STATION 5 RADMANNSDORFGASSE - Tourismus Weiz & Region/05... · 8155 Kilometer...

24
WI R L A D EN EI N STATION 5 RADMANNSDORFGASSE 9 8 7 6 5 4 3 1 10 11 12 2

Transcript of STATION 5 RADMANNSDORFGASSE - Tourismus Weiz & Region/05... · 8155 Kilometer...

WIR LADEN EIN

STATION 5

RADMANNSDORFGASSE98765431 10 11 122

Seite 2Seite 2

Herzlich willkommen am Weizer Bankerlweg!

Da haben Sie sich genau das richtige Bankerl ausgesucht! Setzen Sie sich einen Augenblick hin, nehmen Sie sich eine kleine Auszeit und erfahren Sie dabei Wissenswertes und Amüsantes über die Stadt und ihre Geschichte.

Sie fi nden mich, das rote Bankerl, an 12 verschiedenen Orten hier in Weiz – und immer erzähle ich Ihnen etwas über die Stadt und über die Sehenswürdigkeiten, die Sie rund um mich sehen können.

Für unsere kleinen Entdecker

Auch die Jüngeren können auf dem Bankerlweg allerhand Span-nendes über Weiz lernen. Oder wusstet ihr, dass die Mariensäule am Hauptplatz nicht immer dort stand, wo sie jetzt zu sehen ist? Los geht’s – macht euch auf den Weg um noch mehr Wissenswertes über die Stadt zu erfahren.

Die Stadt und seine Originale

Die Schöckl Everl hat zwar noch nie auf diesem Bankerl Platz genom-men – vor über 100 Jahren hat es sie hier ja auch noch nicht gegeben. Dafür weiß die Everl aber allerhand erheiternde Geschichten. Und auch andere Weizer Originale wie der Eckner Hias und der Trifter Sepp nehmen Sie mit ihren Gschichteln mit auf eine Reise in die Ver-gangenheit dieser Stadt.

Lehnen Sie sich nun zurück, machen Sie es sich gemütlich und lernen Sie Weiz von einer völlig neuen Seite kennen!

Liebe kleine und große Bankerlbesucher!

98765431 10 11 122

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 3

P

P P

P

i

WC

DR.-K.-RENNER-G.

WC

WCWC

WC P WC

1

2

3 4

WC 5

6

7

P

9

10

11

12

8

P

Hauptplatz

K&K Passage

Weberhaushof

Bismarckplatz

Radmannsdorfgasse

Siegfried-Esterlgasse

Europa Allee

Birkfelderstraße

Die 12 Bankerl

1

WC Öffentliche ToiletteWC Nette Toilette

i Servicecenter für Tourismus und Stadtmarketing

2

3

4

5

6

7

8

Bahnhof

Florianigasse

Gleisdorfer Straße

Radmannsdorfgasse

9

10

11

12

Seite 4

Inhalt

987654321 10 11 12

Radmannsdorfgasse

Die Pichlerwerke und Elin 5

Alte Ansichten – Neue Ansichten 10

Die Radmannsdorfgasse für kleine Entdecker 12

G schichten der Schöckl Everl! 14

Trifter Sepp – Der Mehltransport 16

Die Wette des „Pichler Huaterer“ 18

Der „elektrische Franzl“ 20

Straßennamen und deren Bedeutung 23

STATION 5

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 5

Die Pichlerwerke und Elin

Der Gründer der heutigen „ELIN Energieversorgung GmbH“ und zu Beginn „Weizer Elektrizitätswerke Franz Pichler & Co“, war Franz Pi-chler, der in Österreich als einer der Pioniere der Elektrotechnik be-zeichnet wird. Die väterliche Mautmühle baute er zu einer modernen Handelsmühle um – diese Pichlermühle besteht bis heute.

Pichlers Traum war die Elektrifi zierung seines Heimatortes; er ging am 19. Mai 1892 in Erfüllung, als das nach eigenen Plänen von Franz Pichler geschaffene E-Werk in Betrieb genommen wurde – das erste Mehrphasenwerk der österreichisch-ungarischen Monarchie.

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 6

Die Geschichte der Pichlerwerke

Auch Weiz hatte einst eine Straßenbeleuchtung mit Petroleumlicht und einen Laternenanzünder, der Abend für Abend alle 16 Straßen-lampen anzündete. Doch die naturwissenschaftlichen Erfi ndungen des 19. Jahrhunderts, die das Industriezeitalter einleiteten, gingen auch an Weiz nicht spurlos vorüber. Nach anfänglichen Erfolgen ließ Franz Pichler die Idee, ganz Weiz und die Umgebung mit elektrischer Energie zu versorgen, nicht mehr los.

Der „elektrische Franzl“

Franz Pichler wurde als Sohn des Mühlenbe-sitzers Johann Pichler vulgo Kapfensteiner am 18. Februar 1866 in Weiz geboren. Seine technische Begabung erkannten seine Eltern und Lehrer schon in der Volksschulzeit. Sie ermöglichten ihm schließlich ein Studium an der Technischen Universität in Graz, das er 1889 als Diplomingenieur für Maschinenbau abschloss. Er überredete seine Eltern, die be-scheidene Mautmühle in eine moderne Han-delsmühle umzubauen und setzte somit den Grundstein für die folgende Entwicklung.

