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Zentrale Herausforderungen für die erfolgreiche Organisation sozialer Einrichtungen Stress- und Emotionsmanagement Prof. Dr. A. Bergknapp 1 Die ZUKUNFT wird ihre eigenen LÖUNGEN haben / EREV-Tagung 29.09.2015

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Zentrale Herausforderungen

für die erfolgreiche

Organisation

sozialer Einrichtungen

Stress- und Emotionsmanagement

Prof. Dr. A. Bergknapp 1

Die ZUKUNFT wird ihre eigenen

LÖUNGEN haben / EREV-Tagung

29.09.2015

Überblick

1) Grundproblematik

2) Aktuelle Situation – Statistiken, DGSv-Studie

3) Begriffsdefinitionen: Stress & Ärger

4) Stress- und Emotionsmodell

5) Rational-emotive Verhaltenstherapie

Philosophische Basis: Epiktet

ABCD-Modell

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 2

Zur Einstimmung:

Woran denken Sie bei den Begriffen Stress- und

Emotionsmanagement?

Wer soll was managen?

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 3

• Der Begriff ‚Management‘ suggeriert Transparenz, Klarheit und

Machbarkeits- und Steuerungsillusionen. All dies ist im Zusammenhang

mit Stress und Emotionen unrealistisch.

• Wer ist der Akteur des Managements? Die Organisation oder der

einzelne Mitarbeiter?

Grundspannung: Individuum versus Organisation

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

4

‚Burn-out? Muss nicht sein!‘ (SZ 24.08.2013)

‚Denn jeder ist seines Glückes und seiner

Work-Life-Balance Schmied!‘

Gesunde

Lebensführung

Entspannung

Bewegung

Stressmanagement

Problembereiche: Individuum wird zu viel zugemutet – Strukturschutz

– wichtige Ursachen geraten aus dem Blick – Belastungsgrenze wird noch

weiter nach oben verschoben – Exkulpationsmöglichkeit der Organisation

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

5

Grundspannung: Individuum versus Organisation

Bedürfnisse des Individuums

Psycho-Logik

Erwartungen der Organisation

Organisations-Logik

Anforderungen der Umwelt

Stressbewältigungsseminare für Mitarbeiter

Organisations-Logik kann

unverändert bleiben

Versuch der Veränderung/

Anpassung der Psycho-Logik

Überblick

1) Grundproblematik

2) Aktuelle Situation – Statistiken, DGSv-Studie

3) Begriffsdefinitionen: Stress & Ärger

4) Stress- und Emotionsmodell

5) Rational-emotive Verhaltenstherapie

Philosophische Basis: Epiktet

ABCD-Modell

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Alarmierende Zahlen

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7

Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen

steigen weiter DAK-Gesundheitsreport 2013 zeigt wachsenden

Versorgungsbedarf

WELT-Online (2013)

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

8

1800 Prozent mehr Krankentage durch Burn-out

Von 2004 bis 2011 sind die Krankheitstage wegen Burn-out um das 18-Fache

gestiegen. Gewerkschaften und Arbeitgeber wollen dagegen vorgehen, aber sie streiten

noch über die Ursachen.

Durchschnittliche Dauer

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

9

Anzahl der Krankenhaustage nach Krankheitsart und nach Geschlecht in Deutschland im Jahr 2009 (je 1.000 Versicherte)

Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen im Vergleich mit

dem AU-Gesamtvolumen in Deutschland von 1997 bis 2012 (Indexdarstellung*)

Wirtschaftsgruppen* nach Arbeitsunfähigkeitstagen aufgrund psychischer

Erkrankungen in Deutschland im Jahr 2012 (AU-Tage je 100 VJ**)

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 14

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Studie: Arbeit und Leben in Organisationen - Untersuchungsansatz

• Qualitative Interviews mit Supervisoren (DGSv)

• Gruppendiskussionen mit Supervisoren (DGSv)

• Validierung der qualitativen Ergebnisse durch eine

quantitative Befragung (989 DGSv-Mitglieder)

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Studie: Arbeit und Leben in Organisationen – zentrale Befunde

• Das Innovations- und Veränderungstempo nimmt zu und droht

Beschäftigte zu überfordern.

• Beschäftigte sorgen sich zunehmend um ihre berufliche Zukunft.

• Führungskräfte sind der Komplexität ihrer Aufgabe immer weniger

gewachsen.

• Die Arbeitsbelastung nimmt zu und führt vermehrt zu

psychophysischen Erkrankungen.

• Immer mehr Beschäftigte sind Veränderungen gegenüber gleichgültig

oder resignieren.

• Konkurrenz wird ruinös

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 16

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Studie Arbeit und Leben in Organisationen – zentrale Ergebnisse

• In einer als überfordernd erlebten Arbeitswelt nimmt das Bedürfnis

nach Unterstützung, die aber eher abnimmt, zu.

• Raubbau an eigenen Ressourcen sowohl auf der Ebene der Mitarbeiter

als auch der Ebene des Managements.

• Es besteht keine Basis für Nachhaltigkeit.

