Südwesttext Juli 2011

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www.suedwesttextil.de SÜDWEST TEXT Zeitung für die Textil- und Bekleidungsindustrie Nr. 46 Juli 2011 Zur Fashion Week verwan- delt sich die Bundeshaupt- stadt zweimal im Jahr zur internationalen Bühne für Fashion und Lifestyle. Das nahm der Gesamtverband textil+mode zum Anlass, um den Veranstaltungs- ort zur Verleihung seines vierten Innovationspreises von Düsseldorf nach Ber- lin zu verlegen. Und der Rahmen war würdig: Im Atrium der Deutschen Bank, Unter den Linden, traf sich am 6. Juli die Mode- und Tex- tilbranche mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Medien, Kunst und Kultur, um die jungen, kreativen Nachwuchstalente auszu- zeichnen. Kurzweilig und char- mant führte Dunja Hayali durchs Programm und entlockte zur Information der 430 Gäste den Preis- trägern die Hintergründe ihrer innovativen Arbei- ten. Die Jury hatte es auch dieses Jahr wieder nicht leicht, aus über 200 Ein- sendungen die besten auszuwählen. Gesamtverbandsprä- sident Heinz Horn war begeistert von dem Ide- enreichtum des jungen textilen Nachwuchses. „Bei all den tollen Arbei- ten mache ich mir um un- sere textile Zukunft keine Sorgen“, versicherte er. Simone Diebold Fortsetzung Seite 2 So jung wie noch nie Verband + Industrie, Seite 3 Mitarbeiter im Fokus Bildung + Soziales, Seite 6 Urlaubsanspruch bei Langzeiterkrankungen Recht + Steuern, Seite 8 Männer reden nicht nur über Akkuschrau- ber Technik + Umwelt, Seite 11 THEMEN Premiere in Berlin Der diesjährige Innovationspreis t+m wurde im Rahmen der Fashion Week verliehen Aktuell Der Gesamtverband textil+mode lädt am Mittwoch, 28. Septem- ber 2011 um 20 Uhr zum Parlamentarischen Abend mit Abgeord- neten des Europaparla- ments nach Straßburg ein. Präsentiert wird die neueste Studie der Deut- schen Bank Research zur Textil- und Bekleidungs- industrie und es gibt Ge- legenheit zu politischen Diskussionen. Anmel- dung bis 23.09.2011 per E-Mail an registration@ textil-mode.de Eike van Stuckenbrok begeisterte das Publikum mit seiner „textilen“ Akrobatik. Foto: Marco Urban Der Südwesttextil-Ge- schäftsklimaindex bleibt stabil: Mit einem Wert von 16,38 liegt er im zwei- ten Quartal sogar um 0,76 Punkte höher als im ersten Quartal. Interessant dabei ist, dass die Unternehmen mit der aktuellen wirt- schaftlichen Situation sehr zufrieden sind. Hier stieg der Wert im Vergleich zur letzten Befragung noch- mals um fast 5 Punkte auf 27,14. Allerdings lässt die Zuversicht für die zu er- wartende Geschäftslage etwas nach. Die befragten Unternehmer sehen nicht ganz so positiv in die Zu- kunft wie noch vor einem viertel Jahr – der Wert ging um 3 Punkte auf 6,12 zurück. Bei der detaillierten Betrachtung der aktuellen wirtschaftlichen Lage fällt auf, dass die Zufriedenheit mit dem erzielten Inlands- umsatz erneut angestie- gen ist. Fast 49 Prozent der Teilnehmer bewerten den Umsatz als gut. Im Vergleich zur letzten Um- frage sind dies nochmals 3 Prozent mehr. Erfreulich sind die Er- gebnisse im Bereich des Personalaufbaus bzw. -ab- baus: 17 Prozent der Un- ternehmen werden mehr Mitarbeiter einstellen. Dies sind fast 6 Prozent mehr als im ersten Quartal. Per- sonal abbauen möchten nur noch 14,3 Prozent – das ist ein Rückgang um knapp über 6 Prozent. Die Betrachtung der Ergebnisse für die zu- künftige wirtschaftliche Entwicklung der Unter- nehmen zeigt, dass im We- sentlichen die Einschät- zung der Preisentwicklung für die getrübte Sicht ver- antwortlich ist. Hier gehen 25,7 Prozent der Befragten von fallenden Preisen aus. Dies sind 21 Prozent mehr als im letzten Quartal. Andererseits erwarten 34,3 Prozent der Unter- nehmen steigende Aus- landsumsätze, das ist eine Zunahme von 9,3 Prozent, und 40 Prozent gehen von steigenden Auftragsein- gängen aus. Dies sind fast 13 Prozent mehr als bei der letzten Befragung zum Ge- schäftsklimaindex. Die detaillierten Er- gebnisse sind auf www.su- edwesttextil.de abrufbar. Christine Schneider Textil stabil Geschäftsklimaindex hält sich auf hohem Niveau Service Recht + Steuern, Seite 9 Aktuelle Steuer-Nachrichten

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Die Monatsausgabe der Zeitung von Südwesttextil.

Transcript of Südwesttext Juli 2011

Page 1: Südwesttext Juli 2011

www.suedwesttextil.de

SÜDWESTTEXTZeitung für die Textil- und BekleidungsindustrieNr. 46 Juli 2011

Zur Fashion Week verwan-delt sich die Bundeshaupt-stadt zweimal im Jahr zur internationalen Bühne für Fashion und Lifestyle. Das nahm der Gesamtverband textil+mode zum Anlass, um den Veranstaltungs-ort zur Verleihung seines vierten Innovationspreises von Düsseldorf nach Ber-lin zu verlegen.

Und der Rahmen war würdig: Im Atrium der Deutschen Bank, Unter den Linden, traf sich am 6. Juli die Mode- und Tex-tilbranche mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Medien, Kunst und Kultur, um die jungen, kreativen Nachwuchstalente auszu-zeichnen.

Kurzweilig und char-mant führte Dunja Hayali durchs Programm und entlockte zur Information

der 430 Gäste den Preis-trägern die Hintergründe ihrer innovativen Arbei-ten.

Die Jury hatte es auch dieses Jahr wieder nicht leicht, aus über 200 Ein-

sendungen die besten auszuwählen.

Gesamtverbandsprä-sident Heinz Horn war begeistert von dem Ide-enreichtum des jungen textilen Nachwuchses.

„Bei all den tollen Arbei-ten mache ich mir um un-sere textile Zukunft keine Sorgen“, versicherte er.Simone Diebold

Fortsetzung Seite 2

So jung wie noch nieVerband + Industrie, Seite 3

Mitarbeiter im Fokus Bildung + Soziales, Seite 6

Urlaubsanspruch bei Langzeiterkrankungen Recht + Steuern, Seite 8

Männer reden nicht nur über Akkuschrau-berTechnik + Umwelt, Seite 11

THEMEN Premiere in Berlin Der diesjährige Innovationspreis t+m wurde im Rahmen der Fashion Week verliehen

AktuellDer Gesamtverband textil+mode lädt am Mittwoch, 28. Septem-ber 2011 um 20 Uhr zum Parlamentarischen Abend mit Abgeord-neten des Europaparla-ments nach Straßburg ein. Präsentiert wird die neueste Studie der Deut-schen Bank Research zur Textil- und Bekleidungs-industrie und es gibt Ge-legenheit zu politischen Diskussionen. Anmel-dung bis 23.09.2011 per E-Mail an [email protected]

Eike van Stuckenbrok begeisterte das Publikum mit seiner „textilen“ Akrobatik. Foto: Marco Urban

Der Südwesttextil-Ge-schäftsklimaindex bleibt stabil: Mit einem Wert von 16,38 liegt er im zwei-ten Quartal sogar um 0,76 Punkte höher als im ersten Quartal. Interessant dabei ist, dass die Unternehmen mit der aktuellen wirt-schaftlichen Situation sehr zufrieden sind. Hier stieg der Wert im Vergleich zur letzten Befragung noch-mals um fast 5 Punkte auf 27,14. Allerdings lässt die Zuversicht für die zu er-wartende Geschäftslage etwas nach. Die befragten Unternehmer sehen nicht ganz so positiv in die Zu-kunft wie noch vor einem

viertel Jahr – der Wert ging um 3 Punkte auf 6,12 zurück.

Bei der detaillierten Betrachtung der aktuellen wirtschaftlichen Lage fällt auf, dass die Zufriedenheit mit dem erzielten Inlands-umsatz erneut angestie-gen ist. Fast 49 Prozent der Teilnehmer bewerten den Umsatz als gut. Im Vergleich zur letzten Um-frage sind dies nochmals 3 Prozent mehr.

