Südwesttext Februar 2012

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www.suedwesttextil.de SÜDWEST TEXT Zeitung für die Textil- und Bekleidungsindustrie Nr. 53 Februar 2012 „Forschungsinstitute dürfen nicht Wettbewer- ber der Industrie sein“. Das forderte Dr. Oliver Maetschke von der Ettlin AG mit Sitz in Ettlingen. Anlässlich des Parlamen- tarischen Abends des Forschungskuratoriums Textil Anfang Februar in Berlin berichtete der Vorstand der Südwest- textil-Mitgliedsfirma vor zahlreichen Parlamen- tariern und Vertretern wichtiger Bundesmini- sterien durchaus kritisch über seine Erfahrungen mit gemeinsamen For- schungsprojekten. Der traditionsreiche Spezialist für textile Trä- ger- und Verstärkungs- materialien hat erheb- liche Kraftanstrengungen aufgebracht, um eine echte textile Innovation auf den Markt zu bringen: ein neues Material, welches aus LED Lichtquellen dreidimensionale Licht- körper erzeugt, einsetzbar in Architektur, Fahrzeug- bau oder im Dekorations- bereich. Sechs Mitarbeiter des 150 Köpfe zählenden Unternehmens bildeten eine eigene Forschungs- abteilung, die Spezialisten aus verschiedenen Be- reichen in Industrie und Forschung zusammen- gebracht und koordiniert haben. Allerdings, so Mae- tschke, werde der steinige Weg von der Serienreife Fortsetzung Seite 2 Baumwolle, Viskose oder doch eher Modal Verband + Industrie, Seite 3 Fachkräfte sind ge- fragt Bildung + Soziales, Seite 7 Schwierige Status- frage Recht + Steuern, Seite 8 Go East! Technik + Umwelt, Seite 10 THEMEN Innovation von innen Kein Wettbewerb zwischen Institut und Unternehmen – Kritik an Forschungspolitik Aktuell Am 17. April findet im Wöllhaf Center am Stuttgarter Airport der nächste Personalleiter- kreis von Südwesttextil statt. Ein großer Pro- grammpunkt wird ne- ben der Rechtsprechung zur Befristung von Ar- beitsverträgen sowie der aktuellen Entwicklungen im Arbeitsrecht das The- ma „Social Media“ sein. Die Einladungen werden demnächst verschickt. Termin bitte vormerken. Auszeichnung: Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (rechts) würdigt Dr. Oliver Maetschke und Dr. Frauke Hänsch für ein neues textiles Hightech-Material beim Innovationspreis 2011. Foto: Susanne M. K. Baur Am 15. Februar hat die WTO die lange umstrit- tenen EU-Vorzugszölle für Pakistan gebilligt. Bereits zu Monatsanfang gab der WTO–Handels- rat grünes Licht für das außenpolitisch motivierte Vorhaben der EU, bei dem es vorwiegend um Textilien und Bekleidung und einen Importwert von 900 Millionen Euro geht. Bislang gilt für die betroffenen Textilwaren ein Durchschnittszoll von 7,2 Prozent. Die Zollfrei- heit bedeutet also einen spürbaren Kostenvorteil zugunsten pakistanischer Lieferanten. Vorausgegangen war ein zähes Ringen mit ande- ren Textilnationen in Asien und Lateinamerika, die sich durch die einseitige Bevorzugung Pakistans be- nachteiligt sahen. Die Zu- stimmung wurde erreicht, nachdem die EU für 20 der 75 Waren Zollkontingente vorgeschlagen hatte. Ent- sprechende Einfuhren sind nur bis zu einer jährlichen Höchstmenge zollfrei. Die Kontingente liegen 20 Prozent über dem durch- schnittlichen Handelsvolu- men 2008 bis 2010. Pakistan hofft auf eine Exportsteigerung um 300 bis 400 Millionen US- Dollar. Textilien und Be- kleidung stehen für ca. 60 Prozent der pakistanischen Exporteinnahmen. In Kraft sind die Maßnahmen aber bislang nicht, da sie formell noch von den Mitgliedstaa- ten und dem EU-Parla- ment abgesegnet werden müssen. Das dauert wo- möglich noch Monate. In Pakistan rechnet man mit einer offiziellen Mitteilung im April. Behält die EU die Formulierung ihres Ver- ordnungsvorschlags bei, gelten die Erleichterungen ab der Genehmigung durch die WTO. Mit dem neuen Präfe- renzschema für Entwick- lungsländer (APS) ab 2014 sind voraussichtlich sämt- liche Einfuhren aus Paki- stan zollfrei. Nach heu- tigen APS-Kriterien ist die Einfuhr aus Pakistan dafür zu groß. Reformkritiker sprechen daher von einer maßgeschneiderten An- passung. Wer in Pakistan beschafft, wird sich freuen. Insgesamt aber wird der Wettbewerb verzerrt. Silvia Jungbauer Zollvorteile für Pakistan WTO gibt grünes Licht für Handelserleichterungen Service Recht + Steuern, Seite 9 Aktuelle Steuer-Nachrichten Politisierung führt zu Verzerrung des Handels

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Mitgliederzeitung von Südwesttextil

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www.suedwesttextil.de

SÜDWESTTEXTZeitung für die Textil- und BekleidungsindustrieNr. 53 Februar 2012

„Forschungsinstitute dürfen nicht Wettbewer-ber der Industrie sein“. Das forderte Dr. Oliver Maetschke von der Ettlin AG mit Sitz in Ettlingen. Anlässlich des Parlamen-tarischen Abends des Forschungskuratoriums Textil Anfang Februar in Berlin berichtete der Vorstand der Südwest-textil-Mitgliedsfirma vor zahlreichen Parlamen-tariern und Vertretern wichtiger Bundesmini-sterien durchaus kritisch über seine Erfahrungen mit gemeinsamen For-schungsprojekten.

Der traditionsreiche Spezialist für textile Trä-ger- und Verstärkungs-materialien hat erheb-liche Kraftanstrengungen aufgebracht, um eine echte textile Innovation auf den

Markt zu bringen: ein neues Material, welches aus LED Lichtquellen dreidimensionale Licht-körper erzeugt, einsetzbar in Architektur, Fahrzeug-bau oder im Dekorations-

bereich. Sechs Mitarbeiter des 150 Köpfe zählenden Unternehmens bildeten eine eigene Forschungs-abteilung, die Spezialisten aus verschiedenen Be-reichen in Industrie und

Forschung zusammen-gebracht und koordiniert haben.

Allerdings, so Mae-tschke, werde der steinige Weg von der SerienreifeFortsetzung Seite 2

Baumwolle, Viskose oder doch eher ModalVerband + Industrie, Seite 3

Fachkräfte sind ge-fragtBildung + Soziales, Seite 7

Schwierige Status-frageRecht + Steuern, Seite 8

Go East!Technik + Umwelt, Seite 10

THEMEN Innovation von innenKein Wettbewerb zwischen Institut und Unternehmen – Kritik an Forschungspolitik

AktuellAm 17. April findet im Wöllhaf Center am Stuttgarter Airport der nächste Personalleiter-kreis von Südwesttextil statt. Ein großer Pro-grammpunkt wird ne-ben der Rechtsprechung zur Befristung von Ar-beitsverträgen sowie der aktuellen Entwicklungen im Arbeitsrecht das The-ma „Social Media“ sein. Die Einladungen werden demnächst verschickt.

Termin bitte vormerken.

Auszeichnung: Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (rechts) würdigt Dr. Oliver Maetschke und Dr. Frauke Hänsch für ein neues textiles Hightech-Material beim Innovationspreis 2011. Foto: Susanne M. K. Baur

Am 15. Februar hat die WTO die lange umstrit-tenen EU-Vorzugszölle für Pakistan gebilligt. Bereits zu Monatsanfang gab der WTO–Handels-rat grünes Licht für das außenpolitisch motivierte Vorhaben der EU, bei dem es vorwiegend um Textilien und Bekleidung und einen Importwert von 900 Millionen Euro geht. Bislang gilt für die betroffenen Textilwaren ein Durchschnittszoll von 7,2 Prozent. Die Zollfrei-heit bedeutet also einen spürbaren Kostenvorteil zugunsten pakistanischer Lieferanten.

Vorausgegangen war ein zähes Ringen mit ande-ren Textilnationen in Asien und Lateinamerika, die sich durch die einseitige Bevorzugung Pakistans be-

nachteiligt sahen. Die Zu-stimmung wurde erreicht, nachdem die EU für 20 der 75 Waren Zollkontingente vorgeschlagen hatte. Ent-sprechende Einfuhren sind nur bis zu einer jährlichen Höchstmenge zollfrei.

Die Kontingente liegen 20 Prozent über dem durch-schnittlichen Handelsvolu-men 2008 bis 2010.

