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www.visualpast.de Die Statua Danielis: Zeit als politische Eschatologie im Heiligen Römischen Reich * Barbara Uppenkamp Der sächsische Hofbildhauer Giovanni Maria Nosseni (1544–1620) schuf 1601 für Kurfürst Christian II. (1583–1611) eine hölzerne Sta- tue, die einen aus vier verschiedenen Metallen angefertigten Koloss darstellte. Der Kopf der Figur war mit Gold, die Brust mit Silber, der Rumpf mit Bronze und die Beine mit Eisen belegt. In diesem Jahr wurde Christian achtzehn Jahre alt, für volljährig erklärt und konnte endlich selbst die Regierung antreten, nachdem seine Mutter Sophie von Brandenburg (1568–1622) und Friedrich Wilhelm I. von Sach- sen-Weimar (1562–1602) zehn Jahre lang stellvertretend für ihn re- giert hatten. Die hölzerne Statue ist heute verloren, jedoch durch mehrere Kupferstiche bekannt. Ein Kupferstich von Aegidius Sade- ler (um 1570–1629) zeigt Nossenis Skulptur mit dem jugendlichen Gesicht des Prinzen (Abb. 1). 1 Er trägt einen Regenbogen, dessen beide Enden in seinen Händen Flammen schlagen. Der Regenbogen symbolisiert Anfang und Ende der Welt, auf der die Figur in der Art einer Fortuna balanciert. Zu ihren Füßen sind das Papstwappen und eine als weibliche Schlange dargestellte teuflische Ge- * Dieser Text basiert auf Forschungen der Autorin im Zusammenhang des von der Her- mann-Reemtsma-Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförder- ten Forschungsprojektes zum Lüneburger Rathaus 2008–2011. Die Autorin ist der Her- mann-Reemtsma-Stiftung zu Dank verpflichtet. Dank für wertvolle Hinweise und Unter- stützung gebührt auch Hermann Hipp, Ann-Kathrin Hubrich und Edgar Ring. 1 Vgl. Boon/Hoop Scheffer 1980, Bd. 21, S. 34, Nr. 121, Bd. 22, S. 30.

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Die Statua Danielis: Zeit als politische Eschatologie im Heiligen Römischen Reich*

Barbara Uppenkamp

Der sächsische Hofbildhauer Giovanni Maria Nosseni (1544–1620) schuf 1601 für Kurfürst Christian II. (1583–1611) eine hölzerne Sta-tue, die einen aus vier verschiedenen Metallen angefertigten Koloss darstellte. Der Kopf der Figur war mit Gold, die Brust mit Silber, der Rumpf mit Bronze und die Beine mit Eisen belegt. In diesem Jahr wurde Christian achtzehn Jahre alt, für volljährig erklärt und konnte endlich selbst die Regierung antreten, nachdem seine Mutter Sophie von Brandenburg (1568–1622) und Friedrich Wilhelm I. von Sach-sen-Weimar (1562–1602) zehn Jahre lang stellvertretend für ihn re-giert hatten. Die hölzerne Statue ist heute verloren, jedoch durch mehrere Kupferstiche bekannt. Ein Kupferstich von Aegidius Sade-ler (um 1570–1629) zeigt Nossenis Skulptur mit dem jugendlichen Gesicht des Prinzen (Abb. 1).1 Er trägt einen Regenbogen, dessen beide Enden in seinen Händen Flammen schlagen. Der Regenbogen symbolisiert Anfang und Ende der Welt, auf der die Figur in der Art einer Fortuna balanciert. Zu ihren Füßen sind das Papstwappen und eine als weibliche Schlange dargestellte teuflische Ge-

* Dieser Text basiert auf Forschungen der Autorin im Zusammenhang des von der Her-mann-Reemtsma-Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförder-ten Forschungsprojektes zum Lüneburger Rathaus 2008–2011. Die Autorin ist der Her-mann-Reemtsma-Stiftung zu Dank verpflichtet. Dank für wertvolle Hinweise und Unter-stützung gebührt auch Hermann Hipp, Ann-Kathrin Hubrich und Edgar Ring.

1 Vgl. Boon/Hoop Scheffer 1980, Bd. 21, S. 34, Nr. 121, Bd. 22, S. 30.

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Abb. 1: Aegidius Sadeler, nach Giovanni Maria Nosseni, Statua Nabuchodonosoris, 1602, Kup-ferstich, ca. 500 x 283 mm © Deutsche Fotothek.

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stalt zu erkennen, die sich aus einem Turban schält. Das Papstwap-pen und der orientalische Teufel repräsentieren die Zweiteilung des römischen Reiches in das unter der Regentschaft des Papstes ste-hende Westrom und das von den Türken eingenommene Ostrom, das ehemals byzantinische und nun osmanische Reich. Zugleich sind mit diesen beiden Repräsentationen zwei Widersacher des protestan-tischen Fürsten gemeint, die als Erscheinungsformen des Antichrist anzusehen sind.

Giovanni Maria Nosseni erläutert den Sinn der Statue in mehre-ren selbst verfassten Schriften.2 Demnach stellte sie den Koloss aus Nebukadnezars Traum im Buch Daniel dar.3 Der Traum wird von dem Propheten Daniel als Aufeinanderfolge von vier Weltreichen entsprechend der Periodisierung der Goldenen, Silbernen, Bronze-nen und Eisernen Zeitalter bei Hesiod (geb. vor 700 v. Chr.) ge-deutet.4 Im Buch Daniel wird am Ende des eisernen Zeitalters die Statue durch einen Stein gestürzt, der den Messias repräsentiert und das ewigwährende Reich Gottes einleitet. Seit dem Kirchenvater Hie-ronymus (347–420) wurden die vier Weltreiche der Danielprophe-zeiung mit den Reichen der Babylonier, der Perser, der Griechen und der Römer identifiziert.5 Der vom Berg herabrollende Stein wurde als Parusie Christi am Tag des Jüngsten Gerichts gedeutet. Das vierte, eiserne Zeitalter wurde mit dem Römischen Reich identifiziert, das durch die Translatio Imperii, die Übertragung des Reiches auf Karl den Großen (um 747–814) bei der Kaiserkrönung im Jahr 800 in Rom, als Heiliges Römisches Reich deutscher Nation fortbestand.6 Das sächsische Kurfürstentum war ein Teil dieses Reiches, das allerdings

2 Nosseni 1602a; Nosseni 1602b; Nosseni 1602c; Nosseni 1603; Nosseni 1606; Nosseni 1612. Vgl. Heres 1981; Irmscher 1995, 103; Rahn 2000, 558; Uppenkamp 2015, 264. Zu den verwandten Dresdener Kabinettschränken des Hans Schifferstein vgl. Valter 2001.

