Stadt, Land Musik - Sikorski...Zusammenhang von Musik und Religion so ausgeprägt ist wie bei Bach....

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04/09 SIKORSKI MUSIKVERLAGE • WWW.SIKORSKI.DE • [email protected] magazin Mystik, Religion und Mythologie Die Big Band Instrumentation in der Tanzmusik Stadt, Land ... Musik

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  • 04/09 SIKORSKI MUSIKVERLAGE • WWW.SIKORSKI.DE • [email protected]

    magazin

    Mystik, Religionund Mythologie

    Die Big BandInstrumentation in der Tanzmusik

    Stadt, Land ... Musik

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    IMPRESSUMQuartalsmagazin der SIKORSKI MUSIKVERLAGE erscheint mind. 4x im Jahr - kostenfrei

    VERLAGInternationale Musikverlage Hans SikorskiBriefanschrift: 20139 Hamburg,Paketanschrift: Johnsallee 23, 20148 Hamburg,Tel: 040 / 41 41 00-0,Telefax: 040 / 44 94 68,www.sikorski.de, [email protected]

    Fotonachweis: Cover: Christian Misje, Daniel Cardiff, Roberto A Sanchez / LeraAuerbach: Christian Steiner / Moritz Eggert: Mara Eggert / Gija Kantscheli: PriskaKetterer / Milko Kelemen: Nenad Turklj / Alfred Schnittke: Hans Radloff / SofiaGubaidulina: Archiv Sikorski / Stadt, Land ... Musik: Travelif / Big Band: Reto Parolari /Mieczyslaw Weinberg: Olga Rakhalskaya / Licht in Klang: Belterz

    Hinweis: Wo möglich haben wir die Inhaber aller Urheberrechte der Illustrationen ausfindig gemacht. Sollte dies im Einzelfall nicht ausreichend gelungen oder es zuFehlern gekommen sein, bitten wir die Urheber, sich bei uns zu melden, damit wirberechtigten Forderungen umgehend nachkommen können.

    REDAKTIONHelmut Peters

    ARTWORKzajaczek.com

    editorialInhalt

    Liebe Leser,

    wenn von Sakralmusik die Rede ist,

    denkt man häufig gleich an Mess-

    Vertonungen, Oratorien und

    Kantaten. In der Neuen Musik aber

    wurde das Spektrum der

    Auseinandersetzung mit diesem

    Genre beträchtlich erweitert. Nicht

    bestimmte Religionen allein,

    sondern auch Themen aus der

    Mystik und der Mythologie haben

    viele zeitgenössische Autoren

    angeregt, pseudoreligiöse Werke

    oder neue sakralmusikalische

    Formen zu schaffen.

    In diesem Heft werden Sie einige

    davon kennen lernen.

    Direkter und vielleicht auch eindeutiger

    als hier ist der Zugang zu

    Kompositionen, die real existierenden

    Regionen oder Städten gewidmet

    sind. Wir haben unsere Kataloge in

    freier Abwandlung des vielen

    bekannten Spieltitels „Stadt, Land,

    Fluss“ einmal auf die Begriffe

    „Stadt, Land ... Musik“ abgeklopft.

    Der 75. Geburtstag Alfred Schnittkes

    schlägt sich im neuen Sikorski

    Magazin ebenso nieder wie die

    Darstellung gerade vollendeter

    Instrumentalkonzerte der Neuen

    Musik oder der Versuch von

    Avantgardisten, die Wirkung von

    Licht mit musikalischen Begriffen in

    Verbindung zu setzen.

    Ein Sonderartikel widmet sich

    darüber hinaus speziellen

    Instrumentationspraktiken für Big

    Bands in der Tanzmusik.

    Wir wünschen Ihnen viele neue

    Entdeckungen beim Lesen.

    Dagmar Sikorski

    Dr. Axel Sikorski

    03 Mystik, Religion und Mythologie

    05 Instrumentalkonzerte der Neuen Musik

    06 Stadt, Land ... Musik

    08 Die Big Band –Instrumentation in der Tanzmusik

    10 Entdeckung: Mieczyslaw Weinberg

    11 Alfred Schnittkes 75. Geburtstag

    12 Licht in Klang verwandelt

    13 Neuerscheinungen / Neue CD´s

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    Kein Geringerer als der universal interessierte Theologe Hans Küng hatsich umfassend mit dem Verhältnis von Musik und Religion beschäftigt.

    Am Beispiel der drei großen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart,Richard Wagner und Anton Bruckner versuchte er zu zeigen, welche

    Rolle Religiosität im Schaffen jedes einzelnen Komponisten spielt, undkam dabei unter anderem zu dem Schluss, dass religiöse Aspekte sich

    oft eher auf subjektiver Ebene bemerkbar machten.

    Titel

    „Hin und wieder“, so schreibt er, „werdeich - und dafür kann ich Mozart nichtgenug dankbar sein - in jenen Frieden ver-setzt, der alle kritische und auch theologi-sche Vernunft übersteigt.“ Dass in KüngsAuswahl herausragender Komponisten derMusikgeschichte ausgerechnet JohannSebastian Bach fehlt, überrascht auf denersten Blick. Sicher gibt es kaum einenKomponisten, in dessen Werk derZusammenhang von Musik und Religion soausgeprägt ist wie bei Bach. Jeder, derBachs Kantaten hört oder aufführt, sei indiesem Moment ein religiöser Mensch,zitiert der niederländische Organist undCembalist Ton Koopman die Bemerkungeines Zuhörers und ergänzt: „Wir versu-chen, mit Bachs Musik die Religion zurück-zubringen.“ Das Verhältnis zu religiösen Inhalten undBotschaften hat sich im Laufe derJahrhunderte immer wieder verändert undkontroverse Meinungen hervorgerufen. Sosagte gerade erst vor kurzem die direkteNachfahrin Richard Wagners, NikeWagner: „Religion entzweit die Menschen– Spiritualität ist etwas ganz anderes. Dasbedeutet nicht, dass man keine Gefühlehat. Aber es meint, dass man nicht aufihnen besteht.“Wir haben viele Werke im Katalog, die sichim weitesten Sinne dem großen Feld desGlaubens, bestimmten Religionen, aberauch den daran angrenzenden Bereichender Mystik bis hin zum Kabbalismuszuwenden. Zudem scheint sich dasInteresse der Komponisten an Religionund Mystik, wie die vielen bevorstehendenUraufführungen, von denen wir hierberichten, belegen, wieder zu verstärken.Bei Daniel Nazareths „Bara’a-Sinfonie“steht der von den Weltreligionen verein-

    nahmte Mythos der Entstehung der Erdeund der irdischen Kreaturen imMittelpunkt. Lera Auerbach widmet einRequiem einer antiken Sagengestalt undverbindet damit Mythologie und christli-chen Glauben. Das von Moritz Eggert zumThema erhobene „Tetragrammaton“(griech. „vierbuchstabig”, Tetragramm)etwa verbindet den Namen Gottes (Jahve,JVHH), das Pentagramm und andere magi-sche Zeichen zu einem starken Symbol,das auf vielen Schutzamuletten dargestelltwurde. Auch Gija Kantschelis neues Werk „Dixi“für gemischten Chor und Sinfonieorches-ter, das am 29. Oktober 2009 in Münchenvom Chor und Orchester des BayerischenRundfunks unter Mariss Jansons Leitunguraufgeführt wird, gehört in die Reihe vonWerken, die sich im weitesten Sinn einerübergeordneten Wirklichkeit und damitdem großen Bereich der Mystik zuwen-den. Kantscheli verwendet lateinischeTextzitate in loser Folge, die scheinbarohne Zusammenhang aneinandergereihtsind und vielfältig interpretiert werdenkönnen. Die Phrase „Mortuos plango“(„Die Toten beklage ich“) taucht darin aufoder der Rückbezug auf die eigene Personunter dem Motto „Ad se ipsum“ („Zu sichselbst“), „Ora et labora“ („Bete und arbei-te“), ein „Credo, qua verum“ und ein„Stabat mater dolorosa“. All diese religiösoder weltlich geprägten Textfragmenteerscheinen wie Sinnphrasen, die einemmusikalisch definierten Ganzen unterge-ordnet sind. Bei der Uraufführung inMünchen wird dass „Dixi“ („Ich habegesagt“) Beethovens 9. Sinfonie gegen-übergestellt.Beim Verbier Festival wurde am 26. Juli2009 das Kammermusikwerk „Hiobs

    Klage“ für Violine und Klavier von LeraAuerbach von Dmitry Sitkovetsky und derAutorin selbst am Klavier zur Uraufführunggebracht. Hierin widmet sich dieKomponistin und Dichterin Lera Auerbachder biblischen Gestalt des Hiob, der vomUnglück verfolgt an seinem Glauben zuGott zu zweifeln beginnt. Zur Grundlageihres Werkes hat Auerbach ein eigenesGedicht mit dem Titel „Job’s Lament“gemacht.

    Job’s LamentWhen all is lost - I am fulfilled.

    In losing - I am gaining sight.There is no wrong. There is no right.