Pakistan hofft auf eine Exportsteigerung um 300 bis 400 Millionen US-Dollar. Textilien und Be-kleidung stehen für ca. 60 Prozent der pakistanischen Exporteinnahmen. In Kraft sind die Maßnahmen aber bislang nicht, da sie formell noch von den Mitgliedstaa-ten und dem EU-Parla-ment abgesegnet werden müssen. Das dauert wo-möglich noch Monate. In Pakistan rechnet man mit einer offiziellen Mitteilung im April. Behält die EU die

Formulierung ihres Ver-ordnungsvorschlags bei, gelten die Erleichterungen ab der Genehmigung durch die WTO.

Mit dem neuen Präfe-renzschema für Entwick-lungsländer (APS) ab 2014 sind voraussichtlich sämt-liche Einfuhren aus Paki-stan zollfrei. Nach heu-tigen APS-Kriterien ist die Einfuhr aus Pakistan dafür zu groß. Reformkritiker sprechen daher von einer maßgeschneiderten An-passung. Wer in Pakistan beschafft, wird sich freuen. Insgesamt aber wird der Wettbewerb verzerrt.Silvia Jungbauer

Zollvorteile für PakistanWTO gibt grünes Licht für Handelserleichterungen

Service

Recht + Steuern, Seite 9

Aktuelle Steuer-Nachrichten

Politisierung führt zu Verzerrung des Handels

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2 Februar 2012 SüdwesttextVerband + Industrie

In Kürze

Am 7. Februar fand in Frankfurt ein sehr gut be-suchtes Vorbereitungsse-minar zur bevorstehenden High-Tex from Ger-many in Moskau statt. Die Sonderschau im Rah-men der Techtextil Russia läuft vom 12. bis 14. März. Beim Seminar lieferten fachkundige Referenten Informationen aus erster Hand. Auf der Homepage des Gesamtverbandes textil+mode können die Präsentationen unter http://www.textil-mode.de/_URL/E4054.htm abgerufen werden. Auch die eigens vom Bundes-wirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Markt-studie zu technischen Tex-tilien in Russland ist dort hinterlegt.

Als Professor für Internati-onal Fashion Management im Studiengang Internati-onal Fashion Retail der Hochschule Reutlingen wurde Prof. Dr. Jochen Strähle berufen. Der 37-jährige studierte an der Friedrich-Schiller-Univer-sität in Jena sowie an der Universidade de Coimbra/Portugal und promovierte zum Dr. rer. pol. Zu den Schwerpunkten seiner Lehre zählen Unterneh-mensführung von inter-nationalen Handelsunter-nehmen, Kooperationen, Omnichannel-Manage-ment sowie E-Commerce und Distanzhandel. Da-rüber hinaus befasst er sich als Fachbuchautor seit Jahren mit Unterneh-menskultur bei Fusionen.

Fortsetzung von Seite 1

Innovation von innen

bis hin zum wirtschaft-lichen Erfolg eines Pro-dukts unterschätzt. Diesen müssten die Unternehmen selbst gehen und zwar in zeitlicher als auch in fi-nanzieller Hinsicht. „Dazu benötigen sie jedoch die uneingeschränkten Nut-zungsrechte, damit sich die Investitionen in die Vermarktung auch loh-nen“, so der promovierte Ingenieur.

Die Tatsache aber, dass die Forschungsin-stitute zunehmend selber finanziellen Erfolg aus den Produkten erwirtschaften

sollen, stehe einer erfolg-reichen Vermarktung entgegen. Maetschke riet dazu, die Institute nicht in eine Wettbewerbssitu-ation mit der Industrie zu bringen, da andernfalls die notendige vertrauensvolle Zusammenarbeit auf ho-hem Niveau nicht mehr möglich sei.

Ausdrücklich hob der Vorstand des Ettlinger Unternehmens die Effi-zienz der so genannten ZIM-Projekte hervor, mit deren Hilfe auch das neue Produkt entwickelt wur-de. Dieses vor vier Jahren

gestartete bundesweite „Zentrale Innovationspro-gramm Mittelstand (ZIM)“ bietet kleinen und mittle-ren Unternehmen eine verlässliche Perspektive zur Unterstützung ihrer Innovationsbemühungen. Zusammen mit dem ITV Denkendorf und weiteren Partnern habe man damit schnell und ohne viel Büro-kratie gezielt an Lösungen arbeiten können. Dazu zähle auch die Flankierung der Markteinführung. „Das ist schon sehr nahe an dem, was ich als optimal be-zeichnen würde“, meinte

der Unternehmensvor-stand.

Innovationen in neue smartere Produkte sowie deren Schutz könnten aber nur von innen heraus aus den Kernkompetenzen des einzelnen Unternehmens entstehen. Darauf müs-se dann die industrielle Gemeinschaftsforschung aufsetzen. Dabei eigne sich das ZIM-Programm besser als langwierige und umständliche AIF- und EU-Forschungsprojekte.

Markus H. Ostrop

Operation am offenen HerzenUmweltminister Untersteller hält Atomausstieg für bezahlbar

Die Sorge der Industrie über weiter steigende Strompreise hält Baden-Württembergs Umwelt-minister Franz Unterstel-ler für unbegründet. Im Gespräch mit Industrie-vertretern Ende Januar beim Landesverband der Industrie (LVI) demen-tierte er Befürchtungen, wonach sich die Kosten für die Wirtschaft sogar verdoppeln könnten. „Wir rechnen bis zum Jahr 2020 mit steigenden Prei-sen von insgesamt 20 Pro-zent. Das ist nicht mehr als in der Vergangenheit“, so der Grünen-Minister beschwichtigend. Aber gleichwohl dürfe es kein „EEG forever“ geben. Viel-mehr müsse man schon jetzt darangehen, die Zeit nach der umfangreichen Förderung erneuerbarer Energien zu planen.

Ausführlich begrün-dete Untersteller seine

Überlegungen zur Ge-währleistung der Ver-sorgungssicherheit in-

folge des Umbaus der Energiewirtschaft von der Atomkraft auf erneuer-bare Quellen. Damit die Wende gelinge und auch nach Abschaltung des letz-ten Atommeilers im Jahr 2022 die Energieversor-gung lückenlos gewährlei-stet bleibe, sei die Schaf-fung eines so genannten

Kapazitätsmarktes Strom erforderlich. „Die Versor-gung mit Strom jederzeit und überall im Land zu ge-währleisten, ist nicht nur unser Ziel, sondern eine schlichte Notwendigkeit“, erklärte er und verglich die Herausforderungen mit einer Operation am offenen Herzen. Unmittel-bar bestünden zwar keine Probleme mit der Ver-sorgungssicherheit. Aber es gelte, frühzeitig für die Zeit nach 2015 die Wei-chen zu stellen. Deshalb brauche man einen Strom-markt, der in der Lage sei, mögliche Kapazitätseng-pässe auszugleichen. Das heutige „Marktdesign“ sei langfristig dafür nicht ge-eignet.

Ein besonderes Pro-blem des Marktes best-ehe darin, dass er keine Anreize biete, in den Bau fossiler Kraftwerke, sprich hoch effiziente Gaskraft-

werke, zu investieren. Die erzielbaren Strompreise deckten derzeit weder den Betrieb vorhandener fossiler Kraftwerke noch rechtfertigten sie aus öko-nomischer Sicht hohe In-vestitionen. „Wir benöti-gen aber auf Jahre hinaus fossile Energieträger, um wegfallende Atomstrom-Kapazitäten und schwan-kende Einspeisung von Strom aus Wind und Sonne zu kompensieren“, betonte Untersteller. „Also brauchen wir Anreize für den Betrieb und den Bau von Gaskraftwerken, da-ran führt kein Weg vor-bei.“ Deshalb solle Betrei-bern ein Entgelt für die Bereitstellung von Erzeu-gungskapazitäten gezahlt werden. Das sei allerdings Aufgabe der Bundesregie-rung.

Markus H. Ostrop

Foto: Franz Untersteller

Tunesien: Aus- und WeiterbildungsprojektDas Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft plant einen „Beschäftigungspakt Tunesien“ zur Fachkräftesicherung in den Branchen Metall, Elektroindustrie und Textil/Bekleidung. Im Zentrum stehen die Optimierung der Ausbil-dungsqualität und die Qualifizierung von Ausbildern und Lehrkräften. Partner ist der tunesische Arbeitgeberver-band UTICA. Unternehmen mit Kooperationspartnern in Tunesien, die sich für das Projekt interessieren, sollten sich bis Mitte März bei Christine Schneider ([email protected]) melden.

