah-ren ein internationales Netzwerk auf-bauen, da von überall her ambitionier-te, intelligente Leute dorthin gehen. Das Umfeld am Arbeitsplatz kann entsprechend kompetitiv sein. Man muss sich auch ganz klar bewusst sein, dass man mit einem Postdoc in den USA keine Garantie auf eine Rückkehr hat. Etwa ein Drittel meiner Kollegen sind in den USA geblieben, weil sie keine passende Stelle in der alten Heimat gefunden haben. Umso wichtiger ist es, sein Netzwerk in der Schweiz auch gut zu pflegen.

GUTES NETZWERK IST ENTSCHEIDEND

Zu meiner ersten Stelle zwischen Dok-torat und Postdoc bin ich sehr einfach gekommen: Mein Doktorvater hatte gerade eine Spin-off-Firma gegründet,

bei welcher ich einsteigen konnte. Die nächsten Wechsel, vom Postdoc zu ei-ner Biotech-Firma in den USA und danach an meine jetzige Stelle zurück in die Schweiz, waren schwieriger. Zum einen lag dies daran, dass die An-sprüche mit der Zeit und fortschreiten-der Ausbildung steigen. Zum anderen werden seit einigen Jahren nur sehr wenige Stellen in der industriellen Forschung neu geschaffen. Beide Stel-len habe ich über mein Netzwerk er-halten. Für die Stelle nach dem Post-doc wurde ich von meinem zukünftigen

«Zwischen erstem Kontakt und Stellenangebot verliefen zwei respektive vier Jahre, was im Endeffekt unter-streicht, wie wichtig es ist, sein Netzwerk frühzeitig aufzubauen.»

Vorgesetzen direkt kontaktiert. Wir hatten uns zwei Jahre zuvor in der Schweiz an einem Symposium kennen-

Portrait

Nathalie Bucher-Studer

gelernt, an welchem ich einen Vortrag gehalten hatte. Etwa zur gleichen Zeit hat mich ein Kollege, mit dem ich dok-toriert hatte, kontaktiert, um einen Vortrag bei der Novartis in Basel zu halten. Dabei habe ich meinen jetzigen Vorgesetzten kennengelernt. Zwischen erstem Kontakt und Stellenangebot verliefen zwei respektive vier Jahre, was im Endeffekt unterstreicht, wie wichtig es ist, sein Netzwerk frühzeitig aufzubauen.

FLEXIBLE ARBEITSZEIT, PENDELN,

FAMILIE UND KARRIERE

Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer ganz ein-fach. Dies liegt jedoch bei mir weniger an meinem Beruf als an meinem ge-samten Umfeld: Da meine Ehefrau in Zürich arbeitet – sie ist ebenfalls Voll-zeit in der Forschung tätig – wohnen wir mit unserer Tochter dort. Ich pend-le jeden Tag mit der Bahn nach Basel. Der Vorteil meines Berufes ist, dass meine Arbeitszeiten einigermassen flexibel sind und ich während der Bahnfahrt oder auch mal von zu Hau-se aus arbeiten kann. Auf der anderen Seite kommt es ab und zu mal vor, dass ich abends etwas länger arbeiten muss. Dank vorgängiger Organisation gelingt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf relativ gut. Doch verschiebt sich damit sehr Vieles aufs Wochenen-de. Dabei muss ich zugeben, dass ich nach einigen Jahren in den USA die Möglichkeit, sonntags einzukaufen sehr vermisse.»

Als Labor- und Projektleiter verbringt Christoph Dumelin selber nicht mehr viel Zeit im Labor.

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Nadine Apolloni, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Vogelwarte Sempach.

IM EINSATZ FÜR DIE EINHEIMISCHEN VÖGEL

Nadine Apolloni (31) ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Vogel-warte Sempach in Artenförderungsprojekten tätig. Für diesen Job sind sowohl praktische Erfahrungen im Natur- und Artenschutz als auch gute wissenschaftliche Fähigkeiten nötig.

Beruf

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Beruf

Die Vogelwarte mit ihren rund 100 Mit-arbeitenden ist eine gemeinnützige Stiftung und arbeitet in verschiedens-ten Bereichen rund um und für die ein-heimische Vogelwelt und ihrer Lebens-räume. Die Vogelwarte forscht und vermittelt Wissen über die Vögel, setzt aber auch direkt Schutz- und Förder-massnahmen für die Vögel um. «Ich selbst bin in der Abteilung Artenförde-rung tätig und arbeite als Projektmit-arbeiterin, koordiniere mal die Feldar-beit, werte Daten aus oder erarbeite Förderprojekte für prioritäre Arten zusammen mit externen Partnern wie z.B. Parks und Kantonen. Prioritäre Arten sind jene, die aus nationaler Sicht besonders schützenswert sind. Da ich v.a. für Projekte in der Westschweiz zuständig bin, kommt mir meine Zwei-sprachigkeit zu Gute.

VIELSEITIGER ALLTAG

Meine Arbeitstage sind vielfältig. Zwar verbringe ich die meiste Zeit im Büro, aber auch die Feldarbeit hat zeitweise einen hohen Stellenwert. Ich bin immer wieder mal draussen und packe selbst bei der Datenerhebung mit an. Dies ist für mich wichtig, um auch den guten Ablauf der Feldarbeit zu garantieren und selbst ein Gefühl für die Daten zu behalten. Wenn ich im Büro bin, begin-ne ich den Tag meistens mit Lesen und Beantworten von Mails und Anfragen, verschaffe mir eine Übersicht über neue Publikationen oder lese interne Berichte. Dann geht es ganz unter-schiedlich weiter. Zu gewissen Zeiten mache ich dann v.a. Datenauswertun-gen oder erarbeite Methoden zur Da-tenauswertung, erstelle ein Studien-design oder plane die Feldarbeit der nächsten Wochen. Ich schreibe auch mal Berichte, suche Informationen zu bestimmten Themen oder erarbeite Massnahmen zur Förderung einer pri-oritären Art innerhalb einer Arbeits-gruppe. Momentan befasse ich mich mit der Aufbereitung und Auswertung von Da-ten für ein Projekt über die Schleiereu-le und der Evaluation von Daten über Heidelerchen im Jurabogen. Parallel dazu verfasse ich einen Bericht über Intensivierungsprozesse der Landwirt-schaft im Jurabogen.