    My flesh is peeling off - the kiss of God.I’m the chosen one. What does it mean?And why this glorious wrath of God?I’ve lost my home, my pride, my wife.I must be fortunate - I own nothing.

    Only my faith.Only my God.

    Only myself.I no longer ask you, “Why?”

    I only hope you know best.I lie here dying, my children are dead.No longer do I question your motives.

    Why ask for answers,when there are questions?

    Why pray for lesswhile welcoming death?

    My eyesight grows dimand finally I see:

    there can be no answers,there shall never be answers.

    And there is no fear.There is nothing to fear.

    There is nothing, nothing,nothing to fear.

    There is nothing.

    Kein Geringerer als der universal interessierte Theologe Hans Küng hatsich umfassend mit dem Verhältnis von Musik und Religion beschäftigt.

    Am Beispiel der drei großen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart,Richard Wagner und Anton Bruckner versuchte er zu zeigen, welche

    Rolle Religiosität im Schaffen jedes einzelnen Komponisten spielt, undkam dabei unter anderem zu dem Schluss, dass religiöse Aspekte sich

    oft eher auf subjektiver Ebene bemerkbar machten.

    - Ur- und Erstaufführungen 2009/10

    Mystik, Religionund Mythologie- Ur- und Erstaufführungen 2009/10

    Mystik, Religionund Mythologie

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    Mystik, Religion und Mythologie

    Kabbalistischen zugehöriges reinesInstrumentalwerk unter dem Titel„Tetragrammaton“ für Streichorchestergeschaffen, das am 15. Dezember 2009 inStuttgart durch das StuttgarterKammerorchester zur Uraufführunggebracht wird. Gemäß „abendländisch-weißmagischer Tradition” sollen die vierBuchstaben des Tetragrammaton „dieGesamtheit der göttlichen Einheit aufErden symbolisieren”, wobei die Vierheitdie Erde und den schaffenden Menschenversinnbildlicht. „Im Moment interessierenmich in meiner Musik bestimmteRauschzustände, wie sie in der Sufi-Mystikzum Beispiel eine Rolle spielen, und zwarnicht aus esoterischen Gründen (ich binabsoluter Anti-Esoteriker), sondern weilmich das ‚Unaussprechliche’ in der Musikinteressiert, bestimmte Momente desAbhebens“, sagt Eggert. Einen direkten Bezug zur Bibel bzw. zu denErzengeln stellt der kroatische KomponistMilko Kelemen in seinem neuesten Werkher. „Daniel“ für gemischten Chor entstandfür den berühmten Bachchor Stuttgart. DieUraufführung des Werkes findet am 13.November 2009 in Stuttgart statt.

    Daniel, Habakuk (Dan 14, 37-38)

    Nimm das Essen, das Gott Dirgeschickt hat. Gott, Du lässt

    die nicht im Stich, die Dich lieben.

    Ein Oratorium für die vomAtombombenabwurf der Amerikaner einstzerstörte japanische Stadt Nagasaki schufder russische Komponist Alfred Schnittke.„Nagasaki“ für Chor und Orchester, dasbei der schwedischen Plattenfirma BISbereits eingespielt wurde, wird in Tokio am29. November 2009 vom Yomiuri NipponSymphony Orchestra unter Leitung vonGennadi Rozhdestvensky zur japanischenErstaufführung gebracht. Alfred Schnittkehatte sein Oratorium „Nagasaki“ 1958 alsDiplomarbeit komponiert. Das Stück wurdeein Jahr später vom Sinfonieorchester des

    Lera Auerbach hat bereits ein „RussischesRequiem“ komponiert, das mit demLettischen Staatschor und dem EstnischenNationalen Sinfonieorchester am 22.August 2009 in Riga zur Lettischen und am23. August 2009 in Tallinn zur estnischenErstaufführung gelangte. Auerbach verbindetin diesem Vokalmusikwerk orthodoxe litur-gische Texte und Gebete mit Poesie russi-scher Dichter wie Puschkin, Mandelstamoder Blok. Am 18. Februar 2010 folgt dieUraufführung ihres Requiem für Ikarus inWashington mit dem National SymphonyOrchestra unter Leitung von JamesGaffigan. Es handelt sich dabei um denFinalsatz ihrer Sinfonie Nr. 1 „Chimera“.Der Ikarus-Mythos hat die abendländischeKunst immer wieder beschäftigt. Er erzähltvom Übermut des Knaben Ikarus, demSohn des Daedalus, der sich künstlicheFlügel schuf und mit Wachs an seinemKörper befestigte. Hoch in den Lüften fühl-te er sich gottgleich und stieg immer höherin Richtung Sonne, wo das Wachs zuschmelzen begann und er jäh ins Meerstürzte. Da die Selbstbeschränkung undEhrfurcht vor einer höheren Macht auchzum Wesen des Christentums gehört, ver-bindet Auerbach die Idee desTotengedenkens mit der antikenSagengestalt.„Oratorien müssen nicht notwendigerweiseimmer sakral sein“, sagt auch der ausHeidelberg stammende Komponist MoritzEggert. Er selbst hat vor vier Jahrenbereits ein sogenanntes Fußball-Oratoriumunter dem Titel „Die Tiefe des Raumes“für Solisten, Orchester und Chor geschaf-fen. Er habe sich dabei den Spaß gemacht,sich ästhetisch der klassischen Form der‚Passion’ zu nähern. Der Spieler tritt alsjesusartiger Figur auf und derSportreporter als eine Art Evangelist.Fußball sei für viele Menschen eineErsatzreligion, sagt Eggert, insofern fieledie assoziative Nähe zum Sakralen nichtschwer. „Wichtig ist für mich aber vorallem das ironische Potential einer solchenkünstlichen Überhöhung.“ Jüngst hatEggert ein eher dem Mystischen,

    sowjetischen Rundfunks und Fernsehensunter der Leitung von Algis Ziuraitis für denMoskauer Rundfunk produziert.„Nagasaki“ steht am Anfang vonSchnittkes Schaffen und ist zum Teil auchdem Genre Programmmusik zuzuordnen.Als Grundlage des Werkes dienenGedichte russischer und japanischerDichter, die sich mit dem Krieg als zentra-lem Thema auseinandersetzen.Weder Oratorium noch Requiem, sondernein Werk, das sich weniger auf religiöseInhalte als auf die Entstehung der Welt unddes Lebens im Allgemeinen bezieht, ist„Bara’a“ für Solisten, Chor und Orchester(Evolutionssinfonie) von Daniel Nazareth.Die Urproduktion des Werkes ist durch denBrahms-Chor Hannover, die NDRRadiophilharmonie Hannover und DanielNazareth als Dirigenten im Januar 2010beim NDR Hannover vorgesehen. Nichtohne Ironie nähert sich der Komponist dengroßen Fragen der Menschheit nach ihrerHerkunft und ihrer Verankerung in Zeit undUniversum. Im dritten Teil seinerEvolutionssinfonie beleuchtet Nazarethden Schöpfungsmythos aus vier unter-schiedlichen Perspektiven: der jüdisch-christlichen Tradition, dem Hinduismus,den Maya-Mythen und der griechischenMythologie.Eines der bedeutendsten Werke der zeit-genössischen Sakralmusik stammt vonSofia Gubaidulina. Im Bach-Jahr 2000 batdie Internationale Bach-AkademieStuttgart Gubaidulina um einen Beitragzum Thema „Passion“. Gubaidulina kom-ponierte die großdimensionierteJohannes-Passion, mit der sie sich einenlang gehegten Wunsch erfüllte. Unter denvielen religiös geprägten Werken derKomponistin nimmt dieses in denFolgejahren von Gubaidulina erweiterteWerk einen ganz besonderen Platz ein.Mittlerweile wurde es in vielen Länderndieser Erde aufgeführt und soll in Helsinkiam 31. Januar und 1. April 2010 inAufführungen des Helsinki PhilharmonicOrchestra unter Leitung von LeifSegerstam wieder zu hören sein.

