Stress - Dezemberausgabe12

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07 Hypnose: ein Selbstversuch Unser Redaktor wagte den Selbstversuch und berichtet Überraschendes. Afrika macht Schule Was als Maturaarbeit begann, entwickelt sich zu einer Erfolgsgeschichte. 19 24. Ausgabe Dezember 2012 Schlaflos In einer gestressten Welt ist sogar die Stressregulationstrainerin gestresst - Evi G. im Gespräch. 10 STRESS

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Die Ausgabe zum Thema Stress

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07 Hypnose: ein SelbstversuchUnser Redaktor wagte den Selbstversuch und berichtet Überraschendes.

Afrika macht SchuleWas als Maturaarbeit begann, entwickeltsich zu einer Erfolgsgeschichte.

19

24. Ausgabe

Dezember 2012

Schlafl osIn einer gestressten Welt ist sogar die Stressregulationstrainerin gestresst - Evi G. im Gespräch.10

STRESS

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24. Ausgabe, Dezember 2012

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seite 03: die warte

seite 04: das duell #14 - stressseite 05: für eine demokratische volkswahl des bundesratesseite 06: velowege für alleseite 07: afrika macht schule

seite 08: liebe, hass und eifersucht

seite 09: stress - arschlochseite 10: schlaflos seite 12: der mann mit dem streichholzseite 14: jetzt bloss kein stressseite 15: stress istseite 16: stress - eine selbstreportageseite 17: aaarrg!seite 18: wenn stress ein synonym für sorge wäreseite 19: hypnose: ein selbstversuchseite 20: selectseite 21: stress

seite 22: dream on dreamerseite 23: der jens steht vor der türseite 24: das jöggeli-turnier

EDITORIAL

HINTERGRUND

KULTUR

STRESS

KREATIVES

verein dieperspektive, zentralstrasse 167, simon jacoby, conradin zellweger, manuel perriard, 8003 zürich

p.w. | s.a.j. | c.w. | m.b. | ? | c.b. | n.h. | s.k. | s.s. | m.j. | j.c. | k.y. | g.b. | a.h.b.

a.k. | m.j. | f.b. | s.k. | g.b.

florence bernays

per rjard

cornelia reinhard & noemi heule

conradin zellweger

selina howald & jonas ritscher & konstantin furrer

zds zeitungsdruck schaffhausen ag

4000

[email protected]

[email protected]

[email protected]

[email protected]

hippie

pc 87-85011-6, vermerk: gern geschehen

donnerstag 3. januar 2013, 23.55 uhr

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INHALT

2

Name: Florence Bernays

Über mich: JungillustratorinExpress the Craziness, thats what i do with my work

www.fbernays.webnode.at

Seiten: 1 | 16 | 18 & 23

Vielen Dank an Florence Bernays für die Illustrationen zu den Texten und das Titelbild.Möchtest auch du das Titelbild gestalten und die Texte grafische unterlegen? Melde dich auf [email protected]

Illustratorin des Monats

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EDITORIAL

Die Warte

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Wir begegnen im Alltag einer Vielzahl an Stresssituationen. Unsere Re-aktion auf Stress ist oft nicht minder stressig als die Ausgangslage selber. Wir bekommen ein gestresstes Telefonat von unserem Chef und eilen mit dementsprechender Unruhe dem Problem hinterher. Aber Stress lässt sich nicht immer mit seinen eigenen Waffen schlagen.

Das Verb warten erscheint uns in den meisten Fällen wenig attrak-tiv. Es drängt den Tuenden in eine passive Rolle. Macht ihn also eher zu einem Nicht-Tuenden. Vom Begriffsursprung her ist dies jedoch keines-wegs gerechtfertigt. Warten kommt von "Ausschau halten", "aufpassen" und "erwarten". Der Vorwurf, dass Wartende sich vor den Konsequenzen ihrer Taten fürchten, also feige sind, ist oft nicht zutreffend. Denn in ei-ner scheinbar aussichtslosen, stressigen Situation etwas zu tun, ist nicht schwierig. Egal was man tut, es wird sicher besser sein, als nichts zu tun. Je schneller die Tat kommt, desto besser. Sollte sich die Tat im Nachhinein als Fehler erweisen, glaubt man zumindest, alles in seiner Macht stehende unternommen zu haben, um die Situation zu verbessern. Wehe, man muss das Scheitern der eigenen Untätigkeit zuschieben.

Auf einem mittelalterlichen Beobachtungsturm, einer sogenann-ten Warte, stand man nicht, um sich seinem Schicksal hinzugeben. Viel-mehr versuchte man, sich darauf in eine gute Position zu bringen, um dort den richtigen Moment abzuwarten. Man wartete aktiv. Man zwang den Gegner den nächsten Schachzug zu machen. Wartend Probleme zu

lösen erscheint uns oft schwierig. Es zeugt jedoch von der Fähigkeit ei-nen kühlen Kopf zu bewahren. Der Wartende steht mit dem Wissen da, dass das Zeitfenster seiner Handlungsmöglichkeit rasant kleiner wird. Die Verantwortung wird durch das Abwarten um ein Vielfaches grösser, als durch eine spontane Reaktion. Wenn man schon nicht sofort handelt, dann muss die Lösung dann aber auch stimmen - man hatte ja Zeit sich etwas Schlaues zu überlegen. Sollte man trotzdem scheitern, tut man das nun lieber mit einer durchdachten, überlegten Strategie, oder mit einer in-tuitiven Blitzentscheidung?

Sie kennen sicherlich diese Ritterfilme: Ein übermächtiges Heer rennt auf eine kleinere Truppe zu. Der Anführer der kleinen Truppe hält seine Leute zurück. Jeder andere als der Anführer hätte längst seine Pfeile in Richtung Feind abgeschossen. Nicht aber der Anführer, welcher sei-ne Kämpfer zum Abwarten aufruft. Abwarten ist in Stresssituationen die mutigste Tat.

Ich wünsche entspannte Unterhaltung mit der Stress-Ausgabe von dieperspektive.

Conradin ZellwegerFür die Redaktion

am Helvetiaplatz, Tel. 044 242 04 11, www.xenix.ch

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HINTERGRUND

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Das Duell #14 - Stress{Text} * Simon A. Jacoby und Peter Werder

Simon Jacoby: Lieber Herr Werder. Ich hocke in der Vorlesung, Sie an der Afrikanischen Küste... Kann es sein, dass der heutige Student den grösseren Stress hat, als ein erfolgreicher Kommunikationsleiter?

Peter Werder: Das hoffe ich doch. Wobei Stress nach «Work hard» klingt. Ich bevorzuge «Work smart». Danke übrigens fürs Kompliment. Es ist tatsächlich nicht einfach, erfolgreich (und stressfrei) zu sein bei all den Einschränkungen, die den heutigen Mittelstand treffen.

SJ: Zählen Sie sich wirklich zum Mittelstand? Was könnten Sie denn machen, um diesem den Stress zu mindern?

PW: Ich kann im Berufsleben, in der Politik und in er Erziehung weiterhin die liberale Fahne hochhalten und für so viel Freiheit wie möglich kämpfen. Wenn Sie ganz unten sind, haben Sie nichts zu verlieren - und wenn Sie ganz oben sind, ist zwar die Fallhöhe enorm, aber die Wahrscheinlichkeit des Falls gering. Der Mittelstand hat am meisten zu verlieren - wegen Umverteilungswütigen wie Sie. Heute ist der Anreiz knapp unten zu bleiben viel zu gross. Der Mittelstand ist im Stress.

SJ: Wie bitte?! Ich glaube, ich spinne. Logisch ist der Mittelstand im Stress. Weil es nur um Leistung geht. Non-Stop. Der Mittelständler rennt dem Geld hinterher, weil Sie und Ihre liberalen Freunde nicht für Freiheit kämpfen, sondern für die Spekulation, die der besitzenden Klasse zugutekommt. Jemand, der den Mittelstand unterstützt, ist zum Beispiel für Genossenschaften, weil die Mieten sonst schlicht zu hoch sind...

PW: Die Utopie der Faulheit ist das Schlaraffenland, wo derjenige belohnt wird, der am lautesten furzt. Das ist das Gegenteil von Leistung. Leistung ist nichts Schlechtes. Und kritisiert wird das Leistungsprinzip sowieso meist von denen, welche im Leben nicht unterscheiden können zwischen Dingen, die sie ändern können, und Dingen, die sie akzeptieren müssen. Wenn der Mittelstand leistet, zahlt er Steuern. Und subventioniert zum Beispiel Ihr Studium und Ihre Krankenkasse.

SJ: Dafür danke ich herzlich. Leistung ist gut, solange sie nicht in zu viel Stress ausartet. Was wäre denn falsch an Genossenschaften, damit die Wohnungen für den Mittelstand erschwinglicher werden? Ist das wirklich auch Umverteilung von oben nach unten?

PW: Wohngenossenschaften sind nichts

Schlechtes. Denn sie sind private Initiativen, somit freiwillig. Das ist aus liberaler Sicht entscheidend.

SJ: Wenn der Staat sich bemüht, den Stress der Menschen zu mindern, finden Sie das per se schlecht?

PW: Es ist nicht Aufgabe des Staates, das zu tun. Wenn es der Staat tut, tut er es weniger effizient. Er tut es mit bürokratischen Hürden. Der Markt wird Stressdefinitionen bereit halten und Angebote definieren, den Stress einzudämmen. Aber der Staat soll Rahmenbedingungen definieren. Arbeitszeiten pro Woche zum Beispiel.

