Stressmanagement für Lehrerinnen und Lehrer · Leseprobe aus:Kretschmann,Stressmanagement für...

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Leseprobe aus: Kretschmann, Stressmanagement für Lehrerinnen und Lehrer, ISBN 978-3-407-25679-9 © 2012 Beltz Verlag, Weinheim Basel http://www.beltz.de/de/nc/verlagsgruppe-beltz/gesamtprogramm.html?isbn=978-3-407-25679-9

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Leseprobe aus: Kretschmann, Stressmanagement für Lehrerinnen und Lehrer, ISBN 978-3-407-25679-9© 2012 Beltz Verlag, Weinheim Basel

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Vorwort

Eine nicht unbetrwchtliche Zahl von Lehrerinnen undLehrern fvhlt sich durch ihre Arbeit gestresst bzw.durch die Bedingungen, unter denen die pwdagogischeArbeit zu erbringen ist. Bei nicht wenigen (vgl. Kapitel 2)fvhren diese Belastungen zu vorzeitigem Ausscheidenaus dem Berufsleben – wegen Dienst- oder Berufsunfw-higkeit. Wiederum andere »vberleben« nur durch dieReduzierung ihrer Unterrichtsdeputate oder sie neh-men einen vbermwßigen Verlust an Lebensqualitwt inKauf.

Stress hat immer mehrere Ursachen: objektive Be-dingungen (Lebensumstwnde, Arbeitsbedingungen) ei-nerseits, hwufig aber auch wenig erfolgreiche indivi-duelle Bewkltigungsstrategien. Die objektiven Bedin-gungen der Lehrerarbeit sind gegenwwrtig schwergenug. Eine unzweckmwßige Organisation der eigenenArbeit, ein stwndiges Sich-Selbst-zberfordern oderzberempfindlichkeit und Hilflosigkeit bei Konfliktenk|nnen dazu fvhren, dass sie unertrwglich werden.

Mit diesem Buch m|chten wir Anregungen geben,wie Lehrerinnen und Lehrer vbermwßigen Belastungenvorbeugen k|nnen, bzw. was sie tun k|nnen, um un-vermeidbare Belastungen besser ertragen zu k|nnen. Esgeht um die Herausbildung von zweckmwßigen Bewwl-tigungsstrategien, mit dem Ziel, beruflich wirksam zubleiben und ein Maximum an Lebensqualitwt zu erhal-ten bzw. zurvckzugewinnen.

Jede Lehrerin, jeder Lehrer erlebt die Belastungen,die mit Lehrerarbeit einhergehen, anders. Was den ei-nen verunsichert, mag der andere als eine willkommeneHerausforderung erleben; wo eine Lehrkraft sich imChaos einer unzweckmwßigen Arbeitsorganisation ver-liert, mag die andere sich durch einen vberh|hten Per-fektionsanspruch zermvrben. Wir werden in einigenKapiteln dieses Buches zeigen, warum dies so ist. In ers-ter Linie wollen wir jedoch zeigen, was Lehrerinnenund Lehrer tun k|nnen, um sich bei allen Belastungenein H|chstmaß an Wirksamkeit, Gesundheit und Le-bensfreude zu erhalten. Wir haben das Buch als einBaukastensystem konzipiert in der Hoffnung, dass jederLeser, jede Leserin L|sungsanswtze fvr die eigenen Pro-bleme findet. Fvr jeden Leser werden die einzelnen Ka-pitel unterschiedlich relevant sein. Wer gut organisiertist, wird sich durch ein Kapitel »Arbeitsorganisation«eher bestwtigt als angeregt fvhlen, ebenso Kolleginnen

und Kollegen, denen es bisher schon gelungen ist, einbalanciertes Verhwltnis von beruflichem Anspruch, Ar-beit und notwendiger Regeneration herzustellen. Beianderen Kapiteln wird es sich whnlich verhalten. AlleBausteine sind praxiserprobt.

