Stadtentwicklung als Grundlage der Dr. Ute Knippenberger ... · Stadtentwicklung als Grundlage der...

Dr. Ute Knippenberger, Stadt Kronberg im Taunus Stadtentwicklung als Grundlage der Projektentwicklung Handlungsoptionen für Rüdesheim/Rhein Vortrag am 02.09.2014, Dr. Ute Knippenberger, Architektin / Stadt Kronberg im Taunus

02.09.2014 1

?

Abbildung: © OFB Projektentwicklung / e.D.

Stadtentwicklung als Grundlage der Projektentwicklung

Was ist Stadtentwicklung, was ist Stadtplanung? – Welche Instrumente sind mit diesem Begriffen gemeint – Welche Werkzeuge werden verwendet? – Wie sieht ein „Plan“ aus?

Wer „macht“ die Stadt“? – Stadtentwicklung durch Private als Trend seit den 90er Jahren – Änderungen des Baugesetzbuches zur Förderung der Kooperation zwischen Kommune

und Privaten Welche Bedeutung hat Stadtentwicklungsplanung für Einzelprojekte

– Beispiele – Ableitung von Zielen für Einzelprojekte aus der Stadtentwicklungsplanung

Wege zu einem Stadtentwicklungsplan – Vergabe als Komplettpaket an Planungsdienstleister – Bausteinorientierte Herangehensweise mit Einzelleistungen (Modell Kronberg) – Stadtentwicklungsplanung als Initiative von Privaten (z.B. Gewerbeverein, IHK)

Statement zur Situation in Rüdesheim

Aufbau

02.09.2014 Stadtentwicklung – Vortrag in Rüdesheim/Rhein 2

Stadtentwicklung und Stadtplanung

– Sind übergeordnete Fachdisziplinen – Initiieren raumwirksame Planungsprozesse einer Stadt mit jeweils

unterschiedlichen Schwerpunkten – Stadtentwicklung versteht man die Steuerung der Gesamtentwicklung, die

auch die gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Entwicklung beinhaltet

– Stadtplanung bezieht sich hingegen konkret auf die baulich-räumliche Entwicklung einer Stadt.

– Zentrale Aufgabenfelder sind die örtliche Raumplanung, die Bauleitplanung und die städtebauliche Entwurfsplanung.

Begriffsklärung

02.09.2014 3 Stadtentwicklung – Vortrag in Rüdesheim/Rhein


– Regulativ / Gesetzgebend • Vorbereitende Bauleitplanung / Flächennutzungsplan • Örtliche Bauleitplanung / Bebauungsplan • Gemeindliche Satzungen • etc.

– Kommunikativ / Persuasiv • Beteiligung der Öffentlichkeit • Aushandlung zwischen Gruppen • Politischer Prozess der Meinungsbildung

– Konzeptionell • Klassische Bestandsaufnahme • Leitbildprozess • Großräumiger Entwurf • Themenkarten • .... Abbildung: Flächennutzungsplan der Stadt Rüdesheim

Instrumente und Werkzeuge



1. Die Kommune / die Stadt(verwaltung) / Die Stadtpolitik § 1(3) Baugesetzbuch

„Die Gemeinden haben die Bauleitpläne aufzustellen, sobald und soweit es für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung erforderlich ist. Auf die Aufstellung von Bauleitplänen und städtebaulichen Satzungen besteht kein Anspruch; ein Anspruch kann auch nicht durch Vertrag begründet werden.“

2. Stadtplanung durch Projekte 3. Stadtentwicklung durch Private

Wer macht die Stadt?


Stadtplanung durch Projekte

– Entwicklung seit Anfang der 90er Jahre stark beobachtet, z.B. Großprojekte wie Expo Hannover, Bewerbungen für Olympia etc.

– Versprechen, durch ein einzelnes Großprojekt eine Entwicklung der Gesamtstadt anzustoßen („Bilbao-Effekt“ / „Leuchtturmprojekt)

– Im Zeichen der Brachflächenrevitalisierung, Stichwort Strukturwandel (Industrie, Privatisierung Infrastruktur, Konversion Militärareale...)

> Entstanden sind viele gute Projekte! Kritiken – Unterschätzen finanzieller Risiken – Risiko der Kooperation mit Privaten Projektentwicklern – Konzentration aller Kräfte in der Stadt auf Einzelprojekt – Leere nach dem Scheitern Abbildung weißer Elefant



Stadtentwicklung durch Private

Einhergehend mit Planung durch Projekte, aber vielschichtiger – Das Beispiel ist das innerstädtische Shopping-Center – Steuerung der Qualität öffentlicher Räume durch Gewerbetreibende, sog.

