Staatsrecht I - becker.jura.uni-kiel.de · V. Bundespräsident I. Reichspräsident der WRV als...
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Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Staatsrecht I
Staatsorganisationsrecht und
Verfassungsprozeßrecht
Professor Dr. Florian Becker
mittwochs, 08:15 - 09:45 Uhr, und donnerstags, 12:15 - 13:45 Uhr
(CAP2 - Frederik-Paulsen-Hörsaal)
A. Einleitung
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Literatur (vgl. Handout)
1. Textsammlungen
2. Kommentare
3. Lehrbücher
4. Gerichtsurteile
5. Zeitschriften
6. (seriöse) Internetquellen: juris, beck-online,
http://www.servat.unibe.ch/dfr/dfr_bverfg.html
Überblick
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Überblick über den Inhalt der Vorlesung (I)
A. Einleitung
I. Staatsrecht: Begriff und Einordnung
II. Gegenstand: „Staat“ als kontextabhängiger Begriff
III. Staatszwecke
IV. Der Staat des Grundgesetzes
B. Das Grundgesetz im Überblick
I. Systematik und Struktur
II. verfassungsrechtliche Grundentscheidungen
Überblick
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Überblick über den Inhalt der Vorlesung (II)
C. Verfassungsorgane: Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung, Bundespräsident, Bundesverfassungsgericht
D. Verfassungsfunktionen: Gesetzgebung, Regierung, auswärtige Angelegenheiten, Verwaltung, Rechtsprechung
E. Verfassungsprinzipien
I. Demokratie
II. Rechtsstaat
III. Sozialstaat
IV. Bundesstaat
V. Umweltschutz
F. Grundgesetz und seine internationalen Bezüge
A. Einleitung
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
I. Staatsrecht: Begriff und Einordnung
© Isensee
A. Einleitung
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
© Isensee
A. Einleitung
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
II. Gegenstand: „Staat“ als kontextabhängiger Begriff
A. Einleitung
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
II. Gegenstand: „Staat“ als kontextabhängiger Begriff (I)
1. Drei-Elemente Lehre (Völkerrecht und Staatsrecht)
2. Staatsgewalt: Territorialitätsprinzip, Personalitätsprinzip (innere/äußere
Souveränität)
3. Staatsgebiet
a) Staat als territorialer Herrschaftsverband
b) luftwärts
c) Abgrenzung des Staatsgebiets zur See
A. Einleitung
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II. Gegenstand: „Staat“ als kontextabhängiger Begriff (II)
4. Staatsvolk (Begriff des Volks problematisch/schillernd: subjektiv)
a) Herrschafts- und Legitimationssubstrat
• Sezession?
• Status negativus/activus (Träger der Staatsgewalt: BVerfGE 83, 37)
b) Staatsangehörigkeit (StAG): Völkerrecht
• jus sanguinis/jus soli/Mischsystem
• Erwerb und Verlust
• Unionsbürgerschaft
• DDR
A. Einleitung
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III. Staatszwecke
1. Institutionelle Überwindung von Gefahren
2. Gefahr und ihr Urheber:
a. Mensch: private Gewalt
b. Staatsgewalt: Despotie
c. Industriegesellschaft: wirtschaftliche Not/Ungleichheit,
Umweltzerstörung
3. Gefahr:, Mittel der „Gefahrenabwehr“:
a. Gewaltmonopol, Souveränität, Schutzpflichten
b. Menschenrechte, Rechtsstaat
c. Umverteilung i.w.S.
A. Einleitung
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IV. Der Staat des Grundgesetzes
1. Doppelte Staatsgründung: Vorbereitung
2. Gründung von Bundesrepublik und DDR
3. Die Deutsch-Deutsche Entwicklung
4. Wiedervereinigung
a) Die notwendigen Vertragsschritte der Wiedervereinigung
b) Völkerrechtliche Wirkung und Einbettung des EV
5. Europäische Integration
B. Das GG im Überblick
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B. Das Grundgesetz im Überblick
I. Systematik und Struktur (Inhaltsverzeichnis)
II. Die verfassungsrechtlichen Grundentscheidungen im Überblick
Art. 1 ff., Art. 20, Art. 23, Art. 79
III. Wichtige Änderungen im Überblick
1. Wehrverfassung (1953/56)
2. Notstandsverfassung (1968) inkl. Verfassungsbeschwerde
3. Finanzverfassung (1969 und 2009 (Föderalismusreform))
4. Kompetenzverteilung (permanent, zuletzt 2006 (Föderalismusreform))
5. Wiedervereinigung und Europäische Integration (mehrere)
C. Verfassungsorgane
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I. Einleitung
1. Begriffsbestimmungen: Organ, Verfassungsorgan, Staatsorgan
2. Zuordnung von Kompetenzen: Legitimation und Eignung
3. Überblick über Verfassungsorgane und ihre wichtigsten Aufgabe
Bundestag
Bundesrat
Bundesregierung
Bundespräsident
Bundesverfassungsgericht
Gesetzgebung
Rechtsprechung
Regierung
Verwaltung
Auswärtige Angelegenheiten
Aufstellung / Ausführung Haushalt
C. Verfassungsorgane
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II. Bundestag: Aufgabe und Wahl
1. Charakterisierung und Aufgabe: „Wahlen und Abstimmungen“
(Art. 20 Abs. 2 Satz GG)
2. Konstituierung durch Wahl: Art. 38 GG/Art. 10 Abs. 2 LVerf SH/BWahlG
a. Wahlsystem offen: Mehrheitswahlrecht/Verhältniswahlrecht/Mischsystem
b. BVerfGE 121, 266 (296f.): „Grundcharakter einer Verhältniswahl“
3. Wahlrechtsgrundsätze: Art. 38 GG
a. Allgemein („alle Bürger“)
b. Unmittelbar („unvermittelter Einfluß auf das Ergebnis“)
c. Geheim (Briefwahl)
d. Frei
e. Gleich
f. (Öffentlich)
C. Verfassungsorgane
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II. Bundestag: Wahlverfahren
I. Verfahrensgrundsätze in der Vorbereitung
II. Sitzzuteilung
1. Divisor- vs. Quotenverfahren
2. d’Hondt/Hare-Niemeyer/Ste. Laguë-Schepers
Annahme: zehn Sitze zu verteilen; 1000 Stimmen abgegeben
Partei A: 416 (=41,6%=4,16 Sitze)
Partei B: 338
Partei C: 246
C. Verfassungsorgane
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Sitzzuteilung: d’Hondt
Divisor Partei A Partei B Partei C
1 416 (1) 338 (2) 246 (3)
2 208 (4) 169 (5) 123 (7)
3 138,66 (6) 112,66 (8) 82
4 104 (9) 84,5 (10) 61,5
5
C. Verfassungsorgane
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Sitzzuteilung: Hare-Niemeyer
1. Schritt:
a. Multiplikation der Anzahl der Zweitstimmen einer Partei mit der Gesamtanzahl der zu vergebenden Sitze
b. Teilung durch die Gesamtanzahl aller zu berücksichtigenden Zweitstimmen.