Die Handelsmühle mit Kraftwerk

Die elterliche Mautmühle wurde unter Franz Pichler durch eine mo-derne Handelsmühle mit leistungsfähigen Walzenstühlen ersetzt. Die Kraft, die das Wasser des alten Mühlganges erzeugte, reichte jedoch schon bald nicht mehr aus. Es musste eine neue Kraftquelle gefunden werden. Franz Pichler suchte und fand oberhalb des Hammerwerkes Mosdorfer eine Stelle am Weizbach, die für die Errichtung eines Kraft-werkes geeignet war. Für die Kraftübertragung konstruierte Franz Pichler den ersten Drahtseilantrieb der österreichisch-ungarischen Monarchie und so konnte im Herbst 1886 die väterliche Mühle mit dem Kraftwerk in Betrieb genommen werden. Ein gerade noch ver-hinderter Brand infolge einer umgestürzten Petroleumlampe in der Mühle weckte den Wunsch Pichlers nach einem feuersicheren Licht. Mit Hilfe eines Gleichstromdynamos, der an den Wasserradantrieb des Kraftwerkes angeschlossen war, wurde die Energie für die Be-leuchtung der Mühle und des Elternhauses beschafft. Damit entstand das erste Elektrizitätswerk von Weiz.

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 7

Das erste Mehrphasenwerk der Donaumonarchie

Franz Pichler wollte die elektrische Beleuchtung für den gesamten Markt Weiz einführen. Bereits 1890 begann Franz Pichler mit der Planung des Kraftwerkes, welches ursprünglich für Gleichstrom aus-gelegt war. Als Standort erschien ihm die Gefällstufe bei der Ruine Sturmberg für das zukünftige Pichler’sche E-Werk geeignet.

Im Jahre 1891 nahmen seine ehrgeizigen Pläne Gestalt an: Ein Besuch einer Elektro-Ausstellung in Frankfurt und das Kennenlernen einer Drehstrom-Hochspannungsleitung zur Kraftübertragung über weite Strecken beeinfl ussten seine Überlegungen zur Errichtung eines Kraftwerkes zur Versorgung von Weiz mit elektrischer Energie.

Franz Pichler beschloss nun, seine Anlage nach dem Mehrphasensys-tem zu konstruieren, wobei die Turbine von der Firma Ganz & Co in Budapest kam, die Gussteile der Maschinen von der Maschinenfabrik Anton Schlacher in Preding geliefert und der Generator sowie die Er-regermaschine von Pichler selbst berechnet wurden.

An einer Gefällestufe des Weizbaches unweit der Ruine Sturmberg wurde das Wasser abgeleitet und in einem offenen Gerinne dem neuer-bauten Kraftwerk in der Steinbruchstraße zugeführt. Dieses Gerinne wurde von der Bevölkerung “Lichtbach” genannt. Eine Turbine trieb die erste Mehrphasenmaschine an. Am Abend des 19. Mai 1892 – es war der Hochzeitstag von Franz Pichler und seiner Frau Ernestine – wurde das E-Werk in Betrieb genommen und war damit das erste Mehrphasenwerk der österreichisch-ungarischen Monarchie. Seine Leistung betrug 80 kW, die Hochspannung war verketteter Zweipha-senstrom von 2 x 2000 Volt. An diesem Abend waren die Plätze von Weiz erstmals mit elektrischem Licht erleuchtet.

Weizer Elektrizitätswerke Franz Pichler & Co

Nachdem Franz Pichler sein Studium mit Auszeichnung beendigt hatte, wurde ihm am 3. Oktober 1892 unter der Nummer 13.688 die Konzession zur gewerbsmäßigen Erzeugung elektrischer Maschinen und zur Errichtung von Fremdanlagen erteilt – dies war die “Geburts-urkunde” eines Unternehmens, das Weltruf erlangen sollte – aber die ersten Jahre waren beschwerlich.

Als “elektrischer Franzl” in Weiz bekannt und belächelt, fand der fort-schrittliche Techniker nur wenig Verständnis unter der Bevölkerung,

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 8

geschweige denn die erforderliche fi nanzielle Unterstützung. Nach dem Motto: “Den Strom, den er erzeugt, siachst net, oba wennst den Droht augreifst, bist hin” überwog das Misstrauen gegenüber sei nen Ideen. Dennoch wuchs zugleich das Vertrauen in die Vielseitigkeit seines Könnens. So wurde Ing. Franz Pichler 1891 der Auftrag erteilt, die Pläne der ersten Weizer Wasserleitung, der Kalkleitenquelle, zu erstellen.

Der weitere Ausbau des Elektrizitätswerkes wurde in Frage gestellt, als man den “Franzl” beschuldigte, mit seiner “Narretei” das Fami-lienvermögen aufs Spiel zu setzen und auf eine Ausbezahlung des Erbteiles bestand. Mit der Beteiligung von Ing. Cornel Masal, der als Kompagnon und Mitarbeiter in den Betrieb einstieg, wurde die fi nan-zielle Situation etwas erleichtert. Von nun an hieß das Unternehmen “Weizer Elektrizitätswerke Franz Pichler & Co”. Geldknappheit blieb auch in der Folge eine Dauererscheinung. Franz Pichler musste viel Mühe aufwenden, um die immer wieder auftretenden fi nanziellen Engpässe zu überwinden. Seinem Lebenswerk zuliebe schlug er viele Angebote als Manager und Berufungen an Hochschulen aus.

