Stagione #23 - Jän/Feb 2014

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Theater an der Wien-Magazin 3. Ausgabe 2013/14 Jänner / Februar 2014 G N S I 3 T A O E Ein Unternehmen der Wien Holding In Kooperation mit DAS NEUE OPERNHAUS

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- Premiere im Jänner: Giuseppe Verdis "I due Foscari" - Premiere im Februar: Jean-Philippe Rameaus "Platée" - The King Arthur Secance, Uraufführung von Helmut Jasbar - An Index of Metals: Video-Oper von Fausto Romitelli - Oper konzertant mit Alan Curtis Händels Admeto, Re di Tessaglia - Der Ring in Worten Stefan Mickisch erklärt Wagner - Portraitkonzerte in der Kammeroper Soyarslan/Owens und Bakan - Premiere in der Kammeroper: Mauricio Kagels Mare Nostrum

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Theater an derWien-Magazin

3. Ausgabe2013/14

Jänner /Februar 2014

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Ein Unternehmen der Wien Holding

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D A S N E U E O P E R N H A U S

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4 Premiere im Jänner

Giuseppe Verdis I due Foscari

7 Premiere im Februar

Jean-Philippe Rameaus Platée

10 The King Arthur Secance

Uraufführung von Helmut Jasbar

11 An Index of Metals

Video-Oper von Fausto Romitelli

12 Oper konzertant mit Alan Curtis

Händels Admeto, Re di Tessaglia

13 Der Ring in Worten

Stefan Mickisch erklärt Wagner

15 Portraitkonzerte in der Kammeroper

Soyarslan/Owens und Bakan

16 Premiere in der Kammeroper

Mauricio Kagels Mare Nostrum

19 Ensemble: Alle Künstlerinnen

und Künstler im Überblick

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Liebe Leserin, lieber Leser!Kein anderer Opernsänger könnte sich mit mehr Recht und Ruhm auf seinen Lorbeeren ausruhen als Plácido Domingo, der aber selbst meint, sich stets für die weniger bekannten Verdi-Opern einsetzen zu wollen. Als Verlängerung des ver- gangenen Verdi-Jahres widmet sich der berühmteste Opernsänger der Gegenwart in seiner 140sten Bühnenrolle als Francesco Foscari Verdis sechster und wenig gespielter Tragödie I due Foscari. In einem Libretto nach Lord Byron ist das Schick-sal des venezianischen Dogen Foscari tragisch mit dem seines Sohnes Jacopo verknüpft. Unter der Leitung von James Conlon, musikalischer Direktor der Los Angeles Opera, und in der Inszenierung des jungen US-amerikanischen Regis-seurs Thaddeus Strassberger kehrt Plácido Domingo nach seinem Erfolg in der Titelpartie von Il postino zu unserer großen Freude als Doge Francesco Foscari in das Theater an der Wien zurück. Arturo Chacón-Cruz, zuletzt erfolgreich als Hoff-mann zu erleben, singt dessen zu Unrecht verbannten Sohn Jacopo.

Mit ihrer gemeinsamen Produktion von Händels Semele haben Dirigent William Christie und Regisseur Robert Carsen ihre Reputation als weltweit führende Ex-perten für barocke Opern untermauert. Gemeinsam werden sie nun eine neue Deutung von Jean-Philippe Rameaus erster komischer Oper Platée präsentieren. Um seine Gattin Juno von ihrer Eifersucht zu heilen, täuscht Jupiter eine Hoch-zeit mit der ebenso hässlichen wie eitlen Sumpfnymphe Platée vor. Die Titel- partie der Nymphe Platée sorgte als Travestierolle schon zur Entstehungszeit für heitere Verwirrung und wurde von Rameau bewusst für einen hohen Tenor geschrieben. Der niederländische Sänger Marcel Beekman wird sich erstmals dieser sängerischen und darstellerischen Herausforderung in der Neuproduktion stellen.

Mit Plácido Domingo in einem Frühwerk von Giuseppe Verdi und einem erneuten Bekenntnis zur französischen Barockoper, das nicht prominenter realisiert werden könnte, wollen wir das Opernjahr 2014 beginnen. Ich hoffe, dass unser Weg weiter Ihre Zustimmung findet, und freue mich auf Ihren Besuch im Theater an der Wien.

Herzlichst IhrIntendant Roland Geyer

EDITORIALINHALT

Sta|gio|ne, <lat.-it.> die, -, -n: „Jahreszeit“

1. Spielzeit eines Operntheaters 2. Ensemble eines

Operntheaters. Kennzeichnend für den Stagionebetrieb

ist, dass ein Stück über eine längere Zeit gespielt wird.

Je eine Inszenierung wird über mehrere Abende oder

Wochen hintereinander angesetzt, es kommen nur

frisch geprobte Inszenierungen zur Aufführung.

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OPER IM JÄNNER

Staatsräson und FamilienliebePlácido Domingo singt den Dogen Francesco Foscari in Verdis I due Foscari

Als 65. Doge von Venedig regierte der historische Fran- cesco Foscari über die ungewöhnlich lange Periode von 34 Jahren. In kriegerischen Zeiten vergrößerte er von 1423 bis 1457 Macht und Herrschaftsgebiet der Serenissima, stieß aber im Inneren wegen ausufernder Kosten auf hef-tige Opposition, angeführt von Admiral Pietro Loredano. Während einer hitzigen Debatte im Senat soll Foscari in einem Moment des Zornes erklärt haben, dass ihm ein vernünftiges Regieren unmöglich sei, solange „dieser Teufel von einem Loredan“ lebe. Als der Admiral und sein Bruder plötzlich starben, verdächtigte Pietros Sohn Jacopo Loredano sogar den Dogen, seine Vorfahren ver-giftet zu haben.Drei von vier Söhnen des Dogen waren zu diesem Zeit-punkt bereits verstorben und der einzige überlebende Sohn Jacopo konnte die Hoffnungen seines Vaters, ihm politisch nachzufolgen, nicht erfüllen. Wegen verbotener Geschenkannahme flüchtete er zunächst nach Triest und wegen eines ungeklärten Mordes wurde er später nach Kreta verbannt. Seine heimliche Rückkehr missglückte und wegen Spionage wurde er in Kerkerhaft genommen. Der alternde Doge Francesco konnte den Tod seines Sohnes in Haft nicht überwinden, ließ seine Amtsgeschäfte schlei-fen und wurde von seinen Widersachern illegalerweise abgesetzt. Zwei Wochen nach dieser Demütigung verstarb der historische Francesco Foscari.

Venedig ohne KarnevalszauberAls Giuseppe Verdi für seine erste venezianische Oper nach einem Stoff suchte, dachte er, dass diese historische Familientragödie „in Venedig ganz besonders interessie-ren“ könne, wie er in einem Brief vom 4. Juli 1843 fest-hielt. Er schickte ein vollständiges Szenario nach Venedig, das auf dem Drama La famiglia Foscari des piemonte-sischen Schriftstellers Carlo Marenco basierte. Doch die Zensurbehörde lehnte das Sujet aus Rücksicht auf leben-de Nachfahren der historischen Gegner ab. Verdi suchte nach einer anderen Vorlage, entschied sich für Ernani nach Victor Hugo und arbeitete erstmals mit dem Librettisten Francesco Maria Piave zusammen.Mit umgekehrten Vorzeichen wiederholte sich dieser Ent-stehungsprozess ein Jahr später in Rom und sollte I due Foscari doch noch auf die Bühne bringen. Als Verdi für das Teatro Argentina in Rom eine Oper komponieren sollte, bestand er auf Francesco Maria Piave als Libret-tisten und schlug als Sujet das Drama Lorenzo de’ Medici des späteren Revolutionärs Giuseppe Revere vor. Diesmal verweigerte die päpstliche Zensur der Darstellung eines Tyrannenmordes die Zustimmung und die Wahl fiel auf die von Verdi vorgeschlagene venezianische Alternative I due Foscari. Verdi bat Piave, das Szenario in Anlehnung an