Partei A: (416 x 10):1000=4,16 = 4 Sitze im ersten Durchgang
Partei B: (338 x 10):1000=3,38 = 3 Sitze im ersten Durchgang
Partei C: (246 x 10):1000=2,46 = 2 Sitze im ersten Durchgang
(von zehn Sitzen sind dann bereits neun vergeben).
2. Schritt: Verteilung der übriggeblieben Sitze in der Reihenfolge der Größe der Reste: hier erhält C den Sitz!
C. Verfassungsorgane
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Sitzzuteilung: Ste. Laguë-Schepers
Stimmen
1. Schritt (Stimmen ./. vorl. Divisor)
2. Schritt Herabsetzung (§ 6
Abs. 2 Satz 5 BWahlG) auf 99
Partei A: 416 :100=4,16 (d.h. vier Sitze) 4,20/4,24
Partei B: 338 :100=3,38 (d.h. drei Sitze) 3,41/3,44
Partei C: 246 :100=2,46 (d.h. zwei Sitze) 2,48/2,51 (drei Sitze)
Neun Sitze vergeben Zehn Sitze vergeben
C. Verfassungsorgane
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Typische Probleme des Wahlrechts
1. Überhangmandate (BVerfGE 131, 316)
2. Negatives Stimmgewicht (BVerfGE 121, 266)
3. Schleswig-Holstein: Begrenzung der
Mitgliederzahl, Überhang- und Ausgleichsmandate
(LVerfG SH, NVwZ 2010, 1524)
C. Verfassungsorgane
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Wahlprüfungsbeschwerde: Zulässigkeit
§ 49 BWahlG, § 13 Satz 1 Nr. 3 , § 48 BVerfGG,
I. Zuständigkeit des BVerfG, Art. 41 II GG, § 13 Nr. 3 BVerfGG
II. Statthaftigkeit der Beschwerde/ Vorverfahren: abgeschlossenes Wahlprüfungsverfahren des BT, Art. 41 I GG
III. Beschwerdefähigkeit/ -berechtigung, § 48 I BVerfGG
IV. Beschwerdegegenstand, §§ 13 Nr. 3, 48 BVerfGG (nur Rügen, die bereits vor dem BT geltend gemacht wurden)
V. Beschwerdebefugnis, § 48 I BVerfGG
VI. Form: §§ 23, 48 I BVerfGG, und Frist, § 48 I BVerfGG
VII. Rechtsschutzbedürfnis: indiziert (aber kein Ablauf der Legislaturperiode: Zweck des Verfahrens ist die Sicherung der ordnungsgemäßen Mandatsverteilung im aktuellen Parlament)
C. Verfassungsorgane
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Wahlprüfungsbeschwerde: Begründetheit
Wahlfehler mit Mandatsrelevanz?
I. Materieller Wahlfehler
Prüfungsmaßstab aus Zweck des Verfahrens (Schutz der
ordnungsgemäßen Wahl):
1. verfassungsrechtliche Wahlgrundsätze
2. einfaches Wahlrecht
Wahlfehler auch durch Dritte möglich, soweit diese unter Bindung an
wahlgesetzliche Anforderungen kraft Gesetzes Aufgaben bei der
Organisation einer Wahl erfüllen (Parteien)
II. Mandatsrelevanz
Zweck des Verfahrens: möglicher Einfluss des Wahlfehlers auf die
Sitzverteilung?
C. Verfassungsorgane
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II. Bundestag: Parteien und Wahl
1. Parteien (Art. 21 GG, ParteienG) und
Fraktionen
2. Chancengleichheit (Art. 21 GG, Art. 38 GG)
a. Wahlwerbung (Rundfunk)
b. Parteienfinanzierung
3. Parteienverbotsverfahren
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
VerfprozessR: Parteienverbotsverfahren
A. Zulässigkeit gem. Art. 21 II 2 GG, §§ 13 Nr. 2, §§ 43 ff BVerfGG
I. Antragsberechtigung, § 43 BVerfGG
II. Antragsgegner, § 44 BVerfGG
III. Antragsgegenstand: konstitutive Feststellung der Verfassungswidrigkeit – nicht der Verfassungsmäßigkeit
IV. Vorverfahren, § 45 BVerfGG
V. Form, § 23 I BVerfGG
B. Begründetheit
• Gem. Art. 21 Abs. 1 GG ist der Antrag begründet, wenn die Partei nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgeht, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden:
• „aktiv offensiven und aggressiven Haltung gegenüber der freiheitlich demokratischen Grundordnung, mit dem Ziel, diese abzuschaffen“.
• Erfolgsaussicht erforderlich (EGMR)?
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Nichtanerkennungsbeschwerde
Art. 93 Abs. 1 Nr. 4c GG, §§ 13 Nr. 3a, 96a ff. BVerfGG (Schutz des Wahlvorschlagsrechts bereits im Vorfeld der Wahl)
A. Zulässigkeit
I. Zuständigkeit BVerfG
II. Beschwerdegegenstand: Nichtanerkennung einer Vereinigung als Partei für die Wahl zum Deutschen Bundestag (§ 18 Abs. 4 S. 1 Nr. 1 oder Nr. 2 BWG)
III. Beschwerdeberechtigung und Verfahrensfähigkeit (ordnungsgemäße Vertretung (Zivilrecht))
IV. Beschwerdebefugnis: wenn Bf. durch die Entscheidung des Bundeswahlausschusses (§ 9 BWG) an der Einreichung von Wahlvorschlägen gehindert ist
V. Frist und Form (§ 96a Abs. 2 BVerfGG, § 18 Abs. 4a S. 1 BWG): Beschwerde ist binnen vier Tagen nach Bekanntgabe der Entscheidung des Bundeswahlleiters in der Sitzung des Bundeswahlausschusses (§ 18 Abs. 4 S. 2 BWG) zu erheben und zu begründen.
VI. Rechtsschutzbedürfnis (Wahlprüfungsverfahren?)
B. Begründetheit: § 18 Abs. 4 BWG (typischerweise Nr. 2)
C. Urteil: Zurückweisung oder Anerkennung als wahlvorschlagsberechtigte Partei
C. Verfassungsorgane
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II. Bundestag: Bestand und Auflösung; Geschäftsordnungsautonomie
1. Wahlperiode und Diskontinuität: Demokratie als Herrschaft auf Zeit
2. Zusammentritt des neuen Bundestags
3. Auflösung des Bundestags
a. Zeitablauf
b. Gescheiterte Kanzlerwahl
c. Gescheiterte Vertrauensfrage (echt/unecht: Selbstauflösung?)
