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•••••••••••••••••••••••••••••••• Fotos: Bartel, Fotolia (3) ANZEIGE gema/gema/unbenannt - 16.11.2009 11:22:06 Erscheint am: 21.11.2009 gema2 gema 3 SAMSTAG, 21. NOVEMBER 2009 3 REPORTAGE 2 REPORTAGE Medikamententausch istschwachsinnig ... Auf den „Deal“ zwischen Salzburger Gebietskasse, Ärzte- und Apothekerkam- mer,wonachnurdasbilligste Medikament verordnet wer- den darf, reagiert jetzt auch die betroffene Bevölkerung. Auszug aus einem Leserbrief vonFrauMarianneBarfuss: „Mich begeistert die Un- verschämtheit dieser Herr- schaften. Da wird doch tat- sächlich davon gesprochen, dass ein Medikament um 6,30 Euro nicht schlechter sein braucht als um 6,40 Eu- ro. Buchstäblich wegen 10 Cent müssen Ärzte, die weit- aus Sinnvolleres tun könn- ten, ihre meist älteren Pati- entendamitquälen,sichMo- natfürMonataneinanderes Medikamentzugewöhnen. Herr Schluckner (Obmann der SGKK, Anm. d. Red.) be- gründet es damit, mit dem Geld der Versicherten sorg- sam umgehen zu müssen. Ei- ne Frechheit! Er selbst ist vor einem Jahr in einen Glaspa- last umgezogen, der unsere schöne Stadt verschandelt. Da frage ich mich schon, wann beginnen die Herr- schaften endlich selbst ein wenigzusparen? Mit dem schwachsinnigen Austausch von Medikamen- ten wegen 10 Cent will Herr Schluckner Millionen einspa- ren. Wenn er auf seinen Prachtbau verzichtet hätte, wären die Medikamente lo- cker für die nächsten zehn Jahregesichertgewesen. Offenbar kommt den Bon- zen gar nicht der Gedanke, tatsächlich sorgsam mit dem Geld anderer umzugehen. Lieberlassensieunsweniger Leistungzukommen...“ Kommentarüberflüssig. Reden,lesen,Musikhören Sprache kann nur im direkten Kontakt mit den Eltern erworben werden. Durch Fernse- hen allein ist dies nicht zu ersetzen, denn zur Kommunikation gehören auch Gestik, indivi- dueller Ausdruck und regionale sprachliche Unterschiede. Auch Musik, Vorlesen, der Be- such von kindgerechten Theateraufführun- gen usw. fördern sprachliche Fähigkeiten. mit mir! D ie ersten Worte sei- nes Kindes sind et- was Besonderes. Stolze Eltern teilen sie dem Rest der ganzen Familie mit, oder schreiben sie ins Tagebuch. Ab sofort wer- den die lieben Kleinen nie mehr aufhören, „Nein“ zu sagen, „Ich will! Jetzt so- fort“ kreischen oder „Ich putze meine Zähne nicht“ trotzen. Aber so ein ge- hauchtes „Mami“ oder „Pa- pa, hab dich lieb“ im Halb- schlaf, macht alle Kinder- launenimNuwiederwett. Bis zum flüssigen Spre- chen ist es dennoch ein wei- ter Weg. Die Fähigkeit, sich durch Lautäußerung mit- zuteilen beginnt eigentlich bereits mit dem ersten Ba- by-Schrei nach der Geburt. Da die kindliche Sprach- entwicklung individuell abläuft und sich über Jahre hinweg zieht, gibt es alters- bezogene Richtwerte oder Etappen, was zu einem be- stimmten Zeitpunkt ge- konnt werden muss. Die normale Sprachent- wicklung, wonach sich das Kind mittels einfacher Grammatik und kindge- mäßem Wort- schatz ver- ständlich aus- drücken kann, ist mit vier bis fünf Jahren erreicht. Verzögerungen zu Be- ginn dieser Entwicklung kommen immer wieder vor. Univ.