Stadtführer - Mein Leben · 1652-1655 erst wurden die oktogonalen Turmab-schlüsse errichtet....

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Vorgeschichte und Römerzeit: Funde aus der Steinzeit. Die Salzgewinnung auf dem Dürrnberg bei Hallein und der damit verbundene Handel führte in der Hallstattzeit (ca. 1000-450 v. Chr.) zu dichter Besiedlung. Blühende keltische Kultur in der Latenezeit (450-Chr. Geb.), eine wohlhabende Siedlung bestand auf dem Dürrnberg; die reichen Grabfunde sind im Keltenmuseum in der Stadt Hallein (16 km von Salzburg) ausgestellt. Das Kö- nigreich Norikum wurde 15 v. Chr. durch Tiberius unterworfen, unter Kaiser Claudius (41-54 n.Chr.) wurde es römische Provinz, Juvavum (Salzburg) erhielt die Municipialverfassung. Um 470: Der hl. Severin besucht ein Kloster in Salzburg; nach dem Abzug großer Teile der roma- nischen Bevölkerung ist nur noch die Nonnberg- terrasse besiedelt. Eine Mönchsgemeinschaft be- steht möglicherweise bis zur Ankunft Ruperts. 696: Hl. Rupert kommt nach Salzburg, gründet das Nonnenkloster, er- neuert Peterskloster und baut eine Peterskirche. 8. Jh.: Salzburg ist zeit- weise Sitz der bayeri- schen Herzöge, wird Bi- stum und Erzbistum mit reichstem Grundbesitz. Die bedeutendsten Bischö- fe sind der hl. Virgil, ein Iroschotte, und Arno. Blüte der Kunst, der Virgildom, eine bedeutende Schreibschule und Goldschmiedewerke (Tassilo- kelch) zeugen davon. Um 1060: Während des Investiturstreites zwischen Kaiser und Papst Ausbau der Festungen. 1167: Kaiser Friedrich Barbarossa verhängt die Reichsacht über Salzburg, die Stadt wird niederge- brannt. Im 12. Jh. Blüte der Kunst, bedeutende Schreibschule, Fresken; Neubau eines großartigen Doms, Wiederaufbau der Stadt. 13: 15. Jh.: Erste Stadtmauer (13. Jh.), Ausbau des erzbischöflichen Landesfürstentums; Kunstblüte um 1400 (»Schöne Madonnen«) und gegen 1500, gefördert durch ein reich gewordenes Bürgertum. Michael Pacher er- richtet zwei große Altäre. 16. Jh.: Kardinal Matthäus Lang ist der erste Re- naissancefürst auf dem Salzburger Bischofsthron (1519-1540). Johann von Staupitz, Martin Luthers einstiger Vorgesetzter und Freund, ist Abt von St. Peter (1522-1524). Bauernkriege, Reformation. Der Komponist Paul Hofhaymer (+ 1524) und der Arzt und Chemiker Paracelsus (+ 1541) wirken in Salzburg. 17. Jh.: Erzbischof Wolf Dietrich (1587-1612) verän- dert das Gesicht der Stadt, an der Ver- wirklichung des neuen Bebauungs- konzepts arbeiten seine Nachfolger bis zum Ende des Jahrhunderts. Das mittelalterliche Salzburg hat er in das »deutsche Rom« verwandelt. Italienische Künstler werden mit den wichtigsten Bauaufgaben betraut. 18. Jh.: Erzbischof Johann Ernst Thun (1687- 1709) entläßt die leitenden italienischen Künstler und beauftragt Johann Bernhard Fischer von Er- lach mit der Planung des gesamten Baugeschehens in der Stadt. Fischer wird von Johann Lukas von Hildebrandt abgelöst. Die führenden Malerpersön- lichkeiten sind Johann Michael Rottmayr und Salzburg Stadtführer Zeittafel zur Geschichte der Stadt

Transcript of Stadtführer - Mein Leben · 1652-1655 erst wurden die oktogonalen Turmab-schlüsse errichtet....

Vorgeschichte und Römerzeit: Funde aus derSteinzeit. Die Salzgewinnung auf dem Dürrnbergbei Hallein und der damit verbundene Handelführte in der Hallstattzeit (ca. 1000-450 v. Chr.) zudichter Besiedlung. Blühende keltische Kultur inder Latenezeit (450-Chr. Geb.), eine wohlhabendeSiedlung bestand auf dem Dürrnberg; die reichenGrabfunde sind im Keltenmuseum in der StadtHallein (16 km von Salzburg) ausgestellt. Das Kö-nigreich Norikum wurde 15 v. Chr. durch Tiberiusunterworfen, unter Kaiser Claudius (41-54 n.Chr.)wurde es römische Provinz, Juvavum (Salzburg)erhielt die Municipialverfassung.Um 470: Der hl. Severin besucht ein Kloster inSalzburg; nach dem Abzug großer Teile der roma-nischen Bevölkerung istnur noch die Nonnberg-terrasse besiedelt. EineMönchsgemeinschaft be-steht möglicherweise biszur Ankunft Ruperts.696: Hl. Rupert kommtnach Salzburg, gründetdas Nonnenkloster, er-neuert Peterskloster undbaut eine Peterskirche.8. Jh.: Salzburg ist zeit-weise Sitz der bayeri-schen Herzöge, wird Bi-stum und Erzbistum mitreichstem Grundbesitz. Die bedeutendsten Bischö-fe sind der hl. Virgil, ein Iroschotte, und Arno.Blüte der Kunst, der Virgildom, eine bedeutendeSchreibschule und Goldschmiedewerke (Tassilo-kelch) zeugen davon.Um 1060: Während des Investiturstreites zwischenKaiser und Papst Ausbau der Festungen.1167: Kaiser Friedrich Barbarossa verhängt dieReichsacht über Salzburg, die Stadt wird niederge-

brannt. Im 12. Jh. Blüte der Kunst, bedeutendeSchreibschule, Fresken; Neubau eines großartigenDoms, Wiederaufbau der Stadt. 13: 15. Jh.: ErsteStadtmauer (13. Jh.), Ausbau des erzbischöflichenLandesfürstentums; Kunstblüte um 1400 (»SchöneMadonnen«) und gegen 1500, gefördert durch einreich gewordenes Bürgertum. Michael Pacher er-richtet zwei große Altäre.16. Jh.: Kardinal Matthäus Lang ist der erste Re-naissancefürst auf dem Salzburger Bischofsthron(1519-1540). Johann von Staupitz, Martin Lutherseinstiger Vorgesetzter und Freund, ist Abt von St.Peter (1522-1524). Bauernkriege, Reformation.Der Komponist Paul Hofhaymer (+ 1524) und derArzt und Chemiker Paracelsus (+ 1541) wirken in

Salzburg.17. Jh.: ErzbischofWolf Dietrich(1587-1612) verän-dert das Gesicht derStadt, an der Ver-wirklichung desneuen Bebauungs-konzepts arbeitenseine Nachfolgerbis zum Ende desJahrhunderts. Das

mittelalterlicheSalzburg hat er indas »deutsche

Rom« verwandelt. Italienische Künstler werdenmit den wichtigsten Bauaufgaben betraut.18. Jh.: Erzbischof Johann Ernst Thun (1687-1709) entläßt die leitenden italienischen Künstlerund beauftragt Johann Bernhard Fischer von Er-lach mit der Planung des gesamten Baugeschehensin der Stadt. Fischer wird von Johann Lukas vonHildebrandt abgelöst. Die führenden Malerpersön-lichkeiten sind Johann Michael Rottmayr und

SalzburgStadtführer

Zeittafelzur Geschichte

der Stadt

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Martin Johann Schmidt. Ältere Kirchen werden imStil des Spätbarock und Rokoko ausgestattet.1731/32 werden unter Erzbischof Firmian mehr als20.000 Protestanten zur Auswanderung gezwun-gen. Am 27. Jänner 1756 wird Wolfgang AmadeusMozart im Haus Getreidegasse Nr. 9 geboren.1803: Säkularisation, das geistliche FürstentumSalzburg hört auf zu bestehen. Großherzog Ferdi-nand III. von Toskana wird erster Kurfürst vonSalzburg. Als er 1805 über Würzburg nach Florenzzurückkehrt, nimmt er den überaus kostbarenSchatz des Erzstiftes mit sich. 1806-1809 ist Salz-burg erstmals österreichisch, alles, was an Wert-vollem noch vorhanden war, wird nach Wien ge-bracht. Während der bayerischen Besetzung 1810-1815 gelangen die letzten verbliebenen Kostbar-keiten nach München. Diese Jahre brachten unge-heure Verluste für den Kunstbesitz des Erzbistums.1816: Salzburg kommt endgültig zu Österreich.1818: Ein großer Stadtbrand zerstört die Neustadt.Stadt und Landschaft werden von den Künstlernder Romantik entdeckt. Am 25. Dezember erklingtin der Nikolauskirche zu Oberndorf bei Salzburgzum ersten Mal das Lied »Stille Nacht«.1850: Salzburg wird selbständiges Kronland (desKaisertums Österreich) und erhält eine eigeneLandesregierung.1860: Aufhebung des fortifikatorischen Bauver-bots, das bisher jede Bautätigkeit im Bereich der

Stadtbefestigungen untersagte. Das gab den An-stoß zum Abbruch der Wälle und Tore und zurStadterweiterung im Mirabell- und Bahnhofs-viertel. Eröffnung der Eisenbahnlinie Wien - Salz-burg - München.1862-1866: Die Befestigungsanlagen im Mirabell-viertel werden geschleift, die Salzach reguliert.1894: Das Linzertor wird abgetragen.1917: Gründung der Festspielgemeinde.1920: Erster »Jedermann« auf dem Domplatz.1926: Beginn des Baus des Kleinen Festspielhau-ses (Clemens Holzmeister).1944/45: Bombardierung der Stadt; Dom, Kai- undGstättenviertel und die Neustadt werden schwergetroffen.1953: Die Arbeitsgruppe 4 (Holzbauer, Kurrent,Spalt) errichtet die Pfarrkirche in Parsch und 1961das Kolleg »Zum kostbaren Blut« in Aigen, beidesGründungsbauten der Moderne in Salzburg.1956-1960: Bau des Großen Festspielhauses durchClemens Holzmeister. 1962: Wiedererrichtung derSalzburger Universität.1967: Salzburger Altstadterhaltungsgesetz. Esschuf die Grundlagen zur Erhaltung des einmaligschönen Salzburger Stadtbildes.1971-1976: Bau des Bildungshauses St. Virgildurch Wilhelm Holzbauer.1982: Baubeginn der naturwissenschaftlichen Fa-kultät in Freisaal (Wilhelm Holzbauer).

Der Dombezirk ist das beherrschende ZentrumSalzburgs. Seine weitläufigen, großzügig ange-legten Plätze und die mächtigen Gebäudeblöckemit den repräsentativen Fassaden stehen in star-kem Gegensatz zur kleinteiligen und verwinkeltenBebauung der Bürgerviertel. Die Bedingungen fürdiese weitausgreifende, von kleinräumigen Gebäu-den freie Anlage waren schon im Mittelalter imKeim vorhanden. An der Stelle des heutigen, früh-barocken Doms stand die romanische Bischofskir-che; nördlich davon, auf dem Residenzplatz,dehnte sich der Domfriedhof aus. Auch der Platzwestlich der Kathedrale war nicht verbaut; dassüdlich der Domkirche gelegene Gebiet nahm dasDomkloster ein. Erzbischof Wolf Dietrich vonRaitenau (1587-1612), ein Großneffe des Medi-

cipapstes Pius IV. und in Italien erzogen, schuf mitHilfe des Palladioschülers Vincenzo Scamozzi(1552-1616) aus Vicenza jenes großartige, italieni-schem Raumgefühl verpflichtete Bebauungskon-zept, das die Einzigartigkeit dieser italienischenStadt nördlich der Alpen, des »deutschen Rom«,wie es auch genannt wurde, begründete. In bei-spielloser Bauleidenschaft, mehr niederreißend alsaufbauend, tilgte Wolf Dietrich die Spuren mittel-alterlicher Gebäude aus dem Bilde Salzburgs. Dasgewaltige romanische Münster ließ er abbrechenund zum Schrecken der Zeitgenossen die ehrwür-digen Bischofsgräber in Stücke schlagen. DerDomfriedhof, auf dem die Salzburger Jahrhundertehindurch ihre Toten begraben hatten, wurde einge-ebnet, das Domkloster fiel der Spitzhacke zum Op-

Die AltstadtDer Dombezirk

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fer. Wolf Dietrich konnte seine großzügigen Plänenur zum Teil verwirklichen, erst Markus Sittikusund Paris Lodron, seine Nachfolger auf dem Bi-schofsthron, verliehen seinen Visionen Gestalt.

Der Dom

Die wuchtigen, finsteren Mauern des frühba-rocken Doms lassen an eine Burg, - eine Gottes-burg - denken. Siebt man von Kuppel und Fassadeab, so wird man an Mittelalterliches erinnert, anmassige Mauern mit schmucklos eingeschnittenenFenstern, an dunkle Gewölbe. Der Stein, der ge-wachsene Fels, heimische Nagelfluh, dominiert; indiesen Quaderwänden ersteht der Mönchsbergfelsmit seinen Höhlenkirchen durch die Mittel derKunst und wird geadelt mit der vorgestelltenMarmorfassade. So modern dieser (1614 begonne-ne) Dom des Oberitalieners Santino Solari (1576-1646) auch war, so wird doch auch er, wie allesandere in Salzburg, stark von den örtlichen Tradi-tionen geprägt. Zum einen war es ja das mittelal-terliche Münster, dessen düsterer Erscheinung So-laris Mauern folgen, und zum anderen ist derMönchsbergfelsen mit den alten Kapellenhöhlenein immer wieder variiertes Thema.

Die marmorne Fassade, die vielleicht auf Ent-würfe Scamozzis zurückgeht, ist dem Baukörperwie ein Schmuckglied nur vorgeblendet und wirktwie die kostbare Fassung einer ehrwürdigen Reli-quie. Fassade und Baukörper sind nicht als organi-sche Einheit im architektonischen Sinn konzipiert(es gibt keinen Blickwinkel, von dem aus beideüberschaubar wären), sie stehen zueinander wieein sich altertümlich gebendes Gefäß, dem erstdurch die kostbare Goldschmiedefassung nach-träglich besondere geschichtliche Bedeutung un-tergeschoben wird.

Das Innere: Das Langhaus ist ein in dämmri-ges Licht getauchter, tonnengewölbter, weiterSaal, der in einen lichtdurchfluteten, überkuppeltenDreikonchenbau mündet. Während das Langhausnur indirektes Licht erhält, durchbrechen 43 Fen-ster die Mauern des Kleeblattchors und bewirkenstrahlende Helligkeit. Je vier Kapellen mit Oratori-en darüber begleiten den Saal; mit ihren Rundbo-genöffnungen, den Balkonen mit Doppeltüren undden Pilastern bilden sie eine kühle, fast profaneFassade - das Langhaus gleicht einer festlichenStraße, die den Besucher nur begleiten, nur hinfüh-ren soll zum Zentralraum der Vierung.

Ausstattung: Die marmorne Zweiturmfassadewar zur Domweihe 1628 noch nicht vollendet,1652-1655 erst wurden die oktogonalen Turmab-schlüsse errichtet. Bartholomäus Opstal schuf um

1660 die Statuen der Landesheiligen Rupert undVirgil außen an den Eingangsarkaden, die inneren,bewegteren Figuren des Petrus und des Paulusstammen von Bernhard Mandl, 1697/98. Im mittle-ren, mit ionischen Pilastern geschmückten Fassa-dengeschoß finden wir die Gestalten der vierEvangelisten; den Giebel mit den Wappen derBauherren Erzbischof Markus Sittikus (1612-1619) und Paris Lodron (1619-1653) bekrönt Chri-stus, flankiert von Moses und Elias. Diese Skulptu-ren werden dem Meister des Residenzbrunnens«,Tommaso Garuo Allio, zugeschrieben. Die Bron-zetore der drei Eingangsportale - mit den ThemenGlaube, Hoffnung und Liebe - schufen in den Jah-ren 1957/58 Toni Schneider-Manzell (linkes Tor),Giacomo Manzü (mittleres) und Ewald Matare(rechtes Tor).

Das gotische Taufbecken links vom Eingang istein Relikt aus dem mittelalterlichen Münster, Mei-ster Heinrich goß es 1321 in Bronze; es ruht aufvier bronzenen Löwen aus dem 12. Jh. Die Kanzel

ist ein Werk von Toni SchneiderManzell aus demJahr 1958. Der Hochaltar und die Altäre der Kon-chen sind Marmorarbeiten des frühen 17. Jh.s, dieSkulpturen stammen von Konrad Asper und HansPernegger d. J. Das Hochaltarbild mit der Aufer-stehung Christi malte Donato Mascagni, das Altar-bild in der südlichen Konche mit der Darstellungdes Maria-Schnee-Wunders« schuf Ignazio Solari,der Sohn des Domarchitekten, die »Vision des hl.Franziskus« auf dem nördlichen Altar ist gleich-falls ein Werk Mascagnis. Die Altäre in den Ka-pellen sind Arbeiten des Giovanni Antonio Dariound wurden 1670 aufgestellt. Die Altarbilder derersten drei südlichen Kapellen, von W nach O:»Hl. Rochus und Sebastian«, »Hl. Karl Borro-mäus« und »Hl. Martin und Hieronymus« stam-

Blick auf die Altstadt

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men von J. Heinrich Schönfeld (1609-1683). Das»Pfingstbild« der letzten Kapelle schuf KarelSkreta (1610-1674). Die Altarbilder der nördlichenKapellenreihe: von W nach O: »Taufe Christi«von Frans de Neve (1672-1674 in Salzburg); »Hl.Anna Selbdritt« von Joachim Sandrart (1606-1688); »Verklärung Christi«, eine Kopie von Jo-

hann Fackler, 18. Jh., und in der letzten Kapelle»Kreuzigung Christi« von Karel Skreta.

Die Ausmalung der von breiten Stuckrahmenumschlossenen Kartuschen und Medaillons inLanghaus und Chor besorgte Donato Mascagniunter Mithilfe seines Schülers Ignazio Solari. InKuppelgewölbe und Chor waren die Malereien biszur Domweihe 1628 fertiggestellt. Die Deckenbil-der in den Kapellen und die Kreuzwegstationenschuf Ludwig Glötzle 1881-1895. Die Kuppelfres-ken wurden 1955 (im Zweiten Weltkrieg hatte eineFliegerbombe die Kuppel zum Einsturz gebracht)

nach genauen Vorlagen kopiert. Das Programmder Ausmalung ist christologisch: Im dämmrigenLanghausgewölbe sind Leben und Leidensge-schichte Jesu dargestellt, Grablegung und Abstiegin die Vorhölle finden sich im Presbyterium; dieAuferstehung Christi ist Thema des Hochal-tarbilds. Die Kuppel zeigt Szenen aus dem Alten

Testament. Die Südkonche ist derGeschichte Mariens vorbehalten,die Nordkonche trägt Bilder ausdem Leben des hl. Franziskus.

Die Unterkirche: Der Wie-deraufbau der Kuppel nach denKriegsschäden bot Gelegenheitfür eine umfassende Restaurie-rung und für eine archäologischeUntersuchung der Domkirche.Nach Abschluß der Grabungenwurden unter der Vierung (Treppein der Südkonche), unter Einbe-ziehung ergrabener Mauerreste,eine Unterkirche und Grablege fürdie Salzburger Bischöfe einge-richtet.

