Sternstunden des DDR- Humors / 1949 - 1950

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Die Jahre 1949-1950: Von der owjetunion lernen,

heißt siegen lernen

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H. W. Tzschichhold: Etwas älter und ein bißchen weise 7

1. Kapitel: Von der Sowjetunion lernen

heißt siegen lernen 9Lothar KuscheWie streng sind denn im Sowjetland die Bräuche? 10

Dietrich ZietemannSo war das 14

Fritz BernhardGedanken über Kritik und Selbstkritik 14

HenricusHermann

Paul PoerschkeFräulein Wachtmeister

Verrechnet

Paul BlankDie bösen Wörter mit Kri ..

Bernd WollenbergApril - schaurige Episode

Hansgeorg StengelNeujahrsauftakt

2. Kapitel: Alles zum Wohle des VolkesHumorvolles aus dem Alltag

Bernd WaltenbergFortschritt

Erich HankoLeda mit dem Schwan

Lothar KuscheBahnhof Savignyplatz

Ersatz

Jan Peter LemailDie Raucherbewegung

Hansgeorg StengelAm dreizehnten Tage

Fritz BernhardDer Presto

Erich HankoEnde 11nd Anfang der B-Wurst

HenricusDer Leuchtglobus

Hermann WtlkeDer Mann vom Wohnungsamt

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Inhalt

3 Kapitel: Lernen lernen nochmals lernenAls wir Schüler und Pioniere waren

Erich HankoFerienheim Sonnenblick

In der Dorfschule

Erwin F. B. AlbrechtHirsekorns Knabe

HansgeorgHt engelKinder

Jo SchulzVaterstolz

Lothar KuscheOstzonale Miniaturen

4 Kapitel: Was des Volkes Hände schaffenWir Werktätigen in Stadt und Land

Erich HankoDamals als ich ...

Max AlbertDas Testament

Lothar KuscheDer generöse Generator

Jo SchulzDer Lumpensammler kommt

Hansgeorg Stengel

Der letzte SchreiRichard DrewsKleines Kolleg über Kollegen

Bernd WaltenbergSchwerarbeit

Hansgeorg StengelDie Hauptsache

5 Kapitel: Heißer SommerVon Ostseestrand Datsche und Jugendclubs ...

Erwin F. B. AlbrechtEs war ein Sonntag hell und klar ...

Fritz Bernhard0 Mortadella

Erich HankoSommerreise

Lothar KuscheKomm mit mir auf den Wannsee

Jo SchulzGesunder Ausgleich

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6 Kapitel: Höher schneller weiter

Sportlich sportlichErich anko

Sport treiben ber richtig

Jo Hanns RößlerDas königliche Spiel

Günter GregorGut Holz

Hansgeorg Stengel

Inhalt

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Die Rache des Meisterläufers 89

Richard DrewsEndspurt zum Verfassen von Frühlingsgedichten 91

7 Kapitel: Unter vier AugenÜber Verliebte und Verheiratete 93

Jo Schulz

Ein Blumenstrauß 94

Erich HankoOsterhütchen 98

Jo SchulzDie Prüfung 99

Willi DrescherDas große Abenteuer 101

Ehestandsgeschichten 103

Ralph Wiener

Geist und Materie 104Paul Blank••Uber die Nachtigall 106Jo SchulzGleichberechtigung 107Ralph WienerDie Wiederholung 108

8 Kapitel: Wo wir sind ist vornEs geht seinen sozialistischen Gang 109

Fritz BernhardDie Eingabenschleuder 110Lothar KuscheRede nach deutscher Art 114Bernd WaltenbergHaben Sie einen Ausweis? 116Fritz BernhardDichter und Richter 118

Zeittafel 120

Rechtliches 128

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F is che r W nd u nd Eu1e n sp ie g e1e e n

etw s iißter ~ d ei OilJel ceH weise

1949 - ein Jahr des Um- und des Aufschwungs. Auch in mei

nem Leben. Als ausgelernter Radiomechaniker begann ich in

einem kleinen Rundfunkgerätewerk namens »Elbia« in Schönebeck meine Arbeit. Da wir mehrere Lehrlinge und Jungfach

arbeiter waren dachte ich mir die Gründung einer FDJ-Grup

pe könne von Vorteil sein. Also passierte es. Nun war ich zudieser Zeit auch schon Volkskorrespondent der Schönebecker

Tageszeitung und Jugendkorrespondent der »Jungen Welt«. Esverging nur eine kurze Zeit da war ich schon ein ahnungs

loser »Agit/Prop.«-Sekretär der Kreisleitung. Die Folge: Man

delegierte mich in das Vorbereitungskomitee der Weltfestspie

le der Jugend und Studenten 1951 nach Berlin. Also fuhr ichlos in die Möllendorffstraße in Lichtenberg und mußte dort

auf einem Strohsack schlafen was meine Begeisterung in un

geahnte Höhen trieb. Trotzdem versuchte ich das Beste draus

zu machen. Ich lernte auf einer Pressekonferenz den Chef

redakteur meiner seit Jahren abonnierten H11mor- und Satire

zeitschrift »Frischer Wind<< Walter Heynowski kennen. Ein

kurzes Gespräch unter vier Augen mit diesem imposanten Men

schen und selbiger schlug mir vor ich solle ab 1. Juli 1951 in

seiner Redaktion arbeiten. Als zu kurzfristig lehnte ich das An

gebot ab er aber bezeichnete gerade das als Eignungstest.

Mein Sehrippengeber der Landesvorstand der FDJ in Halle

versuchte mir klarzumachen als Mitglied der FDJ hätte ich

einen Verbandsauftrag. Ich beendete die Diskussion indem ich

mein FDJ-Mitgliedsbuch übergab mit den Worten: Dann w r ich

eben Mitglied der FDJ - und begann meine redaktionelle Ar

beit beim »Frischen Wmd«. Schnell wuchs ich dort mit meinen

Aufgaben anfangs unter den helfenden Händen von Lothar Ku

sche und Carl Andrießen. So ging es dann weiter durch alle die

Jahre beim »Eulenspiegel«. 1965 war ich beteiligt den Amateurfilmwettbewerb »Eulenspiegeleien« ins Leben zu rufen der als

»Internationales Filmfestival für Humor und Satire« 2009 z11m

35. Mal stattfindet. Auch nach meinem gesetzlichen Abgang im

65. Lebensjahr 1991 konnte ich vom »Eulenspiegel« nicht lassen.

Da versteht es sich daß ich mich über die »Eulenspiegeleien«

die für dieses Buch gesammelt wurden freue und sie den Lesern

als Rück- und Einblicke in bewegte Zeiten ans Herz lege.

Hans-Werner Tzschichhold

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Die Sowjetunion· .

bringt 4 Bücher ·über den Elefantenheraus:1. Der Elefant im

zaristischen uß-

land2. Der Elefant in ,o•

der Großen o z i l { .. „

stischen Oktolieft.e: ,• ' • C '

volution ·3. Der Elefant im c

Großen Vaterländischen Krieg

,.

4. Der Elefant beimAufbau des Kom-

•mumsmus.Die DDR bringt 6Bände heraus: ..4 Bände Überset-. .'

.

.zung aus de ~ ~ ·sischen5. Band: Der Ele- .fant, der treueste· ..

Freund der Sowjet-•umon

6. Band: Vom So

wjetelefanten lernen heißt siegenlernen.

-

„Von der Sowjetunion lernen

Lothar Kusche

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r i t ~ e / c o I -Schlafen auch die Bewohner der Städte noch uf dem Ofen

Nein.Erstens fehlt es den Bewohnern der Städte an Öfen. Zweitensliegt man auf Zentralheizungen sehr unbequem; die Form derHeizkörper würde einem lauter Rillen in den Rücken drücken.Wonach schmeckt kalter Stör

Am besten nach Wodka. Doch können Sie die Reihenfolge auchvertauschen, denn Wodka schmeckt auch nach kaltem Stör

sehr gut.Wird in der Sowjetunion auch nur mit Wasser gekocht

Manchmal dachte ich: Da wird bloß mit Fett gekocht.

Wo läßt ein Spaziergänger in Moskau seinen Zigarettenstummel

Als Ausländer würde man den Zigarettenstummel am liebstenherunterschlucken, denn man traut sich nicht, ihn auf denFußweg fallen zu lassen - so rein ist da das Pflaster. Die Bahnhöfe Moskaus zum Beispiel werden behütet und mit einemRespekt betreten, als handle es sich um Museen. Von denblankgescheuerten Perrons, mit großen Topfpflanzen verziert,könnte man essen; aber keinem Menschen würde es einfallen,weil er dabei ja den Bahnsteig fettig machen könnte; und niemand würde Papier oder Speisereste fortwerfen. »Moskau istgeradezu langweilig sauber«, hatte ein Bekannter in Berlingewitzelt, aber als ich nach Moskau kam, fand ich eine so saubere Stadt ganz erfreulich, sozusagen der Abwechslunghalber. Es stehen allenthalben unzählige Behälter für Abfallund die Zahl derjenigen, welche die Straßen fegen, die Kehrichttonnen leeren und mit Spezialfahrzeugen den Asphalt

waschen, muß Legion sein. Damit dürfte der Umstand, daß dieMoskauer Bevölkerung auch geradezu langweilig gesund ist,in gewissem Zusammenhang stehen. Die Sowjetbürger, diesich den kollektiven Luxus schaffen, respektieren ihn auch;wenn jemand einer Unsauberkeit fähig ist, dann ganz sichereher in seiner Wohnung als in der Öffentlichkeit. Was das anlangt, so benimmt man sich da interessanterweise genau umgekehrt wie in den Staaten, deren herrschende Klasse demPrinzip des individuellen Luxus für wenige huldigt.

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Von der Sowjetunion lernen _ ..

Wieso f hlt es dort eigentlich noch an Wohnungen

Ja-wieso eigentlich? Wo doch die Zaren außerordentlich vielfür den Arbeiterwohnungsbau getan haben, nicht wahr? UndHitler auch, nicht wahr?Wie kam der Zuckerguß in die Sowjetarchitektur

Die Häuser sind prächtig. Über den Geschmack läßt sich nichtstreiten oder läßt sich streiten, je nachdem, ob man Lust hat.Immerhin sind es die Häuser

/

der Moskauer oder Leningrader oder Taschkenter,und immerhin war es ihr Geschmack; und wie die Bauten auch aussehen, ihre Erbauer wollten, daß sie schönaussehen sollten, sie warenganz fest entschlossen, siedem Auge angenehm zu bauen und nicht bloß den zivilisatorischen Ansprüchen derMieter zu genügen. Es sindkeine Wohnmaschinen, weilman solche im Sowjetlanddürftig, ärmlich, häßlichfände. Die Bürger fühlen

sich weder gezwungen nochveranlaßt, die Ausstattungihrer Wohnhäuser und öffentliehen Einrichtungen aufdas lediglich funktionellbedingte Maß zu beschränken. Die Wohnbauten sindgroßenteils so prächtig wiedie Theater, Ferienheime,

Hotels oder Sanatorien: Teppiche, Portieren, Parkett,Polster, reiche Foyers, Blu-

„.'fPl ,11,0BOH l .-IOUt:K 4 ' ~ ' B C : T ß V f . T CE6ß ) C B O l i O ~ H b l ~f\>Ami AHHHOM CBOEH C'l'PAlfhl, t80El O P ;•A Oitlll}:CTUEltfflilM. i I T F . . 1 t ~ . lf l::C;1H OH P-I>OT\fT \:OPOUIO H .:tAEl' 061.l(t:t;TßYTO . qTo ~ O m E T .].,\fb-OH l tPOlf TP)Jl.\.08 OBF.JJH . IABOH.

men, Ornamente, Mosaiken, Wand- und Deckenmalereien.Wohl haben die sowjetischen Architekten vor Jahren öfter denGrundsatz der Wirtschaftlichkeit verletzt und ihre Ansicht vonBaumethoden und -grundsätzen später revidiert, doch bauensie auch heutzutage nicht karg und dürftig (und sie tun diesunterm Beifall der Öffentlichkeit). Es ist selbstverständlich,

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Welcher Nationalität waren Adam

und Eva?

Sowjetbürger.Wieso?

Sie kamen arm aufdie Welt hattennichts anzuziehenund glaubten sichim Paradies.

-Von der Sowjetunion lernen

daß diejenigen welche aus den Hütten gekommen sind sich

und der Welt zu zeigen wünschen daß die Zeit angebrochen

ist da sie in Palästen leben. Sowjetarchitektur will auch mit

soziologischem Maßstab gemessen werden.

Gibt es in der UdSSR genügend Säulen?

Ja.Gibt es in den Großstädten viele Radfahrer und sind diese auch

an allem schuld?

In den großen Städten sieht man kaum einen Radfahrer denn

die großen Städte sind dort einfach zu groß. An allem schuld

scheint mir im Sowjetland wenn überhaupt jemand der Fuß-•• •

ganger zu sein.

Nehmen die Fußgänger Rücksicht aufdie übrigen Verkehrsteilneh-

mer?

Nein. Sie zeigen weder vor Lastzügen noch vor RennwagenRespekt weder vor Verkehrsampeln noch vor Milizionären.

Grassiert dort die Transparentitis?

Das kann der böswilligste Beobachter nicht behaupten. Es

mag sein daß in der Sowjetunion genauso viele Transparen

te hängen wie in der DDR. Jedoch muß man bedenken daß

die Sowjetunion etwas größer ist als die DDR.

Sind die Taxifahrer dort genauso liebenswürdig wie die bei uns?

Ja. Genauso.

Kann man sich auch verständigen wenn man kein Wort Russischkann?

Mir ist es im allgemeinen ganz gut gelungen. Unglaublich viele

Leute dort sprechen Französisch oder Englisch. m besten

konnte ich mich mit Menschen unterhalten deren Englisch

Kenntnisse den meinen entsprachen also ähnlich dürftig

waren. Man plaudert so ungehemmt nachdem man einmal

herausgefunden hat daß es der andere auch nicht richtig

kann.

Als ich eines Abends mit einem sowjetischen Kollegenim Re-

staurant eine besonders schwungvolle englische Diskussion

hatte kam ein Mann vorüber dessen Gesicht gleichsam mit

einer Maske ungläubigen Staunens bedeckt zu sein schien und

der sich noch lange mit weit geöffneten Augen nach uns

umsah. Er war Engländer.

Wie beurteilen Sie das Programm des Moskauer Rundfunks

Da kann ich wahrhaftig kein Urteil abgeben denn ich spreche

leider nicht russisch. Und es wird ziemlich viel gesprochen im

Moskauer Rundfunk.

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Von der Sowjetunion lernen ...

Dietrich Zietemann

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Im Dritten Reich war es immer wie auf der Straßenbahn.

Vom stand der Führer.Hinter dem Führer stand das Volk,

Was nicht stand, das saß.

Dauernd lief einer rum und kassierte.

An die Oberleitung durfte niemand ran

Die stand immer unter Spannung.

Die Anhänger immer hinterher.

Ab und zu sprang einer ab.

An der Endstelle stieg alles schnell aus

und warf die Fahrscheine weg.

Die, die gesessen hatten, standen auf.

Die alten Anhänger wurden abgehängt.

Kritik ist wie Salz. Man kann es nicht entbehren, aber es

kommt auf die richtige Dosierung an. Wer einem anderen die

Suppe nur versalzen will, hat das Maß der gesunden Kritik

schon überschritten. Kritik ist um so wertvoller, je durchdach

ter sie ist. Sie ist um so durchdachter, je mehr man aus ihr ler

nen kann. Der beste Kritiker dringt in die Tiefe, um zur Höhe

zu fahren. Die häßlichste Kritik ist die gehässige. Sie ist billig

wie ein Wespenstich und gefährlich wie ein Schlangenbiß. Fast

immer entsteht sie am Schreibtisch, oft am Telefon, fast nie

Aug' in Auge. Man sollte jede Kritik für die Pupille schreiben.

Wenn unsere Selbstkritik die Schärfe unserer Kritik an ande

ren und unsere Kritik an anderen das Wohlwollen unserer

Selbstkritik aufweist, sind beide richtig. Kritik und Selbstkritik sind nicht zu verwechseln mit Seife, Streusand, Chlor, Imi,

Ata oder Fewa. Kritik und Selbstkritik sind mehr als Reini

gungsmittel. Sie sind Methoden unserer Arbeit. Man kann sie

daher nicht von der Arbeit loslösen und etwa nur morgens aus

der Tube drücken. Oder nur sonntags mit ins Badewasser krü

meln. Wer einen Tag keine Selbstkritik geübt hat, bietet Anlaß

zu Kritik, und umgekehrt.

Fritz ernhard

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Von der owjetunion lernen , ..7

Henricus

Was, Sie kennen Hermann nicht? Da haben Sie aber Glück

Das heißt, soviel Glück haben Sie nun auch wieder nicht:Denn Hermann kennt Sie bestimmt.

Hermann kennt alle, Hermann weiß alles, Hermann setzt

alles durch; wo etwas zu holen ist, hält Hermann die Hand

auf, wo etwas zu sehen ist, sperrt Hermann die Augen auf.

Es gibt kein Schlüsselloch, durch

das Hermann nicht sieht, es gibt

keine Türritze, durch die Her

mann nicht hört, es gibt keinen

Topf, in den Hermann nicht seine

Nase hereinsteckt. Hermann steht

mit allen auf Du und Du, und doch

kann keiner Hermann leiden. Das

kann man Hermann zeigen, man

kann es ihm sagen, ja, man kann

es ihm schriftlich geben, Hermann

ist das egal, Hermann bemerkt

das gar nicht

„ •

-

 

Hermann kennt nicht nur Ihren

Namen, weiß nicht nur, wievielSie heute und wieviel Sie vor zehn

Jahren verdient haben, Hermann

weiß auch, wie groß Ihre o -

nung und wie hoch Ihre Miete ist,

Hermann kennt den Mädchenna

men der Großmutter Ihres Unter-

DEUTSCHL ND

mieters und weiß mit wem die

Frau Ihres Gemüsehändlers etwas gehabt hat und wer mit ihr

gerne etwas gehabt hätte. Das weiß Hermann nicht nur, ererzählt es auch - Ihnen und allen, die es hören wollen, und

denen, die es nicht hören wollen, erzählt er es auch.

Hermann ist bei einer Behörde angestellt. Eine Viertelstun

de vor Dienstbeginn steht Hermann auf der gegenüberliegen

den Straßenseite und paßt auf, wer zu früh und wer zu spät

und wer mit wem kommt.

Nach Dienstschluß steht Hermann wieder da und beobachtet,

wer mit wem, wer in anderer Richtung als gewöhnlich und

Deutschland zum

ersten zum zweiten

zum ... «

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  onder owjetu   e=r=n=e= =   '·=  1-7~ · · · ~ · , - · ~ · „ · - · · - · ~ · · „ ~ . . .

Umfangreiche Kohlevorkommen in Berlin entdeckt Kolossal. kolossal

70 Grad im Schatten Na langsam wirds a

Nu aber ran Glückauf

. '

„Hilfe „Gott sei Dank, der Ofen ist kalt. s war nur ein Traum."

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Von der Sowjetunion lernen

Paul Blank

••

OSO · . .

Als wir eines Morgens beim Frühstück saßen fühlte sich

meine Frau verpflichtet, ein Gespräch zu beginnen.Sie sagte: » ie Kri ... «

»Um Gottes willen«, stöhnte ich, »hör auf Dauernd dieses Ge-

rede vom Krieg «

Sie lächelte über meine kindliche Angst. »Diesmal meine ich

etwas anderes. Sie kommt Nämlich die Krise «

»Was verstehst du darunter?« fragte ich.

Ich liebe klare Begriffe.

»Sehr einfach: In einer Krise hat niemand mehr Geld, aber alle

haben Schulden.«Höchste Zeit, sich über die Gefahr genauer zu orientieren.

Ich suchte daher kurz entschlossen einen maßgebenden Wirt

schaftspolitiker auf. Er ist 80 Jahre alt und studiert seit frü

19

hester Kindheit Wirtschaftsfragen.

»Wie entsteht eine Krise?« fragte ich, nach

dem er mich zuvorkommend in einen Sessel

gedrückt hatte.

Wörter die mit Kri ... anfangen sollte

man aus den Wörterbüchern verbannen.

»Durch Absatzstockungen«, erwiderte er prompt.

»Undwarum stockt der Absatz?« fragte ich, stockend vor Erwartung.

Der Professor dachte angestrengt nach. Dann begann er: »Es

ist furchtbar schwer, einfachen Leuten so etwas richtig klar

zu machen. Aber ich werde es versuchen: Nehmen wir als

Beispiel einen politisch neutralen, ganz unverfänglichen In-

dustriezweig, die Büstenhalterkonfektion. Auch Büstenhal

ter waren nach dem Kriege ziemlich knapp. Weniger im Sitz

als im Angebot. Nachdem jetzt aber alle Menschen, soweit sie

Büsten haben, mit Haltern ausgerüstet sind, bis hinauf zu

den Eskimos, tritt eine Stockung in der Produktion ein, da

niemand mehr Halter kauft. Die Krise ist da. Der Büstenhal

termarkt ist gesättigt.«

Der Professor holte tief Luft, während ich durch ein teil

nahmsvolles Schweigen mein Interesse bekundete. Dann fuhr

er fort: »Nun muß man so lange warten, bis die in Umlauf be

findlichen Halter durch intensive Abnutzung so stark ver-

braucht sind, daß neue gekauft werden müssen. Von diesem •

Augenblick an beginnt wieder die Konjunktur, und die Krise

ist vorbei. Das ist der Kreislauf, der auch für alle übrigen

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. . . . . .• •

• . .. .• • • •

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on er owjetunion lernen ...

Branchen gilt. Wenigstens in der kapitalistischen Wirtschafts-

ordnung.«

Der Professor holte inzwischen abermals tief Luft und be-

gann mit neuer Kraft: »Unangenehm ist an dem ganzen Vor••

gang nur die Wartezeit in der kein Bedarf vorliegt. Ahnlich

liegt die Sache auch auf dem Kanonenmarkt wo ebenfallsbald Absatzschwierigkeiten auftreten werden. Hier hat die

• „ • • •

Pariser Konferenz viel Schaden ange-

richtet da sie die Aussichten auf einen

baldigen Krieg verringert hat Aus die-

sem Grunde fallen in den USA die

Stahlpreise und die Kanonenindustrie

und ähnliche Branchen schliddern in

die Krise wie die Büstenhalter.«

»Kann man gegen diese Absatzstockun-gen denn gar nichts tun?« fragte ich be-

drückt.

•• • • • • •. .

• •• •. .

•. .

»Natürlich gibt es Mittel. Man kann

zum Beispiel die Fabriken abreißen

oder demontieren wie man es jetzt im

Westen tut um sie vielleicht später bei

neu auftretendem Bedarf wiederaufzu-

bauen. Dabei beschäftigt man gleich-

zeitig die Arbeitslosen und bewahrt sie

vor der Gefahr faul zu werden.«

»Ein gutes Mittel« sagte ich: »Kann

man es mit den Kanonen nicht auch so

machen? Ich meine ohne wieder neue kaufen zu müssen?«

»Kanonen und ähnliche Gegenstände werden ausschließlich

in Staaten zerstört die einen Krieg verloren haben. In ande-

ren nicht. Die Konjunktur auf diesem Gebiete kann nur durch

eine glaubwürdige Kriegsgefahr wieder angekurbel t werden.

Am besten natürlich durch einen wirklichen soliden Krieg.«

»Und warum tut man das nicht?« fragte ich anscheinend

etwas naiv denn der Professor lächelte nachsichtig.

»Maßgebende Kreise bemühen sich darum. Aber man muß Ge-

duld haben und mit dem Unverstand der Völker rechnen. Sie

haben noch keine rechte Lust dazu. Sie sind noch nicht reif

genug um die segensreichen Auswirkungen eines Krie «

Hier brach ich das Gespräch ab. Erstens weil mir der Kopf

doch etwas wirr geworden war. Und zweitens weil ich Wör-

ter die mit Kri .. anfangen nicht mehr hören kann.

Man sollte sie aus den Wörterbüchern verbannen.

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Von der owjetunion lernen ..

Bernd Wollenberg

- seAa a i so

So wahr ich lüge: das ist mir am 1. April auf der Berliner

S-Bahn passiertEtwas müde und trübsinnig schleucht sich die zügige Schlan-

ge die Schienen entlang, bockt dann kurz, es zischt und

prustet aus allen Rohren und Ventilen, und dann steht das

Züglein. Irgendwo auf der Strecke. Die Passagiere legen ihr

Gesicht in die gewohnten Kummerfalten und harren hinter der

Zeitung verborgen der Dinge, die geschehen werden.

Das Licht geht aus. Ein paar seufzen und legen ihre Lektüre

in die Aktentasche. Die Optimisten warten ab und siehe, siebe-

halten recht, das Licht geht auch wieder an. Dann zischt es wieder. Einer pfeift, nicht zum Spaß im Abteil, sondern vorne im

Führerstand. Es klingt wie ein Hilfeschrei und ist sicher auch

einer. Dann gibt es wieder einen Ruck, und der Zug fährt an.

Bleibt aber gleich wieder stehen.

Einer murmelt jetzt etwas Böses, zwei andere werden schonmunterer: >>Sauerei das« schmettert der Tapferste, »geht alles

vom Feierabend ab.«

Der nächste will sich nicht lumpen lassen: »Uberhaupt eine

Wirtschaft«, räsoniert er. Da fährt der Zug schon wieder an undtrudelt wie eine müde Schnecke in den nächsten Bahnsteig,

allwo er sanft entschläft.Um so munterer werden die Passagiere. Sie schimpfen, auf die

Eisenbahn als Verkehrsmittel an sich; auf die Reichsbahndirek-

tion, auf den Zugführer, die Schaffner, auf die Regierung; auf

Gott und die Welt. Da geschieht das Wunder:

Eine Lautsprecherstimme ertönt und erklärt:

»Achtung Achtung, Saboteure haben die Weiche zwischen den

Stationen X und Y blockiert. Wir sind dabei, den Schaden zubeheben. In etwa 15 Minuten ist wieder alles klar. Achtung,

Achtung, denkt daran, wem Ihr Euren Arger verdankt «

Donnerwetter, das war eine gute Idee. Was kostet sie? Etwas

Beamteninitiative, ein paar Worte und Schwachstrom, für die

Lautsprecheranlage, dessen Wert auszurechnen ich zu schwach

bin weil es sich um Bruchteile von Pfennigen handelt.

Hei waren die Fahrgäste verwandelt. Sie schimpften wie die

Rohrspatzen, nicht auf die Eisenbahn als Verkehrsmittel an

sich, nicht auf die Reichsbahndirektion, den Zugführer, den

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  4

»Kohlen, Mensch,

Kohlen haben wir ein

Glück <<

l les zum Wohle des Volkes

Bernd Waltenberg

r tt

»Den kenne ich doch«, denke ich, als ich einen Mann vorsich

tig aus dem Keller einer Ruine herausschleichen sehe. Er äugtnach allen Seiten, sichert, greift dann schnell einen Sack, ausdessen grobem Gewebe ein paar Holzsplitter hervorragen,wirft ihn mit einem Ruck auf die Schulter und will verschwin

den.Ich hinterher. »Erich«, sage ich vorwurfsvoll, »machst du auchschon krumme Sachen?«

• •,,..r

Der Mann zuckt zusammen,dreht den Kopf, atmet auf,als er mich erkennt, und lä-

chelt dünn: »Ach du,

Mensch, habe ich mich er

schreckt. Komm schnell

weg hier, mit um die Ecke.Erkläre dir alles.« Und nachein paar hastigen Schritten:»Ich habe einen Fund ge

macht, einen ganz großar

tigen Fund und eine Ent

deckung ... «»Was«, flüstere ich, »Geld

schrank?«»Quatsch«, sagt er mit tiefer Verachtung. »Geld

schrank, was soll denn daheutzutage schon drin sein. Ungültige Geldscheine, wertloseAktien, dreimal verscheuerte Patente. Nein, mein Guter, hier«

- und seine Hand streichelt liebevoll den prallen Sack, »hier,

aber komm erst, nach Hause, erkläre dir alles. Bedingung: tiefes Schweigen, man kann gar nicht vorsichtig genug sein.«

Ich nicke stumm. Weiter durch die neblige Nacht, der Mond

h t einen violetten Hof, ein paar Wasserlachen grinsen blöde.»Rein hier«, murmelt Erich, »bin zu Hause.« Ich stolpere hin

terher.Im Flur schüttet er den Sack aus, greift mit großer Geste einStück Holz heraus und reicht es mir gönnerhaft. >>Riech maldran «

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  lleszum Wohle des Volkes

Ich rieche. »Kien«, sage ich sachverständig.»Eben«, nickt er überlegen, »und nun rein in die Stube, jetzt

zeige ich dir meine Erfindung «

Erich war schon immer hochbegabt, in der Physikstunde war

er der Beste.

