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Attraktive Jobs Studie Was Fachkräfte sich von Arbeitgebern wünschen

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Attraktive Jobs StudieWas Fachkräfte sich von Arbeitgebern wünschen

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Attraktive Jobs: Was Fachkräfte sich von Arbeitgebern wünschen

Vorwort

„Ich wünschte, mein Arbeitgeber würde offen mit mir sprechen.” Diese Aussage eines Studienteil-nehmers bringt das Thema gut auf den Punkt. In der heutigen Arbeitswelt fehlt es häufig an Kommunikation und Transparenz. Und dieser Missstand macht sich nicht erst in der alltäglichen Arbeit bemerkbar, sondern oftmals schon im Recruiting-Prozess. Ansätze der bisherigen, vor allem anhand akademischer Zielgruppen entwickelten, Employer Branding-Strategien eignen sich kaum für die Ansprache von Fachkräften. Wo Akademiker im Beruf tendenziell mehr Wert auf Karrierechancen und ein hohes Gehalt legen, geht es Fachkräften mit Berufsausbildung viel häufiger um Sicherheit und ein gutes Arbeitsklima. Und nicht nur zwischen akademischen und nicht-akademischen Berufen driften die Vorstellungen vielfach auseinander, auch innerhalb der Branchen gibt es besondere Bedürfnisse und Wünsche.

Um die Kommunikation aber von Beginn an auf die Vorstellungen von potenziellen Bewerbern zuschneiden zu können, brauchen Unternehmen Antworten auf eine Reihe von Fragen:

• Wann sind Unternehmen für Bewerber attraktiv?

• Wann wird ein Job von Fachkräften als gut, wann als sehr gut bewertet?

• Was sind die Besonderheiten von Fachkräften in meiner Branche, worauf legen sie Wert?

• Wie kann der Recruiting-Prozess optimiert werden?

Die Studie liefert vertiefende Einblicke und gibt wichtige Handlungsempfehlungen für alle, die auf der Suche nach Fachkräften mit Berufsausbildung sind und diese an das Unternehmen binden möchten.

Über diese Studie

Im Januar 2018 hat meinestadt.de die Studie „Attraktive Jobs: Was Fachkräfte sich von Arbeitgebern wünschen“ durchgeführt. Das Marktforschungsinstitut respondi hat 2.078 Fachkräfte mit Berufsausbildung unter anderem dazu befragt, was ihnen Sicherheit im Job vermittelt und wann Arbeit als sinn-stiftend empfunden wird. Die Studie ist die Fortführung der Employer Branding Studie 2017, die als erste wissenschaftliche Studie für die Zielgruppe der nicht-akademischen Fach-kräfte gilt. Die meisten Befragten stammen aus den Branchen Logistik, Handel und Gesund-heitswesen.

Der Lehrstuhl von Prof. Dr. Matthias Baum von der Technischen Universität Kaiserslautern hat die Ergebnisse der Umfrage wissenschaftlich ausgewertet. Die Forschungsschwerpunkte von Prof. Dr. Baum liegen im Personalmanagement und Entrepreneurship.

In Zusammenarbeit mitProf. Dr. Matthias Baum

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Ausschlaggebende Faktoren im Beruf

Die wichtigsten Faktoren bei der Wahl eines ArbeitsplatzesAnteil der Befragten, die folgende Aspekte als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ für den Beruf angeben.

49,6 %Gutes Arbeitsklima

56,5 %Sicherer Arbeitsplatz

17,6 %Überdurchschnittliches

Gehalt

26,5 %Job in der Nähe

vom Wohnort

Für die Studie haben wir nicht-akademische Fachkräfte danach gefragt, was ihnen im Beruf wichtig ist. Dabei wurden sie gebeten, verschiedene Kriterien in eine Reihenfolge – beginnend mit dem wichtigsten Faktor – einzuordnen. Hier be-stätigt sich zunächst noch einmal die Erkenntnis aus der Pilotstudie des Vorjahres: Fachkräfte mit Berufsausbildung priorisieren „Sicherheits­faktoren“ besonders hoch. So stufen die Teilnehmer einen sicheren Arbeitsplatz und ein gutes Unter-nehmensklima mit Abstand am wichtigsten ein. Ein überdurchschnittliches Gehalt und Aufstiegs-chancen im Unternehmen rangieren hingegen auf den letzten Plätzen der Skala.

3,4 %Aufstiegschancen im

Unternehmen

21,3 %Keine gesundheitlichen

Einschränkungen

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Einfluss des Arbeitsklimas

Wie verändern sich die Faktoren aber, wenn ein gutes oder schlechtes Arbeitsklima vorausgesetzt wird? Gibt man diese Variablen vor, lassen sich noch einmal präzisere Aussagen über die für Fachkräfte relevanten Berufs-Aspekte treffen. So wird erst darüber deutlich, dass die Höhe des Gehaltes für Fachkräfte mit Berufsausbildung interessanterweise nur dann eine ausschlag-gebende Rolle spielt, wenn von einem schlechten Arbeitsklima ausgegangen wird – nach dem Motto „dann wenigstens eine ordentliche Vergütung“ zur Kompensierung. Die Relevanz einer hohen Vergütung steigt unter einem schlecht wahr­genommenen Arbeitsklima um das Dreifache an und verdrängt sogar den sicheren Arbeitsplatz vom ersten Platz. Und auch die Relevanz der Aufstiegschancen steigt unter diesen Vorausset-zungen im Ranking signifikant an. Das ist für Arbeitgeber insofern von Interesse, als dass ein

negativ empfundenes Unternehmens- und Arbeits-klima mit großer Wahrscheinlichkeit Gehaltsfor-derungen und Karriereoptionen deutlich wichtiger werden lässt.

