Steven D. Martinson Hörendes Lesen und Sehen von Märchen ...

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Hörendes Lesen und Sehen von Märchen Synergien von Mündlichkeit und Schriftlichkeit Der vorliegende Band vereint Forschungen über Märchen, die nicht den traditionellen Märchendisziplinen entstammen. Märchen werden erzählt, verschriftlicht und aus dieser Verschrift(lich)ung in eine neue Vermündlichung transformiert. Wenn sie stumm oder laut lesend re- zipiert oder Märchenbilder betrachtet werden, mag in der Erinnerung die Person lebendig werden, die in der eigenen Kindheit Märchen erzählt bzw. vorgelesen hat – vielleicht ›hört‹ man sogar deren erzäh- lende Stimme. Die Imagination eines solchen Hör-Raumes parallel zur Rezeption des Märchentextes in Buchstaben oder Bild bildet die len- kende Grundlage der jeweiligen Analysen. Sie zeigen, dass diese Trans- formationen nicht bloße Übertragungen in ein neues Medium sind, sondern Vernetzungen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit eingegan- gen sind, die Synergien im Sinne eines schöpferischen Umgangs mit den Texten selbst entfalten. Analysiert werden neben Grimm’schen Märchen auch Die Schöne und das Biest und Der kleine Hahn. Am Bei- spiel von Märchensammlungen (Ferdinand Grimm und Laura Gon- zenbach) entsteht die Frage nach Authentizität und Autorität von Text und der jeweiligen sammelnden Person, eine Frage, die auch aktuelle Brisanz besitzt, wie drei Beispielanalysen kanonischer religiöser wie kultureller Texte zeigen. Eine Besonderheit dieses Bandes ist der Ab- druck zweier Transkripte professioneller Geschichtenerzählerinnen, die Storms »Märchentext« Die Regentrude in den mündlichen Vortrag transformiert haben, u. a. im alemannischen Heimatdialekt. Solche Transformationen könnten im Rahmen (inter)disziplinär-philologi- scher Forschungen dazu anregen, die Annahme eines ›mündlichen‹ Urtextes im textkritischen Stammbaum zu überdenken. SYNCHRON Wissenschaftsverlag der Autoren Synchron Publishers Heidelberg Bahnhofstr. 21 D-83139 Krottenmühl Tel.: +49-(0) 80 53-20 82 60 Fax: +49-(0) 80 53-20 82 63 e-mail: [email protected] www.synchron-publishers.com Herausgegeben von Diana Kühndel und Ursula Offermann 2017, 372 Seiten, 54 Abbildungen, davon 33 in Farbe, Brosch., 39,80 [D] • ISBN 978-3-939381-87-7 Inhalt Diana Kühndel / Ursula Offermann: Hörendes Lesen und Sehen von Märchen. Zur Einführung Mündlichkeit und Schriftlichkeit Willie van Peer: Horizontalität und Vertikalität in Mündlichkeit und Schriftlichkeit • Hans Unterreitmeier: Leibhafte Schrift und literari- sches Gedächtnis • Jan Jansen: The audience’s decision: Is Sunjata an epic or a (trickster) tale? • Hörendes Sehen von Märchen Diana Kühndel: »Das stimmt so nicht, das ist nicht RotkäppchenKinder als kritische (Film-)Hörer • Tünde Beatrix Karnitscher: »Der kleine Hahn und sein diamantener Halbkreuzer« – Vom Vortrag über Schriftlichkeit bis zum interaktiven Buch • Luisa Wilde-Hecher: Der Aschenbrödel-Zyklus von Moritz von Schwind – Transformation der Erzählung in narrative Bildfolgen • Michaela Braesel: Edward Burne Jones’ Kachelfelder mit Märchenszenen und sein Briar Rose-Zyklus: Von der Narration zur Abstraktion • Lilli Marie Hölzlhammer: »Die Lippen rot wie Blut, die Haut weiß wie Schnee, ein Herz schwarz wie die Nacht«. Neuinterpretation des Märchenstoffes Schneewittchen im Manga Hörendes Lesen von Märchen Jaime W. Roots: Autorität und Authentizität – Frauen als Märchen- sammlerinnen • Jule Ana Herrmann / Marie Millutat: Die Märchen Ferdinand Grimms: Von der mündlichen Tradition zur literarischen Bearbeitung • Heinz Rölleke: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren. Spuren mündlicher Traditionen in einem Grimm’schen Märchen • Ursula Offermann: Vom Eimer zur Spuhle. Erzählmündlichkeit im Grimm’schen Frau Holle-Märchen Stimmen der Mündlichkeit Magdalena Siebert: »Und nun rasch noch einmal!« Eingeschriebene Mündlichkeit in Theodor Storms Die Regentrude Diana Kühndel / Ursula Offermann: Eine Geschichte, zwei Stimmen – »Die Regen- trude« • Kerstin Otto erzählt »Die Regentrude« (Transkript) • Katharina Ritter erzählt »Die Regentrude« (Transkript) • Diana Kühndel / Ursula Offermann: Abschließende kritische Überlegungen Beiträgerinnen und Beiträger • Bildnachweise • Summary Bestellung über den Buchhandel oder direkt an [email protected] Hörendes Lesen und Sehen von Märchen Synergien von Mündlichkeit und Schriftlichkeit Herausgegeben von Diana Kühndel und Ursula Offermann

