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Stipendienbericht zur Durchführung des Auslandssemesters an der Universität San Marcos in Lima Finanziell unterstützt durch das DAAD-Stipendium PROMOS International Development Studies (M.A.) Philipps-Universität Marburg Wintersemester 2010 von Benjamin Back Lima, 4. Februar 2011

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Stipendienbericht zur Durchführung

des Auslandssemesters an der Universität San Marcos in Lima

Finanziell unterstützt durch das DAAD-Stipendium PROMOS

International Development Studies (M.A.)

Philipps-Universität Marburg

Wintersemester 2010

von

Benjamin Back

Lima, 4. Februar 2011

LIMA

Mit mittlerweile über 8 Millionen Menschen ist Lima die Hauptstadt Perus und aufgrund der starken

Zentralisierung des Landes auch der Dreh- und Angelpunkt fast aller politischen Aktivitäten des Landes

und liegt an der Pazifikküste Perus eingegrenzt von dem Pazifik im Westen und den Anden im Osten.

Aufgrund der geographischen Lage mit den Gebirgszügen im Osten ist Lima eine Wüstenstadt in der es

fast nie regnet. Während meines halbjährigen Aufenthaltes in Lima hat es kein einziges Mal geregnet

und der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt bei 9 mm. Das Klima ist das ganze Jahr über relativ

mild mit einer angenehmen Durchschnittstemperatur von 18 Grad. Im peruanischen Winter von Juli bis

September sinkt das Thermometer bis auf 13 Grad während im Sommer von Januar bis März

Temperaturen von 28 – 30 Grad Celsius erreicht werden. Allerdings ist der Himmel der Stadt während

des Winters und der hohen Luftverschmutzung im Winter fast immer grau bedeckt und die Sonne

kommt leider nur selten zum Vorschein.

Als Zentrum des Landes hat Lima alles zu bieten was das Herz begehrt. Von hippen und schönen

Stadtvierteln wie Miraflores und Barranco direkt am Meer gelegen über historische Sehenswürdigkeiten

aus der Inkazeit und Koloniale Bauten bis zu lebhaften, hektischen und chaotischen Vierteln wie dem

Markt von Gamarra oder dem chinesischen Viertel im Zentrum Limas. Die meisten Stadtviertel Limas

unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinander. Barranco, Miraflores und San Borja gehören zu den

besseren Stadtvierteln und sind mit einer sehr guten Infrastruktur ausgestattet und ähneln westlichen

Städten mit großen Einkaufszentren, internationalen Restaurantketten und schönen Parks mit einem

fantastischen Blick übers Meer in Miraflores und Barranco. In anderen Stadtvierteln im Zentrum Limas

wie Pueblo Libre und Jesus Maria lebt eher die Mittelschicht während in Callao oder la Victoria eher die

ärmere Bevölkerung lebt und diese Viertel nachts nicht zu empfehlen sind. Dennoch ist die Sicherheit in

der Stadt generell gut, man sollte nur immer auf seine Wertgegenstände aufpassen, da Taschendiebe

weit verbreitet sind und auch sehr flink sind.

Die Bevölkerung Limas besteht hauptsächlich aus Nachfahren von Indigenen sowie spanische

Einwanderer, wobei der Anteil der indigenen Population überwiegt und daher blonde Menschen sehr

selten sind. Das kulturelle Leben unterscheidet sich auch sehr stark von Deutschland. In Lima ist es

generell oftmals sehr laut und hektisch. Nicht nur im Straßenverkehr mit den unzähligen Bussen,

„Micros“ und Taxis, auch auf den Straßen und besonders den Märkten herrscht ein lebhaftes

Stimmgewirr und Gefeilsche um die niedrigsten Preise.

Aufgrund eines kaum vorhandenen öffentlichen Nahverkehrs ist es relativ schwierig und oftmals sehr

zäh in Lima voranzukommen, allerdings gewöhnt man sich mit der Zeit an den stockenden Verkehr und

genießt die Salsa, Cumbia und Reggaetonmusik die aus den lauten Radios der Minibusse schallt und

entspannt während man auf die Ankunft wartet. Mit dem Bau des „Metropolitano“ hat die

Stadtverwaltung jedoch begonnen ein öffentliches Transportsystem zu konstruieren und so sind nun

große Busse auf eigenen Fahrbahnen unterwegs um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Dank

ihm kann man nun innerhalb relativ kurzer Zeit vom Zentrum nach Miraflores fahren ohne im üblichen

Stadtverkehr stecken zu bleiben. Allerdings sind die Linien für den Metropolitano noch sehr begrenzt,

aber in den nächsten Jahren werden noch viele weitere Strecken für eine Verbesserung der

Transportsituation sorgen und damit zu einer Entlastung des Verkehrs beitragen.