SJ: Finde ich eine gute Idee. Wie viele Stunden schlagen Sie denn vor?

PW: Schweizerinnen und Schweizer arbeiten zwischen 40 und 42 Stunden pro Woche, wenn sie angestellt sind - Ärztinnen etwas mehr. Wenn Sie das auf ein Jahr hochrechnen, kommen Sie auf etwa 1900 Stunden pro Jahr. Im europäischen Vergleich ist das oberer Schnitt. Die Arbeitszufriedenheit in der Schweiz ist durchschnittlich, einige sind über-, andere unterfordert. Ich glaube, mit diesem Modell fahren wir nicht schlecht. Schlimmer ist es, wenn (sowieso überproportional viele) Staatsangestellte (wie in Griechenland und Frankreich) frühpensioniert werden. Das kostet den Staat Unsummen und setzt die arbeitstätige Bevölkerung unter Stress. Man sieht ja, wozu das in diesen Ländern führt. Heisst: Nicht nur die Arbeitszeit pro Woche oder pro Jahr, sondern auch die Lebensarbeitszeit ist von Bedeutung.

SJ: Das ist ja alles gut und recht. Ich glaube, ich habe Ihnen Griechenland an dieser Stelle schon einmal erklärt: Jede der beiden traditionellen Parteien stellte nach der Machtübernahme zehntausende Angestellte aus den eigenen Reihen ein, ohne diejenigen der vorherigen Regierung zu entlassen. So gab es das Desaster. Das hat nichts mit links und nichts mit rechts zu tun. Sie sagen also, den Schweizer geht es durchschnittlich, sie arbeiten viel und der Mittelstand ist gestresst. Eine Lösung, wie das behoben werden könnte, bleiben Sie mir noch schuldig. Ich sehe das im Kern: Der Einfluss unserer Leistungsgesellschaft auf das Studium ist derart stark, dass es nicht mehr um Wissen und Lernen geht, sondern um eine Jagd nach Punkten. Wie in der Migros.

PW: Das griechische Problem - und das habe ich Ihnen an dieser Stelle auch schon erklärt - ist

der irrige Glaube an den Staat. Wären gar nicht so viele Leute beschäftigt, müssten die Parteien auch nicht so viele entlassen. Würden die Leute nicht mit 50 oder 55 pensioniert, müsste der Staat nicht für sie sorgen. Genau gesagt ist es auch nicht der Staat, sondern der Steuerzahler - und somit überproportional der Mittelstand. Da haben Sie gleich sie Antwort: Schlanker Staat, weniger Stress für dem Mittelstand.

SJ: Jaja, teilweise haben Sie schon Recht: Stress für den Mittelstand wegen zu vielen Frühpensionierten. Aber, die Schweiz ist nicht Griechenland. Dazu kommt etwas, das Sie leider nie wahrhaben wollen. Wie haben keinen aufgeblähten Staat. Und doch ist auch unser Mittelstand im Stress – übrigens auch die sogenannte Unterschicht, wo die Leute teilweise mehreren Jobs nachrennen müssen, nur um leben zu können. Dieser Stress kann nur gestoppt werden, wenn diese unsägliche Umverteilung von unten nach oben aufhört. Wenn das Geld aufhört, dem grossen Haufen zuzuströmen. Fazit: Wir müssen nicht die Häuserbesitzer schonen, sondern die Mieter. Wir müssen nicht die Arbeitgeber schützen, sondern die Angestellten. Da müssten Sie mir eigentlich zustimmen.

PW: Umverteilt wird momentan von oben nach unten. Wir müssen die Anreize abschaffen, unten zu bleiben. Wir müssen wieder mehr Anreize schaffen, nach oben zu kommen. Oder - vor allem - in die Mitte. Wissen Sie, wieso die Schweiz nicht Griechenland ist? Weil Parteien wie die FDP dafür sorgen, dass der Staat durch Politiker wie Sie nicht weiter aufgebläht wird.

SJ: Sie scheinen etwas blauäugig, lieber Herr Werder. Anreize, um unten zu bleiben? Blödsinn. Klar, es ist nicht alles gut geregelt, vieles könnte besser sein. Der überfällige Mindestlohn würde einen Grossteil des Stresses lösen und den Mittelstand nach oben verschieben.

Das Duell:Beim Duell stehen sich jeden Monat Peter Werder und ein Mitglied der Redaktion zum aktuellen Thema der Ausgabe gegenüber.

* Simon A. Jacoby, 23, Co-Chefredaktor von dieperspekti-

ve, Student der Politologie und Publizistik- & Kommunika-

tionswissenschaft und aktiver Politiker, aus Zürich

* Dr. Peter Werder ist bürgerlicher Politiker, Dozent an

der Universität Zürich und leitet die Kommunikation eines

Konzerns im Gesundheitswesen

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Für eine demokratische Volkswahl des Bundesrates{Text} * Cédric Wermuth

POLITKOLUMNE

In diesen Tagen beginnt in Bern die Wintersession des Nationalrates. Die Volks-vertreterInnen werden bei dieser Gelegenheit unter anderem über die SVP-Initiative «für die Volkswahl des Bundesrates» abstimmen. Die Fronten sind voraussehbar: Alle gegen die SVP, allen voran die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten.

Klar ist: Die Initiative der SVP ist un-brauchbar. Nicht nur spaltet die von ihr vor-geschlagene Formel zur Berücksichtigung der Minderheiten das Land faktisch in sprachlich getrennte Wahlkreise. Vor allem fehlt im In-itiativtext jegliche Aussage zur Transparenz allfälliger Kampagnenfinanzen. Der SVP geht es – einmal mehr – auch nicht wirklich um das Anliegen an sich. Die Initiative war vor allem eine Art kollektiver Psychotherapie nach der Abwahl des grossen Guru aus der Landesre-gierung. Und, die schludrige Formulierung ist nicht ganz ohne Absicht: So kann man sicher sein, dass das Parlament die Initiative ableh-nen muss und die Partei kann sich als einzige VertreterIn der Volksrechte profilieren. Ein Muster, das wir bereits mehrmals erlebt und durchgespielt haben.

Nur, so einfach ist die Sache dies-mal nicht, zumindest nicht für die Linke. Mir

scheint, dass es aus progressiver Sicht eigent-lich relativ schwierig ist, sich grundsätzlich ge-gen die Ausweitung der Volksrechte zu weh-ren. Schliesslich führt eine Volkswahl des Bun-desrates zu einer stärkeren Rückbindung der Landesregierung. Und tatsächlich: Die bisheri-gen Volksinitiative für die Volkswahl des Bun-desrates (1900 und 1942) wurden beide von der SP lanciert. Damals vor allem als Druckmit-tel, um endlich einen Sitz in der Landesregie-rung zu erhalten. Der Systemfehler bleibt al-lerdings bis heute der gleiche: Das Wahlsystem für National- und Ständerat sorgt dafür, dass die BürgerInnen heute je nach Kanton ganz unterschiedlichen Einfluss auf die Zusammen-setzung der Landesregierung ausüben können.

Gerne wird davor gewarnt, dass die Volkswahl des Bundesrates die vielgerühmte «Stabilität» der Schweizer Politiklandschaft in Frage stellen könnte. Das stimmt wahrschein-lich sogar, nur: Stabilität ist meistens das Ar-gument jener, die ihre Privilegien gefährdet sehen. Der bürgerlichen Mehrheit in Bundes-rat und Parlament bietet die Konkordanzre-gierung ein wunderbares Feigenblatt für den schleichenden Staatsabbau: Weil die Sozial-demokratInnen ja in der Regierung vertreten sind, kann man die Interessendurchsetzung der

eigenen Klientel sogar als Landesinteresse ver-kaufen. Eine Volkswahl des Bundesrates wür-de die Regierungsmitglieder zu einer Klärung der Positionen zwingen – eine Situation, die der Linken nur entgegen kommen kann.

Aus diesen Überlegungen werde ich in der laufenden Session eine eigene Parlamenta-rische Initiative für eine demokratische Volks-wahl des Bundesrates einreichen. Der Initiativ-text sieht vor, dass die Kampagenfinanzen of-fengelegt werden müssen und eine Obergren-ze für Wahlkampfbudgets eingeführt wird. Es wird spannend sein zu sehen, was die Linke damit macht.

* Cédric Wermuth ist sozialdemokratischer Nationalrat aus

dem Kanton Aargau, er schreibt monatlich zum Thema Po-

litik. Antworte Cédric Wermuth auf leserbriefe@dieper-

spektive.ch.

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Keren Cytter

Leserangebot:Die Künstlerin Keren Cytter (siehe Seite 8) ist zu

Gast im Theater Neumarkt in Zürich.Die Vorführungen finden am Donnerstrag, 6. Dezem-ber um 20 Uhr und am Sonntag, 9. Dezember um 11

Uhr statt.Leser und Leserinnen von

dieperspektive haben Vorteile:Wer mit einer Ausgabe von dieperspektive (oder

diesem ausgeschnittenen «Tipp») eine Karte kauft, kriegt einen tollen Preisnachlass:

Studenten: 10 FrankenAlle anderen: 20 Franken

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HINTERGRUND

Velowege für alle!{Text} * Marco Büsch{Foto} Conradin Zellweger

Die Stadt Zürich will velofreundlicher wer-den. Um das Velowegnetz auszubauen, sol-len 55 Millionen Franken reichen. Die Jungen Grünen zweifeln das an und lancieren eine Initiative.