das Drama von Lord Byron grundlegend zu überarbeiten: „Strapaziere deinen Geist und erfinde etwas, das ein we-nig Furore macht.“Der ominöse englische Dichter Lord Byron verbrachte die Jahre 1819 bis 1821 in Ravenna, nachdem er einmal mehr wegen der verbotenen Liebschaft zur jungen, verheira-teten Gräfin Teresa Guiccioli seinen bisherigen Aufent-haltsort Venedig verlassen musste. Im Palazzo Guiccioli schrieb er, wenn man seinen eigenen Aufzeichnungen Glauben schenken möchte, die Tragödie The Two Foscari in knapp drei Wochen, in der er mit der klassischen Form des Dramas und der Einheit von Zeit, Ort und Handlung experimentierte. Byron skizziert ein düsteres Bild der Venezianischen Geschichte und Politik, die sich auch loy-alen Dienern gegenüber rachsüchtig zeigt, und lässt seine Figuren ohne Ausweg, denn am Ende siegt stets Vene-dig selbst.Schweigen und Geheimnis, die ersten Worte des Eröff-nungschores, nehmen die Atmosphäre von Verdis Oper vorweg, in der keine jugendlich Liebenden gezeigt wer-den, sondern ein Loyalitätskonflikt zwischen Familien- und Staatsinteressen. Piave stellte dem Libretto auch eine für sein Schaffen ungewöhnliche Einleitung an die Leser vor-an, um weitgehende Freiheiten im Umgang mit den his-torischen Ereignissen zu entkräften. Auch in I due Foscari muss der venezianische Doge Francesco Foscari seinen Sohn Jacopo wegen eines angeblich von diesem ausgeüb-ten Mordes in die Verbannung schicken. Tatsächlich aber hat dessen Gegner Loredano eine ebenso geschickte wie tödliche Intrige eingefädelt. Jacopos Frau Lucrezia glaubt fest an die Unschuld ihres Gatten und will ihn in die Verbannung begleiten, was ihr verweigert wird. Erst als Jacopo schon auf der Galeere ist, die ihn nach Kreta brin-gen soll, erreicht Francesco ein Brief, der die Unschuld seines Sohnes beweist. Doch der Tod war schneller als die Gerechtigkeit, Jacopo ist auf der Galeere gestorben und Francesco muss als Doge abtreten. Die Schmach und der Verlust seines Sohnes brechen ihm das Herz.Verdis sechste Oper stand bei der Uraufführung im Schat-ten des ungleich beliebteren Ernani, erzielte aber bei den Folgeaufführungen doch noch einen großen Erfolg. Doni-zetti erkannte in I due Foscari Verdis Genie „wie in Blit-zen“ aufleuchten und begrüßte den jungen Kollegen als „Mann der Zukunft“. In der Figur des Dogen Foscari fin-det sich eine der großen Vatergestalten Verdis und der Vorläufer eines weiteren Dogen, Simon Boccanegra. In der Kerkerszene des Jacopo zeigt der junge Verdi seine kreative Fähigkeit im Umgang mit musikalischen Kon-ventionen. I due Foscari fand rasche Verbreitung in Ita-lien, wurde in der Folge in ganz Europa aufgeführt und stand ab 1847 auch auf den Spielplänen der Neuen Welt.

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Plácido Domingo

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In den 1870er Jahren verschwand die Oper von den Büh-nen, wurde nur noch vereinzelt aufgeführt und erst ab der zweiten Hälfte der 1950er Jahre folgten regelmäßige, wenn auch seltene Neuinszenierungen.

Die düstere Seite der SerenissimaNach seinem Erfolg in der Titelpartie von Il postino über-nimmt Plácido Domingo die Partie des zwischen Staatsrä-son und Familienliebe zerrissenen Dogen Francesco Fos-cari in einer Inszenierung des jungen US-amerikanischen Regisseurs Thaddeus Strassberger. „Ich habe mich im-mer dafür verantwortlich gefühlt, Verdis weniger bekannte Opern zu bewerben“, erklärte Domingo die Stückwahl in einem Interview mit der Los Angeles Times, und I due Fos-cari sei eines der wichtigsten seiner frühen Werke. Arturo Chacón-Cruz, zuletzt als Hoffmann zu erleben, singt den beschuldigten und verbannten Sohn Jacopo, dessen treue Gattin Lucretia von Davinia Rodriguez verkörpert wird. Als Intrigant Loredano bringt der italienische Bassist Roberto Tagliavini den zwei Foscari Unglück und Tod. James Con-lon, musikalischer Direktor der Los Angeles Opera, leitet das ORF Radio-Symphonieorchester Wien. Venedig war für Dirigent James Conlon in seiner Einfüh-rung der Los Angeles Opera zu I due Foscari zu diesem Zeitpunkt der Geschichte die mächtigste Stadt der westli-chen Welt, die über die Meere herrschte, und daher war das Staatsoberhaupt die mächtigste Person Westeuropas. Im Falle von Verdis Oper hieß dieser Mann Francesco Foscari, der selbst als Doge von der adeligen Obrigkeit zu Fall gebracht werden konnte. „Der Rat der Zehn hatte die Macht, über jemanden im Geheimen ein Urteil zu fällen und zu vollstrecken.“ Selbst der Doge konnte sich in einer Lage wiederfinden, aus der er selbst keinen Ausweg wusste. „Er muss sich zwischen der Loyalität zu seinem Sohn und seiner Verantwortung gegenüber dem Staat ent-scheiden, als sein Sohn allem Anschein nach wegen Mor-des verurteilt wird.“ Als die Wahrheit ans Licht kommt, ist es für die Familie Foscari bereits zu spät. Schweigen und Geheimnisse haben sich wieder über die Serenissi-ma gelegt.

Tragedia lirica in drei Akten (1844)

MUSIK VON GIUSEPPE VERDI

LIBRETTO VON FRANCESCO MARIA PIAVE

NACH DER HISTORICAL TRAGEDY THE TWO FOSCARI (1822)

VON LORD BYRON

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung James Conlon

Inszenierung Thaddeus Strassberger

Bühne Kevin Knight

Kostüme Mattie Ullrich

Licht Bruno Poet

Francesco Foscari Plácido Domingo

Louis Otey (25.1.)

Jacopo Foscari Arturo Chacón-Cruz

Lucrezia Contarini Davinia Rodriguez

Jacopo Loredano Roberto Tagliavini

Barbarigo Andrew Owens*

Pisana Gaia Petrone*

Fante del Consiglio die Dieci Ioan Hotea

Servo del Doge Marcell Krokovay

ORF Radio-Symphonieorchester Wien

Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner)

*Junges Ensemble des Theater an der Wien

Neueinstudierung des Theater an der Wien

In Koproduktion mit Los Angeles Opera,

Palau de les Arts Reina Sofia und Royal Opera House Covent Garden

PREMIERE: Mittwoch, 15. Jänner 2014, 19.00 Uhr

AUFFÜHRUNGEN: 18. / 20. / 23. / 25. / 27. Jänner 2014, 19.00 Uhr

EINFÜHRUNGSMATINEE: Sonntag, 12. Jänner 2014, 11.00 Uhr

I DUE FOSCARI

Arturo Chacón-Cruz James Conlon

Unterstützt von

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D A S N E U E O P E R N H A U S

