Sterben Und Tod

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PRÄTERMINALITÄT PRÄTERMINALITÄT, STERBEN UND TOD STERBEN UND TOD Mag. Kathrin Kirchheiner

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Medizin

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PRÄTERMINALITÄTPRÄTERMINALITÄT, STERBEN UND TODSTERBEN UND TOD

Mag. Kathrin Kirchheinerg

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Einstellung zu Sterben und Tod d h– einst und heute

Mitt l lt Id l t ll d E d hMittelalter: Idealvorstellung, das Ende nahen zu fühlen und sich rechtzeitig vorbereiten zu können: A hö i d F dAngehörige und Freunde um sich versammeln, l t t V fületzten Verfügungen treffen, Rü kbli k fRückblick auf das Leben halten, Abbitt l i tAbbitte leisten, Vergebung der Sünden erflehen, Abschied nehmen.

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Einstellung zu Sterben und Tod d h– einst und heute

Mittelalter: Der plötzliche Tod (ohne Vorankündigung) galt als würdelos. Geistliche Anleitungen über die „Kunst des heilsamen Sterbens“, die sogenannten , g„Ars Moriendi“.Tod als vertrauter Begleiter wurde als BestandteilTod als vertrauter Begleiter wurde als Bestandteil des Lebens akzeptiert, hingenommen Sterbende fügten sich ihrem Schicksal Sterbende fügten sich ihrem Schicksal. Hohe Selbstverständlichkeit im Umgang mit Sterbenden Vertrautheit mit den Ritualen desSterbenden, Vertrautheit mit den Ritualen des Todes von Kindheit an.

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Einstellung zu Sterben und Tod d h– einst und heute

Heute im Vordergrund: Wunsch nach einem plötzlichen Tod. Wunsch, den Tod nicht zu spüren, nicht mitzubekommen. Lange Lebens-Sterbens-Zeit wird gefürchtet, es sollte „alles schnell vorüber“ sein.

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Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen.Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen.Bin ich, ist er nicht. I t bi i h i htIst er, bin ich nicht.

Epikur

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Sigmund FreudSigmund Freud "Im Grunde glaubt niemand an den eigenen Tod."

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T d b t iTodesbewusstsein

Erkenntnis des unmittelbar bevorstehenden Todes = Voraussetzung die letzte Zeit aktiv zu= Voraussetzung, die letzte Zeit aktiv zu gestalten und Dinge zu regeln, die erledigt werden müssenwerden müssen.

b d “ k d b hlDas Leben im „Hier und Jetzt“ kann dabei sowohl eine psychische Last als auch ein Geschenk für di S b d d ih A hö i i ddie Sterbenden und ihre Angehörigen sein, denen die Erinnerung an diese Zeit bleibt.

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KrankenhausKrankenhaus

Verlagerung des Sterbens aus dem alltäglichen Leben in das KrankenhausLeben in das Krankenhaus

Begründet mit Notwendigkeit spezifischer Behandlung die an KH gebunden istBehandlung, die an KH gebunden ist

Professionalisierung des SterbensS i l d hi h F l E f dSoziale und psychische Folgen, Entfernung und

Entfremdung der Sterbenden von AngehörigenErleichterung der Belastung der Angehörigen durch

das Sterben

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B h dl d T d b t htBehandlung, wenn der Tod bevorsteht

Aktive Rolle der Medizin im SterbeprozessMedizinische Behandlung beeinflusstMedizinische Behandlung beeinflusst

Zeitpunkt und Art des Todes

Todeseintritt kann fast immer hinausgezögert werdene de

bei 50% - 75% aller Sterbefälle werdenbei 50% 75% aller Sterbefälle werden (medizinische) Entscheidungen getroffen, die den Sterbeprozess beeinflussen p

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Triumph der MedikalisierungTriumph der Medikalisierung

Ausweitung der Reanimation auf den SterbeprozessSterbeprozess

Ausweitung der Möglichkeiten künstlicher Ventilation: von Kurzzeitüberbrückung zuVentilation: von Kurzzeitüberbrückung zu Langzeitbeatmung

Erweiterung der Optionen lebenserhaltenderErweiterung der Optionen lebenserhaltender Maßnahmen

Entstehung neuer Krankheitsbilder“:Entstehung neuer „Krankheitsbilder“: Wachkoma (PVS), Langzeitbeatmung, Chronifizierung unheilbarer Krankheiten uswChronifizierung unheilbarer Krankheiten usw.