3 Dan 2, 31–44. 4 Hesiod 1996, 109–201. Vgl. Irmscher 1995, 93–106; Roloff 2002, 10–11. 5 Hieronymus 1964, Ps. I, 5, CC, LXXXV A, 838–844. Vgl. Schmidt-Biggemann 1998, 625

f. 6 Marsch 1972; Koch 1980; Reid 1981; Koch 1997; Schmidt-Biggemann 1998, 620–645;

Leppin 1999; Koch 2007; Pohlig 2007.

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nach der Auffassung Nossenis zu Beginn des siebzehnten Jahrhun-derts durch die religiöse Spaltung geschwächt und durch Kriege bedroht sei und seinem baldigen Ende entgegensehe. Bevor es aber zur endgültigen Ablösung der irdischen Reiche komme, sollte noch einmal ein Goldenes Zeitalter eingeläutet werden.7 Daher konnte Nosseni dem goldenen Gesicht der Statue mit Recht das Antlitz des jungen Fürsten verleihen, mit dessen Regierungsantritt dieses zweite Goldene Zeitalter anbrechen sollte. Nossenis Statue war eine „sprechende Statue“, denn in ihrem Bauch und Rücken sowie in den Beinen waren kleine Schubladen verborgen, in denen Texte und Bilder hinterlegt waren, die sich auf historische Ereignisse bezogen. Sie bildeten auch den Inhalt von Nossenis Buch. Die Statue war also ein didaktisches Mittel, um den Ablauf der Geschichte zu gliedern und zu erklären. Das Modell, das hinter diesem Geschichtsbild und seiner bildlichen Repräsentation steht, kam in Deutschland in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts auf. Es ist eng mit Martin Luthers (1483–1546) Vorrede über den Propheten Daniel,8 Philipp Melanchthons (1497–1560) Publikation der Chronik des Johannes Carion (1499–1537)9 und Johannes Sleidanus’ (1506–1556) Theo-logie des Heiligen Römischen Reiches verbunden.10

7 Bei Hesiod ist keine Rede von einem zweiten Goldenen Zeitalter, sondern von einem Zeitalter der Heroen.

8 Luther 1545 [1972], 1499–1500. Vgl. Armbruster 2005, 54–56. 270–276. 9 Carion 1532. Philipp Melanchthon überarbeitete mehrmals die Chronik des Johannes

Carion und machte sie zur Grundlage seiner Geschichtslehre. Vgl. Menke-Glückert 1912, 21–64; Seifert 1990; Bauer 1999, 203–246; Pohlig 2007, 175–188; Scheible 2007; Hipp 2015, 216–218.

10 Sleidanus 1556. Sleidanus’ Buch wurde während des sechzehnten und siebzehnten Jahr-hunderts mehrmals neu verlegt. Eine deutsche Übersetzung erschien 1659 bei Gabriel Tzschirner in Dresden. Vgl. Schmidt-Biggemann 1998, 625–635; Pohlig 2007, 161–175; Kess 2008.

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Abb. 2: Daniel Frese, Allegorie der vier Weltreiche, 1575, Öl auf Leinwand, um 171 x 232 cm, Rathaus Lüneburg © Forschungsprojekt Lüneburger Rathaus/Foto: Fred Dott.

Repräsentationen der Statua Danielis als politische Allegorie In der Großen Ratsstube des Lüneburger Rathauses befindet sich eine der frühesten Darstellungen der Statua Danielis als politische Al-legorie. Es handelt sich um ein Gemälde von Daniel Frese (um 1540–1614), das einem Zyklus von Gerechtigkeitsbildern angehört (Abb. 2).11 Auf diesem Gemälde werden die vier Weltreiche ebenfalls als Riesenstatue dargestellt, die aus Gold, Silber, Bronze und Eisen be-steht. In den Ecken des Bildes reiten vier Herrscher auf Symboltie-ren. Es handelt sich dabei um Ninus (Nebukadnezar) auf einer geflü-gelten Löwin, Cyrus auf einem Bären mit drei Rippen im Maul, Ale-xander auf einem vierköpfigen Panther und Julius Cäsar auf einem

11 Vgl. Tipton 1996, 353–354; Haupt 1997, 162–163; Haupt 2000, 135–143; Koch 2008, 155–160; Uppenkamp 2014, 322–323. 350-353; Uppenkamp 2015, 260–261. Zum Bildungshorizont der Lüneburger Ratsherren als Auftraggeber vgl. Hipp 2015.

