Statistiken des Ertrinkens: Schwachstellen und Lösungsansätze · Bernhard Abouid 2015 Aktueller...

Statistiken des Ertrinkens:

Schwachstellen und Lösungsansätze

Bernhard Abouid

Arzt

Universität Ulm / DLRG

Agenda

Bernhard Abouid 2015

1.Aktueller Status

2.Methoden der Statistiken

3.Ergebnisse

4.Diskussion


Aktueller Status

Was erwarten wir von einer guten Statistik?

- Dass sie misst was sie messen soll

- Gute Aussagekraft

- Dass die Statistik relevante Variablen erfasst


3 Statistiken die das Ertrinken und Untergehen

erfassen

1. Todesursachenstatistik des Statistischen

Bundesamtes (TUS)

2. Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-

Gesellschaft e.V. (DLRG)

3. Statistik des Deutschen Reanimationsregisters

Aktueller Status


Aktueller Status

Erster Eindruck

- Diese 3 Statistiken sind kaum vergleichbar und

zeigen uneinheitliche Zahlen

- Jede von ihnen hat spezielle

Interpretationsprobleme


Methoden

Todesursachenstatistik des Statistischen

Bundesamtes

Todesfestellung und anschließende Leichenschau

wird von einem Arzt durchgeführt und in der

Todesbescheinigung eingetragen


Todesbescheinigung

4.

5.

1www.kohlhammer.de


Methoden

Die unmittelbare Ursache des Todes muss mit der

korrekten ICD des Ertrinkens verschlüsselt werden:

V90 Wasserfahrzeugunfall mit Ertrinken und Untergehen V92 Ertrinken und Untergehen im Wasserverkehr ohne Unfall des Wasserfahrzeuges W65 Ertrinken und Untergehen in der Badewanne W66 Ertrinken und Untergehen nach Sturz in die Badewanne W67 Ertrinken und Untergehen in einem Schwimmbecken W68 Ertrinken und Untergehen nach Sturz in ein Schwimmbecken W69 Ertrinken und Untergehen in natürlichen Gewässern W70 Ertrinken und Untergehen nach Sturz in natürliche Gewässer W73 Sonstiges näher bezeichnetes Ertrinken und Untergehen W74 Nicht näher bezeichnetes Ertrinken und Untergehen X71 Vorsätzliche Selbstbeschädigung durch Ertrinken und Untergehen X92 Ertrinken durch tätlichen Angriff Y21 Ertrinken und Untergehen, Umstände unbestimmt


Methoden

Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-


Erfassung von Ertrinkungsunfällen durch

Medienklippin

- Meldungen im Internet

- Tageszeitungen


Methoden Statistik des Deutschen Reanimationsregister

- nur wenn ein Notarzt/Notfallteam eine

Reanimation beginnt

- nur wenn die Institution am Reanimationsregister

teilnimmt

- Präklinisch und klinisch

- Eintragung in das Protokoll des

Reanimationsregisters mit der Ursachen des HKS


Untersuchungszeitraum 2009 -2012

1. Todesursachenstatistik des Statistischen

Bundesamtes

n= 3140 (2 Health Report of the Government_www.gbe.de)

2. Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-


n= 1705 (3 DLRG_D.Mohr)

3. Statistik des Deutschen-

Reanimationsregisters

n= 75 (4 German resuscitation register S. Seewald)


Probleme

- Zentrales Problem der Todesursachenstatistik

ist die mögliche falsche ICD-Kodierung

- Hauptproblem der DLRG Statistik ist die Art der

Datengewinnung

- Problem der Statistik des Reanimationsgisters

- i.d.R. nur wenn eine Reanimation begonnen

wird

- nur wenn Helfer am Reanimationsregister

teilnehmen


Ergebnisse

Die 75 Fälle des Deutschen Reanimationsregisters

wurden nicht in die Studie einbezogen:

- aufgrund zu niedriger Fallzahlen


Ergebnisse

1. Vergleich der folgenden Variablen der TUS und

DLRG Statistik

- Vergleich der absoluten Fallzahlen

- Vergleich der Geschlechterverteilung

- Vergleich der Ertrinkungszahlen in den

einzelnen Bundesländern

- Vergleich der Altersgruppen


Ergebnisse

2. Betrachtungen der folgenden ICD-10

Klassifikationen in der TUS

ICD 10 (V-Y) V90 Wasserfahrzeugunfall mit Ertrinken und Untergehen V92 Ertrinken und Untergehen im Wasserverkehr ohne Unfall ein WFZ W65 Ertrinken und Untergehen in der Badewanne W66 Ertrinken und Untergehen nach Sturz in die Badewanne W67 Ertrinken und Untergehen in einem Schwimmbecken W68 Ertrinken und Untergehen nach Sturz in ein Schwimmbecken W69 Ertrinken und Untergehen in natürlichen Gewässern W70 Ertrinken und Untergehen nach Sturz in natürliche Gewässer W73 Sonstiges näher bezeichnetes Ertrinken und Untergehen W74 Nicht näher bezeichnetes Ertrinken und Untergehen X71 Vorsätzliche Selbstbeschädigung durch Ertrinken und Untergehen X92 Ertrinken durch tätlichen Angriff Y21 Ertrinken und Untergehen, Umstände unbestimmt

474 438 410 383

849 798 760 764

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

2009 2010 2011 2012

DLRG

TUS


Ergebnisse

(55%) (54%) (54%) (50%)

Vergleich aller Fallzahlen TUS vs. DLRG

2 Health Report of the Government_www.gbe.de 3 DLRG media clipping data

3

2


Ergebnisse

Geschlechter Vergleich

2009 2010 2011 2012

male female male female male female male female

DLRG3 357 117 351 85 325 84 293 90

TUS2 540 309 512 286 470 290 471 293

%DLRG vsTUS 66% 38% 69% 30% 69% 29% 62% 35% %DLRG m vs. fem 76% 24% 81% 19% 79% 21% 77% 23% %TUS m vs. fem 64% 36% 64% 36% 62% 38% 62% 38%



Ergebnisse

Geschlechter Vergleich

*Relationship between TUS and DLRG 2 Health Report of the Government_www.gbe.de 3 DLRG media clipping data

2 3

357

117

351

85

325

84

293 90

540

309

512

286

470

290

471 255

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

male female male female male female male female

2009 2010 2011 2012

TUS

DLRG

*66% *38% *69% *30% *69% *29% *62% *34%


Ergebnisse

Bundesländervergleich der Ertrinkungszahlen


61

96

9 19

2 12

30 31

63 60

22

2 13 19

26

9

117

168

43 29

7 13

54 43

98 100

20 8

43 48 33

25

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

BW = 08 BY = 09 BE=11 BB=12 HB=04 HH=02 HE=06 MV=13 NI=03 NW=05 RP=07 SL=10 SN=14 ST=15 SH=01 TH=16

2009

DLRG

TUS3 2

46

83

8

26

3 6

36 29

62 52

16 3

21

5

28 14

101

167

31 20

7 18

52 38

92

108

25

7

40

22

44

26

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180


2010

DLRG

TUS3 2


Ergebnisse Bundesländervergleich der Ertrinkungszahlen


3 2

51

78

10

35

1 12

19 21

58 47

19 5

14 8 16

7

94

171

31 25

5

22 34 31

94 88

41

8

37

19

37 23

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180


2011

DLRG

TUS

3 2

40

75

5

25

2 6 17

30

49 47

18

2

26 16 22

3

102

158

42 31

5 15

40 31

76

103

32

8

37 34 27

18

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180


2012

DLRG

TUS


Ergebnisse

Vergleich der Altersgruppen


0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

200

0-9 Jahre 10-19 Jahre 20-29 Jahre 30-39 Jahre 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre >80 Jahre

