Sprache, Gesellschaft und Kommunikation...

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Gewerbliche Berufsschule Chur Sprache, Gesellschaft und Kommunikation Selbständige Vertiefungsarbeit SVA Tourismus Tschiertschen Empfänger: Herr Peter Egger Abgabedatum: 14. November 2001 Verfasser: Michel Jäger, Tschiertschen

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Gewerbliche Berufsschule Chur

Sprache, Gesellschaft und Kommunikation Selbständige Vertiefungsarbeit SVA

Tourismus Tschiertschen

Empfänger: Herr Peter Egger

Abgabedatum: 14. November 2001

Verfasser: Michel Jäger, Tschiertschen

GBC Selbständige Vertiefungsarbeit Michel Jäger

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Inhaltsverzeichnis 11. Impressionen Seite 3 12. Vorwort 4 13. Kurzinfo 5 3.1 Gemeinde Tschiertschen 5 3.2 Bergbahnen Tschiertschen AG 5 14. Vom Bauerndorf zum Kurort 6 4.1 Ausgangslage 6 4.2 Erschliessung des Skigebietes 8 4.3 Diagramm Logiernächte 8 4.4 Existentielle Bedeutung der Skiliftanlagen 9

4.5 Ersatz Skilift Hühnerköpfe 9 4.6 Zweck und Typ der neuen Ersatz - Bahnanlagen 9 15. Panorama des Skigebietes 10 16. Bau der Sesselbahnen 11 17. Zukunftsvisionen 12 7.1 Gastgewerbe 12 7.2 Skigebietsverbindung Arosa - Lenzerheide - Tschiertschen 12 18. Interview 13 19. Optimierungsvorschläge und Anregungen 16 9.1 Bevölkerung und Arbeitende 16 9.2 Öffentliche Strassen und Wege 16 9.3 Ortsbild 16 9.4 Sonstiges 16 9.5 Anlässe 17 9.6 Bergbahnen 17 10. Quellenverzeichnis 18 Abkürzungsverzeichnis AG Aktiengesellschaft m Meter BfS Bundesamt für Statistik Mio. Millionen EW Elektrizitätswerk m.ü.M Meter über Meer Fr. Schweizer Franken VR Verwaltungsrat km Kilometer z.B. zum Beispiel

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1. Impressionen Gemeindehaus Tscheppa.

Enderdorf / Gürgaletsch

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2. Vorwort Zu der heimeligen Berg- und Tourismusgemeinde Tschiertschen habe ich einen besonders nahen Bezug, da meine Eltern, Schwester und ich dort leben. Meine Mutter ist in Tschiertschen aufgewachsen. Bis zu meinem 9. Lebensjahr führte sie ihren elterlichen Gastwirtschaftsbetrieb „Café Engi“. Da der Tourismus für die wirtschaftliche Existenz der einheimischen Bevölkerung eine entscheidende Bedeutung hat, interessiert mich das Thema besonders. Das Problem liegt hauptsächlich darin, dass Tschiertschen als Sommer- und Winter-tourismusort zunehmend für seinen Marktanteil zu kämpfen hat. Die jährliche Anzahl der Logiernächte nimmt laufend ab. Es kann beobachtet werden, dass immer weniger Gäste im Dorf anzutreffen sind. In meiner Arbeit versuche ich, das Geschehen in Tschiertschen zu hinterfragen und auszuleuchten. Gegenwärtig ist eine neue Sesselbahn im Bau. Wie wird und kann sich nun dadurch die zukünftige Entwicklung des Tourismusortes verändern? Festhalten möchte ich aber auch, dass meine Arbeit nicht eine umfassende Wirtschaftlichkeitsstudie sein kann. Es geht darum, die verschiedenen Problem-stellungen und Lösungsansätze aufzuzeigen. Dank

Folgenden Personen, welche mich bei dieser Arbeit unterstützt haben, danke ich herzlich:

- Johannes Truog, Tschiertschen - Andreas Engi, Igis

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3. Kurzinfo Zur Gemeinde und den Bergbahnen Tschiertschen AG

3.1 Gemeinde Tschiertschen Stand 19.10.2001

Geographische Lage : Das Dorf befindet sich 11 km südöstlich von Chur, auf der linken Talseite des Schanfiggs. Der Dorfplatz liegt 1351 m.ü.M. Tiefster Punkt: Bruggboden beim EW Lüen mit 770 m.ü.M. Höchster Punkt :Schwarzhorn auf 2683 m.ü.M.

Bezirk : Plessur

Kreis : Churwalden

Fläche : 21,3 km2; Wald: 483ha, unproduktiv: 501ha

Einwohnerzahl : 232

Anteil der unter 20 Jährigen : 17.7%

Anteil der über 60 Jährigen : 23.7%

Ausländeranteil : 4.3%

Sprache : deutsch

Konfession : vorwiegend reformiert

Steuerfuss : 130%

Gastronomiebetriebe : 10 (2 Bergrest.; 3 Hotels; 2 Rest; 3 Pensionen)

Fremdenbetten : 459 (145 Hotellerie; 314 Parahotellerie) 3.2 Bergbahnen Tschiertschen AG

Pistenlänge in km : 30

Anlagen : 5

Erstellung und Nutzung der Skilifte Länge m.ü.M. in Meter Talstation Bergstation

1952 bis1963 Waldstafel 1350 1355 1880 1963 bis 2001 Hühnerköpfe 1820 1355 2000 ab 1970 Zalaus 480 1385 1525 ab 1978 Gürgaletsch 1210 1920 2400 ab 1978 Jochalp 750 1830 2030 Neuanlagen Sesselbahnen:

ab 2001 Waldstafel 1395 1355 1830 ab 2001 Hühnerköpfe 940 1720 2030

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4. Vom Bauerndorf zum Kurort 4.1 Ausgangslage

Wer kennt sie nicht, die Dörfer im Schanfigg, mit ihren von der Sonne braungebrannten Holzhäusern und den rundholzgezimmerten Ställen dazwischen. Diese Ortschaften haben etwas heimeliges und bodenständiges an sich, welches die Besucher und Gäste zum verweilen einlädt. So ein Dorf ist auch Tschiertschen, im Jahre 1888 mit 125 Einwohnern. Im Jahre 1892, als noch keine Strasse nach Tschiertschen (zu deutsch „bei den Kirschen“) führte und der Warentransport noch mit der „Vieh-Menni“ bewerkstelligt wurde, kamen bereits die ersten, grösstenteils erholungsbedürftigen Gäste nach Tschiertschen. In zwei zweckdienlich eingerichteten Bauernhäuser erhielten die Gäste zu bescheidenen Preisen ( Fr. 2.50 Tagespension) gastliche Aufnahme. Tschiertschen wurde aufgrund seiner geschützten Lage und seiner besonders günstigen, klimatischen Verhältnisse bekannt als Höhenkurort. Im Jahre 1895 wurde die Verbindungsstrasse Chur - Tschiertschen fertiggestellt. Das Pferdefuhrwerk und die Postkutsche prägten bald das Bild der Gegend. Die Fahrt mit der Postkutsche wurde allerdings noch einige Zeit als Luxus betrachtet und blieb vorerst den Gästen vorbehalten. Während den darauffolgenden Jahren wurden einige Hotels und Pensionen erbaut, welche zum Teil heute noch vorhanden sind. Mit dem Abschluss eines Konzessionsvertrages im Jahre 1914 über den Bezug von 19600 kW Gratisstrom mit der Stadt Chur vom EW Lüen aus, erhielt Tschiertschen nun auch das elektrische Licht. Alles war somit in bester Entwicklung, als im Jahre 1914 der Krieg dem ganzen Geschehen ein jähes Ende zu bereiten schien. Der Stop hielt jedoch nicht lange an, denn schon die letzten Kriegsjahre und namentlich die Nachkriegsjahre brachten wieder Hochfrequenzen. Allerdings wurden zu den bestehenden keine neuen, gösseren Bauprojekte mehr ausgeführt. Als Zukunftsvision befasste man sich damals in Tschiertschen mit der Einführung des Wintersportes. Ausser dem Wandern war das Skifahren eine weitere Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen. Anfänglich war es mehr eine Art Fortbewegung auf Schnee und noch keine Sportart. Der eigentliche Anstoss zur Weiterentwicklung des Skisportes in Tschiertschen gab jedoch die Gründung des Skiklubs im Jahre 1916. Einige jüngere Kräfte brachten moderne Bretter und modernere Technik aus dem Aktivdienst mit heim. Im Februar 1916 wurde das erste Skiabfahrtsrennen ab Furgglis durchgeführt. Die Aufgabe, die sich der junge Skiclub Tschiertschen stellte, bestand in der Förderung des Skisportes durch die Organisation von Kursen und Rennen sowie in der Erschließung unseres Skitourengebietes durch Markierungen und Durchführung von Skitouren. Als Erfolg dieser Bemühungen kamen bald die ersten Gäste als Skisportler. Somit war auch der Grundstein des Winterkurortes gelegt. Mit der offiziellen Werbung für den Winter begannen 1922/23 die beiden Gasthäuser Hotel Jäger und Pension Erika.