    Lera Auerbach Moritz Eggert Gija Kantscheli Milko Kelemen Alfred Schnittke Sofia Gubaidulina

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    26.07.2009 VerbierUA Lera Auerbach:„Hiob’s Klage“ für Violine und KlavierDmitry Sitkovetsky (Violine), Lera Auerbach (Klavier)

    22.08.2009 Riga23.08.2009 TallinnEE Lera Auerbach:Russisches Requiem für Solisten, Chorund Orchester(Aneli Peebo, Mezzosopran, NikitaStorojev, Bass, Estnischer Knabenchor,Lettischer Staatschor, EstnischesNationales Sinfonieorchester, Ltg.: Tonu Kaljuste)

    29.10.2009 MünchenUA Gija Kantscheli:Werk für Chor und Orchester(Chor und Symphonieorchester desBayerischen Rundfunks, Ltg.: Mariss Jansons)– Auftragswerk des BR für Beethoven-Zyklus –

    09.02.2010 TallinnEstnische Erstaufführung (Ltg.: Andres Mustonen)

    13.11.2009 StuttgartUA Milko Kelemen:„Daniel“ für gemischten Chor(Bachchor Stuttgart, Ltg.: Jörg-Hannes Hahn)

    29.11.2009 TokioJE Alfred Schnittke:„Nagasaki“. Oratorium(Yomiuri Nippon Symphony OrchestraLtg.: Gennadi Rozhdestvensky)

    15.12.2009 StuttgartUA Moritz Eggert:„Tetragrammaton“für Streichorchester (Stuttgarter Kammerorchester, Ltg.: N.N.)

    18.-25.01.2010 HannoverUrproduktion Daniel Nazareth:„Bara’a“. Sinfonie für Chor und Orchester(Evolutionssinfonie)(Brahms-Chor Hannover, NDRRadiophilharmonie Hannover, Ltg.: Daniel Nazareth)

    18.02.2010 WashingtonUA Lera Auerbach: „Requiem für Ikarus“ für Orchester(National Symphony Orchestra, Ltg.: James Gaffigan)

    Ur- und Erstaufführungen

    n der Neuen Musik ist der Umgang mitSoloinstrumenten und ihren starkerweiterten klanglichen Möglichkeiten

    meist recht experimentell.Die aserbaidschanische KomponistinFrangis Ali-Sade hat ein Doppelkonzert,ein Konzert für Violoncello, Schlagzeugund Kammerorchester unter dem Titel„Deniz“ (Meer) komponiert, das mit IvanMonighetti am 19. Oktober 2009 in Bernzur Uraufführung gelangte. Zur Schweizund zum Soloinstrument Cello hat Ali-Sadeein ganz besonderes Verhältnis. 1999 warsie als erste Frau „Composer in residence“bei den Internationalen Musikfestwochenin Luzern. Im Auftrag der CalousteGulbenkian Foundation schrieb sie einKonzert für Violoncello und Orchester,das im Juni 2002 in Lissabon von IvanMonighetti (Violoncello) und demGulbenkian Orchester unter Leitung vonMuhai Tang uraufgeführt wurde. 2002begingen die 12 Cellisten der BerlinerPhilharmoniker ihr 30-jähriges Jubiläum miteinem Cellofest in der BerlinerPhilharmonie, wofür Ali-Sade mit derKomposition „Schüschtar“ (Metamorphosenfür 12 Violoncelli) beauftragt wurde.Ähnlich wie Frangis Ali-Sade, die mehrereEinzelwerke unter dem Zyklus „Silk Road“zusammenfasst, gibt es bei Moritz Eggertdiverse Zyklen. Neben der Sammlung vonhochvirtuosen Soloklavierstücken unter derBezeichnung „Hämmerklavier“, die mittler-weile 22 Stücke umfasst, ist auch derOrchesterzyklus „Number Nine“ als 9-teili-ger Zyklus aus jeweils in sich abgeschlosse-nen Stücken angelegt. Die Werke reichenvon reinen, kurzen wie längeren Orchester-stücken bis zu konzertartigen Werken wiezum Beispiel „Number Nine VI: A BiggerSplash“ für Saxophon, Jazzbass undOrchester.In seinem neuen Stück „Number Nine VIII:Zeitarbeit“ für Solist (Klavier, Sampler, ToyPiano, Melodika, Fußpedal und Klein-Schlagzeug) und Orchester interessiertMoritz Eggert eine Verschmelzung vonZeit- wie Sprachebenen. Dazu dienen ihmTextfragmente zu 60 Jahren DeutscherGeschichte in extrem dicht gewobener

    Musik, die auch Originalklänge,Musiktheater- und Performanceelementemit einbezieht. „Eine totale Überforderungaller Sinne“, kommentiert Eggert augen-zwinkernd, „oder die Darstellung dermenschlichen Empfindung des Vergehensvon Zeit, die im Empfinden jedesMenschen stets ‚zu schnell’ vergeht. WennMusik einen solchen Zeitraum darstellenkann, dann nur in schweíßtreibender‚Zeitarbeit’.“ Ein Komponist vieler oft aufgeführterInstrumentalkonzerte ist auch UlrichLeyendecker. Der Konzertmeister desNDR Sinfonieorchesters Roland Greutterhatte vor einigen Jahren in Hamburg seinKonzert für Violine und Orchester ausder Taufe gehoben. Nun hat Leyendeckerein Konzert für Viola und Orchestervollendet, das Wolfram Christ, begleitetvon der Deutschen Radio PhilharmonieSaarbrücken Kaiserslautern unter Leitungvon Christoph Poppen, am 19. März 2010in Kaiserslautern zur Uraufführung bringenwird.

    I

    04.09.2009 Bonn UA Moritz Eggert:„Number Nine VIII: Zeitarbeit“für Solist und Orchester(Eröffnung des Beethovenfestes Bonn,DSO Berlin, Ingo Metzmacher)

    19.10.2009 BernUA Frangis Ali-Sade: „Deniz” für Violoncello, Schlagzeugund Kammerorchester(Ivan Monighetti (Vc), StaatlichesKammerorchester Aserbaidschan, Ltg.: Teymur Gröychayel)

    19.03.2010 KaiserslauternUA Ulrich Leyendecker: Konzert für Viola und Orchester(Wolfram Christ, Viola, Deutsche RadioPhilharmonieSaarbrücken Kaiserslautern,Ltg.: Christoph Poppen)

    Instrumentalkonzerteder Neuen Musik

    Die Komponisten der Gegenwart haben das gute alteInstrumentalkonzert nicht vergessen.

    Einige von ihnen schrieben Konzerte für ziemlichaußergewöhnliche Instrumente, den Kontrabass etwa,

    die Pauke und sogar die Nasenflöte.

    Fokus

    Ur- und Erstaufführungen

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    Stadt, Land ... Musik

    eines E-Basses, eine Reverenz an die ausLiverpool stammenden „Beatles“. Das auskurzen Episoden bestehende Werk durch-zieht eine kurze, choralartige Sequenz, diegleich zu Beginn vorgestellt wird.Dass Städte, vor allem solche in ehemali-gen Ostblockländern, zuweilen ihre Namenändern mussten, haben wir im 20. Jahr-hundert im Falles von Leningrad mehrfacherlebt. Dmitri Schostakowitsch etwa komponierte im Kriegsjahr 1941 seineSinfonie Nr. 7 C-Dur „Leningrader“ op.60, in der er die Angriffe auf diese Stadtthematisierte.1914 wurde St. Petersburg in Petrogradund 1924 in Leningrad umgetauft, 1991erfolgte schließlich die Rückbenennung inSt. Petersburg. In der wechselvollenGeschichte St. Petersburgs/Leningrads warder Einmarsch der deutschen Wehrmachtam 22. Juni 1941 in die Sowjetunion eineinschneidendes Ereignis. Schon AnfangAugust wurden die ersten Angriffe aufLeningrad geführt, am 8. September wardie Blockade um die Stadt geschlossen.Die Belagerung dauerte mehr als 900Tage. Noch in den ersten Wochen gelanges den sowjetischen Behörden, kulturelleEinrichtungen der Stadt, Exponate derberühmten Museen, das Personal desOpernhauses und die Leningrader

    er kroatische Komponist MilkoKelemen etwa hat kürzlich ein sinfo-nisches Werk mit dem Titel „A

    Stuttgart Imagination“ beendet, das dasStuttgarter Kammerorchester am 3.Oktober 2009 unter Leitung von MichaelHofstetter in Stuttgart zur Uraufführungbrachte.Kelemen, einer der wichtigsten Kulturver-mittler zwischen Ost und West in derNachkriegszeit und Begründer der 1959 insLeben gerufenen Zagreber Biennale, nahm1973 eine Professur für Komposition an derStuttgarter Musikhochschule an und lebt seit-dem in der schwäbischen Metropole. In späteren Jahren war er jeweils für kürzereZeiträume auch als Kompositionsprofessoran der Yale University und den Universitätenvon Montreal , Buenos Aires und Rio deJaneiro tätig.Stuttgart sei ihm quasi „auf den Leibgewachsen“, kommentiert Kelemen seinWerk. Er habe zwischen die musikalischenTeile kurze Begriffe eingeschaltet, die sich auf Stuttgart bezögen und von denMusikern deutlich artikuliert würden. So falleeinmal der Begriff „Fontänen“, dann„Schlossgarten“ oder die Namen Hegel,Schiller oder Hölderlin, die mit der Stadt allein Verbindung stünden, und schließlich dieWeinsorten Trollinger, Riesling und Silvaner.