Erfreulich sind die Er-gebnisse im Bereich des Personalaufbaus bzw. -ab-baus: 17 Prozent der Un-ternehmen werden mehr Mitarbeiter einstellen. Dies

sind fast 6 Prozent mehr als im ersten Quartal. Per-sonal abbauen möchten nur noch 14,3 Prozent – das ist ein Rückgang um knapp über 6 Prozent.

Die Betrachtung der Ergebnisse für die zu-künftige wirtschaftliche Entwicklung der Unter-nehmen zeigt, dass im We-sentlichen die Einschät-zung der Preisentwicklung

für die getrübte Sicht ver-antwortlich ist. Hier gehen 25,7 Prozent der Befragten von fallenden Preisen aus. Dies sind 21 Prozent mehr als im letzten Quartal.

Andererseits erwarten 34,3 Prozent der Unter-nehmen steigende Aus-landsumsätze, das ist eine Zunahme von 9,3 Prozent, und 40 Prozent gehen von steigenden Auftragsein-gängen aus. Dies sind fast 13 Prozent mehr als bei der letzten Befragung zum Ge-schäftsklimaindex.

Die detaillierten Er-gebnisse sind auf www.su-edwesttextil.de abrufbar.Christine Schneider

Textil stabilGeschäftsklimaindex hält sich auf hohem Niveau

Service

Recht + Steuern, Seite 9

Aktuelle Steuer-Nachrichten

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2 Juli 2011 SüdwesttextVerband + Industrie

In Kürze

Seit 1. Juni verstäkt Fabi-an Seus, Rechtsassessor, tatkräftig die Rechtsabtei-lung von Südwesttextil. Im Rahmen seiner Ausbil-dung bei der BDA macht er Station im Verband.

Der gebürtige Oberfran-ke hat an der Universität Bayreuth sein Jurastu-dium absolviert. Ende September führt ihn das Programm nach Berlin.

Die Deutsche Bank Re-search hat eine Studie zur gegenwärtigen Situation und zu den Zukunftsper-spektiven der deutschen Textil- und Bekleidungs-industrie vorgelegt. Da-rin werden vor allem die führende Rolle der deut-schen Textilindustrie bei den technischen Textilien und ihre Innovationskraft hervorgehoben. Jedoch stellen der problema-tische Zugang zu textilen Rohstoffen sowie deren steigende Preise aktuell eine Herausforderung für die Branche dar. Mittelfri-stig müssen die Anstren-gungen erhöht werden, genügend Fachkräfte zu gewinnen, um im Seg-ment der innovativen tech-nischen Textilien die gute Marktposition zu behaup-ten, so ein Fazit der Studie, die unter www.suedwest-textil.de heruntergeladen werden kann.

Drei Wochen, sechs Mo-denschauen, zwei Ausstel-lungen, 26 Design-Absol-venten und insgesamt rund 1 500 Besucher: Die Bilanz der Reutlinger Designwochen kann sich sehen lassen. Bilder gibts unter www.sued-westtextil.de

Kategorie ModedesignDen ersten Preis und damit 10 000 Euro in bar sowie diverse Sachleistungen gewann Hoai Huong Vo Ngoc aus Berlin mit ihrem Label Concis. Platz zwei in dieser Kategorie, dotiert mit 2 500 Euro, belegt die 31-jährige Sabina Taschén mit ihrem La-bel Ame Soeur. Drittplatzierte mit einem Preisgeld von 1 000 Euro ist Antje Pugnat mit ihrer Strickkol-lektion.

Kategorie Technische TextilienGewonnen hat die 28-jährige Anke Domaske. Sie entwickelte mit QMilch® eine neuartige Faser, die auf der Basis von Milch hergestellt wird. Den zweiten Platz belegte der Diplom-Ingenieur Hendrik Dommes mit der von ihm entwickelten Organofolie aus Carbonfaser. Platz drei ging an die Studentinnen der Hochschule Niederrhein, Henrike von Besser und Jennifer Elze aus Mönchenglad-bach für Grow Green, ein textiles Konzept für Begrünungen.

Kategorie TextildesignDen ersten Platz belegte hier Stefanie Wider. Die 24-jährige Textildesignerin perforiert Stoffe mittels Wasserstrahl und durchzieht sie mit Bändern. Platz zwei ging an die Studentinnen der Universität der Künste Marie Christine Federlin und Charlotte Ehr-licher aus Berlin für Egogamie, ein innovatives und nachhaltiges Konzept mit Schwerpunkt Strick. Den dritten Platz belegte die 29-jährige Nadine Richter.

Sonderpreis für Nachhaltiges DesignMarie Christine Federlin und Charlotte Ehrlicher erhielten mit dem Sonderpreis für Nachhaltiges Design außerdem die Möglichkeit, ihre Arbeit auf einer der Pariser Messen Ethical Fashion Show oder Texworld zu präsentieren. Der Gesamtverband t+m vergab den Sonderpreis in Kooperation mit der Messe Frankfurt.

Musterland Baden-Württemberg Ministerpräsident Kretschmann lobt Unternehmen für nachhaltiges Handeln

Auf der Mitgliederver-sammlung der Lan-desvereinigung Baden-W ü r t t e m b e r g i s c h e r Arbeitgeberverbände am 19. Juli in Karlsruhe lobte Präsident Prof. Dr. Dieter Hundt, Baden-Württem-berg als ein Musterland für gute Arbeit. Aktuell liege die Arbeitslosenquote mit 3,9 Prozent erstmals seit November 2008 wieder

unter der Vier-Prozent-Marke. „Damit sind wir wieder auf dem Vorkri-senniveau angekommen.“ Darüber hinaus weise die baden-württembergische Wirtschaft ein hohes Lohnniveau auf und biete stabile Beschäftigungsver-hältnisse.

Auch Ministerpräsi-dent Winfried Kretsch-mann, der auf Einla-

dung von Hundt an der Mitgliederversammlung teilnahm, unterstrich das gute Krisenmanagement der baden-württember-gischen Unternehmer. Kretschmann: „Es war nachhaltig gehandelt, dass Sie in der Krise nicht einfach Arbeitsplätze ab-gebaut, sondern Ihre Be-legschaften – soweit es irgend ging – gehalten

und durch die wirklich schwere Rezession ge-bracht haben.“

Lobend äußerte sich der Arbeitgeberpräsident über die geplante Initiati-ve „Allianz für Fachkräf-te“ der Landesregierung und sagte dem Minister-präsidenten die Unter-stützung der Arbeitgeber bei deren Umsetzung zu.Boris Behringer

Fortsetzung von Seite 1

Innovationspreis 2011 – Die Gewinner

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3Südwesttext Juli 2011Verband + Industrie

So jung wie noch nieEttlin feiert 175-jähriges Firmenjubiläum

„Tradition trifft Innovati-on“ – mit diesem Leitsatz begeht die Ettlin AG in diesem Jahr ihr 175-jäh-riges Firmenjubiläum. In der Tat kann das Ett-linger Unternehmen auf eine traditionsreiche Ge-schichte zurückblicken. 1836 als eine der ersten Aktiengesellschaften der Textilindustrie gegrün-det, gehört die Spinnerei und Weberei lange Zeit zu den größten Industrieun-ternehmen Badens. Ge-fertigt wurden zu Beginn vor allem klassische Tex-tilien wie Bett- und Tisch-wäsche, Uniformen und Berufsbekleidung. Durch Innovation und Qualität widerstand das Unter-nehmen dem Importdruck durch Textilien aus Nied-riglohnländern, in dessen Folge in der Vergangen-heit ein großer Teil der deutschen Textilbetriebe schließen mussten. Auch zwei Weltkriege überstand das Werk vergleichsweise glimpflich. Selbst als ein Großbrand im Juni 1994 die Produktion vollständig zerstörte, war die Zielstre-bigkeit des Unternehmens nicht gebrochen. Ettlin in-vestierte rund 40 Millio-nen in den Wiederaufbau und stellte ein neues Werk Ende 1995 fertig.

