Südwesttext September 2010

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www.suedwesttextil.de SÜDWEST TEXT Zeitung für die Textil- und Bekleidungsindustrie Nr. 36 September 2010 Raphael Geiger und Flo- rian Fritz vom ITV Den- kendorf sind Gewinner des Innovationspreises textil+mode 2010, der am 20. September in Düsseldorf zum dritten Mal verliehen wurde. In der Kategorie „Technische Textilien“ waren die bei- den 27 und 29 Jahre alten Diplom-Ingenieur-Stu- denten mit ihrer Entwick- lung eines faserbasierten Hydrofoil-Segelboots er- folgreich. Der mit 10 000 Euro und diversen Sach- leistungen dotierte Preis wird für Projekte junger Entwickler vergeben, die durch ihren Innovations- grad, ihre Markttauglich- keit und die Umsetzbar- keit der Idee überzeugen. Ihren Traum von ei- nem schnelleren Segeln setzten die beiden Preisträ- ger im Rahmen ihrer Di- plomarbeiten am ITV Den- kendorf um: Durch den Einsatz intelligenter tex- tiler Materialien und un- ter Anwendung bionischer Prinzipien entwickelten sie ein High-Tech-Boot mit ausgezeichneten funk- tionalen Eigenschaften. Primäre Anforderungen waren eine strömungs- günstige Form, extremer Leichtbau und ein gutes Segelverhalten. So konstruierten sie ein Ein-Mann-Segelboot, das Fortsetzung Seite 2 Innovationspreis textil+mode 2010 Verband + Industrie, Seite 3 Go Textile! gut ver- netzt Bildung + Soziales, Seite 7 Auch Geschäftsführer sind Verbraucher Recht + Steuern, Seite 8 Sonnenschutz für einen Arbeitstag Technik + Umwelt, Seite 11 THEMEN Ein „fliegendes“ Segelboot aus Textil Denkendorfer Forscher gewinnen Innovationspreis Aktuell Die Planungen für die große „Zukunftskonfe- renz Textil 2011“ schrei- ten voran. Das gemein- sam von Südwesttextil, dem Gesamtverband textil+mode sowie von Bund und Land veran- staltete Forum findet am 30. Juni und 1. Juli 2011 in Stuttgart statt. Begleitet wird die mit hochkarätigen Refe- renten besetzte Tagung von einer umfang- reichen Fachausstellung von Forschungsinstituten und Unternehmen. So sehen Sieger aus: Florian Fritz und Raphael Geiger (v. l.) Fotos: t+m Zum Aufbau des von Süd- westtextil angeregten lan- desweiten Netzwerkes hat das Wirtschaftsministeri- um Baden-Württemberg jetzt dem Verein Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg (AFBW) einen Zuschuss in Höhe von rund 194 000 Euro bewilligt. Die Mittel stammen aus dem Euro- päischen Strukturfonds für regionale Entwick- lung (EFRE). Dies teilte Wirtschaftsminister Ernst Pfister Mitte September in Stuttgart den Projektpart- nern mit. Im Netzwerk AFBW sind elf Partner über tra- ditionelle Industriezweige und Branchengrenzen hinweg vernetzt und re- levante Akteure aus Wirt- schaft und Wissenschaft integriert. Der Verein erhielt im Januar 2009 den Zu- schlag im Rahmen eines Wettbewerbs, den das Wirtschaftsministerium zur Vergabe der EFRE- Mittel für die besten Ideen zum Aufbau eines Netzwerks im Bereich der Querschnittstechnologie der faserbasierten Werk- stoffe ausgeschrieben hatte. „Der Technologiebe- reich der faserbasierten Werkstoffe wie beispiels- weise Verbundmateri- alien, Membrane, Vliese oder funktionalisierte Fasern wurde aufgrund seines besonders hohen Innovationspotenzials im Rahmen der Netzwerk- strategie ausgewählt“, so Ernst Pfister. Diese Hightech-Materialien bilden wegen der erziel- baren Materialeigen- schaften und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bei- spielsweise in der Medi- zin- und Umwelttechnik, im Fahrzeugbau und im Bauwesen die Basis für Lösungen von Problem- stellungen der Zukunft. „Ziel des Vorhabens des AFBW ist es, mit Hil- fe eines professionellen Netzwerkmanagements und durch die Umset- zung eines umfassenden Maßnahmenkatalogs die Innovationspotenzi- ale dieser Querschnitts- technologie entlang der Wertschöpfungskette zu nutzen und weiter- zuentwickeln“, schreibt der Wirtschaftsminister. Durch die Netzwerkarbeit würden Innovationen in verschiedenen Techno- logiebereichen wie Mo- bilität, Gesundheit und Umwelt angestoßen. Christine Schneider AFBW erhält Fördermittel Wirtschaftsminister Ernst Pfister attestiert hohes Innovationspotenzial Service Recht + Steuern, Seite 9 Aktuelle Steuer-Nachrichten

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Die September-Ausgabe der Südwesttext steht ganz im Zeichen des Innovationspreises textil+mode 2010. Weitere Themen sind die Fördermittelbewilligung des AFBW sowie der Brandbrief des Gesamtverbands-Präsidenten Heinz Horn an Kanzlerin Angela Merkel.

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www.suedwesttextil.de

SÜDWESTTEXTZeitung für die Textil- und BekleidungsindustrieNr. 36 September 2010

Raphael Geiger und Flo-rian Fritz vom ITV Den-kendorf sind Gewinner des Innovationspreises textil+mode 2010, der am 20. September in Düsseldorf zum dritten Mal verliehen wurde. In der Kategorie „Technische Textilien“ waren die bei-den 27 und 29 Jahre alten Diplom-Ingenieur-Stu-denten mit ihrer Entwick-lung eines faserbasierten Hydrofoil-Segelboots er-folgreich. Der mit 10 000 Euro und diversen Sach-leistungen dotierte Preis wird für Projekte junger Entwickler vergeben, die durch ihren Innovations-grad, ihre Markttauglich-keit und die Umsetzbar-keit der Idee überzeugen.

Ihren Traum von ei-nem schnelleren Segeln setzten die beiden Preisträ-

ger im Rahmen ihrer Di-plomarbeiten am ITV Den-kendorf um: Durch den Einsatz intelligenter tex-tiler Materialien und un-ter Anwendung bionischer

Prinzipien entwickelten sie ein High-Tech-Boot mit ausgezeichneten funk-tionalen Eigenschaften. Primäre Anforderungen waren eine strömungs-

günstige Form, extremer Leichtbau und ein gutes Segelverhalten.

So konstruierten sie ein Ein-Mann-Segelboot, das Fortsetzung Seite 2

Innovationspreis textil+mode 2010Verband + Industrie, Seite 3

Go Textile! gut ver-netztBildung + Soziales, Seite 7

Auch Geschäftsführer sind VerbraucherRecht + Steuern, Seite 8

Sonnenschutz für einen ArbeitstagTechnik + Umwelt, Seite 11

THEMEN Ein „fliegendes“ Segelboot aus TextilDenkendorfer Forscher gewinnen Innovationspreis

AktuellDie Planungen für die große „Zukunftskonfe-renz Textil 2011“ schrei-ten voran. Das gemein-sam von Südwesttextil, dem Gesamtverband textil+mode sowie von Bund und Land veran-staltete Forum findet am 30. Juni und 1. Juli 2011 in Stuttgart statt. Begleitet wird die mit hochkarätigen Refe-renten besetzte Tagung von einer umfang-reichen Fachausstellung von Forschungsinstituten und Unternehmen.

So sehen Sieger aus: Florian Fritz und Raphael Geiger (v. l.) Fotos: t+m

Zum Aufbau des von Süd-westtextil angeregten lan-desweiten Netzwerkes hat das Wirtschaftsministeri-um Baden-Württemberg jetzt dem Verein Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg (AFBW) einen Zuschuss in Höhe von rund 194 000 Euro bewilligt. Die Mittel stammen aus dem Euro-päischen Strukturfonds für regionale Entwick-lung (EFRE). Dies teilte Wirtschaftsminister Ernst Pfister Mitte September in Stuttgart den Projektpart-nern mit.

Im Netzwerk AFBW sind elf Partner über tra-

ditionelle Industriezweige und Branchengrenzen hinweg vernetzt und re-levante Akteure aus Wirt-schaft und Wissenschaft integriert.

Der Verein erhielt im Januar 2009 den Zu-schlag im Rahmen eines Wettbewerbs, den das Wirtschaftsministerium zur Vergabe der EFRE-Mittel für die besten Ideen zum Aufbau eines Netzwerks im Bereich der Querschnittstechnologie der faserbasierten Werk-stoffe ausgeschrieben hatte.

„Der Technologiebe-reich der faserbasierten

Werkstoffe wie beispiels-weise Verbundmateri-alien, Membrane, Vliese oder funktionalisierte Fasern wurde aufgrund seines besonders hohen Innovationspotenzials im Rahmen der Netzwerk-strategie ausgewählt“, so Ernst Pfister. Diese Hightech-Materialien bilden wegen der erziel-baren Materialeigen-schaften und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bei-spielsweise in der Medi-zin- und Umwelttechnik, im Fahrzeugbau und im Bauwesen die Basis für Lösungen von Problem-stellungen der Zukunft.

