Stern von Bethlehem Versuch einer astro- nomisch-astrologischen Deutung.

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Stern von Bethlehem Versuch einer astro- nomisch-astrologischen Deutung

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Stern von Bethlehem

Versuch einer astro-nomisch-astrologischen Deutung

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Evangelium des Matthäus

Evangelium des MatthäusDa Christus geboren war in Bethlehem im Lande Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neu geborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen ihn anzubeten ...Da rief Herodes die Weisen heimlich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre ... Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

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Die Könige aus dem Morgenland

AstronomieStern von Bethlehem ein astrologisches Ereignis? [20.12.2001Der Astronom Michael Molnar behauptet, die erste Erwähnung des Sterns von Bethlehem außerhalb der Bibel gefunden zu haben. Seine Quelle ist ein Manuskript aus dem vierten Jahrhundert, das einst der römische Astrologe Firmicus Maternus geschrieben haben soll. Dort ist von einem astrologischen Ereignis die Rede, einer Bedeckung des Jupiters durch den Mond im Sternbild Widder, das seinerzeit von der Geburt eines göttlichen Königs kündete.Molnar vermutete schon früher, dass nicht ein astronomisches Schauspiel wie eine Supernova oder ein Komet mit dem Stern von Bethlehem gleichzusetzen sei, sondern vielmehr ein astrologisches - also eine besondere Konstellation, die vergleichsweise selten auftritt. Er nahm an, dass die Bedeckungen des Jupiters am 20. März und am 17. April im Jahre 6 unserer Zeitrechnung dem Himmelsphänomen der Weihnachtsgeschichte entspricht, fand dafür aber bislang keine Beweise. © wissenschaft-online

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Wilhelm Busch

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Das Horoskop des Jesus von Nazareth

DAS HOROSKOP DES JESUS VON NAZARETHHimmlische Heerschar: Scheinbar in einer Reihe standen die Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn am Morgen des 17. April im Jahre 6 v. Chr. Um 8 Uhr 26 0rtszeit, und die schmale Sichel des zunehmenden Mondes zog vor Jupiter im SternbildWidder vorüber. Der Stern von Bethlehem war also kein Spektakel am Himmel, sondern eine Spekulation im Horoskop, das die drei Weisen aus dem Morgenland nach Judäa führte. Am Himmel selbst waren die Gestirne wegen der hellen Sonne nicht sichtbar.bild der wissenschaft 12/2000

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Der Kalender des Dionysius

1. Der in Rom lebende Mönch Dionysius Exiguus führte vor knapp 1500 Jahren eine neue Jahreszählung ein, die mit der Geburt Christi beginnen sollte (bis dahin waren die Kalender ausgerichtet an den Regie- rungszeiten der röm. Kaiser). Dionysius legte den Geburtstag von Christus auf den 25. De- zember des Jahres 1 v. Chr. und ließ die neue Zählung eine Woche später mit 1 n. Chr. beginnen, d.h.: Es gibt kein Jahr „0“!

2. Dionysius verzählte sich bei den Regierungszeiten der röm. Kaiser leider sehr häufig, d.h. seine Grundlage war mehr als ungenau. Daher ist die Zuweisung von Jesu Geburt zur Winterperiode sehr wohl zweifelhaft.

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Kepler und die Schafhirten

3. Die Festlegung auf den 25.12. scheint willkürlich. Wahrscheinlich lag der Geburtstag im Sommer, denn beim Evangelisten Lukas wird berichtet, die Schafhirten hätten im Freien übernachtet. Im Bergland von Judäa ist es im Winter bitterkalt.

4. Johannes Kepler wies bereits vor 400 Jahren auf ein seltenes Zusammentreffen von Mars, Ju- piter und Saturn hin.Andere Interpretationen lauten: Es handelt sich um die Erscheinung eines Kometen. Dies erscheint un- wahrscheinlich, da Kometen as- trologisch Zeichen von Tod, Unglück und Krieg sind. Desgleichen spielten Novae und Supernovae in den Ho- roskopen keine Rolle.