Heute zählt die Ettlin-ger Produktionsstätte mit ihren rund 140 Beschäf-tigten zu den modernsten Europas. Jährlich werden hier knapp 7 000 Tonnen OE-Garn und rund 15 Millionen Quadratmeter Technische Gewebe pro-duziert. Bedeutendster Abnehmer ist die Schleif-mittelindustrie. Daneben zählen Automobilherstel-ler und -zulieferbetriebe zu den Kunden. Im Jahr des 175-jährigen Beste-hens präsentiert sich das Unternehmen jünger als je zuvor. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die beiden Vorstände Rolf

Heitlinger und Dr.-Ing. Oliver Maetschke einen ambitionierten Schritt in eine ganz neue Produkt-palette gewagt haben. Das Unternehmen produziert seit diesem Jahr ein tech-nisches Spezialgewebe,

welches aus LED-Licht dreidimensionale Effekte erzeugt. Durch die Kom-bination aus Gewebe und LED-Hintergrundbe-leuchtung entstehen op-tische Effekte, die sich als Lichtbögen oder -wellen

in die Tiefe des Raumes ausbreiten. So entste-hen dreidimensionale Lichtgebilde, sogenannte Lichtstrukturen, die sich je nach Position des Betrach-ters verändern. Dies eröff-net Ettlin einen völlig an-

deren Kundenbereich in Architektur, Bühnen- und Veranstaltungstechnik so-wie Messe- und Ladenbau.

Von dieser sympathi-schen Mischung aus Tra-ditionsbewusstsein und Innovationsgeist konnten sich die Festgäste der Ju-biläumsveranstaltung am 1. und 2. Juli überzeugen. In angenehmem Ambiente wurde eine musikalische und bebilderte Zeitreise durch die Unternehmens-geschichte absolviert. Und selbstverständlich wurde der Festsaal vom eigenen Produkt ins angemessene Licht getaucht.

Boris Behringer

Talkrunde mit prominenten Gästen: (v.l.) MdL Werner Raab, Ettlin Vorstand Dr. Oliver Maetschke, IHK Präsident Bernd Bechtold, Moderator Peter Kühn, Oberbürgermeisterin der Stadt Ettlingen Gabriela Büssemaker und Landrat Dr. Christof Schnaudigel. Fotos: Ettlin

Rolf Heitlinger (li.) und Dr.-Ing. Oliver Maetschke (re.) mit den Preisträgern des Wettbewerbs „Gewebtes Licht“.

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4 Juli 2011 SüdwesttextVerband + Industrie

Unternehmen 2020 – Zukunftskonferenz Textil

Videos, Reden und Bilder unter www.suedwesttextil.de

Die deutsche Textil- und Modeindustrie steht dank neuer Faserverbundwerk-stoffe und des Internets vor einer neuen Ära. Das ist die Botschaft der Zu-kunftskonferenz Textil, die am 1. Juli in Stuttg-art stattfand. Rund 350 Teilnehmer aus der Tex-til- und Modeindustrie diskutierten im Haus der Wirtschaft neue Einsatz-bereiche für Textilien so-wie innovative Vertriebs-wege für Bekleidung.

Verbundwerkstoffe etwa aus Carbonfasern sind aufgrund ihres ge-ringen Gewichts und ih-rer hohen Festigkeit der Schlüssel für den mo-dernen Leichtbau. Die Vorstufe dieser Bauteile bilden textile Gewebe und Gelege. „Damit wer-den die traditionellen Textiltechniken wie Spinnen, Weben, Wir-ken und Flechten wie-derentdeckt“, ist Hubert Jäger, Leiter der Kon-

zernforschung des Car-bonfaserherstellers SGL in Wiesbaden überzeugt. Moderner Leichtbau wer-de unter anderem für alle Transportmittel benöti-gt: bei herkömmlichen

Antrieben, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, und insbesondere bei Elektro-Fahrzeugen, um das zusätzliche Batterie-gewicht zu kompensieren.

Ein Zukunftsmarkt für Textilien ist auch die Bau-wirtschaft. Darauf wies Martin Synold vom Stutt-garter Architekturbüro Werner Sobek hin. Der Ersatz der Stahlverstär-kung durch so genannten textilbewehrten Beton er-mögliche die Einsparung von bis zu 40 Prozent des

herkömmlichen Betons. Darüber hinaus eröffne-ten die einzigartigen äs-thetischen Eigenschaften und die Adaptivität von hocheffizienten Textilien ein großes Potential für die Anwendung in der Architektur.

Wolfgang Leidig, Mi-nisterialdirektor im Mini-sterium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württ-emberg, unterstrich bei der Zukunftskonferenz, dass sich die baden-württembergische Textil- und Bekleidungsindustrie nach den schweren Zeiten des Strukturwandels mit wettbewerbsfähigen, inno-vativen Produkten auf die verschärften Bedingungen des Weltmarkts eingestellt habe. „Zudem haben neue Anwendungsbereiche für Textilien, neue Materialien und Funktionalitäten und der Ausbau des Bereichs der Technischen Textili-en neue Märkte aufgetan, die auch für die Zukunft

hohe Wachstumschancen versprechen“, erklärte Wolfgang Leidig. „Gerade auf dem textilen Sektor hat Baden-Württemberg mit der Staatlichen Mo-deschule Stuttgart und den Hochschulen Reut-lingen und Albstadt-Sig-maringen viel zu bieten.“ Auch im Bereich der in-dustrienahen Forschung, beispielsweise für die Au-tomobilindustrie oder die Medizintechnik, verfüge das Land mit seinen For-schungseinrichtungen in Denkendorf und Hohen-stein über eine hervorra-gende Forschungsinfra-struktur.

Neue Märkte sehen auch die Hersteller von Bekleidungstextilien, wenngleich aus einem anderen Grund. Denn für sie gewinnt der Vertrieb über das Internet an im-mer größerer Bedeutung. „Während die Umsätze im stationären Handel rückläufig sind, gibt es

beim Online-Handel ra-sante zweistellig Wachs-tumsraten“, stellt Gerrit Heinemann, Professor für Betriebswirtschaft an der Hochschule Niederrhein, fest. Er empfiehlt deshalb, das Einzelhandelsgeschäft stärker mit dem Internet zu verzahnen.

Claus-Dietrich Lahrs, Vorstandschef von Hugo Boss, sieht die Heraus-forderungen für sein Un-ternehmen im Ausbau eigener Einzelhandels-kompetenz, um damit näher bei den Kunden in den regionalen Absatz-gebieten zu sein. „Dazu müssen wir schneller auf Marktveränderungen re-agieren können“, betont Lahrs. Deshalb würden Entwicklungs- und Ver-kaufszeiträume der Kol-lektionen verkürzt und die Prozessschritte opti-miert.

Alle Vorträge gibt es auf Video unter www.su-edwesttextil.de.

Prof. Dr. phil. Dr. h.c. Dipl. Psych. Andreas Kruse, Institut für Gerontologie, Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg

„Wenn nicht im Alter kreativ, wann dann?“(über die Chancen, die das Alter mit sich bringt)

Helga Schwitzer, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall

„Wir brauchen Marathonläufer, keine Dauersprinter.“(über die Anforderungen an die Mitarbeiter im Alter)

Textil ist fit für die Welt von morgenStuttgarter Zukunftskonferenz zeigt die Chancen der Branche

Zukunft Textil: Neue Ära mit Faser-verbundwerkstoffen

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5Südwesttext Juli 2011Verband + IndustrieVerband + Industrie

Unternehmen 2020 – Zukunftskonferenz Textil

Videos, Reden und Bilder unter www.suedwesttextil.de

Dr. Hubert Jäger, Vice President & Head of Technology & Innovation, Leiter Konzernforschung SGL Group“ Jäger

„Das Loch muss das Ziel sein, nicht die Fläche.“ (über die Anstren-gungen im Leichtbau, noch bessere Gewebe herzustellen)

Prof. Dr. Gerrit Heinemann,Leiter eWeb-Research-Center

„Ein Ende des Online-Wachstums ist noch nicht abzusehen.“

Rudolf Kast, Berater für Personalmanagement und Karriereentwicklung

„Eine 96-Jährige hat kürzlich ihren Arbeitsvertrag umgestellt – von Teilzeit auf Vollzeit.“ (über ein Beispiel finnischer Flexibilität im Alter)

Martin BremerLeiter Color & Trim, Daimler AG

„Autos prägen nicht nur den Stoff aus dem die Träume sind, sondern auch der Stoff trägt maßgeblich dazu bei, aus einem Auto einen Traum zu machen.“

Claus-Dietrich Lahrs, CEO Hugo Boss AG

„Um Premium wieder schätzen zu lernen, muss oft erst eine Krise kommen.“ (über Wertigkeit von Premiummarken)

Jörg Hensen, Director Northern Europe, vente-privee.com, Online-Handelsunternehmen

„Ein Online-Shopping-Club ist eine Win-Win-Solution für Marken und Mitglieder.“

Dr.-Ing. Martin Synold, Werner Sobek GmbH & Co. KG, Stuttgart

Die Gebäudehülle ist die „dritte Haut des Menschen“.