Die mittelalterlichen Dome:Der hl. Rupert (+ 716 oder 718)errichtete nach seiner Ankunft inSalzburg (696) eine Peterskircheund erneuerte das bereits vorhan-dene Männerkloster. Wo diesePeterskirche lag, ob im Bereichdes Klosters St. Peter (vgl. dazudie Frühgeschichte jenes Kapi-tels) oder im Bereich des Doms,ist noch nicht entschieden; bisjetzt wurde noch kein Gebäude-komplex gefunden, der zweifels-frei der Zeit des hl. Rupert (um700) zugewiesen werden könnte.739 wurde Salzburg im Zuge dervon Bonifatius eingeleiteten Re-form der bayerischen Kirche Bi-schofssitz. Der erste faßbareDombau ist der des gelehrten iri-

schen Abts und späteren Bischofs von Salzburg,Virgil (Abt seit 746/47, Bischof seit 749, + 784).Mit dem Bau dieser Kirche »von staunenswerterGröße, wie die Quellen berichten, wurde nach 760begonnen, 774, als die Gebeine des in Worms ver-storbenen hl. Rupert feierlich nach Salzburg über-tragen worden waren, muß er fertiggestellt gewe-sen sein. Der Virgildom war mit einer Länge von66 m eine der größten Kirchen des fränkischenReichs, Grabungen boten Anhaltspunkte für dieRekonstruktion seines Grundrisses; bemerkenswertist die innen »kleeblattförmige« Apsis. Dieser Bau

Der Domplatz

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blieb bis zur Zeit Bischof Hart-wigs (um 1000) in wesentlichenTeilen unverändert. Bischof Arno(784-821, 798 erster Erzbischof)hatte eine Westkrypta eingebaut;nach einem Brand war um 850 ander Südseite die Liuprammkapelleerrichtet worden, wodurch dasGrab Virgils, das sich in derSüdmauer befunden hatte, über-baut und in der Folge vergessenwurde. Erst 1181 hat man es wie-derentdeckt. Unter Bischof Hart-wig (991-1023) fand ein tiefgrei-fender Umbau statt. Das Lang-haus wurde um ca. 33 m nachWesten verlängert, im Osten eintiefer Chor raum mit Chorkryptaangebaut. Bischof Konrad I.(1106-1147) ließ 1127 überaushohe Westtürme errichten. Allediese Umbauten und Erneuerun-gen orientierten sich noch an denGrundmaßen des Virgildoms. ErstBischof Konrad III. (1177-1183)begann 1181 mit einem Neubau»a fundamento«; lediglich dieWesttürme wurden vom Vorgän-gerbau übernommen. Die Weihedieses Doms muß um 1200 statt-gefunden haben. Dieses hochro-

manische Münster stand bis 1598,als es Wolf Dietrich nach unwe-sentlichen Brandschäden einrei-ßen ließ. Es übertraf mit einer Länge von 110 malle Vorgängerbauten; der Ostteil, mit Querschiff,Vierungskuppel und Querschifftürmen, hatte dierheinischen Kaiserdome zum Vorbild. Das Lang-haus war dreischiffig; eine im Norden angebauteKapellenreihe und der ans Südschiff anschließendeKreuzgang des Dom-. klosters haben auch an fünfSchiffe denken lassen.

Erzbischof Wolf Dietrich ließ, nach Abbruchdes alten Münsters, durch Scamozzi einen neuengewaltigen Dom planen, doch kam dieser Entwurfnicht zur Ausführung. 1610 hat man die Grund-mauern für einen Nord-Süd orientierten Dombaugelegt, dessen Errichtung aber durch den SturzWolf Dietrichs, 1612, verhindert worden war. Erstseine Nachfolger Markus Sittikus und Paris Lo-dron haben dann den bescheideneren Plan SantinoSolaris 1614-1628 verwirklicht.

Das GrabungsmuseumIn den nördlichen Dombögen befindet sich der

Abgang ins Grabungsmuseum, in das vor der ba-rocken Fassade befindliche Grabungsareal, das fürBesucher von Ostern bis Oktober zugänglich ist. InVitrinen sind Fundstücke ausgestellt, die Mauer-züge werden durch Beischriften erklärt.

DommuseumDer Eingang dazu befindet sich rechts in der

Vorhalle des Doms. Das Museum ist in den süd-lichen Domoratorien eingerichtet, die erzbischöfli-che Kunst- und Wunderkammer nimmt die Räumedes südlichen Dombogens in Anspruch; weitereSchauräume befinden sich im zweiten Geschoß

Domkirche, Blick zum Hochaltar

SalzburgSalzburg

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des an den Domplatz anschließenden Gebäudes.Der Salzburger Domschatz wurde bei der Auflö-sung des geistlichen Fürstentums in den Jahrennach 1803 in alle Winde zerstreut, ein bedeutenderTeil wird heute in der Silberkammer des PalazzoPitti in Florenz verwahrt. Die in Salzburg verblie-benen Bestände sind im Dommuseum ausgestelltund wurden durch bedeutende Beispiele Salzbur-ger Kunstschaffens aus dem Besitz der Diözese er-gänzt. Ein monumentales Hauptwerk früh-mittelalterlicher Kunst stellt das sogenannte »Ru-pertuskreuz« dar. Es ist eine northumbrische Ar-beit des 8. Jh.s und wurde vielleicht von BischofVirgil nach Salzburg gebracht. Bedeutend ist aucheine gotisch gefaßte byzantinische Staurothek ausdem 12. Jh., die das Schwurkreuz der ungarischenKroninsignien gewesen sein soll. Neben einerVielzahl schöngefaßter mittelalterlicher Reliquiaresind Wolf Dietrichs Monstranz von 1596 und derEinband seines Missales von dem HofgoldschmiedHans Karl hervorzuheben. Paramente und Altarge-rät der Barockzeit ergänzen die mittelalterlichen

Bestände, außerordentlich kostbar ist die Diaman-tenmonstranz von 1697.

Die Kunst- und Wunderkammer wurde vonErzbischof Guidobald Thun angelegt. Die heutigeAufstellung in den originalen Schaukästen erweistsich als glückliche Rekonstruktion. Diese Wun-derkammern waren die Vorläufer unserer Museen- die Ganzheit der Welt, Natur und Kunst, fandsich in ihnen gespiegelt. Alle kostbaren Materiali-en waren vertreten; Erze, Edelsteine, exotischeNüsse, Korallen und Elfenbein in der Gestalt ihresnatürlichen Vorkommens oder verwandelt durchdas vielbewunderte Können der Künstler.

Der Domplatz

Unter Erzbischof Guidobald Thun wurde dieDomfassade vollendet. Er ließ auch um 1660 vonGiovanni Antonio Dario die Dombögen errichten,die den Dom wie marmorne Brücken mit der Resi-denz bzw. mit der Galerie verbinden. Häupter»wilder Pferde« schmücken die Bogenscheitel, siesind eine Allusion auf Guidobalds Wappentier, dasEinhorn. Diese Bogenwände, die Motive der Dom-fassade in deutlich verkleinerter Proportion wie-deraufnehmen, haben die endgültige Trennung vonBaukörper und Westfassade vollzogen, haben siesozusagen zu einer Schauwand werden lassen. Einintimer Innenhof entstand, ohne zugige Straßen-mündungen, enge Arkaden sperren die Zugänge.Hier wird alljährlich zur Festspielzeit »Jedermann«aufgeführt, Hugo von Hofmannsthals Spiel vomLeben und Sterben des reichen Mannes. In derMitte des Platzes steht das Mariendenkmal vonWolfgang und Johann Baptist Hagenauer, 1766-1771 im Auftrag von Erzbischof SigismundSchrattenbach errichtet. Die Figuren am Sockelpersonifizieren die Weisheit, die Kirche, Engelund Teufel, die, ihrem Wesen gemäß, das Ge-heimnis der Unbefleckten Empfängnis auf neh-men.

Der KapitelplatzEr liegt südlich des Doms, an Stelle des alten

Domklosters. Rechts, im Westen, begrenzen ihnTrakte des Peterskonvents, im Osten öffnet sichdie schmale

Kapitelgasse, an der die Kapitelhäuser stehen;Erzbischof Wolf Dietrich ließ sie für die Domher-ren errichten. In diesem Platz öffnet sich die Stadthin zur Natur, der Festungsberg beherrscht ihn unddie drohende Burg. Die Silhouette einer zierlichenSchauwand verbindet Berg und Brunnen, aus ihrergießt sich Wasser über Treppenstufen und fülltdie balustradengesäumte Pferdeschwemme; Nep-tun auf einem Meerroß erscheint in der Nische undwird zum Mittelpunkt dieser Inszenierung. DasChronogramm, »LeopoLDVs prInCeps MeeXstrVXIt« - Fürst Leopold hat mich erbaut - ver-rät das Baujahr 1732, die Anlage schuf der Gar-tenbauinspektor Franz Anton Danreiter; der Nep-tun ist eine großartige Arbeit des Salzburger Bild-hauers Joseph Anton Pfaffinger.

Der Residenzplatz

Während der Domplatz intimeren Festlichkei-ten dient, der Kapitelplatz seine Bestimmung von

„Rupertuskreuz“ im Dommuseum,England 8. Jahrhundert

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der Natur des Wassers und des Berges empfängt,war der Residenzplatz Rahmen für politische Aktedes Fürstentums. Er grenzt an die Bürgerstadt, derdunkle Dom und die herben Paläste der landes-fürstlichen Verwaltung setzen achtunggebietendeAkzente. Das Wasser des Residenzbrunnens löstdiese Spannung; schnaubende Meerrösser springenaus den Klüften des wasserführenden Felsens, dreiurtümlich starke Giganten, kaum dem Stein ent-wachsen, tragen die Schale, in der Fische mit ihrenSchwänzen das Becken mit dem Triton balancie-ren. Ruhmverkündend steigt aus seinem Muschel-horn die künstliche Fontäne. Erzbischof GuidobaldThun ließ den Brunnen in den Jahren 1656-1661errichten, Schöpfer dieses Meisterwerks könnteTommaso Garuo Allio aus dem Intelvi-Tal amComosee gewesen sein.

Das Neugebäude mit dem Glockenspiel schließtdie Ostseite des Platzes. WolfDietrich ließ diesen Palast für sichund seine Gäste ab 1588 errich-ten. Erzbischof Max Gandolf Ku-enburg ließ später Süd- und West-flügel anfügen, Johann ErnstThun hat 1702 den Turm erhöhenund das Glockenspiel einrichtenlassen.

Prunkräume im zweiten Stock(ehemals Wohngemächer WolfDietrichs) dienen als Ausstel-lungsräume. Diese Säle sind mitfarbigem Stuck von besondererSchönheit ausgestattet, EliaCastello arbeitete daran zwischen1600 und 1603. Der »Saal derTugenden«, die Antecamera, zeigtin schwerem Stuck die christli-chen Tugenden Glaube, Hoffnungund Liebe sowie in den Zwickelndie Kardinaltugenden Tapferkeit,Gerechtigkeit, Klugheit und Mä-ßigkeit. Im nächsten Raum, demGloriensaal, schmücken Engels-chöre und Darstellungen aus demNeuen Testament die Decke. Derseit 1620 Ständesaal genannteRaum enthält Szenen aus der rö-mischen Geschichte, den »Op-fertod des Marcus Curtius«, »Ho-ratius Cocles verteidigt die Tiber-brücke« und »Mucius Scaevolalegt vor dem König Porsenna sei-ne Hand ins Feuem«. Der »Feld-herrensaal« war möglicherweiseWolf Dietrichs Schlafgemach,Reliefs mit Büsten von Karl dem

Großen, Juan d'Austria, Karl V. und Gottfried vonBouillon schmücken die Gewölbezwickel. Daranschließt ein Badezimmer mit kachelverkleideterKuppel. Mit einerFührungist die Aussichtsgaleriebei den Glocken zugänglich, die Führungszeitenkann man in der Nordeinfahrt am Mozartplatz ab-lesen. Erzbischof Johann Ernst Thun erwarb 1696dieses Glockenspiel, das ursprünglich für die StadtBreda bestimmt war, in Amsterdam. 1702 wurdees von einheimischen Handwerksmeistern mit ei-ner Mechanik versehen, die auch heute noch fürmanche Dissonanz verantwortlich ist. Das Glok-kenspiel ertönt dreimal am Tag, und zwar um 7,um 11 und um 18 Uhr; die Titel der Melodien sindan der Nordost-Ecke der Residenz angeschlagen.

DIE RESIDENZ. Die erzbischöfliche Resi-denz ist eine mächtige Anlage, die das gesamte

Die Pferdeschwemme auf dem Kapitelplatz

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Gebiet zwischen Residenzplatz und Sigmund-Haffner-Gasse, zwischen Franziskanerkirche undAltem Markt einnimmt. Ihre zurückhaltend geglie-derten Fassaden, die zum Residenzplatz hin fastwehrhaften Charakter annehmen, sind typisch fürdas sich nach außen bescheiden gebende AuftretenSalzburger Architektur. Die Repräsentationsräumedes ehemaligen erzbischöflichen Hofs befindensich im Gebäudegeviert um den Arkadenhof, derjüngere Toskanatrakt an der Sigmund-Haffner-Gasse wird Ende der 80er Jahre Universitätsinsti-tute aufnehmen.

Ausstattung: Das Hauptportal am Residenz-platz zeigt die Wappen der verschiedenen erzbi-schöflichen Bauherren, den Innenhof, der einemhohen Schacht ähnelt, bestimmen die kolossalenpilaster und der Portikus in der Westwand, der sichzu einer schattigen Grottennische öffnet, in derHerkules den Lernäischen Wasserdrachen nieder-kämpft. Die wasserspeienden Steinböcke, MarkusSittikus' Wappentiere, verspritzen seltsam unbetei-ligt vom Geschehen ihre dünnen Wasserstrahlen.Der Brunnen wurde um 1615 aufgestellt, die Figurdes Herkules ist eine etwas frühere Arbeit (um1606) aus Wolf Dietrichs Garten »Dietrichsruh«.Links im portikus befindet sich der Aufgang zumPiano nobile. Die Prunkräume. Sie können mit ei-ner Führung besucht werden. Der Carabinierisaal,zum Domplatz hin gelegen stammt noch aus derZeit Wolf Dietrichs, er war Aufenthaltsraum derLeibgarde und diente auch als Theater- und Fest-saal. Die Deckenfresken sind bedeutende ArbeitenJohann Michael Rottmayrs aus den Jahren1689/90, der Stuck stammt von Francesco undCarlo Antonio Brenno. Neptun der den Windengebietet und tlneas' Fahrt nach Italien beschützt, istdas Thema des Mittelbilds, auf den Seitenfreskensind die Kalydonische Eberjagd und die SchmiedeVulkans dargestellt.

1709 erhielten Johann Michael Rottmayr undMartino Altomonte von Erzbischof Franz AntonHarrach den Auftrag zur Ausmalung der Reprä-sentationsräume; die Bauleitung hatte der Archi-tekt Johann Lukas von Hildebrandt. Das Pro-gramm des Bildschmucks, der Begebenheiten ausder Alexandergeschichte illustriert, ist eine Allusi-on auf die herrscherlichen Tugenden des Erzbi-schofs Franz Anton Fürst Harrach.

Der Rittersaal zeigt im Hauptbild von JohannMichael Rottmayr (1714) die Zähmung des Pfer-des Bukephalos durch Alexander »ohne Schlagund Sporn« und spielt damit auf eine persönlicheDevise Fürst Harrachs an. Die Deckenbilder desKonferenzzimmers schuf 1710 Martino Altomon-te. Das Mittelbild zeigt Alexander in der Schlachtam Granikos. Auch die Bilder der Antecamera

malte Altomonte, die Lösung des GordischenKnotens ist im kreisförmigen Hauptbild darge-stellt. Die Deckengemälde des Audienzzimmershat Rottmayr 1711 fertiggestellt: »Alexandernimmt die Huldigung der Stadt Byblos entgegen«ist das Hauptthema. An den Wänden hängen Brüs-seler Tapisserien mit dem Wappen Wolf Dietrichsund Themen aus der heroischen Geschichte Roms.Bemerkenswert ist eine astronomische Standuhr-von der Hand des Salzburger HofuhrmachersBentele aus der Zeit um 1730. Für das Arbeits-zimmer und das kleine Schatullenkabinett hat wie-derum Altomonte den Bildschmuck geliefert -»Alexander opfert im Tempel von Jerusalem«nimmt die Mitte des Plafonds ein. Das Deckenge-mälde im Schlafzimmer stammt von Rottmayr.Hier ist die »Wachsamkeit Alexanders«, der sichnie dem tiefen, bewußtlosen Schlaf hingegebenhat, dargestellt. Wie der wachsame Kranich einenStein in der erhobenen Kralle hält, so umfassenAlexanders Finger eine silberne Kugel, die durchden Fall in das darunterstehende Metallbecken denVerlust der Wachsamkeit sofort anzeigen würde.

Die Freskierung von Kapelle und »SchönerGalerie« schuf ebenfalls Rottmayr. Das Decken-fresko, 1711 signiert, ist eine Allegorie der Künsteund Wissenschaften. Dre reich gerahmte Wandni-sche über dem Kamin hat Johann Lukas von Hil-debrandt für den »Jüngling vom Magdalensberg«entworfen. Das römische Bronzeoriginal aus demfrühen 1. Jh. n. Chr. wurde 1502 am Magdalens-berg in Kärnten entdeckt und vom Salzburger Erz-bischof Matthäus Lang von Wellenburg erworben.Vom Original wurde im 16. Jahrhundert ein Ab-guß angefertigt, der nach der Säkularisierung desErzbistums nach Wien gelangte, in Salzburg ver-blieb eine Kopie. Das römische Original ist ver-schollen. Die »Schöne Galerie« enthielt Teile derErzbischöflichen Gemäldesammlung. Das Ge-sellschaftszimmer hatte Rottmayr schon 1689 mitDeckengemälden ausgestattet, hier ist das Götter-mahl aus Anlaß der Hochzeit der Thetis darge-stellt. Der »Weiße Saal« wurde 1776 im Ge-schmack des Klassizismus von Peter pflauderstuckiert. Im Kaisersaal hängen um 1720 gemalteBilder von Kaisern aus dem Hause Habsburg; vondiesem Saal führt ein Verbindungsgang auf denKapellenumgang im Chor der Franziskanerkirche.Baugeschichte: Über die mittelalterliche Bischofs-residenz weiß man sehr wenig, erst die UmbautenErzbischof Wolf Dietrichs sind greifbar. Unter ihmwurden kurz vor 1600 der Trakt am Residenz-undam Domplatz mit dem Carabinierisaal, der Ver-bindungsbau zur Franziskanerkirche mit den west-lichen Arkaden, die die Franziskanergasse über-spannen, sowie ein Gebäudegeviert nördlich der

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Franziskanerkirche mit dem Garten »Dietrichsruh«errichtet. Von diesem Teil steht noch der südliche,an die Kirche angebaute Trakt mit kostbarenStuckdecken. Erzbischof Markus Sittikus ließ dienördlich gelegenen Gebäudeflügel erbauen, dieunter Paris Lodron fertiggestellt wurden. Um 1660wurde ein drittes Geschoß mit Attika aufgesetzt.Erzbischof Hieronymus Colloredo (1772-1803)wollte den gesamten Westteil erneuern. Von die-sem Projekt, das auch den Abbruch des Langhau-ses der Franziskanerkirche vorgesehen hatte, wur-de nur das Geviert des »Toskanatrakts« verwirk-licht.

Die Residenzgalerie

Sie steht in der Nachfolge der erzbischöflichenGemäldesammlung, die Hieronymus Colloredo1789 aus den Beständen der verschiedenen bi-schöflichen Schlösser zusammengestellt hatte. Inder Mitte des 18. Jh.s umfaßte der erzbischöflicheBilderschatz etwa tausend Gemälde. Die Aufhe-bung des geistlichen Fürstentums 1803 führte zurAuflösung der Sammlungen. 1806/09, als Salzburgzum ersten Mal zu Osterreich kam wurden diewertvollsten Werke, darunter Bilder von LukasCranach, Hans Baldung Grien, Rueland Frueaufund Konrad Laib, nach Wien verbracht. Die Ein-quartierungen der Franzosen (1809) und der Bay-ern (1810-1815) beschleunigten den Verfall derSammlungen, im Jahre 1816 zerstreute eine Ver-steigerung den bescheidenen Rest. 1923 wurde dieGalerie unter Einbeziehung von Werken derSammlungen »Czernin« und »Schönborn-Buchheim« neu gegründet. Erwerbungen undRückkäufe ehemaliger Inventarstücke haben dieResidenzgalerie inzwischen wieder zu einer be-deutenden Sammlung der Malerei des 16-19. Jh.swerden lassen. Untergebracht ist die Galerie imdritten Geschoß der Residenz.