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Die Kometentheorie

Auf dem Gemälde des Malers Giotto di Bondone aus dem Jahre 1315 „Die Anbetung der Könige" ist der Stern von Bethlehem als Komet dargestellt, wahrscheinlich als der Komet Halley, der im selben Jahr erschienen ist. Die Annahme Giottos, der Stern von Bethlehem sei ein Komet, ist allerdings recht unwahrscheinlich. Kometen galten bis in unser Jahrhundert als Unglücksboten und waren somit ein völlig unpassendes Symbol für ein Ereignis der Freude, wie es die Geburt Jesu ist.

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Sterndeuter sind Könige sind Sterndeuter

5. Im griechischen Ori- ginal spricht man nicht von „den Köni- gen aus dem Morgen- land“, sondern von „Magoi“ = Sterndeu- ter /Astrologen.

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Ptolemäus

6. In Ptolemäus' „Tetrabiblios“ gibt es folgende Hinweise: Jupiter ist als König der Planeten ein positives Zeichen; Saturn symbolisiert edle und gute Menschen; Mars steht für „kräftig“ und „streitbar“; Merkur gilt als fromm und philosophisch, während Venus Göttin der liebenden Naturen ist. Kommen Sonne und Mond hinzu, so kann es sich nur um Könige handeln.

7. Die bei Ptolemäus aufge- zeigten Wirkungen erhöhen sich, wenn die Planeten nahe beieinander stehen oder sich sogar bedecken. Die schmale Sichel des zunehmenden Mondes bedeckte in der Morgen- dämmerung des 17. April des Jahres 6 v. Chr. um 8 Uhr 25 morgens Jupiter, alle anderen Planeten befanden sich in naher Konstellation zueinander.

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Die Jupiterschleife

8. Bei dem in der Bibel festgestellten Stillstand des „Sterns über Beth- lehem“ handelt es sich wahrscheinlich um eine (scheinbare) Schleifenbe- wegung des Jupiter (Jupiter bewegte sich im April in östlicher Richtung, im Juni stand er eine Woche still und kehrte dann seine Bewegung um).

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Widder als Königszeichen

9. Das Schutzzeichen Judäas ist der Widder. Im Sternzeichen (oder im Tierkreissternbild?) Widder trafen sich Sonne, Jupiter und Mond. Dies wird gedeutet als Zeichen für die Geburt des neuen Königs der Juden, so, wie im AT dem Volke Israel prophezeit (Moses 4,4; Micha 5,1).

Widder, Mond und Sterne: Symbole für Judäa und ei- nen Herr- scher. Die Silber- münze ist aus Antiochia (1. Jz.), die Bronze- münze ist aus dem 6. Jahrzehnt n. Chr.

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Horoskopwirkungen

10. Für die Wirkung des Horoskops ist die Sichtbarkeit unerheblich; die Konstellation kann sich daher sehr wohl am Taghimmel oder während des „heliakischen Aufgangs“ = der erste sichtbare Aufgang vor der Morgendämmerung ereignen, ohne an Bedeutung einzubüßen. Dies war 6 v. Chr. um 8.26 Uhr der Fall.

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Die Planetendoppelschleife

Der Sternkartenausschnitt zeigt die Bewegung von Jupiter und Saturn im Laufe mehrerer Monate im Sternbild Fische. Beide Planeten vollführen scheinbar eine Planetenschleife. Dabei kommen sie sich dreimal optisch sehr nahe. Diese Doppelschleife ist ein äußerst seltenes Ereignis und findet das nächste Mal im Jahr 2238 statt.Die Weisen aus dem Morgenland, das heißt die Priesterastronomen aus Babylon, deuteten dieses astronomische,Ereignis folgendermaßen: Marduk, die Stadtgottheit von Babylon, wurde symbolisiert durch den Planeten Jupiter, der Planet Saturn war der himmlische Vertreter des Gottes der Juden, das Sternbild Fische war das Symbol für Palästina. Die Planetendoppelschleife bedeutete somit, dass Marduk den König der Juden in Palästina besuchte und sich dreimal verneigte. Dies konnte nur als die Geburt eines Thronfolgers in Jerusalem gedeutet werden, und die Priesterastronomen machten sich auf den Weg. Das scheinbare Stillstehen von Jupiter und Saturn beim Durchlaufen der Doppelschleife würde den Besuch der Weisen in Bethlehem auf den25. November des Jahres 7 vor unser Zeitrechnung datieren.