Velofahren in der Stadt Zürich ist eine Zumu-tung. Irgendwo beginnt mal ein Veloweg, der dann meist an der gefährlichsten Stelle abrupt wieder endet. Es gibt keine durchgängigen Ve-lowege, offensichtlich steckt kein System da-hinter. Wir haben nämlich die Trams und die Busstreifen und die Parkplätze und die brau-chen alle unendlich viel Platz. Im Tagesanzeiger (vom 01.11.12) nennt der Kopenhagener Ve-lobeauftragte Mikael Colville-Andersen diese Argumentation einen Blödsinn: Städte wie Am-sterdam, Dublin oder Barcelona hätten diesel-ben Probleme und dort seien die Strassen viel velofreundlicher.

Nun mögen wir eine solche Bevormun-dung von aussen überhaupt nicht, aber der gute Mann hat leider recht. Das hat sogar die Stadt Zürich eingesehen und will bis 2025 den Ve-loverkehr verdoppeln. Zu diesem Zweck will der Stadtrat 55 Millionen Franken ausgeben, um damit 150 Kilometer durchgehende Velo-wege zu bauen (TA vom 09.11.12). Für diese Wege muss natürlich Platz geschaffen werden und so beginnt der Kampf um jeden Parkplatz, jeden Baum, jeden Zentimeter Trottoir. Beim Abbau von Parkplätzen sind die Bürgerlichen dagegen, bei weniger Bäumen begehren die Grünen auf. Besonders die geplante Parkplatz-vernichtung erhitzt die Gemüter; oder wenn plötzlich eine Autospur verschwindet. So ge-schehen beim Milchbuck. Mauro Tuena fand

das gar nicht lustig und nannte dies eine «rei-ne Schikane» (TA vom 10.11.12). Einziges Pro-blem bei diesem neuen Veloweg ist, dass er an einigen Parkplätzen vorbei führt: Einparken-de oder herausfahrende Autos und gedanken-los geöffnete Autotüren werden dem geneigten Velofahrer sicherlich wenig Freude bereiten.

Nachdem man es also Jahrzehnte lang verpasst hat, die Velos in die Planung des Strassenver-kehrs einzubeziehen, offenbaren sich nun man-nigfaltige Probleme bei der Velotauglichma-chung der Strassen.

CO2-geschwängerte StadtMeiner Meinung nach sind 55 Millionen Fran-ken schlicht zu wenig, um die Stadt Zürich ve-lotauglich zu machen. Vor allem, weil man die-ses Anliegen bisher schändlich vernachlässigt hat. Derselben Meinung sind die Jungen Grü-nen und so sammeln sie seit dem 19. Septem-ber 2012 fleissig Unterschriften für die «Volks-initiative für sichere und durchgängige Velo-routen». Diese verlangt, dass in den nächsten 20 Jahren rund 200 Millionen Franken für ein flächendeckendes Velorouten-Netz zur Verfü-gung gestellt werden sollen (www.veloinitiati-

ve.ch). Sollten die 3000 benötigten Unterschrif-ten zusammenkommen, darf das Stadtzürcher Stimmvolk schon in naheliegender Zukunft an der Urne darüber abstimmen. Und dann wird hoffentlich ein richtungsweisender Entscheid gegen eine Auto- und für eine Velostadt ge-fällt. In diesem Punkt vertraue ich den Stadt-zürchern, denn eines weiss ich: Die Personen, welche am meisten gegen die neuen Velowege wettern und immer wettern werden, sind in der Stadt Zürich gar nicht stimmberechtigt: Es sind die Pendler, welche tagtäglich aus ihren schö-nen, grünen Dörfern in unsere CO2-geschwän-gerte Stadt fahren, die Strassen verstopfen und die Parkplätze besetzen. Ich gebe zu, dass ist jetzt sehr plakativ formuliert, nichtsdestotrotz bin ich froh, dass unser Abstimmungsrecht auf den Wohnort festgelegt ist und nicht auf den Arbeitsort. Sonst wäre in Zürich wahrschein-lich jede Strasse vierspurig.

Es bleibt nur zu schreiben, dass sich je-der Stadtzürcher ein Herz fassen und auf www.veloinitiative.ch den Unterschriftenbogen her-unterladen soll. Und am besten sofort unter-schreiben. Und dann vielleicht den Freunden und Verwandten zum unterschreiben mitgeben. Aber nur denen, die in Zürich wohnen. Also in der Stadt. Und am Ende den ganzen Bettel noch frankiert in den Briefkasten werfen und fertig ist die gute Tat. Auf dass wir alle wieder auf Velos durch die Stadt düsen, nicht nur Velo-kuriere und Szenis!

* Marco Büsch, 21, Politologiestudent aus Zürich, Filmfan

und Hobbyrapper | [email protected]

«55 Millionen Franken, um die Stadt Zürich velotauglich zu ma-chen, sind schlicht zu wenig.»

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HINTERGRUND

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Afrika macht Schule{Text} Yanik D. Sousa{Foto} Stéphane Nidecker

Was als Maturaarbeit begann, entwickelt sich zu einer Erfolgsgeschichte. Wie zwei Zürcher Schüler im Senegal «ungefähr» 70 Kinder die Schulbildung ermöglichen.

Während in der Schweiz nun langsam der Win-ter mit all seinen Facetten Einzug hält, sit-ze ich auf einer Schaumstoffmatratze in einem Land in Westafrika, gekühlt von einem Venti-lator, da es sonst in meinem Zimmer zu heiss wäre. Hier ist jeder Regenguss eine angenehme Abwechslung.

Aber nun zur eigentlichen Geschichte, warum ich mich hier mit der Hitze herumschla-ge, während ihr euch sehnlichst etwas Wärme und Sonne in die Schweiz wünscht. Während drei Monaten kümmere ich mich um die Ein-schulung von etwa 70 Kindern (ja, ich weiss wirklich noch nicht genau, wie viele es dann am Ende sein werden. Das würde euch nicht wun-dern, wenn ihr mit mir hier wärt). Begonnen hat alles – und das ist vermutlich das bemer-kenswerteste an diesem Projekt – als prakti-scher Teil einer Abschlussarbeit von zwei Schü-lern an der Atelierschule Zürich. Einer davon ist Stéphane Nidecker und der andere bin ich. Zwei Dinge waren für uns von Anfang an klar: Es soll ein Projekt in Afrika sein und etwas mit Bildung zu tun haben. Wir hatten das Glück, dass uns der Verein Amis du Sénégal eine Zu-sammenarbeit ermöglichte. Nach einem ersten Treffen mit der Präsidentin des Vereins hatten wir ein richtiges Ziel vor Augen: 2500 CHF an Spenden für die Einschulung von 50 Kindern.

Zu Beginn unterstützten uns vor allem Verwandte und Bekannte. Als klar war, dass wir unser Ziel erreichen würden, buchten wir einen Flug nach Senegal. Wir konnten das So-zialpraktikum, welches man jeweils in der 12. Klasse absolviert, mit unserem Projekt verbin-den und so verbrachten wir den Herbst 2010 im Senegal. Nur zu gut erinnere ich mich an mei-nen ersten selbständigen Aufenthalt in Afrika: Gerade zu Beginn luchste mir ein Gepäcktra-ger am Flughafen von Dakar fünf Euro ab (da-für, dass er meine zwei Taschen auf ein Wägeli stellte und etwa 30 Meter nach draussen schob) nachdem wir zuvor von einem höchst un-freundlichen Zollbeamten aufgehalten wurden. Wir konnten 2010 aber auch positive Erlebnisse machen. So war es dank den zahlreichen Spen-

den möglich, das Schulgeld und -material für 72 Kinder zu bezahlen und diesen dadurch den Schulbesuch zu ermöglichen. Zudem konnten wir die Operation für einen blinden Jungen be-zahlen. Dieser sieht inzwischen wieder und ich freue mich jetzt schon darauf, ihn wieder zu se-hen. Über den ersten Aufenthalt schrieben wir einen Bericht und legten im Sommer 2011 die Ziele für das nächste Jahr fest. Da 2011 weder Stéphane noch ich in den Senegal gehen konn-ten, haben sich Lotti Berner und vor allem Astou, eine Mitarbeiterin des Vereins Amis du Sénégal, um die Einschreibungen der Kinder gekümmert.

Jetzt bin ich wieder hier (nach einem weiteren Bericht über unser Projekt und dem Abschluss der Matura – danke für die Gratula-tionen) und gerade für kommende Woche ste-hen die Einschreibungen für das nächste Schul-jahr an - wenn die Lehrer und Verantwortli-chen nicht wieder streiken (wenn alles klappt, so hört ihr dazu im kommenden Monat noch mehr von mir). In der Zwischenzeit werde ich

mich hier mit dem Schulsystem und der Unter-richtspraxis etwas vertrauter machen. Neben-bei werde ich weiterhin im Kinderhaus mit den Kindern spielen und ihnen immer wieder mal bei den Hausaufgaben und anderen Problemen helfen. Soweit der Plan. Was dann wirklich dar-aus wird, sehen wir.