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Ungeheuer mit zehn Hörnern. Die Symboltiere gehen auf eine wei-tere Vision im Buch Daniel zurück,12 die ebenfalls die Aufeinander-folge von vier Weltreichen thematisiert. Die Darstellung folgt damit Hieronymus’ Ausdeutung der vier einander als Machtfaktoren auf Erden ablösenden Weltreiche. Die Verleihung der Macht an die irdi-schen Herrscher ist mit der Übergabe des Szepters an den Koloss durch Gott angedeutet. Die beiden Beine des Kolosses signalisieren die Teilung des letzten, römischen Reiches in Ost- und Westrom. Der Sockel der Statue ist mit den Namen von zehn bedeutenden Na-tionen beschriftet, die Martin Luther in seiner Interpretation des Da-nielbuches benennt. Es handelt sich dabei um Germania, Italia, Gal-lia, Anglia und Hispania auf der linken, und Asia, Africa, Grecia, Siria und Egipten auf der rechten Seite. Einige dieser Nationen stehen be-reits unter der Macht des Antichristen. Im Weltmeer schwimmen die Widersacher der Christenheit: Häretiker, Papst und Türke, die als Verfallserscheinungen der irdischen Herrschaft anzusehen sind. Über dem Weltmeer schwebt Justitia als Personifikation der Gerech-tigkeit auf Erden. Da das letzte, römische Reich in der Aufeinander-folge der Reiche erst vom kommenden, ewigwährenden Reich Got-tes abgelöst werden soll, ist in der rechten oberen Ecke die Parusie Christi dargestellt. Die Inschriften am oberen und unteren Bildrand verweisen auf die von Gott eingesetzte Obrigkeit auf Erden und die Pflicht zum Gehorsam.13

Wie es nun weitergeht, wenn auf den Verfall der letzten Monar-chie das ewig währende Reich Gottes folgt, ist auf einem Gemälde an der gegenüberliegenden Wand der Großen Ratsstube dargestellt.

12 Dan 7, 1–27. Vgl. Marsch 1972, 63–124; Roloff 2002. 13 Joh 19, 11: „Du hättest keine Macht uber Mich wenn sie dir nicht Wäre Von oben Erab

gegeben“; Röm 13, 2: „Wer sich nu wider die Oberkeit setzet der widerstrebet Gottes ordnung Die aber widerstreben Werden vber sich ein Urteil empfahen Denn die Gewal-tigen sind nicht den den guten Wercken Sondern den bösen zu fürchten. Wiltu dich Aber nicht Fürchten fur der Oberkeit So thu gutes So wirstu Lob von derselbigen haben Denn sie Ist Gottes dienerin Dir Zugut Thustu aber böses So fürchte dich denn sie tregt das Schwert nicht umbsonst Sie ist Gottes Dienerin eine Racherin zur straffe vber den der böses thut.“

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Dieses Gemälde zeigt nicht etwa die Apokalypse, sondern das Himmlische Jerusalem und das kommende Reich Christi (Abb. 3).14

Abb. 3: Daniel Frese, Das Himmlische Jerusalem und das kommende Reich Christ, 1578, Öl auf Leinwand, ca. 179 x 320 cm, Rathaus Lüneburg © Forschungsprojekt Lüneburger Rathaus/ Foto: Fred Dott.

Das Gemälde handelt vom Ende aller irdischen, von Menschen aus-geübten Herrschaft. Christus sitzt auf einer Wolkenbank und wird von Engeln begleitet. Auf Erden erwartet ihn die sehnsüchtige Sponsa Christi, die mit ihrer Sternenkrone und der Sonne auf ihrem Brustkleid sowie dem Mond unter ihren Füßen als das Apokalypti-sche Weib gekennzeichnet ist. Sie kniet auf einer Bibel, die mit „Got-tes Wort“ beschriftet ist. Vor ihr liegen das in seine Teile zerbrochene Standbild, die niedergerungenen Widersacher Papst und Türke, Tod und Teufel sowie der mit „Germania“ beschriftete Reichsadler, ein Szepter und zwei Kronen. In der linken Bildhälfte ist das von golde-nem Licht erfüllte Himmlische Jerusalem sichtbar. Die Darstellung Jerusalems als regelmäßige Stadtanlage auf einem gerasterten Grund-riss geht auf einen Kupferstich von Johann Sadeler (1550–1600) nach

14 Tipton 1996, 358 f.; Haupt 1997, 162 f.; Haupt 2000, 135–143; Müller 2006, 122–124; Koch 2008, 160–164; Uppenkamp 2014, 322 f.

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einem Entwurf von Hans Bol (1534–1593) zurück.15 Über der Stadt thront Gottvater, umgeben von den vier Evangelistensymbolen. Über seinem Thron schwebt die Taube des Heiligen Geistes und vor ihm steht das Apokalyptische Tier. Zu den Seiten des Thrones steht in roten Buchstaben „SIHE ICH MACHS ALLES NEW. APO. 21“ und auf den Mauern der Stadt ist ein weiteres Zitat aus der Apokalypse zu lesen: „UND SAHE EINEN NEWEN HIMEL VND EINE NEWE/ ERDE DENN DER ERSTE HIMEL VND DIE ERSTE ERDEN/ VERGINGEN.“16 Die Inschriften am unteren Bildrand nehmen auf den zeitlichen Ab-lauf der Parusie Christi und des ewigwährenden Gottesreiches Be-zug.17 Martin Luther hatte in seiner Vorrede zum Buch Daniel und zur Apokalypse eine Beziehung zwischen den beiden Schriften her-gestellt.18 In den Prophezeiungen Daniels erkannte er Parallelen zum Zustand des Heiligen Römischen Reiches seiner Zeit und mit dem Himmlischen Jerusalem verband er die tröstende Vorstellung, dass alle, die fest im Glauben waren, dort Aufnahme finden würden.