    In den Kreis der „Stadt-Land-Musik“-Werke gehört auch Rodion Shchedrins„Musik für die Stadt Köthen“ fürKammerorchester aus dem Jahr 1984. DieKreisstadt im Bezirk Halle liegt amNordrand der Leipziger Bucht und war im20. Jahrhundert besonders durch den Bauvon Förderanlagen für Braunkohlenberg-bau bekannt. Bis 1847 war das 1597 bis1604 erbaute Schloss Wohnsitz der Fürstenvon Anhalt-Köthen. Im Jahre 1717 tratJohann Sebastian Bach sein Amt alsHofkapellmeister beim Fürsten zu Anhalt-Köthen an. Die Besetzung von ShchedrinsStück orientiert sich an barockenOrchesterbesetzungen, während die Musikselbst Shchedrins ureigene Handschriftträgt.Der Stadt Liverpool an der NordwestküsteEnglands hat Alfred Schnittke in spätenSchaffensjahren ein Stück zugedacht. Am südlichen Mersey-Ufer liegt der Hafen,einer der bedeutendsten UmschlagplätzeGroßbritanniens. Im Stadtbild überwiegenGeschäftshäuser des 19. und 20. Jahrhun-derts. Das knapp eine Viertelstunde dauernde einsätzige Werk „Für Liverpool“für Orchester entstand 1993 für das RoyalLiverpool Philharmonic Orchestra.Ungewöhnlich für die sinfonische Literatursind die Besetzung einer E-Gitarre und

    Stadt, Land ... MusikBei Musikstücken, die einem bestimmten Land gewidmet sind, denken wir natürlich gleich an Nationalhymnen. Es gibt sogar eigenskomponierte Hymnen für einzelne Städte oder Regionen. Davon aber wollen wir hier nicht berichten, sondern von Werken aus dem Bereich derErnsten Musik, die Städten, Ländern oder bestimmten Orten gewidmetsind und sich auf ganz individuelle Art ihrem Wesen nähern.

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  • Philharmoniker zu evakuieren.Nicht nur Orchester-, sondern auchKammermusikwerke werden bestimmtenOrten gewidmet. Die russische Kompo-nistin Katia Tchemberdji beispielsweiseschrieb ein Trio für Klarinette (Viola),Violoncello und Klavier, das sie nach dem Uraufführungsort „Lerchenborg“-Triobenannte. Die mittelgroße dänische Stadtveranstaltet auf der Insel Seeland jährlichMusiktage, bei denen in den 90er JahrenKompositionen internationaler Avantgarde-Komponisten zur Aufführung gelangten.Ein Schloss und zahlreiche historischeSehenswürdigkeiten beherbergt der Ortaußerdem, darunter eine Gedenkstätte fürHans Christian Andersen. Ein weiteres Triofür Klarinette, Violine und Klavier vonTchemberdji heißt „Heidelberg“-Trio.Die erschütternden Ereignisse desTerroranschlags auf New York undWashington am 11. September 2001 hatdie russisch-amerikanische KomponistinLera Auerbach zu ihrer Sonate für Violineund Klavier Nr. 2 „11. September“ ange-regt. Die Ereignisse dieses schrecklichenTages hätten sie tief erschüttert, sagtAuerbach. „Gleich am 12. Septemberbegann ich, dieses Werk zu schreiben. Allesandere musste warten. Seit meiner Kindheitwusste ich, dass man den Schmerz nur dannerträgt, wenn man ihn in ein Kunstwerk, inMusik verwandelt und ihm so die destruktivenKräfte nimmt, die mit schmerzlichenErfahrungen einhergehen können. Wie derPhönix, der stirbt, um wiedergeboren zuwerden, wurde diese Sonate aus dem Todgeboren. All die verschiedenartigenEmotionen, die ich damals durchlebte -Schock und Schmerz, Trauer und Hoffnung,Wut und Verzweiflung, Erinnerung undZweifel -, nahmen im Material diesesWerkes Gestalt an.“ Von Zerstörung und Grauen handelt auchdas an den Atombombenabwurf erinnerndeund erst 2006 uraufgeführte Oratorium„Nagasaki“ von Alfred Schnittke, vondem bereits im vorhergehenden Artikel dieRede war.Ein sogenanntes „Prager“ Klavierkonzertstammt aus der Feder Dmitri Kabalewskis.Der russische Komponist schuf seinKonzert Nr. 4 für Klavier undKammerorchester 1979 für einenWettbewerb und verwendete darin vieleZitate tschechoslowakischer Volksmusik.Unter anderem werden fast notengetreudas Lied „Vyletela holubenka“ („Die kleineTaube flog hinaus“), das mährische Lied „U starei“ und im Finalsatz das slowakischeLied „Pride Ty Suhajko“ zitiert und verarbeitet.

    03.10.2009 StuttgartUA Milko Kelemen:„A Stuttgart Imagination“ für Streichorchester(Stuttgarter Kammerorchester; Ltg.: Michael Hofstetter)

    Rodion Shchedrin:Musik für die Stadt Köthen für Kammerorchester (1984)

    Alfred Schnittke:Für Liverpool für Orchester (1993)

    Dmitri Schostakowitsch (1906-1975):Sinfonie Nr. 7 C-Dur „Leningrader“ op. 60 (1941)

    Katia Tchemberdji:Trio für Klarinette (Viola), Violoncellound Klavier „Lerchenborg-Trio” (1994)Trio für Klarinette, Violine und Klavier„Heidelberg“-Trio (1991)

    Lera Auerbach:Sonate für Violine und Klavier Nr. 2„11. September“ (2001)

    Alfred Schnittke:„Nagasaki“. Oratorium für Mezzosopran,

    Chor und Orchester (1958)

    Sergej Prokofjew:Ural-Rhapsodie für Orchester op. 128(1951)

    Dmitri Kabalewski:Konzert Nr. 4 für Klavier undKammerorchester „Prager“ (1979)

    Keiner Stadt, sondern einem Gebirgewandte sich Sergej Prokofjew in seinersogenannten „Ural-Rhapsodie“ op. 128 imJahr 1951 zu. Der Ural fungiert gewisser-maßen als natürliche Grenze zwischenEuropa und Asien und erstreckt sich vonder Karasee 2500 Kilometer in südlicherRichtung. Die Berge im nördlichen Uralerreichen eine Höhe von 1894 Metern.Weiter gen Süden nimmt diese Höhe stetigab. In mehrere Ketten gespalten, mitabnehmender Bewaldung und zunehmen-dem Steppencharakter verändert sich indiese Richtung auch der Charakter desUrals. Im mittleren Ural gibt es einen regenEisenerzabbau.

    NEWSFantastische Schostakowitsch-Oper in Moskau aufgefunden

    Es kommt immer wieder vor, dass inArchiven unbekannte Dokumente, ja ganze

    Autographe von begonnenen oder garabgeschlossenen Werken auftauchen.

    In Moskau wurden nun Teile einer komischen Oper von

    Dmitri Schostakowitsch entdeckt, derenExistenz bislang völlig unbekannt gewesen

    ist. Entstanden sind die Skizzen zumBühnenwerk „Orango“ im Jahr 1932. Das

    Sujet geht auf einen Stoff des russischenScience-fiction-Autors Alexei Tolstoi zurück

    und handelt von einem fantastischen Wesen– halb Affe, halb Mensch –,

    das aus Versuchen in sowjetischen Laboren hervorgegangen ist.

    Im ersten Akt der Oper wird Orango derÖffentlichkeit präsentiert und erweist sich

    als überzeugender Redner, der seineAusführungen allerdings immer wiederdurch Affenschreie unterbricht. Wenn

    Schostakowitsch das Werk vollendet hätte,wäre Orango laut Libretto am Ende der

    Oper zum Generalsekretär der kommnunistischen Partei avanciert.

    Dieser kühne Entwurf war vielleicht einGrund dafür, dass Schostakowitsch die

    Arbeit an dieser Oper ruhen ließ und dasManuskript in Vergessenheit geriet.

    Derzeit arbeitet der MusikwissenschaftlerGerard McBurney an der Rekonstruktion

    einer Aufführungspartitur.

    Preise und Ehrungen für Sofia Gubaidulina

    Die russische Komponistin Sofia Gubaidulinahat das Große Bundesverdienstkreuz mit

    Stern erhalten. Die Yale University erkannteihr zudem die Ehrendoktorwürde zu,

    eine Auszeichnung, die vor ihr u.a. BenjaminFranklin, John F. Kennedy, Desmond Tutu,

    Martin Luther King, Paul McCartney,Mstislaw Rostropowitsch, Kurt Masur und

    Krzysztof Penderecki erhielten. Im Rahmen des Musikfestvals ‚Nuovi Eventi

    Musicali 2009’ in Florenz wurde ihr dann derPremio Nuovi Eventi Musicali 2009

    zuerkannt. Die Zeremonie wurde umrahmtvon dem Gubaidulina-Werk „Sieben Worte“

    für Violoncello, Bajan und Orchester und von Alfred Schnittkes Epilog für

    Violoncello, Klavier und Tonband.Eine weitere Auszeichnung nahm Sofia

    Gubaidulina am 21. Juli 2009 in SchwäbischGmünd entgegen. Es handelte sich dabei

    um den Preis der EuropäischenKirchenmusik 2009. Bei der festlichen

    Übergabe wurde Gubaidulinas Chorwerk„Jauchzt vor Gott“ und ihr Cellowerk

    „Sonnengesang“ aufgeführt. BisherigeTräger dieses Preises waren u.a.

    Helmuth Rilling, Eric Ericson, Arvo Pärt und Krzysztof Penderecki.

    Am 23./24. Oktober 2009 veranstaltete dieNDR-Reihe „das neue werk“ ein

    Gubaidulina-Festival im Rolf-Liebermann-Studio des Senders, bei dem Gubaidulina

    selbst auch als Interpretin auftrat.