Weitere Informationen zum Projekt und unsere Kontaktdaten findet ihr auf unse-rer Homepage: www.matura-aid-africa.org. Wir freuen uns, wenn ihr Interesse an unserer Arbeit zeigt. Und so P.S.-mässig möchte ich an-merken, dass unser Projekt noch sehr klein ist und am Anfang einer hoffentlich grossen Er-folgsgeschichte steht. Falls Du uns dabei un-terstützen möchtest, freuen wir uns über eine Spende, konkrete Anfragen oder einfach mal ein Mail mit Fragen, Kritik, Ideen oder ein paar lieben Worten. Ich werde hier weiter dahin-schwitzen und mit dem Schweiss meiner Arbeit hoffentlich zumindest dort, wo die Schweis-stropfen hinfallen den heissen Stein etwas ab-kühlen können.

60 Prozent der Bevölkerung in Senegal sind Analphabeten.

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KULTUR

{Text} Claudia Brier{Foto} Christiane Büntgen

Liebe, Hass und Eifersucht

Party-Stadt Zürich? Was bringt die Party-Partei?

Podiumsdiskusion Podiumsdiskusion

Videokunst, Schriftstellerei, Performance, Zeichnung, Choreographie, Sound-Design und Theaterregie – das israelische Multi-Ta-lent Keren Cytter fühlt sich in all diesen Be-reichen zuhause.

1977 in Tel Aviv geboren, zog die Künstlerin nach den ersten heimischen Erfolgen dank eines Stipendiums nach Amsterdam, siedelte dann nach Berlin um und verlagerte ihren Lebens-mittelpunkt kürzlich nach New York. Cytter ist in der internationalen Kunstszene vor al-lem für ihre experimentellen Videos bekannt. Ihre Werke, die sich oftmals auf Klassiker aus Literatur, Film oder Theater beziehen, handeln meist von zwischenmenschlichen Beziehungen; von Liebe, Hass, Begehren, Eifersucht und Ver-rat – von Dramen, die sich im Alltag abspielen. Dabei beschäftigt sich Cytter auch mit der Fra-ge, in wie weit omnipräsente mediale Vorlagen unsere eigenen Verhaltensmuster beeinflussen. Gleichzeitig sind Cytters Arbeiten auch Re-flektionen über das von ihr bevorzugte Medi-um «Film» und spielen zum Beispiel mit der Wirkung von veralteten Schnitttechniken, rät-selhaften Untertiteln oder asynchroner Syn-chronisation in verschiedenen Sprachen.

2008 gründete Keren Cytter die Tanz-Theatertruppe «Dance International Europe Now (D.I.E. Now)». Zu diesem Zeitpunkt hat-te sich die Künstlerin schon länger intensiv mit dem Theater auseinander gesetzt. Ihr 2009 auf der Biennale in Venedig uraufgeführter Film «Untitled» spielt auf einer Theaterbühne, zeigt

dem Betrachter aber auch die Szenen, die sich hinter den Kulissen oder im Publikum abspie-len. In Zusammenarbeit mit D.I.E. Now er-forscht Cytter in dieser Zeit die Möglichkei-ten von Life-Performances – jedoch nicht, in-

dem sie selbst vor die Zuschauer tritt; sie bleibt die Regisseurin im Hintergrund. Das 2011 von Cytter verfasste Theaterstück «Show Real Dra-ma» basiert auf einer Situation aus dem Le-ben von zwei ihrer Schauspieler, Susie Meyer und Fabian Stumm. Kürzlich von der Schau-spielhochschule in Salzburg graduiert, sind die jungen Akteure nun auf der Suche nach einem Job. Nachdem etliche Versuche, eine der heiss-

begehrten festen Anstellungen zu ergattern, fehl schlagen, beschliessen die beiden, ein ei-genes Script zu verfassen. Es soll von all den-jenigen Szenen handeln, die Meyer und Stumm eines Tages gerne einmal spielen würden. Da-

bei wechseln die Schauspieler, die vor dem Hin-tergrund einer Videoprojektion agieren, immer wieder zwischen Momenten aus ihrem realen Leben und erfundenen Szenen, die sie nur für ihr Skript durchspielen; Realität und Fikti-on sind gänzlich verwoben. «Show Real Dra-ma» gibt uns einen Einblick in die Fragen der Schauspieler nach ihrem eigenen Leben und ih-rer Rolle als Bühnendarsteller.

Was Zürich zur Ausgangsstadt macht, wo deren Zukunft hinführt und wo die Chan-cen von legalen Partys im öffentlichen Raum liegen. Werden besetzte Häuser, illegale und provisorische Clubs zum Dauerzustand, weil die Party-Meilen re-gelmässig den Büro-Quartieren weichen müssen?

Zürich hat die höchste Club-Dichte Europas und ein florierendes Nachtleben. Jedes Wo-

chenende füllt sich die Stadt mit jungen, fei-ernden Menschen. Das Angebot ist verzerrt: Viele der angesagten Clubs müssen in naher Zukunft die Türen für immer schliessen. Zu-dem sind die Preise für Eintritt und Getränke überteuert. Liegt die Zukunft des Zürcher Nachtlebens in Provisorien und besetzten Häusern? Kann die party-Partei helfen?An der Podiumsdiskussion von dieperspekti-ve geht es genau um diese Fragen. Es disku-tieren Philipp Meier von der Party-Partei und ein Gegner.

Jetzt mitdiskutieren auf politnetz.ch: An-melden, das richtige Thema wählen (Perspek-tive) und losschreiben.

Wann: 08. Februar, 20 UhrWo: wird noch kommuniziert

Wer: Philipp Meier und GegnerModeration: Conradin Zellweger

Co-Chef-Redaktor von dieperspektive

Weitere Informationen folgen via

Webseite und Facebook

Film still: Keren Cytter, Untitled, 2009, Courtesy SCHAU ORT.

VORSCHAU

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STRESS

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TITELGESCHICHTE

Schlaflos{Text} * Nadja Hauser{Foto} * Evi Giannakopoulos

Längere Arbeitszeiten, mehr Leistungsdruck, höhere Erwartungen: Im Gespräch erklärt die Stressregulationstrainerin Evi Gianna-kopoulos, wie man mit Stresssituationen um-zugehen hat.

Manchmal wälze ich mich nachts stundenlang im Bett und kann nicht einschlafen. Obwohl körperlich erschöpft, lassen mir meine Gedan-ken keine Ruhe. Sie kreisen immer um diesel-ben Fragen, auf die ich keine Antwort finde. Je mehr ich mir einrede, dass ich meinen Schlaf dringend brauche, umso schlimmer wird es. Alle halbe Stunde spähe ich auf meinen Wecker, nur um mich gleich darauf fürchterlich darüber zu ärgern, dass ich immer noch wach bin. Wenn ich mich auf meinen Atem zu konzentrieren versuche, werde ich nervös. Wenn mein Herz plötzlich zu rasen beginnt, kriege ich Angst. Vor kurzem hat mir eine ältere Dame geraten, in solchen Situationen ein Vaterunser zu re-zitieren. Ich habe es versucht, aber auch nach dem dreissigsten Mal stellte sich der ersehnte Schlaf nicht ein.

Schlafstörungen sind nur eine von vielen Reaktionen auf Stress. Wird der Druck des Ta-ges vor dem zu Bett gehen nicht abgebaut oder verarbeitet, lassen einen die Sorgen auch nachts nicht los. Erhebungen zufolge könnte bis zu ei-nem Drittel der Bevölkerung von Schlafstörun-gen betroffen sein. Eine Krankheit, die heute beinahe so alltäglich scheint wie ein Burnout. Nicht grundlos gehört «Stress» zu den von ei-ner Jury gewählten Wörtern des 20.Jahrhun-derts. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte Stress sogar zur grössten Gesundheits-gefahr für das 21. Jahrhundert. Gemäss der Wochenzeitung WOZ arbeiten die Menschen in der Schweiz heute durchschnittlich 43,5 Stunden die Woche. Je mehr, desto besser, ganz nach dem kapitalistischen Glaubenssatz «Zeit ist Geld». Der grosse Philosoph Diogenes hät-te sich in seiner Tonne ins Fäustchen gelacht. Ist die Arbeit allein der Grund, wieso sich im-mer mehr Menschen gestresst fühlen? Wieso verzeichnen die Burnout-Fälle eine explosi-ve Zunahme? Gewerkschaften fordern Anti-Stress-Verordnungen und Unternehmen bie-ten bereits jetzt Präventionscoaching an. Steckt doch mehr dahinter als ein Modeleiden?

Was ist Stress?Der österreichisch-kanadische Mediziner Hans Selye (†1982) gilt als Vater der Stressfor-schung und entwickelte bereits in den 1930er Jahren die Grundlagen für die Lehre vom Stress. Gemäss seiner Theorie gibt es drei Pha-sen: In der Schockphase kommt es zu einer

Zerstörung des inneren Gleichgewichts, in der Widerstandsphase folgt eine rasche Ausschüt-tung von Adrenalin und anderen stressabhän-gigen Hormonen und in der Erschöpfungspha-se geht die adaptive Kapazität – die Fähigkeit Neues aufzunehmen – schliesslich verloren. Evi Giannakopoulos, dipl. Stressregulationstraine-rin und Inhaberin von «stress away» in Zürich, erklärt mir den Ab-lauf des Stressgesche-hens ebenfalls auf drei Ebenen. Auf der ersten Ebene sind die äusse-ren Stressoren anzusie-deln, die täglich auf uns einwirken. Diese sind oftmals unsere Arbeit, aber auch unser sozi-ales Umfeld, die Fami-lie, die Freizeit und umweltbedingte Einflüsse gehören dazu. Auf der zweiten Ebene finden sich die persönlichen Stressverstärker, wie per-sönliche Einstellungen, negative Denkmuster, Ängste, Zweifel und individuelle Bewertungen. Auf der dritten Ebene befinden sich die körper-lichen und psychischen Stressreaktionen, wie Kopf- und Magenschmerzen, aggressives und nervöses Verhalten, Depressionen oder Pro-bleme beim Einschlafen. Evi erzählt mir, dass die Krankheit Osteuropose, auch Knochen-schwund genannt, heutzutage vermehrt auf-tritt. Diese Zunahme lässt sich nicht nur mit dem Alter der Menschen erklären, sondern sie korreliert auch mit dem zunehmenden Stress.