Geschichtsbild und body politic In der Ratsdiele des Lüneburger Rathauses befindet sich ein weiteres, monumentales Gemälde der Statua Danielis, vermutlich ebenfalls von Daniel Frese um 1600 gemalt (Abb. 4).19 Es zeigt in annähernd fron-taler Ansicht den Koloss als römischen Krieger mit goldenem Haupt, silberner Brust, bronzenem Leib und eisernen Beinen, von denen al-

15 Boon/Hoop Scheffer 1980, Bd. 21, 127, Nr. 275. 16 Offb 21. 17 1 Kor 15, 24: „Wenn Christus das Reich Gotte und dem Vater uberantworten wird wenn

er auffheben wird/ alle Herrschafft und alle Oberkeit und Gewalt. Er mus aber herrschen bis das er alle seine Feinde unter seine Füsse lege“; Jes 65, 17: „Denn sihe ich will einen newen Himel und newe Erde schaffen das man der vorigen nicht mehr gedencken wird noch zu Hertzen nehmen“; 2 Petr 3, 13: „ Wir warten aber eines newen Himels un(d)/ einer Erden nach seiner Verheissung in welchen Gerechtigkeit wonet.“

18 Luther 1545 [1972], 1499–1500. Vgl. Haupt 2000, 182; Armbruster 2005, 256–276; Uppenkamp 2014, 323.

19 Albers 1843, 51; Mithoff 1877, 189; Reinecke 1925, 77 f. 126; Haupt 2000, 197 f.; Uppenkamp 2014, 340–343; Ganzert 2014, 228–231; Ganzert 2015, 388 f.

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Abb. 4: Daniel Frese (zugeschr.), Statua Danielis, Öl auf Leinwand, ca. 292 x 242 cm, am unte-ren Rand beschnitten, Rathaus Lüneburg © Forschungsprojekt Lüneburger Rathaus/Foto: Fred Dott.

lerdings nur noch ein Teil zu sehen ist, da das Gemälde schwer be-schädigt ist. Die Symboltiere der vier Herrscher sind hier auf dem Helm, dem Brustpanzer, dem Bauchschild und dem Unterleib

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platziert und durch Wappen ergänzt. Der Koloss hält ein Szepter und einen Reichsapfel in den Händen. Die Figur ist auf schwarzen Grund gesetzt und von zahlreichen weißen, roten und gelben Inschriften umgeben, die dicht gedrängt das ganze Gemälde füllen. Im Zentrum über dem Helm des Kriegers steht „Noë oder Janus“. In der Histo-riographie der Frühen Neuzeit wurde, basierend auf einer verfäl-schenden Darstellung des Annius von Viterbo (um 1432–1502), Noah häufig mit Janus identifiziert.20 Ausgehend von Noah ent-wickeln sich auf der rechten Seite des Gemäldes in Klammerbifur-kationen die biblische Heilsgeschichte nach dem Alten und Neuen Testament in roter Schrift und auf der linken Seite in weißer und gelber Schrift die Weltgeschichte nach dem Schema der vier Monar-chien. Kleine Szenen in Grisaille ergänzen die Beschriftungen. Hier lohnt es sich, beispielhaft die Bauchpartie herauszugreifen und näher zu betrachten (Abb. 5).

Abb. 5: Daniel Frese (zugeschr.), Statua Danielis, Detail: Die dritte Monarchie © Forschungs-projekt Lüneburger Rathaus/Foto: Fred Dott.

Der Koloss ist ist die Verkörperung eines Geschichtsbildes und zugleich die Darstellung eines politischen Körpers. Er ist ein body po-litic, der mit menschlichen Schwächen und Krankheiten behaftet ist.

20 Grafton/Most/Settis 2010, 495 f.

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Abb. 6: Daniel Frese (zugeschr.), Statua Danielis, Detail: Beginn der vierten Monarchie © For-schungsprojekt Lüneburger Rathaus/Foto: Fred Dott.

Bei der Darstellung der Dritten Monarchie handelt es sich um das Reich der Griechen, dessen herausragender Herrscher Alexander der Große war. Das Alexanderreich ist im Bauch des Kolosses angesie-delt. Auf derselben Höhe befindet sich links folgende Beschriftung: „PHILIPPVS MACEDO der mage den er die griechischen stede und

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ASIA minorem verschlungen die er nacher seinem sone übergeben; ALEXANDER MAGNUS hitzige Leber von welcher vier fürsten-dom entsprossen.“ Die Inschrift benennt zunächst Alexanders Her-kunft, geht dann aber zu einem Krankheitsbild über, das zum Verfall des Reiches unter den Diadochen führte. Schon Alexanders Vater Philipp habe sich mit übermäßiger Gier ein Land nach dem anderen einverleibt. Aus der Sünde der Völlerei sei ein Leberschaden ent-standen, der schließlich zur Vierteilung des Reiches geführt habe. Dieser Leberschaden sei außerdem auf die Trunksucht Alexanders zurückzuführen, wie es in einer zeitgenössischen Predigt heißt.21 Ale-xander habe sich wie sein Symboltier, der Panther, listig, schnell und blutgierig verhalten. Schließlich habe ihn aber seine Trunksucht zu Fall gebracht. Dennoch wird Alexander nicht vollkommen negativ dargestellt, sondern im vorherbestimmten Verlauf der Geschichte erscheint er auch als ein Werkzeug Gottes. Dies ist rechts in der klei-nen Szene auf dem Reichapfel dargestellt, wo Alexander als gottge-sandtes Einhorn den als Widder dargestellten Darius attackiert. Diese Szene befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Heilsgeschichte, die ihren Beginn in der vierten Monarchie hat (Abb. 6).

Auf der rechten Bildseite befindet sich der Stammbaum Christi. Auf Hüfthöhe des Kolosses kommt die alttestamentliche Genealogie bei Maria, der Muttergottes und bei Jesus Christus an. An derselben Stelle wechselt die Jahreszählung von Weltjahren (Anno Mundi) zu den Jahren des Herrn (Anno Christi). Die Geburt Christi wird mit dem Weltjahr 5963 angegeben. Hierbei handelt es sich um einen Schreibfehler, denn sicher ist das von Philipp Melanchthon errech-nete Jahr 3963 gemeint. Die kleinen Szenen in Grisaille stellen die Kreuzigung Christi und die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 nach Christus dar sowie möglicherweise die Bekehrung des Apostels Paulus. Die ausführlichen Beschriftungen basieren auf einem vierbändigen Werk des Lüneburger Historikers Hieronymus

21 Vaget 1595, fol. 16r–17v.

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Henninges (vor 1563–1597), der in einer zusammenfassenden Über-schau die gesamte Genealogie aller auf Erden lebenden Geschlechter publizierte.22

