Stuttgart 1. März 2018 · An Essay on Human Understanding Immanuel Kant 1724-1804 Sapere aude!...

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Co-President Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker Stuttgart 1. März 2018 Potenzial Nachhaltigkeit

Transcript of Stuttgart 1. März 2018 · An Essay on Human Understanding Immanuel Kant 1724-1804 Sapere aude!...

  • Co-President

    Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker

    Stuttgart 1. März 2018

    Potenzial Nachhaltigkeit

  • Über Nachhaltigkeit redet man erst

    seit die Welt nicht mehr nachhaltig ist.

  • Die „Leere Welt“ war „nachhaltig“,

    die „Volle Welt“ ist es nicht.

    Leere Welt Volle Welt

    die menschliche Wirtschaftdie Erde

  • Der neue Club of Rome Bericht sagt, für die Volle

    Welt brauchen wir eine neue Aufklärung

    Das englische Original Januar 2018 Deutsch: Oktober 2017

  • Was ist seit 1972 geschehen?

    • Verdopplung der Bevölkerung;

    • Klima wurde zum Politikum;

    • Nachhaltigkeit wurde zum Schlagwort;

    • Volle Welt heißt jetzt „Anthropozän“

    • Globalisierung ein Politikum seit 1990;

    • Die Übermacht der Finanzmärkte;

    • Daraus folgte die Krise der Demokratie;

    • Digitalisierung;

    • „Soziale Medien“ und Hass-Lawinen;

    • Und Kriege, Kriege, Kriege.

    1972

  • Anthropozän: Die große Beschleunigung in den

    letzten 50 Jahren!

    Quelle: Globaia 2011. Bilder aus Will Steffens, Paul. J. Crutzen, John R. McNeill. 2007. The Anthropocene: Are Humans Now Overwhelming the Great Forces of Nature? Ambio 36

  • Massentierhaltung ist der Hauptgrund. Bild: Randall Hill/Reuters, The Guardian 3 März 2016

    Noch was zum Anthropozän. 97% des Lebendgewichts der auf

    dem Land lebenden Wirbeltiere sind Haustiere (67%) – und

    wir Menschen selber (30%). Nur 3% bleiben für Wildtiere!

  • Der neue Bericht könnte auch

    heißen:

    Politik im Anthropozän

  • Das Buch hat drei Teile:

    1. Die heutigen Trends sind nicht nachhaltig.

    Die Volle Welt ist vom Kollaps bedroht.

    2. Das ist Zeichen einer „philosophischen Krise“, die

    durch eine neue Aufklärung überwunden werden sollte.

    3. Wir können aber nicht philosophierend warten,

    sondern müssen jetzt schon handeln!

  • Teil 1: Die Klimadesaster

    nehmen zu.

    Flutkatastrophen (Pakistan)

    Waldbrände (Russland)

    Vertrocknete Ernten (USA)

  • Klimaschutz ist bitter nötig! Italien während der .... und während der

    letzten Eiszeit letzten Heiss-Zeit

    (vor 20 000 Jahren) (vor 2 Mill. Jahren)

    Quelle: Atlante Geografico Moderno, Mondadori 1996

  • Und die Übergänge können plötzlich kommen!

    (nach Michael Tooley. Global sea-levels: floodwaters mark sudden rise. Nature 342 (6245), p 20 - 21 1989)

  • Natürlich waren wir froh über

    das Klimaabkommen von Paris.

    Aber wie reagiert die Politik?

    „Tja, wir müssen uns mehr ums

    Klima kümmern. Aber das wird

    verdammt teuer. Also brauchen

    wir jetzt erstmal viel mehr

    Wachstum!“

    Ist das die richtige Antwort??

  • Wachstum geht leider mit CO2-Emissionen

    immer noch Hand in Hand!

    BSP pro Kopf

    CO

    2 E

    mis

    sio

    nen

    pro

    Ko

    pf

  • Sean O‘ hEigertaighDirector

    Menschheitsgefährdende Risiken!

    Zu deren Untersuchung wurde das CSER

    gegründet. Dies sind solche Risiken:

    • Synthetische Biologie (gene drive, ‚gain of

    function‘ bei Mikroben, massives

    Regulierungsdefizit …)

    • Geo-Engineering (künstliche Klima-

    veränderung: ganz schwer vorhersehbar,

    und wie will man experimentieren??)