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STERBEN und TOD

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Sterben als bio-psycho-soziales Geschehen

Drei Formen von Sterben und Tod können unterschieden werden:

1. Physisches Sterben:Verlust körperlicher Funktionen.p

2. Psychisches Sterben:Verlust des Bewusstseins, aber auchVerlust des Bewusstseins, aber auch verschiedener Teile des Ichs, des Selbstbewusstseins.Selbstbewusstseins.

3. Soziales Sterben:Verlust der Anerkennung durch andereVerlust der Anerkennung durch andere, von Rollen und sozialen Teilhabechancen.

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Einteilung der Lebensphasen in g pder Palliativmedizin

N h J Thi l (2000)Nach Jonen-Thielemann (2000) können 4 Phasen unterschieden werden

1. Rehabilitationsphase:weitgehend normales, gesellschaftliches Leben trotz fortgeschrittener Krankheit. Prognose: viele Monate bis Jahre „die letzten Monate/Jahre“.

2. Präterminalphase: peingeschränkte Möglichkeiten des aktiven Lebens. Prognose: mehrere Wochen bis MonatePrognose: mehrere Wochen bis Monate „die letzten Wochen“.

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Einteilung der gSterbephasen

N h J Thi l (2000)Nach Jonen-Thielemann (2000)3. Terminalphase:

Bettlägerigkeit; oft Rückzug nach innen oder Ruhelosigkeit. Prognose: wenige Tage bis eine Woche „die letzten Tage“.

4. Finalphase: Mensch „in extremis“, liegt im Sterben; Bewusstsein gnicht auf Außenwelt gerichtet Prognose: einige Stunden bis ein Tag „die letzten Stunden“ vor dem Tod.

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Agonieί íDie Agonie (griechisch αγωνία, agonía - die Qual,

der Kampf) bezeichnet den Todeskampf.Lt. Pschyrembel das Vorstadium des Exitus letalis mit reduzierten Lebensvorgängen.

Agonie ist inzwischen ein unwissenschaftlicher,Agonie ist inzwischen ein unwissenschaftlicher, unklar abzugrenzender, unpräziser Begriff. In der Praxis verwendet für jene Sterbephase inIn der Praxis verwendet für jene Sterbephase, in der der Patient nicht mehr ansprechbar ist.

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Das klinische Bild eines sterbenden Menschen

K i i h itli h kli i h Z t d bild bKein einheitliches klinisches Zustandsbild, aber zunehmend kann folgendes beobachtet werden:

Gewichtsreduktion (bis zur Kachexie) InappetenzGewichtsreduktion (bis zur Kachexie), InappetenzBlasse, fahle Hautfarbe, sehr dünne Haut Progerie (gealtertes Aussehen) MuskelatrophieProgerie (gealtertes Aussehen), Muskelatrophie Temperaturreduktion, kalte Akren) große Augen und eingefallenegroße Augen und eingefallene

Wangen, oft leerer Blick (in die Ferne gerichtet)g

unangenehmer GeruchFlockenlesen (Krozidismus)„Rasselatmung“ / „Schnappatmung“

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D fi iti d T dDefinition des TodesDefinition Tod:Ende des Lebens eines Individuums, medizinisch ,

beschrieben als irreversibler Funktionsverlust des Atmungs-, Kreislauf- und Zentralnervensystems. g , y

Einteilung in 3 PhasenEinteilung in 3 Phasen1. Klinischer Tod 2 d2. Hirntod 3. Biologischer Tod

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1 Klinischer Tod1. Klinischer Tod

Kreislaufstillstand (Herzstillstand, Pulslosigkeit) Atemstillstand (Apnoe)( p )Maximale Pupillenerweiterung Zyanotische Verfärbung von Haut undZyanotische Verfärbung von Haut und Schleimhäuten (=„blau werden“)AreflexieAreflexie

Für einige Minuten durch Reanimation potentiell freversibel (Wiederbelebungszeit); danach führt der

durch den Kreislaufstillstand hervorgerufenen ff l ( ) d b dSauerstoffmangel (Hypoxie) in den Geweben des

Körpers unweigerlich zu irreversiblen Schäden.