»Hast du'n entdeckt?« fragte ich beeindruckt, »Atom?«»Quatsch«, lächelte er schon wieder leicht überlegen, »doch

längst überholt. Gib mal ein Streichholz her, zünde die Kerze

da an. Primitiv, diese Kerze So. Da, sieh mal, in der Wand ... «

Aus der schwärzlich berußten Ecke ragt armlang eine massi

ve Eisenstange mit einem soliden Ring am Ende.

Erich steckt die Hände in die Hosentaschen und mustert mich

stolz: »War nicht so einfach zu beschaffen. Weißt ja, Engpaß

Stahl - Hat 7,50 D-Mark gekostet, eine Dekade Brotmarken,

die letzte Zigarettenzuteilung und den Abschnitt C der Seifenkarte. Aber prima Arbeit.«»Schön«, sage ich, »willst du dich aufhängen?«

»Quatsch«, höhnt er, »mit meiner Entdeckung « Und dann an

dächtig: »Jetzt nehme ich mein Messer ... «- klappt einenge

waltigen Hirschfänger auf, so daß ich unwillkürlich dreiSchritte rückwärts mache, - »zwei, drei fachmännische Schnit

te, damit der Kienspan sitzt, so, oben ein paar Luftschnitte,

so, rein in den Ring, gib die Kerze her, zünde an Na, was

sagst du nun, Mann. Das ist die Erfindung des Jahrhunderts.Die Licht- und Wärmequelle gleichzeitig. Das war noch nichtda «

Der Kienspan im handgeschmiedeten Ring brennt flackernd

und malt gespenstische Kringel auf die gekalkten Wände.

Erich steht in feierlicher Pose davor und reibt sich die Hände.

»Aber, um Gottes willen, keinem Menschen verraten. Wollte

die Sache ja schon längst zum Patent anmelden, aber man

liest doch jeden Tag, wie man mit unseren Patenten umgeht.

Muß noch ein bißchen warten, bis wir einen Friedensvertraghaben. Kann doch nicht mehr lange dauern.«

Der Kienspan brennt rußend, knisternd und knackend. Im zuk

kenden Licht entdecke ich jetzt auch Erichs Frau und seine

drei Kinder auf dem Sofa.

Sie starren hingerissen mit großen runden Augen. Ich nicke

kurz hinüber, und mein Blick streift die Gardine, die schwarz

vor dem Fenster hängt. Erichs Frau hat mich gleich verstanden. »Ach«, sagt sie milde. »Das ist kein Fehler. Alle Männer

rauchen heute Pfeife ...«

25

..

Ein Kunde betritt. . .

einen Fleischerla-den. »Haben SieRouladen?« · · o

»Harn wa nich. «

»Haben Sie SchweiTu neschdiftel?« · ·

.

»Harn wa nich. «

»Haben Sie Kalb-· fleisch? : :,

. Harn wa nich.·»Haben Sie Bock-

.

· wurst?«

- »Harn wa nich. «

.Der Kunde verläßtr ·;>; . -

. .

enttäuscht den

Laden.J Sagt dß r eine Mer

käuferzum an

dern:. »Mensch, hat·•

der eia.;gutes Ge-

dächtnis «

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  6

Auf der Parteiversammlung wird diskutiert, wie die ·

christlichen Bürger

besser für den Sozialismus gewon

nen werden kön-  

. .

nen. Lange wirdgeredet. Schließlich hat ein Genosse den richtigenEinfall. Im Kommu-

 · nistischen Manifestmuß es heißen:

»Proletarier allerLänder, in GottesNamen, vereinigteuch.«

·

Alles zum Wohle des Volkes

Erich Hanko

tit

»Buntmetalle?« sagte Frau Schulze. »Ausjeschlossen Harn w

nich mehr - Allet wech «Drei Stunden später, um neun Uhr abends, fiel Herm Schulze

plötzlich der alte Spazierstock von Onkel Otto ein, der mit der

Messingkrücke. Natürlich, unten im Keller Ganz hinten in der

Ecke Als ihr Mann im Keller danach suchte, nahm Frau Schul

ze in der Küche deutlich einige Erdstöße wahr, denen ein dump

fes unterirdisches Grollen folgte. Nach fünf Minuten erschien

in der Küchentür ein völlig verstaubter Mensch mit blutendem

Daumen, einer Beule auf der Stirn und verschiedenen seltsa

men Geräten in den Händen. Bei genauerer Betrachtung erkannte sie ihren Mann. »Wilhelm, wie siehst du aus?« fragte sie

mißbilligend. »Haste übrichens det Erdbeben bemerkt?«

»Erdbeben? - Det war ick«, sagte Schulze. »Da unten hat na

türlich wieda mal die Birne nich jebrannt Und wie ick da nu

so im Dustem rumgrabbele, da knallt mit eenmal wat. Det war

die olle Rattenfalle, die uns Tante Emma vaerbt hat. Hier -

Prima Buntmetall - Bloß mein Daumen war zwischenjeraten.

Mensch, det h ick jemerkt - Da fiel ma in, det da irjendwo

noch san olla Leuchta stehen muß mitn Licht Und wie ick sosuche, da vaheddere ick ma doch mit de Beene in irjend wat

und haue lang hin - Det warn mindestens 30 Meter olle An

tennenlitze Hier isse Reinet Kupfer Ick habe det allet aba erst••

hintaher jemerkt, wie es wieda helle war. Ubrijens jing ick nich

alleene zu Boden. Uff mir ruff fiel nämlich det olle Rejal, wo

ick ma dran festehalten wollte. Und da oben muß die Leda mitn

Schwanjestanden ham Weeßte? Die Bronzejruppe von Tante

Lenchens Vertiko Die klatscht ma uffn Kopp - Na, ich ahol

ma erst ne Weile, befreie ma von det Rejal, finde ooch jlück

lich den Leuchta und die Streichhölza, mache Licht .. . und wat

soll ick da sachen? - Hier, bitte, der Leuchta Janz aus Zinn

Prima, wat?«

Als der Daumen verbunden war und die Beule mit einem Plätt

eisen gekühlt wurde, fragte Frau Schulze: »Na und? Onkel Ottos

Spazierstock? Haste den nich mitjebracht?«

»Konnt ick nich«, sagte Wilhelm Schulze. »Jrade wie ick unta

det Rejal lag, da fiel ma in, det w den j schon bei de vorje

Sammlung abjejeben ham «

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  lles zum Wohle des Volkes

Lothar Kusche

'

Vorige Woche sagte Lucie: »Ich habe eine prima Idee, wie wir

zu Geld kommen.« - Jetzt sind wir ganz pleite. Das kam so:Wir wollten schieben, und das ging schief. (Nicht etwa wegen

der Polizei. Mein Gott, die sind ja auch nicht so.) Lucie besorg

te Schokolade. Ich ließ die erst mal zu Hause und ging zum

Bahnhof. Wollte mal sehen, wie die da so schieben und wie

hoch die Preise sind.An dem Bahnhof war es ziemlich voll. Es standen da: zweiund

siebzig Schieber, sechzehn Bahnbeamte und ein Polizist. Erstwunderte ich mich, weil gar kein Fahrgast da war. War aber

doch einer da: Der Polizist. Der war nämlichaußer Dienst. Ab und zu kam ein Zug. Dann

riefen die Bahnbeamten: »Zaah Winniplatz «

Mit jedem Zug kamen ungefähr dreißig neue

Schieber an. Die stellten sich zu den schon

vorhandenen und murmelten mit: »Schoklade

ham wa noch. Hundekopp ham wa noch.

Amis ham wa noch.«

Ich fragte, was die Schokolade kostet. Die

nannten den Preis. Ich stand wieder auf undging nach Hause, meine Ware holen. Da sagte

Lucie: »Ich hab die Schokolade aufgegessen.

Ich konnte mich nicht beherrschen.« In dem

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Moment wurde sie auch schon ganz grün. Ich L _   ~ _   :::::::::: _ J

rannte schnell zu Bernhard. Der meinte, vielleicht hatte er derLucie aus Versehen einen Karton Seife gegeben, und gab mir

ein Brechmittel. Bernhard sagte: »Wie könnt ihr Idioten auch

immer gleich alles selber fressen? «

Ich nahm einen neuen Karton Schokolade mit. Lucie beschäftigte sich ein bißchen mit dem Brechmittel. Dann begleitetesie mich zum Bahnhof. Da hatten sich inzwischen dermaßen

viel Schieber versammelt, daß wir gar nicht mehr in die Halle

rein konnten. Vielleicht machten sie eine Art Parteitag oderso was, ich weiß nicht, jedenfalls mußten wir uns draußen hin-

stellen. Lucie sagte immer »Schokolade«und ich »hamanoch«.Plötzlich fing es an zu regnen. Als unser Karton naß wurde,

begann er zu brausen. Ach, dachte ich, es ist Brausepulver.

Lucie betete. Ein durchdringender, saurer Geruch strömte aus

lückliche eit

für Raucher

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  lles zum Wohle des Volkes

Jan Peter Lemail

Das einzige, um das wir uns heute keine Sorgen zu machen

brauchen, sind die Sorgen. Denn wer keine hat, der macht sicheben welche. Es gibt große und kleine Sorgen. Zu den großen

kleinen Sorgen gehören die Rauchersorgen. Wir wollen uns

keinen blauen Dunst vormachen: blauer Dunst wird nicht mehr

vor-, sondern nachgemacht. Und da der Ersatz nicht reichlich,

sondern reichlich knapp ist, rauchen wir Ersatzersatz. rr paf

fen Tee, wir smoken Laub, wir qualmen Seegras, Kuchenge

würz und Fichtennadelfußbadesalz-Ersatzmischung.

Dies mußte noch einmal gesagt werden, um eine Versammlung

verständlich zu machen, die vor wenigen Tagen in der gar nicht

so weiten Umgebung Berlins stattgefunden hat.

»Gründungsversammlung der Liga für Raucherrechte« stand

auf der Einladung. Als Einberufer zeichnete ein ehemaliger

Zigarettenfabrikant, Herr Toni Wurzelkoch. Wurzelkoch war

Kleinst-Parteigenosse und somit jetzt glühender Neoantifa

schist.»Meine Volksgenossen und-genossinnen « führte HerrW. etwa

aus, »die Zeiten des Bonbons sind vorüber und kommen auch

nicht wieder. Wir brauchen also mehr zu rauchen (Beifall ). Es

ist mein unerschüttlicher Entschluß, mit der heute zu gründen

den >Liga für Raucherrechte< eine Bewegung der deutschen de

mokratischen Raucherschaft ins Leben zu rufen. (Heil ) Um

eine unerträglich fühlbare Lücke zu schließen, wird die Liga

zunächste eine neue Zeitung herausgeben, die den verpflichten

den Titel >Deutscher Rauch< führen wird. (Bravorufe.) Vorge

sehen ist ferner die Gründung einer eigenen politischen Par

tei, der >Deutsch-Demokratischen Raucher- und Nichtraucher

Partei<, abgekürzt D. D. R. N. P. (Stürmische Bravo- und Heil

rufe ) Zum Führer der jungen Bewegung schlage ich als alterZigarren- und Zigarettenfachmann mich selber vor. (Sehr rich

tig Beifall, Zuruf: rr danken unserem Führer ) Mein Kampf

(Heilrufe) wird geführt für die Autarkie der deutschen Tabak

rohstoffversorgung (Bravorufe.) Schon jetzt ist dem rastlosen

deutschen Erfindergeist gelungen, eine völlig neue Tabakpflan

ze namens Carotta nicotinosa zu züchten, die äußerlich einer

Mohrrübe gleicht und sofort nach der Ernte rauchfertig ist.

(Orkanartige Bravorufe.) Das ist aber noch nicht alles, meine

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3 l les zum Wohle des Volkes

Volksgenossen und -genossinen Die Pflanze, die man aus einer

sinnreich konstruierten Spitze raucht, wird nie alle Sie brennt

oben, wird in der Mitte gegossen und wächst während des Rau

chens unten nach ...«

Diese Worte entfesselten einen nicht endenwollenden Beifalls

sturm, die Mehrzahl der anwesenden Volksmenge von mindestens vier Mann sprang spontan von den Stühlen und rief:

»Führer, befiehl, wir rauchen «

In diesem Augenblick erwachte ich. Schweißgebadet.

Der Arzt stellte schlicht einen typischen Fall komatöser

Zustände mit Reizung des Labyrinths und der vestibularen Bah

nen infolge einer exogenen Intoxikation fest - falls es sich••

nicht um einen anderen Fall handle. Mögliche Ursache: Uber-

mäßiger Genuß selbstgedrehter Zigaretten, die ich versuchs

halber mit etwas Migränetee gestreckt hatte. Fortan werde ich

im Rauchen vorsichtiger sein. Zu Besorgnissen besteht übri

gens kein Anlaß. Die Mohrrübenzigarre war wirklich nur eine

visionäre Harmlosigkeit. Von der Raucherbewegung allerdings

will ich das nicht so fest behaupten, nachdem wir unter ande

ren Schönheitsfehlern ja auch wieder eine Königspartei haben(wer keine Sorgen hat, macht sich welche, siehe oben).

' 1Lump und Sabine, das Hundepaar,

erblickten am vierten Januarzum ersten Mal und völlig ohne

Brille das Licht der sowjetischen Zone.

Wenn auch das große Ereignis schon

eher erwartet - laut Lexikon -

wie gesagt: eher erwartet wurde,gab es doch keinen, der deshalb murrte.

Vielmehr herrschte heute durchaus

frohe Stimmung im ganzen Haus.

In Augen-Blicken von kleinen Hunden

hat jeder für sich einen Lichtblick gefunden.

ansgeorg Stengel

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3 l les zum Wohle des Volkes

Fritz Bernhard

or rosto

Mit Rapünzchen fing es an. Horst Kubinke, Ingenieur und

Junggeselle, war rechtzeitig aufgestanden, hatte ausgiebig gefrühstückt, und jetzt ging er ohne Hast zur Straßenbahn. Dafiel sein Blick auf die schwarze Tafel vorm Konsum, die heutevon einem einzigen Angebot beherrscht wurde: »Frische Rapünzchen « Es folgte, sehr niedrig, der Preis.»Rapünzchen, Rapünzchen?« überlegte Horst flüchtig, »ist dasnicht irgend so'n Grünfutter?« Dann schweiften die Gedankenwieder ab.Doch da rief es schon wieder, diesmal von der Schaufenster

scheibe des Kaufmanns an der Ecke: »Soeben eingetroffen,prima Rapünzchen « Und ein paar Schritte weiter bauten dienetten Haubenmädchen vor dem HO-Laden einen Verkaufsstand aus leeren Kisten mit einer Wiege schale drauf, und ander Seite lehnte ein provisorisch bemaltes Brett, das verkündete: »Heute Sonderangebot in erstklassigen, frischen Tafelrapünzchen «Von der plötzlichen Rapünzchenschwemme ein wenig belustigt, bestieg Horst Kubinke seine Straßenbahn, erhielt seinen

gewohnten Eckplatz und begann, soweit das nicht schon beimFrühstück geschehen war, die Morgenzeitung zu lesen. Auf derfünften Seite fiel ein Artikel des ärztlichen Mitarbeiters Dr.Bleibgesund und die Überschrift »Die Rapunzel- Jungbrunnenunserer Tage« auf:»Noch viel zu wenig ist in der breiteren Öffentlichkeit bekannt,einenwie segensreichen Helfer die Natur unserem Organismusin Form der unscheinbaren Rapunzel, besser Rapünzchen Va

lerianella) genannt, geschaffen hat.

Das Rapünzchen enthält nicht nur zahlreiche Aufbaustoffe,die unserem Körper in der heißen Jahreszeit als erfrischendeSalate usw. hoch willkommen sind, sondern auch ebensovielAbbaustoffe, welche den Magen-Darmkanal zu entschlackenund damit unser Blut zu reinigen imstande sind. Das Rapünzchen ist deshalb, regelmäßig genossen, durchaus geeignet,eine verjüngende Wirkung auszuüben. Dabei ist sein Ge

schmack von angenehmer Zartheit, und auch größere Mengendieses leicht verdaulichen Krautes werden im allgemeinen

ohne weiteres gut vertragen.

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  lles zum Wohle des Volkes ,•

Ein Aufguß von Rapünzchen ergibt einen nicht übel schmekkenden, leichten Tee, der besonders unserer Männerwelt anStelle eines überreichlichen, abendlichen Biergenusses zuempfehlen ist. Auch die Durchführung einer Rapunzelkur kannin bestimmten Fällen von guter Wirkung sein, doch sollte man

hierüber von Fall zu Fall den Arzt befragen.«Horst Kubinke wendete das Blatt um. Da stand an Stelle derGerichtsreportage, die Horst so gern las, unter dem Titel»Tante Josefines Schmackeduzien« eine Reihe von Rezepten,die sich ausschließlich mit Rapünzchen befaßten: »Rapünzchensalat«, »Rapünzchen in Remoulade«, »Gedämpftes Rapünzchengemüse« und »Rapünzchen mit Birnen«.Im Verlauf des Tages mußte der Ingenieur Horst Kubinke seinejüngeren Mitarbeiter im Zeichensaal mehrmals zu größerer

Ruhe ermahnen, weil sie über die Kalorienwerte von Rapünzchen diskutierten. Und abends, als Horst nach arbeitsreichemTage zu Hause das Radio einschaltete, sagte eine freundlicheFrauenstimme aus dem Lautsprecher: »Verehrte Hörerinnenund Hörer, wir geben Ihnen eine Programmänderung bekannt.An Stelle der im Programm vorgesehenen Volksweisen hörenSie einen Vortrag von Herrn Professor Dr. Heinrich Siebenschläfer, Jena, über das Thema >Rapunzel oder Rapünzchen -eine Tafeldelikatesse im Lichte der Etymologie<.«

Drei Tage hämmerte das Rapünzchen akustisch und optischauf Horst Kubinke ein, dann sagte er zu seiner Wirtin: »Nun

machen Sie uns doch bloß schon mal Rapünzchen, Frau Kök

keritz, damit man mitreden kann.« Das war Sonnabend nachGeschäftsschluß.Als Frau Köckeritz am Montag früh gemeinsam mit Kubinkeaus dem Haus ging, gab es weit und breit kein Rapünzchenmehr zu kaufen. Dafür rief, lockte, girrte von Schaufenstern,Tafeln und Plakaten eine neue Weise: »Achtung Achtung So

eben eingetroffen: Prima frische Seerochen « - »Ein Versuch

überzeugt auch Sie Heute die Ia delikaten Rochenfilets « -»Wer probt, der lobt Sonderangebot Erstklassige Tafel-Rochen-Fischkoteletts «»Also kaufen Sie Rochen « rief Horst seiner Wirtin zu, bevorer in die Straßenbahn stieg und in einer Art heiterer Spannungdie Beiblätter der Sonntagszeitung aufschlug, zu denen er tagszuvor nicht mehr gekommen war.Zunächst fiel ihm ein Artikel des Wirtschaftsredakteurs Dr.

Hirsekorn unter der Überschrift »Unser Seefischimport als

Lebensmittelkontrolle beim Flei- .scher. »Stimmt es,daß Sie für Ihre

Kaninchenwurstauch Pferdefleischverarbeitet haben?«- » un ja, ein bißchen. Man.will jaseine Kundschaftauch versorgen.« -»Unä wie ist dasMischungsverhält-

 · nis?< - } Eins zu

eins. Ein Pferd -· ein Kaninchen.«

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  lles zum Wohle des Volkes

über der nach einiger Zeit aus einer geräumigen Aluminium

büchse seltsame Fleischröllchen zu wickeln begann die er mit

Behagen verspeiste. Auch Kubinke begann zu frühstücken.

Dabei kamen sie ins Gespräch.»Also Ingenieur sind Sie und wollen nach Greifenstadt in die

Ferien?« sagte der Fremde. »Ja.« - »FDGB?« - »Nein. Zu einemFreund und früheren Kollegen.« - »Was heißt Kollegen?« -

»Er hat früher ebenfalls Motorräder konstruiert.« - »Also kon

struieren Sie Motorräder?« - »Ja.« Eine Pause trat ein. Dann

sagte der Fremde: »Ich will auch nach Greifenstadt.« - »In Ur

laub?«fragte Horst Kubinke höflich. »Nein dienstlich. Ich bin

Presto.« - »Aha« sagte Horst mit nicht sehr geistreichem Ge

sicht »Staatsoper?«Der Strenge schüttelte den Kopf. »Unsinn

junger Mann. >Presto<heißt >Pro

paganda-Experte für Stoßgeschäfte<. Ich organisiere die Werbung

für den Absatz von plötzlichen Wa

renstaus verstehen Sie?«

Ach du liebe Tüte dachte Kubin

ke und fühlte ein gewisses nach

Rochen schmeckendes Unbehagen

in sich auftreten. »Wenn man fra

gen darf was für ein Stoßgeschäft

wollen Sie in Greif enstadt ... « -»Ich will nicht ich habe bereits« 

erklärte der Presto. »Greifenstadt

ist mein Experimentierfeld Num

mer 1 denn dort reagieren die

Leute am besten auf meine Werbewinke und werden darum

auch bevorzugt mit meinen Stoßlieferungen bedacht.« - »Und

was ist Ihr nächster - Stoß wenn man fragen darf?« wieder

holte Horst seine Frage mit wachsender Besorgnis.

»Erst kosten« erklärte der Presto und hielt Kubinke die Aluminiumdose hin. Die Röllchen schmeckten nach Fett und

Pfeffer.

»Köstliche Delikatesse was?« meinte der Strenge und nach

einer kleinen Spannungspause fügte er hinzu: »Känguruh

schwanzrouladen auf Zigeunerart. Es ist uns gelungen eini

ge Schiffsladungen Känguruhschwänze zu importieren und

bald werden Sie etwas erleben mein Lieber was Ihnen nicht

alle Tage geboten wird. Meine Propaganda läuft in Greifen

stadt bereits seit drei Tagen. In Berlin geht es erst heute los.«

5

Der Konsum hat einen

allen toffbekommen

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  6

.

Alles zum Wohle des Volkes

Der Zug rollte in die Halle des Greifenstädter Hauptbahnhofs•

ein

»Viel besser als der Schwanz der Kuh / Schmeckt uns der

Schwanz vom Känguruh «

Die Empfangsfeierlichkeiten für den Presto dauerten längere

Zeit. Der Greif enstädter Männergesangverein brachte vierstimmig ein Lied seines Dirigenten zu Gehör: »Die Himmel

rühmen des Känguruhs Ende«. Darauf hielt der Bürgermeistereine Ansprache, und sein fünfjähriges Töchterchen sagte,

bevor der Gesangverein die dritte Strophe sang, ein kurzes

vielbelachtes Scherzgedicht auf:

»Du lieber, guter Onkel du,

Beschertest uns das Känguruh,Drum sollst du stets, was wir auch tun,

In unsern Herzen känguruhn «Nur mit Mühe gewann Horst Kubinke das Freie. Die Straßen

hingen voller Transparente, auch da, wo man es nicht erwar

tet hätte. So hieß es in der Auslage eines Friseurs:

»Den dünnsten Haarwuchs stärkt im Nu

Der Schwanz (in Dill) vom Känguruh «

Ein Musikalienhändler wieder meinte:»Die Panne im Trompetenrohr,Die kommt jetzt mehr als früher vor,

Weil Känguruh im eignen Saft'ne unerhörte Puste schafft «

Vor der Geschäftsstelle der »Greifenstädter Zeitung«, wo Ku-

binke einen Augenblick verweilte, um die neuesten Nachrich

ten zu überfliegen, machte er eine interessante Entdeckung.Dr. Bleibgesund hieß hier Dr. Werdniekrank, aber sein Stil sahdem des Kollegen Dr. Bleibgesund ziemlich ähnlich. Vor allem

empfahl er Kän fleisch in allen Fällen von Magenverstim

mungen, hervorgerufen durch übermäßigen Genuß von Ro-

chenfleisch, ferner gegen Husten und Heiserkeit, Rachitis,offene Beine, Hautjucken und Paradentose. In ernsteren Fäl-

len sei jedoch der Arzt zu befragen. Daneben waren die Re-

zepte abgedruckt, die diesmal von »Küchenmeister Lukullus«

stammten. Sie empfahlen »Paprikakänguruh«, »Känguruh im

Reisrand«, »Falscher Hase von Känguruh« und als besondere

Delikatesse »Känguruhschwanz a a Madame Pompadour«.Kubinke ging weiter. Die Tanzbar »Blaue Maus« kündigte »all-

abendliche Ausscheidungskämpfe im Känguruh anz« an, und

im Greifenstädter Stadttheater war »Romeo und Julia« abge-

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38

• • • • •   •

Das si ht so schön f ttaus. Bringen Se mir

bitte ne Portiondavon.«

lles zum Wohle des Volkes

Treppe wieder hinunter. Vor der Haustür hieb ihm jemand auf

die Schulter. Horst zuckte zusammen: Der Presto

»Gut, daß ich Sie wiedergefunden habe « rief der Mann mit den

strengen Augen. »Soeben erreicht mich nämlich die Nachricht,

daß die Zufuhr diesmal länger anhält, weil wir neue, günsti

ge Abschlüsse tätigen konnten. Und da wollte ich mal fragen,ob Sie Ihre Neukonstruktion - Sie waren doch der Mann, der

ein neues Motorrad konstruiert?« - »Allerdings .. . « - »Ein

kleines oder n großes?« - »Ein kleines.« - »Schön, mein

Freund. Ich hoffe, Sie werden Ihre Maschine im Interesse un

serer Volksernährung >Känguruhschwänzchen< nennen. Und

einen Vers für den Wimpel habe ich auch schon: Verpflegt mit

Känguruh sie ihn,/ Spart er bedeutend an Benzin «

Immer, wenn ich Bockwurst esse, beschleicht mich

ein unheimliches Gefühl. Weil ich nämlich nie

genau weiß, was hinten und was vorne ist. Ehe ich

den ersten Biß tue, überlege ich ganz scharf, wel

ches wohl das vordere Ende sein könnte. Ich fange

ungern hinten an. Aber wenn ich mich dann ent

schlossen habe und biß - Verzeihung - bis an daszweite Ende gekommen bin, dann stellt sich mei

stens heraus, daß es doch wieder verkehrt war und

die Bockwurst rückwärts durch meine Speiseröhre

gerutscht ist. Dann ist es natürlich zu spät.

Neulich war ich wieder unschlüssig. Die niedliche

HO-Dame bemerkte es und fragte zuvorkommend:

»Fehlt noch etwas, mein Herr?« Ich sah sie schüch

tern an und flüsterte ihr ins Ohr: »Liebes Fräulein, zeigen Sie

mir doch mal genau das Vorderteil und das Hinterteil. Bitte,bitte «

Leider bekam ich nicht die gewünschte Auskunft, sondern

einen gehäuften Löffel Senf ins Gesicht. Obwohl ich gewöhn

lich Bockwurst ohne Senf esse.

m besten wäre es, wenn Bockwürste nur ein Ende hätten.

Dann brauchte man keine Gewissensqualen auszustehen.

Am allerbesten aber wäre es, wenn Bockwürste gar kein Ende

hätten.

Erich Hanko

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  lleszum Wohle des Volkes

Henricus

oder: Menschen die uns Freude machen

Ort: Buchhandlung in der Friedrichstraße zu BerlinZeit: Sonnabendnachmittag im Jahre 1949

Personen: Der Verkäufer

Das junge Mädchen

Kunden und Straßenpassanten

Der Verkäufer steht am Ladentisch und spricht mit einem Kun-

den. Etwa 6 bis 8 Kunden stehen an Tischen und Regalen und

blättern oder lesen in den ausliegenden Büchern. Straßen

passanten stehen am Schaufenster oder gehenvorüber.

Das junge Mädchen betritt den Laden): Guten

Tag.

Der Verkäufer unterbricht sein Gespräch mit

dem Kunden): Guten Tag, womit kann ich die-

nen?