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6 Juli 2011 SüdwesttextBildung + Soziales

Mitarbeiter im FokusDemografie-Management am Beispiel Rösch und Hartmann

Auf der Zukunftskonferenz Textil Anfang Juli in Stutt-gart wurde viel über die Herausforderungen der Unternehmen aufgrund der demografischen Ent-wicklung gesprochen. An zwei Beispielen zeigt sich, was die Textil- und Be-kleidungsindustrie bereits unternimmt, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Zu Zeiten des Firmen-gründers Gerhard Rösch arbeiteten viele Hunderte Näherinnen im Unterneh-men. Um seine gut ausge-bildeten Fachkräfte nicht nach wenigen Jahren wie-der zu verlieren, gab es für Rösch nur einen richtigen Weg: Die Frauen sollten nach der Niederkunft zu-rück ins Unternehmen kommen. Was also lag näher, als einen eigenen Betriebskindergarten zu eröffnen? Heute ist die mutige Idee und das, was daraus geworden ist, ein Argument für Bewerber, sich für Rösch als Arbeit-geber zu entscheiden.

Der Kindergarten kann bis zu 20 Zwei- bis Sechsjährige aufnehmen, um die sich eine Vollzeit- und eine Teilzeiterzieherin kümmern. Im Sommer werden ein Anbau mit einem separaten Bereich für Einjährige eröffnet und eine weitere Erziehe-rin eingestellt. Zusätzlich gibt es ein Angebot für die Eltern von schulpflichti-gen Kindern: eine je ein-wöchige Ferienbetreuung in den Pfingst- und Som-merferien.

Als schwäbisches Traditionsunternehmen mit Weitblick setzt die Gerhard Rösch GmbH

nun schon seit mehr als 60 Jahren auf eine fami-lienfreundliche Perso-nalpolitik. Bereits 1996 wurde das Unternehmen am Neckar als „familien-freundlichster Betrieb“ vom Bundesfamilienmi-nisterium ausgezeichnet: gleich mehrere Male von der baden-württember-gischen Landesregierung und 2010 von der Bundes-agentur für Arbeit. Ent-sprechend umfangreich und umfassend hat sich in den Jahren das Angebot, das das Unternehmen den 365 Tübinger Mitarbeitern anbieten kann, entwickelt. Die individuellen Arbeits-zeitlösungen mit ca. 130 verschiedenen Modellen bieten gerade für einen Betrieb mit saisonal be-dingten Hochphasen der Produktivität große Chan-cen.

Familienfreundlich-keit hat nicht nur mit Gutmenschentum zu tun, sondern vor allem mit unternehmerischem Denken – damals wie heute. Studien belegen: Familienfreundliche Un-ternehmen profitieren von kürzeren Wiedereingliede-rungszeiten, höherer Mo-tivation und geringeren Fehlzeiten. „Der Return-on-Investment liegt bei rund 20 Prozent“, sagt Evita Rösch, die Frau des jetzigen Firmeninhabers und zuständig für die Un-ternehmenskommunikati-on und das Design.

Zur Familienfreund-lichkeit des Unterneh-mens gehört für Rösch auch die Weiterbildung der Mitarbeiter, so wur-den in den letzten Jahren hauptsächlich an- und ungelernten Mitarbeiter,

die schon seit vielen Jah-ren im Unternehmen tätig waren, die Weiterbildung zum Maschinen- und Anlagenführer Textil er-möglicht. Dies wurde im Rahmen vom WeGebau Programm der Agentur für Arbeit durchgeführt.

„Die Investition in die Mitarbeiter unseres Unternehmens ist unser größtes Kapital und ent-scheidend für den Unter-nehmenserfolg“, umreißt Arnd-Gerrit Rösch die Personalpolitik seines Unternehmens.

Das Thema Demo-grafie und mögliche Aus-wirkungen stehen bei der Paul Hartmann AG bereits seit einigen Jahren auf der Agenda. Schon 2007 wur-de die Frage beleuchtet, wie alternsgerechtes Ar-beiten in Zukunft gestal-tet werden kann. Mittels einer Altersstrukturana-lyse wurden die demogra-fischen Entwicklungen für das Unternehmen in sei-nen einzelnen Bereichen bis zum Jahre 2050 pro-gnostiziert. Anschließend wurden verschiedene Maßnahmen hinsicht-lich der Gestaltung von Schichtsystemen, Gestal-

tung von Arbeitsplätzen oder auch gesunder Er-nährung gestartet.

Eines der Pilotpro-jekte wurde im Logistik-zentrum Brück durchge-führt. Dabei untersuchte man einzelne Arbeitsplät-ze hinsichtlich besserer ergonomischer Gestal-tung oder der Verbesse-rung von Arbeitsschritten. Mit externen Experten wurden entsprechende Arbeitsplatzanalysen er-stellt und konkrete Ver-besserungsmaßnahmen erarbeitet. In Workshops wurden diese detailliert besprochen und daraus konkrete Umsetzungs-pläne vereinbart.

Der Fragestellung, wie gesunde Ernährung am Arbeitsplatz die Mit-arbeiter fit halten kann, widmet sich ein weiteres Projekt. Themenwochen, in denen Tipps für gesun-de Ernährung gegeben werden und ein „gesun-des“ Ampelsystem für die in der Kantine angebote-nen Mittags-Menüs sind nur einige Beispiele dafür, wie konsequent Hart-mann auch dieses Thema angeht. Ein echter Mei-lenstein war Anfang Juni die Bio-Zertifizierung der Kantine am Stammsitz in Heidenheim.

Sukzessive werden Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie umgesetzt. Hierbei sind kreative Ideen gefragt: Realisiert wurden bis jetzt die Fle-xibilisierung von Arbeits-zeiten und Arbeitsorten sowie die Einrichtung eines Eltern-Kind-Arbeits-zimmers. Hier können in Notsituationen, in denen die Betreuungsperson, zum Beispiel die Tages-mutter oder die Oma, kurzfristig ausfällt, die Kinder an den Arbeitsplatz ihrer Eltern mitkommen.

Christine Schneider

w w w . g e r h a r d - r o e s c h . d e

Zertifikat seit 2008

Für die kompetente Leitung unseres seit 1971 bestehenden Betriebskinder- gartens suchen wir ab sofort / balmöglichst eine äußerst motivierte und liebevollePersönlichkeit, die als

ERZIEHER (m/w)die uneingeschränkte Verantwortung für das Glück und Wohlbefinden sowie die exzellente Förderung unserer Kinder übernehmen möchte.

Ihre Aufgaben umfassen insbesondere:• die abwechslungsreiche Betreuung unserer Kinder im alter von 1 bis 3 Jahren• die individuelle Förderung unserer Kinder entsprechend ihren Talenten, Bedürfnissen und Interessen• die Umsetzung neuester Lernmethoden • die regelmäßige Beratung und Korrespondenz mit den eltern• die Ver tretung des Unternehmens im rahmen von Vorträgen und Kongressen

Sie passen zu uns, wenn Sie:• eine anerkannte erzieherausbildung oder ein sozialpädagogisches studium besitzen und sich konsequent weiterentwickelt haben• Über mindestens 3 bis 5 Jahre Berufser fahrung verfügen• offen, flexibel, engagier t und teamfähig sind• Über gute edV-Kenntnisse verfügen

haben sie zudem Lust, mit uns gemeinsam neue wege zu gehen und die Betreuungsmöglichkeit unseres Betriebskindergartens weiter auszubauen? dann würden wir uns über Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen, gerne per Mail, sehr freuen. Bitte richten sie diese an:

Gerhard Rösch GmbH, PersonalabteilungSchaffhausenstraße 101, 72072 Tü[email protected], Telefon: 0 70 71/153-250

Wir sind ein innovatives, modernes Familienunternehmen, welches sich durch flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege auszeichnet. Unternehmerisches Denken und Handeln sowie die konsequente Umsetzung der Unternehmensziele sind für uns selbstverständlich. Neben einer familienfreundlichen Personalpolitik und einem hervor- ragendem Betriebsklima bieten wir unseren Beschäftigten ausgezeichnete Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten.

Schwäbisches Tradi-tionsunternehmen setzt auf Familien-freundlichkeit.

Paul Hartmann emp-fiehlt eine Alters-strukturanalyse.