Die Franziskanerkirche

Neben Dombezirk und Kloster St. Peter ist dieFranziskanerkirche als Pfarrkirche »Zu unsererlieben Frau« das dritte geistliche Zentrum derStadt. Ein Besuch dieser Kirche wird zu einemGang durch die Salzburger Kunstgeschichte. Manbetritt den Bau am besten durch das Westportal inder Sigmund-Haffner-Gasse und gelangt hier indas dreischiffige romanische Langhaus. Die Sei-tenschiffe sind dunkel, gewölbt, das Mittelschiffschmal und fast ohne eigenes Licht. Ein enger und

sehr hoher Chorbogen gibt den Blick frei auf einenhellen gotischen Chor, dessen Ausdehnung undHöhe vom Langhaus her nur erahnt werden kann.Die größten Gegensätze werden spürbar: währenddas spätromanische Langhaus (1223) mit den mas-sigen Pfeilern und Mauern, den schweren Gewöl-ben und den abgeteilten Jochen noch Enge undBegrenzung spüren läßt gleitet der Blick befreit inden hellen spätgotischen Hallenchor (1. Hälfte des15. Jh.s), der Weite und Freiheit atmet. Dieschlanken Rundpfeiler scheinen wie Stämme in dieHöhe zu wachsen, das feingliedrige Netz der Ge-wölberippen spannt sich wie ein Gitter aus Ast-werk über den Raum; die Außenwände sind durchgroße Maßwerkfenster aufgelöst - Licht und Weitedominieren diese Halle, die Ausdruckeines neuenreligiösen. Lebens ist. Die Barockzeit (17. Jh.) hatdie Kapellen zwischen den Wandpfeilern einge-richtet, Fischer von Erlach 1708 den Hochaltarentworfen.

Baugeschichte: Die Baugeschichte dieser Kir-che ist reichlich kompliziert und noch nicht restlosgeklärt. Im 8. Jh. stand hier eine zu St. Peter gehö-rende Tauf- und Synodalkirche, die bereits BischofVirgil erneuern ließ. 1139 wurde diese alte Kirchevom Kloster getrennt und den Domherren alsPfarrkirche übergeben; daneben war sie seit 1130noch Klosterkirche der Petersfrauen, die bis 1458im hinteren Teil des Schiffes einen Betchor be-nutzten. Seit 1592, nach Aufhebung des Peters-frauenkonvents, ist sie auch die Kirche des Fran-ziskanerklosters.

Kardinal Matthäus Lang, um 1520

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Für das Jahr 1223 wird eine Kirchweihe über-liefert, damals wurde der Neubau geweiht, dessenspätromanisches Langhaus heute noch erhalten ist.Es ist wahrscheinlich, daß beim Stadtbrand im Jah-re 1167 auch das alte Kirchengebäude zu Schadenkam und daß Ende des 12. Jh.s der Neubau begon-nen worden war. Dieser spätromanische Neubauist nicht einheitlich, es zeigen sich (am Südportalund zwischen Mittel- und Seitenschiffen an denHalbsäulenkapnellen ablesbar) verschiedene Bau-phasen. Die Form des Chorschlusses ist unbe-kannt, doch ist ein nicht vorspringendes Querhauswahrscheinlich. Der Bau dieses Chorhauses mußvielleicht im Zusammenhang mit dem sehr lang-samen Wiederaufbau des Domes gesehen werden:möglicherweise wurde hier bald nach dem verhee-renden Stadtbrand von 1167 ein Chorbau errichtet,der als vorläufiger Ersatz für den Dom dienenkonnte.

Zeit der Gotik: 1408 wurde der Beschluß zumBau einer Hallenkirche gefaßt, Hans von Burghau-

sen als Baumeister verpflichtet.1422 war diese spätgotische Kirchenach dem ersten Entwurf der sechsJoche vorsah, in den Ostteilen imBau. Wahrscheinlich noch vor1432 (Tod Hans v. B.s) erfolgte ei-ne Planänderung; es wurde be-schlossen, den Ostteil als selbstän-digen Bauteil mit Zentralraumten-denz zu errichten, das alte Lang-haus aber weiterzuverwenden. DasGewölberippensystem wurde jetztauf Zentralraumwirkung hin ent-worfen, das westliche Joch als An-schlußjoch gestaltet, 1446 derChorbogen errichtet. Das alte ro-manische Südportal war ebenfallswiederverwendet und dabei we-sentlich überarbeitet worden. Höher(Einschub gotischer Konsolsteineunter dem Türsturz) und breiterwurde es wieder aüfgebaut. Die al-ten Archivoltensteine wurden, da-mit sie auch für das breitere Portalwiederverwendet werden konnten,umgearbeitet. Die radialen Stoßfu-gen wurden schräg nach außen ab-gearbeitet; durch den kleineren Ra-dius der alten Archivoltensteineentstand nun eine leicht »gelappte«Kontur. Diese Wiederverwendung

des alten Portals belegt auch sonst in Salzhurgvorkommende retardierende und »romanisierende«Tendenzen im 15. Jh.

Eine erste Altarweihe ist für 1449 überliefert,1460 war der Chor durch Stefan Krumenauer voll-endet worden. Der Turm wurde 1486-1498 nacheinem Nürnberger Entwurf errichtet. Der neugoti-sche Turmhelm stammt aus dem Jahr 1866.1983/84 wurde die Kirche innen und außen restau-riert.

Innenraum: Der heutige Hell-Dunkel-Kontrastwar ursprünglich nicht so dominant; vor dem Ein-bau der Oratorien über den Seitenschiffen (1450und 1592) empfing das Mittelschiff reichlich di-rektes Licht durch Obergadenfenster, der Chorhatte vor 1600 durch die Fenster, die noch nichtdurch die Residenz verbaut waren, ebenfalls mehr,jedoch dunklere (farbige) Fensterfläche das heuti-ge Hell-Dunkel ist also das Ergebnis der Umbau-ten des Barock, der Zeit der Hell-Dunkel-Malerei.Der ausgeprägte räumliche Kontrast bestand je-

Franziskanerkirche, Blick in dengotischen Hallenchor

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doch schon immer und wurde im 15. Jh. bewußtals ein Stilmittel eingesetzt.

Ausstattung: Der Hochaltar, 1708 von JohannBernhard Fischer von Erlach entworfen, beherrschtund steigert den Chorraum. Wie ein kleiner Rund-tempel scheint er unter dem zentralen Chorpfeilerzu stehen und unterstreicht den Zentralraumcha-rakter. Zentrum des von den Schreinwächtern Ge-org und Florian (Skulpturen des Bildhauers Si-meon Fries) gerahmten Altares ist das spätgotischeGnadenbild der Gottesmutter von Michael Pacher.Mit dem Köpfchen des Kindes (das 1983 wiede-rentdeckt wurde) und einigen Tafeln (jetzt in derÖsterr. Galerie in Wien) ist sie ein Relikt des ehe-maligen gotischen Hochaltars von Michael Pacher,der sein Hauptwerk gewesen sein muß. Pacher ar-beitete daran in Salzburg von 1484 bis zu seinemTod 1498. Das Jesuskind ist eine kühh akademi-sche Arbeit des 19. Jh.s; das schöne schmiedeei-serne Altargitter hat Thomas Reckeisen 1780 ver-fertigt.

Der Kapellenkranz: Die Nischen zwischenden Wandpfeilern des Chores sind mit Kapellenverbaut, an denen man den Stilablauf durch dasganze 17. Jh. verfolgen kann. Im ersten Nordjochsteht das Oratorium des Erzbischofs Wolf Dietrich,1606, vielleicht nach Plänen von Vincenzo Sca-mozzi, im Stil einer profanen Palastfassade er-richtet.

1. Kapelle (von NW nach NO), von Erzbi-schof Markus Sittikus 1610 dem hl. Karl Bor-romäus geweiht.

2. Geburt-Christi-Kapelle, von ErzbischofWolf Dietrich um 1600 eingerichtet, das Altar-bild wird Francesco Vanni zugeschrieben.

3. Rochus-Kapelle, von der Stadt im Pest-jahr 1625 gestiftet. 4. Hl: Kreuz-Kapelle, 1670.

5. Tiefe Chorkapelle mit Marmoraltar vonHans Aßlinger (1561) aus dem alten Dom,Stuckierung um 1700, Gemälde (1670) vonWilhelm Faistenberger.

6. (Von SO nach SW) Josefs-Kapelle, 1704Gemälde von Friedrich Pereth.

7. Sebastians-Kapelle, um 1700 Gemäldedem Francesco da Siena zugeschrieben.

8. Anna-Kapelle, Grabkapelle Kuenburg,1680 von Paolo Brenno stuckiert, Gemäldevon Christoph Lederwasch.

9. Franziskus-Kapelle, 1693, GrabkapelleThun, Stuck von Ottavio Mosto, vorzüglicheGemälde von Michael Rottmayr.

In den Seitenschiffen des Langhauses Altäredes späten 19. Jh.s, aus dieser Zeit auch die neo-romanische Front der Empore. In der Westwanddes Südschiffes ist der schlichte Grabstein des hl.Virgil (Sanctus Virgilius), aus rotem AdneterMarmor, eingemauert. Diese Platte stammt vomHochgrab des Heiligen, das Erzbischof WichardVirgil im alten Dom hatte errichten lassen. DieUmschrift lautet: »Im Jahre des Herrn 1315 am 26.Sept. hat Erzbischof Wichard von Salzburg hierden Leib des hl. Virgil beigesetzt.« 1598/99 wurdebeim Abbruch des alten Domes auch dieses Hoch-grab zerstört die Gebeine des Heiligen und diesePlatte kamen nach Umwegen 1612 in die Franzis-kanerkirche. Zur Domweihe 1628 wurden die Re-liquien in den neuen Dom überführt, die Platteaber verblieb hier. Am Chorbogen Reste gotischerFresken aus der Werkstatt Konrad Laibs, links einSchmerzensmann über einer Sakramentsnische, die1446 während des Umbaues vor der provisori-schen Trennmauer eingerichtet worden war, rechtsMaria mit Heiligen und Olbergszene, datiert 1447.Am Ubergang zum Chor die spätgotische Kanzel,deren Aufgang ein wiederverwendeter romani-scher Löwe mit Krieger bewacht.

Südportal: Romanisches Portal vom lombardi-schen Typus, zwei frühe Bauphasen sind anzu-nehmen (im späten 12. Jh. und zu Anfang des 13.Jh.s); die heutige Breite und Höhe geht auf einenUmbau in der ersten Hälfte des 15. Jh.s zurück(vgl. Baugeschichte).Im Tympanonrelief Christuszwischen Petrus und Rupert.

Die Umschrift lautet: »Lenke, o Hirte, die Her-de, die liebend du hegst. Ruperts Verdienst stimmedich sanft. Wie dieses Kunstwerk außen glanzvollerstrahlt, so schmücke im Innern Gott das gerei-nigte Herz.« Das ursprünglich ebenfalls romani-sche Westportal war wohl um 1700, als die West-fassade im Geschmack der Zeit gestaltet wurdeund in die heutige Gestalt gebracht worden.

Das Franziskanerkloster

Die Gebäude des Franziskanerklosters liegen ander Franziskanergasse, gegenüber dem Langhausder Stadtpfarrkirche. Ein marmornes Relief derDarstellung des hl. Franziskus aus dem Jahre 1605krönt das ehemalige Hauptportal des Konvents.Ein Schwibbogen verbindet das Kloster mit derFranziskanerkirche; dieser Bogen wurde gebaut,als dem Bettelorden 1592, nachdem er schon seit1583 den Konvent der damals aufgehobenen pe-tersfrauen übernommen hatte, von ErzbischofWolf Dietrich die Stadtpfarrkirche als Klo-sterkirche zugewiesen worden war.

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Der Klosterbezirk St. Peter erstreckt sich vomKleinen Festspielhaus im Westen bis zum Kapitel-platz im Osten und vom Mönchsbergfelsen bis zurFranziskanergasse. Wir betreten den Stiftsbezirkdurch die Haupteinfahrt in der Franziskanergasse,gegenüber dem Turm der Stadtpfarrkirche.

Der äußere Stiftshof wird vom hohen Felsab-sturz des Mönchsbergs überschattet, der steingraueTurm der Stiftskirche ragt im Wettstreit mit dieserFelswand empor. Kunst und Natur stehen sich ge-genüber, den Turm krönt die grün patinierte, reichgegliederte barocke Haube, über dem Felsen wöl-ben sich die Baumkronen. Durchschreitet man dasportal rechts neben der Stiftskirche, so gelangtman in den uralten Friedhof von St. Peter. Hier,direkt unter dem Felsabsturz, an diesem schattigenOrt, wird die Wiege der Stadt vermutet. Dennhierher, in den Schutz der natürlichen Höhlen desKonglomeratgesteins, hatte sich schon vor An-kunft des hl. Rupert im Jahre 696 eine Gemein-schaft von Mönchen zurückgezogen und die Wir-ren der Völkerwanderungszeit überdauert. Die An-fänge dieser Gemeinschaft verlieren sich im Dun-kel der Geschichte, es ist aber möglich, daß sieschon zu Zeiten des hl. Severin (Mitte des 5. Jh.s)bestand. Spätere Jahrhunderte haben die Erinne-rung an diesen Ursprung am Felsen bewahrt, wennsie aus Ruperts Namen bedeutsam jene »Felsen«(lat. rupes = Fels) lesen konnten, auf die er Salz-burgs Kirche gründete und Petrus weihte. Wegender gesicherten Anfänge im späten 7. Jh. gilt St.Peter als das älteste noch bestehende Männerklo-ster im deutschsprachigen Raum.

Die Höfe

Die gesamte Anlage des Konvents gliedert sichin drei umbaute Höfe. Der östlichste, nördlich derKirche gelegene, ist Teil der Klausur und für Be-sucher nicht zugänglich; hier haben sich Reste desKreuzgangs erhalten, hier standen die ältestenKonventsgebäude. Der äußere Stiftshof mit demPetersbrunnen von Bartholomäus Opstal (1673aufgestellt), geht auf eine Umgestaltung unter demgroßen Abt des 18. Jh.s, auf Beda Seeauer (1753-

1785), zurück. Zwei Durchfahrten im westlichenTrakt führen zum Collegium Benedictinum, einerAnlage, die nach Plänen des Berliner ArchitektenPeter Behrens (1868-1940) 1926 errichtet wurde.Die Fassadenfresken stammen von dem SalzburgerMaler A. Faistauer (1887-1930), 1925. Im Raumzwischen den Durchfahrten ist eine Gedenkstättefür M. Haydn (1737-1806) eingerichtet, autogra-phe Partituren und Gegenstände des persönlichenGebrauchs erinnern an den Musiker, dessen Lebenund Schaffen eng mit dem Stift verbunden war.

Die Stiftskirche

Der Baukörper dieser einzigen in Salzburg er-halten gebliebenen hochromanischen Kirche istschlicht und wird bestimmt durch klare, kubischeFormen. Nur die barocke Vierungskuppel und derreichgegliederte Turmhelm setzen Akzente, stehenin wirkungsvollem Kontrast und mildern durch ih-re schwingenden Konturen, die nicht der Geome-trie, sondern der Musik verpflichtet sind, dieStrenge der architektonischen Sprache. DieseSprache der Architektur blieb in Salzburg selbstdann noch ernst und altertümlich, »romanischen«Formen verpflichtet, wenn anderswo schon goti-sche Dome in die Höhe wuchsen. Der »romani-sche« Turm und die Vorhalle mit den schwerfälli-gen, wulstigen Gewölberippen wurden erst um1400 errichtet; man verschrieb sich also nicht denNeuerungen, das Weiterführen der alten Traditio-nen war wichtiger. Auch das Innere der Kirchebewahrt unter dem prachtvollen spätbarockenKleid, das sich gleich einem zarten Gespinst überdie Wandflächen legt, den Ernst des romanischenBaus. Eine wesentliche, substantielle Veränderungaber erfuhr der Raum durch die barocke Lichtfüh-rung. Der Blick richtet sich im engen, fensterlosenMittelschiff empor zum lichtdurchfluteten Gewöl-be, das über dem schattenden Hauptgesims das ge-samte Licht der tief eingeschnittenen Fenster inseinen Wölbungen versammelt. Die Vierungskup-pel ist gleichsam Steigerung und Höhepunkt dieserBeleuchtung, die über den Häuptern der Gläubigeneine Sphäre des Lichts zaubert.

Der Bezirk St. Peter

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Die Ausstattung: Die Ausstattung der Stifts-kirche ist besonders reich, Jahrhunderte haben zumGlanz dieses Gotteshauses beigetragen. Das Vor-hallenportal und die Bekrönung wurden im Stil desbeginnenden Klassizismus geschaffen, die Skulp-turen des Jesuskinds und der Apostel Petrus undPaulus schuf Franz Hitzl 1781, die Statue des hl.Rupert J. A. Pfaffinger 1756. In der Vorhalle sindrömische Aschenkisten aufgestellt, die aus demBoden der Kirche stammen. Unter diesen Aschen-kisten ist ein Steinbalken mit Rankenornamenteingebaut, der ein Schmuckgliedder frühkarolingischen Amandus-kapelle gewesen sein könnte.

Das romanische Kirchenportal:Ebenso wie das Südportal der Fran-ziskanerkirche ist es ein Stufen-portal von lombardischem Typusaus dem beginnenden 13. Jh. Auchdieses Portal weist mehrere Um-bauphasen auf, der Rundbogen un-ter dem Türsturz etwa ist eine spä-tere Hinzufügung. Im reliefiertenTympanon erscheint Christus, vonPetrus und Paulus flankiert; die la-teinische Umschrift lautet: »Ich bindie Pforte des Lebens, kommet alleihr Heilsbedürftigen, geht durchmich ein. Es führt kein andererWeg zum Leben.« Durch das ro-manische portal gelangt man in dieTurmhalle, an die rechts die Hei-liggeistkapelle, links die Wolf-gangkapelle angebaut ist. Das gro-ße Abschlußgitter ist ein Meister-werk des HofschlossermeistersPhilipp Hinterseer von 1768.

Von der romanischen Basilika, die 1130 er-richtet wurde, ist das System des HildesheimerStützenwechsels (2 Säalen, einPfeiler abwech-selnd) noch gut erkennbar, ebenso das erhöhteQuerhaus. Die romanische Basis des westlichstenPfeilers der Nordwand (gleich links vom Eingang)wurde freigelegt, die vierte Säule der Nordwandzeigt die originale romanische Marmorierung. Dieletzte'rravec vor der Vierung nahm der Kreuzaltarein, vom architektonischen Schmuck dieses Lett-ners sind im nördlichen und südlichen Seitenschiffin der zweiten Hälfte des 12. Jh.s freskierte Resteerhalten. Die Hochschiffwände unter der ehemali-gen Balkendecke waren freskiert, ein Rest dieserAusmalung aus dem 12. Jh. ist an der Südwand, imJoch vor der Vierung, erkennbar.

Unter Abt Beda Seeauer wurde die Kirche nacheiner ersten Phase der Barockisierung, die bereitszum Beginn des 17. Jh.s durch Errichtung der Vie-

rungskuppel, Einwölbung des Mittelschiffs undAbbruch der Apsiden Eingriffe in die romanischeSubstanz gebracht hatte, einheitlich im Stil desRokoko umgestaltet. Der zarte Rocaille-Stuckstammt von Benedikt Zöpf, die Marmoraltäre wur-den nach Entwürfen von Lorenz Härmbler von J.N. Högler gefertigt.

Die Deckenfresken des Langhauses stellenSzenen aus dem Leben des hl. Petrus dar, siestammen - ebenso wie die Bilder der Kuppel mitder Darstellung der acht Seligkeiten und der Kir-

chenväter - von dem Augsburger Maler JohannWeiß:

Auf die erste Phase der Barockisierung zu Be-ginn des 17. Jh.s geht auch die bildhafte Ausge-staltung der Hochschiffwände im Sinne einer »Pi-nakothek« zurück. Das große Gemälde an derSüdwand, von Kaspar Memberger 1591, stellt dieKreuztragung Christi dar und stammt aus dem al-ten Dom; die »Kreuzerhöhung« an der Nordwandvon Ignazio Solari, dem Sohn des Dombau-meisters, ist 1632 datiert. Um 1660 wurden diezwei anschließenden Bilder von Thiemo Sing hin-zugefügt, auf dem nördlichen segnet der hl. Bene-dikt König Totila, auf dem südlichen zeigt Rupertdem Bayernherzog Theodo das neugegründeteKloster. Franz Xaver König malte unter Abt Bedaden darüber gereihten Benediktzyklus der Nord-und den Rupertuszyklus der Südwand. Fast alleAltarbilder stammen vom Kremser Maler JohannMartin Schmidt (1718 bis 1801), er schuf für dasStift rund 30 Gemälde.