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Im weiteren wurden eine Eisbahn sowie eine Schlittelbahn den immer in grösserer Anzahl kommenden Wintergästen zur Verfügung gestellt. Im Jahre 1925 wurde das erste Schlittelrennen durchgeführt, das auch heute noch jährlich ausgetragen wird. Ab dem Jahre 1928 war der Postautodienst Chur - Tschiertschen ganzjährig in Betrieb. Bemerkenswert ist, dass die Gemeindeversammlung von Tschiertschen am 21. April 1928 beschlossen hatte, die Strasse Chur - Tschiertschen für den privaten Autoverkehr freizugeben. Das grösste Problem bildete seit Jahren die Verbindungsstrasse Chur - Tschiertschen. Der Unterhalt der damaligen Einbahn- Verkehrsstrasse mit teilweise bis zu 15% Steigung und zunehmenden Verkehrsfrequenzen stellte gewaltige Anforderungen an die beteiligten Gemeinden. Die Offenhaltung für den Fahrzeugverkehr im Winter ging zu zwei Drittel zu Lasten der Gemeinden. Durch den Kanton wurden jährlich Korrekturen und Verbreiterungen der exponiertesten Stellen vorgenommen.

Erstes Postauto in Tschiertschen

Anfang der 30er Jahre wurde die Skischule gegründet. Es wurden bereits die ersten Lektionen durch Skilehrer erteilt und Skitouren organisiert. Skilifte waren zu derselben Zeit noch keine vorhanden. Mit einer weitläufigen Melioration der Umgebung des Ortes, im Jahre 1944/45, und in diesem Zusammenhang die Erstellung einer modernen, öffentlichen Kanalisation, wurde seitens der Gemeinde auch in hygienischer Beziehung ein weiterer Fortschritt erzielt.

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4.2 Erschliessung des Skigebietes