Das Gemälde Freses ist als eine riesige Informationsgraphik an-zusehen, für die es einen kleinen Vorläufer gibt, der wahrscheinlich auch das Muster für Nossenis Statua Danielis abgab (Abb. 7).23 Der sächsische Hofprediger Lorenz Faust (1532–1594) veröffentlichte 1586 ein Buch mit dem Titel Anatomia Statuae Danielis mit einer ein-gefalteten und ausklappbaren Holzschnittillustration der Statua Da-nielis. Auch hier sind beide Visionen aus dem Danielbuch präsent: die Vision des Kolosses aus Buch 2 und die Vision der vier Tiere aus Buch 7. Die Tiere sind hier wie bei Daniel Freses erstem Gemälde in die vier Ecken gesetzt. Zusätzlich werden sie mit den vier bekannten Erdteilen, den vier Elementen und den vier Jahreszeiten kombiniert. Die Beschriftungen auf dem Leib des Kolosses erläutern die Aufei-nanderfolge der Herrscher in den einzelnen Weltreichen und gehen dabei bis in die Zehen vor, wo die von Luther genannten zehn Nati-onen verortet sind. Die Füße sind mit den aktuellen Herrschern des oströmischen Reiches Murad III. (1546–1595) und des weströmi-schen Reiches Kaiser Rudolf II. (1552–1612) beschriftet sind. Ähn-lich wie Nosseni hat der unbekannte Künstler dem Gesicht des Ko-losses die Porträtzüge des sächsischen Kurfürsten verliehen, bei dem es sich in diesem Fall um Kurfürst August I. (1552–1586) handelt, mit dessen Regentschaft sich der Anbruch eines neuen Goldenen Zeitalters verbinden sollte.

Die Statua Danielis als Lehrtafel der Geschichte Das Geschichtsbild der Statua Danielis entpuppte sich als ein äußerst zählebiges Phänomen im Deutschen Reich. Noch weit bis in das 17.

22 Henninges 1598. 23 Kosch/Berger 1972, Bd. 4, Sp. 802; Irmscher 1995, 93–106; Hagenow 1997, 46 f.; Rahn

2000, 523–531; Horbank 2010; Rosenberg/Grafton 2010, 54–58; Uppenkamp 2014, 346–349; Uppenkamp 2015, 261 f.

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Abb. 7: Unbekannter Künstler, Statua Danielis Prophetae, Holzschnitt, 1585. In: Faust 1586 © Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 91.1 Quod (1).

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Uppenkamp, Die Statua Danielis: Zeit als politische Eschatologie 513

Abb. 8: Wolfgang Kilian, Imago Quatuor Monarchias totius orbis repraesentans, Kupferstich, 470 x 375 mm, Augsburg 1623 © Graphische Sammlung Albertina Wien.

Jahrhundert hinein wurde anhand dieses Bildes Geschichte sichtbar gemacht. Wolfgang Kilians (1581–1663) Kupferstich Imago Quatuor Monarchias von 1623 fällt in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, als die Zerfallserscheinungen des Reiches bereits deutlich zutage traten

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(Abb. 8).24 Doch auch nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde an die-ser bildlichen Darstellung von Zeit und politsicher Geschichte fest-gehalten. Dies zeigt sich an einer Raumausstattung in Schloss Güst-row mit Fresken, die in den 1970er Jahren freigelegt wurden (Abb. 9).25 Wahrscheinlich handelt es sich bei der nur noch in Umrissen erkennbaren Darstellung eines gerüsteten Kriegers um eine Statua Danielis, basierend auf dem Stich von Wolfgang Kilian. Ähnlich wie im Lüneburger Rathaus handelt es sich bei den Fresken in Schloss Güstrow um ein aus mehreren Bildern bestehendes Gesamtpro-gramm mit politisch-historischem Inhalt. Die Fresken befinden sich in einem achteckigen Turmkabinett, dessen Decke mit den Darstel-lungen der vier Symboltiere aus Daniel 7 und historischen Szenen bemalt ist (Abb. 10).26 Die verwendeten Farben enthalten metallische Pigmente mit Beimengungen von Gold und Kupfer, deren Verwen-dung höchstwahrscheinlich auf die vier Metallzeitalter zu beziehen ist. Als Quelle für die Darstellungen an der Decke lässt sich ein Buch von Johann Ludwig Gottfried (1584–1633) ausmachen, das den Weltuntergang präzise für das Jahr 1657 voraussagte, das Jahr in dem die Fresken angebracht wurden. Gottfrieds Historische Chroniken… nach Außtheilung der vier Monarchien war, mit Illustrationen von Joachim von Sandrart (1606–1688) versehen, 1630 bei Matthäus Merian d. Ä. (1593–1650) in Frankfurt erschienen.27 Das Titelblatt zeigt die auf einem Sockel stehende Göttin Athena (Abb. 11). Zu ihren Füßen sitzen Herkules und Fortuna, die in ihren Händen eine Kette mit vier Medaillons halten, auf denen die Symboltiere der Danielsvision erscheinen. Hinter dem Sockel stehen, von ihren Truppen umgeben, ein römischer und ein orientalischer Feldherr. Die Illustration auf fol. 24 zeigt Nebukadnezar als Heerführer und den Bau des Turms von Babel (Abb. 12).

24 Anzelewski/Zijlma 1976, 90; Uppenkamp 2015, 263 f. Ein ähnliches Blatt druckte auch Johann Heinrich Schönnerstadt 1667. Vgl. Harms 180, 2 f.

25 Baier/Voss 1973; Uppenkamp 2015. 26 Baier/Voss 1973; Uppenkamp 2015. 27 Gottfried 1630.

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Uppenkamp, Die Statua Danielis: Zeit als politische Eschatologie 515

Abb. 9: Unbekannter Künstler, Statua Danielis (?), Fresko, 1657, Turmkabinett Schloss Güstrow © Foto: Ralf Weißleder.