    • Rasende „Fortschritte“ bei künstlicher

    Intelligenz: (Wann überholen uns die

    Maschinen ??)

  • Bevölkerung.

    Dieses Bild steht im

    Zentrum der Nicht-

    Nachhaltigkeit

  • Bevölkerungszunahme schwächt Entwicklung!

    Nach UNFPA (M. Herrmann, R. Klingholz.) 2015. Consequential Omissions. How demography shapes development – Lessons from the MDGs for the SDGs. Abb. 11

  • 17

    UNO 2015: 17 Sustainable Development Goals. Aber 11 davon

    verlangen viel mehr Wachstum, auch # 11: Sustainable Cities.

    Umwelt-Ziele 13, 14, 15 bleiben auf der Strecke! Überspitzt:

    Die Nachhaltigkeitsagenda der UNO ist nicht nachhaltig!

  • Kurz zu Teil Zwei:

    Philosophische Krise,

    die durch eine neue Aufklärung

    überwunden werden sollte.

  • Laudato Sí nennt die großen Gefahren, denen die Schöpfung

    ausgesetzt ist. Im Kern: die auf Geiz und totalem Wettbewerb

    fußende Wirtschaft zerstört unser „gemeinsames Haus“.

    Einstieg: die Enzyklika Laudato Si‘, 2015

  • Philosophische Fehltritte der Ökonomie.

    3 große Denker im 18. und 19. Jahrhundert.

    Alle drei werden massiv falsch interpretiert!

    Adam Smith David Ricardo Charles Darwin

  • Wir brauchen eine

    philosophische

    Neuausrichtung

    für die Volle Welt!

    Das wird aber wohl kaum billiger zu haben

    sein als mit einer neuen Aufklärung.

  • Die Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert.

    Hier einige der großen Aufklärer:

    John Locke 1632-1704An Essay on Human Understanding

    Immanuel Kant 1724-1804Sapere aude!

    Jean Jacques Rousseau 1712-1778. Sozialvertrag

    Jeremy Bentham1760-1830.Nützlichkeit ist alles.

  • Thomas Hobbes1588-1679

    Der Mensch als egoistisches Biest, das der „Leviathan“ dann zähmen muss.

    Adam Smith1723-1790

    Zum Glück kann der Markt den Egoismus in Gemeinwohl verwandeln.

    Herbert Spencer1820 – 1903

    Der Staat soll den Schwachen nicht helfen. Die Evolution wird den Staat ganz überflüssig machen.

    In der Ökonomie kommt die Aufklärung oft in der Gestalt

    von Egoismus und Sozialdarwinismus daher.

  • Wenn heute über neue Aufklärung geredet wird,

    meint man meistens Rückkehr zur Rationalität.

    Völlig verständlich: Trumps Lügenpolitik ist uner-

    träglich. Aber uns geht‘s um etwas tiefer liegendes!

    Steven Pinker, 2018 Bild: Suki Dhanda, Observer

  • Naja, Wahrheit kann unbequem sein und

    Lügen bequem – für Populisten u.a.

  • In der neuen Aufklärung wird

    Balance zum wichtigen Prinzip,

    zwischen Mensch und Natur

    zwischen Staat und Markt

    zwischen Gerechtigkeit und Leistungsanreiz

    zwischen Innovation und Bewährtem

    …..

  • Quelle: Australian Institute for Business oekom, 2015

    Balance zwischen Innovation und Bewährtem.

    Es ist eine zivilisatorische Katastrophe, wenn immer

    der Schnellste gewinnt! Z.B. Wenn Schnellbau,

    Billigbau, „Wegwerfbau“ die Baukultur zerstört.

  • Wir können aber nicht warten, bis 7 ½

    Milliarden Menschen durch die Mühen

    einer neuen Aufklärung gegangen sind.

    Teil Drei: heute schon handeln! Das ist hoch politisch. Nützliches muss

    profitabel werden, Schädliches unrentabel.

    Ist aber nicht gerade

    populär!!

  • Nachhaltigkeitserfolg bei den Ärmsten der Armen!

