Sternstunden des DDR- Humors / 1961 - 1962

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Die Jahre 1961 1962: Lieber schlankweg in den Westen

als dicke da im Osten

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Otto Stark: Ein Kabarettist fürchtet sich nicht

1 Kapitel: Lieber schlankweg in den Westen

als dicke da im Osten

Renate Holland-MoritzAllet aus Propajanda

John StaveVorsicht LiebesgabenHorst BeisseEs kommt was an

Hansgeorg StengelBesuch von drüben

Ottokar DommaMein schönstes ErlebnisDeutlichErwin F B AlbrechtIm Bundeshimmel

Lothar KuscheBürger haltet die Ostsee sauber

2 Kapitel: Alles zum Wohle des Volkes

Humorvolles aus dem AlltagC U WiesnerFrisör Kleinekorte äußert sich

zur Weltraumfahrt

Achim FröhlichGeht nicht

Rudi StrahlVon morgens bis abends

Achim FröhlichEin tragischer Verlauf

Peter GauglitzÖfter mal 11mräumenErich HankoFrau Bramke und das PolyvinylchloridHans-Joachim PrellDer Tierarzt

„3 Kapitel: Lernen lernen nochmals lernenAls w r Schüler und Pioniere waren

Ottokar DommaUnser Werklehrer Pankraz

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Inhalt

Alfred Schiffers••

So eine Uberraschung

Joachim PrieweUm die Zukunft keine Bange

Alfred SalomonEine Fünf

JohnStaveDie Aufklärung

Irmgard Abe

Geschlossene Gesellschaft

4. Kapitel: Was des Volkes Hände schaffenWir Werktätigen in Stadt und Land

Hansjoachim Riegenringesuch bei Freund Eduard

Joachim Priewe

DorfkrugstudieGünter KroneDie Grenzen der Technisierung

Arwed BouvierDas Versicherungsgeschäft

Günter GregorTagebuchnotizen eines Dorfbürgermeisters

Jochen PetersdorfNachrichten

John StaveLesen und lesen lassen

5. Kapitel: Heißer SommerVon Ostseestrand, Datsche und Jugendclubs ...

Ulrich SpeitelSchlaf der Ungerechten

Ralph WienerDer Wackelstein

Erwin F. B. AlbrechtDer positive Kellner

Ulrich SpeitelUrlaubsfreuden ohne Urlaub

H. J. SteinDeutsche Bahnhöfe

John StaveDer Hieb auf den Kürbis

6. Kapitel: Höher, schneller, weiter

Sportlich sportlich

Erwin F. B. AlbrechtWie ich Sportzecher wurde

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Alfred SchiffersWie s im Tagebuche steht

Rudi StrahlDer Weitgereiste

Hansjoachim RiegenringAuf dem Anstand

John StaveWer wird Fußballmeister 962

7 Kapitel: Unter vier AugenÜber Verliebte und Verheiratete

Peter GauglitzAmor lebt

Joachim PrieweDer Hausfreund

Herbert SeifertGedanken in einem kalten Zimmer

John StaveMehr allgemein

Hansgeorg StengelGruß nach vom

Peter GauglitzCampingküsse

Jochen PetersdorfDauer-Renner

Renate Holland-MoritzModeme Ehe

Ralph WienerIch liebe Ingeborg

8 Kapitel: Wo wir sind ist vornEs geht seinen sozialistischen Gang

C U WiesnerFrisör Kleinekorte und der neue Mensch

John StaveWeshalb

Ulrich SpeitelWas der Mensch alles braucht

Nils WernerDer Tod des Schlagwo.rts

Lothar KuscheMinister im Traum

Zeittafel

Rechtliches

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Die Wahrheit in der osentasche

Si Ct 6 A ottist ~ r e l t o t siele Hielct

Man hat mich gebeten, für die Sternstunden des DDR-Humors ein passendes, lustiges, geistreiches Vorwort zu schreiben. Aber wie soll mandie Jahre 61-62 beschreiben: satirisch, humoristisch, ärgerlich oder garfröhlich? Es war die Zeit des Mauerbaus, des Kalten Krieges, der Frieden war in Gefahr. Alles ernste Probleme. Es gab eine Abgrenzung derIdeologien. Jeder hatte recht und die Wahrheit in der Hosentasche. Auf

welche Wahrheit konnte man sich berufen, auf Links oder Rechts, aufOben oder Unten, Ost oder West? Was ist überhaupt Recht? Man sollteangemessen urteilen über Recht und Unrecht, und auch da gibt es Probleme, wie eine Anekdote aus der k. und k. Monarchie erzählt: Es kommtein Mann zu einem weisen Rabbi und bittet ihn, einen langjährigen Streitzwischen zwei Freunden zu schlichten. Er stimmt zu, hört sich den er

sten an und sagt: »Du hast recht.«Er hört sich den zweiten an und sagt:»Du hast auch recht « Daraufhin meint die Frau des Rabbis: »Aber es kön

nen doch nicht beide recht haben.« Der Rabbi nickt und sagt: »Da hastauch du recht « Ich habe oft an diese Anekdote gedacht, wenn ich vorEntscheidungen stand, auf der Bühne oder im Leben. Sie erinnert michauch an den 13. August 1961, als ich mit meiner Frau in der Wachau in••

Osterreich war und wir an einem schönen Sonntagmorgen spazierengin-gen und ich aus einem offenen Fenster über die Grenzziehung in Ostberlin hörte. Wir diskutierten im Familienkreis, ob wir zurückkehren oder

in Österreich bleiben sollten. Onkel Willi, der letzte Überlebende der Familie, hörte zu und sagte zu meiner Frau: »Du kannst doch nicht deinealten Eltern allein lassen«, und zu mir gewandt: »Du gehst natürlich mit.

Was willst du hier in Wien? Hier kennst du alle Nazis. Drüben sind auchwelche, aber die kennst du wenigstens nicht.« Wir fuhren drei Tage später zurück. Mein Schwiegervater wunderte sich, warumwir zurückkamen.»Um uns braucht ihr euch keine Sorgen zu machen«, meinte er lachendund setzte schmunzelnd hinzu: »Wir sind bestens geschützt durch eineMauer.« Ja, wir waren jetzt bestens geschützt durch einen »antifaschisti

schen Schutzwall«. Ganz wohl war uns dabei nicht. Aber wir spieltenwieder Kabarett mit großer Freude und all den kleinen und großen Sor

gen, die uns damals der Alltag bescherte.Da mein Vorwort nicht ganz so lustig ausfiel, hoffe ich, daß Sie umso mehrFreude an den Beiträgen in diesem Buch finden werden. Ich wünscheIhnen viel Spaß und schließe mit den Worten von Winston Churchill, alser sich als Politiker verabschiedete: »Ein kluger Mann macht nicht alleFehler selber ... Er gibt auch anderen eine Chance «

Otto Stark

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»Hast du schon gehört? Die AutobahnBerlin-Rostockwird nun dochnicht gebaut?«»Wieso dennnicht?«

»Weil sie die Betonteile erst mal umBerlin herum zumTrocknen aufge

hängt haben. «

Lieber schlankweg in den Westen

Renate Holland Moritz

Isset denn die Möglichkeit, die Buntzeln Seit wann arbeiten

Sie denn in Schöneweide? Na nu weenen Se man nich, ickweeß schließlich am besten, wie weich eim inne Knie wirdohne det jute Hartjeld. Wir ham et ja alle nich einfach in die

Zeit, wo se uns so brutal von unse Brida abjespalten ham, detman se nich mal mehr mit een paar Scheiben Kotlett unta de

Arme jreifen kann.Na abajewiß doch hab ick mir einjedeckt Alladings weeß icknich wat ick mit die zehn Kilo Mehl anfangen soll, weil bei unsze Hause doch ja keena Kuchen jeme ißt. Wat meine linke

Nachbarin is, die hat sich for hundert Mark Backpulvajekooft.Zu wat die so ville Triebmittel braucht, is mir unklar. Mit ihm

dreihundat Funt Lebendjewicht übalebt die jlatt die nechste

Hungasnot.Nee wissen Se Buntzeln, det is ja jetzt übahaupt keen Leben

mehr. Meine Uffwartung mußte ick ja nu ooch entlassen. Nu

kann ich mir wieda selba beit Dreckfejen inne eijene Wohnung

machen. Jewiß Arbeit schändet nich aba wenn man so lange eenjuten Posten als Raumflejerin in Neukölln hatte, kommt man

sich bei so niedrije Varrichtungen doch een bißken schebich vor.Also wat mir am meisten schmerzt bei die neuen Maßnahmen,

det is, wie sich die Menschen zu ihm Nachteil vaändem duhn.Wat mein Jroßen seine Braut is, unse Helja, die is doch bei denprivaten Jrünkramhändla Meier aus de Schulzendorfa Vakäu

ferin. Die janzen Jahre hatta nüscht an se auszusetzen jehabt,weil er jenau wußte, bei die erste demlije Bemerkung kricht er

die Flebben vor die Beene. Unse Helja hat'n damals klipp undklar ausenandaposementiert, det se sich ooch nach Kreuzberch

vaändem kann. Und wat glooben Sie Frau Buntzel, wat sicholle Meier vajangene Woche alaubt? Er sacht, Helja könnte ru

hich ooch mal den Laden ausfejen, und wenn se sich nich eenandan Ton for de Kundschaft anjewöhnt, muß er leida uff ihr

vazichten. Det klee ne zarte Medchen hat sich bald die Seele

aus dem Leib jeweent. Det der West-Ofen nu aus ist, ist schon

traurich jenuch. Aba det Meiern so was ausnutzt, det finde ick

direkt unmoralisch. Also denn machen Sie et man jut, Buntzeln. Inne Paradiesstraße soll et übrijens Pilze jeben. Die janze

Jahre jabs bloß drühm weiche. Da sehen Sie wieda mal, zu watvor Methoden der Osten jreift - allet aus Propajanda

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Lieber schlankwes in den Westen1 1 2

John Stave

llorsie t

Unlängst bekommt unser Opa auf einmal ein Paket. Wir sinderstaunt. Aber die Anschrift stimmt genau. rr öffnen also dasPaket. Und was ist da alles drin? Sonneneiernudeln, ein Päckchen Krafts Scheibletten, Graupen, Margarine, Dr.-Oetker-Pudding und ein Brief. »Laß Dir alles gut schmecken, mein Junge«,steht in demselben. »Nie werde ich vergessen die schönen Stunden, die wir beide voriges Jahr in Berlin verbrachten. Nun trenntuns bekanntlich die Mauer, die uns allen ein Dom im Auge ist.Damit Du etwas von der Freiheit noch hast, sende ich Dir dieseLeckereien. Laß Dir alles gut bekommen, und schicke mir noch

ein paar Anschriften, damit ich dieseauch erfreuen kann. Bleibe auchhübsch gesund. Ein frohes Weihnachtsfest ... «

Wir lassen den Brief sinken undglotzen uns erstaunt an. Das ist jwirklich nett von dem Mann aus Lüneburg. Unser Opa hat uns nie vonihm erzählt, von den schönen Stun

den voriges Jahr. Aber das war jauch schlecht möglich; denn Opa ist

bereits im Jahre 1952 gestorben.rr haben noch ein bißchen überlegt

und das Paket ein paarmal unschlüssig rumgedreht und beklopft.Dann haben wir das ominöse Paketzur Polizei getragen. Wir hatten dasundufte Gefühl, der Dr. Oetker woll

te uns vergiften ...Über die Polizei sind wir schließlich zum Zoll gekommen. Dasist j sehr interessant dort. Die vom AZKW zu deutsch: Amtfür Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs) kennen schon ihrePappenheimer. Der eine der Zollisten nimmt unser Paket, gucktsich die Schnur an, pfeift wie ein Kriminaler durch die Zähneund sagt uns, daß es sich bei diesem Paket um ein sogenanntes Organisations-Paket handle, das von der Beförderung durchdie Post ausgeschlossen ist und der Beschlagnahme durch den

Zoll verfallen muß diese Maßnahme wird bei familiären Ge-

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und d nn schreibt

sie noch w s vom Duftder großen weiten

Welt

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  2 Lieber schlankweg in den Westen

schenksendungen natürlich nicht angewandt, sofern sie den

internationalen Zollbestimmungen entsprechen .

Da gibt es nämlich in der Bundesrepublik Leute, die um jeden

Preis Freude ins DDR-Haus bringen wollen. Sie trompeten in

allen Bundesländern herum, daß die Menschen unter Ulbrichts

Gewalt nichts zu essen haben, und deshalb immer in den einschlägigen Parkanlagen die Rinde von den Bäumen abknabbern

müssen. Jedenfalls wird Geld zusammengetrommelt, und dann

werden die Pakete gepackt. Oberflächlich könnte man dieseTrommler für wahre Menschenfreunde halten. Aber sie haben

nun mal das Bedürfnis, neben der leiblichen Kost auch für das

geistige Wohl unserer bedauernswerten Bürger zu sorgen.

Im Kl KW Magdeburg betreten wir eine große Buchhandlung.

Jedenfalls fühlt man sich in eine solche hineinversetzt, wenn

man das Tausende von Bänden umfassende Literaturlager be-

trachtet. Alles Werke aus beschlagnahmten PakeDa muß man sich in der armen Ost- ten. Von der niedrigsten Pornographie bis zum El-

zone revanchieren. binger Bildkalender, von der »Schlucht des Grau-

ens« bis zu »Panzern, die Richtung Baku rollen« ja

bis zur offenen Anti-Sowjet-Hetzschrift reicht das Sortiment.

Und für solche oder ähnliche Liebesgabensendungen zeichnen

dann westdeutsche Heimatverbände als Absender oder - was

uns besonders gefallen hat - die »Evangelische BruderhilfeBremen«. Aber sie bedienen sich auch privater Absender ohne

deren Kenntnis.

Andere Liebesgaben aus dem Westen sind noch konkreterer

Natur. Es handelt sich um Zaster. Um solchen Zaster, der Re

publikflüchtigen nun nichts mehr nutzt. Sie lassen ihn in die

alte Heimat zurückkehren. In Zigarettenschachteln versteckt,

in Schokoladentafeln, in Bonbonpapier und so weiter. Seit dem

13. August sind m privaten Geldversand über 100 000 entdeck

te DM über die Staatsgrenze gekommen.Da muß man sich natürlich revanchieren. Und dann geht aus

der armen Ostzone so was nach drüben: in Kuchen eingebakkene goldene Eheringe, ganze Besteckkästen, Knackwürste, in

»Anfeuerholz« versteckt, Puppen, die um den Leib Armbanduh

ren tragen, nagelneue Bettwäsche, Untertrikotagen und so wei

ter. An hochwertigen Textilien wurden auf diese Weise pro Jahr

für viele Millionen DM Ware nach dem Westen verschenkt.Eine Frage zum Schluß: Können Sie uns sagen, weshalb bei

spielsweise Bettwäsche bei uns so knapp ist? Nee nich?

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Lieber schlankwes in den Westen

Horst eisse

»Sie, Schrödem, wissense schon von de Dahlienstraße?«

»Nee, Frau Lemke, was isn da? «

»Also, Schrödem, bei Meiern in de Dahlienstraße is wat unterwegs Na, Se wissen schon, was ick meine. Man spricht ja

heute nich so drüber ...«

»Ach, wie mir des freut für die Leute, Frau Lemke Ick weeß

ja nischt, und ick kümmer mir ja nie drum, aber ... et is doch

wohl det erste, wa? «

»Nee, Schrödem, det dritte schon Die jehören woll zu denen,

die nie jenuch kriejen können. Die Tochter von Meiers hat

ihret ja ooch schon lange haben wollen. Und überall hin

habense jeschrieben, und nun wird et endlich ankommen. Mei-

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•ieber schlankweg in ~ n Westen

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ers Elli is jetzt wie ausjewechselt Und die Oma freut sichooch.«»Klar, Frau Lemke Hoffentlich wird det bei Elli nich so kleen. «

»Det wolln wa wünschen, Schrödem. Is ja wat Wertvollet,

nicht? Ooch wenn man Loofereien hat.«

»Na ja, Frau Lemke, wenn de Jahre so verjehen, hat man im-merhin ne kleene Hilfe, wa?«»Üogenblick mal, Schrödern Da is eener an de Düre draußen.

Ick jeh mal raus. - Sehn Se, nun is et da Der Briefträger hat

et mir eben erzählt. Bei Meiers is et schon anjekommen, Schrö

dern «

»Jotte, nee, Frau Lemke, was is et denn? Een Junge oder een

Meechen?«»Quatsch Ick hab et Ihnen doch anjedeutet ... een Westpaket «

Man spürt es gleich am sanften Hub der Schritte,

am Schal des Mannes und am Duft der Frau:

Hier handelt's sich um eine Stippvisite

der Bundesrepublik in Crimmitschau.

Das mindeste: Die Dame ist Komtesse

und er Besitzer einer Tuchfabrik.

Sie haben Geld wie Heu und Auslandspässe,

und ihre Fotos stehen in der »Quick«.

Man würde beide schrecklich gern befragen.

Doch geht man ganz behutsamn auf sie zu,

hört man den Dünkel der Gesäße klagen:»Wir sind zu vornehm für ein Interview «

Nur der Hoteldirektor Heinrich Lehmann

weiß, weil sie auf dem Meldezettel stehn:

Es sind die Gerbersgattin Koch plus Eh'mann

aus Hof, die schwänzelnd durch die Straßen gehn .

ansgeorg Stengel

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Ottokar Domma

IS

Meine Mutter sagte daß sie eine dringende Fahrt nach Berlin

machen möchte weil doch die Italiener jetzt wieder so schön

legen und das Pfingstfest vor der Tür steht. Darauf hab ich dieTür aufgemacht wo aber kein Pfingstfest gestanden hat son

dern unser individueller Misthaufen. Der stank.

Wie ich zurückgekommen bin in die gute Stube hat mich meine

Mutter ganz ernst angesehen so wie damals bei den Masern

und gesagt daß ich mit darf nach Berlin wenn ich keinem

Menschen etwas verrate. Ich hab ein ganz verschwiegenes Ge

sicht gemacht und geantwortet daß so einer wie ich der den

langen Zahel Arthur glatt hinlegt niemals nicht etwas verra

ten wird. Als es soweit war hat meine Mutter einen Brief fürdie Klassenlehrerin geschrieben daß sie mit mir ganz drin

gend zum Arzt muß. Die Lehrerin ist mir über den Kopf gestrichen und hat mir freigegeben. Da hat sich meine Mutter mäch

tig gefreut.

Wie wir dann zum Bahnhof gegangen sind war meine Mutterviel dicker als sonst. Im Zug hat mich meine Mutter gefragt

wo wir hinfahren. Ich habe gesagt daß wir nach Berlin fahren

aber sie hat gesagt daß wir nicht nach Berlin fahren sondern

nach Potsdam zu Tante Frieda und ich soll mir das einprägen.Meine Mutter hat mich dann noch siebenundzwanzig mal ge

fragt wo wir hinfahren und ich hab dann siebenundzwanzig

mal gesagt nach Potsdam zu Tante Frieda. Ich wollte wissen

wer Tante Frieda ist und ob sie auch so geizig ist wie Tante

Alma. Aber meine Mutter hat bloß ganz verzweifelt geguckt.

Ich soll meinen Mund halten hat sie gesagt und daß sie es

schon bereut weil sie mich mitgenommen hat. Ich hab dann

die Telegrafenstangen gezählt.

Dann sind wir umgestiegen in einen Zug mit großen Fensternund ohne Lokomotive. Wie wir gesessen haben setzte sich ein

sehr schönes Fräulein neben mich. Die hatte rote Lippen und

reiche Eltern weil sie so gut roch. Bei meiner Mutter saß ein

dicker Mann. Der hat dauernd geschwitzt. Wie wir gefahren

sind wollte meine Mutter wieder wissen wo wir hinfahren.Ich hab gesagt: Nach Potsdam zu Tante Frieda. Meine Mutter

hat sich darüber sehr gefreut und die anderen angeschaut ob

sie sich auch freuen. Aber die haben sich nicht gefreut weil der

Wer ist der größteFeldherr der Welt-

-  _

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. . ? . .· . ..

. geschichte. . ..  •. . „

Walter Ulbricht . .Er hat zwei Millio·nen Menschen fu

die Flucht geschlagen und 17 Millio

en gefangengenom

men.

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>>ndlich   die gute West-

medizin. Ieh freue mich

aufmeine Krankheit <<

- Lieber schlankweg in den Westen

Dicke immer noch schwitzte und das schöne Fräulein gelesen

hat. Wie der Zug wieder hielt hat meine Mutter auf einmalauch geschwitzt. Der Dicke hatte sie angesteckt. Dann kam ein

Genosse Grenzer und hat mit seiner Hand gegrüßt. Er hat ge-

sagt »Ausweijittee« und in die Büchlein geguckt; die ihm die

Leute hinhielten. Das von meiner Mutter hat vor Freude gezittert weil ich so schön sagen konnte wo wir hinfahren. Aber

der Genosse Grenzer hat das nicht gesehen weil er immer zu

dem schönen Fräulein schauen mußte.

Als wir mitten in der Stadt waren hat meine Mutter aufgehört

zu schwitzen und geseufzt daß sie Gott dankt. Dann sind wir

ausgestiegen. Meine Mutter ist oft vor den Schaufenstern ste

hengeblieben und sie hat mich gefragt ob das schön ist. Ich

hab gesagt Potsdam ist schön und wann wir endlich bei Tante

Frieda sind denn ich hatteschon einen mächtigen Hunger.

Dann ist meine Mutter in ein

Geschäft rein wo alles nur so

blitzte und nach Käse stank.

Die Frau hinterm Ladentisch

hat laut aufgeschrien und zumeiner Mutter gesagt wie sie

sich freut. Ich dachte mir

gleich daß das Tante Frieda istund eine eingebildete Stadtnu

del weil sie meine Mutter mitSie angesprochen hat. Und ich

hab gedacht ich spiel ihr einen

Schabernack.

Dann hat Tante Frieda zu mirgesagt daß sie jetzt schnell mit meiner Mutter ins Wohnzim

mer muß und ich soll im Laden aufpassen und sagen daß sie

gleich wieder da ist. Ich hab gesagt ich paß schon auf und ichhab in meinen Taschen gewühlt und einen dicken rostigen

Nagel gefunden. Den hab ich in einen dreieckigen Käse ge-

drückt bis er nicht mehr zu sehen war und ich hab das Silber

papier wieder mit Spucke angeklebt. Und wie ich hörte daß

meine Mutter mit der Stadtnudel wieder zurückkommt hab ich

schnell noch ein paarmal in den Quark gespuckt weil sie so

geizig ist. Meine Mutter war jetzt viel dünner als vorher und

hat immerzu gelacht und gesagt daß ihr jetzt leichter ist. Tante

Frieda schenkte meiner Mutter einen Käse und hat mit ihrer

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Lieber schlankweg in den e s ~ ~ p

feuchten Hand über meinen Kopf gestrichen und gefragt ob ich

einen Kauboifilm ansehen will. Ich habe gesagt daß ich Hunger hab und ich hab ihr die Zunge gezeigt aber nur von innen.

Meine Mutter konnte jetzt viel schneller gehen als vorher und

hat immerzu im Kopf gerechnet. Vor einer Bude hat sie mich

gefragt ob ich ein schönes buntes Heft zum Lesen will. Ich

habe mir eins ausgesucht wo ein Mörder einem Mann die Gurgel zudreht und seine Augen schon draußen waren. Der Verkäufer hat gesagt das ist ganz spannend und man liest es in

einem Zuge. Ich habe gesagt daß ich es lieber zu Hause lesen

will und nicht im Zug, weil es dort so wackelt.

Wie wir zu Hause angekommen sind hat meine Mutter zumVater gesagt sie hat was Schönes mitgebracht und sie hat in

ihrer Tasche geraschelt. Wie sie ihm den Käse gegeben hat hat

Vater gleich das Papier abgewickelt und hineingebissen. Auf

einmal hat er gelauscht und ganz dumm geguckt. Dann hat er

seinen Mund wieder aufgemacht und blutige Käsebrocken aus

gespuckt und ein Stück vom Zahn. Und er hat meiner Mutter

das andere Stück Käse ins Gesicht geschmissen. Dabei fiel ein

Nagel runter.

Dies war mein schönstes Erlebnis.

' D o ~ t l i e l aZwei halbstarke Westberliner in Lederjacken und Niethosen

schlendern - die Hände tief in den Taschen vergraben - auf den

Kampfgruppenposten an der Bemauer Straße zu. »Wo möchten Sie hin?« fragt der Genosse Kämpfer.»Zu Hause « sagt der längere der beiden recht lässig.

Und mürrisch kommen sie der Aufforderung nach ihre West-• •

ausweise vorzure1gen.

»Die Strelitzer Straße«  sagt der Genosse Kämpfer »ist gesperrt. Bitte benutzen Sie die Brunnenstraße als Übergang «Der kurze Halbstarke räsoniert: »Jestem war noch uff. rr jehn

schließlich immer hier durch «»Sehn Sie«, sagt der Posten »und nun nicht mehr «»Dürfen wa det als amtliche Mitteilung uffassen?«

»Klar«, sagt der Genosse Kämpfer, »diese Angabe erfolgte mit

Gewehr «

In den 60er Jahrengab es eine Ausschreibung für denIn- und Außenputzder Mauer.Fünf Mann bewar-ben sich für den .

Innenputz und ,„.

zehn Millionen für .den Außenputz.

7r

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  8

Lieber schlankwes in den Westen

Erwin F B Albrecht

Es war nicht ganz einfach gewesen hinaufzukommen. Ein junger Elegant in Cut und gestreifter Hose der so gar nichts mitdem alten Petrus gemein hatte empfing mich.

»Nennen Sie mich Mr. Peters« sagte er »ich bin ein Jünger von

Old Petrus.«»Es hat sich hier wohl allerhand verändert?«»Kann man wohl sagen. Seitdem die Ostmenschen in das Welt-

all vordringen haben wir uns in den Hinterhimmel verzogen.Man läßt sich schließlich nicht gern alle naselang von so einemSputnik in die Fenster gucken nicht wahr?«

»Und Sie haben den Umzug wie man hört gleich zu einer durch-

greifenden Renovierung benutzt?«»Genau« bestätigte der junge Herr »die Fassade ist zwar nochdie alte wegen der Werbung mit Posaunenengeln und so aberinnen werden Sie staunen. Alles nach streng freiheitlichen Ge-

sichtspunkten reorganisiert.«Er führte mich über einen Vorhof zu einem gewaltigen fünfek-

kigen Gebäudekomplex. Ich stutzte. »Nanu? Ein Pentagon?«»Die zweckmäßigste Form für den Bundeshimmel«  erklärtemein Begleiter. »Am besten werfen wir erst einmal einen Blickin das Innere. Bitteschön sehen Sie selbst.«In einem umzäunten mit der Überschrift »Soldatenhimmel«versehenen Sandkasten saßen Friedrich der Zwote BismarckWilhelm der Letzte und Hindenburg. Sie tranken französischenBurgunder während im Hintergrund ein Ochse am Spieß briet.In zahllosen Hollywoodschaukeln ließen sich MillionärsdamenAustemcocktails Sekt und kalten Fasan servieren am Randeeines Swimming-Pools bewirtete Großadmiral v Tirpitz in Voll-

bart und Badeanzug eine kreischende Gesellschaft von Starletts aus Marinefilmen mit Rheinsalm und Gebirgsforellenwährend braun uniformierte Gestalten mit weißen Paradegamaschen an Lagerfeuern saßen gebratene Hühner verschlangen Whisky tranken und aus Colts schossen. Auch hier obenwollten die Millionäre und die Generale nicht auf die Besatzungsmacht verzichten.»Es wird leider schon wieder ein bißchen eng« bedauerte Pe-

ters »die Eingänge mehren sich rapide denn statt dreihundert

Millionären besitzt die Bundesrepublik jetzt bekanntlich über

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Lieber schlankweg in den Weste n ; 

achttausend, und ihre Ansprüche werden immer größer, nach

dem ihr irdisches Aktienkapital von dreißig auf über siebzig

Milliarden angestiegen ist.«

»Und wo bleiben die kleinen Leute?« fragte ich. »Man sieht

nicht einen einzigen einfachen Menschen.«

»Sie Unschuldsengel«, lachte Peters, »woher sollen denn die

kleinen Leute hier oben die Miete nehmen Die können wir na-türlich nur im Souterrajn unterbringen. Aber es geht ihnen da

ganz gut, nachdem wir die Abteilung Kundendienst eingerich

tet haben, die wir nun besichtigen wollen.«

In einem Büro von der Größe eines Exerzierplatzes saßen Hun-

derte himmlischer Sekretärinnen, lauter Engel, mit Kopfhörern

vor einer Art von Klappenschränken und machten Notizen.

»Hier notieren wir schon bei Lebzeiten die Wünsche unserer

Kunden, damit wir sie nach ihrem Eintreffen individuell beleh

ren können, daß eine Erfüllung nicht möglich ist, daß sie sich

vielmehr auf die Einrichtung der neuen Himmelssteuer einzu-

stellen haben.«

»Aha. Und warum können Sie die Wünsche der kleinen Leute

nicht erfüllen?«

»Lediglich aus Fürsorge. Viele von ihnen wünschen sich bei-

spielsweise mehr Fleisch und Delikatessen. Sie übersehen, daß

ihnen das üppige Leben nur schadet.«

Ich sah einer der Damen über die Schulter »Hugo Meier, Rentner, 67, Duisburg«, notierte sie, »fleht um Erlaß weiterer Miet-

erhöhungen. Karola Schmitz, Hausfrau, 48, Köln, wünscht sich

Stop der steigenden Lebensmittelpreise. Jupp Lindner, Arbei-

ter, 30, Essen, verflucht Mehrbelastung durch Sozialversiche

rung-«

»Sie sehen«, meinte Peters, »daß die Leute Unmögliches ver

langen. Als wenn sie noch nie was von himmelhohen Preisen

gehört hätten «

»Aber warum gehen hier nur immer Wünsche von meinen Leu-ten ein?« fragte ich.»Weil die Großen in der Bundesrepublik naturgemäß den Him-

mel bereits auf Erden haben«, erwiderte Peters mit Bestimmt

heit, »aber kommen Sie, meine Zeit ist knapp, ich habe den

heutigen Eingang an Selbstmördern noch nicht abgefertigt.«

»Einen Moment noch, Sir«, bat ich, »was ist das für ein Lärm

über uns?«

»Okay, kommen Sie mit.« Peters schob mich zum nächsten Pa

ternoster. »Werfen Sie noch einen Blick in eine Sitzung unse-

  9i

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2

))Wzr sind eine seriöse

Zuckerimportfirma und

Sie meine Herren ar-beiten im Außendienst.

ieber schlankweg in ~ s t e n1

res Aufsichtsrates. Wie Sie vielleicht noch nicht wissen wer

den haben im renovierten Bundeshimmel die Aufsichtsräte den

Rang von Heiligen. Und wenn ich nicht irre spricht gerade der

heilige Dividendus der auf Erden Stinnes hieß. Rechts von

ihm werden Sie den alten Krupp erblicken der bei uns der hei-

lige Profitius heißt links den alten Thyssen jetzt der heilige

Multimill genannt.«

Ich blickte in eine Gesellschaft gut angezogener Schmerbäu

che Specknacken und Kahlköpfe. An ihren Jacketts schimmer

te als Bruststern ein Heiligenschein. Die meisten tranken

Karlsbader Brunnen. »Und so freue ich mich meine Herren«

y  

sagte der heilige Dividendus »Ihnen mitteilen zu können daßder Himmel nach der Renovierung und Einführung der Kleinen

Leute-Steuer endlich wieder einen Gewinn abwirft. Entspre

chend unseren großen Vorbildern in der Bundesrepublik wer

den wir in diesem Jahr an unsere Herren Aktionäre elf Prozent

Dividende ausschütten und den doppelten Gewinnbetrag als

Rücklage verbuchen können.«

Mir wurde übel und wir gingen. Am Ausgang saß brabbelnd

ein Bettler. Er trug ein Armesünderhemd aber auf der Brust

einen Ordensstern in Form eines Heiligenscheins.»Ein Verrückter«  erläuterte Mr. Peters »er leidet an Hunger

ödemen bildet sich seitdem ein er gehöre zum Aufsichtsrat

und plädiert am Straßenrand für die Aufhebung der finanziel

len Lasten.«

»Einer aus dem Souterrajn« sagte ich bedrückt.

»Wir lassen ihn ruhig machen« meinte der Empfangschef her

ablassend »denn wir sind ja schließlich hier im Himmel der

Freiheit.«

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  P N

Lothar Kusche

i4r11or altot dio Ostsoo sa-.Oor

Zu Beginn der Zeiten schuf Gott das Meer, »mit allem, was drin

ist«. Seither: sind noch Unterseeboote hinzugekommen.A. Polgar

Wenn der Sommer endlich da ist, drängt j hierzulande alles

zur Ostsee. Schon Heinrich Mann fand, Heringsdorf sei ein Vor

ort von Berlin. Ohne Ostsee kann sich ein rechter Bürger un

seres Staates überhaupt nicht erholen, obwohl man nachweis

lich im Gebirge auch einen hübschen Sonnenbrand kriegen

kann. Der Unterschied zwischen Ostsee und Gebirge besteht

ja hauptsächlich darin, daß im Gebirge weniger Kurkonzert

verübt wird.

Schwedenland, du hast es besser Um sich möglichst viel Ost

seeküste zu verschaffen, haben die Schweden nämlich die so

genannten Schären erfunden oder zumindest vorgefunden: un

zählige Inselchen, von denenjede ringsherum lauter Küste hat,

und entsprechend viele Leute können da baden gehen.

Natürlich haben wir auch schöne Inseln, kleine und große. Eine

der kleinsten ist die Greifswalder Oje. Ihren Namen verdankt

sie einem Manne, der vor langer, langer Zeit bei einem großenWind in einem kleinen Boot an ihr vorüberfuhr. Als er seinenKameraden gerade die Insel zeigen wollte, fühlte er sich plötz

lich ganz hundeelend, und er sagte nichts weiter als immer

nur: »Ü jeh 0 jeh « Unsere größte Insel aber heißt Rügen.

Rügen ist so groß, daß das gesamte Störtebeker-Freilichtthea

ter dort Platz hat und außerdem noch Zuschauer draufpassen.Vielleicht haben wir zuwenig Inseln oder aber zu viele Insel

freunde. Es wäre jedoch unrecht, dafür den Schriftsteller Her

bert Nachbar verantwortlich zu machen, von dem das Buch»Die gestohlene Insel« stammt, denn er hat deswegen schon

genug Vorwürfe hören müssen. Suchet, so werdet ihr finden -

auch Inseln. Es gibt sogar welche in unseren Binnenseen.