Klosterbezirk St. Peter

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Die Altäre

Nordwand von W nach O: Apostelaltar,»Christus lehrt die Apostel« von J. M.Schmidt; mittlerer Altar, »Tod des hl. Be-nedikt« von J. M. Sch.; Engelaltar, »Schutz-engel« von Reslfeld 1704.Südwand von W nach O: Skapulieraltar,»Skapulierspende an den hl. Simon« von J.M. Sch.; mittlerer Altar, »Tod des hl. Ru-pertus« von S. Paur, 1661; Josefsaltar, »Hl.Familie« von J. M. Sch.Kapellenaltäre am Südschiff von W nach O,alle Altarblätter sind von J. M. Schmidt:»Die 14 Nothelfer verehren die Euchari-stie«, Theresienaltar, »Vision der hl. There-se«; »Maria Immaculata«, »Pietä«, »Anbe-tung des apokalyptischen Lamms«.Querhausaltäre, Altarblätter von J. M.Schmidt: nördlicher Altar, »EnthauptungJohannes des Täufers«, südlicher Altar,»Glorie des hl. Vitalis«.

Das Hochaltarbild mit den Heiligen PetrusPaulus und Benedikt vor Maria wurde ebenfallsvom »Kremser Schmidt« 1778 gemalt.

Von der übrigen Ausstattung ist im nördlichenQuerhaus »Maria-Säul«, eine »Schöne Madonna«der Zeit um 1420 in barocker Fassung, bemer-kenswert. Im südlichen Querhaus befindet sich ei-nes der bedeutendsten Werke der spätgotischenGrabmalplastik Salzburgs, der Grabstein des hl.Vitalis vom Meister Johannes von 1497. Im südli-chen Seitenschiff, an der Rückseite des Rupertus-altars, liegt, im Boden vertieft, das »Felsengrab«des hl. Rupert. Ein römischer Sarkophag diente alsGrablege, die Grabplatte von 1444 trägt dasschwach reliefierte Bild des Heiligen. Der Aufbauvon Simon Baldauff mit Skulpturen von J. G. Hitzlund Bildern von Fackler wurde 1741 fertiggestellt.

Im 15. Jh. war an das südliche Seitenschiff eineKapellenreihe angebaut worden. In der ersten Ka-pelle von Westen steht die Tumba des Hans Wer-ner von Raitenau, des Vaters von Erzbischof WolfDietrich, die 1593 Veit Eschay schuf. Auch diegroßartigen, aus Bronze gegossenen Sanktus-leuchter, die Wolf Dietrich stiftete, werden Eschayzugeschrieben. In der Kapelle gegenüber dem Ru-pertusgrab befinden sich das Epitaph für MichaelHaydn (von Anton Högler, errichtet 1821) und dieGrabtafel für Marianne von ßerchtold zu Sonnen-burg (Wolfgang Amadeus Mozarts Schwester»Nannerl«). Die große Orgel auf der Westemporebesitzt noch das alte Gehäuse von Lorenz Härm-

bler, der 1763 Skulpturen von Hans Waldburgervon 1624 wiederverwendete.

Frühgeschichte des Klosterbezirks: DieFrühgeschichte der baulichen Entwicklung desKlosters ist noch ungeklärt. Neuere Forschungenlassen vermuten, daß die rupertimsche Neu-Gründung des Klosters (696) im Bereich des Domszu suchen ist, ja daß sich überhaupt die frühen St.Petrischen Quellen auf Dom und Domkloster be-ziehen. Grabungen unter der Stiftskirche habenkeinen zweifelsfrei identifizierbaren monumenta-len Kirchenbau vor dem Jahr 1000 nachweisenkönnen, doch ist das letzte Wort noch nicht ge-sprochen. Um den sogenannten »Zweikammer-bau« wurden im 11. und 12. Jh. wie um einen»locus sacer« die großen Kirchen errichtet, auchstammen Fragmente karolingischer Flechtwerk-steine und der frühkarolingische Steinbalken in derVorhalle dem Kiosterbezirk. Es hat den Anschein,als wäre ein bedeutender Großbau erst nach 987,als der Besitz von Domkloster und St. Peter ge-trennt wurde, errichtet worden. Dagegen ist eineAnzahl kleinerer Kirchen bzw. Kapellen im Sinneeiner karolingischen Kirchenfamilie im Bereichvon St. Peter zu vermuten. In den preisgedichtenAlkuins werde verschiedene Kapellen genannt,außerdem spricht die ausdrückliche Nennung vonWelt: Klerikern und Mönchen in den frühenQuellen für die Existenz einer klösterlich und zu-rückgezogen lebenden Gemeinschaft. Auch dasehemalige St. Patrick-Patrozinium in der Gertrau-denkapclle der »Katakomben« weist auf eine sehrfrühe Verwendung der Höhlen im Rahmen mön-chischen Lebens. Man wird für die Frühzeit (8.-10.Jh.) eine Kirchenfamilie annehmen müssen, derenZentrum der Dom mit dem Domkloster der Welt-kleriker bildete, wogegen die Mönche dieser Ge-meinschaft um die Kapellen beim Mönchsbergfel-sen hausten. Erst nach der auch wirtschaftlichvoll-zogenen Trennung der Gemeinschaft der Kanoni-ker und Mönche 987 blühte St. Peter als eigenesZentrum auf. Eine große Basilika mit Westturm,Chorkrypta und apsidal geschlossenen Seitenschif-fen wurde im 11. Jh. errichtet. Das 12. Jh. brachtedann den Bau, der unter Abt Balderich (1125-1147) ausgeführt wurde und auch heute noch inwesentlichen Teilen erkennbar ist.

Der Petersfriedhof

Der besondere Zauber dieses Orts hat die Besu-cher immer wieder in seinen Bann gezogen. Unbe-dingt anzuraten ist der Besuch der sogenannten»Katakomben«, der Höhlenkirchen im

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Mönchsbergfelsen. Der Eingangbefindet sich rechts hinter derKreuzkapelle in der ersten Arkadeam Felsen; dort kann man auch dieFührungszeiten ablesen.

Die Höhlenkirchen: ÜberTreppen gelangt man aus derKommunegruft in die Gertrauden-kapelle. Ursprünglich war sie demgroßen Heiligen der Iren, St. Pat-rick (+ 461), geweiht, ErzbischofKonrad III. fügte 1178 das Patrozi-nium des acht Jahre zuvor ermor-deten Thomas Becket hinzu. SechsBogennischen gliedern im Innerendie Felswand, Freskenreste zeigendas Martyrium des Thomas Becket.Steigt man weitere Stufen im Felsempor, erreicht man die Maximus-kapelle. Rechts im Fels ein Arko-solgrab mit einer Inschriftentafelvon 1521, die eine Märtyrerlegendeerzählt. Es ist denkbar, daß dieses»Märtyrergrab« im Stile eines früh-christlichen Arkosoliums eine hi-storische Fiktion des SalzburgerHumanisten, Priors und Abts vonSt. Peter, Kilian Püttricher, dar-stellt. Bemerkenswert ist auch einaus dem Fels gehauener Trikonchosmit hufeisenförmigem Apsidiolen-grundriß.

Die Kreuzkapelle: Die kleineKapelle neben dem Eingang zu den»Katakomben« wurde 1170 alsGrabkapelle gestiftet. Im Felsen,dem Eingang gegenüber, liegt dieseit dem 17. Jh. so bezeichnete»Gebetshöhle des hl. Rupert« miteinem sehr merkwürdigen, gewaltigen durchbohr-ten Gipsstein in einer Felsnische. Das nächstlie-gende Vorkommen dieses Minerals findet sich beiKuchl. Ein schmaler, zu Anfang des 17. Jh.s vomPresbyterium in den Hauptraum verlegter Trep-penaufgang führt in die Ägidiuskapelle, über demAltartisch befindet sich ein gotisches Fresko von1430. Die Kreuzkapelle wurde zu Anfang des 17.Jh.s barockisiert, Paris Lodron, damals noch Dom-herr, hatte begonnen, sie zu seiner Grabkapelleauszubauen.

Die Katharinen- oder Mariazellerkapelle:Sie wurde 1227 nach einer Stiftung des Babenber-gers Herzog Leopold VI. von Österreich an dassüdliche Querhaus der Kirche angebaut. Die Apsiszeigt noch die originale romanische Gliederung,das Innere wurde 1792 stuckiert.

Die Margarethenkapelle: Sie wurde 1485-1491 in der Mitte des Friedhofs an Stelle der altenAmanduskapelle errichtet. An den Außenwändenund im Inneren sind zahlreiche prachtvolle spät-gotische Grabsteine erhalten.

Die Arkadenreihe, die den Friedhof vom städti-schen Getriebe abschirmt, wurde 1626 errichtet,nachdem der Domfriedhof aufgelöst worden warund Platz für repräsentative Grablegen geschaffenwerden mußte.

Verläßt man den Petersfriedhof in RichtungKapitelplatz, hört man plötzlich starkes Wasser-rauschen: hier schießt der Almkanal aus dem Berg.Der Stollen für diesen Frischwasserkanal durchden Mönchsberg ist eine bedeutende Inge-nieurleistung des 12. Jh.s.

Stiftskirche St. Peter

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Ein Besuch ist unbedingt zu empfehlen, derRundblick über Stadt und Gebirge ist eindrucks-voll. Mit der Festungsbahn, deren Talstation sichin der Festungsgasse, gleich beim Ausgang des St.Peter-Friedhofs befindet, gelangt man in wenigenMinuten auf die Hasengraben-Bastion.

Die wehrhafte Wand bestimmt den Charakterdieser Festung, die in sich geschlossenen, großenliegenden Flächen dominieren. Die Türme ordnensich den Mauern unter und besetzen gerade nur dieEcken. Wie glatte Felswände, von Menschenhandzum Wehrbau umgeformt, wachsen diese Mauernaus dem Laubwald. Hohensalzburg ist kein Ritter-schloß im Sinne der Romantik mit Türmchen, Zin-nen und verspielten Erkern; keine Geschichten von»weißen Frauen« ranken sich um diese Gemäuer.Die Festung ist vielmehr bis 1800 ein nüchternerZweckbau gewesen, der durch Umbauten immerwieder der neuesten Kriegstechnik angepaßt wur-de. Sie stand immer im Mittelpunkt des politischenGeschehens, für Gespenster war das Leben hieroben zu betriebsam. Von den Basteien aus sind diealten Wehrmauern am gegenüberliegenden Kapu-zinerberg gut zu erkennen, Erzbischof Paris Lo-dron hat die Stadt während des DreißigjährigenKrieges befestigen lassen. Die umfangreichstenBastionen, mit Gräben, Ravelins und Kurtinen, be-fanden sich im Mirabellviertel, der ver-wundbarsten Stelle Salzburgs; die Tore der Stadtwaren verschiedenen Heiligen geweiht, denn »woGott die Stadt nicht selbst bewacht, da ist umsonstdes Wächters Macht«.

Der malerische Burghof mit Linde, Zisterneund St. Georgs-Kirche sowie das Burgmuseumkönnen ohne Führung besichtigt werden, die se-henswerten Fürstenzimmer, die zu den schönstengotischen Profanräumen Europas zählen, sind nurmit einer Führung zugänglich. Das Innere der Fe-stung, so wie es sich heute präsentiert, geht vorallem auf die Bautätigkeit von Erzbischof Leon-hard von Keutschach (1495-1519) zurück, seinWappen mit der Rübe trifft man überall an. Die St.

Georgs-Kirche wurde unter ihm 1501 im Stil derSpätgotik umgebaut, marmorne Reliefs mit Chri-stus und den zwölf Aposteln schmücken das Inne-re. An der Außenseite der Kapelle ist das Leon-hard-von-Keutschach-Denkmal aus dem Jahr 1515- es wird Hans Valkenauer zugeschrieben - inZweitverwendung angebracht.

Das Burgmuseum: Es ist im »Hohen Stock«,dem von Erzbischof Leonhard ausgebauten Palas,eingerichtet. Alte Waffen, Zunftzeichen, kulturhi-storisch wertvolle Objekte und Erinnerungsstückean Erzbischof Wolf Dietrich sind hier ausgestellt.Das »Rainer-Museuma, in jenen Räumlichkeitenuntergebracht, in denen Wolf Dietrich nach seinemSturz gefangengehalten wurde, enthält Ausrü-stungsgegenstände des seit 1682 bestehenden In-fanterieregiments Nr. 59 »Erzherzog Rainer«.

Die Fürstenzimmer: Sie sind die einzige nocherhaltene Herrscherwohnung aus der Spätgotik; siewurden 1501 von Erzbischof Leonhard im viertenGeschoß des »Hohen Stocks« eingerichtet. Reichprofilierte Marmorportale führen aus der Vorhallein den »Goldenen Saal«, dessen Wände und Deckemit vergoldeten Holzornamenten übersät sind; dengroßen Deckenbalken schmückt ein Wappenfries,riesige gedrehte Marmorsäulen stützen die stadt-seitige, ehemals offene Nordwand. Noch reicherist die »Goldene Stube« geschmückt. Spätgoti-sches vergoldetes und farbig gefaßtes Laub- undAstwerk überwuchert die Türen, gotisches Maß-werk bildet vielfältige Friese, geschnitzte Rosettenbeleben die ursprünglich mit Ledertapeten bezoge-nen Wände. Höhepunkt der Ausstattung ist derKachelofen von 1501, der zu den prächtigsten Bei-spielen spätgotischer Hafnerkunst zählt.

Im Rahmen der Führung kann man auch densogenannten »Salzburger Stier« in dem Holzver-schlag oberhalb der Kuenburgbastei besichtigen; erist das einzige erhalten gebliebene gotische Horn-werk. Sein »schreiender« Zusammenklang der Tö-ne des FDur-Dreiklangs f-a-c (fac? = lat. Imperativvon tun) diente als akustische Mahnung für das

FestungHohensalzburg

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morgendliche Öffnen und das abendliche Schlie-ßen der Stadttore. Im 16. Jh. wurde das »Ge-schrey« mit einem Walzenwerk verbunden; zwi-schen Palmsonntag und dem 31. Oktober kannman das Hornwerk in der Stadt um 7, 11 und 18Uhr (im Anschluß an das Glockenspiel) hören.

Kurze Baugeschichte: Der BayernherzogTheodo schenkte dem hl. Rupert 696 mit der StadtSalzburg auch die »Obere Burg« - damit waren dieHöhensiedlung auf der Nonnbergterrasse und dereigentliche, wohl teilweise ummauerte Festungs-berg gemeint. Während des Investiturstreits wurdeunter Erzbischof Gebhard (1060-1088) ein starkerWehrbau errichtet, den man unter Konrad I. (1106-1147) weiter ausbaute. Die größte Erweiterung er-folgte im 15. Jh., in der Zeit der Spätgotik und un-ter Erzbischof Leonhard, das Innere der Burg bliebseit damals in wesentlichen Teilen unverändert.Paris Lodron ließ im 17. Jh. Sperrwerke und Ba-stionen hinzufügen, die große Kuenburg-Bastei,1681 nördlich der Georgskirche errichtet, war dieletzte umfangreiche Baumaßnahme.

Das Damenstift St. Erentrud ist das älteste nochbestehende Frauenkloster im deutschen Sprach-raum. Der hl. Rupert hat es 712/15 in der »OberenBurg«, der Höhensiedlung auf der Nonnbergter-rasse, gegründet und seine Nichte Eren- trud alserste Äbtissin eingesetzt. Die bescheidenen Stifts-gebäude und die spätgotische Basilika mit demWestturm beherrschen den Nonnberg im Osten derFestung. Über die Festungsgasse und den Höhen-weg ist das Kloster vom Kapitelplatz aus in 10Minuten zu erreichen. Über den kleinen Friedhofim Süden der Kirche gelangt man zum Hauptpor-tal, das 1497-1499, unter Verwendung des altenspätromanischen Tympanons und Türsturzes mitder Knospenranke, im spätgotischen Stil errichtetwurde. Das spätromanische Tympanon (um 1210)zeigt Maria, von Johannes dem Täufer und der hl.Erentrud sowie von einem Engel und einer knien-

den Nonne flankiert. Die lateinische Umschriftlautet: »Abglanz, Ebenbild des Vaters, fruchtbarerMutterschoß, Pforte, Licht, Ursprung; Glaube andie Geburt des Erlösers.«

Die Stiftskirche ist neben dem Chor der Fran-ziskanerkirche und St. Blasius der einzige größeregotische Bau in Salzburg. Diesen gegenüber wirktsie aber durch ihren basilikalen Grundriß mit er-höhtem Chor und der Chorkrypta altertümlich, sieknüpft deutlich an den romanischen Vorgängerbauan. Im hinteren Teil des Schiffs ist der Nonnenchorabgeteilt, im nördlichen Seitenschiff wurde l570ein Oratorium mit »romanisierenden« Säulen ein-gebaut. Trotz der Archaismen in Grund- und Auf-riß folgt die Dekoration dem Stil der Zeit um 1500.Netzrippengewölbe, Maßwerkfriese und -gitter,krabbenbesetzte Kielbogen überziehen die Flä-chen. Zusammen mit den starken Bündelungen der

Burghof auf der Festung mit Zisterne undBurgkapelle St. Georg

Kaiviertel und NonntalStift Nonnberg

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Pfeiler und den vielfältigen Profilen erscheint derRaum ringsum wie von »Gittern« begrenzt, dieFlächen dazwischen sind entweder durch bemalteGlasfenster geschlossen oder waren freskiert. Sehrstimmungsvoll ist die spätgotische Krypta unterdem Chor mit dem Grab der hl. Erentrud. Auf 18Säulen entfaltet sich ein stark räumlich gestuftesNetzrippengewölbe.

Ausstattung: Von der hochromanischen Aus-stattung um 1150 haben sich Fresken in den Ni-schen des ehemaligen »Paradieses« unter demNonnenchor erhalten, sie zeigen die Halbfigurenvon Heiligen und sind von außerordentlicher Qua-lität. Identifizierbar sind die Heiligen Augustinus,Benedikt und Gregor sowie Diakone.

Das mittlere Glasfenster des Chors wurde 1480von der Salzburger Patrizierfamilie Klanner ge-stiftet und von Peter Hemmel von Andlau aus demElsaß ausgeführt. Der Hochaltar, ein schöner spät-gotischer Schreinaltar von 1515, wurde erst im 19.Jh. aus der Kirche von Scheffau hierher versetzt.Im Schrein Maria, Rupert und Virgil, im Gesprengdie Kreuzigung. Die Flügel zeigen Reliefdar-stellungen aus der Passion (innen) und Tempera-gemälde nach Albrecht Dürers Halzschnittfolge»Marienleben« (außen). Der Altar im südlichenQuerarm stammt von Meister Wenzel, 1522, aufdem Altar des nördlichen Querarms steht ein»Schönes Uesperbild« aus der Zeit um 1420. Dieschlichte, formschöne Kanzel von 1475 trägt dasWappen der Äbtissin Agathe von Haunsperg.

Baugeschichte: Der hl. Rupert gründete 712/15das Kloster und die Marienkirche. Ein Neubauwurde um 1000 in Angriff genommen, bei derWeihe 1009, sollen Kaiser Heinrich II. und Kaise-rin Kunigunde anwesend gewesen sein; 1024 bzw.1043 sind zweifelhafte Daten für eine Krypta-Weihe. Mitte des 12. Jh.s wurde die Kirche mitFresken ausgestattet. 1423 vernichtete ein Brand

Kirche und Kloster. 1463-1471 erfolgte der Neu-bau des Chors und der Krypta durch Meister Sig-mund, 1484-1505 wurde das Langhaus von Wolf-gang Wiesinger aus Braunau errichtet.