Durch die Eröffnung des ersten Skiliftes im Jahre 1952 (Waldstafellift) wurde die Entwicklung weiter vorangetrieben. Waren es vorher vor allem die Wanderer und Kurgäste, die den Hauptanteil der Logiernächte ausmachten, so waren es nun allmählich die Sporttouristen im Winter, welche die Sommertouristen zahlenmässig bald ein- und überholten. Diese positive Entwicklung des Tourismusortes ging weiter bis Ende der 60er Jahre. Als sich eine Trendwende bemerkbar machte, versuchte man den Ferienort für die Gäste attraktiver zu gestalten, indem im Jahre 1978 die Skilifte erweitert wurden. Damit konnten durch die Erschliessung vom Gürgaletsch sowie dem Churerjoch zwei anspruchsvolle Gebiete dem Skitourismus zugänglich gemacht werden. In Tschiertschen war der Rückgang der Logiernächte aber trotzdem nicht aufzuhalten. Hatte es im Jahre 1968 noch 63`245 Übernachtungen so waren es im Jahre 2000 lediglich 19`743. Zurückzuführen ist das zum ersten auf die Rezession, welche auch die Schweizer Bevölkerung stark getroffen hat und ihnen das Geld nicht mehr so locker in der Tasche sitzen liess. Zudem ist ein kleines Feriendorf schlechter konkurrenzfähig gegenüber den großen Tourismusorten. Es fehlen Freizeitmöglichkeiten, welche Feriengäste anlocken. Ein weiteres Problem ist das vor allem ausländischen Ferienorten gegenüber, schlechtere Preis - Leistungsverhältnis. Bei einzelnen Hotels gab es Nachfolgeprobleme beim Generationenwechsel. Durch den allgemeinen Rückgang hatten die Skiliftanlagen Tschiertschen AG immer grössere, finanzielle Probleme. Die dringend notwendigen Investitionen für den Unterhalt der Anlagen konnten nicht mehr vorgenommen werden. Deshalb wurde der Nachholbedarf von Investitionen immer grösser. 4.3 Diagramm Logiernächte

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1940 45

1950 55

1960 65

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1990 95

2000

H o te lle rie P araho te lle rie T o ta l

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4.4 Existenzielle Bedeutung der Skiliftanlagen

Bei den Skiliftanlagen handelt es sich um den bedeutendsten Lebensnerv der Kleinregion Tschiertschen – Praden. Im Jahre 1998 konnte eine nachhaltige finanzielle Sanierung der Skiliftanlagen Tschiertschen AG durchgeführt werden. Dabei konnte erreicht werden, dass die Gesellschaft keine Schulden mehr hatte. Diese finanzielle Sanierung vermochte das wirtschaftliche Überleben der Gesellschaft kurzfristig zu sichern. Der aus dem Jahre 1963 stammende Hühnerköpflift war durch Auflagen des Bundes aus Betriebs- und Sicherheitsgründen bis zur Wintersaison 2001/02 zu ersetzen. 4.5 Ersatz Skilift Hühnerköpfe

Es wurden verschiedene Ersatzvarianten geprüft. Der Verwaltungsrat der Skiliftanlagen Tschiertschen AG hatte sich – in völliger Übereinstimmung mit der repräsentativen Bevölkerungsgruppe „Dialog“ – für die Variante Tschiertschen – Waldstafel (kuppelbare Sesselbahn) sowie Spinezmann – Hühnerköpfe (festgeklemmte Sesselbahn) entschieden. Der erforderliche Investitionsbedarf belief sich auf Fr. 7.2 Mio. Die Finanzierung wurde ermöglicht durch Beiträge von Bund und Kanton sowie durch eine Aktienkapitalerhöhung. Die Aktienkapitalerhöhung war nur möglich mit einer breiten Unterstützung durch viele, solidarische Gäste und den Einheimischen von Tschiertschen und Praden. 4.6 Zweck und Typ der neuen Ersatz – Bahnanlagen