Einer glücklichen Fügung war es zu verdanken, dass am 1.1.1900 die “Gesellschaft für elektrische Industrie AG” – vorerst nur als stiller Teilhaber – in die “Weizer Elektrizitätswerke Franz Pichler & Co” ein-trat und sich mit einer beträchtlichen Summe beteiligte. Weiters über-nahm sie den Gesamtvertrieb des nach internationalen Maßstäben noch relativ kleinen Betriebes.

Das Elektrizitätswerk mit seiner Stromlieferungseinrichtung verblieb im alleinigen Besitz des Gründers Franz Pichler, fi rmierte in den fol-genden Jahren unter dem Namen “Elektrische Zentralstation Franz Pichler, Weiz”. Das neue Kraftwerk

Der Bedarf an elektrischer Energie wuchs schnell. Da die unre-gelmäßige Wasserführung des Weizbaches die notwendige KW-Leis-tung nicht mehr erbringen konnte und der Kohleverbrauch der neu angeschafften Dampfmaschinen zu hoch war, entschloss man sich 1911 zum Bau eines neuen Kraftwerkes am Eingang zur Raabklamm mit Spitzenausgleich durch Wasserkraft – das erste seiner Art in der Steiermark . Von der Wehranlage wurde unter ungünstigsten Bauver-hältnissen ein 2,5 km langer Stollen zum Wasserschloss angelegt, von dem das Wasser der Raab durch eine Druckrohrleitung über 60 Me-

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 9

ter Gefälle den Francisturbinen im Maschinenhaus zugeführt wurde. Eine 6000-Volt-Leitung, auf Betonmasten verlegt, leitete den Strom nach Weiz. Nun konnte allmählich die Elektrifi zierung von Weiz er-weitert werden.Mitten im rastlosen Schaffen eines arbeitsreichen Lebens erlag Franz Pichler im August 1919 auf einer Geschäftsreise einem Herzinfarkt.Nach seinem Tod übernahmen seine drei Kinder Theresia, Franz und Ernst zu gleichen Teilen die nun in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelte “Elektrische Zentralstation”. Das väterliche Erbe blieb somit ein Familienunternehmen und wird bis heute als “Pichler Wer-ke Weiz” als solches geführt.

Unter DI Franz Pichler wurde das Versorgungsnetz bis zu den entle-gendsten Bergbauernhöfen im oberen Feistritztal ausgebaut. Heute umfasst das Unternehmen, das von Weiz aus gesteuerte Kraftwerk Raabklamm fünf Umspannwerke in Weiz, Birkfeld und Brodingberg; 8155 Kilometer Hochspannungsleitungen mit 890 Transformatoren-stationen und über 1926 Kilometer Niederspannungsleitungen zu 28.400 Kunden.

Pichler-Werke Weiz

Als erstes steirisches Stromversorgungsun-ternehmen schlossen die “Pichler Werke” im Jahre 1924 ein Stromlieferungsübereinkommen mit der 1921 gegründeten steirischen Landeselek-trizitätsgesellschaft STEWEAG. Nach den alles lähmenden Kriegsjahren konnte zwischen 1950 und 1960 sowohl die Stromversorgung in unserer Region weiter ausgebaut als auch 1954 das erste Umspannwerk in Weiz errichtet und in Betrieb genommen werden. Heute betreiben die Pichlerwerke die Kraftwerke Raabklamm, Ridl-müller und Stegmühl sowie das Biomasse Fernwärmeheizwerk in Birkfeld und erzielen eine Jahresleistung von rund 250 Mio kWh Strom. Im Frühjahr 1999 wurde die höchstgelegene netzgekoppelte Großwindkraftanlage Österreichs mit ca. 750 kW elektrischer Leis-tung auf dem Plankogel in der Region Sommeralm/Teichalm errichtet und in Betrieb genommen. Neben der Energieversorgung haben sich die “Pichler Werke” in den 90er Jahren auch neue Geschäftsfelder in den Bereichen “Gebäudemanagement” und “Automatisierungstech-nik” erschlossen und zählen heute mit insgesamt etwa 330 Mitarbeit-ern zu den wichtigsten Arbeitgebern der Stadt.

Bild Windrad

Plankogel

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 10

Manch ein Betrachter dieser beiden Ansichten des Pichlerhauses wird seuf-zen: „Schade um das schöne alte Haus!“. Das prächtige Gebäude wurde vom Ehepaar Ernestine und Franz Pichler – dem Pionier der Elektrischen Indus-trie in Weiz – um die Wende zum 20. Jahrhundert erbaut. Bis in die 30er Jahre war es vorwiegend Wohnhaus, aber auch Elektrogeschäft, Postamt und Verwaltungssitz des „ Weizer Elektrizitätswerkes Franz Pichler & Co“.

Die Geburtsstunde der Pichlerwerke schlug am 24. September 1892. An diesem Tag erhielt der Firmengründer Ing. Franz Pichler die Konzession zur „gewerbsmäßigen Herstellung von Anlagen für die Erzeugung und Leitung von Elektrizität“. Grundlage für diese Konzession war das im Mai desselben Jahres von Franz Pichler in Betrieb genommene erste Zweiphasenkraftwerk der Monarchie. Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts waren die alten Büroräume für das expandierende Unternehmen längst zu klein geworden und so wurde mit dem Umbau des gesamten Hauses begonnen.