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2 Hirntod2. Hirntod

D fi i t d h d i ibl F kti l tDefiniert durch den irreversiblen Funktionsverlust von Großhirn und Hirnstamm = Individualtod des Menschen= Individualtod des Menschen.

Parallel kann das Herz-Kreislaufsystem künstlich erhalten werden Bsp Organentnahme zurerhalten werden, Bsp. Organentnahme zur Organtransplantation

3 Bi l i h T d3. Biologischer TodEnde aller Organ- und Zellfunktionen. g

(Es gibt Körperzellen, die noch Stunden nach dem klinischen Tod weiterleben können,

B M k l ll )z. B. Muskelzellen)

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Hi t ddi tikHirntoddiagnostikKeine Hirnstammreflexe

PupillenreflexpPuppenkopf-Phänomen (okulozephaler Reflex) HornhautreflexHornhautreflex Würge- und Hustenreflex

Untersuchungen zur Gehirnaktivität und gHirndurchblutung, z.B. Elektro-Enzephalogramm (Null-Linien-EEG)

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Sichere TodeszeichenSi ti “„Signa mortis“

Z F t t ll d d ülti T d di diZur Feststellung des endgültigen Todes dienen die sicheren Todeszeichen. Im allgemeinen reichen die folgenden sicheren Todeszeichen dazu aus:folgenden sicheren Todeszeichen dazu aus:

1. Totenstarre (Rigor mortis, Leichenstarre) Beginn (Kiefergelenk) 2 4 h p m vollständigeBeginn (Kiefergelenk) 2 - 4 h p.m.,vollständige Ausprägung ca. 6 - 8 h p.m., Lösung stark abhängig von Umgebungstemperatur (Lösungsbeginn: nachvon Umgebungstemperatur (Lösungsbeginn: nach 2 - 4 Tagen und später).

2 Verwesung (Autolyse) oder Fäulnis2. Verwesung (Autolyse) oder Fäulnis.3. Totenflecken (Livores) nach 30-60 min.44. Verletzungen, die mit dem Leben nicht vereinbar sind

(z. B. Enthauptung).

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Tod als TabuTod als Tabu

Sterben wird in medizinischen Systemen immer noch selten offen thematisiert, vielmehr wird dem Themaselten offen thematisiert, vielmehr wird dem Thema aus dem Weg gegangen.

Die eigene Einstellung…„Ich spreche mit meinem Patienten über alles.“

NachsatzNachsatz„Aber nur, wenn er mich dezidiert danach fragt.“.

Zitat eines Onkologen

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El t d V b d T dElemente des Verbergens des Todes

„Aufklärung, dass der Tod nahe ist“ → Angst der Lebenden vor emotionaler Verletzung der Sterbenden

Sterbende sollen ihren Tod nicht spüren versusdas Ende nahen fühlen

Verheimlichung des nahenden Todes Latentes Ahnen vorhanden, jedoch keine offene

Kommunikation möglich → „Fassadenkommunikation“

wechselseitige Entfremdung in der Beziehung mit Sterbenden

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Beginn der MedikalisierungBeginn der Medikalisierung

Diagnose einer Krankheit löst die gAuseinandersetzung mit Leben und Tod ab„…sich den Tod vom Leib halten, indem man ihn „ ,mit Krankheit maskiert“

Interesse und Themen werden von der Benennung der Krankheit und darauf basierenden (Be)Handlungen bestimmt

Aus-der-Hand-geben der Kompetenz im Umgang mit Sterbenden an ExpertInnen

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Gespräche mit PatientInnen b d b düber das Lebensende

Mehr Offenheit und aktive Bereitschaft, sich auf Themen rund um das Lebensende einzulassen!

Die Initiative offen für Andeutungen und HinweiseDie Initiative, offen für Andeutungen und Hinweise zu sein, muss vom Behandlungsteam kommen, nicht von PatientInnennicht von PatientInnen.

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Gespräche mit PatientInnen b d b düber das Lebensende

Z.B. in einem einfühlsamen Gespräch mit erweitertem Zeitrahmen: „Haben Sie sich auch schon Gedanken gemacht, wie es jetzt weitergeht?"