Überblick

1) Grundproblematik

2) Aktuelle Situation – Statistiken, DGSv-Studie

3) Begriffsdefnitionen: Stress & Ärger

4) Stress- und Emotionsmodell

5) Rational-emotive Verhaltenstherapie

Philosophische Basis: Epiktet

ABCD-Modell

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 17

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

18

Definition: Stress

Stress =

Allgemeines Anpassungssyndrom,

Unspezifische Anpassung des

Organismus an Belastungen der

Umwelt (Seyle).

Negativ erlebter Stress =

Subjektiv erlebtes Maß an

Überforderung

Definition: Stress

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

19

Distress: Die erlebten Anforderungen übersteigen nach Einschätzung

der Betroffenen die verfügbaren Ressourcen übersteigen. Weitere

Bedingung: Diese Situation hält länger an oder tritt wiederholt auf.

Eustress (Flow):

Die Fähigkeiten eines Individuums passen sehr gut zu

den Herausforderungen einer Tätigkeit.

Definition: Ärger

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

20

Ärger entsteht, wenn ich unzufrieden bin mit einem bestimmten Ereignis

und die Verantwortung für dieses Ereignis einem anderen zuschreibe.

Die Intensität des Ärgers hängt davon ab, wie bedeutend das Ereignis für mich ist

und welche Motive ich dem anderen unterstelle (z.B. gedankenlos, böswillig).

Varianten:

• Selbstärger: Ich mache mich selbst für das unliebsame Ereignis verantwortlich.

• Eine Variante von Selbstärger ist der Ärger über den Ärger: Ich kann mich auch

darüber ärgern, dass ich mich schon wieder geärgert habe.

• Objektärger: Ich ärgere mich über den Kopierer oder den PC. In diesem Fall liegen

‚Verzweiflungsattributionen‘ vor, weil ich dem Objekt menschliche Eigenschaften

zuschreibe.

Überblick

1) Grundproblematik

2) Aktuelle Situation – Statistiken, DGSv-Studie

3) Begriffsdefnitionen: Stress & Ärger

4) Stress- und Emotionsmodell

5) Rational-emotive Verhaltenstherapie

Philosophische Basis: Epiktet

ABCD-Modell

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 21

Stress- / Emotionsmodell

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

22

Auslöser: zu hohes Arbeitspensum – Termin- und Erfolgsdruck – Arbeitsunterbrechungen – unklare

Aufgaben – Informationsflut – soziale Konflikte – Rollenkonflikte

Verhaltensweisen: Flucht – Kampf – Resignation

Gedanken: Bewertungen – Interpretationen – Erklärungen

Gefühle: Ärger – Angst – Niedergeschlagenheit

Körperempfinden: Anspannung – Erregung – Herzkreislaufsystem

Ansatzpunkte für Stressbewältigung des Individuums

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

23

Instrumentelle Bewältigung

Veränderung der Auslöser

Stress

Kognitive Bewältigung

Veränderung der Bewertungen und Einstellungen

Palliativ-regenerative

Bewältigung

Veränderung der

körperlichen Reaktionen

Ansatzpunkte für Stressbewältigung des Individuums

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

24

Instrumentelle Bewältigung

Veränderung der Auslöser

Beispielsweise:

* Organisatorische Verbesserungen

* Fachliche Kompetenzen erweitern

* Zeitmanagement

Kognitive Bewältigung

Veränderung der Bewertungen und

Einstellungen

Beispielsweise:

* Perfektionistische Leistungsansprüche

überprüfen und Leistungsgrenzen akzeptieren

* Die Dinge ernst, aber nicht persönlich nehmen

* irrationale Annahmen durch rationalere

Alternativen ersetzen

Palliativ-regenerative Bewältigung

Veränderung der körperlichen Reaktionen

Beispielsweise:

* Regelmäßige Entspannungsübungen

* Regelmäßige Bewegung

* gesunde Ernährung

* Hobbys pflegen

* ausreichend Schlaf

* lernen, die kleinen Dinge des Alltags zu

genießen

Stress- / Emotionsmodell

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

25

Auslöser: zu hohes Arbeitspensum – Termindruck – Arbeitsunterbrechungen –

Informationsflut – soziale Konflikte – Rollenkonflikte

Verhaltensweisen: Flucht – Kampf – Resignation

Gedanken: Bewertungen – Interpretationen – Erklärungen

Gefühle: Ärger – Angst – Niedergeschlagenheit

Körperempfinden: Anspannung – Erregung – Herzkreislaufsystem

Instrumentelle

Bewältigung

Palliativ-regenerative

Bewältigung

Kognitive

Bewältigung

REVT

Überblick

1) Grundproblematik

2) Aktuelle Situation – Statistiken, DGSv-Studie

3) Begriffsdefnitionen: Stress & Ärger

4) Stress- und Emotionsmodell

5) Rational-emotive Verhaltenstherapie

Philosophische Basis: Epiktet

ABCD-Modell

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 26

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

27

Philosophische Grundfrage

Wie erzeugt der Mensch unnötiges emotionales Leid durch

seine eigenen Denkmuster?