Vom Stift Nonnberg kann man entweder denHöhenweg zurück zum Kapitelplatz nehmen, überdie Nonnbergstiege zur Kajetanerkirche absteigenoder - durch den südlichen Sperrbogen - insNonntal zur St. Erhard-Kirche gehen.

Kirche St. Erhard

In der Fassade von St. Erhard verbinden sichArchitekturmotive verschiedenster Herkunft zu ei-nem reizvollen Konglomerat. Der nüchternen, pro-fanen Fensterwand, die von schmalen Risaliten ge-rahmt wird, verleiht ein davorgesetzter marmornerGiebel auf schlanken Säulen unvermutete Bedeu-tung, die erst in der hohen, aus dem Dach wach-senden Tambourkuppel ihre Erklärung findet.Kuppel und Türme über den Risaliten bestimmenden Sakralcharakter. Das Innere ist ein Zentral-raum mit drei abgesonderten Konchen, der ganzvon der Kuppel beherrscht wird. Der ItalienerGiovanni Gaspare Zuccalli hat diese Kirche 1685-1689 im Auftrag Erzbischof Max Gandolfs gebaut.Der plastische Stuck stammt von Carlantonio undFrancesco Brenno, in den Kuppelzwickeln sind dieHeiligen Rupert, Virgil Vitalis und Martin darge-stellt.

Den Hochaltar stiftete 1692 Erzbischof JohannErnst Thun, die Bildhauerarbeiten schuf AndreasGötzinger; von Johann Michael Rottmayr stammtdas Hochaltarbild »St. Erhard tauft die heidnischePrinzessin Ottilie«.

Vorgeschichte: St. Erhard, dem Patron derKranken geweiht, 1310 und 1404 urkundlich ge-nannt, gehörte zum Kloster Nonnberg und war dieKirche des kleinen Klosterspitals. 1603 erwarb sieErzbischof Wolf Dietrich als Spitalskirche für dieBediensteten des Domkapitels. Wegen Baufällig-keit wurde die gotische Kirche abgetragen, derZuccalli-Bau 1689 geweiht.

Kajetanerkirche

Sie ist den Heiligen Kajetan und Maximiliangeweiht und war von 1700 bis zur Aufhebung desOrdens 1809 Klosterkirche der Theatiner. DieserBau Gaspare Zuccallis, errichtet 1685-1700, wirdvon dem Gegensatz der mächtigen querovalenTambourkuppel zur breitgelagerten Palastfassadebestimmt. Kirche und Kloster bilden einen Gebäu-

Krypta der Stiftskirche Nonnberg

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deflügel, in dem der Kirchenraum nur ausgespartist und außen durch Kuppel und Portalgiebel be-zeichnet wird. Die seitlichen Volutengiebel aufkolossalen Pilastern betonen das kulissenhaft Fla-che dieser Schauwand. Der Kirchenraum istqueroval und wird vollkommen von der Kuppelbeherrscht, die vier Querarme wirken nur wie an-geschobene Kapellen. Ausstattung: Der im Gegen-satz zu St. Erhard sparsame Stuck ist eine Arbeitder Brüder Brenno, das Kuppelfresko malte PaulTroger 1727/28, es war sein erster großer Fresken-auftrag. Thema des Freskos ist die Dreifaltigkeit,Maria als Fürbitterin und die Scharen der Heiligenund Engel. Ebenfalls von Troger stammen die Al-tarbilder des Hochaltars, »Martyrium des hl.Maximilian« (1727), und des rechten Seitenaltars

»Apotheose des hl. Kajetam« (1735). Johann Mi-chael Rottmayr schuf 1708 die »Heilige Sippe« aufdem linken Seitenaltar. Dann noch die Engel desHochaltars sind Werke des Salzburger BildhauersMatthias Wilhelm Weissenkirchner aus den Jahrenvor 1727. Der Innenraum wurde 1982 restauriert.Durch das linke Eingangsportal gelangt man zur»Heiligen Stiege«, einer Kopie der 28stufigen»Scala Sanctau im Lateran, der Pilatusstiege, überdie Chrtstus hinaufgeführt wurde und die im Mit-telalter nach Rom gebracht worden sein soll; dieseTreppe darf denn nur auf den Knien erstiegen wer-den. Diesen Einbau veranlaßte Erzbischof FranzAnton Fürst Harrach 1712; in den Kapellen dasAltargemälde von Jakob Zanussi - »Hl. Sixtus«(1733).

An die planmäßig angelegte Bischofsstadtgrenzt im Norden die dicht gedrängte Bürgerstadtmit ihren schmalen Gassen. Häuserzeilen und diekleine Michaelskirche schließen den Residenzplatzab, der Torweg im turmartigen Vorsprung nebenSt. Michael führt auf den Waagplatz - dem altenZentrum der bürgerlichen Siedlung. Hier, an derMichaelskirche und am Torweg, der »Porta«, standdie Pfalz, die Stadtburg der agilolfingischen Bay-ernherzöge; hier residierten Herzog Theodos SohnTheodbert (ca. 680 - nach 716) und dessen SohnHucbert. Durch die »Porta«, den heute noch be-gehbaren Durchgang, war die herzogliche Pfalzmit der ßischofsburg um den Dom verbunden. Andieser Pforte siedelten die Kaitfleute und hieltenMärkte ab. Hier wurde in einer an die Nordwandder Kirche angebauten Laube Gericht gehalten, bisman 1328 ins erste Rathaus (Waagplatz Nr. 1) zog.

St. MichaelDas dem Erzengel Michael geweihte Kirchlein

steht auf uraltem Boden, es war Pfalzkapelle derHerzogsburg und pfarrkirche der »Bürger«, jenerLeute, die im Bereich der Stadtburg wohnten. Sei-ne heutige Gestalt geht, nach Umbauten im 17. Jh.

vor allem auf die Barockisierung unter Abt BedaSeeauer in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s zurück.Dieses Kirchlein hat seine kapellenartigen Dimen-sionen aus der Frühzeit bewahrt; blickt man vomMozartplatz hinüber zu Residenzund Dom, ist keingrößerer Gegensatz denkbar. St. Michael mit demzierlichen Chorturm, der eher wie ein Dachreiterwirkt, weckt Erinnerungen an kleinräumige, dörf-liche Siedlungen. Während der Dombezirk groß-artig ausgebaut wurde und die geistliche und welt-liche Macht des Landesfürsten in repräsentativenArchitekturen sinnfälligen Ausdruck fand, hat sichmit St. Michael ein Zeugnis jener Zeit erhalten, inder der Salzburger Erzbischof noch nicht Landes-herr war und ihm in der Pfalz die weltliche Machtgegenüberstand. Ausstattung: Diese Saalkirche miteingezogenem, quadratischem Chor wurde unterAbt Beda Seeauer 1767-1773 barockisiert. St. Mi-chael gehört zu St. Peter, deshalb haben hierKünstler gewirkt, die auch an der Umgestaltungder Stiftskirche beteiligt waren. Von BenediktZöpf stammt der Stuck, l769, das Abschlußgitterverfertigte Philipp Hinterseer, 1770. Die Decken-fresken mit Engelschören und dem Erzengel Mi-chael werden Franz Nikolaus Streicher zuge-schrieben. Die Seitenaltarbilder malte Franz Xaver

Die Bürgerstadt

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König, das Hochaltarbild aus der ersten Phase derUmgestaltung soll ein Werk von Tobias Bock, um1650, sein.

Baugeschichte: Schon unter Rupert (um 700)stand hier die agilolfingische Pfalz. Erzbischof Ar-no erneuerte die Kirche St. Michael, unter Adal-ram (821-836) fand ein Neubau statt. 930 wirderstmals die »Porta« erwähnt, 987 kam die Kirchean St. Peter. Nach dem Stadtbrand von 1167 wurdedie Pfalz von Grund auf neu errichtet und St. Mi-chael als Emporenkirche gebaut. Zu ebener Erdestand der Altar des hl. Nikolaus, des Patrons derKaufleute, auf der Empore befand sich der Altardes hl. Michael, des Schutzheiligen der Torkapel-len. I291 zerstörte Erzbischof Konrad IV. denStadtturm und die Porta, die Reste der Barba-rossapfalz. 1383 fand der Einbau gotischer Fensterstatt, 1496 schuf Michael Pacher Tafelbilder für

den Michaelsaltar auf der Empore. 1617-1620wurde an die Südseite eine Sakristei angebaut, dieKirche gewölbt, die Empore abgebrochen und derMichaelsaltar von Michael Pacher ins presbyteri-um versetzt. 1767-1773 kam es zur umfassendenBarockisierung unter Abt Beda Seeauer, Turm undGewölbe wurden erneuert.

Der Romanische Keller

Der Zugang befindet sich im Haus WaagplatzNr. 4, gleich links nach dem Durchgang; der Kel-ler wird als stimmungsvoller Rahmen für Ausstel-lungen benützt. Dieser Raum mit den massigenRundpfeilern und den mächtigen Kapitellen ist einRest der kaiserlichen Pfalz, die hier 1167 errichtet

wurde; darüber stand der Palas(heute Residenzplatz Nr. 7 undWaagplatz Nr. 4), von dessen er-stem Stock aus man die Empore derpfalzkapelle St. Michael betretenkonnte.

Mozart-Denkmal

Auf einem Marmorsockel mitden Allegorien der Gattungen derMusik steht die überlebensgroßeBronzestatue Wolfgang AmadeusMozarts. Ludwig Schwanthaler ausMünchen erhielt 1839 gegen denMitbewerber, den Florentiner Bar-tolini, den Auftrag dazu; dasStandbild wurde 1842 aufgestellt.Das Monument atmet spätklassi-sche, akademische Kühle, nicht anMozarts Musik wird man erinnert,Schwanthaler hat vielmehr einen»Helden der Musik« gestaltet. EinBesuch des Hofs im Haus Mozart-platz Nr. 4 (ehemaliges »Andretter-Haus«) lohnt, dort überrascht eineHauskapelle aus dem 18. Jh. mitreizvoller Fassade durch ihre insKleine übersetzten Dimensionen.

Alter Markt

Wir folgen nun einer der älte-sten Gassen Salzburgs, der Juden-gasse. Vorbei am Gasthof »Höll-

Der Alte Markt mit dem Florianibrunnen

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bräu«, wo bis 1404 die Synagoge stand, gelangenwir zum »Alten Markt«. Im Zuge der Stadterweite-rung wurde der Hauptmarkt um 1300 vom Waag-platz hierher verlegt. In der Mitte steht noch deralte Marktbrunnen mit der Figur des hl. Florian,des Schutzpatrons gegen die gefürchteten Feuers-brünste, Josef Anton Pfaffinger hat sie 1734 ge-schaffen. Das Brunnenbecken ist eine schöneSteinmetzarbeit aus dem Jahre 1687, das schmie-deeiserne Spiralgitter war damals vom älterenBrunnen, 1585, übernommen worden. Am oberenEnde des Markts das traditionsreiche, 1703 ge-gründete Cafe Tomaselli, ein beliebter Treffpunkt,gegenüber die fürsterzbischöfliche Hofapothekemit originalem Rokokoinventar aus der Zeit um1760.

An drei Seiten wird der Alte Markt von Bür-gerhäusern umstanden; die Fassa-den i stammen aus dem späten 18.und aus dem frühen 19. Jh. DerSchmuck dieser Häuser ist sparsam,vornehme Zurückhaltung zeichnetsie aus. Das ist ein durchgängigerZug der Salzburger Bürgerarchi-tektur, es fehlen die Erker, es fehltder überreiche Schmuck, die Häu-ser geben sich bescheiden. Ein ho-rizontales Gesims schließt die Fas-saden oben ab, hinter den Blend-mauern verbergen sich die niedri-gen »Grabendächer«, steile Dach-stühle fehlen in Salzburg ganz.Einblick in das Wesen des altenSalzburger Bürgertums bietet auchdas Rathaus am Kranzlmarkt, amBeginn der Getreidegasse; 1407wurde der Stadtrat vom Waagplatzhierher verlegt. Solch ein kleines,bescheidenes Rathaus findet manwohl in keiner vergleichbarenStadt. Auch hier wiederum diegleiche Zurückhaltung der archi-tektonischen Formensprache; stelltman dem winzigen Türmchen dieanderen Stadttürme gegenüber, soweiß man, wer hier den Ton ange-geben hat. Am Anfang des 17. Jh.swurde es umgebaut, aus dieser Zeit(1617) stammt auch die Figur derJustitia von Hans Waldburger überdem Eingang. Die Getreidegasse isteiner der ältesten Verkehrswege inSalzburg. Die enge Straßenschluchthat ihren mittelalterlichen Charak-ter bewahrt. Durch die Toreinfahr-ten kann man in mehrstöckige Lau-

benhöfe treten, Durchhäuser verbinden sie mit denparallelen Straßenzügen. Zahlreiche schöne La-denschilder aus dem 18. und 19. Jh. sind erhalten.

Mozarts GeburtshausIm Haus Getreidegasse Nr. 9 wurde Wolfgang

Amadeus Mozart am 27. Jänner 1756 geboren. DerVater Leopold war erzbischöflicher Hofkapellmei-ster; die Wohnung der Familie lag im drittenStock. Im kleinen Museum sind Bilder Mozartsund seiner Familie ausgestellt - seine Kindergeige,seine Geige und sein Hammerklavier. In diesemStockwerk sind auch neueröffnete Räume zu be-sichtigen, in denen bürgerliche Wohnkultur zurZeit W. A. Mozarts anschaulich wird. Im zweiten

Das Geburtshaus Wolfgang Amadeus Mozarts in der Getreidegasse

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Stock wird die Ausstellung »Mozart auf demTheater« gezeigt.

Bürgerspitalskirche St. Blasius

Am Ende der Getreidegasse ist diese Kirche anden Mönchsbergfelsen gebaut. Die schlichte goti-sche Architektur steht in der Tradition der Bette-lorden. Auf einen Turm wurde bewußt verzichtet,der kleine Dachreiter genügte den Zwecken einer»Spitalskapelle«. So unprätentiös wie der Außen-bau ist auch das Innere dieser Hallenkirche, eswirkt gerade durch seine Klarheit und durch dieUberschaubarkeit des Raums. Die Kreuzrippenge-wölbe über den Achteckpfeilern teilen die Schiffein sieben Joche; im Westteil der Kirche wurdedann im 15. Jh. eine Empore für die Kranken ein-gebaut.

Die Ausstattung: Von der gotischen Einrich-tung ist noch das schöne »Heilige Grab« aus demJahr 1481 erhalten, es ist links vom Hochaltar, aufder Evangelienseite, aufgestellt. Dieser zierliche

Schrein in Form einer gotischen Kirche sollte denGläubigen den Sarkophag Christi vor Augen stel-len. Der Hochaltar ist ein Werk des Klassizismus(1785), das Bild des Dreikönigsaltars im südlichenSchiff stammt von Paul Troger, 1746, die Figurender beiden Johannes schuf Josef Anton Pfaffinger.

Baugeschichte: Spital und Kirche wurden1327 gestiftet, die Kirche 1350 geweiht. Um denKranken den Besuch der Messe zu erleichtern, war1428 im Westteil eine Empore eingebaut worden;sie steht mit dem »Gotischen Saal« und den Spi-talsgebäuden in Verbindung, auf ihr befand sichein St. Elisabeth-Altar. Im 19. Jh. wurde an derAußenseite die Kreuzigungsgruppe aufgestellt, dieMaßwerkfenster datieren aus dieser Zeit der »Re-gotisierung«. Das Relief mit dem hl. Sebastian ander Nordseite schmückte einst das Linzertor, Kon-rad Asper hat es 1614-1620 gearbeitet.

Im Bürgerspital, dessen heutige Gestalt aufdas 16. Jh. zurückgeht, ist das Spielzeugmuseummit Beständen aus der Sammlung Folk eingerich-tet; im Erdgeschoß befinden sich auch Schauräumedes Museums Carolino Augusteum.

Dieser Teil der Stadt zwischen Bürgerspital unddem Kloster St. Peter war durch Jahrhunderte un-verbaute, landwirtschaftlich genutzte Fläche ge-blieben. Erzbischof Wolf Dietrich ließ hier an derMönchsbergwand, bei den Steinbrüchen, Hofstal-lungen für 130 Pferde errichten. In der Mitte des17. Jh.s hat man die Stallungen durch Reitschul-gebäude erweitert, in den Jahren zwischen 1695und 1732 wurde die Anlage dann unter drei Erzbi-schöfen programmatisch ausgestaltet.

Hofmarstall und Pferde-schwemme

Der Hofmarstall, einem Palast ähnlicher als ei-nem Nutzbau für Pferde, und die prunkvolleSchwemme, die der Reinigung dieser edlen Tierediente, unterstreichen, welch hohe politisch-allegorische Bedeutung dem pferd in der Barock-

zeit zukam. Herrscher und Reich, Landesherr und

Untertanen fanden sich allegorisch gespiegelt imBilde des Pferdes und des Rossebändigers bezie-hungsweise seines Bereiters. Alexander und seinLeibpferd Bukephalos waren das Idealbild derHarmonie zwischen Reiter und Pferd; die weiseLenkung des Staats wurde mit dieser Harmonie -mit der einfühlsamen Zähmung »ohne Schlag undSporn« - verglichen.

Johann Bernhard Fischer von Erlach entwarf1693 die Fassade mit dem Triumphportal, an demWaffenfriese, gebälktragende Atlanten und Ein-hörner mit den Personifikationen Europas undAsiens an die glorreiche Rolle eines salzbur-gischen Reiterkontingents im Türkenkampf (1683)erinnern. Die Schwemme, die der GarteninspektorFranz Anton Danreiter 1732 in dieser Form umge-baut hat, inszeniert die theatralisch überhöhteApotheose des Pferdes. Die damals erst frontal ge-drehte und erhöht aufgestellte Rossebändigergrup-pe wird vom zentralen Triumphbogenmotiv derKulissenwand gerahmt. Das Fresko im Bogen

Der Festspielbezirk

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zeigt die Verstirnung des mythischen Rosses Pega-sus und illustriert durch den Sturz des Bellerophondie Mahnung, das rechte Maß nicht zu verlieren.Die Pferdebilder an der Schauwand führen dieTemperamente der verschiedenen Pferderassen vorAugen.

Großes und Kleines Festspiel-haus

Beide Häuser können mit einer Führung be-sichtigt werden. Das Kleine Fest-spielhaus wurde 1926 von Cle-mens Holzmeister errichtet, imFoyer befinden sich Fresken vonAnton Faistauer (1926). 1956faßte man den Plan für den Baudes Großen Festspielhauses; Cle-mens Holzmeister verlegte denriesigen Bühnenraum in denMönchsbergfelsen, der alte Hof-marstall konnte so als Eingangs-foyer und Pausenhalle erhaltenwerden. Die lateinische Inschriftan der Eingangsfront lautet: »DerMuse heiliges Haus steht Kunst-begeisterten offen, als Ent-flammte empor trage uns göttli-che Macht.«

Seit 1926 dient die alte Som-merreitschule, die »Felsenreit-schule«, mit ihren aus dem Möne:hsbergfelsen ge-brochenen Arkadenreihen als Spielstätte. Im Zugeeines Umbaus in den Jahren 1968-1970 wurde sieüberdacht. Die daneben liegende Winterreitschulemit dem riesigen Deckenbild eines »Türkenste-chens« (von Johann Michael Rottmayr und Chri-stoph Lederwasch, 1690) dient als pausenraum.

Baugeschichte: 1593 wird der »Tummelplatz«im Frauengarten genannt, 1606 errichtete Erzbi-schof Wolf Dietrich hier seinen Marstall. 1662fügte Erzbischof Guidobald Graf Thun die Winter-reitschule hinzu. Erzbischof Johann Ernst GrafThun vergrößerte die Anlage und stattete sie miteiner Schwemme aus; Johann Bernhard Fischervon Erlach entwarf Fassade und Schwemme(1693/94), die Rossebändigergruppe ist einHauptwerk des Bildhauers Bernhard MichaelMandl (1695), das Triumphportal eine Steinmetz-arbeit Wolf Weissenkirchners. Auch die Umge-staltung der Felsenreitschule (1693) geht auf Ent-würfe Fischers zurück. Unter Erzbischof LeopoldAnton Firmian wurde die Pferdeschwemme 1732nach Plänen von Danreiter umgebaut; Becken,

Geländer, Kulissenwand und Sockel der Rosse-bändigergruppe stammen aus diesem Jahr. JosefEbner freskierte die Pferdedarstellungen, nur dieGruppe von Bernhard Michael Mandl wurde ausdem alten Bestand übernommen.