    Uraufführung /Erwähnte Werke

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  • Die BIG BA

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    Die BIG BAND - Instrumentation in der Tanzmusik

    also die „erhobene Sexte“ (die sog. „Bluenote“), und das Bariton führt dieMelodiestimme eine Oktave tiefer oderaber verdoppelt eine Posaunenstimme.Beim Blech ist es ähnlich: Trompete I spieltdie Melodie, Trompete II die Sexte,Trompete III die noch notwendige Stimmezur Vervollständigung des Dreiklangs.Posaunen: die gleiche Abfolge, aber inweiter Lage. Dieses System garantiert auchin kleinen Besetzungen optimalen Klangund dies ist schlussendlich – egal wie’sgemacht ist – das einzige wichtigeKriterium. Diesen „Trick“ haben die gan-zen alten und bekannten Tanzorchester,angefangen von Teddy Stauffer über KurtHenkels, Bernard Etté etc., angewendet.Man merkt sich als Orchesterleiter im Laufeder Jahre die Verlage und Arrangeure, diediese Arrangements anbieten, und greiftnotfalls immer wieder auf deren Literaturzurück. Alle diese Arrangements sollten sokonstruiert sein, dass sie keiner Erklärungbedürfen. Wenn dann bei einigenInstrumenten noch Stichnoten zufällig nichtvorhandener Instrumente eingezeichnetsind, ist dies besonders hilfreich und garan-tiert, was jeder Kapellenleiter will: gutenoptimalen Klang!

    Wenn man alte Aufnahmen verschiedenerOrchester vergleicht, stellt man auch fest,

    ie klassische Form der „SO-Besetzung“, also des sogenannten

    „Salonorchesters“ besteht nur noch in den vielen neugegründeten Orchester-formationen dieser Art (z.B. Max Raabe)oder besonders bei den größerenKurorchestern. Die Verlage haben diesemUmstand Rechnung getragen und bietenheute auf dem Gebiet der Big Band her-vorragende und gut klingende Arrange-ments an, bei denen mittlerweile – unüb-lich in dieser Branche – auch Partituren vor-liegen.Nehmen wir als Beispiel das Big Band-Arrangement des Harry-James / Duke-Ellington-Titels “I’m Beginning To See TheLight”. Hier hat der Arrangeur die klassi-sche Form der Big Band gewählt, was beidiesem Titel auch Sinn macht: 5Saxophone, 4 Trompeten, 4 Posaunen,Klavier, Gitarre, Bass, Schlagzeug. Es gibtin Europa genügend vollbesetzte BigBands, die diesen Titel so spielen können.Man geht im Allgemeinen davon aus, dassdiese Orchester immer voll besetzt sind.Deshalb auch die Reihenfolge derSaxophone vertikal in der Partitur gelesen:Es-Alt-Sax IEs-Alt-Sax IIB-Tenor-Sax IB-Tenor-Sax IIBariton-Sax

    D Das Blech dann von der ersten Trompetebis zur vierten Posaune ebenfalls in vertika-ler Reihenfolge.

    Wenn nicht garantiert werden kann, dassdie Orchester immer voll besetzt sind, kannman auf das klassische Druckarrangementzurückgreifen. Da gab und gibt es geradein Deutschland die ganz Großen der Zunftwie z.B. Ulrich Sommerlatte, WalterDobschinski, Harro Steffen, Günter Gürschund Helmut Gardens, der zu diesem Themaübrigens eine äußerst lesenswerteInstrumentationslehre verfasst hat. DerTrick dieser Arrangeure ist, dass sie dieAkkorde vertikal anders verteilen:Es-Alt-Sax IB-Tenor-Sax IIEs-Alt-Sax IIITenor-Sax IVBariton-Sax V

    Man geht davon aus, dass, wenn z.B. nurzwei Saxophone vorhanden sind, je ein Es-Alt-Sax und ein Tenor-Sax spielen. Alsogibt man diesen zwei Instrumenten schonmal die Sexte zu spielen und erreicht hiermit nur zwei Instrumenten einen vollenKlang. Alles, was nun dazu kommt, ergänztden Satz: Es-Alt II spielt die Quinte, bzw.die Vervollständigung des Dreiklangs, dasTenor-Sax IV spielt z.B. die „sixt ajouté“,

    Instrumentation in der Tanzmusik -In den letzten zwanzig Jahren haben sich die Besetzungender sogenannten „Tanzorchester“ stark verändert. Waren es früherOrchester, in denen die Musiker oft mehrere Instrumente spielen konnten,so sind es mittlerweile spezialisierte Ensembles mit klarer Instrumentation(z.B. Big Band) oder dann kleine Gruppen, die mit einem großenAufwand an Elektronik arbeiten.

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  • ANDBig Band-Ausgaben von Hans-Joachim Rogoll

    Bel ami (Mackeben)Big Spender (Coleman)I’m Beginning To See The Light (James/Ellington/Hodges/George)Memories Are Made Of This(Gilkyson/Dehr/Miller)Satin Doll (Ellington/Strayhorn)September Song (Weill)

    In Vorbereitung:Cherokee (Noble)Sh-Boom (Keyes/Feaster/Feaster/Edwards/McRae)Sunny (Hebb)

    Besetzung:1./2. Alt-Sax1./2. Tenor-SaxBariton-Sax1. – 4. Trompete1. – 4. PosauneKlavierE-GitarreE-BassSchlagzeug

    Bitte fordern Sie unsereKünstler-Repertoireliste an.

    dass viele Orchester die originalenDruckarrangements verwenden und sieentsprechend ihren Möglichkeiten einge-richtet haben. War ein guter Akkordeonistoder Xylophonist vorhanden, hat man ein-fach einen Chorus eingeschoben und sobereits einen neuen Sound erhalten. Dieshing sehr von den guten Solisten dieserOrchester ab. Eine besonders originelleEpisode hat mir der Posaunist im Orchestervon Teddy Stauffer erzählt. Als TeddyStauffer wieder einmal in kleinererBesetzung auftreten musste und für denTitel “In The Mood“ und das bekanntePosaunenglissando keine vier Posaunen zurVerfügung hatte, ließ er dieses durch eineHawaigitarre improvisieren, die eben in derLage ist, mehrstimmige Glissandi zu spie-len. So hatte er mehr durch Zufall eineneigenen Sound entwickelt.Eine solche Verlagsausgabe liegt mirebenfalls unter dem Titel “I Left My HeartIn San Francisco“ vor; dies unter der nichtgenormten Bezeichnung „Salonorchester“.Der Arrangeur gibt hier im Beitext dieMindestbesetzung wie folgt an:1. und 3. Es-Alt-Sax 2. B-Tenor-Sax1. und 2. Trompete in B1. PosauneKlavier, Bass Schlagzeug

    Uraufführung eines Prokofjew-Marsches in neuer Besetzung

    Vor kurzem erst hat Jan Müller-Wielandeine Bearbeitung von Beethovens

    „Egmont“-Ouvertüre für genau dieselbeKammerbesetz-ung vorgelegt, die Igor

    Strawinsky einst für sein Melodram „DieGeschichte vom Soldaten“ -verwendethatte. Auch Otfried Büsing hat sich an

    eine bestimmte Besetzung gehalten, als er den Marsch op. 99 von SergejProkofjew für Orchester bearbeitete.

    Er richtete sich hierbei nach derBesetzungvon Prokofjews Jahrhundertklassiker

    „Peter und der Wolf“.Die Rheinische Philharmonie Koblenz

    unter Leitung von Wolfram Christ brachte den Marsch op. 99 im Rahmen

    des Hachenburger Frühlings im Juni zur Uraufführung.

    Echo-Klassik-Preise fürGubaidulina- und

    Schostakowitsch-Einspielungen Unter den Preisträgern des Echo-

    Klassik-Preises 2009 ist als„Instrumentalistin des Jahres“ auch die

    Geigerin Anne-Sophie Mutter ausge-zeichnet worden, die bei der Deutschen

    Grammophon/Universal Music SofiaGubaidulinas zweites Violinkonzert „In

    tempus praesens“ zur Einspielunggebracht hat. Ein weiterer Preis derKategorie „Konzerteinspielung des

    Jahres“ ging an die Cellistin Sol Gabettaund die Münchner Philharmoniker unter

    Marc Albrechts Leitung für ihreInterpretation von Dmitri

    Schostakowitschs Cellokonzert Nr. 2.

    Nicht nur in Schweden ein Ereignis:Allan Petterssons 100.Geburtstag

    Im Jahre 2011 wäre der schwedischeSinfoniker Allan Pettersson 100 Jahrealt geworden. Die Internationale AllanPettersson Gesellschaft hat zu diesem

    Anlass ein deutsch-englisches Infoblatt herausgegeben. Der Jubiläumstag am

    19. September 2011 gibt Gelegenheit,sich mit dem umfangreichen OEuvre

    Petterssons intensiver auseinander zu setzen.

    Mit seinem bedingungslos expressivenAusdruck und einer in ihrem Kern

    postromantischen Klangsprache hatPettersson ein singuläres

    OEuvre geschaffen.