-Prof. DDr. Wolfgang Bigenzahn, Leiter der Kli- nischen Abteilung Phoni- atrie-Logopädie am AKH in Wien: „Kinder mit ei- nem verspäteten Sprech- beginn bezeichnet man als Late-Talker. Das betrifft et- wa jedes fünfte Kind. Rund die Hälfte von ihnen holt dann die Defi- zite bis zum dritten Le- bensjahr auf.“ Störungen der Sprachent- wicklung ge- hören zu den häufigsten Auf- fälligkeiten in der Ent- wicklung von Kindern. Das kann man aber be- reits früh bemerken. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Friedrich, Vorstand der Hals-, Nasen- und Ohren- Universitätsklinik in Graz plädiert dafür, besorgte Eltern immer ernst zu neh- men: „Oft haben die Eltern das Gefühl, dass in der Ent- wicklung des Kinders etwas nicht stimmt. Dann sollte man nicht unnötig abwarten und zuerst einmal eine Hör- prüfung veranlassen.“ Im ärztlichen Gespräch (Ana- mnese) sind auch zahlreiche Hinweise zu erörtern, wie z. B. Erkrankungen oder psy- chische Belastungen wäh- rend der Schwangerschaft, Geburtsverlauf, erbliche Komponenten, familiäres und sprachliches Umfeld etc. Begünstigend für Spra- chentwicklungsstörungen wirken organische Verände- AlleinvordemFernseher:UngünstigfürdenSpracherwerb rungen der Sprechwerkzeu- ge, Umwelteinflüsse, Hör- und Sehstörungen. Ebenso Zahn- und Kie- ferfehlstellungen, was von vielen Eltern nicht bedacht wird. Nicht immer sind die Ergeb- nisse der Untersuchungen be- sorgniserregend, Stammelfeh- ler z. B. treten bis etwa zum vierten Lebensjahr bei al- len Kindern auf. Falscher Gebrauch der Gramma- tik und Sprechunflüs- sigkeiten zwischen dem dritten und vierten Le- bensjahr sind normal und entstehen durch die rasante Entwicklung in dieser Lernphase, die zur Überforde- rung des Sprachsystems führt, wie Prof. Friedrich erklärt. Das passiert übrigens auch Erwachsenen fallweise: Der Sprachfluss kommt mit der Vielzahl der Gedanken nicht mit, die wir etwa bei hitzigen Diskussionen oder beim Aus- führen sehr komplizierter In- halte entwickeln. Gestörte Artikulation von Sprachlauten ist weniger an Reifungsprozesse im Gehirn gebunden und können zu ei- nem Teil auch noch im Er- wachsenenalter behandelt werden. Kinder ersetzen Sil- ben oder Laute, die sie nicht gut aussprechen können, durch andere („Dabel“ statt Gabel). Durch rechtzeitige lo- gopädische Behandlung er- reicht man, dass dies nicht zur Gewohnheit wird. Lispeln (Sigmatismus ge- nannt) ist ebenfalls öfter an- zutreffen, da Zischlaute schwierig auszusprechen und zu erfassen sind. Das ist dann in der Schule nicht nur unan- genehm, sondern kann sich außerdem auf die Leistungen negativ auswirken. Auch anfängliches Stottern hat die Tendenz sich später zu chronifizieren. „Hier sind Früherkennung und Gegen- maßnahmen daher besonders wichtig“, wie Prof. Bigenzahn informiert. Etwa vier Prozent der Kinder sind betroffen. Stottern tritt übrigens welt- weit und unabhängig von der jeweiligen Landessprache auf. Mittels entsprechender Thera- pien kann man das Leiden in den Griff bekommen. „Näseln“ hingegen entsteht meist durch sogenannte „Na- sen-Rachen-Polypen“ und auch gestörte Nasenatmung. Hier können moderne scho- nende Operationstechniken eingesetzt werden. Karin Podolak VomerstenSchreiansolltemandie Sprachentwicklung von Kindern fördern Zähne und Lautbildung: Fehl- stellungenkorrigierenlassen! LernendurchBe- obachten,Übenund sozialeKontakte Sprich