Wenn wir uns ärgern, verlieren wir Magnesium und unser Körper holt sich die fehlende Rati-on aus Knochen und Nägeln. Um einen Ma-gnesiummangel zu verhindern, sollte man Nüs-se, gedörrte Früchte oder Bananen essen. Eine Handvoll Cashew-Nüsse entspricht etwa einer Tagesration Magnesium.

Patrick Kury hat ein Buch geschrie-ben über die Wissens-geschichte vom Stress zum Burnout. Er er-klärt darin, dass der Stress dem Individu-um erlaubt, sein Un-behagen gegenüber ei-ner überfordernden Umwelt auszudrücken, ohne Defizite eingeste-hen zu müssen. Burn-

out heisst wörtlich «Ausbrennen» und meint den totalen Erschöpfungszustand. Das passiert nicht von heute auf morgen. Es ist ein langer Prozess, bis man diesen Zustand von innerer Leere und totaler seelischer oder körperlicher Verausgabung erreicht. Menschen, die einmal ein Burnout hatten, werden nie wieder 100 Pro-zent wie vorher sein, weil sie ständig Angst ha-ben, dass es ihnen wieder passiert. Der Begriff Burnout mag zu einem Modewort verkommen sein, um psychische Krankheiten zu entstigma-tisieren. Tatsächlich gibt es keine ärztliche Dia-gnose für das Burnout, aber seine Entwicklung kann leicht zu ernsten psychischen, aber auch körperlichen Krankheiten führen.

«Nicht grundlos gehört ‹Stress› zu den von einer Jury gewählten Wörtern des 20. Jahrhunderts.»

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TITELGESCHICHTE

SELBSTVERSUCHAUF SEITE 19

HYPNOSE

Förderung einer VertrauenskulturEvi ist die Herzlichkeit in Person und hat ihr inneres Gleichgewicht längst gefunden. Als Kind genoss sie zu Hause eine strenge Erzie-hung und war verzweifelt, wenn sie ihren El-tern nicht die Bestnote vorzeigen konnte. Mit 25 beschloss sie, etwas an ihrem Leben zu än-dern und den viel zu hohen Erwartungen an sich selbst ein Ende zu setzen. Sie widmete sich verschiedenen Mentaltrainings, und liess sich zur Aerobic-Instruktorin und Ayurveda-Ge-sundheitsberaterin ausbilden. Heute sieht sie

das Leben als Spielplaneten: «Uns stehen so vie-le Möglichkeiten offen. Das ist ein Geschenk.» Viele Menschen würden sich in ihrem eigenen Leben versklaven, bis sie nicht mehr wissen, wer sie sind: «Man sollte nie zurückblicken und bereuen, dass man etwas nicht getan hat.» Die meisten Leute sehen immer nur die Mängel in ihrem Leben. Den anderen geht es immer viel besser, sie können sich das schönere Auto lei-sten und haben die besseren Noten. Und wieso sind all meine Freunde in einer Beziehung und ich nicht? Aber statt immer nur die Mängel zu sehen, sollte das Vertrauen gefördert werden:

«Energy flows where attention goes», schmun-zelt Evi. «Wir müssen lernen, den anderen ihr Glück zu gönnen und unsere eigenen Privilegi-en zu sehen. Vielleicht hat die Freundin bessere Noten, aber dafür hast du etwas anderes, das sie nicht hat.»

Menschen wie ich lassen sich gerne von allem und allen stressen. Das mag mit Perfek-tionismus zu tun haben oder auch mit dem An-spruch, immer allen gerecht zu werden. Als Journalistin habe ich mir diesbezüglich defini-tiv den falschen Job ausgesucht. Zu den stres-sigsten Berufen gehören, neben dem Journalis-mus, auch Pilot, Fluglotse, Dolmetscher, Spi-talarzt, Rettungsfahrer, Lehrer, Bedienstete im Call-Center, Gefängnisaufseher und das Gast-gewerbe. Evi ist sich sicher, dass unsere Gesell-schaft sich gerade auf einem Stress-Höhepunkt befindet: «Es wird noch ein paar Mal knallen, aber dann wird sich die Lage wieder beruhigen. Sowohl auf der Makro- als auch auf der Mi-kroebene.» Dies lässt hoffen, dass auch die An-zahl Burnout-Fälle wieder zurückgehen wird. Und ich nachts wieder ruhiger schlafen kann, ohne dass mich meine Gedanken in den Wahn-sinn treiben. Trotzdem denke ich manchmal: Ich wäre wohl besser Kartenlegerin oder Feng-Shui-Beraterin geworden.

* Nadja Hauser, Journalistin für westnetz.ch

* Evi Giannakopoulos ist Inhaberin von «stress away» in Zü-

rich. Sie ist dipl. Stressregulationstrainerin und Ausbilderin

mit eidg. FA, mit langjähriger Berufserfahrung und Spezia-

lisierung auf Stressbewältigung und Burnout-Prävention seit

2008.

Stressregulationstrainerin Evi Giannakopoulos wirkt nicht gestresst.

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STRESS

Früher war man heiss. Plötzlich erlischt das Feuer. Dr. med. Milan Kalabic ist Chef-arzt der Klinik Teufen, der ersten ambulan-ten Burnout-Klinik in der Schweiz. Er kennt viele solche Fälle und hält in der Regel jenes Streichholz bereit, welches das Feuer wieder entzündet.

Stefan Kühnis: Burnout ist ein wachsendes Phänomen, Sie haben sicher viel zu tun. Sind Sie bald Patient in Ihrer eigenen Klinik?Dr. med. Milan Kalabic: Der Experte ist ein gewöhnlicher Mensch, der, wenn er nicht zu Hause ist, Ratschläge erteilt, hat Oscar Wilde geschrieben. Ich bin auch ein Mensch, der häu-fig neue Grenzen sucht, um den eigenen Hori-zont zu erweitern. Ich bin aber auch sozusagen privilegiert, weil mir täglich von meinen Patien-ten ein Spiegel sowohl des gesundheitsfördern-den als auch des krank machenden Verhaltens vorgehalten wird. Stress und Burnout sind ei-gentlich nur dort zu sehen, wo geleistet wird. Ich stand selbst häufig unter Stress, habe selbst wie jeder andere Burnout-Warnsignale gespürt, aber immer wieder auch dafür gesorgt, mich rechtzeitig und entsprechend zu erholen.

Gesundheitswesen und Lehrerschaft galten lange als prädestinierte Berufsgruppen, die sogenannten «helfenden Berufe». Es scheint, als würde das Phänomen heute weit über die-se Gruppen herausgehen. Weshalb?Nach meiner Erfahrung gibt es keine präde-stinierten Burnout-Berufe. Nur dort, wo die Menschen unterfordert sind, gibt es kein Burn-out, aber dafür andere psychische Probleme. Dass das Burnout-Syndrom eine schönere Be-zeichnung für ein Helfersyndrom ist, war nur eine Behauptung. Wir erleben heute allgemein eine quantitative Verstärkung der Persönlich-keitszüge aufgrund der diversen Drucksitua-tionen, aber auch wegen diverser Belohnungs-stimuli. Bei Burnout-Betroffenen kommt es individuell zur Verstärkung von Ängstlichkeit, Zwanghaftigkeit, Narzissmus oder Altruismus, was zum Verlust der Arbeitsfreude führt und als Folge positive Energie absorbiert und zum Ausbrennen führt.

Was sind denn typische Risikofaktoren? Gibt es Unterschiede von Herkunft und so-zialer Stellung, Geschlecht, Alter, Charak-tereigenschaften, Lebenserfahrungen oder Qualifikationen?Die typischen Risikofaktoren für ein Burnout liegen auf der persönlichen, der wirtschaftlich-politischen und firmenorganisatorischen Ebe-ne. Unter Risikofaktoren auf der persönlichen Ebene verstehe ich die genetische Prädispositi-

on oder die genetisch bedingte psychische Be-lastbarkeit und Persönlichkeitszüge wie Ängst-lichkeit, Zwanghaftigkeit, Narzissmus und Altruismus. Die Menschen mit einer Abgren-zungsproblematik und allgemein diejenigen, die sich vor allem über ihre Leistung definieren, sind Burnout-prädisponiert. Die soziale Stel-lung spielt keine besondere Rolle, ausser eine höhere Stellung ist mit asozialem Verhalten verbunden. Burnout sieht man auch in jedem Alter, immer häufiger auch bei Jugendlichen oder Mitarbeitern unmittelbar vor der Pensio-nierung. Die Lebenserfahrungen beziehungs-weise die traumatischen Lebensereignisse re-duzieren allgemein die psychische Belastbarkeit der Menschen und damit entsteht eine höhere Anfälligkeit für ein Burnout.