Ziel: Erfassung der Abwehrmechanismen gund Signal für Gesprächsbereitschaft.

Keine Prognosegespräche bei starker Verdrängung oder Verleugnung, massiver Angst bis Panik g g g Abwehr respektieren!

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Angst vor dem L id üLeiden-müssen

Zentrale Frage vieler PatientInnen ist so angstbesetzt, dass sie selten geäußert werden kann: „Muss ich denn furchtbare Schmerzen haben / ersticken / verhungern (usw.)?“/ g ( )

Information über palliativmedizinische Maßnahmen bringt oft enorme Erleichterungbringt oft enorme Erleichterung.„...mit starken Medikamenten schlafen dürfen, wenn es zu schlimm wird “wenn es zu schlimm wird...

Ebenso wie Zusicherung des Beistandes.„Wir sind in jeder Phase Ihrer Erkrankung für Sie da, wir lassen Sie nicht alleine.“

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L it d kLeitgedanken

Wir können nichts mehr für Sie tun “Wir können nichts mehr für Sie tun “„Wir können nichts mehr für Sie tun...„Wir können nichts mehr für Sie tun...

„Wir sind für Sie da „Wir sind für Sie da d d ll M h ö li h td d ll M h ö li h tund werden alles Menschenmögliche tun, und werden alles Menschenmögliche tun,

um es Ihnen erträglicher zu machen...“um es Ihnen erträglicher zu machen...“um es Ihnen erträglicher zu machen...um es Ihnen erträglicher zu machen...

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Hoffnung fördern b dam Lebensende

Schmerzlinderung, Essen, Nachtschlaf und Ausscheidung sichern (Grundbedürfnisse).Im Kontakt bleiben, Gespräche suchen, persönliches Engagement wirkt heilsam!g gNach Sorgen und Wünschen fragen bei der Visite (PatientInnen vermitteln, dass sie willkommen sind).(PatientInnen vermitteln, dass sie willkommen sind).Betonen, dass man in jedem Stadium der Krankheit alles Menschenmögliche tun wirdalles Menschenmögliche tun wird. Gute Befunde hervorheben, aber schlechte auch nicht

h i li hverheimlichen. Kontakt zu / Gespräche mit den Angehörigen fördern.

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HoffnungHoffnung wirkt, wirkt, ohne sich ohne sich

füllfüllerfüllen zu erfüllen zu müssen!müssen!müssen!müssen!

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PALLIATIVMEDIZIN UND HOSPIZ

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P lli ti di iPalliativmedizin

D fi iti d WHODefinition der WHO: „Aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit

i di t ( h it d ) iteiner progredienten (voranschreitenden), weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit in derbegrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine kurative Behandlung anspricht und dieBehandlung anspricht und die 1. Beherrschung von Schmerzen, 2. anderen Krankheitsbeschwerden, ,3. psychologischen, sozialen und spirituellen

Problemenhöchste Priorität besitzt“.

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PalliativmedizinPalliativmedizin

Begriffsdefinition: kurativ= heilendpalliativ = symptomlinderndpalliativ symptomlindernd prophylaktisch = vorbeugend

Zur palliativen Betreuung gehört ein interdisziplinäres Team: 1. die Palliativmedizin

d ll fl2. die palliative Pflege,3. die psychosoziale und 4. seelsorgerliche Betreuung

Nicht die Verlängerung der Überlebenszeit um jeden g g jPreis, sondern die Lebensqualität (Wünsche, Ziele, Befinden) stehen im Vordergrund.

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Ci l S dCicely Saunders

ÄEnglische Krankenschwester und Ärztin 1967 Gründung des St. Christopher s Hospital in g p pLondon als Ort der Aufnahme, Begleitung und Pflege von unheilbar Kranken und Sterbenden. gWerte und Philosophie: Gegenprogramm zur technischen Hochleistungsmedizintechnischen Hochleistungsmedizin und einer Ausgrenzung vom Sterben durch Institutionalisierung.durch Institutionalisierung.