In kultureller Hinsicht hat Lima auch einiges zu bieten. So verfügt die Stadt über eine Vielzahl an

diversen Museen die unterschiedliche Thematiken abdecken. Sei es über die Kolonialgeschichte, die

Geschichte der Inkas, moderne Kunst oder auch archäologische Ausgrabungsstätten im Zentrum der

Stadt oder in der umliegenden Nähe. Selbst öffentliche Kunstausstellungen oder Veranstaltungen sind

keine Seltenheit. Zudem hat sich innerhalb der letzten Jahre auch eine rege Party- und

Veranstaltungsszene etabliert, weshalb auch international bekannte Künstler der Stadt einen Besuch

abstatten um ein Konzert zu geben. Ebenso findet einmal im Jahr die Internationale Gastronomie Messe

Mistura statt, bei der jegliche Speisen von den Starköchen des Landes und internationalen Köchen

zubereitet werden. Dabei hat man die Möglichkeit neben dem Nationalgericht Ceviche (roher Fisch in

Limettensaft mariniert), auch Pachamanca (Fleisch und Gemüse in einem Erdloch zubereitet) über

Anticucho (Rinderherz) auch Cuy (Meerschweinchen) zu probieren. Zudem sollte man den nationalen

Cocktail Pisco Sour hierbei nicht vergessen. Generell gilt die Küche Perus als eine der besten Amerikas.

Und das nicht zu Unrecht. Neben den oben beschriebenen Gerichten bietet die Küche Perus aufgrund

der geographischen Lage eine Vielzahl an unterschiedlichen Speisen von Fisch und Meeresfrüchte an der

Küste, bis zu traditionellen Gerichten im Landesinneren.

Durch die zentrale Lage im Herzen Perus gelegen bietet die Stadt außerdem vielfältige Möglichkeiten

das Land zu erkunden. So ist es problemlos möglich über das Wochenende touren zu nahegelegenen

Stränden zu unternehmen, die Gipfel der Anden zu besichtigen, archäologische Ausgrabungsstätten zu

besichtigen oder auch den Urwald zu erkundigen. Da Peru jedoch kaum mehr über ein Eisenbahnnetz

verfügt, wird der Nah- und Fernverkehr hauptsächlich durch Busse organsiert die durch das ganze Land

zu relativ günstigen Preisen fahren. Zudem verbindet der internationale Flughafen Jorge Chávez das

Land mit allen Hauptstädten Südamerikas und macht damit eine Erkundigung des südamerikanischen

Kontinentes auch möglich.

Universidad San Marcos Lima

Die Universität San Marcos wurde 1551 gegründet und ist damit die älteste Universität des

amerikanischen Kontinents im Stadtteil San Miguel gelegen. An der San Marcos studieren über 40.000

Studenten aus allen Teilen des Landes. Sie gilt als eine der besten öffentlichen Universitäten des Landes

und jedes Semester bewerben sich ca. 50.000 Personen für die 5.000 Plätze um ein Studium an der

Universität San Marcos. Unter anderem hat sie den aktuellen Literaturnobelpreisträger Mario Vargas

Llosa hervorgebracht. Sie ist eine typische Campusuniversität mit einer Vielzahl an unterschiedlichen

Fakultäten, die alle relativ autonom und selbstständig sind. Der Campus ist relativ groß und weitläufig.

So befindet sich innerhalb des Universitätscampus das Stadium Monumental de San Marcos, in dem das

ganze Jahr über Konzerte von international bekannten Bands stattfinden. So haben unter anderem

während meines Aufenthaltes Green Day, die Smashing Pumpkins und Jon Bon Jovi hier gespielt. Direkt

daneben befindet sich eine archäologische Ausgrabungsstätte die Huaca San Marcos, eine

präkolumbianische Pyramide die sich noch im halbarchäologischen Ausgrabungsstatus befindet. Von

dessen Gipfel hat man eine gute Sicht über das Universitätsgelände und einen großen Teil der Stadt. In

unmittelbarer Nähe befindet sich die Universitätsbibliothek als auch die Mensa, in der für die Studenten

der Universität kostenloses Essen angeboten wird. Allerdings ist die Schlange für das Essen immer sehr

lange und erfordert daher Wartezeiten von ca. einer Stunde um an das kostenlose Essen zu gelangen. Da

sich jedoch auch auf und außerhalb des Universitätsgeländes eine Vielzahl von Restaurants

niedergelassen hat, die günstiges Essen zu Preisen zwischen 1-3 Euro anbieten, lohnt es sich kaum die

Mensa aufzusuchen. Für den schnellen Hunger bieten auch unzählige Imbissstände und Kioske

Hamburger, Kuchen oder auch Pizza an und im Gebäude der Physik befindet sich sogar eine kleine

Bäckerei die frische Brötchen anbietet.