(Konfuzius, Lao-Tse, Buddha, Epiktet, Cicero, Seneca, Marc Aurel, Kant,

Schopenhauer, Dewey, Russell …)

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp 28

Epiktet

– Stoischer Philosoph, geboren um 50 n. Chr. in Hierapolis/

Phrygien, gestorben um 140 n. Chr. in Nikopolis/Epirus.

– Epiktet war ein von Nero freigelassener Sklave. Seine

"Unterredungen" stellen die Philosophie der Stoa in den Dienst

der praktischen Lebensweisheit.

– „Gewöhne dich nun, jedem unangenehmen Ereignis zu sagen:

Du bist nicht, was du scheinst, sondern nur eine Vorstellung!“

– „Wisse: sobald du dich mit der Außenwelt einlässest und einem

da draußen zu gefallen wünschest, so hast du deinen Halt

verloren!“

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 29

Handbüchlein der Moral (Epiktet)

Nicht die Dinge selbst verwirren die Menschen, sondern ihre Meinungen

über die Dinge. So ist der Tod an und für sich nichts Furchtbares, sonst wäre

er auch dem Sokrates so vorgekommen; vielmehr ist die vorgefasste Meinung

von ihm, dass er etwas Furchtbares sei, das Furchtbare. Wenn wir also von etwas

gehindert, beunruhigt oder betrübt werden, dann sollen wir niemanden anderen

beschuldigen als uns selbst, das heißt unsere Meinung davon. Es ist die Sache

eines philosophisch Ungebildeten, anderen Vorwürfe zu machen; eines

Anfängers in der philosophischen Ausbildung, wenn er sich selbst Vorwürfe

macht, und eines vollends Ausgebildeten, wenn er weder einem anderen noch

sich selbst Vorwürfe macht.

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

30

Äußere Dinge – was gehen sie dich an?

I, 5. Bestrebe dich, jeder unangenehmen Vorstellung sofort zu begegnen

mit den Worten: du bist nur eine Vorstellung, und durchaus nicht das, als

was du erscheinst. Alsdann untersuche dieselbe, und prüfe sie nach den

Regeln, welche du hast, und zwar zuerst und allermeist nach der, ob es

etwas betrifft, was in unserer Gewalt ist, oder etwas, das nicht in unserer

Gewalt ist; und wenn es etwas betrifft, das nicht in unserer Gewalt ist, so

sprich nur jedesmal sogleich: Geht mich nichts an!

Handbüchlein der Moral (Epiktet)

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

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Langsam zum Zorn!

XX. Bedenke, dass nicht derjenige dich kränkt, welcher dich schmäht,

oder schlägt; sondern die Meinung, als liege darin etwas Kränkendes.

Wenn dich also jemand ärgert, so wisse, dass dich deine Meinung geärgert

hat. Deshalb versuche es vor Allem, dich nicht von der Vorstellung

hinreißen zu lassen. Hast du nur einmal Zeit und Aufschub gefunden, so

wirst du dich um so leichter beherrschen.

Handbüchlein der Moral (Epiktet)

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 32

Wider der pauschalen Personenbewertung (REVT)

„Ich bin nicht gut und ich bin nicht schlecht. Ich bin nur ich, ein Mensch,

der gut, neutral oder schlecht handelt.

Ich bin nie wirklich vollkommen gut, neutral oder schlecht, weil ich als

Mensch viel zu komplex und vielseitig bin, um nur gutes, neutrales oder

schlechtes Verhalten zu zeigen.“

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Überblick

1) Grundproblematik

2) Aktuelle Situation – Statistiken, DGSv-Studie

3) Begriffsdefinitionen: Stress & Ärger

4) Stress- und Emotionsmodell

5) Rational-emotive Verhaltenstherapie

Philosophische Basis: Epiktet

ABCD-Modell

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp 34

Albert Ellis: Begründer der REVT

– 1913 - 2007

– Unzufriedenheit mit der Wirksamkeit der

Psychoanalyse

– Entwicklung der Rational Emotive Therapie (RET), heute auch als Rational-

Emotive Verhaltenstherapie (REVT), in englisch REBT (Rational Emotive

Behavior Therapy) bezeichnet.

– REVT zählt zu den kognitiven Verhaltenstherapien.

– Coachingvariante: R.E.T.: Rationales Effektivitäts-Training zur Überwindung

emotionaler Blockaden.

– aktiver, direkter, teilweise auch konfrontierender Therapiestil (Ellis).

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

35

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

36

Ihr Chef sagt zu Ihnen: „Heute sind Sie schon zum vierten Mal in diesem

Jahr zu spät gekommen. Ich dulde diese Schlamperei nicht! Sie haben, wie

jeder andere auch pünktlich zu sein, ob es Ihnen nun passt oder nicht!“

A:

C: Bin verärgert,

sage nichts

Angst, versuche mich zu

rechtfertigen oder mich zu

entschuldigen.

Bin ruhig, vergesse

den Vorfall rasch

Beispiel für ein AC-Schema

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

37

Ihr Chef sagt zu Ihnen: „Heute sind Sie schon zum vierten Mal in diesem

Jahr zu spät gekommen. Ich dulde diese Schlamperei nicht! Sie haben, wie

jeder andere auch pünktlich zu sein, ob es Ihnen nun passt oder nicht!“

A:

‚So ein blöder Hund!