Auf der gesellschaftlich-politischen Ebene ist eine massive Beschleunigung der gesellschaft-lichen Veränderungen durch neue kommuni-kations- und informationstechnologische Fort-schritte zu erwähnen. Es stellt sich deshalb die Frage: Sind wir Menschen überhaupt vorpro-grammiert, mit solchen Geschwindigkeiten umzugehen? Die Fortschritte in den Kommu-nikationstechnologien haben zur paradoxen Si-tuation geführt, dass die Menschen in der Ge-schichte noch nie quantitativ so viel und gleich-zeitig qualitativ so schlecht kommuniziert ha-ben. Die körperliche und die emotionale Ebene der Kommunikation gehen zunehmend verlo-ren und gleichzeitig fühlen sich immer mehr

Menschen dadurch isoliert und einsam. Die Überschuldung durch die Konsumgesellschaft – oder Suchtgesellschaft – führt zu institutio-neller Abhängigkeit der Menschen und viele fühlen sich dem Leben ausgeliefert. Auf betrieblicher Ebene ist die Entwertung der fachlichen Erfahrung durch ständige Lernan-forderungen, oft ausserhalb der normalen Ar-beitszeit, krank machend. Ausserdem klagen immer mehr Menschen über fehlende Sinnhaf-tigkeit in ihrer Arbeit durch ständigen Wech-sel der Führungsrichtlinien, fehlende Team-zugehörigkeit, Ängste vor Arbeitsplatzverlust bei häufigen Firmenumstrukturierungen und Fusionierungen sowie mangelnde soziale Un-terstützung bei mangelnder qualitativer Kom-munikation. Auch die Führungskräfte leben in

ständigem Widerspruch: gleichzeitig die Team-zugehörigkeit und den Individualismus för-dern, mittel- und langfristig planen bei immer schnelleren Veränderungsprozessen, ständiger Zeitdruck und hohe Ansprüche an die Gründ-lichkeit in der Arbeit.

Stress kann uns bekanntlich auch fordern und fördern. Wie merkt man rechtzeitig, dass der Stress ungesund wird?Stress ist allgemein lebenswichtig und ohne Stresshormone wäre der Mensch nicht in der Lage, sich zu bewegen. Auch Grenzen zu über-schreiten ist gesund und Burnout ist kein Pro-blem des Grenz-Überschreitens. Vielmehr geht

Der Mann mit dem Streichholz{Interview} Stefan Kühnis

Dr. med. Milan Kalabic im Gespräch mit Stefan Kühnis.

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STRESS

es um die Frage, wo die Grenze des Grenz-Überschreitens liegt. Ein negativer Stress zeigt sich mit der Unfähigkeit, von der Arbeit oder von einer belastenden Situation abzuschalten. Arbeit wird als Belastung und nicht mehr als Herausforderung empfunden, wenn die sinken-de Arbeitsproduktivität mit vermehrtem Zeit-aufwand kompensiert wird, wenn die Freizei-taktivitäten oder sozialen Beziehungen zuneh-mend vernachlässigt werden, wenn man schon beim Aufstehen ein Problem im Kopf hat, wenn die Zeit sogar für Grundbedürfnisse, wie in Ruhe zu essen, fehlt, wenn Glücksmomente abends nur unter ein paar Gläsern Alkohol zu spüren sind und so weiter.

Wie ungesund ist ein Burnout eigent-lich für den Körper, beispielsweise für die Organe? Nimmt es uns allenfalls gar Lebenserwartung?Ein Burnout oder sogar anhal-tender Disstress führen zur Un-fähigkeit sich zu entspannen, hohem Blutdruck, hohen Cho-lesterinwerten und hohem Blut-zucker. Dazu sind sexuelle Pro-bleme, funktionelle Magen- und Darmbeschwerden, anhaltende Kopfschmerzen und muskulos-kelettale Schmerzen zu sehen. Daher ist es auch nicht verwun-derlich, dass ein Burnout häufig in einen Herzinfarkt gipfelt.

Oft ist es kaum möglich, die persönliche Situation schnell zu ändern und man denkt sich, da müsse man jetzt halt durch. Man hat Verantwortung in Betrieb und Familie und versucht durchzu-beissen. Was sagen Sie einem Menschen in diesem Fall?Vor Kurzem habe ich den Spruch gelesen: Wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, sollte man den Kopf nicht hängen lassen. Es ist wichtig, sich Raum und Zeit für sich selbst zu nehmen, erst den Zugang zu sich selbst wie-derzufinden und Prioritäten auf verschiedenen Ebenen zu setzen. Durchhalten heisst nicht lei-den und sich krank machen, sondern wie er-wähnt, primär Zugang zu sich selbst zu finden. Ich kenne keine Lebenssituation, in der ein ge-sunder Mensch keine Zeit für sich haben kann. Wenn es so weit ist, dass man beispielsweise nur noch für seinen Beruf lebt, muss man sich die Frage stellen, ob man nicht bereits in einem fortgeschrittenen Burnout steht. Man sieht in der Regel, dass Menschen stress- und burnout-bedingt zunehmend weniger produktiv arbei-ten, was, wie schon erwähnt, mit vermehrtem Zeitaufwand zu kompensieren versucht wird, und in solchen Situationen ist dann eine nega-tive Spirale vorprogrammiert. Ein Timeout hilft sehr oft. Nicht selten genügt es, dass Betroffe-ne sich nur einige Stunden Zeit bei einer Fach-person nehmen müssen, um sich emotional zu entlasten, wieder einigermassen zu positiven

Gefühlen kommen und somit ihre persönliche Situation wieder als Chance und weniger als Bedrohung sehen.

Was soll ich tun, wenn ich erkenne, dass ein Mitarbeiter oder ein Mensch in meinem per-sönlichen Umfeld Anzeichen eines Burnouts zeigt? Erfasst das Umfeld eine solche Situati-on allenfalls gar schneller als man selbst?In einem guten Arbeitsklima ist es überhaupt kein Problem, den Mitarbeiter auf die Proble-me anzusprechen. Vielfach ist es aber auch so, dass sich die Burnout-Betroffenen vom Team selbst isolieren, dann wird es schwieriger. Ich empfehle aber trotzdem – und Führungskräfte sind dazu verpflichtet –, die gesundheitlichen Probleme, wenn sie denn ersichtlich sind, anzu-sprechen und nach konstruktiven Lösungen zu suchen. Da sich ein Burnout in der Regel lang-

sam und schleichend entwickelt, sind viele Lai-en schlicht überfordert – und wenn auf gut ge-meinte Ratschläge heftige Abwehr folgt, kann eigentlich nur noch eine Fachperson helfen.

Treffen Sie sich in Ihrer Freizeit auch mit Arbeitskollegen?Ich treffe mich in meiner Freizeit auch ab und zu mit meinen Arbeitskollegen, aber nicht so häufig. Sowohl meine Arbeitskollegen als auch ich brauchen Distanz von der Arbeit. Ich emp-fehle allgemein, gute Beziehungen zu den Ar-beitskollegen zu pflegen, die Freizeit ist aber individuell zu gestalten.

Wie sieht eine Burnout-Therapie in der Kli-nik Teufen aus? Worauf zielt sie ab, wie lan-ge dauert sie, was passiert nebenbei und was passiert danach, damit die Patienten nicht wieder in alte Muster fallen?Wir bieten eine integrative Therapie auf der körperlichen und der psychischen Ebene an. Zur Verbesserung der körperlichen Leistungs-fähigkeit und Verbesserung des Körpergefühls und der Körperwahrnehmung bieten wir täg-liches Kraft- und Ausdauertraining an. Beide Trainingsarten werden bewusst auf einem tiefen Intensitätsniveau durchgeführt, weil wir gelernt haben, dass gerade diese niedrigen Belastun-gen unser Erholungsvermögen am besten wie-

der aufbauen. Dazu kommen zwei Einzel- und zwei Gruppengespräche pro Woche, Entspan-nungs- und Selbstwahrnehmungstechniken, Informationsvorträge, medizinische Massagen, Atemtherapien und andere Entspannungsver-fahren. Eine Therapie dauert in unserer Klinik zwischen vier und sechs Wochen. Die Patienten sind bei uns im ambulanten Setting vormittags oder nachmittags, sodass einige gegen Ende der Rehabilitation zu 50 Prozent arbeiten und den halben Tag in der Klinik verbringen.

Der Abschluss einer Rehabilitation ist nicht gleichzeitig der Abschluss des Heilungs-prozesses, weshalb viele unserer Patienten es schätzen, anschliessend ihrem Bedürfnis ent-sprechend ein bis drei Monate die eine oder an-dere Therapie weiterzuführen. Insofern werden unsere Klienten auch nach ihrem Reha-Auf-enthalt von uns weiterbetreut. Unsere Statistik

zeigt, dass über 80 Prozent der Burnout-Betroffenen nach der Rehabilitation voll arbeitsfähig sind, und die Befragungen drei und sechs Monate nach der Re-habilitationszeit zeigen, dass in etwa gleicher Prozentzahl die Patienten immer noch voll ar-beitsfähig sind.