Für die studentischen Probleme befinden sich auf und um den Campus eine Vielzahl von Kopier- und

Internetläden in denen die aktuellen Vorlesungstexte angeboten werden oder auch raubkopierte Bücher

zum Spottpreis angeboten werden. Ebenso finden fast wöchentlich kleinere Bücherverkäufe statt, auf

denen man sich mit gebrauchten wissenschaftlichen und literarischen Werken eindecken kann.

Die Kurse der Universität werden meistens in Vorlesungsform angeboten, wobei die Qualität und der

Arbeitsaufwand stark von den Professoren abhängig ist. Ab und zu werden auch Ausflüge oder

Feldforschungen durchgeführt. Bei den Anthropologen können dies Ausflüge in den Urwald sein um

dortige Völker zu studieren oder bei den Soziologen Feldforschungen in der Stadt. Viele der Studenten

arbeiten tagsüber und studieren abends und an den Wochenenden. Daher ist den ganzen Tag über

Leben auf dem Universitätsgelände. Sei es durch musizierende Gruppen auf dem Campus, Fußballspiele

auf den diversen Plätzen oder Studenten die auf dem Gelände lernen.

Neben der Zentralbibliothek verfügt jedes der Institute noch über eigene Bibliotheken, wobei die

Ausstattung mit Büchern leider beschränkt ist und nicht immer die aktuellsten Bücher vorhanden sind.

Daher werden für die Kurse meistens immer alle relevanten Bücher und Informationen bei den

verschiedenen Kopierläden oder im Internet zum Download angeboten.

Eigene Erfahrungen

Das Studium an der Universität San Marcos in Lima hat mir sehr gefallen. Ich konnte während meines

Aufenthaltes viel über für mich neue Kulturen und Gepflogenheiten lernen. Die ersten Monate war es

relativ schwierig für mich komplett auf Spanisch zu studieren, aber meine Kommilitonen haben mir

immer geholfen und bei Nachfragen auch immer meine Fragen beantwortet. Auch die Professoren

waren in dieser Hinsicht auch immer sehr hilfsbereit und bieten auch oft die Möglichkeit an, Prüfungen

in Englisch zu schreiben. Von daher einfach mal nachfragen. Auch sind Sie sehr interessiert daran, mehr

über Deutschland zu erfahren. So wurde ich von Studenten eingeladen bei einer Infoveranstaltung

Deutschland vorzustellen und musste dabei auch einige gängige Vorurteile aus dem Weg räumen oder

berichtigen. Selbst während Vorlesungen wurde immer öfter nachgefragt, wie sich Deutschland zu

einigen Themen positioniert oder wie die Menschen in Deutschland sind. Auch meine eigenen Vorurteile

und Meinungen über das Land haben sich mit der Zeit geändert als ich einen besseren Einblick hatte.

Das Studium an der San Marcos war oft nicht immer ganz einfach. Die Ausstattung der Bibliothek mit

Büchern und technischer Ausstattung ist leider nicht sehr gut. Da es aber in vielen Fakultätsbibliotheken

freies W-Lan gibt lohnt es sich, den eigenen Laptop mitzunehmen und im Internet nach Literatur zu

recherchieren. Zudem bietet sich auch die Bibliothek der naheliegenden Universität Catolica an, um dort

nach Büchern zu stöbern. Die Autonomie der zentralen Fakultäten macht ein interdisziplinäres Studium

auch etwas schwierig und man sollte viel Eigeninitiative aufbringen, um sich das Studium zu

organisieren. Dennoch bietet die Universität vielfältige Einblicke in das kulturelle Leben Perus und viele

Möglichkeiten auch andere Lebensweisen kennenzulernen. Ich habe das Auslandssemester an der

Universität San Marcos sehr genossen und kann es auch nur jedem weiterempfehlen, sich auf die

Erfahrung an der Universität San Marcos einzulassen.