    Dr. Axel Sikorski neuerPräsident der VG Musikedition

    Im Mai 2009 wurde Dr. Axel Sikorskizum neuen Präsidenten der VG

    Musikedition gewählt. Die Institutionnimmt unter anderem zahlreiche

    grafische Vervielfältigungsrechte,Abdruckrechte sowie die Rechte an

    wissenschaftlichen Ausgaben undErstausgaben für Musikverlage,

    Komponisten, Textdichter und musik-wissenschaftliche Herausgeber wahr.

    NEWSZusätzlich sind noch folgende Stimmenenthalten: Tenor-Sax IV, Bariton-Sax V,Trompete 3, Posaunen 2 und 3, Gitarre,Akkordeon (mit Chiffrierung, kann auchvon einem Keyboard gespielt werden)sowie Violinen 1 bis 3 (enge Lage,Dreiklang; kann man eventuell auch dreiFlöten geben). Diese Art Arrangementshabe ich hunderte Male ausprobiert. Sieklingen unter Garantie in jeder Besetzung.Für den Arrangeur ist es mehr eine hand-werkliche als eine künstlerische Tätigkeit,da er besonders auf die Verteilung derStimmen achten muss. Verleger, die ihr Repertoire wirklichgespielt haben wollen, suchen sich ihreKundschaft direkt nach der Art derBesetzung aus. Der Erfolg wird ihnen rechtgeben.

    Reto Parolari

    Zum Autor:Reto Parolari ist Dirigent, Arrangeur, Komponist undVerleger. Im Laufe seiner Tätigkeit hat er mit fastallen möglichen Besetzungen zusammengearbeitet.Als Spezialist für sinfonische Unterhaltungsmusik ister vor allem in Deutschland tätig. Unter anderem ister Chefdirigent des Internationalen Circusfestivals inMonte Carlo, Direktor des Festivals für U-Musik inWinterthur/Schweiz und sitzt zudem im Ausschuss(Vorstand) der Schweizerischen Urheberrechts-gesellschaft SUISA.

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  • 10|SIKORSKI magazin

    aran hat sich inzwischen viel geän-dert und die nun bevorstehende

    Uraufführung seines Operneinakters „LadyMagnesia“ nach Bernard ShawsTheaterstück „Passion, Poison andPetrification“ in Liverpool am 18.November ist nur der Gipfel vieler einzel-ner Aktivitäten rund um diesenKomponisten.Der 1919 geborene Mieczyslaw Weinbergstammte aus Warschau und studierte hierKlavier, bevor er 1939 in die Sowjetunionübersiedelte und Kompositionsschüler vonWassili Solotarjow wurde. Seine Familie,die in Polen blieb, wurde von denNationalsozialisten ermordet. Als er 1953fälschlicherweise beschuldigt wurde, dieIdee einer jüdischen Republikgründung aufder Krim zu propagieren, und aus diesemGrund inhaftiert wurde, setzte sich DmitriSchostakowitsch erfolgreich für seineFreilassung ein. Ähnlich wie beiSchostakowitsch besteht WeinbergsWerkverzeichnis in erster Linie aus einerVielzahl von Orchesterkompositionen, dar-unter 22 Sinfonien, aus Kammermusik undvor allem Balletten und Opern. ZurGattung Filmmusik trug Weinberg allein 60Kompositionen bei. Das britische Label Chandos hat bereitsmit einer über viele Jahre geplantenWeinberg-CD-Edition begonnen. DiePlattenfirma cpo plant die Herausgabe vondrei Weinberg-Kammermusik-CDs, andenen jeweils die Pianistin Elisaveta

    Blumina beteiligt ist. Noch im Jahre 2009erscheint die erste CD mit Solo-Klavierwerken Weinbergs, eingespieltbeim Bayerischen Rundfunk. Die zweite CDsoll vier Bläserwerke Weinbergs enthalten– darunter die bei Sikorski verlegte Sonatefür Fagott solo - und wird im Dezember2009 in der Berliner Siemens-Villa vonWenzel Fuchs, Solo-Klarinettist derBerliner Philharmoniker, Mathias Baier,Solo-Fagottist der Staatskapelle Berlin,Elisaveta Blumina u.a. aufgenommen.Bei den Bregenzer Festspielen 2010 (21.7.-22.8.2010) wird es einen Weinberg-Schwerpunkt mit 3 Orchesterkonzerten,Kammermusik (Streichquartette mit demQuatour Danel), Inszenierungen der Opern„Das Porträt“ und „Die Passagierin“ (indeutscher Sprache), Symposion undAusstellung geben. Der Regisseur David Pountney wird imHerbst 2012 in Nancy und voraussichtlichauch in England Weinbergs Oper „DasPorträt“ inszenieren. Im November 2009 kommt es inLiverpool/Manchester zum ersten interna-tionalen Weinberg-Festival. Hier gibt esu.a. die konzertante Uraufführung derOper „Lady Magnesia“ am 18. November2009 an der Hope University Liverpool mitdem Ensemble 10/10 unter Clark Rundellund zur Aufführung des Requiems am 21.November 2009 mit dem Royal LiverpoolPhilharmonic Orchestra unter ThomasSanderling. In der Programmankündigung

    Porträt

    18.11.2009 Liverpool

    UA Mieczyslaw Weinberg: Oper „Lady Magnesia“

    (Ensemble ‚10-10’, Ltg.: Clark Rundell)

    – konzertante Aufführung an

    der Hope University –

    Entdeckung:Mieczyslaw WeinbergDas Interesse für Mieczyslaw Weinbergs Musik nimmtstetig zu. Als er 1996 fast achtzigjährig verstarb,besann man sich nur auf sehr ausgewählte Werke seines großen kompositorischen Nachlasses.

    D sagen die Veranstalter: „Weinberg isregarded as the third great Soviet compo-ser, alongside Prokofiev and Shostakovich;his dramatic, passionate music is recogni-sably from the same stable.”Die skurrile Geschichte der Oper „LadyMagnesia“ fußt auf einer KomödienvorlageBernard Shaws. Der eifersüchtige SirGeorge Fitztollemache beschließt seineGattin umzubringen, deren Herz an denLakaien Adolphus Bastable vergebenscheint. Ein nächtliches Treffen derEheleute verändert die Situation jedoch.Adolphus wird Opfer eines Giftanschlagsdes Hausherrn. Durch die Einnahme einesaus Gips bestehenden angeblichenGegengiftes ist der Hausfreund schließlichim Tod zu seinem eigenen Standbild ver-steinert. Pietätvoll richten Sir und LadyFitztollemache Adolphus’ Statue auf, die ingleichsam segnender Gebärde die Armeüber die Fitztollemaches ausbreitet.Die Rolle der Lady Magnesia wird inLiverpool von Emma Morwood gesungen.

    Uraufführung

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  • Veranstaltungen und Projekte zu

    as Label ECM hatte im Januar 2009eine Aufnahme von Alfred Schnittkes9. Sinfonie mit der Dresdner

    Philharmonie unter Dennis Russell Davies ver-öffentlicht. Wenig später erschien beimschwedischen Label BIS eine weitereInterpretation mit dem PhilharmonischenOrchester Kapstadt unter Leitung von OwainArwell Hughes. Auf dieser CD brachte BISauch erstmals das Concerto grosso Nr. 1 inder von Schnittke ausdrücklich befürwortetenAlternativfassung für Flöte, Oboe undOrchester heraus, eingespielt von SharonBezaly, Christopher Cowie und demPhilharmonischen Orchester Kapstadt unterOwain Arwell Hughes. Die neue BIS-CD sollBestandteil einer CD-Box mit allen neunSinfonien Schnittkes werden.Im Mai 2009 erscheint bei Capiccio in Co-Produktion mit DeutschlandRadio Berlin dievierte und letzte CD in derVeröffentlichungsreihe mit FilmmusikenAlfred Schnittkes in Suitenbearbeitungen vonFrank Strobel. Diese enthält die Suiten„Sport, Sport, Sport“ und „Die Abenteuereines Zahnarztes“. Es spielt das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitungvon Frank Strobel. Zu Beginn des Schnittke-Jahres 2009benannte sich das in Altona ansässigeMusikseminar Hamburg, gleichzeitig Sitz derDeutschen Alfred-Schnittke-Gesellschaft, in‚Alfred Schnittke Akademie International’um. Hier wurde im Mai auch die von MilanKnobloch angefertigte Bronze-Büste desKomponisten feierlich enthüllt. Diese hatteArvo Pärt als Geschenk für die Akademieerworben. Die Deutsche Alfred-Schnittke-Gesellschaftbringt anlässlich des 75. Geburtstags eineGedenkschrift mit hochkarätigen Aufsätzenund Analysen zu Schnittkes Schaffen heraus.Im Rahmen ihres Schnittke-Schwerpunktes inder Saison 2008/09 führten die MünchnerPhilharmoniker am 5./6./7. Juni 2009 dieFaust-Kantate „Seid nüchtern und wachet“auf. Bei den BBC Proms gab es am 24.August 2009 in der Royal Albert Hall die bri-tische Erstaufführung des Oratoriums„Nagasaki“ mit dem London SymphonyChorus und dem London SymphonyOrchestra unter der Leitung von ValeryGergiev. Den Mezzosopranpart übernahmElena Zhidkova.Am 12. Oktober 2009 kommt es in Hamburgzur Uraufführung von Alfred Schnittkes DreiLiedern von Viktor Schnittke, AlfredSchnittkes 1994 verstorbenen Bruder, mitdem ukrainischen Tenor Svjatoslav