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 11

Ursprünglich war das Anwesen an der Kreuzung Radmannsdorfgasse/ Dr.-Karl-Widdmann-Straße ein Bauernhaus im Besitz der Familie Schwarz, vlg. Schaffl er. Dort, wo sich heute die Straßen kreuzen, stand in den 30er Jahren die Tabaktrafi k Eisner, die der Witwe des Buchbinders vom Hauptplatz ihr Auskommen sichern sollte.

Der Bauer hat längst die Altstadt verlassen – heute befi ndet sich In-stallateurbetrieb in den alten Mauern. Auch der Straßenverlauf hat sich seit den 30er Jahren völlig geändert, sodass die Trafi k um ein paar Meter in die Radmannsdorfgasse versetzt werden musste. Der Bildstock „Das heilige Abendmahl“ wurde vom Birkfelder Kunstma-ler Gerhard Patz neu gestaltet.

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 12

Der Weizbach an dem dieses Bankerl steht hatte im Mit-telalter eine besondere Bedeutung. Man sagt, dass sich

im Bach warme Quellen befi nden und so friert er auch im Winter nicht zu.

Das war zur Zeit als die Mühlräder und Hammerwerke mit Wasserkraft angetrieben wurden natürlich sehr wertvoll, denn alle Mühlen an anderen Bächen standen im Winter still, nur am Weizbach konnte das ganze Jahr gearbeitet werden. So siedelten sich natürlich viele Handwerker am Weizbach an.

Hier haben wir 2 Zunftzeichen, die Kennzeichnung der Handwerker, für dich zum erraten.Und so sehen sie aus:

Die RadmannsdorfgasseWeiz für kleine Entdecker

Was denkst du für welche Handwerke diese Zei-chen stehen?

Wir sind uns fast sicher, dass du das Handwerk erkannt hast - am Ende dieser Seite fi ndest du die Aufl ösung.

Aufl ösung Zunftzeichen: Schuster, Schneider

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 13

Gegenüber siehst du die Burgmauern mit den Ecktür-men und auch das Schloss Radmannsdorf.

Interessantes über das Schloss und über ein „Rundes Haus“ gibt es auf dem nächsten Bankerl im „Schlosspark“ zu lesen.

Wenn du links auf die andere Straßenseite schaust siehst du den Brückenheiligen – den Hl. Nepumuk

– welchen du vielleicht schon in der Taborkirche gesehen hast. Dahinter, in dem gelben Haus wurde ein ganz berüh-mter Weizer – Franz Pichler – geboren.

Der „elektrische Franzl“, so nannten ihn die Leu-te, war der Sohn des Mühlenbesitzers und war schon im Volksschulalter sehr an technischen Dingen interessiert. Schon als Student erbaute der begabte junge Mann die längste Draht-seilbahn in Österreich. Schon vor ca. 120 Jah-ren hatte Weiz, aufgrund der Pläne von Franz Pichler, ein Elektrisches Kraftwerk, das damals auch das erste in Österreich war.

Er war auch der Begründer der ELIN (Elektrische Indus-trie), welches der größte Betrieb in unserer Region ist. Heute sind am alten Standort 3 Firmen untergebracht. Du siehst Teile der Gebäude und Hallen direkt hinter dem Geburtshaus von Franz Pichler. Die heute moderne und elektrisch betriebene „Pichler Mühle“, welche neben dem gelben Haus zu sehen ist, war vor 450 Jahren die Hofmüh-le für das damals neu erbaute Schloss Radmannsdorf.

Die Firma Pichler Werke ist auch heute für die teil-weise Stromerzeugung verantwortlich und aus der vor 100 Jahren erbauten Anlage an der Raab wird Weiz und auch 44 andere Orte mit Strom versorgt. Übrigens, vor 11 Jahren wurde die höch-stgelegene Windanlage Österreichs am Plankogel in Betrieb genommen.

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 14

Die Person Schöckl Everl stellt sich vor:

Grüaß euch Gott, meine liabn Leut, i bin die Schöckl-Everl und i möchte euch hier a paar Gschichterln erzählen von Weizer Originalen, de in der guaten alten Zeit da dahaom waren. Des meiste is mindestens 80 bis 100 Jahr her, manches a no länger. I hab die meisten von denere Leut ja no selber kennt, weil i hab ja a vor über 100 Jahr da in der Nähe glebt, i hab mei klane Keuschn am Fuaß vom Schöckl ghabt, in Graz drean, wo i meine Heilkräuteln an die Leut und a an die Apotheken verkauft hab, hab i zeit-weis a mein Quartier ghabt.

Da Weizbach, der nia zuafriert, wor immer schun die Lebensader vun Weiz

Weiz war seitn 15. Jahrhundert berühmt für seine Hammerwerke. Des Wasser vom Weizbach, der nia zuagfriert, weil er von aner Quelln bei Naas mit ziemlich konstanter Temperatur — Summer und Winter um die 9 Grad — gspeist wird, und die vielen Wälder, de man braucht hat, um die Holzkohlen für die Schmiedn zu erzeugen, haben halt ideale Bedingungen geboten und drum haben sie die Waffenschmied da niederlassen. Der Mühlgang is seinerzeit ungefähr 200 Meter oberhalb vom dama-ligen Steinhauser Herrenhaus ausn Weizbach abgleitet wurden und is dann ziemlich genau parallel zum Weizbach gfl ossen bis er im Süden von Weiz wieder in Weizbach einigrunnen is. Braucht hat ma’n, wie gesagt, für die vielen Mühlen und Sägen und früher a no für die Ham-merwerke, die Sensen und Messern und Säbeln und allerhand so Zeug zum Schneiden und Hauen hergstellt haben. Wia man dann net mehr braucht hat, is er 1971 zuagschütt wurden.