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Prinzipien der Hospizarbeit ( h Ci l S d )

Di B h dl f l t i d U b i

(nach Cicely Saunders)

Die Behandlung erfolgt in der Umgebung seiner Wahl (ambulant, stationär, zu Hause, Pflegeheim o a )o. a.). Die physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse von PatientInnenspirituellen Bedürfnisse von PatientInnen, Angehörigen und Behandlungsteam werden beachtet (ganzheitlicher Ansatz)beachtet (ganzheitlicher Ansatz).„high person, low technology“, d. h. das Menschliche tritt in den Vordergrund dasMenschliche tritt in den Vordergrund, das medizinisch mit viel technischem Aufwand Machbare in den Hintergrund. gZiel der Therapie ist die Lebensqualität zu erhöhen.

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Prinzipien der Hospizarbeit ( h Ci l S d )

I di id ll B h dl i ltidi i li ä T

(nach Cicely Saunders)

Individuelle Behandlung im multidisziplinären Team. Offenheit und Wahrhaftigkeit als Grundlage des V t hält i i h ll B t ili tVertrauensverhältnisses zwischen allen Beteiligten. Symptomkontrolle (Schmerzen, Durst, Luftnot u. a. S t ) d h S i li tISymptome) durch SpezialistInnen. Fachliche Pflege durch speziell geschulte Pfl k äftPflegekräfte. Integration von Ehrenamtlichen. Zentrale Koordination des Teams. Kontinuierliche Betreuung der PatientInnen und ihrer Angehörigen bis zum Tod bzw. in der Trauerzeit.

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Prinzipien der Hospizarbeit ( h Ci l S d )(nach Cicely Saunders)

Bejahung des Lebens, Akzeptanz von Sterben und Tod als Teil des Lebens. Der Tod wird weder beschleunigt noch hinausgezögert. Aktive Sterbehilfe wird strikt abgelehnt!gForschung, Dokumentation und Auswertung der Behandlungsergebnisse.Behandlungsergebnisse. Unterricht und Ausbildung von ÄrztInnen, Pflegekräften SozialarbeiterInnen SeelsorgerInnenPflegekräften, SozialarbeiterInnen, SeelsorgerInnen und Ehrenamtlichen.

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A f h k it i H iAufnahmekriterien Hospiz

11. Unheilbare Krankheit, die voraussichtlich in absehbarer Zeit zum Tode führt.

2. Schmerzen, körperliche Symptome, psychosoziale Probleme.

3. Keine ausreichende Symptomkontrolle im ambulanten und allgemeinstationären Bereich.ambulanten und allgemeinstationären Bereich.

Die Aufnahme in ein Hospiz ist möglich, unabhängig vom sozialen Status, der kulturellen Herkunft, der persönlichen religiösen Gesinnung und der finanziellen Möglichkeiten.

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Hospize in Wien

CS-Hospiz Rennweg 1030 Wien, Oberzellergasse 1, gCaritas Mobiles Hospiz Wien1230 Wien Erlaaer Platz 41230 Wien, Erlaaer Platz 4St.Raphael - Palliativstation, Göttlicher Heiland1170 Wien, Dornbacherstraße 20-28Mobiles Palliativ Team Wiener Hilfswerk1070 Wien, Schottenfeldgasse 29/1Pflegehospiz Kaisermühlen Betriebs Ges m b HPflegehospiz Kaisermühlen Betriebs Ges.m.b.H. 1220 Wien, Sinagasse 58

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Was ist eine Patientenverfügung?Was ist eine Patientenverfügung?

Vorausschauende Willenserklärung von PatientInnen für oder gegen bestimmte medizinische Maßnahmen, die dann wirksam werden soll, wenn diese zum Zeitpunkt der Behandlung nicht einsichts-, urteils- oder äußerungsfähig sind.

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Warum gibt es PV?Warum gibt es PV?

Angst vor „Lebensverlängerung um jeden Preis“Angst davor unvorbereitet in eine Situation zuAngst davor unvorbereitet in eine Situation zu

geraten, in der man fremdbestimmt behandelt wirdwird

Angst vor einemapparativ verlängertenapparativ verlängerten Sterbevorgang.

Z B F ll T i S hiZ.B. Fall Terri Schiavo

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Inhalt der Patientenverfügungg g

1. Beitrag der PatientInnen Dokumentation der richtigen Einschätzung

der Krankheitssituation, auf die sich die Patientenverfügung beziehtPatientenverfügung bezieht.