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Die Diskussion

Das 2. Kapitel des Matthäus Evangeliums ist keineswegs ein Histörchen, sondern eine Haggada, also eine literarische Gattung, in der Worte des Alten („Ersten") Testaments in erzählerischer Form interpretiert werden.So ist zum Beispiel die Grundaussage der Verse 1 und 2 bei Matthäus („...da kamen Magier von den Aufgängen nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen..." eine fast wörtliche Übernahme aus den Kapiteln 23 und 24 des 4. Buches Mose, Numeri: Der heidnische Prophet Bileam, ein Magier(!), von den Aufgängen kommend (! Num 23,7), ruft aus: „Ein Stern geht auf(!) in Jakob, ein Zepter (=König!) erhebt sich in Israel" (Num 24,17)Die Zitate aus dem AT schließen eine historische Deutung der Magier und ihres Sterns völlig aus. Daraus nach einer tatsächlichen Himmelserscheinung und Magierwanderung suchen zu wollen, ist ebenso töricht, als wollten Archäologen mit Spitzhacke und Schaufel im Reinhardswald nach den Resten des Hexenhauses aus dem Märchen von „Hänsel und Gretel" der Brüder Grimm suchen.Leider geben sich' Vertreter der„Naturwissenschaft"im mer wieder der Lächerlichkeit preis, wenn sie die Erkenntnisse der „Bibelwissenschaft" übergehen. Freilich, den christlichen Fundamentalisten werden sie immer nach dem Mund reden (wie M.R. Molnar mit seinem Buch über den Stern von Bethlehem), wenn sie die Magier wandern, den Stern leuchten, das Rote Meer sich teilen oder die Welt in sechs Tagen entstehen lassen.Nicht eine historische Wahrheit wird durch Matthäus evoziert, sondern die tiefer gründende heilsgeschichtliche Wahrheit. Auch „Hänsel und Gretel" verkündet eine Wahrheit, die von Psychologen herausgearbeitet wurde, aber keine oberflächlich historische, die mit Hacke und Schaufel nachprüfbar wäre.Prof. Dr. Wilhelm Seggewiß, Daun/Eifel

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Die Diskussion

Die einzige Stelle in der Bibel, an der von den Besuchern gesprochen wird, ist Matthäus Kapitel 2. Darin wird aber allgemein von Astrologen gesprochen. Daß es drei waren und wie sie hießen, steht nicht da. Der zweite Irrtum ist, daß man sagt, sie wären zu Jesu Geburt anwesend gewesen. Das ist auch falsch. Laut Matthäus Kapitel 2 Vers 11 kamen sie zu Maria in das Haus und nicht in den Stall. Des weiteren wird an dieser Stelle von Jesus als kleinem Kind und nicht von einem Baby gesprochen. Das heißt im Klartext, daß Jesus zu dieser Zeit schon älter war.Sven Werner, Zittau

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Zusammenfassung

1. Die Weisen aus dem Morgenland (Osten) waren Priesterastronomen, die sich in der Sterndeutung auskannten.

2. Kometen und Supernovae scheiden als Himmelserscheinungen aus.3. Es handelt sich beim „Stern von Bethlehem“ möglicherweise um eine besondere Planeten- (Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn)-, Sternbild (Widder) sowie Mondkonstellation (Bedeckung).4. Jesus Christus wurde wahrscheinlich im April des Jahres 6 v. Chr. Geboren. Ungenaue Kalenderangaben sind nachgewiesen.

5. Auch wenn die Planeten sowie das Sternbild Widder wegen der Morgensonne nicht sichtbar waren: Die Konstellation war den Priesterastronomen bekannt und sie glaubten an die astrologisch vorhergesagte Bedeutung: Es werde ein neuer König geboren. al et al, 12/2002