STAGIONE #3 | 7

Jean-Philippe Rameau war ebenso der umstrittenste Kom-ponist seiner Zeit, wie er auch ein streitbarer Musiktheo-retiker war. Mit seinen Opern löste er im 18. Jahrhundert hitzige Auseinandersetzungen zwischen den traditionsbe-wussten Anhängern Lullys und seiner eigenen Werke aus. Er beteiligte sich selbst mehrere Male an diesen Querelles, um seine musiktheoretischen Erkenntnisse gegen Kritiker zu verteidigen, und bei jedem seiner neuen Werke fla-ckerten die Auseinandersetzungen wieder auf.Rameaus erste komische Oper, zunächst als Ballettkomö-die, später als Comédie lyrique bezeichnet, basiert auf dem Libretto Platée ou Junon jalouse von Jacques Autreau, nach einer Geschichte des Pausanias aus seiner Beschrei-bung Griechenlands, und wurde von Adrien-Joseph Le Valois d’Orville für die endgültige Fassung überarbeitet. Für einmal war Göttervater Jupiter treu und doch wütet die eifersüchtige Gattin Juno. Um die Göttin von ihrer Eifersucht zu befreien, hecken Mercure und Cithéron eine List aus. Jupiter gibt vor, sich in die liebestolle, ebenso unansehnliche wie eitle Sumpfnymphe Platée verliebt zu haben. Der Göttervater ist überzeugt, dass Juno die Lä-cherlichkeit ihrer Eifersucht erkennt, wenn sie die groteske Scheinbraut erst erblicke. Die eitle Nymphe ist von den Avancen Jupiters geschmeichelt und geht begeistert auf sie ein. Bis zur Hochzeit, gebietet Jupiter, soll die Zeit mit festlichen Divertissements überbrückt werden.Platée wurde 1745 am Hof von Versailles uraufgeführt, fiel als repräsentative Hochzeitsoper durch, wurde ab 1759 in Paris zu einem der erfolgreichsten Stücke Rameaus, bis sein Werk im 19. Jahrhundert wieder in Vergessenheit fiel. Claude Debussy mahnte, dass man sich unerklärlich lan-ge überhaupt nicht mehr an Rameau, an seinen Charme und an seine strenge, doch so feine Form erinnere, und fand keine Entschuldigung dafür, dass man die Tradition Rameaus, dessen Werk angefüllt sei mit Funden von fast einzigartigem Rang, im 19. Jahrhundert vergessen konnte. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Werke des Erneuerers der französischen Barockmusik wiederentdeckt.Nach Händels Semele erarbeiten Regisseur Robert Carsen und Dirigent William Christie wieder gemeinsam eine Ba-rockoper im Theater an der Wien. Christie leitet sein Spe-zialistenensemble Les Arts Florissants, es singt der Arnold Schoenberg Chor. Als Jupiter muss sich Edwin Crossley-Mercer dem Zorn seiner Gattin stellen. Die Titelpartie der Nymphe Platée, die vom niederländischen Sänger Marcel Beekman verkörpert wird, sorgte als Travestierolle schon zur Entstehungszeit für Heiterkeit und wurde von Rameau bewusst für einen hohen Tenor geschrieben.

OPER IM FEBRUAR

Im LiebessumpfWilliam Christie und Robert Carsen erarbeitenJean-Philippe Rameaus Ballet-bouffon Platée

Robert Carsen

William Christie

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Schlaftrunken stimmt der antike Tragiker Thespis ein Dank-lied auf Bacchus an, der ihm Stille und Schlaf spendet, bevor er von der Muse Thalie und dem Spötter Momus unterbrochen und um Hilfe gebeten wird. Ausgerechnet der Schöpfer der antiken Tragödie soll ihnen im Prolog zu Platée bei der Geburt der Komödie zur Seite stehen. In einem Spektakel planen sie, die Mängel der Menschen aufzuzeigen und Junos Eifersucht zu demaskieren. Amour erscheint und weist auf die Bedeutung der Liebe als In-spiration hin. Gemeinsam besingen sie un spectacle nou-veau, um auf die Schwächen der Menschen einzuwirken. Die Lächerlichkeit der Götter des Olymps dienten Rameau und dem Librettisten d’Orville als Maske, um die Eitelkei-ten und Intrigen der regierenden Obrigkeit zu entlarven.Platée kann als frühes Beispiel einer komischen, franzö-sischen Oper verstanden werden und zeigt für William Christie und Les Arts Florissants den spöttischen Rameau, der gemeinsam mit seinem Librettisten die Tradition der höfischen Gazette wiederbelebt habe, in der auf den Büh-nen das Leben der Obrigkeit reflektiert wurde. Rameau er-hielt den Auftrag zu seiner ersten komischen Oper anläss-lich der bevorstehenden Hochzeit des Thronfolgers und Sohns von König Ludwig XV. von Frankreich und der spa-nischen Infantin Maria Theresia Rafaela, einer entfernten Cousine ihres zukünftigen Gatten, über deren angebliche Hässlichkeit sich Platée lustig macht. Die Ehe der bei-den Königskinder sollte das Bündnis zwischen Frankreich und Spanien gegenüber dem Haus Habsburg stärken. Bereits ein Jahr nach den Feierlichkeiten 1745 verstarb die glücklose junge Kronprinzessin nach der Geburt ih-rer einzigen Tochter.

Parade der EitelkeitenDie Handlung mit ihrer Fülle an Missverständnissen, vor-getäuschter und echter Liebe bot Rameau den entspre-chenden Rahmen für seine musikalischen Geniestreiche. Ein quakender Froschchor, mächtige Stürme und Natur-schilderungen oder die berühmte Wahnsinnsarie der La Folie zeugen von komischem Glück und Freude. Platée ist eine Parade der Eitelkeit, in der der Olymp als Sinn-bild des Hofes und als Deckmantel für jede vorstellbare Dummheit Regierender dient. Mit Platée kündigt Rameau

PREMIERE IM FEBRUAR

Höfische GazetteMarcel Beekman singt die Titelrolle der Nymphe Platée und Simone Kermes erhebt als La Folie die Stimme Rameaus

Ballet-bouffon in einem Prolog und drei Akten (1745)

MUSIK VON JEAN-PHILIPPE RAMEAU

LIBRETTO VON JACQUES AUTREAU

REVIDIERT VON ADRIEN-JOSEPH VALOIS D’ORVILLE

UND BALOT DE SOVOT (1745/49)

In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung William Christie

Inszenierung Robert Carsen

Ausstattung Gideon Davey

Licht Robert Carsen & Peter van Praet

Choreografie Nicolas Paul

Dramaturgie Ian Burton

Platée Marcel Beekman

La Folie Simone Kermes

Mercure / Thespis Cyril Auvity

Jupiter Edwin Crossley-Mercer

Clarine / Amour Emmanuelle de Negri

Momus / Satyre João Fernandes

Cithéron / Momus (Prolog) Marc Mauillon

Junon Emilie Renard

Thalie Gan-ya Ben-gur Akselrod*

Les Arts Florissants

Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner)