Die medizinischen Behandlungen, die abgelehnt werden müssen konkretabgelehnt werden, müssen konkret beschrieben sein oder eindeutig aus dem Gesamtzusammenhang hervorgehenGesamtzusammenhang hervorgehen.

Die Folgen der Ablehnung müssen zutreffend eingeschätzt und beschrieben werdeneingeschätzt und beschrieben werden.

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2 Beitrag des Arztes/der Ärztin2. Beitrag des Arztes/der Ärztin

a) Umfassende ärztliche Aufklärung b) Bestätigen der Einsichts- und Urteilsfähigkeitb) Bestätigen der Einsichts und Urteilsfähigkeitc) Erklärung, warum die Folgen der PV zutreffend

eingeschätzt werdeneingeschätzt werden

3. Beitrag des RechtsbeistandsUmfassende rechtliche Aufklärung durch RechtsanwältInnen, NotarInnen oderRechtsanwältInnen, NotarInnen oder VertreterInnen der Patientenanwaltschaft über Konsequenzen, Gültigkeit, Widerruf usw. derKonsequenzen, Gültigkeit, Widerruf usw. der PV.

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STERBEHILFESTERBEHILFE EUTHANASIEEUTHANASIE

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ÜberblickÜberblick

f1. Aktive Sterbehilfea) Aktive Tötung b) Aktive direkte Sterbehilfe c) Beihilfe zum Suizid)

2. Passive Sterbehilfea) Unterlassung lebensverlängerndera) Unterlassung lebensverlängernder

Maßnahmen (Behandlungsverzicht) b) Abbruch lebensverlängernder Maßnahmenb) Abbruch lebensverlängernder Maßnahmen

(Behandlungsrückzug)3. Indirekte Sterbehilfe3. Indirekte Sterbehilfe

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Aktive TötungAktive Tötung

ÄAutonome Entscheidung des Arztes/der Ärztin, den Patienten/die Patientin zu töten (ohne dessen/deren Einwilligung).

Das ist Mord ! (unabhängig von den ärztlichen Beweggründen wie z.B. Mitleid) )

StGB § 75 Mord„Wer einen anderen tötet, ist mit Freiheitsstrafe „Wer einen anderen tötet, ist mit Freiheitsstrafe von zehn bis zu zwanzig Jahren oder mit von zehn bis zu zwanzig Jahren oder mit lebenslanger Freiheitsstrafe zu bestrafen.“ lebenslanger Freiheitsstrafe zu bestrafen.“

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Aktive direkte SterbehilfeAktive direkte Sterbehilfe

Tötung auf Verlangen des Patienten/der Patientin durch aktives Eingreifen durch den Arzt/die Ärztin.durch aktives Eingreifen durch den Arzt/die Ärztin.

Beispiel: Setzen der „Todesspritze“, Überdosis an Morphium. Wichtiges Kriterium ist hier, dassMorphium. Wichtiges Kriterium ist hier, dass zwischen der Handlung und dem Eintreten des Todes ein kausaler Zusammenhang besteht.

StGB § 77 Tötung auf Verlangen„Wer einen anderen auf dessen ernstliches und„Wer einen anderen auf dessen ernstliches und„Wer einen anderen auf dessen ernstliches und „Wer einen anderen auf dessen ernstliches und eindringliches Verlangen tötet, ist mit eindringliches Verlangen tötet, ist mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen.“Jahren zu bestrafen.“

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Beihilfe zum SuizidBeihilfe zum Suizid

Ärztlich assistierter Suizid = Handlung eines Arztes/einer Ärztin mit der Absicht einer PersonArztes/einer Ärztin mit der Absicht, einer Person auf deren freiwilliges und angemessenes Verlangen hin die eigenständige Selbsttötung zuVerlangen hin die eigenständige Selbsttötung zu ermöglichen, indem eine Medikation zur Selbstverabreichung bereitgestellt wirdSelbstverabreichung bereitgestellt wird.