Wird hingegen von vornherein von einem guten Betriebsklima ausgegangen, steigen nochmal mehr die Sicherheitsbedürfnisse. Die Bedeutung von Standort und Wohlbefinden im Job nimmt zu.

Viele Studien belegen, dass Akademiker andere Prioritäten im Beruf setzen: Die Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, sowohl finanziell als auch im Hinblick auf die eigene Karriere, spielen eine größere Rolle. Noch zu häufig wird im Recruiting- Prozess nicht zwischen den Bedürfnissen beider Zielgruppen unterschieden. Eine anders artige Adressierung von Akademikern und Nicht-Akademi-kern ist vor diesem Hintergrund aber entscheidend.

Das Gehalt wird drei Mal wichtiger, wenn das Arbeitsklima schlecht ist

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Sicherheit des Arbeitsplatzes

Mit 83,1 Prozent stuft ein auffällig großer Teil der Befragten ihren aktuellen Job bereits als sicher ein. 79,4 Prozent der Zustimmenden geben als Grund für dieses Sicherheitsgefühl ihren unbe­fristeten Job an. Annähernd jeder Zweite gibt

außerdem an, dass der aktuelle Erfolg des Unternehmens Sicherheit vermittelt. Das Gefühl, einen unsicheren Arbeitsplatz zu haben, spiegelt in etwa die Positiv-Wertungen wider: eine Befristung des Jobs ist der häufigste Grund, weshalb Befragte

ihren Job als unsicher emp finden, gefolgt vom fehlenden Vertrauen ins Unternehmen. An dritter Stelle rangiert die Aussage „Ich verdiene nicht genug Geld, um meinen Lebens unterhalt zu sichern“.

83,1 %stufen ihren

Job als sicher ein

„Warum haben Sie aktuell das Gefühl, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben?“ – Top 3

(Mehrfachnennungen möglich)

„Haben Sie aktuell das Gefühl, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben?“

79,4 %Mein Job ist unbefristet.

46,6 %Das Unter­nehmen ist erfolgreich.

25,8 %Zukunfts­trächtige Branche

16,9 %stufen ihren

Job als unsicher ein

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Sicherheit im Branchenvergleich

Schaut man sich die Auswertungen nach Branchen-zugehörigkeit an, ergibt sich mit Blick auf die relevanten Sicherheitsfaktoren ein noch wesentlich klareres Bild: So gibt jede zweite Fachkraft aus dem Pflegebereich an, dass es ihr Sicherheit gibt, in einer zukunftsträchtigen Branche zu arbeiten. Für die Befragten aus den Branchen Logistik und Einzelhandel spielt dieser Faktor für das Sicher-heitsgefühl eine untergeordnete Rolle. Für Fach­kräfte aus diesen beiden Branchen vermittelt hingegen der Unternehmenserfolg mehr Sicherheit und der unbefristete Job ist höher gerankt als bei Befragten aus dem Pflegebereich. Vor dem

Hintergrund des demografischen Wandels und des höher werdenden Pflegebedarfs ist es wenig ver-wunderlich, dass neun von zehn Befragten aus dem Pflegesektor angeben, einen sicheren Job zu haben. Dafür ist in diesem Bereich die Befristung von Arbeits plätzen ein größeres Problem und vermittelt – falls vorhanden – am meisten Unsicherheit.

Außerdem wird im Branchenvergleich deutlich, dass für die befragten Studienteilnehmer aus dem Logistikbereich der Faktor „Existenzängste“ in der Vermittlung von Sicherheit weniger relevant ist als in den anderen beiden Branchen. Dafür

ist der Unternehmenserfolg als Garant für Sicherheit in diesen Berufsfeldern im Vergleich am höchsten bewertet.

Wollen HR-Verantwortliche gezielt auf die Bedürf-nisse von Bewerbern eingehen, geben diese Ein-blicke wichtige Hinweise auf mögliche Argumente. Stellenausschreibungen etwa sollten diese Sicher-heitsfaktoren beinhalten und zudem die unter-nehmensspezifischen Vorzüge klar transportieren. Auch in Bewerbungsgesprächen kann der Bezug auf relevante Aspekte bereits ein erstes wichtiges „Sicherheitsgefühl“ im Gespräch vermitteln.

Jeder zweiten Pflegekraft gibt es Sicherheit, in einer zukunftsträchtigen Branche zu arbeiten.

Bei der Logistik und dem Handel ist es nur jeder Fünfte.

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Sicherheitsfaktoren

69 % unbefristeter Job

61,5 %pünktliches Gehalt

39,3 %ein gesundes und stabiles

Unternehmen

„Welche Kriterien vermitteln Ihnen allgemein Sicherheit im Job?“ – Top 3

(Mehrfachnennungen möglich)

Werden alle Studienteilnehmer branchenüber-greifend nach grundsätzlichen Kriterien für einen sicheren Arbeitsplatz gefragt, liegen auf den Spitzenplätzen: ein unbefristeter Job (69 Prozent), die pünktliche Gehaltszahlung (61,5 Prozent) und der Unternehmenserfolg (39,3 Prozent). Auch hier spielen die Themen Stabilität und Zuverlässigkeit also eine bedeutende Rolle. Je kleiner das Unter-nehmen, desto wichtiger wird außerdem eine offene Kommunikation, um Sicherheit zu transportieren. Das könnte damit zusammenhängen, dass Mitarbei-ter in kleinen Unternehmen vielleicht eher mit einer besseren und unmittelbareren Kommunikation rechnen als in großen Unternehmen. In großen Unternehmen wird hingegen vermutlich eher damit gerechnet, dass die Informationsweitergabe über verschiedene Ebenen hinweg schwieriger ist.