„Business Improvement Districts“ – Städtebauliche Sanierung als Kooperation zwischen ÖH und Eigentümern > Baugesetzbuch bietet heute vielschichtige Ausprägungen, auch mit dem

Grundsatz, dass Einzelne (Eigentümer / Gewerbetreibende) auch Profiteure städtebaulicher Aufwertungsprozesse sind

> Instrumente wie z.B. der städtebauliche Vertrag zur Übernahme von Planungsleistungen und Infrastrukturkosten durch profitierende Dritte sind Standard in der Verwaltungspraxis

Abbildung: BID Neuer Wall, Hamburg




Welche Bedeutung hat Stadtentwicklungsplanung für Einzelprojekte – Formulierung von verbindlichen Zielen für die Gesamtstadt! – Das Einzelprojekt leitet sich aus den Zielen der Stadtentwicklungsplanung ab – Setzt Prioritäten und zeigt Interessenskonflikte auf!

Klassische Konflikte sind zum Beispiel

– Wohnraumschaffung vs. Erhalt der Grünbestände – Verkehrsberuhigung zur Aufwertung von Geschäftslagen vs. Erreichbarkeit von

Geschäften – Langer Atem vs. Schnelle Erfolge

Von der Planung zum Projekt



– Vergabe als Komplettpaket an Planungsdienstleister – Bausteinorientierte Herangehensweise mit Einzelleistungen (Modell Kronberg) – Stadtentwicklungsplanung als Initiative von Privaten (z.B. Gewerbeverein, IHK) > ABER: Planungshoheit bleibt bei Gemeinde > Möglich im Fall der INGE-Gesetzgebung (Gesetz zur Stärkung von

innerstädtischen Geschäftsquartieren) in Hessen oder als Sanierungspartner der Kommune

Wege zu einem Stadt-entwicklungsplan



Bausteinorientiert mit Vergabe von Einzelleistungen (Modell) – Mischung aus Inhouse-Arbeit, Bestellung Planungsdienstleister, Externe

Moderation – Pragmatische Vorgehensweise: kein „Coffeetable“ Endprodukt angestrebt,

sondern mitwachsende Sammlung

Herangehensweise Kronberg



Kronberg Struktur


Abbildung: © Stadt Kronberg im Taunus


Beispiel Baustein Gewerbe




Baustein Gewerbe: Zentrenkonzept Analyse • Frequenzbringer • Sehenswürdigkeiten • Wegebeziehungen • Barrieren • Städtebauliche Bewertung



Stadtentwicklung in Rüdesheim

– Stadt am Übergang zwischen Rheingau und Mittelrheintal – Gemeinde mit relativ großem Gebiet (5.145 ha, davon nur 204 ha bebaut) und dörflich

geprägten Gebietsteilen – Kernstadt Rüdesheim mit knapp 7.000 EW – Rüdesheim ist Schwerpunkt der Rheingautouristik, Touristik generell bedeutender

Wirtschaftszweig, ca. 70% Tagestouristen produzieren ca. 48% des touristischen Umsatzes (RTK+Hochheim), Umsätze bei Gastronomie und Hotellerie ca. 66%, Einzelhandel ca. 19%, Dienstleistungen ca. 15%

– Aber: Negatives Pendlersaldo, Teilweise stagnierende Gästezahlen (unterschiedliche Werte zu finden, nur ca. 8% Steigerung Übernachtungen in Rüdesheim zwischen 2003-2013), Arbeitsplatzverluste, relative geringer Kaufkraftindex (ca. 103)

http://stadt.ruedesheim.de/seite/86988/r%C3%BCdesheim-in-zahlen.html http://www.ihk-wiesbaden.de/linkableblob/wiihk24/p/standort/downloads/1506474/.7./data/dwif_Studie_2009_Rheingau_Taunus_Kreis_einschl_Hochheim-data.pdf http://www.rheingau-taunus.de/cms2/fileadmin/forms/statistik/fremdenverkehr-entwicklung_fremdenverkehr_ab_1985.pdf http://www.kulturland-rheingau.de/fileadmin/RHG/www.kulturland-rheingau.de/Region_Rheingau/pdf/140514_REK_Rheingau_Forum1.pdf Alle Zugriffe am 01.09.2014

Analyse Situation Rüdesheim



02.09.2014 15 Stadtentwicklung – Vortrag in Rüdesheim/Rhein Abbildung: © Open Street Map Deustchland


– Schwieriger, verkehrsumflossener Standort innerhalb unterschiedlicher Nutzungsstrukturen