Rings um Berlin heißen sie meistens »Liebes-Insel« und wer

den von großen Mückenvölkern bewohnt, so daß es mit der

Liebe Essig ist.Auf Hiddensee beispielsweise ist das Verhältnis zwischen Mük

ken und Liebe umgekehrt proportional; dort wachsen in der

wärmeren Jahreszeit viele hübsche Mädchen. Auch gibt es ein

211 ill lllllll illllll 1 1 1 1 1

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22

is willst du denn mit

den zehntausend Acht-

pfennigzigaretten?  < -

>>Die rauch ich  bis mir

schwindelig wird  det

ick jede Mark wieda

mal vier sehe

Lieber schlankweg in den Westen

großes Vogelschutzgebiet. Auf Hiddensee habe ich die soge-

nannte Inselkrankheit kennengelernt, von der manche Men-

schen befallen werden, wenn sie ringsumher nichts als Meersehen. Zuerst spürt man ein angenehmes, berauschendes Ge-

fühl eine wahre Ostseeligkeit packt einen; doch schließlich ist

es, als sei man in einen Strudel geraten und wird ohnmächtig.Es ist aber möglich, daß an der Inselkrankheit der Deutsche

Wermut schuld war, den wir damals getrunken haben.

Doch was ist schon ein Tropfen bitterer Wermut in dem gro-

ßen Ostsee-Becher Er ist gar nicht zu bemerken, was man von

dem Hochhaus, welches in das schöne Badedorf Ahrenshoop

hineingebaut werden soll, nicht gerade sagen kann. Der Plan

ist zweifellos originell. Um zu einem Ausgleich zu kommen,

fordere ich hiermit, und zwar stürmisch: Her mit einigen Fi-

scherkaten auf die Berliner Stalinallee

Man könnte natürlich in Ahrenshoop und Umgegend statt in die

Höhe auch in die Breite gehen, also flach bauen, denn es ist j

nicht nur oben in der Luft genügend Platz vorhanden. Wie dem

auch sei: es ist jedenfalls besser und begrüßenswerter, als in

die Tiefe zu bauen, wie es geschieht, wenn NATO U Boot Bun-

ker angelegt werden. Herr Bundes-Admiral Ruge ist in dieser

Beziehung sehr strebsam. Er möchte U Boote in die Ostsee

streuen wie andere Leute Salz in die Suppe; und seine Suppe

müssen wir dem Manne versalzen. Es sind noch reichlich alte

Minen in der Ostsee. Wer jetzt schon wieder neue bereithält,

darf nicht erwarten, daß seine Nachbarn gute Miene zu denbösen Minen machen.

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  4

»uri du bist der erste

Mensch der der Welt

beweist daß ich mei-

ner eit voraus war.  

lles zum Wohle des Volkes

C U Wiesner

oi to orto äl rt

tral Htse i a rt

Nehmse Platz, Herr Jeheimrat Was gibsn Neues aufm Bau?

Wieder Nachtschicht gehabt? Macht nischt, nachts wachsen

die Haare langsamer, da sparnse ne Masse Jeld. Fassong

schnitt?

Hamse denn heute nacht den Sputnik jesehn? Der soll j mal

wieder über Berlin rüberjondeln. Ick halt j nich ville von den

janzen Spuk: Früher - dis muß so inne Systemßeit jewesen

sind, hab ick mir j ooch ab un ßu den Kopp varenkt. Nachn

Zeppelin, det lohnte sich wenijstens.Aber die Menschheit wird j immer va-

rückter Immer höher wollnse hinaus.

Erst steijense auf dem Himmaleia un

belästijen die Schneemenschen - abernein, dis jenügt nich: se müssen auch

noch partuh bis uffn Mond un dabeikönnse den im Leben nich erreichen,

weil er nämich nischt weiter is wie ne

Luftspiejelung. Wat die überhaupt mit-ten in Himmel ßu suchen ham - als ob

set nich erwarten könn. Mann, da

komm wa doch alle noch beißeiten hin.

Nehmse maln Kopp n bißken tiefer

Nu mach ich mir j bei alles so meine

eigenenJedanken. Harn Sie ßum Beispiel schon maljelesen, det

die mit ihre Raketen auch nur eine Spur vom lieben Jott ent

deckt ham? Is j ooch keen Wunder. Ick sage Ihnen, den Mann

hamse einfach vajrault. Auf die Dauer kann disja nichjutjehn.Am liebsten wollnse uns j weismachen, det se een schön Tages

mit ihre Weltraumdampfer auf die Milchstraße rumsejeln wie

bei uns die Weiße Flotte. Aber ich laß ma doch nich for dumm

verkaufen. Höher als zirka hundert Kilometer kann man die

Dinger j janich hochballem. Muß ick doch wissen, wo ick

anno fünfzehn in Frankreich bei die schweren Mörser jestan

den habe. Sehnse, dis warn damals die modernsten Steilfeuer

geschütze, wo wir hatten. Passense auf: Ick bin der Mörser un

die Bürschte hier is dis Jeschoß. Jetz schieß ick bis anne Decke

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  lles zum Wohle des Volkes

- pardong. Ihnen wollt ick nich treffen, Herr Jeheimrat. Aberhamse jesehn: Ick kann ma noch sone jroße Mühe jeben - dis

Ding kommt immer wieder runter, un jenauso isses mit die Ra

keten. Rund um die Erde is doch der sojenannte Luftozean(hab ick mal inne »Jriine Post« jelesen, die war ja damals sehr

auf Wissenschaft jeeicht), un dahinter is janischt mehr, da is

die Welt mit Bretter vanagelt, wie ein großer Jelehrter sagt. Unnu kommt also dis Raumschiff, dringt bis anne Oberfläche vor

un ßieht nu auf den Luftozean hurtig seine Kreise. Martha,

setz doch mal Kaffeewasser auf, ich bedien bloß noch den ein

Herrn.Dis geht natürlich nur so lange, als wie die Schiffsschraube Wi

derstand gejen die Schwerkraft findet. Nu hamse doch mei

stenteils n klein Köter als Piloten, was ja an sich ne Affen

schande is, unsern Dackel früher is schon immer aufs Ketten

krussel schlecht jeworden. So, nu stellnse sich vor, dis Tiermacht ein einzijen Fehler - bums schon isset passiert, un da

könnse den Hund vorher nich so jut ausjebildet ham. Aber las

sense man, der Russe is unberechenbar. Eines Tages schicken

die n lebendijen Menschen hoch, un denn klappt et, passense

auf. Ick? Ob ick ma freiwillig daßu melden würde? Wo denken

se denn hin Komm ick nach drei Lichtjahre wieder auf der

Erde - da is mein Herrensalong PeJeHa, un ick bin Neese.

{)ol tt 1tiel tt

Frau Lehmann, die kam in den Laden,

es war wohl so zwanzig nach Vier'n:

»Ich möchte den hübschen Bikini

im Schaufenster schnell mal probier'n «

»Nicht möglich«, sprach da der Verkäufer,»ich hoffe, daß Sie das verstehn ...

Sie müssen da schon, meine Dame,

in unsre Kabine mal gehn «

Achim Fröhlich

1;

\

{.

l1

1

1

'

. ;;..

• • •

Frage an den Sender Ierewan: »Ist  ü k k e h t JY  m

·; -

Mond wirklich 'so

25

gefährlich?«

Antwort: »Im Rrin-. Teonnisch

ist das Problem gelöst, aber wie sol-

.

len i ir unsere-Kosniof äuten ·.•

Rückkehr überreden?«

----

_ _ - ---- „__ .... · 4-·-- --- .1 _________

Weltniveau in Raum-

f hrt und Bademode

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26

. -„ .

. -

 . .......1

- - ·-

  Nachdem Regen bei-

ß n sie am besten

lles zum Wohle des Volkes

Rudi Strahl

Ich habe ein paar Tage gesessen. Im Zeitungskiosk Nr. 308, ge

genüber dem S-Bahnhof Berlin-Grünau, geöffnet täglich vonsechs Uhr dreißig bis neunzehn Uhr dreißig außer sonntag

nachmittags), umschichtig betreut von Frau Zimmerling undFrau Grieger. Beiden ist der strenge Winter so unsympathisch

wie ein heißer Sommer: Das kleine Heizgerät kämpft gegen die

Kälte mit ebenso geringem Erfolg wie der winzige Ventilator

gegen dreißig Grad plus. Aber schließlich kann ein Kiosk-In

neneinrichter nicht für gleichmäßig unaufdringliches Wetter

mit milden Temperaturen sorgen. Oder?

-

Ich fühle mich hinter den lichten,hohen Scheiben wie ein Ausstel

lungsstück. Aber zu früh habe ich

mich auf die dummen Gesichtervon Bekannten gefreut: Selbst

wenn sie herantreten, um was zu

kaufen, sehen sie mit leeren Blik

ken durch mich hindurch. Nur derdicke Gustav Müller von der »Di

stel« scheint den Nachbar Menschauf der Straße zu beachten. Erstutzt, grient und sagt: »Endlich

haben Sie sich einen vernünftigenBeruf gesucht, Herr Strahl ... «

Je früher der Tag desto eiliger die Kunden. Wo nicht, sind sie

Restbestände des kargen Berliner Nachtlebens und wollen gar

keine Zeitung, sondern ein letztes Bier. Die Eiligen greifen zum

»Neuen Deutschland« oder zur »Berliner Zeitung«, knallen

stumm ihre Münzen aufs Zahlbrett und stürmen zur S-Bahn hinüber. Die ganz Eiligen haben auch dafür keine Zeit. Sie werden

jemandem über die Schulter gucken und mitlesen.

Ein kluger Mann hat festgestellt: Wenn drei Deutsche zusam

mentreffen, gründen sie einen Verein. Es bliebe hinzuzufügen:Und dieser eine Zeitung. Nach gründlicher Umschau wüßte ich

kein Gebiet aus der Vielzahl menschlicher Interessen mehr zu

nennen, das nicht sein eigenes Organ hätte. Aber gefragt ist»Der Geflügelzüchter« wie »Der Kleingärtner«, »Der Briefmar

kensammler« wie »Der Hund«. Und da ich selber Zeter und Mor-

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Alles zum Wohle des Volkes

dio schreien würde fände ich nicht jeden Dienstag meine »Rad-

sportwoche« im Angebot wage ich auch dem abseitigsten Blattnicht die Existenzberechtigung zu bestreiten.

Wohl aber bestreite ich daß die Vielfalt der Druckerzeugnissedas Auge besonders anspricht. Von einigen Illustrierten und

Magazinen abgesehen: Was sich auf dem Auslagetisch an dürf-

tiger, uniformer Aufmachung häuft lockt nicht eben zum Kaufund schon gar nicht zum Lesen und Betrachten. Die Tageszei

tungen haben Angst vor Schlagzeilen. Sensationen sind als sol-

che verpönt. Fachschriften sehen grundsätzlich aus wie einge

bundene Grabreden. Die Farben - so vorhanden - scheinen aus

matter Limonade zusammengerührt. Die brav lächelnden Mäd-

chen auf eventuellen Titelfotos verbergen ängstlich ihr klein

stes bißchen Sex-Appeal. Und das »Mosaik« ist leider nur für

Kinder bestimmt.

Autofahrer sind sicherlich keine schlechte

ren Menschen als Fußgänger. Wohl aber

sind sie schlechtere Kunden. Erst der

sechsundneunzigste Wagen hält an sein

Besitzer steigt aus und kauft eine Ansichts

karte vom Berliner Rathaus. Ich versucheihm einen Eulenspiegel anzudrehen. Doch

er lügt schamlos: »Habe ich schon « Und

dabei lacht er über die Titelseite die ichihm hinhalte aus vollem Halse. Bei allerSelbstachtung: Daß jemand gleich zweimal

über unsere Witze lacht glaube ich einfach

nicht. Bei aller Selbstachtung.

7

Gegen Mittag werden alle Menschen

freundlicher Menschenfreundlicher. Sie

sagen jetzt ziemlich oft »Guten Tag« und•.  - -

sogar »Danke schön« auch wenn sie keinen Hundertmark

schein gewechselt haben wollen. Ein junger Bursche stellt festdaß er eine Mark zuviel herausbekommen hat. Ein alter Herrlegt stillschweigend einen Bonbon neben seinen Groschen. Die

Toilettenfrauvon nebenan bringt eine Tasse heißen Kaffee. Ein

Akademiker pumpt sich fünfzig Pfennig weil er seine Brieftasche vergessen hat und rasch in die Stadt muß. Ein Straßen

bahner kauft einem fremden Knäblein einen »Bummi«. Und Frau

Grieger kommt eine halbe Stunde früher zur Ablösung weil

Frau Zimmerling morgen Geburtstag hat.

Ich laufe sonst jeden Tag über die kleine Verkehrsinsel. Aber

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28

i 1

• . .

• ••

• • • •

Erwin wir jehn erst

eine halbe tunde frü.h-

stücken.  

-   lles zum Wohle des Volkes

ich habe eigentlich noch nie gemerkt, daß sie soviel Platz für

Freundlichkeit und nette Gesten hat.Mit Männern sind übrigens bessere Geschäfte zu machen als

mit Frauen. Sie lassen sich viel leichter zu nicht vorgesehenen

Käufen animieren. Und an Lohntagen nehmen sie alles, was nur

im Kiosk zu haben ist: Spielkarten, Kriminalromane, Taschen

kalender und Radiergummis. Einer wünscht sogar ein paar Ein

legesohlen. Und regt sich auf, weil keine zu haben sind. Sicher

lich beschwert er sich darüber bei der Postdirektion. Und viel-

 .

. . . .. .. - . .......11.

-

.• • •

- - .v ~ = = .• •

. -.. . .

leicht ... aber nein, das glaube ich nun doch

nicht.

Manche Leute tun, als sei die Zeitungsfrau

auch für das verantwortlich, was in der Zei

tung steht. Oder was nicht darinsteht. Doch

ich wette: Meist bleibtihr Zorn

vordem

Kioskliegen wie ein vergessenes Gepäckstück. Und

manchmal ist das sehr, sehr schade. Andere

lassen sich eine Illustrierte zeigen, blättern

eine Viertelstunde darin herum die Straßen

bahn fährt nur alle zwanzig Minuten) und

legen sie mit verächtlichem Achselzuckenwieder zurück. Andere denken, die »Urania«

sei was Unanständiges und wollen sie nach

drei Tagen empört zurückgeben, weil ihre Er-wartungen enttäuscht worden sind.Das Buchangebot besteht zumeist aus Ladenhütern, die vor

Arger über ihre Unabsetzbarkeit schon ganz gelb angelaufen

sind. Sie befinden sich auf der letzten Station ihres Weges in

irgendeine Tombola, wo sie dann einem Pechvogel als Trost

preis zufallen werden. Ein schöner Trost Die Taschenbücher

hingegen florieren, nur die »Treffpunkt-Heute«-Reihe vegetiert

im Schatten der übrigen Buntheit dahin. Ich kaufe aus Mitleid

eins der Bändchen und lasse es späterin

der S-Bahn liegen.Aus Versehen.

Der Feierabend entläßt die Leute aus der Stadt. Wer noch kein

Fernsehgerät hat, deckt sich jetzt mit Lesestoff für den langen

Winterabend ein. Man klagt über die Dünne vieler Wochen

schriften - im Umfang, versteht sich. Ein Ausländer fragt nach

einer Abendzeitung. Als er die »BZA« bekommt, sagt er irritiert:

»Aber die habe ich doch schon heute mittag gelesen « Er hat

eben keine Ahnung vom Berliner Tempo.

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  lleszum Wohle des Volkes

Achim Fröhlich

i tr

Es war eine unabänderliche Tatsache: Egon Zwecke würde sich

in den folgenden drei Wochen selbst verpflegen müssen seine

Frau war verreist. Mit einem Einkaufsnetz am Arm betrat Egonam nächsten Tag bereits gegen sieben Uhr einen Laden. »Drei

Schrippen bitte« sagte er kurz und legte fünfzehn Pfennig auf

den Ladentisch. »Was bitte?« fragte die Verkäuferin böse. Egon

wiederholte seinen bescheidenen Wunsch. Das Fräulein hinter

dem Ladentisch stemmte drohend ihre Arme in die Hüften.

»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen junger Mann?« -

»Durchaus nicht« beeilte sich Egon erschreckt zu versichern

inzwischen durch den Fischgeruch im Laden etwas irritiert.

»Wie Sie wohl zumindest RIECHEN werden st hier die HO

Fischwaren. Das HO-Backwaren-Geschäft befindet sich jetzt

dort wo bisher die HO für Damenstrümpfe drin war. Im bishe

rigen Fischladen gibts jetzt Regenschirme. Damenstrümpfe da

gegen erhalten Sie im ehemaligen Milchgeschäft. Den neuen

HO-Milchladen wiederum finden Sie in der bisherigen HO-Mie

derwaren die seit vorgestern im ehemaligen Fleischwarenge

schäft ...« Verwirrt über die Vielzahl der Umzugsmöglichkeiten

verließ Egon Zwecke die HO-Fischwaren- ohne Schrippen na

türlich. Er bekam auch keine mehr; denn um diese Zeit warenderartige Backwaren im früheren HO-Geschäft für Damen

strümpfe aus Gründen des möglichen Risikos um zehn Uhr

keine Schrippen mehr loszuwerden ausverkauft. Eine Woche

später bekam Egon einen unwiderstehlichen Appetit auf He

ringsfilet in Tomatensoße. Hoffnungsvoll wanderte er in densel

ben Laden wie in der Woche zuvor. »Heringsfilet? In Tomaten

soße? In einem Süßwarengeschäft?« Die Verkäuferin konnte

sich von ihrem Lachkrampf lange nicht erholen so daß Egon

schließlich von ihrer weniger unernsten Kollegin erfuhr dasHO-Fischgeschäft sei inzwischen in das ehemalige Miederwa

rengeschäft und jenes wiederum in den HO-Milchladen umge

zogen. Milch gäbe es hinfort in der Ex-Verkaufsstelle für Da

menstrümpfe ... Wie aus glaubwürdigen Quellen verlautet soll

Egon Zwecke bösartige Briefe an die Leitung des HO-Kreisbe

triebes verfaßt haben deren Beantwortung teilweise noch aus

steht - oder verschiedentlich in der Feststellung gipfelte daß

der werte Bürger es wohl geeigneteren und qualifizierteren

Kollegen überlassen sollte die Investitionspläne zu erfüllen.

29

·Anfrage an den Sen

der Jerewan: »Gibt

es bei uns mehrHumor als anders-

 „

·,w .o?«· .·· · · · +

. Antwort: Im Prinzip

ja. Aber wir haoenihn auch nötig.«

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30

, , 1

lles zum Wohle des Volkes

eter Gauglitz••

rr besitzen fünf Räume: Wohn- und Schlafzimmer, Bad, Kücheund Keller. Dazu einen kleinen Balkon. Eva meine Frau, räumt

schrecklich gerne um. Die armen Möbel. Von einem Zimmer ins

andere. »Öfter mal umräumen erweitert den Wohnhorizont «

sagte Eva. Vorige Woche vertauschte sie Wohn- und Schlafzim-

mer miteinander. Das ging noch an. Als ich vor drei Tagen nachHause kam, standen die Küchenmöbel im Schlafzimmer, das

Wohnzimmer in der Küche und die Schlafzimmermöbel im Keller. »Schlafzimmer ist unmodern«, sagte Eva, »und zum Kochen

brauch ich Morgensonne « Die Eier briet sie

auf einer Kochplatte in der alten Schlafstube.Auf dem Gasherd, der aus technischen Gründen im neuen Wohnzimmer verbleiben mußte,

stand der Fernseher. Davor der Sessel. Wir

hatten einen schönen Abend. Wer Hunger

hatte, konnte ins gewesene Schlafzimmer zumKühlschrank. Wer Durst hatte, drehte kurz

den warmen Wasserhahn auf. Aus Platzman-

gel lag unser großer Teppich die halbe Kü

chenwand hoch. Bis zur Küchenuhr, die jetztWohnzimmeruhr war. Nachdem ich mir ein

sauberes Nachthemd aus dem Kleiderschrank

im Keller geholt hatte, wollte ich ins Schlafzimmer. »Willstwohl auf dem Küchentisch schlafen?« fragte Eva. Daran lag

mir nichts. Verstimmt klemmte ich mich in einen Sessel. Pack-

te die Beine auf den vielseitig verwendbaren Ausguß. Schlief

drei Stunden kurz. Am nächsten Abend hatte Eva erneut umgeräumt. Das Wohnzimmer stand im Wohnzimmer. Todmüde

trat ich in die Schlafstube und sah die Bescherung: zehn Kästen Brennholz, Kartoffelkisten, Erinnerungskisten, Regale mit

Eingemachtem. »Jetzt brauchst du nicht mehr wegen jedem

Fussel die elf Stufen in den Keller runter «strahlte Eva. Nach

Luft ringend, öffnete ich die Balkontür. »Die Nächte werden

immer wärmer ... « hörte ich Eva plärren, tat einen Schritt und

fiel zwei Meter vierzig tief. Genau auf einen Matratzenstapel.

Die tatkräftige Eva hatte die Betten in den Garten gestellt und

die Badewanne in den Keller bugsiert. Alles nur damit der klei-

ne Balkon ins Badezimmer reinging

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.dig alle ~ : ; e ' ; ~ es am v ~ ~::n di' Jenigen FisCbsorten zu . f a u ~ n · e

. ari leboten · e r d ~ n ~ . · -, , ·. .

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Zwei Frauen an der Straßenbahniiaitestelle tutterhaiten sich  »Weißt. .

· du«, fragt die eine, »Warum die neue Straßenbahn •Parteisekretär.heißt?« Die andere verneint. Daraufhin die erste: »Das ist ganz ein-

-fach: Außen rot innen holil, unä sie hat ilur zwefAnhänger."

r

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3

lles zum Wohle des Volkes

Erich Hanko

t ~ ttt t ~as Po y i y e

Hin und wieder treffe ich mit Frau Bramke zusammen. Manch

mal bei den Backwaren, manchmal in der Wurstabteilung, zu

weilen auch am Käsestand. Diesmal begegneten wir uns in der

Kosmetik. Da noch einige Kunden vor uns dran waren, hatten

wir Zeit, wieder eine unserer zeitgemäßen Unterhaltungen ab-

zuhalten.

»Sie haben j einen neuen Regenmantel«, sagte

Frau Bramke.

»Gutbeobachtet, Frau

Bramke«sagte

ich.»Ab

solut wasserdicht Aus Polyvinylchlorid hergestellt.«»Wie?«

»Ich meine, der Mantel ist aus Polyvinylchlorid

gemacht. Gewöhnlich sagt man j nur PVC. Ken

nen Sie das nicht?« Ich hatte die Vokabel auch

erst vor kurzem gelernt, aber das brauchte Frau

Bramke j nicht zu wissen.»Nie

gehört. Was soll das sein?«»Aber Frau Bramke Polyvinylchlorid ist derbe

kannteste chemische Kunststoff. PVC wird im

Elektrochemischen Kombinat Bitterfeld herge

stellt und ist einfach unverwüstlich. Meine

Schuhsohlen sind auch aus PVC gemacht.« Ich

zeigte Frau Bramke meine Schuhsohlen. Dasheißt, natürlich nur eine. Die andere brauchte ich zum Stehen.

Frau Bramke sah sich die Sohle mit herabgezogenen Mundwin

keln an. »Leder bleibt Leder« meinte sie kurz. »Und außerdemstinkt es nicht.«

»Polyvinylchlorid stinkt auch nicht« erwiderte ich etwas belei

digt. »Und was die Haltbarkeit anbelangt, Frau Bramke, es ist

wissenschaftlich festgestellt worden, daß man mit Ledersoh

len achthundert Kilometer laufen kann, ehe sie kaputt sind. Mit

PVC-Sohlen aber können Sie zweitausend Kilometer laufen

Sie würden damit von hier bis ... na, also ... ungefähr bis Kon

stantinopel kommen.«

»Was soll ich denn in Konstantinopel?« fragte Frau Bramke be -

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Alles zum Wohle des olkes

fremdet. »Ich habe da keine Bekannten. Und wenn ich welchehätte, würde ich mit der Bahn fahren und nicht hinlaufen.«»Sie sollen j auch gar nicht, Frau Bramke. Aber ...«»Das hätten sie damals in der Völkerwanderung erfinden sol-

len, wo die Leute alle noch laufen mußten. Aber wer läuft dennheute noch zweitausend Kilometer? Das haben wir doch bei

unserer Technik nicht mehr nötig «»Frau Bramke«, sagte ich und zwang mich gewaltsam zur Ruhe,

»von dem technischen Fortschritt rede ich j gerade SehenSie, Polyvinylchlorid ist kein Ersatzstoff. Es ist ein vollwertiger neuer Werkstoff mit vielen Vorzügen. Er ist zum Beispielunbrennbar ...«Frau Bramke lachte schallend auf. »Großartig Dann könnenIhre Schuhsohlen also nie in Brand geraten, wenn Sie malschnell zur Bahn rennen. Ich persönlich brauche keine feuer

festen Sohlen. Ich gehe immer langsam.«Das stimmte. Frau Bramke konnte auch gar nicht schnell rennen, weil sie hundertfünfundachtzig Pfund wog.

»Sie wünschen?« fragte der Verkäufer. Wir hatten bei unsererhitzigen Debatte gar nicht bemerkt, daß die übrigen Kundenschon bedient waren und wir allein vor dem Ladentisch standen.»Ich möchte eine Zahnbürste«, sagte Frau Bramke. »Aber einegute «

»Bitte sehr, meine Dame. Hier ist die beste, die wir haben.«Frau Bramke untersuchte die Zahnbürste mit großer Genauig-keit. »Brechen die Borsten auch nicht ab?«

»Ausgeschlossen, meine Dame. Die Bürste ist unverwüstlich.Sie ist aus Polyvinylchlorid hergestellt.«Ich konnte einen kleinen Hustenanfall nicht unterdrücken.Frau Bramke sah mich scharf an. Dann schob sie die Zahnbürste über den Tisch zurück. »Danke. Ich habe keine Lust, mirdie Zähne mit Schuhsohlen zu putzen. Geben Sie mir eine Pakkung Pfefferminzpastillen. Heutzutage kann man sich j über-all anstecken.« Sie sah mich abermals scharf an, um festzustellen, ob ich die Spitze verstanden hatte.»Wie Sie wünschen, meine Dame. Bitte sehr Sechzig Pfennig.«»Sind die nun wenigstens echt?«fragte Frau Bramke und suchte in ihrer Handtasche nach den sechzig Pfennig.»Unbedingt, meine Dame Die Pastillen werden im VEB Jenapharm hergestellt, unserem bedeutendsten Werk für pharmazeutische Chemie.«

»Ein Mann sitzt im

Lokal. »Ober, einenKaffee, bitte.« -»Tut mir leid, mo-

mentan ist keinKaffee da. «- »Was,

kein Kaffee? Alleswegen dem einen. einen Tee dannbitte.« - »Leider istauch kein Tee da. «- »Auch kein Tee?

Sauerei Alleswegen dem einen «

Darauf steht einMann am Neben-

tisch auf, schlägtdas Revers seinesMantels zurück:»Staatssicherheit,kommen Sie bittemit « Beim an-

schließenden Ver-

hör mit dem StasiMajor: »Das sind j

starke Äußerungen. Wen meinenSie denn mit demeinen?«- »Wen sollich schon meinen?Den Adenauer natürlich, der hatdoch das Interzonenhandelsabkommen gekündigt « -

»Ach so, hm, hm,

Adenauer. Gut, wir

haben keine Fragenmehr. Sie könnengehen.«Der Mann

steht auf, geht zurTür, dreht sichnoch einmal um

und fragt: »Ach, anwen hatten Sie ei-

gentlich gedacht?«

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  4 l les zum Wohle des Volkes

Hans-Joachim Preil

' or iorarzt

Sketch mit Herricht Prell

Preil redet auf emcht ein der sich ein Haustier kaufen will: ...wenn man sich ein Tier anschaffen will

Herricht aufmerksam lauschend: J aa . das will ich

Preil: ... muß man ein bißchen Ahnung von Tieren haben.

Herricht gibt zu: Das ist wahr ...

Prell erklärt wichtig weiter: Und aus diesem Grunde habe ich mir

dieses Tierbuch hier gekauft. Das ist klug, nicht wahr?

Herricht mißversteht: Das Buch ...?

Prell: Nein Ich meinte die Idee, sich ein Tierbuch zu kaufen

Da steht nämlich alles drin, was man über Tiere wissen muß.Zum Beispiel Tierzucht, Tierpflege, Tierkrankheiten usw.

Herricht großartig: Ist ja klar

Prell: Und Sie wissen auch ... ich habe einen Vogel ...

Herricht vorlaut: Ich glaube, das weiß wohl jeder.

Prell: Bitte, nicht so Ich meine doch einen richtigen.

Herricht macht Rückzieher: Ja, und was für ei... Was haben Sie

eigentlich für ein Vögelchen?

Prell stolz: Ich habe einen Harzer Roller

Herricht stutzt: Einen Harzer Roll... Bitte, was haben Sie ...?Preil betonter: Ich habe einen Harzer Roller

Herricht überlegt: Sprachen wir nicht eben von einem Vogel ... ?

Prell: Sagen Sie mal, kennen Sie keinen Harzer Roller?

Herricht: Ja, doch, doch ...

Prell malt weiter aus: So klein und gelb ...

Herricht: Trotzdem ... ich mag ihn nicht Der riecht so

Prell verblüfft: Wie bitte? Der riecht doch nicht.

Herricht: Ja, zugegeben, wenn er frisch ist, riecht er noch nicht.

Prell eifrig: Das heißt nicht frisch, das heißt jungHerricht gibt nach: Ich hab s zwar noch nie gehört, aber wie Sie

wollen Der Käse ist nicht frisch - er ist jung

Prell erregt sich: Wer redet denn hier von einem Käse? Der Har-

zer Roller ist ein Kanarienvogel Und wie der Name schon be-

sagt, kommt er woher?

Herricht selbstverständlich: Aus dem Harz

Preil betont: Nein Von den Kanarischen Inseln Dort fliegt er

frei umher.

Herricht verblüfft: Guck mal an

Prell fährt fort: Die Kanarischen Inseln heißen aber gar nicht

Kanarische Inseln, sondern ... ?

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  lleszum Wohle des Volkes

Herricht ohne zu überlegen Sonder-Inseln.

Preil: Quatsch Hunde-Inseln Die heißen richtig Hunde-Inseln

Herrichthöchstverwundert Achjaaa?Preil: Nun wissen Sie hoffentlich, was Harzer Roller sind?

Herrichtfreimütig Ja ... fliegende Hunde

Preil böse Blödsinn ... Das ist mit Ihnen wieder mal, um junge

Hunde zu kriegen.

Herricht: Sehen Sie, Herr Prell, nun kommen wir endlich zum

Thema. Also, wie gesagt, ich will mir einen Hund anschaffen.

Prell bremst ihn Nun fangen Sie doch erst mal klein an.

Herricht: Mit kleinen Hunden.

Preil: Nein ... wir nehmen mal mein Buch. Und werden nach

sehen, da wird j was drinstehen. Was Pas

sendes für Sie werden wir schon finden ...

Herricht mitBegeisterung OooooohhhhPreil hat eine Seite aufgeschlagen Ja, hier ... Ah

ja Na sehen Sie ... aufgeschlagen, schon hab. hC S

Herricht vorlaut Eine Hundehütte

Prell verbessert Was ist das?

Herricht noch mal Eine Hundehütte

Preil: Das ist ein Terrarium

Herricht sofort Ach so ...

Preil: Und was kommt da rein ... in das Terrarium?Herricht prompt Ein Terrier ...

Preil: Aber nein Da kommt rein, zum Beispiel, ein Goldhamster

Herricht bewundernd Aha, ein Goldharn ... Goldhamster?

Preil bestätigt Ein Goldhamster

Herricht zweifelnd Die sind aber teuer?

Preil: Ach was Zwei bis drei Mark das Stück.

Herricht zweifelnd Jaaa, dann sind es aber keine echtenPreil unwirsch Nun nehmen Sie mal das Buch hier und lesen

Sie, was da über den Hamster steht.Herricht liest das Buch auf dem Kopf Taramschi buffinaze ...

Preil richtet das Buch Was ist denn jetzt los? Was lesen Sie denn

da . . . Geben Sie her . . . Sooo . . . rum Bitte

Herricht: Danke Ich dachte, das wäre Lateinisch?

Preil zeigt aufdie Stelle Fangen Sie an: Der Hamster ...

Herricht liest weiter Der Hamster . . . ist bösartig und übellau-

nig . . . Sehen Sie mal an, Herr Preil, der auch

Preil verletzt Bitte unterlassen Sie das. Sehen Sie sich erst

mal den Hamster an. Gefällt er Ihnen ... ?Herricht gibt nach Jaaa, gefällt mir gut.

Preil beharrlich Was fällt Ihnen da zum Beispiel am Kopf auf?

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  6

& frage an deJI

S e n d e ~ Jerewan:m s ist eine"

..

S p r o t t ~ ? « .

~ t w o r t : »Eia Wal .·aer im K o m r i f i m i s ·"

~ u s angekommen ..:ISt.« · ' ~ ~ : ·

lles zum Wohle des Volkes

Herricht erstaunt Am Kopf fällt mir nichts auf. Oh doch ... na-

türlich Zwei Ohren fallen mir auf.

Preil streng Nein ...

Herricht: Nein ... die Ohren fallen mir natürlich nicht auf.

Preil belehrend Ich meine doch die Hamstertaschen ...

Herricht stutzt jetzt wirklich Die Hamstertaschen . . . Bitte was?

Preil erregt Na, wo hat er denn die Hamstertaschen ... ?

Herricht äfft nach Na, wo hat er denn die Hamstertaschen ...

Preil weist ihn zurecht Na ... was soll das?

Herricht: Vielleicht hat er sie vergessen ... oder irgendwo stehen-

gelassen ... Was weiß ich, wo der einkaufen geht?

Preil verzweifelt Die hat er am Kopf. Und wie sagt man dazu?

Herricht patzig Der hat was am Kopf

Preil verbessert aggressiv Ach was Backentaschen

Herricht wiederholt BackentaschenPreil zornig Und was trägt er in den Backentaschen?

Herricht wird immer böser Backwaren ... oder was weiß ich?

Preil gibtfast auf Donnerwetter noch mal ... Und so was will sich

einen Hund kaufen?

Herricht aufatmend Na endlich

Preil noch erregt Ich möchte bloß wissen, was für einen?

Herricht sofort Das kann ich Ihnen sagen ... diesen hohen, dik-

ken ... diesen langen ... wie heißen die ... warten Sie mal ...

Achtpfundländer ...Preil entsetzt Neufundländer

Herricht streitsüchtig Na, auf ein Pfund mehr oder weniger

kommt es doch wohl nicht an?

Preil kommt zum Thema zurück Kennen Sie sich überhaupt aus

in Hunderassen?

Herricht großspurig Aber, lieber Herr Preil

Preil zufrieden Na gut .. also, wenn der Jäger auf die Jagd geht,

nimmt er was mit?

Herricht sofort Eine FlintePreil bohrt weiter Was denn noch?

Herricht selbstverständlich Noch 'ne Flinte.

Preil: Wieso denn ... ?

Herricht lakonisch Vielleicht 'ne Doppel-Flinte

Preil ungehalten Den Dackel ...

Herricht schnattert nach 'ne Flinte für den Dackel ... Was?

Preil giftig Haben Sie schon mal einen Dackel schießen sehen?

Herricht keß Ganz selten, ganz selten, Herr Preil

Preil intensiv Wenn der Jäger auf die Fuchsjagd geht ...Herricht aufpassend Ach ... jaaa?

reilfährt fort Dann setzt er den Dackel auf die Fährte ...