M: Ich möchte einen Leuchtglobus haben.

V Einen Leuchtglobus habe ich leider nicht. Viel

leicht versuchen Sie es mal in der nächstenBuchhandlung - hier 100 Meter weiter herun

ter.

M:Wo?

V Hier auf derselben Seite, 100 Meter weiter.

(Zeigt in die angegebene Richtung und wendet

sich wieder dem Kunden zu)

M: Da habe ich aber gar keinen gesehen.

V sich wieder unterbrechend) Das ist möglich. Aber ich weiß,

daß dort einer zum Verkauf war. Versuchen Sie es mal (wen-

det sich wieder zum Kunden)

M: Ja, aber da war doch gar keiner zu sehen.

Die Kunden werden auf die Unterhaltung aufmerksam.

V beginnt einzusehen, daß er nicht ohne eine langere Erklä

rung davonkommt) Sehen Sie, liebes Fräulein, hier stehen die

Globen auch nicht offen im Laden, und doch habe ich wel

che. Die stehen dort oben auf dem Regal und im Lagerraum.

Sie sind verpackt; wenn jemand einen Globus verlangt, hole

und zeige ich ihn. Das kommt nicht so oft vor. Wenn ich die

39

i ~~ ~ s h e i n ·

1 „• „1„ „,

»l eh habe es satt 4Tage lang bin ich nach

einer Badehose rumge-

laufen

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4

••••

OMM f 1 O

FAHNEN· DE8AT TEWEGEN

MATERIAL-MANGEL

VERTAGT . i . . .

l les zum Wohle des Volkes

Globen ausgepackt stehen lassen würde, wür

den sie einstauben und mit der Zeit unansehn

lich werden. Darum ...

M: (unterbricht ihn Wenn Sie einen haben, dann

geben Sie mir doch einen

Die Kunden sind den freundlich belehrenden Worten gefolgt und beobachten mit Spannung dieEntwicklung.

V Das sind keine Leuchtgloben, sondern andere.Wollen Sie so einen nehmen?

M: Ich möchte einen Leuchtglobus

Die Kunden werden - je nach Temperament - un

ruhig oder lachen.

V (betont geduldig) Den habe ich nicht. Versu

chen Sie es doch dort, wo ich Ihnen gesagthabe. Ich glaube, Sie werden da einen bekom

men.

M: Wo ist denn das?

V (wie vorher) Ich sagte doch schon, in der näch

sten Buchhandlung 100 Meter weiter herunter.

M: Ach so, aber da habe ich doch keinen gesehen.

Die Kunden werden unruhig, einige beginnen dro

hend zu knurren.

V (mit etwas unsicherer, leicht zitternder Stimme) Haben Sie denn gefragt?

M: (leicht beleidigt) Natürlich nicht, ich war doch

gar nicht drin, weil ich keinen gesehen habe.

Jetzt sind alle Kunden unruhig und knurren.

V (mit erhobener Stimme) Hier haben Sie doch

auch keinen gesehen und haben doch gefragt

M: Ich dachte eben, Sie hatten einen.

V (abschließend) Ich habe aber keinen. Versu

chen Sie doch mal dortM: Wenn die aber auch keinen habenDie Kunden fangen an, die Bücher aus den Rega

len auf die Erde zu werfen, manche fletschen

mit den Zähnen - je nach Temperament.

V (macht heftige Anstrengungen, sich zu beherr

schen) Dann weiß man dort vielleicht, wo Sie

einen bekommen können und schickt Sie dahin

M: Das hat ja keinen Zweck.

V

(verständnis- und fassungslos) Wieso?

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  lleszum Wohle des Volkes

M: (beleidigt) Sie haben doch eben selbst gesagt, die

schicken mich dann weiter, um mich los zu werden.

V: Aber das habe ich doch nicht gesagt.

M: Doch, die haben j keinen, ich habe keinen gesehen.

V (an der Grenze der Beherrschung) Liebes Fräulein, bei mir

sehen Sie doch auch nicht alles, was ich habe.M: (mit neuer Hoffnung) Na, haben Sie denn einen?

V Was für einen?

M: (beleidigt) Einen Leuchtglobus will ich, das habe ich aber

schon mehrmals gesagtV (schreiend) Nein Nein Nein

M: (wie vorher) Schreien Sie mich doch nicht so an Ich kann

doch nichts dafür, wenn Sie mir keinen Leuchtglobus verkau

fen wollen. Ich kann doch nur höflich fragen.

Die Kunden haben jetzt den größten Teil der Bücher auf dieErde geworfen und nähern sich dem jungen Mädchen dro-

hend. Auf der Straße sammeln sich die Passanten.Die Straßenpassanten: Unerhört, wie der seine Kunden behan

delt Wenn da einer fragt, wird er angebrüllt Wie der Laden

überhaupt aussieht Skandal so etwas.

V (immer noch schreiend) Was Sie machen sollen, habe ich

Ihnen Xmal gesagt, Sie sollen in das nächste Geschäft gehen

und mich nicht verrückt machen mit Ihrem dämlichen Glo-

busM: (sehr beleidigt) Guten Tag (geht aus dem Laden, aber in

der verkehrten Richtung)

Die Kunden beruhigen sich und zittern nur noch leicht. Der

Verkäufer stöhnt und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

Er hat sich noch nicht im Laden umgesehen, da kommt das

junge Mädchen zurück. Man hört dazwischen die Stimmen

der Passanten: Das würde ich mir von dem Kerl da drin nicht

bieten lassen So ein Lümmel

M: (noch immer beleidigt) Können Sie mir dann wenigstenssagen, wo ich einen Leuchtglobus bekommen kann?

Der Verkäufer macht einen Satz auf den Ladentisch und ver-

sucht vergeblich, die Deckenbeleuchtung herunterzureißen.

Die Kunden wälzen sich hüllend auf der Erde. Die Straßen

passanten werfen die Schaufensterscheiben ein. Das jungeMädchen sieht unschuldig und erschreckt auf das Chaos.

Vorhang 21/11/1949

41

Ein hmerikanei

sieht zur Messezeitin Leipzig einelange Schlange.voreinem Lebensmit-telladen. »Bei unskann man ohneweiteres alles kau-

'. ' : .

fen«, ·sagt er. Da ·

wendet sich einMann um und sagt:

»Das „war früher beiuns auch so. Da ·sehen Sie mal, wieweit die USA zu-rückgeblieben s t ~ «

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42

t1

1

1

ch möchte die Regen-

tage nicht mehr im

Schrank verbringen

müssen <<

lles zum Wohle des Volkes

Hermann Wilke

or

Ganz ohne Absicht kam ich in die Lage, den Mann vom Woh-

nungsamt zu spielen, und das kam so:Als Ersatz für mein ausgebombtes Atelier wurde ich vom Woh-

nungsamt in ein Atelier eingewiesen, das über meiner Privat

wohnung gelegen und lange Jahre nicht benutzt worden war.

Gegen die Einweisung erhob jedoch die frühere Inhaberin Ein-

spruch und war erst zum Verzicht bereit, wenn ihr ein ande

rer gleichwertiger Raum nachgewiesen würde. Ich bekam also

---r'

'

vom Wohnungsamt den Auftrag, einen

Ersatzraum zu suchen.

Schon am nächsten Tage hatte ichGlück. Ganz in der Nähe meines Hau-

ses fand ich das Atelier. Die Portier

frau, die zunächst wenig zugänglich

l war, wurde plötzlich sehr lebendig, als

' ich ihr sagte, ich käme vom Woh

a nungsamt. Sofort erklärte sie sich be

reit, das Atelier zu zeigen.

Beim Hinaufgehn öffneten sich fast

alle Türen des Treppenhauses Eshatte sich schon herumgesprochen,

daß ich ein Mann vom Wohnungsamt

sei. Plötzlich war ich die wichtigste

Person im Hause Man ließ mich zwar

noch das Atelier besichtigen, aber dann stürmten alle auf mich

ein mit ihren Wünschen. Hier war das Dach undicht, dort eine

eingedrückte Wand und Türen, die sich nicht schließen ließen.

Da ich mit Bezug auf das gefundene Atelier schon geäußert

hatte, daß kleine Schäden vordringlich behandelt würden, be-

stürmte man mich von allen Seiten, doch ihre kleinen Schä

den gleich mit machen zu lassen. Ich murmelte etwas von mal

sehn, was ich tun könnte, und hörte noch im Weggehen die

Worte: »Endlich mal einer vom Wohnungsamt «

Auf dem Heimwege bemerkte ich zu meiner angenehmen Über-

raschung, daß man mir meine Jackentaschen unbemerkt mit

allerhand Rauchwaren gefüllt hatte. Acht Zigaretten, zwei Zi-

garren und vier Zigarillos betrug die »Sonderzuteilung«

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44 Lernen lernen nochmals lernen

Erich Hanko

orioHAai t OHHOH e

In diesem Sommer hatte das Ferien-Kinderheim des Betriebes

zum ersten Male seine Pforten geöffnet. Alle warteten gespanntauf das Ergebnis des Experiments. Es war in der Tat überra

schend. Niemand hätte bei Herrn Direktor Krause, dem Jung-

gesellen, so viel Kinderliebe vermutet. Gleich bei seinem ersten

Besuch im Heim »Sonnenblick« blieb er acht Tage dort, um

nach dem Rechten zu sehen. Seine Sekretärin, Fräulein Mül-

ler, half ihm dabei. Zwischen 10 und 11 Uhr morgens spielten

beide mit den Kleinsten Kreisspiele, zum Beispiel Zeigt her

eure Füßchen, zeigt her eure Schuh ...« Alle Kinder freuten

sich, wenn auch Herr Krause und Fräulein Müller ihre Füßchenherzeigten.

Gegen 12 Uhr rief Direktor Krause gewöhnlich im Werk an, ob

etwas los wäre. Wenn etwas los war, ermahnte er die Verant-

wortlichen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die man natür

Alle Herren von der Direktion waren

schön braun gebrannt und mit dem

Ergebnis der Kindererholung zufrieden

lich nur an Ort und Stelle richtig beurteilen

konnte. Er selbst, Krause, würde sofort zu-rückkommen, wenn seine Anwesenheit im Fe-

rienheim »Sonnenblick« nicht mehr erforder

lich wäre. Aber vorläufig wäre sie eben noch erforderlich. Nach-mittags gingen Herr Krause und Fräulein Müller gern in den

Wald, um für die Kinder Brombeeren zu suchen. Meist fanden

sie jedoch keine und kamen ziemlich spät, müde und zerkratzt,

aber immer gut gelaunt zurück. Wenn die Kinder dann schon

im Bett lagen, versäumte der Herr Direktor nie, danach zu fra-

gen, ob alle da wären und keines von ihnen auf Abwege gera

ten sei. So vergingen die Tage mit fröhlichem Spiel und steter

Sorge um die Kleinen, bis schließlich auch für Herrn Direktor

Krause und Fräulein Müller die Stunde schlug, da sie abreisenmußten, weil ihr regulärer Urlaub vor der Tür stand.

Ka11m waren sie im Werk angekommen, da traf aus dem Fe-

rienheim die Nachricht ein, daß die Kuh eines benachbarten

Bauern, die für ihre Zerstreutheit bekannt war, sich während

der Mittagspause auf den Kinderspielplatz verirrt, drei Buddel-

eimer aus Blech zertreten und einer Zelluloidpuppe den Kopf

zerquetscht hatte.»Da haben wir's«, sagte Direktor Krause traurig. »Kaum wen

det man den Rücken, da passiert was Aber ich habe j schließ

lich auch noch andere Pflichten «

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Lernen lernen nochmals lernen

Sofort sprang ein anderer für ihn in die Bresche. Magazinver-

walter Schultze erklärte sich bereit einige Tage seiner Arbeits-

zeit zu opfern und nach dem Ferienheim »Sonnenblick« zu fah-

ren um die dort entstandenen Materialverluste wieder auszu-

gleichen. Außer drei neuen Blecheimern und einer Puppe nahm

er seine junge Frau mit die sich ruhig ansehen sollte wie manmit Kindern umgeht für den Fall daß sie selbst mal welche

haben würde. Als Gegengewicht gegen die Kuh nahm Schult-

ze seine Schwiegerelten mit, die vom Lande

stammten und daher wußten wie man sich

diesen Tieren gegenüber verhält. So war derbetriebseigene PKW voll ausgelastet und

niemand konnte über Leerlauf klagen.Die Beziehungen zwischen Kinderheim und

Werk wurder immer inniger. »Unsere Kindersind unsere Zukunft « pflegte Direktor Krau-

se zu sagen wenn er wieder hinfuhr um mit

Fräulein Müller nach dem Rechten zu sehen.

Oft waren mehrere leitende Persönlichkei-

ten des Werkes gleichzeitig anwesend. Es

ergaben sich zwanglose Skatpartien und zu-

weilen auch kleine Tänzchen. Aber das na-

türlich immer erst wenn die Kinder schon

schliefen.

Die Raumfrage machte keine großen

Schwierigkeiten. Wenn die Kinder etwas zu-

sammenrückten konnten selbst so umfang-

reiche Persönlichkeiten wie Abteilungslei-

ter Maus von der Abteilung Planung unter-

kommen. Ein großer Mangel allerdings blieb auf die Dauer

nicht verborgen. Man hatte die Garage zu klein gebaut. Nicht

einmal die Hälfte der werkseigenen Personenwagen ließ sich

darin unterbringen. Das machte sich besonders störend be-

merkbar wenn die Direktion eine größere Arbeitstagung über

das Wochenende nach dem Ferienheim »Sonnenblick« einbe-

rief. Da mußten verschiedene Wagen Nächte hindurch im Frei-en stehen schutzlos den Unbilden der Witterung preisgege-

ben. Außerdem malten die Kinder Männchen und kleine Tiere

die nicht immer sehr künstlerisch wirkten an die Wagenwän-

de. Als zum Beispiel Abteilungsleiter Maus einmal beim Weg-

fahren auf dem linken vorderen Kotflügel eine Zeichnungentdeckte die anscheinend eine Maus darstellen sollte in

Wrrklichkeit aber mehr einer Ratte ähnelte wurde er sehr böse

45

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46 Lernen lernen nochmals lernen

so daß er die mit der Beaufsichtigung der Wagen betraute Kin-

dergärtnerin beinahe für die fristlose Entlassung vorgeschla

gen hätte.

Aber das waren nur kleine Schattenseiten des Ferien-Kinderheimes »Sonnenblick«. Im allgemeinen war die Betriebsleitung

mit dem Ergebnis des ersten Feriensommers durchaus zufrie-den, wie sich bei dem Rechenschaftsbericht im Herbst heraus

stellte. Besondere Beachtung fand der Vorschlag des KollegenStülpke, die Aufenthaltsräume und Spielplätze für die Kinder

im nächsten Jahr etwas abseits vom eigentlichen Heim anzu-legen, damit der Lärm nicht mehr so zu hören sei. Aber sonst,

wie gesagt, waren alle Herren von der Direktion schön braun

gebrannt und mit dem Erfolg der Kindererholung zufrieden.

Einiges Befremden erregte allerdings die Interessenlosigkeit

des Ingenieurs Schmitt, der dem Heim nur einen kurzen Besuchabgestattet und nicht einmal dort übernachtet hatte. Und dabei

war er selbst Vater von drei Kindern»Unsere Kinder sind unsere Zukunft « sagte Direktor Krause

betont.und sah den Ingenieur Schmitt von der Seite an. »Man

sollte ihnen einige Wochen ungestörte Erholung gönnen «.»Das sollte man wirklich«, sagte Schmitt trocken. »Und warum

tun wir es eigentlich nicht?«

Lehrer zum Schüler: »Paul, nenne mir mal das menschliche

Geschmacksorgan.« Paul hüllt sich in Schweigen. »Paul, washast du im Munde?« - »Nichts, Herr Lehrer.« - »Doch, Paul, du

hast etwas im Munde.« - »Nein Herr Lehrer, ich habe wirklichnichts im Munde.« - »Nun gut, Paul, nehmen wir mal deinen

Vater, was hat der wohl im Mund?« - »Mein Vater ist doch tot.«

»Ach so. Was hat dein Großvater im Munde?« - »Einen Zahn,

Großmutter sagt immer: das ist der Kuchenzahn.« - »Außerdem Zahn hat er aber noch etwas im Munde.« - »Ja, meistens

n Priem.« - »Paul, du verstehst mich nicht. Lassen wir mal den

Priem weg, was hat dein Großvater sonst noch im Munde?« -

»Wenn er den Priem nicht drin hat, hat er die Tabakspfeife

drin.« - »Paul, das mein ich alles nicht. Nun paß mal genau

auf: Wenn du heute nach Hause kommst, stellst du dich vor

den Spiegel, machst den Mund weit auf und schaust hinein,

dann ... « - »Herr Lehrer, das geht nicht.« - »Warum denn

nicht?« - »Wir haben gar keinen Spiegel.« - »Setz dich, Paul.«

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Knall• K • Q.Gebr. _

Der Lehrer fragt nach dem Namen und Benrfs-WUnsch.

eh ester Frilzchen?"t• bst du deinei t u dodt u.Nee -

Der erste: Ich heiße Egon. - »Was möchtest

du mal werden?. - »Weiß ich nich.• Der zweite:

»Ich heiße Max • - »Was möchtest du mal wer-

den? - »Weiß ich nich.• - »Wer von euch weiß

denn, was er mal werden möchte?. Einer in der

letzten Reihe meldet sich: »Ich möchte Polizistwerden.« - »Sehr schön, sehr gut , sagt der

.

Lehrer, »und Wie heißt du? - »Weiß ich nich.

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48 lernen lernen nochmals lernen

rwin F B Albrecht

Ich gehe nicht gerade häufig zu Hirsekorns, gerade mal so

zum Geburtstag oder in Hausangelegenheiten oder so. Es istmir, ehrlich gesagt, immer ein wenig zu steif und förmlich bei

Hirsekorns. Er, Hirsekorn, gehtja noch an. Er war mein Schul

freund, und man darf sagen, daß er manchmal eine gewisse

Art von Nonchalance hat. Aber sie Herrschaften, es ist nicht

zuviel gesagt, wenn ich behaupte, daß sie eine aufgeblasene

Pute ist, die sich einzubilden scheint, sie sei die Künderin derVornehmheit. Und Detlef, das Söhnchen, ist ihr Produkt. So

was von Wohlerzogenheit habe ich in meinem ganzen Leben

noch nicht erlebt.

Beispielsweise, als ich das letzte Mal bei Hirsekorns zum

Essen eingeladen war, es ist schon längere Zeit her, ß ich die

Gulaschsuppe wohl etwas zu genießerisch. Wissen Sie, was

p ß d h ff E. k 1 D h t das wohlerzogene Detleffelchen da für eine Schoteka d i e ~ u losließ? »Das Schmatzen und das Schlürfen nur dieeenhe eiseM u bas_ nKen t us1 e- Schweinchen dürfen«, sagte der Bengel. »Nicht wahr,

wac senen ara u 1m ar on. M ?amma. «

Und die Mammi lobte ihn noch: »Ganz recht, mein Kind, du bist

ein braver Junge.« Und der brave Junge benahm sich weiter

hin geziert wie eine Ballettschülerin und redete eine Sprache

wie ein Tonband für den Deutschunterricht.

Ein paar Tage später traf ich den Knaben Detlef in einer Sei-

tenstraße beim Spiel mit anderen Kindern. Plötzlich horchte

ich auf. Was hatte der brave Junge da soeben geschrien? »Paß

doch uff, Eierkopp Zertrampelst j die ganze Hopse « Und

nach einer Weile, während das Spiel etwas ruhiger weiterge

gangen war, mit doppelter Lautstärke: »Kannste denn nich

kieken, Blödheini? Trampelst j schon wieder uff de Linien

rum «Ich tr t näher, um mich zu überzeugen, daß der Schreihals

wirklich mit dem braven Detleffelchen identisch war Er war'sEben brüllte er seinen Spielgefährten aufs neue an: »Määnsch.

laß dir krankschreiben, bei dir piept's Du hast keene Meise,

du hastn ausjewachsenen Marabut im Karton « Und jetzt

zeigte er dem anderen Jungen einen Vogel und krönte sein·

Geschimpfe: »Vollidiot «

Und wieder einmal besuchte ich die Familie, um eine Hausan-

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Lernen lernen nochmals lernen

gelegenheit zu regeln. Ich konnte mir nicht verkneifen, die

Frau des Hauses zu fragen: »Nun, Frau Hirsekorn, sind Sie wei-

ter mit dem braven Detlef zufrieden, ich meine besonders mit

seiner Umgangssprache?«»Aber selbstverständlich«, sagte die Dame mit gespitztem

Mund. »Unser Sohni bringt nur oder fast nur lauter Einsenaus der Schule nach Hause. Und neulich hat er sogar ein neues

Verslein über das gute Benehmen beim Essen gemacht: >Beim

Löffeln darf man nie was hören, weil w r damit die Mahlzeit

stören < Ist das nicht süß?«

Vielleicht merkte Vater Hirsekorn, daß die Anzüglichkeit mir

galt. Er sagte etwas verbindlicher:

»Gott, na ja, so nen Vers verbricht

auch der Gescheiteste mal, ha, ha,

ha.« Und um mich vollends zu ver-söhnen: »Im übrigen fahr ich dich

nachher mit unserem F 8 nach

Hause, ich muß sowieso in die

Richtung.« Dankend nahm ich den

Vorschlag an, und wenig später u -

ren wir los. »Hat dein Junge also

wirklich so gute Erfolge in derSchule?« sagte ich unterwegs, um

was zu sagen.»Doch, doch«, bestätigte Hirsekorn,

»er ist schon tüchtig, und zum Lohn

nehme ich ihn jetzt immer im Wagenmit zur Schule. Da kommt er auch unterwegs nicht erst auf

dumme Gedanken. Du weißt doch, als w r so alt waren ... «

Da . w r sind an einer Ecke . Bremsen quietschen, odersind's die Reifen? Menschen schreien auf ... w r haben die Vor-

fahrt, aber der andere, ein neuer F 9, scheint noch nicht sehr

sicher zu sein im Fahren oder in den Verkehrsregeln. Nur ein

paar Zentimeter trennen seine Bugspitze von unserm Auto.

Blitzartig kurbelt Hirsekorn die Scheibe runter und brüllt:

»Paß doch uff, Eierkopp Kannste denn nich kieken, Blödhei-

ni? Laß dich krank schreiben. Määnsch, bei dir piept's Du

hast keene Meise, du hastn ausjewachsenen Marabut im Kar-

ton « Und dann zeigt er dem anderen, noch sehr jungen Fah-

rer einen Vogel und krönt, bevor er wieder zum Schalthebel

greift, seine Ausführungen: »Vollidiot «

9

Verkehrsunfall?<<

Nee, een pädagogischer

Unfall. Ich wollte mei-

nem jungen eine runter-

hauen, da kam jrade

Stromsperre und die

Backpfeife ging an dieWand.  

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5 Lernen lernen nochmals lernen

••

;-  > •

  ...

. .

.

. ·

.

. .

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Lernen lernen nochmals lernen

Hansgeorg Stengel

Kinder grade erst geboren,

sind noch winzig klein,haben aber schon zwei Ohren,

linkes Bein, rechtes Bein.

Können atmen schon und schlucken,

fange langsam an,

staunend ihre Hände zu begucken,

dann

weinen Kinder allererste Tränen,

haben Magenknurren, Weh und Ach

schlafen viel und werden mit den Hähnenund viel früher als die Muttis wach.

Später, wenn die ersten Zähnchen sprießen,

ist der Tag nicht fern,

da die Kinder Purzelbäume schießen,

stundenlang und gern.

Vieles können Kinder nun schon machen,

spielen mit Papier und Sand und Holz.

Und am schönsten ist: Sie können lachen.

Na die sind die Eltern aber stolz.

atorstoßz

Der alte Pinkpank aus der Sonnenallee trifft einen ehemaligen

Verehrer seiner Jüngsten und berichtet ihm freudestrahlend:

»Scheen Dank for Ihre höfliche Nachfrage von wejen mein wer

tes Frollein Tochter; glücklich verheirat isse, zwei Kinder

hamse - und sojar im >Telegraf< hatse schon jestanden: einmal

mit m kleen Wohnungsbrand und einmal als Verkehrsunfall.«

]o chulz

51

In der Mathematikstunde wird eineTextaufgabe ge;.

stellt. Zwei Briga-den asphaltiereneine drei Kilometerlange Straße. Brigade A beginnt m

Ende a und arbeitetum 20 Prozent

schneller als Brigade B, die an Punktb beginnt.Die Lehrerin fragtnun: »Wo treffensich beide Briga-den?« Fritzchen

meldet sich als er-ster. »Na Fritzchen, wo? «»In der Kneipe.«

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5

))Mensch, du h st dem

j een Ziegelstein als

Neese gemacht «

Na denkste vielleicht,

ick koofe dem 'ne Mohr-rübe uffm Schwarz-

markt?<<

Lernen lernen nochmals lernen

Lothar Kusche

War mal eine Schule in Waltersdorf. Kinder sind hungrig. Der

Teltower Kreisausschuß für den freien Markt dachte sich also:Wir werden eine schöne Schulspeisung arrangieren. Und gab• •

dem Schulleiter eine Anweisung. Uber 15 000 g Fleisch, 10000 g Butter und 5000 g Öl. Oh, sagte Herr P (der Schulleiter), recht schönen Dank auch. Er hatte einen weiten Weg zugehen mit der schönen Anweisung. Als er am Ziele war, hatteer zwar nicht den Gutschein, wohl aber die hungrigen Kinder

••'•

vergessen. Donnerwetter,dachte er, für wen ist bloßdieser Gutschein bestimmt? Ach Und weh Erkonnte und konnte sichnicht erinnern. Na. Daverteilte er die Lebensmittel eben an die HerrenKollegen. Und jeder Lehrer in Waltersdorf bekam3000 g Fleisch, 2000 g

• •

Butter und 1000 g 01 Un-

gefähr soviel jedenfalls.Und die Kinder bekamengar nichts. Genau abgewogen: Gar nichts Dakonnten sie sich wenig

stens nicht den Magen verderben. Die lieben Pauker also ließen's sich schmecken.- Gesegnete Mahlzeit wünschten dann allerdings die Gemeindevertreter. Die erzählten die Geschichte nämlich der Staats

anwaltschaft. Hoffentlich gibt es ein mildes Urteil.Sonst könnten die Lehrer böse werden. Das aber hätten dieKinder auszubaden. (Der Ärger von Pädagogen pflegt sichimmer recht deutlich den Schülern mitzuteilen.) Oder - aberdas fällt mir nur so ganz nebenbei ein - oder man versucht'smal mit einem anderen Schulleiter. Der ein besseres Gedächtnis hat. Wissen Sie, ich meine ein Gedächtnis für Kinder, dieHunger haben.

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5 Was des Volkes ände schaffen

rich Hanko

•••

Am 23. Februar fing es an. Das war der Tag, an dem Karl seine

Norm mit 134 Prozent übererfüllte. An demselben Tage hörteer auf, normal zu sein.

Die 134 Prozent waren ihm gar nicht so schwer gefallen. Aber

das, was hinterherkam, überwältigte ihn: die öffentliche Belo

bigung in der Betriebsversammlung, die Prämie, das Hände-

schütteln und die Gratulationen der Kollegen. Den Rest gab

ihm der begeisterte Bericht in der Bezirkszeitung über seine

vorbildlichen Leistungen. Solch ein tüchtiger Kerl war er also

Karl wurde von einem tiefen Mitleid mit sich selbst ergriffen.

Wie hatte man das so lange übersehen können? Warum hatteman seine überragenden Qualitäten bisher so ängstlich ver-

schwiegen und sie erst jetzt anerkannt, als sie sich nicht län-

ger verheimlichen ließen? Jeder klardenkende Mensch hätte sie

doch schon längst bemerken müssen ... Zugege-

ben, er selbst war nicht ganz schuldlos. Auch er

hatte seine Bedeutung bisher nicht genügend ge-

Wenn von Verbesserung des Arbeits-

gangs gesprochen wurde zuckte

Karl die Achseln. würdigt. Insofern hatte er an sich selbst viel gut-

zumachen. Aber die andern auch Und da Verdienste nicht nur

leicht übersehen, sondern noch leichter vergessen werden, beschloß er, die Welt und sich selbst in gewissen Zeitabständen,

die nicht zu lang bemessen sein durften, immer wieder daran•

zu ennnern.

