Südwesttext September 2012

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www.suedwesttextil.de SÜDWEST TEXT Zeitung für die Textil- und Bekleidungsindustrie Nr. 60 September 2012 Zu größerem Realismus bei der Formulierung ihrer Tarifforderung hat Südwesttextil jetzt die IG Metall aufgefordert. Nachdem bekannt wurde, dass in einzelnen Tarifbe- zirken der Gewerkschaft für die bevorstehende Entgeltrunde Forde- rungen von bis zu 5,5 Pro- zent aufgestellt wurden, warnt der Verband vor „Wünschen aus dem Wol- kenkuckucksheim“. Es könne nicht sein, dass wir die Entgelte „völlig losge- löst von der wirklichen Lage der Betriebe“ festle- gen, sagte Südwesttextil- Hauptgeschäftsführer Dr. Markus H. Ostrop. „Denn die wird zuneh- mend kritischer.“ Nach positiven Wirtschafts- aussichten zum Jahres- anfang habe die Branche inzwischen registrieren müssen, dass die Umsät- ze – im Gegensatz zu den Kosten – nicht mehr stei- gen werden. Hinzu kämen alarmierende Rückgänge beim Export. Dieser ist im Vergleich zum Vorjahr auf minus 3,3 Prozent im ersten Halbjahr 2012 ein- gebrochen. Da 70 Prozent der deutschen Exporte in die EU gehen, ist der Rückgang dort mit ins- gesamt minus 6 Prozent besonders gravierend. Fortsetzung Seite 2 Preise, Marktmacht, Konditionen Verband + Industrie, Seite 3 Relaunch von Go Textile! Bildung + Soziales, Seite 6 Tarifvertrag Aus-, Fort- und Weiterbildung Recht + Steuern, Seite 8 Ein Stoff schlägt Alarm Technik + Umwelt, Seite 11 THEMEN Wunschdenken im Wolkenkuckucksheim IG Metall scheint Wirtschaftsentwicklung ausblenden zu wollen Aktuell Am 24. Oktober veran- staltet der Gesamtver- band textil+mode ab 17.00 Uhr in der Ver- tretung des Saarlandes beim Bund in Berlin einen Energiepolitischen Abend. Zu Gast ist Prof. Dr. Michael Hüther vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, der alternative Finan- zierungsmethoden zum Erneuerbare Energien Gesetz und zur EEG- Umlage vorstellen wird. Die Gewerkschaft sollte ihre Lohnforderung der Realität anpassen. Fotos: Thomas Range - IG Metall Aus dem modernen Tex- til- und Mode-Business ist der Versand per Luft- fracht nicht mehr wegzu- denken. Doch bald droht Ungemach: Wer bis zum 25. März 2013 vom Luft- fahrt-Bundesamt (LBA) bekannten Versender erhalten hat, kann keine als „sicher“ eingestufte Luftfracht mehr versen- den. Dadurch fallen zu- sätzliche Kontrollen an, die zu erheblichen Verzö- gerungen führen können. Selbst wenn sich Textil- und Bekleidungswaren in der Regel ohne großen technischen oder zeit- lichen Aufwand prüfen lassen, rechnen Experten mit Staus aufgrund zu geringer Röntgenkapazi- täten. Derzeit wird der größte Teil der Luftfrachtsen- dungen als „sicher“ ak- zeptiert, weil die versen- denden Unternehmen eine Sicherheitserklärung beim Luftfrachtspediteur unterzeichnet haben. Da- durch können die Waren ohne weitere Kontrolle di- rekt ins Flugzeug geladen werden. Im März wird diese Regelung ungültig. „Sichere“ Ware können dann nur noch bekannte Versender auf den Weg bringen. Firmen ohne Zulassung müssen mit langen Warteschlangen vor den Röntgengeräten rechnen. Dennoch ist die be- fürchtete Antragsflut beim LBA ausgeblieben. Einige Firmen haben wo- möglich noch gar nicht erkannt, was vorgeht. An- dere haben geprüft, wel- che einmaligen und lau- fenden Investitionen die Zulassung zum bekannten Versender erfordert. Ne- ben baulichen Verände- rungen und Anpassungen im logistischen Ablauf sind beispielsweise Per- sonalschulungen erfor- derlich. Doch ein Kosten- vergleich ist schwierig, da die Kosten „unsicherer“ Sendungen noch nicht bekannt sind. Schät- zungsweise zwei Drittel aller Waren werden den Spediteuren daher bald als „unsicher“ übergeben. So drohen nicht nur Rönt- genkosten, sondern auch erhebliche Zeitverluste. Der technische, perso- Kapazitätsausbau kommt noch teuer. Mit einer Ver- längerung der Schonfrist ist laut LBA nicht zu rech- nen. Silvia Jungbauer Sichere Luftfracht kommt teuer Ab März droht ohne Zertifizierung der Röntgenzwang Service Recht + Steuern, Seite 9 Aktuelle Steuer-Nachrichten