Ich mache meine Ar-

beit wie jeder andere

auch und der macht

wegen ein paar Minu-

ten so ein Theater.

Unmöglich!‘

B: ‚Hoffentlich wirkt sich das

nicht negativ aus. Vielleicht

nimmt er das als Anlass, um

mich bei nächster Gelegen-

heit rauszuwerfen. Wie soll

ich meine Familie ernähren?

Wie stehe ich vor meinen

Freunden da?‘

‚Heute hat er wieder

einmal einen

schlechten Tag. Ist

wohl irgend etwas

schief gelaufen und er

lässt seinen Frust an

mir aus. Na ja, er wird

sich schon wieder

abregen.‘

C: Bin verärgert,

sage nichts Angst, versuche mich zu

rechtfertigen oder mich zu

entschuldigen.

Bin ruhig, vergesse

den Vorfall rasch

Beispiel für ein ABC-Schema

Alltagstheorie (A-C) versus ABC-Theorie

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

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Alltagstheorie (A-C) ABC-Theorie

Ich bin total niedergeschlagen (C),

weil das Bewerbungsgespräch nicht

erfolgreich für mich endete (A).

Das Bewerbungsgespräch war nicht

erfolgreich. Das bedeutet also, dass

ich ein Versager auf der ganzen Linie

bin. Als Folge dieser Abwertung

meiner Person (B) fühle ich mich

depressiv (C).

Nächste Woche ist meine

Abschlussprüfung. Da ich sie

möglicherweise nicht bestehe (A,

Annahme über ein Ereignis in der

Zukunft), macht mir diese Prüfung

Angst.

Meine Abschlussprüfung nächste

Woche bestehe ich möglicherweise

nicht (A). Aber ich muss sie unbedingt

bestehen. Durchfallen wäre

schrecklich. Es wäre das Ende! (B).

Daher reagiere ich schon jetzt mit

Angst und Panik (C).

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

39

ABC-Modell

A: Herr Schneider trifft Herrn Kramer nach Rückkehr von einer Verkaufsreise auf der

dieser wenige Aufträge erzielt abgeschlossen hat.

B1 (nicht zielführend)

B1: Herr Kramer hat zu wenig Aufträge

eingefahren

B2: Herr Kramer leistet überhaupt zu

wenig

B3: Herr Kramer muss mehr leisten

C (Konsequenzen)

• Gelassene und interessierte Gesprächsatmosphäre

• Aufschlussreiche Diskussion

• Hilfestellungen für Herrn Kramer

C (Konsequenzen)

• Starke Verärgerung

• Vorwürfe und Drohungen

B2 (zielführend)

B1: Herr Kramer hat wenig Aufträge eingefah-ren. Ich möchte die Gründe dafür herausfinden

B2: Ich möchte mir ein umfassendes Bild über die Ursachen der geringen Umsätze machen

B3: Ich werde mit Herrn Kramer sprechen und gemeinsam mit ihm Möglichkeiten suchen, so dass er mehr leisten kann

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp

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ABC-Schema

A

B

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rationale basale Überzeugung (rB)

irrationale basale Überzeugung (iB)

angemessenes Gefühl

unangemessenes Gefühl

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

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Irrationale Annahmen

Irrational = unangemessen, unangebracht, unrealistisch,

unlogisch, den empirischen Realitäten wider-

sprechend, nicht zielführend, dysfunktional,

selbstschädigend

Mussturbationen: ‚sich selbst mit einem Muss verwirren‘.

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

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Zentrale Annahmen der REVT

1) Wir selbst sind wesentlich verantwortlich für unsere Gefühle.

2) Es sind nicht die Ereignisse, die unsere negativen Gefühle erzeugen,

sondern die Gedanken, die wir uns über diese Ereignisse machen.

3) Immer wenn wir uns sehr schlecht fühlen (unter Ängsten, Depressionen

oder feindseligen Gefühlen leiden) sind insbesondere irrationale

Denkmuster beteiligt.

4) Rationale Denkmuster können als präferenzielles Denken bezeichnet

werden und haben gewöhnlich folgende Form: „Ich mag das nicht! Ist es

nicht schade, dass es so ist? Ich wünschte mir, ich könnte es verändern!“

5) Irrationale Denkmuster sind dagegen dogmatisch, fordernd: „Wie

schrecklich, dass es so ist! Ich kann es nicht aushalten! Das darf nicht

sein!“

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp

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Zentrale Annahmen der REVT

6) Durch konsequentes und hartnäckiges Disputieren lassen sich die

emotionalen Problem überwinden.

7) Durch kontinuierliches Disputieren gelangt man zu einer gelasseneren und

weniger belastenderen Einstellung zum Leben.

