Statement Hrk Hagen 2009

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Statement zur HRK-Expertenanhörung „Web 2.0 – Herausforderungen und Chancen für die Hochschulen“ Dr. Jan Schmidt Senior Researcher für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation Hagen, 6./7.7..2009

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Statement bei der Expertenanhörung der Hochschulrektorenkonferenz, 6./7.7.2009, Hagen

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Statement zur HRK-Expertenanhörung

„Web 2.0 – Herausforderungen und Chancen für die Hochschulen“

Dr. Jan Schmidt

Senior Researcher für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation

Hagen, 6./7.7..2009

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Vorab: Das Web 2.0 in Aktion

Veröffentlichung der Anhörungs-Fragen Donnerstag Mittag in meinem Weblog (+ Hinweis darauf via Twitter)

innerhalb von 3 Tagen etwa 20 Kommentare, v.a. von Personen, die im Bildungsbereich tätig sind (Wissenschaftler, Berater, …)

Neben zahlreichen wertvollen Hinweisen zu den einzelnen Fragen zog sich als Tenor durch die Rückmeldungen– Lob, dass HRK sich dem Thema widmet– Kritik, dass manche Fragen falsch bzw. zu passiv

formuliert seien („Auswirkungen, Reaktionen“ statt „Chancen, Möglichkeiten, Gestaltungspotenzial“)

– Meta-Ratschlag: Selbst und persönlich (als HRK-Mitarbeiter oder Rektor) im Web 2.0 aktiv sein

http://www.schmidtmitdete.de

http://www.twitter.com/JanSchmidt

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Was mir wichtig ist

Statt die aktuellen Entwicklungen des Internets anwendungs-zentriert zu betrachten, sollte der Fokus vielmehr den Prinzipien

und Praktiken des „Web 2.0“, des „Social Web“, des „neuen Netzes“ gelten

Nutzungspraktiken bilden sich in Verwendungsgemeinschaften heraus und werden durch soziale Konventionen bzw.

Erwartungen und die affordances der Software gerahmt

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Prinzipien des Social Web

1. Offenheit und Kollaboration

2. Strukturiert, aber nicht strikt hierarchisch

3. Prozesse statt Produkte

4. Individueller Beitrag ohne individueller Besitz

[Modifizierte Fassung der Prinzipien von Produsage (nach Bruns 2009)]

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Praktiken im Social Web

Das neue Netz senkt die Hürden für onlinebasiertes…

www.flickr.com/photos/44029537@N00/12760664/

– Identitätsmanagement (Darstellung individueller Interessen, Erlebnisse, Meinungen, Kompetenzen, etc.)

http://flickr.com/photos/mylesdgrant/495698908/

– Beziehungsmanagement (Pflege von bestehenden und Knüpfen von neuen Beziehungen)

http://www.flickr.com/photos/axels_bilder/1267008046/

– Informationsmanagement (Selektion und Weiterverbreitung von relevanten Daten, Informationen, Wissen- und Kulturgütern)

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Verbreitung ausgewählter Anwendungen unter 12-24jährigen (in %)

90,6

70,1

54,8

49,1

39,2

30,2

27

14,4

2,9

90,3

83,3

60,4

59,5

65,7

9,3

34,4

22,8

2,6

92,9

55,7

49,7

36,9

11,1

56,8

13,1

12,5

3,2

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Google

YouTube

Wikipedia

ICQ

schuelerVZ

StudiVZ

MyVideo

MySpace

Facebook

Gesamt 15-17

21-24

„Zumindest einmal pro Woche“; Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009

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Block I: Soziale Netzwerke

Sollen Hochschulen auf sozialen Netzwerken präsent sein?

Sie sind es ohnehin schon!

Hochschulzugehörigkeit ist wichtiges Prinzip der Vergemeinschaftung auf Netzwerkplattformen; sowohl bei Facebook als auch bei StudiVZ

Unterschiedliche Rollen denkbar (Studierende – Dozenten – Verwaltung – Alumni), die jeweils unterschiedlichen Erwartungen an Selbstpräsentation und Interaktion unterliegen

Hochschulen können unterschiedliche Strategien mit ihren Präsenzen verfolgen („Publizieren“ vs. „Konversation ermöglichen“)

Eigene interne Plattformen erscheinen unnötig; auch das Andocken an existierende proprietäre Plattformen birgt Probleme (z.B. „walled garden“ der Daten)

besser: offene Schnittstellen bzw. Standards unterstützen und vorantreiben (OAuth; OpenID)

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Block II: Wikis & Wikipedia

Kann man den Erfolg der Wikipedia für Hochschulwikis nutzen?Wiki-Prinzip ist nicht gleich Wikipedia

Umgang mit Wikipedia: Reflektionswissen über Zustandekommen von Wikipedia wichtig

Wiki-Prinzip als Grundlage für kollaboratives Arbeiten: gemeinsames Zusammentragen, Revidieren und Erweitern von Texten ohne direkte Zurechnung zu einzelnen Autoren

Entscheidend ist, die strategischen und/oder kommunikativen Ziele zu formulieren und danach zu überprüfen, ob ein Wiki ein geeignetes Instrument sein kannthematischer Zuschnitt (fachlich-wissenschaftlich? Studentenleben?)