Der Gebäudekomplex, der den Festspielhäuserngegenüberliegt, beherbergte die 1622 von Erzbi-schof Paris Lodron gegründete Benediktineruni-versität. 1810, nach der kurzfristigen AngliederungSalzburgs an Bayern, wurde sie aufgelöst, 1850aber als theologische Universitätsfakultät weiter-geführt; 1962 hat man sie als staatliche Universität

wiedererrichtet. In dem Gebäudegeviert sind heutedie Universitätsbibliothek, die Aula sowie Univer-sitätsinstitute untergebracht.

Das Neutor

Das Neutor oder Siegmundstor ist ein Tunneldurch den Mönchsberg, der an dessen schmalsterStelle 1764 unter Erzbischof Sigismund Schratten-bach von dem Ingenieur Elias von Geyer angelegtwurde. Die künstlerische Ausgestaltung der Por-tale geht auf die Brüder Wolfgang und JohannBaptist Hagenauer zurück (1767). An der Stadt-seite ist ein Porträtmedaillon Erzbischof Sigis-munds angebracht, darunter die Inschrift: »Te saxaloquuntur« - »Dich rühmt der Fels«. Das portal inder Riedenburg wird von einer außerordentlichqualitätvollen Statue des hl. Sigismund bekrönt,geborstene Obelisken säumen die Einfahrt. Hierstand auch die von den Brüdern Hagenauer er-richtete »Ruinenbastei«, die als künstliche Ruinean das versunkene Juvavum erinnern sollte.

In der Hofstallgasse, den Festspielhäusern ge-

Das Große Festspielhaus und die Pferdeschwemme

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genüber, befindet sich der Wilde-Mann-Brunnen.1620 hat ihn die Stadt als Fischkalter am Gries(Salzachufer) errichten lassen. Der »Wilde Mann«,ein Zwitterwesen zwischen Flußgott und Walddä-mon, ist hier gezähmt zum Wächter und Wappen-halter der Stadt.

In dem schmalen Gebäude schräg gegenüberdem Kleinen Festspielhaus ist die GraphischeSammlung Rupertinum untergebracht. Hier wirdeuropäische Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts inSonderausstellungen gezeigt.

Der Langenhof, jener Gebäudeblock, der derKollegienkirche gegenüberliegt, ist eines der we-nigen Salzburger Adelspalais. Erzbischof MaxGandolf Graf Kuenburg hat es 1670 für seine Fa-milie errichten lassen, die Fassade wurde um 1800erneuert. In einer Wandnische der Haupteinfahrt inder Sigmund-Haffner-Gasse Nr. 16 steht ein gro-ßer romanischer Löwe aus dem frühen 13. Jh. Dielateinische Inschrift auf der Tafel lautet: »DieseSkulptur wurde unter der Obsorge des BrudersBertram geschnitten. Gott vereinige ihn mit denSeligen.« Der Löwe, er stammt zweifellos aus demabgetragenen romanischen Münster, trug einst eineSäule auf dem Rücken.

Die Kollegienkirche

Als Universitätskirche wurde sie 1694 gestiftetund 1707 der Unbefleckten Jungfrau Maria ge-weiht. Sie ist ein Meisterwerk Johann BernhardFischers von Erlach und ein Hauptwerk des euro-päischen Barocks. Aus großen Kuben türmt sichder Baukörper und gipfelt in einer steil aufragen-den Kuppel. Die nach Norden gerichtete Fassadeist ungewöhnlich, sie ist einzigartig und ohne Vor-bild in der Architekturgeschichte. Der Mittelteilwölbt sich mit angespannter Kraft nach vorne undöffnet den Eingangsbereich mit breiten Arkaden.Kolossale Pilaster, ein hohes, ins Gebälk ragendesMittelfenster und hochovale Lukarnen betonen dieVertikale, die im Diadembogen mit der Gestalt derImmaculata ausschwingt. Die Türme, als selbstän-dige, fast freistehende Baukörper aufgefaßt, flan-kieren den Mittelbau und rücken so nahe, daß dasangespannte Vorwölben deutlich spürbar wird.Schlanke, hohe Rundbogenfenster und die eigen-willigen Turmbekrönungen mit Voluten, Balustra-den und Skulpturen nehmen ihnen die Schwere

und betonen das Aufragen.Das Innere: Der Innenraum dieser Kreuzkup-

pelkirche ist von einer unerwarteten Steilheit. Diekolossalen Pilaster beginnen erst hoch über demBoden, man bewegt sich in der Sockelzone; da-durch entsteht der Eindruck des unerreichbar ho-hen Raums. Klare, strenge Geistigkeit bestimmtihn, einer Universitätskirehe ganz angemessen.Nur im Chorraum bricht Irrationales herein, in Ge-stalt der von Engeln belebten Wolkenglorie derImmaculata. Zwei riesige, freistehende Säulen, ei-ne Allusion auf den Tempel Salomos, bezeichnendas Presbyterium.In den Winkeln der Kreuz-armesind vier längsovale Kapellen, die den vier Fakul-tätsheiligen gewidmet sind.

Ausstattung: Auf den Turmkronen stehen dievier Evangelisten und die Kirchenväter, Werke desBildhauers Michael Bernhard Mandl. Die Skulptu-ren in den Nischen des Langhäuses wurden erst1904 von J. Piger geschaffen. Der Tabernakel, dereinen Tempietto Fischers ersetzt, geht auf einenEntwurf Johann Klebers zuruck (1738-1740). Denqualitätvollen Stuck, vor allem den der Engelsglo-rie, arbeiteten Diego Francesco Carlone und Paolod'Allio. Die Seitenaltäre entstanden erst 1725-1727, die Skulpturen schuf Josef Anton Pfaffinger,die Altarblätter (rechts hl. Benedikt, links hl. KarlBorromäus) stammen von Johann Michael Rott-mayr (1721/22). Eine Ausmalung der Gewölbedurch Rottmayr war geplant, unterblieb aber ausunbekannten Gründen. Die Fakultätskapellen: DieAltäre schuf der Hoftischler Simon AntonBaldauff (1721-1724), die Skulpturen kommen ausden Werkstätten von Josef Anton Pfaffinger undMeinrad Guggenbichler (1721/22). SO-Kapelle:Thomas von Aquin (Theologen), Bild von JohannGeorg Bergmüller. SW Kapelle: Hl. Ivo (Juristen),Bild von Franz Georg Hermann 1722. NW Kapel-le: Hl. Katharina (Philosophen), Bild von J. G.Bergmüller. NO-Kapelle: Hl. Lukas (Arzte), Al-tarbild aus Admont. Südlich des Presbyteriumsschließt noch die Kreuzkapelle an; die Kanzelwurde erst 1774 eingebaut. 1984/85 Außenrestau-rierung und Wiederherstellung der originalen Fär-belung in Weiß-Grau.

Salzburg

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Es hat seinen Namen von der romantischen Gstät-tengasse, die am Inneren Gstättentor, neben derBürgerspitalkirche, beginnt und am Felsen entlangbis zum Klausentor führt. Am Anton-Neumayr-Platz befinden sich die zwei größten Museen Salz-burgs, das »Haus der Natur« und das »MuseumCarolino Augusteum«, das Sammlungen von derUrgeschichte bis ins 20. Jh. beherbergt. Aus derFülle der Bestände sollen nur einige bedeutendeExponate hervorgehoben werden: Die bronzeneSchnabelkanne vom Dürrnberg bei Hallein ist einMeisterwerk keltischer Toreutik aus der Zeit um400 v. Chr. In der Eingangshalle sind Teile des fürdie Kaisergräber im Dom zu Speyer geschaffenenDenkmals aus rotem Adneter Marmor aufgestellt.Kaiser Maximilian I. hatte diese Rotunde bei HansValkenauer bestellt, durch beider Tod im Jahre1519 blieb sie unvollendet. Im Stiegenaufganghängt ein qualitätvolles romanisches Marien-tympanon aus den Jahren um 1200, das aus deralten Domkirche stammen könnte.

Das »Haus der Natur« ist ein Naturkundemu-seum eigener Prägung; durch Weltraumhalle,Aquarien, Terrarien und Dioramen werden demBesucher, didaktisch anziehend und lehrreich, diePhänomene der Natur werden verständlich ge-macht.

Das Sattler-Panorama und derMönchsberg

Vom Anton-Neumayr-Platz aus kann man mitdem Lift bequem den Mönchsberg erreichen. Dortist - in der Empfangshalle des Cafe Winkler – das»Sattler-Panorama« ausgestellt. Dieses 26 x 5Meter messende Rundbild gibt den Blick von derFestung im Jahre 1825 wieder. Drei Maler arbei-teten daran, von Johann Michael Sattler (1786-1847) stammt die Architekturdarstellung, FriedrichLoos (1797-1890) malte die Landschaft, und Jo-hann Josef Schindler (1777-1836) belebte das Bilddurch seine Figuren.

Von hier aus kann man über den Mönchsbergin die Vorstadt Mülln wandern. Oberhalb desKlausentors sollte man bei dieser Gelegenheit die»Humboldt-Terrasse« aufsuchen, diese natürli-che Felsenkanzel bietet einen eindrucksvollenBlick auf die Stadt. Benannt wurde dieser Aus-sichtspunkt nach Alexander von Humboldt, dernach einem Besuch Salzburgs schrieb: »Die Ge-genden von Salzburg, Neapel und Konstantinopelhalte ich für die schönsten der Erde.«

St. Markus (ehem. Ursulinen-kirche)

1695 stiftete Erzbischof Johann Ernst Thun einErziehungsinstitut für Mädchen, dessen Leitung erden Ursulinerinnen übergab. 1699-1705 wurde diedem hl. Markus geweihte Kirche nach EntwürfenJohann Bernhard Fischers von Erlach errichtet, dieKlosterbauten konnten erst 1726 fertiggestelltwerden. Fischer hat für die Kirche St. Markus einestädtebaulich originelle Lösung gefunden. DerBauplatz lag an einer Straßengabelung, an derSchmalseite des Platzes beim Klausentor. Um denUbergang in die Straßenfluchten und den An-

Gstättenviertel

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schluß der Klostergebäude architektonisch zu ak-zentuieren, rückte er die Türme hinter die Fassadezurück; wie mit Gelenken wird so der Baukörperder Kirche in den Klosterkomplex eingebunden.Die Fassade ist streng durch Pilaster, Gebälk undGiebel gegliedert, die Wandflächen dazwischensind stark reduziert, die Öffnungen überwiegen.Die schlanken, säulenartigen Türme mit den fla-chen Hauben wirken ganz italienisch. Den Giebelbekrönen die Figuren der Heiligen Ursula, Markusund Augustinus. Der Innenraum ist ein überausreich stuckierter Saal mit der Andeutung einesQuerhauses; den Kreuzungspunkt markiert eineflache, fensterlose Kuppel. Gewölbe und Flach-kuppel hat Christoph Anton Mayr 1756 mit denbarocken Visionen »Gottvater in der Glorie« und»Christus und Maria empfangen die hl. Ursula«ausgemalt. Eine Sanierung und Restaurierung,durch die schwere Bauschäden behoben werdenkonnten, wurde 1980 abgeschlossen.

Müllner KircheDie Marienkirche der Vorstadt Mülln setzt ei-

nen markanten architektonischen Akzent an dernordwestlichen Einfahrt der Stadt. Das gotischeKirchenschiff mit dem hohen Dach und der Turmmit der barocken Laterne bestimmen die unver-wechselbare Silhouette. Ein gedeckter Stiegenauf-gang mit Kapellen überwindet den Höhenunter-schied und geleitet den Besucher ins Innere. Diegotische Saalkirche wurde im 17. Jh. und dann vorallem in der ersten Hälfte des 18. Jh.s barockisiert;den Stuck verfertigte Christoph Fenninger im»Laub- und Bandlwerkstil« in den Jahren 1735-1738.

Ausstattung: In der oberen Stiegenkapelle hatJohann Martin Schmidt das Altarbild des Dreifal-tigkeitsaltars geschaffen (1769). Der Hochaltar,1758-1760 nach einem Entwurf von Vinzenz Fi-scher errichtet, trägt als Gnadenbild eine Madonnamit Kind aus der Mitte des 15. Jh.s. Die Seitenka-pellen ließen die Brüder Erzbischof Wolf Dietrichs1605-1610 an das Kirchenschiff anbauen. ErsteKapelle links: Altarbild »Christus erscheint demhl. Johannes in S. Facundo«, Johann MichaelRottmayr zugeschrieben, um 1690. Auf dem Altarin der ersten Kapelle rechts das Altarblatt vonRottmayr, »Maria mit Kind, verehrt von den Heili-gen Augustinus, Nikolaus Tolentinus und Klara«,1698; der Stuck stammt noch aus der Zeit WolfDietrichs. Die zweite Kapelle rechts ist die Turm-kapelle. Die Brüder Hagenauer entwarfen 1765den schönen Altar, der den Fischervon-Erlach-Altar in der Franziskanerkirche zum Vorbild hat,im Zentrum eine Kopie des Gnadenbilds von

Genazzano. Die zweite Kapelle links ist dem hl.Nikolaus Tolentinus geweiht, das Altarblatt »Derhl. Nikolaus Tolentinus mit den Heiligen Paulus,dem Einsiedler, und Antonius« stammt von J. M.Rottmayr, 1690. Der Stuck datiert noch aus derZeit Wolf Dietrichs. Die Kanzel ist ein Werk desJohann Georg Hitzl, 1738. Baugeschichte: An derStelle einer alten Marienkapelle wurde der goti-sche Bau ab 1439 errichtet, Weihe 1453. Uber dembarocken Holzgewölbe ist noch das gotische Netz-rippengewölbe erhalten, auf Grund seiner Figura-tion kann der Bau dieser Wandpfeilerkirche peterHarperger zugeschrieben werden. 1461/65 warMülln eigene pfarre geworden, für die Gemein-schaft der Weltpriester wurde ein Kollegiatsstiftgebaut (Gebäudekomplex nordwestlich der Kir-che). 1605 bezogen die Augustiner-Eremiten diepfarre, die Kirche erhielt Kapellen angebaut; 1673barocke Turmhaube, 1705 Fassade des Stiegenauf-gangs, Diego Francesco Carlone stuckierte die Sa-kristei, durchgehende Barockisierung der Kirche.1835 Auflösung der Augustiner-Eremiten, diePfarre kam an das Stift Michaelbeuern.

St. Johannes-Spitalskirche

Wer von Mülln aus in einer Fußwanderung vonetwa 15 Minuten auch die vierte von Fischer vonErlach entworfene Salzburger Kirche besuchen

will, muß das Areal der Salzburger Landeskran-kenanstalten betreten. Erzbischof Johann Ernst

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Thun stiftete die Kirche mit einem Spital (die Flü-gel rechts und links), der Grundstein dazu wurde1699 gelegt, 1704 fand die Weihe statt.

Die Fassade, die sich in ihrer schlichten Art denSpitalstrakten harmonisch einfügt, zeigt wieder diefür Fischer typische Vorliebe für dominierendePilaster, zwischen die die Wandstücke nur einge-hängt sind. Der Innenraum ist ein schöner, einheit-lich ausgestatteter Saal mit einschwingenden Ek-ken, einem angedeuteten Querhaus mit einemKreuzgewölbe in der Mitte. Unter dem erhöhtenHochaltar mit dem Tabernakel in Tempiettoformist eine Gruft eingetieft. Die Seitenaltäre tragenAltarblätter von Johann Michael Rottmayr - die»Enthauptung der hl. Barbara« sowie die »PredigtJohannes des Täufers«, 1709.

Das Stadtviertel am rechten Salzachufer hatsich seinen kleinstädtischen Charakter bewahrt;entstanden ist es aus der Ansiedlung am Brücken-kopf der Salzachbrücke, dort, wo sich die wichti-gen Fernstraßen aus Linz (Linzer Gasse) und ausdem Salzkammergut (Steingasse) vereinigten. Wiedie Bischofsstadt erhielt auch dieser Stadtteil eineerste Ummauerung im 13. Jh. und eine schützendeBurg, das Trompeterschlößl (um 1300, heute Ka-puzinerkloster). Kleingewerbe und Handwerk sie-delten hier, Gasthäuser und Herbergen nahmen dieReisenden auf. Vor den Mauern, nach Westen hinzur Salzach, dehnten sich Gärten. Erzbischof WolfDietrich ließ in dieser Gartenlandschaft, vor denToren der Stadt, seinen Sommersitz, sein Lust-schloß »Altenau« (heute Schloß Mirabell) errich-ten. Paris Lodron hat zwei Jahrzehnte später auchdiese Gartenanlage in seinen erweiterten Befesti-gungsring einbezogen; dieses Gebiet war abernach wie vor nur schwach bebaut, das Mirabell-viertel blieb gewissermaßen der »Vorgarten« derResidenzstadt. Erst als der Lodronsche Befesti-gungsring im letzten Drittel des 19. Jh.s dem Mo-dernismus geopfert wurde, begann eine eher plan-lose Bebauung, die leider bis heute andauert.

Die Dreifaltigkeitskirche

Der Gebäudekomplex des Priesterhauses mitder Dreifaltigkeitskirche am Makartplatz ist, nebenSchloß und Garten Mirabell, der wichtigste städte-bauliche Akzent der Neustadt. Erzbischof JohannErnst Thun hat das Priesterhaus (für den priester-nachwuchs) und das Collegium Virgilianum (einKonvikt, das armen adeligen und bürgerlichenJünglingen des Studium ermöglichte) 1694 gestif-tet und Johann Bernhard Fischer von Erlach mitdem Bau beauftragt. 1702 wurde die Dreifaltig-keitskirche geweiht, sie war Fischers erster Kir-chenbau in Salzburg. Er hat diesen Bau im Typuseiner Klosteranlage errichtet; links von der Kirchewaren die Priesterschüler untergebracht, rechts be-fand sich das Collegium Virgilianum.

Der heutige Betrachter übersieht leicht den Zu-sammenhang der Kirche mit dem Konviktsbau, dadie hohen Türme die Kirchenfassade zu stark be-tonen. Das ursprüngliche Aussehen der Türme waranders; an Stelle des Obergeschosses mit Uhr undSchallfenster saßen auf dem Hauptgesims nurniedrige Abschlüsse, ähnlich jenen der Kollegien-kirche (allerdings ohne Skulpturen und Balustra-den). Dadurch wirkte die Kuppel als alleiniges im-posantes Motiv, und die Einbindung der Fassade inden Priesterhauskomplex war deutlicher. GaspareZuccallis querovale Kuppel der Kajetanerkirchesteigt unvermittelter auf; Fischer band die längso-vale Kuppel der Dreifaltigkeitskirche stärker in dieFassade ein. Dieser Einbindung dienen die mächti-gen Säulenpaare, die sich in der Fernsicht als bild-hafte Träger der Kuppel erweisen, und der konkavsich der Kuppel nähernde Bogen der Fassade, denein Stiegenpodest zum Queroval ergänzt. DieSkulpturen auf den Säulen (Personifikationen vonGlaube, Liebe, Hoffnung und der Kirche) sind Ar-beiten von Michael Bernhard Mandl, 1699. DasInnere wird ganz von der Kuppel überspannt, derlängsovale Raum wirkt eng; in den schmalenKreuzarmen stehen die Altäre. Der Innenraum istkühl gehalten, der Kuppeltambour geradezu nüch-tern - es ist eben die Kirche eines Seminars, einerSchule.St. Markus im Gstättenviertel

Die Neustadt

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Ausstattung: Das Kuppelfresko von JohannMichael Rottmayr, 1697, zeigt die Krönung Mari-ens durch die Heilige Dreifaltigkeit. In den Feldernoberhalb der Nischen waren Bilder derKirchenvä-ter (gleichfalls von Rottmayr) eingefügt, sie gingenbeim Stadtbrand von 1818 zugrunde. Dieser zu-sätzliche Bilderschmuck hat dem Raum einen far-bigeren Ausdruck verliehen. Der Hochaltar, 1843wurde er vollkommen verändert, wurde 1955 ausausschließlich originalen Teilen rekonstruiert, aberFischers herzförmiger Tabernakel konnte jedochnicht mehr aufgefunden werden. Die Engel derSeitenaltäre sind dann die Werke Michael Bern-hard Mandls, 1700 bis 1702. In der Mitte des 18.Jh.s wurde vor die Dreifaltigkeitskirche das städti-sche Leihhaus gestellt - das war der Grund für dieerste Erhöhung der Türme 1757; nach dem Stadt-brand von 1818 hat sie Wolfgang Hagenauerabermals erhöht und ihnen die heutige Form gege-ben.Mozarts Wohnhaus

In dem Haus Makartplatz Nr. 8, dem soge-nannten »Tanzmeisterhaus«, wohnte die FamilieMozart seit 1773. Hier schuf Wolfgang AmadeusMozart alle Kompositionen seiner letzten Salzbur-ger Jahre, über 150 Werke. Die Wohnräume wur-den im Zweiten Weltkrieg durch eine Bombe zer-

stört, der »Tanzmeistersaal« blieb glücklicherwei-se erhalten und dient heute als stimmungsvollerRahmen für musikalische Veranstaltungen.