4. Geschäftsordnungsautonomie
C. Verfassungsorgane
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II. Bundestag: Aufgaben und Instrumente
1. Aufgabentypen
a. Willensbildung,
b. Staatsleitung,
c. Repräsentation,
d. Kreation und Kontrolle anderer Staatsorgane
2. Instrumente
a. Beschlüsse: rechtsverbindlich (v.a. Gesetze); staatsleitend;
organisationsintern; schlicht
b. Kreationsakte
c. Verwaltungskompetenzen
C. Verfassungsorgane
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II. Bundestag: Aufgaben im einzelnen
1. Kreation: eigene Organe (Art. 40, 45b GG,
Ausschüsse) und fremde Organe (Art. 63, 54, 94 GG)
2. Gesetzgebung
a. Formelle und materielle Gesetze
b. Völkerrechtliche Verträge
c. Haushalt
d. Mitwirkung an Rechtsverordnungen
3. Politische Willensbildung und Kontrolle (Art. 42, 44, 43
GG; Opposition)
C. Verfassungsorgane
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II. Bundestag: Ausschüsse
1. Arten der Ausschüsse: freiwillig, pflichtig, unecht
2. Funktion und Zusammensetzung
(„Spiegelbildlichkeit)
3. Untersuchungsausschuss (Art. 44 und PUAG)
1. Einsetzung und Zusammensetzung
2. Bestimmung des Untersuchungsgegenstands
3. Verfahren
C. Verfassungsorgane
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II. Bundestag: Abgeordnete
1. Erwerb und Verlust der Mitgliedschaft
2. Mandatsstatus:
a. Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG
b. Freiheit/Gleichheit des Mandats
3. Individuelle Statusrechte: Mitwirkung, Schutz, Diäten
4. Statuspflichten
5. Status und Fraktionsmitgliedschaft: „notwendige Einrichtungen des Verfassungslebens und als Gliederung des Bundestages der organisierten Staatlichkeit eingefügt“; BVerfGE 70, 324 (363 f.).
C. Verfassungsorgane
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III. Bundesrat
1. Charakterisierung, Art. 50 GG: Bundesorgan, Exekutivlastigkeit
2. Struktur und Zusammensetzung, Art. 51 GG: verzerrte Repräsentation
3. Aufgaben des Bundesrates, Art. 50 GG
a. Mitwirkung bei der Rechtsetzung des Bundes (Art. 79 Abs. 2, Art. 76 Abs. 1 und 2, Art. 77 Abs. 2 bis 4 GG; Art. 80 Abs. 2 GG)
b. Mitwirkung bei der Verwaltung (des Bundes) (Art. 87 Abs. 2, 84 Abs. 2, 85 Abs. 2 GG usw.)
c. Mitwirkung in Angelegenheiten der Europäischen Union (Art. 23 GG)
d. Weitere in der Verfassung vorgesehene Aufgaben (Art. 53, 94 Abs. 1 GG)
4. Verfahren im Bundesrat: BVerfGE 106, 310
C. Verfassungsorgane
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IV. Bundesregierung
Art 62 ff. GG, BMinG, GO BReg
I. Charakterisierung und Vorbereitung durch Koalitionsvertrag
II. Bildung und Bestand der Bundesregierung
III. Wahl des Bundeskanzlers, Art. 63 GG
1. Wählbarkeitsvoraussetzung
2. Wahlphasen (Art. 63 Abs. 1 und 2 GG, Abs. 3, Abs. 4 GG)
3. Ernennung durch den Bundespräsidenten
IV.Organisationsgewalt des Bundeskanzlers
V. Bestand der Bundesregierung
1. Konstruktives Mißtrauensvotum
2. Vertrauensfrage
3. Ende der Amtszeit der Bundesminister
VI.Geschäftsordnung der Regierung
C. Verfassungsorgane
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IV. Bundesregierung: Struktur, Aufgabenverteilung
I. Innere Organisation 1. Bundeskanzler: Organisationsgewalt, Richtlinienkompetenz,
Geschäftsleitung
2. Bundesminister: Ressortkompetenz
3. Kompetenzen des Kollegiums, Art. 65 S. 3 und 4 GG
4. Verhältnis der drei Prinzipien
II. Aufgaben der Bundesregierung 1. Rechtsetzung: Art. 76 Abs. 1, 77 Abs. 2, 113, 80 GG (Art 65
Abs. 4 GG)
2. Verwaltung: Art. 84 Abs. 2, 85 Abs. 2; 86; 37 GG
3. Haushalt: Art. 110 Abs. 3, 113 GG
4. Auswärtige Gewalt
C. Verfassungsorgane
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V. Bundespräsident
I. Reichspräsident der WRV als abschreckendes Beispiel
II. Wahl: Art. 54 GG (Bundesversammlung)
III. Aufgaben
1. Beteiligung an politischer Leitungsgewalt (Reserve): Art. 63 Abs. 4; 68; 81 GG; Prüfungsbefugnisse
2. Ernennungen: Bundesregierung, Bundesrichter und –beamte (Art. 60 GG)
3. Gesetzgebung: Ausfertigung, Prüfung?
4. Außenvertretung: Art. 59 Abs. 1 GG
IV. Gegenzeichnung: Art. 58 GG
1. Sinn: politische Verantwortung
2. Gegenstand: alle rechtsverbindlichen Handlungen; politische Aussagen?
3. Ausnahmen
4. Person des Gegenzeichnenden
V. Immunität, Imkompatibilität (Art. 55, 60 GG)
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Materielles Prüfungsrecht des Bundespräsidenten (Art. 82 GG)
ablehnend befürwortend eingeschränkt: „Evidenz“
Recht zur Normenkontrolle allein beim BVerfG Aber • Monopol besteht nur ggü.
Anderen Gerichten • BP verhindert nur das
Inkrafttreten • keine Rechtsblindheit • Trennung materiell/formell
schwierig (79 Abs. 1 GG)
Amtseid und Bindung an die Verfassung; v.a. die Grundrechte Aber Zirkelschluss?
ansonsten zu starke Rolle im Verfassungsgefüge Aber Evidenz kaum zu begründen/abzugrenzen (durch wen?)
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Das Bundesverfassungsgericht
I. Zwei Senate mit je acht Mitgliedern (§ 2 BVerfGG): § 15 abs. 4 Satz 3 BVerfGG
1. Kammern (§ 15a BVerfGG); drei mit rotierender Besetzung; § 93b und c, 81a BVerfGG
2. Mitarbeiter (§ 13 Abs. 1 GeschO)
II. Mitglieder werden jeweils zur Hälfte vom Bundestag und vom Bundesrat gewählt
(Zweidrittelmehrheit); §§ 5 ff. BVerfGG.