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Abb. 10: Unbekannter Künstler, Deckenmalerei (Ausschnitt), Fresko, 1657, Turmkabinett Schloss Güstrow © Foto: Ralf Weißleder.

Abschließend lässt sich bemerken, dass die Abfolge der Weltreiche und ihre Repräsentation als Statua Danielis eine wirkungsvolle Ver-bildlichung des politischen Zeitverständnisses war, das die gegenwär-tige politische Macht in die übergeordnete Institution des Heiligen Römischen Reiches und in den eschatologischen Rahmen göttlicher Vorsehung einband. Die Idee der Translatio Imperii war bis um 1800 im politischen Denken Deutschlands generell verbreitet. Außerhalb des Heiligen Römischen Reiches stieß das eschatologisch ausgerich-tete Geschichtsbild der vier Monarchien auf harsche Kritik, so zum Beispiel durch den französischen politischen Theoretiker Jean Bodin (um 1530–1596).28

28 Bodin 1566. Vgl. Grafton 2007, 165–173.

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Uppenkamp, Die Statua Danielis: Zeit als politische Eschatologie 517

Abb. 11: Joachim von Sandrart, Titelkupfer zu Johann Ludwig Gottfried, Historische Chroni-ken, Frankfurt 1630 (5. Ausg. 1674) © Universitätsbibliothek Düsseldorf Zentralbibl. AG9 (2).

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Abb. 12: Joachim von Sandrart, Illustration zu Johann Ludwig Gottfried, Historische Chroniken, Frankfurt 1630 (5. Ausg. 1674), fol. 24 © Universitätsbibliothek Düsseldorf Zentralbibl. AG9 (2).

Barbara Uppenkamp studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Indogermanistik an der Universität Hamburg. Sie war Stipendiatin des Graduiertenkollegs ‚Politische Ikonographie‘ und promovierte 2001 mit einer Arbeit zu der Idealstadtanlage Wolfenbüttel am Kunstge-schichtlichen Seminar der Universität Hamburg. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitar-beiterin am Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo, als Dozentin für Kunst- und Architekturgeschichte an der Universität Reading (U.K.) und als Gastdozentin an den Universitäten Hamburg und Lüneburg. 2005–2006 war sie Stipendiatin der J. Paul Getty-Stiftung Los Angeles (U.S.A.). Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg arbeitete sie 2008–2011 an einem interdisziplinären For-schungsprojekt zum Lüneburger Rathaus. 2012–2014 war sie wissenschaftliche Mitarbei-terin an der Kunsthochschule Kassel. Als Kuratorin wirkte sie bei internationalen Ausstel-lungsprojekten mit. 2016–2017 vertrat sie die Juniorprofessur für Architekturgeschichte am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kunst und Architektur Nordeuropas, Architekturgeschichte der Moderne, religiöse und politische Ikonographie sowie Geschichte und Methoden der Kunstwissenschaft.

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Uppenkamp, Die Statua Danielis: Zeit als politische Eschatologie 519

Literaturverzeichnis Albers 1843: Johann Wilhelm Albers: Beschreibung der Merkwürdigkeiten des Rat-hauses zu Lüneburg – mit vier lithographischen Tafeln, Lüneburg 1843.

Anzelewski/Zijlma 1976: Fedja Anzelewski (ed.), Robert Zijlma (comp.): Hollstein’s German engravings, etchings and woodcuts, Bd. 18, Philipp Kilian (continued) to Wolfgang Kilian, Amsterdam 1976.

Armbruster 2005: Jörg Armbruster: Luthers Bibelvorreden. Studien zu ihrer Theolo-gie, Stuttgart 2005.

Baier/Voss 1973: Gerd Baier, Johannes Voss: Zur wiederentdeckten Ausmalung eines Turmkabinetts im Güstrower Schloss. In: Mitteilungen des Instituts für Denkmal-pflege, Arbeitsstelle Schwerin 22, 1973, S. 212–242.

Bauer 1999: Barbara Bauer: Die Chronica Carionis von 1532, Melanchthons und Peucers Bearbeitung und ihre Wirkungsgeschichte. In: Himmelszeichen und Erden-wege. Johannes Carion (1499-1537) und Sebastian Hornmold (1500-1581) in ihrer Zeit, hrsg. vom Kultur- und Sportamt der Stadt Bietigheim-Bissingen (Ausstellungs-katalog Stadtmuseum Hornmoldhaus), Ubstadt-Weiher 1999, S. 203–245.

Bodin 1566: Jean Bodin: Methodus ad facilem historiam cognitionem, Paris 1566.

Boon/Hoop Scheffer 1980: Karel Gerhard Boon (ed.), Dieuwke de Hoop Scheffer (comp.): F. W. H. Hollstein Dutch and Flemish etchings, engravings and woodcuts, ca. 1450-1700, Bde. 21, 22: Aegidius Sadeler to Raphael Sadeler II, Amsterdam 1980.

Carion 1532: Johann Carion, Chronicorum libri tres, Wittenberg 1532.

Faust 1586: Lorenz Faust: Anatomia Statuae Danielis, Leipzig 1586.

Ganzert 2014: Joachim Ganzert: Herrschaft als Vergegenwärtigung. Zum Niederge-richt im Lüneburger Rathaus und zur Archetypik sakraler Herrschaftslegitimation. In: Joachim Ganzert (Hrsg.): Das Lüneburger Rathaus. Ergebnisse der Untersuchungen 2008 bis 2011, Bd. 2, Petersberg 2014, S. 157–245.

Ganzert 2015: Joachim Ganzert: Das Lüneburger Rathaus und seine fünf Aggregatzu-stände – Paradebeispiel einer Legitimationsgeschichte. In: Joachim Ganzert (Hrsg.): Das Lüneburger Rathaus. Ergebnisse der Untersuchungen 2012 bis 2014, Bd. 3, Pe-tersberg 2015, S. 337–404.