Wenn zum Beispiel in der Arbeitspause über das nächste Fuß-

ballspiel gesprochen wurde, sagte Karl: »Könnt ihr euch noch

auf das Spiel im Februar besinnen? Es muß so kurz nach dem

23. gewesen sein, als ich meine Norm mit 134 Prozent überer-

füllt habe ...« Wenn von einer Verbesserung des Arbeitsgangs

gesprochen wurde, dann zuckte Karl die Achseln und sagte: »Ja,wenn wir daran schon im Februar gedacht hätten, damals, als

ich meine Norm ... «

Oder beim Mittagessen in der Kantine, wenn es Nudeln gab:

»Erinnert ihr euch noch? Am 23. Februar gab es auch Nudeln

Damals, als ich meine Norm mit 134 ...«

Diese intensive Beschäftigung mit dem 23. Februar erforderte

natürlich Nerven, und so kam es, daß Karl sich nicht mehr so

auf seine Arbeit konzentrieren konnte wie früher. Oft stand er

geistesabwesend an seiner Maschine und dachte angestrengt

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Was des Volkes ände schaffen

an jenen glorreichen Tag im Monat Februar, den ihm niemand

mehr rauben konnte. Auch Kurt nicht, obwohl er im April Karls

geliebte 134 Prozent um 10 Prozent verbesserte, und auch

Paul nicht, der Anfang Mai noch 8 Prozent draufsetzte. Karlnahm das zur Kenntnis, aber übel nahm er es ihnen nicht.

Schließlich war er es j gewesen, Karl, der die Grundlagen fürihre Leistungen gelegt hatte, damals am 23. Februrar, als

er ... Schlimmer war schon, daß Kurt und Paul ihn jetzt häu

fig in seinen Erinnerungen unterbrachen und ihrerseits an gewisse Daten im April und Mai erinnerten, als sie ihre Norm ...

Und dabei grinsten sie so merkwürdig Die anderen übrigens

auch. Karl fand das ziemlich albern.

Noch etwas anderes fiel ihm auf. Die Menschen, mit denen er

sprach, gähnten in letzter Zeit auffallend häufig. Meist sogar

dann, wenn er im Begriff war, auf den Februar zu sprechen zu

kommen. Das konnte nicht allein mit der Frühjahrsmüdigkeit

zusammenhängen. »Wie soll das Haar geschnitten werden?«

fragte der Friseur. »Fassonschnitt«, sagte Karl. »Wie damals imFebruar, als ich meine Norm ... «

»Uuuäääh ... «, machte der Friseur und riß die Hand vor den

Mund, wobei er sich mit der Schere fast das Leben genommen

hätte. Viele Leute schliefen bereits ein, wenn Karl nur den

Mund aufmachte. Das fiel ihm zwar auf, aber er fand keine Er

klärung dafür. Die kam eines Abends von weiblicher Seite. »Wie

schön der Mond heute scheint«, sagte Karl zu Inge, als siebeide vor der Haustür standen.

»Genauso wie damals im Februar, als ich meine Norm mit 134Prozent ... « - »Ja«, sagte Inge und gähnte unter erheblichem

Temperaturrückgang. »Damals nahm der Mond aber zu. Heute

nimmt er ab . . . Gute Nacht.«

»Pfui Teufel, Sie riechen j nach Schweiß«, sagte der Hut, der

es mit der Vornehmheit hatte, zur schmierigen Mütze, die neben

ihm hing, und rückte von ihr ab, zwei Garderobenhaken weiter.

»Sie scheinen j ein stinkefeiner Hut zu sein«, sagte die Mütze,

die keine Schlafmütze war und nicht auf den Kopf gefallen war,

auf dem sie gesessen hatte. Und dann erzählte sie von Zweijahrplan. Da nahm der Hut den Hut ab und entschuldigte sich.

»Kollegen, wa ·Emacht ihr d ü · ··

. -

: da?«.

55

>Wrr reißen die Zie- 

gelei ab.«·  Aberwir braicllen- . -

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  6

·Kind: »Vati gestern·hatte der Mond · ·

doch einen so gro ;

ßen Hof und.heute·hat er keinen

melit?«.

Vater: »Ja das .· liegt an der Booen- .i f r ·

••

Max lbert

Was des Volkes Hände schaffen

Der Kalkhofbauer liegt im Bett und über dem Land strahlen

der Märzsonnenschein. In den achtzig Jahren seines Lebens istes wohl das erste Mal daß die .Mittagssonne den Zacharias

Kalkhof im Bett sieht. Wie hätte er auch sonst seinen Hof so

herauswirtschaften können. Daß es ans Sterben geht, daran

zweifelt der Zacharias nicht. Er weiß, daß ihm nicht mehr viel

Zeit bleibt, seine letzten Dinge auf dieser Welt zu ordnen.

»Gotthart«, hat er deshalb in der Frühe zum Sohn gesagt,

»spann die Schimmel an und hol den Advokaten aus der Stadt «

»Eigentlich könnt er schon hier sein« murmelt er vor sich hin.

Zacharias Kalkhof ist ungeduldig. Die Pferde werden draußengebraucht

»Er wird sicher bald hier sein« tröstet die magere Bäuerin ihren

Mann. Als sie das Zimmer gerade wieder verlassen will, rollt

der Wagen durch das Hoftor.

Der alte, weißhaarige Advokat betritt die Krankenstube. Er

kennt den Kalkhofbauer seit vielen Jahren und weiß, daß er

hier nicht um die Sache herumreden muß. Hier lebt man undstirbt, ohne viel Aufhebens davon zu machen.

Nach einem kurzen Gruß hat der Advokat sich an den Tisch ge setzt und nimmt das Schreibzeug aus der Aktentasche. Mutter

Martha fährt noch einmal mit dem Schürzenzipfel über die Tisch

platte. Dann nimmt sie neugierig im Hintergrund Aufstellung.

»Tja - den Hof kriegt der Gotthart und die fünfzig Morgen

Acker, die Wiesen und den Wald hinter dem Galgenberg«, gibt

Zacharias seinen letzten Willen kund, nachdem der Advokat

den Kopf des Testaments geschrieben hat.

Die Feder fährt kratzend über das Papier.

»Dafür muß er für die Mutter sorgen und für die Schwester bis

zu ihrer Verheiratung. Zwanzig Morgen Acker und die Weiden

am Bach soll die Anne ...«

»Bloß zwanzig Morgen und das bißchen Weideland«, unter

bricht Martha Kalkhof ihren Mann jetzt scharf. Die Anne hat

zwar bereits eine anständige Aussteuer - aber sie ist ihre Lieb

lingstochter.

Zacharias Kalkhof richtet sich in seinem Bett auf. Er runzelt

die Stirn zornig. Widerspruch - das hat gerade noch gefehlt.

»Stirbst du - oder sterbe ich« faucht er endlich seine bessere

Hälfte an.

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• •

-  R N U N Z IT

_

einer Betriebsversammlung schlägt ein

vor daß künftig nur noch montags

wird. Nachdem sich der brausende

gelegt hat ru t einer nach vorn:

jeden Montag?<<

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58

Kommt mal alle her

Der letzte Hamsterer <<

Was des Volkes ände schaffen

Lothar usche

O OtOSO O Ottttor

Vorige Woche kam mein Chef und sagte: »Sie müssen morgen

20 Päckchen in die Stadt bringen. Ich habe bei der Fahrbereitschaft ein Auto bestellt. Es kommt früh um 8 Uhr.«

Um 8 Uhr wartete ich in unserem Büro. Gegen Abend kam einMann und sagte: »Das Auto ist da Schnell runterkommen «Es war ein sehr großes Auto. Der Chauffeur sagte: »Es ist ein

5-Tonnen-Generator.«Da· mußte ich ihn mit mei-

nen 20 Päckchen enttäuschen. Sein Auto hatte

bequem 20 000 Päckchen gefaßt. Ich entschuldigte mich.

Aber er sagte: »Das istgut, so wenig aufzuladen, da fährt der Wagenflotter.«

Wir fuhren aber nochnicht gleich. Der Mannmußte nämlich erst einbißchen in dem Genera-

tor-Ofen stukem. Mir

wurde ganz schwarz vor Augen und überall. Ich hörte, wie derChauffeur sagte: »Und nun muß ich noch das Wasser aus dem

Ofen herauslassen, weil das Holz, das wir verheizen, ganzfeucht ist.« Ich sah ihn im Nebel eine mehrere Meter großeKlappe losdrehen. Es zischte und dampfte wie bei Dante. Als

sich der Qualm verzogen hatte, war der Chauffeur weg. Nanu?

dachte ich und ging ihn suchen. Nach einer Weile fand ich ihnam anderen Ende der Straße. Er war dort angeschwemmt wor-den. »Holla«, rief er, »das Wasser hätten wir raus. Nun raschgestartet.«Er berichtete mir, daß der Wagen schwer zu starten sei.Deshalb waren hinten noch etwa 9 große Überbatterien zusätzlich aufmontiert. »Die helfen uns an sich sehr«, sagte er, »bloß

sie sind zu schwer, als daß wir damit fahren könnten. Deshalbwerden Sie die Batterien sofort runterschmeißen, wenn derMotor angesprungen ist. Wir lassen sie dann hier liegen.«

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Was des Volkes ände sch ffen 6

senschaftliche Formulierung - ick formuliere neu: Man muß

auch bei den Lumpen immer den Menschen sehn. Wo kommtder Lump her? frag ick mir; (er nimmt eine Unterhose aus demSack) aus wat for'ne Umgebung? (er fördert einen Büstenhal

ter zu Tage) Hat sich eener um ihn jekümmert? Sehn Se ma -

ick als sozusagen öffentliehe Anstalt kann ooch diese Fragen(Er hält eine Windel hoch) nich ausm Weje jehn ... Also im Ver-traun ... jetzt bin ick j een Mann in de besten Jahre, aberwenn ick noch in meine juten Jahre wäre, bei die Kinderzula

gen könnte ick mir glatt zur Ruhe setzen und von meine Jömleben. (Er hält einen weißen Berufsmantel hoch) Den kann kei-ner reinwaschen . . . for Arbeiterjroschen studieren und denn

flitzen ... (ein zerschlissenes Stück Gardine betrachtend) janz

schön j erissen ... nischt mehr zu verschleiern (Zieht ein Paar

lange Samthandschuhe aus dem Sack) Und soo lange Samt

handschuhe (Er breitet eine blankgescheuerte Hose auseinan

der und verbeugt sich ironisch vor ihr) Kiek an, Kollege Kieke-busch, zehn Jahre am Schreibtisch- eene wahre Jlanzleistung

(Die Hosen drehend und wendend) Nich weiter inreißen lassen,

nach unten versetzen ... und mal ordentlich unter Dampf,denn kann wieder wat draus werden. Et kommt immer uff dierichtige Behandlung an. Und uff det jute Vorbild Ick bin j nu

eenjanz vorbildlicher Betrieb ... denn ick loofe niemals leer ...Kunststück - ick hab j och keen Wasserkopp über mir. Ren-tabel bin ick selbstmurmelnd, denn wat ick rinstecke, hol ickunter Jarantie wieder raus.Bloß mit die Erhöhung von meine Arbeitsprojektivität sehe ick -

duster: Wie soll ick mehr Lumpen von die Leute kriegen, wenn

die Stoffe besser wem? Det muß ick mal klar aussprechen.

Sehn Se, det is eben der jroße Vorteil von die Dia ... Dia ... na,Sie wissen schon, also wo wir Theoretiker sagen ... Dia ... und

ooch schon inne Urjemeinschaft wie j sojar Bebel ... oderHegel?Also: die Dia - det is, wenn et nich bloß im Kreise jeht,

sondern imma mitm Wuppdich ... und der Vorteil von diese Dia... Dia ... Na, lassen Se man, ick wer' mir populär ausdrücken

Fremdwörter sind nichjedermanns Sache, also, der Vorteil vondie Wissenschaftlichkeit, der is, det wa die Lumpen unterschei

den lernen injroße und in kleene Lumpen und det wa se recht

zeitig erkenn'. Wenn et mir nach jeht, denn könn' sich die jro

ßen Lumpen jratulieren: ick laß ma von die nich 'n drittet Malinwickeln, diesmal sorg ick mit dafür, det se injesteckt wem

(Nach längerem Überlegen) ... Aba wo nehm ick so ville Säcke

her?

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6 Was des Volkes Hände schaffen

Hansgeorg Stengel

tzt

••

In der kleinen Stadt gibt es drei Arzte: einen Zahnarzt, einen

Ohrenarzt und einen praktischen, der mit dieser Erzählungnicht das geringste zu tun hat, da er soeben wieder die Tür zum

Wartezimmer öffnet und ausruft: »Der Nächste bitte ...«

Anders der Zahnarzt. Anders der Ohrenarzt.

Der Zahnarzt hat Ohrenschmerzen, unterbricht seine Sprechstunde, hängt an der Vorsaaltür ein Pappschild auf (»,Bin gleich

zurück «) und geht zum Ohrenarzt.

t .

Der Ohrenarzt hat Zahnschmerzen,

unterbricht seine Sprechstunde,

hängt an der Vorsaaltür ein Pappschild auf (»Bin gleich zurück «)

und geht zum Zahnarzt.Der Zahnarzt nimmt im Wartezim

mer des Ohrenarztes, der Ohren

arzt im Wartezimmer des Zahnarz

tes Platz, denn der Zahnarzt hat

Ohren- und der Ohrenarzt Zahn

schmerzen.

-   .-.- ..; Und jetzt: Die Patienten im Wartezimmer des Zahnarztes, darunter

der Ohrenarzt, werden unruhig.

Die Patienten im Wartezimmer des

Ohrenarztes, darunter der Zahn

arzt, werden unruhig.

Sie, das werden wir

Ihnen abgewöhnen,

durch Plakatieren unser

schönes Straßenbild zu

verschandeln

Nach zwei Stunden vergeblichen

Wartens fängt einer im Wartezim

mer des Zahnarztes an zu meckern: »Schlamperei heute wie

der Stundenlang rumsitzen Dabei hat man doch keine Zeit.Und man hat Zahnschmerzen und schließlich ein menschliches

Recht und einen Krankenschein, daß man drankommt ... «Die

anderen Patienten nicken mit den Köpfen (mit den eigenen).

Eine alte Frau sagt: »Und beim Ohrenarzt, wo ich eben mit mei

nen Ohren gewesen bin, sitzen sie auch herum und schimpfen,

weil keiner reinkommt und man nicht drankommt ... «

Das ist nun wirklich eine tolle Geschichte Beim Ohrenarzt

passiert nämlich zufällig zu gleicher Zeit das entsprechende.

Jawenn

jemand von den Patienten den Zahnarzt und den Oh-

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Was des Volkes ände schaffen

renarzt persönlich gekannt ~ t t e Es wäre alles anders gekom

men, weil die alten Frauen (die eine mit den Ohren und die an

dere mit den Zähnen) schon vor einer Stunde zum Ohrenarztbzw. Zahnarzt gesagt hätten: »Ach, da sitzen Sie ja, Herr Dok

tor Deshalb also «

Wie die Schimpferei immer mehr auf Touren kommt, werdender Ohrenarzt und der Zahnarzt stutzig, und es geht ihnen einLicht auf, weil sie akademisch gebildet sind. Sie stehlen sichauf leisen Sohlen aus den Wartezimmern und stürmen in Rich

tung ihrer jeweiligen eigenen Praxis.Nun könnte es man so machen wie Jo Hanns Rößler in seinerGeschichte mit dem Fahrstuhl und die beiden Ärzte bis zum

Einbruch der Dämmerung hartnäckig an sich vorüber aufenlassen. Wem wäre aber damit gedient? Dem Zahnarzt mit denOhrenschmerzen? Dem Ohrenarzt mit den Zahnschmerzen?Den wartenden Patienten?Zahnarzt und Ohrenarzt laufen also mitnichten an sich vor

über, sondern treffen sich genau auf halber Strecke. So ist esrecht, und so trägt es sich in Wirklichkeit zu, und es bleibt nurdie große Frage:Wer geht zuerst mit zu wem?

»Sollen mich alle «dachte der Bauer, der sein Soll erfüllen soll

te. »Erst komme ich und dann die anderen.«»Sollen mich alle « dachte der Arbeiter, der sein Soll erfüllensollte. »Ich lege mich lieber hin.«Und keiner erreichte sein Soll.Der Arbeiter bekam nichts zu essen und der Bauer keine Ma

schinen.

»Sollte das mit dem Soll zusammenhängen?« dachten sie, nachdenklich geworden.Da kamen beide zu demselben Schluß und machten einen An

fang.

6

Eine DresdnerStraßenbahnschaff- 

nerih beginnt mitder Fahrscheinkon-

 

trolle. Eine Frausucht aufgeregt in

-

ihrer Tasche. »Was

suchen Sie denn?«

fragt die Schaffnerin;; »Meine Fleisch-

zuteilung. WissenSie ich hatte die inmeinen Straßen-

  -

bahnfahrschefu ein-

gewickelt, und nunmuß sie dochdurch das Knip loch gefallen sein.«

I

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6 Was des Volkes ände schaffen

Richard Drews

Kollegen, sagte mir der Kollege Klinger, sind Glückssache.

Genau wie Bräute. Man kann furchtbares Pech haben. Es gibtreizende Kollegen, aber es gibt auch Widerlinge. Es gibt Kol-

legen, die nicht nur den Arbeitsraum, die auch die Brötchen miteinem teilen. Und Freud und Leid. Aber es gibt Kollegen, die

alles für sich behalten. Sogar ihre Meinung.Es gibt, so sagte mir Kollege Klinger, indem er in seiner Zer-

streutheit eines meiner Brötchen verzehrte, ohne daß ich s ihmangeboten hatte, es gibt Kollegen, die alles hinnehmen, und an-

dere, die gar nichts hergeben. Die Hinnehmer nehmen die Welt

Hach man hat zu tun; die ganzerbeit bleibt wieder liegen.

den Chef das Büro hin wie Einrichtungen, an denenman nichts ändern kann; sie sind stille Dulder, ledigjedes aktivistischen Geistes. Ich, sagte Klinger,

nehme lange nicht alles hin; vorige Woche habe ich erst wie-

der über Sparsamkeit am falschen Ort gemeckert und Büro-klammern angefordert, an denen wir besonders klamm sind.Krach habe ich geschlagen. Übrigens brauchen wir Leim.

Man kann aber, sagte Klinger indem er seine Stimme auf volleLautstärke einstellte, sie aber sofort dämpfte, als sich der Chef

hinter der Glastür zeigte, die Kollegen auch in Lautsprecherund Leisetreter einteilen. Leisetreter tragen Sohlen, die sich beijedem Schritt entschuldigen, daß sie überhaupt vorhanden sind.Die Lautsprecher sind beinahe noch unangenehmer.Es gibt, sagte Klinger indem er seinen Redebach zu einem Re-

defluß erweiterte, schwatzhafte und schweigsame Kollegen.Die Schwatzhaften sind einfach unangenehm. Sie erzähleneinem unaufgefordert ihre Lebensgeschichte auf Stottern, alsob es sich um einen spannenden Fortsetzungsroman handelte.

Sie erzählen von ihrer Frau, ihrer Freundin, ihrem Paddelboot,ihren Lieblingszigarren, ihrem Kriegsdienst, ihrem Regen-schirm und wie man Rotweinflecke aus weißen Tischdeckenentfemt. Man kennt ihren Kohlenvorrat, ihre Abneigung gegenHimbeersoße, ihre Zuneigung zu Tischtennis.Die Schweigsamen, zu denen ich mich zähle, sprechen selten,und wenn sie sprechen, sehen sie nicht von ihrer Arbeit auf.Sie arbeiten ihr Pensum herunter und machen mitunter mehrals ihr Pensum. Sie sind die geborenen Aktivisten; das weni-

ge, was sie sagen, ist fortschrittlichen Geistes und dient der

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  asdes Volkes ände schaffen

Weiterentwicklung des Betriebes. Ekelhaft sind dagegen, sagte

Klinger indem er aufstand und ein von ihm vorbereitetes Schild

mit der Aufschrift »Bitte herein, wenn Sie nicht hinauswollen «

an der Tür befestigte, ekelhaft sind die ewig Betriebsamen, die••

vor lauter Betriebsamkeit nicht zum Arbeiten kommen. Ubri-

gens, sagte Klinger ich muß mal eben zum Bürochef; er hat

mir Kohlen versprochen; ich gehe anschließend dann gleich zuFräulein Lapsky; sie soll sich verlobt haben. Ich kann wohl in

Ihrem Namen gleich gratulieren, wie? Ja, und um eins bin ich

bei Stempelmann; ich brauche eine Anweisung für Schreibpa-

pier. Anschließend muß ich mir Theaterkarten besorgen. Und

dann auf einen Sprung zu Liebenau hinüber; Frau Liebenau hat

einen Jungen bekommen. Sie sind so gut und achten inzwi

schen aufs Telefon? Rach, hat man zu tun; die ganze andere

Arbeit bleibt wieder liegen. Na Mahlzeit, helf er sich

>>Du Otto, ick gloobe,

wir haben die falscheFassade abgerissen <<

6

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  Was des Volkes Hände sch ffen

ernd Waltenberg

wor r oit

»Steh auf und geh ins Büro es ist sieben Uhr« sagte meine

Frau. Draußen graute es und mir graute drinnen. Ich zogschnell die Decke wieder über den Kopf und maulte: »Nein

heute nicht laßt mich zufrieden.«

Nun packte sie den einen Zipfel aber ein bißchen kräftiger bin

ich ja nun doch. So ging es also nicht. Ich hörte sie aus mei

nem Kissenunterstand heraus noch etwas Kräftiges murmelndann die Tür hart zuschlagen und es war wieder ganz still.

Nicht lange allerdings dann kam der Nachbar von links der

etwas schwerhörige ehemalige Bankpräsident und der von

rechts der ehemalige Versicherungsdirektor und der von geraderüber der ehemalige Angestellte aus dem Luftfahrtministe-

Wir zwangen den Vorsteher unsere

Resolution vom Vormittag aus dem

Papierkorb zu suchen.

rium. Alle noch im Schlafanzug einen dicken Schal

um den Hals geschlungen und den Mantel eng um

die Taille gewickelt. Ihre Stimmung war sehr

schlecht. Sie setzten sich um mein Bett herum und

betrachteten mich böse denn ich war mit einem Auge heraus-

gekrochen und hatte sie begrüßt.

»Wrr haben einen Ausschuß gebildet zwecks Untersuchung ob

Sie wirklich berechtigt sind im Bett liegenbleiben zu dürfen.

Sie sind der einzige hier in der Straße der noch vital genug ist

um die Strapazen eines normalen Werktages zu überleben«

näselte der Direktor. »Also los gehen Sie an die Arbeit Sie kön

nen doch nicht die ganze Gegend blamieren.« Ich schüttelte

zwar noch ostentativ den Kopf aber sie stimmten schon ab. Da

ich mich eisern meiner Stimme enthielt beschlossen sie ein

stimmig daß ich mich auf den Weg zu machen habe.

Was blieb mir als Demokraten anderes übrig. Ich stand auf

machte mich fertig und verschwand. Ohne einen Ton zu sagen.

In der Tür hörte ich nur noch den Schwerhörigen laut fragen:»Was hat er wieder gemeckert?«

Es war acht Uhr als ich am Bahnhof landete. Eine ganze Trau

be von Menschen stand am Fahrkartenschalter. »Nein« sagteich mir »so geht das ja nun nicht« und überredete vier die hin

ter mir standen dazu einen Untersuchungsausschuß zu grün-

den um zu ermitteln warum es so viel waren. Um zehn hat-

ten wir es heraus. Es lag an der hohen Zahl derer die fahren

wollten. Aber inzwischen war der Zug vondannen gerauscht

und wir warteten auf den nächsten. Es begann lieblich zu reg-

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  asdes Volkes Hände scha f f n

nen das Dach des Bahnhofs war recht undicht meine Schuheauch und so wurde ich von unten und von oben gleichzeitig

eingeweicht. Darum machte ich mich hart und schimpfte auf

die tollen Zustände. Gleich waren sechs sieben Mann meiner

Meinung und da wir doch warten mußten entsandten wir eine

Delegation an den Bahnhofsvorsteher diese schandbaren Zu-stände sofort abzustellen. Wobei wir offen ließen ob mit den

»Zuständen« die durchlöcherten Sohlen das Bahnhofsdachoder der Regen an sich gemeint war. So wurde es zwölf Uhr.

Der Bahnhofsvorsteher sagte uns in verbindlicher Form Abstel-

lung sämtlicher Mängel in kürzester Zeit zu wenn sämtlicheMaterialien zur Behebung der Schäden in noch kürzerer Zeitherangekommen sein würden nahm unsere Resolution entge-

gen und schüttelte uns allen die Hände. Dann verstaute er uns

in den eben einfahrenden Zug. Der ruckte kurz an schütteltesich ein paarmal wie ein krankes Roß stieß zweimal kurz

nach vom wie ein Bock und blieb stehen. Das alte Mütterchenneben mir hatte seinen Schirm zugeklappt und hielt ihn so ge-

schickt daß kein Tropfen des ablaufenden Wassers auf denBoden sondern alles von oben in meine Stiefel lief. Das war

entschieden eine ganz neue Nuance. Aber nach zweieinhalb

Stunden im Regen gab das Wagendach ein wenig nach so daßdas liebe alte Mütterchen seinen Schirm lieber wieder auf-spannte. Nun lief mir das Wasser in den Halskragen hinein

und meine Geduld über.Um drei Uhr waren wir halb ersäuft wieder beim Bahnhofsvor-

steher und bildeten einen Sicherheitsrat. Es ging recht stür-

misch her und wir tagten bis gegen vier Uhr. Dann zwangen wir

den Vorsteher unsere Resolution vom Vormittag wieder aus

dem Papierkorb hervorzusuchen und auf der Rückseite schil-

derten wir in krassen Farben die Mißstände die beseitigen zu

lassen er gleichfalls versprach. Nun unterschrieben wir alleeine feierliche Protestnote an die Reichsbahndirektion das

heißt die anderen unterschrieben. Ich konnte nicht weil mirjemand im Gedränge meinen Füllfederhalter und meinen Dreh-

bleistift gestohlen hatte. Dafür fand ich aber einen Zettel in der

Tasche mit der Aufschrift: »Stecken Sie sich ein andermal ge-

fälligst eine Brieftasche ein Sie Gauner.« Nun war ich aber

froh denn auf dem Wisch waren ja bestimmt Fingerabdrücke

und vielleicht konnten die Graphologen auch durch Schriftdeu-

tung den Dieb ermitteln. Schnurstracks eilte ich den Zug im

Stich lassend zur Polizei. Als ich spät abends nach Hause kam

hatte ich einen recht anstrengenden Arbeitstag hinter mir.

7

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7 •Heißer Sommer

Erwin F. B lbrecht

s w r oi t 1t1tta

o ~ ll r

Behaglich reckte sich der Redakteur Paul Klaffke im Liege

stuhl. »Ist diese Ruhe nicht wunderbar, Lottemaus? «»Himmlisch«, sagte Lottemaus aus dem Nebenstuhl. »Sollstmal sehen, Paulematz, wie das deine Nerven beruhigt.«»Merke ich jetzt schon«, meinte der Gatte. »Es war wirklich einherrlicher Gedanke von dir, uns hier am Stadtrand ne Laube

zu pachten. Man ist nicht so weit von Hause weg und doch inder freien Natur. Ich merke schon fast nichts mehr von meiner••

Uberarbeitung. Könnte glatt ne lyrische Lokalspitze schrei-ben, >Einkehr am ersten Feriensonntag< oder so ... « Er begannzu deklamieren:

»Herrliche Lust der verdienten Entspannung,Wenn wir, entrückt dem Giganten BerlinUnd dem zermalmenden Großstadtgetriebe,Friedlich verweilen bei dir Mutter Grün

Köstliche Stunden erfrischender Ruhe -«

»Huhu « rief eine weibliche Stimme, die rasch näher kam, undabermals: »Huhn « Dann tauchte hinter der Gartentür ein gel

ber Kapotthut mit einer Garnierung aus mehreren PortionenKirschkompott auf - seit etwa zwanzig Jahren das besondereKennzeichen Tante Annas, der gesprächigsten aller Tanten, die

aus Pauls Verwandtschaft stammte. »Na, Kinder«, rief sie freu

destrahlend, »ist das ne Überraschung? Ich hab mir schon ge

dacht, Paulchen, daß du vor Freude kein Wort herausbekommen würdest, hihihi aber schön habt ihr s hier, Kinder, so mit

ten im Wald und in dieser himmlischen Ruhe, na, da werdenwir uns mal so richtig ausplauschen können, ach, ich muß euchja soviel erzählen, wir haben doch unseren Hauswirt verklagt,alle achtzehn Mieter zusammen, weil der Kerl nichts machenläßt.«Während Tante Anna Platz nahm und die Wohnungsschäden beiden einzelnen Mietern, zunächst im Vorderhaus, aufzuzählenbegann, jagte auf der Straße unter rasendem Gekläff eine rt

Besen auf Beinen heran, hinter dem nach einer Weile Oma undOpa Biedermann auftauchten, die Großeltern, die Lottemausmit in die Ehe gebracht hatte. »Wir mußten uns doch mal ein

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  eißer Sommer

bißchen um euch kümmern«, meinte Opa, und Oma fügte hinzu:

»Und ein paar Radieschen wollten wir uns mitnehmen, die sind

doch so gesund für Opan, und vielleicht n bißchen Schnitt

lauch.« Inzwischen schien der kläffende Besen die Radieschen

bereits entdeckt zu haben. Mit einem frenetischen Freudenge

heul jagte er um die Wohnlaube herum, so daß Tante Anna, diegerade bei den ersten Mietern des Seitenflügels angelangt war,

ganz erschrocken aus dem Konzept kam.