Ist es für Akademiker meist selbstverständlich, ihr Gehalt pünktlich ausgezahlt zu bekommen, beklagen Nicht­Akademiker in einzelnen Branchen häufig Unregelmäßigkeiten bei der Auszahlung der Vergütung. Auch dieses Bedürfnis können Unternehmen gezielt in Stellenausschreibungen adressieren, um sich Vorteile im Wettbewerb um Fachkräfte zu verschaffen.

Auffällig ist, dass ein starker Betriebsrat für gerade mal 5,3 Prozent aller Befragten Sicherheit sugge-riert. Zwar nimmt das Gremium mit steigender Mitarbeiterzahl eine wichtigere Rolle ein, dennoch ist es als Instanz für Arbeitnehmeranliegen gegen-über den anderen Faktoren weit abgeschlagen. Dies wirft die Frage auf, ob Betriebsräte heute gar nicht mehr als so stark wahrgenommen werden. Es scheint als spielen sie nur in bestimmten Branchen eine größere Rolle. Während Fachkräfte aus der Logistikbranche die Wichtigkeit immerhin mit 8 Prozent einstufen, ist das Gremium für Fachkräfte aus dem Pflegebereich mit 6,4 Prozent und für Fachkräfte aus dem Einzelhandel mit nur 3 Prozent eher irrelevant bei der Vermittlung von Sicherheit.

Vergleicht man die Antworten der Befragten im Hinblick auf die Größe der Unternehmen, in denen die Befragten tätig sind, wird noch ein weiterer Aspekt deutlich: Studienteilnehmer, die in Unter-nehmen mit großer Mitarbeiteranzahl tätig sind, setzen neben den genannten Top 3-Kriterien in Sachen Sicherheit auch auf Tarifverträge. Mitarbei-ter aus kleineren Unternehmen verbinden hingegen den gesunden und stabilen Zustand des Unter-nehmens mit einem großen Sicherheitsfaktor.

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Unternehmenstyp und Sicherheit

Auf die Frage hin, welcher Unternehmenstyp gefühlt am meisten Sicherheit vermittelt, schneidet der deutsche Mittelstand mit einem deutlichen Vertrau-ensvorschuss (35,2 Prozent) ab. Dahinter folgen Großunternehmen mit rund 21,4 Prozent. Kleine Familienbetriebe hingegen genießen mit gerade mal 10,3 Prozent verhältnismäßig wenig Vertrauen unter den Befragten und vermitteln entsprechend wenig Sicherheit. Umso wichtiger, dass gerade familien-geführte Kleinbetriebe in ihrer Arbeitgeberkommuni-kation auf die von Fachkräften genannten Sicher-heitsfaktoren achten und diese klar kommunizieren.

Auf globale Konzerne setzt gerade mal jeder Zehnte in puncto Sicherheit. Das Image der international agierenden Konzerne scheint gelitten zu haben oder noch nie besonders sicherheitsstiftend gewesen zu sein. Gerade Fachkräften aus dem Pflegebereich

vermittelt dieser Unternehmenstyp so gut wie gar keine Sicherheit. Und auch Großunternehmen schneiden in der Zielgruppe weitaus schlechter ab als bei den Befragten aus der Logistik- und Einzelhandels-Branche.

Start-Ups fallen insgesamt mit weniger als 0,4 Prozent weit hinten ab. Da Fachkräfte mit Berufsausbildung wenig bis gar keine Berührungs-punkte mit Start-Ups haben, ist diese Einordnung jedoch wenig verwunderlich.

„Welcher Unternehmenstyp vermittelt Ihnen am meisten Sicherheit?“ – Top 3

Großunternehmen

MittelständischesUnternehmen

kleiner Familienbetrieb

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Faktoren der gefühlten Sicherheit

mehr und bessere Kommunikation

mehr Offenheit und Transparenz

ehrliche Gespräche

mehr auf die Mitarbeiter eingehen

mehr Anerkennung

stärkerer Zusammenhalt

„Wenn Sie Ihrem Arbeitgeber einen Vorschlag machen könnten, damit Sie stärker das Gefühl bekommen, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben. Welcher wäre das?“

Zusätzlich wurden die befragten Fachkräfte um Vorschläge gebeten, die sie ihrem Arbeitgeber machen würden, damit sie stärker das Gefühl bekommen, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben. Neben dem Thema Stabilität mittels unbefristeter Verträge dominieren dabei vor allem Themen rund um die Kommunikation, Wertschätzung und Offen-heit im Unternehmen. Fachkräfte mit Berufsaus-bildung fühlen sich durch einen transparenten und

kontinuierlichen Dialog sicherer. Ehrlichkeit und Offenheit stellen die Garanten für ein Gefühl von Sicherheit dar.

Sowohl im Recruiting als auch im Berufsleben wird hierauf oftmals noch zu wenig Rücksicht genom-men. Von Beginn an ehrlich die Vorzüge, aber auch Herausforderungen zu kommunizieren, kann den entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringen.