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3Südwesttext Februar 2012Verband + Industrie

„Die Schulung hat uns zusätzliche Hintergrund-informationen zu Textili-en gegeben. Das hilft uns, unsere Kunden seriöser zu beraten“, so die ein-hellige Meinung der neun weiblichen und der zwei männlichen Abteilungs-leiter der neu eröffneten Verkaufshäuser von Peek & Cloppenburg in Split (Kroatien) und Constan-ta (Rumänien). Sie wur-den von Ingo Kiefer, dem Ausbildungsleiter der Ge-meinschaftsausbildungs-stätte der Textilindustrie (Gatex), drei Tage lang in-tensiv geschult und für ih-ren neuen Job fit gemacht.

Das in englischer Sprache durchgeführte Se-minar umfasste Themen entlang der gesamten tex-tilen Kette: von der Faser-erzeugung über sämtliche Produktionsstufen der Garn- und Flächenerzeu-gung bis hin zur Konfek-tion und der Warenkunde des fertigen Produkts. „Zum Abschluss gab es dann für alle einen prak-tischen Test: In gestell-ten Verkaufsgesprächen konnten mir die künftigen Verkaufsprofis selbst die kniffligsten Fragen beant-worten“, so Kiefer.

„Im November ver-gangenen Jahres habe ich zwölf Abteilungsleiter unterrichtet – in akzent-freiem Hochdeutsch“, scherzt der gebürtige Süd-badener. Auf die Gatex und ihre Weiterbildungs-kompetenz aufmerksam geworden sei das Modeun-ternehmen übers Internet. Nach ersten Gesprächen am Telefon hätte man sich zusammengesetzt und ein individuelles Seminar-konzept ausgearbeitet. „Für Peek & Cloppenburg war es wichtig, dass wir die Schulungen vor Ort durchführen“, berichtet der Vollbluttextiler. „Das ist für uns kein Problem, wir stellen uns hier auf die

Wünsche unserer Partner ein.“ Bei Bedarf stehe je-derzeit auch das moderne Technikum in Bad Säckin-gen zur Verfügung. Hier könne der textile Produk-tionsprozess direkt an den Maschinen erklärt werden.

„Ich freue mich, dass wir als Aus-und Weiterbil-dungszentrum der Textil-industrie so aktiv mit dem Handel zusammenarbei-ten. Davon profitieren beide“, meint Kiefer. Simone Diebold

Baumwolle, Viskose oder doch eher ModalGatex schult Abteilungsleiter der Peek & Cloppenburg KG Düsseldorf im Textilen

Alle Schulungsteilnehmer waren sich nach der dreitägigen textilen Schulung einig: „Mit den Zusatzinformationen können wir unsere Kunden noch kompetenter und seriöser beraten. Dieses Wissen werden wir an unsere Mitarbeiter weitergeben.“

Referenzen u. a. Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf Madeira Garnfabrik Rudolf Schmidt KG, Freiburg Karl Otto Braun GmbH & Co. KG, Wolfstein Fritz Moll Textilwerke GmbH & Co. KG, Altshausen Arlen Spinnerei GmbH & Co. KG, Volkertshausen

Kontakt Ingo Kiefer, +49 7761 4031, [email protected]

iTex-Seminar (individuelles Textil-Seminar)

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4 Februar 2012 SüdwesttextVerband + Industrie

Münchner Flirt-OffensiveOptimismus und Besucherplus auf der Munich Fabric Start

In strahlend frisches Gelb getaucht öffnete die Mu-nich Fabric Start vom 31. Januar bis 2. Februar zum 32. Mal ihre Tore. Rund 800 Aussteller aus 36 Ländern zeigten auf 50 000 Quadratmetern ihre Kollektionen für die Sommersaison 2013. Die leuchtende Farbe und das diesjährige Motto „Flirt“ waren Sinnbild für die gute Stimmung auf der Stoff- und Zutatenmessen.

Knapp 18 000 Besu-cher strömten bei klir-render Kälte in die Mes-sehallen des Münchner M,O,C, – 4 Prozent mehr als im letzten Jahr. Die meisten Aussteller waren zufrieden mit der Qualität der Fachbesucher sowie

der zunehmenden Inter-nationalität der angese-henen Branchenplattform. München ist zum Pflicht-termin avanciert: „Man muss einfach hier sein“, bestätigte nicht nur Ernst Volgmann von der Amann Group, die Konfektio-nären Anregungen gab, welche Raffinessen durch Nähgarn möglich sind, und ein Elastiknähgarn präsentierte, „das einfach alles mitmacht“.

Beim Wettbewerber Coats berichtete Vertriebs-chef Michael Pegg: „Wir wollen hier zeigen, was wir technologisch drauf-haben“ – selbst wenn sich viele Kunden Hightech-Produkte wie das neue „fusion braid“ nicht un-

bedingt leisten können. Das innovative Garn wird durch das Verflechten von Polyester-Nähfäden und einem Polyamid-Mo-nofilament mit niedrigem Schmelzpunkt hergestellt. Der Effekt: Säume bleiben auch bei hoher Belastung intakt, Knöpfe halten bombenfest.

Dabeisein ist zwar noch lange nicht alles, „aber es wird von unseren Kunden einfach erwartet, dass wir in München sind“, meinten Frank und Oliver Weinmann von Glücks-band, die, unbeeindruckt vom allgemeinen Krisen-geraune, positiv ins neue Geschäftsjahr gestartet sind. Zufrieden zeigen sich auch die Wettbewerber

vom Label-Spezialisten gebe textil, vor dessen kleinem Stand man fast Schlange stehen musste. Beim Veredler Ploucquet verfiel man angesichts der verhaltenen Stimmung im Handel zwar nicht unbe-dingt in Euphorie, doch der deutsche Marktführer bei Futterstoffen sieht sich „international gut aufge-stellt“, wie Key Account Manager Erik Offermann unterstrich.

Auch bei den Maschen-stoffen kam keine Lange-weile auf: Hohe Kunden-frequenz ließ bei Händel & Diller wie bei Faiss kaum Zeit für Verschnaufpausen. Nachhaltigkeit war wieder ein beherrschendes Thema in München: Das Forum

„Organicselection“ prä-sentierte 500 zertifizierte Stoffe der Aussteller – 100 mehr als im Vorjahr. Hochzufrieden zeigte man sich beim Maschenstoff-hersteller Maute + Renz, der bei seinen modischen Stoffen auf Ökologie setzt. „An allen Messetagen wur-de sehr viel gemustert“, be-richtete Linda Renz. „Wir besetzen die Öko-Nische erfolgreich und bieten at-traktive Preismodelle auch für kleinere Kunden und Newcomer.“ Auf die Frage, ob das den Aufwand denn wirklich lohne, antwortete sie lachend: „Irgendwer muss Deutschland schließ-lich retten.“

Silvia Jungbauer

Gesamtmasche – Interner Teil

Montag, 23. April

15.30 UhrPräsidiumssitzung Gesamtmasche

17.00 UhrInterne Mitgliederversammlung Gesamtmasche 19.30 UhrFestliches Abendessen Ort: Legendenhalle im Meilenwerk Region Stuttgart Graf-Zeppelin-Platz, 71034 Böblingen (Navigation: Wolfgang-Brumme-Allee 55, 71034 Böblingen)

Südwesttextil – Interner Teil

Dienstag, 24. April

9.45 – 11.00 UhrInterne Mitgliederversammlung Südwesttextil

Öffentlicher Teil für Mitglieder und Gäste

Dienstag, 24. April

11.00 Uhr Kaffee im Foyer und in der Legendenhalle

11.30 UhrBegrüßungGeorg Saint-Denis, Präsident Südwesttextil (designiert)Heinz Horn, Präsident Gesamtmasche

FestvortragBedingungen einer enkeltauglichen Politik. Plädoyer für die Rückkehr zur Vernunft.Prof. Dr. Kurt Biedenkopf

13.00 UhrMittagessen

---------- Online-Anmeldung unter www.suedwesttextil.de/jv2012 ---------

BesichtigUngen

Meilenwerk14.30 UhrFührung durch das Meilenwerk – Historie, Konzept und Oldtimer, Ende ca. 15.30 Uhr

Mercedes-Benz-Werk sindelfingen14.30 Uhr (Abfahrt mit dem Bus, keine eigene Anreise) Präsentation, Film und Führung durch den Rohbau und die Montage, Ende ca. 17.30 Uhr und Rück-fahrt mit dem Bus zum Meilenwerk, Böblingen

Jahresversammlung 2012

23. und 24. April in Böblingen

Page 5: Südwesttext Februar 2012

5Südwesttext Februar 2012Verband + IndustrieVerband + Industrie

Zoll-Update 2012Verschärfte Sicherheitsrichtlinien für Luftfracht könnten Kostentreiber werden

Komplexe und sich stän-dig verändernde An-forderungen stellen die Zollverantwortlichen in den Unternehmen vor immer neue Herausfor-derungen. Ob AEO oder ATLAS, Außenprüfungen oder Einreihung im Zoll-tarif − was im Jahr 2012 in punkto Zoll an Neue-rungen auf alle zukommt, die im Außenhandel ak-tiv sind, war Thema des Seminars „Zoll-Update 2012“ von Südwesttextil und Gesamtmasche Ende Januar in Filderstadt. Zoll-Experte Harald Neun von CCIT spannte den Bogen vom Authorized Economic Operator (AEO) über die Releasewechsel bei ATLAS und die neue Außenhan-

delsnomenklatur bis zu den aktuellen Embargos.