Kämpfen Burnout-Patienten mit Vorurteilen?Mit dem Burnout haben wir in der Psychiatrie zum ersten Mal mit einem Phänomen zu tun, das nicht unbedingt mit der Schwäche assoziiert. Die Burn-

out-Betroffenen sind in der Regel unsere be-sten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, unsere besten und loyalsten Freunde und Lebenspart-ner. Es gibt aber auch eine Gruppe der Selbst-diagnostizierten, die andere psychische Pro-bleme haben und den Burnout-Betroffenen und ihrem Umfeld eigentlich einen schlechten Dienst erweisen. Allgemein gesehen behaupten die Burnout-Patienten, dass sie mit Vorurteilen kämpfen müssen, aber in der Regel erleben sie eine positive Überraschung in Form von Ver-ständnis und Hilfsbereitschaft, wenn eine ent-sprechende Aufklärung stattfinden konnte.

Wird das Phänomen weiter zunehmen? So wie der Winter die Grippe, bringt das 21. Jahrhundert Burnout?Der Stress im Leben nimmt allgemein zu. Der äussere Druck erzeugt und verstärkt die Ängst-lichkeit bei den Menschen und damit ist eine Zunahme der Burnout-Betroffenen, aber auch allgemein der psychosomatischen Erkrankun-gen im 21. Jahrhundert zu erwarten. Dazu wer-den wir zunehmend psychisch überforderte Menschen haben, weil Menschen ohne Fami-lie – zum Beispiel Migranten – häufig entwur-zelt sind. Wenn ein Baum in einem Unwet-ter zu Boden stürzt, stellt sich die Frage: War der Wind zu stark oder waren die Wurzeln zu schwach? •

«Vor Kurzem habe ich den Spruch gelesen: Wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, sollte man den Kopf nicht hängen lassen.»

Dr. med. Milan Kalabic im Gespräch mit Stefan Kühnis.

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STRESS

Jetzt bloss keinen Stress{Text} Sonja Schelb

Der Marienkäfer der ohne Punkt und Kommaan der Scheibe renntIch will hier raus!

rennt er um sein Leben? Pro Punkt. Ein Jahr Leben.aber er - ohne Punkt

Heeeee - du bist ja schon tot!Was machst’n dann für’n Stress?

Los, Lola, rennt jetzt.Die Glocke läutet schon

Warum ist die eigentlich so fröhlich?!Ding Dong – deine Zeit ist um?!

Jetzt bloß keinen Stress. Erst mal eine rauchen.Damit man dann weniger Lebenszeit hat

weil Raucher sterben 14 Jahre früher.Na dann halt dich ran

sonst wird das nix mit deinem LebensfahrplanZur Tram im Trap – zap zap zerapp

Hallo Zimmer.Erst mal entspannen.

Und da hängt sie - der Hohn in Person, eher ein Tier!Die Kuckucksuhr.

Wer findet eigentlich, dass Zeit was zum Kuckucken ist?Zum Kuckuck nochmal!Ich will nicht kuckucken

Nicht guckenAuf die Zeit

Will kein Futurum Infernale sein.Will Infinitiv sein.

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STRESS

Stress ist{Text} * Moritz Jäger

Stress ist... zuviel... zu viel auf einmal... zu wenig verteilt... belastend... vorbelaste(nd)t... antreibend... schweisstrei-bend... zeitraubend... zeitverbrauchend... nervraubend... nervverrauchend... ervrechaubend... versverzaubernd...Stress entsteht im Kopf!

* Moritz Jäger, freischaffender Künstler

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Stress - eine Selbstreportage{Text} Jose Cáceres{Illustration} Florence Bernays

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18. OktoberIch stehe vor dem Weissen Kreuz, vis-à-vis vom Bahnhof Stadelhofen. Ich warte. Vor mir fahren Tram 3 und 15 hin und her. Ich warte, bis beide Trams ganz aus meiner Sicht verschwinden. Ich bin aber der Einzige, der dies tut. Da gehen Personen, die das eine oder andere Tram verfolgen und sich ei-nen freien Weg machen. Sie warten nicht. Ich stehe anscheinend an den Grenzen des Eile-Imperiums.Ich überquere gelassen die Strasse und bewege mich mit ruhigen Schritten ans Gleis. Ich bin aber der Ein-zige, der dies tut. Eine weibliche Gestalt taucht jäh auf. Ich stoppe. Sie nicht. Ein Schritt weiter. Ich sehe keine Menschen mehr, nur wirbelnde Figuren. Meine eigene Ruhe fühlt sich langsam angegriffen. Ich steige die Treppe hinab. Ei-ner rennt an mir vorbei. Hinter ihm noch ein anderer. Ich bin jetzt unruhig.Am Gleis betrachte ich die eiligen Schritte, die ungeduldigen Gesich-ter, die zornigen Blicke auf die Uhr … dann ändert sich alles. Ich steige in den nächsten Zug ein – es ist aber nicht mein Zug. Ich sitze, die Ruhe kommt langsam zurück. Ich schreibe: Warum ist der fremde Stress plötz-lich mein Stress?

2. NovemberIch finde Zuflucht im Odeon; vor was, weiss ich selbst nicht. Ich schaue zum Bellevue. Leute stei-gen aus, ein, um. Wo-hin sie rennen, weiss ich nicht. Ach ja… viel-leicht bin ich deswegen hier. Ich fliehe vor der Eile. Die Zeit dehnt sich aus - aus dem Fenster ist alles langsam, so-gar die Figuren verschwimmen. 8. NovemberFünf Wörter; ein sponta-ner, unschädlicher, gespro-chener Gedanke – das reicht für meine Empörung. Die Zerbrechlichkeit des Egos sollte man nicht unter-schätzen. Nur fünf Wörter. Und die Stimmung des ganzen Raums än-dert sich. Ich schreibe: Ich bin pathetisch. Warum der Ärger?

10. NovemberIch trete in einen Raum des Religiösen, wo vie-le Leute Schutz vor der äusseren Welt suchen. Was ist mit der geistigen Welt? Nein, nein, für mich bit-te keinen Gott. Als ob meine individualistische See-le in der Verwünschung leben würde, meinen Geist mit irgendetwas zu beschäftigen. Ein Gedanke ruft den anderen, am Ende denke ich nur an verkettete Probleme, für die ich keine Lösung habe. Und da ertönt Haydn’s «Missa brevis Sancti Joannis de Deo», die mir wie ein manieristisches Kunst-

werk zeigt; Chaos, Durcheinander kann auch schön sein, die Tempos müssen nur abwechselnd sein, nicht nur husch, husch, husch.

14. NovemberWieder einmal Stress... Stress, Stress. Schreiben kann man aber immer.

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{Illustration} * Samuel Kaufmann

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* Samuel Kaufmann, lebt in Zürich, arbeitet als Industrial Designer und Illustrator

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Wer ist der mächtigste unter Schöpfers Heer?Ein Mann: Die BergeAber der Eisen schneidet die Berge, folg-lich, Eisen ist mächtigerUnd das Feuer schmilzt das Eisen, folglich, Feuer ist mächtigerUnd das Wasser löscht das Feuer, folglich, Wasser ist mächtigerUnd die Wolke trägt das Wasser, folglich, Wol-ke ist mächtigerUnd der Wind zieht die Wolke, folglich, Wind ist mächtigerUnd der Mensch schützt sich mit seiner Hand und Kleid vor den Wind, folglich, Mensch ist mächtigerUnd der Schlaf besiegt den Mensch, folglich, der Schlaf ist mächtigerUnd die Sorge besiegt den Schlaf, danach ist die Sorge der mäch-tigste unter Gottes Heer.

Wenn Stress ein Synonym für Sorge wäre{Text} Kerym Yildirim{Illustration} Florence Bernays

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Ein Filter, der umgangen wird, ruhige Musik und die totale Entspannung. Was ist Hypno-se und wie wird sie angewendet?

«Schliesse die Augen, atme tief ein, entspanne dich.» Auf einem Bett liegend lausche ich durch den Kopfhörer der Musik und der Stimme von Barbara Müller-Kütt. Die Hypnosetherapeutin gibt mir und meinem Unterbewusstsein An-weisungen, die mich in einen Trance-Zustand versetzen werden. «Du stehst vor eine grossen Berg und machst dich an den Aufstieg. Manch-mal ist es streng, doch bald bist du am Gipfel. Du geniesst die Aussicht, die Täler, die Seen und Wälder. Die kühle und angeneh-me Luft streicht dir über das Ge-sicht». Ich spüre, wie ich mich entspanne, trotz hellem Licht in der Praxis.

Viele von Müllers Klien-ten sind erstens skeptisch und zweitens Raucher. Beides treibt sie ihnen aus. «Wenn sich je-mand der Hypnose widersetzen will, dann habe ich keine Chan-ce», sagt Müller. Das ist bei vie-len Dingen so. Man sagt, es sei sogar möglich, sich der Wirkung der Droge LSD zu widersetzen, wenn das Um-feld (Setting) und die Einstellung nicht stim-men. Skeptiker, die der Hypnose eine Chance geben, werden belohnt. Klienten von Müller konnten in einem Jahr 60 Kilo abnehmen oder die jahrelangen Schlafstörungen endlich hinter sich lassen. Was mit dem Körper während der Hypnose geschieht, ist wissenschaftlich gut erforscht.