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  lles zum Wohle des Volkes

Herricht listig: Ach, und darauf reitet der Dackel hinterher ...

Prell wütend: Nein, verdammt noch mal ... Ich sagte nicht Pfer

de ... ich sagte Fährte ... So, und nun passen Sie auf ... plötz

lich knackt es im Unterholz ... Was macht der Fuchs? Na ... ?

Was macht der Fuchs ... ?

Herricht neugierig: Was macht der ... ?

Prell fachmännisch: Er schnürt plötzlich davon ...

Herricht erstaunt: Was macht der ...?

Preil wiederholt: Er schnürt plötzlich davon ...

Herricht ungläubig: Ach ...

Prell: Und was macht der Dackel ...?

Herricht: Der schnürt auch davon Oder schnürt ein Päckchen.Ich weiß doch nicht, was die Tiere da im Walde treiben?

Prell erklärt: Ihn packt das Jagdfieber ...

Herricht entsetzt: Jetzt kriegt der auch noch Fieber. Da müssenwir mit ihm zum Arzt oder irgendwas ... ?

Preil: Doch nicht zum Arzt ...

Herricht bleibt dabei: Wenn er Fieber hat, ist er doch krank.

Prell klärt Herricht auf: Das ist doch keine Krankheit. Eine rich-tige Tierkrankheit ist zum Beispiel die Tollwut

Herricht weiß Bescheid: Ja, die kenne ich. Tollwut kenne ich

Prell zweifelnd: Sie kennen immer alles. Woran erkennen Sie

denn die Tollwut?

Herricht überlegt krampfhaft: Ja, das ...also, nun das ist so ...

Prell fährt fort: Stechender Blick ...

Herricht: Ja

Prell: Gereiztheit

Herricht: Ja

Prell: Wutanfälle

Herricht schnell: Immerzu ...

Prell: Un<l übertragbar auf den Menschen.

Herricht trocken: Ja, das wissen wir j ...Prell: Bitte, unterlassen Sie das.freundlich: Lieber Herr Herricht

Herricht im gleichen Ton: Lieber Herr Preil

Preil: Wenn Sie ein Tierhalter sind, müssen Sie auch ein bißchen

Ahnung von Tieren haben ...

Herricht gibt zu: Ja, das ist wahr ...Prell: Von Tierkrankheiten ...

Herricht: Das muß man ...

Prell: Denn der Tierarzt fragt j nicht das Tier ... er fragt Sie

Herricht erstaunt: Was?

Preil konstruiert: Stellen Sie sich doch mal vor, Ihr armer Hund

würde eines Tages krank

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Unserer ist uns zuge-

flogen.  

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  8

»Können Sie ntir erklären, warum in

der DDR alle Pfer-de abgeschafft wurden?»Das ist s·chnell ge

sagt: Die Gäule ·

. haben die DDR ver-„ •

äppelt.«

lles zum Wohle des Volkes

Herricht: Ist ja nicht so schlimm. Es gibt ja Tierärzte. Da gehich zum Tierarzt und sage: »Guten Tag, Herr Tierarzt ... «

Prell: Der arme Tierarzt Waren Sie schon mal in einer Tierarzt-Praxis?

Herricht schüttelt den Kopf Nein, noch nie ... Aber wie ich Sie

kenne, werden Sie es mir ja gleich erklären. Da lerne ichdoch wieder so viel von Ihnen ...

Prell schlägt das Buch wieder auf Ach, Sie wollen was lernen

... Also gut. Sie sind jetzt mal der Tierarzt ... und ich bin ...

Herricht prompt: Der Hund

Preil wütend: Quatsch Ich bin das »Herrchen«

Herricht verwundert: Das Herr . . . Bitte?

Prell wiederholt: Das »Herrchen« Was gibt's denn da zu lachen?

Jeder Hund hat ein »Herrchen«

Herricht das Lachen verkneifend: Jeder ... hat ein »Herrchen«Prell beginnt mit dem Spiel: So, und jetzt komme ich.

Herricht unterbricht: Moment mal ... Herrchen

Prell: Was denn nun schon wieder?

Herricht naiv: Hat denn das »Herrchen« ein Hundchen?

Prell winkt ab: Das will ich ja gerade holen

Herricht erschrocken: Was denn, einen richtigen Hund?

Prell: Unsinn, 'n richtigen Hund ? Einen Spielzeughund

Herricht beruhigt: Ach, dann ist' s ja gut

Prell holt einen weißen Arztkittel So, und Sie ziehen sich inzwi-schen hier diesen Arztkittel an .. .

Herricht erstaunt: Was mache ich ... ?Prell befiehlt: Sie ziehen sich den Kittel bitte an ...

Herricht nimmt den Kittel: Ja, ja ... ich ziehe den Kittel an ...

Preil erklärt weiter: Und dann rufen Sie mich herein.Herricht gefügig: Dann rufe ich herein ...

Prell betonend: Sie rufen mich herein Denn hier ist das Be

handlungszimmer. Da hinten ist das Wartezimmer ... und da

werde ich jetzt warten ...Herricht keß: Da können Sie lange warten

Prell: Na, na, na, na ... also, ich gehe jetzt.

Herricht allein versucht den Kittel anzuziehen. Das gelingt nur

schlecht: Jetzt machen wir auch noch im Kostüm. Es wirdimmer schöner Das sind so die Kittel, die Herr Preil besorgt.

Preil ruft aus dem Wartezimmer: Dauert denn das noch lange ... ?

Herricht schlagfertig: Hat da nicht eben ein Hund gebellt????

Prell kommt empört herein. Er hat im Ann einen kleinen Spielzeug-

hund: Sagen Sie mal, ich hör wohl schlecht?Herricht schlagfertig: Sie hören schlecht? Da müssen Sie zum

Ohrenarzt, der wohnt gleich um die Ecke

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  lles zum Wohle des Volkes

Prell berichtigt ihn Das heißt: »Der Nächste bitte «

Herricht mißversteht und redet wie mit einem Schwerhörigen Dasist der Nächste ... die anderen wohnen viel weiter ...

Preil belehrt Herricht Wenn Sie mich hereinrufen ... dann heißtdas »Der Nächste bitte « Und außerdem müssen wir beide uns

erst einmal bekannt machen.

Herricht verwundert Aber, ich kenne Sie doch. Sie sind doch das»Herrchen- Freilehen«

Prell entnervt Menschenskind ... das gehört doch zum Spiel

Herricht versteht Aha ...

Prell geduldig Ich komme nun noch mal ...

Herricht laut rufend Der Nächste bitte ... noch mal

Preil stellt sich vor Guten Tag Prell

Herricht macht es genauso Guten Tag Herricht

Preilfährtfort Mein Hund ist krankHerricht: Ach, das ist nicht so schlimm ...

Prell bemerkt den verkehrt angezogenen Kittel Halt

Herricht zuckt zusammen Was ist denn nun schon wieder?

Prell erbost Sagen Sie mal, was soll denn das? Warum habenSie denn die Knöpfe hinten?

Herricht: Entschuldigen Sie ... ich stehe verkehrt herum.Preil: Wollen Sie sich nicht mal vernünftig anziehen?

Herricht tut ihm leid Herr Preil, es war vorhin so eilig, und das

Wartezimmer voller HundePreil voller Ungeduld Können wir denn nun endlich anfangen?Herricht bereitwillig Wir könnten längst fertig sein ...

Prell nervös Also, zum dritten Mal ... Mein Hund ist krank

Herricht erzürnt Zum dritten Mal ...? Und da kommen Sie jetzt

erst? Warum kommen Sie nicht beim ersten Mal ... ? Jetztist's zu spät

Preil giftig Wollen Sie bitte endlich untersuchen?

Herricht spielt jetzt Arzt Bitte ... machen Sie sich frei

Preil: Der Hund ist krankHerricht ungerührt Machen Sie den Hund frei

Preil erbost Also, bitte schön ... Sie müssen doch als Tierarztalles erfragen. Erst einmal die Anamnese

Herricht mit Spätzündung Natürlich ... bitte, was?

Preil wiederholt Die AnamneseHerrichtjreundlich Ach, der Hund heißt Anna?

Prell: Wie kommen Sie denn darauf?

Herricht: Sprachen Sie nicht von Annas Neese?

Prell betonend Anamnese heißt Krankengeschichte Der Tierarzt muß alles wissen Erst einmal: Das ist ein Zwergpudel

Woher stammt er?

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40 l les zum Wohle des Volkes

Herricht äfft nach: Von den Zwergen

Preil böse: Aus welchem Zwinger?

Herricht: Aus welchem Zwing... Dresden ... Aus dem Dresdner

Zwinger

Preil derangiert: Zum letzten Mal, der Hund fühlt sich elend ...

Herricht: Ooooch ... hundeelend

Preil: Er kratzt sich hinter den Ohren.Herricht weise: Na, der denkt vielleicht über sein Elend nach?

Preil: Außerdem hat er dauernd seinen Schwanz eingeklemmt

Herricht: Drum ist der auch so kurz

Preil böse: Unsinn ... Wenn ein Hund sich nicht wohl fühlt, dann

klemmt er den Schwanz ein.

Herricht erstaunt: Und das hilft?Preil wütend: Ach, Menschenskind ... Auf was schließen Sie bei

einer belegten Zunge?

Herricht kurz: Er fraß zuviel belegte Brötchen ...Preil schnauzt Herricht an: Quatsch Magenverstimmung Und

was machen Sie jetzt? Mein Gott ... nachsehen

Herricht er sieht dem Hund ins Hinterteil: Jawoll ... nachsehenPreil reißt ihm den Hund weg: Mensch ... doch nicht hinten Ma-

chen Sie doch mal die Schnauze auf

Herricht empört: Was mache ich?

Preilfast unter Tränen: Beim Hund

Herricht lehnt ab: Na, schön dumm ... Nachher beißt der mich?

Preilfassungslos Der beißt doch nicht Ein Tierarzt darf dochkeine Angst haben Menschenskind ... Geben Sie den Kittel

her Jetzt werde ich Ihnen zeigen, wie das ein Tierarzt macht.

Sie sind jetzt der Hundebesitzer und ich bin der Tierarzt. Da

muß nämlich jeder Handgriff sitzen

Herricht spielt den Begeisterten: Sie würden also einem Hund so

richtig in die Schnauze fassen?

Preil zieht dabei den Kittel an: Ein Tierarzt hat nämlich keine

Angst.

Herricht geht ab: Na, dann kann ich j jetzt kommen Ein Tierarzt hat wirklich keine Angst?

Preil mit Größe: Löchern Sie mich nicht dauernd. Sie werden

es j gleich erleben. Wie ich das Tier richtig anpacke ... Rich

tig anpacke Sie Angsthase Aber sich einen Hund kaufen.

So, ich bin soweit ... Bitte der Nächste ...

Herricht kommt mit einer großen Dogge aufdie Bühne Die Dogge

bellt natürlich Preil stößt einen unartikulierten Angstschrei aus

und ist zur anderen Seite verschwunden

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42

~ ~Y • ;

Lernen lernen nochmals lernen

Ottokar Domma

itor r z

Ich gehe für mein Leben gern in die Schule, wenn der Unter

richt ausfällt. Denn dann haben wir meistens Werken. Werkenfällt niemals nicht aus, weil unser Herr Werklehrer Pankraz

niemals einen Schnupfen hat und immer da ist. Wenn wir Herrn

Pankraz nicht hätten; wäre ich kein so freudiger Schüler, und

das kommt so:Unser Herr Werklehrer Pankraz hat eine große Liebe fürs Wer

ken und eine verstümmelte Hand mit vier Fingern. Der fünfte

ist in einer Maschine hängengeblieben, als Herr Pankraz noch

Jung- und Tischlergeselle und darum in diesem Zustand unvor

sichtig war. Aus dieser Zeit stammt auch sein Lebensspruch,mit welchem er uns immer beim Werken begleitet. Er heißt:

Vorsicht ist die Mutter der Weisheit.

Wenn Herr Pankraz sieht, wie wir den Fuchsschwanz am

Schwanze fassen, ruft er immer ganz laut nach der Mutter der

Weisheit. Einmal kam die Weisheitsmutter zu spät, als Pillen

heini mit dem Hammer daneben haute. Erst war sein Daumen

rot, dann blau wie eine Pflaume. Sein Vater kam am nächsten

Tag gleich in die Schule gelaufen und hat unserem Herrn Pan

kraz mit schweren Strafen gedroht, wenn er den Daumen anzeigt. Herr Pankraz hat gesagt, daß er keine Angst hat und es

ihm leid ist um den Daumen von Heini und daß er ihn mit es

sigsaurem Ton oder Erde einwickeln soll. Aber Pillenheinis

Vater schrie immerfort, wie gut er weiß, wie man breitgeklopf

te Daumen behandelt. Nach diesem Zerwürfnis ging Heinis

Vater zunächst mal an seine Apotheke.

Wenn Herr Pankraz nicht nach der Weisheitsmutter ruft, dann

zeigt er uns, was man alles aus Holz machen kann. Zum Bei

spiel Frühstücksbretter für Wurst- und Käseschnitten. Mankann auch Zwiebel darauf schneiden und Grimassen, wenn manzu dicht mit den Augen rankommt. Ich habe schon viele Früh

stücksbretter geschnitten, eins für Vater eins für Mutter, eins

für meine Geschwister und Gebrüder eins für Oma und Opa

eins für Onkel Franz und Tante Paula und eins für das frommeFräulein Beul, nämlich das mit dem Sprung. Als ich .es mit der

Raspel behandelte, war es passiert und hatte einen Knacksweg. Seitdem ist Fräulein Beul immer so freundlich mit mir.

Jetzt machen wir Schlüsselbretter. Aber so viele Schlüssel gibtes gar nicht, wie wir Bretter machen. Darum hat unser Herr

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Lernen lernen nochmals lernen

Werklehrer Pankraz bei einer Hospitation zum Herrn Direktor

Keiler gesagt er möchte keine Schlüsselbretter mehr machen

weil sie ihm über sind. Herr Pankraz hat gesagt daß er uns

Kindern lieber was anderes beibringen will zum Beispiel die

leichten elektrischen Sachen und wie man ein Motorrad aus

einandernimmt. Unser Herr Pankraz hat auch gesagt wie er

immer an Juri Gagarin denken muß und an die Schlüsselbret

ter auf die man den Schlüssel zum Weltraum nicht aufhängen

kann. Der Herr Direktor hat dann mit dem Finger geprüft ob

die Haken an den Schlüsselbrettern halten und ist ganz ernst

gewesen. Er sagte daß unser Herr Pankraz ein wichtiges Pro-

blem gestellt hat was so nicht in den Vorschriften steht.

Wenn ein wichtiges Problem nicht genau vor-

geschrieben ist muß man es im Kollegium dis-

kutieren. Wenn dort alle Ja gesagt haben muß

man es weitertragen in den Kreis. Wenn indem Kreis dieses als wichtiges Problem er-

kannt wird kommt es an die große Glocke.

Aber das kann lange dauern und man muß

Geduld haben. Unser Herr Werklehrer Pankraz

hat gesagt daß er keine Geduld nicht hat und

fuchtelte mit einer Zeitung in der Luft. Daraus

will er vor allen Lehrern im Kreissaal vorlesen

die Wörter vom Herrn Minister über die Rolle

der Bedeutung des Werkunterrichts.Unser Herr Direktor hat jetzt immerfort mitdem Kopf auf und nieder gemacht und dann

11

mit ganz hoher Stimme gesprochen daß das Wichtigste die

Rüben sind. Und der liebe Herr Pankraz soll lieber an Weih-

nachten denken welches ein Fest der Versöhnung ist wo man

alle Menschen beschenken kann zum Beispiel mit Schlüssel

brettern.Ich habe unsern Herrn Pankraz gern weil er seit diesem wich-

tigen Gespräch mit dem Herrn Direktor uns noch schönere Sa-chen beibringt. Aber da darf niemand von wissen weil das noch

nicht vorgeschrieben ist. Wir haben zum Beispiel elektrische

Stecker auseinander- und zusammengemacht einen Kran aus

Metallbaukästen gebaut Stühle und Klobrillen repariert wo die

Scharniere schnell durchrosten und bei der LPG einen Zaun

gesetzt. Nächste Woche will Herr Pankraz mit unserer Hilfe den

Wasserhahn im Zimmer vom Herrn Direktor heilmachen. Die-

ser ist schon ausgeleiert und tropft dauernd sagt unser Herr

Werklehrer Pankraz.

43

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--- --  ._.............. .. ...

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1•

Nicht einfach so ein

Aufsatz Wen könnten

wir denn noch um Hilfe

bitten?<<

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44

Kl assenarbeit: undbeißen bei der Beschafjung von Schulheften

immer wieder aufGra-

nit <<

Lernen lernen nochmals lernen

Alf ed Schiffers••

OI O

Krause führt durch alle Hallenseines Werks zwei Mädchenklassen,die sich mit viel Wohlgefallenpolytechnisch bilden lassen.

Denn die Theorie alleineist nur eine halbe Wahrheit -Mit der Praxis im Vereine

erst gewinnt man volle Klarheit.

,.

„. - -

So ist Krause unbefangen

Erstens sehn sie zwanzig Postenan Millionen Schraubgewinden,die zwar ein Vermögen kosten,aber nie Verwendung finden.

Dann zeigt Krause tausend Kühlerund reibt fröhlich seine Hände;denn wer denkt als Oberschülergleich an Überplanbestände ...

mit den süßen kleinen Bienenstundenlang durchs Werk gegangen,ihrem Unterricht zu dienen.

Ei wie dankten ihm die Püppchen,als sie mittags heimwärts strebtenund vereinzelt, wie in Grüppchen,

das Geschaute nach erlebten

Ganz besonders dankte Klassenpate Bolle fürs Gezeigte.»Krause« rief er »kaum zu fassen «während er sich stumm verneigte.

Krause wirkte schrecklich heiter.Dann erfuhr er: Pate Bolle

war im Hauptberufe Leitereiner Staatlichen Kontrolle.

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.Ftiftclien geht mit si;ineru Vatel' spazieren. . ie li:01nruen . •

eineltt Aibeiterdenknta.t Vorbei. •Wieso-  fragt Fritzcben, • st

. Mädchen •biste j e n ·heißtet Dann _arianne•

.dettn derÄrbeiter SQklein? Das entspriclltgarnicht der.Wirk- .lieh.keif und deru SOtialistischen Reazisinust. - •Bocb das •

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ist schon in Ordnung.  sagt der Vater, •derArbeiter llat zehn .Jalfre am Betnebsessen teilgenorunien.•

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46 lernen lernen, nochmals lernen

Joachim Priewe

I O

»Was sagen Sie? Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder,

große Sorgen? Bei mir nich Wenn meine auch schon dreizehngeworden is, ich habe meine in Zuch Und da begreif ich eben

nich, warum die Lehrer dauernd was mit ihr haben. Obwohl sie

'n hübsches Mädchen is. Aber isses nich so: wir ziehn sie groß,

damit die andern drüber meckern können Neulich zum Beispiel

hatte sich das Mädel die Fingernägel anlackiert. Was soll ich

Ihnen sagen, am nächsten Tag kommt von der Schule ein el-

lenlanger Brief. Und so geht das dauernd, als ob das Papier auf

den Bäumen wächst. Wenn dem Klassenlehrer die roten Fin-

gernägel nich gefallen, habe ich ihm geantwortet, hätte sie viel-leicht lila nehmen sollen. Also komisch isses j wirklich, was

die Schule heutzutage für Wünsche hat. Das liegt einem ewig

in den Ohren und auf dem Portemonnaie. Neulich hat einer ver-

langt, daß Monichen sich einen eigenen Tusch-

kasten kauft, und das, obwohl sie sich doch ge-

rade erst ihre teuren nahtlosen Perlonstrümpfeim Produktionstag zerrissen hat Nein, nein, es

Auf wen die Lehrer einen Rochus

haben der kommt auf keinen

grünen Zweig.is schon so, heute gönnt man der Jugend nich

das harmloseste Vergnügen. Kam doch gestern der, Dingsda,na, Sie wissen schon, zu nem Elternbesuch, wie er meinte. Als

er etwa ne Viertelstunde gesessen hatte, habe ich mal kurz ge-

fragt, ob er sich bei uns einmieten will. Unsereins als Hausfrau

hat doch noch etwas anderes zu tun. Da is man für so was gar

nich aufgelegt. Wie sie sonst in der Schule steht? Ach. Sie wissen ja, auf wen die Lehrer einen Rochus haben, der kommt auf

keinen grünen Zweig. Ich habe sie getröstet und gesagt, spä

ter interessieren niemanden die paar Fünfen aufm Zeugnis. Ich

habe um meine Tochter keine Bange nich: Schließlich wird sie

j doch mal heiraten. Hat schon ab und zu einen kleinenFreund. Kein Wunder, wo sie nach Muttern kommt. Aber, habe

ich sie gewarnt, daß du mir höchstens jeden Monat mit nem

andern kommst, sonst isses unmoralisch Und ich möchte auch

nich, daß du dich abends nach zwölwe noch draußen rum

treibst, sonst setzt es was. Sehen Sie, und da versteh ich eben

nich, wieso da zehn Jahre Schule notwendig sind, wo ich schon

selbst auf alles bei ihr achte. Und was heißt größeres Wissenfür die Zukunft? Für Monis Zukunft sehe ich nich schwarz.

Zum Kinderkriegen braucht sie schließlich keine Algebra «

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Lernen lernen nochmals lernen

»Wie der Bursche in die 8. Klasse gekommen ist, wird mir ein

ewiges Rätsel bleiben«, dachte der Lehrer Kluge und schüttel

te sein kummergebeugtes Haupt. »Der Bursche beherrscht ja

nicht einmal die Grundrechenarten.«Als sich das Unglück des Kollegen Kluge in der Schule herum

sprach, fanden alle eine Geste des Mitleids.

Kluge besorgte sich 21 Methodiken und vertiefte sich eifrig

darin. Dieser Sorgenknabe Schmidtchen wurde der Mittelpunkt

der Klasse. Keine Stunde verlief von nun an ohne freundliche

Ermahnung, ohne besonderen Hinweis, ohne besonderen Tadel.

Alle behandelten diesen Sproß mit größter Liebenswürdigkeit.

Aber das Furchtbare ließ sich nicht verhindern. Schmidtchen

stand haarscharf auf Fünf, als es auf Erteilung der Zeugnisse

losging. Kluge alarmierte die Eltern, miete-

te sich dort ein und förderte den Jungentäglich zwei Stunden. Die Lernbrigade der

Klasse arbeitete mit Hochdruck. Die Pio

nierorganisation organisierte einen Wettbe

werb mit dem Motto »Fünf raus « Der Pa

tenbetrieb stellte einen hauptamtlichenMentor, und der Direktor erlebte kummer

volle Wochen.

Kluge diskutierte, referierte, argumentier

te. Trotz alledem, Schmidtchen ließ sich

nicht erweichen. Die Grundrechenarten erwiesen sich als zu hart für seine verwöhn

te Großhirnrinde.

Rechtzeitig vor der Zeugniserteilung er

schien der Direktor bei Kluge.»Na, wie schauts denn aus? Es wird docheine Vier?«

-

•• ••

• •

Als Kluge das bittende Gesicht des Direktors sah, hätte er bei

nahe Ja gesagt, aber seine Ehrlichkeit siegte. Er senkte be

schämt und reuevoll sein Haupt.

Doch da wurde die Stimme des Direktors fest. »Es wird eine 4.

Sonst liegen wir mit einer Promille über dem Kreisdurchschnittin der Sitzenbleiberquote - und diese Schande dürfen Sie un

serer Schule nicht antun «

7

))Ich laß ihn immer mal

bei meinen Schularbei-

ten helfen  Er freut sich

drüber

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  8

Die Pioniere sindunterwegs zum Alt

stoffsammeln. Sieklingeln n einerTür. Eine vornehmeDame öffnet.»Haben Sie alteWein- oderSchnapsflaschen? «»Sehe ich etwa soaus, als ob ich Al

kohol trinke?«

»Das gerade nicht,aber Essigflaschenhaben sie doch be

stimmt.«

Lernen lernen nochmals lernen

John Stave

Vater: Nimm Platz, mein Junge. Willst du 'n Bier oder 'ne Zi

garette?

Sohn: Nein, danke, Vati. Ich rauche noch nicht. Und ich trinkeauch nicht

Vater: Wie alt bist du eigentlich?

Sohn: Elf. Elfeinhalb.

Vater: Als ich elf - elfeinhalb - war, da habe ich - auch noch

nicht geraucht. Aber ich wußte schon Bescheid, wie die

Sache läuft.

Sohn: Welche Sache, Vati?

Vater: Diese Sache, über die wir heute kurz diskutieren wol

len. Also Mutti ist jedenfalls der Meinung, daß also - daß

darüber geredet werden muß, gewissermaßen, daß es an der

Zeit sei und so weiter. Die Dinge des Lebens, der Ernst des

Lebens - verstehst du?

Sohn: Ja.Vater: Habt ihr ä - habt ihrbeispielsweise in der Schule, also

bereits durchgenommen, wie die Kinder - also wie soll ich

das sagen? Daß die Kinder - die Kinder - ä - fallen ja nicht

vom Himmel, sie werden geboren, falls dir das was sagt?Sohn: Ja, Vati.

Vater: Den Vorgang als solchen - diese Partnerschaft, die dazu

gehört, die habt ihr also durchgenommen? Der Hahn, die

Henne. Die Bienenkönigin. Der Pfau. Habt ihr den Pfau

durchgenommen?

Sohn: Den Pfau direkt nicht.

Vater: Also, mein Junge. Da stoßen wir mal in eine Lücke. Der

Pfau, dieser farbenprächtige gefiederte Freund, der bäumt

sich auf. Er schlägt gewissermaßen ein Rad. Nicht, daß ersich überschlägt. Er macht das mit seinem Schweif, verstehst

du? Er spreizt die Schweiffedem. Das sieht wundervoll aus.

Es ist ein sogenanntes Imponiergehabe. Verstehst du, was ich

meine?

Sohn: Nein, Vati.

Vater: Unterbrich mich nicht Ich bin jetzt gerade so schön drin.

Also der Pfau, der will damit zum Ausdruck bringen, daß er

mit der Dame etwas anfangen will. Daß er Interesse hat.

Wie soll ich das sagen? Das Liebesleben in der Natur. Jetzt

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Lernen, lernen nochmals ler1 1en

ist es heraus. 0 je. Das Liebesleben. Das Werben. Die Erhaltung der ... wie sagt man da? - die Erhaltung eben. Die Er-

haltung der Sippschaft. Die Erhaltung der Art - jetzt habich's

Sohn: Ist die Liebe die Erhaltung der Art?

Vater: Bring mich jetzt nicht heraus Die Liebe ist im Grundeeine Art Vorspiel, eine Willenserklärung. Jetzt ist es soweit,

hör mal zu, wir beide, du undich, also Mann und Frau - wie

soll ich das sagen -Sohn: Wir wollen die Art erhal

ten?

Vater: Ja, genau. Nur mit völliganderen Worten: Ich liebe dich

- drei Worte nur. - Hier, siehmal, da drüben, auf der Dach-

rinne, der Täuberich. Was

macht er?Sohn: Er wackelt hin und her.Vater: NEIEN Er tänzelt Er

sagt jetzt gerade zu derTaube, also zum Täubchen:»Hier bin ich. Liebst du mich?

Ich begehre dich«, und so wei-

ter. Er plustert sich auf. Erzeigt sich von seiner besten

Seite. Wäre er ein Pfau, dannschlüge er jetzt ein Rad. Er

bäumte sich auf. Dieses Impo-

niergehabe, das ich vorhinschon ausführte. Die Vögel

sind da genauso wie die Men-

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schen. Das Werben . Das ist genau dasselbe. Das Liebeslebenin der Natur - das ist alles eine Schose.Sohn: Ist es bei dir und Mami genauso?

Vater: Ja - es war ganz genauso. Anfangs schon. Die Taubenund so weiter. Ich sehe, du verstehst.

Sohn: Die Tauben und die Menschen, die machen es genauso.Genau wie die Menschen?

Vater: Endlich Endlich hast du's begriffen Ende der Debatte.Genau wie die Menschen Glasklar. - Allerdings nicht auf der

Dachrinne.

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5 Lernen lernen nochmals lernen

lrmgard be

os OSSO O oso

Unsere lieben Frauen sind gewiß keine knospenden Rosen im

Silbertau. Unsere lieben Frauen haben anjeder Hand drei Kin

der, über sich einen Mann, unter sich vier Rindviecher, zwei

Schweine und eine ganze Geflügelarmee, im Kopf viele klugeund etliche weniger kluge Gedanken, im Herzen aber tragen sie

eine große Fröhlichkeit. Sie sind überaus lebenslustig und vonerstaunlicher Einigkeit gegen alles, was Mann ist. Sie müssen

die Lebenslust wo.hl gleich mit der Muttermilch eingesogen

haben, ·denn auch unsre Omas sind nicht von Pappe.Das klärt

das Geheimnis ihres Frohsinns und ihrer auffallenden Einigkeit

allerdings noch nicht völlig. Ein klitzekleiner Rest liegt, vertraulich verraten, im Dunklen. Im dunklen Keller der »Blauen

Maus«: ein Lebenswässerchen, kühl, klar und

Unsere munteren Frauen springen

von den Tischen und umgaukeln den

Vorsitzenden wie Schmetterlinge

vierzigprozentig, ein Helfer in allen Lebensla-

gen. Lischt ein altes Leben aus oder kündigt ein

neues sich an, unsre lieben Frauen schlucken

den ersten Schreck gemeinsam in der »Blauen

Maus« hinunter. Ja, ich bin nicht einmal sicher, ob sie ein Feuerim Dorf nicht erst mal mit einem Lebenswässerchen begießen

würden, bevor sie zum Löschwasser griffen. Selbstverständlich,daß unsre lieben Frauen rührig im LPG-Leben stehn. Ein klei-

nes Schlückchen, und sie tüfteln dir Pläne aus, die unserm

Männerverstand schon Selbstmordgedanken eingegeben haben.

Der Vorstand, .zum Beispiel, erbittet Soldaten für die Getreide-

schlacht. Im Verein mit den fleißigen Frauen, so hofft er, wird

das Schlachtfeld zum Abendrot leer sein. Die Soldaten fahren

ins Unterdorf ein, unsre lustigen Frauen rodeln zum Oberdorf

raus in die Heidelbeeren.

· »Was willst du«, rechtfertigen sie sich beim Vorsitzenden, »wirhätten die armen Kasernenhelden nur von der Arbeit abge-

lenkt Sieh doch unsre braunen Arme und Beine « Sie lüpfen

die Blusen, sie lüpfen sogar die Röcke ein wenig. Der Vorstand

dreht ab.

Er kommt ihnen bei Gelegenheit ökonomisch. Kein Rübenhak-

ken in der Kolonne mehr, die Rüben werden morgenweis an die

Frauen verteilt. Persönliche Pflege Persönliche Verantwortung»Ei, der Deibel « lachen die Frauen. »Wollt uns gegeneinander

ausspielen, he? Nicht mit uns Und der ökonomische Hebelsaust auf den Buckel des Vorstands zurück.

Eines Tages kriegen wir einen neuen Vorsitzenden. Eines an-

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lernen , lernen nochmals lernen

deren Tages steht uns übern kurzen Weg eine Forderung derZeit und des Kreislandwirtschaftsrates ins Haus: Qualifizie

rung der Frauen. Facharbeiterlehrgang und Winterschule.»Du lieber Heiland « murmeln die Brigadiere und kriegen trübeAugen. Unser neuer Vorsitzender, ein junger Mann mit einem

Blick fürs große Ganze, sieht keine Schwierigkeit. »Den

Heiland brauchen wir nicht. Wir müssen den Genossen

schaftsbäuerinnen die Sache nur richtig erklären.«Frauenversammlungen erfreuen sich bei uns einer großen

Beliebtheit. Sie gelten als legitimes Mittel, die Kinderbet

ten, den Abwasch und die Schweinekartoffeln für einenAbend dem geliebten Manne zu überlassen. Unser neuerVorsitzender, der junge Mann mit dem Blick fürs großeGanze, sieht also die Frauen vollzählig vor sich.»Ihr braucht euch nicht so zu drängeln«, ruft er zufrieden,»es kommt jeder ran.« Er wähnt die Schlacht wohl schon

gewonnen. Redet über die Bedeutung des Lehrgangs fürdie Frauen, die LPG, die Republik und so weiter.Die Frauen sehn ihm stillvergnügt in die blauen Augen.Was er sich denkt - Aufsätze schreiben. Bücher lesen.Prüfungen ablegen und weiß der Schinder, was noch

»Also«, sagt der Vorsitzende, »schreibt euch ein Wer zu

erst kommt, kriegt die besten Plätze.«

Die Frauen schenken ihm ein dünnes Lächeln, einAbschiedslächeln. Sie zupfen ihre Nylonblusen zurecht

und marschieren, ohne auch nur einen Ton zu verlieren,aus der Versammlung und beehren die »Blaue Maus«.

Was soll man auch sonst dazu sagen. Der Landwirt

schaftsrat wettert: die einzige LPG ohne FrauenqualifizierungIm August wird ein Fest gefeiert. LPG-Jubiläum, schuldenfrei, einen Haufen Geld auf der Kante, undenkbar

ohne die jahrelange, fleißige Arbeit unsrer fröhlichenFrauen. Als die Kapelle vor Erschöpfung einschläft,

hockt auch der Vorsitzende abgekämpft vor dem letzten

„.--

>>Wenns an die Qualifizierung geht könnt st du dich ruhig ein bißchen mehr beeilen Mutti <<

51

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52

»Pioniere, was istein.e Kollektivleistung beim Ler- ,

. -

nen..?« fragt der .nierleiter beim -

 =-  

Grnppennachmit-t a g ~>Kollektivleistungistl wenn einer die -Scil.ularbeiten rich  .

tig:macht und alle ·--anö.em von ihm ab-schreiben.«

lernen lernen nochmals lernen

Freibier. Unsre muntren Frauen aber springen von den Tischen

und umgaukeln ihn wie die Schmetterlinge.

»Der arme Vorsitzende Wie sieht er doch traurig aus Kapel

le Einen Extratanz «

Der Vorsitzende rudert unsicher mit den Armen.

»Haut bloß ab, ich kann euch nicht mehr sehn Habt mich imStich gelassen, Weibervolk «

»Nu hör einer den Dollen Wenn er nicht soviel reden würde,

lieber einen Schnaps mit uns trinken, da möchten wir schon zur

Schule gehn, noch unsern Doktor machen auf die alten Tage «

»Unter Zeugen?« - »Großes Pionierehrenwort «

Die Frauen lachen Tränen, küssen den Vorsitzenden, dieses

Jungchen, von vorne und hinten ab, und für sieben von ihnen

findet sich im Durcheinander sogar noch ein Schnäpschen.

Der Lehrgang soll steigen. Die sieben Kandidatinnen beratensich. Ach, was ist schon dabei Kostet j nichts, und aufhören

kann man immer. Man macht sich den Spaß. Amüsiert sich

über die ersten Vorträge, praktische Sachen, seit Jahren an den

Gummistiefeln abgelaufen. Amüsiert sich gemeinsam mit

denen, die nicht ihr großes Pionierehrenwort geben konnten,

weil sich gerade kein Lebenswässerchen finden ließ.