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Die monatliche Mitgliederzeitung von Südwesttextil

Transcript of Südwesttext September 2012

www.suedwesttextil.de

SÜDWESTTEXTZeitung für die Textil- und BekleidungsindustrieNr. 60 September 2012

Zu größerem Realismus bei der Formulierung ihrer Tarifforderung hat Südwesttextil jetzt die IG Metall aufgefordert. Nachdem bekannt wurde, dass in einzelnen Tarifbe-zirken der Gewerkschaft für die bevorstehende Entgeltrunde Forde-rungen von bis zu 5,5 Pro-zent aufgestellt wurden, warnt der Verband vor „Wünschen aus dem Wol-kenkuckucksheim“. Es könne nicht sein, dass wir die Entgelte „völlig losge-löst von der wirklichen Lage der Betriebe“ festle-gen, sagte Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Dr. Markus H. Ostrop. „Denn die wird zuneh-mend kritischer.“ Nach positiven Wirtschafts-aussichten zum Jahres-anfang habe die Branche

inzwischen registrieren müssen, dass die Umsät-ze – im Gegensatz zu den Kosten – nicht mehr stei-gen werden. Hinzu kämen alarmierende Rückgänge

beim Export. Dieser ist im Vergleich zum Vorjahr auf minus 3,3 Prozent im ersten Halbjahr 2012 ein-gebrochen. Da 70 Prozent der deutschen Exporte

in die EU gehen, ist der Rückgang dort mit ins-gesamt minus 6 Prozent besonders gravierend.

Fortsetzung Seite 2

Preise, Marktmacht, KonditionenVerband + Industrie, Seite 3

Relaunch von Go Textile!Bildung + Soziales, Seite 6

Tarifvertrag Aus-, Fort- und WeiterbildungRecht + Steuern, Seite 8

Ein Stoff schlägt AlarmTechnik + Umwelt, Seite 11

THEMEN Wunschdenken im WolkenkuckucksheimIG Metall scheint Wirtschaftsentwicklung ausblenden zu wollen

AktuellAm 24. Oktober veran-staltet der Gesamtver-band textil+mode ab 17.00 Uhr in der Ver-tretung des Saarlandes beim Bund in Berlin einen Energiepolitischen Abend. Zu Gast ist Prof. Dr. Michael Hüther vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, der alternative Finan-zierungsmethoden zum Erneuerbare Energien Gesetz und zur EEG-Umlage vorstellen wird.

Die Gewerkschaft sollte ihre Lohnforderung der Realität anpassen. Fotos: Thomas Range - IG Metall

Aus dem modernen Tex-til- und Mode-Business ist der Versand per Luft-fracht nicht mehr wegzu-denken. Doch bald droht Ungemach: Wer bis zum 25. März 2013 vom Luft-fahrt-Bundesamt (LBA) ���������������� �����bekannten Versender erhalten hat, kann keine als „sicher“ eingestufte Luftfracht mehr versen-den. Dadurch fallen zu-sätzliche Kontrollen an, die zu erheblichen Verzö-gerungen führen können. Selbst wenn sich Textil- und Bekleidungswaren in der Regel ohne großen technischen oder zeit-

lichen Aufwand prüfen lassen, rechnen Experten mit Staus aufgrund zu geringer Röntgenkapazi-täten.

Derzeit wird der größte Teil der Luftfrachtsen-dungen als „sicher“ ak-zeptiert, weil die versen-denden Unternehmen eine Sicherheitserklärung beim Luftfrachtspediteur unterzeichnet haben. Da-durch können die Waren ohne weitere Kontrolle di-rekt ins Flugzeug geladen werden. Im März wird diese Regelung ungültig. „Sichere“ Ware können dann nur noch bekannte Versender auf den Weg

bringen. Firmen ohne Zulassung müssen mit langen Warteschlangen vor den Röntgengeräten rechnen.

Dennoch ist die be-fürchtete Antragsflut beim LBA ausgeblieben. Einige Firmen haben wo-möglich noch gar nicht erkannt, was vorgeht. An-dere haben geprüft, wel-che einmaligen und lau-fenden Investitionen die Zulassung zum bekannten Versender erfordert. Ne-ben baulichen Verände-rungen und Anpassungen im logistischen Ablauf sind beispielsweise Per-sonalschulungen erfor-

derlich. Doch ein Kosten-vergleich ist schwierig, da die Kosten „unsicherer“ Sendungen noch nicht bekannt sind. Schät-zungsweise zwei Drittel aller Waren werden den Spediteuren daher bald als „unsicher“ übergeben. So drohen nicht nur Rönt-genkosten, sondern auch erhebliche Zeitverluste. Der technische, perso-�������������������� ��Kapazitätsausbau kommt noch teuer. Mit einer Ver-längerung der Schonfrist ist laut LBA nicht zu rech-nen.