    Martyntschuk und der Pianistin MarinaSavova.Anlässlich des Jubiläums greift JohnNeumeier in diesem Jahr erneut auf seinegroßartige Tanzproduktion „EndstationSehnsucht“ zurück, die erstmals in den 80-erJahren in Stuttgart und später dann auch inHamburg Furore machte. Er verwendet darinneben den „Visions fugitives“ von SergejProkofjew vor allem den legendärenUraufführungsmitschnitt der bahnbrechenden1. Sinfonie Schnittkes aus Gorki. DieWiederaufnahme dieser Ballettproduktion istfür den 14. November 2009 angesetzt.Das London Philharmonic Orchestra unterLeitung von Vladimir Jurowski veranstaltet inZusammenarbeit mit der London Sinfoniettaund The Royal College of Music EndeNovember 2009 im Londoner SouthbankCentre ein umfangreiches Schnittke-Festivalunter dem Motto „Between Two Worlds“. Essind die Sinfonie Nr. 3, das Concerto grossoNr. 1, ein Querschnitt durch die Oper„Historia von D. Johann Fausten“, dasViolakonzert „Monolog“, das 2.Cellokonzert, „Der gelbe Klang“ und vielesandere mehr vorgesehen. Unter denMitwirkenden sind u.a. Leonidas Kavakos,John Tomlinson, Boris Petrushansky undAlexander Ivashkin. Am 21. November findetzudem ein Symposion im LondonerGoldsmiths College und am 22. November inder Queen Elizabeth Hall statt. BeideVeranstaltungen werden von einer Schnittke-Ausstellung begleitet.Die Hochschule für Musik und TheaterHannover veranstaltet Ende November 2009zum 75. Geburtstag ein internationalesSymposium, welches das Schaffen Schnittkesunter dem Aspekt der Postmoderne reflek-tiert und die Schnittke-Rezeption in Ost- undWesteuropa miteinander vergleicht.Das japanische Yomiuri-Sinfonieorchesterplant für den 29./30. November 2009 in Tokiodie japanische Erstaufführung des Oratoriums„Nagasaki“ unter der Leitung von GennadiRozhdestvensky.In der Saison 2009/10 ist Yuri Bashmet euro-paweit in einer Reihe von Kammerkonzertenzu erleben, in denen er zusammen mitbefreundeten Interpreten (Gidon Kremer,Oleg Maisenberg u.a.) je ein Schnittke-Werk(z.B. das Streichtrio) aufführt. Darüber hinaustritt er auch mit verschiedenen Orchestern alsDirigent sinfonischer Konzerte auf, in denenebenfalls jeweils ein bis zwei Werke vonAlfred Schnittke enthalten sind. DieseKonzerte finden in Köln, Eindhoven, Londonund Paris statt.

    Im August des vergangenen Jahres gedachte die Musikwelt des 10. Todestags von Alfred Schnittke.

    Am 24. November 2009 nun wäre der 1998 verstorbene großerussisch-deutsche Komponist 75 Jahre alt geworden.

    Alfred Schnittkes 75. Geburtstag

    D

    NEWS„Concerto 2000“

    von Milko KelemenAm 7. November 2009 wird vom

    Orchester der Hochschule Stuttgart unterLeitung von Per Borin die Neufassung von

    Kelemens Orchesterwerk „Concerto 2000“ uraufgeführt.

    Lieder von Alfred Schnittke in einer Uraufführung

    Der Tenor Svjatoslav Martyntschuk unddie Pianistin Marina Savova brachten am

    12. Oktober 2009 Alfred Schnittkes DreiGedichte von Viktor Schnittke für Tenorund Klavier in Hamburg zur Uraufführung.

    Number Nine VII – neuer Teil des Eggert-Zyklus

    Das neueste Werk aus Moritz EggertsWerkzyklus für Orchester heißt

    „Number Nine VII: Masse“. Peter Rundel und das Sinfonieorchester

    des Bayerischen Rundfunks bringen es am 5. Februar 2010

    in München zur Uraufführung.

    Sigrid Neef: Die Opern Sergej Prokofjews(Prokofjew-Studien, Band 7)

    Sieben Bände umfasst die lesenwerte Reihe der Prokofjew-Studien

    des Verlages Ernst Kuhn Berlin bereits. Im neuesten Band befasst sich die

    Musikologin Sigrid Neef mit dem Opernschaffen des Komponisten.

    Gerade in diesem Teil seines Werkes findet die Autorin viele Hinweise

    auf die wegen seiner Rückkehr in die Sowjetunion immer wieder

    angezweifelten Unabhängigkeit seines Denkens und Urteilens unter

    der Diktatur Stalins. „Die Einbeziehung bisher unbekannter Dokumente“,

    kündigt sie an, „wie die genaueDarstellung und Würdigung aller

    vollendeten Opern in ihrem Entstehungs-prozess, ihrer Handlung und

    ihrem Gehalt sowie in ihrer weitgefächerten Interpretationsgeschichtewerden bei Publikum wie Interpreten und

    Kritik für Überraschung sorgen.

    Chatschaturjans Lieder Das Gesamtschaffen von

    Aram Chatschaturjan ist schon allein inder Anzahl der Werke gigantisch.

    Die meistgespielten Werke des armenischen Komponisten sind die

    Ballettmusiken „Gajaneh“ mit dem darinenthaltenen „Säbeltanz“ und „Spartakus“,

    aber auch die Instrumentalkonzerte unddie Kammermusik. Viel zu wenig bekannt

    sind die über siebzig Lieder desKomponisten, darunter die von BorisPasternak übersetzten Lieder aus der

    Filmmusik zu „Otello“ oder „DasMädchen aus dem Ural“ nach einem

    Gedicht Grigori Slawins.

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  • SPECIAL

    23.08.2009 BerlinUA Moritz Eggert: „Illumination (Finale aus Processional)“für das Bundesjugendorchester und das Bundesjazzorchester(Ltg.: Dennis Russell Davies)

    19.02.2010 GöttingenUA Jörn Arnecke, „Lichtbogen“ für Orchester(Göttinger Symphonie Orchester, Ltg.: Christoph-Mathias Mueller)

    heraus entstanden ist. Dabei fühlt sichEggert ausdrücklich dem ironisch-pazifisti-schen Ansatz, den zum Beispiel einMauricio Kagel in seinen „Zehn Märschen,um den Sieg zu verfehlen“ verfolgt hat,nahestehend. Einige dieser Orchester-märsche Eggerts wurden schon bei derBerliner „Young Euro Classic“ uraufge-führt. Bei „Illumination“ nun wird diesesKlangmaterial im Rahmen einer Gegen-überstellung weiterentwickelt. DerKontrast zwischen Jazz-Bigband und klassi-schem Orchester ist hierbei besondersreizvoll. Eine Parallele zum Jubiläum desMauerfalls 2009 sei keineswegs unbeab-sichtigt, kommentiert Eggert sein Stück.„Eine Prozession ist aber auch mehr – einFestzug, ein Lichterzug in eine niemalssichere Zukunft. Inwiefern Kunst, inwiefernMusik eine solche Zukunft erhellen kann,inwiefern menschliche Verhaltensmusterstets den gleichen Bahnen folgen, inwie-fern das Pathos, das aus der hymnischenErhöhung entsteht, noch Gültigkeit hat,sind Fragen, die dieses Stück stellen möch-te.“Der junge, aus Hameln stammendeKomponist Jörn Arnecke hatte erst imJuni 2009 mit einem von denPhilharmonikern Hamburg uraufgeführtenStück für Klarinette, Fagott und Orchesterunter dem Titel „Kristallisationen“ auchdas Thema von Lichtbrechungen inMineralien aufgegriffen. Nun arbeitet er aneinem neuen Stück, „Lichtbogen“ fürOrchester. Arnecke sagt, er verbinde hier-in sozusagen „zwei Elektroden, die untergenügend großer Spannung stehen. DerLichtbogen überbrückt einen Raum. Erenthält ein ganzes Spektrum von Farben.Und das Wichtigste: Er leuchtet!“

    sche Reize übertragbar seien, also einFarbenhören theoretisch möglich sei. Zudiesem Zweck konzipierte er das „Clavier à lumières“, das Farbenklavier, das in seinemgroß angelegten Orchesterwerk zumEinsatz kam. Er griff damit auf eine Ideezurück, die schon zweihundert Jahre vorihm der französische Mathematiker Louis-Betrand Castel versucht hatte, indem erden zwölf Tönen der chromatischenTonleiter entsprechende Farben zuordne-te. Bei Skrjabins Farbenklavier werdendurch das Niederdrücken der Tasten opti-sche Eindrücke, beispielsweise Lichtpro-jektionen, erzeugt. Zudem erklingen dieakustischen Klänge des Klaviers.Ein neues Stück mit einem aufs Licht ver-weisenden Titel stammt von MoritzEggert. Das Stück „Illumination“ fürSinfonieorchester und Jazzorchestergehört zu einem größeren Werkkomplexmit dem Titel „Processional“, bei demverschiedene Stücke für unterschiedlichsteBesetzungen in ein optionales Open-Air-Konzept eingebunden sind, das aus einerintensiven Beschäftigung mit unterschiedli-chen Idiomen der Marsch- und Militärmusik