*Junges Ensemble des Theater an der Wien

Neuproduktion des Theater an der Wien

In Koproduktion mit der Opéra Comique Paris

PREMIERE: Montag, 17. Februar 2014, 19.00 Uhr

AUFFÜHRUNGEN: 19. / 21. / 24. / 26. / 28. Februar 2014, 19.00 Uhr

EINFÜHRUNGSMATINEE: Sonntag, 16. Februar 2014, 11.00 Uhr

PLATÉE

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STAGIONE #3 | 9

bereits jene kritische Satire auf aktuell Herrschende ba-sierend auf einem antiken Sujet vorweg, die in Offen-bachs La Belle Hélène einen weiteren dramatischen Hö-hepunkt erlebt.William Christie und Les Arts Florissants verfügen über eine lange Erfahrung mit den Opern von Jean-Philippe Ra-meau. Nach Les Indes galantes, Castor et Pollux, Hippolyte et Aricie, Les Paladins und Zoroastre wendet sich das in Paris beheimatete Ensemble mit seinem Gründer und Lei-ter Christie im 250sten Todesjahr des Komponisten erst-mals seiner Ballettkomödie Platée zu. Nach der gemein-samen Produktion von Rameaus Les Boréades wird der kanadische Regisseur Robert Carsen sowohl Inszenierung als auch Lichtgestaltung verantworten und Dirigent William Christie möchte das Publikum dazu einladen, die Geheim-nisse von Platée zu entdecken.Die Titelpartie der Nymphe Platée wird der niederländische Tenor Marcel Beekman verkörpern, der ebenfalls unter der Regie von Robert Carsen in Monteverdis L’incoronazione di Poppea im Theater an der Wien sein Debüt gegeben hat. Als Poppeas dralle Amme Arnalta sorgte Beekman damals schon in einer Travestierolle für die humorvollen Passagen in Monteverdis letzter, hocherotischen Oper. Die dramatische Koloratursopranistin Simone Kermes wird nach ihrem konzertanten Auftritt in Haydns Orpheus und Eurydike-Version L’anima del filosofo erstmals an der

Wienzeile einen ihrer seltenen, szenischen Auftritte reali-sieren. Ihrer Rolle der La Folie ließ Rameau nicht nur die berühmte Arie des Wahnsinns, sondern auch inhaltlich großes Gewicht zukommen. Im Wechselspiel zwischen er-zählter Handlung und Divertissement erhebt La Folie ihre Stimme, um die Musik selbst und ihre Ausdrucksfähigkeit zu thematisieren.Nachdem die eitle Nymphe Platée auf die Avancen Jupi-ters geschmeichelt eingeht, bittet der Gottvater Momus, den Gott des Spottes und Meister der scharfzüngigen Satire, die Zeit bis zur vorgetäuschten Vermählung mit festlicher Unterhaltung zu überbrücken. Momus überlässt diese Aufgabe der plötzlich erscheinenden La Folie, die sich in ihrer langen Da capo-Arie „Aux langeur d’Apollon“ wenig an inhaltliche Konventionen hält, die auf eine be-vorstehende Hochzeit einstimmen würden. Im Text von La Folie lassen sich stattdessen deutliche Anspielungen auf Rameaus musikalische Haltung in den Querelle des Lullistes finden. Rameau wurde von den Anhängern Lullys vorgeworfen, kein natürliches Maß in der Musik zu be-sitzen. Stattdessen blende seine Musik mit bizarren und brillanten Effekten. Diesen Vorwurf greift Rameau direkt auf und antwortet auf die Polemik gegen seine Kompo-sitionen mit Musik. In Platée erhebt auch Rameau selbst seine Stimme, wenn er La Folie auffordern lässt: „Admirez tous mon art célèbre.“

Marcel Beekman Simone Kermes

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„Wenn ich weiter gesehen habe, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe“, zitierte Isaac Newton ei-nen Aphorismus, der zumindest seit dem 12. Jahrhundert als Redewendung gebraucht wurde und dessen Schöpfer unbekannt ist. Der Komponist Helmut Jasbar hat sich in seiner Oper The King Arthur Sceance dem Riesen Henry Purcell zugewandt und im Untertitel On Henry Purcell’s Shoulders vermerkt: „Der Untertitel bezeichnet den Res-pektabstand zu dieser unglaublich schönen Musik von Henry Purcell. Das Komponieren war ein permanentes Ringen um all jene Stücke Purcells, die nicht angegriffen werden.“Der Orpheus Britannicus Purcell hat 1691 die Musik für die allegorischen Szenen zum Schauspiel King Arthur des Hofpoeten John Dryden beigesteuert. Erst der Siegeszug der italienischen Oper verdrängte das erfolgreiche Stück, Purcells Handschrift gilt als verschollen und jede Auffüh-rung muss die verwendete Partitur aus sich teils wider-sprechenden Quellen rekonstruieren. Bei diesem Projekt sei Helmut Jasbar mit dem Problem konfrontiert gewe-sen, „dass Purcell eigentlich unangreifbar ist. Als Diri-gent Heinz Ferlesch King Arthur, der so selten zu hören ist, als Ausgangspunkt vorgeschlagen hat, habe ich mir gedacht, dass ich das nicht machen kann.“ Die Idee der Rekonstruktion, die jeder Beschäftigung mit King Arthur vorausgehen muss, wurde daher zum prinzipi-ellen Ansatz für Jasbars Beschäftigung mit Herny Purcell. „Ich habe mir gedacht, wie es wäre, wenn The King Arthur Sceance in einer Welt spielt, in der sowohl das Wissen um die Person als auch die Musik von Henry Purcell verloren gegangen sind.“ In einer nicht zu fernen Zukunft leben die Menschen unter der Erde in Katakomben, da die Erdoberfläche toxisch verseucht ist. Die meisten kulturellen

Leistungen sind nach der Digitalisierung verloren gegan-gen, da das einfache Ziehen eines Steckers ausreichte, um die gesamte Erinnerung zu vernichten. Alle komple-xen Systeme waren betroffen und die unterirdischen Be-wohner sind auf mündliche Überlieferung angewiesen.Die Bewohner finden eine Schallplatte von King Arthur und es gelingt ihnen mit viel Mühe, diese auch abzuhö-ren. Die Rekonstruktion gelingt, sagt Jasbar: „Für diese Menschen waren ihre Vorfahren Bestien, dennoch emp-finden sie ein Erstaunen über die Musik, die vor ihnen zuwege gebracht wurde. In dieser Kulturleistung sehen sie eine unglaubliche Ambivalenz. Ihre Vorfahren waren nicht nur Monster, die den Planeten vergiftet haben, son-dern auch diese Musik geschaffen haben.“ Auch wenn es apokalyptisch klingt, zeichnet sich The King Arthur Sceance für den Komponisten durch einen komischen Aspekt aus: „Ich bezeichne es als dystopische Science-Fiction-Komödie, ein noch nicht geschaffenes Genre.“Die Musik zu The King Arthur Sceance basiert auf Hen-ry Purcell, dient der neuen Dramaturgie und wird vom Ensemble Barucco auf historischem Instrumentarium un-ter der musikalischen Leitung des Mitbegründers Heinz Ferlesch interpretiert. Helmut Jasbar übernimmt aus King Arthur jene musikalischen Passagen, „die mir unverzicht-bar erschienen.“ Die Geschichte der Oper spielt aber keine Rolle, da sie den zukünftigen Menschen nicht ge-wärtig sein kann.“ Die originale Handlung scheint nur in feinen Assoziationen auf. Karl Markovics lenkt als Spre-cher in einer Zeit der Dunkelheit die Aufmerksamkeit auf Hoffnung und Kraft der Musik der untergegangenen Epoche Purcells.