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gema/gema/unbenannt - 16.11.2009 11:22:06 Erscheint am: 21.11.2009

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SAMSTAG, 21. NOVEMBER 2009 3R E P O R T A G E2 R E P O R T A G E

Medikamententauschist schwachsinnig . . .Auf den „Deal“ zwischen

Salzburger Gebietskasse,Ärzte- und Apothekerkam-mer, wonach nur das billigsteMedikament verordnet wer-den darf, reagiert jetzt auchdie betroffene Bevölkerung.Auszug aus einem Leserbriefvon FrauMarianne Barfuss:„Mich begeistert die Un-

verschämtheit dieser Herr-schaften. Da wird doch tat-sächlich davon gesprochen,dass ein Medikament um6,30 Euro nicht schlechtersein braucht als um 6,40 Eu-ro. Buchstäblich wegen 10Cent müssen Ärzte, die weit-aus Sinnvolleres tun könn-ten, ihre meist älteren Pati-enten damit quälen, sich Mo-nat für Monat an ein anderesMedikament zu gewöhnen.Herr Schluckner (Obmann

der SGKK, Anm. d. Red.) be-gründet es damit, mit demGeld der Versicherten sorg-sam umgehen zu müssen. Ei-ne Frechheit! Er selbst ist voreinem Jahr in einen Glaspa-last umgezogen, der unsereschöne Stadt verschandelt.Da frage ich mich schon,wann beginnen die Herr-schaften endlich selbst einwenig zu sparen?Mit dem schwachsinnigen

Austausch von Medikamen-ten wegen 10 Cent will HerrSchluckner Millionen einspa-ren. Wenn er auf seinenPrachtbau verzichtet hätte,wären die Medikamente lo-cker für die nächsten zehnJahre gesichert gewesen.Offenbar kommt den Bon-

zen gar nicht der Gedanke,tatsächlich sorgsam mit demGeld anderer umzugehen.Lieber lassen sie uns wenigerLeistung zukommen . . .“Kommentar überflüssig.

Reden, lesen,MusikhörenSprache kann nur im direkten Kontakt mit

den Eltern erworben werden. Durch Fernse-hen allein ist dies nicht zu ersetzen, denn zurKommunikation gehören auch Gestik, indivi-dueller Ausdruck und regionale sprachlicheUnterschiede. Auch Musik, Vorlesen, der Be-such von kindgerechten Theateraufführun-gen usw. fördern sprachliche Fähigkeiten.

mitmir!

Die erstenWorte sei-nes Kindes sind et-was Besonderes.

Stolze Eltern teilen sie demRest der ganzen Familiemit, oder schreiben sie insTagebuch. Ab sofort wer-den die lieben Kleinen niemehr aufhören, „Nein“ zusagen, „Ich will! Jetzt so-fort“ kreischen oder „Ichputze meine Zähne nicht“trotzen. Aber so ein ge-hauchtes „Mami“ oder „Pa-pa, hab dich lieb“ im Halb-schlaf, macht alle Kinder-launen imNuwieder wett.Bis zum flüssigen Spre-

chen ist es dennoch ein wei-ter Weg. Die Fähigkeit, sichdurch Lautäußerung mit-zuteilen beginnt eigentlichbereits mit dem ersten Ba-by-Schrei nach der Geburt.Da die kindliche Sprach-entwicklung individuellabläuft und sich über Jahrehinweg zieht, gibt es alters-bezogene Richtwerte oderEtappen, was zu einem be-stimmten Zeitpunkt ge-konnt werdenmuss.Die normale Sprachent-

wicklung, wonach sich das

Kind mittelseinfacherGrammatikund kindge-mäßem Wort-schatz ver-ständlich aus-drücken kann,ist mit vier bisfünf Jahren erreicht.Verzögerungen zu Be-

ginn dieser Entwicklungkommen immerwieder vor.Univ.-Prof. DDr. WolfgangBigenzahn, Leiter der Kli-nischen Abteilung Phoni-atrie-Logopädie am AKHin Wien: „Kinder mit ei-nem verspäteten Sprech-beginn bezeichnet man alsLate-Talker. Das betrifft et-wa jedes fünfte Kind. Runddie Hälfte von ihnen holt