Gottfried 1630: Johann Ludwig Gottfried: Historische Chroniken oder Beschreibung der Fürnemsten Geschichten, so sich von Anfang der Welt, biß auff das Jahr Christi 1619 zugetragen, nach Außtheilung der vier Monarchien, Frankfurt a. M. 1630.

Grafton 2007: Anthony Grafton: What was History?, Cambridge 2007.

Grafton/Moss/Settis 2010: Anthony Grafton, Glenn W. Most, Salvatore Settis (Hrsg.): The classical tradition, Cambridge, Mass. 2010.

Hagenow 1997: Elisabeth von Hagenow: Städtisches Selbstbewußtsein und höfischer Sammlungsanspruch – der Spiegelrahmen von Dirich Utermarke im Grünen Gewölbe zu Dresden. In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 36, 1997, 28-54.

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Harms 1980: W. Harms, Deutsche illustrierte Flugblätter des 16. und 17. Jahrhun-derts II 2 (München 1980).

Haupt 1997: Maike G. Haupt: „Haltet Recht und Gerechtigkeit…“ – Rechtsdarstellun-gen in der Großen Ratsstube. In: Christian Lamschus, Hilke Lamschus, Uta Reinhardt (Hrsg.): „Alles was Recht ist“ – 750 Jahre Stadtrecht in Lüneburg (Ausstellungskatalog Lüneburger Rathaus), Lüneburg 1997, S. 148–175.

Haupt 2000: Maike G. Haupt: Die große Ratsstube im Lüneburger Rathaus (1564-1584) – Städtische Selbstdarstellung einer protestantischen Obrigkeit (Materialien zur Kunst- und Kulturgeschichte in Nord- und Westdeutschland 26), Marburg 2000.

Henninges 1598: Hieronymus Henninges: Theatrum Genealogicum ostentans omnes omnium aetatum familias: Monarcharum, Regum, Ducum, Marchionum, Principum, Comitum, atque illustrium Heroum et Heroinarum: Item Philosophorum, Oratorum, Historicorum, quotquot a condito mundo usque ad haec nostra tempora vicerunt, quorumque memoria literis consequata hebetur, exquisitiß: et absolutiß: diagramma-tibus comprehensas. Ad omnes omnium aetatum et gentium facilius et rectius intelli-gendas hactenus desideratum, 4 Bde., Magdeburg 1598.

Heres 1981: Gerald Heres: Statua Danielis II. Ein Holzbildwerk Nossenis in der Dres-dener Kunstkammer. In: Dresdener Kunstblätter 25, 1981, S. 162–166.

Hesiod 1996: Hesiod: Werke und Tage: Griechisch/Deutsch, übers. und hrsg. von Otto Schönberger, Stuttgart 1996.

Hieronymus 1964: S. Hieronymi Presbyteri Opera Pars I, 5 Commentarium in Danie-lem Libri III (IV), Turnholti 1964.

Hipp 2015: Hermann Hipp: Bilder im Rathaus. In: Joachim Ganzert (Hrsg.): Das Lüne-burger Rathaus. Ergebnisse der Untersuchungen 2012 bis 2014, Bd. 3, Petersberg 2015, S. 207–249.

Horbank 2010: Fritz Horbank: Laurentius Faustus. Pfarrer und Geschichtsschreiber. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen, N. F. 1, 2, 2010, S. 134–145.

Irmscher 1995: Günter Irmscher: Metalle als Symbole der Historiographie – zu den Statuae Danielis resp. Nabuchodonosoris von Lorenz Faust und Giovanni Maria Nos-seni. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg und Berichte aus dem Forschungsinstitut für Realienkunde, 1995, S. 93–106.

Kess 2008: Alexandra Kess: Johann Sleidan and the Protestant Vision of History, Al-dershot 2008.

Koch 1980: Klaus Koch: Das Buch Daniel (Erträge der Forschung 144), Darmstadt 1980 .

Koch 1997: Klaus Koch: Europa, Rom und der Kaiser vor dem Hintergrund von zwei Jahrtausenden Rezeption des Buches Daniel (Berichte aus den Sitzungen der Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften, Hamburg 15, 1), Göttingen 1997.

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Uppenkamp, Die Statua Danielis: Zeit als politische Eschatologie 521

Koch 2007: Klaus Koch: Daniel in der Ikonographie des Reformationszeitalters. In: Katharina Bracht, David Du Toit (Hrsg.): Die Geschichte der Daniel-Auslegung in Ju-dentum, Christentum und Islam. Studien zur Kommentierung des Danielsbuches in Literatur und Kunst, Berlin 2002, S. 269–292.

Koch 2008: Klaus Koch: Die Gemälde der Großen Ratsstube des Lüneburger Rathau-ses – Zur Rezeption der Daniel-Apokalyptik in der Reformationszeit. In: Bruno Reu-denbach (Hrsg.): Jerusalem, du Schöne – Vorstellungen und Bilder einer Heiligen Stadt, Bern 2008, S. 131–166.

Leppin 1999: Volker Leppin: Antichrist und Jüngster Tag. Das Profil apokalyptischer Flugschriftenpublizistik im deutschen Luthertum 1548–1618 (Quellen und Forschun-gen zur Reformationsgeschichte 69), Gütersloh 1999.

Luther 1545 [1972]: Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch, Wittenberg 1545 [Reprint: München 1972].

Marsch 1972: Edgar Marsch: Biblische Prophetie und chronographische Dichtung. Stoff- und Wirkungsgeschichte der Vision des Propheten nach Dan. VII (Philologische Studien und Quellen 65), Berlin 1972.

Melanchthon/Stupperich 1951 ff.: Philipp Melanchthon: Werke in Auswahl, hrsg. von Robert Stupperich, Gütersloh 1951 ff.

Melanchthon/Bretschneider 1963: Philipp Melanchthoni opera quae supersunt omnia, ed. Carolus Gottlieb Bretschneider, Halis Saxorum 1834 ff. (Reprint New York 1963).