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp

44

REVT: Irrationale Annahmen

Irrationale Dreieinigkeit:

Forderungen an

Sich selbst

„Ich muss

perfekt sein!“

Welt „Die Bedingungen unter denen ich lebe,

müssen in jeder Hinsicht angenehm, sicher,

sorgenfrei sowie leicht und schnell zu

genießen sein.“

Andere

„Wichtige Personen

müssen mich immer fair

und zuvorkommend

behandeln.“

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp 45

Grundkategorien irrationaler Annahmen

– Absolute Forderungen Eigene Wünsche werden zu absoluten Notwendigkeiten.

– Pauschale negative Selbst- und Fremdbewertungen ‚Ich bin ein Versager!‘ ‚Ich bin ein wertloser Mensch!‘

– Katastrophendenken Negative Ereignisse entwickeln sich zur Katastrophe.

– Niedrige Frustrationstoleranz Negative Ereignisse werden als ‚unerträglich, nicht auszuhalten‘

bewertet.

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Mussturbationen

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

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Mussturbationen in Bezug auf

Mich Andere Welt

+ Katastrophisieren

+ Frustrationstoleranz

+ pauschale Bewertung

Ungesunde Gefühle

Selbstschädigende Kommunikation

mit anderen

Referenzpunkt: Ich

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

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Mussturbationen in Bezug auf

Mich

Katastrophisieren:

„Wie furchtbar, wenn ich keinen Erfolg habe bzw. nicht anerkannt werde!“

Frustrationstoleranz:

„Es ist nicht auszuhalten, wenn ich keinen Erfolg habe und keine Anerkennung

bekomme!“

Pauschale Personenbewertung:

„Ich bin nichts wert, wenn ich nicht erfolgreich bin und/oder die anderen mich

nicht wertschätzen!“

Referenzpunkt: die Anderen

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

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Mussturbationen in Bezug auf

Katastrophisieren:

„Es ist schrecklich, wenn die anderen mich weniger freundlich oder fair behandeln

als sie es sollten!“

Frustrationstoleranz:

„Es ist nicht zu ertragen, wenn die anderen mich schlecht und unfair behandeln!“

Pauschale Personenbewertung:

„Die anderen sind böse Menschen, wenn sie mich unfreundlich oder unfair

behandeln!“

Andere

Referenzpunkt: die Umstände

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

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Mussturbationen in Bezug auf

Katastrophisieren:

„Es ist eine Katastrophe, wenn die äußeren Umstände so beschaffen sind, dass ich

etwas sehr entbehren muss oder weniger bekomme als ich meine zu verdienen. Es

ist schrecklich, wenn ich zu lange und zu hart arbeiten muss, meine Wünsche zu

erfüllen!“

Frustrationstoleranz:

„Ich kann ein Leben nicht ertragen, das mir mehr abverlangt als ich geben will;

denn das ist zu hart und darf nicht sein!“

Pauschale Abwertung der Lebensumstände:

„Das Leben in dieser Welt ist elend und kläglich, wenn die Dinge falsch laufen und

ich nicht genau das erreiche, was ich will und wann immer ich es will!“

Welt

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

50

Irrationale Annahmen - Beispiele

Ich bin wertlos, wenn ich nicht durch und durch kompetent und jeder

Situation stets gewachsen bin und wenn ich nicht jederzeit erfolgreich bin

(oder zumindest die meiste Zeit in einem der wichtigeren Bereiche).

Typische Äußerungen:

• ‚Was bin ich doch für ein Trottel!‘

• ‚Ich tauge zu nichts!‘

• ‚Ich muss stolz auf mich sein können!‘

• ‚Wenn ich doch nur diesen Fehler nicht gemacht hätte!‘

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp

51

Irrationale Annahmen - Beispiele

Ich muss von jedermann/frau – zumindestens von jeder Person, die mir etwas

bedeutet – nahezu immer geliebt, geschätzt oder anerkannt werden; wenn dies

nicht der Fall ist, so wäre das schrecklich.

• ‚Die anderen mögen mich nicht (und das ist schrecklich).‘

• ‚Wenn die anderen das wüssten (würden sie mich ablehnen)‘.

• ‚Ich tue alles für sie (damit sie mich liebt)‘.

Absolutistische Forderung nach Liebe und Anerkennung.

Problem: Es ist unmöglich, von allen Menschen gemocht oder geliebt zu

werden.

„Es ist dumm, einen anderen Menschen als die Ursache des eigenen Glücks

oder Unglücks anzusehen.“ (Buddha)

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp 52

Irrationale Annahmen bei Ärger

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• Wie schrecklich, dass du mich so unfair behandelt hast!

• Ich ertrage es nicht, dass du mich so schlecht und ungerecht behandelst!

• Du darfst dich mir gegenüber nicht so verhalten!

• Weil du dich mir gegenüber so unfair zeigst, bist du ein schlechter Mensch und solltest für dein Fehlverhalten bestraft werden.

Rationale Alternative: Bestimmte Handlungen sind unangemessen und unsozial, und diejeinigen, welche diese Handlungen tun, benehmen sich dumm oder neurotisch, und man würde ihnen besser helfen, sich zu ändern.