„Ziel des Vorhabens des AFBW ist es, mit Hil-fe eines professionellen Netzwerkmanagements und durch die Umset-zung eines umfassenden Maßnahmenkatalogs die Innovationspotenzi-ale dieser Querschnitts-technologie entlang der Wertschöpfungskette zu nutzen und weiter-zuentwickeln“, schreibt der Wirtschaftsminister. Durch die Netzwerkarbeit würden Innovationen in verschiedenen Techno-logiebereichen wie Mo-bilität, Gesundheit und Umwelt angestoßen.Christine Schneider

AFBW erhält FördermittelWirtschaftsminister Ernst Pfister attestiert hohes Innovationspotenzial

Service

Recht + Steuern, Seite 9

Aktuelle Steuer-Nachrichten

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2 September 2010 SüdwesttextVerband + Industrie

In Kürze

Die Geschäftslage der Trevira entwickelt sich nach eigenen Angaben weiterhin positiv. Im Juli hatte der Polyesterspezia-list für das erste Halbjahr 2010 einen Umsatz von rund 120 Mio. Euro be-kannt gegeben, der um 10 Prozent deutlich über den Planzahlen lag. Die posi-tive Entwicklung lag vor allem an Zuwächsen im Spezialitätengeschäft des Faserherstellers und ist auch auf ein verbessertes wirtschaftliches Umfeld zurückzuführen. Für das zweite Halbjahr erwartet man bei Trevira ein soli-des Geschäft mit sich wei-ter stabilisierenden Um-sätzen. Für 2011 geht das Unternehmen von einer moderaten Fortsetzung der guten Konjunktur aus.

Bürgschaftsbank Baden-Württemberg GmbH und MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg GmbH verbinden jetzt ihre Stärken in einem ge-meinsamen Programm. Mit dem neuen Kombi-Programm aus einer Bürgschaft für Förderkre-dite der L-Bank plus einer stillen Beteiligung bieten sie kleinen und mittleren Unternehmen im Land das ideale Instrument, um den Aufschwung zu meistern. Näheres unter www.bu-ergschaftsbank.de

Der europäische Markt für Faserverbund-Werk-stoffe hat sich nach zwei wirtschaftlich schwierigen Jahren wieder deutlich er-holt. Die Belebung der Ab-satzmärkte führte bereits in diesem Jahr zu einem Ausbau der Composites-Produktion um bis zu 25 Prozent und zur Erschlie-ßung weiterer, neuer Märkte für Faserverbund-werkstoffe. Diese Impulse hat auch die Fachmesse Composites Europe 2010 in Essen widergespiegelt.

Fortsetzung von Seite 1

Ein „fliegendes“ Segelboot aus Textil

bei höheren Geschwin-digkeiten über dem Was-ser „fliegt“. Der Rumpf hebt sich dabei bis zu 50 cm aus dem Wasser und wird von den sogenann-ten „Hydrofoils“ – unter Schwert und Ruder ange-brachte Tragflächen – ge-tragen. Dies ermöglicht ein mehr als doppelt so hohes Fahrtempo wie bei gewöhnlichen Segelbooten dieser Größe.

Da absoluter Leicht-bau maximalen Auftrieb der Hydrofoils garantiert, wurde das gesamte Boot in Kohlenstofffaserverbund-Sandwich-Bauweise gefer-tigt – eine anspruchsvolle Aufgabe für die schwä-bischen Tüftler. Der leich-te Rohrrahmen, auf dem der Segler sitzt, wurde aus Kohlenstofffasern gefloch-ten und gehärtet.

Das Segelboot der bei-den Studenten ist extrem leicht und belastbar. Es liegt optimal im Wasser und ist unsinkbar. Durch seine strömungsopti-mierte, aerodynamische Form und eine verbes-serte Längssteifigkeit können höhere Segelge-schwindigkeiten und eine präzisere Segelsteuerung erzielt werden. Gelungen ist dieses herausragende Ergebnis durch die inno-

vative, zielgerichtete Kom-bination unterschiedlicher Textiltechnologien ver-bunden mit einem neuen Design des Bootsrumpfes.

Für den Bootsrumpf setzten die beiden statt eines Kohlenstofffaserge-webes, wie konventionell üblich, ein biaxiales Gelege ein. Dadurch liegen die Fa-sern gestreckt – ideal um Lasten aufzunehmen. Das bietet bei gleichem Gewicht eine höhere Festigkeit.

Mit einem Faserstrang über die komplette Boots-länge in der Mitte wurde das Boot gezielt verstärkt. So werden präzisere Segel-eigenschaften erreicht. Zu-sätzlich wurde die stark beanspruchte Position der Schwertaufnahme durch gezieltes Aufbringen von Fasersträngen in Kraft-richtung gesichert. Zum Schutz der Bootsuntersei-te gegenüber Kontakt mit Sand und Steinen wurde diese längs des Mittelste-vens durch ein Aramid-Gewebeband verstärkt. Durch die regelmäßigen Fadenverkreuzungen im Gewebe wird eine hohe Bruchzähigkeit erreicht.

Die Vision der beiden Jungingenieure: Start bei Weltmeisterschaften und die Selbstständigkeit.Simone Diebold

Das Hydrofoil-Ein-Mann-Segelboot – eine innovative Kombination unter-schiedlicher Textiltechnologien verbunden mit einem funktionellen Design.

Als einen „Angriff auf die Wertschöpfungsketten“ betrachtet BDI-Präsident Hans-Peter Keitel die jüngsten Steuerbeschlüs-se der Bundesregierung, insbesondere im Bereich der Energie- und Strom-steuern. Beim Tag der Deutschen Industrie am 28. September in Berlin verwies er darauf, dass Deutschland das einzige Land sei, das seine Unter-nehmen im jungen Auf-schwung zusätzlich belaste.

Dabei sorge die Wirtschaft durch ihr Wachstum in diesem Jahr dafür, „dass die Steuern um minde-stens 15 Milliarden Euro höher ausfallen als ge-dacht. Damit leisten wir einen größeren Beitrag für die Staatsfinanzen als das ganze Konsolidierungspa-ket“, so der BDI-Präsident.

Im Beisein von Bun-deskanzlerin Angela Mer-kel forderte er entschlos-seneres Handeln von der Bundesregierung. Dies

gelte gleichermaßen in der Energie-, Gesundheits- und Haushaltspolitik. Im Finanzbereich drängt der BDI vor allem auf eine Steuervereinfachung. Von 170 Posten auf einer BDI-Mängelliste des Steu-errechts würden 158 den Fiskus praktisch nichts kosten. Daneben plädiert Keitel bei finanziellen Spielräumen prioritär für die Straffung des Mittel-standsbauchs im Einkom-mensteuertarif.

Der Schwerpunkt des BDI-Tags, an dem auch die Verbände Südwest-textil, Gesamtmasche und textil+mode vertreten waren, lag auf Innovation und Internationalisierung als Erfolgsfaktoren für die deutsche Industrie und ihren Mittelstand. Den Organisatoren gelang es, ein sichtbares Zeichen für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie zu setzen.Simone Diebold

Industrieland Deutschland stärkenBDI wirbt bei Politik für entschlosseneres Handeln

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3Südwesttext September 2010

Rund 470 Gäste aus Industrie, Design und Handel der Mode- und Textilbranche kamen am

20. September zur span-nenden Preisverleihung des dritten Innovations-preises textil+mode ins K21 nach Düsseldorf. Das Entertainment startete im eigens für den Anlass auf-gebauten weißen Zelt vor dem Gebäude. Hier konn-ten die Gäste bei einem Wellness Drink und Be-grüßungsgesprächen die nominierten Arbeiten begutachten.

Anschließend führte Dunja Hayali, ZDF-Nachrichtensprecherin und neue Leiterin des Morgenmagazins souve-rän durch das Programm und war überrascht, was die Textilbranche an

Innovationen hervor-bringt.

Die Preisverleihung verlief kurzweilig zwi-

schen den Gängen eines ausgezeichneten Gala-Dinners und unterhalt-samen, auf Textil abge-stimmten Showacts.

Emotional und be-geistert nahmen die jun-gen kreativen Entwick-ler ihre Preise entgegen (1. Platz 10 000 Euro sowie diverse Sachlei-stungen, 2. Platz 2 500 Euro und 3. Platz 1 000 Euro), die der Gesamt-verband stellvertretend für die Branche an den Nachwuchs für herausra-gende und eigenständige Leistungen vergibt. Voll des Lobes für die Gewin-ner waren auch die Lau-datoren und Mitglieder der Jury.

Die Arbeit „Imago Sonus“ der 1. Preisträge-

rin in der Kategorie Tex-tildesign, Almut Wart-tinger aus Berlin, Musik auf Textil sichtbar zu

machen, bezeichnete die Laudatorin Dr. Dorothee Achenbach als einmalig. Auf Basis einer Partitur erstellt die 29-Jährige

musikalische Baupläne in Diagrammform für den Einsatz der Instrumente, Rhythmen, Lautstärken und prägnanten Melo-dien – Grundgerüst für handgemalte Aquarelle, die in großformatige Di-gitaldrucke umgewan-delt werden. Den 2. Preis erhielt Anne Trautwein für ihre Strickarbeit mit Tyvek, einem aus Polye-thylenfasern gepressten Spinnvlies. Der 3. Preis ging an Teresa Gaschler für ihre Webentwürfe aus Crinol.