AUF DEM AKTUELLEN STAND

BLEIBEN

Die Zusammenarbeit mit unterschied-lichen Partnern wie z.B. Unis, Parks, Kantonen oder Naturschutzorganisa-tionen, aber auch die Planung und Um-setzung von Fördermassnahmen oder die Auswertung und Visualisierung von Daten im GIS macht mir besonders viel Freude. Für meinen Job sind sowohl ein hohes Mass an praktischen Erfahrungen im Natur- und Artenschutz als auch wis-senschaftliche Fähigkeiten (Auswer-ten, Studien designen usw.) erforder-lich. Dies ist vermutlich eine der gröss ten Herausforderungen, da man nach dem Biostudium häufig nicht bei-des auf dem gleichen Niveau mitbringt und sich diese Fähigkeiten deshalb entsprechend aneignen muss. Da sich vieles sehr schnell ändert, muss man auch immer auf dem Laufenden blei-ben. Das ist für mich besonders bei den wissenschaftlichen Methoden schwie-rig, da ich den angewandten Aspekten meiner Arbeit mehr Gewicht schenke.

ARTEN- UND LEBENSRAUM-

KENNTNISSE – IM STUDIUM ZU KNAPP

Meine Tätigkeit hat noch einiges mit Biologie zu tun, v.a. mit Biodiversität, Ökologie und den Ansprüchen von Arten sowie deren Abhängigkeit von Lebensräumen und die Zusammenset-zung sowie Veränderung von Le bens-räumen. Aus dem Studium wende ich v.a. die wissenschaftlichen Methoden wie Datenauswertung, Studiendesign, Verfassen von Publikationen an. Zu kurz kamen für mich im Studium leider die Arten- und Lebensraum-Kenntnisse sowie praktische Fähigkei-ten im Natur- und Artenschutz. Diese wären in meinem jetzigen Beruf – und auch in anderen Bereichen – sehr wich-tig. Ich musste mir diese Fähigkeiten grösstenteils ausserhalb des Studiums aneignen.

DANK EHRENAMTLICHER

ERFAHRUNGEN ZUM JOB GEKOMMEN

Bisher hatte ich bei meiner Laufbahn enormes Glück: Es gab irgendwie im-mer zur richtigen Zeit ein offenes Tür-chen. Nach meinem Biologiestudium an der Universität Bern absolvierte ich ein

Hochschulpraktikum beim Bund und fand dann sehr rasch eine Stelle bei der Vogelwarte. Ich war bei mir zu Hause schon seit ein paar Jahren sehr aktiv in einem Artenschutzprojekt beteiligt, brachte sehr gute Vogelkenntnisse und auch gute Botanikkenntnisse mit. Aus-serdem bin ich zweisprachig. Ich denke, dass diese Faktoren einiges mitgehol-fen haben.

TIPPS: DURCHBEISSEN, SICH UNTER-

SCHEIDEN UND AUSPROBIEREN

Biologin bzw. Biologe zu sein, ist ein sehr schöner Beruf. Es ist aber auch ein steiniger Weg und nicht immer sieht man ein, was einem die ganzen Kurse zu Beginn des Studiums bringen sollen. Wer sich aber durchbeisst, entdeckt schnell die Vielfältigkeit der Biologie. Dabei aber nicht vergessen, dass nur wenige Biologen wirklich «Feldbiolo-gen» sind und dass dieser Beruf auch viel Büroarbeit bedeutet, die aber auch sehr spannend sein kann. Man muss sich auch bewusst sein, dass es sicher mehr Studienabgänger/innen gibt als entsprechende Stellen. Um die Chancen für einen schnellen Einstieg ins Berufsleben zu vergrös-sern, sollte man sich möglichst früh von der Masse abheben, indem man sich z.B. Kenntnisse aneignet, die nicht alle mitbringen. Dazu gehört auch die Be-reitschaft, mal mit einem Job oder Praktikum anzufangen, der nicht un-bedingt dem Traumjob entspricht. Kurz nach dem Studium ist es meiner Mei-nung nach schwierig sich vorzustellen, was der Beruf «Biologe» alles bedeuten kann. Deshalb ist es kein Nachteil, sich in etwas hineinzustürzen, Erfahrun-gen zu sammeln, um besser abschätzen zu können, welche Aufgaben und As-pekte einem am besten gefallen.»

Porträt

Nathalie Bucher-Studer

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Patrik Kehrli (44) ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer For-schungsanstalt des Bundes tätig. Er erforscht die Biologie und die Bekämpfung der Schadinsekten im Rebbau und kann so den Winzern begehrte Tipps geben, damit sie Ernteausfälle minimieren können.

REBBAUSCHÄDLINGE IM FOKUS

Patrik Kehrli, Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Agroscope.

Beruf

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Beruf

Porträt

Nathalie Bucher-Studer

«Ursprünglich wollte ich Biologie- und Mathematiklehrer werden. Es kam dann aber anders, mich reizte die For-schung. Nach meinem Studienab-schluss habe ich meinen Zivildienst an der Schweizerischen Vogelwarte und dem Forschungsinstitut für Biologi-schen Landbau absolviert und ein fünfmonatiges Praktikum an einem amerikanischen Forschungsinstitut in Montpellier gemacht. Dabei habe ich gemerkt, dass ich ohne Doktorat kaum Chancen auf eine Festanstellung in der Forschung habe. Daraufhin habe ich in Bern promoviert und zwei Post-doktoratsstellen angetreten.

BERUFSEINSTIEG IST NICHT GANZ

EINFACH

Der Arbeitsmarkt als Biologe ist aus-getrocknet und als Studienabgänger fehlen einem berufliche Erfahrungen sowie vertiefte Kenntnisse. Daher ist es wichtig, seine persönlichen Fähig-keiten und seinen Lebenslauf mittels Praktika, Zusatzausbildungen, Pro-movierung, Auslandsaufenthalten, breit gestreuten Interessen usw. zu bereichern. Daneben ist es vorteilhaft,

flexibel und sprachgewandt zu sein, Freude an der eigenen Arbeit zu haben sowie über ein breites Beziehungsnetz zu verfügen.

IM STUDIUM ERWORBENE

FERTIGKEITEN ZÄHLEN

Das breite Wissen aus dem Studium bietet mir im Beruf eine allgemeine Grundlage für das rasche Verständnis von neuen Problemen und Situationen. Doch viel mehr helfen mir im Studium erworbene Fähigkeiten wie selbststän-diges Arbeiten, Wissenserlangung und Informationsbeschaffung, analytisches Denken, strukturiertes Vorgehen, Wis-senssynthese, Kommunikation...

VERANTWORTLICHER FÜR

SCHADINSEKTEN

Heute arbeite ich als wissenschaft-licher Mitarbeiter bei Agroscope. Diese eidgenössische Forschungs-anstalt gehört zum Bundesamt für Landwirtschaft und forscht im Be-reich Pflanzenbau, Nutztiere, Lebens-mittel, nach haltiger Umgang mit den natür lichen Ressourcen sowie Agrar-öko nomie.