Kein berauschender Anfang, gewiß. Doch mit der ersten Eins

wird der Ehrgeiz lebendig. Später müssen die Sammeltassen

den Ehrenplatz in der Vitrine räumen, wohin sonst mit den Büchern? Den anderen entgeht das im bunten Treiben des Alltags.

»Wo ist denn Lydia heute?« - »Na, beim Lehrgang.« - »Ach ja,

beim Lehrgang.« Ein Jux.

Sie werden erst wieder mobil, als es heißt: Lehrgang beendet,

heute abend wird stramm gefeiert.

Vergnügt ziehen all unsere munteren Frauen die Nylonblusen

an, stecken einen Notgroschen ein und marschieren zur »Blau

en Maus«. Sie reißen die Tür auf, den fröhlichen Zuruf schon

auf den Lippen, und sehen sich einer langen, weißgedecktenTafel gegenüber. Blumensträuße, Urkunden, fremde Männer in

tadellosen Anzügen: die Lehrer, der Tierarzt, ein Zeitungsmann

und andere wichtige Leute, dazwischen ihre sieben Frauen, die

Ohren rot, die Mienen feierlich.

Befremdetes Schweigen bei den Versammelten, betretene Ge

sichter bei unseren lustigen Weiblein.

»Könnt ihr nicht lesen?« fragt der Vorsitzende.

»Entschuldigung«, murmeln sie, machen leise die Tür wieder

zu und bemerken ein Schild: »Geschlossene Gesellschaft «»Da sieht mans«, sagen sie, »bloß wer mit ihm säuft, den läßt

er studieren «

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5

Warum gtbt es in _der DDRnie Erd- =.

. der am Verteilen. war, schob er die .-

Wolken räber der .. ·. . „

DDR be.tse1te, sah ··

die kaputten Häu

ser und Straßen. und meil)te: »Oh,

· hier h ja

schon < ·

Was des Volkes ände schaffen

Hansjoachim Riegenring

1

Wrr sind alle nur Menschen und nicht mal die besten. Ich kann

deshalb ruhig zugeben, daß ich ihn nicht völlig unterdrückenkonnte, den Neid, der in den Innereien meiner Seele wühlte, als

ich Eduards Brief las. Ich kenne Leute, die seit Generationenvon einer neuen Wohnung träumen wie andere von einem Fün

fertreffer oder einer schönen Frau, die ihnen ganz allein gehört.

Eduard bekam eine. Eine Wohnung. Ganz frisch von der Kellein einem neugebauten Neubau.

Genau das, was ich mir wünschte.Komisch, daß immer nur die andern Glück haben. Ich war ge

laden. Eingeladen. Zum Kaffee und zur Besichtigung des Wohnwunders.

Ich nahm den Hut ab, bevor ich ehrfürchtig den verchromten

Klingelknopf drückte. In der Sprechanlage knatterte es. Eine

Staubwolke flog aus dem Lautsprecher.

»Chchch--schschschpffffchrrr-plpsps?«

Das schien Eduards Stimme zu sein. Vielleicht hatte man ausVersehen eine Dolmetscheranlage eingebaut.»Tag, Eduard«, hustete ich ins Mikrofon , »ich bin s.«

»Krrrsptöööchrabööh.« Der Türöffner brummte.In einem modernen Haus gibt es zwei Möglichkeiten, in den

vierten Stock zu gelangen: Treppe oder Fahrstuhl. Ich habe

noch nie erlebt, daß das Schild »Außer Betrieb« an der Treppehängt.

»Herzlich willkommen«, begrüßte mich Eduard, »du kannst mir

gleich helfen, die Tür wieder einzuhängen. Sie war etwas reichlich.«

»Oder der Türrahmen zu klein«, gab ich zu bedenken.

»Donnerwetter. Daran habe ich gar nicht gedacht. Na, egal. Ichhabe unten zwei Zentimeter abgehobelt. Faß mal an.«

Wir wuchteten die Tür in die Angeln. Die Tür klemmte oben.

Dafür schien unten die Sonne in den Korridor. Wir hoben, he

belten, hobelten. Es war die reinste Türquälerei.Als ich mir den Mantel ausziehen wollte, hielt mich jemand vonhinten fest. »Die Farbe an der Wand ist noch frisch«, entschul

digte sich Eduard. Mein Mantel blieb an der Wand hängen,

ohne Garderobenhaken.

Aus dem Bad wälzte sich eine mächtige Hitzewelle in denKorridor.

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Was des Volkes Hände schaffen

»Willst du mal unser Badezimmer sehen?« sagte Eduard.

»Ruch«, machte Helga, als wir reinguckten, bedeckte die Se-

henswürdigkeiten mit den Händen und verschwand bis ans

Kinn unter Wasser. »Sehr schön«, lobte ich, »solch eine Bade-

zimmereinrichtung wünsche ich mir auch.«

»Die Handbrause funktioniert nicht«, schmollte Helga.»Und dabei h t sie das Gütezeichen«, wunderte sich Eduard.

»Aber keine Löcher«, stellte ich fest. Mit einem Nagel klopften

wir die nicht mitgelieferten Löcher hinein. Eine langweilige Ar-

beit, denn das Badewasser war mit einer Essenz gefärbt undundurchsichtig.

Vor dem Kaffeetrinken mußten wir zwei Beine des Ti-

sches verkürzen. Wegen der schrägen Dielen. Entweder

war den Maurern die Wasserwaage eingefroren, oder der

Polier schielte. Das Klavier stand so schief, daß es nur

für schräge Musik zu gebrauchen war.r.„„   „Nach dem ersten Schluck Kaffee fiel mir ein Stück Putz

in die Tasse. »Putztausend«, sagte ich erstaunt.: .„. ~--- -»Nein, wie putzig«, lachte Helga. »Genau dasselbe ist mir

gestern passiert. Ob der Dingsda nicht sorgfältig gear

beitet hat, der ... der ... « - »Putzmacher«, half ich ihr.

»Außerdem zieht es.« Ich schloß das Fenster. Den Griff

behielt ich in der Hand. Die Scheibe fiel aus dem Rah-

men und blieb zwischen den Tulpen vor dem Hause stek

ken. »Das liegt am Kitt«, meinte Eduard kummervoll,

• ... 1 •  

55

»oder am Glaser.« Er hat endlich moderne

»Der gehört ins Kittchen«, schimpfte ich. »Aber warum zieht das Leuchten bekommen «

hier so? Habt ihr den Staubsauger nicht abgestellt?«

Eduard deutete stumm nach oben.

Ich wußte, daß zu einem Neubau Grundriß, Aufriß und Seiten

riß gehören. Dieses Haus besaß außerdem einen Wandriß, der

für die Luftzirkulation sorgte.»Nachbarin, euer Fläschchen«, seufzte ich. Eduard klomm zur

Hausbar empor. »Du solltest dir Hausschuhe mit Nägeln anschaffen«, empfahl ich. Dann mußte ich aufstehen und fest auf

die achte Diele von rechts treten, weil man sonst den Schrank

nicht öffnen konnte. Nach dem dritten Schnaps fragte mich Edu-

ard heimtückisch, ob ich einen Bilderhaken einschlagen würde.

Wer kann den bittenden Augen eines Mannes widerstehen, der

eine schöne Frau hat. Ich klopfte - nein, ich säuselte den Haken

sanft in die Wand. Der letzte Schlag verschaffte mir einen in-

teressanten Einblick in das Familienleben der Leutevon

nebenan. Der Nachbar kam gesträubten Schrittes auf mich zu.

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  6 Was des olkes ände schaffen

»Herr«, schnarrte er. Das konnte ich nicht abstreiten. Ich nickte.»Sie haben einen Stein aus der Mauer geschlagen « Ich nickte

wieder.

»Der Stein ist in unsere Suppenterrine gefallen, in unserEssen «

»Na so was«, lächelte ich bedauernd. »Das tut mir leid. Ist abernicht so schlimm. Wir wischen den Stein wieder ab.«

Wir schoben einen Schrank vor das Loch. Als Schalldämpfer.Die nachbarliche Erregung klang nun nach eingemotteten Pel

zen und alten Hosen. Beim Verschieben des Schrankes bogensich die Balken. Ein dumpfes Stöhnen rieselte durch die Mau-

em, der Kalk lagerte sich am Fußboden ab. Die Bewohner derunteren Stockwerke flüchteten auf die Straße und schrien, es

wäre eine Mißachtung der Menschenrechte, in einem bewohnten Neubau Möbel zu verrücken.

Ich trat auf den Balkon, um meine vergrämten Bronchien mitneuem Sauerstoff zu beleben. Im letzten Moment konnte ich

Der Müllschlucker verschluckte sichmich am Geländer festhalten. Sonst wäre esheruntergefallen.

und spuckte eine stinkende Haus-

haltsabfallmischung in die Wohnung»Was machst du denn?« staunte Eduard.»Das siehst du doch. Eine Geländerübung.«Er

zog mich ins Zimmer. Von links rauschte einWasserfall von der Größe des Niagara.

»Das ist nur die Wasserspülung«, beruhigte mich Eduard.»Eure?« - »Haha«, lachte er, »das ist mindestens zwei Häuser

weiter. Du solltest mal hören, wenn bei uns einer ... «»Verstehe«, sagte ich, »ein Zug an der Kette, und das Haus fällt

em. «

Wir fegten den Putz zusammen, der durch unser lautes Sprechen von der Decke gefallen war, und nun lernte ich einen der

größten Vorzüge einer Neubauwohnung kennen: den Müll-

schlucker. Er funktionierte wirklich. »Siehst du«, strahlte Edu-

ard, »so bequem ist das. Ein Griff - weg ist der Dreck.« Er kipp-te den letzten Eimer Putz in den Schacht. Die Klappe klemm-te, Eduard rüttelte. Der Müllschlucker verschluckte sich und

spuckte eine stinkende Haushaltsabfallmischung in die Woh-

nung. Papier, Lumpen, Blechbüchsen, verwelkte Blumen, sogar

eine Garnitur Unterwäsche. »Natürlich«, gab Eduard zu, »hat so

eine neue Wohnung auch gewisse Mängel. Aber du mußt doch

zugeben, daß es schön ist, eine Wohnung mit allem Komfort zu

besitzen, mit allen Schikanen ... «

»Eben«, sagte ich. Und kehrte in meine alte Bude zurück, diemich nicht mit Komfort verwöhnt.

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58

-

  rst heißt es, die

Jugend wächst nicht

im Treibhaus auf, und

dann verlangen sie das

ganze Jahr über Gemü-

se - Ist das etwa ein

gesunder Widerspruch?«

Wa s des Volkes ände schaffen

Joachim Priewe

Als Lehrer Hern1ann Schulz aufs Land ging stand für ihn eins

fest: Er wollte beweisen, daß die Behauptung, studierte Leute

seien eingebildet, eine völlig unberechtigte Verallge-meinerung sei, jedenfalls was ihn betraf.

Er hätte sich am ersten Abend im Dorfkrug auch al-

lein an einen Tisch setzen können, aber im Zuge sei-

ner Absicht rückte er an den Tisch eines Bauern. Ei-

gentlich war er mehr für Wein hatte auch nichts

gegen Bier, aber alles gegen Schnaps. Also bestell

te er zwei Pils, schob eins seinem Tischnachbarn

hinüber und erhob sein Glas. »Auf gute Gemein-

schaft « sagte er und nach einer Weile: »Haben Sie

mal Feuer für mich?«

»Bitte« sagte Bauer Korn. »Du bist also der neue

Schullehrer.« Hermann Schulz nickte und hielt ihm

sein Zigarettenetui hin: »Hier nehmen S... nimm

auch eine Zigarette.«

»Danke «, sagte Korn »aber du brauchst nicht zu

denken, daß du was Besseres bist, weil du eine sil-

berne Zigarettenschachtel hast. Wenn ich auch nicht

studiert habe, ich merke doch daß du aufs Dorf ge-

kommen bist, um hier den klugen Mann zu spielen.«

»Aber ich denke gar nicht daran, zu denken, daß ich

etwas Besseres bin. Und studiert habe ich doch nur

damit ich mithelfen kann, daß aus deinen Kindern

gute Bauern und Agronomen werden.«

»Deshalb brauchst du dich mit deinem Studierennicht wichtig zu machen.«

»Will ich j auch gar nicht.«

»Du tust es aber doch«, widersprach Korn.

Darauf wußte Schulz nichts zu sagen. Er sah die Notwendig-

keit, Argumente ins Feld zu führen, die überzeugender als

Worte sein konnten. Er überwand sich und bestellte zwei

Schnäpse. Ein Schnaps gab schließlich den anderen. Endlichschien der Boden für die Verständigung genügend durchfeuch

tet zu sein. Da sagte mitten in die erwartungsvolle Stille hin-ein LPG -Bauer Korn: »Wenn ich auch nicht studiert habe,

brauchst du dir nicht einzubilden, wir Bauern sind dumm weil

wir nicht studiert haben.«

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Was des Volkes Hände schaffen

»Das hat doch aber niemand behauptet«, versuchte Schulz ihn

zu beruhigen. »Jeder von uns hat seinen Beruf und macht seine

Arbeit, so gut er kann. Es geht doch nicht darum, ob einer stu

diert hat oder nicht, denke ich.«

»Denke ich, denke ich Wenn ich das schon höre Du kommst

ir wohl wie ein großer Denker vor? Wenn ich auch nicht stu

diert habe ... «Darauf bestellte Schullehrer Schulz rasch zwei Doppelte. Was

sich aber nicht verdoppelte, war die Einsicht des Bauern Korn.

Der wollte sich jedenfalls nicht nachsagen lassen, er könne

sich das mit seinem unstudierten Gehalt nicht erlauben, und

bestellte sechs Doppelte.

Da beschloß Hermann zögernd die Demontage sämtlicher

Dinge, die an Studium auch nur entfernt erinnern könnten. Er

riß sich diskret den Schlips vom Hals und knöpfte das Hemd

auf. Wenig später öffnete er die Schnürsenkel. Doch Kornschien es nicht zu bemerken: Schulz erinnerte sich an irgendeine Lautverschiebung, sprach das G von Gans ganz weich aus

und wurde in Sprache und Ausdruck »volkstümlich«. Korn war

nicht zu rühren: »Wenn ich auch nicht studiert habe, das heißt

Gans und nicht Jans.«

Als Schulz bemerkte, daß Korn seinen Zigarettenstummel auf

die Erde fallen ließ und beiläufig mit dem Fuß austrat, betrach

tete Schulz das als Aufforderung, auf den Fußboden zu spuk

ken. Er spuckte so lange, bis es dem Wirt auffiel. Als auch dasohne Eindruck auf Korn blieb, versuchte er zwischendurch kräf-

••

tig zu rülpsen, was ihm aber auf Grund mangelnder Ubung

prächtig mißlang. Darauf nahm ihm Korn den soeben bestell

ten Doppelten wieder weg. Doch Schulz griff mit verzweifelter

Fröhlichkeit nach dem Glase und ließ sich den Schnaps ins

Hemd laufen, um Korn vielleicht auf humorvolle rt zu gewin

nen. Dabei rief er jauchzend: »Hach, was sind wir Bauern heut

wieder lustig « und schlug Korn auf die Schulter, daß der sich

verschluckte.Bauer Korn verhielt sich immer abweisender. Und so begann

Schulz mit einem letzten Versuch, seinem Sprachschatz ein

Dutzend urwüchsiger Kraftausdrücke zu entnehmen, von denen

das Wort Scheißdreck noch das harmloseste war.

Hoffnungsvoll sah Schulz auf Korn. Der aber stand plötzlich

stocknüchtern auf und sagte mit aller Verachtung, deren er

fähig war: »Pfui Teufel Und so etwas hat nun auf unsere Ko-

sten studiert «

9

Zwei LPG-Bauernschauen zum Him

mel. »Eh nu, einFlugzeug « sagt der

eme.

»Bestimmt die Re-

gierung « erwidertder andere.

»Eh nu, eher un-

wahrscheinlich.

Wenn s die Regie-

rung wäre, würden

weiße Männer auf

Motorrädern drum

herum sein.«

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60 Was des Volkes Hände schaffen

ünter Krone

Dio

Der VEB Prima war wegen seiner technischen Vollkommenheit

weit und breit berühmt. Die Verwaltungsarbeit wurde durchelektronische Rechenmaschinen und andere komplizierte Ap

parate erleichtert. Sogar die Produktion war schon lange voll

automatisiert. Lediglich Sitzungen wurden noch wie in alten

Zeiten durchgeführt weil für sie eine rt Vernunft erforderlichist die Maschinen nicht haben.Kollege Schulze hatte als Leiter des Büros für Erfindungswesen an diesem bewunderswerten Stand der Technik erheblichen Anteil. Er war auch ein ganz ungewöhnlich begabterMann. Aber eines Tages war der Kollege Schulze ratlos. Ersaß vor einem als Verbesserungsvorschlag bezeichneten Schrei

ben der Kollegin Ranft die als Reinemache-Wenn Sie eintreten wollen rufen Sie

laut und deutlich: >Auf Das Tor öffnet

sich auf Zuruf.

frau im Betrieb beschäftigt war und wußte

sich nicht zu helfen. Er suchte den techni

schen Leiter Schuster auf um dessen Mei-

nung einzuholen. Jedoch auch Kollege Schu

ster wußte nicht  was man mit dem Schreiben anfangen sollte.

Zu der Stunde da beide Kollegen über dem Schreiben der Kollegin Ranft ihre Köpfe schüttelten s ß ich beim Werkleiter

Moosdorf im Zimmer. Der Werkleiter Moosdorf war mit dem Er

reichten keineswegs zufrieden: »Gewiß«, sagte er, »unsere Pro

duktion ist längst vollautomatisiert und unsere Roboter sindkaum zu überbieten. Auch die Verwaltungsarbeit ist durch

Denkmaschinen der verschiedensten rt zu einer reinen Freude geworden. Wir haben sogar kürzlich Wendeapparate eingesetzt die unseren Kollegen beim Umblättern der Akten behilf

lich sind. Aber uns hat das Glück der Unzufriedenheit erfaßt.Die Entwicklung schreitet weiter. Gegenwärtig sind wir dabei

technische Vorgänge auf das sogenannte akustische Prinzipumzustellen.«

Offenbar sah er meinem Gesicht an daß ich mir darunter nichtsvorstellen konnte. »Für den Laien gesprochen« sagte er, »be

deutet das: Alle unsere Apparate werden eingeschaltet indemman auf einen Knopf drückt oder einen Hebel bewegt. Bisher

mußte man dazu seine Finger bewegen; da ging den Kollegen

natürlich viel Kraft ganz überflüssig verloren. Jetzt werden wirdie Kontakte einfach durch Geräusche auslösen lassen - des-

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  asdes Volkes ände schaffen

halb akustisches Prinzip- also etwa durch Räuspern oder Hu-

sten.«

»Hoffentlich husten Ihnen die Kontakte nicht was«, sagte ich

aber in diesem Augenblick kamen die Kollegen Schuster undSchulze mit dem Schreiben der Kollegin Ranft ins Zimmer und

trugen es dem Werkleiter vor. So verblüfft habe ich den Kolle-

gen Moosdorf selten gesehen. Allerdings enthielt das Schrei

ben auch einen außerordentlich kühnen Gedankenflug der mit

alten Gewohnheiten völlig brach. Kollege Moosdorf dachte län

ger nach als ich warten konnte. Deshalb verabschiedete ich

mich, bevor er seine Entscheidung getroffen hatte. Ein Robo-

t r trug mich aufs Dach auf dem ich meinen Diensthubschrau

ber abgestellt hatte.

Etwa ein halbes ahr später hatte ich wieder im VEB Prima zu

tun. Offensichtlich hatte man in dieser kurzen Zeit das akusti

sche Prinzip schon weitgehend verwirklicht. Denn als ich vor

dem Werktor aus dem Atomauto stieg las ich auf einem Schild:

»Wenn Sie eintreten wollen rufen Sie laut und deutlich: >Auf <

Das Tor öffnet sich auf Zuruf.« Also rief ich laut und deutlich:

»Auf « und trat ein. Hinter dem Tor bestieg ich einen sogenann

ten »Luftikus«, auch eine Neuanschaffung des Betriebes. Ein»Luftikus» ist ein zwei Personen fassendes Gefährt das nach

dem akustischen Prinzip in Gang gesetzt wird und das sich auf

Luftpolstern fortbewegt. In ihm schwebte ich über die Treppen

und Gänge, zum Vorzimmer des Werkleiters.Dort war gerade die Kollegin Ranft bei der Arbeit. Sie bohner

te das Parkett indem sie auf den Knien liegend das Bohner

wachs mit einem a p p ~ n verrieb. Ihr Vorschlag für die Büro-

reinigung eine Bohnermaschine anzuschaffen schien also nicht

verwirklicht worden zu sein.

„ •• ·r---

61

Alles macht die Ma-

schine automatisch -endlich haben wir Ar-

beitskräfte fürs Verpak-

ken frei < 

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6 Was des Volkes Hände schaffen

rwed Bouvier

»Ich sage dir« sagte er mir »man muß sich einen Beruf suchen

der so ausgefallen ist daß man auf jeden Fall überall damit auf

fällt und alle Leute darauf hereinfallen. Ein Beruf muß das

sein den es noch nie gab der absolut neu ist.«

Und so setzten wir uns hin und gründeten die UVA die Univer

sal-Versicherungsanstalt. In den ersten Wochen erlebten wir

eine unwahrscheinliche Konjunktur. Theodor erwies sich als

ein Meister von Versicherungsagent und brachte jeden Tag von

seinen Streifzügen Stapel von Verträgen mit nach Haus. Mit

Hagel Brand und Diebstahl freilich gaben wir uns nicht ab un

sere Ambitionen gingen tiefer und erfaßten alle Bereiche desöffentlichen Lebens. Die UVA versicherte die Kohlköpfe ge

schäftiger Kleingärtner nicht gegen Schädlingsbefall oder an

Im Winter erholten sich fünfzig Urlauber

auf unsere Kosten in Zakopane

dersartige Vernichtung sondern garantierte

ihren Klienten mühelosen Absatz und höch

sten Gewinn auf Grund der Voraussicht daß

der staatliche Handel auch in diesem Jahr

kaum in der Lage sein würde durch ein übergroßes Gemüse

angebot die kleingärtnerischen Kohlköpfe zum Verfaulen zu

verdammen. Cholerikern die um ihre Zukunft bangten versprach Theodor auch für die nächste Zeit ein reiches Betäti

gungsfeld ihres Temperaments; er konnte das weil er die Ar- 

beitsweise gewisser Amter und Verwaltungen genauestens

kannte. Wrr hatten in der ersten Zeit kein einziges Minusge

schäft zu beklagen was sicherlich daran lag daß Theodor nur

solche Geschäfte abschloß die absolut sicher waren. Er lieb

te es nicht auch nur das geringste Risiko einzugehen und er

fand mit bewundernswert sicherer Hand solche hundertpro

zentigen Gelegenheiten heraus.Herrn Mäusemüller der in unserer Straße als übler Saufbruder bekannt ist gab Theodor es schriftlich daß seine Stamm

kneipe die jetzt von der HO übernommen wird in zehn Jahrennoch genauso dreckig und verqualmt sein wird wie bisher. Mit

Fräulein Krause die dreiundsiebzig ist und bei uns im Hauswohnt schloß Theodor einen Vertrag daß Herbert Roth den

Fräulein Krause über alles liebt bis an ihr Lebensende im de

mokratischen Rundfunk zu hören sein wird; und das obwohl

Fräulein Krause sich bester Gesundheit erfreut und mindestensnoch fünfzehn Jahre zu leben hat. Theo hatte eben ein untrüg-

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Was des Volkes ände schaffen

liches Organ für todsichere Geschäfte. So verlebten wir ein

paar Wochen ungetrübten Glücks; Theodor schloß täglich neue

Verträge ab und ich besorgte die häusliche Buchführung. Es

war die schönste Zeit meines Lebens. Aber wie das so mit mei

nem Bruder Theodor ist: Nach einiger Zeit begann der neue Job

ihn zu langweilen, und er fing an, schludrig zu arbeiten.

Ich bemerkte es zuerst, als er mit Herm Meier einen Vertragaufsetzte, nach dem bei den nächsten Fußballweltmeisterschaf

ten die DDR den Weltmeister zu stellen hätte. Anderenfalls

würde Sportfreund Meier von uns zehntausend Mark zu erwar

ten haben. Obwohl ich von Fußball nichts verstehe, äußerte ich

Theo gegenüber meine Bedenken. Aber er lachte mich nur aus

und setzte seine fragwürdigen Methoden fort.

Und so begann die Periode unseres geschäftlichen Niedergangs.

Theodor, von allen guten Geistern verlassen, schloß Geschäf

te ab die zum Himmel schrien.Er versicherte einhundertfünfzig Besucher einer Veranstaltung

der Konzert- und Gastspieldirektion, daß sie sich durchaus an

nehmbar amüsieren und unterhalten würden. Wir hatten eine

geschlagene Woche zu tun, um die Gelder auszuzahlen.

Eine Hausgemeinschaft, der Theodor vertraglich versprach,

daß innerhalb von sechs Monaten der Klempner zu ihr käme,

konnte sich von unserem Geld einen Fernsehapparat und eine

Waschmaschine zulegen.

Einern Wartburgbesitzer, der nach Ersatzteilen jammerte, konnte Theodor auf seine Weise zwar nicht zu diesen, wohl aber zu

einem neuen Wagen verhelfen.

Von solchen Lappalien wie die Versicherung von Reisenden auf

die Pünktlichkeit der Deutschen Reichsbahn sowie von Rau

chern auf die Genießbarkeit von Turf und Casino will ich gar

nicht erst sprechen.

Im Wmter erholten sich fünfzig Urlauber, denen Theo im Som

mer nervenstärkende und strandhundfreie Ferien garantiert

hatte, fünf Wochen lang für unser Geld in Zakopane.

Als wir auf diese Weise kurz vor dem Bankrott standen, ent

schlossen wir uns zu einer Verzweiflungstat. Ich schrieb diese

Geschichte, und Theodor schloß einen Vertrag mit dem Eulen

spiegel, daß alle Leser etwas aus der Geschichte lernen wür

den. Wir erhoffen uns von diesem Geschäft Rettung und erneu

ten Auftrieb für unser Unternehmen.

Aber nach allem, was wir bisher erlebt haben, erscheint mir -

unter uns gesagt - das Gelingen unseres Planes etwas zwei

felhaft.

63

.

gleich einen Ails-weis: » S c h m t 1 f t _ABS.« Auch . -Schmidt er .  · s ·

.. ' -   .

Gewünscil .. - .

\ ' • ' • - . .

, neugien§ -  _ · _ ..._. . . "

V e r k i j . u f e r l n - · .

bitte, ist·denm -gentlich ABS?«_4t. · _

Schmidt erwi& 1achend: ».Arhm-Bek

k e r · S t r a ß e ~ -

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6

Die Komplexbrigade 

Leite du ihn mal an,

ich hab Komplexe, ich

verstehe nichts von

Landwirtschaft «

Was des Volkes ände schaffen

1a 4e Otizo oi OS

~ orHtoistors

ausgegraben von Günter Gregor

10 Januar Hatte heute Sprechtag. Mußte aber dienstlich zum

Kreis. Weil die auch Sprechtag hatten. Die regeln ihre Sachen

mit dem Bezirk am Donnerstag. So ein kleiner Bürgermeister

muß sich aber an die normalen Sprechtage halten. Bloß, nicht

an die eigenen. Kann mich ja nicht zerreißen.

15 Januar Sonntags müßte so ein Mistwetter verboten werden. Bin froh daß der Offenstallumbau fertig ist. Der Kreis

wollte ihn ja erst dies ahr einplanen. Da hätt unsre Tbc-freie

Herde im Winter aber dagestanden. Wir haben trotzdem ge-

. .

/

.„.

baut. Auf eigene

Kappe, versteht

sich.

19 Januar Mußmorgen wieder zum

Kreis. Wegen der

Schlachtgenehmi

gungen. Wenn man

sie mit der Postschickt, kommensie ewig nicht zu

rück. Als ob das einBürgermeister nicht

selbst entscheiden könnte Dabei drückt bloß einer, der unser

Dorf überhaupt nicht kennt, seinen Stempel drauf. Ordnung

muß sein

28. Januar War wieder mal ne verrückte Woche. Bürgennei

stertagung, Sprechtag, Gemeinderatssitzung, Kreistagssitzungund MTS-Stützpunktberatung. Dazu abends LPG-Versammlung

und Elternbeirat. War die ganze Woche bloß vier Stunden im

Amt Post unterschreiben. Wenn die Aktion »Weg vom Schreib

tisch« so aussieht ...

8 Februar Der Kulturraum in der alten Schule ist fertig. Alles

im NAW gemacht. Bloß, der Kreis ist stur. Will die 3000 Mark

für Tische und Stühle nicht bewilligen. Mal sehn, wie wir das

verbuchen. Werden das Kind schon schaukeln.

15 Februar Spielte wieder mal Briefträger. Schlachtgenehmigungen, Rechnungen und Fragebogen verteilt. Steuern und Be

richte eingeholt.

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  asdes olkes ände s h f f e n

Gemeindebote ham wa nich: Stellenplan sieht nur Sekretärin

und halbe Buchhalterin vor Und den Bürgermeister natürlich.

Wer sollte denn sonst Botengänge machen?

22. Februar: Unser RSJ09B78 ist unbezahlbar. Hat heut beide

Ställe entmistet. Hätten wir ihm nicht auf eigene Faust die Ga-

rage gebaut wär er im Wmter vergammelt. Wenn die einer vom

Kreis sieht gibts wieder Stunk. Doch er kann sie ja nicht mehr

abreißen höchstens wütend abreisen.

1. März: Mußte gestern mal ne Nachtschicht einlegen. Paar

Berichte und Statistiken waren fällig. Ums der staunenden

Nachwelt zu erhalten: Monatlich verlangt der Kreis 14 ausge

füllte Formblätter. Sekretärin müßte man sein dann könnte

man wenns dicke kommt einfach mal krank werden. Wie•

meme.

3 März: Nehme alle Hintergedanken gegen meine Sekretärin

mit Bedauern zurück. Hab selber noch Schreibkrampf. Müssen

doch alles mit der Hand ausfüllen. Die

breiten Bogen passen nicht in unsere

GROMA Muß mal sehn ob ich nichthintenrum so ne Langwagenmaschine

... Es sei denn die Statistik ändert mal

die Bogenformate.

20 März: Wollt mir heut ein Flächen

verzeichnis machen. Hatte grad den er-

sten Strich gezogen da kamen welche

vom Kreis von wegen Kultur. Kaum

warn die raus klopften die Handels

fritzen. So ging das den ganzen Tag

weiter. Abends packte ich meinen

Strich - die Arbeit eines Tages - wie-

der in die Schublade.

13. April: Heut machte mich die Finanzkontrolle vom Kreis zur

Schnecke. Hatte für die Maurer vom Patenbetrieb 12 Essen und

fürs Richtefest einen Kasten Bier verbucht. Dafür gäbs keinen

Fonds meinten sie. Bezahlte das Maurerfest von meiner letz

ten Prämie. Krümelkacker die ...

17 April: Meine Frau hat mich im Verdacht. Weil ich jeden

Morgen den Briefträger abpasse. Doch nischt is mit Liebes

brief. Warte täglich daß uns der Kreis Produktions- und Fi-

nanzplan bestätigt zurückschickt. Als Weihnachtsgeschenk

brauchen wir sie auch nicht mehr. Verflucht faule Aprilscher

ze.

26. April: Der Kindergarten ist prima geworden. Den alten

Tanzsaal erkennt man nicht wieder. War vorgestern mit dem

65

>>Mhm, das schmecktgut << - Ernteversorgung

ufden LPG Feldem

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Durch insatz mondä-

ner austoffe wird aus

Opas Futterkrippe ein

Wildversorgungszen-tru

1

Was des Volkes ände schaffen

Auto vom LPG-Buchhalter noch

schnell in Berlin. Bunten Fußbo

denbelag organisieren. Am 1. Mai

können wir dann singen: Ihr Kin

derlein kommet ...

10. Mai: Wurden vom Kreis endlichmal für Initiative gelobt. Aber nicht

lange. Die Finanzkontrolle machteuns einen Tanz. Wegen des umge

bauten Tanzsaals. Und der Kilome

tergelder für den Buchhalter. Krum

me Touren nennen die das. Na ich

kam vielleicht auf Touren ...

23. Mai: Heut war mein erster Ur

laubstag. Wollte früh runter insAmt mal nach dem Rechten sehn;

kam aber nicht weit. Der alte Wend

ler die dicke Emma der Puteri-Her

mann und der ABV quatschten

mich an. Hatte drei Sprechstunden

weg als ich mittags ins Büro kam. Mußte gleich Post unter

schreiben. Sah die Notwendigkeit ein. Wenn der Kreis nicht

seine Protokolle zum Abheften kriegt denken die immer gleich

sie tun nischt. Die Dorfbürgermeister.

tte rie toH

Gestern trafen sich an einem sicheren Ort führende Kfz-Schlos

ser Installateure und Baufachmänner.

Bei diesem Treffen wurden verschiedene den Kunden nicht zu

interessieren habende Probleme im Geiste gegenseitigen Ein

verständnisses erörtert. Die Diskussion verlief harmonisch undohne größere Preisdifferenzen. Die Abschlußresolution sowie

Schmiergelder wurden einstimmig angenommen.

Von einem Wmtergewitter überrascht wurde kürzlich der 42jäh

rige Genossenschaftsbauer Benno Wundertüter. Zum Glück

schlug der Blitz nicht in ihn ein sondern in die auf dem Feld

stehende leicht vergammelte dreijährige Dreschmaschine. Ein

schönes Beispiel für die mitunter segensreiche Auswirkung

einer gesunden Unordnung in der Genossenschaft.

Jochen Petersdorf

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  asdes Volkes ände schaffen

John Stave

OSO lt

Der Kurzgeschichtenschreiber soll ja wie auch jeder richtige

Schriftsteller - an die Basis gehen. Gewissermaßen seinem

Leser Auge in Auge und Zahn um Zahn gegenübersitzen. Da

das allgemein bekannt ist hagelt es Einladungen am laufen

den Band. Betriebe melden sich. Kulturbünde. Kleingartenver

eine. Klubs der Werktätigen solche der Intelligenz und ande

re Institutionen.

Nun gibt es ja Kollegen die richtig glücklich sind wenn sie ä

f entlieh auftreten können. Die haben mittlerweile den Bogen

so gut raus daß man am Ende glaubt sie seien direkt von der

Konzert- und Gaststättendirektion. Ein Kollege hat sogar mal

im Fernsehen play-back gesungen. Wochenlang hat er in der

Kneipe hinterher noch davon gezehrt.