Laudatorin Claudia van Bonn, Chefredak-

teurin der Textilzeitung Melliand, zeigte sich be-geistert über die textile Materialentwicklung des bionischen Hydrofoil-Se-gelboots in Kohlenstoff-Faserverband-Bauweise der Gewinner in der Kate-gorie Technische Textilien Raphael Geiger und Flori-an Fritz (siehe Artikel Sei-te 1). Den 2. Platz belegte Katharina Gnewuch mit dem Therapiehandschuh für Schlaganfallpatienten und Stephanie Hornig den 3. Platz für ihre Arbeit Canvas – die Besonderheit von LED’s sich in andere Materialien zu integrie-ren.

Nach einer überzeu-genden Modenschau mit den Kollektionen der drei Preisträger in der Katego-rie Modedesign würdigte Laudator Rolf Königs den außergewöhnlichen Stil des Siegers Sebastian Dahlmans, der in Opulenz schwelgt, aber dennoch den Zeitgeist von heute einfließen lässt. Seine Kre-ationen aus kostbaren Ma-terialien wie Duchess-Sei-de, Crepe-Satin, Kaschmir und Kalbsleder stehen für Dekadenz, Stil und Etiket-te der Familie Romanow. „Was der erst 23 Jahre alte Sebastian Dahlmans mit seiner Kollektion auf die Beine gestellt hat, ist enorm“, lobte Königs. Die Jury sei sich beim Platz 1 sofort einig gewesen, denn die Kollektion des Esmod-Absolventen sei, was Idee, Konzept und Umsetzung angeht, herausragend. Aber auch die Kollekti-onen der beiden Duos Margiotta-Plaskova und Burkhard-Möllmann wur-den sehr positiv beurteilt. Immerhin hatten sie sich gegen mehr als 100 Ein-sendungen durchgesetzt.

Für 2011 kündigt der Gesamtverband eine Erweiterung des Bewer-tungsspektrums an. So wird der Partner Messe

Frankfurt, der bereits seit 2008 zu den Sponsoren von textil+mode Inno-vationspreis zählt, einen Sonderpreis zum Thema Nachhaltigkeit einbrin-gen.

Simone Diebold

Verband + Industrie

Innovationspreis textil+mode 2010Die Gewinner präsentierten einen bunten Strauß textiler Einsatzmöglichkeiten

Zufrieden mit der Veranstaltung: Preisträger, Jury und Organisationsteam Fotos: t+m

Die Klangteppichdesignerin Almut Warttinger.

Opulente Kreation des Modedesig-ners Sebastian Dahlmans.

Die Verwandlungskünstlerin des Duos „Quick Change“.

Heinz Horn und Rolf Königs erklärten Dunja Hayali den vielfältigen Einsatz von Textil (v. l.).

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4 September 2010 SüdwesttextVerband + Industrie

„Produktion in Deutschland wird bestraft“Horn schreibt Brandbrief an die Kanzlerin

Die Entwicklung der Energie- und insbeson-dere der Strompreise hat Gesamtverbands-Präsident Heinz Horn dazu veranlasst, einen dringenden Appell an die Bundesregierung zu richten. In seinem Schrei-ben an Kanzlerin Angela Merkel bezeichnet er den fehlenden Wettbe-werb und die staatlichen Belastungen als zuneh-mend bedrohlich. „Wenn Deutschland nicht de-in-dustrialisiert werden soll, muss etwas geschehen“, so Horn.

Ab dem nächsten Jahr rolle eine Welle von zusätzlichen finanziellen Belastungen auf die Un-ternehmen zu, „die in Deutschland produzie-ren und den Menschen Arbeit geben“. Die Abga-ben stiegen, unabhängig davon, ob ein Unterneh-men Gewinn oder Ver-lust mache. „Produktion in Deutschland wird be-straft“, schreibt der Ver-bandspräsident in seinem Brandbrief.

Als Beleg führt er das Beispiel einer baden-württember-gischen Spinnerei an, deren Mehrbelastung durch EEG-Umlage und Stromsteuererhöhung im nächsten Jahr 106 Prozent betrage. Das entspräche zwei Prozent des Umsatzes, wobei die

indirekten Belastungen durch den Emissions-handel noch nicht einmal berücksichtigt seien.

Die gesamten Aus-wirkungen der geplanten Strom- und Energiesteu-ererhöhung sowie die zu erwartende Verdoppe-lung der EEG-Umlage würden viele Unterneh-

men in ihrer Existenz gefährden.

Deshalb bittet Horn Kanzlerin Merkel, an den geltenden Entlastungen bei den Energie- und Stromsteuern festzu-halten und lediglich die Missbrauchstatbestände zu begrenzen. Mittelfri-stig müsse die Förderung der erneuerbaren Energie überdacht werden. Dies gelte zum einen für die Höhe der Förderung, die noch stärker abgeschmol-zen werden müsse, als im Sommer beschlossen.

Zum anderen sei die Förderung regenera-tiver Energien eine ge-samtstaatliche Aufgabe, weshalb eigentlich eine Finanzierung aus Steuer-mitteln der systematisch richtige Weg sei. Blei-be es aber im aktuellen Finanzierungssystem, müsse dieses wenigstens „mittelstandsfreundlich“ ausgestaltet werden. Die aktuelle Härtefallregel sei untauglich, da sie nur we-nigen Großunternehmen nütze. Stattdessen fordert

Horn eine Deckelung der EEG-Umlage für das pro-duzierende Gewerbe.

Der Brief steht un-ter www.suedwesttextil.de zum Download bereit.

Markus H. Ostrop

Der Förderverein der Gatex lädt einzur Vortragsveranstaltung am10. November 2010, 19.00 Uhr

Digitales Colormanagement aus der Sicht eines Retailers Jochen Adler, Triumph

China – Wer kommt nach dem Boom? Dr. Henrique Schneider, schweizerischer Gewerbeverband

Anmeldung: www.suedwesttextil.de/veranstaltungen

Hinweis

Heinz Horn appelliert an die Bundesregierung, an den geltenden Entla-stungen bei den Energie- und Stromsteuern festzuhalten.

Reformvorschlag fürs EEG

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) plädiert dafür, die Fördersätze für den Ausbau erneuerbarer Energien an das Markt-preisniveau heranzufüh-ren. Seit dem Jahr 2000 hätten die Stromkunden fast 61 Milliarden Euro als Einspeisevergütung für erneuerbaren Strom be-zahlt, in den kommenden fünf Jahren werde der Betrag auf 153 Milliarden Euro steigen. Das IW riet deshalb auch mit Blick auf die im Jahr 2012 anste-hende Reform des Erneu-erbare-Energien-Gesetzes zu einer Korridorlösung, bei der steigende Aus-bauraten mit einer stär-keren Absenkung der Fördersätze einhergehen.

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5Südwesttext September 2010Verband + Industrie

Kunden werden das nicht bezahlenMinisterin Gönner zeigt Verständnis für Klage über Stromverteuerung

Baden-Württembergs Umwelt- und Verkehrs-ministerin ist eine ge-fragte Frau. Gerade in diesen Tagen eilt Tanja Gönner von einem Ter-min zum anderen, gibt Interviews, führt Fernseh-diskussionen und streitet sich mit Andersdenken-den. Das Bahnprojekt Stuttgart 21 scheint sie voll in Beschlag genom-men zu haben.

Umso bemerkens-werter ist es, dass sie sich zwischen all den Terminen Zeit für die Textilindustrie nimmt. Im Ministerium am Stuttgarter Kerner-platz empfängt sie an einem Freitagnachmittag Anfang September Süd-westtextil-Präsident Ar-min Knauer und Hauptge-schäftsführer Dr. Markus H. Ostrop zum Gedanken-austausch. Hauptthema: die Belastungen durch die jüngst vom Bundeskabi-nett beschlossenen Erhö-hungen der Energie- und Stromsteuern.

Am Beispiel seiner ei-genen Spinnerei und Tex-

tilveredlung macht Prä-sident Knauer deutlich: die Steuererhöhungen treffen die energieinten-

sive Industrie dramatisch. Teilweise mehr als das Dreifache der bisherigen Zahlungen an Strom- und Energiesteuern wer-den im nächsten und im übernächsten Jahr fällig. „Das ist für viele Betriebe und damit für die textile Wertschöpfungskette existenzbedrohend“, so

Knauer, „denn unsere Kunden werden das nicht bezahlen.“ Die deutschen Energiepreise zählten

aufgrund der nationalen Sonderregeln bereits heu-te mit zu den höchsten in Europa.

Tanja Gönner zeigte sich verständnisvoll. „Sie stoßen bei uns nicht auf taube Ohren“, meinte sie, machte aber zugleich deutlich, dass die Ko-stensteigerungen nicht

vermeidbar seien. Die Umlage richte sich nach der Differenz der für den EEG-Strom gezahlten

Verwertungserträge und der damit verbundenen Aufwendungen. Insbe-sondere der Ausbau von Photovoltaik führe des-halb zu einem Anstieg der EEG-Umlage, weil Mehrkosten für erneu-erbare Energien auf die Strompreise aller Ver-braucher verteilt würden.

