Störungen des Elektrolyt- und Säure-Basen Gleichgewichtes ... · Patient 75 Jahre • Einweisung...
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Transcript of Störungen des Elektrolyt- und Säure-Basen Gleichgewichtes ... · Patient 75 Jahre • Einweisung...
C. DodtPräklinik / NotfallzentrumKlinikum Bogenhausen
Hyponatriämie – Was nun?
Patient 75 Jahre
• Einweisung durch den Notarzt– Linksthorakale Schmerzen mit Ausstrahlung in den Rücken
für ca 1 Stunde vor einem Tag– Am Aufnahmetag erneut Schmerzen, allerdings stärker,
deswegen Notarzt gerufen– Gastrointestinaler Infekt mit Durchfall vor einer Woche
• KHK bekannt BM Stent der RIVA 05.2007
Laborwerte:
EKG: Keine Ischämie, normale Erregungsablauf, schlanke Kammerkomplexe, unauffällige Erregungsrückbildung
Diagnosen:
• Thoraxschmerz unklarer Genese
• Hyperkaliämie
• Hyponatriämie
• Niereninsuffizienz im Stadium der kompensierten Retention
Elektrolytstörung: Hyperkaliämie und Hyponatriämie
• Im Blickpunkt steht meist die Hyperkaliämie auf Grund der klinischen Konsequenz:
• Rhythmusstörungen
• Die Hyponatriämie ist die häufigste Elektrolytstörung in der Notaufnahme (ca 5%)
• Gefährdende und symptomatische Hyponatriämien sind selten (< 0,2 %)
Hyponatriämie in der Notaufnahme• Meist ist die Hyponatriämie eine Zufalls- oder Begleitdiagnose und ihre
Relevanz für die weitere Diagnostik und Therapie ist unklar
• Symptome sind erst ab einem Wert < 125 mmol/L zu erwarten
• Symptome sind unspezifisch und abhängig von der Schnelligkeit der Entwicklung der Hyponatriämie
– ZNS-Symptome:• Kopfschmerz• Übelkeit, Erbrechen• Müdigkeit• Muskelkrämpfe• Unruhe• Verwirrtheit
• Koma• Irreversibler Hirnschaden• Atemstillstand durch Hirnstammherniation• Tod
Die Konstanz des Serumnatriumwertes ist eine Grundvoraussetzung des Lebens
– Wasser und Elektrolyte ermöglichen Leben durch:
– Stoff-/Energietransport– Entgiftung– Zelluläre Erregbarkeit– Intrazelluläre Stoffwechselvorgänge
• Volumenkonstanz und Konstanz von intrazellulären und extrazellulären Ionen
Effektive Regulation:
Regulationsmechanismen des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes
• Stellgrößen• Flüssigkeitsvolumen• Osmolalität
• Regulationssysteme• Vasopressin• Renin-Angiotensin-
Aldosteron• Sympathisches NS• Durstzentrum
• Sensoren• Druckrezeptoren (low-
pressure und high pressure
• Osmorezeptoren
• Geregelten Systeme• Niere• Trinkverhalten• Gefäßsystem
Natriuretische Peptide
• Erhöhung der GFR durch Vasodilatation der afferenten und Konstriktion der efferenten Arteriole
• Zusätzlich Steigerung der glomerulären Permeabilität
• Reduktion der Rückresorption von Na und Wasser• Unterdrückung der Sekretion von Vasopression,
Renin und Aldosteron
Störungen des Elektrolyt und Flüssigkeitshaushaltes
normoton
hypertonhypoton
H2 OOsm.Subst
hypertonhypoton
Endogen produzierte osmotische Substanzen (z.B. Glukose)
EZR IZR
H2 O-Zufuhr Elyt.-Zufuhr
H2O-Ausscheidung
Elyt.-(NaCl) Ausscheidung
Bilanzstörung
Verteilungsstörung
Hydrostatischer und onkotischer Druck: Stellgrößen der Flüssigkeitsverteilung
Arteríeller Kapillarschenkel Venöser Kapillarschenkel
Resorptionsdruck
Eff. Filtrationsdruck
Hydrostat. Druck
Onkotische Druckdifferenz Kapillare-Interstitium
Kapillarfiltration Kapillarresorption
Lymphe: Überschüssige Flüssigkeit
Hydrostatischer Druck:• Herzauswurf
• Tonus des prä- und postkapillären Sphinkters
Onkotischer Druck:• nicht frei diffundierende Substanzen, insbesondere Albumin
Flüssigkeitsverteilung des Körpers
Kompartment Prozentualer Anteil
Volumen bezogen auf einen 70-kg Mann
Gesamter Körper 60% des KG 42 L
Intrazelluläre Flüssigkeit 40% des KG 28 L
Extrazelluläre Flüssigkeit 20 % des KG 14 L
Interstitielle Flüssigkeit 2/3 der EZF 9,4 L
Plasma Flüssigkeit 1/3 der EZF 4,6 L
Venöser Anteil 85% des Plasmavolumens 3,9 L
Arterieller Anteil 15% des Plasmavolumens 0,7 L
Störungen des Flüssigkeitshaushalts: Basics
Intrazellulär Extrazell.280 mosmol/kg 280 mosmol/kg
H2 O H2 OK+=140 mval/l
NA+=140 mval/l
25 L 17 L
EZR
größ
er
norm
al
klei
ner
IZR
größ
er
norm
al
klei
ner
Serum-osmolalität
Gesamt- Natrium
Serum- Natrium
Freies Wasser
Klinische Evaluation bei Störungen des Elektrolyt und Volumenhaushalts
• Durst?• Gewicht?• Ödeme?• Hinweise auf Flüssigkeits- und Elektrolytverlust durch
renale oder gastrointestinale Verluste• Medikamente?• Dritter Raum?• Hämodynamische Parameter?• Serumnatrium?, Serumosmolalität?• Urinmenge?• Urin-Na?, Urinosmolalität?