III. Mindestens drei Mitglieder jedes Senats müssen aus den obersten Bundesgerichten
stammen (§ 2 Abs. 3 BVerfGG)
IV. Wählbarkeit (§ 3 BVerfGG)
1. ab 40. Lebensjahr
2. Befähigung zum Richteramt nach dem Deutschen Richtergesetz besitzt.
3. Amtsdauer: zwölf Jahre; Altersgrenze ist das 68. Lebensjahr; keine Wiederwahl
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Wichtige Aktenzeichen
BvE Organstreitverfahren
BvF Abstrakte Normenkontrolle
BvG Bund-Länder-Streit
BvL Konkrete Normenkontrolle
BvQ Einstweilige Anordnungen
BvR Verfassungsbeschwerden
PBvU Plenarentscheidungen
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts
I. Typen
1. Endentscheidungen (Sach- oder Prozessentscheidungen)
a. Beschluss oder Urteil (§ 25 Abs. 2 BVerfGG): Feststellung, Gestaltung, Leistung
b. unzulässige Anträge werden als unzulässig „verworfen“ oder „abgelehnt“; unbegründete Anträge werden „zurückgewiesen“
2. Vollentscheidung oder Teilentscheidung (§ 25 Abs. 2 BVerfGG)
II. Aufbau
1. Kopf / Aktenzeichen/ Verkündungsvermerk
2. Leitsätze
3. „Im Namen des Volkes“ (§ 25 Abs. 4 BVerfGG)
4. Rubrum: Verfahrensart, Beteiligte (ggfs. Bevollmächtigte), Spruchkörper und Namen der mitstimmenden Richter, ggfs. Datum der mündlichen Verhandlung, Abstimmungs-/Entscheidungsdatum
5. Tenor: Hauptausspruch, ggfs. Vollstreckung und Kosten
6. Begründung: Einleitung, Tatbestand, Zulässigkeit, Begründetheit, Abstimmungsergebnis (§ 30 Abs. 2 Satz 2 BVerfGG)
7. Unterschriften
8. ggfs. abweichende Ansichten
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Voraussetzung und Wirkung der Entscheidungen
I. Beschlussfähigkeit: § 15 Abs. 2 Satz 1 BVerfGG; Vertretung nach § 15 Abs. 2 BVerfGG
II. Entscheidung (§ 15 Abs. 4 BVerfGG):
1. einfache oder 2/3- Mehrheit ((§§ 15 Abs. 4 Satz 1, 105 Abs. 5 Satz 3 BVerfGG)
2. bei Stimmengleichheit: kein Verstoß! (§ 15 Abs. 4 Satz 3 BVerfGG)
3. Sondervotum
III. einstweilige Anordnung (§ 32 BVerfGG): keine vollendeten Tatsachen/Sicherungszweck
IV. Vollstreckung (§ 35 BVerfGG): weiter Begriff; volle Verfahrenshoheit des Gerichts („alle erforderlichen Anordnungen“; z.B. Übergangsregelungen)
V. Rechtskraft: Unwiderruflichkeit, formell: Unanfechtbarkeit, materiell: Bindung inter partes auch in einem späteren Prozeß
VI. Bindungswirkung (§ 31 Abs. 1 BVerfGG):
1. personelle Erstreckung der Rechtskraft; keine Bindung des Gerichts selbst!
2. Str.: Bindung des Gesetzgebers bei Normverwerfung (BVerfGE 1, 14 (15) vs. 77, 84 (103 f.)): aber Gesetzgeber ist nur an die Verfassung, nicht an die BVerfG-Rspr. Gebunden
3. BVerfG: Bindung auch an die „tragenden Gründe“ (Leitsätze), wenn sie Ausführungen zur Verfassung enthalten (BVerfG als „authentischer Interpret“)
VII. Gesetzeskraft (§ 31 Abs. 2 BVerfGG): Erstreckung der Rechtskraft auf den Bürger (Veröffentlichung im BGBl.)
C. Verfassungsorgane
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Beispielsfall: Das Prüfungsrecht des Bundespräsidenten
Auf Initiative des Abgeordneten A verabschiedet der Bundestag mit nur einer Lesung unter ordnungsgemäßer Mitwirkung des Bundesrats jeweils fast einstimmig eine Änderung des Strafgesetzbuchs, nach der künftig Mord an Minderjährigen „und in ähnlich schwerwiegenden Fällen“ mit der Todesstrafe bedroht ist. Der Bundespräsident verweigert die Ausfertigung des Gesetzes, weil dieses gegen formelles und materielles Verfassungsrecht verstößt. A und die B-Fraktion (der A nicht angehört) möchten den Bundespräsidenten zwingen lassen, das Gesetz auszufertigen und zu verkünden.
Zulässigkeit und Begründetheit des Rechtsstreits?
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Organstreit: Überblick
1. Rechtsgrundlage: Art. 93 Abs. 1 Nr. 1 GG, § 13 Nr. 5, §§
63 ff. BVerfGG
2. Innenrechtsstreitigkeit
a. kontradiktorischer Art (d.h. zwischen Antragssteller
und Antragsgegner)
b. über die den Beteiligten durch das GG zugewiesenen
Rechte und Pflichten (Kompetenzen)
C. Verfassungsorgane
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Organstreit: Zulässigkeit
I. Zuständigkeit des BVerfG: Art. 93 Abs. 1 Nr. 1 GG
II. Beteiligungsfähigkeit: § 63 BVerfGG („Organteil) vs. Art. 93 Abs. 1 Nr. 1 GG („andere Beteiligte“)
III. Antragsgegenstand, § 64 Abs. 1 BVerfGG: rechtserhebliche (d.h. konkrete Meinungsverschiedenheit über verfassungsrechtliche Rechten und Pflichten) Maßnahme (weit) oder Unterlassung des Antragsgegners
IV. Antragsbefugnis, § 64 Abs. 1 BVerfGG: Möglichkeit einer Rechtsverletzung bzw. –gefährdung (staatsorganisatorische Norm des GG)
V. Form: § 23 BVerfGG (schriftlich), § 64 Abs. 1 BVerfGG (Benennung der verletzten Norm)
VI. Frist: § 64 Abs. 3 BVerfGG (sechs Monate)
VII. Rechtsschutzbedürfnis: indiziert (Beschwer entfallen, Wiederholungsgefahr)
C. Verfassungsorgane
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Beteiligte im Organstreit
I. Oberste Bundesorgane (§ 63 BVerfGG kann nicht abschließend sein): auch Bundesversammlung, Gemeinsamer Ausschuss (Art. 53a GG): str. hins. BK/BMin
II. Organteile mit eigenen Rechten in GG oder GO (§ 63 BVerfGG)
1. ständige Ausschüsse des BT, § 54 Abs. 1 Satz 1 GO-BT
2. Fraktionen, Art. 53a Abs. 1 GG und Gruppen, § 10 Abs. 4 GO-BT (in Prozeßstandschaft oder eigene Rechte)
3. „nur die nach der Geschäftsordnung ständig vorhandenen Gliederungen des Bundestages berufen sein können, nicht aber solche Gruppierungen von Mitgliedern, die sich nur von Fall zu Fall zusammenfinden, um gestaltend auf den Geschäftsgang einzuwirken“ (Abstimmungsminderheit).