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Hörendes Lesen und Sehen von MärchenSynergien von Mündlichkeit und Schriftlichkeit

Der vorliegende Band vereint Forschungen über Märchen, die nicht den traditionellen Märchendisziplinen entstammen. Märchen werden erzählt, verschriftlicht und aus dieser Verschrift(lich)ung in eine neue Vermündlichung transformiert. Wenn sie stumm oder laut lesend re-zipiert oder Märchenbilder betrachtet werden, mag in der Erinnerung die Person lebendig werden, die in der eigenen Kindheit Märchen erzählt bzw. vorgelesen hat – vielleicht ›hört‹ man sogar deren erzäh-lende Stimme. Die Imagination eines solchen Hör-Raumes parallel zur Rezeption des Märchentextes in Buchstaben oder Bild bildet die len-kende Grundlage der jeweiligen Analysen. Sie zeigen, dass diese Trans-formationen nicht bloße Übertragungen in ein neues Medium sind, sondern Vernetzungen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit eingegan-gen sind, die Synergien im Sinne eines schöpferischen Umgangs mit den Texten selbst entfalten. Analysiert werden neben Grimm’schen Märchen auch Die Schöne und das Biest und Der kleine Hahn. Am Bei-spiel von Märchensammlungen (Ferdinand Grimm und Laura Gon-zenbach) entsteht die Frage nach Authentizität und Autorität von Text und der jeweiligen sammelnden Person, eine Frage, die auch aktuelle Brisanz besitzt, wie drei Beispielanalysen kanonischer religiöser wie kultureller Texte zeigen. Eine Besonderheit dieses Bandes ist der Ab-druck zweier Transkripte professioneller Geschichtenerzählerinnen, die Storms »Märchentext« Die Regentrude in den mündlichen Vortrag transformiert haben, u. a. im alemannischen Heimatdialekt. Solche Transformationen könnten im Rahmen (inter)disziplinär-philologi-scher Forschungen dazu anregen, die Annahme eines ›mündlichen‹ Urtextes im textkritischen Stammbaum zu überdenken.

Projects of Enlightenment focuses on the work of the foremostrepresentative of the German Enlightenment, Gotthold Ephra -im Lessing (1729 –1781). The name, Lessing, has come to signi-fy the advancement of free inquiry and tolerance as well as theimprovement of the individual human being, society, and hu -mankind. To speak of the unity of Lessing’s thought, however, isto ignore the inconsistencies, contradictions, and challengesthe writer could not always overcome. The man’s preoccupa-tion with gambling presupposes a worldview that is differentfrom the one that has often been attributed to him. Ratherthan reflect the harmony of the universe, Lessing’s writingsaddress and trace the effects of circumstance, arbitrary rule,and anxiety. But Lessing’s gambling habit was also a source ofcreativity that drives the emergence of order out of chaos, theproduction of mean ing out of uncertainty, and the building ofcharacter in and through the perpetual search for truth. Mar-tinson’s readings of the cultural-historical contexts in whichLessing lived his life, the intercultural-religious dialogues thatshaped his relationships and informed his writings, and thetranscultural mentalities that his work cultivates reshape con-temporary views of the writer’s projects of enlightenment.