Frau Lotte kochte Kaffee, und der Hausherr holte Zigaretten

und - mit einem kleinen Seufzer - die Kognakflasche herbei,

da erschien vor dem Tor ein neuer Gast. »Ach herrje«, rief Tante

Anna, »ist das nicht Onkel Arthur? Und anscheinend schon

wieder angesäuselt?«

Er war es. Unter dem Arm einige Weinflaschen, sang r mit

markiger Stimme, wie immer in diesem Stadium, sein Lieblingslied: »Es war ein Sonntag hell und klar, als meine Tante

mich gebar ... «

Gleichzeitig näherte sich von der anderen Seite her eine Kapel

le. »Um Gottes willen«, stöhnte Paul, der Redakteur, »wat denn

71

nu noch « Rasch kam die Erklärung: Der Musikzir

kel aus Pauls Redaktion - 4 Gitarren, 8 Mandoli

nen und 2 Harmonikas - hatte es sich nicht neh

men lassen, dem beliebten Kollegen an diesem er

Onkel rthur sang die übrigen ein-

hundertfünfzig Strophen seines

Liedes die wie die erste lauteten.

sten Feriensonntag einen kleinen Besuch abzustatten. Da sie

mit ihren Instrumenten am Tisch keinen Platz mehr fanden,

richteten sie sich auf der frisch gemähten Rasenfläche häus

lich ein, und da sie wirklich sehr musikliebend waren, sorgte

in den Spielpausen ein Koffergrammophon für die nötigen Tan-•

zwe1sen.

Während der Redakteur, von zunehmender Nervosität befal

len, in immer kürzeren Abständen nach der Uhr sah, schien es

den Gästen ausgezeichnet zu gefallen. Ihre Lautstärke wuchs

stündlich. Die Laienkünstler hatten eine neue Note entdeckt:

sie spielten jetzt gemeinsam mit dem Koffergrammophon.

Onkel Arthur lag in der Hängematte, trank Johannisbeerwein

und sang die übrigen einhundertfünfzig Strophen seines Lieb

lingsliedes, die wie die erste lauteten. Tante Anna hatte den

Faden wiedergefunden, war beim ersten Termin gegen den

Hauswirt angelangt und sprach die Gerichtsszene hoch drama

tisch mit verteilten Rollen. Am schweigsamsten verhielten sich

noch Oma und Opa, die nach restloser Aberntung der Radies

chen und des Schnittlauchs Sorge hatten, wie sie die vorhan-

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72

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Die lieben Verwandten

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Heißer Sommer

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  eißerSommer

denen Bestände an Kopfsalat und grünen Stachelbeeren im

Rucksack verstauen sollten. Der Hund Ajax dagegen ersetztemit seinem Gekläff gut und gern den Lärm einer ganzen Meute.»Er spielt Mäuschen«, sagte Opa und sah von Zeit zu Zeitschmunzelnd zu, wie Ajax unter wütendem Gebell ganze Fuchs

höhlen in die Blumenrabatten grub.Erst kurz vor Abgang des letzten Zuges, nachdem Lottemausihren Gästen den letzten Wurstzipfel und Paulematz die letzteFlasche Bier dargebracht hatten, brach das heitere Völkchenauf, freilich nicht ohne sich vorher mit dem vorhandenen Flie

der geschmückt zu haben. Als letzte ging Tante Anna. »Na dannalso auf Wiedersehen am nächsten Sonntag « rief sie noch von

weitem, und alle, alle stimmten ein: »Nächsten Sonntag, ihr Lie

ben Nächsten Sonntag «»Habt ihr euch gedacht«, knurrte Paulematz leise, »heute inacht Tagen fahre ich mit meiner Frau nach Berlin. Ich willsonntags meine Ruhe haben «

7

Dieses Vorhaben indessen sollte ein Vorhaben Keine Sorge, im Wanderzelt hast du

bleiben, denn soeben bog aus der entgegengeset- mit deinem Frauchen bequem Platz.

zen Richtung ein Auto um die Ecke. Auf dem Ver-

deck waren Koffer und ein riesiger Bettsack angeschnallt, am

Heck des Wagens hing ein mehrsitziger Kinderwagen. Die Freu

de war groß, wenigstens auf Seiten der Ankömmlinge. »Gott

sei Dank«, sagte Theodor, Pauls Studienfreund aus Rostock,während er seiner Frau und einer munteren Kinderschar ausdem Wagen half, »wir hatten nämlich 'ne Panne, sonst wärenwir schon früher hier gewesen. Aber dafür sollt ihr uns auchvolle vierzehn Tage haben, Paulus Wenn schon, denn schon,was, alter Junge?«»Es wird nicht ganz einfach sein, euch alle unterzubringen«,wandte Paul mit unverhohlener Ironie ein, nachdem das Auto

entladen und ein Überblick über die Kopfzahl der Familie mög

lich war.»Nur keine Sorge, lieber Junge«, beschwichtigte Theodor, »wirhaben an alles gedacht, mein Alter, t m euch während unsererFerien nicht zur Last zu fallen. Unter den Betten liegt unserWanderzelt, da hast du mit deinem Frauchen bequem Platzdrin

Der fassungslose Hausherr wurde einer Antwort durch neuesGeschehen enthoben: Das Musikkorps an der Spitze, kamenOma, Opa, Onkel Arthur, Tante Anna und der kläffende BesenAjax vom Bahnhof zurück. Sie hatten den letzten Zug verpaßt.

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7 eißer Sommer

Fritz Bernhard

ort l

»Vor allen Dingen werde ich mich in diesen vierzehn Tagen

über nischt, aber auch überjar

nischt ärjern«, hatte BrigadierPlüschke - auf dem Bau nur »Täve« genannt, weil er mit dem

Vornamen Gustav hieß - hatte also Täve Plüschke laut verkün

det, als er mit Mariechen in Flundershagen aus dem Bäderzug

stieg.

»Na wollen mal sehen«, hatte die kleine blonde Frau diploma

tisch erwidert. Sie kannte das leicht entzündliche Tempera

ment ihres Gatten. Aber einstweilen schien es wirklich, als••

solle es in den beiden Urlaubswochen ohne jeden Arger abge-

hen, der bei Täve schon fast zu einer lieben Gewohnheit gewor

den war. Die Sonne strahlte fast pausenlos, die Ostsee schien

geheizt, die Unterkunft im einstigen Lustschlößchen einer Für

Wir werden der Kurverwaltung auf die

Bude rücken Der Mensch ist doch

keine Mortadellapelle

stenmätresse war tadellos und der Seeblick ge

radezu fürstlich. Nie wurden Plüschkes von

den so verbreiteten Strandkorbnassauern belästigt, und die Verpflegung war so gut und reich-

lich, daß der in Magenfragen sehr kritische

Kollege Plüschke des Lobes voll war. Wenigstens in den ersten

drei Tagen. Am vierten Abend runzelte Täve vor der Aufschnitt

platte ein wenig die Stirn, sagte aber noch nichts. m fünftenAbend meinte er beiläufig: »Sage mal, Mariechen - ob unser

Heimleiter vielleicht 'n kleenen Komplex hat? Eenen Mortadel

lakomplex? Wenn ick nich irre, kriejen wir heute zum fünften

mal Mortadella vorjesetzt.«

Er hatte recht gesehen. Auch heute wieder prangten die gro

ßen, rosaroten Scheiben mit den weißen Speckquadratchen in

der Mitte der appetitlich angerichteten Platte. »Laß die Mor

tadella mir und iß den Käse«, sagte Mariechen. »Morgen hole

ich dir ein bißchen harte Salami aus der HO.«»Det wäre wohl nichjanz im Sinne des Erfinders«, brummte Täve.

»Wenn ick in Pension bin, bin ick in Pension.«Da die Kollegen,

mit denen sie am Tisch saßen, seine Meinung teilten, rückte

Plüschke noch am gleichen Abend dem Heimleiter aufs Büro.

»Ihre Beanstandung ist nicht die erste, lieber Kollege«, nickte

der Heimleiter trübsinnig, »aber machen Sie was, wenn die

Schlächter von Flundershagen nichts anderes liefern Da müßte

die Kurverwaltung mal ein Machtwort sprechen. Ich kann ja

noch mal telefonieren.«

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  eißerSommer

Die Kurverwaltung war schon geschlossen. Der Widerwille der

Badegäste aber gegen die unvermeidliche Mortadella wuchs

jetzt fast lawinenartig, denn es stellte sich heraus, daß auch

die Nachbarheime und deren Nachbarheime von der Mortadel

laplage befallen waren. Bald sprach man am Strand nur noch

von der Einheitswurst, für die Täve Plüschke wegen ihresgleichbleibend wabbeligen Zustandes den Ausdruck »Ferien-

sülze« geprägt hatte. Ein neuer Ausdruck bürgerte sich ein:»Haben Sie heute schon gemortadellat?« Ein Arzt begann

nachts von einer neuen Krankheit zu phantasieren, der Morta-

dellatitis. Ein Musiker komponierte einen spanischen Marschim Sechsachteltakt, frei nach »Am Manzanares«, mit dem Text:

Ü Mortadella, wer dich jeden Abend speist, der stirbt schnella.«Täve und Mariechen feierten ihr Bergfest, als in sämtlichen

Häusern von Flundershagen die Heimleiter vor dem Abendes

sen überraschend kleine, humorgewürzte Ansprachen hielten,

in denen sie mit Stolz darauf hinwiesen, daß die berechtigteKritik der Badegäste soeben einen schönen Erfolg gezeitigt

habe. Und wirklich, auf den Platten glänzte heute eine neue

Wurstsorte, in kleineren, dafür zahlreicheren Scheiben.

Täve langte zu, kaute und stutzte. »Nanu? etistjajenau der-

selbe Geschmack, Mariechen «

»Jagdwurst«, nickte Mariechen bekümmert, »das is nämlich Mor-

tadella mit Knoblauch. Ich werde dir morgen von der HO ...«

»Kommt jar nich in Frage«, fuhr der Gatte ihr so laut in dieRede, daß der ganze Saal aufhorchte. »Wir werden der Kurver-

waltung auf die Bude rücken, zum Donnerwetter nich nochmal

Der Mensch ist doch keene Mortadellapelle Kollegen Ich

schlage vor, daß wir uns nachher im Lesezimmer mal überlejen, was wir in Sachen Feriensülze unternehmen wollen «

Am nächsten Vormittag begab sich ein Sprechchor in Bade-

mänteln unter Führung von Täve vor die Kurverwaltung.

»Der Knoblauch ändert nichts an dem Begehr - Wir wollen

keine Mortadella mehr «So erscholl es im Takt, bis der Leiter der Kurverwaltung auf

dem Balkon erschien und lärmend Abhilfe versprach.

Die Kurverwaltung tagte in Permanenz. Zweimal vierundzwan

zig Stunden war das Gebäude für jeden Publikumsverkehr ge-

schlossen. Am dritten Tag erging an die fleischverarbeitenden

Betriebe von Flundershagen folgende Verfügung:

»1. Aufgrund wiederholter, berechtigter Beschwerden unserer

Badegäste sind die bisherigen Wurstsorten >Mortadella< und

>Jagdwurst< ab sofort nur noch in beschränktem Umfang her-

7

Genosse Schulzemacht seine ersteSeereise. Aus

Sorge vor der See-krankheit fragt erden Kapitän: »Was

nimmt man dennbei hohem Seegangzu sich?«

Der alte Seebär

knurrt: »Was Billiges «

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7 eißer Sommer

zustellen. Stattdessen ist die bisherige Sorte >Jagdwurst<ab

sofort unter Zusatz von dreißig Prozent reinen Fleischbestand

teilen in >Gefüllten Schinken< bzw. >Bierschinken<umzuwan

deln.

2. Im Zuge der allgemeinen Einsparungsmaßnahmen wird bei

der Aufschnittsorte >Gefüllter Schinken<der Fleischzusatz vondreißig Prozent auf drei Prozent herabgesetzt.

Der Rat der Gemeinde / Die Kurverwaltung.«

So erschien auf den Aufschnittplatten von Flundershagen statt

der Jagdwurst der Gefüllte Schinken.

Täve Plüschke, dessen sich inzwischen ein gewisser Galgen

humor bemächtigt hatte, kostete den Gefüllten Schinken mit

andächtiger Miene. An den Nachbartischen wurde Widerspruch

gegen die neueste Wurstsorte laut, die wie ihre Vorgänger

schmeckte. Erregte Rufe schwirrten durch den Saal. Da erhobsich Täve, klopfte an die Teetasse und sprach: »Kollejinnen

und Kollejen Ick habe mir vorjenommen, mich in diesem Ur

laub nich zu ärjem. Macht et wie ick, Kollejen, und laßt die

Dem Siegerpaar im Tanzturnier w nkt

eine delikate Riesen-Mortadella

Heimleitung einfach uff ihren Schinken sitzen,

ich meine natürlich uff den jefüllten Wir jeben

den Aufschnitt zurück, weil et nämlich nischt

wie Aufschnitt ist, wenn sie uns ihre Mortadella jetzt im drit

ten Jewande servieren « Man begann zu lachen, der Unmut

wich. »Außerdem schlage ick vor, det wir heute nach dem

Abendbrot jeschlossen essen jehn. Im HO-Lokal an der Lan

dungsbrücke is heute allerhand los.«

Einstimmig nahmen sie Täves Vorschlag an.

Schon von weitem dröhnte der aufgeräumten Schar die Tanz

musik entgegen. Mit knapper Not fanden sie inmitten der

tanzenden, lärmenden, schwatzenden Menge noch ein paar

freie Tische, die sich zusammenrücken ließen.

Nach einer Weile trat ein Herr in hellgrauem Anzug, anschei

nend der Objektleiter, an das Mikrophon auf dem Musikpodi

um und wünschte allen Gästen einen recht frohen Abend. »Auch

unser Küchenmeister hat es sich nicht nehmen lassen, meine

Damen und Herren, das Seine zum Gelingen des Abends bei

zutragen. Es gibt nach Wahl eine Portion Gefüllten Schinken

oder Jagdwurst mit Kartoffelsalat zum Preise von nur 1,80 DM

Und wem das noch nicht genügt, meine Damen und Herren, der

beteilige sich an unserem großen Tanzturnier, das n wenigen

Minuten seinen Anfang nimmt Dem Siegerpaar winkt eine de

likate, als Sonderanfertigung hergestellte Riesen-Mortadella «

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••

»Tahiti«, erzählt der Reisende, »ist der glücklichste Wmkel

der Erde: unverändert schönes Wetter, und die Menschen dort

haben nicht die geringsten Nahrungssorgen.« Da meint Tante

Erna: »Das muß schrecklich sein in Tahiti, wenn man weder

vom Wetter noch vom Essen reden kann.«

lERIT L ND UN IEllTEER UNS BEFREUNDETll ÖLKER

KENNEN

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schon seit J h u tern hat m .a ren keenen Plat ein Badeanzug

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• •

•• ••

In der Ausflugsgaststätte:

>>Herr Ober, was macht mein

Bier, auf das ich schon 'ne

halbe Stunde warte?<<

>>Fünfzig Pfennig, mein Herr.  

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78

Heißer Sommer

Erich Hanko

Wie es in der Sächsischen Schweiz aussieht, ist allgemein be-

kannt. Ich will mich daher auf intime und rein persönliche Er-lebnisse beschränken.DRESDEN: Gegen halb 12 Uhr mittags wurde ich vor dem

Hauptpostamt von einem ziemlich großen Hund gebissen, und

zwar ohne triftigen Grund. Anschließend wurden wir beide -

\ f '

der Hund und ich - auf Toll

wut untersucht. Bei dem

Hund wurde keine festge

stellt. Bei mir selbst war sichder Arzt nicht ganz im kla

ren. Er riet mir aber drin

gend, vier Wochen lang einen

Maulkorb zu tragen, da die

Krankheit noch nach länge

rer Zeit ganz unvermittelt

ausbrechen kann. Dadurch

wurde meine Ferienstirn -

mung etwas beeinträchtigtund das Zähneputzen ziem-

lich umständlich.BASTEI: Als ich oben war,

fiel ich wieder runter, weil

das Schutzgeländer, auf das

ich mich stützte, brach. Ich

mußte den ganzen Aufstieg

noch einmal machen. Die Folge war ein Zeitverlust von zwei

Stunden. Außerdem hatte ich auch Kreuzschmerzen.SCHANDAU: Beim Baden in der Elbe geriet ich mit dem Kopf

in das Antriebsrad eines Dampfers, das dadurch beschädigtwurde. Der Kapitän drohte mir mit einer gerichtlichen Klage,

da ich keinen Ersatz leisten konnte. In keinem der HO Ge-

schäfte Schandaus waren Räder für Elbdampfer aufzutreiben.

Das kann ein teurer Spaß werden Abends stolperte ich dann

auch noch in dem dunklen Hotelgang über einen gefüllten

Mülleimer und verlor dabei vier Zähne, das Bewußtsein undmeinen Füllfederhalter. Wirklich etwas viel für einen Urlaubs

tag.

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  eißer Sommer

KÖNIGSTEIN: Bei der Besichtigung fiel mir meine Armband-uhr in den großen Brunnen. Ich sprang natürlich sofort hinterher, da man j auf der Urlaubsreise unbedingt eine Uhr braucht,hatte aber nicht daran gedacht, daß der Brunnen sehr tief ist152 Meter . Das war auch der Grund dafür, daß ich nur teil-

weise wieder rausgeangelt werden konnte. Einige nicht un-wichtige Körperteile blieben unten, darunter auch der Kopf.Aber den Maulkorb wurde ich bei dieser Gelegenheit zum Glückebenfalls los.MEISSEN: Auch hier hatte ich Pech. Nach der Besichtigung derPorzellanmanufaktur ß ich Klöße, die sehr gut schmeckten,aber außerordentlich fest waren. Jedenfalls trat eine Verstop-fung im Dannkanal auf, die nur durch einen operativen Eingriffbeseitigt werden konnte. Da ich meinen Ausweis

1h

1  f d C h d f

79

von der SVK nicht bei mir hatte, die Rechnung c. iege au . ouc un reue

b h · ht 1 · h b ahl k t b hi lt mich, daß mir die Strapazen ersparta er auc mc g eic ez en onn e, e e bl bdas Krankenhaus als Sicherheit meine Leber und ie en.Galle zurück, so daß ich mich über mein Mißgeschick nicht einmal ärgern konnte. Als ich nach Hause kam, kannten michmeine Verwandten und Bekannten gar nicht wieder, so guthatte ich mich erholt.NACHTRAG: Verschiedene Leser werden sich darüber wun-dem, daß ich nach diesen Erlebnissen noch in der Lage bin,einen Reisebericht zu schreiben. Ihr Erstaunen ist vollkommen

berechtigt, aber ich werde die Sache sofort klären. In der Eilehabe ich nämlich vergessen, von meinem rst n Reiseerlebniszu berichten, das ich gleich nach der Abfahrt hatte. Ich warknapp 20 Meter von meiner Wohnung weg, da riß die Kette mei-nes Motorrades. Auch der Motor hatte keine Lust, in die Sächsische Schweiz zu fahren. Und als ich beim Reparieren aus Ver-sehen das Getriebe berührte, fiel es auseinander. Angesichtsdieser Ereignisse beschloß ich, ebenfalls zu Hause zu bleiben.Jetzt liege ich auf der Couch und freue mich, daß mjr die oben

geschilderten Strapazen erspart blieben. Wenn ich mir vorstelle, wie ich heute aussehen würde, falls ich wirklich gefahrenwäre, wird mir direkt schlecht.Mein Motorrad gebe ich bei der nächsten Schrottsammlung ab.Ich werde es aber immer in gutem Andenken behalten, weil esmich vor großem Ärger bewahrt hat und ich in diesen Tagenendlich dazu gekommen bin, meine kaputte Klingelleitung zureparieren und die Türklinken zu ölen. Sie quietschten nämlich•immer.

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80

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• •

eißer Sommer

Lothar Kusche

O

Vorige Woche war endlich schönes Wetter, der Himmel war

ganz blau; aber das wissen Sie ja selbst, daß der Himmel blau

ist. Also ich ging mit Lucie paddeln. Um 10 Uhr früh früh ist

gut, wie? - waren wir draußen; wir holten das Boot aus dem

0

0

Schuppen und stell ten es auf zwei

hölzerne Böcke. Das Boot ist auch

aus Holz und ziemlich schwer. Ein

Mann fragte, aus welchem Holz

das Boot sei. Ich sagte: »Es ist ausLavendelholz. « Da waren wir ihn

los.

Um halb zwölf waren wir mit dem

Einpacken fertig. Das Boot enthielt

nun: 1 Kokosmatte, 3 Decken,

4 Kissen, 1 Koffergrammophon,

4 kleinere Gläser mit Pudding,

1 großes Glas mit Kartoffelsalat,

1 Korb mit schwarzen Brötchen,5 Bücher, davon zwei in Din-A-4-

Format, 1 leere Büchse zum Was

serschöpfen, 3 Lappen, 1 Bade

mantel, 1 Tasche mit Ausweisen,

Papier, Bleistift und Geld, 2 Pad

deln, 1 Igelitbeutel mit Hautkrem,

Seife, Bürste und Kosmetika,

1 Spiegel, 1 Zeltbahn für den Fall

eines Regenschauers, 2 warmeTrainingsanzüge für die Abendküh

le, 2 Päckchen Knäckebrot, 1 rot

ledernen Picknick-Koffer mit je

2 Teelöffeln, Tellern, Tassen, Untertassen und Brotaufstrich

döslein aus grünem Bakelite (unlängst wollte mir jemand

erzählen, Bakelite würde aus Käse hergestellt - aber wer soll

denn das glauben), 1 Thermosflasche mit Pfefferminztee,

4 Flaschen Brause 2 Waldmeister, 1 Himbeer und eine gelbe

mit nicht genau zu klassifizierendem Aroma).

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  eißer Sommer

Da war das Boot ziemlich schwer.

Wir schoben es über den Rasen ins Wasser, was nicht ohne

kleine Beschädigungen sowohl des Rasens wie auch des Boo

tes abging. Indessen blieb das Wasser unversehrt.

Als Lucie sich dann hineingesetzt hatte, war für mich kein

Platz mehr da; sie stieg aus, ich setzte mich hinein, da warfür sie kein Platz.

Schließlich mußte ich sie auf den Schoß nehmen. Hilfreiche

Leute gaben dem Boot einen Schubs, und wir trieben auf den

See hinaus.

Nun paddeln Sie mal, wenn Sie die Arme nicht bewegen kön

nen. Lucie umklammerte mich teils liebevoll, tei ls furchtsam.

Ich schwitzte wahnsinnig, ich konnte mir doch die Jacke nicht

ausziehen.

Um halb eins kam mir die Idee, daß wir erst mal alles aufessen müßten, damit wir Platz bekämen. Gegen drei hr war

alles verzehrt. Ich war beim Essen ein paarmal ins Wasser ge

fallen. Na.

Als Lucie dann endlich vor mir statt auf mir saß sagte sie:

»So. Und jetzt spielen wir Grammophon « - »Äm« sagte ich

scheinheilig, »ich habe die Grammophonnadeln vergessen.« Es

war ein Trick von mir. Ich kann Koffergrammophone nicht er

tragen. Die Hölle, das sind die andern - sagt Sartre. Ich bin

eigentlich der Meinung, daß die Koffergrammophone auf demWannsee die Hölle sind.

»Na« sagte Lucie, »wenn du die Nadeln vergessen hast dann

singe ich eben « Hätte ich das nur geahnt Sie kann doch nicht

singen, die Gute. Es war ein Triumph des Willens, als sie sang.

Gegen Abend merkte ich, daß wir beim Draufsetzen die Pad

deln zerbrochen hatten. Lucie sang immer noch. Es war grau

enhaft. »Wir müssen nach Hause«, sagte ich. »Erst müssen

wir noch den Kartoffelsalat aufessen«, sagte sie. Mein Gott,

es war immer noch Kartoffelsalat in dem großen Glas, siebenLiter etwa, schätzte ich.

Was sollte ich schon machen? Ich sprang ins Wasser und

schwamm nach Hause.

Vermutlich ist Lucie noch auf dem Wannsee. Sie ist ja so ge

duldig. Zudem kann sie sich von dem Teufelssalat noch wo

chenlang mit Leichtigkeit ernähren.

8

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8

>>Ich habe hnen eine

Zeitung dagelassen ...

Jo Schulz

Das Wandern ist Herm Müllers Lust

aus Gründen der Entschlackung -wie quillt der Bauch wie schwillt die Brust

in bayrischer Verpackung.

Am Sonntagmorgen zieht er auszu seines Leibes Rettung

und meidet jedes Speisehaus

im Zuge der Entfettung.

„ „

Stolz strampelt er acht Stunden lang

mit Braut und praller Bürde

im liebgewohnten Trampelgangstrammheiter doch mit Würde.

Am Sonntagabend sehen wir

den Wandrer heimwärts hinken;stark abgenommen hat das Bier

im Rucksack auch der Schinken.

Beim Wandern denkt Herr Müller froh:Der schönste Tag ist Montag

Ab Montag sitzt er im Büround macht sechs Tage Schontag.

eißer Sommer

\

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84 Höher schneller weiter

Erich Hanko

O

Der Sport ist eine verhältnismäßig junge Bewegung. Adam

hat noch keinen Sport getrieben. r hat nur ein bißchen mitÄpfeln gespielt und das ist ihm gar nicht gut bekommen. Evaübrigens auch nicht. Von einem bewußten und planmäßigenSportbetrieb konnte jedenfalls noch nicht die Rede sem.Auch von anderen bekannten Persönlichkeiten der Weltgeschichte ist wenig Sportliches zu berichten. Julius Cäsar hat

in seiner dienstfreien Zeit nie Ping-Pong gespielt und Napoleon war nachweislich nie Mitglied eines Kegelklubs obwohldas für die Weltgeschichte vielleicht besser gewesen wäre.