Aber wie gesagt es gibt auch solche Kollegen die aschgrau im

Gesicht werden wenn sie vor einem gewissen Kreis etwas vor

lesen sollen. Na ja gut mit Krankheit und Heiserkeitkann man

sich schon eine ganze Weile herausreden. Auch mit Auslands

reisen geht es. Aber da ist schon wieder die Gefahr vorhanden

daß der betreffende Klub - oderwer gerade etwas vorgelesen

bekommen haben möchte - sagt: »Das ist aber fein. Da können

Sie ja nach der Lesung noch ein bißchen über Ihre Auslands

erlebnisse plaudern wenn Sie zurück sind ...«

Jedenfalls eines Tages da ist es dann soweit und es gibt auch

kein Entrinnen mehr. Sie fahren sogar mit dem Wagen vor

damit überhaupt nichts schiefgehen kann. Und so trifft man

rechtzeitig an Ort und Stelle ein von starkem Schüttelfrost be

fallen. Es handelt sich um einen Klub in dem man bei anderen

Gelegenheiten schon gewaltig gezechthat und den man sowie-

67

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68

Was ist ein ULB?

Die Energie die be-

nötigt wird um vom

Sessel aufzustehenund den Fernseherauszlllllachen \Venn

Walter Ulbricht eine

Rede hält.

Was des olkes ände schaffen

so immer recht gemütlich fand. Heute hebt sich das Gebäude

wie eine drohende Festung vom Abendhimmel ab. Mit weichen

Knien betritt man die Vorhalle. Eine ladyartige Dame njmmt

Mantel und Hut entgegen aber dann wird man schon an den

späteren Schicksalsort geleitet. Es sitzen erst ein paar Leute

herum fünf oder sechs und man hofft im stillen daß es nichtmehr werden oder daß die Veranstaltung durch einen puren Zu-

fall nicht bekanntgemacht worden ist. Sie geben einem Bier

damit man etwas gelöster wird. »Unser Freund« sagt der Klu

bleiter zu der inzwischen verdoppelten Anzahl von Besuchern

»ist ein ausgesprochener Biertrinker ... «

»Ah wie interessant« wispert es von den Tischen herüber. Der

Klubleiter gibt noch einen drauf: »An einem Abend hat er schon

einmal vierundzwanzig halbe Liter getrunken ... «

Man winkt ab schwach aber doch ein wenig stolz. »Wie be scheiden er ist« wispert es von den Tischen herüber.

Der Saal füllt sich. Gesprächsfetzen schwirren durch die Luft.

»Ich hab ihn mir jünger vorgestellt ... Ich dachte er sei gesetz

ter ... Die Krawatte paßt aber gar nicht zum Anzug ... Mich

stört hauptsächlich die Brille ... Drei Bier hat er schon weg ...

Jetzt könnte er anfangen ... «

Der Klubleiter eröffnet. Man wird vorgestellt. Man wird gelobt

und zwar in solcher Weise daß man sich selber darüber wun

dert wieso man eigentlich immer noch keinen Nationalpreis er-halten hat oder wenigstens den Nobelpreis. Man erhält das Wort.

»Meine erste Geschichte heißt: Warum spatzt der Piep - ä -

Warum pappt der - Warum spitzt - Warum piept der Spatz ... «

Es wird gelacht. Die Leute meinen offenbar es sei Absicht ge-

wesen dabei ist man plötzlich des Sprechens nicht mehr mäch-

tig  man lispelt und stottert. Man liest sechs oder sieben oder

gar acht Geschichten im Schweiße seines Angesichts. Man ver

haspelt sich legt Kunstpausen ein und sehnt das Ende der

letzten Geschichte herbei. Beifall braust auf und als der Klubleiter Dankesworte im Namen aller fallen läßt und betont daß

dies der beste lustigste interessanteste Leseabend seit Beste

hen des Klubs gewesen sei und daß man um ein baldiges Wie-

derlesen bitte steigen die Leute auf die Stühle und werfen ihre

Hüte hoch. Man ist im Sessel zusammengesunken praktischer

weise kurzerhand gestorben um allem aus dem Weg zu gehen.

»Jetzt müssen sie immer alles alleine lesen«  mit diesem Gedan

ken war man sanft entschlummert. Beim Hinausgehen sagt

eine j11nge Dame noch so zu ihrer Freundin: »Ich wette er ist

weit über fünfzig .. . « Aber das hört man j nicht mehr.

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7

0

0

Q

0 .

Siehste - so sorgt un-

sere Reichsbahn dafü.r

daß unsere Werktätigen

den Urlaub in vollen

Zügen genießen kön-

nen«

eiß r Sommer

Ulrich Speitel

e r

Es war schon Abend als ich in der Stadt eintraf und der Por

tier antwortete auf meine Frage nach einem Zimmer sie hätten in der ganzen Stadt keins mehr frei aber dafür hätten sie

grade Festspiele. Festspiele gut und schön aber ich wollte lie-

ber in einem ganz kleinen Zimmer schlafen als in einem ganz

großen Theater.»Wir haben aber kein Zimmer mehr frei.«

»Auch keine Couch? Keine Luftmatratze? Keine Badewanne?«

»Nein nur noch ein Bett.«

»Mann Gottes ein Bett?«

»In einem Vierbettzimmer« sagte der Pförtner.Ich sagte mir schlecht geschlafen ist besser als jede Mitropa

und nahm das Bett.

-

Meine drei Zimmergenossen waren bereits anwesend. Der eine

ein kleiner Dicker putzte sich eben die Zähne gurgelte dabeiwie ein Wasserfall und schnaufte daß er durchaus den Ein-

druck eines begabten Schnarchers machte der für die Nacht

das Schönste erwarten ließ. Der zweite war ein seriöser Herr.

Leider hinderte ihn das nicht daran dauernd zur Toilette zu lau

fen. Er entschuldigte sich jedesmal wegen seiner erkälteten

Verdauung und errötete heftig und schamlos was seinen

Magen aber nicht weiter störte. Dazu erzählte der dritte

schnell aber laut - obwohl ich keineswegs prüde sondern mit

einem unserer bekannten Conferenciers weitläufig bekannt bin.»Ach« sagte der Witzeerzähler »das stört Sie Männeken? Dann

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  eißerSommer

warten Sie mal ab was ich erst im Schlaf alles von mir gebe.

Ich habe mal mit einem geschlafen, der war hinterher drei Tage

lang taub und von Beruf Ohrenarzt. Was sagen Sie nun?«

Ich sagte, ich würde häufig von entsetzlichen Träumen geplagt.

»Normalerweise gerate ich dreimal nächtlich in eine wilde Af

fenherde und steche dann lebensgefährlich um mich.« Dabei

holte ich beiläufig mein Messer aus der Tasche, legte es auf denNachtschrank und bemerkte seufzend: »Das bringt der Beruf

eines Raubtierwärters so mit sich.«

Der Witzeerzähler ging beleidigt aus dem Zimmer. Auch die

andern beiden beendeten ihre Abendtoilette und entfernten sich

nacheinander. Ich war allein, aber ich würde nicht lange allein

bleiben. Nach ein, zwei Stunden waren alle drei gewiß wieder

da, und es würde eine Nacht beginnen, vor der mir schon jetzt

in den schrecklichsten Farben graute. Als ich meinen Wider

willen reichlich genährt hatte, schien mir eine durchbummelte Nacht weniger anstrengend, bestimmt ober amüsanter zu

sein als der Aufenthalt unter drei schrecklichen Männern in

71

einem einzigen Zimmer. Ich ging. Draußen herrsch- . . . . .te ein emsiger Herbst und ließ das heruntertröpfeln, Wir s ~ d ein kul.t1v1ertes Haus wel

was man auch in einer regen Stadt einen Landregen ches einen Schlips verlangen muß.

nennt. Ich wartete auf die Straßenbahn, bis meine Grippe per-

fekt war. Dann gewann ich allmählich den Eindruck, die Kol-

legen von der Berliner Linie 7 4 müßten zur Hilfe in die Fest-

spielstadt geschickt worden sein. Ich nahm ein Taxi. »Zum El-beschlößchen, bitte.«

Ich hatte einen tüchtigen Fahrer erwischt. Als wir anlangten,

war er der Meinung, ich hätte vierzehn Mark zu bezahlen.

»Für dieses Stückchen? Das ist j unerhört «

Er entschuldigte sich, rechnete nach und hatte sich geirrt. Es

machte siebzehn Mark. Ich sagte: »Streiten wir nicht, ein Trink

geld haben sie jedenfalls verwirkt.« Das störte ihn aber nicht,

weil er auf meine zwanzig Mark ohnehin nicht herausgeben

konnte. Immerhin, man soll nicht geizen, wenn man die Nachtsonst mit einem schnarchenden, einem phantasierenden und

einem dritten Mann verbringen müßte, dessen Verdauung er

kältet ist. Der Herr, der im Elbeschlößchen den Einlaß besorg

te, war sehr aufmerksam. Er entdeckte sofort, daß ich zwar ein

solides Strickhemd, aber keinen Schlips trug, wogegen sein

buntes Sporthemd mit einer gelben Krawatte dezent untermalt

war. »Denn wir sind ein kultiviertes Haus, welches einen

Schlips verlangen muß« , sagte er. »Wir leben j nicht mehr im

Jahre sechsundvierzig.«

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72 eißer Sommer

»Sandern im entfalteten Aufbau des Sozialismus« sagte ich

»der nicht zu machen ist wenn man in Tanzlokalen keinen

Schlips umhat.«

»So ist es. Ohne Schlips h t der Mensch keine Moral beim Tan-

zen.« Ab fünf Mark war der Herr langsam bereit meine Moral

zu stützen. Er kramte eine Krawatte hervor die mich ausge-zeichnet verschandelte und ich sagte: »Danke.«

»Es macht zehn Mark« sagte er. Nein ausleihen dürfe er Schlip-

se nicht das wäre schon wegen der Hygiene in diesem kulti-

vierten Haus ganz unmöglich. Angesichts der Schmutzflecke

auf meinem neuen Schlips und eines geradezu hübschen Mäd-

chens das eben eintrat gab ich ihm recht. Auf einen Geld-

schein kam es nun wirklich nicht mehr an wenn ich die näch-

sten Stunden st tt in jenem gräßlichen Zimmer angenehm in

diesem kultivierten Hause verbringen durfte.Das geradezu hübsche Mädchen war übrigens auch dieser An-

Gegen Morgen setzte mein Erinne-

rungsvermögen wieder ein

sicht denn es trank am liebsten weißen Bor-

deaux oder Sekt. Sie tanzte gut war verlobt

und hatte anregende Beine was sich vornehm-

lich unter dem Tisch bemerkbar machte. Ihr

Verlobter sagte sie sei Steuermann bei unserer Fischfangflot-

te. Er mußte sie häufig allein lassen. Das schmerzte sie und

wir einigten uns darauf daß der geteilte Schmerz nur noch ein

halber sei. Auch als ihr Verlobter seinen Fangplan vorfristig er-füllt hatte und kam als wir gehen wollten erwies sich diese

Philosophie als richtig denn er behandelte uns beide gleicher-

maßen rauh wie das Meer.

Gegen Morgen setzte dann mein Erinnerungsvermögen wieder

ein. Zu dieser Zeit wurde ich der Mitropa verwiesen nicht weil

ich die Leute mit unzüchtigen Witzen ermuntert hatte die von

einem Elefanten und einer Maus handelten sondern weil es der

Bahnpolizei nicht gefiel daß ich ohne Fahrkarte in einem halb-

leeren Warteraum saß.Nach einer gewissen Wiederherstellungsperiode erinnerte ich

mich unseres Vierbettzimmers und daß ich trotz allem noch

froh sein konnte. Ich beschloß mich im Hotel wenigstens noch

zu waschen und zu rasieren und meine Sachen abzuholen. Als

ich das Zimmer betrat gähnten mich drei aschfahle völlig über-

müdete Gestalten an. Sie mußten wirklich eine schreckliche

Nacht hinter sich haben. »Na wohlgemht?« fragte ich.

»Wohlgezecht« sagten sie und wiesen wortlos auf die vier Bet-

ten die sämtlich unbenutzt waren.

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  eißerSommer

Ralph Wiener

»So, Kollegen«, sagte der Reiseleiter, »heute brechenwir zeitig

auf. Es geht zum Wackelstein «

»Zum Wackelstein?« fragte Ema Bloßfeld, die eine gewisse wissenschaftliche Neugierde niemals verbergen konnte. »Warum

heißt der denn >Wackelstein<?«

Reiseleiter Sehunke setzte seine würdigste Amtsmiene auf.

»Aber Kollegen, das sagt doch schon der Name: Es ist ein Stein,

der bei aller Größe, die er besitzt - auf ihm können nämlich

zirka zwölf Personen stehen- beständig wackelt.«

»Den müssen wir sehen « riefen begeistert die

Touristen aus und standen fünf Stunden spä

ter vor dem seltsamen Naturdenkmal.Albert war der erste, der sich emporwagte.

Das war nicht so einfach, denn es war frischer

Schnee gefallen, und die steilen Steinflächenhatten durch vorhergegangenen Frost eine be-

achtliche Glätte gewonnen. Als Albert oben

angelangt war, wackelte er selbst zwar sehr

merklich; der Stein jedoch stand wie eine

Eiche.

»Bei einem Mann Belastung wackelt er nochnicht « erklärte sachkundig der Reiseleiter.

»Da müssen schon mehrere hinauf «

Albert zog Ema nach oben. Fast. Denn kurz

f

vor dem Ziel rutschte sie aus und landete zu Füßen ihrer Kol-

legen.

Jetzt machten sich drei beherzte Männer an den Aufstieg. Sie

stützten sich gegenseitig und standen schließlich neben Al-

bert. Der Wackelstein rührte sich nicht.

»Ihr müßt mal springen « riet Reiseleiter Sehunke.Die Männer sprangen. Sie sprangen sogar gleichzeitig. Aber es

half nichts. Der Reiseleiter atmete schwer. »Versucht' s mal auf

der anderen Ecke «

Aber auch die andere Ecke zeigte kein Erbarmen.

»Wrr sind zu wenig « verteidigte Albert die Position seines Quar-

tetts. »Die Belastung muß größer werden «

Wohl oder übel versuchten die übrigen Touristen, den Stein zu

erklimmen.

7

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7

Untersuchung vor dem

Start: Im Mittelpunkt

steht der Mensch

. ,_,.

-.

--  .-  

· '

Heißer Sommer

Nach einer halben Stunde hatten sie es geschafft. Nur Ema war

wieder ausgerutscht. Resigniert blieb sie unten.

»Alles hört auf mein Kommando « schnarrte der Reiseleiter.

»Wrr stellen uns auf die äußerste Kante und springen bei >drei<

gemeinsam in die Höhe. Eins, zwei, drei «

Die acht Leute sprangen, was die Beine hergaben. Fast gleich

zeitig kamen sie auf. Der Wackelstein wackelte nicht.»Schweinerei « fluchte Reiseleiter Sehunke. »So foppt man die

Touristen «

»Ist das überhaupt der Wackelstein?« fragte Albert skeptisch.

»Natürlich « erwiderte der Reiseleiter. »Es steht deutlich auf der

Karte. Und da unten ist ja auch ein Hinweisschild «

»Sonderbar«, murrten die Touristen und sprangen noch einmal

in die Höhe.

Plötzlich hörten sie von unten Ema Bloßfeld laut auflachen.

»Was lachst du denn so dämlich?« rief Albert wütend hinunter.

Aber Ema konnte sich nicht halten. Sie hatte am Wackelstein

unter dem Schnee eine Inschrift entdeckt, welche lautete:

' ~ · ·•

,

Zum Gedenken

an den Heimatforscher

Friedrich August Wackel

1744-1812

- „ -   .

  r  -  .

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Heißer Sommer

Erwin F B. lbrecht

Die Sonne schien spätsommerlich warm und die Luft roch nach

Grummet Wald und Bratkartoffeln als Emmerich Krampe undFrau Hermine das Gartenlokal »Zum Heidereiter« betraten. Ob

wohl die Kirchturmuhr im nahen Dorf noch nicht zwölf geschla-

gen hatte war der Zustrom der Ausflügler bereits erheblich

und nur mit Mühe ergatterte das ältliche Ehepaar noch einen

freien Tisch im Schatten.

In den Gängen tauchte bald hier bald da eine weiße Jacke aufin der ein beweglicher kleiner Mann von etwa fünfzig Jahren

steckte. Schon jetzt perlte während er große Tabletts mit Glä

7

sern und Flaschen schleppte Speisen servierte Be

stellungen entgegennahm und Auskünfte erteilteder Schweiß auf der Stirn unter dem grauen Schei

Ich fliege schon meine Dame umSie zufriedenzustellen.

tel. Aber mit gleichbleibender Höflichkeit und einer

anscheinend unerschöpflichen Geduld ausgestattet bediente

Kellner Ferdinand seine Gäste trug auf räumte ab notierte

kassierte und half zwischendurch neuen Ankömmlingen aus

dem Mantel oder einem hingefallenen Kind auf die Beine. Jetzt

gewahrte er auch die Signale des Ehepaars Krampe an dem

etwas abseits gelegenen Tisch Nr. 22. »Einen Augenblick bitte

meine Herrschaften ich komme gleich.«Und er kam wirklich gleich. »Guten Tag meine Herrschaften

willkommen im >Heidereiter< Haben Sie schon gewählt? Oder

darf ich etwas empfehlen einen delikaten Entenbraten mit Rot

kohl oder ein schönes Schnitzel mit Blumenkohl oder ne Bock-

wurst mit Salat?«

»Essen nich« erklärte Krampe »wir wollen bloß was trinken.«

»Aber bitte schön mein Herr. Was darf es sein?«

Nanu? Der Kellner blieb freundlich obwohl man keine große

Zeche machen wollte? Argwöhnisch blickte Krampe auf. »Washaben Sie denn zu trinken?«

»Pilsner Bier helles Bier Malz Brause Selters? Oder vielleicht

für die Dame einen Kaffee?« Er verwies einen also nicht mal auf

die Getränkekarte die neben der Speisekarte auf dem Tisch lag?

»Also sagen wir mal zwei Helle« entschied Krampe. »Und recht

schön kühl« ergänzte die Gattin. »Aber nicht zu kalt« schränk-

te Krampe ein. Und noch immer blieb der Kellner ruhig scherz-

te sogar: »Zwei Helle nach Maß bitte sehr bitte gern.«

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7 eißer ommer

Krampe wurde unsicher. Und um sich wieder mehr Halt zu

geben, meckerte er jetzt bewußt: »Aber bitte nich soviel

Schaum «Darauf der Kellner: »Aber nein, mein Herr, wir wis

sen ja, daß Sie sich damit nicht rasieren wollen.« Und jetzt, ausdem gleichen Gefühl wie der Gatte, meckerte auch Frau Her-

mine: »Und bitte recht schnell, wir haben großen Durst « Und

wieder der Kellner: »Ich fliege schon, meine Dame, um Sie zu-

friedenzustellen, obwohl dies, ehrlich gesagt, gar nicht mein

Revier ist. Aber mein Kollege ist noch nicht angetreten.«

Nicht sein Revier? Sprachlos, kopfschüttelnd, mit allen Anzei-

chen völliger Verständnislosigkeit sahen Mann und Frau sich

an, bis Krampe sich entschloß: »Komm , Hermine, wir jehn. Derwill uns uffn Arm nehmen.«

aßt mich den Winterurlaub preisen:

Der Mensch soll nicht nur sommers reisen

Wenn wir den Urlaub recht betrachten,

so stelln wir unumwunden fest:

Es ist durchaus nicht zu verachten,wenn man die andern reisen läßt.

Kein schauerliches Regenwetter,••

kein Arger mit der Nacktkultur,

kein liebestoller Seelenretter

und auch vom Strandfunk keine Spur.

Man kann, ist man daheim geblieben,

mit wenig Mühe und Geduldfast alles auf den Urlaub schieben;

denn wer in Urlaub ist, hat schuld.

Kein Reichsbahnstehplatz und auch keine

Konzert- und Gastspieldirektion.

Daheim jedoch hat man das eine:Die Ruhe als gerechten Lohn.

Hier hat er dies und das vergessen,

dort hat er jenes nicht bestellt.

Wer Urlaub hat, wird unterdessen

daheim ein negativer Held.

Doch leider hat die Praxis Lücken.

Die Nebel wehn, der Herbst ist nah.Jetzt kann man sich vor nichts mehr drücken;

denn jetzt sind alle wieder da.

Drum soll man nicht nur sommers reisen.Ich lob euch Rodelsport und Schi,

Laßt mich den Winterurlaub preisen

Ich selber aber reise nie.Ulrich Speitel

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Ein Schotte ein Russe und ein DDR-Bürger werden gefragt welches

Getränk sie mit in die Sahara nehmen würden. Der Schotte sagt: »Eine

Flasche Wbiksy.• Der Russe: »Eine Flasche Wodka.• Der DDR-Bürgersagt: »Eine Tasse Kaffee und eine Tageszeitung.« Alle wundem sich

und verlangen eine Erklärung. Da sagte der DDR-Bürger: •Ich trinke

einen Schluck Kaffee lese den Leitartikel. da kommt mir der Kaffee

wieder hoch ...«

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  8 eißer Sommer

H  J tein

Es gibt in Berlin einen Bahnhof, da steht an einem einfachenWasserbecken folgender emaillierter Hinweis: »Kein Trinkwas

ser Jede Verunreinigung sowie, mißbräuchliche Benutzung der

Wasserleitung ist verboten und wird bestraft «

Mich quält die weltbewegende Frage: Wie benutze ich eine

Wasserleitung mißbräuchlich? Wasser, schön und gut, kann

ich mißbräuchlich beispielsweise benutzen, um den Stations

vorsteher vollzuspritzen. Oder um Frau Habermann die Gum

migaloschen vollzufüllen. Oder um soviel Wasser zu trinken -

obwohl das ja verboten ist - bis ich platze und auf dem Bahn

steig liegenbleibe. Wasser, wie gesagt, kann ich andauernd»mißbräuchlich benutzen«. Aber die Leitung?

Ich habe lange darüber nachgesonnen, wie man eine einfache,

reichsbahneigene Wasserleitung aus Messing mißbräuchlich

benutzen kann. Etwas Rechtes ist mir nicht eingefallen. Man

könnte den Daumen auf der Leitung haben - aber das ist ja

nichts Neues. Man könnte die Leitung auch einfach klauen,

aber das wäre ja wieder kein Mißbrauch, sondern Diebstahl.

Es ist schon ein Elend auf den deutschen Bahnhöfen mit die

sen Hinweis-, Gebots- und Verbotsschildern. Lese ich doch unlängst: »Halt Ende des Bahnsteiges « Ja, zum Donnerwetter.

welcher Mensch sieht denn nicht, daß der Bahnsteig an dieser

Stelle zu Ende ist? Meistens stammen all diese Schilder noch

aus der Zeit, da eine Königlich-Preußische Eisenbahndirektion

einem Volk von Halbirren die Grundbegriffe des Reisens beizu

bringen gedachte. Da unsere Reichsbahn offenbar an der Tra

dition festhalten will, seien ihr noch einige Tips gegeben. Gut

zum Beispiel wären an den Bahnsteigkanten Schilder: »Ach

tung Bahnsteigkante Ohren anlegen Hier fährt der Zug ein «Schön wären auch Schilder wie: »Das Bewandeln der Gleiskör

per bei Einfahrt des Zuges ist bahnamtsärztlicherseits unter

sagt « Oder: »Das unbefugte Betasten der Stromschienen sowie

das Inhalieren der daraufhin erfolgenden elektrischen Schläge

ist Zivilpersonen nicht erlaubt « Oder: »Das Wegnehmen der

Dienstmütze des Stationsvorstehers ist bei Strafe verboten «

Mein schönstes Erlebnis hatte ich auf einem kleinen norddeut

schen Bahnhof. Auf der dortigen Station mahnte ein Schild in

ehernen Lettern: »Nicht auf den Boden spucken «Keiner tat es. Nur der Stationsvorsteher.

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  eißerSommer

ohn Stave

r OH

Wrr Kleingärtner von der ehemaligen Kleingartenanlage »Frisch

voran« vormals »Königin Luise« erinnern uns heute noch gerne

an unser letztes Erntefest, weil es damals einen sogenanntenZwischenfall gegeben hat.

Die Angelegenheit betraf den Gartenfreund Eduard Frommholt

sowie den Nicht-Gartenfreund Willi Schieske, obwohl die bei

den zwar nicht direkt verwandt, aber eventuell etwas verschwä

gert waren

Ich muß jetzt allerdings ein biß

chen weiter ausholen, damit der

Kern des Zwischenfalls besser her

ausgearbeitet werden kann.Die Sache war die daß unsere ver

ehrte Gartenfreundin Emma Bull

rich, die eigentlich aus Bad Salzun

gen stammte, ganz unerwartet ihre

Augen schloß und auch nicht mehr

aufmachte. Aber dieses Vorkomm-

nis hatte sie offenbar nicht sonder

lich überrascht, weil sie rein testa

mentmäßig Herrn Eduard Frommholt z m Alleinerben ihrer Parzel

le samt Laube und sonstigem Zube

hör eingesetzt hatte.

Eduard Frommholt, das war so ein .

Einzelgänger. Er war unverheiratet,

wohl auch schon Rentner, aber

noch als Chefpförtner in der volks

• •

• •

eigenen Gummifabrik beschäftigt. Hin und wieder, wenn ein

besonders schöner Tag war, saßen Emma Bullrich und EduardFrommholt Hand in Hand vor der grün angestrichenen Laube

auf der Bank und sahen zu, wie die Tomaten rot wurden. Der

Kollege Schieske war aus ganz anderem Holz geschnitzt. Er

war, konnte man sagen, ein Berserker. Kreuz wie ein Kleider

schrank, von Beruf Kohlenträger, Vater von drei Kindern und

leiblicher Neffe von Frau Emma Bullrich.

Aber die Tante konnte den Neffen nicht ausstehen, weil der

Wtlli immer nur zur Erntezeit aufkreuzte, und zwar mit seiner

ganzen Blase, also mit den drei Kindern und seiner etwas dik-

·

9

Aber Kollege Verkaufs-

stellenleiter Die lagendoch übers Wochenende

draußen auf'm Hän-

ger

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8

Du dumme kleine Uhr

gehst schon wieder zehn

Gramm vor

eißer Sommer

ken Frau, die in den schönen alten Korbstuhl von Tante Emma

tadellos reinpaßte, jedoch nur schwer wieder herauszukriegen

war.

Dieser Willi Schieske machte im Garten der Tante keinen ein

zigen Finger krumm, im Gegenteil: Er trank sogar den letzten

Sommer über eine ganze Gallone Rhabarberwein aus, den die

Tante selbst angesetzt hatte

Hingegen betätigten sich die Kinder sehr eifrig im Garten. Sie••

zertraten die Beete, brachen Aste von den Obstbäumen und

zertrümmerten einmal sogar das von Eduard Frommholt mit so

viel Liebe errichtete Klosett

Wenn die Familie Schieske auf dem Grundstück von Emma

Bullrich weilte, wurde Eduard Frommholt nie

vorgezeigt. Erst nach Abzug der Schieskes stell

te er sich wieder ein, beseitigte die Trümmer und

harkte den Garten sauber.

Doch Schieskes wußten, was hier gespielt

wurde, zumal ihr mittleres Kind einmal beim

Spielen unter dem Bett der Tante ein paar männ

liche Hosenträger entdeckt hatte ...

Und Schieskes ahnten sogar, daß ihnen die Parzelle einmal, wenn es soweit war, durch die Lap

pen gehen würde. Möglich, daß sie deswegenwie die früheren Vandalen hausten, damit sie we

r · nigstens etwas von dem Grundstück haben konn-ten. Kurz und gut: Die Frau Bullrich war nun

tot, und das Grundstück in unserer Kleingartenanlage »Frisch voran« vormals »Königin Luise« wurde von Edu

ard Frommholt sozusagen verwaltet. Ich komme jetzt gleich auf

den sogenannten Zwischenfall, den ich zum Anfang nur kurz

andeutete, zu sprechen.

Die Sache war die, daß es eine alte Tradition gab, und zwarnoch von »Königin Luise« her. Es handelte sich um den größ

ten Kürbis der ganzen Kolonie, also Anlage. So eine Kleingar

tenanlage hat übrigens - das möchte ich bei der Gelegeneit

einmal einfließen lassen - umweltfreundlichen Charakter und

sollte deshalb erhalten bleiben, obwohl diese Einsicht für

»Frisch voran« ein bißchen zu spät kommt Leider. Jedenfalls

war bei diesem Wettbewerb Emma Bullrich immer gut im Ren

nen gewesen. Dreimal hatte sie sogar die Siegestrophäe davangetragen. Einmal bekam sie ein Heizkissen, dann einen Suma

tic-Wecker und ferner einen Zimmerspringbrunnen, der heutein der Stadtwohnung von Eduard Frommholt sprudelt.

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  eißerSommer

Wenn wir im Vorstand über die Kürbisse im allgemeinen spra

chen, da gab es stets die einhellige Meinung, daß Emma ihre

am schönsten waren. Auch diese Tatsache war der Familie

Schieske nicht verborgen geblieben

Nun war es klar, daß der Alleinerbe Frommholt die Erfolgsse

rie von Emma Bullrich fortsetzen wollte. Und so sah man, als

es Mai wurde, den guten Eduard hinter dem Häuschen, alsonicht hinter der Laube, wie er die Kürbiskerne sorgfältig in die

Erde steckte. Er hatte sie vorher in Blumentöpfen etwas kei-

men lassen, weil Emma Bullrich es auch so gehalten hatte.Das war überhaupt die Grundlage ihrer Erfolge, daß s ie Pfer

demist in zirka S Zentimeter tiefe Löcher tat, mit einer etwa20 Zentimeter dicken Schicht Mistbeeterde bedeckte, und darin

die vorgekeimten Kerne versenkte.

Aber so sehr sich Eduard Frommholt auch mühte: kein Kürbis-

trieb ließ sich blicken. Gartenfreund Frommholt überlegtelange, was er falsch gemacht haben könnte, doch er kam nicht

dahinter. Erst nach einer ganzen Weile - es war schon Ende

Juno, und in der Anlage hatten Hunderte von Kürbissen dasLicht der Welt erblickt- kam Eduard Frommholt auf den Trich-

ter.

Dieser verdammte Bösewicht und Nicht-Gartenfreund Schieske

hatte nachts die Kürbiskerne ausgegraben und in die vorschrifts

mäßig gedüngten Löcher zusätzlich auch noch Unkraut-Ex ge-

streut Das mit dem Unkraut-Ex kam erst später bei der Ver-handlung zutage, als der Vorstand dem Kollegen Willi Schies

ke und seiner ganzen Sippschaft ein Anlagenverbot erteilte.

Doch nun geschah das Wunder Trotz der frevelhaften und ver-

abscheuungswürdigen Tat dieses Kollegen Sch. steckte eines

Tages an dem betreffenden Tatort ein kleiner Kürbis seinen

Kopf aus dem Boden, und nach ein paar Tagen konnte man ihn

mit bloßem Auge von der Straße aus hinter dem Häuschen rot

gelb hervorlugen sehen Das brachte Willi Schieske, der mit

einem künstlichen Schnurrbart und einer ebensolchen Brilleverkleidet an der Frommholtschen Parzelle vorbeischlich, völ-

lig aus dem seelischen Gleichgewicht. Und so dachte er sich

eine neuerliche Hundsgemeinheit aus .. .

Ich will jetzt gleich zu dem sogenannten Zwischenfall kommen

und deshalb nur kurz erwähnen, daß der Kürbis unseres Gar-

tenfreundes Eduard Frommholt das größte und schönste Me-

lonengewächs der ganzen Kleingartenanlage »Frisch voran«vormals »Königin Luise« wurde

Und dann kam der Tag des Erntefestes. Die Sonne schien, die

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Im Bahnhofsrestaurant: »Herr Ober,

ich kaue schon 20Minuten auf diesemSchnitzel herum.«»Sie können ruhig

weiterkauen, mein

Herr, Ihr Zug hat40 Minuten Verspä-tung.«

Heißer Sommer

Spatzen tirilierten, die Parzellisten hatten ihre Sonntagsanzü

ge angezogen, und alle waren aus dem Häuschen. Hinter der

Blaskapelle schritt der Vorstand. Es war eine schöne Tradition, daß der größte Kürbis der Anlage, in diesem Fall »Frisch

voran«, an Ort und Stelle ausgezeichnet wurde. Die Kapelle

wußte schon von ganz alleine, wo sie haltmachen mußte: bei

Emma, Nachfolger Eduard. Von demselben war jedoch keineSpur zu sehen, aber die Gartenpforte stand weit offen. Einmächtiger Kürbis lachte den Weg herunter, der von umgedreh

ten leeren Flaschen gesäumt wurde. Beinahe hatte man denEindruck, der Kürbis sei über Nacht noch um beträchtliche

Zentimeter gewachsen.Vor der offenen Pforte hielt die Blaskapelle an, und der Vor-

stand wartete, daß Gartenfreund Frommholt zur Begrüßung

herauskommen sollte. Aber er ließ sich nicht blicken. Statt

dessen trat der von mir schon lange ange, kündigte sogenannte Zwischenfall ein Plötzlich teilte sich das Gebüsch, und eine

dunkle Gestalt mit Schnurrbart und schwarzer Brille schoß

heraus und drang in das Grundstück des Gartenfreundes

Frommholt ein. Die Gestalt zog unter dem Umhang einen

schweren eisernen Knüppel hervor und holte zu einem gewal

tigen Hieb auf den Stolz der Kleingarten-Anlage aus.

Den Zuschauern stockte der Atem. Einige hielten sich in Er-

wartung eines unangenehmen Geräusches die Ohren zu. Dann

sauste der Knüppel nieder. Aber es war kein Bersten der Rie-

senfrucht zu hören. Es machte vielmehr »plong« oder »dang«.

Der Knüppel wurde dem Attentäter aus der Hand geschlagen,

und dieser stand einen Augenblick lang ganz verdutzt oder ver-

dattert da. Dann heulte der Kollege Schieske wütend auf, stürz

te sich auf die Spezialanfertigung aus der Gummifabrik und

schleuderte den Ball von 1,20 Meter Durchmesser gegen den

Vorstand und die Blaskapelle.

Der Ball landete jedoch auf dem Stacheldraht des Gartenzaunes und zerplatzte.

So denken wir noch heute gerne an diesen sogenannten Zwi-

schenfall zurück, obwohl wir im Grunde selbst die Leidtragen

den oder Hereingefallenen waren. Und es ist j auch im Proto

koll festgehalten, das von der betreffenden Verhandlung ange

fertigt wurde. Genau wie der Ausspruch unseres Vorsitzenden,

des Gartenfreundes Siegfried Trautmann, der haargenau des

Pudels Kern traf: »Der liebe Gott läßt die Kürbisse nicht in denHimmel wachsen «

Willi Schieske hieß er mit bürgerlichem Namen.

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Höher schneller weiter

Erwin F B. Albrecht

»Wir begrüßen jedes Mitglied«, empfing mich der Trainer der

»Gemeinschaft Deutscher Sportzecher«, Herr Gastwirt i. R.

Christoph Glucker, »das unserem schönen Sport den nötigenErnst entgegenbringt. Witzbolde, Trudelheinis und Suffköppe

haben bei uns nichts zu suchen.«

»Aber das Zechen«, wollte ich, stolz auf meine Kondition, ihn

unterbrechen, »dient doch eigentlich auch der -«

»Das Zechen zerfällt in drei Disziplinen«, belehrte der Trainermich, »a) Flasche, b) Molle und Schnaps, c) Universal. «

Ich leckte mir unwillkürlich die Lippen.