    chon der Maler Robert Delaunay,einer der wichtigsten Ideengeber derKünstlergruppe „Der Blaue Reiter“,

    hatte am Motiv lichteinbrechenderFensterscheiben die Spannung undEntspannung dissonanter und konsonan-ter, komplementärer und nichtkomplemen-tärer Farben erprobt Aber auch Franz Marcexperimentierte in seinen berühmtenTierbildern mit sogenanntenFarbakkorden. Dass Paul Klee und die rus-sische Avantgarde, darunter WassilyKandinsky, an diese Ideen der dreiProtagonisten des „Blauen Reiters“anknüpften und eine Verbindung zur Musiknoch viel stärker zum Ausdruck brachten,war folgerichtig. Wie sonst wäre ein Titelwie „Der gelbe Klang“ für eineBühnenkomposition Kandinskys denkbargewesen?Zeitgleich zur Bildung der Gruppe „DerBlaue Reiter“ hatte der russischeKomponist Alexander Skrjabin in seinemWerk „Prometheus“ op. 60 im Jahr 1911mit Farbenmusik experimentiert. Er warvon der Theorie überzeugt, dass optischeWahrnehmungsqualitäten direkt auf akusti-

    Licht in Klang verwandelt

    S

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    Uraufführungen

    In der Neuen Musik spielen die Übertragungvon Farbenergie, komplementären und simultanen Farbkontrasten und dieDarstellung von Bildeindrücken mit musikalischen Mitteln, aber auch dasPhänomen des „Lichts“ eine wesentliche Rolle.Ausgehend von der Bildenden Kunst hat sichdiese Auseinandersetzung auch direkt auf alleKunstrichtungen des 20. Jahrhunderts und derGegenwart ausgewirkt.

    In der Neuen Musik spielen die Übertragungvon Farbenergie, komplementären und simultanen Farbkontrasten und dieDarstellung von Bildeindrücken mit musikalischen Mitteln, aber auch dasPhänomen des „Lichts“ eine wesentliche Rolle.Ausgehend von der Bildenden Kunst hat sichdiese Auseinandersetzung auch direkt auf alleKunstrichtungen des 20. Jahrhunderts und derGegenwart ausgewirkt.

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  • SIKORSKI magazin|13

    NEUERSCHEINUNGEN / NEUE CD`S

    Frangis Ali-Sade: Das Cello-ŒuvreKonstantin Manaev legt ein faszinierendes

    Album mitKammermusikvon FrangisAli-Sade vor.Der 26-jährigerussische Cel-list KonstantinManaev istnoch eine ArtGeheimtipp inder internatio-

    nalen Solistenszene. Bei Ivan Monighetti ander Hochschule für Musik in Basel ausge-bildet, besuchte er Meisterkurse unteranderem bei Daniil Shafran, NataliaGutman und Siegfried Palm. Jetzt legt erein Album ausschließlich mit Kammermusikder aserbaidschanischen KomponistinFrangis Ali-Sade vor, das in ausdrucksstar-ken Interpretationen die Werke„Counteractions (Yanar Dag)“ fürVioloncello und Akkordeon, „Oyan!“ fürVioloncello solo, „Ask havasi“ fürVioloncello solo und „Habil-sajahy“ fürVioloncello und Klavier enthält. Bei demletztgenannten Stück begleitet Frangis Ali-Sade selbst den jungen Solisten am Klavier.Alexander Matrosov spielt beim erstenWerk Akkordeon.

    Frangis Ali-Sade:KammermusikKonstantin Manaev (Cello), AlexanderMatrosov (Akkordeon), Frangis Ali-Sade(Klavier)Classic Clips CLCL 109

    Zweiteinspielung von Schnittkes NeunterErst vor kurzem brachte das südafrikani-sche Cape Philharmonic Orchestra dasJugendwerk „Nagasaki“ von AlfredSchnittke, ein erschütterndes Oratoriumzum Atombombenabwurf, zurUraufführung und Ersteinspielung beimschwedischen Label BIS. Nun legt dasEnsemble unter Leitung von Owain ArwelHughes die zweite Einspielung der 2007 inDresden uraufgeführten und von denDresdner Philharmonikern beim Label ECMersteingespielten Sinfonie Nr. 9 vonSchnittke vor. Zudem ist das Concertogrosso Nr. 1 aus dem Jahr 1977 in der vonSchnittke selbst favorisierten Fassung fürFlöte, Oboe, Cembalo, präpariertes Klavierund Streichorchester inWeltersteinspielung mit erlesenen Solistenwie Sharon Bezaly (Flöte), ChristopherCowie (Oboe), Grant Brasler (Cembalo)und Albert Combrink (Klavier) enthalten.In vielerlei Hinsicht unterscheidet sich dieInterpretation der Neunten durch dasCape Philharmonic Orchestra von derLesart der Dresdner Philharmoniker.Betont emotional heben die ersten Taktedes Werkes an, während derKlangfarbenreichtum der Partitur in allenBereichen ausgeschöpft wird und manchkonturierte Stelle in den Bläsern und imSchlagzeug bewusst rau aufgefasst wird.

    Alfred Schnittke:Sinfonie Nr. 9 / Concerto grosso Nr. 1.Fassung für Flöte, Oboe, Cembalo, prä-pariertes Klavier und StreichorchesterSharon Bezaly (Flöte), ChristopherCowie (Oboe), Grant Brasler (Cembalo)und Albert Combrink (Klavier), CapePhilharmonic Orchestra, Ltg.: OwainArwel Hughes

    BIS-CD-1727

    Frangis Ali-Sade:„Dastan” für Violine Part. SIK 8627Die Komposition„Dastan“ für Violinesolo besteht aus vierEpisoden. DieReihenfolge währendder Aufführung ist frei-gestellt. Abhängig vonder Anordnung derEpisoden verändert sichdie Dramaturgie der Komposition im Ganzenund es variieren die emotionalen und inhaltli-chen Schwerpunkte der Interpretation.Zusätzlich hat der Interpret im letzten Teil dieFreiheit in der Wahl der Dynamik – piano odermezzoforte – und des Charakters – mystisch-entrückt oder bravourös-pathetisch. DasWichtigste für den Interpreten ist, eine für ihnpersönlich stimmige Reihenfolge derAbschnitte zu finden.

    Jörn Arnecke: „Inschriften“.Streichquartett Nr. 2 Part. SIK 8626Der Kammermusik-katalog von JörnArnecke ist mit 23Werken für unterschied-liche Besetzungen rechtumfangreich und vielsei-tig. Das zweiteStreichquartett mit demvielsagenden Titel„Inschriften“ entstand im Jahr 2003 für dasAuryn Quartett. Dass Inschriften mitAbschied und Tod verbunden seien, sagt derKomponist, dass man sie förmlich einritzenkönne wie auf einem Grabstein, drücke sichschon in der Dynamik aus. Sehr leise beginntdas Stück. Und es versteht sich als eine Art„Inschrift“ für den von Arnecke zutiefstbewunderten Felix Mendelssohn Bartholdy,dessen 200. Geburtstag wir in diesem Jahrgedenken. „Das Verborgene jedoch verlangtnach Erklärung“, so Arnecke weiter. „EinStück im Mendelssohn-Zyklus: Mir kam spon-tan die Idee, mich nicht nur musikalisch vorFelix zu verbeugen, sondern auch vor Fanny.Und so berühren meine 18-minütigen‚Inschriften’ in gleicher Weise Felix‘Streichquartett Es-Dur op. 12 (1829) undFannys Quartett aus dem Jahr 1834; diesessteht in derselben Tonart und weist vieleBezüge auf – ein echtes ‚Schwesternwerk’.“Er habe nur Spuren gelegt, die Zitate seien inseine Musik eingewoben. Lediglich zweiTakte seien komplett vierstimmig aus denQuartetten entnommen, ein Takt von Felixund ein Takt von Fanny – sie stünden an zen-traler Stelle direkt nebeneinander.„Die Zitate bleiben im Hintergrund: Sie sindvorhanden, lösen sogar die Prozesse desStückes aus, aber sie wirken imVerborgenen.“

    Dmitri Kabalewski: Leichte Variationen für Klavier op. 40SIK 2143Dmitri Kabalewski hatKlaviermusik für Kindergeschrieben, die jedeKlavier- und jedeÜbestunde zur reinenFreude macht. Der päd-agogische Ansatz istgewiss auch in seinenLeichten Variationen fürKlavier Heft I op. 40 ausdem Jahr 1944 unverkennbar. Und doch sinddie hier in einer Neuausgabe vorliegendenStücke Spielliteratur vom Feinsten, die schonim frühen Stadium des Klavierspiels bewältigtwerden kann.

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