Der Christoph Krottendorfer hat die berühmten „Grazer Zweihänder“, übergroße, lange Schwerter, de man nur mit zwa Händ dahoben hat, gmocht. Und davon gwiß recht viele. Weil wia der mit die Türken verbündete Bethlen Gabor in Weiz hunderte Säbel und Klingen

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 15

zsammkauft hat, hat die Regierung deswegen a Waffenausfuhrver-bot erlassen! Und im Österreichischen Erbfolgekrieg 1742 hat der Johann Mosdorfer „den Waffenmangel auf das Allerbeste behoben“, wia ihm in an kaiserlichen Briaf schriftlich bestätigt wurden is. Im Siebenjährigen Krieg hat Mosdorfer 15.000 Infanterieklingen, 20.000 Husarenklingen und 6.000 Kürassier- und 1.000 Dragoner-Pallaschen gliefert.

Im Grazer Zeughaus kennts heut no hunderte Landwehr- und Gren-adiersäbel mitn Mosdorfer Markenzeichen „M“ und die drei Säbel mitn k.k.-Doppeladler sehgn, weil wegn der herausragenden Qualität is Mosdorfer zur „k.k-Klingen- und Sensenfabrique Weitz“ ernannt wurdn, damals no mit „tz“. I sogs nua dazua, falls jemand glaubt, i hätt mi verschrieben.

Balthasar Mosdorfer war übrigens Mitte des 19. Jahrhunderts der er-ste gewählte Bürgermeister von Weiz. Und die Mosdorfer Hammer-werke haben bis 1948 no Sicheln und Hacken erzeugt. Heut lebt des Unternehmen in der Knill-Mosdorfer-Holding weiter als internatio-nale Firmengruppe, die aber immer no vun Weiz aus dirigiert wird!

Und für die Hammerwerke und Mühlen hat ma eben den Mühlgang braucht, weil da Bach hätt dazua jo an viel zu unregelnmäßigen Was-serstand. Für a regelmäßige Produktion braucht ma an gleichmäßigen und verlässlichen Antrieb, und des garantiert halt nua a künstlicher Wasserlauf, den ma übers Wehr regulieren kann!

Des wor s soweit von mir......bis zum nächsten Bankerl.

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 16

Gestatten:Sepp Trifter!Mit seiner Größe von 2 Metern und 5 Zentimetern, einem Gewicht von 185 Kilogramm und der Schuhnum-mer 54, sah er beinahe so aus, als käme dieser Kraftlackel von einem anderen Stern. Sein großer Hut und der Kaiserbart ließen ihn noch grö-ßer erscheinen. Die Leute, die ihn kannten, wussten von seiner Gut-mütigkeit und behandelten den Her-kules mit dem nötigen Respekt.

Der Mehltransport

Da man beim Transport der Mahlprodukte der Weizer Mühlen Pichler und Haas nach Graz ab und zu Schwierigkeiten hatte, dachte man an den Trifter Sepp.

Ein Transportunternehmer in der Rathausgasse (früher Schlosser-gasse) fragte den Trifter Sepp, ob er nicht mit dem Lkw nach Graz mitfahren wolle. Essen und Trinken hätte er frei, er müsse nur beim Abladen in Graz aufpassen, dass ja niemand mit einem Messer die Mehlsäcke aufstechen könne. Auch bei der Fahrt über den Höllboden müsse er aufpassen, weil des öfteren Handwerksburschen auf das Auto aufsprangen. Die Straße über den Höllboden war vor 60 Jahren nicht so ausgebaut wie heute, es wurde im Schritttempo gefahren, denn die Steigung betrug 13 Prozent!

Der Sepp dachte nicht lange nach und sagte zu. Erstens wäre es ein schöner Ausfl ug, zweitens könne er die Stätte seines Wirkens einige Jahre zuvor – Tram aus dem Geleise heben und den Polizisten von der Brücke aus über die Mur halten – wieder besuchen.

Ein Verwandtenbesuch bei der Heimfahrt von Graz nach Weiz, beim Gasthaus Bachwirt, könne auch nicht schaden, denn Essen und Trinken waren somit gesichert. Die Fahrt ging sehr früh los, und der Sepp nahm hinten bei den Mehlsäcken Platz. Schon beim Höllboden musste er in Aktion treten, der Mehlwagen musste ganz langsam

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 17

fahren, da wollten zwei Handwerksburschen hinten aufspringen. Als sie aber den Sepp sitzen sahen, ließen sie von ihrem Plan ab und ver-schwanden im nahen Wald.

Anstandslos kam die Fuhre nach Graz, auch das Abladen verlief ohne Zwischenfälle, und da man noch etwas Zeit hatte, ging man auf den Wochenmarkt auf dem Grazer Hauptplatz, welcher heute noch so in-teressant ist wie vor 60 Jahren.

Da der Sepp auf Körperberührung sehr sensibel reagierte, merkte er trotz des Gedränges, dass ein Langfi nger an seiner Taschenuhr herumfi ngerte. Der hatte wohl nicht mit der Schnelligkeit des Sepp gerechnet. Der fasste den Dieb bei der Hand und ließ nicht mehr los, da half kein Schreien und Bitten.