Außerdem sollten Arbeitgeber auf eine offene und kontinuierliche, interne Kommunikation setzen. Dabei sind insbesondere die Führungskräfte in der Verantwortung. Eine gelungene interne Kommu-nikation zahlt wiederum wesentlich auf das Arbeits-klima ein.

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Kontinuität der Berufsbilder

9,5 %können es nicht sagen

5,1 %stimmen nicht zu

In der Studie wurden die Teilnehmer gefragt, ob die Tätig-keit, die sie aktuell ausüben, auch in 10 Jahren noch benötigt wird. Das bejaht eine überraschende Mehrheit mit 85,4 Prozent. Überraschend deshalb, weil Thesen zur Arbeitsmarktentwicklung im Zuge der Digitalisierung etwas anderes prognostizieren. Das „Ende der Arbeit“ wird immer wieder propagiert und mit Schlagwörtern wie „Industrie 4.0“ und „Revolution der künstlichen Intelligenz“ in Verbin-dung gebracht. Demgegenüber stehen Prognosen, die eine Zunahme an Jobs im Zuge der Digitalisierung prokla-mieren. Neue Ausbildungsberufe, wie die Ausbildung zum E-Commerce-Kaufmann, bestätigen diese Annahme in Teilen. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Fakt ist, dass sich Berufsprofile aufgrund von Automa ti-sierungsprozessen verändern werden. Nichtsdestotrotz ist der Mensch weiterhin oftmals wirtschaftlicher, flexibler und schlichtweg besser als eine Maschine. Der Job des Kassierers existiert beispielsweise trotz anderer techni-scher Möglichkeiten weiterhin. Und auch der Einsatz von „Pflegerobotern“ ist nur schwer vorstellbar. So sind sich auch gerade Fachkräfte aus dem Pflegebereich mit fast 99 Prozent unter allen Branchen am sichersten, dass ihr Berufsbild auch langfristig noch gebraucht wird.

„Wird Ihr Job auch noch in 10 Jahren benötigt?“

85,4 %stimmen zu

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Der erste Eindruck zählt …

… das gilt auch für Stellenanzeigen! Nur 8,1 Prozent der Befragten finden aktuelle und für sie relevante Stellenausschreibungen sehr überzeugend. Bemängelt werden zu wenig Trans­parenz und eine oftmals fehlende Authentizität aufgrund generischer Textbausteine, die wie Floskeln daherkommen. Bewerber wollen „keine falschen Versprechungen“ und „abgedroschene Phrasen“. So fühlt sich nur jeder Vierte von der Aussage „Freuen Sie sich auf eine spannende, vielseitige und verantwortungsvolle Tätigkeit“ voll und ganz angesprochen. Formulierungen, die das Sicherheitsbedürfnis adressieren, kommen hingegen gut an. Jeder Zweite findet die Botschaft „Wir bieten Ihnen eine langfristige Beschäftigung mit unbefristetem Arbeitsvertrag“ voll und ganz ansprechend.

Fachkräfte aus der Logistikbranche finden zudem den

Verweis auf geregelte Arbeitszeiten und Überstunden-

ausgleich wichtig. Studienteilnehmer aus dem

Pflegesektor fühlen sich hingegen besonders von der

Aussage „Bei uns können Sie ihre fachlichen und

persönlichen Stärken einbringen und entwickeln“

angesprochen. Pflegekräfte lesen in den Stellenan­

zeigen außerdem gerne Hinweise zu Arbeitszeit­

modellen und möglichen Sonderzahlungen. Auch

Fachkräfte aus dem Einzelhandel fühlen sich von

diesen Informationen im hohen Maße angesprochen.

Dass der für Fachkräfte häufig irrelevante Karriere-

begriff vielerorts überstrapaziert wird, zeigt sich

deutlich daran, dass das Versprechen „Jetzt ist die

Karriere dran!“ unter den vorgegebenen 13 Sätzen

aus Stellenausschreibungen am schlechtesten in der

Studie abschneidet. In jeder Branche wird diese

Aussage ganz nach unten gerankt. Den niedrigsten

Wert vergeben dabei Fachkräfte aus der Pflege-

branche. Das ist insofern umso erstaunlicher, als

dass die Botschaft aus einer Stellenausschreibung

für einen Pflegeberuf stammt.

Nur 8,1 % finden aktuelle

Stellenausschreibungen sehr überzeugend

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Der erste Eindruck zählt …

Es wird deutlich, dass in der Spezifizierung und Optimierung von Stellenanzeigen große Potenziale liegen. Ehrliche Vorzüge zu kommunizieren ist ein

klarer Wettbewerbsvorteil. Bewerber wünschen sich handfeste Versprechungen und finden es gut,

„wenn Unternehmen bei der Stellenausschreibung mal was Neues wagen“.