Silvia Jungbauer

Sichere Luftfracht kommt teuerAb März droht ohne Zertifizierung der Röntgenzwang

Service

Recht + Steuern, Seite 9

Aktuelle Steuer-Nachrichten

2 September 2012 Südwesttext

Die IG Metall be-schließt derzeit in den einzelnen Bezirken ihre Forderungen, die in der diesjährigen Lohn- und

Gehaltsrunde erhoben werden sollen. Die Ein-zelbeschlüsse bilden die ������� ��������������-elle Erwartungshaltung,

die vom Vorstand der IG Metall Anfang Oktober festlegt wird. Die Ver-handlungen beginnen am 17. Oktober in Berlin.

Zur Abrundung des sich rapide verdüsternden konjunkturellen Gesamt-bildes verweist Südwest-textil auch auf die auf ho-����������������������Erzeugerpreise und die im zweiten Quartal 2012 sinkenden Einzelhan-delsumsätze mit minus 3,2 Prozent. „Sämtliche Institute – auch das ge-werkschaftsnahe IMK – haben folgerichtig ihre Prognosen für 2013 in den vergangenen Monaten zu-rückgenommen und rech-nen mit einer weiteren Abkühlung“, so Ostrop.

Der Verband erin-nert daran, dass die Ver-dienste in der Textil- und Bekleidungsindustrie in

den letzten zwei Jahren deutlich über denen der Verbraucherpreise lagen. Mit Erhöhungen von plus 3,3 Prozent stiegen die Entgelte auch im Ver-gleich zu anderen Bran-chen überdurchschnitt-lich. Außerdem liegen die Verdienststeigerungen weit über der Umsatzent-wicklung im Textilbereich im gleichen Zeitraum von fast minus einem Pro-zent. „Soll die Textil- und Bekleidungsindustrie weiterhin nachhaltig in Deutschland wirtschaf-ten können, ist es höchste Zeit, die Tarifverdienste wieder mit Rücksicht auf die Umsatzentwicklung anzupassen und nicht ���������������������-nauszuschießen“, mahnt der Südwesttextil-Haupt-geschäftsführer. Kai-Uwe Götz

Verband + Industrie

In Kürze

Am 13 September feierte Rainer Lopau von der Fachvereinigung Wirke-rei, Strickerei Albstadt seinen 65. Geburtsatg. Der erfahrene Jurist be-

gleitet die Verbandsunter-nehmen schon seit vielen Jahren bei Fragen zum Arbeitsrecht und darüber hinaus. Zunächst begann der gebürtige Hamburger seine Tätigkeit beim Ver-band der Baden-Württ-embergischen Textilindu-strie bevor er auf die Alb wechselte. Ans Aufhören denkt der verheiratete Familienvater aber nicht: Er bleibt weiterhin für sei-ne Mitglieder im Einsatz.

Gänzlich unerwartet ist in der Nacht zum 31. Au-gust der ehemalige Vor-standsvorsitzende der Kolb & Schüle AG, Rolf Kaiser, verstorben. Er leitete das ehemalige Tex-tilunternehmen von 1989 bis 1997. Während dieser Zeit gehörte er auch dem Vorstand des Verbandes der baden-württember-gischen Textilindustrie an. Die 1760 in Kirchheim unter Teck gegründete Baumwoll-Spinnerei und Buntweberei mit eigener Färberei und Ausrüstung durchlebte eine wechsel-volle Geschichte, bevor 1997 nach zahlreichen Fir-menakquisitionen und –verkäufen die vollständige Lösung aus dem Textilbe-reich erfolgte. Rolf Kaiser war bis zuletzt in eigener Unternehmensberatung mit dem Schwerpunkt Warenbeschaffung von Textil und Bekleidung tätig.

Fortsetzung von Seite 1

Wunschdenken im Wolkenkuckucksheim

Tipptopp Tabs

Im Facebook-Profil von Südwesttextil gibt es zwei neue Tabs: Über den einen sind die Aus-gaben unserer Verbandszeitung Südwesttext hinterlegt und über den anderen die Filme von Südwesttextil. Facebook Tabs sind belie-bige Internetseiten, die man via Facebook-Anwendung in die eigene Facebook-Seite integrieren kann.