Das Buch enthwlt auch Vorschlwge, wie Lehrerinnenund Lehrer die Arbeitsbedingungen an ihrer Schule soverwndern k|nnen, dass die Arbeit leichter und erfreuli-cher wird. Nicht alle Probleme sind individuell zu l|-sen. Derartige Bestrebungen gewinnen besondere Ak-tualitwt vor dem Hintergrund des Arbeitsschutzgesetzesvon 1996: Orientierte sich der Arbeitsschutz frvher fastausschließlich an Schwdigungen und Gefwhrdungenphysikalischer, chemischer und biologischer Art, sozielt die normative Orientierung in den neuen Arbeits-schutzregelungen nunmehr auf Gesundheit und Ge-sundheitsf|rderung sowie Vereinbarkeit von pers|nli-cher Disponibilitwt mit den Arbeitsanforderungen. InKapitel 6 z.B. ist ausgefvhrt, was Kollegien von sich ausunternehmen k|nnen und wozu der Arbeitgeber ver-pflichtet ist.

Bei der Erstellung des Buchmanuskripts haben sichmehrere Autoren zusammengefunden und ihren Sach-verstand eingebracht. Kornelia Kirschner-Liss, RudolfKretschmann, Ingrid Lange-Schmidt, Elke Rabens, Jvr-gen Thal und Margret Zitzner fvhren als Team im drit-ten Jahr in Bremen unter der Leitung des Herausgebersein Projekt »Mehr Freude am Beruf – Stressabbau undStressprwvention fvr Lehrerinnen und Lehrer« durch.Als Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter bzw. Lehrbeauftragtedes Bremischen Landesinstituts fvr Schulpraxis sind sieFachleute fvr Supervision, Gesundheit in der Schuleoder fvr Kommunikation. Im Rahmen des Projektsfvhren sie Trainingsseminare mit Lehrerinnen und Leh-rern durch, in denen die in dem Buch behandeltenThemen und Probleme bearbeitet werden. Die Angebo-te gehen auf eine z.T. fast zehnjwhrige Entwicklungsar-beit zurvck. Ergwnzt werden die Erfahrungen aus demProjekt durch Beitrwge von Reinhold Miller, der in sei-nen Fortbildungsveranstaltungen und Publikationenimmer wieder die Rolle, das Handeln und die Gefvhlevon Lehrkrwften im schulischen Arbeitskontext proble-matisiert.

Bremen, im Juli 2000 Rudolf Kretschmann

Vorwort 7

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Rudolf Kretschmann

1. Stress – was bedeutet das fpr Sie?

Sie haben dieses Trainingsmanual nicht ohne Grundgekauft. Vielleicht fvhlen Sie sich gestresst. Vielleichtwar es auch nur Neugier. Wie auch immer, nun, da Siedas Buch vor sich haben, k|nnen Sie die Gelegenheitnutzen, sich zu befragen, was Stress fvr Sie bedeutet.Fvhlen Sie sich gestresst? Gelegentlich, manchmal, oft,leichter oder schwerer?

ΠMaterial: M1, S. 118

Sollten Sie bei Ihrer Suche nicht fvndig geworden sein,k|nnen Sie sich die auf der folgenden Seite aufgefvhr-ten Stressursachen vergegenwwrtigen. Es handelt sichum Antworten von Lehrerinnen und Lehrern auf diehier formulierten Fragen. Bitte umkreisen Sie, was aufSie zutreffen k|nnte.

Stress – was bedeutet das ftr Sie? 9

Ein paar Fragen zum Nachdenken

Was stresst mich

P an meinem Arbeitsplatz?

P in meiner huuslichen Umgebung?

P Wie belasten mich meine Unterrichtsvorbereitungen?

P Was stresst mich sonst?

und woraus schtpfe ich meine Kraft?