Zwei Wachbeamten erzählte der Sepp, dass dieser Mann ihm die Taschenuhr stehlen wollte. Man fand bei der Durchsuchung des Mannes weiteres Diebsgut. So konnte ein lang gesuchter Taschendieb verhaftet werden. Beim Weggehen sagte der ältere Polizist zum jün-geren: „Jetzt hast den stärksten Mann von Weiz kenneng lernt!“

Als man bei der Heimfahrt beim Bachwirt einkehrte, erzählte der Chauffeur den Anwesenden von der Festnahme eines lang gesuchten Diebes auf dem Grazer Hauptplatz, bei welcher der Sepp nicht unbe-teiligt war.

In der Grazer Tageszeitung konnte man lesen, dass ein lang gesuchter Taschendieb von einem Besucher aus Weiz, der sehr kräftig sei, der Stadtpolizei von Graz übergeben wurde.

Hans Ritz

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 18

Die Wette des „Pichler-Huaterer“

Der „Pichler-Huaterer“ muss ein lustiger und humorvoller Weizer gewesen sein, weil über den gutsitui-erten Hutmacher Pichler vom Haus Hauptplatz 18, wurden schon viele Geschichten geschrieben, und immer wieder tauchen neue Geschichten auf. Zu bedenken wäre, zu seiner Zeit gab es weder Radio noch Fernsehen, und die Motorisierung lag sehr im argen.

Also war man in dem Ort, in dem man wohnte, eingeengt und musste zur Unterhaltung selber viel Lustiges erfi nden. Der „Pichler-Huaterer“ hat-te eine stattliche Figur und war in Weiz seiner Späße wegen, sehr be-liebt. Er teilte viele Hiebe in Sachen Humor aus und war nicht bös, wenn er selber welche bekam. Ein Lied in

Wort und Ton wurde eigens für ihn geschrieben und vertont, wer kann das schon von den Weizern von sich sagen?

Sicher war die Zeit, in der er lebte, eine ganz andere als heute. Nur wenn wir in der Vergangenheit blättern, können wir, die heute leben, das Vergangene schwer verstehen, denn in einer guten Zeit ist man nicht geneigt, das Vergangene anzuerkennen. Deshalb ist es auch schwer, einen Menschen, den man nicht gekannt hat, auf Grund sei-ner Aktivitäten zu beurteilen.

Alle diese Aussagen können nur subjektiv sein. Es wurden solche Be-schreibungen von Menschen schon immer gemacht, ob schlecht oder gut sei dahingestellt. So möchte ich eine kleine Geschichte, die man mir erzählt hat, wiedergeben.

Wie viele Scheiter Holz hat ein Klafter?Es kommt sicher auf die Beschaffenheit und Stärke des Holzes an, jedes Rundholz muss einmal gespalten sein. Da ich selbst zwei Jahre in der Gefangenschaft Holzarbeiten verrichten musste, weiß ich, dass

Anton Pichler

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 19

man 100 bis 130 Scheiter für ein Klafter Holz braucht. Es muss schon zu vorgerückter Stunde gewesen sein, als eine Stammtischrunde, die dem Wein schon reichlich zugesprochen hatte, auf die Idee kam, ob es möglich sei, ein Klafter Holz mit einem Tragatsch von der Kapfen-steiner Mühle auf den Hauptplatz zu führen. Jetzt kam aber erst der Haken bei der Wette: Es durften jeweils nur vier Scheiter auf den Tragatsch aufgeladen und geführt werden.

Die Länge der Strecke hin und zurück betrug 600 Meter. Bei 30 Fuhren waren es immerhin 18 Kilometer – und dies in dreieinhalb Stunden. Es ging um viel Wein und um ein Essen für zwölf Personen. Es war ein schöner Herbstsonntag, als der „Pichler-Huaterer“ um fünf Uhr morgens mit der Durchführung der Wette begann.

Vom Kapfensteiner-Haus über den Südtirolerplatz entlang der Rathaus-gasse bis zum Hauptplatz ging der Transport. Vor seinem Haus am Hauptplatz baute er den Holzstoß fachgerecht wieder auf. Es gab auch schon genug Zuseher, und auch die Fenster der benachbarten Häuser waren offen, denn viele ließen sich das Schauspiel nicht entgehen.

Die Gaudi war perfekt, er gewann die Wette, um Punkt acht Uhr war er fertig. Die Schaulustigen gingen nachher brav zur Messe in den Tabor. Ob sie andächtig beteten, weiß ich nicht. Vielleicht lachten sie noch über das soeben Erlebte.

Die Leute von Weiz lachten, hatten sie doch wieder für lange Zeit ein lustiges Tagesgespräch. Die zwölf Verlierer mussten das Holz zum Kapfensteiner-Haus zurückführen, ob mit dem Tragatsch oder einem Fuhrwerk, ist nicht mehr bekannt.

Für zwölf Tage hatte der Gewinner immer einen gedeckten Tisch mit dem nötigen Getränk dazu. Ein Ausspruch des „Pichler-Huaterers“:„Kinder, schütt s mi mit Wein an, trinken kann i nimmer.“

Hans Ritz

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 20

Der „elektrische Franzl“

Zu später Nachtstunde des Jahres 1866, am 18. Februar, wurde der Bezirksarzt und Ehrenbürger von Weiz, Mezler von Andelberg, ins Kapfensteiner Haus gerufen. Kurz vor Mitternacht erblickte ein ge-sunder Junge das Licht der Welt.