»Der Kampf geht selbstverständlich immer blind vor sich«, fuhr

der Experte fort, »da es unser sportliches Ziel ist, den Bierdek

kel ohne Zuhilfenahme der Augen möglichst zentral zu treffen.«

»Macht nichts», dachte ich, »es schmeckt auch blind.«

»Der Turnierdeckel ist dann natürlich etwas kleiner als der••

Ubungsdeckel«, erklärte Glucker, »aber ehe Sie in die Meister-

Der Vorstand blieb hart bedrohte

jeden renitenten Aktiven mit

sofortigem Ausschluß.

klasse kommen, wird j noch einige Zeit verge

hen. Wir treffen uns sonnabends um 20 Uhr, der

Beitrag beträgt monatlich zwei Mark. Wenn Sie

also Lust haben ... « Natürlich hatte ich Lust, bei

dem Beitrag »Also dann auf morgen um acht inder Turnhalle«, sagte der Zechtrainer, »und in Sportkleidung.«

Nachdem ich mir am nächsten Abend im »Anker« ein zünftiges

Eisbein einverleibt hatte, war ich pünktlich zur Stelle, nahm

unter etwa zwölf Sportfreunden Platz und ließ mir, berstend vorSpannung, zu einem Probetest die Augen verbinden. Vor mir lag

der Bierdeckel, einer drückte mir ein Glas in die Hand, ich

wollte ansetzen ... »Nicht so hastig«, rief mir jemand vom Vor

stand zu, »es wird alles gewertet, Glasführung, Lippenansatz,

Gesamthaltung, Schluckvolumen, Mundwischen mit der Handbedeutet Disqualifikation. Und nun Achtung, auf >los gehts

los. Los « Ich setzte an, trank ... und stellte das Glas entsetzt

zurück, natürlich daneben. Es enthielt Wasser. Kohles, labri

ges Leitungswasser. War ich das Opfer eines Scherzes gewor

den? Aber nein, niemand lachte. Nur der Gerätewart ließ sich,

während er mir die verrutschte Binde zurechtrückte, mahnend

vernehmen: »Du hast doch hoffentlich nicht gedacht, daß hier

gesoffen wird? Los, starte «Ich hätte es nicht für möglich gehalten - mit der Zeit begann

die Sache mir Spaß zu machen, ja, mein sportlicher Ehrgeiz er-

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Höher, schnelle r, weiter•

wachte, und bei den bald darauf stattfindenden Vereinsmeisterschaften gelang es mir sogar, in der Flaschendisziplin mit dem

Titelhalter punktmäßig gleichzuziehen.Aber mehr noch. Ich wurde ein Wasserfeinschmecker und rißmeine Sportfreunde auf diesem Wege mit. Gegenseitig brachten wir uns Kostproben des heimischen Wassers, beurteilten

sie nach ihrem Bouquet und der Süffigkeit und erfreuten unsbald einer Gesundheit, wie nur echter Sport sie verleiht.

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Da begannen sich in der Gemeinschaft erste Anzeichen einerKrise bemerkbar zu machen. Ein Vorstandsmitglied behauptete fest, er bemerke eine Umformung seines Kopfes in einenWasserkopf, einem Sportfreund lief dauernd dasWasser im Mund zusammen, ein anderer wollte „.= ·== .„... · ~   ; ; ; ; „   r : = : : : :  : : = ~ ~   = = ~wiederholt ins Wasser gehen, und bei der Ver-

einssekretärin zogen auf einmal die Strümpfe

Wasser. Unser Trainer behauptete, ihm wüchsenSchwimmhäute, und ich begann bei unseren Trai-

ningsabenden zu tauchen, wenn auch nur unterden Tisch. Der Vorstand schritt zur Tat. »Wegen

Übertrainierung«, beschloß er »werden die Ver-

sammlungen zwecks Ausgleichssport auf Kostender Mitglieder in den >Anker< verlegt. Sportkleidung und Augenbinden kommen in Fortfall. Als••

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Ubungsgetränk dient Pilsner.«•, \ / I I

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Wir Mitglieder wehrten uns mit Händen undFüßen, wir baten um Pfefferminztee, wir schlugen Malzkaffee vor - vergebens. Der Vorstand

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blieb hart, bedrohte jeden renitenten Aktiven mit sofortigemAusschluß und suchte uns durch die Ausschreibung eines Pilsnerzehnkampfes abzulenken.Seitdem können Sie uns jeden Sonnabend im »Anker« beimAusgleichssport sehen. Hart wie wir sind, würgen wir in tadelloser Haltung das widerliche Bier hinab. Sport ist nun einmal

kein Zuckerlecken, und zuweilen bringen wir sogar das Opferden Turniervorschriften entsprechend auch noch fröhlich »Ein

Prosit der Gemütlichkeit« zu singen. Nach drei, manchmal auchvier Stunden härtesten Trainings erst, bisweilen sogar nochspäter, pflegt unser erster Vorsitzender das erlösende Wort zu

sprechen: »Schlußpfiff, Freunde Und weil ihr alle so gut inForm seid, gehen wir jetzt noch auf ein Stündchen in die At-

lantikbar hinüber. Sie hat das beste Wasser.«

Und darin hat unser Vorsitzender recht. Das Wasser ist dort von

geradezu kristallener Klarheit und hat ein hocharomatischesBouquet. Sie nennen es Kirschwasser.

1/ 1

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>>Nein ich habe hier in

der Nähe noch keinen

erg gesehen.<<

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Der erfolglose Mittelstürmer derDDR-National

mannschaft stehtim Himmel vorPetrus.Fragt der ihn ganzerstaunt: »Wie hastdu denn das Torgefunden?«

Höher schneller  weiter

lf ed Schiffers

Am ersten Tag nach Saisonbeginn habenwir unsere erste dies

jährige Niederlage, die eine sehr empfindliche ist, hinnehmen

müssen. Unser Gegner war recht schwach. Wir konnten diese

Niederlage nur erreichen, indem wir noch einen Zahn schwä

cher waren. Wir werden aus dem verlorengegangenen Spiel

lernen und eine Auswertung vornehmen

Nach der ersten Niederlage haben wir nun die zweite an un

sere Klubfahne heften müssen. Der einzige Trost ist, daß wir

den gegnerischen Torsteher förmlich an den Rand des Ein

schlafens gebracht haben, was noch keiner Mannschaft vor

uns gelungen ist. Trotzdem ist an dem empfindlichen End

resultat von 6:0 leider nichts zu ändern. Die von uns vorgese

hene Auswertung wird bestimmt wertvoll sein

Das war ein Sonntag Allein unsere Niederlage dem Dunst in

der Halle in die Schuhe zu schieben wäre unfair. Vielleicht

war die Umstellung nach der Halbzeit die Wurzel des 10:0-

Fiaskos. Die Aussprache vor dem Kollektiv wird uns weiter

helfen. Wir sind schon alle sehr gespannt.

Heute war wohl der bisher dunkelste Sonntag für uns 12:0

ist kein Pappenstiel Die Brüder vom SC »Heimatklang« soll

ten sich aber nicht allzuviel einbilden Immerhin haben wir

ebenfalls zwei Treffer erzielt. Wenn auch ins eigene Netz. Auch

dieses Spiel wird Thema unserer Aussprache sein.

Gestern abend fand die mit Spannung erwartete Aussprache

statt Diese Auswertung wurde etwas vorgezogen, weil der

Kreis nach dem letzten Spiel darauf drängte. Da der Ball von

der 59. Minute ab in der Zuschauerkulisse verschwunden war,

ließen wir - das muß offen ausgesprochen werden - dem Geg

ner mal wieder keine Chance, seinen knappen 10:0-Vorsprung

weiter auszubauen ) Die Kritik unseres Trainers Karl Matzke

an den bisher gelieferten Spielen war aufschlußreich. Als beste

Spieler unserer Hallenhandball-Mannschaft bezeichnete er dieSportfreunde Meier, Schulze, Lehmann, Krause, Ellrich, Sut

ter, Buttermann sowie die Auswechselspieler Veith, Sack, Utikal, Karbinkel, Rupps und Fliederbusch.

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Rudi Strahl

oro sto

In den letzten Tagen des Jahres wurde mir eine große Ehre zu

teil: Ich durfte den weitestgereisten Mann unseres Landes in

terviewen Er hat in den vergangenen zwölf Monaten eineStrecke zurückgelegt, die etwa dreimal um den Äquator reichte; außerdem aber war er an verschiedene Punkte des Erdballsgelangt, die zur Zeit seines Aufenthalts gerade Brennpunktedes Weltgeschehens waren.»Wer also wäre berufener als Sie, verehrter Meister«, sagte ich,»unsern Lesern ein paar Worte über das zu sagen, was sich -in Ihrer eigenen Rückschau - als das Wesentlichste des ver

gangenen Jahres erwiesen hat?« Er meinte schlicht, daß dazuwohl niemand kompetenter wäre. Und wo er, beispielsweise, be-

ginnen sollte.»Nun«, sagte ich, »in Afrika beispielsweise, jenemErdteil der ... «Ja, ja, sagte er, ,,ich weiß schon - in Afrika also.Also das war so: Ich wurde, wie immer, in die Na

tionalmannschaft berufen und flog ruhigen Her-

zens hin nach Afrika, denn ich hatte mich, wie

immer auf meine Starts sorgfältig vorbereitet.Am Tage des ersten Wettkampfs jedoch ... «»Verzeihung, Meister«, sagte ich, »Ihre rein sportlichen Erlebnisse und Erfolge haben wir ja sei-nerzeit schon erfahren und gewürdigt. Das heißt

...«Er schien ein bißchen gekränkt, daß ich ihn unterbrochenhatte, denn er runzelte die Stirn und fragte: »Das heißt was?«»Das heißt«, sagte ich vorsichtig, »daß wir darüber eigentlichnicht mehr zu reden brauchten ... «

Aber ich schien doch nicht vorsichtig genug gewesen zu sein.Seine Stirnfalten vertieften sich zusehends, und anklagendmurmelte er: »Aha. Darüber brauchenwir nicht ... Ja, der Ruhm

ist vergänglich Aber damals, als ich gewonnen habe ... «»Und wie Sie gewonnen haben « rief ich. »Glauben Sie mir, Ge

nosse, die dankbare Nation wird es Ihnen nie vergessen Ichmeinte ja auch nur: Heute befrage ich Sie nicht als den Verdien

ten Meister des Sports, sondern als den weitestgereisten Mann

unseres Landes. Verstehen Sie? Und als einen welterfahrenen

Zeitgenossen schlechthin, denn wie schreiben doch alle IhreBiographen?«

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»>Er ist nicht nur ein Sportler  , zitierte er, rasch versöhnt und

sogar aus dem Kopf, »>ein aktives Mitglied unserer Gesell

schaft, ein Mensch, der mit offenen Augen durch die Welt geht

... <Meinten Sie das?«

»Ja«, sagte ich glücklich, »das meinte ich. Und ich erbitte Ihr

Urteil über das, was Sie gesehen und sogar miterlebt haben,

wie man sagt. Das war doch gerade ... «»Die große Hitzewelle«, sagte er nachdenklich. »Die selbst für

Afrika ungewöhnliche Hitzewelle Das Stadion glich einem

Backofen. Dennoch, sagte ich mir, dennoch mußt du gewin-

nen Ich ging also an den Start und ...«

Und natürlich wagte ich nicht, ihn schon wieder zu unterbre

chen. Ich ließ mir das Rennen bis zum furiosen Ende schildern

und kriegte auch die Blumenkränze zu sehen, die man ihm an-

schließend um den Hals gewunden hatte.

»Wunderschön«, sagte ich. »Und, nicht wahr, besonders wertvoll, weil von Menschen gewunden, die mitten im Kampf gegen

die Fremdherrschaft standen «

»Freilich«, sagte er stolz. »Und erst das Gewühl, als ich das Sta

dion verließ. Mir standen direkt Tränen der Rührung in den

Augen, als sich ein Verwundeter mein Autogramm auf seinen

Verband schreiben ließ «

»Sie haben also auch das Leben gesehen, das außerhalb der

Arena pulsierte«, sagte ich erleichtert.

»Gewiß doch Auf dem Wege ins Hotel rief alles >Vivat <, als ich

vorbeikam. Und dann habe ich auch >Vivat < gerufen - was

etwas heißen will nach solchem anstrengenden Kampf und bei

dem Staub dort unten. Da war nämlich gerade eine große Hit-

zewelle, wissen Sie ... «

Sie wird ihm nicht bekommen sein, dachte ich. Und dann lenk

te ich unser Gespräch auf die Tatsache, daß er wenig später

nach Kuba gefahren sei. Wo ja gerade ...

»Wo ja auch gerade allerhand los war«, sagte er. Und ich atme

te auf. Kuba si - Yankee no Jetzt hatte ich ihn dort, wo ich ihn

haben wollte

»Ja«, sagte er nachdenklich, »ein gewaltiger Regen es goß nur

so vom Himmel herunter ... «

»Was aber keinen besonderen Einfluß auf den Gang der Dinge

hatte«, scherzte ich. Ich hätte es lieber sollen bleiben lassen,

denn er fuhr in die Höhe und rief erzürnt: »Was? Keinen Ein-

fluß? Die Aschenbahn war so aufgeweicht, daß ich barfuß lau

fen mußte Sind Sie schon mal barfuß ein internationales Ren-

nen gelaufen, Sie?«

89

»Im August 1961•

haben sich überfünfzigtausend Bür-

ger beim Leichtath

letikverband angemeldet.« ·

»Tja, unsere Men-

schen sind eben

sportbegeistert ... «»Sie wurden abernicht aufgenommen.«

»Warum denn ·

nicht?«

~ S i e wollten Stabhochsprung trainie

ren ...«

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Woche des Waldes:

>In Anerkennung ausge-

zeichneten Wachstums

befördere ich das ge-

samte Unterholz vom

Jagen 5 2 zum Ober-

holz

Höher schneller weiter

Tief beschämt gestand ich, daß ichs noch nie getan hätte.

»Na also«  sagte er, »dann unterlassen Sie solch albernes Ge

fasel. Außerdem muß ich jetzt zum Training. Und Sie haben

auch wohl genug nicht?«

Das hatte ich. Und dann ging ich den zweitweitestgereisten

Mann des Jahres interviewen: einen Konzert-Virtuosen der••

zweimal um den Aquator gekommen war. Und von dem alle Bio-

graphen sagten er sei nicht nur ein großer Musiker sondern

auch ein Mensch der mit offenen Augen durch die Welt gehe.

Er empfing mich auch gnädig fragte wo er beginnen solle und

begann: »Also, das war so: Ich wurde wie immer, mit gewal

tigem Beifall empfangen und ging ruhigen Herzens an denStart ... «

Nicht doch Er sagte: »In den Konzertsaal ...«

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Höher s hneller  weiter

Hansjoachim Riegenring

Ich habe sie entdeckt Eine der schönsten Sportarten - die

Jagd Als Anfänger macht man natürlich Fehler und weiß auch

nicht, wie man sich richtig verhält, wenn einen das Jagdfiebergepackt hat.Im Schaufenster waren Jagdausrüstungen ausgestellt. Klei

dung - alles in Waldesgrün natürlich. Jagdtaschen, Jagdmes

ser und ein richtiges Jagdhorn. Ich stellte mir vor, wie ich drauf

im Wald und auf der Heide »Im Wald und auf der Heide« bla

sen würde.

Da kam sie. Sie schwebte vor das Schaufenster und betrachte

te interessiert die ausgestellte Jägerlust. Ich pirschte mich

einen halben Schritt näher. »Das Jagdhütchen würde Ihnen gutstehen«, begann ich vorsichtig, um sie nicht zu verschrecken.

Sie sah und hörte mich anscheinend nicht. Wunderschöne

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große Mädchenaugen hatte sie, und eine Figur

- bei diesem Anblick hätte selbst Hubertus einen

Zwölfender schießen lassen. Von anderen.»Wenn ich Sie mir so in der grünen Jacke vorstelle«, ging ich einen Schritt weiter, »die braune Le-

Bleib anständig sagte ich mir du bist

hier wie der Weidmann sagt auf

dem Anstand.

dertasche an der einen Seite-«, und mich an der anderen, woll

te ich eigentlich sagen, aber so weit waren wirwohl noch nicht.Sie sah mich nicht und hörte mich nicht. Ich hätte sie j nun

mit Diana vergleichen können oder ihr sagen, daß sie auch als

Amazone phantastisch aussehen würde -

Ich verkniff mir das alles. Bleib anständig, sagte ich mir, du

bist, wie der Weidmann sagt, hier auf dem Anstand. Vielleicht

ist es eine Ausländerin, fiel mir ein, und versteht dich gar nicht.

Ich lächelte sie in vier Sprachen an.

Keine Reaktion. Sie guckte mit unbeweglichem Gesicht auf

eine wunderbare Jagdtasche.Ich gebe zu, beinahe hätte ich die Jagd aufgegeben. Da entdeck

te ich im Schaufenster ein Buch: »Ansprechen des Muffelwil

des«. Genau das brauchte ich. Ich sagte: »Warten Sie einen Au

genblick, ich bin gleich wieder da.«

»Oh, Sie wollen mir die Jagdtasche kaufen, ja?« sagte sie da mit

strahlenden Rehaugen. »Sie sind aber nett «

So einfach ist das. Halali.

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John Stave

War wir ~ J O a 8 8 t a i s t a r 962

Lichtenberg zeichnet sich dadurch aus, daß es ein Stadtteil

von Berlin ist. Vor allem, daß es die, wenn auch nicht immer

objektivsten, so doch sachverständigsten Fußballzuschauer besitzt; ihr Stammlokal ist die Budike »Zu eisernen Schienbein«.Wir blenden uns ein:

»Ick wer euch ma wat sagn. Wenn se damals Lichtenberch

4711 als Auswahl von unse Republik gejen Wehls und die

Schee-Es-Er hättn spieln gelassen ... «

»Diß stimmt Unse Jungs, die wärn bestimmt nach Schwedengefahm.«

»Man hätt se ja nbißken verstärkn können«, meint nun Exper

te Ossi, »durch Trögern, Moppel Schröter und die beeden Wolfs.Ick wette ... «

ooch für Buschner und Binges Müller.«

»Momang ma«, un

terbricht Egon, »den

Wirbel haste noch

vergessn, überhaupt

die vom ASK. Denn

soo schlecht is der

Meyer janich. Und

uff Spickenagelkannsta ooch verlassn. «

»Und Manni Kaiser

wie :finntan den?«

»Kla, den noch und

Herbert Schoen «

»Na, dann bin ick

»Mann, wat wär Lichtenberch 4711 dann für ne dufte Mannschaft «

»Nu is doch aber jakeener mehr von unse Jungs dabei.«

»Macht nüscht, Ottochen Dafür hätten wa unsan Schiedsrich

ter mitgenommen - und mit dem wärn wa bestimmt Weltmei

ster geworden «

»Na, was nich is, kann ja noch werdn Herr Wirt, drei doppel

te Klare uff den Weltmeista von 1962: uff Lichtenberch 4711 «

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Unter vier Augen

Peter auglitz

Der Frost hatte sich verdrückt.

Die Berliner Luft, die die Passanten sonst nur hastig geschnappt hatten, wurde von ihnen genießerisch inhaliert.»Ah«, sagten sie, »Vorfrühlingsluft «Das Straßenbild wies helle Flecken auf: winterlich bleiche

Glatzen, die sich das erste Mal unbekleidet der Sonne entgegen reckten.

»Üh«, sagten ihre Inhaber, »Vorfrühlingssonne « Sebastian, ein

junger Mann, der soviel Vorfrühlingsluft geatmet hatte, daß er beschloß, ein kleinesInserat aufzugeben, schritt beschwingt zur

Inseratenannahme.

Hinter zwei dicken Mauem, neben demSchild »Wir beraten Sie in allen Inseraten

fragen« s ß Beate, ein inseratenkundiges

Mädchen, und fröstelte.

Da tr t Sebastian vor sie hin.»Ich möchte ein Inserat aufgeben « sagte er.»Ein Kauf-, Verkauf-, Tiermarkt- oder Such

inserat?«erkundigte sich Beate.

»Ein Suchinserat«, entgegnete Sebastian

furchtlos, »ich suche nämlich eine Freundin «»Wo ist Ihnen die junge Dame denn abhan

den gekommen?«»Verstehen Sie mich richtig«, stammelte

Sebastian, »ich suche eine neue, eine, dieich noch gar nicht kenne «»Ein Heiratsinserat also«, bestimmte Beate

und ergriff ihren Bleistift.

»Ein Freundin-Suchinserat nur«, erklärte Sebastian und über

reichte Beate den Text desselben.

»Lese ich richtig«, fragte diese, »soll das hier >Amor lebt< heißen?«»Sicher«, erwiderte Sebastian, »warum sollte er nicht mehr

leben?«»Und das wollen Sie als Titelzeile haben?« wunderte sich dieinseratensachverständige Beate, »SO was hatten wir noch nie.

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Unter vier ugenr

Viel werbewirksamer wäre statt dessen ein Wort, das Ihren

Beruf anzeigt, oder haben Sie keinen zugkräftigen?«»Ingenieur bin ich«, sagte Sebastian, »doch ist mir Amor wich-tiger «»Schreiben wir doch lieber: >Ingenieur; amourös ...< forderte

Beate.

»Lassen Sie den Amor leben«, bat, bleich geworden, Sebastian.»Fettdruck, mein Herr?«»Vollfett, bitte «

»Dann weiter im Text«, murmelte Beate und las halblaut: »Jun-ger Mann, Sebastian ...«

»Sie heißen selbst Sebastian?« fragte Beate.

»Ja doch «»>Ledig<«, las Beate, »>einsachtundsiebzig, Mittzwanziger, Brat

schist aus Neigung ... < da sind Sie also eine rt Kücheninge

nieur?«»Nein«, erwiderte Sebastian gequält, »Bratsche spiele ich zumeinem Vergnügen «»Und das hier soll wohl >voll Lebensgefühl<heißen?« wunder

te sich Beate. »Das möchte ich umformulieren.«

Derweil Beate es tat, warf Sebastian einen Blick zum Fenster

der Inseratenannahme hinaus, sah einen Vogel, der ein Liebes-lied probierte, und seufzte andeutungsweise.

»Haben Sie außer dieser Bratsche nicht noch einen Motorrol-ler?« erkundigte sich da Beate.

»Ein Auto«, antwortete Sebastian, »aber das gehört doch wohlnicht ins Inserat?«

»Wohin sonst? Und eine eigene Wohnung, haben Sie die auch?«»Eine Wohnung, ein Paddelboot und einen Fernseher «

»Und da suchen Sie, wenn ich richtig lese, ein junges Mädchen

kennenzulernen, ganz einfach ein junges Mädchen, ohne alles?«

Beate konnte das nicht fassen.

»Das genügt mir vorerst«, sagte Sebastian und sah peinlich be-rührt zur Tür, durch die gerade eine jüngere Dame eintrat, dieverschämt einen Zettel aus der Handtasche hervorholte.

»Ich bin verpflichtet, Sie auf den drohenden Mißerfolg Ihres In-serates aufmerksam zu machen, wenn Sie an die Person der

gesuchten Dame keine weiteren Bedingungen knüpfen « warn

te Beate. »Die treffliche >Suche intelligent-sportlich-mondäne,

platinblonde Zwanzigerin mit Eigenheim, Vermögen und Segel

flugzeug< brachte dem Inserenten allein hunderteinundneun

zig Zuschriften begeisterter intelligent - sportlich - mondäner

z · r

Anfrage an den

Sender J rewan:: »Darf im Komm -

· irismus der Chef ·

·mit seiner Sekre

tärin ins Bettgehen?«.,Antwort: »Im Prin-

·nein. Aber .. " .

· wenn er es tut

9

sind das noch Überbleibsel der alten-sozialistischen

, Moral.«

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Zwanzigerinnen, die sowohl über platinene Haare als auch über

Segelflugzeuge, Eigenheim und Barvermögen verfügten «

»Wenn ich aber ein einfaches Mädchen suche«, wagte Sebasti

an einzuwenden.»Die es in unseren Inseraten schon lange nicht mehr gibt, mein

Herr. Sie sollten sich wenigstens für eine kunst- und naturlie

bende, allinteressierte, solid-moderne, blauschwarze Zwanzige-

rin mit Motorboot entscheiden.«»Gut«, sagte Sebastian, der bemerkte, wie die junge Dame hin-

ter ihm bereits an ihrem Inseratentext herumänderte, »lassen

Sie wenigstens das Motorboot weg, ich mags nicht «

»Sie gehen an Ihrem Glück vorbei«, prophezeite die sachkun

dige Beate, »wer wenig verlangt, bekommt auch nicht viel «

Der Dame hinter Sebastian schien dieser Ausspruch so zu ge-

fallen, daß sie ihren Text wiederum änderte. »Kein Motorboot «rief Sebastian.

»Da nehmen wir am besten auch den Amor raus, um dafür

Ihrem Auto eine fette Zeile zu geben«, riet Beate.

Da aber Sebastian keinesfalls gewillt war, das Leben Amors

einer raffinierten Werbetechnik aufzuopfern, sagte er zu Beate:»Soll ich Ihnen beweisen, daß Amor lebt?«

Die regsame Beate, die auch nur ein Fräulein war, errötete.

Und die Dame, die immer noch hinter Sebastian stand, kicher

te erwartungsvoll.Beate kürzte wortlos den Inseratentext. »Achtunddreißig fünf-

zig und den Personalausweis << bat sie sodann mit schwacher

Stimme.»Mit dem größten Vergnügen « sagte Sebastian und reichte ihr

beides. Dann trat er hinaus in den Vorfrühlingstag und stelltefest, daß eine ganz leise Musik in der Berliner Luft lag.»Lebt Amor wirklich?« fragte in diesem Augenblick die junge

Dame, die solange hinter Sebastian gestanden hatte und nun

dran war.»Er lebt«, erwiderte Beate schlicht, »ich habe mich soeben

davon überzeugen können «

Am Sonntag erschien dann Sebastians Inserat.Es lautete: »INGENIEUR, Sebastian, Mittzwanz.,

178/led., eig. Wagen, Fernseh., Boot,

Bratsche u. Waschmasch. vorh.Sucht: Kunst- u. natlbd., allinteress., solid-

modern, blauschw. Zwanziger. kennenzul.

AMOR LEBT «

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• •

Meier zu Krause: »Da hat neulich der Genosse Schulze

seine Frau mit einem anderen im Bett überrascht. Erreichte die Scheidung ein. Das Gericht sprach ihn schul-dig.«Entsetzt fragt Krause: »Wieso denn das? ann ich

nicht verstehen « »Na verstehmal«, sagt Meier »hätteGenosse Schulze das Parteilehrjahr nicht eine Stundevorzeitig verlassen, hätte es auf keiner Seite irgendwelche Probleme gegeben.«

-. - 

••

· .Seitdem ich mit der Kortoffelschölmoschine arbeitekommt das leisch erst so richtig zur Geltungr

~

-

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98

r

.

Na hören Sie  ich kann

doch meinen echten

Schmuck nicht so offen

herum-tragen

\

\

Unter vier ugen

Joachim Priewe

Frauen untereinander haben, falls sie sich nicht gerade zanken,

Geheimnisse. Zu diesem Schluß kam Herr Jemine, als er eines

Tages im Papierkorb seiner Frau, in welchem r eigentlichnichts zu suchen hatte, den Fetzen eines Briefes fand. Er wäre

ihm nicht weiter aufgefallen, wenn r über das Wort »Haus-

freund« nicht augenblicklich gestolpert wäre. Welche auf

schlußreiche Unvorsichtigkeit seiner Frau Beim näheren Be-

trachten las er: » .. und werde Dir einen Hausfreund besorgen

••• « Mehr war nicht zu entziffern. Was r da soeben gelesen

hatte, war ihm kaum faßbar, was er faßte, ihm nicht klar. Klar

l

·

war, daß das, was er gelesen hatte, mehr als eine

Frechheit war. Er beschloß, vorläufig nichts zusagen, vielmehr seine Frau mit vielsagendem

Nichtssagen zu beobachten. Zweifel beschlichen

sein Herz, ob Beobachtungen allein hinreichend

sein konnten, den Ränken einer listenreichen Frau

entgegenzuwirken. Zweifellos nicht Von nun an

ging r täglich einkaufen, um seiner Frau jede Mög-

lichkeit eines heimlichen Zusammentreffens mit

ihm zu nehmen.

Zum Erstaunen seiner Frau übernahm er überhauptund freiwillig den gesamten Außendienst derWirt

schaft.

Der Hausfreund beschäftigte ihn Tag und Nacht. Herr Jemine

war unermüdlich im Erfinden neuer Grausamkeiten, die r den

beiden Ehebrechern zudachte: Doch im Grunde seines Wesens

war r ein gutmütiger Mensch und begann nach weniger blu-

tigen Lösungen zu suchen. Es gab Augenblicke, in denen er

sogar mit dem Gedanken spielte, seiner Frau den Hausfreund

einfach vorzuenthalten und wegzunehmen. Er dachte anSchachspielen, an den dritten Mann zum Skat oder daran, ihn

zu gemeinsamen Radtouren zu überreden, um so mit ihm das

Weite zu suchen, ehe der in der Nähe seiner Frau ... Aber bald

wurde ihm wieder so recht klar, daß es sich nicht um seinen

Hausfreund handelte, sondern um den seiner Frau. Und dann

überkam ihn wieder das zur leidigen Gewohnheit gewordene

Gefühl der Hilflosigkeit, das ihm den kalten Schweiß in Perlen

auf die Stirn trieb. Mit Schrecken wurde er sich der gebotenen

Gelegenheit bewußt, die der Hausfreund nur zu ergreifen brauch-

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Unter vier usen• . i i i i i i   ?

te, während er am nächsten Tage seiner Arbeit nachging Nun

hatte sich sein gesundheitlicher Zustand durch ständiges Kopf-

zerbrechen und fortwährende Grübelei so verschlechtert, daß

ein mehrtägiger Aufenthalt im Bett nahezu unumgänglichwurde und ihn - welch glückliches Zusammentreffen - in die

Lage versetzte, den seiner Frau zugedachten Freund womög-

lich selbst in Empfang zu nehmen. Das Bett mußte, keine Wi-

derrede half, im Korridor neben der Wohnungstür aufgestellt

werden. So verband Herr Jemine das Unangenehme seiner Lage

mit dem Nützlichen. Den Tag füllte er damit aus, daß er die un-

geklingelte Zeit apathisch verstreichen ließ und als geheime

Rache an seiner Frau hin und wieder ein Fieberthermometer

zerbrach. Hier empfing er auch die Besuche seiner Bekannten,

denen er ob ihres Erstaunens erzählen mußte, daß seine Frau

verreist sei und er genötigt wäre, auf diese Weise und so wei-

ter ... Es versteht sich von selbst, daß er seiner Frau verboten

hatte, beim Klingeln nach der Wohnungstür zu blicken, bezie-

hungsweise sich blicken zu lassen. Mitleidig versorgte man

ihn mit allen erwünschten Lebensmitteln. Er aß für zwei. Das

heißt, seine Frau wurde von dem Mitgebrachten durch Herrn

Jemine gnädig mitemährt, was in den Augen der nichtsah

nenden Bekannten auf Grund des so gesteigerten Appetits zu

der Annahme führte, er sei der gesündeste Mensch der Welt,

nur etwas beängstigend gefräßig.

Briefsendungen empfing er durch den Schlitz der Tür direkt im

Bett. Die Post ahnte nicht, wie zuvorkommend sie die Aufträge erfüllte. Es kamen Rechnungen. Es kamen Zeitungen. Eskam der Vertreter einer Lebensversicherung. Es kam - kein

Hausfreund.

Irgendwann mußte doch endlich das lange Warten von Erfolg

sein. Als es am fünften Tage klingelte, waren seine Erwartun

gen aufs äußerste gespannt, zumal er den ganzen langen Tag

ohne jeden Besuch, ohne das belebende Geräusch der Klingelauf der Lauer gelegen hat, ein Tag, der in seinem Ablauf einer

verstopften Sanduhr glich. Mit jeder Faser seines erwartungs

vollen Herzens hingen seine Augen, die er beide weit öffnete,

an der Tür, um zu sehen, woran er sei. Doch es war nur der

Postbote, der ihm ein Paket überreichte. Seelisch verbraucht

verkroch sich Herr Jemine wieder in seinem Bett. Er fand kaum

die Kraft die Schnur des Paketes zu entknoten. Auch das Papier setzte ihm einigen Widerstand entgegen. Und da - lag vor

ihm der Hausfreund - ein Teppichbesen aus Suhl, Marke »Haus-

freund« .

;

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Unter vier ugen

Herbert Seifert

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H OIHOHt 1tltoH Zi t tor

Der Tag war heiß, als ich dich kennenlernte:Du lagst am Strand und nahmst ein Sonnenbad.Wie schnell die Zeit vergeht: Das war zur Ernte,

und jetzt sind draußen minus neunzehn Grad

Am Abend schworen wir uns tausend Eide.

Wir küßten uns und träumten Hand in Hand.

Die Liebe überflutete uns beide

und füllte unsre Herzen bis zum Rand .

Der Strandkorb schützte uns vor fremden NasenSein Stoff war an den Seiten leicht zerfetzt.

Es roch nach Meer. Hier riechts nachKohlengasen .

Der Ofen wird im Frühjahr umgesetzt.

Wie gerne ließ ich mich von dir betörenMein Grips flog zwitschernd in die Nacht

hinaus.Der Wind sang damals zärtlich in den Föhren,und heute jault er wie ein Hund ums Haus

Es war nur jammerschade, daß uns späterder Strandkorbwächter in die Szene lief.

Der Mann verlangte unter Mordsgezeterfür das Im-Strandkorb-Sitzen Nachttarif.

Ständ jetzt der Strandkorb hier in meiner Diele,ich schlüge ihn zu Brennholz. Kurz und klein.Man sieht daran: Bei winterlicher Kühle

gefrieren selbst die innigsten Gefühle

wie frostbefallne Wasserrohre ein.

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Unter vier ugen

John Stave

, " 'tOI

Nun sitze ich also hier und schreibe eine Abhandlung über die

Frau, ihre Gleichberechtigung, Förderung und so weiter. Mor-

gen muß ich dieselbe in meiner Gewerkschaftsgruppe halten.

Es ist ein sehr kompliziertes Thema, ich gebe es zu. Aber es

wird durchgezogen. Viele Männer gibt es, werde ich anfangen,

deren Leitspruch lautet: Frauen gehören an den Kochtopf Kol-

legen, dieser Zopf ist ab.

»Irene Mach mir doch mal einen Topp

Kaffee «

Dieser Zopf ist also ab. Und jetzt packe

ich die Kollegen von hinten: »Wie sagt

doch der Dichtermund so schön? Er sagt:

Ganz ohne Weiber geht die Schose nichtDieser Dichter, Kollegen - man kann es

auch singen, jawoll - ist ein Burschoas.Er ist dennoch etwas auf den Trichter ge-

kommen «

» rene Wo bleibt der Kaffee? Mit Milch «

Auf den Trichter gekommen Aber heute

gibt es noch Kollegen, denen die Frauen

arbeitsmäßig ein Dom im Auge sind.Diese Kollegen vergessen zum Beispiel,

daß bereits kein Geringerer als Friedrich

Engels gesagt hat - ich kann es nicht genau wortgemäß wie-

dergeben, aber sinnbildlich: Die Frau und der Sozialismus ...