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

53

42. Wenn dich einer schlecht behandelt oder schlecht über dich spricht, so

denke daran, dass er so tut oder spricht, weil er glaubt, es komme ihm zu. Er

kann sich also unmöglich nach deinen Vorstellungen richten, sondern nach

seiner. Wenn ihm daher etwas in falscher Weise erscheint, trägt er den Schaden

davon, denn er hat sich auch getäuscht. Denn wenn er einen wahren Schluss

für falsch hält, so hat nicht der Schluss einen Schaden genommen, sondern

derjenige, der getäuscht wurde. Wenn du von diesem Gesichtspunkt ausgehst,

dann wirst du den, der dich beschimpft, mit Milde ertragen. Denn sage in

allen solchen Fällen dazu: ‚Es erschien ihm so.‘

Handbüchlein der Moral (Epiktet)

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 54

Beispiel: Ellis in Aktion

Klient: Er sollte das nicht tun!

Ellis: Wieso ist es dumm, sich das zu sagen?

Klient: Aber er war im Unrecht!

Ellis: Nehmen wir an, er war im Unrecht. Warum ist

es dennoch unzulässig, dass Sie das sagen?

Klient: Ich weiß nicht.

Ellis: Weil sie, verdammt noch mal, nicht die Welt

regieren. Er hat ein Recht, im Unrecht zu sein;

jeder Mensch hat das Recht dazu!

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp 55

Vorgehensweise und Ziele der REVT

– Gelassene Zustimmung zum Leben.

– Stärken- und Ressourcenorientierung, um sich aus dem Teufelskreis negativer, irrationaler Gedanken zu befreien.

– Gründliche Analyse des inneren Dialogs eines Menschen.

– Infragestellung absolut formulierter Konzepte, genaues Überprüfen des Für und Wider.

– Erarbeitung von realitätsorientierten Alternativen.

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp 56

Struktur einer rationalen Selbstanalyse / eines Coachinggesprächs nach der REVT

A: Acting-Event: Erhebung des aktivierenden Ereignisses

• Was zeichnet die Situation aus?

Gefahr: Klienten reden viel drumherum; immer nur an einem A abreiten!

• A kann sowohl ein externes als auch internes Ereignis sein.

• Ein Problem kann mehrere ABCs erforderlich machen.

A1: Ich sitze in der Versammlung

B1: Ich muss was sagen!

Ich darf nichts Falsches sagen!

C1: Fühle mich ängstlich und sage nichts

A2: Fühle mich ängstlich und sage

nichts

B2: Ich elender Angsthase

Ich bin ein hoffnungsloser Fall

C2: Fühle mich depressiv

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 57

C: Konsequenzen

– Verhalten

– Nicht sichtbares Verhalten, Selbstgespräche

– Körperliche Reaktionen

– Gefühl

• Verwendung der Skalenfrage

• Immer nur an einem Gefühl arbeiten, Klient entscheidet, welches Gefühl bearbeitet werden soll.

Struktur einer rationalen Selbstanalyse / eines Coachinggesprächs nach der REVT

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 58

Symptomstress

• Was denken Sie darüber, dass Sie sich so gefühlt haben?

• Wenn Sie jetzt an dieses Gefühl denken, wie geht es Ihnen damit?

Beispiel: Ist der Ärger über den Ärger stärker als der eigentliche Ärger sollte

am Ärger über den Ärger gearbeitet werden. Das C wird zu einem neuen A.

Struktur einer rationalen Selbstanalyse / eines Coachinggesprächs nach der REVT

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 59

Z: Zielformulierung

• Arbeit mit der Skalenfrage

• Ziele sollten realistisch sein.

• Es geht nicht um das ‚Wegzaubern‘ von unangenehmen Gefühlen oder

um das Herstellen von Gleichgültigkeit.

Struktur einer rationalen Selbstanalyse / eines Coachinggesprächs nach der REVT

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 60

B: Erhebung der irrationalen Annahmen (irrational beliefs)

1) Erhebung der bewusstseinsnahen Kognitionen „Was ging Ihnen in dieser Situation durch den Kopf?“

„Was haben Sie befürchtet?“

2) Exploration der Grundannahmen „Was würde das für Sie bedeuten?“

„Was denken Sie dann über sich?“

„Es wäre schlimm, weil…“

Struktur einer rationalen Selbstanalyse / eines Coachinggesprächs nach der REVT

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

61

Prinzip der Selbstreflexivität

Normalerweise sind wir uns unseres Denkens nicht be-

wusst. Wir denken bloß, aber wir identifizieren unsere

Gedanken nicht als (bloße) Gedanken. Dieser Mangel an

Selbst-Reflexivität (Meta-Denken) führt zu der falschen

Annahme, der Inhalt der eigenen Gedanken sei zwangs-

läufig wahr (Korzybski 1933).

62

Sei perfekt Perfektion vor Aufwand

Angst: Etwas könnte schief gehen (Katastrophenphantasien)

Antreiber (Transaktionsanalyse)

Beeil dich! Tempo vor Ergebnis

Angst: Nicht dazu zu gehören („Ich muss überall sein“)

Streng dich an! Anstrengung vor Ergebnis

Angst: Andere sind besser als ich

Mach es allen recht Anpassung vor Selbstbeachtung

Angst: Von anderen abgelehnt zu werden

Sei stark! Autarkie vor Gemeinschaft

Angst: andere könnten Schwächen entdecken und mich dann

ablehnen

Varianten irrationaler Annahmen:

Anleitung zum unglücklichen Beratersein

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

63

Ich muss immer durchblicken!