Für rege Diskussion sorgten die jüngsten Bei-

spiele für den Wildwuchs in der Außenwirtschafts-bürokratie: die neue und doch altertümlich anmu-

tende Dienstvorschrift für die Passive Veredelung und die Einführung einer so genannten „Gelangens-

bestätigung“ im Rahmen umsatzsteuerfreier Liefe-rungen ins EU-Ausland (siehe Dezember- und

Januar-Ausgabe Süd-westtext). Nach heftigen Protesten der Wirtschaft scheint das Bundesfi-nanzministerium nun bei beiden Themen zurückzu-rudern. Ausgestanden ist die Sache aber noch nicht. Weniger hoffnungsvoll sieht es bei der Luftfracht aus: Ab März 2013 müs-sen Unternehmen, die weiterhin einen schnellen und reibungslosen Ver-sand sicherstellen wollen, sich als „Bekannter Ver-sender“ vom Luftfahrt-bundesamt zertifizieren lassen. Voraussetzungen dafür sind unter anderem Schulungen für das Perso-nal und Maßnahmen zum Schutz der Betriebsstätte. Was Firmen bisher auf

einem Formular – der so genannten Sicherheits-erklärung - bestätigen konnten, wird nun durch ein behördliches Audit überprüft.

Angesichts der Rege-lungsdichte im Bereich Terrorismusbekämpfung und politischer Sankti-onen standen auch die Themen Compliance und Länderembargos auf der Agenda. Da exportierende und importierende Unter-nehmen zunehmend mit Außenprüfungen rechnen müssen, wurden außer-dem die wichtigsten As-pekte der nachträglichen Präferenzprüfung und der Außenwirtschaftsprüfung unter die Lupe genommen. Silvia Jungbauer

Gesamtmasche – Interner Teil

Montag, 23. April

15.30 UhrPräsidiumssitzung Gesamtmasche

17.00 UhrInterne Mitgliederversammlung Gesamtmasche 19.30 UhrFestliches Abendessen Ort: Legendenhalle im Meilenwerk Region Stuttgart Graf-Zeppelin-Platz, 71034 Böblingen (Navigation: Wolfgang-Brumme-Allee 55, 71034 Böblingen)

Südwesttextil – Interner Teil

Dienstag, 24. April

9.45 – 11.00 UhrInterne Mitgliederversammlung Südwesttextil

Öffentlicher Teil für Mitglieder und Gäste

Dienstag, 24. April

11.00 Uhr Kaffee im Foyer und in der Legendenhalle

11.30 UhrBegrüßungGeorg Saint-Denis, Präsident Südwesttextil (designiert)Heinz Horn, Präsident Gesamtmasche

FestvortragBedingungen einer enkeltauglichen Politik. Plädoyer für die Rückkehr zur Vernunft.Prof. Dr. Kurt Biedenkopf

13.00 UhrMittagessen

---------- Online-Anmeldung unter www.suedwesttextil.de/jv2012 ---------

BesichtigUngen

Meilenwerk14.30 UhrFührung durch das Meilenwerk – Historie, Konzept und Oldtimer, Ende ca. 15.30 Uhr

Mercedes-Benz-Werk sindelfingen14.30 Uhr (Abfahrt mit dem Bus, keine eigene Anreise) Präsentation, Film und Führung durch den Rohbau und die Montage, Ende ca. 17.30 Uhr und Rück-fahrt mit dem Bus zum Meilenwerk, Böblingen

Jahresversammlung 2012

23. und 24. April in Böblingen

Die Zollexperten: Silvia Jungbauer und Harald Neun.

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6 Februar 2012 SüdwesttextBildung + Soziales

Weg für die Einführung des DQR ist freiHoher Stellenwert der beruflichen Bildung deutlich gemacht

Seit 2006 beschäftigt die Erstellung eines Deut-schen Qualifikationsrah-men (DQR) die Experten und die interessierte Öf-fentlichkeit. Mit dem DQR soll auf nationaler Ebene eine Empfehlung des Eu-ropäischen Parlaments und des Rates zur Einrich-tung eines Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) für lebenslanges Lernen umgesetzt werden. Ziel der Qualifikationsrah-men ist es, die Mobilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt zu erhöhen und den europäischen Bil-dungsraum transparenter zu machen.

Nach langen zähen Verhandlungen zur Er-stellung des DQR wur-de nun Ende Januar im Rahmen eines Spitzenge-spräches mit Teilnehmern der Bundesregierung, der Kultusminister-, der Wirt-schaftsministerkonferenz, der Wirtschaft und den Gewerkschaften eine ge-

meinsame Position gefun-den. Die Vertreter einigten sich auf folgende Punkte:

1. Für die berufliche Erstausbildung wird eine

Zuordnung zunächst auf Niveau 3 (2-jährige Aus-bildungen) und auf Niveau 4 (3- und 3,5-jährige Aus-bildungen) vorgenommen.

2. Von einer Zuord-nung allgemeinbildender Schulabschlüsse zum DQR wird vorerst abgesehen.

3. Nach einem Zeit-

raum von fünf Jahren werden auf der Grund-lage kompetenzorien-tierter Ausbildungsord-nungen der beruflichen

Erstausbildung und kompetenzorientierter Bildungsstandards für die allgemeinbildenden Schulabschlüsse unter Maßgabe der Gleichwer-tigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung alle Zuordnungen erneut beraten und gemeinsam

entschieden. Dabei soll die Entwicklung auf eu-ropäischer Ebene mit berücksichtigt und auch eine Höherstufung geprüft werden.

Deutschland folgt damit dem Beispiel Frankreichs, das ebenso zunächst auf eine Zuord-nung allgemeinbildender Schulabschlüsse verzich-tet hat. Dieses Vorgehen berücksichtigt das Ziel des DQR, Qualifikationen insbesondere für den Ar-beitsmarkt transparent zu machen, für den all-gemeinbildende Qualifi-kationen keine Relevanz haben. Eine Einstufung des Abiturs auf Stufe 5 des DQR – wie von der Kultusministerkonferenz vorgeschlagen – wäre da-her insbesondere für die Wirtschaft nicht nach-vollziehbar gewesen. Die Zuordnung der beruf-lichen Erstausbildung auf den Niveaus 3 und 4 des 8-stufigen DQR ent-

spricht dagegen den For-derungen der Wirtschaft.

Das gleiche gilt für die Einordnung von hoch-schulischem Bachelor sowie Meister, Fachwirt, Fachkaufleuten und ver-gleichbaren Fortbildungen auf Niveau 6 sowie hoch-schulischem Master und Fortbildungen wie z. B. dem strategischen Profes-sional oder Betriebswirt (IHK) auf Niveau 7.

Mit der Umsetzung des DQR sollen nun alle neuen Qualifikationsbe-scheinigungen, Diplome und EUROPASS-Doku-mente, die von den da-für zuständigen Stellen ausgestellt werden, über die nationalen Qualifika-tionssysteme einen klaren Verweis auf das zutreffen-de Niveau des EQR ent-halten.

Unter www.suedwest-textil.de kann die Eini-gung und die DQR-Matrix herunter geladen werden.Christine Schneider

Im Mittelpunkt steht die individuelle FörderungNils Schmid zu Gast beim Landesauschuss für Berufsbildung

Nach dem Regierungs-wechsel im letzten Jahr war der Finanz- und Wirt-schaftsminister Dr. Nils Schmid zum ersten Mal zu Gast beim Landesaus-schuss für Berufsbildung. In der 194. Sitzung Anfang Februar stand der Mini-ster dem Ausschuss Rede und Antwort. Zu Beginn legte Schmid nochmals die Schwerpunkte der Lan-desregierung im Bereich Bildung – speziell der Be-ruflichen Bildung – dar.

Die individuelle För-derung der Schüler ste-he im Vordergrund, um so einen möglichst rei-bungslosen Übergang in die berufliche Bildung zu gewährleisten, sagte der Minister. Ausbildung er-

mögliche zum einen ge-sellschaftliche Teilhabe, zum anderen sei sie ein

aktiver Beitrag zur Ver-minderung des Fachkräf-temangels. Deshalb läge die Stärkung der dualen

Ausbildung der grün-roten Landesregierung besonders am Herzen,

betonte der SPD-Landes-vorsitzende.