Sehr begehrt: Der Betriebskindergarten der Firma Rösch. Foto: Gerhard Rösch Gmbh

Generationen arbeiten im Team. Foto: Paul Hartmann

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Zertifikat seit 2008

Für die kompetente Leitung unseres seit 1971 bestehenden Betriebskinder- gartens suchen wir ab sofort / balmöglichst eine äußerst motivierte und liebevollePersönlichkeit, die als

ERZIEHER (m/w)die uneingeschränkte Verantwortung für das Glück und Wohlbefinden sowie die exzellente Förderung unserer Kinder übernehmen möchte.

Ihre Aufgaben umfassen insbesondere:• die abwechslungsreiche Betreuung unserer Kinder im alter von 1 bis 3 Jahren• die individuelle Förderung unserer Kinder entsprechend ihren Talenten, Bedürfnissen und Interessen• die Umsetzung neuester Lernmethoden • die regelmäßige Beratung und Korrespondenz mit den eltern• die Ver tretung des Unternehmens im rahmen von Vorträgen und Kongressen

Sie passen zu uns, wenn Sie:• eine anerkannte erzieherausbildung oder ein sozialpädagogisches studium besitzen und sich konsequent weiterentwickelt haben• Über mindestens 3 bis 5 Jahre Berufser fahrung verfügen• offen, flexibel, engagier t und teamfähig sind• Über gute edV-Kenntnisse verfügen

haben sie zudem Lust, mit uns gemeinsam neue wege zu gehen und die Betreuungsmöglichkeit unseres Betriebskindergartens weiter auszubauen? dann würden wir uns über Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen, gerne per Mail, sehr freuen. Bitte richten sie diese an:

Gerhard Rösch GmbH, PersonalabteilungSchaffhausenstraße 101, 72072 Tü[email protected], Telefon: 0 70 71/153-250

Wir sind ein innovatives, modernes Familienunternehmen, welches sich durch flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege auszeichnet. Unternehmerisches Denken und Handeln sowie die konsequente Umsetzung der Unternehmensziele sind für uns selbstverständlich. Neben einer familienfreundlichen Personalpolitik und einem hervor- ragendem Betriebsklima bieten wir unseren Beschäftigten ausgezeichnete Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten.

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7Südwesttext Juli 2011Bildung + Soziales

Seminare Bildungswerk

Seminarangebot der Akademie für Personal- und Organisationsentwicklung im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit Südwesttextil

Mitarbeitergespräche führenTermin:12. bis 14. September 2011Ort: Haus Steinheim

Reklamationen am Telefon:Wenn die „Freundschaft“ Pause machtTermin:29. September 2011Ort: Haus Reutlingen

Erfolgreich führen ohne WeisungsbefugnisTermin:29. bis 30. September 2011Ort: Haus Bleibach

Weitere Informationen unter www.biwe.de

Office 2013Eckdaten zur Neuordnung der Büroberufe

Festgelegt wurden nun die Eckdaten zur Neu-ordnung der seit 20 Jah-ren bestehenden Büro-berufe. Mehr als 95 000 Ausbildungsverhältnisse in Betrieben aller Wirt-schaftsbereiche und Unternehmensgrößen sowie in Verwaltungen von Bund, Ländern und Kommunen sind davon betroffen.

Die drei bestehenden Berufe – Bürokaufmann, Kaufmann für Bürokom-munikation und Fachan-gestellter für Bürokom-

munikation (ö.D.) – wer-den zu dem neuen Beruf

„Kaufmann für Büroma-nagement“ mit dreijäh-

riger Ausbildungsdauer zusammengefasst. In dem neuen Beruf wird der gemeinsame Kern an Qualifikationen und Lernzielen durch Wahl-qualifikationen erweitert, vertieft und ergänzt. Die Wahlqualifikationen bie-ten umfangreiche Diffe-renzierungsmöglichkeiten für die teils sehr unter-schiedlichen Büroarbeiten und Funktionsbereiche in den verschiedensten Wirt-schaftszweigen.

Die gestreckte Ab-schlussprüfung wird mit

dem Prüfungsschwer-punkt Technikkompetenz zunächst zur Erprobung aufgenommen.

Die Erarbeitung der Verordnung soll im Ok-tober beginnen. Veröf-fentlicht wird sie Anfang 2013, damit die neuen Büroberufe am 1. August 2013 in Kraft treten kön-nen. Weitere Informati-onen finden sich unter www.kwb-berufsbildung.de.

Christine Schneider

Neue Wege ins StudiumGemeinsamer Leitfaden der Arbeitgeber und des DGB

Im Sommer letzten Jah-res beschloss der baden-württembergische Land-tag, den Hochschulzugang zu vereinfachen. Seither können auch beruflich Qualifizierte ohne Abitur ein Studium anstreben.

Meister, Techniker und vergleichbar Qualifi-zierte verfügen jetzt über einen allgemeinen Hoch-schulzugang. Mit einer mindestens 2-jährigen Ausbildung und 3-jähriger Berufserfahrung kann über eine Eignungsprü-fung ein Studium an einer Hochschule aufgenom-men werden.

Gerade mit Blick auf die demografische Ent-wicklung ist dies ein In-strument, um dem Fach-

kräftemangel zu begegnen und die Strategie des le-bensbegleitenden Lernens

zu unterstützen. Er ist zu-dem ein entscheidender Beitrag zur Stärkung der beruflichen Bildung.

Mit einem neuen In-formationsflyer wollen der DGB Bezirk Baden-Württ-emberg und die Arbeitge-ber Baden-Württemberg die wichtigsten Informa-tionen vermitteln, um den Dritten Bildungsweg als Personalentwicklungsin-strument in Betrieben und Verwaltungen nutzen zu können.

Die Broschüre gibt es unter www.suedwesttex-til.de.Christine Schneider

Eine Neuordnung der Büroberufe erfolgt zum August 2013.

Termin bitte vormerken

Der Demografie-Kongress 2 0 1 1

Bevölkerungsentwicklung und Fachkräftemangel:Qualifizierte Mitarbeiter finden, binden und entwickeln

17. November 2011, Liederhalle, Stuttgart

Jetzt ausbilden – proazubi200 plushat noch Mittel frei!

Südwesttextil unterstützt seine Mitgliedsunterneh-men bei der Schaffung neuer Ausbildungsplätze. Für jeden zusätzlichen Azubi gibt es einen Zuschuss zu den Ausbildungskosten von 300 Euro im Monat – im gewerblich-technischen und im kaufmännischen Bereich.

Bei Interesse erfolgt die Kontaktaufnahme über Südwesttextil (Christine Schneider, Telefon +49 711 21050-25 oder [email protected]).

Hinweis

Page 8: Südwesttext Juli 2011

8 Juli 2011 SüdwesttextRecht + Steuern

Kaum eine obergericht-liche Rechtsprechung hat in der vergangenen Zeit so viele Schwierigkeiten und auch so viel Unverständ-nis in der Praxis ausgelöst wie die Rechtsprechungs-änderung des Bundesar-beitsgericht (BAG) in-folge der „Schulz-Hoff“ Entscheidung des Euro-päischen Gerichtshofs. In ständiger Rechtspre-chung war davon ausge-gangen worden, dass der Urlaubsabgeltungsan-spruch verfällt, wenn der Arbeitnehmer bei Beendi-gung des Arbeitsverhält-nisses bis zum Zeitpunkt des Anspruchsverfalls arbeitsunfähig war. Nun-mehr summiert sich der gesetzliche Mindestur-laub bei einem Lang-zeiterkrankten während der Erkrankung über die Jahre hinweg auf.

Soll das Arbeitsver-hältnis dann beendet werden, stellt sich die Frage, wie mit dem dann entstehenden Urlaubsab-geltungsanspruch in be-trächtlicher Höhe umge-gangen werden soll.

Hierzu wurden von verschiedenen Landesar-beitsgerichten (LAG) be-reits mehrere Rechtsauf-fassungen entwickelt. So hat zum Beispiel das LAG Hamm angenommen, dass der Urlaubsabgel-tungsanspruch des lang-andauernd erkrankten Arbeitnehmers der tarif-lichen Ausschlussfrist un-terliegt. Aufgrund dieser Ausschlussfrist ergibt sich dann eine entsprechende Begrenzung.

Weiter kann vertreten werden, dass Urlaubsan-sprüche grundsätzlich in drei Jahren verjähren.