»Irene Kochts Wasser noch nicht? Zucker auch <<

Der Sozialismus, Kollegen, kennt keinen geschlechtlichen Un-

terschied. Arbeitsmäßig gesehen Schließlich kommt es beim

Arbeiten auf denKopf

und die Hände an. Figur und so weitersind bei der Arbeit Schall und Rauch. Manche Männer nun bin-

den ihre Frauen zu Hause fest. Bildmäßig. Und es dauert gar

nicht lange, da sagen sie, meine Frau kann mir nicht mehr fol-

gen; dieselbe ist stehengeblieben und so weiter.

»lrene Jetzt platzt mir aber bald der Kragen (Pfiff) Kaffee mitMilch und Zucker «

Wo war ich stehengeblieben? Ach ja: Kollegen - die alte wird

abgeschoben und eine neue Frau herangezogen und an den ver-

waisten Kochtopf gestellt. Sie ist etwas besser entwickelt als

101

-

  Von seiner Laube

konnte sich mein Mann

nicht trennen

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1 2 - Unter vier ugen

die alte. Gesellschaftsmäßig gesehen Weil sie noch in der FDJ

ist»Irene Wenn ich jetzt mal um den Kaffee bitten dürfteeeee «

Noch in der FDJ. Und die Betriebe gucken dumm aus der Wä

sche, wenn unsere Mädels alle herausgeheiratet werden. Ehe

sie sich einmal umgesehen haben, sind zwei, drei Kinderchenda. Und der Staat kann sich nicht im gleichen Atemzuge soviel

Kinderkrippen machen lassen Und die Qualifizierung ist in die

Binsen gegangen

»Irene Irene « (Pfiff)

Sind doch alles Binsenweisheiten im Grunde. Der Frauenför

derungsplan unseres Betriebes, liebe Kolle-

Das arme kleine Frauchen ist zur Abend gen, schiebt allem einen Riegel vor. Es mußschule gegangen Erleichterungen für die Frau geben, so daß

· sie die betriebliche Flinte nicht immer gleichins Korn werfen muß, wenn irgend so ein Casanova kommt

oder Kinder unterwegs sind.

» reeeeeeneeee «

Da soll doch gleich ein Donnerwetter losgehn Was ist denn das

für eine Art? In der Küche ist sie auch nicht? Sieh an Der Vogel

ist ausgeflogen, aber den Zettel im Schnabel hat er auf dem Kü

chentisch liegengelassen Irene Wo ist meine Brille? Ach so:

»Liebes kleines Hutzelmännchen Dein armes kleines Frauchen

ist zur Abendschule gegangen. Arbeite nicht mehr so lange «Was die Frau sich immer so einbildet Bezieht alles auf sich

Man redet natürlich hier und da über Frauenprobleme. Aber es

ist doch mehr allgemein, nicht wahr. Nicht so direkt personen

gebunden Dabei fällt mir ein: Morgen ist ja gar kein Frauen

thema dran Morgen soll ich ja über den Abschluß von Paten

verträgen mit der Lehrwerkstatt sprechen Ich Ochse

Ich Hornochse Und das meine ich jetzt wirklich mal direkt

personengebunden.

An seine Braut schrieb Fritz N.: »Mein Entschluß

ist unumstößlich. Die kleinbürgerlichen

Floskeln am Briefende werden gestrichen.

Mit sozialistischem Kuß «

ansgeorg Stengel

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Unter vier2

ugen1 1 1 b 1 1 1 2 1

Peter a ug 1 tz

••~ s s»Bitte, nein « hauchte Karin, als mein erregter Mund ihr den

ersten gemeinsamen Kuß antrug.

Bitte und Verneinung Ratlos verharrte mein Mund. Karin hobihre Lider und warf, an mir vorbeizielend, einen langen Blickins Wasser.

»Lassen wir das « sagte sie.

»Ich habe doch gar nicht ...«

»Darum ja gerade«, sagte sie.

Still ruhte der Campingplatz. Der Nachtbademeister maß die

Temperatur des vom Badebetrieb erhitzten Sees.

Auch ich beschloß, aktiv zu werden, stoßseufzte dreimal, ging

mit meinem Mund auf Karin los und küßte den

ihren mit Nachdruck.»Was hast du getan?« fragte das Mädchen und

rannte in ihr Zelt. Rasch trat ich auch in meineshinein, wo ich als erstes mit dem Barfuß in

meine Campingmausefalle geriet.

Wie war die eingeschnappt Leicht blutend hink

te ich zum Kuß-Tatort zurück. Dort saß bereits

Karin, die in einem dicken Wälzer blätterte.

»Es tut mir leid, Karin«, sagte ich, und meine

Stimme schwankte zwischen kleinlaut und un

 

hörbar, »daß ich vorhin links tief abgekommen bin, es soll nicht

wieder vorkommen.«

»Ein Kuß ist unhygienisch«, sprach das Mädchen meiner Kuß

wahl, »stell dir vor, bei einem einzigen werden zehn Millionen

Bakterien übertragen «

»Es war man nur ein Campingkuß«, beruhigte ich Karin, ein

beunruhigendes Kribbeln in der Höhle meines Mundes verspürend.

»Der Kuß ist von seinem Entstehungsart unabhängig«, belehr

te mich Karin, »schon der gemeine Wald- und Wiesenkuß ist

eine ziemlich bakteriologische Angelegenheit.«

Karin deutete auf ihren gedruckten Ratgeber, der sich »Hygie

ne im Alltag« betitelte. Mit vereinten Kräften schlugen wir das

Kapitel »cussis temporale« auf.

»Siehst du«, sagte Karin, » .. die Kußhygiene ist ein schwer

wiegender Gesundheitsfaktor, der besonders im Sommer, der

1 3

„ .··-

J

Um Gottes willen was

soll denn das?<<

Ich trainiere nur fü.r

Camping.<<

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1 41111111 II 1111 1111 1 1 1 1 11 II 111111111I11111111111 lllllLI II 111  J 1 1 1 11 II 1 I II 1 1 1 1 1 1 11 r 1 111 1 111 1 u n J r 111Y ie f I ~ l ~ I

Kußhochkonjunktur, von allen Ausübenden strengste Selbstdis

ziplin verlangt «

»Kußrationierung also?« vermutete ich. Das hygienische Buch

gab aber gerade über diese Frage keine Auskunft. Es bezog sich

vielmehr auf den Ausspruch eines Kußexperten, des Chefhygie-

nikers des Referats für Kußangelegenheiten, H. H. Niekuß,

der gesagt hatte: »Kein Operateur entschließt sich mit unsterilen Instrumenten zur Herzoperation. Pflegen Sie Ihre Kuß-

werkzeuge gründlich, wenn Sie eine solche vorhaben «

»Wie küßt man hygienisch?« fragte mich Karin.»Es wird sterile Lippenoblaten geben«, vermutete ich drauflos,

»Kußdämpfer, Bakterienzügler, Kußneurosen, Kußquaran

täne ... «

»Genug « stöhnte Karin. Im Schilf sang ein unbekannter Och-

senfrosch eine Schnulze. Da wagten wir es noch einmal ohne

sterile Schutzvorrichtungen.

Nach dieser unhygienischen Tat taten wir rasch noch was fürunsere Kuß-Allgemeinbildung. Schlugen das Kapitel »Kußka-

pazitäten « auf.»Hier steht was über den Kuß im Wandel der Zeiten«, bemerk

te Karin »wie lehrreich « Wir erfuhren, daß a) der Kuß bei Ver-

liebten ein Mittel zum Zweck, b) bei jung Verheirateten Attri

but ersten Zusammenlebens und c) bei abgehärteten Ehepaa

ren die Macht der Gewohnheit sei. Daß femer die Kußquote mit

der Zeit ansteige.»Hätte ich nie geglaubt«, freute sich Karin. Auch ich hatte nie

gedacht, daß der »gedankenlose Kuß« (routinemäßiger Ab-

schieds- und Ankunftskuß bei Altehepaaren) eine nutzlose bak

terielle Dauergefahr darstelle.

»Der Kuß wird auf diese Weise entwürdigt « entrüstete sich

Karir1, worauf ich schwor, es nie soweit kommen zu lassen und

lieber nicht zu heiraten.Karin sah nach dieser Mitteilung stumm aufs Wasser. Der Och-

senfrosch hatte sich verschluckt. Mitleiderregend hallte sein

Gehuste über den stillen See.»Liebling«, sprach ich, »wir werden mit den Bakterien schon fer-

tigwerden « Karin wollte nicht. Leise las ich: »Unter anderem

erfüllt der Kuß als Gehilfe der Geburtenstatistik eine nicht zu

übersehende Rolle im ... «

Wütend entriß mir Karin die alltägliche Hygiene. Unser Kuß-

duett schien verklungen zu sein. Karin nahm auf dem wissen

schaftlichen Werk Platz, ich schälte ihr mit dem Taschenmes-

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Unter vier ugen

ser einen Kienapfel. Dicke Verlegenheit hatte uns eingehüllt,

jeden extra selbstverständlich

»Da « sagte Karin endlich, »das ist der absolut sterile Kuß « Er

staunt schaute ich auf ein Riesen-X, das sie mit ihrer größten

Zehe in den Sand gezeichnet hatte.

»Das briefliche Kuß-Kurzzeichen « erläuterte mir Karin dieneue Kußtechnik. Sogleich eignete ich sie mir an. Kratzte Kuß

serien in den Mutterboden, zeichnete eine blendende Kuß-Per

spektive zu Karins Füßen: Riesenküsse, lange Küsse, Küsse,

die sich gegenseitig küßten. Nachdem ich rund um uns herum

die Erdoberfläche mit Küssen bedeckt hatte, zeigte Karin mirden Viertelmond, der mit einer Sichelspitze ein Wölkchen be

rührte.

»Er küßt es « ubelte Karin. Das taten wir ihm sofort nach. Die

Bakterien frohlockten. Wechselten die Wohnsitze.Wozu wir ihnen genügend Zeit ließen. - Camping, Karin und

hundertachtzig Millionen Kußbakterien. Hundertachtzig Mil

lionen waren es vorgestern. Zur Stunde müssen es schon eine

halbe Milliarde sein. Wir fürchten sie nicht mehr. Derweil

Karin, die wißbegierige Bibliothe-Karin, verschämt und anti

bakteriell gurgelte, habe ich alter Bastler meine Campingmau

sefalle enorm verfeinert, das Schwungrad der Falltür beschleu

nigt und eine solide Infrarotheizung eingebaut. Mit Mann und

Maus gehen die Bakterien in diese Falle, und nachts, wenn sieschlafen, ersäufen wir sie unbemerkt im allgemeinen Badewas

ser

Ot

Wandergretel, laß dich grüßen

Morgensonne lacht wie nie.Und du trabst auf deinen Füßenfroh zur Krippe, juppheidi

Wo die Berge mächtig steigen,

wird das Kind im Wagen schwer,Wollt ihr zwei es auch nicht zeigen,

fehlt der Papa dennoch sehr.

Papa würde gerne schieben.

Denn der Papa ist nicht schlapp.Aber jeden Tag um sieben

holt der Fahrer Papa ab.

Denn der Papa, völlig richtig,

nimmt die Pünktlichkeit genau.

Seine Tätigkeit ist wichtig:

Referent für »Glück der Frau«.

ochen Petersdorf

1 5

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1 6

und warum liebst du

mich nicht mehr wenn

ich fragen darf? 

Unter vier Augen1

enate Holland Moritz

Wrr saßen beim Abendbrot. »Liebst du mich?« fragte sie.

»Ich liebe dich« antwortete er »es gibt nichts anderes mehr fürmich als dich zu lieben.« ·

Ich goß meinem Mann Tee ein ohne den Blick vom Bildschirm

zu wenden. Das Fernsehliebespaar begab sich zu vorübergehen

der Ruhe auf die Couch. Mein Mann stippte seine Bockwurst

mit traumwandlerischer Sicherheit in den Mostrich. Das küs

sende Pärchen verlor er nicht eine Zehntelsekunde aus denAugen. Plötzlich schnorrte es im Apparat. Die Röhren knister

ten und spuckten sich gegenseitig an. Es blitzte noch einmal

verheißungsvoll auf dann war es still. Der Bildschirm war so

schwarz wie ein verdunkelter Kohlenkeller.

Mit fahrigen polytechnischen Gesten

klopfte mein Mann an dem Apparat

herum. Er versuchte es mit Schockthe

rapie. Nichts. Der Kasten war unwider

ruflich kaputt.»Er ist kaputt«  sagte mein Mann über

flüssigerweise.

»Ja«  sagte ich »das mußte ja mal so

kommen.«

Dann schwiegen wir obwohl uns nun

auch das Liebespaar nichts mehr zu

sagen hatte.

Wir beendeten unser Abendbrot

· schweigend denn seit wir den Fernseh

apparat besitzen haben wir immer brav den pädagogischen

Grundsatz befolgt: »Beim Essen spricht man nicht.« Auch an

so was kann man sich gewöhnen.

Ich räumte den Tisch ab und setzte mich wieder in meinen Ses

sel. Die Sessel stehen einander nicht vis-a-vis weil man sonst

nicht fernsehen kann. Aber nun war der Apparat ja kaputt.

»Wrr könnten die Sessel umdrehen« sagte ich »ich meine wenn

wir ohnehin nichts sehen ... «

»Gewiß« sagte mein Mann und setzte sich in meine Blickrich

tung. Dann schwiegen wir wieder. Es war halb neun entschie

den zu früh zum Schlafengehen. Normalerweise hätten wir noch

anderthalb Stunden femgesehen. Mir fiel ein daß ich Wäsche

waschen müßte. Aber wenn man gewöhnt ist ab acht Uhr

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Unter vier ugen

abends stillzusitzen kann man sich nicht zum Wäschewaschenentschließen.

»Wir könnten etwas lesen« sagte mein Mann gegen dreivier-

tel neun. Beide dachten wir angestrengt nach. Aber es fiel uns

nichts Passendes ein. Genauer gesagt: Wir waren des Lesens

entwöhnt.

Schließlich etwa um neun fragte mein Mann: »Gabs was Neuesmit der Kleinen?«

»Nein«  sagte ich »wie immer. Sie kam aus dem Kindergarten

ging aufs Töpfchen und wusch sich die Hände. Dann sah siesich die Sandmännchen an.«

»Das Sandmännchen« sagte mein Mann. Er ist Lehrer.»Nein die Sandmännchen« sagte ich. »Beide.«

»So« sagte er.

Gegen halb zehn fragte mich mein Mann ob es angängig wäre

jetzt noch den Fernsehreparaturmann anzurufen.»Tus lieber nicht« riet ich ihm »er sieht doch gerade das schö-

ne Fernsehspiel.«

»Natürlich« brummte mein Mann gehässig »son Handwerkerder hats gut. Der repariert sich seinen Apparat in fünf Minu-

ten. Der muß auf nichts verzichten.«

Wir schwiegen bis zehn. Dann stand ich auf. »Zeit zum Schla-

fengehen« sagte ich.

»Auch gut« sagte mein Mann und gähnte gehorsam.

Ich konnte nicht einschlafen. Sanft streichelte ich meinemMann über den Kopf und fragte leise: »Was mögen die beiden

wohl auf der Couch gemacht haben?«

»Das weiß ich doch nicht«  sagte er mürrisch »der Apparatging ja kaputt.«

1 7

Endlich ein Programm

bei dem du nichtmeckerst.  

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1 8

»Hast du schon ge-hört? Karl Eduard

von Schnitzler isttot.«»Nein und so plötzlich ... «»Ja er ist im

schwarzen Kanalertn1nken. «

Unter vier ugen

alph Wiener

el 1Jio6o 31t11 6or11

Heute habe ich Ingeborg kennengelernt. Sie ist zwanzig Jahre

alt, dunkelhaarig und gehört einer Ballettgruppe an. Wir ver-

standen uns gleich prima. Ich glaube, sie ist die Frau fürs

Leben. Wenn sie lächelt, geht einem richtig das Herz auf. Undwenn sie spricht, ist es, als höre man die Callas singen. Ingeborg ist die erste Frau, bei der ich wünsche, daß es die letzte

sein möge. Sie ist - ehrlich gesagt - meine große Liebe.

Mußte mir ausgerechnet heute Karin über den Weg laufen Ich

hatte sie schon ziemlich vergessen, weil wir uns seit drei Tagen

nicht mehr gesehen hatten. Aber das Wetter war so herrlich,

die Parkanlagen so grün, und Karins Kostüm einfach entzük

kend. Trotzdem habe ich immer an Ingeborg denken müssen.

Die HO müßte ihren Kosmetik-Verkäuferinnen jede Unterhal

tung mit männlichen Kunden verbieten Da habe ich mich doch

schon wieder von so einer Seifenpuppe bezirpsen lassen. Sie

hieß Ursula und wollte partout immer Ulla genannt werden.••

Uberhaupt, wenn ich es richtig bedenke: Küssen konnte dieseUlla gar nicht. Blutige Anfängerin

Heute hat mir Ingeborg einen Brief geschrieben. Leider bin ich

nicht in der richtigen Stimmung. Dorothea hat mich aus dem

Chemischen Laboratorium angerufen: Sie hat Nachtdienst und

erwartet mich im Bereitschaftszimmer. Daß die Krankenhausverwaltung so etwas gestattet

Lilo ist immer noch so wie vor zwei Jahren. Vorher ist sie etwas

kapriziös, aber danach kann man sich mit ihr ganz vernünftig

unterhalten. Sie schwärmt neuerdings für Baudelaire und hat

mir drei seiner Gedichte vorgelesen. Der Mann konnte gut

Französisch. Lilo auch. Trotz allem ist mir Ingeborg lieber. Es

ist eben doch die große Liebe.

Heute ist mein Geburtstag. Annemarie hat mir ein blödes Te-

legramm geschickt: »Herzli_hen Glückwunsch stop muß leider

schließen stop Telegramm wird sonst zu teuer stop man muß

überall sparen stop entschuldige bitte stop deine Annemarie.«

Vor Wut habe ich Erika angerufen. Wir gehen ins Kabarett.

Es ist alles aus Vorhin habe ich Ingeborg überraschend be-

sucht. Sie hatte einen fremden Herrn zu Besuch. Natürlich habe

ich ihr sofort den Laufpaß gegeben. So etwas kann man sichdoch als Mann nicht bieten lassen

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11 Wo wir sind ist vorn

C U iesner

risör oi o ort

~ 1 O ~ O OHSe

Nehmse Platz, Herr Jeheimrat Was gibsn Neues aufm Bau?

Wieder Nachtschicht gehabt? Werd ick in mein Betrieb auchbald einführen müssen. Ick komm ja in diese Tage jar nichmehr allein durch mit meine Kundschaft, wo doch nu mal der

Sommer der reinste Hochkonjunktiv für uns Haarkünstler is.Sehnse, in die grimmige Wmterszeit trägt der Mensch Hüte

und Mützen, und in diesen Falle merken die Vorüberjehenden

jar nich, wie ungeflegt er über der Straße lauft. Wenn nu aber

die liebe Sonne scheint, denn juckt es auf die Kopfhaut, und

der Mensch emfindet dis wie eine Alarmklingel. Und wenn die

reden könnte, würde sie sagen: Höchste Zeit, deß de mal wie-der bei Vater Kleinekorten gehst. Denn ein geflegter Haar-

schnitt is nu mal der Anfang von einen neuen Menschen. Die-

sen komplessierten Begriff erklär ick Ihnen gleich noch. Und

grade wie nu mein Salong in diese Beziehung mithelfen soll,

mehr neue Menschen in der Welt von heute und morgen zu set-

zen, laßt mir Herr Kafforke aufsitzen.

Dabei hab ick dem Manne sone dolle Schangse jeboten. Wie ick

mit Muttern verreist bin hab ich ihm gesagt: Herr Kafforke hab

ich gesagt, ich ernenne Ihnen zum Entwicklungskater, und Siedürfen in meine Abwesenheitjanz von alleine im Betrieb schal-

ten und walten. Nehmse mal den Kopp n bißken tiefer Und wie

hat ers mir jedankt? Indem er alle Stammkunden erzählt hat,

ick richte ihm mit meine Mennitschermanieren zujrunde, und

noch mehr solche Schlechtigkeiten. Nu war ick ja auf achtzig

und hab ihm zur Rede jestellt, wie er sich son Quatsch aus

seine ollen Wurschtfinger polken kann. Sagt der doch er hat

inne Zeitungjelesen, jeder Werktätige soll sich eigne Jedanken

um seinen Betrieb und die Zukunft machen. Aber da können-se wieder mal sehn, wohin dis führt, wenn sone Perlen von jute

Jedanken so wahllos unter die Leute jeworfen werden. Da hat

der Staatsrat einfach nich bedacht, deß Herr Kafforke über-

haupt kein neuer Mensch is und daher sone Anregungen völ-

lig in falschen Hals kriegt. Und denn meckert er wahllos über

seinen erfahrenen Meister. Aber den hab ick vor alle Kunden

Bescheidjestoßen, mit sone richtigjehende Steintorstimme, wo

ick immer kriege, wenn ick mächtig wütend bin. Herr Kaffor-

ke, hab ich ihm ins Gesicht geschleudert, jemand wie Sie und

ich sind wie Feuer und Wasser, wobei ick natürlich dis Feuer

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Wo wir sind ist vorn •

bin, und schließlich machen wir in mein Salong keine westli

che Konferenztheorie, dis hab ichjesagt; weil auch welche mits

Parteiabzeichen im Laden saßen. Aber die ham so ulkig je-

grient. Darum schoß ick mein stärkstes Jeschütz ab und sage:Aus Ihnen wird nie ein neuer Mensch, aber ick mach Ihnen

noch dazu, darauf könnense Jift nehmen. Und wie reaschiert derKerrel? Bums - läßt er sich am andern Tag krank schreiben.

Angeblich wegen Heuschnuppen. Hamse für son boshaften Ra-

cheakt noch Töne? Haatschiii Tschuldigense Anjestochen hat

er mir auch noch mit sein dusseliges Rumjeniese.

Und da soll man nu in Ruhe über den neuen Menschen und so

nachdenken. Der spukt ja schon jeraume Zeit über der Fern

sehröhre und den Blätterwald, soweit ick diesen halte. Und ins

Berliner Angzambel soll der Mann von die Frau Flinz sojar ein

Theaterdrama darüber verfaßt ham. Ick beschäftige mir in letz

te Zeit viel mit sone filosofische Probleme, und dis mit den

neuen Menschen find ick inwiesofern interessant, weil es nich

so pullitisch is, und kann sich jeder auf seine Weise ausmalen.

Außerdem hab ick Angst, ick bin eines Tages nich mehr aufm

laufenden und kann mir denn mit die Kundschaft bloß noch

über Koppschuppen und so unterhalten. Anjefangen hats mit

Robert Köppen vonne Bezirksleitung. Mit den kenn ick mir ja

nu schon so lange, deß er mir manchmal anvertraut, worüberman sich in die höchsten Kreise momentan so seine Jedanken

macht.

Sagt er zu mir - die Kotletten wieder grade? - wir brauchen

neue Menschen. Jut, sag ick, dis seh ick ein, weil wir nämlich

mit die, wo wir ham, sowieso nich reichen. Beispielsweise die

Verkäuferinnen ins Jemüsejeschäft oder die Arbeitskräfte bei

meinen Sohn in Buna. Nu klärt mir aber Robert auf, man dürf

dis nich so zahlenmäßig sehn. Wrr müssen vielmehr aus die

alten Menschen neue Menschen machen. Da wurd ick erst mal

ärgerlich und sagte, immer wollt ihr die alten Leute ändern, wo

wir in unser Leben schon jenug durchjemacht ham. Vielleicht

fangt ihr lieber mal bei die Jüngeren so bis sechzig an. Anje-

fangen, sagt Robert daraufhin, ham wir schon vor Stücker

zwanzig Jahre, und sogar son oller Meckerkopp wie du is nich

mehr janz der alte, und ick soll mir man nich dusseliger anstel

len, als wie ick bin.

Von einen andern würd ick mir so was jar nich bieten lassen,

aber Roberten läßt sich auch mal von mir Kontra geben. Da

stell ich ihn beispielsweise eine Fangfrage: Wie soll denn euer

neuer Mensch nu in Wirklichkeit aus sehn? Na, sagt er, überleg dirmal selber, Wtllem Und wenn ick nächstens wiederkom-

1 1 1

An einer öffentli-. chen Toilette hängtein Schild mit dem

· Hinweis: »Schlüs-

sel beim Pförtnerdes Rates der

·_Stadt.«-  

_Am nächsten Tagsteht darunter: »In

dringenden Fällenan den Rat des Be-

zirkes wenden «

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  2

Unser Campingmodell:

Kritiker aus Gummi -vollelastisch piekt ni htund stößt nirgends hart

an.  

o wir sind ist vorn

me, machste mir deine Vorschläge. Also da könnense doch wie-

der mal sehn, wie die von janz oben sogar auf meine wertvol-••

len Uberlegungen anjewiesen sind. Nu berede ick mir schon mit

allen Kunden über diese Frage, aber Muttern is, glaub ick, aufn

richtigsten Dampfer. Vatern, meintse jestern, der neue Mensch

hat ne jesunde und mäßige Lebensweise, is ziemlich jebildet

und macht sich um alles Jedanken, vor allem über den neuenMenschen. Wennse Muttern kennen, waren da natürlich n paar

dicke Spitzen gejen mir selber drinne.

Oder jehts Ihnen etwa nich so, desse viel zuville Jeld füm juten

Schluck und besonders schnuddlige Sachen inne Läden tragen?

In diese Beziehung kommt mir die Rejierung wie die himmli-

schen Mächte vor: Erst führt sie uns mit die janzen Schmacka

zien in Versuchung, und denn er-

wartetse, deß wir ihr widerstehn

und janz jesund essen. Nu kukkense bloß nich auf den kleinen

Mollenfriedhof, wo ick mir in letz-

ter Zeit zujelegt habe. Da bin ick

man noch n janz schwacher

neuer Mensch, weil ick mir so

was in mein früheres Leben alles

nich hab leisten können. Der Zü-

chologe, der hier manchmal kommt, teil tja nu wieder die Men-

schen janz anders ein: in Lesbiosomen, Schützofremde, mehrso Melankolische und sone Picknicker wie mir, die Essen und

Trinken schmeckt. Aber dafür hab icks mit die Bildung wieder

ville leichter, weil ick da schon von jeher ne Art neuer Mensch

war und mir immer leicht an dis anpassen konnte, was jrade

modern war. Oder denkense, ick pöble noch die jungen Bur-

schen an, weil se langes Haar tragen? Ins Gegenteil: Ick frag

ihnen bloß, ob se unter ihre Mähne schon wenigstens n Stück

neuer Mensch sind Denn es soll ja noch welche geben, die ak

kern tagsüber fleißig aufm Bau rum, womit ich Ihnen mal ausnehmen will, und nach Feierabend verschiebense ne janze La

dung Kies für Zahnarzt Stippekohl sein Wochenendjrundstück.

Und so betrachtet, hat natürlich Robert Köppen jar nich mal

unrecht, wenn er sagt, die Haare aufm Kopf wachsen ebent

schneller als wie der neue Mensch. Und nu mach ick den Laden

für heute dichte und jeh aufn Schnäpperken in Blauen Affen.

Wenn ick denn so n paar kleine Kurze intus habe, fühl ick mir

vorüberjehend wie ein janz und jar neuer Mensch. Bloß Mut-

tern kommt denn mit sone Bejriffe nich mehr janz klar undnennt mir auf janz rückständige Weise ne alte Schnapsdrossel.

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  e •

W ~

• •

Eine Oma geht unbekümmert auf die Mauer zu. DerGrenzer; »Oma, hier darf man nicht langgehen « Die

Oma setzt ihren Weg unbeirrt fort Der Grenzerschreit; »Oma, hau ab, hier ist die Grenze «Sagt die

Oma: »Na was denkst du denn, was ich vorhabe?"

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  4

»Hast du schon ge hört? Die DDR

wird umbenannt inDGR.«

»Was soll denn dasheißen?«

»Deutsche Gebirgs-republik - ein Eng-

paß am anderen.  .• · ' _ ••

. ,• : : .,,. ;;

Wo wir sind ist vorn

John Stave

•••

die vor Aufbauprojekten stehenden Sichttafeln immer aus Lat-

ten zusammengesetzt sind

Als Bewohner einer im Krieg schwer mitgenommen Stadt er-

freut es einen besonders, wenn irgendwo etwas Neues aufge

baut wird. Die Stadt als Bauherr vergrößert einem die Freude

noch, indem sie vor den Aufbauprojekten (man kann auch

sagen: Baustellen) große Sichttafeln aufstellt, die dem Betrachter optimistisch verkünden: »Berlin baut auf «und ihm gleich

zeitig Kontrollmöglichkeiten geben. Ich begrüße diese Tafeln.

Es kann gar nicht genug von ihnen geben.

Eine Frage indessen hat mir keine Ruhe gelassen: Weshalb

sind diese Tafeln eigentlich immer aus Latten zusammenge

setzt?

Ich bin jetzt dahintergekommen.

Wir lesen, wer auf so einer Tafel alles aufgeführt wird:

Oberbrett: Berlin baut auf

1. Latte: Name des Objekts

2. Latte: Projektant

3. Latte: Architekt

4. Latte: Planträger

5. Latte: Bauleitung6.-9. Latte: Ausführende Betriebe

10. Latte: Baubeginn und Fertigstellung

Ende der Latten.Eines Tages nun sagte die 5. zur 4. Latte: »Gottverdammich

noch mal, wir können den Termin der Fertigstellung nicht ein-

halten «- »Scheiße «sagte die 4. Latte (die Sache spielt ja auf

dem Bau, da fällt hin und wieder mal ein treffend es Wort). Die

Bauleitung geht zum Polier Schulze und sagt: »Gottverdam-

mich, Karl, wir können den Termin nicht einhalten.« - »Okay«,

sagt Karl Schulze, »ick werde das Notwendige veranlasen.«

Nach Feierabend geht Schulze an der Tafel vorbei, öffnet seine

Aktentasche, holt einen Holzhammer heraus und donnert -

zong, zong - zweimal gegen die 10. Latte. Sie fliegt herunter,

er bricht sie übers Knie und hat abends eine warme Badestube.

Deshalb sind die vor Aufbauprojekten stehenden Sichttafeln

immer aus Latten zusammengesetzt.

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  owir sind ist vorn

Ulrich peitel

as or

Sitz ngen: Gäbe es keine Sitzungen, dann hätte unsere Abtei-

lung Landwirtschaft mehr Zeit dann könnte sie sich mehr ihrerArbeit widmen. Könnte sie sich mehr ihrer Arbeit widmen dannwürde sie mehr Berichte schreiben. In ihren Berichten wirdaber jetzt schon genügend geschummelt. Also muß es mehr Sit-

zungen geben.

Gifte: Gäbe es keine Gifte dann nähmen die Schädlinge überhand, dann würden sie auch den Wald vernichten. Gäbe es kei-

nen Wald dann fehlte es uns an Holz. Hätten wir kein Holz

dann hätte unser Bürgermeister keinen Schreibtisch, dannkönnte er auch nichts verbuddeln. Wir haben aber nun maleinen Jugendförderungsplan. Also muß es auch Gifte geben.

Papier Gäbe es kein Papier, dann könnte unsere Kreisverwalt11ng keins vollschreiben. Könnte unsere Kreisverwaltung keinPapier vollschreiben, dann würde sie viel Geld sparen. Würdesie viel Geld sparen, dann könnte sie sich mehr Kraftfahrzeuge kaufen. Hätte unsere Kreisverwaltung mehr Kraftfahrzeu

ge dann würden ihre Instrukteure die Genossenschaften nochöfter anleiten. Unsre LPG-Vorsitzenden sollen aber arbeiten.Also muß es auch Papier geben.

Dor od dos SeAlla worts

Ein Wort kommt munter und keck

oder ernsthaft und schweraus seinem Wortschatzversteckund stelzt als Schlagwort umher.

Ein jeglicher nimmt s in den Mund

meist gegen den Sinn der Verfasser,und daraus erwächst der Befund:

Das Schlagwort wird bleicher und blasser.

Es lebt dann noch still einen Tagund klopft an verschlossene Ohren.

Dann stirbt es, wie jedes, am Schlag.Und schon wird ein neues geboren.

ils Uiemer

11 5

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116 Wo w r sind st vorn

Lothar Kusche

Ich stand schon ungefähr eine halbe Stunde vor dem Haupt

bahnhof in Bolzenhajn und wartete auf ein Taxi.

Das heißt, ich lag im Bett und wartete auf ein Taxi.Genauer gesagt, ich lag im Bett und träumte, ich stünde vordem Hauptbahnhof in Bolzenhain.

Obwohl Träume in der Regel auf verwirrende Weise unlogisch

sind, hatte dieser doch realistische Züge.

Es kam nämlich kein Taxi.Der Hauptbahnhof in Bolzenhain heißt Bolzenhajn-Hauptbahn

hof, damit ihn jedermann von dem Bahnhof Balzenhain-West·

unterscheiden kann, der vor etwa siebzehn Jahren stillgelegt

worden ist.Statt dessen erschien ein Mann. Der nagelte am

Bahnhofs-Klosett ein Schild an mit der AufschriftWEGEN INVENTUR GESCHLOSSEN.

Der Genosse hat ausgefallene Ideen

Sonst wär er ja auch nicht Minister

gewordenIch fragte diesen Mann: »Gibt es hier nur das

Schild TAXI-HALTESTELLE? Oder existiert auch ein dazuge

höriges Kraftfahrzeug?«

Der Mann sagte: »Ja. Aber dieses befindet sich derzeit im Ur

laub.«

»Wie bitte?«»Also, der Taxifahrer ist mit seinem Taxi im Urlaub. Aber er

kommt in acht Tagen zurück.«

So lange wollte ich nicht warten.

Nun drehte ich mich im Bett auf die andere Seite, und genau

in diesem Moment hielt plötzlich und unerwartet direkt vor

mir eine schätzungsweise neun Meter lange Luxus-Limousine

vom fyp OMO 7000, doppelt weiß lackiert, importiert aus dem

mit uns befreundeten Grönland. Lautlos öffnete sich eine der

vollautomatisch bedienten Türen, und mit elastischem Schrittund seinem bekannten CHLORODONT-007-Lächeln stieg mein

alter Freund Rolf-Bob aus seinem total klimatisierten 80-Me

gawatt-Auto.

»Alter Junge « sagte er kameradschaftlich. »Wohin darf ich dichfahren?«

»Rolfi « staunte ich. »Wie kommst denn du zu diesem TRAUM

BOOT DER LANDSTRASSEN?«

Rolf-Bob scherzte: »Durch ehrliche Arbeit natürlich Aber dein

Nappaleder-Koffer ist ja auch nicht ohne ... «

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  owir sind ist vorn

»Das ist kein Nappaleder«, klärte ich ihn auf, »sondern nur ein

synthetisch verchromter Pappkarton mit dem internationalanerkannten Wäscheleinen-Sicherheitsverschluß. «»Na gib mal her«, sagte Rolfi, »ich weiß doch, daß dir vom vie

len Reden die Arme immer so weh tun.« Mit diesen Worten

ließ er mein bescheidenes Gepäckstück in dem von einer Licht

orgel illuminierten 6-Kubikmeter-Kofferraum verschwinden.