2009

DLRG

TUS3

2


Ergebnisse



3

2

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

200


2010

DLRG

TUS


Ergebnisse



3

2

0

50

100

150

200

250


2011

DLRG

TUS


Ergebnisse



3

2

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180


2012

DLRG

TUS


Ergebnisse



0

50

100

150

200

0-9Jahre

10-19Jahre

20-29Jahre

30-39Jahre

40-49Jahre

50-59Jahre

60-69Jahre

70-79Jahre

>80Jahre

2009

DLRG

TUS32

32 0

50

100

150

200

0-9Jahre

10-19Jahre

20-29Jahre

30-39Jahre

40-49Jahre

50-59Jahre

60-69Jahre

70-79Jahre

>80Jahre

2010

DLRG

TUS

3 2 0

50

100

150

200

250

0-9Jahre

10-19Jahre

20-29Jahre

30-39Jahre

40-49Jahre

50-59Jahre

60-69Jahre

70-79Jahre

>80Jahre

2011

DLRG

TUS

3 2 0

50

100

150

200

0-9Jahre

10-19Jahre

20-29Jahre

30-39Jahre

40-49Jahre

50-59Jahre

60-69Jahre

70-79Jahre

>80Jahre

2012

DLRG

TUS


Ergebnisse

Reflektion folgender ICD Codes 2009 2010 2011 2012

ICD 10 (V-Y) number male female number male female number male female number male female

V90 4 4 0 3 2 1 6 6 0 5 3 2

V92 5 4 1 5 5 0 2 2 0 1 1 0

W65 43 27 16 41 19 22 40 20 20 53 24 29

W66 11 7 4 7 3 4 4 2 2 7 5 2

W67 9 6 3 17 15 2 13 8 5 18 11 7

W68 4 1 3 4 2 2 3 2 1 1 1 0

W69 102 79 23 89 65 24 99 76 23 104 87 17

W70 39 29 10 32 26 6 28 26 2 32 28 4

W73 17 12 5 29 19 10 31 21 10 18 12 6

W74 161 121 40 167 127 40 146 109 37 181 126 55

X71 282 132 150 257 125 132 264 120 144 245 112 133

X92 5 1 4 4 1 4 3 0 3 1 1 0

Y21 160 104 56 131 94 37 121 78 43 95 58 37

2 Health Report of the Government_www.gbe.de 5 Causes of Accidents and death, an extract from TUS www.destatis.de


Ergebnisse

Reflektion folgender ICD Codes 2009 2010 2011 2012

ICD 10 (V-Y) number male female number male female number male female number male female

V90 4 4 0 3 2 1 6 6 0 5 3 2

V92 5 4 1 5 5 0 2 2 0 1 1 0

W65 43 27 16 41 19 22 40 20 20 53 24 29

W66 11 7 4 7 3 4 4 2 2 7 5 2

W67 9 6 3 17 15 2 13 8 5 18 11 7

W68 4 1 3 4 2 2 3 2 1 1 1 0

W69 102 79 23 89 65 24 99 76 23 104 87 17

W70 39 29 10 32 26 6 28 26 2 32 28 4 W73 17 12 5 29 19 10 31 21 10 18 12 6

W74 161 121 40 167 127 40 146 109 37 181 126 55

X71 282 138 146 261 125 136 266 122 144 245 112 133

X92 5 1 4 4 1 4 3 0 3 1 1 0

Y21 160 104 56 131 94 37 121 78 43 95 58 37

Gesamt 849 540 309 798 512 286 760 470 290 764 471 293

2 Health Report of the Government_www.gbe.de 5 Causes of Accidents and death, an extract from TUS www.destatis.de


Diskussion

Was erwarten wir von einer guten Statistik?

- Dass sie misst was sie messen soll

- Gute Aussagekraft

- Dass die Statistik relevante Variablen erfasst


Diskussion

- Die TUS scheint aktuell die am meisten

vollständigen Zahlen zu liefern.

- Die Zuordnung zu den jeweiligen ICD´s

könnte bei korrekter Erfassung helfen

präventive Lösungsansätze zu finden

- Fehler bei der Codierung auf der

Todesbescheinigung führt zu inkorrekten

Zahlen

- die Einschränkung des Datenschutzrechts in

Deutschland ist ein Problem, so viele wie

möglich Daten bekommen


Diskussion

- Das Medienklippingverfahren scheint immer die

gleichen Fälle abdecken zu können.

- führen zu einer Überschneidung

- Ertrinkungsfälle die veröffentlicht werden in

Zeitungen oder News können nicht erfasst

werden


Fragen?


Quellen und Literatur:

1 Kohlhammer Verlag

2 Health report of the government_(www.gbe.de)

3 DLRG_D.Mohr

4 German resuscitation register_S. Seewald

5 Causes of accidents and death, an extract from TUS (www.destatis.de)

http://www.gbe.de

http://www.destatis.de

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