– Außerhalb touristischem Schwerpunkt – Gewerbe/Einzelhandel nur verstreut vorhanden, Dominanz Gewerbegebiet am

Ortseingang – Konflikt Parkmöglichkeiten vs. Qualität der Außenräume, Walkability (600m von der

Drosselgasse entfernt) – Wertschöpfung aus „Drosselgass“-Tourismus kann nur schwer übertragen werden

(Tendenz nach wie vor zu relativ kurzen, vergnügungsorientierten Tagesaufenthalten, auch geprägt durch Schiffstourismus)

Statements zur Situation in Rüdesheim



– Wo ist der Standort strukturell „einsortiert“? – Gibt es Möglichkeiten, die gewerbliche Prägung auszubauen? – Oder zählt der Standort zum Wohnen?

– Was ist mit der Verkehrsbelastung? – Barrierewirkung der B42 verhindert Verknüpfung des Standortes mit Gesamtstadt – Kann die B 42 vor der endgültigen Entscheidung des Bundes beruhigt werden? – Können mehrere Übergänge für Fußgänger geschaffen werden?

– Welche Bedeutung im touristischen Sinn kann der Standort haben? – Kann der Standort eine Bedeutungsveränderung im Tourismus initiieren (von der

vergüngungsorientierten Drosselgasse hin zu Regionalität / Nachhaltigkeit / ...?)

– Dominanz des Parkens: Welche Standortmöglichkeiten für Busparkplätze gibt es? – Können Shuttleservices von weiter entfernten Standorten eingerichtet werden?

Fragen zur Situation in Rüdesheim



02.09.2014 20

Verbindung Tourismus

Wohnen?

Barrierewirkung Straßennetz?

RHEIN

Stadtentwicklung – Vortrag in Rüdesheim/Rhein


Ein Gewerbeverein als Akteur in der Stadtentwicklung

– Verein kann Diskussion anstoßen – Verein kann Finanzierung anstoßen (aber wahrscheinlich nicht alleine) – Gewerbetreibende können generell die Aufwertung öffentlicher Räume im Sinne

von Sanierungsmaßnahmen anstoßen (wenn sie sich finanziell beteiligen) – Empfehlenswert wäre generell eine Kooperation der verschiedenen Vereine, noch

besser auf interkommunaler Ebene (Walluf/Eltville bis Rüdesheim) – z.B. Untersuchung zum Einzelhandelsstandort und zur Touristikentwicklung,

Stichwort Leitbilddiskussion – z.B. Einrichtung Leitsystem Touristik und Stadtmarketing – Aus der Leitbilddiskussion können sich Optionen für den Standort entwickeln

Handlungsoptionen



– Der Verein ist im klassischen Sinne Lobbyist und kein neutraler Handlungsakteur (siehe Stellungnahmen zum Rüdesheim-Center)

– Die Gemeinde / Stadtpolitik hat die Planungshoheit – Der Strukturwandel im Einzelhandel ist nicht zu bremsen – Die Diskussion über Stadtentwicklung ist ergebnisoffen > Ergebnisse können den Zielen des Vereins oder den Überzeugungen einzelner

Mitglieder widersprechen

Probleme


Eine Diskussion wird dann offen, wenn der Verein sein Vorgehen in die politischen Strukturen einbindet und seine Rolle definiert, aber auch abgrenzt gegenüber der Politik, Verwaltung und anderen Interessensgruppen Stadtpolitik muss letztlich entscheiden – der Verein aber kann sich als Unterstützung für die politische Entscheidungsfindung anbieten z.B. durch Kofinanzierung einer Standortanalyse


Empfehlung




Hier soll ein Einzelhandelsstandort entstehen, der das touristische Leitbild der Stadt Rüdesheim unterstützt und die Vermarktung regionaler Produkte ermöglicht

Hier soll ein altersgerechtes Wohnquartier entstehen, das über eine kleine Nahversorgung den Ortskern mit neu beleben kann. Entlang der lauten Straßen können Kleinwohnungen für junge Leute sein.

Hier soll ein großer, schön angelegter Parkplatz sein, denn Parkplätze sind das wichtigste für Rüdesheim

Hier sollen zwei bestehende Schulen zusammengefaßt werden und mit einem Skatepark und einem großen Spielplatz kombiniert werden

Abbildung: © OFB Projektentwicklung / e.D.

Stadtentwicklung als Grundlage der Dr. Ute Knippenberger ... · Stadtentwicklung als Grundlage der...

Documents

Transcript of Stadtentwicklung als Grundlage der Dr. Ute Knippenberger ... · Stadtentwicklung als Grundlage der...