Dabei könnte die Verjäh-rungsfrist zum Schluss des Urlaubsjahres begin-nen. Für den Beginn der Verjährung wäre dann unerheblich, ob der Ar-beitnehmer langandau-

ernd arbeitsunfähig ist oder nicht, so das LAG Düsseldorf. Diese Ent-scheidungen sind jedoch in der Rechtsprechung höchst umstritten.

Als tragfähig könnte sich eine weitere Begren-zung des entstehenden Urlaubsanspruchs erwei-sen. Ein Langzeiterkrank-ter erhält nämlich nach Ablauf der Krankengeld-zahlung, der sogenannten „Aussteuerung aus dem Krankengeldbezug“, Ar-beitslosengeld. In diesem Fall ist in der Regel von einem Ruhen des Arbeits-verhältnisses auszugehen. Bei einem derartigen Ru-hen geht das LAG Baden-Württemberg nunmehr davon aus, dass in einem ruhenden Arbeitsverhält-nis kein Urlaubsanspruch mehr entsteht. Die Ur-laubsgewährung sei näm-lich verbunden mit der Fortzahlung des Arbeits-geldes durch den Arbeit-geber und somit Teil der

Hauptleistungspflicht. Die Hauptleistungspflicht sei hingegen gerade sus-pendiert, da sich ein ak-tives Beschäftigungsver-hältnis und der Bezug von Arbeitslosengeld gegen-

seitig ausschließen. Auch wenn dieses neue Urteil zunächst als Etappensieg bewertet werden kann, ist doch zu berücksichtigen, dass eine andere Kammer

des LAG den Urlaubsan-spruch gerade nicht als Hauptleistungspflicht gewertet hat.

Es zeigt sich also ins-gesamt, dass die Recht-sprechung nach wie vor uneinheitlich ist und die Entscheidungen der Arbeitsgerichte derzeit schwer prognostiziert

werden können. Größere Rechtssicher-

heit könnte durch die er-neute, bereits laufende Vorlage bei dem Europä-ischen Gerichtshof erlangt werden. Vorgelegt wurde im Wesentlichen die Fra-ge, ob eine Ansammlung der Ansprüche für meh-rere Jahre geboten ist, und ob eine zeitliche Be-grenzung von 18 Monaten vorgesehen werden kann. In den Schlussanträgen dieses Verfahrens kam

die Generalanwältin zu dem Ergebnis, dass eine Begrenzung des Übertra-gungszeitraumes auf 18 Monate lange genug und damit letztlich geeignet erscheint, dem Arbeit-nehmer die tatsächliche Ausübung des Anspruchs auf Jahresurlaub zu ge-statten. Die Entschei-dung des Europäischen Gerichtshofs steht aller-dings noch aus.

Derzeit verbleibt es also dabei, dass lediglich Rechtsauffassungen der Rechtsprechung des BAG entgegengehalten werden können. Allerdings kann der Rechtsprechung der verschiedenen Gerichte entnommen werden, dass eine Aufsummierung der gesetzlichen Mindest-urlaubsansprüche zum Beispiel für einen Zeit-raum von zehn Jahren zu 200 Urlaubstagen einer Begrenzung bedarf. Am tragfähigsten und in Ba-den-Württemberg jeden-falls vertretbar erscheint derzeit die Suspendierung der Hauptleistungspflicht in einem ruhenden Ar-beitsverhältnis nach dem Ablauf des Krankengeld-bezuges.

Es bleibt zu hof-fen, dass sich das BAG in absehbarer Zeit dem Bedürfnis nach einer Höchstgrenze anschließt.

Nathan Binkowski

Urlaubsanspruch bei LangzeiterkrankungenNeue Argumente gegen die Aufsummierung des gesetzlichen Mindesturlaubs

Rechtsanwalt Nathan Binkowski: „Als tragfähig könnte sich eine weitere Begrenzung des entstehenden Ur-laubsanspruchs erweisen.“ Foto: © Yuri Arcurs - Fotolia.com

Uneinheitliche Rechtsprechung

Aufsummierung des Mindesturlaubs bei Langzeitkranken

25. Oktober 2011 – Haus der Wirtschaft, Stuttgart

Textilland TürkeiPlattform zum Knüpfen von Business-Kontakten zwischen Textil- und Modeunternehmen aus Deutschland und der Türkei

Südwesttextil und Gesamtmasche laden gemeinsam mit dem türkischen Textilverband ITKIB zu einem Info- und Kooperations-tag Türkei ein. Ein abwechslungsreiches Programm mit Vorträgen zur aktuellen Branchenentwicklung, Erfahrungsberichten von Unternehmern und B2B-Meetings mit den Teilnehmern einer hochkarätigen türkischen Unternehmerdelegation erwartet Sie!

Save the Date!

Hinweis

Page 9: Südwesttext Juli 2011

9Südwesttext Juli 2011Recht + Steuern

In der Juliausgabe der aktuellen Steuernachrichten wird diesmal ausführlich auf den von der Bundesre-gierung verabschiedeten Gesetzentwurf zur Umset-zung der Beitreibungsrichtlinie sowie zur Änderung steuerlicher Vorschriften eingegangen. Der Entwurf enthält zahlreiche Änderungen die auf EU-Ratsrichtlinien beruhen. Daneben berücksichtigt der Gesetzentwurf die notwendigen gesetzgebe-rischen Maßnahmen zur endgültigen Umstellung des Lohnsteuerabzugsverfahrens von der bisherigen lohnsteuerkartenbasierten Erhebung auf die Erhe-bung mithilfe elektronischer Lohnsteuerabzugsmerk-male (ELSTAM).

Die Steuernachrichten können als pdf-Datei im ge-schlossenen Mitgliederbereich der Internetseite von Südwesttextil heruntergeladen werden.

Aktuelle Steuer-Nachrichten

Bekanntlich wird die Kündigung eines Ar-beitsverhältnisses erst dann wirksam, wenn dem Arbeitnehmer die schriftliche Kündigungs-erklärung des Arbeitge-bers „zugegangen“ ist. Der Zugang der Kündigung ist auch entscheidend für den Beginn und die Berechnung der Kündi-gungsfrist. Probleme tau-chen dann auf, wenn der Arbeitnehmer für den Ar-beitgeber kurzfristig nicht erreichbar ist.

So auch im Fall, den der Sechste Senat des Bundesarbeitsgerichts (BAG) mit Urteil vom 9. Juni 2011 zu entscheiden hatte: Die Arbeitneh-merin hatte nach einer Auseinandersetzung mit der Geschäftsleitung am 31. Januar den Arbeits-platz einfach verlassen. Der Arbeitgeber wollte nunmehr aufgrund dieses

Konflikts und der einzu-haltenden Kündigungs-frist von einem Monat zum Monatsende noch am selben Tag die Kündi-

gung übergeben, konnte die Arbeitnehmerin aber nicht erreichen. Da dem Arbeitgeber aber der Ehe-gatte der Arbeitnehmerin und dessen Arbeitsplatz bekannt war, wurde das Kündigungsschreiben durch einen Boten dem Ehegatten dort überge-

ben. Der Ehegatte selber aber übergab das Kün-digungsschreiben nicht mehr am Abend des 31. Januar, sondern erst am

1. Februar seiner Ehefrau. Streitig war nun, ob die Kündigungserklärung am 31. Januar oder erst am 1. Februar der Arbeitneh-merin zugegangen war und das Arbeitsverhältnis demnach schon zum 28. Februar oder erst zum 31. März beendet wurde.

In seinem Urteil führt das BAG aus, dass eine Kündigung dann zuge-gangen ist, wenn sie so in den Machtbereich eines Arbeitnehmers gelangt, dass dieser unter gewöhn-lichen Umständen von ih-rem Inhalt auch Kenntnis nehmen kann. Ob er dies dann tatsächlich tut, ist nicht entscheidend. Ein Kündigungsschreiben ist laut Urteil des BAG im Machtbereich eines Ar-beitnehmers angekom-men, wenn es einer Per-son übergeben wird, die mit dem Arbeitnehmer in einer Wohnung lebt und die aufgrund ihrer Reife und Fähigkeit geeignet erscheint, das Schreiben an den Arbeitnehmer wei-terleiten zu können. Dies ist bei Ehegatten in der Regel der Fall. Dabei geht die Kündigungserklärung dem Arbeitnehmer aller-dings nicht bereits mit der

Übergabe an den Ehegat-ten zu, sondern erst dann, wenn mit der Weitergabe der Kündigungserklärung durch den Ehegatten an den Arbeitnehmer un-ter gewöhnlichen Ver-hältnissen zu rechnen ist. Das BAG kam zu der Überzeugung, dass die Kündigung bereits am 31. Januar an den Arbeit-nehmer zugegangen war. Unter normalen Umstän-den sei damit zu rechnen, dass der Ehegatte, der das Kündigungsschreiben am Mittag erhalten hatte, die-ses nach der Rückkehr in die gemeinsame Woh-nung noch am selben Tag an die Arbeitnehmerin übergebe. Dass der Ehe-gatte dies im vorliegenden Fall nicht gemacht habe, könne nicht zu Lasten des Arbeitgebers gehen.