Aus topographischen und betriebswirtschaftlichen Gründen wurden als Ersatz des Hühnerköpfliftes Überbodenbahnen erstellt. Damit bei schlechten Wetterverhältnissen im oberen Bereich der Zubringeranlage das untere Gebiet, Tschiertschen – Waldstafel, geöffnet werden kann, wurden zwei Sesselbahnen erstellt . Mit der zweiten Anlage, Spinezmann – Hühnerköpfe, wird zusätzlich zur Zubringerfunktion ein interessantes Wintersportgebiet mit Pisten von mittlerem Schwierigkeitsgrad erschlossen. Die Sesselbahn Tschiertschen – Waldstafel ist als Winter- und Sommerbahn vorgesehen, sie dient dem Transport von Schneesportlern aller Art und Fussgängern. Bei schlechten Schneeverhältnissen können die Skifahrer mit angeschnallten Skis auch talwärts befördert werden. Die Sesselbahn Spinezmann – Hühnerköpfe ist eine reine Winteranlage. Mit ihr sollen vor allem Schneesportler bergwärts befördert werden. Vereinzelt können auch Fussgänger in beide Fahrtrichtungen transportiert werden. Am 15. Dezember 2001 ist die Eröffnung der Bahnanlagen mit einem grossen Rahmenprogramm vorgesehen.

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5. Panorama des Skigebietes A Waldstafel

B Hühnerköpfe

C Gürgaletsch

D Jochalp

E Zalaus

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6. Bau der Sesselbahnen Sommer 2001

Mastenmontage Betriebsbereiter Mast

Talstation Waldstafel Bergstation Waldstafel Talstation Hühnerköpfe Bergstation Hühnerköpfe

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7. Zukunftsvisionen 7.1 Gastgewerbe

Durch die finanzielle Sanierung der Bergbahnen Tschiertschen AG sowie den Bau der Sesselbahnen als Ersatz des überalterten Hühnerköpfliftes ist es gelungen, eine solide Basis für die Zukunft zu erstellen. Eine nachhaltige, erfolgreiche Bewirtschaftung des Unternehmens wird aber nur gewährleistet sein, wenn genügend Gästebetten in zeitgemässen Hotels und der Parahotellerie im Dorf angeboten werden. Der Tagestourismus alleine hat zuwenig Potential für die nötige Auslastung der Bergbahnen. Das gegenwärtige Angebot der stark überalterten, teilweise in renovations-bedürftigem Zustand befindlichen Hotels und Restaurants erfüllt die Anforderung der Zukunft längerfristig nicht mehr. Der Marktanteil kann nur gesichert werden, wenn im Gastgewerbe in nächster Zukunft in Tschiertschen entsprechende Investitionen erfolgen. Dadurch wäre Tschiertschen, als Nischenangebot in der Lage, dem Gast eine Alternative zu den grossen und teilweise überfüllten Skiregionen zu bieten. 7.2 Skigebietsverbindung Arosa Lenzerheide Tschiertschen

Die Verantwortlichen der damaligen Skiliftanlagen Tschiertschen AG verhandelten schon im Jahre 1972 mit den benachbarten Regionen Arosa und Lenzerheide über einen eventuellen Zusammenschluss der drei Skigebiete. Dabei stemmte sich Arosa mit allen Mitteln gegen solche Visionen. Es wurde befürchtet, dass dadurch die finanzstarken Gäste Arosa verloren gehen würden. Im Sektor Skitourismus spielt in den europäischen Alpenländern seit einigen Jahren ein ausgesprochener Verdrängungswettbewerb. Sowohl Arosa wie die Lenzerheide weisen im 8 - Jahresvergleich rückläufige Logiernächtezahlen und Umsätze bei den Bergbahnen auf. Um gegenüber den grossen Skiregionen in Zukunft konkurrenzfähig zu sein, wurde die Skigebietsverbindung Arosa – Lenzerheide – Tschiertschen von neuem lanciert. Eine Studie vom April 2000 der Universität St. Gallen hat folgende Schwerpunkte ergeben: (Zitat) - Die Skigebietsverbindung Arosa – Lenzerheide – Tschiertschen dürfte ein wichtiger Motor und die angebotsmässige Voraussetzung zur Bildung einer Destination für den Markt Wintersport sein. - Die Verbindung mit Tschiertschen sollte erst in einer zweiten Etappe erfolgen, weil

· durch die Verbindung eine völlige Umpositionierung von Tschiertschen stattfinden würde;

· eine sanfte Entwicklung angestrebt werden sollte, wobei zuerst die vorgesehenen internen Voraussetzungen geschaffen werden müssen.