URAUFFÜHRUNG

Auf den Schultern von Henry PurcellKomponist Helmut Jasbar über seine Oper The King Arthur Sceance

THE KING ARTHUR SEANCE – ON HENRY PURCELL’S SHOULDERS Oper von Helmut Jasbar (2014)Konzertante Aufführung in englischer Sprache

Deutsche Sprechtexte von Helmut Jasbar

Musikalische Leitung Heinz Ferlesch

Sprecher Karl Markovics

Mit Maria Erlacher, Ursula Langmayr, Markus Forster,

Daniel Johannsen, Matthias Helm

Barucco

Wiener Singakademie Kammerchor

Uraufführung: Freitag, 17. Jänner 2014, 19.30 Uhr

Helmut Jasbar Karl Markovics

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D A S N E U E O P E R N H A U S

STAGIONE #3 | 11

Der italienische Komponist Fausto Romitelli, Jahrgang 1963, schuf kurz vor seinem frühen Tod 2004 die Video- Oper An Index of Metals. In der Aufführung im Theater an der Wien leitet Baldur Brönnimann das Klangforum Wien, unter der Klangregie von Peter Böhm und Florian Bog-ner singt die kanadische Sopranistin Barbara Hannigan.Romitelli war einer der radikalsten Komponisten seiner Generation. Er ließ sich von der Subkultur des anglo-amerikanischen Raumes inspirieren, liebte das Archaische und Spontane der Popmusik und fand in der E-Gitarre sein Lieblingsinstrument. Seinem Kompositionsstil lag die Idee zugrunde, Klänge wie heiße Eisen zu schmieden. Sein letztes Werk, die 50-minütige Video-Oper An Index of Metals für Sopran, elfköpfiges Ensemble und Drei-Ka-nal-Video, basiert auf einem Libretto der Autorin Kenka Lèkovich, Stadtschreiberin von Graz 2004, und verschmilzt mit Videoeinspielungen von Paolo Pachini und Léonardo Romoli zu einem genreübergreifenden visuellen und akus-tischen Sinnerlebnis. Romitelli folgt Lèkovichs dreiteiligem Gedicht Metalsushi und besetzt das elfköpfige, elektro-nisch verstärkte Ensemble mit Instrumenten der klassi-schen Musik und der Rockmusik. Ein elektronisch gefilter-ter Sopran ist in das Ensemble integriert, auf klassisches

Bühnengeschehen verzichtet Romitelli. Auf drei Leinwän-den bilden stattdessen Aufnahmen von Lichteffekten me-tallischer Oberflächen den visuellen Part des als Lichtshow konzipierten Werkes.Romitelli strebte mit An Index of Metals weder einen wei-teren Versuch an, der Gattung Oper neue Aspekte abzu-gewinnen, noch schwebte ihm ein multimedialer Ansatz vor, der mehrere Kunstformen im Dienste einer gemein-samen Erzählebene vereinen sollte. Er trachtete nach dem vollkommen neuen Konzept, Klang und Licht zu einem einzigen Prozess zu verschmelzen: „Das Ziel von An In-dex of Metals ist es, die profane Form der Oper in die Erfahrung einer umfassenden Wahrnehmung zu ändern und den Zuschauer in eine glühende Form zu stürzen, die sowohl phosphoreszierend als auch klangvoll ist, ein Magma aus fließenden Tönen, Formen und Farben, ohne Erzählebene außer jener der Hypnose, Besessenheit und Trance.“Romitelli hat An Index of Metals 2003 in den letzten Tagen seines aktiven Komponistenlebens geschrieben und konnte noch erste Aufführungen miterleben. Nach schwerer Krank- heit starb er im 41. Lebensjahr 2004 in Mailand.

OPER KONZERTANT

Hypnose, Besessenheit und TranceDas Klangforum interpretiert Fausto Romitellis Video-Oper An Index of Metals

Barbara Hannigan wurde dieses Jahr von der Fachzeitschrift „Opernwelt“ zur Sängerin des Jahres gekürt

AN INDEX OF METALSVideo-Oper von Fausto Romitelli (2003)Aufführung in englischer Sprache

Musikalische Leitung Baldur Brönnimann

Stimme Barbara Hannigan

Klangregie Peter Böhm & Florian Bogner

Klangforum Wien

Donnerstag, 30. Jänner 2014, 20.00 Uhr

Fausto Romitelli

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ADMETO, RE DI TESSAGLIAOper von Georg Friedrich Händel (1727)Konzertante Aufführung in italienischer Sprache

Musikalische Leitung Alan Curtis

Mit Sonia Prina, Caitlin Hulcup, Emoke Baráth,

Luigi De Donato, Romina Basso, Gianluca Buratto

Il complesso barocco

Sonntag, 23. Februar 2014, 19.00 Uhr

seine zaudernde Titelfigur in einer für einen König völlig untypischen Situation vor: Admeto liegt krank auf dem Sterbebett. Nur wenn eine dem König nahestehende Per-son statt seiner sterbe, könne Admeto gerettet werden, lautet die Prophezeiung des Gottes der Heilung Appol-lo. Seine Gattin Alceste stößt sich selbst einen Dolch in die Brust, um Admeto zu retten. Seine frühere Verlobte Antigona hingegen fühlt sich von Admeto verraten und sieht in seiner Krankheit die gerechte Strafe der Götter. Ohne Admetos Wissen holt sein Gastfreund Herkules Al-ceste zurück aus der Unterwelt, die als Mann verkleidet die Treue ihres Gatten auf die Probe stellt. Admeto aber verharrt unentschlossen und weiß nicht, ob er dem An-denken seiner vermeintlich verstorbenen Gattin treu blei-ben oder Antigona heiraten soll.Nur in Händels Oper bringt es der König von Thessa-lien bis zur Titelfigur, der ansonsten im Schatten seiner Gemahlin Alceste steht. Auch bei Händel verharrt der schwache König in passiver Verzweiflung, gewinnt aber aus dieser Charakterschwäche seinen musikalischen Reiz, wie es die Händel-Expertin Silke Leopold formuliert: „Doch gerade dieses Schwanken zwischen erhabenen und läppi-schen Gefühlen, diese Unentschlossenheit zwischen stren-ger Trauer und neu erwachender Liebe erlaubte es Hän-del, Admeto mit höchst abwechslungsreicher Musik zu charakterisieren.“ Der Beginn der Oper, in dem der von Krankheit gezeichnete Admeto im Fieberwahn deliriert, gehört für Silke Leopold „zu den ergreifendsten Szenen in Händels Opernschaffen“.

Nach der musikalischen Leitung der szenischen Produkti-on von Vincis und Händels Semiramide in der Kammer- oper kehrt Alan Curtis mit seinem Ensemble Il complesso barocco an die Wienzeile zurück und präsentiert Händels Admeto, Re di Tessaglia mit Sonia Prina in der Titelrolle. Die 1727 entstandene Opera seria war ganz auf das sän-gerische Triumvirat Senesino, Francesca Cuzzoni und Faus-tina Bordoni zugeschnitten. Händel passte die musikali-schen Höhepunkte den jeweils individuellen Charakteren an, um die Vorzüge des berühmten Kastraten und der vom Londoner Publikum als „Rival Queens“ bezeichneten Sän-gerinnen hervorheben zu können. Das Libretto basiert auf Euripides Tragödie Alkestis, die zweite weibliche Hauptfigur der Antigona ist frei erfunden.Admeto, König von Thessalien, kann sich drei Akte lang nicht zwischen zwei Frauen entscheiden und Händel stellt

OPER KONZERTANT

König im FieberwahnAlan Curtis leitet Händels Opera seria Admeto, Re di Tessaglia

Alan CurtisSonia Prina

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D A S N E U E O P E R N H A U S

SYMPOSIUM & VORTRAG

Von leuchtender LiebeStefan Mickisch führt den Zyklus Der Ring des Nibelungen am Klavier fort

2013 stand ganz im Zeichen von Richard Wagner und Stefan Mickisch erläuterte als Auftakt zu seinem Zyklus „Wagners Der Ring des Nibelungen am Klavier“ den Vor-abend Das Rheingold. Der deutsche Pianist und Musikwis-senschafter hat sich mit seinen Einführungsvorträgen vor allem zu den Opern von Richard Wagner international als Opernführer des 21. Jahrhunderts etabliert und seine Ein-führungsmatinéen sind fester Bestandteil der Bayreuther Festspiele. Mickisch verbindet profunde Kenntnisse von Aufbau und Tonarten mit genauem Wissen der Entste-hungsgeschichte und Vergleichen zur Kultur des 20. Jahr-hunderts: „Wenn sie Der Herr der Ringe gelesen haben und alle Asterix-Hefte kennen, dann verstehen sie den Ring am besten.“ Anfang 2014 setzt Mickisch, der Wagners Ring als „ein eigenes Weltkonzept und interpretatorisch das

„DER RING IN WORTEN“Wagners Der Ring des Nibelungen am Klavier

präsentiert von Stefan Mickisch

DIE WALKÜREDienstag, 21. Jänner 2014, 19.30 Uhr

SIEGFRIEDDienstag, 25. Februar 2014, 19.30 Uhr

größte aller denkbaren künstlerischen Abenteuer bis auf den heutigen Tag“ beschreibt, seine Opernabende mit den musikalischen Vorträgen zu Die Walküre und Siegfried fort.