dann die Defi-zite bis zumdritten Le-bensjahr auf.“Störungen derSprachent-wicklung ge-hören zu den

häufigsten Auf-fälligkeiten in der Ent-wicklung vonKindern.Das kann man aber be-

reits früh bemerken.Univ.-Prof. Dr. GerhardFriedrich, Vorstand derHals-, Nasen- und Ohren-Universitätsklinik in Grazplädiert dafür, besorgteEltern immer ernst zu neh-

men: „Oft haben die Elterndas Gefühl, dass in der Ent-wicklung des Kinders etwasnicht stimmt. Dann sollte

man nicht unnötig abwartenund zuerst einmal eine Hör-prüfung veranlassen.“ Imärztlichen Gespräch (Ana-mnese) sind auch zahlreicheHinweise zu erörtern, wie z.B. Erkrankungen oder psy-chische Belastungen wäh-rend der Schwangerschaft,Geburtsverlauf, erblicheKomponenten, familiäresund sprachliches Umfeld etc.Begünstigend für Spra-

chentwicklungsstörungenwirken organische Verände-AlleinvordemFernseher:UngünstigfürdenSpracherwerb

rungen der Sprechwerkzeu-ge, Umwelteinflüsse, Hör-und Sehstörungen.Ebenso Zahn- und Kie-ferfehlstellungen, wasvon vielen Eltern nichtbedacht wird.Nicht immer sind die Ergeb-

nisse der Untersuchungen be-sorgniserregend, Stammelfeh-ler z. B. treten bis etwa zumvierten Lebensjahr bei al-len Kindern auf. FalscherGebrauch der Gramma-tik und Sprechunflüs-sigkeiten zwischen demdritten und vierten Le-bensjahr sind normal undentstehen durch die rasanteEntwicklung in dieserLernphase, die zur Überforde-rung des Sprachsystems führt,wie Prof. Friedrich erklärt.Das passiert übrigens auch

Erwachsenen fallweise: DerSprachfluss kommt mit derVielzahl der Gedanken nichtmit, die wir etwa bei hitzigenDiskussionen oder beim Aus-führen sehr komplizierter In-halte entwickeln.Gestörte Artikulation von

Sprachlauten ist weniger an

Reifungsprozesse im Gehirngebunden und können zu ei-nem Teil auch noch im Er-wachsenenalter behandeltwerden. Kinder ersetzen Sil-ben oder Laute, die sie nichtgut aussprechen können,durch andere („Dabel“ stattGabel). Durch rechtzeitige lo-gopädische Behandlung er-reicht man, dass dies nicht zurGewohnheit wird.Lispeln (Sigmatismus ge-

nannt) ist ebenfalls öfter an-zutreffen, da Zischlauteschwierig auszusprechen undzu erfassen sind. Das ist dannin der Schule nicht nur unan-

genehm, sondern kann sichaußerdem auf die Leistungennegativ auswirken.Auch anfängliches Stottern

hat die Tendenz sich später zuchronifizieren. „Hier sindFrüherkennung und Gegen-maßnahmen daher besonderswichtig“, wie Prof. Bigenzahninformiert. Etwa vier Prozentder Kinder sind betroffen.Stottern tritt übrigens welt-weit und unabhängig von derjeweiligen Landessprache auf.Mittels entsprechender Thera-pien kann man das Leiden indenGriff bekommen.„Näseln“ hingegen entsteht

meist durch sogenannte „Na-sen-Rachen-Polypen“ undauch gestörte Nasenatmung.Hier können moderne scho-nende Operationstechnikeneingesetzt werden.

Karin Podolak

Vom ersten Schrei an sollte man die

Sprachentwicklung von Kindern fördern

Zähne und Lautbildung: Fehl-stellungenkorrigierenlassen!

LernendurchBe-obachten,ÜbenundsozialeKontakte

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