Kai-Uwe Götz

Zugang einer KündigungÜbergabe an Ehegatten außerhalb der Wohnung kann die Frist wahren

Komprimiertes Praxiswissen – Schriftenreihe Arbeitsrecht komplett neu überarbeitet

Südwesttextil stellt seinen Mitgliedsunternehmen mit der Schriftenreihe Arbeits-recht ein prägnant zusammengefasstes, hilfreiches Werkzeug für die tägliche Personalarbeit zur Verfügung. Zu vielen relevanten arbeits- und sozialrechtlichen Fragestellungen wurden insgesamt 13 Broschüren erstellt bzw. überarbeitet, in denen sowohl aktuelle Rechtsprechung als auch Praxiserfahrungen und lehr-reiche Beispiele enthalten sind.

Folgende Broschüren sind bisher erschienen:

• Pfändung von Arbeitseinkommen• Übertarifliche Zulagen• Arbeitsrechtliche Fragen bei Feiertagen und Jahreswechsel• Jahressonderzahlungen• Befristung von Arbeitsverhältnissen• Arbeitsrechtliche Fragen zum Urlaub• Ausgleichsanspruch des Handelsvertreters• Maßnahmen zur Kostensenkung im Personalbereich• Ferienbeschäftigung von Schülern und Studenten• Fragen zur Tarifbindung• Durchführung von Kurzarbeit• Kündigung von Arbeitsverhältnissen• Schwerbehindertenschutz

Auch für tarifgebundene Textil- oder Bekleidungsunternehmen werden wertvolle Hilfestellungen bei der Umsetzung tarifvertraglicher Regelungen gegeben. Die Schriftenreihe Arbeitsrecht steht unter www.suedwesttextil.de im Mitgliederbe-reich zum Download bereit.

Kündigung übergeben. Foto: © M&S Fotodesign - Fotolia.com

Page 10: Südwesttext Juli 2011

10 Juli 2011 SüdwesttextTechnik + Umwelt

Termine

SommerakademieVom 5. bis zum 9. Septem-ber veranstaltet die Gatex das einwöchige Seminar „Textiles Grundwissen für Kaufleute und Auszubil-dende“. Die Teilnehmer er-halten einen umfassenden Überblick über die Entste-hung von Textilien entlang der gesamten textilen Pro-duktionskette. Sie erlernen Kenntnisse, die ihnen bei ihrer täglichen Arbeit hel-fen, die textilen Produkte in ihrer Zusammensetzung, Eigenschaft und Qualität besser zu bewerten. Mit auf dem Programm steht die Besichtigung eines Tex-tilunternehmens. Weitere Informationen unter www.die-gatex.de

Innovation Day 2011Unter dem Titel „Textil im Kontext mit Cleantech“ lädt Swiss Texnet zum diesjährigen Innovation Day 2011 am 23. August ein. Veranstaltungsort ist wieder die Empa Akade-mie in Dübendorf. Die Veranstaltung befasst sich mit dem Thema Clean-Technology und Nachhaltigkeit. Die sich ergebenden Chancen für nachhaltige Textilinno-vationen werden anhand von Beispielen aufgezeigt und sollen Impulse für die Teilnehmer liefern. An-meldung und Programm finden sich unter www.swisstexnet.ch

Textil und SensorikAm 25. Oktober veran-staltet Bayern Innovativ im Kolpinghaus Regens-burg ein Kooperationsfo-rum mit Fachausstellung. Schwerpunktthemen sind u. a. die neueste Sensor-typen für intelligente Textillien, die Integration von Mikrosystemtechnik, die Waschbarkeit und Langlebigkeit sowie die Energieübertragung und Datenkommunikation. Weitere Details unter www.bayern-innovativ.de/textil2011

Fasern als Problemlöser Erfolgreicher Auftakt des Landesnetzwerks AFBW

„Innovative textile Werk-stoffe und ihre Potenziale für industrielle Anwen-dungen“, so lautete das Motto der Auftaktver-anstaltung der Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg (AFBW) bei der Heidel-berger Druckmaschinen AG in Wiesloch. „Die Fa-ser mag unscheinbar sein, aber ihre Fähigkeiten sind gewaltig. Sie wird sowohl in vielen Bereichen des Alltags eingesetzt als auch für hochtechnologische Produkte verwendet – sie ist ein Alleskönner“, erläu-terte AFBW-Vorsitzender Christoph Larsén-Mattes die Möglichkeiten des Werkstoffs.

Faserbasierte Werk-stoffe sind leicht, flexibel, stabil, verträglich und kön-nen mit Sensorik verbun-den werden. Entsprechend groß sind die unternehme-rischen Chancen. Um Ent-wicklungen voranzutrei-ben und die Chancen des Werkstoffs bekannt zu ma-chen, wurde die AFBW ge-gründet, ein Netzwerk, das großen Nutzen für alle Ak-

teure entlang der textilen Kette und für Anwender neuartiger textiler Produk-tinnovationen verspricht. „Gerade das technologie-orientierte Land Baden-Württemberg verfügt über ein enormes Know-how im Bereich der Faser – von der

Entwicklung bis hin zur Anwendung“, sagte Prof. Dr. Heinrich Planck, stell-vertretender Vorsitzender der AFBW.

„Die AFBW wurde zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gegrün-det. Die AFBW kann und wird Hilfestellung geben, um gemeinsam die Wett-bewerbsfähigkeit der

Unternehmen weiter aus-zubauen, um Wohlstand und Beschäftigung auch künftig zu sichern. Die Landesregierung unter-stützt und fördert diesen Vernetzungsprozess hier im Land aktiv“, sagte Dr. Joachim Wekerle vom

Ministerium für Finanzen und Wirtschaft.

Einen Einblick in die Zukunft des Leichtbaus gab Heribert Wille, Leiter System Manufacturing bei der Heidelberger Druck-maschinen AG. Professor Dr. Michael Buchmeiser, Direktor des Instituts für Textilchemie und Chemie-fasern in Denkendorf, be-

richtete über neue Carbon- und Keramikfasern, die dank ihres außergewöhn-lichen Eigenschaftsprofils großes Innovationspoten-zial für vielfältige indus-trielle Einsatzbereiche bieten.

Von den Geheimnis-sen der Fäden von Spinnen und der Motivation dieses der Natur nachmachen zu-können berichtete Profes-sor Dr. Thomas Scheibel von der Universität Bay-reuth. Er entwickelte mit einer Arbeitsgruppe eine einzigartige Technologie, die eine großtechnische, biotechnologische Pro-duktion der natürlicher Spinnenseide nachemp-fundenen Seidenproteine ermöglicht.

Professor Dr. Anton Schenek von der Hoch-schule Reutlingen gab mit seinem Vortrag einen Einblick in die Welt der Naturfasern und deren Verwendung im Verbund mit anderen Materialien.

Die Vorträge stehen im Mitgliederbereich von www.suedwesttextil.de.Christine Schneider

Der kreative FadenSträhle + Hess umgarnt Instrumententafel und Mittelkonsole für die neue A-Class

Bei der Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin treffen sich alle: Desi-gner, Meinungsführer und modebegeisterte Prominente. Neben der Haute Couture hatten sie in diesem Jahr vor allem ein Auge für das neue Mercedes-Benz Concept A-Class. Absoluter Blick-fang im Interieur dieses expressiven Konzeptfahr-zeugs sind Instrumenten-tafel und Mittelkonsole, für deren revolutionäre Umgarnung mit durch-sichtigen Spezialtextilien die kreativen Köpfe von Strähle + Hess verant-

wortlich zeichneten. Mit der einmaligen

Spezialanfertigung „trans-

lucent silver ray of light“ strickten die Textilspe-zialisten in Althengstett

(Landkreis Calw) nach den exakten Vorgaben der Mercedes-Benz-Designer auf einer Großrundstrick-maschine einen hoch-elastischen Stoff. Der gibt dem Innenraum des Concept-Cars durch die metallisch-glänzenden Fäden eine technische Linie. Sein Zwillings-bruder, der zeitgleich zu Roadshows auf Weltreise geschickt wurde, bekam durch das aluminium-bedampfte „translucent aluminium ray of light“ ein noch futuristischeres Aussehen.Simone Diebold

Faserbasierte Werkstoffe für alle Lebenslagen. Foto: AFBW

Blick ins Innere des Concept A-Class von Mercedes-Benz – die technische Spezialtextilie „translucent silver ray of light“. Foto: Mercedes-Benz

Page 11: Südwesttext Juli 2011

11Südwesttext Juli 2011Technik + Umwelt

Männer reden nicht nur über AkkuschrauberHohenstein Institute verleihen die Otto-Mecheels-Medaille an Triumph Chef Dieter Braun

Wirtschaftsprominenz und -kompetenz traf sich am 14. Juli in Bön-nigheim zur zweiten Verleihung der Otto-Mecheels-Medaille. Der Leiter der Hohenstein Institute, Prof. Dr. Stefan Mecheels, überreichte in diesem Jahr die nach seinem Großvater und In-stitutsgründer benannte Auszeichnung an Dieter Braun, Geschäftsführen-der Gesellschafter der Triumph International Group, für sein Lebens-werk und das des Famili-enunternehmens Spiess-hofer & Braun.