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Nachrichten nur für Mitglieder – Tarifblog und Umweltblog

Die Tarifverhandlungen stehen ins Haus und Südwest-textil hat, wie auch zu den Verhandlungen der letzten Jahre, den Tarifblog im Mitgliederbereich wieder ins Leben gerufen. Neben den Rundschreiben werden hier die Mitglieder über die neuesten Entwicklungen informiert und können ihre Kommentare dazu ab-geben. Auch zum Thema Umwelt hat der Verband einen Blog ins Leben gerufen. Im Umweltblog werden in Zukunft wichtige Mitteilungen und Entwicklungen aus diesem Bereich stehen, wie z.B. das jüngste Rundschreiben an die Teilnehmer der Umweltaussprache über die Entwicklung der Reach-Kandidatenliste. Zu finden sind die beiden Nachrichtenportale unter dem Bereich „Blog“ im geschlossenen Mitglieder-bereich von Südwesttextil. Mitglieder, die noch kei-ne Zugangsdaten haben, können sich an Christine Schneider ([email protected]) wenden.

Recht kurios – Amüsantes und Trauriges aus dem Rechtsalltag

Justitia wird gemeinhin mit Augenbinde dargestellt – als Inbegriff der Unabhängigkeit von Äußerlichkeiten. Was mag sie aber unter dem Tuch verbergen? Nachdenkliche Ernsthaftigkeit oder eher ein Augenzwinkern über die Protagonisten auf der Suche nach Recht und Gerechtigkeit? Ein leichtes Lächeln ist unserer Justitia jedenfalls nicht abzusprechen.Jobst-Hubertus Bauer – seit 37 Jahren als Arbeitsrechtsanwalt der juristi-schen Gemeinde sehr verbunden und als Referent auch den Mitgliedsfir-men von Südwesttextil bekannt – ist sich sicher: Die Dame ist oft genug

über beachtliche Fehlleistungen empört und über Lustiges oder Abstruses amüsiert bzw. betrübt. Die Anlässe dazu, die Gesetzgebung, Wissenschaft, Anwaltschaft und natürlich die Rechtsprechung liefern, hat er in einem lesenswerten Buch zusammengetragen und auf humorvolle Weise „aufbereitet“. So kommt der Gesetzgeber mit absurden bis hin zu makabren Regelungen einfachster Sachverhalte ebenso zu Wort, wie der allzu forsch auf-tretende Anwalt. Daneben blühen hier unfreiwillig komische oder bewusst humorvolle Stilblüten aus deutschen Amtsstuben und Gerichten auf.Jobst-Hubertus Bauer, Recht kurios, C.H. Beck, 29,80 EUR Foto: © Aaron Amat - Fotolia.com

3Südwesttext September 2012Verband + Industrie

Kartellrecht – nur etwas für die Großen? Weit gefehlt! Der textile Mit-telstand ist in vielfältiger Weise von kartellrecht-lichen Vorschriften betrof-����������������� �� ��-det ohne Rücksicht auf die Unternehmensgröße statt. Sowohl die Gefahr, selbst unter Kartellverdacht zu geraten, als auch das Ri-siko, von Kundenseite mit wettbewerbswidrigen Konditionen konfrontiert zu werden, sind ein immer wichtigeres Thema für die Branche.

Wo Fallstricke lauern und wie man sich gegen kartellrechtswidriges Ver-halten wehren kann, war Thema des Workshops „Preise, Marktmacht, Konditionen“, zu dem Südwesttextil und Gesamt-masche am 13. September nach Stuttgart eingeladen hatten. Rechtsanwalt Dr. Fabian Badtke gab wert-volle Tipps für die Praxis zu den Grenzen des Er-laubten bei der Preisemp-fehlung, zu den zulässigen und unzulässigen Be-schränkungen im Online-Vertrieb und dazu, was es bei Verhandlungen mit nachfragestarken Händ-lern zu beachten gilt.

Die Bindung an Fest- und Mindestpreise ist verboten, genauso die Ausübung von Druck zur Einhaltung eines be-stimmten Verkaufspreises. Lockerungen sind nur bei kurzzeitigen Werbeakti-onen, neuen Produkten in der Einführungsphase und zur Verhinderung von Free-Rider-Verhalten bei besonders beratungsinten-siven Produkten möglich. Doch was oft unbekannt ist: Auch Anreize wie Boni sind kein legales Mittel, und bei der erlaubten un-verbindlichen Empfehlung kann die Wiederholung guter Ratschläge bereits als Druck interpretiert werden. Auch Aktions-

preisunterstützungen, die auf einen bestimm-ten Mindestaktionspreis abzielen, sind unzuläs-sig. Kartellrechtswidrige Vereinbarungen sind zi-vilrechtlich unwirksam. Deshalb haben Hersteller

keinen Anspruch auf Ge-genleistung, wenn sie z. "�� ������ #$���%'�� ���-nus“ für die Einhaltung der Verkaufspreisvorgabe versprochen haben. Und selbst kleinere Vertrags-

partner müssen bei so ge-nannten Wettbewerbsver-boten vorsichtig sein: Auch bei geringem Marktanteil sind nur zeitlich befriste-��*+���%����%���'����-tungen erlaubt.