Schräg gegenüber, an der Ecke des Makartplat-zes, steht das Landestheater, ein Bau aus der sehrproduktiven »Theaterfabrik« der ArchitektenHermann Helmer und Ferdinand Fellner, 1892 an

Stelle des alten I.odronschen Bällhauses errichtet.Unweit davon, in der Schwarzstraße Nr. 26, befin-det sich das Stammhaus der Internationalen Stif-tung Mozarteum, erbaut von dem Münchner Ar-chitekten Richard Berndl, 1910-1914. Im Mozar-teum beginnen die Führungen für Mozarts Wohn-haus und zum »Zauberflötenhäuschen«, das imBasteigarten des Mozarteums aufgestellt ist. (Indiesem Gartenhaus hat Wolfgang Amadeus Mozart1791 in Wien angeblich die »Zauberflöte« kompo-niert, durch Schenkung gelangte es 1875 nachSalzburg).

Schloß und Garten Mirabell

Die Anlage von Schloß und Garten ist in mehrals drei Jahrhunderten gewachsen. ErzbischofWolf Dietrich hatte hier um 1610 für seine Mätres-se Salome Alt das Lustschloß »Altenau« bauenlassen, die Nachfolger auf dem Bischofsthron er-weiterten Altenau zur neuen erzbischöflichenSommerresidenz Mirabell. Erzbischof JohannErnst Thun beauftragte gleich nach seinem Regie-rungsantritt 1687 Johann Bernhard Fischer vonErlach mit der Neugestaltung des Gartens. Fischersgrößter Konkurrent, Johann Lukas von Hilde-brandt, konnte unter Ernst Thuns Nachfolger FranzAnton Harrach die Bauleitung übernehmen. DerBrand des Schlosses 1818 hat schließlich viel vomalten Glanz zerstört, der Wiederaufbau erfolgte imnüchternen ärarischen Stil.

Am Makartplatz, neben dem Landestheater, be-findet sich der Eingang in den Mirabellgarten.Steinerne Fechter auf hohen Sockeln bilden einTor, auf der Balustrade drängen sich antike Götter,alpenländisch verwandelt. Rund um das Brunnen-bassin im Gartenparterre stehen, dem Treiben selt-sam entrückt, auf Steinbergen, stark bewegte Figu-rengruppen: Männer, die ihre Gegner überwäl-tigen, Frauen rauben, den alten Vater retten. BeimEingang links reißt Herkules den Riesen Antäusvon der Erde hoch in die Luft und erdrückt ihn;vorne links zum Schloß hin schreitet ein düstererKönig mit einem geraubten, klagenden Weib: esist Pluto, der Herrscher der Unterwelt, der Proser-pina in sein finsteres Reich entführt. In einemGarten ließ er eine wunderbar schöne, überausgroße Blume wachsen und lockte so Proserpina inseine Nähe. Während ihres Aufenthalts in der Un-terwelt erstirbt die Vegetation auf der Erde, sobaldsie aber die andere Hälfte des Jahres wieder bei ih-rer Mutter verbringt, wird es Frühling und eswachsen und blühen die Pflanzen. Ganz vornerechts raubt paris die schönste der Frauen, Helena,und flieht mit ihr übers Meer nach Troja. Aus Ra-che dafür zerstören die Griechen seine Vaterstadt;

Schloß und Garten Mirabell

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aus dem brennenden Troja kann sich nur Äneasmit seinem Sohn Ascanius und dem alten VaterAnchises retten dies die Gruppe vorne rechts. DerRaub der Helena und Anchises' und Äneas' Ret-tung geschehen mit der Hilfe der Venus, der Lie-besgöttin; die verschwiegenen Gärten sind ihr be-vorzugter Aufenthaltsort. Herkules dagegen ist einBild derTugend des Fürsten, dessen »Stärke imGemüt« das Laster den Sohn der Erdgöttin, über-windet. Elementare, erdnah-weltliche Kräfte wir-ken im Garten, die olympischen Götter auf derBalustrade am Eingang betrachten dieses Treibenvon ferne. Die vier Gruppen sind auch vom My-thos geprägte Bilder der vier Elemente Luft, Erde,Wasser und Feuer, aus deren unterschiedlicher,sich ständig wandelnder Mischung man sich allestofflichen Substanzen zusammengesetzt dachte.Diese Skulpturen schuf Ottavio Mosto 1690.

Die niedrigen Gebäuderechts vom Gartenparterre undder kleine Hof gehörten zurOrangerie, es waren dies dieWinterhäuser für die Pomeran-zenbäume. In einem der Trakteist das »Salzburger Barockmu-seum« untergebracht, das ausder Sammlung Rossacher ent-stand; hier ist europäische Kunstdes 17. und 18. Jh.s, - vor allemÖl-skizzen, Entwürfe und Bo-zetti für Altarbilder und Fresken- ausgestellt.

Vor dem Schloß grenzt eineBalustrade mit schönen Steinva-sen (nach Entwürfen Fischersvon Erlach) den heute dort be-findlichen Rosengarten ein. Dasist der alte Pomeranzengarten,in dem den Sommer über 500Orangenbäumchen aufgestelltwaren.

Das Gartenparterre vomSchloß bis zum Eingang, mitseiner Blickachse hinüber zurAltstadt und auf den Dom, gehtnoch auf die Planungen JohannBernhard Fischers von Erlachaus den Jahren um 1688 zurück.Die Hauptachse ist das Rückgratjeder hochbarocken Gartenanla-ge, vom Gartensaal des Schlos-ses soll sie ihren Ausgang neh-men. Dieses Ideal ist in Mirabellnicht verwirklicht. Die Umge-staltungen mußten sich an deralten manieristisch-

frühbarocken Anlage orientieren, in der das Schloßasymmetrisch zu den Hauptachsen lag und derGarten aus einem Nebeneinander verschiedenerkleiner, individuell gestalteter Gärtchen bestand.Dieses Nebeneinander der Parterres ist in Mirabelltrotz aller Umgestaltungen erhalten geblieben.

Das schmale Nebenparterre südlich des Schlos-ses, mit dem Pegasusbrunnen und der Allee paral-lel zum Hauptparterre, ist jüngeren Datums unddas Ergebnis bürgerlicher Gartengestaltung. Derkupferne Pegasus (um 1660 von M. Röckh nacheinem Entwurf des Innsbrucker HofbildhauersCaspar Gras aus Kupfer geschmiedet) wurde nachlanger Irrfahrt auf Salzburger plätzen erst 1913hier aufgestellt. Die Löwen- und Einhornpaare, dieheute die Treppe flankieren, haben ihn, als Thun-sche Wappen- und Brunnentiere, eine Zeitlang be-gleitet.

Prunkstiege im Schloß Mirabell

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Über die 1894 angelegte Freitreppe mit denEinhörnern gelangt man zum Vogelhaus mit derGitterkuppel; um 1700 errichtet, dient es heute alsAusstellungsraum. Die kleine Treppe zwischenden Löwen führt auf die Bastion zum »Zwergl-garten«. Erzbischof Franz Anton Harrach hat diesekleinen Monstren bald nach seinem Regierungs-antritt 1709 anfertigen lassen; Kronprinz Ludwigvon Bayern ließ sie 1812 beseitigen, die heutigeAufstellung ist nicht original. Wenn man vor derBrücke links abzweigt, kommt man zum »Heck-entheater«, einer der frühesten Anlagen dieser Artim deutschsprachigen Raum, 1717. Die geschnit-tenen Laubhecken sind wie Theaterkulissen gestaf-felt, davor befindet sich der Orchestergraben. DasHeckentheater ist ein letzter Rest der Umgestal-tung des Gartens durch Matthias Diesel unter derOberaufsicht des Johann Lukas von Hildebrandt.Der »Susannabrunnen« am Ende der Allee desNebenparterres ist um 1610 entstanden, er dürfteaus der Anlage Wolf Dietrichs übernommen wor-den sein.

Das Schloß

Der blockartige Vierflügelbau erhielt seineheutige Gestalt, die nicht mehr an ein Lustschloßdenken läßt, erst nach dem großen Brand von1818. Ein Modell des alten Schlosses ist im Vesti-bül des Treppenhauses ausgestellt.

Johann Lukas von Hildebrandt hat die einzel-nen älteren Gebäudeteile in den Jahren 1721-1727zu einem einheitlichen Schloßbau zusammenge-faßt. Aus dieser Zeit haben sich das Uestibül, dasTreppenhaus, der große Saal und die Kapelle er-halten. Das Treppenhaus entspricht in seiner Lageabseits der Hauptachse und wegen seiner Engenicht den hochbarocken Planungsidealen. Hilde-brandt mußte hier auf die Raumaufteilung desVorgängerbaus Rücksicht nehmen; dennoch ist ei-ne zauberhafte Anlage entstanden. Ein wesentli-ches Element des unverwechselbaren Eindrucks istdas Treppengeländer. Reiche, schäumende Orna-

mentformen begleiten den Aufwärtssteigenden.Das Geländer ist bewegt von sich überschlagendenWogen, auf deren Kämmen Putti spielen, die Müh-sal des Steigens verwandelt sich in ein heiteresSpiel. Man braucht sich nur immer wieder in dieBewegung der nächsten Ornamente zu versenkenund hat auch schon das Ende der Treppe erreicht;das Hinaufgehen wird vom bewegten Schauspielder ornamentalen Wogen vorweggenommen. DieWände des Treppenhauses sind aufgelockert durchNischen, in denen bukolische Figuren sich drehen.Geländer und Nischenfiguren schuf Georg RaphaelDonner, 1726, das Deckenfresko von BartholomeoAltomonte und Gaetano Fanti (1723) wurde beimBrand von 1818 zerstört.

Der Marmorsaal: Auch hier hat der Brand dasDeckenfresko von Rottmayr zerstört, doch ist dieprachtvolle Ausstattung im übrigen unveränderterhalten geblieben. Gold und farbiger Stuckmar-mor bestimmen den festlichen Eindruck, die Wän-de sind von einem System filigraner Ornamenteüberzogen. Bandlwerk, Kartuschen, Gesimse undPilaster erzeugen ein strenges Geflecht, dasscheinbare Spiel der Formen wird durch Symme-trien gezügelt.

Die Kapelle ist vom Mirabellplatz aus zugäng-lich, 1726 wurde sie dem hl. Nepomuk geweiht.Auch hier ist das Deckenfresko (Bartholomeo Al-tomonte, 1725) zerstört. Der schöne marmorneHochaltar wurde 1722 aufgestellt.

Baugeschichte: Die ersten hochbarocken Um-gestaltungen des Sommersitzes AltenauMirabell,von dessen Aussehen im 17. Jh. wir wenig wissen,gehen auf Johann Bernhard Fischer von Erlach zu-ruck, der seit 1687/88 damit befaßt war; dasHauptpanerre mit den »Vier Elementen« von Otta-vio Mosto, 1690, der pomeranzengarten mit denSteinvasen und die meisten Götter der Balustradedatieren aus dieser Zeit. Die Götter der Balustrade(außen): Chronos, Bacchus, Jupiter, Mars, Herku-les, Vulkan, Merkur, Apollo und (gartenseitig):Diana, Flora, Minerva, Ceres Pomona, Venus, Ve-sta und Juno, wurden von Bartholomäus Opstalund Johann Frölich geschaffen, nur Flora, Ceres,Pomona und Vesta, die Personifikationen der vierJahreszeiten, stammen von Mosto. Ihre heutigeAufstellung entspricht wahrscheinlich nicht derIntention Fischers, vielleicht waren sie ursprüng-lich für die großen Gruppen entworfen. Mit demRegierungsantritt Franz Anton Harrachs 1709setzten die ersten Arbeiten Hildebrandts ein. DerGartensaal, die Sala terrena wurde 1713 angelegt,wahrscheinlich zusammen mit dem Nebenparterre,das eine Reihe von sechs Boskettensälen mit Was-serbecken aufwies (die Sala terrena zwischenSchloß und Vogelhaus wurde 1818 abgerissen,

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1894 hat man dort die Freitreppe angelegt). Auchdas Heckentheater und die Anlage eines»Zwerglgartens« gehen auf die Zeit zurück als

Matthias Diesel Hofgarteninspektor war, 1713-1717. Der Schloßumbau durch Hildebrandt fand inden Jahren 1721-1727 statt; Johann Kleber stuk-kierte 1736 die Vestibüla 1791 wollte man denTurm abtragen-der Klassizismus war bestrebt, dieArchitektur zu einheitlich geradlinig begrenztenBlöcken zusammenzufassen. Der Brand in der

Neustadt 1818 hatte auch Mirabell schwer beschä-digt, den Wiederaufbau und die Veränderungen imSinne des Klassizismus führte Peter de Nobile

nach Plänen von Johann Georg Hagenauer durch.Bis 1824 befand sich vor der Hauptfassade desSchlosses auf dem Mirabellplatz eine Pferde-schwemme mit Pegasus, Löwen und Einhörnern(heute im Garten), die 1704 aufgestellt wordenwar.

St. Sebastian in der Linzer Gasse war die Kir-che der städtischen Bruderhausstiftung. An derStelle eines spätgotischen Vorgängerbaus (1505-1515) errichtete Kassian Singer 1749-1754 die ba-rocke Kirche. Der Stadtbrand von 1818 hat dieFresken und das Hochaltarblatt von Paul Trogerzerstört, auch die Einrichtung wurde weitgehendvernichtet. Sehr qualitätvoll ist das Hauptportal inder Linzer Gasse, das Josef Anton Pfaffinger nacheinem Entwurf von Franz Anton Danreiter schuf.

Von der ursprünglichen Ausstattung ist das Ab-schlußgitter von Philipp Hinterseer bemerkenswert1752. Auf dem Hochaltar steht jetzt eine Madonnamit Kind von Hans Waldburger, um 1610.

Paracelsus-Grabmal: In der Durchgangshallezwischen Kirche und Friedhof befindet sich dasParacelsus-Grab, das hier 1752, unter Verwendungder alten Grabplatte, aufgerichtet wurde. PhilippusAureolus Theophrastus Bombastus von Hohen-heim (1493-1541) war ein berühmterArzt undNaturforscher. Ergab der Chemie bemerkens-werten Aufschwung, war ein geschickter Experi-mentator und sah die Hauptaufgabe der Chemiedarin, Heilmittel zu bereiten und zu reinigen. DieTheorie der Chemie bereicherte er um die Htriaprima« - Schwefel, Quecksilber und Salz - als denGrundelementen des Stofflichen.

Der Friedhof

Durch die Auflassung des Domfriedhofs unterErzbischof Wolf Dietrich bestand die Not-

wendlgkeit einer neuen Begräbnisstätte innerhalbder Stadt.

Der Erzbischof ließ den alten Sebastiansfried-hof 1595-1600 durch Andrea Bertoletti in Gestalteines italienischen Campo Santo erweitern undvon Arkaden einfassen; in der Mitte errichtete erseine dem Erzengel Gabriel geweihte Grabkapelle.In den Arkaden sind Gräber aus allen Jahrhunder-ten erhalten.

Der Stimmungsgehalt des Friedhofs von St.Sebastian unterscheidet sich ganz wesentlich vondem des Petersfriedhofs. Dort beherrscht trotz allerEinbauten die Natur das Gräberfeld, das natürlicheTerrain ist erhalten, die Naturversunkenheit stimmtversöhnlich. Auf dem Sebastiansfriedhof dagegenherrscht die streng ausgemessene Architektur. Dietiefen Arkaden sind mit Marmor gepflastert,schwere Marmoraltäre bestimmen das Bild. Erstar-rung und Versteinerung ist hier.

Die Gabrielskapelle

Diesen wundervollen Bau, dessen Fliesendeko-ration in der christlichen abendländischen Archi-tektur einzigartig ist, hat Elia Castello entworfen.In den Jahren 1597-1603 wurde die Kapelle alsMausoleum für Erzbischof Wolf Dietrich errichtet,in der Gruft befindet sich der Sarkophag dieses fürSalzburg so bedeutenden Landesherrn. Die Aus-stattung mit buntglasierten Keramikfliesen erfolgteangeblich auf persönlichen Wunsch des Erzbi-schofs; gefertigt wurden sie vom Hafner Hans

St. Sebastian

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Khop. Es ist möglich, daß Wolf Dietrich zu dieserDekorationsform durch spanische Vorbilder, durchdie dort geübte Ausstattung mit Azulejos, angeregtwurde. In den Wandnischen stehen die überle-bensgroßen Stuckfiguren der vier Evangelisten,das Tonnengewölbe der Altarnische zeigt in farbi-gem Stuck die vier Kardinaltugenden und die vierKirchenväter. Die Kuppel spannt sich gleich einemZelt über acht goldene plastische Akanthuslaub-gewinde mit Engelshermen, das Wappen WolfDietrichs verbindet sie im Kuppelscheitel. An denWänden rechts und links der Altarnische sindbronzene Gedenktafeln angebracht, die derNürn-berger Christoph Herold 1605 und 1607 gegossen

hat. Die Inschriften berichten vom Bau der Grab-kapelle (linke Tafel) und geben Anweisungen fürdas nächtliche Begräbnis Wolf Dietrichs ohnePomp und Aufsehen (rechte Tafel).

Das Grab der Familie Mozart: Auf dem Wegzum Mausoleum befindet sich links nach der Ar-kade das Grab von Wolfgang Amadeus MozartsWitwe, Konstanze von Nissen (+ 1842). Auch derVater Leopold Mozart (+ 1787) ist hier begraben,ebenso Konstanzes zweiter Mann, Nikolaus vonNissen (+ 1826) und ihre Tante Genoveva vonWeber (+ 1789), Carl Maria von Webers Mutter.

Der KapuzinerbergDas KapuzinerklosterIn der Linzer Gasse Nr. 14, am großen Rustika-

portal mit einem Relief, das den hl. Franziskuszeigt, beginnt der Stefan-Zweig-Weg auf den Ka-puzinerberg. Sechs volkstümliche Passionsstatio-nen (um 1740) begleiten den Aufstieg. Oben amWaldrand, in schöner Lage, steht das Paschinger-schlößl, das Stefan Zweig von 1919 bis 1934 be-wohnt hat. Das Kapuzinerkloster ließ ErzbischofWolf Dietrich an Stelle des schon 1291 genanntenTrompeterschlößls 1599-1602 errichten. Die Klo-sterkirche ist den Regeln des Ordens entsprechendein schlichter Saal mit sparsamer Ausstattung. Diespätgotische Kirchentür von 1450 mit den ge-schnitzten Brustbildern von Propheten soll ausdem alten Dom stammen. Die Seitenaltäre wurden

1700-1702 aufgestellt; das Altar-bild des Hauptaltars mit der Dar-stellung der Geburt Christi hatWolf Dietrich gestiftet. Die Ba-stionen unterhalb des Klosterssollten unbedingt besucht wer-den; von der sogenannten »Kan-zel« erschließt sich ein wunder-barer Panoramablick auf dieStadt Salzburg.

