Sprachkultur. Am Anfang steht die Kommunikation 1. Existenz einer Normabweichung oder nicht 2....

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Sprachkultur

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Sprachkultur

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Am Anfang steht die Kommunikation

1. Existenz einer Normabweichung oder nicht

2. Bemerken dieser Normabweichung oder nicht

3. Bewertung dieser Normabweichung oder nicht

4. Falls Bewertung: negativ oder positiv

5. Bei negativer Bewertung: Einleiten des Erarbeitens eines Lösungsvorschlags oder nicht

6. Die Korrekturen werden per Lösung werden erfolgreich implementiert oder nicht

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Text:

Übersetzung Scharnhorsts der „Allgemeinen Grundsätze der Sprachkultur um 1932“ aus dem Tschechischen

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Literatursprache hier Standardvarietät

Sprachwissenschaftler sollen:

Stabilität der Literatursprache unterstützen

funktionale Unterschiede und stilistischen Reichtum der Literatursprache fördern↓

Dazu muss die Literatursprache, d.h. die bestehende Norm dieser, vollkommen erforscht sein↓

Diese Erforschung ist grundlegende Aufgabe der Sprachwissenschaftler

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Forschung theoretische und planmäßige Arbeit

streng synchron und strukturell

Erforschung der durchschnittlichen literatursprachlichen

Praxis der letzten 50 Jahre

und des Sprachbewusstsein der gebildeten Schichten und deren mündliche Sprachpraxis

der speziellen theoretische Normen der Literatursprache

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Festsetzung der Normen der Literatursprache nicht durch Diktat der linguistischen Theorie

ABER der Prozess der Stabilisierung und Konsolidierung nicht ohne normatives Eingreifen der Theoretiker

Eingegriffen wird in: Rechtschreibung Weniger in: grammatischen Bau der

Sprache: Morphologie und Syntax

Fast gar nicht: Struktur und Inhalt der Lexik

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Normatives Eingreifen unter folgenden Grundsätzen:

Stützung der Stabilisierung der Literatursprache. Stabilisierung:

funktionaler Gesichtspunkt – Zielgerichtetheit

allgemein-ästhetischer Gesichtspunkt – Geschmack der betreffenden Epoche

synchronischer Gesichtspunkt – tatsächlicher Zustand der Gegenwartssprache

kein Aufhalten von Fortschritt

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Normatives Eingreifen unter folgenden Grundsätzen:

Keine Vertiefung der Unterschiede von Alltags- und Buchsprache

Stabilisierung keine Nivellierung, sondern Erhaltung der Vielfalt der Sprache

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Rechtschreibung: stabilisierte Schreibweise

Orthografie:

- Ideale Erfassung des phonologischen System der Sprache aber NICHT deren phonetische Realisierung

- Richtung der Aussprache nach der Aussprache der gebildeten Schichten richten

- nicht nach irgendeinem Dialekt oder nach der Volkssprache

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Veränderungen unter den Gesichtspunkten

- Adäquatheit, also theoretische Genauigkeit

- Zweckmäßigkeit der Sprache

- Vermeidung unnötiger Kompliziertheit

Bekanntgabe der Veränderungen vor der Durchsetzung Chance der Diskussion

unter Fachkritikern

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1. …bei der Stabilisierung des grammatischen Baus (Morphologie, Syntax) der Literatursprache

einerseits durch die Untersuchung der bestehenden Norm

andererseits durch die Kodifizierung der Normen

Morphologie Tatsächlicher gegenwärtiger Stand nicht

vollständig bekannt noch ausreichend kodifiziert konsequente Untersuchung der morphologischen Struktur der Gegenwartssprache erforderlich

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1. …bei der Stabilisierung des grammatischen Baus (Morphologie, Syntax) der Literatursprache

Syntax Keine Verwischung der funktionalen

Unterschiede zwischen syntaktischer Varianten

aus Unterschieden Erkenntnisse für die notwendige Differenzierung der Literatursprache

Keine Störung der Entwicklung spezieller syntaktischer Mittel

Auszeichnung Buchsprache gegenüber der Alltagssprache

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2. …bei der Stabilität der formalen und semantischen Seite des Wortschatzes

Hier greift die linguistische Theorie am wenigsten sein

Förderung der Entwicklung von Fachterminologie

keine Anwendung dieses Schemas auf den Wortschatz der Literatursprache

Unterstützung der Stabilisierung der Sprache durch Kritik Durch Vergleich von konkreten sprachlichen Äußerungen mit der theoretisch fixierten Norm

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3. …bei der Entwicklung von Fachtermini Zweckmäßigkeit

Vermeiden: Mehrdeutigkeit von Wörtern, die der theoretischen und juristischen Sprache widerspricht, keine unerwünschte emotionale Färbung