Unsere Großmütter haben noch nicht gehulahupt und daswar sehr vernünftig von ihnen weil Großmütter für dieseSportart doch schon etwas zu gesetzt sind. Großväter natürlich auch. Aber Skat haben sie gespielt und Sechsundsech

zig und das ist ja auch schon etwas. Manchelehnen es allerdings ab Kartenspiele als ör-

persport zu betrachten.Aber wenn man einmal erlebt hat mit welcher

Hat man zu kurze Beine muß man

Laufsport betreiben und so lange

rennen bis die Beine die gewünschte

Länge erreicht haben.Muskelkraft die entscheidenden Trümpfe auf

den Tisch geknallt werden dann sieht man ein wie falsch dieser Standpunkt ist.Zweck jeder sportlichen Betätigung ist es die körperlicheLeistungsfähigkeit zu steigern. Ehe man mit dem Sport anfängt sollte man daher seine Körperteile genau betrachtenund feststellen welcher Teil die meiste Betätigung braucht.Leidet zum Beispiel jemand an sehr dünnen Armen dann muß

er eben Gewichte heben oder Kugeln stoßen. Je dünner dieArme sind um so schwerer müssen die Gewichte sein damit

der richtige Ausgleich erzielt wird. Sind die Arme dann dikker geworden so kann man mit dem Heben ruhig etwas nachlassen bis man zuletzt nur noch hin und wieder einen hebt.Hat man zu kurze Beine muß man Laufsport betreiben undso lange rennen bis die Beine die gewünschte Länge erreichthaben. Aber nicht länger sonst sieht es unschön aus. Daherkommt auch der Ausdruck »jemandem Beine machen«.Wer ein schwaches Gehirn hat soll Denksport treiben. Aberauch hierin sollte man Maß halten und im richtigen Moment

wieder aufhören sonst wird das Gehirn zu groß und unför-

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8

»Mein Vater warsehr froh, als er

herausfand, daß duSchachspieler bist.«»Wirklich?«

»Ja, als nämlichmein letzter Vereh-

rer mir einen Hei-

ratsantrag machteund mein Vater ihn

hinausbefördern ·wollte, stellte sichheraus, daß erBoxer war «

Höher, schneller weiter

Jo Hanns Rösler

' • ' 'H OHI p1

Helene machte einen letzten Versuch.

»Jeden Abend?«»Jeden Abend, Helene «»Mußt du so oft schachspielen, Eduard?«

»Es ist ein königliches Spiel «

»Wo wir erst drei Wochen verlobt sind, Eduard «

Er legte seinen Arm um sie.»Du mußt mit eine Zerstreuung gönnen, Helene «

»Du hast doch mich «

»Wir können uns nicht immer küssen«

»Wir können uns unterhalten.«»Dann haben wir uns bald nichts mehr zu sagen.«Helene kam gegen seine Leidenschaft nicht auf.

»Was soll ich nur tun, Liebster?«»Lern auch schachspielen «Was tut ein junges Mädchen nicht alles aus Liebe? Helene trateinem Schachklub bei. Man gab ihr einen reizenden Partner.»Wollen Sie eröffnen?« fragte der Partner.Helene eröffnete. Nach drei Zügen ...

»Schach der Dame «»Zu dumm «

»Schach dem König « rief Helene.»Matt?«

»Es sieht so aus«, sagte HeleneDer reizende Partner raufte sich das volle Haar.

»Ich werde dieses dumme Spiel nie erlernen «»Warum spielen Sie es denn?«

Der reizende Partner gestand verlegen: »Ich bin verlobt.«

»Und?«»Meine Braut ist eine leidenschaftliche Schachspielerin.«Helene lächelte: »Genau wie bei mir. Ich bin auch verlobt. Mit

einem Schachspieler.«»Ein Narr Wenn ich an seiner Stelle wäre ...«»Nun?«

»Ich würde an ganz andere Dinge denken.«

Er errötete. Helene nicht minder. Aber sie sagte noch schnell:»Wenn ich Ihre Braut wäre, würde ich auch an ganz andere

Dinge denken ...«

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Höher schneller weiter

Sie hätte es nicht sagen sollen Aber kann man gegen dasSchicksal? Als sie sich nach langem Küssen trennten, fragteHelene: »Wie soll ich es meinem Verlobten sagen?«

»Daß du dich von ihm trennst?«

»Ja.«

Er nahm aus seiner Tasche eine Karte.»Gib ihm dies «

»Was ist das?«

»Die Adresse meiner Braut.<<

»Was soll er mit ihr?«

Er zog sie in seine Arme.

»Schachspielen, während wir heiraten «

J

t ~ t Hol z

87

Der bekannteSchachmeistergedachte seinelangjährige Hausdame zu heiraten

und machte ihr sei-. .

nen Antrag mit denWorten: »Ich sageIhnen persönlich>ardez<. Wollen Siesich opfem oderwegziehen?«

>> • • ein herrliches Spielund bestimmt bedauern

Sie es nicht selbst hier

als Zuschauer zu sit-

zen <<

Ein Hoch auf die Vereinsstandarte 11-otz BSG sind wir die alten,der Knöselbacher Kegelsparte. die immer noch die Stange halten.

Und sind auch schon die Motten drin, rr saufen fröhlich, fromm und frisch

wir geben alles für sie hin noch jeden Gegner untern Tisch,

Wir sind auf sie besonders stolz und das ist unser größter Stolz

Gut Holz Gut Holz

ünter regor

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88 Höher schneller weiter

ansgeorg Stengel

ia aelca das

Ein Beitrag zur Rettung der deutschen Sprache

Schon häufig hatte der bekannte Meisterläufer nach seinen in

aller Welt Bewunderung und Aufsehen erregenden Erfolgen

Sportzeitungsartikel gelesen, in denen er »sich selbst über

troffen« hatte. Sich selbst übertroffen - das war die Grenze

menschlicher Leistungsfähigkeit, die Krönung sportlichen Ehr

geizes, das Hohelied spartanischer Körperbeherrschung und

der Bankrott aller Bemühungen zur Pflege des deutschen

Sprachschatzes.

Da geschah das Unerhört das

Unfaßliche das Unheimliche:

Der Meisterläufer versank in seinen Klubsessel und inein tiefes Grübeln. Seine Blicke durchkreuzten das un

geheizte (wir haben Sommer) Wohnzimmer, dessen

Wände mit Lorbeerkränzen, sportlichen Urkunden under Meisterläufer überholte

sich selbst. anerkennenden Schreiben tapeziert waren. Marksteine

unvergleichlichen Ruhms Der Meisterläufer, wie gesagt, grü

belte. Wie oft eigentlich schon hatte er sich selbst übertrof

fen? Es war ein harter, dornenvoller Weg: Sich treffen, sich

selbst treffen, sich übertreffen, sich selbst übertreffen - vier

Etappen einer gegipfelten Erfolgsbilanz Und der Gipfel sollte gleichsam der Schlußakkord der Rhapsodie seiner sportli

chen Laufbahn sein? Der Meisterläufer fuhr in die Höhe. Nein

- höher ging's nimmer. Er hatte sich selbst übertroffen. Aus.

Aus?

Als die Frau des Meisterläufers das Wohnzimmer betrat um

ihn an seinen auf 15 Uhr festgesetzten Start im 800-Meter

Lauf zu erinnern, sah sie ihren Mann mit verklärtem Antlitz

auf der Dampfheizung hocken. Hatte der Meisterläufer eine

Idee?Er hatte

eine...

Das siebenköpfige Feld der 800-Meter-Läufer, darunter der

Meisterläufer, startete pünktlich um 15 Uhr in der Nordkurve

der Aschenbahn des buntbewimpelten Albin-Krause-Stadions.

Zwei Runden waren zu laufen. Eine nicht zu überbietende

Spannung bemächtigte sich der 168 419 Zuschauer, als die

Läufer mit dem Startschuß wie Blitze aus den Lächern fegten

und gleich einer Meute gehetzter Hunde in die erste Runde

gingen. Kaum zweihundert Meter waren zurückgelegt, als sich

der Meisterläufer mit raumgreifenden Schritten an die Spitze

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Höher schneller weiter

der Hunde - nein: an die Spitze des Feldes setzte und ohne

dort sitzenzubleiben, die Konkurrenten Meter um Meter di-

stanzierte. Immer größer wurde der Führungsabstand des ei-

sterläufers, und immer mehr beschleunigte er sein Tempo. Die

erste Runde war gelaufen - noch vierhundert Meter, noch drei

hundertfünfzig, noch dreihundert ... Der Meisterläufer raste,wirbelte, flog dahin - und da geschah das Unerhörte, das Un-

faßliche, das Unheimliche: Der Meisterläufer überholte sich

selbst Wie er der Abstand

zwischen sich selbst Zug

um Zug, Bein um Bein,

Brustbreite um Brustbreite

verringerte, sich allmählich

von der rechten Seite aus

an sich selbst heranpirsch

te und unter dem tosenden

Jubel des Stadions schließ

lich mühelos an sich vor

überbrauste - das war das

unglaublichste und wunder

barste Ereignis in der e-

schichte der deutschen

Leichtathletik Und nicht

genug damit Der Meister

läufer deklassierte sich

selbst im Endspurt in einer

Weise, die dem um wenig

stens hundert Meter zu

rückliegenden Feld sowohl

den Atem als auch die Lust

am Weiterlaufen nahm. Ohne eine Spur von Erschöpfung zer

schnitt der Meisterläufer mit dreißig Meter Abstand vor sich

selbst das Zielband, um die Huldigungen seiner begeisterten

Anhänger entgegenzunehmen. Auch er selbst wurde nach seinem Eintreffen am Ziel mit Glückwünschen buchstäblich über

schüttet.

Die Sportzeitungen fanden die phänomenale Begebenheit des

Sonntags zu surrealistisch, um auch nur mit einer Silbe dazu

Stellung zu nehmen, dieselben Sportzeitungen, die es seit je

für realistisch hielten, wenn sich der Meisterläufer »selbst

übertroffen«hatte.•

9

•• • ••

Na ein ganz schöner

Erfolg schon was?«

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,,. \ ,

INM AGDEBUR IAM 23 24JULIK · F LTBOOT UND C N

SONNA END DEN L

»Was macht denn Ihr Ältester, der sich im

vorigen Jaht beim Fußballspielen das Bein

gebrochen hat?« - »Er arbeitet in einer

Leimfabrik.« - »Und hält's denn jetzt?«

,, ,

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Höher schneller weiter -

Richard Drews

oder: Auf die Plätze fertig los

10 000 Lyriker rüsten zum Generalangriff auf die Redaktionen.Stichtag war der 21. März. Die Terminkalender liegen bereitFüllhalter werden gereinigt die Schreibmaschinengewehre in

Stellung gebracht. Die Papierkörbe der Redaktionen werdenvorsorglich durch größere ersetzt aber das kann keinen braven Mann schrecken. Es muß etwas geschehen.Es geschieht auch etwas. 9 000 Lyriker haben dem Frühling

ein Lied abgelauscht in 8 000 Fällen wird es so oder ähnlichbeginnen:

Es lenzelt schon. Die Knospen schwellenDie Stare üben allbereits ihr Lied,Um unsre Herzen aufzuhellenDie Sonne warm hemiedersieht.

500 versuchen dasselbe Thema auf »erotisch«. Das sieht dann

so aus:

Es lenzelt schon. Die Säfte steigenDas Herz schwillt wonniglich vor LustIch möchte mich zu dir hemiedemeigen

Und sinken dir an deine Brust.

500 versuchen dasselbe Thema auf »witzig«:

Es lenzelt schon. Es lenzelt wieder.Wer hätte da nicht Lust zu tänzelnSich eine Elle Kitty oder FriedeTeils anzulachen und teils anzulenzeln.

Ja, meine Herren und dann gehen die Pakete mit Ihren Roh

produkten an die Redaktionen. Und dann kommen die Paketemit Ihren Rohproduktionen in die dazu vorgesehenen diensteifrig lächelnden Papierkörbe. Und dann meine Herren wun-

91

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9 Höher schneller w it r

dem Sie sich. Worüber eigentlich? Daß man das 4 798 621.Frühlingsgedicht nicht druckt, weil man es nicht als eine Be-

reicherung der Weltliteratur ansieht?Dichten will eben gelernt sein. Seit Jahrzehnten plane ich einenLeitfaden für werdende Lyriker. Frühlingslyrik soll darin in

einem besonderen Abschnitt behandelt werden. Hier sind einpaar Richtlinien für die manuelle Herstellung von Frühlingsgedichten.Vermeide, Lyriker, wenn du Porto sparen willst, Vokabeln wie:

Lenz, Frühling, Sonne, Wonne, Brust, Schmerz und mindestensdrei Dutzend ähnliche. Es hat keinen Sinn; das Übersoll istlängst übererfüllt. Sage stat t Brust auch nicht: die süße Wöl-

bung, so wenig wie du noch von Alabasterschenkeln sprechendarfst. Es ist aus damit.

Es wäre zudem, o Lyriker, überhaupt recht vorteilhaft, wennman dem nicht genannt sein wollenden Fr ... ein paar neue Sei-

ten abgewinnen würde. Aufsteigende Säfte und frisch gestrichene Bänke mögen recht kennzeichnend für den Obenerwähn-

ten sein, aber Säfte und Bänke wurden schon so häufig zitiert,daß sie den Reiz der Neuheit verloren haben. Ich fürchte, vieleLeser bekommen Sodbrennen, wenn man sie zwingt, das zusich zu nehmen, was Lyriker von sich geben. Auch die Beob-

achtung, daß als spröde bekannte Mädchen im Frühling geneig-

ter sind, dem Liebeswerben nachzugeben, wurde schon vonvielen Lyrikern gemacht. Wie überhaupt unzählige ähnlicherBeobachtungen. Also auch damit ist es nichts.Es hat auch keinen Zweck zu stammeln.Das Stammeln haben schon die Expressionisten hinreichend be-

sorgt.

Mir, Himmel, dies? 0 Wolke, samten und ekstatischAufglitzert Quell und Knospe, ah

Entbirstir

Grün. Und Blau, aristokratischHa Vogel Wirklich Vogel? Ja

So geht das auch nicht mehr. Wie's geht, davon ein andermal.Es gäbe noch Möglichkeiten für Gedichte mit durchschlagendem Erfolg. Bis dahin muß sich eben jeder so durchschlagen .

••

(Ubrigens, Lyriker: immer einen Durchschlag zu Hause behal-ten, es gibt Redaktionen, die Frühlingsgedichte grundsätzlichnicht veröffentlichen. Aber auch grundsätzlich nicht zurück

schicken.)

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Unter vier ugen

auswerfen. Und das mit Recht, denn ein Mann mit solchem Bu

kett verrät Absichten. Und was für Absichten Höchst ehren

werte oder höchst durchtriebene.

9

Jetzt hörte ich, was die Straße sprach, von mir dachte, wie siemich lobte, schmähte, tadelte, erhob. Ich war ihr preisgegeben,

schutzlos - ein Mann mit unangebrachtem Blumenstrauß,lächerlich und erhaben in einem. Trutzig wie ein mißverstandener positiver Held warf ich mich meinem Publikum in den

Rachen. Aber ach, bald fühlte ich mich nur noch wie ein Ta

schendieb kurz vor der Festnahme. Ich rettete mich in einen

Hausflur, atmete auf. Das Dämmerlicht im Treppenhaus beruhigte. Da kam ein Etwas - ich spürte: ein gefahrbringendesEtwas - die Stufen herabgehastet, ein Tausend-

Und so was wagt sich in unsere Festärmler, ein Polyp, der mich zu umklammern

demonstration zum Empfang der

suchte. Ein weiblicher Bierbaß dröhnte: »Herz- b 1 . h„

ht D 1 t' 1li h willk · li b J . h h b u gar1sc en osenzuc er- e ega 1on.c ommen, mem e er unge, 1c a edich gleich erkannt - auf den ersten Blick, an deinen herrlichen

Rosen - Elviralein hat mir alles von euch erzählt - du darfstMutti sagen, Schwiegersöhnchen «Der Kuß explodierte in der Luft. Ich war entwichen, noch ein

mal davongekommen. »Haltet ihn, haltet ihn«, posaunte es hin

ter mir her, »der Lump hat dem Mädel die Ehe verspro... «Aus. Weg. Vom Wmde verweht, die Töne der Tuba. Ich lief undlief, mitten auf der Fahrbahn, meinen Strauß wie eine Fahneschwenkend, mir den Weg bahnend durch Autos, Straßenbah

nen, Pferde.»Hierher, Kollege, hierher ... reihe dich ein ... «

Eine Demonstration.Noch nie hatte ich einen Umzug so von Herzen begrüßt wie die

sen. Ich sprang in irgendeine Lücke, trat irgend jemandem aufden Fuß, glücklich dem Alleinsein entronnen. Ich marschierte- hehe Wer sollte mir jetzt noch etwas anhaben.

Was für eine Demonstration Alle Teilnehmer trugen Rosen

sträuße - genau wie ich. Eine Zusammenrottung verhinderterHeiratskandidaten? Rebellion der Junggesellen? Das Transparent, hoch über unseren Köpfen, gab Auskunft:

Wrr sagen's durch die Blume -züchte mer, sonst bist du der Dume

Kleingartenverein Neuland.

Scheeläugig musterte der Nebenmann mein Rosenbündel.»Alle Achtung, Jartenfreund«, brummte er mißgünstig, »siehtaus wie Jroßherzogin Henriette, aber nach Mitsehurin veredelt

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96 Unter vier ugen

Na, nu mal Hand uffs alte Züchterherz. Sportskamerad, hastedie ooch wirklich mit Ehre und Jewissen selber jezogen?«Ich gestand.»Selber getragen - von Blumen-Müller bis hierher «»Und so wat wagt sich in unsere Festdemonstration zum Emp

fang von die bulgarische Rosenzüchter-Delikation. Betrügaaa «Ich bibberte, bat: »Kollege, verstoßen Sie mich nicht «

Gekränkter Züchterstolz kochte über: »lck bin nich Ihr Kolle

ge, Sie lächerlicher Laie, Hochstapler, Sie Nicht-Mitglied «

Ich verlor die Nerven, schrie: »Zum Teufel mit allen Rosen derWelt «Wie auf Kommando erhoben sich Hunderte Rosenarme, fuch

telten vor meiner Nase herum, und der Gartennachbar an mei

ner Seite rief drohend: »Freunde des Rosensports, laßt euch

nicht proffizieren, er ist eine von die bezahlten Aljmente desGegners, pfui .. . «Ich floh.

Tonsäulen am Straßenrand heulten auf: Schenk deiner Fraumal in und wieder Rosen . . . oder so ähnlich ... Das war die

Rettung. Den Strauß verschenken. Einer Frau. IrgendeinerFrau? Einer geliebten Frau. Ich mußte mich verlieben. Auf derStelle. In wen? Ganz einfach - in sie, drei Handbreit vor mirauf dem Gehsteig. Blond. Wogendes Kornfeld auf hohem Ab

satz. Ich fasse den Strauß fester.»Bitte, verzeihen Sie ... « Sie lächelt.Als mein Großvater meine Großmutter zum ersten Male sah,schenkte er ihr Rosen. Dieses Mädchen ist keine Großmutter,und ich bin nicht ihr Großvater. Eine moderne Frau ist sie,gleichberechtigt, in ihrer Einkaufstasche steckt die »Frau vonheute«.Sie lächelt. Gleich wird sie lachen, mich auslachen - weil ichihr Rosen schenke wie mein Großvater. Kleinbürger, Spießer

und sonstwas wird sie mich nennen, zumindest in Gedanken.Sie gefällt mir. Ich bin zum Äußersten entschlossen. Ihr zuliebe. In hohem Bogen werfe ich alles Alte, Überlebte mit diesemRosenbukett von mir. Es zerflattert in Blätter und Strünke. Ichbin sehr stolz auf mich.

»Glauben Sie mir, ich bin keiner dieser Ewiggestrigen, keinerdieser altmodischen Rosenkavaliere ... «»Schade«, sagte sie, machte auf dem Absatzpfennig kehrt undverschwand.

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.

>>Madame Ulbricht<<, sagt die Hausangestellte.

Lotte unterbricht: >>Aber wie redest.du michan?« Die Hausangestellte korrigiert sich:

>>Genossin llibricht„ Ich habe heute meinen

freien Abend da gehe ich in die Oper und sehe mir >Genossin Butterfly< an.<<

. . ,  · .

. ' .- '

auf fure llarheit ommt esan ·Tretet nodl heute ein in den .: ·

. .

. >>Meine ~ ä s c h e ist bei er Plättfrau, mein Anzu .

. ~ u r e i o t g ~ n g ~ n d meine Schuhe beim S c h u s t e r ~ .. . a mußte •eh Sie schon bitten zu m1 r ..... k .

, ...... ommen. <

' _ ' ' . ' . -><

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Unter vier ugen

Sie war überraschend schnell damit einverstanden, daß ich ein

Paar bekommen sollte, weil wir ja sowieso in das Geschäft

gehen wollten - nicht wahr? - des Osterhütchens wegen.

Vorsichtshalber kaufte ich die Ostersockenhalter zuerst, da ich

befürchtete, nachher nicht mehr die nötigen Geldmittel dafür

aufbringen zu können. »Die kann ich doch auch zu Weihnachten tragen?« fragte ich die Verkäuferin.

Sie sah mich einen Augenblick forschend an. »Selbstverständ

lich, mein Herr, zu jeder Jahreszeit «

Am Hutstand raffte ich mich zu der Frage auf: »Fräulein, haben

Sie vielleicht einen kombinierten Oster-, Pfingst-, Weihnachts

Damenhut am Lager?«

Die Verkäuferin und meine Frau überlegten zuerst, ob sie in

Ohnmacht fallen sollten. Dann besannen sie sich aber eines

Besseren und fielen gemeinsam über mich her, um mir gründlich den Kopf zu waschen. Aber nicht mit Osterwasser.

Trauerspiel (ohne Akt)

Ort: Couch

Mitwirkende: Heinrich, Johanna, eine asthmatische Couch

Heinrich: DuJohanna: schweigt)

Couch: ächzt)

Heinrich: versucht f ohanna zu küssen)

Johanna: weicht aus)

Couch: ergibt sich)

Heinrich: stärkeres Geschütz auffahrend) Kleene, ick hab dir so

lieb ...

Johanna: un -)

Couch: tief beeindruckt)Heinrich: entschlossen) Et jibt nischt, wo ick dir zuliebe nich

tun täte For dir marschier ick durch Wassa und Feua

Johanna: realistisch) Gieß doch ma Tee uff, dis Wassa kocht

sich ja dußlig ...

Heinrich: ebenso) Det mach ma lieba selber, sonst vabrüh ick

mir bloß noch die Finga

Couch: atmet erleichtert auf}

fo Schulz

Untern1ieter zurWirtin: »Bitte hei

zen Sie mein Z i r n ~.

mer und brühen,Sie ·mir einen i ~ ~ u ,

. ·· - ; .

Tee. Ich habe i l i i ~ ·.

eine nette ngiriamitgebracht.« ·»Kommt nicht in

Frage, bei mir gibt

es keine Damenbesuche «

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1 Unter vier Au 9en

Gleichberechtigt Mann •• und Frau,

leider nicht •• m eignen Bau.

Gibt für s i e nur Lcngewet1e' Pftegt e r Kinder wirklich schlecht t

eg die alten Vorurteile. dann

et t hobt ihr gleichet Recht.

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Unter vier ugen

Willi rescher

o t o ~ o rDer kleine Handelsreisende war wieder einmal in der großen

Stadt hat da ein nettes Mädel kennengelernt ist mit ihr imPark spazierengegangen und auf einer Bank hat er ihr seine

erste Liebeserklärung gemacht. Sie hat ihm ihren ersten Kuß

gegeben - er hat aber darauf gedrängt daß das liebe Mädel ihn

mit beiden Händen an den Ohren festhalte.

Wie sie nachher irgendwo beim Alkolat sitzen sagt sie zu ihm:

»Das war aber himmlisch du bist wirklich ein lieber Kerl. Aber

sag warum hab ich dich andauernd bei den Ohren halten müs-sen?«

»Ja liebes Kind da muß ich dir die Geschichte meines großenAbenteuers erzählen.

Es war nahe meiner Stadt nicht weit von hier und es war

stockfinster. Man sah nicht die eigene Hand vor den Augen. Ich

101

tastete mich langsam einen Waldpfad entlang.

Hätte nie gedacht daß es in einem Wald so

dunkel werden könnte sonst hätte ich nicht

Das ist ja eine nette Geschichte Also für

so eine hast du mich gehalten?

die Straße verlassen nur um ein Stück Weges abzuschneiden.

Da hörte ich vor mir einen erstickten Aufschrei ein Rascheln

von Seide. Jemand umklammerte meinen Hals. Ich holte aus

zum Kinnhaken aber es war nicht nötig. Was mich umklam-

merte waren die Arme eines Mädchens das mich obendrein

küßte und sagte: >Oh Liebling warum kamst du nicht früher?

Seit einer Stunde warte ich auf unserer Bank auf dich. Es

wurde immer dunkler oh wie dunkel es wurde ich starb vor

Angst.< - >Liebling< sagte es >küß mich sprich nicht du

brauchst nichts zu sagen du brauchst dich nicht zu entschul

digen es ist alles gleichgültig was gewesen ist meine Angst

ist vorbei und jetzt ist alles gut denn du bist da.< Ich tat wie

sie wünschte sprach nichts sagte nichts entschuldigte mich

nicht denn sie liebte mich j oder jedenfalls den den ich ver-

trat und verzeihe mir ich liebte sie auch ...Wir tasteten uns Arm in Arm gemeinsam durch den Wald stol

perten über Wurzeln rannten Bäume an fielen miteinander in

Brombeerhecken und hatten keine Eile den Wald zu verlassen.

Endlich sahen wir die Straße durch die Bäume schimmern.Die Augen hatten sich jetzt an die Dunkelheit gewöhnt und

meine Begleiterin bisher nur ein Schatten jedenfalls für die

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102

'~

\

Mein Mann st so leb-

haft er hat ein Glas

Wein getrunken.

Sicherlich war es wil-

der Wein.«

•Unter vier ugen

Augen, wurde sichtbar. Auf der Straße hupte ein Auto. Ein

Lastkraftwagen ratterte. Es war sehr schön.

Dann sah sie mich, soweit es möglich war, an. Fassungslos

war sie, dann entsetzt, dann empört.

>Mein Herr<, stammelte sie unsicher und trat zurück.

>Mein Fräulein<, sagt ich sanft, >nicht ich küßte Sie, Sie küßten mich.< - >Sie haben mich hintergangen<, schrie sie zombe

bend. >Sie haben mich getäuscht. Wagen Sie es nicht, mir zu

folgen, ich schreie um Hilfe.<

Niedergeschlagen sah ich ihr nach, wie sie mit langen Beinen

o0~

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0

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„ •• &

über den Waldboden stieg, der Straße zu.

Auch ich schlug diesen Weg ein.

Dort sah ich sie wieder. Sie stand zwischen

zwei Kerlen, die sie anschrieen und in

einen Wagen zerren wollten. Ich durchschaute die Lage sofort. Nicht genug, daß

der Bursche, mit dem sie sich verabredet

hatte, sie warten ließ, jetzt schrie er sie

auch noch an und wollte sie mit roher Ge-

walt in sein Auto packen.Ich lief auf die Gruppe zu, warf den einen

Mann zu Boden, stürzte mich auf den an-

deren, der aber ging in Deckung, und wäh

rend wir kämpften, kam ihm der erste zuHilfe. Nach einer Weile lag ich unten, einer

oben und der andere hielt das Mädchen fest.

>Gehören Sie zu der Dame?<, wurde ich gefragt. >Natürlich <,

zischte ich wütend. Von Berufs wegen oder aus wirklicher

Liebe? Die Dame betreibt die Liebe nämlich nur aus Beruf.<

>Hören Sie auf<, schrie ich und kämpfte zappelnd um meine

Freiheit. Der Mann, der auf mir kniete, gab sie mir von selbst,

hielt mir seinen Ausweis vor die Nase und sagte: >Kriminalpo-

lizei < Dann fragte er, ob auch ich mich ausweisen könne.>Selbstverständlich<, sagte ich verständnislos und suchte meine

Brieftasche. Sie war fort.

>Ist das Ihre Brieftasche?< fragte der Mann, der das Mädchen

festhielt und holte sie aus ihrer Handtasche. Sie war es.« -

Da hat das liebe Mädel den kleinen Handelsreisenden groß an-

gesehen und empört gesagt: »Das ist ja eine nette Geschichte.

Also für so eine hast du mich gehalten? Darum mußte ich dir

die Ohren festhalten, weil du befürchtet hast, ich würde dir

deine ...«

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Unter vier ugen

Aber er hat sie schnell wieder beruhigt und nur ein leiser

Argwohn über sein Vertrauen zu ihr beschlich sie, als sie rück

blickend von dem grünen Vorhang im Hintergrund des Lokals,

hinter dem sie bald darauf verschwand, sah, daß er schnell in

die Gegend seines Rockes griff, wo jeder Mann seine Brief-

taschen aufzubewahren pflegt.Als sie wiederkam, war alles leer. Der Stuhl, auf dem er geses

sen hatte und auch ihre Handtasche auf ihrem Platz, wie sie

gleich feststellen konnte.»Ober « rief sie schreckensbleich, »wo ist ... ?«

»Ihr Mann? Ich soll i n entschuldigen, er käme gleich wieder.«

»Mein Mann « hat da das kleine Mädel gerufen. »Mein Mann «

und ist dem Ober schwach in die Arme gesunken.