StGB § 78 Mitwirkung am SelbstmordW i d d l i i h lbW i d d l i i h lb„Wer einen anderen dazu verleitet, sich selbst zu „Wer einen anderen dazu verleitet, sich selbst zu

töten, oder ihm dazu Hilfe leistet, ist mit töten, oder ihm dazu Hilfe leistet, ist mit F ih i f h M bi fü fF ih i f h M bi fü fFreiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen.“Jahren zu bestrafen.“

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Passive SterbehilfePassive Sterbehilfe

1 U t l l b lä d M ß h1. Unterlassung lebensverlängernder Maßnahmen = Behandlungsverzicht („Withhold“)

2. Abbruch lebensverlängernder Maßnahmen g= Behandlungsrückzug („Withdrawal“)

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Passive SterbehilfePassive Sterbehilfe

Unterlassung oder Abbruch lebensverlängernder Maßnahmen wie z B künstliche Beatmung oderMaßnahmen wie z.B. künstliche Beatmung oder Verzicht auf Behandlung mit Antibiotika bei akuten Infektionen.

„Sterben-lassen“: Es liegt eine Grundkrankheit vor, die von sich aus zum Tod führt und der man freien Lauf“ lässt„freien Lauf lässt.

In Österreich nicht strafbar. Entscheidendes Kriterium ist dabei der geäußerteEntscheidendes Kriterium ist dabei der geäußerte oder mutmaßliche Wunsch des Patienten/der Patientin (z.B. mittels einer Patientenverfügung).( g g)

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Eigenmächtige HeilbehandlungEigenmächtige Heilbehandlung

Lebensverlängernde Maßnahmen gegen den Wunsch des Patienten/der Patientin einzuleiten, ist strafbar!

StGB § 110 Eigenmächtige Heilbehandlung(1) Wer einen anderen ohne dessen Einwilligung(1) Wer einen anderen ohne dessen Einwilligung„(1) Wer einen anderen ohne dessen Einwilligung, „(1) Wer einen anderen ohne dessen Einwilligung,

wenn auch nach den Regeln der medizinischen wenn auch nach den Regeln der medizinischen Wissenschaft, behandelt, ist mit Freiheitsstrafe bisWissenschaft, behandelt, ist mit Freiheitsstrafe bisWissenschaft, behandelt, ist mit Freiheitsstrafe bis Wissenschaft, behandelt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen.“Tagessätzen zu bestrafen.“Tagessätzen zu bestrafen.Tagessätzen zu bestrafen.

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Eigenmächtige HeilbehandlungEigenmächtige Heilbehandlung

„(2) Hat der Täter die Einwilligung des Behandelten „(2) Hat der Täter die Einwilligung des Behandelten in der Annahme nicht eingeholt dass durch denin der Annahme nicht eingeholt dass durch denin der Annahme nicht eingeholt, dass durch den in der Annahme nicht eingeholt, dass durch den Aufschub der Behandlung das Leben oder die Aufschub der Behandlung das Leben oder die Gesundheit des Behandelten ernstlich gefährdetGesundheit des Behandelten ernstlich gefährdetGesundheit des Behandelten ernstlich gefährdet Gesundheit des Behandelten ernstlich gefährdet wäre, so ist er nach Abs. 1 nur zu bestrafen, wenn wäre, so ist er nach Abs. 1 nur zu bestrafen, wenn die vermeintliche Gefahr nicht bestanden hat unddie vermeintliche Gefahr nicht bestanden hat unddie vermeintliche Gefahr nicht bestanden hat und die vermeintliche Gefahr nicht bestanden hat und er sich dessen bei Aufwendung der nötigen er sich dessen bei Aufwendung der nötigen Sorgfalt (Sorgfalt (§§ 6) hätte bewusst sein können6) hätte bewusst sein könnenSorgfalt (Sorgfalt (§§ 6) hätte bewusst sein können. 6) hätte bewusst sein können.

(3) Der Täter ist nur auf Verlangen des eigenmächtig (3) Der Täter ist nur auf Verlangen des eigenmächtig Behandelten zu verfolgen “Behandelten zu verfolgen “Behandelten zu verfolgen.Behandelten zu verfolgen.

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Grenzbereich der passiven St b hilfSterbehilfe

Passive Sterbehilfe ohne PatientInnenäußerung = gesetzlicher Graubereich, toleriert im Endstadium einer unheilbaren Krankheit.