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P Wenn Sie sich nach einem Schulvormittag ersch|pftfvhlen, wenn die Pausen fvr Sie keine Pausen sind,wenn Sie auch nach einem Schulvormittag und nachErledigung Ihrer Vorbereitungen nicht abschaltenk|nnen, empfehlen wir Ihnen Kapitel 4:Die Belastungen eines Schultages –wieman sie ver-ringern kann undwieman sich von ihnen erholt.Dort finden Sie Vorschlwge, wie und wo Sie schon amSchulvormittag Unterbrechungen setzen k|nnen,um Krwfte zu sammeln und um einem »Aufschau-keln« von Erregungsprozessen vorzubeugen; dortfinden Sie weiterhin Anregungen, wie Sie sich nachgetaner Arbeit mental von Ihren Pflichten l|sen k|n-nen, damit Ihre Freizeit auch zur Freizeit wird.

P Wenn auch Sie sich oft zu viel vornehmen, wenn IhrPrivatleben zu kurz kommt, wenn Sie alles in Eileund Hast erledigen, wenn Sie viel Zeit vergeuden miterfolglosem Suchen nach Arbeitsmitteln und Unter-lagen, empfehlen wir Ihnen Kapitel 5:Arbeitsorganisation und Zeitmanagement.Hier finden Sie Anregungen, wie Sie beruflichePflichten und private Bedvrfnisse so ausbalancierenk|nnen, dass beides zu seinem Recht kommt. Sie

finden Vorschlwge, wie Sie mit der berufstypischenPapierflut fertig werden k|nnen und was Sie tunk|nnen, um bei der Vielfalt der Aufgaben die zber-sicht zu behalten. Sie k|nnen versuchen, Zeitwohl-stand zu erlangen – das beruhigende Gefvhl, dassSie mit Ihrer Zeit auskommen und dass Sie dieselbesinnvoll nutzen.

P Wenn Sie sich mehr Kooperation im Kollegiumwvnschen, wenn Sie wissen wollen, wie Kommuni-kationsprobleme und Spannungen im Kollegiumreduziert werden k|nnen, empfehlen wir Ihnen Ka-pitel 6:Stress reduzierende Maßnahmen in der Schule.Hier ist beschrieben, wie Kollegien oder Initiativ-gruppen im Kollegium sich gemeinsam auf den Wegmachen k|nnen, um Verbesserungen und Entlas-tungen am Arbeitsplatz herbeizufvhren.

P Wenn Unruhe, Lwrm und Hektik im Unterricht fvrSie ein Problem sind, wenn Sie sich oft motiviertereSchvler wvnschten oder wenn Sie hwufig das Gefvhlhaben, gegen die Klassen »anzukwmpfen«, dann fin-den Sie evtl. hilfreiche Hinweise in Kapitel 7:Stressprkvention im Unterricht.

10 Stressmanagement ftr Lehrerinnen und Lehrer

Unruhe, Lärm in der Klasse

Man halst sich zu viel auf

Privatleben kommt zu kurz

Häufige und erfolgloseSuche nach Unterlagen,

Arbeitsmitteln etc.

Mangelnde Anerkennungder zu leistenden Arbeit

Isolation, mangelndeKooperation

Alles in Eile und Hast erledigen

Terminhäufungen

Ärger mit Kollegen

Das Gefühl, nie richtigfertig zu werden

Eigener Perfektionsanspruch

Pausen sind keine Pausen

Ständige Anspannung,fehlende Erholung

Fühle mich nach einemSchulvormittag total erschöpft

Ich denke schon am Wochenendemit Beklemmungen an die

nächste Schulwoche

Mangelnde Mitarbeitvon Schülern

Innovationen nichtumsetzen können

Nicht abschalten können

ΠMaterial: M2, S. 119

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Mit zbungen zur inneren Sammlung und mit Un-terrichtsformen, welche den biologischen und denpsychischen Bedvrfnissen der Lernenden entgegen-kommen, k|nnen Sie Lwrm Unruhe und Hektik inder Klasse vorbeugen und die Lernbereitschaft derSchvler steigern. Allerdings sind nicht alle Stressur-sachen am Arbeitsplatz Schule im Alleingang zu be-wwltigen.