Meine Arbeit besteht sowohl aus Büro- wie auch Feldarbeit, Sitzungen, Kon-gressen und Öffentlichkeitsarbeit. An einem typischen Arbeitstag komme ich am Morgen ins Büro und erledige als erstes die anstehende Post. Danach koordiniere ich mich mit mei-nen Mitarbeitern und organisiere mei-nen Arbeitstag. Anschliessend wende

«Das neue Forschungs-projekt, das sich mit dem Rebbau-Schädling Kirsch-essigfliege befasst, konnte präventive Massnahmen empfehlen, die schon erfolgreich waren.»

ich mich meinen eigenen Forschungs-projekten zu. Je nach Saison beinhal-tet dies das Akquirieren von neuen Projekten, das Planen von Studien, deren Durchführung, die Datenerhe-bung, die Datenauswertung oder die Veröffentlichung von Forschungser-gebnissen. Ein neueres Forschungsprojekt be-schäftigt sich beispielsweise mit der Kirschessigfliege. Im Herbst 2014 ver-ursachte dieser Schädling Probleme im Rebbau. 2015 haben wir deshalb zusammen mit den kantonalen Fach-stellen für Rebbau mehr als 90 000 Beeren auf Eiablagen durch die Kirschessigfliege kontrolliert und den Winzern/-innen Pflanzenschutzmass-nahmen (frühe Durchführung der Er-tragsregulierung, gute Entlaubung der Pflanzenzone) empfohlen. Diese präventiven Massnahmen haben zu-sammen mit dem aussergewöhnlich heissen Sommer dazu beigetragen, dass kaum Trauben befallen waren. Nun geht es darum zu prüfen, wie wei-tere vorbeugende Massnahmen wie zum Beispiel der Einsatz von Netzen und des Gesteinsmehls Kaolin wirken. Ausserdem möchten wir die Rolle der Kirschessigfliege für die Entwicklung und Ausbreitung der Essigfäule besser verstehen.»

Die Erforschung der Kirschessigfliege hat in kurzer Zeit dazu geführt, den Rebbauersleuten konkrete

und begehrte Tipps geben zu können, um Ernteausfälle zu minimieren.

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Beruf

Christian Lischer, Gymnasiallehrer am Gymnasium Kirschgarten, Basel.

Christian Lischer (50) begleitet als Biologielehrer Gymnasiastinnen und Gymnasiasten auf einem Teil ihres Lebensweges. Er selbst hat nach einer kaufmännischen Lehre die Matura auf dem zweiten Bil-dungsweg gemacht und war vor seinem Biologiestudium als Sach-bearbeiter in der chemischen Industrie tätig.

JUNGE MENSCHEN FÜR DIE BIOLOGIE BEGEISTERN

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Beruf

Nach dem Studium an der Universität Basel wollte Christian Lischer ur-sprünglich in der Forschung bleiben, ans Lehrersein hat er nie gedacht. Als er aber während des Studiums zum ersten Mal Vater wurde, musste er die Möglichkeiten, Geld zu verdienen, aus-weiten. Er übernahm erste Stellvertre-tungen und entdeckte seine Begeiste-rung für dieses Metier. «Als ich noch in der Industrie gearbei-tet hatte, stand der Umsatz stets im Vordergrund. Jetzt geht es um Men-schen: Ich darf Jugendliche für die Bio-logie begeistern und sie auf einem Teil ihres Lebensweges begleiten. Dazu ist viel Kreativität und Empathie sowie eine Offenheit gegenüber Menschen und neuen Konzepten erforderlich: Ich muss auf unterschiedliche Persönlich-keiten eingehen und einen lebendigen, abwechslungsreichen Unterricht bie-ten, was in Anbetracht der zeitweisen Hektik und grossen Belastung nicht immer einfach ist. Ich bin aber auch sehr autonom, denn die Hierarchie in der Schule ist flach. Gleichzeitig ist die Schule ein grosser Organismus, wo man auch seinen Teil zum Schulleben und zur Schulentwicklung beitragen muss.

ZUM LEHRBERUF GEHÖRT NICHT NUR

DAS UNTERRICHTEN

Die Vor- und Nachbereitungszeit des Unterrichts benötigt zum Teil deutlich mehr Zeit als der eigentliche Unterricht. Natürlich reduzieren bewährte Un ter-richtseinheiten die Vorberei tungs zeit. Aber um einen aktuellen Unterricht zu ermöglichen, muss man sich in seinem Fach immer wieder weiter bilden und den Unterricht weiterent wickeln. Am Gymnasium sind die Schülerinnen und Schüler in der Regel sehr interes-siert und auch kritisch. Ein grosses Gewicht hat bei der Vorbereitung auch das «Wie», d.h. wie man den Lehrstoff vermitteln will bzw. wie man Schüle-rinnen und Schülern einen Zugang eröffnen will. Die gehaltenen Lektio-nen werden entsprechend in der Nach-bereitung reflektiert. Viel Zeit beanspruchen auch das Verfas-sen und Korrigieren von Prüfungen. Ausserdem müssen Lernberichte ge-schrieben, Eltern- und Schüler/innen-Gespräche geführt sowie Zwischen-

beurteilungen gemacht werden. Als Klassenlehrperson leitet man zudem Teamsitzungen, organisiert Klassenan-lässe, ist Troubleshooter und Vermittler. Nebenbei hat man noch Ämter oder Funktionen im Kontext der Fachschaft oder der Gesamtschule, befasst sich zum Beispiel in einer Gruppe mit der Schul-entwicklung, ist Pensenleger oder Pro-jektleiter. Ich bin zum Beispiel neu Mit-glied des Konferenzvorstandes, welcher die Konferenzen der Lehrkräfte organi-siert und eine Brücke zwischen Kolle-gium und Schulleitung bildet.

VOM MYTHOS DER VIELEN FERIEN…

Oft wird uns Lehrpersonen zugeschrie-ben, dass wir ja mehr als genug Ferien haben. Tatsächlich sind es im Jahr in der Regel etwa fünf Wochen, in denen ich wenn möglich nichts für die Schule ma-che. Die Arbeitszeit in den Ferien ist na-türlich flexibel. Das Zeitmanagement während der Schulzeit, ob es Zwischen-stunden gibt oder gar freie Halbtage bzw. Tage gibt, hängt stark vom Stundenplan ab. Lehrpersonen haben viele Freiheiten und können ihre Arbeitszeit neben dem Unterricht relativ frei einteilen. Ich selber versuche die ganze Unter-richtsvor- und -nachbereitung noch in der Schule zu erledigen. So bin ich mehr-heitlich von morgens bis abends um ca. 18.30 Uhr an der Schule. Die Korrektur-arbeiten erledige ich meist zu Hause am Abend und am Wochenende. So arbeite ich wöchentlich häufig ca. drei Abende und einen Wochenendtag zu Hause. Die wöchentliche Belastung liegt für mich dann bei ca. 50 – 60 Stunden. Zu Beginn des Schuljahres ist die Belas-tung etwas geringer, da dann noch we-niger Prüfungen anfallen, im Winter-halbjahr und gegen Ende Schuljahr hingegen mit den Maturitätsprüfungen deutlich höher. Die Wochen sind also recht intensiv, vor allem da meine Frau, die auch erwerbstätig ist, und ich uns die Hausarbeit teilen und wir viel Zeit mit unserer Familie verbringen. Trotz-dem bleibt noch Zeit für anderes: Ich bin nebenbei noch Schulratspräsident in meiner Wohngemeinde und engagiere mich politisch. Vor etwas mehr als zwei Jahren habe ich zudem den Laufsport für mich entdeckt und bin vor kurzem meinen ersten Marathon gelaufen.