Palmsonntag, 13. 4., 11.00 Uhr | Konzerthaus | Großer Saal

JOHANNES-PASSIONVon Johann Sebastian Bach | Wiener Symphoniker Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde | Dirigent: Giovanni Antonini Mit Johannes Chum, Hanno Müller-Brachmann, Klara Ek, Bernarda Fink

Palmsonntag, 13. 4., 19.00 Uhr (Premiere), 15. / 20. 4., 19.00 Uhr | Kammeroper

LA CLEMENZA DI TITO Oper von Wolfgang Amadeus Mozart | Bach Consort Wien Dirigent: Rubén Dubrovsky | Regie: Alberto TriolaJunges Ensemble des Theater an der Wien

Montag, 14. 4., 19.00 Uhr (Premiere), 17. / 19. 4., 19.00 Uhr | Theater an der Wien

MESSIAHOratorium von Georg Friedrich Händel | Les Talens Lyriques Arnold Schoenberg Chor | Dirigent: Christophe Rousset | Regie: Claus Guth Mit Maria Bengtsson, Ingela Bohlin, Paul Lorenger, Bejun Mehta, Florian Boesch, Charles Workman, Nadia Kichler

15. 4., 19.30 Uhr | Minoritenkirche

LEÇONS DE TÉNÈBRESMusik von Marc-Antoine Charpentier & François Couperin Mit Christophe Rousset, Amel Brahim-Djelloul, Judith van Wanroij, François Joubert-Caillet

16. 4., 19.30 Uhr | Theater an der Wien

MISSA SOLEMNISMesse von Ludwig van Beethoven | Wiener Akademie Philharmonischer Chor Brünn | Dirigent: Martin Haselböck Mit Malin Hartelius, Caitlin Hulcup, Daniel Behle, Stefan Cerny

Karfreitag, 18. 4., 19.30 Uhr | Minoritenkirche

CRUCIFIXUSSakrale russische Chöre von Pawel Tschesnokow, Dimitri Bortnjanski, Sergej Rachmaninow u.a. | Dreifaltigkeitschor des Alexander Newski Männerklosters St. Petersburg | Dirigent: Anton Marushchak

Ostersonntag, 20. 4., 19.30 Uhr | Musikverein | Großer Saal

FRÜHLING IN WIENWiener Symphoniker | Dirigentin: Simone Young Mit Johan Botha, Florian Zwiauer

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Page 14: Stagione #23 - Jän/Feb 2014

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PORTRAITKONZERT IGOR BAKANBassbariton Igor Bakan

Klavier Christian Koch

Freitag, 14. Februar 2014, 19.30 Uhr

STAGIONE #3 | 15

Der Bassbariton studierte Gesang im litauischen Klaipe. daund trat dort ab 2006 sowie in Russland und Weißruss-land auf. Er ist Preisträger des Savonlinna Festival Inter-national und des Internationalen Hans Gabor Belvedere Wettbewerbes.An der Kammeroper wirkte der junge Bassbariton 2012/13 im Rahmen des Jungen Ensembles als Tobia Mill in Ros-sinis La cambiale di matrimonio, als Colline in Puccinis La bohème und als Zoroastro in Händels Orlando mit und im Theater an der Wien war er in Monteverdis Il ritorno d’Ulisse in patria sowie in Rossinis Le Comte Ory zu erleben.In dieser Saison war er in Vincis und Händels Semiramide als Ircano und in Gioachino Rossinis La Cenerentola in einer Doppelbesetzung in den Rollen des Don Magnifico und des Alidoro zu sehen. An seinem Portraitabend am 14. Februar trägt er Musik aus seiner Heimat vor, ein Programm mit Werken der russischen Romantik.

PORTRAITKONZERT

Igor Bakan

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Am 24. Jänner 2014 geben die türkische Sopranistin Çigdem Soyarslan und der amerikanische Tenor Andrew Owens erstmals in dieser Reihe ein gemeinsames Portrait-konzert. Seit der Gründung des Jungen Ensembles des Theater an der Wien waren die beiden bereits in mehre-ren Produktionen in der Kammeroper in den Hauptrollen zu erleben und harmonierten in Puccinis La bohème als Mimì und Rodolfo sowie in Vincis und Händels Semira-mide in der Titelrolle und als Scitalce.An ihrem gemeinsamen Konzertabend werden sie neben Liedern von Franz Liszt, Henri Dupac und Clara Schumann und Alma Mahler auch Duette von Gaetano Donizetti, Jules Massenet und Pietro Mascagni zum Besten geben.

PORTRAITKONZERT

C, ig dem Soyarslan & Andrew Owens

PORTRAITKONZERT ÇIGDEM SOYARSLAN& ANDREW OWENSSopran Çigdem Soyarslan

Tenor Andrew Owens

Klavier Christian Koch

Freitag, 24. Jänner 2014, 19.30 Uhr

D A S N E U E O P E R N H A U S

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16

Was wäre, wenn die Weltgeschichte in die Gegenrichtung verlaufen wäre und nicht die Spanier den noch namenlo-sen Kontinent Amerika erobert hätten, sondern die indige-nen Südamerikaner in den Kulturraum des Mittelmeeres eingefallen wären? Mauricio Kagel, 1931 in Buenos Aires geboren und aus deutsch-russisch-jüdischer Familie stam-mend, wollte Geschichte nicht in Vergessenheit geraten lassen: „Man muss aus ihr die Lehren ziehen und zwar politisch, moralisch, als auch ästhetisch.“ Kagels Kind-heit und Studienjahre in Buenos Aires schärften seinen Blick auf die tragischen Aspekte der Kolonialisierung La-teinamerikas und er wollte sich zeitlebens nicht damit abfinden, sich von „einer Horde Krimineller“ zuerst ent-decken, zivilisieren und konvertieren zu lassen, um dann jährlich Jubelhymnen auf die Konquistadoren anstimmen zu müssen.Der offiziellen Geschichtsschreibung Südamerikas setz-te er die beissend-groteske Kolonialsatire Mare Nostrum entgegen. Kagel habe das Stück in den 1970er Jahren geschrieben, erinnert Regisseur Christoph Zauner an eine Zeit, „in der in Südamerika die Sensibilität für die wirk-liche Geschichte des Kontinents immer größer geworden ist und die Frage aufkam, wie eigenständig Südamerika

eigentlich ist.“ Kagel habe die Heldenverehrung von Chris-toph Kolumbus abgelehnt. „Es gab und gibt in Südame-rika große Bestrebungen, diese Geschichte aufzuarbeiten. Die Geschichte der mörderischen Eroberungsfeldzüge wur-de lange verdrängt.“ Nicht Kolumbus entdeckt in Kagels Satire daher Indianer, sondern Amazonier erobern die mediterranen Länder. Der fiktive Stamm erlebt die erste Berührung an der Küste Portugals, greift beim Kontakt mit den Spaniern schon zu rabiateren Methoden, besucht das lateinische Italien, Griechenland, die Türkei und das Land der Bibel, um schließlich in arabischen Gefilden zu landen. „Für mich“, sagt Zauner, „stellt dieser Amazo-nier das Pendant zu einem Konquistador dar, der einen Eroberungsfeldzug antritt. Auch unter dem Vorwand der Entdeckungsreise bleibt es von Anfang an ein Eroberungs-feldzug.“