Teilnehmergruppen (Schreib- und Leserecht? Nur Universitätsangehörige?)Qualitätssicherung bei kleinen Teilnehmergruppen (Redaktion? Geprüfte Artikel?)Anbindung an andere Instrumente und Prozesse (z.B. Homepage oder Intranet)?

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Block III: Leitbilder des Web 2.0

Welche Rolle spielen Leitbilder des Web 2.0?

sind Teil des Mythos vom Web 2.0, jedoch nicht immer verwirklicht

Hierarchiefreiheit - Hierarchien existierenPower-Law- bzw. long-tail-Phänomene beruhen auf ungleich verteilter Aufmerksamkeit/

Relevanz; „zentrale Knoten“ haben größere Chancen, Informationen zu vermitteln, Standards zu prägen, Regeln zu setzen

Jeder kann publizieren, aber nicht jeder wird gehört

Freiwilligkeit – Partizipation ist freiwillig, doch Austrittskosten variieren Investitionen in eigene Selbstdarstellung und soziales Netzwerk in Kombination mit „walled

gardens“ verhindern problemlosen Transfer zwischen Anwendungen lock-in-Effekte aus Betreibersicht gewünscht, gesellschaftlich problematisch

Nicht-Kommerzialität - Infrastruktur ist kommerzialisiertMit Ausnahme der Wikipedia sind die dominierenden Anbieter (und damit auch die Daten der

Nutzer) kommerziell agierende Betreiber, die nach Monetarisierung streben Analog zu privatisierten öffentlichen Räumen ist gesellschaftliche Debatte über Modelle

und Betreiber der neuen Öffentlichkeiten nötig

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Block III: Leitbilder des Web 2.0

Auswirkungen auf wissenschaftliches Arbeiten sind in verschiedener Hinsicht zu erwarten

Expertenstatus verliert einerseits an Relevanz (weil Publikationshürden sinken), wird andererseits aber auch wichtig für Orientierung

Werkzeuge des Personal Publishing verändern die Wissenschaftskommunikation

Offenheit und Transparenz als wesentliche Prinzipien

Wissen wird wertvoller, weil es frei verfügbar und neu kombinierbar ist

“Ihr müsst euch öffnen – Inhalte müssen öffentlich gemacht werden!”

Wissen, das mit öffentlichen Geldern geschaffen und erweitert wird, muss auch öffentlich zur Verfügung stehen (z.B. Beispiel: „open educational resources“)

Universitäten müssen auf Wissensgesellschaft vorbereiten

„Lernen zu lernen“: wo kann man vertrauenswürdige & relevante Informationen beziehen?

Deswegen: Lernen Lernen Lehren

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Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Dr. Jan-Hinrik Schmidt

Hans-Bredow-Institut

Warburgstr. 8-10, 20354 Hamburg

[email protected]

www.hans-bredow-institut.de

www.schmidtmitdete.de

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Weiterführende Literatur

– ARD-ZDF-Onlinestudie 2008:– Van Eimeren, Birgit / Frees, Beate (2008): Internetverbreitung: Größter Zuwachs bei

Silver-Surfern. In: Media-Perspektiven, Nr. 7/2008, S. 330-344.– Fisch, Martin / Gscheidle, Christoph (2008): Mitmachnetz Web 2.0: Rege Beteiligung nur

in Communitys. In: Media-Perspektiven, Nr. 7/2008, S. 356-364.– Bruns, Axel (2008): Blogs, Wikipedia, Second Life, and Beyond: From Production to

Produsage. New York: Peter Lang. – Bruns, Axel (2009): „Anyone Can Edit“: Vom Nutzer zum Produtzer. In:

Kommunikation@Gesellschaft, Jg. 10, Beitrag 3. Online-Publikation: http://nbnresolving.de/urn:nbn:de:0228-200910033

– Schmidt, Jan (2008): Was ist neu am Social Web? Soziologische und kommunikationswissenschaftliche Grundlagen. In: Zerfaß, Ansgar; Martin Welker; Jan Schmidt (Hrsg.) (2008): Kommunikation, Partizipation und Wirkungen im Social Web. Zwei Bände. Köln: Van Halem Verlag

– Schmidt, Jan (2009): Das neue Netz. Merkmale, Praktiken und Konsequenzen des Web 2.0. Konstanz: UVK. Erscheint voraussichtlich Oktober 2009.

– Schmidt, Jan/Ingrid Paus-Hasebrink/Uwe Hasebrink (Hrsg.)(2009): Heranwachsen mit dem Social Web. Berlin: Vistas. Erscheint voraussichtlich September 2009.