Großer Diskussionsbe-

darf offenbarte sich beim Thema Online-Vertrieb. Dem Händler muss es grundsätzlich gestattet sein, eine Website ein-zurichten und auf dieser Website für Produkte zu

werben. Lieferanten kön-nen den Internetvertrieb grundsätzlich nicht für sich selbst reservieren. Un-����%%� ��%�����������$�����des Händlers, eine auto-matische Umleitung (re-routing) auf die Website

des Herstellers oder ande-rer Händler einzurichten. Auch darf der Händler nicht in der Sprachwahl eingeschränkt werden, �/�� ������ ���� 4��� �;�seine Website nur in deut-

scher Sprache zu betrei-ben.

Kartellrechtswidrig ist außerdem eine Verein-barung, Internettransak-tionen zu unterbrechen, sobald die Kreditkarte eine Adresse erkennen lässt, die nicht im Gebiet des Händlers liegt. Auch darf der über das Internet getätigte Teil der Gesamt-verkäufe nicht begrenzt werden, und eine Ver-'������ ���%�<������%;�für Produkte, die er on-line weiterverkaufen will, einen höheren Preis zu zahlen als für Produkte, ���� ������� �������� /��-den sollen (Dual pricing), ist ebenfalls verboten. Erlaubt ist hingegen ein Verbot gezielter E-Mails in andere Vertragsge-����;��������������$�����zum physischen Laden-geschäft, wodurch reine Internethändler mit deut-lich geringeren Fixkosten ��%� =�����><������� ����Vertrieb ausgeschlossen werden können. Zulässig ist es zudem, den Händler �����������'������;�������bestimmten Mindestum-satz in seinem stationären Geschäft zu tätigen, ebenso eine Fixprämie für Händ-ler zur Unterstützung der Verkäufe über das Laden-lokal. Auch Qualitätsanfor-derungen an die Internet-präsenz sind legal.

Die steigende Zahl kartellbehördlicher Er-mittlungsverfahren, die Verhängung drastischer Bußgelder bei Kartellver-stößen und eine stark ge-wachsene Aufmerksam-keit in den Medien weisen auf die hohe Bedeutung dieses Rechtsgebietes hin. Nach dem Lebensmitte-leinzelhandel geraten auch der Textileinzelhandel und seine Zulieferer verstärkt ins Visier der Kartellbe-hörden.

Silvia Jungbauer

Interessante Gespräche: (v. o.) Dr. Fabian Badtke (Noerr LLP), Gabriele Werner (Lauffenmühle), Dr. Markus H. Ostrop (Südwesttextil), Dr. Manfred Kroneberg (Fahnen Dommer), Gabriele Kolompar (Engel), Maren Schiemann (Erima)

Preise, Marktmacht, KonditonenOnline-Vertrieb im Fokus des Kartellrechts-Workshops

4 September 2012 SüdwesttextVerband + Industrie

Seit Veröffentlichung der neuen EU-Textilkenn-zeichnungsverordnung ist die Branche in Aufregung. Zwar bleiben die grund-sätzlichen Regelungen, wie sie bereits seit Jahren im Rahmen des Textilkenn-zeichnungsgesetzes gültig sind, bestehen. Dennoch ist Vorsicht angebracht. Harmlos erscheinende Veränderungen bei Aus-nahmetatbeständen oder bei der Angabe geringfü-giger Faseranteile können im Einzelfall große Bedeu-tung haben. Vor allem die �����4��� �;���������%����Bestandteile wie Leder, Pelz, Perlmutt oder Fe-dern mit einem sperrigen Satz hinzuweisen, sorgt für Unruhe. Darüber hinaus zeigt die Diskussion um die neue Verordnung, dass auch einige der seit Jah-ren geltenden Regelungen nicht immer bekannt sind.

Aufgrund der vielfäl-tigen Anfragen rund um das Thema Kennzeich-nung und Etikettierung luden Südwesttextil und Gesamtmasche am 18. September zum Workshop „Etiketten ohne Ende“ nach Stuttgart ein. Im Vor-dergrund standen prak-tische Fragestellungen und

��� ��@�����C�����������der Umsetzung der EU-Verordnung. Neben der Rohstoffangabe wurden dabei auch die Herstel-lerkennzeichnung gemäß Produktsicherheitsgesetz und die Ursprungsangabe „Made in“ diskutiert.

Rechtsanwältin Ga-briele Bernhardt beleuch-tete die Rechtsfolgen bei Verstößen gegen die Kenn-zeichnungsvorschriften. Neben möglichen Ord-nungswidrigkeiten und zivilrechtlichen Folgen ging sie vor allem darauf ein, wie sich Abmahn-fallen vermeiden lassen. Abmahnungen haben mit der Zunahme des Internet-Vertriebs eine neue Quali-

tät erreicht. Online-Shops ��%%���%��������$��%����ein paar Klicks auf neu-ralgische Punkte überprü-fen. Dazu gehören neben der Textilkennzeichnung auch die Anforderungen, die mit der neuen „Button-Lösung“ verbunden sind. So müssen dem Käufer laut BGB-Änderung we-sentliche Informationen unmittelbar vor der Bestel-lung „klar und verständlich in hervorgehobener Wei-se“ zur Verfügung gestellt werden. Neben dem Ge-samtpreis und den Ver-sandkosten gehören dazu auch wesentliche Merk-male der Ware.