Überzeugende Sätze in Stellenanzeigen Weniger überzeugende Sätze in Stellenanzeigen

„Wir bieten Ihnen eine langfristige

Beschäftigung mit unbefristetem

Arbeitsvertrag.“

„Jetzt ist die Karriere dran!“

„Wir bieten ein übertarifliches Gehalt, Urlaubsgeld und eine

Jahressonderzahlung.“

„Zur Unterstützung unseres hochmotivierten Teams suchen wir zum nächstmöglichen Zeit­

punkt eine/n engagierte/n…“

„Unseren Mitarbeitern bieten wir familienfreundliche

Arbeitszeitmodelle in Voll­ und Teilzeit.“

„Auf Sie warten interessante Aufgaben und spannende

Herausforderungen.“

+ ­

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Treiber für ein gutes Arbeitsklima

Aspekte rund um die Unternehmenskultur und das Arbeitsklima nehmen für Fachkräfte mit Berufsausbildung eine maßgebliche Rolle ein. 22,7 Prozent der Befragten bewerten das Klima in ihrem Team aktuell als sehr gut, 41,2 Prozent als gut. Vor allem ausschlaggebend für eine sehr gute bis gute Bewertung des Arbeitsklimas ist das Gefühl, Teil eines Teams zu sein. Auch wichtig eingestuft für das positive Klima im Team werden die Verlässlichkeit der Kollegen und der freund-liche Umgang miteinander.

Sich als Teil des Teams zu fühlen, ist gerade Fachkräften aus dem Pflegebereich in puncto Arbeitsklima wichtig. Für die Befragten aus der Logistikbranche ist hingegen die Verlässlichkeit unter den Kollegen am ausschlaggebendsten. Dieser Aspekt wird von Fachkräften aus dem Einzelhandel weniger hoch gerankt – bei ihnen nimmt die Anerkennung durch den Chef eine wichtigere Stellung in der Bewertung eines guten Arbeitsklimas ein. Die unterschiedlichen Aus-prägungen zeigen, dass Arbeitgeber hier nach-bohren sollten und eine solide Innensicht der Zielgruppe erheben müssen.

Top 3 für gutes Arbeitsklima (Mehrfachnennungen möglich)

57,3 % Ich fühle mich als

Teil des Teams 44,1%Ich kann mich auf meine

Kollegen verlassen

42,0 %Freundlicher Umgang

miteinander

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Treiber für schlechtes Arbeitsklima

Wird das Arbeitsklima im Team insgesamt als schlecht eingestuft, liegt es bei jedem Zweiten aller Befragten an der fehlenden Wertschätzung für die eigene Arbeit – und die transportiert meistens der Chef. Dicht dahinter folgt das fehlende Ver-trauen zur Führungskraft und nicht vorhandenes Lob für die Arbeit. Das offenbart eine allgemeine Führungsschwäche. Interessanterweise gehören Führungskräfte offensichtlich nicht zu den Haupt-treibern einer guten Atmosphäre – das sind eher Kollegen – aber sie stellen einen wichtigen Hygienefaktor dar.

Fragt man die Studienteilnehmer nach grund­sätzlichen Faktoren für ein gutes Arbeitsklima, rangieren die Aspekte Zusammenhalt der Kollegen und gegenseitiger Respekt mit Abstand auf den ersten beiden Plätzen. Fachkräfte mit Berufsaus-bildung sind demnach klare Teamplayer und keine Einzelkämpfer. Team-Skills zu fördern und als jeweilige Führungskraft auf ein harmonisches und respektvolles Miteinander auf Augenhöhe im Team hinzuwirken, sind somit entscheidende Motivatoren.

Erstaunlicherweise ist für ein Drittel der Befragten eine freundliche Begrüßung und Verabschiedung ausschlaggebend für ein gutes Arbeitsklima. Das mag im ersten Moment recht simpel klingeln.

Aber wenn man einmal muffelige Kollegen hatte, weiß man, dass ein regelmäßiges, freundliches „Hallo“ und „Tschüss“ viel zu einem positiven Klima beitragen können.

Top 3 für schlechtes ArbeitsklimaEin schlechtes Arbeitsklima wird hauptsächlich mit der Führungskraft in Verbindung gebracht.

(Mehrfachnennungen möglich)

50,3 % Es gibt keine Wert­schätzung für mich und meine Arbeit

44,6 %Ich habe kein

Vertrauen zu meinem Chef

37,4 %Kein Lob/Anerkennung

durch meinen Chef

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Wohlbefinden und Gesundheit im Job

Neben der guten Einschätzung des Arbeitsklimas sind auch die Angaben zum Wohlbefinden im Job unter den befragten Fachkräften insgesamt zufriedenstellend. Der Aussage „In meinem Job kann ich mich noch lange wohlfühlen und gesund bleiben“ stimmen 21,3 Prozent ganz und gar zu, weitere 33,3 Prozent stimmen ihr zu. Die jüngeren Befragten bis 30 Jahre unterstützen dieses State-ment deutlicher als die Studienteilnehmer über 40.

Als Hauptgrund dafür wird der große Spaß an der Arbeit genannt. Über die Hälfte der Befragten, die der Aussage zustimmen, geben den Spaßfaktor an. Auch gute Vorgesetzte, die einen offenen und ehrlichen Umgang pflegen, sind für die Befragten ein Garant für das Wohlbefinden im beruflichen Kontext. Zudem entscheiden geregelte Arbeitszeit­modelle ohne Überstunden sowie eine allgemein gute Stimmung in der Abteilung über das Wohlbe­finden. Bei denjenigen, die angeben, sich aktuell und auf lange Sicht nicht so wohl in ihrem Job zu fühlen, liegt dieser Eindruck vor allem am wahr-genommenen großen Termindruck und fehlenden Maßnahmen zur Gesundheitsförderung.

