Sprachsystem und Sprachgebrauch Teil 1:...
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Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland
§ 201 Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit
Geldstrafe wird bestraft, wer unbefugt
1. das nichtöffentlich gesprochene Wort eines
anderen auf einen Tonträger aufnimmt oder
[…].
(4) Der Versuch ist strafbar.
(5) Die Tonträger und Abhörgeräte, die der Täter
oder Teilnehmer verwendet hat, können ein-
gezogen werden. § 74a ist anzuwenden.
Urheberrechtsgesetz der Bundesrepublik
Deutschland
§ 53
(Abs. 7): Die Aufnahme öffentlicher Vorträge,
Aufführungen oder Vorführungen eines Wer-
kes auf Bild- oder Tonträger, [...] sind stets
nur mit Einwilligung des Berechtigten zuläs-
sig.
Wie viele Sprachen gibt es?
Unsicherheit:
- viele Sprachen noch
nicht erforscht, bes.
die keine Schrift be-
sitzen (z.B. in Ama-
zonien o. auf Borneo)
- ausgestorbene Sprachen (Latein, Indianerspr.
Mittel- u. Nordamerikas)
- Dialekt ↔ Sprache (deshalb: „Varietät“)
Eigentlich gibt es realitär keine Sprachen (diese
sind Abstraktionen), nur Varietäten!
Varietät = primär = jede Erscheinungsform von
Sprache
↕
Sprache = ein künstlicher
Sammelbegriff, die Zu-
ordnung von Varietäten
zu Sprachen ist sekundär,
eigentlich willkürlich!
Was als eine eigenständige Sprache gilt = kei-
ne linguistische Frage, vielmehr kultureller,
wirtschaftlicher, politischer etc. Art; Beispiele:
• Was ist Deutsch? (In Deutschland?, in Ös-
terreich?, in der Schweiz?, im Elsaß?, in
Luxemburg?, in den Niederlanden, in Bel-
gien?)
• Serbokroatisch → Serbisch und Kroatisch
→ Serbisch, Kroatisch und Bosnisch?
Staatsgrenzen, Religionen etc. erzeugen Spra-
chen bzw. Sprachidentitäten.
Eine UNO-Statistik: 5.651 Sprachen ↔ Ethno-
logue (ethnologue.com): 6.912 ↔ M. Pei:
2.796
• mehr als 1.200 amerik. Indianersprachen
• etw. mehr als 700 in Afrika
• etwa 500 für Australien, Tasmanien, Neugui-
nea, Still. Ozean
• einige Hundert in Asien
Aber: nur einige Hundert = gut erforscht
¾ aller Sprachen: ohne Schrift u. Norm
UNO: nur 55 Sprachen von mehr als 10 Mio.
gesprochen
Chinesisch 1 Milliarde Bahasa In-
donesisch
125 Mio.
Englisch 415 Mio. Japanisch 120 Mio.
Hindi 290 Mio. Russisch 115 Mio.
Spanisch 285 Mio. Deutsch 92 Mio.
Arabisch 170 Mio. Französisch 55 Mio.
Bengalisch 165 Mio. Italienisch 55 Mio.
Portugiesisch 160 Mio.
Sprachensterben
Als der Sultan das erste Mal von den Einwande-
rern aus dem Nordwestkaukasus mit der seltsa-
men Sprache hörte, schickte er einen Diener, die-
se Sprache zu lernen. Zurückgekehrt, leerte die-
ser einen Sack voll Kiesel auf den Boden des Pa-
lastes und sprach: „Lausche diesen Tönen: Das
ist alles, was Fremde jemals von der Sprache der
Ubykh verstehen werden.“
U: 81 Konsonanten; letzter Sprecher starb 1992
Prognose: bis Ende des Jh-s: verschwinden 50
bis 90% aller Sprachen (wie „Artensterben“).
Hauptgrund:
• Hälfte aller Sprachen jeweils von weniger als
2.500 Menschen gesprochen (laut UNESCO:
zum Überleben mind. 100.000 Sprecher nö-
tig), aber: Insel Neuguinea = 0,1% der Weltbe-
völkerung, jedoch ein Sechstel aller Sprachen
Auch früher: Tausende v. Sprachen ausgestor-
ben; vor rund 10.000 Jahren noch 10.000 bis
15.000 Spr. für 1 Mio Menschen. Heute: Tempo!
Beispiel: Arikapú (im Amazonas-Dschungel) –
nur 6 Sprecher
Eyak (Eingeborenenspr. in Alaska) – 1 Spre-
cherin bis 2008
Australien: 200 Eingeborenenspr., davon 135
gefährdet.
Konsequenzen für die Wissenschaft
• Rekonstruktion d. sprachlichen Urgeschichte
• Aufstellen/Überprüfen v. Theorien, wie sich
Sprachen unterscheiden bzw. wo nicht;
solche Einschränkungen → Rückschlüsse
auf das menschl. Denkvermögen + für die
Frage, wie Kinder überhaupt sprechen ler-
nen.
Revitalisierung („Auferstehung“)
• Hawaii: Sprecherzahl seit 1983 von 1.000 auf
10.000 gestiegen,
• aber auch für Walisisch, Navajo, Maori und
Maya-Sprachen
• längst ausgestorben: Cornisch (keltisch) in
Cornwall − neu belebt
• Althebräisch → Iwrit (in Israel)
„The World's Languages in Crisis“ (Michael
E. Krauss, Univ. of Alaska in Fairbanks)
• Sprachen, die nicht mehr an Kinder weiterge-
geben werden.
• Sprachen, die nur noch in einer sehr kleinen
Gruppe weitergegeben werden (z.B. Sor-
bisch, Nord- und Ostfriesisch).
• Sprachen, denen wegen ih-
rer großen Verbreitung kei-
ne Gefahr droht (nur 300
bis 600 Sprachen).
Literaturempfehlungen zum Thema
• BODMER, Frederick: Die Sprachen der Welt.
Köln: Parkland 1997.
• DÉCSY, Gyula: Die linguistische Struktur
Europas. Vergangenheit ‒ Gegenwart ‒ Zu-
kunft. Wiesbaden: Harrassowitz 1973.
• ERNST, Peter (Hrsg.): Einführung in die syn-
chrone Sprachwissenschaft. 2., verb. u. ver-
mehrte Aufl. Wien: Praesens 1999.
• HAARMANN, Harald: Babylonische Welt. Ge-
schichte und Zukunft der Sprachen. Frank-
furt a.M./New York: Campus 2001.
• HAARMANN, Harald: Kleines Lexikon der
Sprachen. Von Albanisch bis Zulu. München:
Beck 2001 (Beck'sche Reihe; 1432).
• STÖRIG, Hans-Joachim: Abenteuer Sprache.
Ein Streifzug durch die Sprachen der Erde.
5. Aufl. Berlin [etc.]: Langenscheidt 1997.