Die Beta-Wellen im Hirn, die während dem Reden aktiv sind, beeinflussen vor allem die linke Hirnhälfte. Diese ist für das logische Denken zuständig. Das logische Denken errichtet ei-nen «kritischen Filter», der äus-sere Einflüsse mit den eigenen Erfahrungen abstimmt. Passen die Werte nicht zusammen, be-ginnt der Filter zu zensurieren. Die rechte Hälfte übernimmt die Entspannung und wird von den Alpha-Wellen dominiert. Bei der Hypnose muss also die rech-te Hirnhälfte aktiviert und der Filter umgangen werden. Somit kann die Therapeutin direkt mit

dem Unterbewusstsein reden und diesem An-weisungen geben.

Auf diese Weise können verschiedene Störungen beseitigt werden: Mit dem Rauchen aufhören, Schlafstörungen werden gemildert, Depressionen geheilt, Studenten vor der Prü-fungsangst erlöst… Normalerweise braucht der Klient gegen sieben Sitzungen, um sich ganz von de Leiden verabschieden zu können.

Der Trance-Zustand kommt näher: «Ich zähle von zehn rückwärts. Bei eins bist du völ-lig entspannt. Du hörst nur noch meine Stim-

me und die Musik.» Tatsächlich. Meine Arme und Beine werden schwer. Das Bewusstsein ist zwar noch da, doch kann und will ich mich keinem anderen Gedanken widmen. Mir wird

schwummrig, das Empfinden im Kopf beginnt sich zu drehen. Von hinten über oben nach vor-ne. Ich höre die Worte der Therapeutin, doch kann ich mich im Nachhinein nicht mehr an ihren Sinn erinnern. Nur einzelne Worte sind nach der Trance in den Tiefen meines Gedächt-nisses aufzufinden.

Mit den neuen Erkenntnissen der Wis-senschaft, sei es nicht mehr nötig, den Klienten in einen tiefen Trance-Zustand zu versetzen. Barbara Müller setzt den Filter ganz gezielt ausser Gefecht. Das Unterbewusstsein kann

somit direkt angesprochen werden. Darum habe ich wäh-rend der Hypnose einen klaren Kopf. Oder meine das zumin-dest. Während der Trance, lässt man sich kaum zu Dummheiten hinreissen. Der Hypnotisand macht nichts, was er nicht auch sonst tun würde. Was allerdings möglich sein könnte: Im Kopf eines Jägers wird eine Halluzi-nation ausgelöst. Er sieht nun anstelle eines Menschen, ein krankes Reh, das er mit seinem Jagdgewehr von den Leiden befreien muss. Er knallt es ab. Es ist also in der Hypnose nur

möglich, wozu die Bahnen im vollen Bewusst-sein gelegt wurden. Damit der Klient keine Angst hat, dass sein Zustand von der Therapeu-tin ausgenutzt wird, muss ein Vertrauen herge-

stellt werden. Das braucht es bei der Hypnose sowieso. Wie zum Teufel soll ich mich auf dem Bett völlig entspannen, wenn es mir unwohl ist?

Nach dem Erlebnis ist auch meine Skepsis weg. Zwar ist die Trance weniger stark, als ich sie mir vorstellte. Doch die Tatsache, dass ich nicht mehr weiss, was Frau Müller mir zu-geflüstert hat und das völlige Abhandenkommen des Zeitge-fühls beweist mir die Wirkung. Nichts mit Hokuspokus also.

* Simon A. Jacoby, 23, Co-Chefredaktor

von dieperspektive, Student der Polito-

logie und Publizistik- & Kommunikati-

onswissenschaft und aktiver Politiker, aus

Zürich

Hypnose: ein Selbstversuch{Text} * Simon A. Jacoby{Illustration} Conradin Zellweger

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«Im Kopf eines Jägers wird eine Halluzina-tion ausgelöst. Er sieht nun anstelle eines Menschen, ein krankes Reh, das er mit seinem Jagdgewehr von den Leiden befreien muss.»

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STRESS

Der diese Winter würde ein schwieriger werden, sag-ten die Leute und die an-deren glaubten ihnen. Mir war ein wenig kühl, so mit kalt-feuchtem Betontrep-pentritt unter den Pobak-ken. Janu, den Schlüssel hat-te ich im Morgengehetz lie-gen lassen. Hasten, jagen, streben, bezwingen. Dabei eilen, übertreiben, verges-sen. Die Gesichter sind es, die verraten. Mundwinkel, das Angestrengte, die Frat-zen. Unvermeidlich oder aber man mag ihn vermö-gen, den Stress. Eigentlich sind da nur Tage und Mi-nuten, welche sich anreihen oder aufhören.

* Giulia Bosio, mag den Mond, gestalten mit Geltungs-

drang beäugen, morgens Zeit vertrödeln, Einander zulächeln

(passanten)

Select{Text & Fotomontage} * Giulia Bosio

{Comic} Verein Metropole Schweiz | www.metropole-ch.ch

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STRESS

Schicksalsanalytische Psychotherapie nach Leopold Szondi

Postgraduale Weiterbildung in psychoanalytischer und schicksalsanalytischer Therapie

für PsychologInnen mit (Fach-)Hochschulabschluss und MedizinerInnen. Andere Hochschul-AbsolventInnen wie

TheologInnen, GermanistInnen usw. sind zum Studium zugelassen und können ihre Ausbildung um die psychotherapierelevanten Fächer ergänzen.

Dauer: 4 Jahre berufsbegleitend / Blockseminare

Kosten: Fr. 3'900.- / Jahr – Beginn April/Oktober 2012 Weitere Informationen unter www.szondi.ch

Stiftung Szondi-Institut, Krähbühlstr. 30, 8044 Zürich, Telefon 044 252 46 55, Email: [email protected]

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{Illustration} * Daniela Meier

* Daniela Meier, 24, von Beruf Kauffrau, gestalterischer Vorkurs an der HSLU Design & Kunst in Luzern

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24. Ausgabe, Dezember 2012

thema der nächsten ausgabe: hippie | beiträge bis 3. januar an [email protected]

KREATIVES

Dream on dreamer{Illustration} Isa Furler

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24. Ausgabe, Dezember 2012

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Der Jens steht vor der Tür{Text} * Apachenkönig Huntin’Beer

Liebes Christkind - Ich nenne dich bewusst so! Es kann nur eine(n) geben! Capisce San-ta Claus!? - Der gute alte Weihnachtsstress steht vor der Tür. Ich nenne ihn Jens. Weil es JENSeits stresst alle mit Sinn und losen Geschenken zu beschenken. Nein, ich bin nicht der Grinch. Lieber der Pumkin King.

Nein doch nicht, weil dann hätte ich wahr-scheinlich keinen Wunschzettel an dich. Hab ich aber. Aber eigentlich ist es doch eher eine Liste. Ich mag Listen lieber. Also doch eine Wunschliste. Sie startet in 10. 9 .8 .7. 6 .5 .4 .3 .2 .1 .0. Jetzt!Liebes Christkind. Ich wünsche mir:

• definitiv den Lego Death Star! • dass braune Scheisse sinkt und nicht mehr schwimmt. • ein weisses Regenbogeneinhornpony und eine goldene Rüstung dazu.• nie mehr Gurken in (m)einem Burger oder Sandwich. • die letzte, aber auch wirklich die letzte Ab-schiedstour- oder CD von den Rolling Stones,und ja, auch auf DVD.• eine Ohrfeige für George Lucas. (Wenn möglich mindestens drei. Nein, doch besser vier davon).• mehr weniger Stress. • mehr weniger Winiger. • weniger Stress mit Vinaigrette. • einen Regenbogenschweif für mein Pony und einen Regenbogenpfeilundbogen für mich.• Kopfschmuck aus toten Schmetterlingen. • einen Read Dead Redemption Nachfolger für meine liebe PS3. • je einen Song für mich von Eddie Vedder und Iggy Pop und dann noch einen von beidenzusammen. • Weltfrieden - aber eigentlich doch lieber die anderen Sachen.• ein kleines Denkmal von mir im Zürisee und zwar als Apache auf einem• Regenbogeneinhornpony in voller Montur. • einen gratis Führerschein. Aber bitte den zum Autofahren. Ich bin kein guter Führer. • ein Abo vom Tagi, der NZZ und auch ein Abo für Holzkohle für meinen Grill. • einen Virus für 20 Minuten. • ein Boot mit Ankerplatz. • einen weiteren Führerschein für ein Boot mit Ankerplatz. • ein Lichtschwert. • ein Abo von dieperspektive, aber nicht zum zeuseln und grillieren. Verprochen! • nie mehr eine Hexenschuss zu haben. • weniger Jens.

Ich bedanke mich!Dein Pivo Apachenkönig Huntin‘Beer

* Apachenkönig Huntin’Beer ist aus Zürich, deshalb

schreibt oder inszeniert er auch die Stadtkolumne.

Antworte dem König auf [email protected]

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STADTKOLUMNE

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Um dem Stress dieser Ausgabe ein wenig entgegenzuwirken, veranstalten wir am 21. Dezember um 20 Uhr im La Catrina ein Töggeliturnier.Der Spieleinsatz beträgt 5.-Also mache dich bereit, suche dir deinen Spielkameraden und melde dich noch heute an! Anmelden kannst du dich bis zum 20. Dezember unter: [email protected]ürlich kannst du dich auch ohne Kameraden anmelden. Wir finden dir dann schon den rechten Kollegen.

JÖGGELE

JOGGELE