4. nicht Bundesland als Teil des Bundesrats
III. „andere Beteiligte“ Art. 93 Abs. 1 Nr. 1 GG: Institutionen des Verfassungslebens, die in Rang und Funktion den obersten Bundesorganen gleichstehen
1. Bundestagsabgeordnete, Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG
2. Vermittlungsausschuss, Art. 77 Abs. 2 GG
3. Mitglieder der Bundesversammlung, Art. 54 Abs. 1 GG
4. Präsidenten von Bundestag und Bundesrat
5. Parteien
C. Verfassungsorgane
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Die politische Partei im Organstreit
I. „Zwitterstellung“ der Partei
1. privatrechtlich organisierter Verein
2. Art. 93 Abs. 1 Nr. 1 GG: (nur als Antragsteller) „andere Beteiligte“, die mit Rechten ausgestattet sind – trotz Grundsatz der Staatsfreiheit der politischen Parteien
II. Art. 21 Abs. 1 GG: politische Mitwirkungsrechte und Parteienprivileg; zu deren Verteidigung besteht Beteiligungsfähigkeit
III. Anders:
1. beanstandete Massnahme betrifft zwar Rechte aus Art. 21 GG, geht aber nicht von einem Staatsorgan aus (Rundfunk, Gemeinde, Gericht)
2. hinsichtlich aller anderen Rechte: Verfassungsbeschwerde mit Rechtswegerschöpfung gem. § 90 Abs. 2 BVerfGG!)
C. Verfassungsorgane
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Organstreit: Begründetheit
Der Antrag ist nach § 67 S. 1 BVerfGG begründet, soweit die
angegriffene Maßnahme oder Unterlassung des Antragsgegners
verfassungswidrig ist.
I. Rechtsposition des Antragstellers
II. Beeinträchtigung
III. Rechtfertigung (durch die Verfassung oder durch
verfassungsgemässe andere Norm)
Ergebnis: Feststellungsurteil (aber § 31 BVerfGG)
C. Verfassungsorgane
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Das Prüfungsrecht des Bundespräsidenten: Zulässigkeit
I. Zuständigkeit des BVerfG: Art. 93 Abs. 1 Nr. 1 GG
II. Beteiligungsfähigkeit, § 63 BVerfGG („Organteil) vs. Art. 93 Abs. 1 Nr. 1 GG („andere
Beteiligte“): Antragsteller (Fraktionen, Abgeordneter?)/Antragsgegner
III. Antragsgegenstand, § 64 Abs. 1 BVerfGG: rechtserhebliche (d.h. konkrete
Meinungsverschiedenheit über verfassungsrechtliche Rechten und Pflichten)
Maßnahme (weit)/Unterlassung des Antragsgegners: keine Ausfertigung/Verkündung
IV. Antragsbefugnis, § 64 Abs. 1 BVerfGG: Möglichkeit einer Rechtsverletzung bzw. –
gefährdung (staatsorganisatorische Norm des GG): Gesetzgebungsrecht des Bundestags
V. Form, § 23 BVerfGG (schriftlich), § 64 Abs. 1 BVerfGG (Benennung der verletzten Norm)
VI. Frist, § 64 Abs. 3 BVerfGG (sechs Monate)
VII. Rechtsschutzbedürfnis: indiziert (Beschwer entfallen, Wiederholungsgefahr)
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Das Prüfungsrecht des Bundespräsidenten: Begründetheit
Der Antrag ist begründet, wenn der BP die verfassungsrechtlichen Kompetenzen der Antragstellerin verletzt. Die ist der Fall, wenn er Ausfertigung und Verkündung zu Unrecht verweigert.
I. Steht dem BP überhaupt ein Prüfungsrecht zu?
II. Hat er das Gesetz zu recht beanstandet?
1. Formelle Fehler:
a. einzelner Abgeordneter als Gesetzesinitiant (Fehler nach GO oder GG)
b. nur eine Lesung (Fehler nach GO oder GG)
c. Art. 79 Abs. 1 GG
2. Materielle Fehler: Verstoß gegen Art. 102 GG
III. Der Antrag ist unbegründet
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Beispielsfall: Die abfällige Äußerung der Ministerin (2 BvQ 39/15)
Die Ministerin A veröffentlicht kurz vor der Bundestagswahl an prominenter Stelle auf der Seite ihres Ministeriums die Aufforderung, dass der Partei A die „Rote Karte gezeigt werden muss“. Die A-Partei will dagegen vorgehen:
A. Zulässigkeit
I. Organstreitverfahren durch Partei: Beteiligtenfähigkeit und Antragsbefugnis
II. Erledigung nach der Wahl?
B. Begründetheit
I. Maßstab: Art. 21 GG
II. Problem:
1. (a) Information und auch (b) Teilhabe des Ministers am politischen Meinungskampf grundsätzlich zulässig
2. bei (b): keine Inanspruchnahme ministerieller Ressourcen/Autorität
3. Gebot äußerster Zurückhaltung im Wahlkampf
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Beispielsfall: Der Minderheitsuntersuchungsausschuss
154 Abgeordnete verschiedener Fraktionen (von insges. 615 Abgeordneten) wollen gegen den Willen der die Regierung tragenden Fraktionen die Erstellung einer Gesetzesvorlage der BReg. durch eine Anwaltskanzlei in einem Untersuchungsausschuss überprüfen lassen. 320 Abgeordnete stimmen gegen den Antrag, weil er in die exekutive Kernverantwortung der Regierung eingreift.
Können die 154 Abgeordneten den Beschluss vor dem Bundesverfassungsgericht angreifen?
Siehe http://www.zjs-online.com/dat/artikel/2016_6_1065.pdf
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Der Minderheitsuntersuchungsausschuss: Zulässigkeit
I. Zuständigkeit: Art. 93 Abs. 1 Nr. 1 GG, §§ 13 Nr. 5, 63 ff. BVerfGG (nicht der BGH nach: § 36
Abs. 1 PUAG)
II. Beteiligungsfähigkeit, § 63 BVerfGG: Bundestag; aber 154 Abgeordnete als Antragsteller?
1. Keine Prozeßstandschaft einzelner MdB für das gesamte Parlament
2. 154 Abgeordnete als „Organteil“? Hier keine bloße Abstimmungsminderheit, sondern eine
mit verfassungsrechtlichen Rechten ausgestattete Minderheit (Art. 44 Abs. 1 GG)
III. Antragsgegenstand, § 64 Abs. 1 BVerfGG: Unterlassung der Einsetzung trotz
entsprechender Pflicht
IV. Antragsbefugnis, § 64 Abs. 1 BVerfGG: nicht vvh. aussichtlos
V. Form, § 23 BVerfGG (schriftlich), § 64 Abs. 1 BVerfGG (Benennung der verletzten Norm)
VI. Frist, § 64 Abs. 3 BVerfGG (sechs Monate)
VII. Rechtsschutzbedürfnis: indiziert (Beschwer entfallen, Wiederholungsgefahr)
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Organstreit: aktive Prozessstandschaft
I. Grundsatz: Verfahrensbeteiligte können nur eigene Rechte geltend machen
II. Problem Minderheitenschutz: Organ ist an einer Verteidigung der Rechte nicht interessiert
III. Organteil (z.B. Oppositionsfraktion) kann diese Rechte dann für das Organ geltend machen (arg. § 63, § 64 Abs. 1 BVerfGG)
IV. d.h. Begründung der Beteiligtenfähigkeit und Antragsbefugnis fallen auseinander
V. Beispiele 1. st. Rspr.: Fraktionen für Rechte des Gesamtparlaments
2. BVerfGE 105, 197: die in einen Untersuchungsausschuss entsandten Mitglieder einer Fraktion, sofern diese mindestens ein Viertel der Mitglieder des Bundestags umfasst, können die Rechte der Einsetzungsminderheit im Sinne des Art. 44 Abs. 1 Satz 1 GG geltend machen
3. BVerfGE 117, 359: nicht einzelne Abgeordnete für das Parlament (aber für sich!)
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Der Minderheitsuntersuchungsausschuss: Begründetheit
I. Verstoß des Bundestags gegen die Verfassung?
1. (Eingeschränktes) Prüfungsrecht wg. Bindung an GG oder uneingeschränkte Einsetzungspflicht?