Als Zeichen dafür nannte er das Projekt der

Ausbildungsbotschafter, das fortgeführt werden würde, die Senkung des Unterrichtsausfalls – auch an beruflichen Schulen – sowie die Einstellung zu-sätzlicher Mittel in den Haushalt für die Reno-vierung von Überbetrieb-lichen Ausbildungsstätten.

In der Diskussion wurde dieses klare Be-kenntnis zur dualen Aus-bildung begrüßt. Durch Fragen wurden deutlich, dass man die Landesre-gierung bisher eher mit einer Hinwendung zu mehr Studierfähigkeit der Schüler in Verbindung ge-bracht habe. Hier machte der Minister nochmals auf die Werbekampagne für die duale Ausbildung

im Zuge des doppelten Abiturjahrgangs der Re-gierung aufmerksam. Gleichwohl sei er der An-sicht, dass die Akteure des dualen Systems für diesen Weg der Ausbildung wer-ben müssen.

Die wachsende Hete-rogenität der dualen Aus-bildung mache zielgrup-pengerechte Angebote erforderlich, sowie eine Überarbeitung der Orga-nisation der Beschulung. Darin waren sich alle An-wesenden einig, ebenso, dass dies nur durch einen demokratischen Prozess aller Beteiligten erreicht werden kann.

Christine Schneider

Das Ziel: Eine hohe Einstufung im EQR, um die Chancen deutscher Jugend-licher im europäischen Wettbewerb zu sichern. Foto: © Pixelot - Fotolia.com

Die Stärkung der dualen Ausbildung liegt dem Finanz- und Wirtschafts-minister besonders am Herzen. Foto: Nils Schmid

Page 7: Südwesttext Februar 2012

7Südwesttext Februar 2012

Einen Grund zum Feiern hatten am Valentinstag acht frisch gebackene Ma-schinen- und Anlagenfüh-rer der Fachrichtung Tex-tilveredlung: Sie erhielten feierlich in der Gemein-schaftsausbildungsstätte der Textilindustrie (Gatex) in Bad Säckingen ihren IHK Facharbeiterbrief.

Das Besondere an dieser Aktion: Die Absol-venten sind nicht etwa junge Azubis, die üblicher-weise die Gatex besuchen. Diese neuen Facharbeiter sind ältere an- und unge-lernte Arbeitkräfte, die im Rahmen des von der Bun-desagentur für Arbeit ini-tiierten Sonderprogramms „Weiterbildung Geringqua-lifizierter und beschäftigter Älterer im Unternehmen“ (WeGebAU) nun einen qualifizierten Berufsab-schluss erlangt haben.

Für die Gatex war es seit 2008 die vierte Zu-sammenarbeit mit der Gewerbe Akademie der Handwerkskammer Frei-burg. Das fünfte Wegebau-Projekt läuft bereits.

Die Textilunterneh-men Lauffenmühle, Tech-nische Textilien Lörrach

und Textilveredlung an der Wiese, die diese ver-kürzte Ausbildung ihren Mitarbeitern angeboten

haben, kennen die Quali-täten der Gatex, schicken sie doch seit Jahren ihre Azubis dort hin. Und sie

wurden auch dieses Mal für ihre Qualifizierungs-bereitschaft mit guten Ergebnissen ihrer moti-vierten Mitarbeiter be-lohnt.

„Wir freuen uns, dass wir in unserem moder-nen Technikum älteren und gering-qualifizierten Arbeitnehmern die Mög-lichkeit bieten können, fehlende Berufsabschlüs-se nachzuholen“, erklärt Ausbildungsleiter Ingo Kiefer. WeGebAU sei ein hervorragendes Instru-ment, um dem Fachkräf-temangel in der Textilin-dustrie zu begegnen.

Simone Diebold

Bildung + Soziales

Seminare Bildungswerk

Seminarangebot der Akademie für Personal- und Organisationsentwicklung im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit Südwesttextil

Effiziente Besprechungen und SitzungenTermin:16. bis 17. Apri 2012Ort: Haus Reutlingen

Mit Betrieblichem Gesundheitsmanagement zum fitten UnternehmenTermin:23. bis 24. April 2012Ort: Haus Bleibach

KompetenzmanagementTermin:24. bis 26. Mai 2012 Ort: Haus Steinheim

Weitere Informationen unter www.biwe-akademie.de

Fachkräfte sind gefragtGatex ermöglicht an- und ungelernten Arbeitnehmern einen Berufsabschluss

Die Absolventen: Abdulla Calisir und Hans-Joachim Teschendorf (Laufenmühle), Gregor Hunger (Technische Textilien Lörrach), Friedrich Degraf, Kenan Egin, Mustafa Kesat, Mahmut Öksüm und Thorsten Peters (Textilveredelung an der Wiese)

Ausbildungsbonus läuft ausNoch gibt es ihn: den Ausbildungsbonus. Übernimmt ein Ausbildungsbetrieb einen Azubi aus einem insolventen Unternehmen, wird dies vom Staat gefördert. Allerdings nur noch bis zum 31. März. Der neue Ausbildungsvertrag – nach der insolvenzbedingten Auflösung des alten – muss bis zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen worden sein. Nur dann ist noch eine Förderung möglich.

Der Überflieger vom Hochrhein

Dass Markus Döbele ein Überflieger ist, hat sich schon Ende Juli abgezeichnet: Mit 99 von 100 erreichbaren Punkten war er der Beste von 30 Jungtextilern bei der Gatex-Zertifikats-Abschluss-prüfung. Jetzt setzte er noch einen obendrauf und schloss seine Ausbildung zum Textil-Produk-tionsmechaniker bei der Global Safety Textiles (GST) als Kammerbester mit der Note sehr gut ab. Der 23-Jährige aus Murg wurde mit vier weiteren Azubis unbefristet von der GST übernommen und beginnt nun mit Unterstützung seines Arbeitgebers ein Studium zum Diplomtechniker HF Textil Design & Technology in der Schweizer Textilfachschule in Wattwil.Im Dezember 2011 lud ihn die Industrie- und Han-delskammer (IHK) aufgrund seiner herausragenden Leistungen zur Ehrung der Landesbesten nach Ulm ein. Dort würdigte Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid in seiner Ansprache die Leistungen der besten Absolventen. Von 48 000 IHK-Prüflingen, die landesweit 2011 ihre Ausbildungen bestanden haben, zählen 116 zu den Landesbesten.

Die Absolventen mit dem Gatex-Geschäftsführer Dr. Markus H. Ostrop (Erster von links), dem Ausbildungsleiter Ingo Kiefer (Zweiter von links) und dem Leiter der Gewerbe Akademie Schopfheim Arno Baumann (hinten rechts).

Page 8: Südwesttext Februar 2012

8 Februar 2012 SüdwesttextRecht + Steuern

Obwohl sich die Vertrags-parteien bei Einstellung meist darüber einig sind, dass der neue Mitarbeiter ein leitender Angestellter sein soll, führt genau diese Frage bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses häu-fig zu großen Problemen. Wird erst nach Ausspruch einer Kündigung festge-stellt, dass der Status des leitenden Angestellten nicht besteht, wurde in der Regel davor der Be-triebsrat nicht angehört. Somit ist die Kündigung aus formalen Gründen unwirksam.

Auch ist die Stellung als leitender Angestell-ter entscheidend für das Bestehen eines Mitbe-stimmungsrechtes des Betriebsrates bei der Einstellung, der Verset-zung sowie für die Frage, ob der Mitarbeiter an der Betriebsratswahl teilneh-men muss.

Für diese Statusfrage bestehen verschiedene Abgrenzungsmerkmale: Leitender Angestellter

ist nach dem Gesetz zu-nächst wer selbstständig zur Einstellung und Ent-lassung berechtigt ist. Al-lerdings sind an das Krite-rium „Selbstständigkeit“ sehr hohe Anforderungen anzusetzen. Eine entspre-chende Stellung liegt erst vor, wenn die Befugnis im Innen- sowie im Außen-verhältnis besteht und eine Zustimmung einer übergeordneten Stelle nicht erforderlich ist. Weiter kann eine Stellung als leitender Angestellter vorliegen, wenn Aufgaben wahrgenommen werden, die für den Bestand oder die Entwicklung des Un-

ternehmens von Bedeu-tung sind. Doch auch bei diesem Tatbestands-merkmal muss nachge-wiesen werden, dass die Entscheidungen zu die-

sen Aufgabenbereichen entweder selbstständig getroffen oder zumindest maßgeblich beeinflusst werden.

Ein Nachweis der Selbstständigkeit und der Entscheidungsfreiheit gelingt meist nicht, des-wegen ist das wichtigste Kriterium die formale Prokuraerteilung. Die Prokura alleine genügt jedoch zum Nachweis nicht. Auch hier ist erfor-derlich, dass die Aufgaben des Prokuristen nicht unbedeutend sind und die durch die Prokura-erteilung dokumentierten Befugnisse im Innen- und Außenverhältnis auch tat-sächlich bestehen.