Top 3 Gründe für das aktuelle Wohlbefinden im Job (Mehrfachnennungen möglich)

57,4 % Die Arbeit macht mir großen Spaß 47,0 %

Gute Stimmung in der Abteilung

42,9 %Ich muss in der Regel keine (unbezahlten)

Überstunden machen

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Unterschiede im Branchenvergleich

Auch hier liefert der Branchenvergleich interessante Einblicke. Befragte aus der Pflegebranche stufen zwar den Spaß an der Arbeit geringer ein, bewerten die offene Kommunikation mit dem Vorgesetzten aber noch etwas besser als die anderen beiden Branchen. Überstunden sind für Pflegekräfte weniger relevant als für Logistiker und Einzel-handelskaufleute.

Fachkräfte aus dem Logistiksektor legen in puncto Wohlbefinden im aktuellen Job ein größeres Augen merk auf die Beachtung von Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit. Für fast 60 Prozent ist dieser Faktor ausschlaggebend für das Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Fühlt sich diese Berufsgruppe nicht wohl im Job, liegt es größtenteils am stark wahrgenommenen Termindruck. Befragte aus dem Einzelhandelssektor bewerten zwar den Termin-druck etwas geringer, nennen aber Überstunden und die Unzufriedenheit des Vorgesetzten als wesentli-che Faktoren für ein fehlendes Wohlbefinden.

Werden die Befragten um Vorschläge gebeten, die das allgemeine Wohlbefinden am Arbeitsplatz grundsätzlich verbessern können, wird erneut der

Wertschätzung der eigenen Arbeit eine entschei-dende Rolle zugeschrieben. Flexible Arbeitszeiten und weniger Überstunden bzw. Druck folgen im Gesamtranking. Der Wunsch nach Home-Office- Regelungen liegt interessanterweise noch hinter

den Angaben „Fitnessstudio“ und „orthopädische Büro stühle“. Das könnte aber im Wesentlichen damit zusammenhängen, dass einige Branchen, beispielsweise im Handel oder Pflegebereich, auch nur sehr bedingt Home-Office-Modelle zulassen.

Top 3 Vorschläge für das allgemeine Wohlbefinden im Job (Mehrfachnennungen möglich)

41,6 % Mehr Wertschätzung

meiner Arbeit38,4 %

Flexible Arbeitszeiten 37,8 %weniger Überstunden und

weniger Druck

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Sinn und Selbstwirksamkeit im Beruf

Für viele eine Traumvorstellung: ein Millionen- Gewinn im Lotto. Die Frage, die sich anschließt: Weiterarbeiten – ja oder nein? 55,6 Prozent der Studienteilnehmer beantworten sie mit „Ja“. Mit der Frage lässt sich auf einfache Weise feststellen, ob die Arbeit aus der Sicht nicht-akademischer Fachkräfte über den Broterwerb hinaus noch weiteren Nutzen bringt, wie etwa eine sinnstiftende Tätigkeit oder der soziale Kontakt zu anderen Menschen. Für die einen ist Arbeit Ausgleich und Ablenkung, für andere gibt sie dem Alltag Struktur, wiederum andere geben den Spaß an der Arbeit und den Kontakt zu den Kollegen als Hauptgrund für die Bejahung der Frage an. Für viele zahlt der Job eben auch wesentlich auf das Selbstwert­gefühl ein – „man wird gebraucht“.

Die Arbeit gibt Sinn sowie Selbstbewusstsein und – neben der klassischen Verdienstmöglichkeit – ein starkes Wertgefühl und eine Bedeutung im Leben.

Gerade in Berufen, in denen man etwas „schafft“ und

Ergebnisse sieht – vor allem im Handwerk – kann das

Arbeiten gewissermaßen auch mit schöpferischer Zeit

gleichgesetzt werden. Der Schreiner produziert den

Tisch, der Florist den Strauß, der Konditor die Torte.

Diese Möglichkeit fehlt in einigen akademischen

Berufen. Hier werden zwar auch Konzepte, Botschaf-

ten und Ziele geschaffen, größtenteils aber nichts

direkt Greifbares. Das wirkt sich auch wesentlich auf

die mit der Arbeit verbundene Sinnhaftigkeit aus.

Es sind also nicht nur Akademiker, die – so die

geläufige Meinung – mit ihrem Job etwas sinnstiften-

des verbinden und sich im Job selbst verwirklichen

wollen. Immerhin ein Großteil nicht-akademischer

Fachkräfte wertet den Job auch nicht nur pragmatisch

als Verdienstmöglichkeit, sondern schreibt ihm vor

allem eine Art emotionalen Nutzen zu.

Arbeit verschafft Sinn.

Arbeit stärkt das Wohlbefinden.

Mein Beruf ist meine Berufung.

Arbeit sollte nicht nur „Geld verdienen“ bedeuten.

Die Arbeit macht Spaß und ich fühle mich gebraucht und das

kann man mit Geld nicht aufwiegen.

Arbeit ist für mich wichtig, der Tag ist strukturiert, ich fühle mich nützlich.

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Sinn und Selbstwirksamkeit im Beruf

Die 45,4 Prozent, die nicht weiter arbeiten würden, bezeichnen den Wunsch nach mehr Freizeit als einen der wesentlichen Gründe gegen die Arbeit. Einige wenige assoziieren mit der Arbeit gar einen Verlust an Freiheit und geben an, frei von finan-ziellen Engpässen endlich „leben“ zu können. Arbeit wird hier eher als Pflicht wahrgenommen und mit „Anstrengung“ sowie „Plackerei“ in Verbindung gebracht.