WICHTIGER AUSTAUSCH – INNERHALB

DER BIOLOGIE UND INTERDISZIPLINÄR

Heute arbeiten Lehrpersonen ver-mehrt zusammen. Wir in der Fach-schaft Biologie arbeiten sehr intensiv zusammen und sind auch sehr stark in der Schule präsent. Wir tauschen Ma-terialien sowie Ideen aus und unter-stützen uns gegenseitig. Aufgrund des Schulsystems geniessen wir wenig Teamteaching. Dies pflegen wir jedoch immer häufiger, wenn wir Praktikan-ten und Praktikantinnen ausbilden. Unterrichtsgefässe wie «Lernen am Projekt» oder Projektwochen (Schwer-punktfachwoche, Ökowoche) sind Ge-legenheiten, wo wir z.T. auch interdis-ziplinär zusammenarbeiten. Da wir bei uns Biologie sowohl als Grundlagenfach und als Schwerpunkt-fach ‹Biologie und Chemie› unterrichten, ist der zu unterrichtende Stoff recht breit. Sicher gibt es Elemente, welche sich wiederholen. Gleichzeitig können wir auch variieren, Aktualitäten ein-bauen und Wünsche bzw. Interessen der Schülerinnen und Schüler aufnehmen.

NICHT NUR WISSEN UND ERFAHRUN-

GEN AUS DEM STUDIUM ZÄHLEN

Viele Grundlagen, Arbeitstechniken und methodische Vorgehensweisen, die ich im Studium gelernt habe, nutze ich noch heute. Durch die Fokussie-rung auf einen Teilbereich der Biologie im Studium ist man später als Lehr-person aber gezwungen, sich einiges im Selbststudium anzueignen. So ist z.B. der Anteil der Humanbiologie im Biologieunterricht sehr gross, im Stu-dium war dieser Bereich jedoch eher untergeordnet. Vieles was man gelernt hat, muss man auch auf die Schulstufe herunterbrechen. Generell finde ich es gut, wenn Studie-rende nicht auf direktem Weg von der Schule über das Studium wieder an die Schule gehen. Man gibt den Schülerin-nen und Schülern auch etwas von sei-nen Erfahrungen mit auf den Weg und kann sie so besser bei Laufbahnent-scheiden beraten.»

Porträt

Nathalie Bucher-Studer

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Beruf

Als Projektleiterin bei Hintermann & Weber AG ist Petra Ramseier (43) spezialisiert auf Amphibien: Amphibienzählungen, Planung von Weihern und Leitsystemen, Fachberatung und Erstellen von Expertengutachten für Bund und Kantone gehören unter anderem zu ihren Aufgaben.

Petra Ramseier, Mitinhaberin und Projektleiterin im Ökobüro Hintermann & Weber AG.

ALS BIOLOGIN IM ÖKOBÜRO

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Beruf

«Als sehr grosses Ökobüro mit dreis-sig Mitarbeitenden an drei Standor-ten bearbeiten wir hauptsächlich Themen und Projekte im Bereich Na-turschutz und Ökologie wie z.B. die Erarbeitung von Naturschutzkonzep-ten, die Planung und Koordination von Moni toringprogrammen (Bio-diversitätsmonitoring, Artenvielfalt in der Landwirtschaft, Amphibien-monitoring) oder die Beurteilung von Eingriffen in die Natur und Landschaft und deren Ersatzmass-nahmen.

ARBEITSTAGE EINER PROJEKTLEITERIN

Als Projektleiterin bin ich nicht nur für die fachliche Arbeit zuständig, son-dern auch verantwortlich für die Ak-quisition von neuen Projekten und deren Begleitung. Dazu gehören Kun-denkontakte und das gemeinsame Er-arbeiten von Produkten, die der Kunde am Schluss der Arbeit erhält, ebenso wie das Berechnen von Kosten, die Budgetkontrolle oder die Einteilung der Mitarbeitenden während der Pro-jektdurchführung. Daneben arbeite ich auch selbst fachlich im Projekt mit. Bei kleinen Projekten kann es sein, dass ich die ganzen Arbeiten selbst ausführe, bei grossen Projekten mit beispielsweise viel Feldarbeit bin ich für Teams von zwei bis zwanzig inter-nen und externen Mitarbeitenden zu-ständig.Den grössten Teil meiner Zeit verbrin-ge ich im Büro, manchmal an Sitzun-gen oder an Begehungen. Aber von April bis Juni, wenn die Amphibien besonders aktiv sind, ist ein grösserer Teil meines Pensum Feldarbeit. Gerade im Frühling und Sommer ist die Arbeit besonders abwechslungs-reich: Eine Woche lang arbeite ich zum Beispiel nur im Büro, mache die Einteilung für die Amphibienzählun-gen im Kanton BL und erstelle eine Offerte für die Beurteilung der Er-satzmassnahmen bei einem Baupro-jekt. Während einer anderen Woche hingegen bin ich dann viel auswärts an Sitzungen und Begehungen. Gleichzeitig beginnen auch die Am-phibienzählungen und ich bin bei ge-eignetem Wetter abends von 21 bis 24 Uhr unterwegs.

WISSENSCHAFTLICH UND KUNDEN-

ORIENTIERTES ARBEITEN

Ursprünglich habe ich mir auch über-legt, eine Dissertation zu machen. Doch die Arbeit in einem Ökobüro in-teressierte mich mehr. Hier geht es zwar auch darum, möglichst wissen-schaftlich zu arbeiten und die neusten Forschungsergebnisse in der Ökologie oder für einzelne Arten zu berücksich-tigen. Gleichzeitig müssen wir aber kostengünstig sein und die Umsetzung unserer Vorschläge darf für die Kun-den und die Anwender draussen nicht zu kompliziert und zu aufwändig sein. Dieses Spannungsfeld finde ich sehr reizvoll.