P Wenn es Ihnen Beklemmungen bereitet, Ihren Ar-beitstag zu beginnen, wenn Sie schon am Tag zuvormit Unbehagen an den nwchsten Arbeitstag denken,empfehlen wir Ihnen Kapitel 8:Mentale Unterrichtsvorbereitung.Hier erhalten Sie Anregungen, einen Schultag gelas-sen zu beginnen.

P Typisch fvr den Lehrerberuf ist das »Gefvhl, niefertig zu werden«, der Zustand, dass immer nocheine unerledigte Aufgabe wartet, oder vberhaupt,dass man alles gar nicht richtig kann. Wenn dies ei-nes Ihrer Probleme ist, empfehlen wir Ihnen Kapi-tel 9:Stressprkvention durch professionelles Selbstver-stkndnis.Sie finden dort Informationen, warum Lehrerinnenund Lehrer permanent ein schlechtes Gewissen ha-ben sollen, wer aus welchen Grvnden daran interes-siert ist, dass Lehrkrwfte so empfinden, was das fvrFolgen hat – und was Sie tun k|nnen, um mit denberuflichen Anforderungen und Ansprvchen selbst-bewusst umgehen zu k|nnen – nach innen undnach außen.

P Die mangelnde Anerkennung der eigenen berufli-chen Twtigkeit macht vielen Lehrerinnen und Leh-rern zu schaffen. Manche sind sich der geleisteten Ar-beit und der Belastungen selbst nicht bewusst. In Ka-pitel 3,Belastungen und Belastungsfolgen im Lehrerberuf,erhalten Sie Informationen vber Art und Umfangder berufstypischen Arbeitsbelastungen von Lehr-krwften. Vielleicht hilft Ihnen die Lektvre, um Ihr ei-genes Selbstwertgefvhl zu steigern. Wir erleben hwu-

fig, dass Teilnehmer an unseren Seminaren sichKopien aus diesen Kapiteln erbitten, um Partner,Freunde oder Bekannte von den Belastungen ihresBerufs zu vberzeugen.

P Stress ist hwufig die Folge der Erholung, die man sichnicht g|nnt. In Kapitel 10,Stressabbau durch Lebensfreude,befassen wir uns mit den sch|nen Dingen des Le-bens und geben Hinweise, wie man sie pflegen kannund warum man sie pflegen sollte.

P In Kapitel 11,Das Problem mit den guten Vorsktzen,erfahren Sie, was Sie tun k|nnen, um die Anregun-gen, die Sie in den vorangegangenen Kapiteln erhal-ten haben, in reale und entlastende Verwnderungenummvnzen zu k|nnen.

Das vorliegende Lese- und Arbeitsbuch muss nicht wieein Roman von vorne bis hinten, Seite fvr Seite gelesenwerden. Es sieht die unterschiedlichsten Zugangsm|g-lichkeiten vor. Wenn Sie schnelle Hilfe wvnschen fvrein Problem, dann k|nnen Sie zielstrebig das entspre-chende Kapitel ansteuern, sich die L|sungsvorschlwgevornehmen und versuchen umzusetzen, was Sie fvrsich fvr brauchbar halten. Allerdings sind wir auchimmer darum bemvht zu begrvnden, warum wir zudiesen oder jenen Einschwtzungen und Empfehlungengelangen. Die Vorschlwge m|gen fvr Sie vberzeugenderund leichter umzusetzen sein, wenn Sie sich – sei esvor oder sei es nach der Sichtung der praktischen Vor-schlwge – auch die Begrvndungen ansehen, z.B. dasKapitel 3, Stress – was ist das?, denn nicht jede Belas-tung ist schwdlich und jeder hat einen anderen»Stress«.

Wir sprechen in dem Buch von Lehrerinnen und Leh-rern, Schvlerinnen und Schvlern, Kolleginnen undKollegen. Um das Buch leicht lesbar zu gestalten, ver-wenden wir hin und wieder auch nur eine der beidenFormen.

Stress – was bedeutet das ftr Sie? 11

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