Europäische WildeMare Nostrum lässt sich keiner bekannten Gattung zu-ordnen. „Das Werk ist eine Mischung aus vielen Einflüs-sen“, sagt Christoph Zauner, „und verbindet Schauspiel, Musiktheater im weitesten Sinn, Persiflagen von zitierten Musikstücken und Tanz. In der Partitur vermerkt Kagel ganz genau Regieanweisungen, die ganz aus dem Ins-trumentalen Theater stammen, und dennoch lässt das Stück alle Deutungsfreiheiten.“Mare Nostrum war der lateinische Begriff für das Mit-telmeer, und rund um das mediterrane Gewässer ordnet Kagel seine auf zwei Personen reduzierte Konstellation an. Ein Bariton fungiert als Erzähler und Repräsentant der Kolonisatoren vom Amazonas und trifft auf einen Coun-tertenor, als Repräsentant der europäischen Wilden. Die Musiker bleiben gemäß Kagels Intentionen des Instru-mentalen Theaters sichtbar und können in die Handlung eingreifen, auch in der Deutung von Christoph Zauner: „Wir wollen in der Kammeroper ein szenisches Werk zei-gen, in dem die beiden Sänger auch spielen, aber wer-den das Orchester natürlich nicht in den Orchestergraben verbannen. Vier Musiker sind daher auf der Bühne und nur zwei Musiker und der Dirigent bleiben im Graben.“In der Konzeption von Zauner und Dirigent Gelsomino Rocco spricht der Amazonier das Publikum, das einer dritten Person gleich kommt, direkt an. „Als ob er nach einer Reise einer weiteren Person wie in einem Ausstel-lungsraum die Gegenstände, die er mitgebracht hat, zei-gen würde.“ Der Amazonier bereist Europa und zerstört dadurch die Kultur des Mittelmeerraumes und für den Regisseur stellt sich dabei Frage, „was eigentlich passie-ren würde, wenn die europäische Eroberungspolitik auf

PREMIERE IN DER KAMMEROPER

Die Eroberung EuropasRegisseur Christoph Zauner entdeckt den Mittelmeerraum neu: Mauricio Kagel persifliert in Mare Nostrum die Weltgeschichte

Entdeckung, Befriedung und Konversion des Mittelmeerraumes

durch einen Stamm aus Amazonien (1975)

Text und Musik von Mauricio Kagel

In deutscher Sprache

Musikalische Leitung Gelsomino Rocco

Inszenierung Christoph Zauner

Ausstattung Nikolaus Webern

Europäer Rupert Enticknap

Amazonier Ben Connor

Wiener KammerOrchester

Neuproduktion des Theater an der Wien in der Kammeroper

PREMIERE: Dienstag, 11. Februar 2014, 19.30 Uhr

AUFFÜHRUNGEN: 13. / 16. / 18. / 22. Februar 2014, 19.30 Uhr; 24. Februar 2014, 12.00 Uhr

EINFÜHRUNGSMATINEE: Sonntag, 9. Februar 2014, 11.00 Uhr

MARE NOSTRUM

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D A S N E U E O P E R N H A U S

STAGIONE #3 | 17

D A S N E U E O P E R N H A U S

die europäische Kultur träfe. Im Endeffekt würde diese Eroberungspolitik auch die europäische Kultur zerstören. Der Amazonier ist nicht als realer Vertreter eines ama-zonischen Volkes dargestellt, sondern stellt eine Querver-bindung zum europäischen Eroberer dar. Kagel stellt in diesem Sinn Eroberung und Kultur gegenüber.“

Sprachverwirrung und KlangreiseDie erzählenden Passagen für Sprechstimme sind in einem synthetischen Deutsch verfasst, das sich an der fehlerhaf-ten Syntax von in Deutschland lebenden Gastarbeitern der Entstehungszeit orientiert. Die beiden Protagonisten des Stückes reden ständig einander vorbei, meint Zauner: „Sie beobachten zwar, was den anderen ausmacht, verstehen es aber in Wirklichkeit komplett falsch, weil alles immer aus der Warte des Eroberers gesehen wird.“ Die aus dem lateinischen Wortschatz stammende „Befriedung“ als eu-phemistische Verschleierung von Besetzung mildert der Amazonier durch zwei Buchstaben inhaltsschwer ab, „um andere ungeregelte Völker dieser Gegend zu paxifizieren, also, zu befriedigen.“Die sechs Instrumentalisten begleiten die Reise rund um das Mittelmeer mit einer Fülle an verfremdeten und asso-ziativen Klängen von Maurice Ravel und Richard Strauss bis zu Mozarts Alla turca und unterstützen die dramatur-gische Absicht. „Der Amazonier und der Europäer nähern sich im Verlauf des Stückes immer mehr aneinander an.

Wenn sie sich aber zu nahe kommen, umso brutaler muss der Eroberer wieder mit dem anderen umgehen“, sagt Christoph Zauner. Mit Dialogfetzen aus Mozarts Die Ent-führung aus dem Serail spiegelt Kagel diesen Umstand wider. „Zu diesem Zeitpunkt gibt es die ersten Annähe-rungen der beiden Kulturen, die über ein hierarchisches Verhältnis hinausgehen. Plötzlich herrscht eine emotiona-le Ebene zwischen den beiden Protagonisten und genau deshalb muss der Amazonier mit Textpassagen der Ge-waltphantasien des Osim diese Beziehung wieder zerstö-ren. Je mehr sich ein Eroberer seinem Sklaven emotional nähert, umso größer wird seine Angst vor dem Sklaven und er muss diese Beziehung wieder brechen.“In seinem komplexen, bei aller grotesken Ironie doch intel-lektuell ernsthaften Werk setzt Kagel seine Überlegungen nicht in plakative Bilder und Handlungen um. Er wollte das Publikum durch Hören zum Denken verleiten. Die Austauschbarkeit historischer Rollenträger in Mare Nost-rum zeigt, wie leicht Unterdrückung und Ausbeutung bis hin zur Zerstörung eines vermeintlich Schwächeren durch einen nur materiell Mächtigeren führen kann. „Die Lebens-grundlage nimmt man einer Kultur in letzter Konsequenz erst dann, wenn man ihr auch die Identität nimmt“, sagt Christoph Zauner: „Ein Eroberer begegnet seinem Gegen-über nie auf Augenhöhe, sondern stülpt ihm seine eigene Gedankenwelt über, und die Begegnung basiert nicht auf Respekt, sondern auf Zerstörung.“

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Page 19: Stagione #23 - Jän/Feb 2014

Heinz Ferlesch (Dirigent)

Maria Erlacher (Sopran)

Markus Forster (Altus)

Matthias Helm (Bass)

Karl Markovics (Sprecher)

Ursula Langmayr (Sopran)

Daniel Johannsen (Tenor)

ENSEMBLE JÄNNER /FEBRUAR

William Christie (Dirigent)

Robert Carsen(Regie)

Simone Kermes (La Folie)

Marcel Beekman (Platée)

Cyril Auvity (Mercure/Thespis)

Edwin Crossley-Mercer (Jupiter)

Emmanuelle de Negri (Clarine/Amour)

João Fernandes (Momus/Satyre)

Marc Mauillon (Cithéron/Momus)