Das Franziski-schlössl

Paris Lodron hat 1629, währenddes Dreißigjährigen Kriegs, auchden Kapuzinerberg rundum mitMauern und Bastionen befestigenlassen; als Unterkunft für die

Mannschaften diente das Fran-ziskischlößl auf der Spitze desBergs. Das Schlößl erreicht man

in etwa 20 Gehminuten auf einem Waldweg, derbeim Tor oberhalb des Klosters seinen Ausgangnimmt. Der wehrhafte Bau ist praktisch unverän-dert erhalten geblieben, im kleinen Zwinger ist eingemütlicher Gastgarten eingerichtet.

St. Johann am Imberg

Wenn man vom Kloster über die romantische Im-bergstiege in die Stadt zurückkehren will, kommtman am Kirchlein St. Johann am Imberg vorbei.Genannt wird die Kirche erstmals 1319, 1681 hatErzbischof Max Gandolf sie erneuern lassen, im18. Jh. erhielt sie dann endgültig ihre heutige Aus-stattung

Es lohnt, diese Gasse durch das innere Steintor

Mausoleum Erzbischof Wolf Dietrichs im Sebastiansfriedhof

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stadtauswärts zu wandern. Dieser schmale Stra-ßenzug war eine der Hauptverkehrsadern der Neu-stadt, sie mußte direkt an den Felsen gelegt wer-den, denn die unregulierte Salzach reichte bis andie Südseite der Häuserzeile. Vom Äußeren Steindem Ende der Steingasse, mit dem »Engelwirt-brunnen«, auf dem einander der Löwe und dasEinhorn, die Wappentiere Erzbischof Ernst Thuns,umarmen, ist es nicht weit zum Schloß Arenberg,Arenbergstraße 10. Hermann Bahr wohnte hiervon 1912-1922, heute ist in der Villa eine Max-Reinhardt-Forschungs- und Gedenkstätte einge-richtet. Während der Festspielmonate im Sommerwerden hier Sonderausstellungen gezeigt.Schloß und Garten Hellbrunn

Schloß Hellbrunn liegt etwa 5 km südlich derStadt Salzburg am Ende der Hellbrunner Allee, diebei Schloß Freisaal im Nonntal ihren Ausgangnimmt. Am quellenreichen Hellbrunner Berg be-fanden sich schon im 15. Jh. bischöfliche Fisch-weiher und ein Tiergarten. Erzbischof Markus Sit-tikus Graf von Hohenems (1612-1619) hat dieseGegend für seine »Villa suburbana« bestimmt; imFrühjahr nach seiner Wahl zum Erzbischof wurdemit dem Bau begonnen, zwei Jahre später war dieAnlage in ihren wesentlichen Teilen fertiggestellt(1613-1615). Als leitenden Architekten darf manwohl den Dombaumeister Santino Solari vermu-ten, ausführende Künstler waren einige Salzburgerund vor allem Italiener, die, wie Solari, aus demIntelvi Tal am Comosee stammten. Die große Be-deutung Hellbrunns liegt in der praktisch unver-fälschten Erhaltung des ursprünglichen Zustandsdieser manieristisch-frühbarocken Schloß- undGartenanlage. Während die meisten manieristi-schen Gärten im Hochbarock vollkommen verän-dert wurden, hat sich Hellbrunn seinen unverwech-selbaren Charakter weitgehend bewahren können.

Markus Sittikus, der Cousin Wolf Dietrichs,war wie dieser in Italien erzogen worden und hatdie Idee der italienischen »Villa suburbana« nachSalzburg gebracht. Für Hellbrunn waren ihm abernicht die römischen Villen seines Onkels KardinalMarco Sittico Altemps Vorbild, sondern der Typusder venezianischen Villa auf der Terra Ferma. DerUnterschied äußert sich vor allem in der Lage und

in der Erscheinungsweise des Wassers. Schloß undGarten Hellbrunn liegen, wie die venezianischenVillen, in der Ebene, das Wasser fließt in kleinenstillen Bächlein oder spritzt in dünnen Strahlen; inden römischen Villen in Frascati oder Tivoli dage-gen rauschen die Bäche durch die Gärten, die dieBerghänge bedecken. Ein Zeitgenosse hat dennauch in Hellbrunns Wassern »die Essenzen Vene-digs« gesehen.

Das Schloß. Besucht man Hellbrunn mit demAuto, so gelangt man vom Parkplatz aus gleich inden Ehrenhof. Man sollte sich aber die Zeit neh-men und sich dem Schloß von der HellbrunnerAllee her, durch die alte Einfahrt nähern, dannnämlich erst kann das manieristische Prinzip der»Überraschung« nachvollzogen werden. Die Alleezielt am Schloß vorbei, lange weiß man nicht, wo-hin die Reise geht, erst am Ende, nach der scharfenKurve, steht plötzlich und unvermutet das Schloßvor dem Besucher. Eine lange, gassenartige Zu-fahrt zwischen Wirtschaftsgebäuden geleitet denAnkommenden in den Ehrenhof; die Gärten wer-den noch nicht sichtbar, sie sind durch Mauern ab-geschirmt. In der Grotte unter der Freitreppe zumHaupteingang wird bereits das bestimmende The-ma Hellbrunns angeschlagen: Bacchus in Gestalteines Wassergotts mit zwei Steinböcken, denWappenneren des Erzbischofs. Hellbrunn ist ein»Lustort« am Wasser, den Bacchus beherrscht,hier verfließt die Zeit bei kurzweiligem bacchi-schem Treiben, so wie das Wasser im Fließen indie verschiedensten Formen verwandelt wird. DerSteinbock erinnert an den Bauherrn, im Tierkreisgehört er zu den Wasserzeichen, zum Feuchten,und mit den Wald- und Wasserdämonen findet ersich im Gefolge des Bacchus. Nach ihm ist das alteSpiel, die Tragödie, als Lied der Böcke (griechischTragos = Bock) benannt, und vom Theater werdenwir hier in Hellbrunn noch hören. Und dann dieGrotten: Sie sind die Zugänge zur Unterwelt, zumTotenreich - Orpheus, der Sänger, ging diesenWeg, um seine Gattin Eurydike ans Licht zurück-zuholen -, dem Menschen der Barockzeit boten sieGelegenheit zu melancholischer Betrachtung. Vorden Grotten und Wasserspielen sollte man die Für-stenzimmer des Schlosses besuchen. Über einesteile Treppe gelangt man in den ersten Stock, inden Fest- saal. Er wurde rundum von Donato Ma-

Die Umgebung

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scagni ausgemalt, von dem auch die Fres- ken desDoms stammen. Scheinarchitektur und illusionisti-sche Malerei lassen den Besucher in einer Säulen-halle wandeln, von der sich Ausblicke auf belebteStraßen und Plätze ergeben. In Gold gemalteStandbilder römischer Kaiser stehen an denSchmalseiten, allegorische Frauengestalten bele-ben die Balustraden. In der Mitte der Decke überder illusionären Architektur schwebt ein Genius. Indiesem Raum herrscht allein das von Menschen-hand Gebaute, die Architektur über der sich derfreie Himmel wölbt. Ein hoher kuppelartiger Raumdas Oktogon, schließt sich an. Wieder sind die tat-sächlichen Raumgrenzen aufgehoben durch einegemalte Scheinarchitektur. Dieser Raum ist kost-bar in Blau und Gold gehalten, nur der Himmelwird durch lukenartige Öffnungen sichtbar. Trotzder gemalten Korridore hat diese Architektur-phantasie hermetischen, labyrinthhaften Charakter;

hier können Kavaliere ihre Damen treffen.Die Legende sieht in dem jungen Mann, der ei-

nem Mädchen eine Nelke reicht, ein porträt desErzbischofs. Im Speisezimmer, mit dem schönenKachelofen des Hafners Friedrich Strobl aus demJahre 1608 (er wurde unter Markus Sittikus verän-dert und hierher versetzt), hängt ein Bild des Erz-bischofs von Donato Mascagni, 1618. Markus Sit-tikus weist darauf auf den im Bau befindlichenDom, im Hintergrund ist die Anlage vonHellbrunn zu sehen. Das zweite Gemälde stelltHohenems, den Geburtsort von Markus Sittikus,dar. Die Wände des Tapetenzimmers bedecken ja-panische Papiertapeten des 18. Jh.s; in der Vor-halle hängen Gemälde, die Wunder der Natur ab-

bilden, seltene, mißgestaltige oder große Tiere.

Die Wasserspiele

Sie sind nur im Rahmen einer Führung zu be-sichtigen. Als Bildhauer der zahlreichen Skulptu-ren arbeiteten die Salzburger Hans Waldburger,Esaias Gruber

Andreas und Hans Pernegger sowie die Italie-ner Hieronymo Preosto und Bernardo Zannini; dieHauptfiguren werden jeweils dem Architekten undBildhauer Santino Solari zugeschrieben.

Hinter dem Schloß befinden sich die stillenWeiher, die Grotten, Theater, Wasserautomatenund Wasserkünste. Der Besucher ist dem ständigenWechsel von Schreck und Spiel ausgesetzt, eben-so wie dem Wechsel von Licht und Schatten so-bald er aus den dunklen Höhlen an die Sonneflüchtet. Doch auch im Freien kommt er nicht zurRuhe, gerät er doch unvermutet in einen neuenWasserguß und wird in Bewegung gehalten. Me-lancholisch stimmende Orte gibt es zur Genüge,die Quellen und Grotten, in denen Neptun herrschtoder Orpheus singt, wo Steinböcke aus dem Was-ser tauchen; aufkeimende Melancholie aber wirdblitzschnell durch launige Wasserkünste verjagt.Es galt als gefährlich,.an Quellen, den Eingängenzur Unterwelt, einzuschlafen - dies verhindern hierdie Wasserscherze, die wie die Wasserdämonenlaunisch, boshaft und verschlagen sind immer be-reit zu Trug und List. Sogar der von Wein undSchlaf übermannte Zecher wird keine Ruhe finden,ruft ihn doch der Wasserstrahl aus seinem Schemelsofort in die Gegenwart zurück. Die Wasserkünsteverhindern das Erstarren der Sinne und lösen siezum befreienden Lachen.

Der Lustgarten

Er schließt an die Wasserspiele an, ist aber auchvom Schloß aus frei zugänglich. Die Insel imKarpfenweiher trug vor der Umgestaltung durchden Garteninspektor Franz Anton Danreiter um1730 einen Hügel mit Pavillon und Grotte. AmHellbrunner Berg steht das »Monatsschlößl«, auchWaldems genannt, das Markus Sittikus 1615 - un-ter Aufbietung aller Maurer des Erzstiftes - in kür-zester Zeit erbaut haben soll. Heute ist dort einVolkskundemuseum untergebracht.

Der äußere Park zieht sich noch weit nachOsten, hier standen bis zum Ende des 18. Jh.s einBelvedere und von Eremiten bewohnte Einsiede-leien. Das Steintheater am Berghang hat Markus

Schloß und Garten Hellbrunn

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Sittikus an der Stelle eines Steinbruchs einge-richtet, es gilt als die älteste romantische Natur-bühne im deutschsprachigen Raum, hier fandenunter seiner Regierungszeit die ersten Aufführun-gen italienischer Opern nördlich der Alpen statt.Diese in dieser Zeit in Italien aufblühende Kunstdes»Dramma per musica« wurde gerade am Salz-burger Hof besonders gepflegt. Aufführungen des»Orfeo« von Claudio Monteverdi sowie die einer»Andromeda« und solche von »Pastoralen« sindüberliefert. Ganz gewiß sind auch die Gestaltender antiken Mythologie in den Grotten, Theaternund an den Quellen der Wasserspiele von diesenAufführungen inspiriert. Hinter dem Berg liegt derschöne Tiergarten, er wurde m der Nachfolge deserzbischöflichen Wildgeheges eingerichtet. Hierästen weiße Hirsche, die nach der Säkularisierungdes Erzstifts nach Wien abgeliefert werden muß-ten.

Maria Plain

Maria Plain ist eine Marienwall-fahrt, die Kirche wurde 1952 inden Rang einer päpstlichen Basi-lica Minor erhoben. Das Gnaden-bild, ein Gemälde der Maria mitKind, hatte im bayerischen OrtRegen 1633 auf wunderbare Wei-se einen Brand unbeschädigtüberstanden und wurde daraufhinals wundertätig verehrt. EineSalzburger Familie brachte dasBild auf ihre Besitzungen nachPlain, wo man es in der »Ur-sprungkapelle« (beim heutigenGasthaus) aufstellte. Der starkeZustrom von Wallfahrern führteschließlich unter Erzbischof MaxGandolf Kuenburg 1671 zum Bauder Kirche. Wolfgang AmadeusMozart soll zur 28. Wiederkehrder feierlichen Krönung des Gna-denbilds mit einer Votivkrone1779 die »Krönungsmesse« ge-schrieben haben; neuere Untersu-chungen verwei- sen diese Nach-richt aber ins Reich der Legen-den. Der Architekt GiovanniAntonio Dario hatte sich an derDomfassade orientiert und einenauf Fernwirkung berechneten Baugeschaffen. Die Skulpturen dervier Evangelisten in den Nischenwerden ihm zugeschrieben. Aus-

stattung: Die Ausstattung der tonnengewölbtenWandpfeilerkirche ist durch die vielen frommenStiftungen außerordentlich reich. Der prunkvolleHochaltar aus der Erbauungszeit birgt das Gna-denbild im Silberrahmen und Strahlenkranz. DieStatuen der Heiligen Vitalis und Maximilian schufJakob Gerold, das Dreifaltigkeitsbild im Aus- zugFrans de Neve. Der rechte Triumphbogenaltar vonl673 besitzt Skulpturen von Thomas Schwanthalerund Altarblätter von Frans de Neve (»VermählungMariä«). Die Skulpturen des linken Triumphbo-genaltars, 1674, schuf Bartholomäus Opstal dasAltarblatt der »Kreuzigung« von Roethiers datiertaus dem Jahr 1744. Das schöne Gitter mit Engelnund Grotesken ist ein Meisterwerk des Hans Tho-mas, 1683, die Skulptur der »Rosenkranzkönigin«,die frei im Kirchenraum aufgehängt ist, stammtvon einem unbekannten Künstler, 1675. Die»Schmerzensmutter«, die »Immaculata«, der

Wandmalereien im Oktogon des Schlosses Hellbrunn

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»Schmerzensmann« und die Heiligen Nepomukund Gertrud sind Werke des Simeon Fries, um1730. Kapellenaltäre: Sie entstanden 1675-1689und besitzen qualitätvolle Skulpturen von ThomasSchwanthaler (3. Kapelle, Benedikts- oder Sakra-mentsaltar, 4. Kapelle, Altar der Heiligen Familie)Simeon Fries (1. Kapelle, Altar der Heiligen Sip-pe) und Wolf Weissenkirchner (2. Kapelle, Altarder Vierzehn Nothelfer).

Die glockenförmigen Wandbilder neben denTriumphbogenaltären und in den Seitenkapellen(mit Darstellungen aus dem Leben der HeiligenBenedikt Wolfgang Maurus und Placidus) schufMartin Johann Schmidt 1765. Die Kanzel mit Gri-saille-Malerei wurde 1682 gestiftet.

Schloß Klesheim

Erzbischof Johann Ernst Thun hat Fischer vonErlach mit der Planung dieses Lustschlosses be-traut. In den Jahren 1700-1709 wurde es errichtet,konnte aber erst nach Umbauten im Jahr 1732, inder Regierungszeit Erzbischof Leopold AntonFirmians, bezogen werden. Der Mittelbau war alsoffener Saal geplant, doch verlangte der Bauherreine Schließung der offenen Arkaden durch klei-nere Fenster. Die gedeckte Auffahrt mit der Ter-rasse ließ erst Erzbischof Firmian anbauen; dieHirsche mit den Sternen in den Geweihen sind sei-ne Wappentiere. Das Schloß ist Gästehaus desLandes Salzburg und für Besucher nicht zugäng-lich. Im Park steht das hübsche »Hoyos-Schlößl«,ein 1694 von Johann Bernhard Fischer von Erlachentworfenes kleines Lustgebäude mit interessan-tem Grundriß.

Schloß Anif

Das reizvolle, romantische Wasserschloß wurdeunter Alois Graf Arco-Stepperg in den Jahren1838-1848 an der Stelle eines älteren Bauwerksnach den Idealen des romantischen Schloßbausangelegt; Schloß und Park sind Privatbesitz undfür Besucher nicht zugänglich.

Schloß Leopoldskron

Am alten Kühweiher ließ Erzbischof LeopoldAnton Firmian dieses Schloß als Familiensitz1736-1744 errichten, sein Neffe Franz Laktanzbewohnte es mit seiner Familie. Die Entwürfe lie-ferte Pater Bernhard Stuart, Ordensmitglied des

Benediktiner-Schottenklosters St. Jakob in Re-gensburg und Mathematikprofessor an der Salz-burger Universität. Die Detailrisse stammen vomStukkateur Johann Kleber. Das Schloß wurde drei-geschossig erbaut, mit Mansardendach und einemachteckigen, gekrönten Türmchen in der Mitte. Inden Jahren vor 1763 erfolgte bereits der Umbau imklassizistischen Geschmack; Turm und Mansar-dendach mußten einem Attikageschoß weichen,um dem Gebäude einen blockartigen, von rechtenWinkeln und Geraden bestimmten Charakter zuverleihen. Im Innern findet man reiche Stukkaturenvon Johann Kleber und seinen Gesellen BenediktZöpf und Johann Georg Braun. Franz Laktanz Fir-mian hatte in Leopoldskron eine berühmte Kunst-sammlung zusammengetragen, die jedoch von sei-nen Nachfolgern mitsamt dem Schloß 1837 an ei-nen Schießstättenwirt verkauft wurde, der ihr einunrühmliches Ende bereitete. Bilder und Möbelwurden verschleudert, Bücher eingestampft, dieAbgüsse nach Antiken zu Gipsmehl zerrieben.1918 erwarb Max Reinhardt das Schloß undmachte es zu einem kulturellen und gesellschaftli-chen Treffpunkt der frühen Salzburger Festspiel-zeit. Das Schloß ist in Privatbesitz und für Besu-cher nicht zugänglich.

Kurze Baugeschichte: Baubeginn 1736 nachgroben Entwürfen von P. Bernhard Stuart, die De-tailpläne und Dekorationsvorschläge lieferte derStukkateur Johann Kleber, der dabei oft auf Deko-rationsformen Hildebrandts zurückgriff. 1738 ersteStuckarbeiten von Kleber und den Gesellen Zöpfund Braun. Der Bau war von Prozessen zwischenStuart und Kleber begleitet; 1740 wurde das von

Kleber gern verwendete Bandlwerk als von »altermodi« bezeichnet. 1744 fand die Weihe der

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Schloßkapelle statt. Umbau im klassizistischenGeschmack vor 1763. Die Bilder des Festsaalsstammen von Andreas Rensi (»Vier Jahreszeiten«um 1740) und von Franz Anton Ebner (zwei Apo-

theosen der Familie Firmian, um 1736, und dasDeckengemälde mit der Hochzeit der Atalante,1740).

Schloß Leopoldskron

Nachbemerkung

Herrn Univ: Prof. Franz Fuhrmann danke ich für die freundlicheGenehmigung zur Wiedergabe seiner Rekonstruktionszeichnung derFassade der Dreifaltigkeitskirche. Auf viele Gespräche mit Peter Wind,Stefan Karwiese, Adolf Hahnl und Ivo Pomper stützen sich meine Be-merkungen zur Salzburger Frühgeschichte Adolf Hahnl danke ich fürdie Uberlassung seines korrigierten Steinitz-Exemplares, vor allem dieAusführungen zu den St. Petrischen Kirchen St. Peter, St. Michael undMaria Plain bringen teilweise neue Daten und Künstlernamen, die aufseinen Nachforschungen beruhen. Weiterführende Literatur findet sichumfassend in den Bänden der Geschichte Salzburgs, hrsg. v. H. Dopschund H. Spatzenegger.

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Stadtplan von Salzburg