In einigen Jahren werde die Umlage wieder zu-rückgehen, sagte die Um-weltministerin. Sie räum-te aber ein, dass das für die gegenwärtig belastete Textilindustrie kein Trost sein könne.

In seinem Bemühen, die Fortschrittlichkeit der heutigen Textil- und Be-kleidungsindustrie auch bei der Politik bekann-ter zu machen, lud der Südwesttextil-Präsident die Ministerin zu einem Besuch der baden-würt-tembergischen textilen Forschungsinstitute ein. Frau Gönner, die aus Sig-maringen stammt und mit großem Verständnis für die Textil-industrie aufgewachsen sei, zeigte sich an einem Besuch überaus interessiert. Allerdings lasse ihr das Bahnprojekt sicher bis zum Jahresende keine Zeit. „Und dann ist Wahl-kampf – und danach se-hen wir mal weiter.“

Markus H. Ostrop

Umweltministerin Tanja Gönner im Gespräch mit Südwesttextilpräsident Armin Knauer.

Österreichs Textilbranche schafft die TrendwendeBesonders Spinner und Weber legen zu

Nach massiven Einbrü-chen von bis zu 20 Pro-zent im vergangenen Jahr geht es in Öster-reichs Textilbranche wieder aufwärts. „Die Textil- und Schuhindu-strie schaffen die Trend-wende und steuern in ein ruhigeres Fahrwasser, die Bekleidungsindustrie ist weiter auf Kurs“, er-klärt Reinhard Backhau-sen, Präsident des neuen Fachverbands Textil-, Be-kleidung-, Schuh und Le-derindustrie (TBSL). Der Umsatz der Textilindu-strie ist im ersten Halb-jahr um acht Prozent auf 1,1 Mrd. Euro gewachsen.

Die Exporte stiegen um sieben Prozent auf 714 Mill. Euro. Die Ausfuhren nach Deutschland erhöh-ten sich um 11,2 Prozent, die Einfuhren um rund 18 Prozent.

Besonders kräftige Umsatzzuwächse gab es bei den Spinnereien mit einem Plus von 12,7 Pro-zent und bei den Webe-

reien mit plus 19 Prozent.„Für Auftragszuwächse sorgten die im ver-gangenen Jahr geleerten Lager der Kunden, die nun wieder aufgefüllt wurden“, so Backhausen.

Auch die Unsicherheit durch steigende Lohn-kosten in China und Turbulenzen bei den Arbeitsverhältnissen in

Niedriglohnländern hät-ten zur Rückführung von Produktionen nach Euro-pa geführt.

Die Bekleidungsindu-strie steigerte ihre Erlöse in der ersten Jahreshälfte

um 3,4 Prozent auf 550 Mill. Euro. „Wir erwar-ten, dass die Umsätze im Bekleidungshandel in wichtigen Märkten

wie Deutschland und Österreich eine weiter steigende Nachfrage nach sich ziehen wer-den“, erklärt Franz J. Pitnik, Geschäftsführer des TBSL. Von Januar bis Ende Juni verkauf-ten die Konfektionäre 4,7 Prozent mehr an die deutschen Nachbarn und importierten von ihnen 11,2 Prozent mehr. Der neu organisierte Verband repräsentiert 550 Un-ternehmen mit 24 000 Beschäftigten und rund 4 Mrd. Euro Umsatz.

Simone Diebold

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6 September 2010 SüdwesttextBildung + Soziales

Stärken und Schwächen der deutschen BildungDie neue OECD-Studie erörtert die Herausforderungen und gibt Handlungsempfehlungen

Aktuell hat die OECD ihre Studie „Lernen für die Arbeitswelt – OECD-Studien zur Berufsbil-dung“ für Deutschland vorgelegt. Sie erörtert die wichtigsten Heraus-forderungen vor denen das deutsche Berufsbil-dungssystem aus ihrer Sicht steht und gibt ent-sprechende Handlungs-empfehlungen für die Politik.

Die OECD sieht im deutschen Berufsbil-dungssystem zahlreiche Stärken: Die Berufsbil-dung genieße ein hohes Ansehen, umfasse ein breites Spektrum an Be-rufen und passe sich flexi-bel an sich wandelnde Ar-beitsmarkterfordernisse an. Darüber hinaus seien die Strukturen des dualen Systems auch auf Berufe übertragen worden, die in anderen Ländern zu einer Ausbildung im Ter-tiärbereich gehören. Das duale System verbinde besonders gut das Ler-

nen im Betrieb mit dem Lernen in der Schule und schaffe so einen erfolg-reichen Übergang in die Beschäftigung.

Die positive Folge: Deutschland zeichnet sich durch eine im internatio-nalen Vergleich geringe Jugendarbeitslosigkeit aus. Eine der größten Stärken ist laut OECD

das hohe Maß an aktivem Engagement der Arbeit-geber, die gerade auch während der Wirtschafts-krise das betriebliche Ausbildungsengagement aufrechterhalten haben.

Herausforderungen sieht die OECD ins-besondere im Über-gangssystem, das unter Fragmentierung und feh-

lender Transparenz lei-de. Trotz umfangreicher Mittel und Maßnahmen verfügten zahlreiche Schulabgänger nur über unzureichende Basis-kompetenzen, so dass ihnen der Übergang in eine reguläre Ausbildung nicht oder nur selten gelinge. Dem Berufsbil-dungssystem fehlten die

Möglichkeiten, diese De-fizite zu erkennen bzw. sie zu beheben. Zu Recht markiert die Studie hier die unzureichenden Lese-, Schreib- und Re-chenkompetenzen vieler Hauptschulabsolventen als Haupthindernis beim erfolgreichen Übergang von der Schule in Ausbil-dung und Beruf. Dieses Defizit kann aber nicht, wie die Studie empfiehlt, erst durch mehr allge-mein bildenden Unter-richt in der Berufsschule auf Kosten der fachprak-tischen Ausbildung im Betrieb gelöst werden.

Ein weiterer Kritik-punkt ist, dass die neuen Möglichkeiten, um von beruflichen Bildungs-gängen in die Tertiärbil-dung überzuwechseln, noch nur unzureichend genutzt würden.

Die Studie kann auf der Internetseite von Südwesttextil herunter-geladen werden.Christine Schneider

Die OECD lobt in Deutschland das hohe Maß an aktivem Engagement der Arbeitgeber bei der Ausbildung.

Play Business – Wirtschaftsplanspiel für Azubis in Baden-Württemberg

Betriebswirtschaftliche Zusammenhänge kann man lernen, indem man ein Lehrbuch liest – man kann sie aber auch er-leben, indem man einfach selbst ein Unternehmen steuert.Playbizz, das Wirtschaftsplanspiel in Baden-Württemberg, bietet den Auszubildenden die Möglichkeit, als Manager ein Unternehmen zu führen und dabei die Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre spielerisch zu erleben. Wie in einem richtigen Unternehmen sind in den betrieb-lichen Funktionsbereichen Beschaffung, Produktion und Vertrieb sowie Personal- und Finanzwesen Planungen vor-zunehmen und Entscheidungen zu treffen. Schlüsselqualifikationen wie Selbstorganisation, analytischesDenken, strukturiertes Arbeiten, Team-, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit werden durch die gemeinsame Ent-scheidungsfindung in der Gruppe trainiert. Mit diesem Nachfolgeprojekt von S.P.E.E.D. wird den Aus-zubildenden zusätzlich über die Internetseite www.play-bizz.de zahlreiche Hilfestellungen an die Hand gegeben. Hier können beispielsweise typische Planungsrechnungen als Demo getestet werden.

Anmeldeschluss ist der 15. Oktober. Mehr Informationen und eine Produktdemo findet sich unter www.playbizz.de.

Praxisorientierte BewerberInfobroschüre zur Einstellung von Bachelorabsolventen

Die Broschüre „Bachelor und Master – Einstieg“ liegt nun in einer aktua-lisierten Fassung vor.

Die neuen Studien-gänge, als ein Ergebnis des sogenannten Bolo-gna-Prozesses, stellen für Studierende, Hochschu-len und Arbeitgeber eine

große Herausforderung dar. Es bewerben sich in den Betrieben junge Hochschulabsolventen,

die im Idealfall praxiso-rientierter, mit anderen bzw. teilweise neuen the-matischen Schwerpunk-ten und einer stärkeren internationalen Ausrich-

tung ausgebildet worden sind. Die Unternehmen treffen somit auf einen anderen Bewerbertyp. Hierauf sollten sie mit besonderen Rekrutie-rungsinstrumenten der Personalentwicklung und Einstellungsprozessen reagieren.

In der Broschüre wer-den die wichtigsten struk-turellen und inhaltlichen Änderungen übersichtlich erläutert und zahlreiche Informationsangebote in Form einer Linksamm-lung aufgeführt.

Die Informationsbro-schüre kann unter www.suedwesttextil.de herun-tergeladen werden.Christine Schneider

Bachelor und Master – der Einstieg.