Patient Präklinik:
• ASS 100• Metoprolol 47,5 mg• Ramipril 2,5mg• Simvastatin 20• Pantozol 20
RR 110/60 mmHg; Herzfrequenz 53/min
Dilutionshyponatriämie ausschließen
• BZ 1200 mg %; Na 124 mmol/l
Korrekturregel: BZ 100 mg/dl↑≅
Serumnatrium 1,6 mmol↓
Relevante Osmole:
• Glukose
• Mannitol
Osmolalität messen und berechnen
für mmol/lmosmol/kg H2 O = 1,86 x Na + Glucose + Harnstoff
Liegt die berechnete > 10 mosmol/l unter der gemessenen Osmolalität um muss eine Ursache gesucht werden.
Dazu ist eine BGA sinnvoll und erforderlich
Hypotone Dehydration
Intrazellulär Extrazell.270 mosmol/kg 270 mosmol/kg
H2 O H2 OK+=128 mval/l
NA+=128 mval/l
27 L 15 L Natrium > H2 O
EZR IZR
größ
er
norm
al
klei
ner
größ
er
norm
al
klei
ner
Gesamt- Natrium
Serum- Natrium
Freies Wasser
Serum- Osmolalität
• Schwitzen, Durchfälle Erbrechen
• Na- Verluste durch Diuretika, NN-Insuffizienz, Salzverlustnephropathie
Hypotone Hyperhydration
Intrazellulär Extrazell.270 mosmol/kg 270 mosmol/kg
H2 O H2 OK+=128 mval/l
NA+=128 mval/l
26 L 18 L
Freies Wasser
• Infusion/ Aufnahme salzfreier Lsg.
• Syndrom der inadäquaten ADH- Sekretion
EZR IZR
größ
er
norm
al
klei
ner
größ
er
norm
al
klei
ner
Gesamt- Natrium
Serum- Natrium
Freies Wasser
Serum- Osmolalität
Differentialdiagnose der HyponatriämieSerum-Natrium <135 mval/l
Gesamt-Na-Verlust > Gesamtkörperwasser
- Verlust
ECF
Renal Extrarenal
Diuretika exzess, Mineralokort.-Mangel Salzverlustniere, osmotische Diurese
Urin-Na > 20
Erbrechen, Diarrhoe, „Dritter Raum“, Verbrennungen, Pankreatitis, Rhabdomyolyse
Urin-Na <10
NaCl 0,9%
ECF moderat
Überschuß an Gesamtkörperwasser
Glukokortikoidmangel, Hypothyreose, Emotionaler Stress, Medikamente, SIADH
Urin-Na >20mmol/l
Wasserrestriktion
ECF erhöht, Ödeme
Gesamt Na Überschuß < Gesamtkörper- wasserüberschuß
Nephrot.Syndrom, Leberzirrhose, Herzinsuffizienz
Nieren- versagen
Urin-Na <10 Urin-Na > 20
Wasserrestriktion
Therapie der Hyponatriämie
• Akute Störungen mit neurologischer Symptomatik bedürfen rascher Korrektur (2mmol/l pro Stunde)
• Störungen, die länger als 48 bestehen müssen langsam ausgeglichen werden
• D.h. nicht mehr als 1,0-1,5 mmol/h und nicht mehr als 15 mmol/24 h
Patient Präklinik
• Verdachtsdiagnose : Hyperkaliämie bei kompensierter Niereninsuffizienz plus ACE Hemmer
• DD: Addison Krise
Labordiagnose der adrenocortikalen Insuffizienz
• Cortisol und ACTH basal• Cortisol 60 min nach 250 µg Synacthen• Bei V.a. sekundäre NN-Insuffizienz CRH oder
CRH/Vasopressintest
Interpretation des ACTH TestsPlasma Cortisol µg/dl
Basalwert Anstieg Interpretation> 15 9 Normal
> 15 < 9 Funktionsreserve herabgesetzt
< 15 < 9 NNR-Insuffizienz