WISSEN UND KENNTNISSE AUS

STUDIUM UND EHRENAMT

Das Wissen aus meinem Biologiestu-dium ist die Basis meiner beruflichen Tätigkeit: Als Grundlage für meine Arbeit braucht es ein gutes Verständ-nis für die Prozesse in der Natur, die Kreisläufe und die Ökologie, aber auch vertiefte Artenkenntnisse. Sobald es um die Planung von Projekten geht, spielen auch Statistikkenntnisse eine Rolle, z.B. für die Planung von Ver-suchsanordnungen. Dies wird oft un-terschätzt. Als Projektleiterin bin ich sehr viel am Koordinieren und Kommunizieren. Dabei geht es eher um Leitungs- und Führungskompetenzen als um Fach-wissen, was im Studium nicht vermit-telt wird. Hobbies, die Erfahrung im Umgang mit Behörden oder Vereinen ermöglichen und die eigene Arbeitsor-ganisation verbessern, sind deshalb hilfreich. Bei mir war es die Beschäf-tigung in der Gemeindepolitik. Ebenso hilfreich können Erfahrungen in der Pfadileitung, in einem Vereinsvor-stand, bei NGOs etc. sein.

MIT EINER PORTION HARTNÄCKIGKEIT

IM ÖKOBÜRO GELANDET

Wenn man in einem Ökobüro arbeiten will, braucht es viel persönliches En-gagement. Die Artenkenntnisse, die im Studium vermittelt werden, genü-gen im Beruf kaum. Es ist nötig, dass man sich privat mit einer Artengruppe (Pflanzen, Insekten, Vögel, Säuger) in-tensiv beschäftigt und auch Freude

und Begeisterung für diese Arten-gruppe mitbringt.Mein Interesse an der angewandten Naturschutzarbeit war schon im Stu-dium da. Deshalb absolvierte ich be-reits parallel zum Studium und dann nach Studienabschluss während ins-gesamt zweier Jahre Praktika in Öko-büros und auf einer kantonalen Fach-stelle. Die Zeit der Praktika war wichtig, um Kontakte zu knüpfen. Die-se Phase konnte ich mir jedoch nur leisten, weil ich bereit war, weiterhin bescheiden zu leben. Wenn jemand nach dem Studium das grosse Geld machen will, ist ein Ökobüro der fal-sche Platz dafür.Aber schon die Suche nach Praktika gestaltete sich nicht ganz einfach: Während und nach dem Studium habe ich mich insgesamt dreimal bei meiner jetzigen Firma beworben, bis ich eine Praktikumsstelle und später eine feste Anstellung erhalten habe. Ich war also ziemlich hartnäckig.

NICHT NUR PROJEKTLEITERIN,

SONDERN AUCH MUTTER

Die Vereinbarkeit von Beruf und Fa-milie klappt bei mir recht gut. Nach der Geburt meiner Kinder konnte ich mein Pensum auf 50 bis 60 Prozent reduzieren und kann jetzt meine Ar-beitszeit sehr frei einteilen. Der Vorteil ist, dass ich bei Krankheit der Kinder, unverhofften Freitagen etc. meine Ar-beitszeit meistens anpassen kann. Der Nachteil ist, dass ich tendenziell mehr arbeite als geplant und durch die Fle-xibilität eine Unruhe in unseren Wo-chenablauf als Familie kommt. Da mein Mann in der gleichen Branche tätig ist, aber auch noch mit Universi-täten im In- und Ausland zusammen-arbeitet, gibt es bei uns viel zu koordi-nieren.»

Porträt

Nathalie Bucher-Studer

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Beruf

Viktor Kapp (30) berät als IT-Consultant Kunden bei IT-Pro blemen, wofür Selbstständigkeit, Systemdenken, IT- Affinität und das Interesse an Kommunikation essenziell ist. Bevor Viktor Kapp seinen Master-abschluss in Molekular- und Zellbiologie an der Uni Zürich gemacht hatte, absolvierte er eine Lehre als Chemie laborant sowie ein Bache-

Viktor Kapp, IT-Consultant bei PTA Schweiz GmbH.

GEMEINSAM LÖSUNGEN FÜR ITFRAGEN ERARBEITEN

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Beruf

Abstimmungen nach Deutschland, Spanien oder anderen Standorten des Kunden sind Teil der Arbeit.

BIOLOGIEFACHWISSEN ALS BASIS

Ich bewege mich definitiv nicht mehr im Rahmen meiner Spezialisierung als Molekular- und Zellbiologe. Das theo-retische Wissen, das ich heute abrufe, stammt eher aus dem Basisstudium. Meine aktuelle Arbeit fusst aber auf meinem Verständnis der Biologie. Die Spezifikationen, die ich festhalte, und die Prozesse, die ich definiere, bilden biologische Effekte in Arbeitsprozes-sen nach. Mein Background ist ent-scheidend, weil ich das Prozess-Know-how aus Laboren mitbringe und weiss, worauf der Fokus des Wissenschaftlers liegt. Darüber hinaus ist die Kommu-nikation mit den Kollegen in der Rea-genzentwicklung nur möglich, wenn man eine gemeinsame Sprache spricht.

PROBLEMLOSER BERUFSEINSTIEG

Bei meiner Suche nach Stellen habe ich mich auf die bekannten Internetseiten verlassen. Zufälligerweise schrieb die PTA eine Stelle aus, die auf mein Profil passte wie die Faust aufs Auge. Ich habe mich jedoch auch bei anderen Firmen beworben und hatte einen positiven Rücklauf. Am Ende war es eine Ent-scheidung zwischen zwei Firmen. In meiner Branche kann man einen Quereinstieg wagen: Die PTA Schweiz GmbH ist ein Paradebeispiel dafür, dass es klappt und man die nötige Beglei-tung, aber auch Freiheiten zur Weiter-entwicklung geboten bekommt. Viele meiner Kollegen sind Naturwissen-schaftler mit sehr unterschiedlichen Spezialisierungen. Alle sind in Projek-ten mit unterschiedlichem Fokus tätig.

MEIN TIPP AN ZUKÜNFTIGE BIOLOGEN

UND BIOLOGINNEN

Idealerweise sollte man im Verlauf des Studiums seine beruflichen Neigungen erkennen und sie verfolgen, ganz gleich ob diese mit dem Erlernten bzw. der naheliegenden Karriere oder in einer anderen Berufung abgedeckt werden können.»

lorstudium in Molecular Diag-nostics an der FHNW.

«Die Ausgangslage: Ein Produkteher-steller hat eine Idee, möchte diese mit entsprechender Hard- und Software realisieren und erfolgreich am Markt einführen und greift dabei auf externe Unterstützung/Beratung zurück. Als Re quirementsengineer stehe ich täglich in intensiven Gesprächen mit relevanten Stakeholdern des Produktes. Stakehol-der sind nicht nur die direkten Kunden/Endverbraucher mit ihren Bedürfnissen an Funktionalität und Benutzerfreund-lichkeit, die das Produkt/System kaufen möchten, sondern auch diverse interne Parteien meines Kunden. Ich bilde die Schnittstelle zwischen den Kunden, also den tatsächlichen Nutzern des Systems, bis hin zu den wissen-schaftlich tätigen Entwicklern, Soft-wareentwicklern und Softwaretestern. Die Komplexität meiner Aufgabe wächst, wenn das Produkt keine Stand-alone-Lösung darstellt, sondern in ein Netz-werk aus verschiedenen Geräten ein-gebunden werden muss und regulato - rischen und gesetzlichen Ansprüchen unterliegt.