Dieser Tag sollte für Weiz noch von großer Bedeutung sein, obwohl es niemand ahnen konnte. 24 Jahre später, wir schreiben das Jahr 1890, war dies für den Markt von weitestreichender Bedeutung, ohne dass es ein Mensch erkennen konnte.

Der junge Ing. Franz Pichler baute die erste elektrische Maschine. Wenn sie am Anfang auch nicht seinen Erwartungen entsprach, war sie der Beginn einer Entwicklung, die 1891 zum Bau einer Wasser-kraftanlage für 80 kW, es war die erste Mehrphasenanlage Öster-reich-Ungarns, führte.

Die behördliche Bewilligung zum Bau von elektrischen Maschinen wurde Herrn Ing. Franz Pichler erst am 3. Oktober 1892 erteilt, ob-wohl die erste Anlage für Johann Puch A.G. in Graz schon betriebsfer-tig stand.

In Weiz fand der fortschrittliche Techniker nicht die erforderliche Un-terstützung, auch nicht bei den fi nanzkräftigen Bürgern von Weiz. Unter dem Motto: „Den Strom, den er erzeugt, siachst net, oba wennst den Droht augreifst, bist hin.“ Das Misstrauen war also größer als das Verständnis.

1892, am Tag der Hochzeit von Ing. Pichler sollte das Kraftwerk in Be-trieb gehen und in Weiz erstmalig die elektrische Straßenbeleuchtung erstrahlen. Doch am Morgen bemerkte man einen kleinen Fehler in der Anlage, den nur Ing. Pichler beheben konnte. So fuhr er mit dem Fahrrad zur 80-kW-Anlage oberhalb der Werke Mosdorfer.

Vor dem Haus Kapfensteiner warteten die Hochzeitsgäste und die Braut. Verstohlen blickte bald der und jener auf die Uhr, um fest-zustellen, dass auf den für die Trauung angesetzten Termin nur noch einige Minuten fehlten.

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 21

Da ging die Großmutter kurz entschlossen zum bereits funktionie-renden Betriebstelefon, rief den Bräutigam an und sagte: „Wenn du heiraten willst, komm’ sofort nach Hause! Sonst lass es bleiben.“

Gleich darauf traf der Franzl mit dem Rad ein. Zum Umziehen hatte er keine Zeit mehr. Mit einer Stunde Verspätung setzte sich der Hoch-zeitszug in Bewegung. Einige Frauen tuschelten, wenn das nur gut gehe – er liebte den Strom ja mehr als seine Braut. Es ging gut. Er hat es trotz seiner vielen Arbeit vorgelebt. Da laufend Aufträge ein-langten, reichte die provisorische Werkstätte nicht mehr aus. Der Bau einer eigenen Fabriksanlage wurde in Erwägung gezogen.

Genau in dieser Phase des Aufbaues kam der erste schwere Schlag, und zwar ausgerechnet aus der eigenen Familie: Der Schwager, der Fürstenfelder Seifenfabrikant Josef Sutter, erschien und erhob den Vorwurf, das Vermögen der Familie werde durch die Gründung des Elektrounternehmens aufs Spiel gesetzt. Im übrigen sei es verantwor-tungslos, dass der Narretei des „elektrischen Franzl“ keine Schran-ken gesetzt würden. Er bestehe darauf, dass ihm das Erbteil seiner Frau Anna bar ausbezahlt werde.

Großvater kam dem Wunsch nach, obwohl er wusste, dass dieser Kapitalentzug den weiteren Ausbau des Elektrizitätswerkes in Frage stellte. In dieser schweren Zeit kam unerwartet Hilfe von Ing. Hans Masal. Die Verhandlungen verliefen angenehm. Mit 30.000 Gulden beteiligte sich Masal an Franz Pichlers Unternehmen, das den Namen Weizer Elektrizitätswerk Franz Pichler und Co. erhielt.

Nun war der erste Ausbau des ersten Teiles der neuen Fabriksanlage im Jahre 1897 gesichert. Kaum war die neue Fabriksanlage in Betrieb genommen, trafen viele und vor allem gewichtige Aufträge ein. Die so ausgiebige fi nanzielle Stärkung des Betriebes durch die Einlage Ing. Masals hielt leider nicht lange vor. Zu scharf war die Konkurrenz mit den damals schon großen Konzernen, so dass als Folge Geldknapp heit zu einer Dauererscheinung wurde.

Am 1. Jänner 1900 trat die Aktiengesellschaft Elin als stiller Teilhaber beim Weizer Elektrizitätswerk Franz Pichler und Co. ein. Nach Ver-tragsabschluß mit der Gesellschaft für elektrische Industrie wurden die Fabriksanlagen weiter ausgebaut. Ihr Ausbau war dringend not-wendig, da der Auftragsstand ständig wuchs. In dieser Zeit musste Ing. Franz Pichler viel Mühe aufwenden, um die immer wieder auftre-tenden fi nanziellen Engpässe zu überwinden.

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 22

Franz Pichler schlägt viele verlockende Angebote als Manager und Berufungen an Hochschulen aus. Er wollte nicht das Herz und Kern-stück seiner bisherigen Lebensarbeit, das Weizer Elektrizitätswerk Franz Pichler u. Co., aus der Hand geben.