Entlehnung der Internationalen Terminologie und semantische Koordinierung mit den heimischen Benennungen

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4. … bei der Bestimmung der funktionalen Belastung sprachlicher Mittel und bei der Aufdeckung stilistischer Möglichkeiten

Dazu muss folgendes geschehen: systematische Feststellung der speziellen

sprachlichen Mittel der verschiedenen Funktionalsprachen/Personen/Schulen und Richtungen

Achten auf die Richtung der Entwicklungstendenzen

Aussprache von Empfehlungen ohne Strenge und Zwang

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1920er/30er Jahre in Prag Forschungsgegenstand: Standardsprache der

Gegenwart→ synchronische Betrachtung Forschungsziel:

Maßstäbe für die Standardsprache Erforschung der Normen der Standardsprache + Kodifizierung

Grammatiken, Wörterbücher, Handbücher für Orthographie, etc.

Eingriff in die Entwicklung der gesprochenen und geschriebenen Standardsprache Öffentlichkeitsarbeit > Lehrer, Journalisten, Schriftsteller,

Rundfunk

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Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse

die früher deutliche soziale Stratifikation der Träger der Literatursprache verschwand

„ Sozialisierung der Literatursprache“ / „ Demokratisierung der Sprache“

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Einbeziehung des „Empfängers“ in die Bemühungen um die Sprachkultur

individuelle Haltung und Meinung der Menschen gegenüber der Sprache und deren Einwirkung auf engere und weitere Umgebung

Resultat ist eine „öffentliche Meinung über Sprache“

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Die Ergebnisse dienen für mehrere Zwecke der Entwicklung von Sprachkultur:

1. Grundlagen für das Einwirken auf die „öffentliche Meinung über die Sprache“ werden geschaffen

2. Angaben in welcher Richtung die Kommunikationspraxis selbst zu beeinflussen ist

3. Bedarf und Grenzen möglicher Eingriffe der Sprachwissenschaftler können besser eingeschätzt werden

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Analyse der national-repräsentativen Sprachfunktion und Erarbeitung von Kriterien der Literatursprachlichkeit:

1. die nationale Repräsentationsfähigkeit

2. die Systemhaftigkeit

3. die Stabilität

4. die Verständlichkeit

5. die Zweckmäßigkeit

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Interesse an sprachlichen Mitteln, die Varianten (Dubletten) darstellen

neben den üblichen diachronen Betrachtungsweisen rückten auch landschaftlich oder regional geprägte sowie Kontaktvarianten ins Blickfeld

konkreter Bezug auf gegenwärtige gesellschaftliche sprachliche Erscheinungen

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Periphere Erscheinungen …

- sind schwach in die Beziehungen des Sprachsystems integriert

- sind Erscheinungen mit einer geringen Frequenz

- haben im kollektiven Sprach-bewusstsein keine feste Norm

- sind untergehende oder neu aufkommende Erscheinungen

- sind häufig der Ausgangspunkt für neue Entwicklungstendenzen

Z

P

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Kodifizierung von „Dubletten“ für die Sprachkultur von Vorteil

Dubletten als Widerspiegelung der Differenziertheit innerhalb des Sprachgebrauchs

stilistische und semantische Bereicherungen

der sprachlichen Kommunikation

Kritik: Praxis kann beim Sprachbenutzer auf Widerstand stoßen, da Dubletten als Verletzung der Einheit der Sprache angesehen werden kann

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Bis in die 30er Jahre eine eher puristische Auffassung einer „Sprachpolizei“

Seit den 30er Jahren der prognostische Standpunkt im Vordergrund

ermöglicht potentielle Konfliktsituationen in der sprachlichen Kommunikation frühzeitig zu erkennen und ihnen rechtzeitig vorzubeugen

=> PRÄVENTION

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Sprachpolitik > politische Maßnahmen innerhalb

einer Einzelsprache

Sprachenpolitik > Verhältnis zwischen

verschiedenen Sprachen Die zu kommunizierende Sprache Sprachverbreitungspolitik

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Aus dem Verfassungsentwurf von 2005: „Ziel der Union ist es, den Frieden, ihre Werte

und das Wohlergehen der Völker zu fördern […]. Die Union […] fördert den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt und die Solidarität zwischen den Mitgliedsstaaten. Sie wahrt den Reichtum ihrer kulturellen und sprachlichen Vielfalt und sorgt für den Schutz und die Entwicklung des kulturellen Erbes Europas“

(Artikel 3) Dagegen: Erhaltung und Förderung der

Sprachenvielfalt???

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„die allgemeine gesellschaftliche Lage, in der sich Sprache in einem bestimmten Land oder Territorium während eines bestimmten Zeitabschnitts unter gegebenen politischen, sozialen, ökonomischen und insbesondere kulturellen Verhältnissen befindet“

(Scharnhorst, 1995)