    Ashok Khosla‘s „Development Alternatives“ hat in

    30 Jahren etwa 3 Millionen nachhaltige

    Arbeitsplätze im ländlichen Indien geschaffen!

  • Oder Gunter Pauli‘s Blue Economy: Kaskaden-

    und Kreislaufwirtschaft.

    Beispiel “Steinpapier” aus

    Schutt und Plastikabfällen

  • Die deutsche Energiewende. Das EEG war der Start!

    Inzwischen beinahe weltweit

    betrieben. Weil die Erneuerbaren

    inzwischen billiger sind als

    Atomstrom.

  • Auch die Sonnen-

    energie wäre ohne

    Politik nicht vom

    Fleck gekommen.

    Hermann Scheer,

    (1944-2010) hat das

    EEG im Bundestag

    durchgesetzt.

  • Aber: Wenn eine Milliarde Menschen 20%

    erneuerbare Energien erreichen, wäre das erst

    1/35 des ‚Bedarfs‘ von 7 Milliarden Menschen.

    Entwick-

    lungsländer

    Schwellen-

    länder

    Industrie-

    länder

    Und jetzt stellen wir uns einmal eine Verfünfunddreißigfachung der

    heutigen Palmöl- und Maisplantagen, Wasserkraft, Windkraft oder

    Geothermie vor! Ein ökologischer Albtraum!

  • Wir dürfen also neben den erneuerbaren

    Energien die Energieeffizienz

    nicht vergessen.

    Was trauen wir einer Kilowattstunde zu?

  • Stellen Sie sich

    einen 10 kg

    schweren Wasser-

    eimer vor.

    Wieviele

    Kilowatt-

    stundenbraucht man, um

    ihn von Meeres-

    höhe auf den

    Gipfel des Mount

    Everest zu heben?

  • Die Antwort

    heisst:

    Eine Viertel

    Kilowattstunde!

    (Eine Wattsekunde ist ein

    Newtonmeter; ¼ Kwh ist

    900.000 Wattsekunden)

    1 kwh

  • 2009 2010 2010 2012 2013 2014

    Verfünffachung der Ressourcenproduktivität kann der

    Kern der Antwort sein

  • Denn wenn zehn Milliarden Menschen so leben würden wie die

    heutigen US-Amerikaner, bräuchten wir fünf Erdbälle!

  • Bei verfünffachter Ressourcenproduktivität

    würde der eine Planet, den wir haben, wieder

    reichen

  • Passivhäuser (Wolfgang Feist): zehnfache

    Energieeffizienz:

    Energieeffizienz

  • Inzwischen gibt es sie in tausend Variationen …

  • Altbausanierung nach Passivhausstandard

    (heute aber lange Amortisationszeiten!)

    Oben: Photos

    Unten: Thermogramme

  • Plusenergiehäuser in Freiburg: Solarsiedlung und „Heliotrop“

    Architekt: Rolf Disch

  • Plus (Wasser-) Wärmespeicher und Solarenergie:

    Energieautarkes Haus oder Plusenergiehaus.

    Josef Jenni aus dem Emmental. Sommerwärme heizt im Winter!

    Finanziert von der VR Bank Altenburger Land. Konzept: Timo Leukefeld

  • Natur begreifen kann

    sogar die Architektur

    beflügeln!

  • Stadt- und Verkehrsstruktur

    Energie- und Flächeneffizienz

    USA

    Suburbia (irgendwo)

    Atlanta (Georgia)

    Kopenhagen (oben)

    Freiburg , Vauban (unten)

  • Vorschlag für diePolitik für den Faktor Fünf: ein

    „Pingpong“ zwischen Energie-

    preisen und Energieeffizienz!

    (wie bislang zwischen

    Arbeitsproduktivität und

    Löhnen!)

  • Die Arbeitsproduktivität ist in 150 Jahren etwa

    zwanzigfach gestiegen, und mit ihr die Löhne.

    Zeitfenster USA 1910 – 1960: Arbeitsproduktivität und Löhne

  • Die Vision für Architekten, Maschinen-

    bauer, Digitalisierer und Politiker

    könnte sein: Verdopplung der Effizienz

    in 15 Jahren, Verfünffachung in 30

    Jahren, Verzehnfachung in 50 Jahren!

  • Vielen Dank!