BEDÜRFNISSE FORMULIEREN HELFEN

Ziel des Requirementsengineerings ist es, die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden systematisch zu erfassen und zu spezifizieren. Ich muss in der Lage sein, Kundenwünsche zu erkennen, zu verstehen und dem Kunden bedarfsge-rechte Lösungen anzubieten. Dies ist nicht immer einfach: Für den Kunden ist es häufig schwierig, seine Wünsche und Bedürfnisse überhaupt zu formu-lieren. Im Gespräch mit allen Beteilig-ten müssen diese also eruiert, disku-tiert und definiert werden. Auf der anderen Seite muss geklärt werden, was möglich und vereinbar mit den wirtschaftlichen Zielen des Projek-tes ist. Die Kunst hierbei ist es, Infor-mationen von den Beteiligten aufzu-nehmen und in empfängergerechter Art festzuhalten und weiterzugeben. Ein konkretes IT-Problem könnte zum Beispiel darin bestehen herauszufinden, welche Anforderungen ein Laborant an ein neues Instrument und seine Soft-ware stellt: Welche Basisfunktionen wie

zum Beispiel Drucken von Berichten oder graphische Darstellung von Ergeb-nissen müssen vorhanden sein? Dann gibt es vielleicht noch Funktionen, die ihm gar noch nicht bekannt sind. Benö-tigt er diese allenfalls auch? Diese Er-kenntnisse nehme ich auf, sammle sie und leite sie an die Softwareabteilung zur Realisierung weiter. Essentiell sind meine Requirements auch in der Testphase, wenn die Soft-ware gegen die wohlformulierten Re-quirements getestet wird. Somit nehme ich eine zentrale Rolle im Softwareent-wicklungsprozess ein und bediene un-terschiedlichste Parteien. Es ist die Kommunikation mit den Sta-keholdern, die den grössten Reiz für mich hat. Meine vorangegangenen Ausbildungen kommen mir dabei sehr entgegen, da ich die Ansprechpartner sowohl in fachlicher als auch in tech-nologischer Hinsicht verstehe. In mei-nem aktuellen Projekt bin ich nicht nur in der Rolle des Requirementsen-gineers tätig, sondern fungiere auch als Softwaretester, Business Analyst und hin und wieder als Softwareent-wickler für kleinere Probleme.

SELBSTORGANISATION UND

KOMMUNIKATION

Das Schöne an meinem Beruf ist die Vielfalt an Aufgaben. Ich muss mich selbst organisieren und proaktiv sein. Projektbedingte Meilensteine bestim-men, wann gewisse Aufgaben erledigt sein müssen. Dennoch sind die generier-ten Inhalte meist neuentwickelte Kon-zepte, selten Weiterentwicklungen, die im Gesamtsystemkontext stehen. Die eigene Arbeit steht jedoch immer in ei-nem grösseren Kontext und muss somit mit der Arbeit anderer Requirements-engineers abgestimmt werden. Heraus-fordernd ist für mich zum einen die Selbstorganisation. Andererseits kostet mich an gewissen Tagen die geforderte Objektivität in der Interaktion mit Men-schen Überwindung. Diese ist jedoch notwendig, um zu ‹performen›.Ich verbringe viel Zeit in Meetings und im Büro vor Ort bei meinem Kunden. Vor allem aber verbringe ich meine Zeit mit Gesprächen mit Beteiligten und Kollegen. Als IT-Consultant darf man auch reiselustig sein: Reisen zu

Porträt

Nathalie Bucher-Studer

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Biologie | PERSPEKTIVEN

61Inserate

BACHELORSTUDIUM LANDSCHAFTSARCHITEKTURLandschaftsarchitektinnen und -architekten

entwerfen Parkanlagen und Gärtenentwickeln Freiraum- und Erholungs konzepte renaturieren Fliessgewässerleiten Bauprojektepfl egen historische Gärten

> www.hsr.ch/landschaftsarchitektur

Infotage im Frühling und Herbst

www.hsr.ch/infotag

Biologie studierenan der Universität Bern

www.biology.unibe.ch Info-Tage - jedes JahrAnfangs Dezember

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PERSPEKTIVEN | Biologie

Inserat

WEGWEISEND!

WELCHER WEG PASST AM BESTEN?

Es ist nicht immer einfach, den richtigen Weg einzuschlagen. Vertrauen Sie deshalb unseren umfassenden und aktuellen Infor-mationen zur Berufsbildung | Berufs-, Stu-dien- und Laufbahnberatung. Diese finden Sie bei uns im Shop – oder im nächsten BIZ.

Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung | Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBBCentre suisse de services Formation professionnelle | orientation professionnelle, universitaire et de carrière CSFOCentro svizzero di servizio Formazione professionale | orientamento professionale, universitario e di carriera CSFO

SDBB Verlag | Haus der Kantone | Speichergasse 6 | 3011 Bern | Telefon 031 320 29 00 | [email protected] | www.sdbb.chSDBB Versandbuchhandlung | Industriestrasse 1 | 3052 Zollikofen | Telefon 0848 999 001 | Fax 031 320 29 38 | [email protected]

www.shop.sdbb.ch

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Biologie | PERSPEKTIVEN

63Inserate

EINE INITIATIVE DER UNIVERSITÄT BASELAAUND DES KANTONS AARGAU

Interessieren Sie sich für Bio, Chemie und Physik?

Wie wär’s dann mit einem Studium in Nanowissenschaften!

Die Universität Basel bietet einen Bachelor- und einen Master-Studiengang in Nanowissenschaften an. Die Ausbildung ist interdisziplinär und anwendungsorientiert. Schon früh bekommen Sie Einblick in die hochaktuelle Forschung der Nanowissenschaften und Nanotechnologie und knüpfen Kontak-te mit der Industrie. Mehr Information unter www.nanostudy.unibas.chund auf YouTube unter dem Stichwort Swiss Nanoscience Institute Nanostudiengang

Haben Sie Life Science im Blut?Dann sollten wir uns kennenlernen!Wachsende komplexe Anforderungen schrecken Sie nicht ab? Sie möchten Ihr Know How einbringen, um im Life Science Bereich die vielschichtigen medizinischen Prozesse mit modernsten, ressourcenschonenden Technologien zu gestalten?

Wir suchen permanent für unsere Standorte in D und CH Hochschulabsolventen

Biologen/Mediz. Informatiker /Bioinf. /Naturwissenschaftler (m/w)Werden Sie Teil unseres aufstrebenden Teams - bewerben Sie sich noch heute elektronisch.PTA Schweiz GmbH – Beate Tolen – [email protected] – www.pta.ch

Die PTA GmbH ist eine IT-Beratung mit einem umfassenden Beratungsansatz – von der Konzeption über die Entwicklung, bis hin zur Einführung und Betreuung. Unser Life Science Bereich hat in einigen hundert Projekten zahlreiche Erfahrungen gesammelt und Lösungen geschaffen.