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7Südwesttext September 2010Bildung + Soziales

Seminare Bildungswerk

Seit dem Start der Kampa-gne im September letzten Jahres haben 30 132 Besu-chern auf die Internetsei-te Go Textile! zugegriffen und dabei 160 122 Seiten aufgerufen. Durchschnitt-lich schauten sich die Be-sucher 5,31 Seiten an.

Auch die Events und Initiativen rund um die Nachwuchskampagne zeigen ihre Auswirkungen auf der Plattform: So stie-gen die Zugriffszahlen im Mai, nach der Schaltung der Anzeige in der bun-desweit vertriebenen Schülerzeitung YAEZ inklusive einem Gewinn-spiel, im Vergleich zum Vormonat um 23 Prozent an. Nach dem Slackline-Event auf der Outdoor-Messe in Friedrichsha-fen im August stiegen die Zugriffszahlen um 19 Prozent.

Die Vernetzung der Seite entwickelt sich positiv. Das macht sich u.a. in den wachsenden Zugriffszahlen und dem erfreulich guten Google PageRank bemerkbar. Dieser weist Go Textile! inzwischen einen Wert

von 5 zu, das bedeutet im Ranking „sehr gut“.

Der PageRank-Algo-rithmus dient der Such-maschine Google als Grundlage für die Bewer-tung von Seiten und ist eine spezielle Methode, die Linkpopularität einer Seite bzw. eines Doku-ments festzulegen. Das Prinzip lautet: Je mehr

Links auf eine Seite ver-weisen, desto höher ist

das Gewicht dieser Sei-te. Je höher wiederum das Gewicht der verwei-senden Seiten ist, umso größer ist der Effekt. Das Ziel des Verfahrens ist es, die Links dem Gewicht entsprechend zu sortie-ren. So kann bei einer Suchabfrage eine Ergeb-

nisreihenfolge hergestellt werden. Der PageRank

liefert allerdings keinen Beitrag zur qualitativen Messung von Websites.

Die Vernetzung von www.go-textile.de soll in Zukunft noch mehr for-ciert werden. Ein erster Schritt ist die Einbezie-hung der Hochschulen und Fortbildungsstätten.

Diese sollen eigene Profile bei Go Textile! erstellen und ihre Internetseiten mit der Plattform verlin-ken. Außerdem werden im Rahmen der Kampa-gne kurze Filme der Aus-bildungsberufe in den YouTube-Kanal von Go Textile! eingestellt. Die Video-Plattform wird zunehmend als Suchma-schine genutzt. Die Zu-griffszahlen dort scheinen ebenfalls eine Auswir-kung auf die Einbindung bei Google zu haben.

Christine Schneider

Wie findet man den PageRank einer Seite?

Wenn man die Google Toolbar installiert hat, so findet man ihn dort oder über eine der zahlreichen Internetseiten wie z.B. www.seitwert.de.

Der Wert geht von 1 bis 10, 5 ist sehr gut, 6 bis 7 ist hervorragend, 8 bis 9 exzellent und 10 ist der Überflieger.

Go Textile! gut vernetztDas Ausbildungsportal der Textil- und Bekleidungsindustrie ist gefragt

Nach nur einem Jahr Nachwuchskampagne ist PageRank 5 bei Google ist ein sehr guter Wert.

Mitte September startete in der Gatex für 25 Mitar-beiter des Südwesttextil-Mitgliedsunternehmen

Global Safety Textile (GST) die Qualifizierung zum Maschinen- und Anlagenführer. Ein Jahr lang werden die neuen Azubis immer dienstags in 316 Fachunterrichts-stunden und 60 Stunden Wirtschafts- und Sozial-kunde sowie einer Ein-führung in das Lernen an

ihr Ziel herangeführt: die Abschlussprüfung bei der IHK. Einen Großteil der Kosten für diese Weiter-bildung wird durch die Arbeitsagentur für Arbeit übernommen.

Das Schulbankdrü-cken wird eine Umstel-lung für die neuen Auszu-bildenden, die schon seit mehreren Jahren in der Textilindustrie arbeiten. Hauptsächlich die ersten Wochen verlangen Steh-vermögen. Aber es lohnt sich: Diese verkürzte Ausbildung für an- und ungelernte Mitarbeiter,

die schon mehrere Jahre in der Branche arbeiten, ist ein hervorragendes In-strument, um dem Fach-kräftemangel in der Tex-tilindustrie zu begegnen.

Für Ende des Jahres ist im Rahmen der We-gebau-Förderung eine weitere Ausbildung zum Maschinen- und Anlagen-führer in der Gatex ge-plant. Bei Interesse erfolgt die Kontaktaufnahme über Südwesttextil (Chri-stine Schneider, Telefon +49 711 21050-25).

Christine Schneider

Dienstags in der GatexEinjährige Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer Seminarangebot der Akademie für Personal- und

Organisationsentwicklung im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit Südwesttextil

LohnpfändungTermin:8. November 2010Ort: Haus Reutlingen

PersönlichkeitstrainingTermin:17. bis 18. November 2010Ort: Haus Reutlingen

Erfolgsfaktoren internationaler Teams identifi-zieren und nutzen (VPI®-Modell)Termin:29. bis 30. November 2010Ort: Haus Steinheim

Weitere Informationen unter www.biwe.de

Page 8: Südwesttext September 2010

8 September 2010 SüdwesttextRecht + Steuern

Regelungen in Formu-lararbeitsverträgen, die für eine Vielzahl von (Ar-beits-) Verträgen vorfor-muliert sind, unterliegen seit der Schuldrechtsre-form im Jahr 2002 der gesetzlichen AGB- Kon-trolle der §§ 305 ff. Bür-gerliches Gesetzbuch (BGB). Viele in der Ver-gangenheit durchaus gän-gige Formulierungen in Arbeitsverträgen wurden von der Rechtsprechung in der Folge für unange-messen befunden. Für die Wirksamkeit einer Arbeitsvertragsregelung ist seither nicht mehr nur der jeweilige in Streit geratene Einzelfall ent-scheidend. Vielmehr ist der Wortlaut der Klausel auf alle theoretisch denk-baren Fallkonstellationen zu untersuchen. Soweit eine Fallkonstellation denkbar ist, die zu einer unangemessenen Benach-teiligung des Arbeitneh-mers führen kann, ist die Klausel meist insgesamt unwirksam.

Seit 2005 vertritt das Bundesarbeitsgericht (BAG) zudem in stän-diger Rechtsprechung die Auffassung, dass Ar-beitsverträge auch „Ver-braucherverträge“ sind. War zuvor die strenge AGB-Kontrolle nur dann zu befürchten, wenn die Arbeitsvertragsbedin-gungen für eine Vielzahl von Verträgen vorformu-liert wurden, unterliegen Arbeitnehmer nun auch dem strengen Verbrau-cherschutz. Eine AGB-Kontrolle ist seitdem immer dann durchzufüh-ren, wenn der Arbeitneh-mer auf den Inhalt des

Arbeitsvertrages keinen Einfluss nehmen konn-te. Dies gilt unabhängig davon, wie oft der Arbeit-geber diesen Vertrag im Unternehmen verwendet hat. Dem kann der Arbeit-geber nur entgehen, wenn

er darlegen und beweisen kann, dass er gerade die streitige Regelung dem Arbeitnehmer erkennbar zur Disposition gestellt hat und die vertragliche Regelung deshalb keine allgemeine Geschäftsbe-dingung, sondern eine individuell ausgehandelte Regelung darstellt.

Ob dies auch für die Klauseln in einem Ge-schäftsführervertrag gilt, war bislang höchstrich-terlich nicht entschieden. Problematisch in diesem Zusammenhang war, dass die in einem Geschäfts-führervertrag vorformu-lierten Vertragsbedin-gungen meist nicht für eine Vielzahl von Verträ-gen, sondern eben nur für den einen Geschäftsfüh-rervertrag ausgearbeitet werden. Daneben stellte sich die Frage, ob ein Geschäftsführer im Hin-blick auf seine Stellung

im Unternehmen unter die gesetzliche Definition des Verbrauchers fällt. In einer aktuellen Entschei-dung hat das BAG festge-stellt, dass ein Geschäfts-führeranstellungsvertrag für einen Fremdge-

schäftsführer weder eine gewerbliche noch eine selbständige berufliche Tätigkeit darstellt und er deshalb insoweit als Verbraucher eingeordnet werden muss. Es reicht nun auch die einmalige Verwendung eines vor-formulierten Geschäfts-führervertrages aus, um ihn einer AGB-Kontrolle zu unterziehen. Nur ein Geschäftsführer, der zu-gleich Gesellschafter ist und zumindest über eine Sperrminorität verfügt, wird weiterhin nicht als Verbraucher zu charak-terisieren sein.