Ich muss dem anderen helfen!

Ich bin verantwortlich für die Lösung des Problems!

Ich muss wissen, was in dieser Situation zu tun ist!

Ich darf keine Fehler machen!

Allen Klienten muss durch die Beratung geholfen werden!

Die Bedürfnisse der Klienten sind wichtiger als meine eigenen Bedürfnisse!

Ich darf keine Schwächen zeigen!

Spezifische irrationale Annahmen:

Anleitung zum unglücklichen Beratersein

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

64

Alle Konflikte sind lösbar!

Ich muss der beste Berater sein!

Meine Klienten müssen mich lieben!

Ich muss mich mit allen Kollegen gut verstehen!

Meine Kollegen und Vorgesetzte dürfen keine Fehler machen!

Jede Beratung / Teamsitzung / Fortbildung muss mir unheimlich viel bringen!

Spezifische irrationale Annahmen:

Prof. Dr. Andreas Bergknapp 65

Disputationsstrategien

D: Disputation: Infragestellen der irrationalen Annahmen

1) Logische Disputation: B ist unlogisch Nur weil der Klient fordert, dass etwas geschieht, folgt daraus nicht logisch, dass es auch geschehen muss.

2) Empirische Disputation: Realitätstest der irrationalen Annahmen Wo ist der Beweis dafür, dass Sie ein wertloser Mensch sind? Demnach wären alle Arbeitslosen wertlose Menschen…

3) Pragmatische Disputation: pragmatische Konsequenzen Glauben Sie, dass Ihr Festhalten an der Forderung, Erfolg haben zu müssen, jemals zu einem anderen Gefühl außer Angst und Depression führt?

4) Entwickeln einer rationalen Alternative Z.B: Es ist wünschenswert, von anderen Menschen geschätzt zu werden. Ich bin jedoch nicht auf die Wertschätzung anderer Personen unbedingt angewiesen. Ich kann mich selbst achten und akzeptieren.

Prof. Dr. Andreas Bergknapp

Perfektionismus

• Phänomen der doppelte Standards: Bei anderen Personen werden Fehler toleriert, für

die man sich selbst verdammt.

• Interventionen:

• „Warum sind Sie so erpicht darauf, sich von allen anderen abzuheben? Sind Sie mehr

als ein Mensch – ein Übermensch?“

• „Ich stell mir das ziemlich anstrengend vor, wenn Sie für sich ständig höhere

Maßstäbe anlegen als für andere…“

• „Sind Sie denn etwas Besonderes – im Sinne von mehr wert als andere?“

• „Wenn Sie weiter daran festhalten, sich und der Welt unbedingt beweisen zu müssen,

dass Sie etwas Besonderes sind: Was wird das für Ihr weiteres Leben bedeuten?

Wollen Sie das wirklich?“

• Sie übersehen, dass Menschen von Natur aus fehlbare Wesen sind, dass jeder Fehler

macht, einfach weil er ein Mensch ist.

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp

Perfektionismus

• Der Wunsch nach Perfektion wird häufig damit begründet, dass man nur

‚gemocht’ wird, wenn man stets Perfektes leistet.

• Hier ist es hilfreich zu fragen, welcher Mensch Ihnen persönlich

sympathischer wäre: jemand der alles perfekt hinbekommt und niemals

Fehler oder Schwächen zeigt, oder aber jemand, der zwar gute

Leistungen zeigt, dabei aber – wenn es nun mal so ist – auch Fehler oder

Schwächen eingesteht.

• Dadurch wird häufig deutlich, dass ‚Perfektsein’ wenig damit zu tun hat,

ob andere den Menschen mögen.

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp

Ich darf keine Fehler machen!

C: Ist es nicht in Ordnung Fehler zu machen oder falsche Entscheidungen zu treffen? Zum Teufel, ich habe Hunderte von falschen Entscheidun-gen getroffen. Wenn Sie das tun, dann nennen Sie sich einen Dreck, nicht wahr?

K: Ja.

C: Wenn ich das täte, wäre ich dann Dreck?

K: Nein.

C: Also gibt es vermutlich unterschiedliche Regeln auf der Welt. Wer hat denn die gemacht?

K: Vermutlich ich.

C: Wenn Sie die Regeln gemacht haben, können Sie dann auch andere machen, dass Sie fair zu sich selber sein sollen, damit Sie unter denselben Regeln leben können wie er Rest der Welt?

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp

Übertreibung oder Humor

K: „Es ist entsetzlich, dass ich durch die Prüfung gefallen bin!“

C: „Da haben Sie recht! Es ist nicht nur entsetzlich; ich weiß gar

nicht, wie Sie das überleben können. Das ist das Schlimmste,

was ich je gehört habe. Das ist so entsetzlich, dass ich gar

nicht mehr darüber reden kann. Wir wollen schnellstens von

etwas anderem sprechen!“

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp

Selbstverdammung

Problem: Selbstwert wird extrem von der Bewertung durch andere

Personen abhängig gemacht!