Auch hier ist der Einbezug weiterer Merkmale erhel-lend. So möchten mehr unter 30-Jährige trotz Lotto-gewinn ihren Job weiter ausüben als Befragte im Alter zwischen 41 und 50 Jahren. Insgesamt würden mehr Frauen als Männer nach einem Lottogewinn weiterar-beiten. Und auch der Branchenvergleich zeigt, dass Personen mit Pflegeberufen am ehesten angeben, weiterarbeiten zu wollen. Aufschluss darüber, woran das liegen könnte, gibt der Blick auf einen weiteren Aspekt: die Sinnhaftigkeit im Beruf.

Arbeit dient nur zum Geld verdienen.

Arbeit ist ein notwendiges Übel.

Arbeit in der Pflege ist nun mal auch körperliche Arbeit, die auf die

Dauer nicht gesund ist.

Die Arbeit ist nur ein Mittel, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Ich sehe keine Berufung in meinem Beruf. Die Zeit, die ich hier

verbringe, könnte ich für mich – und auch für andere – sinnvoller einsetzen. Ich denke, ich würde meine Arbeit in reduziertem Umfang

fortführen, jedoch keinesfalls mehr ganztägig.

Das Leben genießen.

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Sinnstiftende Tätigkeit

Die Studienteilnehmer wurden zusätzlich befragt, was für sie eine sinnhafte Tätigkeit bedeutet – vor-ausgesetzt der Lottogewinn sichert sie finanziell ab. Sinnhaftigkeit wird dabei in erster Linie mit „etwas mit der Arbeit bewirken können“ verbunden. Fast jeder Zweite stimmt dieser Aussage zu. Dieser Aspekt ist gerade in sozialen Berufen oder Jobs mit viel Kundenkontakt relevant. Das zeigt sich auch an der auffällig hohen Zustimmung von Befragten aus dem Pflegebereich. Hier ist Arbeit mehr „als nur finanzielle Vergütung“. Es geht eben gerade darum, „anderen Menschen zu helfen“.

Teil eines Teams aus tollen Kollegen zu sein sowie besonders gute Fähigkeiten im Beruf einbringen zu können, verleihen der Arbeit außerdem für einen Großteil der Befragten Sinn. Fachkräfte aus dem Logistikbereich gewichten vor allem die ihrer Arbeit entgegengebrachte Wertschätzung in diesem Zusammenhang hoch. Da „Karriere“ und „über­durchschnittliche Gehaltsperspektiven“ für nicht­akademische Fachkräfte branchenübergrei­fend weitaus weniger relevant sind als für Akade­miker, nimmt das Thema Selbstwirksamkeit insgesamt umso mehr Bedeutung ein.

Teamspirit und Selbstwirksamkeit sind hierbei gleichermaßen wichtig und ergänzen sich im besten Falle ideal. Selbstwirksamkeit im beruflichen Kontext umfasst nicht nur die Erfahrung, selbst etwas erreicht und bewirkt zu haben, sondern auch die Beobachtung entsprechender Erfahrungen bei anderen Personen. Selbstwirksame Mitarbeiter ermutigen und motivieren sich gegenseitig. Solche Mitarbeiter sind ein hohes Gut für Arbeitgeber.

Was bedeutet für Sie eine „sinnvolle Tätigkeit“? – Top 3 (Mehrfachnennungen möglich)

42,7 %

Ich bin Teil eines Teams aus tollen Kollegen

45,8 %

Ich kann mit meiner Arbeit insgesamt etwas bewirken

39,7 %

Ich kann das, was ich besonders gut kann, in meinem Job einbringen

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Bindung an den Arbeitgeber

Auch auf die Frage hin, ob die Befragten stolz sind, bei ihrem Unternehmen zu arbeiten, antwortet eine Mehrheit der Teilnehmer mit Ja. Fast 60 Prozent der Fachkräfte sind stolz, bei ihrem aktuellen Arbeitgeber tätig zu sein. Je höher die Bindung an das Unternehmen, desto höher ist sehr wahrschein-lich auch die Bereitschaft, sich für dieses einzu-setzen. Die unter 30-Jährigen bejahen die Frage dabei nochmal mehr als diejenigen zwischen 41 und 50 Jahren.

Diese hohe Zustimmung ist umso erstaunlicher, als dass der regelmäßig von Gallup herausgegebene Engagement Index vom Gegenteil spricht. Die letzte Auswertung ergab, dass rund 70 Prozent der Arbeitnehmer innerlich bereits gekündigt haben und lediglich Dienst nach Vorschrift machen. Gerade mal 15 Prozent der Befragten weisen in dem Index eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber auf.

Gerade bei Fachkräfte aus dem Logistikbereich ist der Stolz auf die Arbeit vergleichsweise hoch ausgeprägt. In der Pflege am wenigsten. Stimmen von Mitarbeitern aus der Pflege zeigen: Das könnte an der schlechten gesellschaftlichen Anerkennung von Pflegeberufen oder an der Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen liegen: „Ich fühle mich eher wie ein Sklave“ oder „Es hat teilweise einen schlechten Ruf.“

„Sind Sie stolz, bei Ihrem Unternehmen zu arbeiten?“

Nein: 13,7 %

Kann ich nicht sagen: 26,4 %

Ja: 59,9 %

Meine Arbeit wird nicht geschätzt.

Fühle mich eher wie ein Sklave.

Die Firma ist mir egal, solange ich Geld bekomme.

Es ist harte Arbeit, die von anderen nicht geschätzt wird.

Schwere körperliche Arbeit.

Weil sich mein Beruf nicht schön anhört.