Vor der Himmelstür wartete ein kleiner Schutzengel. Da naht

ein neuer Seliger. Der kleine Schutzengel läuft sofort auf i nzu. »Hugo, da bin ich « - »Wer bist du?« - » Erkennst du mich

nicht?« - »Nein.« - »Ich war doch auf Erden dein Schutzengel.«

Der neue Selige trat einen Schritt zurück und betrachtete sei-

nen Schutzengel mißtrauisch: »Und wo warst du am 3. März1930, als ich meine Frau kennenlernte?«

Vier Männer saßen um den Tisch. Jeder lobte seine Frau. Wie

Männer schon loben Einer seufzte tief auf. »Meine Frau ist mir

zu ordentlich « stöhnte er.

»Zu ordentlich?«

»Sie räumt jeden Abend meinen Anzug in den Schrank, spannt

meine Schuhe ein, hängt meinen Hut an den Nagel.«

»Wenn du heimkommst?«

»Nein, wenn ich ausgehen will.«

Paul und Otto unterhalten sich über das Heiraten. »Weißt du«,

sagt Otto, »so'ne Frau kostet doch eigentlich 'ne Menge Geld.«

»Da hast du recht«, meint Paul, »aber dafür hast du sie ja auch

'ne ganze Weile.«

1 3

»Ich habe schon soviele Nächte lang

von Rosinen ge-

träumt «

»Komisch, ich träume schon ein paar

Nächte lang vonblütenweißem Ku-

chenmehl «

»Laß uns doch malzusammen schlafen, vielleicht krie

gen wir einen Ku-

chen zusammen «

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1 4 Unter vier ugen

Ralph Wiener

o st 4HSeit Meta Physik studiert, kommt Max mit ihr überhaupt nicht

mehr klar.Er schwärmt zwar für Meta, aber nicht für Physik. Sein Hobby

ist Metaphysik.

»Ideologisch bist du eine Null«, hatte Meta neulich gesagt und

ihm vertrauensvoll eine Broschüre über dialektischen Materia

lismus in die Hand gedrückt. Nun saß sie mit ihm in der Laube

und erlaubte ihm, sein transzendental-subjektiv-idealistisches

Herz auszuschütten.

»Ich habe die Broschüre gelesen«, sagte er, indem er zärtlich

ihre Hand streichelte, »aber überzeugt bin ich nicht.«Meta zog ihre Hand zurück. »Dann ist alles aus «

»Warum?« fragte er erschrocken.

Sie sah starr vor sich hin und flüsterte: »Einen Idealisten kann

ich nicht lieben.«

»Aber Meta, mach doch keine Späße Wenn ich auch Kant in

mehreren Auflagen studiert habe, bin ich trotzdem ein Mensch

aus Fleisch und Blut. Und ich sage dir ... «

»Du bist aus Fleisch und Blut«, unterbrach ihn Meta, »aber

mich hältst du für ein Produkt deiner Vorstellung, gelt?«

Max wurde etwas unsicher. »Du verstehst das alles falsch,

Meta. Wenn ich sage, daß der Geist das Ursprüngliche und ein-

zig Reale ist ... «

» .. dann behauptest du, daß mein Körper Luft ist«, ergänzte

Meta und sah ihn wütend an.

»Wir wollen uns doch nicht streiten«, versuchte Max sie zu be-

schwichtigen. »Kant lehrt zwar, daß alle Materie nur in der

Vorstellung existiert, aber er versteht darunter natürlich auch

seinen eigenen Körper.«

»Ich will dir mal was sagen«, brauste Meta auf, »wenn du dich

mit deinem Kant für Luft hältst, dann bin ich das noch langenicht «

»Die weibliche Eitelkeit kennt keine Grenzen«, flüsterte Max

vor sich hin. Dann wandte er sich wieder an Meta: »Der dialek

tische Materialismus betont viel zu sehr das Körperliche.« Bei

diesen Worten legte er seinen rm um ihre Hüfte.»Merkwürdig«, meinte Meta lächelnd, »was für ein Interesse du

an Luft hast.«

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Unter vier ugent

Und ostentativ löste sie sich aus seiner Umklammerung.

Max seufzte. »Du bist heute unausstehlich Meta «

»Wie man in den Wald hineinruft so schallt es heraus« gab siezurück.

Eine halbe Stunde verging ohne daß Max seinem ersehnten

Ziele etwas näher gekommen wäre.»Weißt du«, sagte er schließlich kleinlaut »vielleicht kannst du

mir die Broschüre noch mal mitgeben. Ich werde die Sache er-

neut überprüfen.«

Meta gab sie ihm.

Eine Woche später saßen sie wieder in der Laube.

»Ich habe mich überzeugen lassen« sagte Max und gab ihr das

Heft zurück. »Urgrund aller Dinge ist die Materie «

Als er Meta jedoch umarmen wollte gab sie ihm eine schallende Ohrfeige.

»GeistloserWüstling « fuhr sie ihn an. »Meinst du, der Sinn derLiebe liegt im Körperlichen?«

Und schon hatte sie die Laube verlassen.Max blieb sinnend zurück und rieb sich die Wange. »Nur gut«,

flüsterte er vor sich hin »daß nach Kant auch eine Ohrfeige nurin unserer Vorstellung existiert - sonst würde mir die Backe

jetzt furchtbar weh tun.«

1 5

»Fräulein Grete d rf ich

Sie nachher bei Stromsper-

re besuchen? Ich graule

mich im Dunkeln so <<

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10 6 Unter vier ugen

Paul Blank••

Jetzt kommen wieder die gefährlichen Nächte, in denen die

Nachtigall singt. Warum sie das gerade nachts tut,ist

nochnicht genau geklärt. Aber sie wird schon ihre Gründe dafür

haben. (Ich nehme an, daß es ihr am Tage zu laut ist. Mir geht

es auch so. Unter den vielen disharmonischen Geräuschen des

Tages, verursacht durch Autos, Hunde, Katzen, Menschen,

Gänse, Straßenbahnen, Sirenen usw., würden ihre Melodien

nicht so recht zur Geltung kommen.)

An sich ist die Nachtigall ein harmloser Vogel, soweit sie nicht

in Gedichten vorkommt. Dort richtet sie allerdings Unheil an.

Es ist so ähnlich wie mit den Hühnern, die auch nützlich sind,

solange sie keinen Zutritt zu Bl11menbeeten haben.

. . „ In der Literatur wird die Nachtigall haupt-Wen n die Nachtigall wußte, welche Verant-   hli h d b tzt Tr. li t d 1 tz

·h · d. 5 h h h b „ d sac c azu enu , ver e en en e -wortung man 1 r 1n 1e c u e sc 1e t, wur e .· b t. t ·t d K f h tt

1 1 ten Stoß zu geben. Und ausnahmsweisesie es 1mm m1 em op sc u e n. t· t . d. p kt d. p · ·t

s 1mm 1n 1esem un 1e oes1e mi

der Wirklichkeit überein. Die Sache geht so vor sich:

Er wandelt mit ihr - oder sie mit ihm, ganz wie Sie wollen -

nachts durch einen Park. Vielleicht sogar bei Mondschein. Im

Sommer natürlich, denn im Winter sind die Nachtigallen wo

anders. Vielleicht sind sie gerade aus dem Kino gekommen -

nicht die Nachtigallen, sondern er und sie - und noch roman

tisch angehaucht, was schon gefährlich ist. Aber er - oder sie

- hat trotzdem noch so viel Vernunft gerettet, um zu überlegen,

ob es nicht möglicherweise doch ein Irrtum wäre, und ob man

es nicht eventuell später bereuen würde, wenn man sich jetzt

in dieser verführerischen Stunde hinreißen ließe ... Sie kennen

bestimmt die Situation.

Die duftige Sommernacht ist verfänglich. Immerhin, man

schwankt noch. Man hält sich noch mühsam an einem realistischen Strohhalm fest. In diesem psychologisch entscheidenden

Moment tri tt die Nachtigall in Funktion. Sie fängt unvermittelt

an zu jauchzen oder zu schluchzen, je nachdem, wie sie gera

de aufgelegt ist.

Dann ist es vorbei mit der Logik. Er und sie versinken unrett

bar in den Wellen der Liebe und gehen Verbindlichkeiten ein,

die Ihnen später vielleicht Seufzer entlocken. Deshalb sind die

Nachtigallen bei manchen Menschen so verhaßt. Die Nachtigall

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1 8 Unter vier Augen

Ralph Wiener

»Zebras werden 40 Jahre alt«, sagte Otto zu seiner Cousine

Anita, als sie sich anläßlich seines Besuchs zu einer TasseKaffee niedergelassen hatten. »Interessant«, erwiderte Anita

und stellte das Radio an, womit bewiesen war, daß sich ihr

Interesse an Zebras offensichtlich erschöpft hatte. »Mal

sehen«, s·agte sie, »vielleicht bringen sie gerade Schlager.«

Otto seinerseits ließ sich hiervon nicht beeindrucken. »Ze

bras werden vierzig Jahre alt«, stellte er lakonisch fest. »Das

habe ich schon gehört«, quittierte Anita und hatte endlich

Schlagermusik gefunden. »Rauchst du?« fragte sie, indem sie

ihrem Vetter die Packung anbot. Otto winkte ab. »Zebras werden vierzig Jahre alt.«- »Dreimal brauchst du mir das nicht

zu sagen « entgegnete Anita etwas schroff und zündete sich

eine Zigarette an. Dann überreichte sie ihrem Vetter ein Buch

Willi hat dauernd denselben Satz »Was hältst du von Hemingway?« Otto warf

wiederholt. r hat ihn sogar sechs-   ~ n ~ kurzen Blick darauf: »Zebras werdenunddreißigmal gesagt' vierzig Jahre alt«, kommentierte er. »Sag mal,

· bist du übergeschnappt?« rief Anita aus. Mit

unruhigen Augen blickte Otto auf seine Cousine. »Zebras wer

den vierzig Jahre alt « keuchte er. Jetzt wurde es Anita unheimlich. »Otto«, zitterte sie, »du bist doch nicht etwa krank?«

Leise beugte sich der Vetter vor und flüsterte: »Zebras wer

den vierzig Jahre alt « - »Hilfe « schrie Anita in höchster

Angst, sprang auf und eilte zum Telefon. »Was willst du tun?«

fragte Otto, indem er ihr mit raschem Griff den Hörer aus der

Hand nahm. »Eine Anstalt anrufen « antwortete Anita.

»Warum?« Anita sah ihn fassungslos an. »Du mußt doch ver

rückt sein«, bemerkte sie. »Weshalb wiederholst du immer

denselben Satz?« - »Gefällt dir das nicht?« - »So ein Blödsinn«,stellte Anita unwillig fest. »Ich kann mir nichts Alberneres

vorstellen, als dauernd denselben Satz herzusagen. Derartige Wiederholungen sind geradezu läche.rlich « - »Komisch«,

raunte Otto, »vorige Woche, als Willi hier war, hast du dich

gefreut, daß er dauernd denselben Satz wiederholte. Er hatihn sogar sechsunddreißigmal gesagt, und genau in derselben

Weise wie ich.« - »Welchen Satz?« fragte Anita ungläubig.Otto lächelte. »Ich liebe dich.«

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  owir sind ist vorn•

er Stempel

I ~ I N fASFERTIGllH

IHCIANO

NÄGH.tTiTÜR.

2J

1 13

Gf.SlHLOSSEN

.

„•

sekampagne zu starten zur zeit leider undurchführbar stop lei-ten eingabe weiter an presseverband stop deutscher schrift-stellerverband.«

Inzwischen war Frau Wippel mit einem Besucher eingetreten

der sich im Hause auszukennen schien. Er hieß Otto Puhlmann

und leitete beim Rat der Gemeinde das Wohnungsamt. Wäh-rend er sich dem Heck an der Wand zuwandte bemerkte erziemlich erregt: »Du bist wohl nicht mehr ganz bei Troste was

Wippel? Nich genug daß du uns täglich wegen deiner Wanze

1 1 1

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• •

Einern Mann ist der Papagei

entflogen. Der Besitzer läuft

sofort zur Stasi: »Ich möchte

Ihnen nur mitteilen, daß ich

die politischen Ansichtenmeines Papageis nicht teiler«

.. -

. en.

Du, t . VJ1tz. { - ))ütischen 1 ,„ ei. { - ))Ja,

yo . der po11z

. · h erza, ic . . .

- .

.

Die Durlhlührung des Planes - das heißl Friede.Besseres leben. Die Kullurslhälze dem Volke

aj§AieJ9@   [email protected] 4J ; # 4 JIJ(4 ;:;4 UJ • 4 ;vw t A „ t Ä

Interzonen-Transportevoo und nach alten rten Deut·Sf:h·lands ~ t t e n Zonen für t n d t ~ t r t e :gut. P1üchtlings9ut so...,-vie Mohel

t r ~ n s p o r t e sif het. schnell und 4ZU-

verlässig .

R I C H R D f l E M ~ 1 l N G .l e t p z 1 g • N 21·.

Oelitucher Strai.\e 80.

S P e d i t t o n s v e r t 9 t u n q

„ ...ZU DEM FAHRPLANMKSSIGEN AB·ZUG IN RICHTUNG HEIMAT: TUREH SCHUESSEH, Blm NIEMAND Z U R U C K l E I E H ~ f 1 l e . l

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  4 Wo wir sind ist vorn

Lothar Kusche

Sehr frei nach Karl Kraus

Hochverehrte Gäste. Teure Gäste. Werte Bundesfreundinnen

und Bundesfreunde. Liebe Vertreter der Organisationen und

Vereinigungen. Verehrte Gefährtinnen und Gefährte. Hm Ge-

fährten. Geschätzte Hörer und Hörerinnen an den Lautspre

chern des In- und Auslands. Geschätzte Kopfhörer. Liebe

Freundinnen und Freunde Anwesende Kollegen und Kollegin-

nen. Liebes Publikum

Ich konstatiere in diesem Saal das Vorhandensein eines rei

chen Erscheinens breiter werktätiger Hörermassen. Haben esdie Massen genügend verstanden die Bedeutung entsprechend

ihrer kulturellen Bedeutung in schöpferischer Weise einzu-

M.t d A h d

8· f k schätzen? Jawohl sie haben es verstan-

1 em nwac sen er r e mar e zum

K lt t t t d d  k ·t· h

1. h den. Sie sind leidenschaftlich an diese

u urgu en s an e r sc samm er1sc e k..B t ht d lb

Frage herangegangen. Was onnen wire rac ung erse en. d · h ? D k.. · daraus zie en. araus onnen wir en

Schluß ziehen daß wir es mit einem gehobenen Bewußtsein

zu tun haben.Erfüllt uns das mit etwas? Ja es erfüllt uns mit Genugtuung

und siegreicher Freude und diese treibt mir das Blut bis in ...

bis in den hintersten Grund meiner Seele.

Ich freue mich daß Sie hier sind. Es geht ums Briefmarkensam-

meln.

Unser zentrales Anliegen ist hier volkstümlich ausgedrückt

die Akkumulation von Postwertzeichen. Stellen wir zunächst

die Frage nach dem Mitteilungsbedürfnis der Urmenschen und

nach den sich hieraus ergebenden Problemen. Die Urmenschen

haben es noch nicht genügend verstanden die Erfindung des

Papiers voranzutreiben welches einen schöpferischen posta

lischen Verkehr erst voll zur Entfaltung bringen kann. Davon

ausgehend haben es die Urmenschen nicht in genügenderBreite verstanden die Gummierung des Papiers welches sie

noch nicht erfunden hatten voll zu aktivieren. Ein solchesSpezialpapier mit Wertzeichen bedruckt die zum Transport

der gesamten Sendung durch hierzu vom Staat ernannte undbezahlte Werktätige mit besonderer Ausbildung berechtigt

kann demzufolge von uns in der Urgesellschaft nur als noch

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  owir sind, ist vorn

nicht aufgefunden bezeichnet werden selbst bei schärfstem

Herangehen nicht.

In der Urzeit gab es noch keine Briefmarken.

Mit dem Hineintreten der Menschheit in eine immer dichter

werdende Phase der Geschichte kam es zwangsläufig zur stei

genden Befriedigung des menschlichen Mitteilungsbedürfnisses mittels Zuhilfenahme der heute noch in Benutzung befind

lichen Form der sogenannten Postwertzeichen.

Schließlich kam die Briefmarke auf, wie wir sie heute noch haben.

Die Briefmarke verdient es erst dann eine wirklich schöpfe

rische solche genannt zu werden wenn sie in ein enges un

zertrennliches und leidenschaftliches Klebeverhältnis zu der

eigentlichen postalischen Sendung das heißt also zu Post

karte Drucksache Brief Päckchen

115

l

Paket Einschreibpostkarte Einschreibedrucksache Einschreibebrief Einschrei

bepäckchen Einschreibepaket Einschrei

bedoppelbrief Einschreibeeilbrief Ein

schreibeeilrohrpostbrief Einschreiberohr

postdoppelbrief und so weiter - um nur

einiges herauszugreifen - getreten ist. Zur

Herstellung eines derartigen Klebever

hältnisses wie ich es weiter oben erwähnt

habe ist es im allgemeinen üblich daßdie frankierenden Personen in der Regel

also derAbsender mit Hilfe seiner Zunge

die Rückseite der Briefmarke welche spä

ter auf die Postsache aufgepreßt wird zur

Anfeuchtung gelangen läßt.

- 9 MÄRZ fq

Ohne Spucke klebt keine Briefmarke.

Mit dem Anwachsen der Briefmarke zum

Kulturfaktor entstand die kritisch-sammlerische Betrachtung

derselben durch Putzung der Lupen und Hindurchguckungdurch diese. Es gab auch Abirrungen ins Sammlertum und wir

wollen uns in leidenschaftlicher Weise abkehren von den Ten

denzen des Sammlertums und der Sammlertümler. Aber bei

konkreter Fragestellung bleibt der internationale und stür

misch dem Frieden dienende Charakter derAkkumulaticn der

Briefmarken zu nichtpostalischen Zwecken unübersehbar. Und

daher ist ein stürmisches Beitreten in uns notwendig.

Treten Sie unserer Sammlersparte bei

»Aha, MM, Matthäus

Müller. Nun gibt's baldwieder Sekt <<

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  6 Wo wir sind ist vorn

ernhard Waltenberg

swois I

Wir waren nicht gerade sehr viele in der guten Stube des Poli

zeireviers. Sechs oder sieben Mann vor mir; kein Grund also zumVerzweifeln, wenn auch der Beamte ein bißchen langsam war.

Es war ja auch schon warm in der Polizeistube, träge summte

eine Mücke ihr sonores Lied in das Kratzen des Federhalters,

als ein dicklicher Herr aufgeregt herein- und sofort an die Spit

ze unserer Schlange stürzte. Das ist nun eines von den Dingen

im Leben, die ich gar nicht vertragen kann. »Sie, hör'n Se mal«,

tippte ich ihm auf die Schulter. Seine Brillengläser funkelten

mich böse an. »Hinten ran«, sagte ich energisch.

»So«, meinte er höhnisch, »ich habe einen Ausweis, einen Ausweis, mein Herr «

Hätten nun die anderen nicht so lammfromm und ergeben drein

geschaut, hätte die nette Blondine vor mir nicht so mokant ge

Die Polizei ist eine staatliche Institu-

tion ist die Inkarnation des Staates

niemals eine simple Behörde.

lächelt, hätte ich das ja geschluckt. Denn ein Aus

weis, du lieber Gott, das ist doch bei uns eine ge

waltige Sache. Ein Blick noch auf die Blondine,

viel war ja nicht zu sehen, weil sie mir ostentativ

ihre Kehrseite zuwandte, aber sie hatte schöne

Nylon- oder Perlonstrümpfe. Ich räusperte mich.»So«, sagte ich nonchalant, »einen Ausweis haben Sie. Dann zei

gen Sie das Ding mal her.«

»Bitte sehr«, schmetterte der Vorkömmling gereizt und hielt

mir einen reizend zellophanierten dunkelroten Ausweis vor die

Nase.

»Zufrieden, wie?« näselte er.

»Nein«, sagte ich fest. »Hier steht: Ausweis berechtigt zur be

vorzugten Abfertigung bei Behörden. Dies hier ist aber keine

Behörde, dies ist ein Polizeirevier «»Machen Sie keine albernen Witze«, wollte mich der Dicke

abtun, aber nun kam ich in Fahrt: »Von Witz ist hier gar keine

Rede, Herr - Herr Wachtmeister « Der fuhr hoch. »Sind Sie ein

Behördenangestellter, ja oder nein?«

»Ich bin Oberwachtmeister Müller«, sagte er mit viel Festigkeit

in seiner Stimme.

»Herr Oberwachtmeister«, beschwor der Ausweisbesitzer den

Beamten, »fertigen Sie mich jetzt sofort ab. Eine Polizei ist

eine Behörde «

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  owir sind ist vorn -

»Ha«, grollte ich mit tiefster Verachtung in der Stimme, »eine

Polizei eine Behörde Daß ich nicht kichere. Die Polizei ist eine

staatliche Institution, ist die Inkarnation des Staates, niemalsaber eine simple Behörde. Herr Oberwachtmeister, lassen Sie

sich das nicht gefallen. Ich protestiere energisch, ich prote

stiere energisch, ich protestiere «»Geben Se mal her Ihren Ausweis«, murmelte der Oberwacht-meister und ging mit ihm zu seinen Kollegen. Es entspann sich

ein eifriger Disput. Jetzt oder nie, dachte ich.

»Nehmen Sie ihm den Ausweis ab«, sagte ich streng, »damit

nicht Unfug damit gemacht werden kann. Ich verlange soforti

ge Feststellung dieses Mannes. Wo ist der Re-

viervorsteher? «

»Der ist gerade dienstlich weg«, entschuldigte

sich der Oberwachtmeister.Und ich: »Das ist eine faule Ausrede. Die Sache

muß geklärt werden, und wenn ich bis zum Po-

lizeipräsidenten persönlich gehen muß. Wenn

Sie den Mann vor mir abfertigen ... «»Aber, das ist doch ... « murmelte der Ausweis

besitzer schwach.»Ich nehme den Ausweis in Verwahrung«, ent

schied salomonisch der Polizist. »Kommen Sie

heute abend gegen 5 Uhr wieder vorbei. Wirwerden den Fall prüfen. Und wehe Ihnen,

wenn «

Sehr milde mischte ich mich ein: »Na, nun

geben Sie dem Mann schon seinen Ausweis

wieder. Es wird ihm hoffentlieh eine Lehre sein.

Ehrlich währt's am längsten.«

»Aber, das ist doch ... « röchelte der Ausweisbesitzer. Dann

nahm er ihn, den ominösen Ausweis, aber schnell zurück und

verschwand zerknirscht im Ausgang.»Der Nächste bitte«, sagte der Oberwachtmeister.

Als ich nach einer halben Stunde das Revier verließ, kam mit

glasigen Augen mein Ausweisbesitzer aus der gegenüberliegenden Destille. »Ist die Polizei eine Behörde, ja oder nein?«

lallte er, ohne mich wiederzuerkennen.

»Natürlich«, sagte ich.

Da fiel er lang hin. Ich habe dann die Rettungswache geholt.

Man muß immer ein gutes Herz haben.

7

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118

Ein Haus ist zusammengebrochen.

Die Einzelteile werden verhört.Die Ziegel: »Wir

waren es nicht, wir

sind komplett rot.«Der Sand: »Ich

war's nicht, ich bin

durch und durchgesiebt.«Der Zement: »Und

ich war nichtdabei.«

o wir sind ist vorn

Fritz ernhard

iell tor ~Der Blitzdichter stand vor Gericht.

»Sie geben also zu, Angeklagter«, funkelte der Rat in der rotenRobe das Männlein an, das mit hängenden Schultern ängstlich

zum hohen Richtertisch emporäugte, »Sie geben also zu, das

Ofenrohr von der Trümmerstätte entwendet zu haben?«

Der Armesünder schien ein wenig aus sich herauszuwachsen.

Er schüttelte heftig den Kopf und reckte pathetisch die Hand.

»Entwendet, Herr Richter, entwendet? 0 nein Das würde ein

großer Justizirrtum sein Wohl hab ich das Ofenrohr fortgenommen, doch nur, um beschwingter nach Hause zu kommen.«

Der Unmutschatten im Gesicht des Vorsitzenden vertiefte sichzur Zomesfalte. »Unterlassen Sie gefälligst Ihre dämlichen Rei

mereien, Angeklagter Sie sind hier nicht in Ihrem Kabarett.

Was also wollten Sie mit dem Ofenrohr?«

Der Angeklagte hob zitternd die Schultern.

»Ich nahm es von dem verunzierten Rasen, um darauf Saxophon

zu blasen. Und habe es später, wie Sie schon wissen, auch rich

tig wieder fortgeschmissen. Es war eine Laune, nicht mehr,

Herr Richter, weil an dem Abend mein Auftritt als Dichter -

wie schon erwähnt, in der Bulldog-Barvon

einem Erfolg ohnegleichen war. Als Gast eines Gastes, der ziemlich begütert,hatt' ich mir drauf einen angetütert. «

Die Zomesfalte wurde zur Gletscherspalte.

»Sie sollen Ihre ungebührlichen Reimereien unterlassen, Herr«,

brüllte der Richter, »oder ich nehme Sie in eine Ordnungsstrafe «

Der Blitzdichter knickte wieder zusammen und meinte beküm

mert: »Aber verzeihen Sie gütigst, Herr Richter, ich spreche

doch hier nicht als Kabarettdichter Ich reime auch nicht ausRespektmangelsgründen, ich kann nur kein Wort mehr in Prosafinden, dieweil ich bis abends von morgens um viere nur immer

trainiere, nur immer trainiere ... «

Schon hieb die Faust des hohen Rates auf den Tisch. Sein Blickflammte Blitze, seine Stimme rollte Donner. »Ich werde Ihnen

beibringen, daß das Sitzungszimmer kein Trainingssaal und

keine Probebühne ist Wegen ungebührlichen Verhaltens vor

Gericht nehme ich Sie in eine Ordnungsstrafe von 100 Mark.Haben Sie noch etwas zu Ihrer Verteidigung zu bemerken?«

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•o wir sind ist vorn

Noch einmal reckte sich der Blitzdichter empor, schlug an seine

Brust und sprach: »Ich beuge mich gerne dem hohen Gericht,

doch anders reden, das kann ich nicht. Der eine macht Särge,

der andere baut Küchen, der dritte ernährt sich mit Urteilssprü

chen, ich aber versteh nichts von solchen Sachen, ich bin halt

ein Meister im Versemachen Mein Amt als Dichter, das Schick-sal schuf es. Ich bin wohl ein Opfer meines Berufes ...«

Damit knickte er abermals zusammen, diesmal endgültig. Der

Landgerichtsdirektor aber schüttelte stumm den Kopf, immer-

zu ...

Nach langer Beratung kam das Gericht in das Sitzungszimmerzurück. Der Vorsitzende fuhr sich nervös über die Stirn, wie-

der und wieder, als wolle er eine

lästige Vorstellung fortwischen.

Endlich setzte er das rote Barettauf und sagte, stockend und _• •unter einem sichtbaren Zwang:

»Urteilsverkündung. Obwohl das

Verhalten des Angeklagten äh,

nicht in allen Punkten gutzuhei

ßen - kann sich das Gericht dem

hier Gesagten - äh, doch nicht in

allen Punkten verschleißen. Dem

Angeklagten ist nahezulegen, inZukunft dem Alkohol äh, zu ent

segen - und nachts nicht, geleitet von falschen Gefühlen aufRohren Saxophon äh, zu spülen. Es wird ihm ferner zur Pflicht

gemacht, nie mehr vor Behörden, ganz gleich welcher Acht,

sein seltsames Dichtertalent zu entwickeln und ständig n Ver-

sen sich äh, auszudrickeln. Im übrigen hat äh, aus mehrfachem

Grund, das hohe Gericht auf äh, Freispruch erkunnt. Die Ko-

sten - ich sage das völlig bewußt - sie fallen der Staatskasse

äh, zur Lust - und mangels direkter Beweise an Schuld - wirddas Verfahren äh, eingestullt.«

119

0 0 \

0 0

-  ~ o

>>Warum haben Sie denn

den Mann geschlagen?

r hat Sie doch mit kei

nem Wort beleidigt ''>>Stimmt jesagt, hat er

nischt, aber ich kanndoch lesen, hoher ]e-

richtshof ''

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12

..., . . • t. . ' . .