Ziel: Unterscheidung zwischen Fakten und subjektiver Meinungen andere

über sie.

• Wenn andere meinen, Sie sind ein Versager, sind Sie es dann?

• Wenn Ihr Chef Sie für inkompetent hält, sind Sie es dann?

• Wenn ich Ihnen nun sage, Sie sind ein Esel, sind Sie es dann?

• Wenn ich behaupte, diese Armbanduhr ist die schönste der Welt, ist sie

es dann?

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp

Niedrige Frustrationstoleranz

Problem: Ich kann es nicht ertragen, dass es so ist!

• Wo ist der Beweis, dass Sie (z.B. ihre missgünstigen Kollegen, Ihre Trennung von der Partnerin, Ihre Kopfschmerzen) unter keinen Umständen ertragen können/könnten?

• Ist es wirklich unmöglich für Sie, diese Situation auszuhalten?

• Würden Sie daran sterben?

• Millionen von Menschen halten ähnliche Probleme aus: Wieso sollten Sie es nicht können?

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp

Niedrige Frustrationstoleranz

Häufig haben Klienten solche oder ähnliche Situationen auch schon früher ausgehalten!

• Wie haben Sie es damals geschafft, diese Situation auszuhalten?

• Was hat Ihnen damals geholfen?

• Worauf können Sie vertrauen (Herausarbeiten der Ressourcen der Klienten)?

• Kennen Sie andere Menschen mit ähnlichen Problemen/in ähnlichen Situationen? Wie glauben Sie, schaffen diese Menschen es, die Situation auszuhalten?

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Prof. Dr. Andreas Bergknapp

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Rationalere (zielführendere) Annahmen

iB: Ich muss von jedem wichtigen Menschen in meiner Umgebung geliebt

werden und von ihm Zustimmung bekommen. Andernfalls ist das

entsetzlich!

rB: Es wäre wünschenswert von den wichtigen Menschen immerzu geliebt zu

werden. Es ist jedoch nicht möglich. Statt sich darauf zu konzentrieren ist

es sinnvoller, sich auf seine Selbstachtung zu konzentrieren, Zustimmung

aus praktischen Überlegungen heraus anzustreben und eher bestrebt sein, zu

lieben als geliebt zu werden. Wal

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Rationalere (zielführendere) Annahmen

iB: Es ist entsetzlich, wenn die Dinge nicht so sind, wie ich sie gerne haben

möchte.

rB: Es ist zu dumm, dass die Dinge oft nicht so sind, wie man es gerne haben

möchte. Es wäre ratsam, die Bedingungen zu ändern oder unter Kontrolle

zu bringen, damit sie befriedigender würden. Wenn eine Veränderung

unmöglich ist, ist es besser, wenn man die unbefriedigenden Bedingungen

vorübergehend akzeptiert.

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Rationalere (zielführendere) Annahmen

iB:

Es muss eine perfekte Lösung für dieses Problem geben; ich muss sicher

sein und vollkommene Kontrolle über die Dinge haben.

rB:

In unserer Welt ist vieles ungewiss und dem Zufall ausgesetzt, und das

Leben kann trotzdem genossen werden.

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Struktur eines Coachinggesprächs nach der REVT: Zusammenfassung

A: aktivierendes Ereignis

C: Konsequenzen

Symptomstress?

Z: Zielformulierung

B: irrationale Annahmen

D: Disputation der irrationalen Annahmen;

Entwicklung einer rationalen Alternative

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Die Tough Shit Methode

Reaktionsmöglichkeiten auf ein negatives Ereignis:

– ‚Wie entsetzlich!‘ – ‚Wie furchtbar!‘ – ‚Mein Gott!‘ – ‚Wie

schrecklich!‘ – ‚Eine Katastrophe!‘ – ‚Das halte ich nicht

aus!‘

– ‚Tough shit‘ – ‚Verdammter Mist!‘

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Vorteile der Tough Shit Methode

Die ‚Verdammte-Mist-Einstellung‘ impliziert:

– Das Ereignis ist unbequem, unerfreulich und unerwünscht.

– Es gibt keinen Grund, warum die Situation nicht so unerfreulich sein

sollte. Die Welt ist nun einmal so, die Menschen sind so – ‚shit happens.‘

– Die Situation erfordert gezielte Anstrengungen, um etwas zu ändern.

– Auch wenn sich diese Anstrengungen als (zunächst) nutzlos erweisen, ist

das keine Katastrophe, sondern die Situation bleibt unangenehm.

– Es geht nicht um die Herstellung von Gleichgültigkeit oder um positives

Denken.

– Es geht um die Akzeptanz unerfreulicher Ereignisse bei gleichzeitiger

Aufrechterhaltung der Handlungsfähigkeit.

Fazit / Ausblick oder: zurück zur Grundproblematik

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Organisation

Person

Interaktion

Die Person kann ihre

Konstruktion der

Wirklichkeit ändern –

aber dies ist nur ein

Ansatzpunkt

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