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PERSPEKTIVEN | Biologie

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ADRESSEN, TIPPS UND

WEITERE INFORMATIONEN

SERVICE

STUDIERENwww.berufsberatung.ch

Das Internetangebot des SDBB (Schweizerisches Dienstleistungs-

zentrum Berufsbildung, Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung)

ist das Portal für Berufswahl, Studium und Laufbahnfragen. Eine

umfangreiche Dokumentation sämtlicher Studienrichtungen an

Schweizer Hochschulen, Informationen zu Weiterbildungsange-

boten und zu den Berufsmöglichkeiten nach einem Studium.

www.swissuniversities.ch

Das Internet-Portal von swissuniversities, der neuen Rektoren-

konferenz der Schweizer Hochschulen (universitäre Hochschulen,

Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen). Allgemeine

Informationen zum Studium in der Schweiz und zu Anerken-

nungs- und Mobilitätsfragen sowie die Konkordanzliste zur

Durchlässigkeit der Hochschultypen.

www.studyprogrammes.ch

Bachelor- und Masterstudienprogramme aller Hochschulen.

www.swissuniversities.ch/de/services/studieren-im-ausland

Allgemeine Informationen zu einem Auslandsemester, einem

Studium oder Praktikum im Ausland mit umfangreicher Linkliste

zu Ländern auf der ganzen Welt.

Studium in Sicht – Studienrichtungen und Berufsperspektiven,

SDBB-Verlag

Universitäre Hochschulen

www.unibas.ch: Universität Basel

www.unibe.ch: Universität Bern

www.unifr.ch: Universität Freiburg

www.unige.ch: Université de Genève

www.epfl .ch: Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne

www.unil.ch: Université de Lausanne

www.unilu.ch: Universität Luzern

www.unine.ch: Université de Neuchâtel

www.unisg.ch: Universität St. Gallen

www.usi.ch: Università della Svizzera italiana

www.ethz.ch: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich

www.uzh.ch: Universität Zürich

www.fernuni.ch: Universitäre Fernstudien der Schweiz

Fachhochschulen

www.bfh.ch: Berner Fachhochschule BFH

www.hslu.ch: Hochschule Luzern HSLU

www.fhnw.ch: Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW

www.fho.ch: Fachhochschule Ostschweiz FHO

www.hes-so.ch: Haute Ecole Spécialisée de Suisse occidentale

HES-SO

www.supsi.ch: Scuola universitaria professionale della Svizzera

italiana SUPSI

www.zfh.ch: Zürcher Fachhochschule ZFH

www.fernfachhochschule.ch: Fernfachhochschule Schweiz

www.kalaidos-fh.ch: Fachhochschule Kalaidos FH Zürich

Weiterbildungsangebote nach dem Studium

www.swissuni.ch

www.berufsberatung.ch/weiterbildung

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Biologie | PERSPEKTIVEN

65Service

Informationsveranstaltungen zum Studium

Die Schweizer Hochschulen bieten jedes Jahr Informations-

veranstaltungen für Studieninteressierte an. Dabei erfahren Sie

Genaueres über Anmeldung, Zulassung und Studienaufbau.

Ebenso lernen Sie einzelne Dozentinnen und Dozenten (man-

cherorts auch Studentinnen und Studenten) sowie die Örtlich-

keiten kennen. Die aktuellen Daten finden sich auf den Websites

der Hochschulen und Fachhochschulen bzw. unter

www.swissuniversities.ch.

Vorlesungsverzeichnisse, Wegleitungen, Vorlesungsbesuche

Die Ausbildungsinstitutionen bieten selbst eine Vielzahl

von Informationen an. Schauen Sie sich mal ein kommentiertes

Vorlesungsverzeichnis (auf den meisten Internetseiten der

einzelnen Institute zugänglich) des gewünschten Fachbereichs

an, konsultieren Sie Wegleitungen und Studienpläne oder

besuchen Sie doch einfach mal eine Vorlesung, um ein wenig

Uniluft zu schnuppern.

Noch Fragen?

Bei Unsicherheiten in Bezug auf Studieninhalte oder Studien-

organisation fragen Sie am besten direkt bei der Studienfach-beratung der jeweiligen Universität nach. Vereinbaren Sie einen

Besprechungstermin oder stellen Sie Ihre Fragen per E-Mail.

Dies ist auch schon vor Aufnahme des Studiums möglich.

Die verantwortliche Person beantwortet Unklarheiten, die im

Zusammenhang mit dem Studium auftreten können.

Für Studienanfängerinnen und Studienanfänger führen viele

Universitäten Erstsemestrigentage durch. Bei dieser Gelegenheit

können Sie Ihr Studienfach sowie Ihr Institut kennenlernen.

Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung

Die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Ihrer Region berät

Sie in allen Fragen rund um Ihre Studien- und Berufswahl bzw. zu

Ihren Laufbahnmöglichkeiten. Die Adresse der für Sie zuständi-

gen Berufs-, Studien- und Laufbahnberatungsstelle finden Sie

auf folgender Internet-Seite: www.adressen.sdbb.ch.

Antworten finden – Fragen stellen

Auf www.berufsberatung.ch/forum sind viele Antworten zur

Studienwahl zu finden. Es können dort auch Fragen gestellt

werden.

FACHGEBIET

Portale

ssz.scnatweb.ch/de/ > Schweizerische Zoologische Gesellschaft

www.botanica-helvetica.ch > Schweizerische Botanische

Gesellschaft

www.naturwissenschaften.ch/organisations/bio > Plattform

Biologie der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz

www.systemsx.ch > Schweizer Initiative in Systembiologie

www.infektionsbiologie.ch > Infektionsbiologie und

Epidemiologie

www.artenschutz.ch > Verein zum Schutz bedrohter Arten

www.infoflora.ch > Nationales Daten- und Informationszentrum

der Schweizer Flora

Literatur

Studienführer Biologie.

Verband Deutscher Biologen (Hrsg.) (2013). Spektrum Akademi-

scher Verlag

Studienführer Biologie – Chemie – Pharmazie.

Witte A. (2011), Lexika-Verlag.

Technik und Naturwissenschaften. Berufslaufbahnen zwischen

Megabytes und Molekülen.

SDBB (2015). SDBB-Verlag.

Biologie für Einsteiger. Fritsche, O. (2010).

Spektrum Akademischer Verlage.