·: Truppenparaüe. uf ·,äe.m Roten Platz. t· · .

- . - . . ·· ' ' . - - .' -:_ . . ' . ··_ - . - ,.,.- : ._ - . - - ' · „.

. Stalin Iaat drei Rot- ., a r m i s t ~ n zu ·sich:,'die _

an-dei Scfilachi: um ·' · Berlin t e i l g e l J . o m m ~ µ

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n a h e n >>Nun, mein . <.

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terchen. Stalin, ein .. chönes Land .Von·

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alles sauber urid zivi' . -

·. . . .

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.·Miene ~ e r l i n s t e r f .;. ~ i c h g i b t B e r i j a ·.·

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· ·Lager< ach Sibipen (

Er f r a ~ den zweiten,. „.. .

: der sagt: »Sehr gut,ein Lanu.mit .,viel

. -  

. Kultur ·oaetlle · .. . ' . . ' . . . .

Schiller, .Heine ...« .

Stitlin ei:bost: »Ab in' .die ·kaukasischen. ··

. . .

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fragt äe11 tlritten: · ·. ·

»Unä \ V i ~ findest du. . .

' Deutschland?«„ .- · :

»Sch1e.cht, Väter-  .

· chen, . s c h l e c l i t . ~ < ,- ,

.Stälin·erfreut:·»Her„ ·. . .• . -

·, v o r r a g e n d Das ist ·die richtige Einstel-

. lung. Dafür darfst du· ·dir was wünschen··«·

. ' . ,. .

)>Väterchen,.dannmöchte ich nach · ;

IDeutscliland.«.

949

1. Januar7. Januar

11.Januar

25. Januar

25.-28. Januar

6. Februar

8. Februar

11.-13. Februar

18./19. März

1. April

4. April

4. April

1949

Aufnahme des FDGB in den Weltgewerkschaftsbund.Der FDJ-Zentralrat beantragt, alle Jugendherbergen des

ehemaligen Jugendherbergsverbandes der FDJ zu über-•

eignen.

Mit seinem 1939 entstandenen Stück >>Mutter Courage

und ihre Kinder<< eröffnet Bertolt Brecht das Berliner En

semble; Spielstätte ist vorerst das Deutsche Theater.

In Warschau gründen die Sowjetunion, CSSR, Polen, Un

garn, Rumänien und Bulgarien den >>Rat für gegenseitigeWirtschaftshilfe<<.

Die 1 Parteikonferenz der SED berät weitere Maßnahmenzur Festigung des antifaschistisch-demokratischen Aufbaus; die Entwicklung der SED zur >>Partei neuen Typus<<

wird beschlossen.

Erste Berliner Meisterschaften im Eisschnellauf auf demKarpfenteich im Treptower Park.

Die >>Universität Berlin<< erhält den Namen HumboldtUn versität.

Erste Wintersport-Zonenmeisterschaften in Oberhof.

Der Deutsche Volksrat billigt den Verfassungsentwurf für

eine deutsche demokratische Republik.

Die Wasserleitung für die Max-Hütte Unterwellenborn, er

baut als FDJ-Jugendobjekt, wird in Betrieb genommen.

Gründung der Nordatlantischen Verteidigungsgemeinschaft (NATO) in Washington.

Die ersten von 1000 sowjetischen Traktoren treffen inFrankfurt (Oder) ein.

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15. April

1. Mai

8. Mai

10. Mai

12. Mai

Boxen wird als Berufssport verboten.

Inkrafttreten der Rechts- und Strafordnung des Deutschen

Sportausschusses.

Zum Jahrestag der Befreiung wird das Ehrenmal für die

gefallenen Sowjetsoldaten im Treptower Park eingeweiht.

Der Parlamentarische Rat in den Westzonen bestimmtBonn als Hauptstadt der künftigen Bundesrepublik.

Ende der Blockade Westberlins. Die Westalliierten führen

die Luftbrücke noch bis September fort

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Zeittafel 949

15./16. Mai

18. Mai

21. Mai•

Erstmalig Wahlen in der SBZ zum III. Deutschen Volkskongreß nach einer Einheitsliste des Demokratischen Blocks.

Das Nationaltheater Weimar zeigt die deutsche Erstaufführung von Arthur Millers >>Alle meine Söhne<<.

Die Zwickauer Horch-Werke liefern den ersten Traktorvom Typ >>Pionier<< 40 PS .

23. Mai Das >>Grundgesetz<< tritt in den Westzonen in Kraft.23. Mai 20. Juni Auf der letzten Konferenz des Rates der Außenminister

der Alliierten wird lediglich Übereinkunft darin erzielt,den lnterzonenhandel wieder aufzunehmen.

23. Mai

27. Mai

29./30. Mai

31. Mai

Erste Zonenmeisterschaften im Tischtennis, bei den Männern gewinnt die Mannschaft der BSG Carl Zeiss Jena, beiden Frauen die BSG Post Magdeburg.

DEFA-Filmpremiere >>Quartett zu fünft<<, ein heiterer Filmüber den >>Männermangel<< nach dem Krieg.

Der 111 Volkskongreß bestätigt den Verfassungsentwurf

vom 19. März.Eröffnung der Ausstellung >>Mensch und Arbeit<< im Großen Saal des Berliner Stadtkontors.

»Wer war der erste Mensch, Fritz?«fragt der Lehrer. »Unser ge

liebter Stalin, Herr Lehrer«, brüllt Fritzchen. »Nein, so war es

nicht gemeint«, erklärt der Lehrer, »der erste Mensch war Adam  «

»Jaaa«, antwortet Fritzchen erstaunt, »wenn Sie die Kapitalisten

mitrechnen «

18. Juni

26. Juni

29. Juni

3. Juli

8. Juli

23. Juli

24. Juli

1. August

14. August

25. August

Wiedereröffnung der Nationalgalerie in Berlin.

In der Fußball-Zonenmeisterschaft schlägt die ZentraleSportgemeinschaft Halle Fortuna Erfurt mit 4:1.

Einweihung der Landessportschule Thüringen in BadBlankenburg.

Im Potsdamer Lustgarten wird das Ernst Thälmann-Sta-dion eingeweiht.

DEFA-Filmpremiere >> Die Buntkarierten   von Kurt Maet-zig, die Geschichte einer Berliner Arbeiterfrau .

Das erste Zentrale Pionierlager >>Georgi Dimitroff<<wird in

Prora auf Rügen eröffnet.Erstmalig nach Kriegsende sind Leichtathleten aus Ost-und Westzonen am Start im Berliner Poststadion.

In Weimar wird Thomas Mann mit dem Goethe-Preis undder Ehrenbürgerschaft der Stadt ausgezeichnet.

In den Westzonen wird der erste deutsche Bundestag ge-wählt.

Erstmalige Verleihung von Nationalpreisen durch denDeutschen Volksrat in Weimar, an Friedrich Wolf, JohannesR. Becher, Erich Weinert, Ernst Busch, Heinrich Mann u. a.

2

Ein Berliner aus

dem amerikani

schen Sektor undeiner aus dem so-

wjetischen treffen

sich. Beide haben

blaugefroreneNasen. Fragt der

erste: »Na, wie ist

es bei euch im Sektor?«- »Kalt, eine

Hundekälte habenwir « Sagt der ande

re: »Na endlich mal

etwas, das gerechtverteilt ist.«

Thomas Mann

einri hMann

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  22

Konrad denauer

Wolfgang Staudte

»Warum hat denn

die für gestern

angekündigte Ver-

sammlung nichtstattgefunden?«

»Sie ist verschoben

worden.«

»Na hoff entlieh krie-

gen sie den Kerl.«

28. August

28. August

2. September

7. September

Zeittafel 949

Erstmalige Vergabe des FDGB-Pokals an BSG WaggonbauDessau-Nord im Spiel gegen die BSG Gera-Süd 1 :0).

Erstes Bergringrennen für Motorräder nach dem Krieg inTeterow.

Gründung des Kulturfonds.

Konstituierende Sitzungen von Bundestag und Bundesrat

in Bonn. Am 15.9. wird Konrad Adenauer Bundeskanzler.

9.-18. September Hunderttausende Zuschauer beim ersten Deutschen

Amateuretappenrennen der Radsportler seit 1928 über1186 km in sieben Etappen.

10. September Eröffnung der 2. Deutschen Kunstausstellung in derDresdner Nordhalle mit rund 680 Exponaten aus allenvier Zonen Deutschlands

10. September Der erste lnterzonenzug fährt von Berlin aus nach Ham

burg, München und Frankfurt am Main.

16. September Der DEFA-Film >>Rotation<< von Wolfgang Staudte kommtin die Kinos.

25. September Paul Greifzu gewinnt das erste Nachkriegsrennen für Motorräder und Sportwagen auf dem Sachsenring.

1. Oktober

7. Oktober

7. Oktober

An der Humboldt-Universität werden die ersten Studen

ten der Arbeiter- und-Bauern-Fakultät immatrikuliert

Gründung der Deutschen Demokratischen Republik. DerDeutsche Volksrat konstituiert sich als Provisorische

Volkskammer, setzt die Verfassung in Kraft und bestimmtOst-Berlin zur Hauptstadt.

Die Regierung Adenauer protestiert gegen die Gründungder DDR.

In einem Gefängnis sind die Häftlinge z m Appell angetreten.

»Mal herhören« verkündet der Wärter. »Morgen kommt unser Prä-sident Wilhelm Pieck. «

»Siehst du«  flüstert ein Häftling dem anderen zu »ich habe immer

gesagt daß es mit dem kein gutes Ende nimmt.«

8. Oktober

9. Oktober

10. Oktober

11. Oktober

11. Oktober

Abkommen mit der BRD über den innerdeutschen Handel.

Der erste internationale Sportwettkampf der DDR ist ein

Fußballspiel zwischen einer ungarischen Auswahl derGewerkschaften gegen eine Sachsen-Auswahl 2:1 ).

Auflösung der SMAD und Gründung der Sowjetischen

Kontrollkommission. Die Verwaltungsfunktionen werdender Provisorischen Regierung der DDR übertragen.

Die Provisorische Volkskammer und die Provisorische Län

derkammer wählen einstimmig den SED-VorsitzendenWilhelm Pieck zum Präsidenten der DDR.

Erich Honecker überreicht Wilhelm Pieck das >>Gelöbnis

der deutschen u g e n d

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  eittafel 949

12. Oktober

15. Oktober

Die Provisorische Volkskammer bestätigt die ProvisorischeRegierung der DDR aus Vertretern der SED LDP CDU,

NDPD und DBD unter Leitung von Otto Grotewohl.

Die Sowjetunion nimmt als erster Staat diplomatische Be

ziehungen zur DDR auf, bis zum 25. Oktober wird die

DDR von Albanien, Bulgarien, China, Nordkorea, Polen,

Rumänien, der Tschechoslowakei und Ungarn anerkannt..

Im Zug nach Sibirien sitzen drei Männer. Fragt der eine sein Ge-

genüber: »Brüderchen was hast du bekommen?« - »Fünf Jahre.<<»Und was hast   du gemacht?« - »Ich war gegen Popow. Und duBrüderchen was hast du bekommen? «- »Auch fünf Jahre.«»Und was hast du gemacht?« - »Ich war für Popow« antwortet derund wendet sich an den Dritten. »Brüderchen was hast.du bekommen?«- »Auch fünf Jahre.« - »Und was hast du gemacht?« -»Nichts habe ich gemacht. Ich bin Popow.«

15. Oktober Erstes internationales Abkommen der DDR: Handelsab

kommen mit Finnland.

16. Oktober Dr. Marcellus Markus Leipzig) erzielt mit 44 82 m imHammerwerfen den ersten DDR-Rekord in Pirna.

7. November Die Nationalhymne der DDR, zwei Tage vorher durch den

Ministerat beschlossen, wird erstmals vom ZentralenOrchester des Ministeriums des Innern auf dem BerlinerAugust-Bebel-Platz öffentlich vorgetragen.

9  November Slatan Dudwos DEFA-Film >>Unser täglich Brot<< hat Pre-•

m1ere.

12. November Das Berliner Ensemble eröffnet an seiner vorläufigenSpielstätte im Deutschen Theater mit der Erstaufführungvon Brechts >>Herr Puntila und sein Knecht Matti<<. ErwinGeschonneck als Matti

21. November Die Berliner Frankfurter Allee wird in Stalinallee umbenannt.

1. Dezember Erstmals wird das FDJ-Abzeichen >>Für gutes Wissen<< ver

liehen.

8. Dezember Beschluß zur Errichtung des Obersten Gerichtshofes und

der Generalstaatsanwaltschaft der DDR.

1949 verlassen 129 245 Menschen die SBZ bzw. die DDR.

neue Bücher:

Willi Bredel

>Die Söhne<<

Stephan Hermlin

>>Die Zeit der Gemein

samkeit<<

Anna Seghers

>>Die Toten bleiben•

JUng<<

Bodo Uhse

>>Die heilige Kunigunde

im Schnee<<

Elfriede Brüning

>>Damit du weiter

lebst<<

Anna Seghers

>>Die Hochzeit von

Haiti<<

23

Slatan udow

Der >>Deutsche Sport-

ausschuß<< ermittelt

1949/50 die besten

Mannschaften der Vor

saison aus den ost

deutschen Ländern

Brandenburg 2),Mecklenburg-Vorpom

mern 2), Sachsen 4),

Sachsen-Anhalt 3)

und Thüringen 3) in

der sogenannten DS

Liga einen Ostdeut

schen Fußballmeister.

Berliner Mannschaften

dürfen sich wegen des

Viermächte-Status ·

nicht beteiligen. Da

während der Saison

die DDR gegründet

wird, geht der Gewin

ner dieser Meister

schaftsrunde, die ZSG

Horch Zwickau, 1950

als erster DDR-Fußball

meister in die Ge

schichte ein.

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124

Vor einem Uhren-

geschäft steht einelange Schlange. Ein

Passant fragt nachdem Grund. Man

antwortet ihm: »DerLaden hat geradeeine Sendung Uhren

aus Rußland be-kommen.« - »Dann

.

stelle ich mich an.Vielleicht st meineauch dabei.«

rnold weig

Ein Volkspolizist

fragt seinen Kalle-•gen, wie er zu sei-

nem Staat steht.

»Genauso wie du«,antwortet der vor

sichtig.

»Da muß ich dich

leider verhaften.«

195

1. Januar

1. Januar

1.Januar

20. Januar21. Januar

24. Januar

8. Februar

Zeittafel 195

Als Hersteller für Medikamente wird der Betrieb VEBJenapharm<< in Jena gegründet.Alle bisherigen Preissubventionen werden aufgehoben.Dadurch erhöhen sich die Preise für Lebensmittel, Genuß

mittel Haushaltswaren sowie für industrielle und handwerkliche Produkte um 15°o bis 30°o.

Auflösung der Internierungslager für ehemalige Naziaktivisten.Gesetz über den Volkswirtschaftsplan 1950.Die Mannschaft vom SC Berlin-Weißensee gewinnt die 1

DDR-Meisterschaft im Hallenhandball der MännerGründung der Zollverwaltung als >>Amt für Kontrolle desWarenverkehrs<<.Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).

Werbeanzeige der Stasi: »Kommen Sie zu uns bevor w r zuIhnen kommen «

8. Februar

15. Februar

17. Februar

1.-9. März

2. März19. März

24. März

27. März

30. März

4. April

8. April

15.April

15.April

Das erste Jugendgesetz der DDR wird verabschiedet undregelt unter anderem die Förderung des Sports.Grundsteinlegung für den Wiederaufbau des Stahl- undWalzwerks Brandenburg (Havel).Das musikalische Lustspiel >>Der Kahn der fröhlichenLeute kommt in die Kinos.Erste DDR-Meisterschaften in Wintersportdisziplinen in

Schierke, SG Frankenhausen wird DDR-Meister im Eishockey.Die erste Briefmarke, auf der >>DDR steht, erscheint.Bach-Ehrung der Jugend in Weimar, vier Tage vorher erklärt die DDR-Regierung das Jahr 1950 zum Bach-Jahr.Gründung der >>Deutschen Akademie der Künste<<, Präsident Arnold Zweig.Die Preise für Lebensmittel werden um 28°o, die für Fertigwaren um 32°o gesenkt.Das Ministerium für Volksbildung ordnet die Aufnahme

des Sport- und Schwimmunterrichts in den Schulen an.Das Ministerium für Volksbildung verbietet das Abspielenvon anglo-amerikanischer Tanzmusik in der Öffentlichkeit.Prozeß gegen die Gladow-Bande - der Al Capone vonBerlin wollte Werner Gladow werden. Zwei Morde, fünfzehn Mordversuche und 34 schwere Überfälle werdenvon der Volkspolizei aufgeklärt. Mit 20 Jahren stirbt Gladow unter dem Fallbeil.Ab sofort wird täglich eine warme Mahlzeit an den Schulen ausgegeben.Premiere >>Der Hofmeister<< am Berliner Ensemble.

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Zeittafel 195

16. April

19.April

ZSG Horch-Zwickau gewinnt die 1 DDR-Meisterschaft im

Fußball gegen SG Dresden Friedrichstadt mit 5:1.

Das >>Gesetz der Arbeit<< wird verabschiedet und garantiert das Recht aufArbeit.

21. April Der 8.5. als >Tag der Befreiung vom Faschismus   und

der 7 10. als >>Tag der Staatsgründung<< werden Staatsfeiertage.

30. April - 9. Mai Erstmalige Teilnahme einer DDR-Mannschaft an der

Friedensfahrt Warschau-Prag 8. Platz in der Mannschaftswertung.

12. Mai DEFA-Filmpremiere >>Der Rat der Götter<< von Kurt Maetzig mit Herwart Grosse.

15. Mai Die Sowjetunion erläßt der DDR die Hälfte der noch zu

zahlenden Reparationsleistungen.

17. Mai Herabsetzung der Volljährigkeit von 2 auf 18 Jahre.

22. Mai Uraufführung der >>Neuen Deutschen Volkslieder<< von

Brecht/Eisler.

24. Mai

27.-30. Mai

1. Juni

1. Juni

2. Juni

6. Juni

7. Juni

11. Juni

24./25. Juni

29. Juni

4.-6. Juli

5.5. Juli

9. Juli

12. Juli

14.Juli

Eröffnung des Pionierparks >Ernst Thälmann in der

Wuhlheide in Berlin.

Erstes Deutschlandtreffen der Jugend in Berlin mit700 000 Teilnehmern. Das Walter-Ulbricht-Stadion späterStadion der Weltjugend wird eingeweiht.

Die erste Kindereisenbahn der DDR wird in Dresden eröffnet ab 1.5.1951 als >> Pioniereisenbahn<< 

Erster internationale Kindertag in der DDR.

Kinopremiere >>Semmelweis Retter der Mütter<<.

Polen und die DDR erklären in Warschau die Oder-Neiße

Linie zur endgültigen deutsch-polnischen Grenze.

Die SED ordnet an einen neunmonatigen Abendkurs Marxismus-Leninismus für alle Parteimitglieder an um gegenideologische Angriffe der anglo-US-amerikanischen

Kriegshetzer gewappnet zu sein.

Erster Spatenstich für den Bau des Fernsehzentrums inBerlin-Adlershof.

1 DDR-Meisterschaften im Judo in Dresden.

350000 Berliner demonstrieren gegen die USA-Aggression und für Nordkorea.

II. Deutschen Schriftstellerkongreß und Gründung desSchriftstellerverbandes; Vorsitzender: Bodo Uhse.

Das Finanzministerium ordnet an alles Westgeld innerhalb drei Tage bei der deutschen Notenbank abzugeben

Ausnahme: Ostberliner die in Westberlin arbeiten.

In Mecklenburg findet erstmals ein >>Sporttag der Landjugend   statt.

Der Schachverband der DDR ist der erste der in einen internationalen Verband aufgenommen wird.

Das Reiterstandbild Friedrichs II. Unter den Linden wird

abgebaut und im Park von Sanssouci aufgestellt.

1/

Herwart Grosse

125

Vor dem Gemüse-

laden steht einlange Schlange.Endlich ist der pen-

sionierte Studienratdran. »Was kriegenSie?« fragt dieHändlerin. »Nichtsliebe Frau ich woll-

te nur sagen daßSellerie mit zwei > <

geschrieben wird. c

odo Uhse

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126

Louis Fümberg

Ein altes Mütterchen in Ostberlinsteht vor einem rie-

sigen Stalin-Plakat.»Wer ist das?« fragtes einen Passanten.»Das ist unser Be-

freier « - »Sehr gut,

ob der uns wohlauch von den Russen befreien kann?«

Stephan Herrn in

20. Juli

21. Juli

20.-24. Juli

22./23. Juli

23. Juli

24. Juli

27. Juli

28. Juli

1. August

4. 7. August

17. August

Zeittafel 195

Das Stahl- und Walzwerk Brandenburg liefert den ersten

Stahl.

Eröffnung des Zoologischen Gartens in Magdeburg.

Auf dem III. Parteitag wird in einem Fünfjahrplan der>>planmäßige Aufbau des Sozialismus<< beschlossen.

Erste DDR-Meisterschaften in der Leichtathletik in Halber

stadt, im Bahnradsport (Männer) in Zwickau und im Kanurennsport in Pirna.

Die Deutsche Bachfeier beginnt in Leipzig unter der Eh

renpräsidentschaft von Albert Schweitzer.

Erstmals erklingt Louis Fürnbergs >>Die Partei, die Partei,

die hat immer recht ...

Die >> 16 Grundsätze des Städtebaus<< werden veröffentlicht: >>national in der Form, sozialistisch im Inhalt<<.

Die Gebeine von Johann Sebastian Bach werden anläßlich seines 200 Todestages in der Leipziger Thomaskirche

beigesetzt.

Gründung des Progreß-Film-Vertriebs.

Erste DDR-Meisterschaften im Schwimmen und Wasser

springen in Pirna.

Die Regierung der DDR verabschiedet den Ersten Fünf

jahrplan, der eine zentrale staatliche Planwirtschaft zur

Verdoppelung der Industrieproduktion und Steigerung derArbeitsproduktivität vorsieht.

Eine Kundin beschwert sich: »Gestern habe ich zwei Dosen Fischgekauft. In der einen war nur Tomatensoße, in der anderen der

Fisch. Wie geht denn das?«· ·<

»Sein Se froh, daß Se nicht die dritte erwischt haben, in der müs-

sen wohl die Gräten gewesen sein.«

18. August

25./26. August

31. August

2. September

3. September

6. September

7. September

15. September

27. September

29. September

Beginn des Aufbaus des >>Eisenhüttenkombinats Ost<<

1 Deutscher Nationalkongreß der >>Nationalen Front<< in

Berlin. Wilhelm Pieck erklärt den Nationalen Widerstandgegen die Besatzungsmächte in der BRD.

Die >>Zeugen Jehovas<< werden aus der Liste der zugelassenen Religionsgemeinschaften gestrichen.

Uraufführung des >>Mansfelder Oratoriums<<, Text Stephan

Hermlin, Musik Ernst Hermann Meyer.

Das Planetarium in Jena wird wiedereröffnet.

Gesetz über die Errichtung des Patentamtes der DDR.

Sprengung der Ruinen des Berliner Stadtschlosses.

Wilhelm Pieck eröffnet die 1. Landwirtschaftsausstellungin Markkleeberg.

Gesetz zum Schutz von Mutter und Kind und der Rechte

der Frau.

Die DDR wird Mitglied im Rat für Gegenseitige Wirt-schaftshilfe.

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Zeittafel 195

1. Oktober

5. Oktober

7. Oktober

10. Oktober

15. Oktober

15. Oktober

22. Oktober

29. Oktober1. November

8. November

16. November

19. November

20. November

30. November

8. Dezember

15. Dezember

20. Dezember

Eröffnung der Hochschule für Musik >>Hanns Eisler<< in

Berlin.

Der amerikanische Sänger Paul Robeson tritt in Berlin auf.

Der Nationalpreis für Kunst und Literatur wird verliehen,

u. a. an Arnold Zweig.

Am Potsdamer Platz in Berlin West) werden auf einer

großen Leuchtschrifttafel Nachrichten in den Ostteil derStadt übermittelt. Aus Berlin Ost) wird die Propagan

daaktion mit lautstarker Musik, u. a. mit dem Lied >>Ami

go home<<, beantwortet.

Wahlen zur 1. Volkskammer, zu den Landtagen, Kreis

tagen und Gemeindevertretungen; gewählt werden die

Kandidaten der Einheitsliste der Nationalen Front.

In Berlin, Französische Straße, eröffnet das >>Cafe Praha<<.

Gründung der Deutschen Hochschule für KörperkulturDHfK) in Leipzig mit 10 Lehrkräften; 96 Studenten neh

men ihr Studium auf.

Erste DDR-Meisterschaft im Billard.Das erste >>Parteilehrjahr<< findet statt, rund eine MillionSED-Mitglieder und Kandidaten nehmen daran teil.

FDJ-Funktionärskonferenz unter der Losung >>Stürmt die

Festung Wissenschaft<<.

Eröffnung des Theaters der Freundschaft Berlin.

In der neuerbauten Werner-Seelenbinder-Halle in Berlin wirddie erste Winterbahn für Amateure im Radsport eröffnet.

Die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe wird gebildet.

Der Ministerpräsident Otto Grotewohl schlägt der Bundes-regierung die Bildung eines >>Gesamtdeutschen Konstituierenden Rates<< vor.

DEFA-Kinderfilmpremiere >>Das kalte Herz<< von Paul Verhoeven mit einer Paraderolle Erwin Geschonnecks als Hol

länder-Michel; erster Farb- und Märchenfilm der DEFA.

Die Volkskammer beschließt das >>Gesetz zum Schutz des

Friedens<<.

Nach Protesten und passivem Widerstand der Arbeiter werden in der DDR die kurz zuvor abgeschafften Weihnachts

gratifikationen vorerst wieder ausgezahlt.

1950 verlassen 197 788 DDR-Bürger das Land.

Torschützenkönig derOberliga:

Heinz Satrapa von

der ZSG Horch Zwickau

mit 23 Treffern

neue Bücher:

F C. Weiskopf

>>Abschied vom Frieden<<

Eduard Claudius

>>Vom schweren An

fang<<

Stefan Heym

>>Kreuzfahrer von

heute<<

Erich Loest

>>Jungen, die übrig

blieben<<

27

aul Robeson

Oberliga-Plazierung

1950

1 ZSG Horch Zwickau

2. SG Friedrichstadt

3. BSG WaggonbauDessau

4. BSG KWU Erfurt

5. ZSG Union Halle

6. BSG Franz Mehring

Marga

7. BSG Märkische

Volksstimme

Babelsberg

8. ZSG Industrie

Leipzig9. BSG Einheit

Meerane

10. BSG Hans Wedler

Stendal

11. SG Gera Süd .

12 . ZSG Altenburg

13. ZSG Anker Wismar

14. BSG Vorwärts

Schwerin

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  28

Nachweise

Die Karikaturen stammen von

Ferdinand Barlog: 13 , 49 65, 90 u., 105, 119

Gerhart Bergmann: 35

Herluf Bidstrup: SO 72 111

Hans Bradtke: 20 68, 77 o. 78 98 113, 115Harald Kretzschmar: 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127

Erwin Kutz: 24

Horst von Möllendorff: 52, 58Mrawek: 37

Hansgeorg Myr: 31 u., 47 u., 57 o. 62, 77 u. 82, 87, 89, 971.,

Pinguin: 31 o. 39, 42, 94 97 r.

Karl Schrader: 85

Elizabeth Shaw: 22 30, 40 100

Günther Strupp: 17Georg Wilke: 15 27 80, 102

Hermann Wilke : 31 m. 38 90 o.

Für die freundliche Genehmigung zum Abdruck danken wir den Auto-

ren, Zeichnern, Erben, VG Bild Bidstrup, Shaw). Zahlreiche Beiträgestammen aus den Zeitschriften »Frischer Wind« und »Ulenspiegel«; au

ßerdem haben wir zeitgenössische Plakate abgedruckt. Nicht in allenFällen ist es uns gelungen, Rechteinhaber und Rechtsnachfolger zu er

mitteln. Berechtigte Honoraransprüche bleiben gewahrt.

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Von der Sowjetunion lernen

heißt siegen lernen