2. Verfassungsmäßiger Einsetzungsbeschluss?
a. Rechtsgrundlage: Art. 44 Abs. 1 GG
b. Formelle Rechtmäßigkeit: Zuständigkeit; Form (hinreichende Bestimmtheit); Verfahren: Quorum lag vor.
c. Materielle Rechtmäßigkeit: Verstoß gegen Rechtsstaatsprinzip/Gewaltenteilung (Art. 20 Abs. 3 GG)
(1) Kein Eingriff in den Kernbereich anderer föderaler Ebenen oder Gewalten („Arkanbereich“)
(2) Gesetzgebungsoutsourcing als Kernbereich der Exekutive?
(3) Abwägung: Funktionsfähigkeit der Regierung; Kontrollauftrag des Parlaments; hier: hohes Aufklärungsinteresse des Parlaments; abgeschlossener Vorgang; geringe Auswirkungen auf Funktions- und Handlungsfähigkeit der Regierung; Charakter der durch das Gesetzgebungsoutsourcing vorbereiteten Entscheidung als der legislative zuzuordnenden Maßnahme
d. Str: öffentliches Interesse erforderlich?
II. Ergebnis: Einsetzungsbeschluss hätte erfolgen müssen, Ablehnung verstößt gegen das Recht der 154 Abgeordneten aus Art. 44 Abs. 1 GG
Antrag ist zulässig und begründet
D. Verfassungsfunktionen
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Einleitung
I. Gewaltenteilung und –verschränkung im Grundgesetz
II. Verfassungsautonomie der Länder: eigene Funktionen
III. Verteilung der Staatsgewalt auf verschiedene Funktionen und
zwischen Bund und Ländern.
1. Grundregel: Art. 30 GG
2. Art. 70 ff.
3. Art. 83 ff.
D. Verfassungsfunktionen
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Gesetzgebung: Überblick
I. Bedeutung des Gesetzes im Lichte der Grundentscheidungen 1. Demokratie
2. Rechtsstaat
3. Sozialstaat
4. Bundesstaat
II. Differenzierung der Gesetzestypen nach 1. Rechtserzeugungsebene: Gemeinde, Land, Bund, EU, Welt
2. Ranghöhe: innerhalb oder zwischen Rechtserzeugungsebene
3. Regelungsmaterie
4. Intensität der Mitwirkung des Bundesrats
III. Der dualistische Gesetzesbegriff 1. formelles Gesetz
2. materielles Gesetz
D. Verfassungsfunktionen
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Gesetzgebung: Verteilung der Kompetenzen
I. Theoretische Verteilungsoptionen
II. Modell des GG: Art. 70 ff. (Residualkompetenzen der Länder)
III. Kompetenzqualifikation und Auslegung von Kompetenznormen
IV. Kompetenzkategorien
1. Bundeskompetenzen
a. ausschließliche
b. konkurrierende
c. Grundsatzgesetzgebung
d. [ungeschriebene]
2. Landeskompetenzen
a. Ausschließliche (originär)
b. konkurrierende (nicht abschließend ausgeübte konkurrierende Bundeskompetenzen)
c. [abweichende]
D. Verfassungsfunktionen
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Gesetzgebung: Ausschließliche Kompetenzen des Bundes
I. Voraussetzungen: Art. 71 GG
II. Themen: Art. 73 GG; aber auch außerhalb (Art. 105 Abs. 1 GG)
III. Folgen:
1. Exklusiver Zugriff des Bunds
2. Absolutes Zugriffsverbot für die Länder
3. Delegation durch den Bund aber möglich:
(1) Ermächtigung, keine Verpflichtung
(2) auch durch Verordnung
D. Verfassungsfunktionen
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Gesetzgebung: Konkurrierende Kompetenzen des Bundes
I. Voraussetzungen: Art. 72 GG; v.a. Erforderlichkeit in einigen Bereichen
II. Themen: Art. 74 GG
III. Folgen:
1. originäre Länderzuständigkeit
2. geht mit (freiwilligem) Zugriff des Bundes unter (keine Anwendung von Art.
31 GG): alternativ, nicht parallel
3. Ländergesetze werden nichtig, selbst wenn sie gleichlautend sind
4. Problem: Umfang des Zugriffs / der Sperrwirkung („soweit“)
(1) Kodifikation
(2) negative Gesetzgebung
(3) Regelungsvorbehalte für Länder zulässig
5. In einigen Bereichen ist eine nachträgliche Abweichung der Länder möglich
(Art. 72 Abs. 3 GG)?
D. Verfassungsfunktionen
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Konkurrierende Kompetenzen des Bundes: Erforderlichkeit
I. Erforderlichkeitsgesetzgebung und unbedingte Vorranggesetzgebung
II. Art. 72 Abs. 3 GG
1. vom nicht justiziablen Bedürfnis zur Erforderlichkeit
2. gleichzeitig: Beschränkung der Sachkataloge
3. Übergangsregelung in Art. 125 Abs. 2a GG
III. Gründe für die Erforderlichkeit (z.B. BVerfGE 106, 62 (141 ff.); 140, 65)
1. „Herstellung gleichwertiger (nicht: einheitlicher) Lebensverhältnisse“: bedroht … , wenn sich die Lebensverhältnisse in den Ländern in erheblicher, das bundesstaatliche Sozialgefüge beeinträchtigender Weise auseinander entwickelt haben/sich eine derartige Entwicklung konkret abzeichnet
2. „Wahrung der Rechtseinheit“ geboten bei „Rechtszersplitterung mit problematischen Folgen, die im Interesse sowohl des Bundes als auch der Länder nicht hingenommen werden kann“ (unterschiedliche Personenstandsregelungen).
3. Die „Wahrung der Wirtschaftseinheit“ liegt im gesamtstaatlichen Interesse, wenn es um die Erhaltung der Funktionsfähigkeit des Wirtschaftsraums der Bundesrepublik durch bundeseinheitliche Rechtssetzung geht; „wenn Landesregelungen oder das Untätigbleiben der Länder erhebliche Nachteile für die Gesamtwirtschaft mit sich bringen“ (z.B. Einheitlichkeit der beruflichen Ausbildung oder gleiche Zugangsmöglichkeiten zu Berufen/Gewerben in allen Ländern).