Steven D. Martinson is Professor of German Studies at theUniversity of Arizona in Tucson. He is a past president of theLessing Society and Research Fellow of the Alexander von Humboldt Foundation.

SYNCHRONWissenschaftsverlag der AutorenSynchron Publishers HeidelbergBahnhofstr. 21D-83139 KrottenmühlTel.: +49-(0) 80 53-20 82 60Fax: +49-(0) 80 53-20 82 63e-mail: [email protected]

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Steven D. Martinson

Projects of Enlightenment: The Work of Gotthold Ephraim Lessing Cultural, Intercultural, and Transcultural Perspectives

, vol. 11 • 2013, 286 pp., paperback • € 34,80 [D] • ISBN 978-3-939381-39-6

From the ContentsPreface and Danksagung • Statement of Purpose • Introduction

Part I: Historical-Cultural Dynamics of Lessing’s Life and Work

Lessing’s Pursuits 1Kamenz • Meißen • Leipzig • The Poet • The Writer of Comedy •Berlin • The Critic • Samuel Henzi • The Translator and Editor •Diderot • Miß Sara Sampson • Tonsine • Seven Years War • Brief -wechsel with Mendelssohn, and Nicolai • Briefe, die neueste Literaturbetreffend • The Faust-Fragment • Philotas, Kleonis, Alcibiades • The Fables • Breslau • Minna von Barnhelm • Laokoon

Lessing’s Pursuits 2Hamburg • Nature • Poetry and History • The Genius and theCritic • Genres • Hamburgische Dramaturgie • Mitleid / Compassion • The Writer’s Reception • Wolfenbüttel • J. J. Reiske • Epigrams •Emilia Galotti • Projects concerning Religion • Notizbuch • FinalYears • Leben und leben lassen • Die Erziehung des Menschengeschlechts

Part II:Intercultural Encounters. Moses Mendelssohn,

Johann Melchior Goeze, and German Scholarshiparound 1900

1. The Heart of the German Enlightenment:Lessing and Moses Mendelssohn

Die Juden • Damon • Nathan der Weise • Spinoza • Nicolai

2. Signs of Silence and Lessing’s Polemics:Disputations on the Christian Religion

Gedanken über die Herrnhuter • Rettung des Hieronymus Cardanus •Ernst und Falk • Lessing and Goeze • Luther • Question of Trinity

3. Lessing 1900Lessing between War and Peace • Women Writers • It had to dowith Lessing • A Note on Spinoza at the Turn of the Century

Part III:Transcultural Affinities. The European Enlightenment,

World Citizenry, and Lessing’s Reception Today

Intellectual-Historical Contexts: The Search for Truth – Descartes,Locke, Leibniz, Ferguson, A Republic of Letters • A Final Statement

Bibliography • Index

Herausgegeben von Diana Kühndel und Ursula Offermann

2017, 372 Seiten, 54 Abbildungen, davon 33 in Farbe, Brosch., € 39,80 [D] • ISBN 978-3-939381-87-7

InhaltDiana Kühndel / Ursula Offermann: Hörendes Lesen und Sehen von Märchen. Zur Einführung

Mündlichkeit und SchriftlichkeitWillie van Peer: Horizontalität und Vertikalität in Mündlichkeit und Schriftlichkeit • Hans Unterreitmeier: Leibhafte Schrift und literari-sches Gedächtnis • Jan Jansen: The audience’s decision: Is Sunjata an epic or a (trickster) tale? •