Dann glitt der sogenannte ROLLER DER GROSSEN WELT fast

lautlos mit uns dahin.Ehe mir noch Rolf-Bob die Vorzüge der quarzgesteuerten

Schwungbackenbremsung mit Datumsanzeige) so richtig er

klärte, waren wir beim INTUS-HOTEL INTERSCHRECK ange

kommen.

Zwei Pförtner begrüßten uns sehr, sehr höf- r·lieh; und ein dritter bat fast auf Knien darum,

mein Gepäck aufs Zimmer befördern zu dür

fen.

Mein Freund Rolf-Bob erklärte diesem Pförtner

kurzerhand: »Das mache ich lieber selbst.«Ein vierter Vertreter der entwickelten Einrich

tung INTERSCHRECK, ein Mensch im offen

sichtlich frisch gebügelten und relativ dunklen

Anzug, überreichte mir einen großen Blumen

strauß und sprach: »Herzlich willkommen,

Herr Minister Ich wünsche Ihnen im Namen

aller Mitarbeiter einen angenehmen Aufenthalt

sowie ein ständig sich steigerndes persönli

ches Wohlergehen Haben Sie irgendeinen be

sonderen Wunsch?«

»Sie müssen mich verwechseln«, unterbrach

ich ihn, »ich bin kein Minister, ich bin bloß ein

simpler Bürger ... «

»Ich verstehe, Herr Minister«, murmelte er diskret, »Sie wün

schen kein Aufsehen und so weiter. Wir werden das selbstver

ständlich berücksichtigen.« Und dann bewillkommnete er Rolf

Bob wie er zu sagen beliebte - als »meinen engsten und wich

tigsten Mitarbeiter« und führte uns durch das frisch gebohner

te Foyer zum Direktions-Fahrstuhl und aus diesem in ein Spe

zial-Appartement mit gekacheltem Fichtennadel-Bad, thera

peutischem Schlafzimmer, drei Balkons, Farbfernseher für

sämtliche erreichbare Programme, Klimaanlage und üppigem

Blumenschmuck.

»Möchten Sie auf dem Zimmer speisen?« fragte er. »Unser

r,

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117

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118

Vor dem Staatsratsgebäude in Berlinlangweilen sicheine Schnecke undeine Ziege. Sie

schließen, einen·Wettlauf zu ma

chen. Die Ziege isteindeutig schneller.

Aber da kommt dieSchnecke aus dem

·Staatsrat und trägteine Verdienstme

daille.»Wieso du? Ich wardoch viel schneller«, sagt die Ziege .Darauf die Schnekke: »Darfst nichtmeckern. Mußtkriechen.<<

o wir sind ist vorn

Oberkellner steht vor der Tür auf dem Gang bereit. Oder wol

len Sie sich erst mal ein bißchen frisch machen? Getränke be

finden sich im Kühlschrank. «»Besten Dank«, sagte Rolf-Bob, »wir wollen uns erst mal die

Hände waschen. Seife haben wir mit.«

»Aber ich bitte Sie « protestierte der Empfangschef. »Im Bad

ist doch alles vorbereitet Darf ich Wasser einlassen?«

»Nein « ordnete Rolf-Bob an. »Wir lassen selbst ein.«

»Es ist recht«, sagte der dienstleistungswillige Herr und zog

sich zurück. Ich versank in einem der Bolzenhainer Minister

sessel und stöhnte: »Sind die hier alle übergeschnappt?«

»Laß sie doch, wenn's ihnen Spaß macht«, kicherte mein

Freund. Dann holte er aus dem Kühlschrank eine Pikkolo-Fla

sche Sekt (Marke Graf Koks) für mich und eine Pepsi-Cola für

sich und goß ein. »Prost, Ministerehen Haste Hunger? Dann

gehn wir runter und bestellen uns ein doppeltes INTER-Ome

lett «»Und der Oberkellner? Der steht doch vor der Tür?«

»Von mir aus«, sagte Rolf-Bob, »kann er da stehn bleiben, bis

er Rente kriegt.«Der Ober kam aber mit in den Speisesaal. Dort gab er sofort

dem amtierenden Leiter des Goldregen-Quintetts ein Zeichen.

Die Musiker unterbrachen schlagartig die Toselli-Serenade,

an der sie gerade gearbeitet hatten, um die Verdauung der

Gäste zu fördern. Unverzüglich intonierten sie das zu Herzen

gehende Volkslied der DDR »Auf die Bäume, ihr Affen, derWald wird gefegt« . Und der Oberkellner raunte mir schmun

zelnd zu: »Auch hier in Bolzenhain, Genosse Minister, hat man

von Ihrem goldigen Humor Wind erhalten.«

Dann nahmen wir an einem reservierten Tisch Platz - obwohl

man uns gar nicht vorschriftsmäßig plaziert hatte

»Ich bin kein Minister « flüsterte ich energisch.

Der Ober entschuldigte sich wegen seiner Indiskretion und

empfahl dann einige Spezialitäten der berühmten INTER

SCHRECK-Küche: »Wie wär's mit Pökelsprotten am eloxierten

Räuber-Spieß? Oder vielleicht Bolzenhainer Wachteleierku

chen auf pikantem Makkaroni-Haschee? Sehr beliebt ist auch

unser flambiertes Flammeri mit den drei gegrillten Johannis

beeren?«

»Der Herr«, erklärte Rolf-Bob leise, aber bestimmt, »wünscht

eine Terrine Löffelerbsen mit Speck « Der Oberkellner erstarr

te für den Bruchteil einer Sekunde, doch dann klatschte er in

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  owir sind ist vorn

die Hände, rief: »Köstlich Köstlich « und hüpfte zur Küche, wo

wir ihn verkünden hörten: »Der Genosse hat ausgefallene

Ideen - das muß man ihm lassen. Na, sonst wäre er ja auch

nicht Minister geworden. Nun seht mal zu, wo ihr Löffelerbsen herkriegt, ihr Idioten Los, los Marsch, marsch «

Nachdem wirdie

aus der näch-sten Eckkneipe importierte Mahl

zeit mit Appetit verzehrt hatten,

wurde mir der Spaß doch ein biß

chen unheimlich. Ich bat Rolfi,

unauffällig meinen Pappkoffer zuholen, und erwartete ihn am Por

tal des INTER-Hotels INTER

SCHRECK.

Da klingelte derWecker.

Ich stellte ihn ab und träumte

weiter.Nachdem ich der diensthabenden

Kalten Mamsell und dem ersten

Stellvertreter des Leitenden Toi

lettenmannes je ein Autogramm

gegeben hatte, bremste ein Mo

torrad vor dem Hotel. Der in

Leder gekleidete Fahrer nahmseinen Sturzhelm ab und die

dicke Aktenmappe zur Hand, und ich bemerkte, daß er eine••

verblüffende Ahnlichkeit mit mir hatte.

»Was wollen Sie hier?« schnauzte ihn der rangälteste Portier

an. Der Motorradfahrer sagte: »Für mich ist hier ein Zimmer

bestellt. Ich bin Minister Korzubeck. «»Und wissen Sie, wer ich bin?« höhnte der Türwächter. »Ich bin

Willi Schwabe, hähä - Außerdem würde ich Sie in diese Auf

machung hier ja nich reinlassen.Sie

ham ja nich ma einenSchlips um, Mensch Da radeln Se bessa zum Bahnhofs-Hotel.«

Der Minister Korzubeck sah den INTERSCHRECK-Zerberus

grimmig an und sagte: »Wenn ich's nicht so eilig hätte, mein

Lieber ... «Dann startete er in Richtung Bahnhof.

Noch während ich endgültig erwachte, glaubte ich zu hören,wie der Portier zu seinen Kameraden sagte: »Habt ihr dis je

sehen? Ein Minister aufs Motorrad Höhöhö. Wo gibt's denn

so watt??«

Sein Licht sollte man nicht über den Scheffel stellen.

9

Bei mir ist jede Stundebesetzt ( 

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12

Hans entzien

Schulung in derLPG. »Die Sowjets

· fliegen schon zumMond « ruft der Par-

.teiredner. Hoff-nungsvoll fragt einBauer: »Alle?«

Anfrage an den Sen-der J rewan.»Warum haben soviel StaatsmännerGlatzen?«Antwort: Auf politi-sche Fragen antwor-ten wir nicht.

96

1. Januar

8. Januar

7. Februar

19. Februar

24. Februar

1961

Die vorbeugende Impfung gegen Diphtherie und Wundstarrkrampf wird Pflicht.Zum dritten Mal gewinnt Helmut Recknagel die internationale Vierschanzentournee.

Kommunique des Politbüros über die Rolle der Jugend.

Erste Sendung der Reihe >>Fernseh-Akademie<<.

Hans Bentzien wird zum Kulturminister berufen.

1. März Eröffnung des Ersten sozialistischen Armeemuseums<<in Potsdam im Marmorpalais.

7. März Mit Musik von Dimitri Schostakowitsch hat die DEFA

Co-Produktion mit der UdSSR Fünf Tage Fünf Nächte<<Premiere; mit Annekathrin Bürger, Heinz-Dieter Knaup,Wilhelm Koch-Hooge.

16.-19 . März Das Zentralkomitee der SED beschließt den Plan NeueTechnik<<, um die Kollektivierung der Landwirtschaft unddie Entwicklung der Industrie voranzutreiben.

1. April Stiftung der Friedrich-Ludwig-Jahn-Medaille als höchsteAuszeichnung des DTSB.

12. April Juri Gagarin fliegt als erster Mensch ins Weltall und umkreist in der Raumkapsel >>Wostok 1 die Erde.

12. April Das Arbeitsgesetzbuch wird von der Volkskammer angenommen und tritt am 1. Juli in Kraft. Alle Werktätigen erhalten das Recht auf einen Arbeitsplatz entsprechendihren Fähigkeiten sowie auf eine Bezahlung gemäß ihrergeleisteten Arbeit.

14. April Der Empfang Juri Gagarins in Moskau ist die erste Fernseh-Direktübertragung aus der Sowjetunion.

19. April Protest des Ministerrats gegen den imperialistischenÜberfall auf das kubanische Volk Invasion in derSchweinebucht).

23. April Einweihung der Nationalen Mahn- und GedenkstätteSachsenhausen mit einer Plastik-Gruppe von WaldemarGrzimek.

24. April Das Standbild von Scharnhorst wird als erstes der Denkmäler von Heerführern der Befreiungskriege neben derStaatsoper Unter den Linden aufgestellt .

28. April Die 1 Internationale Gartenbauausstellung wird in Erfurteröffnet.

Wie heißt das blumenreichste Land der Erde? Die DDR 17 Mil-

lionen Mauerblümchen und eine Bartnelke.

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Ze i t tafel 96•

1. Mai

8. Mai

17. Mai

25.-27. Mai

30. Mai

3./4. Juni

3.-5. Juni

10.-18. Juni

14. Juni

15. Juni

23. Juni

4. Juli

6. Juli

13. Juli

25. Juli

29. Juli

3.-5. August

6./7. August

9. August

Jungfernfahrt der >>Fritz Heckert<<, des ersten in der DDR

gebauten Urlauberschiffes des FDGB.

Uraufführung der Komödie >>Frau Flinz<< von Helmut Bai

erl am Berliner Ensemble; Hauptrolle Helene Weigel.

DEFA-Filmpremiere >>Professor Mamlock<< nach Friedrich

Wolf in der Regie von Konrad Wolf.

V Schriftstellerkongreß; Wiederwahl von Anna Segherszur Vorsitzenden.

Die UdSSR gewährt der DDR einen Kredit über 2 Milliar-

den Mark.

Chruschtschow und Kennedy treffen in Wien zusammen.

Chruschtschow überreicht Kennedy das sogenannte

Berlin-Memorandum. West-Berlin soll eine neutrale,

entmilitarisierte Stadt werden. Adenauer lehnt eine Ent

militarisierung ab; auch die drei Westmächte zeigen eine

ablehnende Haltung. Ein separater Friedensvertrag

Sowjetunion/ DDR wird angekündigt.VI. Pädagogischer Kongreß. Ansprache von Walter Ulb

richt: Unsere Schule prägt das Gesicht der Menschen von

morgen.

3. Arbeiterfestspiele im Bezirk Magdeburg unter Teilnah

me von 20000 Laienkünstlern. Preis für künstlerisches

Volksschaffen an das Dorftheater Ebersdorf, das Ensem

ble des VEB Maxhütte und das Lehrersinfonieorchester.

Willi Stoph räumt im >>Neuen Deutschland<< ein, daß es

Versorgungsprobleme bei Fleisch und Milch gibt.

Walter Ulbricht erklärt auf einer internationalen Pressekonferenz zu innerdeutschen Absperrmaßnahmen: >>Nie-

mand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.<<

Hildrun Claus erzielt in Berlin Weltrekord im Weitsprung.

Am Schwerin er Theater wird Max Frischs >>Biedermann

und die Brandstifter<< erstaufgeführt.

Deutscher Friedensplan der Volkskammer zur Verbesse

rung der bilateralen Beziehungen zur BRD.

DEFA-Kinderfilmpremiere >>Die goldene Jurte<< (Co-Pro

duktion DDR/Mongolei).

US-Präsident Kennedy erklärt in einer Rundfunkrede,Westberlin notfalls auch atomar zu verteidigen.

Einführung des >>Haushaltstages<< für berufstätige Frauen.

Beratung der Mitgliedsstaaten des Warschauer Vertrages

in Moskau über >>Maßnahmen zur Sicherung des Frie

dens<< Sie geben ihre unveröffentlichte Zustimmung zur

Abriegelung West-Berlins.

Das sowjetische Raumschiff >>Wostok << mit German

Titow an Bord umrundet 25mal die Erde.

In Ost-Berlin werden die Grenzgänger, die im Westteil

der Stadt arbeiten, registriert.

2

Helmut aierl

»Warum kostet denndie >Prawda< nur 10Pfennige, daß   ~ ~Deutschland b ~ r

>

15 Pfennige?1<Ml1der Kunde am Zei-tungskiosk wissen.»Ganz einfach«, sagtdie Verkäuferin,»beim >Neuen

Deutschland< kom-men noch die Über-setzungskostenhinzu.<<

»Die russischenKosmonauten habenaber ein Pech ge-habt «- »Wieso?« -»Da flie,gen

1~ ttm .

die gan e Erde   uµt

landen ausgereehlletwieder in der · , ·

SoVJjetunion «

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  22

Winfried unge

11. August

13. August

14. August

16. August

24 . August

Zeittafel 96

Die Volkskammer beauftragt den Ministerrat die auf derTagung der Warschauer Vertragsstaaten beschlossenenMaßnahmen zur Grenzsicherung in und um Berlin >>vor-

zubereiten und durchzuführen<<.

Schließung der Grenzübergänge nach West-Berlin. DerMauerbau beginnt.

Das Brandenburger Tor wird seitens der DDR zum We

sten hin geschlossen. Die Telefonverbindungen zwischender Bundesrepublik und der DDR werden vorübergehendunterbrochen.Für alle Bewohner der DDR und Ost-Berlins wird dieGrenze zur Bundesrepublik Deutschland gesperrt.Zwei DEFA-Filmpremieren >>Der Fall Gleiwitz<< und >>Der

Traum des Hauptmann Loy<<

28 . August Regisseur Winfried Junge beginnt mit den Dreharbeitenfür >>Die Kinder von Golzow<<. Es wird der längste Dokumentarfilm der Filmgeschichte.

28. August Der ZRA 1 von Carl Zeiss Jena der erste serienmäßigproduzierte Rechenautomat wird in Betrieb genommen.

4. September Die FDJ ruft zu ihrer Aktion >>Blitz kontra Nato-Sender<<auf die sich gegen das Hören von Westsendern richtet.

5.-14 . September >>Gewissen in Aufruhr<< mit Erwin Geschonneck wird

gesendet ein Fünfteiler nach den Aufzeichnungen vonRudolf Petershagen .

7. September Ost-Berlin wird als Hauptstadt der DDR zum 15. Bezirkder DDR erklärt.

15. September Die bisherige Deutsche Grenzpolizei wird Kommando derGrenztruppen und eine Teilstreitkraft der NVA.

20 . September Die Volkskammer beschließt das Gesetz zur Verteidigungder DDR.

28. September Verordnung über Pflege und Schutz der Denkmale.

30. September Heiner Müllers >>Die Umsiedlerin<< an der Studentenbüh

ne der Berliner HfÖ wird als >>reaktionäres Machwerk<<abgesetzt. 32 Parteistrafen für Beteiligte. Müller wird ausdem Schriftstellerverband ausgeschlossen.

4. Oktober Manfred Preußger stellt in Magdeburg im Stabhochsprung mit 4 70 m einen neuen Europarekord auf.

5. Oktober Die Technische Hochschule in Dresden wird TechnischeUniversität.

8. Oktober DDR-Erstaufführung der Oper >>Krieg und Frieden<< vonSergej Prokofjew in Leipzig.

10./11. Oktober Auf der Wirtschaftskonferenz des Zentralkomitees der

SED und des Ministerrates werden Maßnahmen zur>> Störfreimachung der Wirtschaft beraten.

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Zeittafel 96•

13 . Oktober Erstmals erscheint das knollige DDR-Ampelmännchen in

einer Berliner Verkehrsampel.

17. 31. Oktober Eine Delegation mit Walter Ulbricht reist zum XXII . Par

teitag der KPdSU. Die Abrechnung mit dem Stalinismus

geht weiter. Stalins Leichnam wird aus dem Mausoleum

entfernt. Differenzen mit China; die chinesische Delegati-

25 . Oktober

29 Oktober

3. November

5 November

on reist vorfristig ab.Am Checkpoint Charlie stehen sich amerikanische und

sowjetische Panzer gegenüber. DDR-Grenzer hatten

Angehörigen der US-Militärmission den Zugang nach

Ostberlin verweigert.

Im Fernsehen startet die Sendereihe >>Erlesenes<<

DEFA-Kinderfilmpremiere >>Küßchen und der General<<.

Auf der 6 Bezirkskunstausstellung in Leipzig werden

Werke von Heisig, Tübke und Mattheuer präsentiert.

13 November Stalinstadt heißt nun Eisenhüttenstadt. Die Ostberliner

Stalinallee wird umbenannt, das Stalindenkmal abgebaut.30 November In einem Brief schlägt Ministerpräsident Grotewohl Bun

deskanzler Adenauer Schritte zur Normalisierung der Be

ziehungen vor. Das Bundeskanzleramt verweigert die An

nahme des Briefes.

2 Dezember

12 Dezember

15. Dezember

16 Dezember

30 Dezember

Fidel Castro erklärt Kuba zur sozialistischen Republik.

Grundsteinlegung für das >>Haus des Lehrers<< am Alex

anderplatz.

Gründung der Liga für Völkerfreundschaft, die alle DDR

Freundschaftsgesellschaften umfaßt.

Das Politbüro beschließt das Kommunique >>Die Frau

der Frieden und der Sozialismus<<.

In einem Interview mit der Prawda beziffert Walter Ulb

richt die durch Abwerbung und Flucht entstandenen

Schäden mit rund 30 Milliarden Mark.

Von Jahresanfang bis zum Mauerbau verlassen 159730 DDR-Bürger das

Land.

Sportler des Jahres:

Gustav-Adolf Schur

Radrennen)

Ute Starke

Turnen)

Fußballmannschaft des

SC Empor Rostock

neue Bücher:

Franz Fühmann

>>Kabelkran und blauer

Peter<<

Karl-Heinz Jakobs

>>Beschreibung eines

Sommers<<

Erik Neutsch

Bitterfelder Geschich

ten<<

Eduard Claudius

>>Die Nacht des

Käuzchens<<

Christa Wolf

>>Moskauer Novelle<<

Anna Seghers

>>Das Licht auf dem

Galgen<<<<

23

Wolfgang attheuer

Oberliga Plazierung96

Nachdem nach sowje

tischem Vorb:ld 1956. .

die Fußballsaison dem

Kalenderjahr angegli-.

chen worden war, ·

kehrtdie Oberliga

wieder zum Herbst

Frühjahr Rhythmus

ZlJrück. Da die vorhe-. rige Saison im De-

. zember 1960 endete, .

beginnt die neue · ·Spielzeit im Frühjahr ·

1961 und endet nach. .

drei Runden im Som-

mer 1962.

große Hits:

>>Sari<<

Fred Frohberg

>>Reserviert für Pierre<<

lrmgard Hase

Denk daran<<

Fanny Daal

>>Weiße Wolken,

blaues Meer und du<<

Jenny Petra

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  24

Ulbricht steht an der

Mole in Rostock undsieht beim Beladen

der Schiffe zu. Erfragt die Seeleute:»Wo fahrt ihr hin?«

»Nach Kuba.«

»Was bringt ihr hin?«

»Maschinen undFahrzeuge.«»Womit kommt ihr

zurück?«

»Mit Apfelsinen.«

Er fragt die Seeleuteeines zweiten Schif-fes: »Wo fahrt ihr

hin?«

»Nach Afrika.«

»Was bringt ihr hin?«

»Maschinen undFahrzeuge.«

»Womit kommt ihr

zurück?«

»Mit Bananen.«Und die eines drittenSchiffes: »Wo fahrt

ihr hin?«

»In die Sowjetunion.«

»Was bringt ihr hin?«

»Apfelsinen und Ba-

nanen.«

»Womit kommt ihr

zurück?«

»Mit dem Zug.«

962

1. Januar

4. Januar

Zeittafel 962

Die vorbeugende Impfung gegen Keuchhusten wird als

Pflichtimpfung eingeführt.

>>Astronautisches Studio<< hat Fernsehpremiere.

. „

Anfrage an den Sender J i.ewan: »Stimmt e s ~ daß dem Kosmonau-ten Gagarin auf dem Roten Platz ein rotes Auto übetreiclit worden ist?« Antwort: »Im Prinzip ja. Nur handelte es sich nicht umden Kosmonauten Gagarin sondern um einen Arbeiter gleichenNamens. Und es geschah nicht n Moskau sondern in i e w ~ Eswar auch kein Auto sondern ein Fahrrad und es wurde ihm nichtüberreicht sondern gestohlen.«

4. Januar

5./6. Januar

6. Januar

16. Januar

24. Januar

5. Februar

DEFA-Filmpremiere >>Auf der Sonnenseite<< mit Marita

Böhme und Manfred Krug.Auf der Frauenkonferenz des Zentralkomitees der SED

wird beschlossen, die Mitarbeit von Frauen in Staat und

Wirtschaft zu verstärken. Bisher sind 46°o aller Beschäf

tigten in der DDR Frauen.

Die Bauarbeiten am Rostocker Hafenbecken werden ab

geschlossen.

In Berlin wird das >>Bulgarische Kulturzentrum eröffnet<<.

Die Volkskammer beschließt das >>Gesetz über die allge

meine Wehrpflicht<< in der DDR und in Ost-Berlin.

Frankreich verweigert der DDR-Mannschaft die Einreise

zu den Skiweltmeisterschaften in Chamonix.

10.-11. Februar llse Geisler und Thomas Köhler erringen bei der Renn

schlitten-WM in Krynica (Polen) die Weltmeistertitel im

Einsitzer.

22. Februar DEFA-Filmpremiere >>Die aus der 12b<<.

24.-25. Februar Beim Skispringen auf der Großen Schanze in Zakopane

wird Helmut Recknagel Weltmeister.

9.-11. März In Magdeburg tagt der VII. Bauernkongreß unter der

Losung >>Für gute genossenschaftliche Arbeit in jeder LPG

für Frieden und Sozialismus <<

13. März Die DDR erklärt in einem Schreiben an den UNO-General

sekretär den Verzicht auf Erwerb, Herstellung und Statio

nierung atomarer Waffen.

15. März Die DDR-Regierung stiftet den Ehrentitel >>Kollektiv der

sozialistischen Arbeit<<.

22. März Die DDR-Regierung führt Visa für Bundesbürger ein, die indie DDR einreisen wollen.

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Ze i t tafel 962

28. März

8. April

24. Mai

1. Juni

16./17. Juni

18. Juni

Als Antwort auf ein bereits von der Bundesrepublik ein

geführtes Zollgesetz verabschiedet die Volkskammer ein

eigenes Zollgesetz, das Westberlin als nicht zum Hoheits

gebiet der BRD gehörend einstuft.

DEFA-Kinderfilmpremiere >>Christine und die Störche<<.

Zwischen der DDR und dem Irak wird die Einrichtung

eines Generalkonsulates der DDR in der irakischen StadtBagdad beschlossen .

Gründung der ersten Schulsportgemeinschaft SSG) für

körperbehinderte Kinder und Jugendliche in Magdeburg.

Der >>Nationalkongreß der Nationalen Front verabschie

det ein >>Nationales Dokument<<, das unter anderem die

Koexistenz beider deutschen Staaten und eine Konfödera

tion vorsieht. Der Beschluß basiert auf der Forderung der

SED nach völkerrechtlicher Anerkennung beider deutscher

Staaten.Der neunzehnjährige Grenzsoldat Reinhold Huhn wird

von einem Fluchthelfer an der Mauer erschossen.

1. Juli 31. August Hans-Grundig-Ausstellung in der Berliner Nationalga

lerie.

6. 12.Juli

10. Juli

12. Juli

Erstmalige Durchführung der Sommerfilmtage der DDR in

den Bezirken Dresden, Rostock, Gera, Berlin . Eröffnung in

Berlin mit dem DEFA-Film >>Das verhexte Fischerdorf<<.

Eine DEFA-Literaturverfilmung nach Wilhelm Raabe

kommt in die Kinos: >>Die schwarze Galeere<<.

Ankündigung, daß die Arbeiter- und Bauern-Fakultäten,

die jungen Werktätigen den Weg zur Hochschulreife er

möglichten, 1963 ihre Arbeit einstellen.

25

Warum nimmt Wal-

ter Ulbricht Lotteimmer mit·auf ei-

sen?Damit er sie zum

Abschied und zurBegrüßung nichtküssen muß

\\

13. Juli Ein neuer Märchenfilm hat Premiere: >>Rotkäppchen<<, mit

Blanche Kommerell. Fred Frohberg

13.- 14. Juli

14.August

17. August

1. Schlagerfestival der Ostseeländer in Rostock. Fred Froh-

berg und Bärbel Wachholz gewinnen den Wettbewerb.

Ein spannender Kinderfilm nach einer Erzählung von MaxZimmering läuft an: >>Die Jagd nach dem Stiefel<<.

Bei einem Fluchtversuch stirbt der achtzehnjährige Peter

Fechter an der Berliner Mauer.

22. August Die sowjetische Kommandantur in Berlin wird aufgeho

ben. Ein >>Stadtkommandant für die Hauptstadt der DDR

wird eingesetzt.

6. September Der Komponist Hanns Eisler stirbt vierundsechzigjährig in

Ost-Berlin.

8. September Walter Ulbricht bezeichnet die Mauer als >>antifaschistischen Schutzwall<< .

J

Hanns isler

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  26

1

lfred Kurella

»Genosse«, sagt derParteisekretär, »ichkann dir die erfreu  

liehe Mitteilung ma- .chen, daß du ·nach .Kuba delegiertwirst, um den Siegdes Sozialismus inLateinamerika voranzutreiben «

Drauf der Genosse:»Ach nein, bitte, ichmöchte nicht ... «

Der Parteisekretär: ·

»Aber es ist einegroße Ehre und eineverantwortungsvolle ·Aufgabe «»Ach weißt du, Ge

nosse Parteisekretär, ich hab ja schonvieles mitgemacht:Unter Stalin sindwir stalinisiert wor

den, unterChruschtschow . ,chruschtschowi

siert, und nun soll ·

ich zu Castrogehen?«

Zeittafel 962

12. September Mit der Gründung des >>Rates für Industrieform<< reagiertdie DDR auf den steigenden Konsum technischer Gebrauchsgüter in den Privathaushalten. 1964 wird die >>äs-

thetische Prüfpflicht<< für Konsumprodukte in der DDReingeführt.

12.-16. September Manfred Matuschewski wird als erster DDR-SportlerEuropameister über

800m bei der Leichtathletik-EM in

Belgrad.

21.-23. September 1 Gehörlosen-Spartakiade des Deutschen Verbandes für

Versehrtensport DVFV) in Leipzig.

22. September - 3. Juni 1963 V. DDR-Kunstausstellung im Albertinum inDresden mit insgesamt 210 000 Besuchern.

30. September In allen Betrieben, Verwaltungen, Hoch- und Fachschulenwerden Reservisten-Kollektive gebildet .

.

Ein Hauptmann begrüßt die jungen Soldaten. »Woher kommen. .

..Sie denn? «fragt er einen ~ n l i n g»Aus Gera, Herr K o l l B ~ ~ l i ~ f . (<. . „

. >Sagen. lieb.er ß e ~ ~ ~ l ~ l ~   ~ n zu tnU . « ··>awohl, lieoer G e n e s s a u p , : f m a n n . ~

' . fi .. ; ::,

3. Oktober

12. Oktober

14. Oktober

16. Oktober

17. Oktober

23. Oktober

25. Oktober

28. Oktober

Auf der 17. Tagung des Zentralkomitees der SED heißt es,daß die >>Aufgaben der Übergangsperiode<< vom Kapitalismus zum Sozialismus >>im wesentlichen gelöst<< seien.Alfred Kurella zur Kulturpolitik: >>Wir schaffen die sozialistische Kultur für die ganze Nation.<<

DEFA-Filmpremiere >>Menschen und Tiere<< eine Co-Produktion DDR/ UdSSR).

Premierenapplaus von 45 Minuten bekommt die Uraufführung von Hacks >>Der Frieden<< nach Aristophanes) amDeutschen Theater.

Beschluß zur Bildung von Kommissionen zur sozialistischen Wehrerziehung.

Gründung der Frederic-Chopin-Gesellschaft in Leipzig.

Die Werktätigen aus dem VEB Büromaschinenwerk Sömmerda rufen zum sozialistischen Massenwettbewerb auf:>>Gründlich denken, ehrlich arbeiten, wirtschaftlich rechnen, wissenschaftlich forschen, froh und kulturvoll

leben.<<

250000 Berliner demonstrieren gegen die Kuba-Politikder USA.

Chruschtschow kündigt den Abbau sowjetischer Raketenin Kuba an.

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Zeittafel 962

28. Oktober Die bundesdeutsche Schriftstellervereinigung Gruppe 47

verleiht ihren diesjährigen Preis dem Schriftsteller Johan

nes Bobrowski aus der DDR.

3.-5. November Die ersten Telemann-Festtage finden in Magdeburg statt.

9.-18. November V Internationale Dokumentar- und Kurzfilmwoche in

Leipzig. Der Große Preis geht an den kubanischen Film

>>Geschichte eines Balletts<<.

10. November Die Berliner Zeitung fragt erstmals nach den >>Fernseh

lieblingen<<, die sie in ihrer Ausgabe vom 16. Dezember

veröffentlicht.

11. Dezember Als Leiter der Sektion Lyrik der Akademie der Künste

hatte Stephan Hermlin zur Einsendung unveröffentlichter

Gedichte aufgerufen, die auf einer Veranstaltung vorge

tragen werden. Wolf Biermann ist unter den Autoren.

14. Dezember Die Intershop-Handelsorganisation wird gegründet. Ein

kaufen dürfen nur Ausländer mit konvertierbarer Währung.

15. Dezember Im Friedrichstadtpalast findet eine Gala zum zehnjährigen

Bestehen des Fernsehens statt Walter Ulbricht wird be

grüßt.

15. Dezember In Zwickau beginnt die Produktion des Trabant P60. Bis

1965 werden 106 628 Stück gebaut.

19. Dezember Der Ministerrat beschließt ein Wohnungsbauprogramm.

23. Dezember Veröffentlichung des Entwurfs eines neuen Parteipro

gramms der SED

1962 verlassen 21 356 DDR-Bürger das Land.

Sportler des Jahres:

Helmut Recknagel

Skispringen)

Ingrid Krämer

Wasserspringen)Die 4 x 100 m-Lagen

staffel der Frauen

Torschützenkönig der

Oberliga:

Arthur Bialas vom

SC Empor Rostock

mit 23 Treffern

Fernsehlieblinge:

Rolf Herricht

Willi Schwabe

Margot Ebert

Heinz Florian Oertel

Heinz Quermann

das Sandmännchen

lnge Keller

Eberhard Cohrs

Prof. Ullrich

Bärbel Wachholz

neue Bücher:

Franz Fühmann

>>Das Judenauto<<

Hermann Kant

>>Ein bißchen Südsee<<Max Walter Schulz

>>Wir sind nicht Staub

im Wind<<

Anna Seghers

>>Karibische

Geschichten<<

Joachim Wohlgemuth

>>Egon und das achte

Weltwunder<<

127

Oberliga Plazierung

1962

1. ASK Vorwärts Ber-

lin

2. SC Empor Rostock

3. SC Dynamo Berlin

4. SC Motor Jena

5. Motor Zwickau

6. SC Lok Leipzig7. SC Wismut Karl

Marx-Stadt

8. SC Rotation ·Leipzig

9. SC Aufbau Magde

burg

10. SC Turbine Erfurt

N)

11. SC Chemie Halle

12. SC Aktivist Brieske

Senftenberg13. SC Einheit Dresden

A)

14. Lok Stendal N, A)

große Hits:

>>Frühlingsfest auf

Kuba<<

Rica Deus

>>Treu sein<<Bärbel Wachholz

>>Das Wunder der

Nacht<<

Petra Böttcher

>>Für dich und für mich<<

Helga Brauer

>>Einmal weht der

Südwind wieder<<

Rica Deus

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  28

Nachweise

Die Karikaturen stammen von

Heinz Behling: 51 64 66 90 112Henry Büttner: 43 73 85 92 98

Peter Dittrich: 61 77 112

Karl Holtz: 57 119

Heinz Jankofsky: 30

Kurt Klamann: 31 58Harald Kretzschmar: 120 121 122 123 125 126

Lothar Otto: 107Harri Parschau: 11 16 21 39

Kurt Poltiniak: 13

Louis Rauwolf: 22 32 37 79 80 87 97 u.

Wtlmar Riegenring: 45 o.

Horst Schrade: 8 44 78 103

Karl Schrader: 42 45 u. 47 49 94 97 o. 106 100 110

Carl Sturtzkopf: 20 74Georg Wtlke: 26 28 55 67 70 88 101 117

Fotos:

Manfred Uhlenhut: 35

Archiv Zentralkonsum e. G.: 65

Für die freundliche Genehmigung z m Abdruck danken wir den Auto

ren Zeichnern und Erben. Nicht in allen Fällen ist es uns gelungen

Rechteinhaber und Rechtsnachfolger zu ermitteln. Berechtigte Hono

raransprüche bleiben gewahrt.

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gesellschaft mbH Co. KG BerlinUmschlaggestaltung: Peperoni Werbeagentur GmbH Berlin

Umschlagmotiv: DEFA-Stiftung/Alexander Schittko

aus dem Film »Auf der Sonnenseite«

Druck und Bindung: Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH Zwenkau

Printed in the EU

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Lieber schlankweg in den Westen

als dicke da im Osten