Emilie Renard (Junon)

Gan-ya Ben-gur Akselrod (Thalie)

PLATÉE

James Conlon (Dirigent)

Plácido Domingo (Francesco Foscari)

Davinia Rodriguez (Lucrezia Contarini)

Andrew Owens (Barbarigo)

Thaddeus Strassberger (Regie)

Arturo Chacón-Cruz (Jacopo Foscari)

Roberto Tagliavini (Jacopo Loredano)

Gaia Petrone (Pisana)

Marcell Krokovay (Servo del Doge)

I DUE FOSCARI

Alan Curtis (Dirigent)

Caitlin Hulcup (Alceste)

Luigi De Donato (Ercole)

Gianluca Buratto (Meraspe)

Sonia Prina (Admeto)

Emoke Baráth (Antigona)

Romina Basso (Trasimede)

ADMETO, RE DI TESSAGLIA

Gelsomino Rocco (Dirigent)

Rupert Enticknap (Europäer)

Christoph Zauner (Regie)

Ben Connor(Amazonier)

MARE NOSTRUM

Stefan Mickisch (Klavier und Vortrag)

„DER RINGIN WORTEN“AN INDEX OF METALS

Baldur Brönnimann (Dirigent)

Barbara Hannigan (Stimme)

THE KING ARTHUR SEANCE – ON HENRY PURCELL’S SHOULDERS

IMPRESSUM:Theater an der Wien – Intendant DI Roland Geyer | Medieninhaber/Herausgeber: Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H. | Generaldirektor Mag. Thomas DrozdaEin Unternehmen der Wien Holding | Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien | Tel. (+43/1) 588 30-1010 | [email protected] | www.theater-wien.atFür den Inhalt verantwortlich: Intendant DI Roland Geyer | Redaktion: Johannes Penninger | Mitarbeit: Andrea Brandner Theater an der Wien-Team: Karin Bohnert, Sylvia Hödl, Sabine Seisenbacher, Claudia Stobrawa, Philipp Wagner, Ksenija Zadravec | Marketing & Produktion: Tina Reithofer | Grafik: Martina Heyduk, Anna GrafRedaktionsschluss: 13. Dezember 2013 | Herstellung: Niederösterreichisches Pressehaus, Druck- und Verlagsgesellschaft G.m.b.H., 3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12 | Änderungen und Irrtümer vorbehalten | DVR 0518751

BILDNACHWEIS:Cover: Plakatsujet I due Foscari © Jung von Matt // S. 4 Plácido Domingo © LA Opera // S. 6 James Conlon © Robert Millard // S. 8 Marcel Beekman © Marco Borggreve // S. 10 Helmut Jasbar © Mischa Nawrata / Karl Markovics © Petro DomeniggS. 11 Barbara Hannigan © Ede Haas // S. 15 Andrew Owens & Çigdem Soyarslan, Igor Bakan © Lukas Beck // S. 16 Collage von Martina Heyduk unter Verwendung von Szenenfotos aus der Kammeroper

Ioan Hotea(Fante del Consiglio die Dieci)

Louis Otey(Francesco Foscari25.1.)

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I due FoscariOper von Giuseppe Verdi | Dirigent: James Conlon | Regie: Thaddeus Strassberger | Bühne: Kevin Knight | ORF Radio-Symphonieorchester WienArnold Schoenberg Chor | 15. Jänner, 19.00 Uhr (Premiere) | 18., 20., 23., 25. & 27. Jänner, 19.00 UhrTickets ¤ 160 | 140 | 120 | 90 | 75 | 45 | 25 | Einführungsmatinee: 12. Jänner, 11.00 Uhr

The King Arthur Seance – On Henry Purcell’s ShouldersOper von Helmut Jasbar (konzertante Aufführung) | Dirigent: Heinz Ferlesch | Barucco | Wiener Singakademie Kammerchor17. Jänner, 19.30 Uhr (Uraufführung) | Tickets ¤ 70 | 58 | 45 | 35 | 26 | 18 | 11

Der Ring in Worten: Die WalküreWagners Der Ring des Nibelungen am Klavier, präsentiert von Stefan Mickisch | 21. Jänner, 19.30 Uhr | Tickets ¤ 40 | 32 | 24 | 17 | 11

Portraitkonzert Çigdem Soyarslan & Andrew Owens24. Jänner, 19.30 Uhr | Klavier: Christian Koch | Spielort: Kammeroper | Tickets ¤ 10

An Index of MetalsVideo-Oper von Fausto Romitelli (konzertante Aufführung) | Dirigent: Baldur Brönnimann | Klangforum Wien30. Jänner, 20.00 Uhr | Tickets ¤ 55 | 48 | 40 | 32 | 24 | 17 | 11

Mare NostrumOper von Mauricio Kagel | Dirigent: Gelsomino Rocco | Regie: Christoph Zauner | Ausstattung: Nikolaus Webern | Wiener KammerOrchester11. Februar, 19.30 Uhr (Premiere) | 13., 16., 18. & 22. Februar, 19.30 Uhr & 24. Februar, 12.00 UhrTickets ¤ 48 | 38 | 28 | 18 | Spielort: Kammeroper | Einführungsmatinee: 9. Februar, 11.00 Uhr

Portraitkonzert Igor Bakan14. Februar, 19.30 Uhr | Klavier: Christian Koch | Spielort: Kammeroper | Tickets ¤ 10

PlatéeOper von Jean-Philippe Rameau | Dirigent: William Christie | Regie: Robert Carsen | Ausstattung: Gideon Davey | Les Arts FlorissantsArnold Schoenberg Chor | 17. Februar, 19.00 Uhr (Premiere) | 19., 21., 24., 26. & 28. Februar, 19.00 UhrTickets ¤ 140 | 120 | 95 | 85 | 64 | 45 | 23 | Einführungsmatinee: 16. Februar, 11.00 Uhr

Admeto, Re di TessagliaOper von Georg Friedrich Händel (konzertante Aufführung) | Dirigent: Alan Curtis | Il complesso barocco23. Februar, 19.00 Uhr | Tickets ¤ 70 | 58 | 45 | 35 | 26 | 18 | 11

Der Ring in Worten: SiegfriedWagners Der Ring des Nibelungen am Klavier, präsentiert von Stefan Mickisch | 25. Februar, 19.30 Uhr | Tickets ¤ 40 | 32 | 24 | 17 | 11

12. JÄNNER BIS 28. FEBRUAR

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KARTENFreier Vorverkauf an der Tageskasse im Theater an der Wien und am Wien-Ticket Pavillon sowie per Telefon und Internet.

Schriftliche Bestellungen: Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien

Tageskassen: Theater an der Wien: Linke Wienzeile 6, 1060 Wien | Mo-Sa 10-19 Uhr Wien-Ticket Pavillon: Karajan-Platz (neben der Staatsoper) | tägl. 10-19 Uhr

Internet: www.theater-wien.at (Online-Bestellungen nur mit Kreditkarte)

Ö1 Clubmitglieder erhalten für hauseigene Produktionen auf maximal zwei Karten pro Vorstellung eine Ermäßigung von 10%.

Abonnement: Das Abonnementprogramm senden wir Ihnen auf Bestellung gerne kostenlos zu.

Änderungen der Vorstellungszeiten, Preise, Preiskategorien, Öffnungszeiten sowie Besetzungen vorbehalten.

FÜHRUNGEN17. & 23. 1., 18. & 27. 2., jeweils 16.00 UhrDauer: 1 Stunde | Preis: ¤ 7.-/5.- (ermäßigt)Schulklassen: ¤ 3.- | Kinder unter 6 Jahren freiInformation: +43-1-58830 2015 oder [email protected]

Kartentelefon:täglich 8 bis 20 Uhr

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