Konkret wurde von der Rechtsprechung hierzu festgestellt, dass ein Prokurist, der kei-ne Führungsaufgaben, sondern lediglich eine so genannte Stabsfunktion wahrnimmt, kein leiten-der Angestellter ist. Eine

Stabsfunktion liegt immer dann vor, wenn lediglich die Planung und die Vor-bereitung durchgeführt, die tatsächliche unter-nehmerische Entschei-

dung allerdings nicht ge-troffen wird. Die Prokura hat in diesem Fall keine sachliche Bedeutung. Des Weiteren sind die gesetzlichen Beschrän-kungsmöglichkeiten wie eine Gesamtprokura oder eine Niederlassungspro-kura zu berücksichtigen. Derartige Beschränkun-gen können die indizielle Wirkung der Prokura be-schneiden.

Wird allerdings be-hauptet, dass trotz erteil-ter unbeschränkter Pro-kura nur unbedeutende Führungsaufgaben wahr-genommen werden, dann muss diese Abweichung von der grundsätzlich vor-gesehenen Stellung eines Prokuristen dargelegt und

bewiesen werden. Die in-dizielle Wirkung der Pro-kura muss dann also erst einmal entkräftet werden.

Von untergeord-neter Bedeutung für die

Stellung eines leitenden Angestellten ist das Jah-resgehalt. Die Behaup-tung, dass für leitende Angestellte übliche Ver-gütungen gezahlt wer-den, kann lediglich als zusätzliches Indiz be-nannt werden, wie auch die fehlende Beteiligung des Mitarbeiters bei der letzten Betriebsratswahl.

Überhaupt nicht aus-sagekräftig ist, ob die Ar-beitsvertragsparteien sich über die Stellung leitender Angestellter einig waren, auch wenn dies arbeits-vertraglich ausdrücklich festgelegt worden ist.

Welche weitrei-chenden Konsequenzen die fehlerhafte Einord-nung eines vermeintlich leitenden Angestellten haben kann, zeigt eine Entscheidung des Lan-desarbeitsgerichts (LAG) Baden Württemberg vom 29. April 2011. In dieser wurde festgestellt, dass sogar die Betriebsratswahl

anfechtbar ist, wenn Mit-arbeiter einer bestimmten Führungsebene pauschal als leitende Angestellte eingeordnet werden und aus diesem Grunde nicht an der Betriebsratswahl teilgenommen haben. Eine derartige unbe-gründete Festlegung sei offensichtlich fehlerhaft. Dabei zeigte dieser Fall besonders deutlich, dass die Stellung des leitenden Angestellten sich alleine nach dem Gesetz richtet und nicht nach geson-derten Vereinbarungen. Konkret existierte sogar eine Betriebsabsprache zwischen dem Betriebs-rat und dem Arbeitge-ber, welche festlegte, dass alle Angestellten des bestimmten Füh-rungskreises als leitende Angestellte anzusehen sind. Doch auch diese betriebliche Regelung konnte auf die zwingende Beurteilung des Gesetzes keinen Einfluss nehmen. Vielmehr kommt es allei-ne auf die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben an.

Insgesamt ist festzu-stellen, dass die Abgren-zungsfrage immer eine Einzelfallbetrachtung bleibt. Zumindest bei der Beendigung des Ar-beitsverhältnisses kann diese Problematik, bei kritischen Fällen, durch eine vorsorgliche Anhö-rung des Betriebsrats zur Kündigung entschärft werden.

Nathan Binkowski

Schwierige Statusfrage Vermeintlich leitende Angestellte können Probleme bereiten

Rechtsanwalt Nathan Binkowski: „Ein Prokurist, der keine Führungsaufgaben, sondern lediglich eine so ge-nannte Stabsfunktion wahrnimmt, ist kein leitender Angestellter.“ Foto: © p!xel 66 - Fotolia.com

Einigkeit der Par-teien zur Stellung nicht aussagekräftig

Berechtigt zur selbst-ständigen Einstel-lung und Entlassung

Selbstständig: Prokura alleine genügt nicht

Page 9: Südwesttext Februar 2012

9Südwesttext Februar 2012Recht + Steuern

Die Februarausgabe der aktuellen Steuernachrich-ten liefert einen Überblick über die in diesem Jahr anstehenden Gesetze im Bereich der Steuer- und Finanzverwaltung.

Daneben wird auch ein Urteil des Bundesfinanzhofes vom November letzten Jahres näher betrachtet. Danach erfolgt kein Übergang einer stromsteuer-lichen Erlaubnis durch Verschmelzung. Im Fall einer Umwandlung durch Verschmelzung nach § 2 Nr. 1 UmwG geht die dem übertragenden Rechtsträ-ger nach § 9 Abs. 3 StromStG erteilte Erlaubnis zur steuerbegünstigten Verwendung von Strom nicht auf den übernehmenden Rechtsträger über, sondern erlischt mit der Eintragung der Verschmelzung im Handelsregister. Die Stromsteuervergünstigung, so der Bundesfinanzhof, geht somit nicht im Rahmen der vom UmwG angeordneten Gesamtrechtsnach-folge über, da es sich um eine höchstpersönliche Rechtsbeziehung handele.

Die Februarausgabe befindet sich im geschlossenen Mitgliederbereich der Internetseite von Südwesttextil und kann dort als pdf-Datei heruntergeladen wer-den.

Aktuelle Steuer-Nachrichten

Es gehört zu den allge-meinen Aufgaben des Be-triebsrats, darüber zu wa-chen, dass die zugunsten der Arbeitnehmer gel-tenden Vorschriften vom Arbeitgeber umgesetzt werden, § 80 Betriebsver-fassungsgesetz (BetrVG). Für das betriebliche Ein-gliederungsmanagement (BEM) ist dies spezialge-setzlich in § 84 Sozialge-setzbuch III geregelt.

Das Bundesarbeitsge-richt (BAG) hat das Über-wachungsrecht des Be-triebsrats beim BEM in einer aktuellen Entschei-dung nunmehr konkreti-siert. Nach dem Gesetz ist der Arbeitgeber verpflich-tet, mit Arbeitnehmern, die innerhalb von zwölf Monaten länger als ins-gesamt sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfä-hig sind, ein betriebliches Eingliederungsmanage-ment durchzuführen. Der Betriebsrat kann nach der aktuellen Ent-scheidung des BAG vom

7. Februar 2012 – 1 ABR 46/10 – jederzeit die na-mentliche Angabe sämt-licher Arbeitnehmer ver-langen, die aktuell für die Durchführung eines BEM

in Betracht kommen. Der Arbeitgeber darf dabei die namentliche Benennung nicht vom Einverständnis der jeweiligen Arbeitneh-mer abhängig machen.

Da das BEM für den Arbeitgeber durchweg nur positive Folgen hat, ist die Durchführung bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen zeitnah anzuraten. Zum einen kann der Arbeitgeber hierdurch gegebenenfalls tatsächlich die Arbeitsun-fähigkeitszeiten aufgrund weiterer gewonnener Er-kenntnisse verringern. Zum anderen sind die

positiven Rechtsfolgen bei einem durchgeführten BEM im Rahmen der Dar-legungs- und Beweislast bei einem späteren Kün-digungsschutzprozess er-

heblich, weshalb auf die ordnungsgemäße Durch-führung auch ein beson-deres Augenmerk gelegt werden sollte.

Bereits bei der Einlei-tung des BEM ist darauf zu achten, dass der Ar-beitgeber den Arbeitneh-mer über dessen Ziele so-wie über Art und Umfang der erhobenen verwen-deten Daten informiert (siehe Oktober-Ausgabe Südwesttext). Nur wenn der Arbeitnehmer ord-nungsgemäß informiert wurde, ist seine Weige-rung, sich an einem BEM zu beteiligen, auch recht-

lich zu beachten. Weiter-hin ist bei Einverständnis des Arbeitnehmers im Verfahren zu berücksich-tigen, dass der Arbeitge-ber mit Zustimmung des betroffenen Arbeitneh-mers, den Betriebsrat und bei schwerbehinder-ten Menschen außerdem die Schwerbehinderten-vertretung hinzu zieht. Soweit erforderlich ist auch der Betriebsarzt bzw. die Servicestelle oder das Integrationsamt zu

konsultieren. Mit diesen Beteiligten sind die Mög-lichkeiten zu erörtern, wie die Arbeitsunfähigkeit des Arbeitnehmers möglichst überwunden wird und mit welchen Leistungen und Hilfen erneuter Arbeits-unfähigkeit vorgebeugt werden kann.