(Zitat Ende)

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8. Interview mit Johannes Truog, Gemeindepräsident und Vizepräsident des VR der Bergbahnen Tschiertschen AG.

Herr Truog, im Zusammenhang mit meiner selbständigen Vertiefungsarbeit der Gewerbeschule Chur wählte ich das Thema „Tourismus Tschiertschen“. Es freut mich, wenn Sie sich für ein Interview zur Verfügung stellen. Der Beginn des Wintertourismus war in Arosa und Tschiertschen in derselben Zeitepoche. Weshalb haben sich diese Orte so unterschiedlich entwickelt?

Die topographische Lage, die Finanzstärke und die Infrastrukturen waren seit jeher sehr unterschiedlich. Deshalb haben sich diese zwei Orte auch verschieden entwickelt. Laut Statistik ist in Tschiertschen ein konstanter Rückgang der Logiernächte während den letzten dreissig Jahren festzustellen. Fehlt in Tschiertschen die nötige Innovation?

Ja, die Innovation hat in den letzten zwanzig Jahren sehr gefehlt. Es wurde viel Geld eingenommen, aber nicht in die Infrastrukturen investiert. Dies betrifft jegliche Tourismusadern. Deshalb wurde jetzt das Tourismuskonzept Tschiertschen + Praden Plus ins Leben gerufen. Ist der gegenwärtige Bau der neuen Sesselbahnen aufgrund dieser Entwicklung nicht allzu optimistisch?

Nein, eigentlich nicht, sofern die Vorsätze verwirklicht werden können. Dies ist vor allem die Verbesserung der örtlichen Gastronomie. Ist diese Investition gerechtfertigt, wenn die Infrastruktur bzw. Hotellerie in Tschiertschen zunehmend am zerbröckeln ist?

Das Zerbröckeln sollte meiner Meinung nach eigentlich auf einem Tiefpunkt angelangt sein. Die Gegenmassnahmen dazu laufen auf Hochtouren. Was wird sich durch die neuen Bergbahnen in Tschiertschen zukünftig verändern?

Durch die neuen Bergbahnen wird mit Bezug auf den Tourismus sicher eine positive Sogwirkung entstehen. Dieser Sog muss ausgenützt und entsprechend vermarktet werden. Sollte nach Ihrer Meinung der Betrieb der Bergbahnen als Unternehmung selbsttragend sein?

Ja, auf jedenfall. Die erarbeitete Planerfolgsrechnung lässt Positives erwarten. Der Verwaltungsrat rechnet auch fest damit. Ist die erforderliche Auslastung der neuen Anlagen aufgrund des bereits erwähnten, konstanten Rückganges der Logiernächte gewährleistet?

Der Rückgang der Logiernächte kann nur teilweise aufgefangen werden, da die Bettenzahl eingeschränkt ist. Dringend zu fördern ist zukünftig der

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Tagestourismus, da dieser früher ein wichtiges Standbein war, welches leider fast in Vergessenheit geraten ist. Ist die nachhaltige Bewirtschaftung der grossen Investition zum selbständigen Überleben der Bergbahnen gewährleistet, oder pokern Sie auch zukünftig mit einer ungebrochenen Solidarität?

Nein, gepokert wird nicht. Dies wäre sehr gefährlich. Laut Studien sind die Bergbahnen selbsttragend. Dies wird jedoch mit grossen Anstrengungen verbunden sein. Welche Möglichkeiten sehen Sie, damit die Infrastruktur im Dorf verbessert wird?

Die betreffenden Betriebe sollten alle mitmachen und aus Eigeninitiative das Beste versuchen. Kann der kleine Tourismusort Tschiertschen für den Tagestourismus am Markt konkurrenzfähig auftreten?