Beispiel: sogenannte “DNR Order” („Do Not Resuscitate“ – Keine Wiederbelebungsmaßnahmen)

Grundsatz: Arzt/Ärztin ist nicht verpflichtet, aussichtslose Heilmethoden anzuwenden. Alles Tun und Unterlassen, das kausald T d h b ifüh ü d i t b tden Tod herbeiführen würde, ist verboten.

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“ d„DNR“ – do not resuscitate

Absicht, kardiopulmonale Reanimation zu t l K i l f/At till t d i t ittunterlassen, wenn Kreislauf/Atemstillstand eintritt

Einschränkung möglicher Therapien– Verzicht auf Behandlung akut

lebensbedrohlicher Ereignisse ( B GI Bl t /P f ti M k di f kt(z.B. GI-Blutung/Perforation, Myokardinfarkt, PE, ...)V i ht f B h dl b k t– Verzicht auf Behandlung subakut lebensbedrohlicher Zustände (z B Infektion Nierenversagen )(z.B. Infektion, Nierenversagen, ...)

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Indirekte SterbehilfeIndirekte Sterbehilfe

Unbeabsichtigte Nebenwirkung einer sinnvollen therapeutischen Maßnahme, die den Todeseintritttherapeutischen Maßnahme, die den Todeseintritt beschleunigt.

Gabe von Medikamenten,Gabe von Medikamenten, z.B. Schmerzmittel, bei denen ein vorzeitiger Tod in Kauf genommen wird.

Ebenfalls in Österreich straffrei. Hier ist die Absicht (Intention) entscheidend:Hier ist die Absicht (Intention) entscheidend:

Will der Arzt/die Ärztin damit nur Schmerzen lindern oder den Tod herbeiführen?

Beispiel Problemfall: „Terminale Sedierung“

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Indirekte SterbehilfeIndirekte Sterbehilfe

Praktische Konsequenzen

Schmerzen + Symptome des Patienten müssen genau dokumentiert werden (z.B. VAS Skalen)g ( )

Induktionsdosis mit Sicherheitsspielraum (klarer Unterschied zu „Todesspritzen“)(klarer Unterschied zu „Todesspritzen )

Schrittweise Dosis Titration, die ebenfalls streng dokumentiert werden mussdokumentiert werden muss (sog. „Verhältnismäßigkeit des Handelns“)

Wiederholte Kontrolle des EffektesWiederholte Kontrolle des Effektes

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Zum NachdenkenZum Nachdenken....

Handlungsebene (= beobachtbar) „Aktiv / Passiv“„Aktiv / Passiv „Tun / Unterlassen“ „Töten / Sterben lassen“„Töten / Sterben lassen

Keine klare Unterscheidung zwischen aktiver und passiver Handlung möglich!und passiver Handlung möglich!

IntentionsebeneIntentionsebene„Töten wollen / Lindern wollen“

Motiv Absicht ( nicht beobachtbar)Motiv, Absicht (= nicht beobachtbar)

Page 58: Sterben Und Tod

L t litätLetalität

Anzahl der Sterbefälle, bezogen auf die Anzahl derAnzahl der Sterbefälle, bezogen auf die Anzahl der Erkrankten

Gilt als Gradmesser der Gefährlichkeit einer K ankheitKrankheit.

Anzahl der an der Krankheit VerstorbenenAnzahl der an dieser Krankheit ErkranktenAnzahl der an dieser Krankheit Erkrankten

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M t litätMortalität

Sterblichkeitsrate= Anzahl der Todesfälle an einer Krankheit, bezogen

auf die Gesamtzahl der Bevölkerung in einem gbestimmten Zeitraum

Anzahl der an dieser Krankheit Verstorbenen100 000 G t l ti100.000 Gesamtpopulation

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M biditätMorbidität

Krankheitswahrscheinlichkeit eines Individuums bezogen auf eine bestimmte Populationbezogen auf eine bestimmte Population

Wie wahrscheinlich es ist dass ein Individuum einerWie wahrscheinlich es ist, dass ein Individuum einer Population eine bestimmte Krankheit oder Störung entwickelt?entwickelt?

Anzahl der an dieser Krankheit ErkranktenAnzahl der an dieser Krankheit Erkrankten100.000 Gesamtpopulation