Das Gesetz selber lässt den Beteiligten hier einen großen Spielraum. Absolut notwendig ist al-lerdings, dass die gesetz-lich vorgesehenen Stellen unterrichtet und beteiligt sind und zusammen mit ihnen die gesetzlichen Ziele des BEM ernsthaft erörtert werden. Das BEM ist fehlerhaft, wenn eine der erforderlichen Stellen ohne ausdrückliche Wei-gerung des Arbeitneh-mers nicht eingebunden war.

Aufgrund der Kom-plexität ist zu empfehlen, das Verfahren zu standar-disieren. Auch wenn eine höchstrichterliche Recht-sprechung hierzu fehlt, ist die Einbeziehung des Be-triebsrats dabei dringend anzuraten. Im Übrigen sind auch Betriebe ohne Betriebsrat gehalten, ein BEM bei Vorliegen der gesetzlichen Vorausset-zungen durchzuführen, BAG vom 30. September 2010 – 2 AZR 88/09.Kai-Uwe Götz

Betriebliches EingliederungsmanagementMit oder ohne Betriebsrat: Rechtssicherheit

BEM: Einbezie-hung des Betriebs-rats ist ratsam

Neuer Service von Südwesttextil – Das Sozialauswahl-Tool

Nicht immer können betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden. Ist die unternehmerische Maßnahme getroffen und steht der Personalabbau in einem Bereich fest, muss als nächster Schritt der betroffene Personenkreis ermittelt und unter diesen Arbeitnehmern eine Sozialauswahl getroffen werden. Für Firmen, die keine betrieblichen Auswahlrichtlinien festgelegt haben, hat Südwesttextil ein Sozialauswahl-Tool erstellt, um diese Ar-beit zu vereinfachen. In einer vorgefertigten Excel-Datei müssen nur noch die Sozialdaten der betroffenen Arbeitnehmer eingetragen werden. Den zwei unterschiedlichen jeweils vom Bundesarbeitsgericht abgesegneten Punkteschemata können dann sofort die am niedrigsten bepunkteten und damit am wenigsten schutzwürdigen Mitarbeiter entnommen werden. Auch bei Anwendung des Tools empfiehlt sich weiterhin, vor Per-sonalabbaumaßnahmen die bewährte vor-herige Einbeziehung der Rechtsanwälte des Verbandes.

Das Tool steht im Mitgliederbereich von Süd-westtextil zum Download bereit.

Foto: © illu24 - Fotolia.com

Page 10: Südwesttext Februar 2012

10 Februar 2012 Südwesttext

Im Dezember 2011 eröff-nete das Textilforschungs- und Dienstleistungszen-trum Hohenstein Institute sein erstes außereuropä-isches Prüflabor in Hong Kong. Das neue Prüflabor wird auf dem neuesten technischen Stand ein-gerichtet und bietet vor allem chemische und phy-sikalische Textilprüfungen an. Die vollständige Ak-kreditierung gemäß DIN EN ISO 17025 erfolgt zu Beginn des nächsten Jah-res. Das weitere Servicean-gebot schließt Prüfungen der Gebrauchstauglichkeit von Textilprodukten, die Analyse der Materialzu-sammensetzung (gemäß Textilkennzeichnungsge-setz) sowie die Beurtei-lung des Verhaltens von Textilien bei der Pflege ein.

Bereits einige Tag vor der offiziellen Eröffnung hatte Dr. Stefan Kapferer,

Staatssekretär im Bun-desministerium für Wirt-schaft und Technologie,

das Prüflabor besucht. Im Gespräch mit Ge-schäftsführer Dr. Manfred

Hirning und Laborleiter Dr. Christopher Au in-teressierte er sich neben

den angebotenen Dienst-leistungen insbesondere für die vielfältige Kun-denstruktur die von Hong Kong aus künftig betreut werden soll. Neben asia-tischen Textilherstellern sind dies auch Importeure und Handelsunternehmen aus Europa und Nordame-rika. Eingebunden in den neuen Hong Konger Sci-ence Park, einer der größ-ten und fortschrittlichsten Technologiezentren in China, ist das Hohenstein Labor für die Kunden zentral gelegen. Mit dem Labor sollen nicht nur die Unternehmen in Hong Kong erreicht, sondern auch die Prüfungen in den Produktionsländern Asiens bekannt gemacht werden.

Simone Diebold

Technik + Umwelt

Termine

Virtual Reality und TextilienDas Virtual Dimension Center veranstaltet am 15. März an der Hochschu-le Albstadt-Sigmaringen einen Workshop zum The-ma „Virtual Reality“. Nach längerer Forschungsarbeit ist es gelungen, Textilien jeglicher Art fotorealistisch zu simulieren und selbst in Filmen werbewirksam zu animieren. Welche neue Möglichkeiten sich der Textilindustrie durch dies virtuelle Visualisierung bieten, ist Inhalt dieser Veranstaltung. Mehr unter www.vdc-fellbach.de.

AFBW Anwenderfo-rumAm 22. März ist die AFBW mit ihrem Anwenderfo-rum „Mobilitäts-Textilien“ zu Gast bei einem Mit-gliedsunternehmen von Südwesttextil – der Ettlin Spinnerei und Weberei in Ettlingen. Technische Textilien sorgen vor allem im Innenraum von Auto-mobilen und Flugzeugen für Funktionalität, Kom-fort und Wohlbefinden. Welche Anforderungen gibt es in diesem Bereich? Die Veranstaltung will hier Einblicke geben und den Teilnehmern im Dialog neue Impulse und Ideen mit auf den Weg geben. Programm und Anmel-dung unter www.afbw.eu.

Denkendorfer Innova-tionstag Am 27. März öffnet das ITV Denkendorf seine Türen und gibt einen Einblick in die aktuellen Forschungsprojekte. Im Vordergrund stehen Ent-wicklungen und Trends aus den Bereichen Life Sci-ence, Technische Textilien, Faserverbundtechnik und Umwelt/Energie. Neben interessanten Vorträgen gibt es einen Rundgang durch die Technika und Laboratorien. Programm und Anmeldung unter www.itv-denkendorf.de.

Dr. Stefan Kapferer, Dr. Manfred Hirning, Dr. Christopher Au (v.l.n.r.) bei der Besichtigung des neuen Prüflabors. Foto: Hohenstein Institute

RundfunkgebührenNeue Regelungen für Unternehmen ab 2013

Im privaten Bereich wird die GEZ-Gebühr ab 2013 pro Haushalt erhoben. Ein solches geräteunabhängi-ges Konzept wird auch für Unternehmen einge-führt. Aktuell verschickt die GEZ Fragebögen, um die Grundlage für die Neuberechnung zu er-mitteln. Die Berechnung erfolgt pro Betriebsstätte des Unternehmens und ist nach der Zahl der Mitarbeiter gestaffelt. Es zählt dabei die Anzahl der Mitarbeiter in der je-weiligen Betriebsstätte. Pro Betriebsstätte ist ein Firmenfahrzeug vom Bei-

trag für die Betriebsstätte abgedeckt. Der Beitrag bei z. B. 50 bis 249 Mitarbei-tern beträgt 89,90 Euro pro Monat, bei 250 bis 500 Mitarbeitern liegt der Beitrag bei 179,80 Euro. Ab dem zweiten Firmen-wagen werden 5,99 Euro pro Fahrzeug und Monat fällig. Mit diesen Beträgen ist dann die Nutzung von Radio, Fernsehen und In-ternet abgedeckt.

Einen Gebührenrech-ner vom Gesamtverband textil+mode gibt es zum Download unter www.suedwesttextil.deSimone Diebold

Go East!Hohenstein Institute eröffnet erstes außereuropäisches Prüflabor in Hong Kong

Freier Eintritt und 20 Prozent Rabatt auf alle begleitenden Kongresse

Vom 29. bis 31. März findet in der Landesmesse Stuttgart die CEP®, Messe für Erneuerbare Energien und Ener-gieeffiziente Gebäude, statt. Mit auf dem Programm stehen verschiedene interessante Kongresse. Südwesttextil-Mitglieder erhalten bei der Online-Anmeldung mit dem Code CEP12SWT bis zu 20 Prozent Ermäßigung auf den regulären Tarif. Unter http://bit.ly/wndmmR können außerdem Freikarten heruntergeladen werden. Das vollständige Programm findet sich unter www.cep-expo.de.