Ja, für den Tagestourismus schon. Wenn wir als qualitativ hochstehendes Nischenangebot auftreten. Nach dem Motto „klein aber fein“. Mit welchen Angeboten kann sich Tschiertschen von der Konkurrenz abheben?

Durch familiäre und idyllische Atmosphäre. Durch Skitouren und ein vergünstigtes Angebot von Postautobilletten und Tageskarten. Welches Zielpublikum wollen Sie zukünftig ansprechen?

Familien und Jugendliche, welche gerne ein intensives Naturerlebnis haben möchten. Als Gemeindepräsident wird Ihnen die Entwicklung der Gemeinde im Allgemeinen am Herzen liegen. Welche Möglichkeiten haben Sie um die Attraktivität des Ortes für Jahresbewohner zu steigern?

- Das Skigebiet vor der Haustüre; - Schulkinder fahren auch zukünftig gratis mit den Bergbahnen; - Angebot von günstigem Bauland; - Kindergarten und Primarschule; - Aktives Vereinsleben. Somit kann Gemeinschaft und Zusammenhang gelebt werden. Welche Visionen, die auch realisierbar sein sollten, haben Sie für die Gemeinde Tschiertschen im Allgemeinen und die Bergbahnen im Speziellen für das Jahr 2011?

- Durch die Verbesserung der Zufahrtsstrasse ab Chur könnten 2.50 m breite Reisecars nach Tschiertschen gelangen; - Den Zusammenschluss der Skigebiete Arosa – Lenzerheide – Tschiertschen; - Neubau eines gutbürgerlichen Hotels; - Eine Stärkung von Tschiertschen durch die Organisation Schanfigg Tourismus.

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Wie sehen Sie das Thema einer Verbindung der Tourismusgebiete Arosa –Lenzerheide – Tschiertschen?

Im Moment steht ja nur die Verbindung Arosa - Lenzerheide im Vordergrund. Die raumplanerischen Voraussetzungen werden jedoch auch für einen Anschluss von Tschiertschen geschaffen.

Die politische Gemeinde Tschiertschen ist Eigentümerin des Territorialgebietes zwischen Arosa und Lenzerheide. Durch den Zusammenschluss von Arosa und Lenzerheide wird Tschiertschen finanzielle Vorteile haben. Somit ist die vorgesehene Verbindung abhängig von der Zustimmung von Tschiertschen. Welche Alternativangebote dazu haben Sie für die nächsten 5 Jahre in der Schublade?

Keine im Bezug auf das Skigebiet. Weitere Angebote werden Variantenfahren, Schneeschuhlaufen, Kutschenfahrten und Skisafari sein. Herr Truog, ich danke Ihnen für das Interview.

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9. Optimierungsvorschläge und Anregungen 9.1 Bevölkerung und Arbeitende

- Freundlich und bemüht sein, dem Gast das Beste zu bieten → Der Kunde ist König; - Umdenken öffnet Horizonte; - Initiative junger Einwohner/innen in Entscheidungsfindungen einbinden. 9.2 Öffentliche Strassen und Wege

- Beleuchtung; - Dorfstrassen sanieren; - Privatstrasse Bächli - Hotel Alpina: Übernahme durch Gemeinde → Oberfläche und Entwässerung sanieren; - Fussweg Postplatz - Büel: Oberfläche und Entwässerung sanieren; - Meliorationsstrassen ausserhalb Dorfgebiet: Gebührenpflicht einführen für privaten Fahrzeugverkehr → Unterhaltsfinanzierung durch Verursacher.