Hörendes Sehen von MärchenDiana Kühndel: »Das stimmt so nicht, das ist nicht Rotkäppchen!« Kinder als kritische (Film-)Hörer • Tünde Beatrix Karnitscher: »Der kleine Hahn und sein diamantener Halbkreuzer« – Vom Vortrag über Schriftlichkeit bis zum interaktiven Buch • Luisa Wilde-Hecher: Der Aschenbrödel-Zyklus von Moritz von Schwind – Transformation der Erzählung in narrative Bildfolgen • Michaela Braesel: Edward Burne Jones’ Kachelfelder mit Märchenszenen und sein Briar Rose-Zyklus: Von der Narration zur Abstraktion • Lilli Marie Hölzlhammer: »Die Lippen rot wie Blut, die Haut weiß wie Schnee, ein Herz schwarz wie die Nacht«. Neuinterpretation des Märchenstoffes Schneewittchen im Manga

Hörendes Lesen von MärchenJaime W. Roots: Autorität und Authentizität – Frauen als Märchen-sammlerinnen • Jule Ana Herrmann / Marie Millutat: Die Märchen Ferdinand Grimms: Von der mündlichen Tradition zur literarischen Bearbeitung • Heinz Rölleke: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren. Spuren mündlicher Traditionen in einem Grimm’schen Märchen • Ursula Offermann: Vom Eimer zur Spuhle. Erzählmündlichkeit im Grimm’schen Frau Holle-Märchen

Stimmen der MündlichkeitMagdalena Siebert: »Und nun rasch noch einmal!« Eingeschriebene Mündlichkeit in Theodor Storms Die Regentrude • Diana Kühndel / Ursula Offermann: Eine Geschichte, zwei Stimmen – »Die Regen-trude« • Kerstin Otto erzählt »Die Regentrude« (Transkript) • Katharina Ritter erzählt »Die Regentrude« (Transkript) • Diana Kühndel / Ursula Offermann: Abschließende kritische Überlegungen

Beiträgerinnen und Beiträger • Bildnachweise • Summary

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Der vorliegende Band vereint Forschungen über Märchen, die nicht den traditionellen Märchendisziplinen entstammen.Märchen werden erzählt, verschriftlicht und aus dieser Ver-schrift(lich)ung in eine neue Vermündlichung transformiert.Wenn sie stumm oder laut lesend rezipiert oder Märchenbilderbetrachtet werden, mag in der Erinnerung die Person leben-dig werden, die in der eigenen Kindheit Märchen erzählt bzw.vorgelesen hat – vielleicht ›hört‹ man sogar deren erzählendeStimme. Die Imagination eines solchen Hör-Raumes parallel zur Rezeption des Märchentextes in Buchstaben oder Bild bildet die lenkende Grundlage der jeweiligen Analysen. Sie zeigen,dass diese Transformationen nicht bloße Übertragungen in einneues Medium sind, sondern Vernetzungen von Mündlichkeitund Schriftlichkeit eingegangen sind, die Synergien im Sinneeines schöpferischen Umgangs mit den Texten selbst entfalten.Analysiert werden neben Grimm’schen Märchen auch DieSchöne und das Biest und Der kleine Hahn. Am Beispiel vonMärchensammlungen (Ferdinand Grimm und Laura Gonzen-bach) entsteht die Frage nach Authentizität und Autorität vonText und der jeweiligen sammelnden Person, eine Frage, dieauch aktuelle Brisanz besitzt, wie drei Beispielanalysen kanoni-scher religiöser wie kultureller Texte zeigen. Eine Besonderheitdieses Bandes ist der Abdruck zweier Transkripte professionel-ler Geschichtenerzählerinnen, die Storms »Märchentext« DieRegentrude in den mündlichen Vortrag transformiert haben,u. a. im allemannischen Heimatdialekt. Solche Transforma-tionen könnten im Rahmen (inter)disziplinär-philologischerForschungen dazu anregen, die Annahme eines ›mündli-chen‹ Urtextes im textkritischen Stammbaum zu überdenken.

ISBN 978-3-939381-87-7www.synchron-publishers.com

Hörendes Lesen und Sehen von Märchen

Synergien von Mündlichkeit und Schriftlichkeit

Herausgegeben von

Diana Kühndel und Ursula Offermann

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