Die neue Berechnung erfolgt pro Betriebsstätte des Unternehmens und ist nach der Zahl der Mitarbeiter gestaffelt. Foto: © dyrka - Fotolia.com

Page 11: Südwesttext Februar 2012

11Südwesttext Februar 2012Technik + Umwelt

Bei Hightech-Fasern führendNeue „Werkstoffe“ zur Gesundheitserhaltung

Die deutsche Textil-forschung ist mit Ent-wicklungen für den Gesundheitssektor wie Nervenleiter, Depotfasern zur gezielten Wirkstoff-abgabe oder gewebten Implantaten weltweit führend. Ein Drittel der bundesweit 16 Textilfor-schungsinstitute, so das Forschungskuratorium Textil auf einer Presse-konferenz Anfang Febru-ar in Berlin, ist mit diesem Forschungsschwerpunkt zugleich Inputgeber für textile Medizinprodukte über traditionelle Kran-kenhaus- und OP-Textili-en hinaus.

Seit das ITV Denken-dorf bereits vor 35 Jah-ren mit Hightech-Fasern für die Gesunderhaltung erste Schlagzeilen machte,

gehören Mediziner, Biolo-gen und Biotechnologen inzwischen zum Stamm-personal der Textilfor-schung. Auch die Hohen-stein Institute sowie die Forschungseinrichtungen in Dresden, Greiz und Aa-

chen zählten heute zu den ersten Adressen dieses Forschungsfeldes.

Prof. Dr. Michael Doser vom ITV Denkendorf und Prof. Dr. Dirk Höfer von den Hohenstein Instituten erläuterten vor zahlreichen

Pressevertretern einige besonders herausragende textile Entwicklungen für die Humanmedizin. So hat Denkendorf zusammen mit dem Klinikum der Uni München eine zellbesiedel-te Polyurethan-Herzklap-penprothese aus Vliesstoff entwickelt, die demnächst zur Verfügung stehen soll. Im Unterschied zu mecha-nischen oder biologischen Prothesen können damit Abwehrreaktionen des Körpers vermieden und die Haltbarkeit verlängert werden (siehe November-Ausgabe Südwesttext 2010).

Das Forscherteam um Dirk Höfer an den Hohenstein Instituten beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie textile Implantate mit

patienteneigenen Zellen ergänzt und so effizient in der plastischen Chi-rurgie eingesetzt werden können. So arbeite man an der Herstellung eines Fettgewebe-Ersatzes. Schon heute sei man in der Lage, auch ein grö-ßeres dreidimensionales Implantat mit humanen adulten Stammzellen zu besiedeln und sie in Fett-zellen zu differenzieren. Mit diesem Knowhow hoffe man, biopolymere 3D-Implantate mit kör-pereigenen Stammzellen in Fettgewebe zu verwan-deln, die dauerhaft als Weichteilersatz im Körper von Patienten verbleiben, ohne dass Abstoßungs- und Entzündungsreakti-onen auftreten.Simone Diebold

Herzklappen-Prothese auf textiler Basis. Foto: ITV

Des Pudels Kern – Hanns Pielenz Stiftung fördert Leichtbau-Projekt

Das Institut für Textil- und Verfahrenstechnik (ITV) Denkendorf erhielt Ende 2011 die Förderzusage über 40 000 Euro für ein Projekt zum „Einsatz von Formkernen für den Ultra-Leichtbau“. Jetzt beginnt die Entwicklung von umweltfreundlichen Materialien für Formkerne zusammen mit den Unternehmen Amann & Söhne GmbH & Co. KG, CX-Ing. GmbH, Roding Automobile GmbH und dem Lehrstuhl für Carbon Composites (LCC) der TU München. Die Nutzung von Leichtbaupotenzialen soll zur Verringerung des CO2-Ausstosses im Verkehrswesen beitragen, deshalb wer-den die Entwicklungen in der direkten Anwendung im Automobil getestet. Leichtbau, vor allem im Verkehrswesen, ist eine der gegenwärtigen und zukünftigen Schlüsseltechnologien.

Das Cradle to Cradle-Konzept Ökoeffizienz in der Textilindustrie

Das im Grundsatz belie-big oft wiederholbare und damit in sich konsistente Recyceln von Produkten, Cradle to Cradle, ist Aus-weis einer hochwertigen Kreislaufproduktion. In der Textilindustrie lassen sich im Wesentlichen zwei Ansätze unterscheiden: das Schließen biologischer Kreisläufe beim Einsatz von Naturfasern (z. B. kompostierbare T-Shirts), sowie das Schließen tech-nischer Kreisläufe beim Einsatz von Chemiefasern (z. B. Wiederverwertung von Möbelstoffen).

Aus abfallwirtschaft-licher und -technischer Sicht werden Cradle to Cradle-Entwicklungen, die das Ziel haben, kom-postierbare Materialien herzustellen, um sie auf diesem Wege zu entsor-gen, als kritisch gesehen. Die Entsorgungswirtschaft befürchtet, dass die Ver-braucher in Zukunft ohne Unterscheidung alle Arten von Altkleidertextilien in die biologische Wertstoff-tonne werfen und dies dann in den Anlagen zu Betriebsstörungen führt.

Nach Mitteilung des

Fachverbandes Textil-recycling (FTR) und des Bundesverbandes Sekun-därrohstoffe und Entsor-gung (bvse) in Bonn wird gegenwärtig ein Beklei-dungsverbrauch von etwa 13 kg je Einwohner und Jahr angenommen. Der Alttextilanteil am Haus-müll und den Siedlungs-abfällen betrug nach Er-fassung von Abfallbilanzen in den Bundesländern für das Jahr 2006 bundesweit durchschnittlich rund 3 kg je Einwohner.

Laut der im Auftrag des bvse unter Leitung von

Prof. Dr. Pretz (RWTH Aachen) erstellten Stu-die „Textilrecycling in Deutschland“ betrug das Volumen der Inlands-verfügbarkeit in 2004 (entspricht dem Sammel-potenzial für 2007) an Bekleidungstextilien fast 1 Mio. Tonnen und an Hau-stextilien rund 170 000 Tonnen. Tatsächlich ge-sammelt wurden rund 750 000 Tonnen Altbe-kleidung und gebrauchte Haustextilien (Erfassung über Straßen- und Contai-nersammlung). Ihre Ver-wertungsquote liegt bei 90

Prozent. Circa 43 Prozent der Altbekleidung werden der Wiederverwendung (Second-Hand-Kleidung) zugeführt; etwa 16 Prozent werden zu Putzlappen ver-arbeitet und ca. 31 Prozent gelangen in die Weiterver-wertung als Recyclingma-terialien und zur Ersatz-brennstoffgewinnung. Der Abfallanteil wie z. B. ein-zelne Schuhe, Gürtel etc. beträgt etwa 10 Prozent und ist kostenpflichtig zu entsorgen.

Christine Schneider

Page 12: Südwesttext Februar 2012

12 Februar 2012 Südwesttext

Am 21. Januar machten sich die drei Gewinner der Auslosung für das Winter-camp auf nach Sur En bei Scuol in der Schweiz.

Zwei Tage arbeiteten die Jugendlichen mit ih-ren schweizerischen und österreichischen Kollegen motiviert und engagiert am Thema „Lernen ler-nen“. Das Seminar un-ter der Leitung von Reto Wambach forderte und förderte alle. Daneben bildeten ein Eisstock-Turnier, ein Nacht-Orientierungslauf, eine Schneeschuh-Wanderung mit gemütlichem Fondue sowie ein individueller Sporttag einen lockeren Ausgleich.

Originelle und kreative Firmenpräsentationen überraschten die Organi-satoren des Wintercamps ebenso. Angetan waren sie auch von der Mitarbeit und dem Verantwortungs-bewusstsein der Jugend-lichen in diesem Jahr.

Weitere Bilder finden sich in der Fotogalerie auf der Internetseite von Süd-westtextil.

Christine Schneider

Zu guter Letzt

Impressum© Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers.

Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie – Südwesttextil e.V.Kernerstraße 5970182 Stuttgart

Postfach 10 50 2270044 Stuttgart

Telefon: +49 711 21050-0Telefax: +49 711 233718Internet: www.suedwesttextil.de

PräsidentDr. Axel Nickel

HauptgeschäftsführerDr. Markus H. Ostrop

Verantwortlich für Inhalt und Layout:Simone Diebold

Gestaltung:www.die-wegmeister.comDruck: Gress-Druck GmbH, FellbachAuflage: 900

Zitat„Ein Industrieland, das wo aussteigt, muss auch wo ein-steigen.“

Umweltminister Franz Untersteller zur Notwendigkeit, nach dem Atom-ausstieg in erneu-erbare Energien zu investieren, im Unternehmerge-spräch beim LVI am 30. Januar 2012.

Wunderbare WinterlandschaftInternationales Swisstextiles Wintercamp

Unter 48 Bewerbern hat Südwesttextil diese drei Azubis ausgelost:Marcel Schäfer, Olymp Bezner GmbH & Co. KG, Bietigheim-Bissingen, Alexander Güter, Vereinigte Filzfabrik AG, Giegen und Lisa Huber, Alfred Apelt GmbH, Oberkirch