D. Verfassungsfunktionen
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Konkurrierende Kompetenzen des Bundes: Abweichung
I. Art. 72 Abs. 3 GG
II. Themenbereiche
III. Regionale Begrenzung
IV. Art. 31 GG vs. Art. 72 Abs. 3 Satz 3 GG: nur Anwendungsvorrang
V. Schutz des Bundes durch Art. 72 Abs. 3 Satz 2 GG
VI. Hin und her bleibt möglich
D. Verfassungsfunktionen
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Kompetenzenqualifikation und -zuordnung
I. Lebensbereiche/Rechtsgebiete
II. Grundsätzliche Herangehensweise: Tradition, Regelungszusammenhang, normative Vorformung
III. Beispiele
1. BVerfGE 121, 30 (47): Verbot der Parteibeteiligung an Rundfunkunternehmen: Parteienrecht oder Rundfunkrecht?
2. BVerfGE 121, 317 (348): Landesrechtliches Rauchverbot in Gaststätten: Gaststättenrecht oder Arbeitsschutz?
3. BVerfGE 106, 62 (104 ff.): Altenpflegegesetz des Bundes : Berufszulassung oder –ausbildung?
4. BVerfGE 109, 190 (212): Straftäterunterbringungsgesetz des Landes: Strafrecht oder Gefahrenabwehr?
5. BVerfGE 98, 265 (299) - Bayerisches Schwangerenhilfegesetz: Strafrecht oder Berufsrecht?
6. BVerfGE 97, 228 (251 f.): unentgeltliche Kurzberichterstattung im LandesrundfunkG
D. Verfassungsfunktionen
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Beispiel NetzDG
I. Gesetzesbegründung:
1. Art. 74 Abs. 1 Nr. 1, 7, 11 GG
2. Erforderlichkeit
II. Aber (Gersdorf, MMR 2017, 439 ff.):
1. Recht der Medien (Art. 70 GG)
2. Strafrecht: nur die Bußgeldvorschriften
3. TK (Nr. 7), BGB (Nr. 1)?
D. Verfassungsfunktionen
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Ungeschriebene Gesetzgebungskompetenzen des Bundes
I. Ist keiner der geschriebenen Kompetenztitel einschlägig, kann noch eine ungeschriebene Kompetenz vorliegen.
II. Typologie
1. Natur der Sache
2. Annexkompetenz
3. Sachzusammenhang
III. Bundesverfassungsgericht unterscheidet nicht mehr zwischen Sachzusammenhang und Annex („Annexkompetenz kraft Sachzusammenhangs“).
IV. enge Voraussetzungen: Zurückhaltung erforderlich
V. oft auch durch Auslegung einer Kompetenznorm zu erreichen
D. Verfassungsfunktionen
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Kompetenz des Bundes „kraft Natur der Sache“
I. Gegenstand kann begriffsnotwendig nur durch Bundesgesetz geregelt werden.
II. Zweckmäßigkeit genügt nicht.
III. Beispiele:
1. Gesetz über den Sitz der Bundesorgane
2. Gesetz über nationale Symbole (vgl. aber ausdrücklich z.B. Art. 22 Abs. 1 GG)
IV. Nicht aber Rundfunkrecht: Hier mag eine bundeseinheitliche Regelung zweckmäßig sein, aber landesrechtliche Regelungen, die an den Veranstaltersitz anknüpfen, sind nicht ausgeschlossen.
D. Verfassungsfunktionen
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Annexkompetenz des Bundes
I. enger Zusammenhang zwischen einer geschriebenen Bundeskompetenz (Hauptmaterie) und einer weiteren Materie (Annexmaterie).
II. Regelung der Annexmaterie ist für die Regelung der Hauptmaterie erforderlich; dient deren Vorbereitung und Durchführung.
III. Bsp.: Regelung einer den Straßenverkehr behindernden Werbeanlage
1. eigentlich Bauordnungsrecht (Land)
2. aber als Annex zum Recht des Straßenverkehrs (Art. 74 Abs. 1 Nr. 22 GG) dennoch Bundeskompetenz
D. Verfassungsfunktionen
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Bundeskompetenz kraft Sachzusammenhangs
I. Materie kann nicht sinnvoll geregelt werden, ohne daß der Gesetzgeber in eine andere, ihm nicht ausdrücklich zugewiesene Materie eingreift.
II. Unterscheide 1. Annexkompetenz geht „in die Tiefe“
2. Kompetenz kraft Sachzusammenhangs geht „in die Breite“
III. Bsp.: Regelung der Wahlwerbung von Parteien im Rundfunk 1. Rundfunkrecht als Länderkompetenz
2. Recht der politischen Parteien ist Bundeskompetenz (Art. 21 Abs. 3 GG)
3. Regelung der Wahlwerbung als Bundeskompetenz
D. Verfassungsfunktionen
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Gesetzgebungsverfahren
I. Bedeutung des Verfahrens
1. äußerlich: Zusammenwirken von Verfassungsorganen des Bundes bei Schaffung von
Bundesgesetzen durch gewaltenverschränkende Verzahnung (Bundestag, Bundesrat,
Bundespräsident, ggf. Bundesverfassungsgericht).
2. inhaltlicher Sinn des Verfahrens: Information der Beteiligten und der Öffentlichkeit, Beteiligung
verschiedener Organe und Interessen zum Erreichen von Kompromissen, Legitimation,
Richtigkeitsgewähr des Rechts.
II. Verfassungsrechtliche Gliederung in drei [vier] Phasen
1. [Vorparlamentarischer Raum]
2. Einbringung von Gesetzesvorlagen/Gesetzesinitiative
3. Parlamentarische Beschlußfassung (auch Bundesrat)
4. Beteiligung des Bundespräsidenten durch Ausfertigung und Verkündung und Inkrafttreten der
Gesetze
D. Verfassungsfunktionen
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Gesetzgebungsverfahren: Initiativrecht