Im konkreten Fall ging es um die Auslegung einer sogenannten zwei-stufigen Ausschlussfrist. Nach den vertraglichen Regelungen war der Ge-schäftsführer gehalten, sämtliche Ansprüche aus dem Dienstvertrag innerhalb von drei Mo-

naten schriftlich geltend zu machen und diese bei Ablehnung innerhalb weiterer drei Monate gerichtlich zu verfolgen. Der Geschäftsführer hatte nach Ausspruch ei-ner Kündigung lediglich

Kündigungsschutzklage erhoben. Nach ständiger Rechtsprechung des BAG zu nicht der AGB-Kontrolle unterliegenden entsprechenden tarifver-traglichen Regelungen werden mit Erhebung einer Kündigungsschutz-klage zwar auch Ansprü-che aus Annahmeverzug, beispielsweise weitere Gehaltszahlungen, inzi-dent schriftlich geltend gemacht. Allerdings ist eine Kündigungsschutz-

klage nicht geeignet, auch die gerichtliche Geltendmachung von Gehaltsverzugsansprü-chen darzustellen. Die ge-richtliche Verfolgung der

jeweiligen Vergütungsan-sprüche kann nur durch entsprechende Klage er-folgen. Anderes gilt aber nach ständiger Rechtspre-chung, wenn eine solche Ausschlussklausel einer AGB-Kontrolle unterlie-gt: Von einem rechtsun-kundigen Arbeitnehmer könne bei Verwendung der Klausel nämlich nicht erwartet werden, dass er die Notwendigkeit erken-ne, neben der Erhebung der Kündigungsschutz-klage zur Wahrung der Ausschlussfrist auch noch eine Entgeltklage einrei-chen zu müssen. Dies gilt nach Ansicht des BAG

(Urteil vom 19.05.2010 – 5 AZR 253/09) auch für einen Geschäftsführer. Dieser habe typischer-weise keine vertieften arbeitsrechtlichen und prozessualen Kenntnisse.

Im Ergebnis kann da-mit die gesamte bislang ergangene arbeitsver-tragliche Rechtsprechung auch auf die Klauseln in Geschäftsführerverträgen übertragen werden. Es empfiehlt sich, Klauseln in bestehenden Geschäfts-führerverträgen auf ihre Rechtswirksamkeit hin zu überprüfen. Auch wenn das BAG eigentlich für Geschäftsführerverträge nicht zuständig ist und im vorliegenden Fall le-diglich aufgrund einer Rechtswegvereinbarung zuständig wurde, ist nicht zu erwarten, dass der nor-malerweise zuständige Bundesgerichtshof in der Sache anders entscheiden wird.

Kai-Uwe Götz

Auch Geschäftsführer sind VerbraucherBAG: Neubewertung üblicher Vertragsklauseln erforderlich

Rechtsanwalt Kai-Uwe Götz: „Es empfiehlt sich, Klauseln in bestehenden Geschäftsführerverträgen auf ihre Rechtswirksamkeit hin zu überprüfen.

Arbeitsverträge sind Verbraucher-verträge.

Empfehlung: Ver-träge prüfen.

Komplizierter Kla-geweg wird ver-einfacht.

Page 9: Südwesttext September 2010

9Südwesttext September 2010Recht + Steuern

Für in einem Wirtschaftsjahr gezahlte Kfz-Steuer ist ein Rechnungsabgrenzungsposten zu aktivieren, so-weit die Steuer auf die voraussichtliche Zulassungs-zeit des Fahrzeugs im nachfolgenden Wirtschafts-jahr entfällt, so ein Urteil des Bundesfinanzhofes (BFH) vom Mai diesen Jahres.Mit dieser Entscheidung bestätigt der BFH die bisher gängige Bilanzierungspraxis, die erstmals durch die jetzt aufgehobene Vorentscheidung des Finanzge-richts in Frage gestellt wurde.Außerdem findet sich in der September-Ausgabe der Steuernachrichten alles über die Neuregelung der steuerlichen Berücksichtigung eines häuslichen Arbeitszimmers. Die bisherige Regelung wurde vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig an-gesehen.

Die Steuernachrichten können als pdf-Datei im ge-schlossenen Mitgliederbereich der Internetseite von Südwesttextil heruntergeladen werden.

Aktuelle Steuer-Nachrichten

Von 2012 an soll die bishe-rige Lohnsteuerkarte und das damit verbundene Verfahren vollständig

durch ein elektronisches Verfahren ersetzt werden. Bereits in diesem Jahr entfällt die Zusendung der Lohnsteuerkarte für den Veranlagungszeitraum 2011. Stattdessen behalten die Lohnsteuerkarten des Jahres 2010 ihre Gültig-keit. Der Arbeitgeber hat daher die Lohnsteuerkarte 2010 aufzubewahren und die dort enthaltenen Ein-tragungen, unabhängig vom Gültigkeitsbeginn, einmalig auch für den Lohnsteuerabzug im Jah-re 2011 zugrunde zu legen.

Wird im Jahre 2011 erstmalig eine Lohnsteu-

erkarte benötigt, stellt das zuständige Finanzamt auf Antrag eine Ersatzbe-scheinigung aus. Ausge-

nommen hiervon sind le-dige Arbeitnehmer, die ab dem Jahr 2011 ein Ausbil-dungsverhältnis als erstes Dienstverhältnis beginnen. Hier kann der Arbeitgeber die Steuerklasse I unter-stellen, wenn der Arbeit-nehmer seine steuerliche Identifikationsnummer, sein Geburtsdatum sowie die Religionszugehörig-keit mitteilt und gleich-zeitig schriftlich bestätigt, dass es sich um das erste Dienstverhältnis handelt. Der Arbeitgeber hat die Erklärung des Arbeitneh-mers bis zum Ablauf des Kalenderjahres als Beleg

zum Lohnkonto aufzube-wahren.

Nach dieser Über-gangsphase steht dem Ar-beitgeber die sogenannte ELStAM (Elektronische LohnSteuerAbzugsMerk-male) seiner Arbeitnehmer in der Elsterdatenbank der Finanzverwaltung zum elektronischen Abruf be-reit. Allerdings wird der genaue Starttermin für den Abruf erst noch vom Bundesfinanzministerium bekannt gegeben. Besitzt der Arbeitnehmer einen Steuerberater und erfolgt der Abruf über dessen Re-gistrierung, ist in diesen Fällen eine Registrierung des Arbeitgebers nicht er-forderlich.

In der Übergangs-phase ist mit vermehrten Fragen der Arbeitnehmer zum neuen Verfahren bei den Arbeitgebern zu rechnen. Schließlich er-warten die Arbeitnehmer die gewohnte Zusendung der bisherigen Lohnsteu-erkarten. Aufgrund dessen ist zu empfehlen, dass die Arbeitnehmer ab Ende September 2010 über die-se Veränderung informiert

Elektronik auf dem VormarschDie alte Lohnsteuerkarte hat ihren Dienst getan

Sind Stammkräfte auf-grund von Elternzeit oder länger andauernder Ar-beitsunfähigkeit an der Arbeitsleistung gehindert, steht der Arbeitgeber vor dem Problem, Vertre-tungskräfte einstellen zu müssen und sich gleich-zeitig für den Zeitpunkt der Rückkehr des abwe-senden Arbeitnehmers gegen Personalüberhang abzusichern. Stand die Ersatzkraft bereits zu einem früheren Zeitpunkt im Arbeitsverhältnis mit dem Arbeitgeber oder dauert die Abwesenheit der Stammkraft länger

als zwei Jahre, besteht nur die Möglichkeit, mit der Ersatzkraft einen befri-steten Arbeitsvertrag mit Sachgrund abzuschließen.

Es entspricht mittler-weile gefestigter Recht-sprechung, dass der befristet eingestellte Mit-arbeiter die vorüberge-hend ausfallende Stamm-kraft nicht unmittelbar vertreten muss. Er muss somit auch nicht die von ihr bislang ausgeübten Tä-tigkeiten erledigen. Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts (BAG) lässt die befristete Beschäftigung zur Vertre-

tung die Versetzungs- und Umsetzungsbefugnisse des Arbeitgebers unbe-rührt. Der Vertreter kann daher auch mit anderen Aufgaben betraut werden.

In einer neuen Ent-scheidung vom 14. April 2010 hat das BAG nun bestätigt, dass ein Kausal-zusammenhang zwi-schen dem Ausfall der Stammarbeitskraft und der Vertretung durch die befristet eingestellte Ar-beitskraft bestehen müs-se. Werden dem Vertreter Aufgaben zugewiesen, die die Stammkraft zu keinem Zeitpunkt ausgeübt hat,

bestehe der erforderliche Kausalzusammenhang dann, wenn der Arbeitge-ber rechtlich und tatsäch-lich in der Lage wäre, der vorübergehend ausgefal-lenen Stammkraft die Aufgaben des Vertreters zuzuweisen. Unschäd-lich sei hierbei, wenn die Stammkraft dafür einer gewissen Einarbeitungs-zeit bedarf. Die Dauer der Einarbeitung dürfe aller-dings die Dauer der Befri-stung nicht erreichen.

Daneben sei es zur Darlegung des Kausalzu-sammenhangs zwischen der zeitweiligen Arbeits-

verhinderung der Stamm-kraft und der Einstellung des Vertreters erforder-lich, dass der Arbeitgeber bei Vertragsschluss mit dem Vertreter dessen Aufgaben einem oder mehreren vorübergehend abwesenden Beschäftigten erkennbar gedanklich zu-ordnet. Dies sei laut BAG jedoch bereits durch eine entsprechende Bezugnah-me auf einen abwesenden Mitarbeiter im Arbeitsver-trag erfüllt.