Negative Statements

Anderen Menschen zu helfen, ist meine Berufung.

Die Arbeit wird wertgeschätzt und ist relativ sicher.

Erfolgreiches, innovatives Unternehmen.

Eine Firma mit Namen und eine wichtige Tätigkeit.

Es ist eine sinnvolle Tätigkeit.

Familiengefühl.

Ich habe Anteil am Erfolg des Unternehmens.

Ich erhalte Anerkennung und die Arbeit macht mir Spaß.

Ich werde gebraucht.

Positive Statements

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Fazit: Teamgefühl und Selbstwirksamkeit

Teamplayer, die sich gegenseitig motivieren und genau so Wert auf die Wirksamkeit ihrer eigenen Arbeit legen? Eine Wunschvorstellung für jeden Arbeitgeber. Das Spannende: Fachkräften mit Berufs ausbildung sind beide Attribute äußerst wichtig. Wird sowohl die Zusammenarbeit unter den Kollegen gefördert als auch das eigene Arbeiten entsprechend wertgeschätzt, ergänzen sich beide Merkmale im besten Falle optimal. Das ist gerade eine Frage der Führungsqualität und der Kommunikation im gesamten Unternehmen.

Bei den Themen „Arbeitsklima“ und „Wohlfühlen“ offenbart sich allerdings eine allgemeine „Führungsschwäche“. Der Blick auf die eigene Führungskraft ist doch mehrheitlich negativ. Wenn Fachkräfte mit Berufsausbildung sich im Job nicht wohlfühlen, liegt es meist am Chef oder an der fehlenden Wertschätzung durch den Chef.

Dass die Zustimmung bei den Themen gutes Arbeitsklima, Wohlbefinden im Job und Stolz auf den Arbeitgeber bereits gut sind, lässt vermuten, dass an den entscheidenden Stellen schon einiges richtig läuft. Dennoch ist die Kennziffer, die ihren Job bei einem Lottogewinn aufgeben würden, demgegen-über verhältnismäßig hoch. Die Themen Selbstwirk-

samkeit und Sinnhaftigkeit im Beruf müssen bei dieser Zielgruppe arbeitgeberseitig noch mehr in den Blick genommen werden. Beides extrem wichtige Anliegen, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen haben. Auch der Job ist für Fachkräfte immer weniger Mittel zum Zweck und immer mehr Selbsterfüllung und sinnhaftes Tun.

Gerade im Recruiting-Prozess können mit diesem Wissen wichtige Weichen gestellt werden. Bewerber wollen bereits in Stellenausschreibungen authentisch

und passgenau adressiert werden und im besten Fall ihre Wünsche und Bedürfnisse gespiegelt wissen. Während Arbeitgeber den Wettbewerb um die besten Talente in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten vor allem um ITler, Ingenieure oder Mediziner geführt haben, rücken nun mehr und mehr Fachkräfte mit Berufsausbildung in den Blick der Verantwortlichen. Bewerber bei ihren Bedürfnis-sen abzuholen und von Beginn auf diese einzugehen, stellen die relevanten Wettbewerbsvorteile im Finden von geeigneten Fachkräften dar.

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Was jetzt zu tun ist

Zielgruppenspezifische Kommunikation Gerade vor dem Hintergrund des massiven Fachkräftemangels in der deutschen Wirtschaft müssen sich HR-Verantwortliche in ihre Zielgruppe hineinversetzen und wesentlich spezifischer

adressieren, um eine passgenaue und schnelle Kommunikation zu potenziel-len Kandidaten aufzubauen. Da Sicherheitsfaktoren und Arbeitskultur für die Mehrheit mit Abstand am wichtigsten priorisiert werden, sollten sich diese auch in Stellenanzeigen widerspiegeln – mit den spezifischen Bedürf-nissen der jeweiligen Berufstätigen in der Branche.

Führungskräfte schulen Wer gute Fachkräfte an das Unter-nehmen binden möchte, sollte für eine gute Führungskultur

innerhalb der Firma sorgen. In den Fällen, in denen Befragte unzufrieden sind, liegt dies häufig an der Führungskraft. Berechenbare, faire Führungskräfte sind ein wichtiger Aspekt, um Talente nicht weiterziehen zu lassen. Führungskräfte dahingehend zu sensibilisieren, kann somit wertvolle Ressourcen schonen.

Konkret werden Wenn Unternehmen handfeste Argumente für einen Job bieten können, sollten sie diese explizit

benennen. Bei der Verprobung der Stellen-anzeigen haben eindeutig jene Sätze überzeugt, die möglichst konkret auf Arbeitsmodelle, Sonderzahlungen oder Kollegenzusammenhalt eingehen.

Ehrlichkeit Eine offene und transparente Kommunikation schafft den ent-scheidenden Vertrauensvorsprung. Was sind Vorzüge des Arbeitgebers? Wo liegen aber auch Herausforderungen? Was

lässt sich zum Arbeitsklima und zur Unternehmenskultur sagen? Arbeit-geber, die mit offenen Karten spielen und mit Authentizität punkten, sind im Wettbewerb um passende Fachkräfte einen Schritt voraus.

Transparenz Die Kommunikation muss fort-laufend gewährleistet sein. Vom Bewerbermarketing an bis

hin zu den Abläufen im Arbeitsleben. Eine offene und kontinuierliche Kommunikation bei allen Schritten und auf allen Ebenen unter-stützt die für Fachkräfte mit Berufsausbildung relevante Sicherheit im Job wesentlich.

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