Silvia Jungbauer

Nach einer ersten Umfra-ge unter den Mitgliedern von Südwesttextil über das Interesse an einem gemeinsamen Paketpool wurde deutlich, dass dies eine lohnende Servicelei-stung für die Unterneh-men sein könnte. Mehr als 50 Firmen hatten sich gemeldet und die Höhe ihres Paketaufkommens benannt.

Auf Grundlage dieser Daten wurde dann mit den vier größten Paket-

dienstleistern verhandelt. Abgeschlossen wurde ein Vertrag mit der GLS Germany, ein Tochterun-ternehmen der General Logistics Systems B.V., Amsterdam.

Durch die Bünde-lung des Paketvolumens konnte ein Preis für den innerdeutschen und eu-ropäischen Versand erzielt werden, der Mitgliedsun-ternehmen mit kleinen und mittleren Volumina deutliche Kostenvorteile

bietet. Die Vereinbarung und Konditionen gelten zunächst für 24 Monate.

Bei Interesse an der Serviceleistung bitte mit Christine Schneider ([email protected]) Kontakt auf-nehmen. Die genauen Konditionen stehen im Mitgliederbereich als Download zur Verfügung.

Christine Schneider

Die Referentinnen Silvia Jungbauer und Gabriele Bernhardt gaben den Teilnehmern wieder wertvolle Tipps für die tägliche Praxis.

Etiketten ohne Ende

Neue Serviceleistung von Südwesttextil

Neue Auflagen und alte Pflichten machen richtige Kennzeichnung zur Wissenschaft

Rahmenvertrag mit Paketdienstleister

Arbeitshilfen für die internationale Kennzeichnung

Schurwolle auf Chinesisch, Taschenfutter auf Arabisch oder „links waschen“ auf Polnisch: Die DTB-Tabelle zu länderspezifischen Anforderungen bei der Kennzeichnung bietet die Antwort. Neben Materialbezeichnungen, Pflegehinweisen und textilen Komponenten bietet das Kennzeichnungskompendium auch Übersetzungen für Ursprungsangaben. Die Excel-Tabelle kann für 360 Euro zzgl. MwSt. beim Dialog Textil-Bekleidung bezogen werden – inklusive Updates. Mitglieder von Südwesttextil und Gesamtmasche erhalten 50 Prozent Rabatt.

Der Gesamtverband textil+mode hat eine Sammlung der Fasernamen aus Anhang I der EU-Textilkennzeichnungs-verordnung in den verschiedenen Amtssprachen der Europäischen Union herausgegeben, außerdem Übersetzungen für den Hinweissatz „enthält nicht-textile Teile tierischen Ursprungs“. Die Listen können im Mitgliederbereich von www.suedwesttextil.de abgerufen werden. Der Originaltext der EU-Verordnung in allen EU-Amtssprachen kann im elektronischen EU-Amtsblatt unter http://bit.ly/QfQ2GS abgerufen werden.

Gemeinsam sparen – der Paketpool von Südwesttextil. Foto: © Minerva Studio - Fotolia.com

5Südwesttext September 2012Verband + IndustrieVerband + Industrie

Brasilien prüft SafeguardsBekleidungsindustrie des Landes verlangt umfassenden Außenschutz

Die Textil- und Beklei-dungsbranche Brasiliens klagt seit langem über sinkende Produktion und steigende Einfuhren. Ende August hat der Textilverband ABIT bei der brasilianischen Re-gierung eine Safeguard-Untersuchung beantragt. Laut ABIT ist die Pro-duktion der Branche im ersten Halbjahr 2012 um 13 Prozent eingebrochen, während die Importe im selben Zeitraum um 27 Prozent zulegten. ABIT fordert die Anwendung von Schutzklauseln für insgesamt 60 Produktka-tegorien, die 82 Prozent der Branchenimporte ausmachen. Die Liste reicht von T-Shirts, Un-terwäsche, Hemden und Blusen über Bademoden, Kleider und Röcke bis zu

Anzügen, Hosen und Kin-derkleidung.

Hat die Petition Er-folg, könnten Beklei-dungslieferungen nach Brasilien schon bald

Schutzzöllen oder Ein-fuhrquoten unterworfen sein. Woher die Ware stammt, spielt dabei keine Rolle, auch wenn

sich der Unmut der bra-silianischen Hersteller in erster Linie gegen die asi-atische Billigkonkurrenz richtet. Laut ABIT-Präsi-dent Aguinaldo Diniz Fil-

ho bedroht der „unfaire“ Handel die gesamte tex-tile Kette Brasiliens vom Baumwollanbau bis zur Konfektion.