Als Leutnant einer Pionierabteilung musste er mit seinen Leuten bei einem Herbstmanöver eine Brücke über die Drau schlagen. Es klappte vorzüglich. Er wurde zum Kaiser gerufen, der bei dem Manöver an-wesend war. „Sie sind also der Leutnant der Pionierabteilung. Es war ganz gut, was Sie heute gezeigt haben. Was sind Sie von Beruf? Elek-troingenieur? So, so“, sagte der Kaiser, schüttelte den Kopf und ging weiter. Vielleicht konnte selbst der Kaiser mit dem Begriff Elektro-ingenieur nichts anfangen.

Wen wundert’s, wenn auch die Weizer Bürger einen Abstand zum „narrischen Franzl“ hielten. Viel Unterstützung brauchte er von den Weizern nicht zu erwarten. Gegen Ende des Jahres 1907 war es so weit, dass Ing. Pichler die Fabrik in eine Aktiengesellschaft umwan-delte. Ing. Franz Pichler wurde zum Fabriksdirektor auf Lebenszeit ernannt. Das Elektrizitätswerk blieb außerhalb der Transaktion.

Sein Betrieb als lokaler Stromversorger des damaligen Marktes Weiz wurde immer besser ausgebaut und zählt heute zu den bestens fundi-erten Betrieben in Weiz. Der Geist des Pioniers der Elektrotechnik Ing. Franz Pichler ist in der heutigen Firma immer noch spürbar.

Hans Ritz

PS.: Die Vielseitigkeit seines Könnens stellte Ing. Franz Pichler unter Beweis, als er 1891 den Auftrag bekam, die Pläne zur ersten Weizer Wasserleitung, der Kalkleitenquelle, zu erstellen.

STA

TIO

N 5

• R

AD

MA

NN

SDO

RFG

ASS

EST

AT

ION

5 •

RA

DM

AN

NSD

OR

FGA

SSE

Seite 23

Straßennamen und deren Bedeutung:

Bismarckgasse:Fürst Otto von Bismarck-Schönhausen, 1815 – 1898, Gründer des Deutschen Reiches von 1871. Die auf Ausgleich bedachte Außenpoli-tik verschaffte Bismarck internationales Ansehen. Auf Anregung einer nationalen Studentenverbindung hat diese Gasse den Namen erhalten, sie hieß vordem Schmiedgasse, aus gutem Grunde, werkte doch an ihrem Anfang ein Schmied.

Elin-Gasse:Die Front des Verwaltungsgebäudes der Elin-Union AG beherrschte diese kurze Gasse, die ihren Namen so zu Recht trägt. Ursprünglich hieß sie nach dem ersten hier gebauten Abwasserstrang, der vornehm-lich ein gedeckter Radmannsdorfbach war, Kanalgasse; diese wenig sinnvolle Bezeichnung ist bald aufgegeben und dafür, nach seinerze-itigen Kur- und Hufschmiede Augmeier (Haus Künßberg Gorkiewicz), der Name Schmiedgasse gewählt worden.

Siegfried-Esterl-Gasse:Siegfried Esterl, Ehrenbürger der Stadt Weiz, 1888 – 1955.Der gebürtige Kärntner kam 1908 als Schriftsetzer zum ersten Mal nach Weiz, war in verschiedenen Funktionen in der Sozialdemokratischen Partei tätig, mit der Neukonstruktion Anfang 1919 in den Gemein-derat entsandt, Sozialreferent und Vizebürgermeister, bis 1949 auch Abgeordneter zum Steiermärkischen Landtag. Der Straßenzug hieß vordem Weizberggasse, ursprünglich Steingasse nach dem Steinhaus, zeitweilig auch Schießstattgasse; ab der Nordecke der Schlossmauer war es dann der Kirchweg schlechthin, während ostwärts der Mauer der Feldweg weiter Steingasse, wohl auch in Bezug auf die Steinmau-er, genant wurde, bis die uns noch geläufi gen Bezeichnungen Weiz-berggasse und Schießstattgasse eingebürgert waren.

Radmannsdorfgasse:Benannt nach dem Geschlecht und Schloss Radmannsdorf, eigentlich stammt Radmannsdorf von Ratkiso. Die das linke Weizufer entlang gelegene Dorffl ur. Ratmannsdorf war mit Bildung der Conskription-sgemeinde Weiz 1770 eingegliedert worden. Das Schloss Unterrat-mannsdorf, wie es zur Unterscheidung von Alt- oder Oberratmanns-dorf genannt wurde, war im 16. Jahrhundert erbaut worden, es weist Renaissanceelemente dell Alios auf. Das Geschlecht der Weizer Linie der Ratmannsdorfer waren Burggrafen der Gründer von Weiz, es er-losch 1610 im Mannesstamm mit Christoph II. von Ratmannsdorf.

Impressum:

Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich: Tourismusverband WeizTexte und Konzept: Tourismusverband Weiz Grafi k: Steinmann, Weiz

Literaturnachweis:

75 Jahre Stadt WeizMag. Dr. Susanne Kropac

Weiz – Impressionen einer StadtMag. Dr. Susanne Kropac

Weiz Geschichte und GeschichtenLeopold Farnleitner, Franz Hauser, Hans Ritz

Bilder Schöckl Everl: Andreas Maigl

Seite 24