Boris Behringer

Verträge mit Bedacht befristenBei Einstellung von Ersatzkräften Begründung erforderlich

werden. Hierzu könnte der Anschlag an einem schwar-zen Brett oder eine Anlage zur September-/Oktober-Verdienstbescheinigung genutzt werden. Aller-dings sollte sich dann die Information auf die grundsätzliche Änderung des Verfahrens beschrän-ken. Hinsichtlich weiterer

Fragen sollten die Arbeit-nehmer an das zuständige Finanzamt verwiesen wer-den. Weitergehende Infor-mationen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer wer-den voraussichtlich gegen Ende September 2010 auf dem Elster-Onlineportal bereitstehen.Nathan Binkowski

Page 10: Südwesttext September 2010

10 September 2010 SüdwesttextTechnik + Umwelt

Termine

Bessere RaumluftDas Institut für Textil- und Verfahrenstechnik Denkendorf (ITV) veran-staltet gemeinsam mit der Baden-Württemberg Stif-tung ein Forum unter dem Titel „Lösungen für eine bessere Raumluft“. Die Veranstaltung lädt am 26. Oktober in das Haus der Architekten in Stuttgart ein und informiert über neue Materialien, Verfah-ren und Innovationen zur Verbesserung des Raum-klimas. Themenschwer-punkte sind Luftfiltration und Feuchteausgleich. Ergänzend werden tex-tile Lösungen präsentiert. Weiter Informationen fin-den sich unter www.sued-westtextil.de.

Fachkongress für CompositesAm 20. und 21. Oktober findet der 6. Internatio-naler Fachkongress für Composites in der Neuen Messe in München statt. Top-Referenten bieten einen umfassenden Über-blick über die neuesten Technologien, Verfahren, Forschungsergebnisse, Zukunftsaussichten und Marktchancen im Bereich der faserverstärkten Ver-bundwerkstoffe. Weitere Informationen finden sich unter www.composites-kongress.de.

Tagung für Ausbil-dungsbetriebe Unter dem Titel „Ausbil-dungsmarketing – roter Teppich für Azubis?“ zeigt die Veranstaltung am 12. November im Haus der Wirtschaft in Stuttgart Möglichkeiten auf, wie Betriebe sich und ihre an-gebotenen Ausbildungs-berufe attraktiv darstellen können. Im Mittelpunkt stehen Betriebsbeispiele für ein innovatives Ausbil-dungsmarketing. Der Pro-grammflyer zur Tagung des Wirtschaftsministeri-um findet sich unter www.suedwesttextil.de.

Das Bundeskabinett hat Mitte August die neue Gasnetzzugangsverord-nung beschlossen. Mit den Regelungen werden die Bedingungen für flä-chendeckenden Wettbe-werb auf dem Gasmarkt verbessert, die sich in der Vergangenheit häufig als „Hemmschuh“ für Wett-bewerbsangebote erwie-sen haben.

Insbesondere der Zu-

gang zum Gasnetz stellt für Wettbewerber bis-her eine Hürde für den Markteintritt dar. Die neue Gasnetzzugangs-verordnung setzt im We-sentlichen auf drei Instru-mente: zum einen ist das die Reduzierung der Zahl der Gebiete, innerhalb derer sich Gaslieferanten frei bewegen können. Die so genannten Marktge-biete werden von derzeit

sechs auf höchstens zwei bis zum Jahr 2013 zusam-mengefasst. Dies macht insbesondere bundeswei-te Lieferangebote für neue Lieferanten wirtschaftlich attraktiver.

Zum anderen führt die Verordnung zur Er-leichterung des Zugangs zu knappen Transport-kapazitäten, indem Ka-pazitäten künftig diskri-minierungsfrei versteigert

werden. Auch dies besei-tigt eine wesentliche Hür-de für den Markteintritt von Wettbewerbern.

Ein drittes entschei-dendes Instrument ist, den Betreibern von Gas-kraftwerken das Recht einzuräumen, Kapazi-täten gegen angemessene Gebühr für maximal drei Jahre zu reservieren.

Christine Schneider

Reduzierung der GasmarktgebieteInkrafttreten der neuen Netzzugangsverordnungen

Wasserpfennig neu geregeltNeufassung des Wasserentnahmeentgelts in Baden-Württemberg

Das Gesetz zur Änderung der Vorschriften über das Wasserentnahmeentgelt in Baden-Württemberg ist mittlerweile vom Landtag beschlossen, in Kraft ge-treten und im Gesetzblatt für Baden-Württemberg veröffentlicht.

Das Gesetz sieht eine Reihe von Ermäßi-gungstatbeständen vor. Die bisher in der Vergan-genheit zum Teil noch gewährten pauschalen Ermäßigungen von 50 Prozent oder in Einzel-fällen von 90 Prozent sind allerdings entfallen. Die Ermäßigungstatbestän-de unterscheiden sich je nachdem ob Grundwas-ser oder oberirdisches Gewässer verwendet wird.

Bei der Verwendung von Grundwasser kann eine Ermäßigung von 25 Prozent des geschul-deten Entgelts entrichtet werden, wenn der Ent-geltpflichtige ein EMAS- oder ISO 14001-Um-weltmanagementsystem einsetzt und einen haus-halterischen, sparsamen sowie rationellen Einsatz des verwendeten Grund-wassers gewährleistet.

Im Gegensatz zu der Intention des Gesetzge-bers, das Verwaltungsver-fahren zu vereinfachen, bestehen bei der Verwen-

dung von oberirdischen Gewässern eine Reihe von

kompliziert ausgestal-teten Ermäßigungstatbe-ständen. Voraussetzung ist jeweils eine Investition durch den Entgeltpflich-tigen. Die Kosten der In-vestition können mit dem Wasserentnahmegelt ver-rechnet werden.

Eine vollständige Ver-rechnung der Investiti-

onen sieht das Gesetz aber nicht vor. Es besteht eine

Deckelung in zweifacher Hinsicht. Je nach Inve-stition können einmal 75 Prozent und das andere Mal nur 25 Prozent ver-rechnet werden.

Darüber hinaus kann lediglich ein Anteil von 25 Prozent des jährlich geschuldeten Wasserent-nahmeentgelts verrech-

net werden. Der Verrech-nungszeitraum beträgt für Neueinrichtung oder Umrüstung hocheffizi-enter KWK-Anlagen 15 Kalenderjahre, für alle anderen Maßnahmen fünf Kalenderjahre.

In besonderen Härte-fällen kann auf Antrag das Entgelt ermäßigt oder von der Festsetzung abgese-hen werden, insbesondere wenn die Festsetzung des Entgelts in voller Höhe zu einer außergewöhnlichen Belastung oder atypischen Belastung führen würde.

Die Zuständigkeit verbleibt bei den Land-ratsämtern.

Christine Schneider

Ermäßigungstatbestände

1. Maßnahmen an Produktions- oder Kühlanlagen, die eine Reduzierung der Wär-mefrachten in einem Abwasserstrom um mindestens fünf Prozent bezogen auf die Gesamtstromfracht oder um 10 Prozent bezogen auf eine Teilfracht im Verhältnis zum Mittelwert der beiden letzten Jahre vor Inbetriebnahme der Maßnahme bewirken.2. Neuerrichtung einer hocheffizienten KWK-Anlage oder Umrüstung einer vorhan-denen in eine hocheffiziente KWK-Anlage, sofern die hocheffiziente KWK-Anlage nach Inkrafttreten des Gesetzes in Dauerbetrieb genommen wird.3. Maßnahmen zur Herstellung der gewässerökologischen Funktionsfähigkeit von oberirdischen Gewässern, zu deren Durchführung der Entgeltpflichtige nicht durch behördliche Anordnung verpflichtet ist und nicht als vorgezogene Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen in Ökokonten gebucht wurden.4. Maßnahmen an Produktions- oder Kühlanlagen, die zu einem Umstieg in der Ge-wässerbenutzung von der Verwendung von Grundwasser auf Wasser aus oberirdischen Gewässern führen.

Page 11: Südwesttext September 2010

11Südwesttext September 2010Technik + Umwelt

Paul-Schlack-Preis 2010Stefan Schindler vom ITV Denkendorf entwickelt ein wirtschaftliches HerstellungsverfahrenIm Rahmen der 49. Che-miefasertagung Dornbirn wurde der renommierte Paul-Schlack-Chemiefa-serpreis am 15. Septem-ber an Dr. Stefan Schind-ler vom ITV Denkendorf verliehen. Mit dem Preis zeichnet die European Man-Made Fibres As-sociation alljährlich he-rausragende Arbeiten und Entwicklungen in der Chemiefaserbranche aus. Schindler erhält den mit 5 000 Euro dotierten Preis für seine am ITV Denkendorf von Prof. Dr. Heinrich Planck be-treute Dissertation zum

Thema „Entwicklung und Aufbau eines Her-stellungsverfahrens für Polyester-Filamentgarne mit unterschiedlichem

Schrumpf- bzw. Län-gungsverhalten“.

Er entwickelte ein wirtschaftliches Her-stellungsverfahren für Differenzialschrumpf-Längungsgarne (DSE-Garne) mit hohem Län-gungspotenzial. Es gelang ihm, auf der Basis von Polyester-POY das Läng-ungspotenzial im Ver-gleich zu den bisherigen Verfahren um das drei-fache auf mindestens 15 Prozent zu erhöhen und die Aufspulgeschwindig-keit auf 600-800m/min zu verdoppeln.