Wer Mode nach Brasi-lien exportiert, ist bereits heute mit einer wirkungs-vollen Zollmauer von 35 Prozent konfrontiert – ganz zu schweigen von weiteren Gebühren und langwierigen Kontrollen. Die Folge: Markenware aus dem Ausland kostet im brasilianischen Einzel-handel oft doppelt so viel wie andernorts. Europä-�%����4�������'��������daher nur langsam vom Retail-Boom. Dem Textil- und Bekleidungskonsum in Brasilien wird rasches Wachstum vorausgesagt. Im Vergleich zu 2011 soll der Verbrauch bis 2015 um 50 Prozent wachsen.

Im vergangenen Jahr haben die Modehersteller des Landes knapp 59 Mrd. US-Dollar umgesetzt. Mit einer Exportquote von

weit unter 1 Prozent kon-zentrieren sie sich fast ausschließlich auf den Heimatmarkt und sind dort nach wie vor domi-nant: Der Bekleidungsim-port belief sich 2011 ge-rade einmal auf 1,7 Mrd. US-Dollar. Ein Großteil der Einfuhren liegt im Billigsegment. Aktuell stammen ca. 9 Prozent der 6,4 Milliarden Be-kleidungsteile, die pro Jahr über brasilianische Ladentische gehen, aus dem Ausland – meist aus China. Deutschland hat im Vorjahr Textil- und Bekleidungswaren im Wert von 47,5 Millionen Euro nach Brasilien ex-portiert, die Importe aus Brasilien beliefen sich auf 18,8 Millionen Euro.

Silvia Jungbauer

Zollfreiheit für PakistanBei 64 der 75 Waren handelt es sich um Textil- und Bekleidungsprodukte

Am 13. September hat das EU-Parlament die zollfreie Einfuhr von 75 Waren-kategorien aus Pakistan genehmigt. Die Nullzölle gelten ab dem Tag der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt. Diese wird im Oktober erwartet. Bei 64 der 75 Waren handelt es sich um Textil- und Beklei-dungsprodukte, darunter verschiedene Garne und Gewebe, Hosen, Anoraks, Unterkleidung und Heim-textilien. Auch bestimmte Lederhandschuhe, Schuhe sowie Rind- und Kalbsle-der stehen auf der Liste.

Allerdings wurde für 16 als „sensibel“ einge-stufte textile Positionen ein Limit eingerichtet, bis zu dem die Einfuhr in die EU zollfrei ist. Wird die Obergrenze überschritten, greift wieder der übliche Zollsatz. Zu den Waren, für die zollfreie Jahreskon-

tingente gelten, gehören z. B. T-Shirts, Nachtwäsche, Babykleidung, Strumpf-waren aus Baumwolle

sowie Wäsche für Küche und Bad.

Zwei Jahre hat es ge-dauert, bis der Vorschlag der EU-Kommission die Zustimmung der WTO und der EU-Abgeordneten

fand. Staaten wie Indien, Vietnam oder Bangla-desch sahen sich durch das Vorhaben gegen-

über dem Konkurrenten Pakistan benachteiligt. Entsprechend wurde die Liste der Erleichterungen gekürzt und viele Produkte mit einer Zollquote verse-hen. Außerdem hat das

EU-Parlament auf Klau-seln zum Schutz vor Bil-ligimporten gepocht und seine Zustimmung daran geknüpft, die Vergünsti-gungen bei Menschen-rechtsverletzungen aus-zusetzen. Der europäische Dachverband EURATEX zeigt sich tief enttäuscht über die Zollvorteile. Der Handel sei als politisches Instrument missbraucht und die Interessen der europäischen Textil- und Bekleidungsindustrie missachtet worden.

Textilwaren machen fast Dreiviertel der pa-kistanischen Exporte in die EU aus. Der Sektor steht für 8,5 Prozent des pakistanischen Brutto-inlandsprodukts und für 38 Prozent der Beschäfti-gung. Im den ersten sechs Monaten des Jahres liefer-te Pakistan Textil- und Be-kleidungswaren im Wert

von 373 Millionen Euro nach Deutschland – das entspricht immerhin 44 Prozent der indischen Lie-ferungen in die Bundesre-publik. Ab 2014 könnte für

alle Waren aus Pakistan Zollfreiheit gelten. Dann tritt das reformierte Allge-meinen Präferenzsystems für Entwicklungsländer in Kraft. Erhält das Land ����]��%�4$]^;������zudem einfachere Ur-sprungsregeln Anwen-dung. Meist reicht dann die Konfektion für den Präferenzursprung.