9.3 Ortsbild

- Neue Begrüssungs- Infotafel beim Ortseingang; - Fahnen auf dem öffentlichen Parkplatz beim Ortseingang und dem Aussichtspunkt Büel unterhalten und immer hissen; - Ordnung verbessern beim öffentlichen Sammelgebäude der Kerichtsäcke beim Dorfanfang. → Stichproben durchführen, Videokameras montieren; - Parkordnung, welche die Gemeinde von den Gästen verlangt, muss auch für die Einheimischen gelten; - Auf öffentlichem Boden ungeordnet gelagertes Gut (Baumaterial, Maschinen...) ordnen und Lagerungsgebühr einführen; - Erteilen von Baubewilligungen → mehr Rücksichtnahme auf Ortsbild (Baustil, Farbe); - Ungenutzte, nicht mehr unterhaltene Altbauten (Hotel), welche das Ortsbild negativ beeinträchtigen und ein Gefahrenpotential darstellen → Abbruch. 9.4 Sonstiges

- Professionelleres Auftreten in der Öffentlichkeit; - Bancomat dringend notwendig! → Wo kein Geld ist, kann auch keines investiert werden; - Örtliche Betriebe sollten Zahlungsmöglichkeiten durch den Gast mit Euro einführen (Euroeinführung ab 1.1.2001); - Infobüro des Verkehrsvereins jeweils Samstag Vormittag geöffnet (1000 - 1200); - Für den Gast bessere Informationsmöglichkeiten im Dorf; - Aussichtspunkt Fuchsenbödeli: sanfte Rodung des Waldes → Blick aufs Dorf. - Vitaparcours entweder instand setzen oder abräumen; - Steigerung der Gastronomiebetriebe auf den heutigen Qualitätsstandard;

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- Absprache zwischen den Restaurationsbetrieben verbessern → nicht alle am selben Tag geschlossen infolge Ruhetag (Tagesgäste bringen Umsatz); - Zivilschutzanlage als Übernachtungsmöglichkeit nutzen → Schlafgelegenheit für Gäste mit kleinem Portemonnaie (Jugendliche) gewährleistet. 9.5 Anlässe

- Vermehrt kulturelle Angebote (Gemälde-, Skulpturausstellungen, Konzerte...); - Durchführung von mindestens zwei attraktiven Grossanlässen pro Wintersaison; - Sponsorensuche durch Verkehrsverein. 9.6 Bergbahnen

- Konkurrenzfähige Pistenpräparierung; - Attraktivere Pisten → Half-Pipe, Big-Jump, sowie in einer Hütte / Schneebar im Skigebiet Offenausschank und schlichte, bodenständige Kost (Bündnerspeziali- täten, z.B.: Gerstensuppe, Polenta, Risotto...); - Bei der Talstation der Hühnerköpfsesselbahn eine Snackbar errichten, wenn möglich Zweckänderung von einem ungenutzten Viehstall; - Attraktive Alternativangebote auch neben der Piste. → Wanderwege, Schlittelbahnen, Langlaufloipen;

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10. Quellenverzeichnis - Engi Andreas: Tschiertschen vom Bauerndorf zum Kurort; Neue Bündner Zeitung; 23. Januar 1953. - Emil Rüegg: Tschiertschen ein Bergdorf im Schanfigg; Neue Zürcher Zeitung; 2. Dezember 1982; Nr. 281. - Prof. Dr. Thomas Bieger, Patrick Caspar, lic. Oec. HSG: Untersuchung der regionalwirtschaftlichen und touristischen Effekte der geplanten Skigebietsverbindung Arosa – Lenzerheide – Tschiertschen; Universität St. Gallen; April 2000. - VR der Skiliftanlagen Tschiertschen AG: Aktienkapitalerhöhung 2000/2001; Emissionsprospekt; Skiliftanlagen Tschiertschen AG, 7064 Tschiertschen. - VR der Skiliftanlagen Tschiertschen AG: Geschäftsberichte 1971 – 2000; Skiliftanlagen Tschiertschen AG, 7064 Tschiertschen. - Vorstand der Vereinigung Pro Tschiertschen: Informationen und Mitteilungen; Pro Tschiertschen, 7064 Tschiertschen, April 1999