Menke-Glückert 1912: Emil Menke-Glückert: Die Geschichtsschreibung der Reforma-tion und Gegenreformation. Bodin und die Begründung der Geschichtsmethodologie durch Bartholomäus Keckermann, Osterwieck 1912.

Mithoff 1877: Hector Wilhelm Heinrich Mithoff: Fürstenthum Lüneburg (Kunstdenk-male und Altertümer im Hannoverschen 4), Hannover 1877.

Müller 2006: Matthias Müller: Die Stadt als Burg der Gottesfurcht – Daniel Freses Gemälde im Lüneburger Rathaus. In: Felix Biermann, Matthias Müller, Christofer Her-mann (Hg.): Castella Maris Baltici VII (Beiträger der Tagung „Die Stadt als Burg“ 3.–6. September 2003), Greifswald 2006, S. 115–125.

Nosseni 1602a: Giovanni Maria Nosseni: Inventio auff die statuam Nabuchodonosoris des Königes zu Babel, Dresden 1602.

Nosseni 1602b: Giovanni Maria Nosseni: Zeit-Register Auff die Statuam Nabuchodo-nosoris, Dresden 1602.

Nosseni 1602c: Giovanni Maria Nosseni: Annali suopra la statua di Nabuchodonosore monarcha di Babilonia, Dresden 1602.

Nosseni 1603: Giovanni Maria Nosseni: Statua Nabuchodonosoris – Das grosse Bild, so dem König Nebuchadnezar zu Babel im Traum erschienen, Dresden 1603.

Nosseni 1606: Giovanni Maria Nosseni: Statua Nabochodonosoris, Mitt vielen Künst-lichenn Kupfferstücken unnd Schrifften erkleret, Leipzig 1606.

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Nosseni 1612: Giovanni Maria Nosseni: Chronologia und Beschreibung des grossen Bildes, welches dem König Nebuchadnezar im Traum erschienen, Dresden 1612.

Pohlig 2007: Matthias Pohlig: Zwischen Gelehrsamkeit und konfessioneller Identitäts-stiftung. Lutherische Kirchen- und Universalgeschichtsschreibung 1546-1617 (Spät-mittelalter und Reformation. Neue Reihe 37), Tübingen 2007.

Rahn 2000: Thomas Rahn: Geschichtsgedächtnis am Körper – Fürstliche Merk- und Meditationsbilder nach der Weltreiche-Prophetie des 2. Buches Daniel. In: Jörg-Jo-chen Berns, Wolfgang Neuber (Hg.): Seelenmaschinen – Gattungstraditionen, Funk-tionen und Leistungsgrenzen der Mnemotechniken bis zum Beginn der Moderne, Wien 2000, S. 521–561.

Reinecke 1925: Wilhelm Reinecke: Das Rathaus zu Lüneburg, Bildschmuck von Arthur Illies, Lüneburg 1925.

Roloff 2002: Jürgen Roloff: Die Adaption der Tiervisionen (Daniel 7) in frühjüdischer und frühchristlicher Apokalyptik (Sitzungsberichte, Bayerische Akademie der Wis-senschaften, Philosophisch-Historische Klasse 2002, 2), München 2002.

Rosenberg/Grafton 2010: Daniel Rosenberg, Anthony Grafton: Cartograpies of Time. AS History of the Timeline, New York 2010.

Scheible 2007: Heinz Scheible: Melanchthons Verständnis des Danielbuches. In: Ka-tharina Bracht, David Du Toit: (Hrsg.): Die Geschichte der Daniel-Auslegung in Ju-dentum, Christentum und Islam – Studien zur Kommentierung des Danielbuches in Literatur und Kunst, Berlin 2007, S. 293–322.

Schmidt-Biggemann 1998: Wilhelm Schmidt-Biggemann: Philosophia perennis. Histo-rische Umrisse abendländischer Spiritualität in Antike, Mittelalter und Früher Neu-zeit, Frankfurt a. M. 1998.

Seifert 1990: Arno Seifert: Der Rückzug der biblischen Prophetie von der neueren Geschichte. Studien zur Geschichte der Reichstheologie des frühneuzeitlichen deut-schen Protestantismus, Köln 1990.

Sleidanus 1556: Johannes Sleidanus: De quatuor summis imperiis libri tres, Straßburg 1556.

Tipton 1996: Susan Tipton: Res publica bene ordinata – Regentenspiegel und Bilder vom guten Regiment, Rathausdekorationen in der Frühen Neuzeit (Studien zur Kunstgeschichte 104), Hildesheim 1996.

Uppenkamp 2014: Barbara Uppenkamp: Politische Ikonographie im Rathaus zu Lüne-burg. In: Joachim Ganzert (Hg.): Das Lüneburger Rathaus. Ergebnisse der Untersu-chungen 2008 bis 2011, Bd. 2, Petersberg 2014, S. 247–353.

Uppenkamp 2016: Barbara Uppenkamp: Representation of History: The Four Empires snd the Statua Danielis in the Castle of Güstrow. In: Birgitte Bøggild Jahannsen, Kon-rad Ottenheym (Hg.): Beyond Scylla and Charybdis. European Courts and Court Res-idences outside Habsburg and Valois/Bourbon Territories 1500-1700 (Papers from the PALATIUM Conference in Copenhagen and Hillerød 30 April to 2 May 2012), Copenhagen 2016, S. 253–264.

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Uppenkamp, Die Statua Danielis: Zeit als politische Eschatologie 523

Vaget 1595: Bernhard Vaget: Christliche und richtige Erklärung oder Außlegung des VII., IX., XI. und XII. Capit. Danielis, Hamburg 1595.

Valter 2001: Claudia Valter: Zwischen Repräsentation und Konfession – Die Kunst-schränke des Dresdener Hoftischlers Hans Schifferstein. In: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 29, 2001, S. 61–73.