Die mit dem paten-

tierten Verfahren herge-stellten Garne erlauben eine effiziente, störungs-freie Verarbeitung in der Weberei und bieten nicht nur ein breites Einsatz-spektrum sondern auch die Möglichkeit, Funkti-onalitäten nach Maß zu schaffen. So kann mit Ge-weben aus DSE-Garnen die Optik, Haptik und der Tragekomfort von Stoffen aus Naturfasern imitiert werden.

Wildlederimitationen, samtartige Strukturen so-wie Materialien mit inno-vativen Funktionen sind ebenso realisierbar. Es

ist eine marktreife Ent-wicklung entstanden, die zwei Garnhersteller be-reits aufgegriffen haben. Sie produzieren die vom ITV Denkendorf mit dem Markennamen atmofil® geschützen Garne bereits für den Weltmarkt. Ein-satzgebiete von atmofil® sind pflegeleichte, wasch-bare Businesskleidungen für Damen und Herren wie Hemden, Blusen, Herrenanzüge und -ho-sen, Damenoberbeklei-dung, Sportbekleidungen aber auch technische Textilien.Simone Diebold

Sonnenschutz für einen ArbeitstagForschungsprojekt zu optimierter Berufskleidung

Sonnencreme war ge-stern, UV-Schutzkleidung ist heute – aus medizi-nischer Sicht bietet die richtige Kleidung um-fassenderen Schutz vor den Gefahren der Sonne als Cremes. Dennoch scheuen viele Menschen, die sich berufsbedingt stundenlang im Freien aufhalten, wie Bauarbei-ter, Gärtner, Landwirte, Ordnungskräfte, Gebäu-dereiniger oder Kellner, die Nutzung spezieller UV-Schutzkleidung.

„Arbeitskleidung mit UV-Schutz muss vielfach wiederaufbereitbar sein – aus diesem Grund gab es diese bisher nur aus robustem Gewebe, worin man sich gerade bei kör-perlicher Anstrengung schnell unwohl fühlt“, so Dr. Boris Bauer. Als Pro-jektleiter an den Hohen-stein Instituten in Bön-nigheim beschäftigt er sich derzeit mit der Ent-wicklung von Arbeitsklei-dung, die ausreichenden UV-Schutz für einen ge-samten Arbeitstag bietet und gleichzeitig physiolo-gisch optimiert ist. Sie soll besonders atmungsaktiv

sein und sich wie leichte Freizeitkleidung tragen.

Dass jede Kleidung ausreichend Sonnen-schutz bietet, ist ein weit

verbreiteter Irrtum. Je nach Faserart, Dicke, Oberfläche, Struktur und Farbe des Textils fällt der UV-Schutzfaktor sehr un-terschiedlich aus.

„Unser Ziel ist es Arbeitskleidung zu ent-wickeln, die sich optisch und funktionell an gän-giger Arbeits- oder auch Freizeitkleidung orien-tiert, aber zusätzliche

Funktionalitäten wie den hohen UV-Schutz und gu-ten Tragekomfort bietet. Erst wenn alle diese As-pekte miteinander vereint

sind, werden auch mehr Menschen diese Kleidung in ihren Arbeitsalltag in-tegrieren und sich damit vor den negativen Folgen der UV-Strahlung schüt-zen“, erklärt Boris Bauer.

Diesem Ziel haben sich die Forscher mit den ersten Funktions-mustern bereits sehr angenähert: die Lang-arm-Shirts weisen einen

UV-Schutzfaktor (UPF) von 80 in besonders ex-ponierten Bereichen wie den Schultern auf. Das dort verarbeitete Gewebe

bietet aber nicht nur ho-hen UV-Schutz, sondern ist extrem strapazierfä-hig. Das im Rücken- und Ärmelbereich eingesetzte Gestrick ermöglicht auf-grund seiner elastischen Eigenschaften ein kom-fortables An- und Auszie-hen des Shirts und bietet gleichzeitig ebenfalls einen UV-Schutzfaktor (UPF) von 80.

Aufgrund der Schnitt-führung und verwendeten textilen Materialien verfü-gen die Funktionsmuster zudem über hohen Trage-komfort. So befinden sich unter den Achseln und im Bauchbereich spezielle Textilzonen, die mit Hin-blick auf eine vermehr-te Schweißproduktion thermophysiologisch und hautsensorisch optimiert wurden.

Eine besondere He-rausforderung stellt laut Bauer die Pflegbarkeit der optimierten Arbeits-kleidung dar: „Bei Aus-wahl der kombinierten Materialien und deren Verarbeitung müssen wir darauf achten, dass diese sich nicht nur in der Haushaltswaschma-schine, sondern auch un-ter den mechanisch und thermisch anspruchs-vollen Bedingungen der gewerblichen Wäscherei aufbereiten lassen. An diesem Aspekt arbeiten wir bei unseren Funkti-onsmustern im Moment noch mit Hochdruck.“

Simone Diebold

Funktionsmuster: UV-Schutz und Strapazierfähigkeit an den Schultern, UV-Schutz und Elastizität im Rücken und Ärmelbereich sowie Atmungsaktivität im Achsel- und Bauchbereich. Foto: Hohenstein Institute

Preisträger Dr. Stefan Schindler Foto: ITV Denkendorf

Page 12: Südwesttext September 2010

12 September 2010 SüdwesttextZu guter Letzt

Impressum© Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers.

Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie – Südwesttextil e.V.Kernerstraße 5970182 Stuttgart

Postfach 10 50 2270044 Stuttgart

Telefon: +49 711 21050-0Telefax: +49 711 233718Internet: www.suedwesttextil.de

PräsidentArmin Knauer

HauptgeschäftsführerDr. Markus H. Ostrop

Verantwortlich für Inhalt und Layout:Simone Diebold

Gestaltung:www.die-wegmeister.comDruck: Gress-Druck GmbH, FellbachAuflage: 650

Zitat„Die EU macht alles ein bisschen und nichts richtig.“

EU-Kommissar Günther Oettingeram 9. Juli bei der Schwäbischen Gesellschaft in Stuttgart, der alles ein bisschen besser machen will.

Elf Gründe für Fachkräfte, nach Baden-Württemberg zu kommen:

1.… weil wir für jede Qualifikation den richtigen Job haben. Fast. Eine Ausnahme: Silvia Sommerlath aus Heidelberg ist heute Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden.

2.… weil hier der Erfindergeist wohnt und Sie als kluger Kopf in bester Gesellschaft sind. Nirgendwo werden so viele Pa-tente pro Einwohner angemeldet wie in Baden-Württem-berg. Auch zwölf Nobelpreisträger stammen von hier.

3.… weil Beschäftigung hier Tradition hat. Seit Jahren hat Baden-Württemberg die niedrigste Arbeitslosenquote. Aber auch neben der Arbeit bleibt genug Zeit füreinander: 42 Pro-zent der Baden-Württemberger engagieren sich ehrenamt-lich – Bundesrekord!

4.… weil Baden-Württemberg nicht nur die meisten Sonnen-stunden im Jahr hat, sondern auch das Arbeitsklima ent-sprechend angenehm ist: Mit nur neun Fehltagen sind die Baden-Württemberger am wenigsten krank.

5.… weil bei uns auch die Umwelt gesund ist, da wir ein Drittel weniger CO² in die Luft blasen als der Bundesdurchschnitt. Kein Wunder, dass der höchste Baum Deutschlands in Frei-burg wächst.

6.… weil hier nicht nur Bäume, sondern auch Unternehmen prächtig gedeihen: Baden-Württemberg hat die meisten Wachstumsunternehmen, die niedrigste Quote an Unter-nehmensinsolvenzen und hier wurden Exportschlager wie das Auto, der Airbag, die Nylonstrumpfhose und der Teddy-bär erfunden.

7.… weil hier mit höchster Konzentration gearbeitet wird, so wie es Jogi Löw und Jürgen Klinsmann, zwei Baden-Württ-emberger, mit der Fußballnationalmannschaft vorgemacht haben.

8.… weil sie nicht bis zum nächsten Urlaub warten müssen, um eines der 54 baden-württembergischen Restaurants mit „Michelin-Sternen“ zu besuchen.

9.… weil wir uns das Leben nicht unnötig schwer machen. Wir haben die niedrigste Kriminalitätsrate und verdienen mit am meisten. Selbstverständlich geben wir davon auch etwas ab: Im letzten Jahr sammelten die Sternsinger in Baden-Württ-emberg die höchste Spendensumme bundesweit.

10.… weil wir für jeden Musikgeschmack das Passende bie-ten: Deutschlands erstes „Öko-Open-Air“, die sechsmalige „Oper des Jahres“ in Stuttgart sowie die einzige Popakade-mie Deutschlands in Mannheim. Dort studieren viele Söhne und Töchter unseres Landes.

11.… weil es am Bodensee, im Schwarzwald wie auch an Rhein und Neckar unendlich viel zu entdecken gibt. Das braucht Zeit. Und weil die Menschen in Baden-Württemberg ausgie-big genießen möchten, leben sie hier einfach am längsten.

Quelle: Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, www.fachkraefte-bw.de