I. Art. 76 GG: NC der Berechtigten
II. Differenzierung des Verfahrens je nach Intiant
III. Initiativpflicht?
IV.Dominanz von Regierungsentwürfen
V. Besonderheit von Bundesratsentwürfen
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Evaluation
https://tinyurl.com/StRBeck
D. Verfassungsfunktionen
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Weiteres Gesetzgebungsverfahren (Bundestag, Bundesrat, Bundespräsident)
I. Art. 77 Abs. 1 Satz 1 GG und §§ 75 ff. GOBT, 82
II. Bundestag: Lesungen und Arbeit in den Ausschüssen, Gesetzesbeschluss
1. Mehrheitsentscheidung (Art. 42 Abs. 2 GG)
2. Beschlussfähigkeit (§ 45 GOBT)
III. Mitwirkung des Bundesrats
1. Einspruchsgesetze (Regelfall)
2. Zustimmungsgesetze (besondere verfassungsrechtliche Anordnung)
Gesetzgebungstechnische Einheit (Teilung; Änderung)
IV. Ggfs. Tätigwerden des Vermittlungsausschusses
V. Beteiligung des Bundespräsidenten
VI. Folgen von Verfahrensfehlern
1. Verstöße gegen die Geschäftsordnung: regelmäßig unerheblich
2. Verstöße gegen das Grundgesetz
a. wesentliche Verfahrensvorschriften: Gesetz ist formell verfassungswidrig
b. „bloße Ordnungsvorschriften“: regelmäßig unerheblich
D. Verfassungsfunktionen
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Besonderes Gesetzgebungsverfahren: Änderung der Verfassung
I. Maßstab Art. 79 GG
II. Formelle Verfassungsmäßigkeit
1. Zuständigkeit: Bund (Verband); Bundestag und Bundesrat (Art. 79 Abs. 2 GG)
2. Verfahren: Art 79 Abs. 2 GG; i.ü. wie das sonstige Gesetzgebungsverfahren
(u.a. Beteiligung des Bundespräsidenten)
3. Form: Art. 79 Abs. 1 Satz 1 GG
III. Materielle Verfassungsmäßigkeit gem. Art. 79 Abs. 3 GG: „Berührung“
1. Gliederung des Bundes in Länder
2. grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung
3. in den Artikeln 1 und 20 niedergelegte Grundsätze
C. Verfassungsorgane
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Die Kontrolle von Normen
I. Normenkontrolle als Konsequenz von Normenhierarchie/Verfassungsvorrang
1. Historisch: v.a. bundesstaatliche Kontrolle
2. Bindet der Grundsatz der Gewaltenteilung den Richter stets an das Gesetz des Parlaments?
3. Differenzierung formelles/materielles Prüfungsrecht
II. Wer kontrolliert? Wer verwirft?
III. Differenzierung nach Rechtssatztyp
1. Verfassung
2. Parlamentsgesetze (vor- oder nachkonstitutionell)
3. untergesetzliche Normen
IV. nachkonstitutionelles Parlamentsgesetz: Verwerfungskonzentration BVerfG (siehe v.a. Art. 100 GG)
1. abstrakt (kein konkreter Fall als Anlaß)
2. konkret („Richtervorlage“) [bei Entscheidungserheblichkeit]
3. Verfassungsbeschwerde gegen Urteil auf der Grundlage eines Gesetzes
4. Verfassungsbeschwerde direkt gegen Gesetz („Urteilsverfassungsbeschwerde“; selten zulässig) [bei Betroffenheit und Rechtswegerschöpfung]
C. Verfassungsorgane
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Abstrakte Normenkontrolle - Zulässigkeit
Art. 93 Abs. 1 Nr. 2 (und 2a) GG, §§ 13 Nr. 6, 76 ff. BVerfGG
objektives Verfahren; nicht kontradiktorisch; von subjektiven Rechten/Kompetenzen
unabhängig; Entscheidung bei öffentlichem Interesse auch nach Rücknahme noch mnöglich
Normverwerfung, -bestätigung
I. Antragsberechtigung/Beteiligtenfähigkeit: Bundesrat, Fraktionen,
„Opposition“ jew. (-); [s.a. auch Art. 93 Abs. 1 Nr. 2a GG]
II. Antragsgegenstand:
• bestehendes (!) Bundes- oder Landesrecht, Verfassung/Parlamentsgesetz/sonstige
Rechtssätze, geschrieben oder ungeschrieben, in formeller oder materieller
Hinsicht, vor- und nachkonstitutioneller Art.
• [Kompetenzkontrollverfahren gem. §§ Art. 93 Abs. 1 Nr. 2 GG; 13 Nr. 6a, 96
BVerfGG und Freigabeverfahren nach Art. 92 Abs. 2 GG i.V.m. Art. 30 LVerf SH]
III. Antragsbefugnis („objektiv“): Widerspruch von Art. 93 Abs. 1 Nr. 2 GG und §
76 Abs. 1 Nr. 1 BVerfGG (Auslegung/Nichtigkeit)
IV. Keine Frist
V. Form: § 23 BVerfGG
C. Verfassungsorgane
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Abstrakte Normenkontrolle - Begründetheit
I. Der Antrag ist begründet, wenn (Prüfungsmaßstab)
1. Bundesrecht mit dem GG
2. Landesrecht mit dem GG oder mit sonstigem Bundesrecht unvereinbar ist (Art. 31 GG).
Prüfung von untergesetzlichem Bundesrecht auch am Maßstab des einfachen Bundesrechts (z.B. Verordnung
mit Verordnungsermächtigung vereinbar: Verstoß gegen Art. 80 GG; Verstöße gegen sonstiges Bundesrecht
können hingegen von allen Richtern auch inzident festgestellt werden)?
3. allein Art. 72 Abs. 2 GG in den Fällen des 93 Abs. 1 Nr. 2a GG
II. Prüfung
1. Formelle Rechtmäßigkeit: Zuständigkeit/Form/Verfahren
2. Materielle Rechtmäßigkeit: Inhaltliche Vereinbarkeit mit höherrangigem Recht
III. Entscheidung
1. § 78 Satz 1 BVerfGG: Feststellungsurteil oder Gestaltungsurteil?
2. § 79 BVerfGG : Konflikt zwischen Rechtssicherheit und materieller Gerechtigkeit
3. „Unvereinbarkeitserklärung mit Korrekturauftrag“ (ohne gesetzliche Grundlage; v.a. bei
gleichheitswidrigem Begünstigungsausschluss)
4. § 31 BVerfGG
C. Verfassungsorgane
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Florian Becker
Konkrete Normenkontrolle
Art. 100 Abs. 1 GG, §§ 13 Nr. 11, 80 ff. BVerfGG
I. Zuständigkeit (Gericht muss prüfen, darf aber nicht verwerfen!):
1. Art. 100 Abs. 1 Satz 1 Var. 1 GG: LVerfG, wenn Gericht Landesrecht mit der entsprechenden Landesverfassung für unvereinbar hält
2. übrige Varianten: BVerfG, wenn Gericht
a. Bundesgesetz mit dem Grundgesetz (Art. 100 Abs. 1 Satz 1 Var. 2 GG)
b. Landesgesetz mit dem Grundgesetz (Art. 100 Abs. 1 Satz 2 Var. 1 GG) oder
c. Landesgesetz mit Bundesrecht (Art. 100 Abs. 1 Satz 2 Var.2 GG) für unvereinbar hält.
II. Vorlageberechtigung und –verpflichtung: Gerichte
III. Vorlagegegenstand: formelle, nachkonstitutionelle, deutsche Gesetze („in den Willen aufgenommen“: Zeitablauf)
IV. Überzeugung (!) von Verfassungswidrigkeit
V. Entscheidungserheblichkeit oder grundsätzliche Bedeutung für das Gemeinwohl
VI. Form: § 80 Abs. 1 und 2 Satz 1 BVerfGG
VII. Keine Frist