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PERSPEKTIVEN | Heil- und Sonderpädagogik

Überschrift

PERSPEKTIVEN | Asienwissenschaften und Orientalistik PERSPEKTIVEN | Biologie

Die Heftreihe «Perspektiven» vermittelt einen vertieften Einblick in die verschiedenen

Studienmöglichkeiten an Schweizer Universitäten und Fachhochschulen. Die Hefte können

zum Preis von 20 Franken unter www.shop.sdbb.ch bezogen werden oder liegen in jedem BIZ sowie

weiteren Studien- und Laufbahnberatungsinstitutionen auf.

Weiterführende, vertiefte Informationen fi nden Sie auch unter www.berufsberatung.ch/studium.

2016 | Informatik,

Wirtschaftsinformatik

2016 | Theologie und

Religionswissenschaft

2015 | Kunst

2015 | Pharmazeutische

Wissenschaften

2015 | Internationale

Studien

2015 | Germanistik und

Nordistik

2015 | Geschichte

2015 | Physik

2015 | Sport- und

Bewegungswissen-

schaften

2015 | Philosophie

2016 | Soziale Arbeit

2016 | Medien undInformation

2012 | Biologie

ÜberschriftÜ

PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

ASIENWISSENSCHAFTEN UND ORIENTALISTIK

2016 | Asienwissenschaf-

ten und Orientalistik

2013 | Soziologie und

Politikwissenschaft

2014 | Geowissen-

schaften

2013 | Altertumswissen-

schaften

2013 | Pfl ege und

Geburtshilfe

2014 | Musik und

Musikwissenschaft

2014 | Sprachwissenschaft

und Vergleichende

Literaturwissenschaft

2014 | Theater, Film, Tanz

2016 | Medizinische Beratung und Therapie

2016 | Heil- und

Sonderpädagogik

2013 | Chemie und

Biochemie

2014 | Architektur2014 | Agrarwissenschaft

Lebensmittelwissenschaft

Forstwirtschaft

2013 | Interdisziplinäre

Naturwissenschaften

2014 | Bau und Planung

2016 | Umweltwissen-

schaften2016 | Tourismus, Hotel

Mana gement, Facility

Management

2013 | Medizin

2013 | Anglistik

PERSPEKTIVENEDITIONSPROGRAMM

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Biologie | PERSPEKTIVEN

Service 67

IMPRESSUM© 2017, SDBB, Bern

Herausgeber

Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung

Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB, Bern, www.sdbb.ch

Projektleitung und Redaktion

Christof Hegi, René Tellenbach, SDBB

Fachredaktion

Dr. phil. Nathalie Bucher-Studer, Studienberatung Basel, Universität Basel

Fachlektorat

Maja Iseli, Fachpsychologin für Coaching-Psychologie FSP,

Organisationsberaterin und Coach bso, Bern

Fotos von Studierenden und Berufsleuten

Dieter Seeger, Zürich

Bildquellen:

Titelbild: Can Stock Photo/BHJ; S.6: clipdealer.com; S. 8: Can Stock Photo/

gajdamak; S. 11: Can Stock Photo/nawin; S. 12: Christoph Buehler;

S. 13: Can Stock Photo/belizar; S. 14: Can Stock Photo/TextureJungle;

S. 15: Tom Deerinck and Mark Ellisman, National Center for Imaging and

Microscopy Research (NCIMR), University of California at San Diego

(UCSD), PRNewsFoto/J. Craig Venter Institute (JCVI); S. 16: fotolia/

Eisenhans; S. 17 linke Spalte, Wikipedia, Jerzy Strzelecki/mittlere und

rechte Spalte, Karin Gross; S. 18: Fotolia.com/mirkorrosenau4;

S. 20: Uni Basel/Andri Pol; S. 23: ETH Zürich/Gian Marco Castelberg;

S. 24: Can Stock Photo/studio9; S. 27: Guillaume Perret; S. 28: Universität

Basel, Christian Flierl; S. 42: Can Stock Photo/nawin; S. 44: clipdealer.com;

S. 46: bio-suisse.ch; S. 47: Can Stock Photo/gajdamak; S. 50: can Stock

Photo/lightpoet; S. 54: Can Stock Photo/Feverpitched

Gestaltungskonzept

Cynthia Furrer, Zürich

Umsetzung

Viviane Wälchli, Zürich

Lithos, Druck

Kromer Print AG, Lenzburg

Inserate

creativeservice ag

Im alten Riet 153, 9494 Schaan

Telefon +41 44 515 23 11

[email protected]

Bestellinformationen

Die Heftreihe «Perspektiven» ist erhältlich bei:

SDBB Vertrieb

Industriestrasse 1, 3052 Zollikofen

Telefon 0848 999 001, Fax +41 (0)31 320 29 38

[email protected], www.shop.sdbb.ch

Artikelnummer

PE1-1002

Preise

Einzelheft CHF 20.–

Ab 5 Hefte pro Ausgabe CHF 17.– / Heft

Ab 25 Hefte pro Ausgabe CHF 15.– / Heft

Abonnemente

1er-Abo (12 Ausgaben pro Jahr)

1 Heft pro Ausgabe CHF 17.– / Heft

Mehrfachabo (ab 5 Heften pro Ausgabe,

12 Hefte pro Jahr) CHF 15.– / Heft

Mit Unterstützung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung

und Innovation SBFI.2016 | Unterricht

Mittel- und

Berufsfachschulen

2016 | Elektrotechnik und

Informationstechnologie

2015 | Rechtswissen-

schaft und

Kriminalwissenschaften

2015 | Kunstgeschichte

2015 | Ethnologie und

Kulturanthropologie

2015 | Romanistik

2015 | Maschinenbau,

Maschineningenieur-

wissenschaften

2014 | Slavistik und

Osteuropa-Studien

2014 | Unterricht

Volksschule

2013 | Psychologie

2013 | Erziehungs-

wissenschaft

2013 | Mathematik und

Rechnergestützte

Wissenschaften

2014 | Design

2016 | Materialwissen-

schaft, Nanowissen-

schaften, Mikrotechnik

2014 | Veterinärmedizin 2013 | Wirtschafts-

wissenschaften

«Perspektiven»-Heftreihe

Die «Perspektiven»-Heftreihe, produziert ab 2012, erscheint ab dem

Jahr 2016 in der 2. Aufl age.

Im Jahr 2017 werden folgende Titel herausgegeben:

Biologie

Theater, Film, Tanz

Chemie, Biochemie

Anglistik

Mathematik, Rechnergestützte Wissenschaften

Pfl ege, Geburtshilfe

Sprachwissenschaft

Interdisziplinäre Naturwissenschaften

Wirtschaftswissenschaften

Medizin

Soziologie, Politikwissenschaft

Erziehungswissenschaft

Altertumswissenschaften

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HEUTE IN DAS MORGENINVESTIEREN.

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Für die nachhaltige Berufsbildung setzen wir gezielt auf Lernende entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Kromer Print AGUnterer Haldenweg 125600 LenzburgSwitzerlandTelefon +41 62 886 33 33Fax +41 62 886 33 [email protected]

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