„Auch die Männer ha-ben ab und zu ihre Freude an unseren Produkten – im Zusammenhang mit ihrer Partnerin“, sagte Dieter Braun, der nun, als Preisträger Hanns A. Pielenz, Chef der Amann-Group, folgt.

Das Unternehmen wurde 1886 von den Familien Spiesshofer und Braun in Heubach gegründet und befindet sich bis heute in Fami-lienbesitz. Die Handels-marke Triumph wurde 1902 eingetragen. Heute

ist Triumph das wohl in-ternationalste Wäscheun-ternehmen der Welt.

Triumph ist mit eige-nen Tochtergesellschaften weltweit in über 120 Län-dern präsent und mit den Marken Triumph, Sloggi, BeeDees, Valisere und HOM hauptsächlich auf Lingerie sowie Tag- und Nachtwäsche speziali-siert. Die Unternehmens-

gruppe beschäftigt über 37 500 Mitarbeiter.

Vor den 120 Gästen im Hause der textiltech-nischen Forschung und Wissenschaft erläuterte Dr. Markus H. Ostrop, Hauptgeschäftsführer von Südwesttextil und Gesamtmasche, in seiner Laudatio kundig und ge-konnt das Geheimnis von Dessous in der Beantwor-

tung der Frage: „Funkti-on und Form – Symbiose und Widerspruch zu-gleich?“.

„Dabei geht es wohl-bemerkt nicht um Autos oder Akkuschrauber – wo Männer immer sachver-ständig mitreden können. Es gehe – wie das Le-benswerk des Laureaten verrate – um die „höchst sensible, intime und diffi-

zile Beziehung zwischen dem weiblichen Selbst-verständnis und der Lin-gerie.“ Es gehe um nicht weniger als um „die Per-fektion in weiblicher Form“.

Nach Schmerzen und Atemnot mit schweren, unhandlichen Corsagen, die nur mit Hilfe von Kammerzofen angelegt werden konnten, könnten Frauen heute aufatmen.Sie verlangten bequeme, schlichte Unterwäsche für den Alltag oder verführe-rische Spitzen-Dessous, BH und Miederhöschen mit leicht formendem Charakter oder moderne Shapewear: modelliernde Wäsche, als gelungene Symbiose von Funktion und Form, von Komfort und Optik.

„Die Perfektion in weiblicher Form zu schaffen, ist nicht nur technisch, sondern auch angesichts der in dieser Entwicklung liegenden befriedigenden Wirkung für die weibliche Psyche eine wahre Heldentat“, so der Laudator.

Simone Diebold

Forschungsinstitute:

Zentrum für Management ResearchProf. Dr. Meike Tilebeinwww.ditf-denkendorf.de/mr/

Institut für Textil- und VerfahrenstechnikProf. Dr.-Ing. HeinrichPlanckwww.itv-denkendorf.de/

Institut für Textilchemie und ChemiefasernProf. Dr. Michael R.Buchmeiserwww.itcf-denkendorf.de/

Hohenstein InstituteProf. Dr. Stefan Mecheelswww.hohenstein.de

Hohenstein verleiht die zweite Otto-Mecheels-Medaille: (v. l.) Dr. Ute Braun, Dieter Braun, Prof. Dr. Stefan Me-cheels, Dr. Thomas Lindner (Groz-Beckert), Dr. Markus H. Ostrop, Hanns A. Pielenz. Foto: Hohenstein

Typ A oder B – Ideen werden gefördertInnovationsgutscheine für die Planung neuer Produkte noch verfügbar

In Baden-Württemberg werden seit Frühjahr 2008 im Rahmen eines Modellvorhabens Innova-tionsgutscheine an kleine und mittlere Unterneh-men ausgegeben. Unter bestimmten Vorausset-zungen erhalten sie eine finanzielle Förderung für die Planung, Entwicklung und Umsetzung neuer Produkte oder Dienstlei-stungen.

Bis Ende 2010 sind bereits 1 610 Anträge auf Innovationsgutscheine eingegangen. Nach wie

vor können Anträge auf Innovationsgutscheine fortlaufend beim Mini-sterium für Finanzen und Wirtschaft eingereicht werden.

Es gibt zwei Varian-ten von Gutscheinen:- Bei Typ A erhalten die Unternehmen maximal 2 500 Euro bzw. bis zu 80 Prozent der Kosten, die dem Unternehmen von dem beauftragten Forschungsinstitut in Rechnung gestellt wur-den. Hier werden wissen-schaftliche Tätigkeiten im

Vorfeld der Entwicklung eines innovativen Pro-dukts, einer innovativen Dienstleistung oder einer Verfahrensinnovation z.B. Technologie- und Markt-recherchen, Machbar-keitsstudien, Werkstoff-studien, Designstudien, Studien zur Fertigungs-technik unterstützt. - Für den Typ B bekommt ein Unternehmen ma-ximal 5 000 Euro bzw. 50 Prozent der Kosten, und zwar für die umset-zungsorientierte For-schungs- und Entwick-

lungstätigkeiten, die darauf ausgerichtet sind, innovative Produkte, Pro-duktionsverfahren und Dienstleistungen bis zur Markt- bzw. Fertigungs-reife auszugestalten.

Beide Innovationsgut-scheine sind kombinier-bar. Das Antragsformular und das aktuelle Merk-blatt stehen unter www.innovationsgutscheine.de zum Download bereit.

Christine Schneider

Page 12: Südwesttext Juli 2011

12 Juli 2011 SüdwesttextZu guter Letzt

Impressum© Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers.

Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie – Südwesttextil e.V.Kernerstraße 5970182 Stuttgart

Postfach 10 50 2270044 Stuttgart

Telefon: +49 711 21050-0Telefax: +49 711 233718Internet: www.suedwesttextil.de

PräsidentDr. Axel Nickel

HauptgeschäftsführerDr. Markus H. Ostrop

Verantwortlich für Inhalt und Layout:Simone Diebold

Gestaltung:www.die-wegmeister.comDruck: Gress-Druck GmbH, FellbachAuflage: 900

Zitat

„80 Millionen Deutsche sind nicht mehr als der Rechenfehler bei der Zählung der chinesischen Bevöl-kerung.“

Erich G. Fritz, MdB, beim Wirtschaftsrat am 25. Mai in Berlin.

Der Auftakt zur Zukunftskonferenz Textil

BildnachweisVon links nach rechts:Heinz Horn (Präsident Gesamtverband textil+mode), Hans Digel (Vizepräsident Südwesttextil), Axel Köp-pe (Textilveredlung an der Wiese), Dr. Axel Nickel (Präsident Südwesttextil), Boris Behringer (Stellv. Haupt-geschäftsführer Südwesttextil), Donata Apelt-Ihling (Vizepräsidentin Südwesttextil), Dr. Markus H. Ostrop (Hauptgeschäftsführer Südwesttextil), Moderatorin Petra Gottwald (Deutscher Fachverlag), Sven Gábor Jánszky (Trendforscher), Prof. Dr. Stefan Mecheels (Hohenstein Institute), Thomas Diels (Gütermann Group), Silvia Jungbauer (Stellv. Hauptgeschäftsführerin Gesamtmasche), Wolfgang Jassner (Bruno Banani), Sabine Dirlewanger und Robert Herzog (Staatl. Modeschule Stuttgart)

Weitere Impressionen unter www.suedwesttextil.de