Silvia Jungbauer

Für 16 textile Positionen wurde ein Limit eingerichtet, bis zu dem die Ein-fuhr in die EU zollfrei ist. Foto: © dario - Fotolia.com

Die gesamte textile Kette Brasiliens vom Baumwollanbau bis zur Konfekti-on sieht sich bedroht. Foto: © thomaslerchphoto - Fotolia.com

Die Nullzölle werden für Ok-tober erwartet

6 September 2012 SüdwesttextBildung + Soziales

News

RELAUNCH DER PLATTFORM www.go-textile.de

Ausgabe 4 / August 2012

Ausbildung mit ZukunftDrei Jahre nach dem Start geht die er-

folgreiche Nachwuchskampagne Go

Textile! in die nächste Runde. Die In-

ternetseite www.go-textile.de erhält ein

moderneres Gesicht mit vielen neuen

Funktionen und erweiterten Darstel-

lungsmöglichkeiten.

Was ist neu?Möglichkeit einer genaueren, ziel-

gruppenspezifischen Ansprache, d.h.

bestimmte Seitenelemente werden

dynamisch verändert, je nachdem

woher der User auf die Seite kommt.

Deutlich verbesserte Nutzerführung

mit kontextbezogenen, seiteninternen

Querverlinkungen.

Allgemeine optische Anpassungen,

die den sich ständig verändernden

Nutzergewohnheiten Rechnung tra-

gen, d.h. ansprechende und großzü-

gige Ausgabe der Inhalte.

Verstärkte Integration der sozialen

Netz werke (Facebook). Hier wird die

Kampagne künftig weitere Schwer-

punkte setzten.

Ausbau des audiovisuellen Inhalts der

Seite.

Darstellung der Kampagne auf einer

eigenen Unterseite mit einem kurzen

Film über die Leistungen und Platz für

die Darstellung von Partnern der Kam-

pagne.

Gefällt mir!Neben der dauerhaften Bewerbung frei-

er Ausbildungsplätze in der Textil- und

Bekleidungsindustrie auf Facebook hat

Go Textile! in der letzten Augustwoche

bei der Zielgruppe der 13- bis 17-Jähri-

gen verschiedene Anzeigen für die tex-

tilen Ausbildungsberufe getestet. Dabei

wurden an den einzelnen Tagen jeweils

unterschiedliche Budgets angesetzt.

Fazit: Mittels Werbung auf Facebook

werden die gewünschten Klicks auf die

Ausbildungsberufe tatsächlich erzielt,

d. h. die Jugendlichen de facto erreicht.

Darüber hinaus zeigt die Auswertung der

Klickzahlen – mehr monetärer Einsatz

bringt auch mehr Klicks und somit mehr

Aufmerksamkeit und Besucher.

www.go-textile.de

Zugriffe auf www.go-textile.de in den Monaten Juni, Juli und August im Vergleich der Jahre 2010, 2011 und 2012.

2603 2486 2582

36013.000

6.000

Juni Juli August

49313900

4523

3282

5746

7Südwesttext September 2012Bildung + Soziales

Das Master-ProjektMitarbeiterbindung durch Weiterbildung

Seminare BildungswerkTextilien in allen Bereichen des Lebens

Mit dem Relaunch der Go Textile!-Seite ist auch ein neuer Film mit Ein-blick und Ansichten der Textilen Welten erstellt worden. Zu sehen ist er unter www.go-textil.de/branche oder www.youtube.com/GoTextile.

Seminarangebot der Akademie für Personal- und Organisationsentwicklung im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit Südwesttextil

BWL für Nicht-KaufleuteTermin:15. und 16. Oktober 2012Ort: Haus Bleibach

Workshops leiten und moderierenTermin: 22. und 23. Oktober 2012Ort: Haus Reutlingen

Servicepotenzial entdecken und nutzenTermin:24. Oktober 2012Ort: Haus Steinheim

Weitere Informationen unter www.biwe-akademie.de

Stellengesuche

„Urban Angel“, so lautet die Masterarbeit der diplomierten Modedesignerin der HTW Berlin. Dabei entwarf die gebürtige Südkoreanerin City-Mode als Symbiose von Casual und Eleganz. Nach beruflichen Erfahrungen, Studium, zahlreichen Ausstellungen und Preisen sucht die 44-Jährige neue Herausforderungen.

Eine staatlich geprüfte Modedesignerin und Maßschneiderin mit Fachabitur sucht nach erfolgreich absolvierten Praktika in einem Wä-scheunternehmen und einer Weberei einen weiteren Praktikumsplatz (bevorzugt ein Bekleidungsunternehmen), um die textile Kette in der Praxis kennenzulernen. Bei Interesse erfolgt die Kontaktaufnahme über Südwesttextil (Christine Schneider, Telefon +49 711 21050-25).

Generation Y ist gefragt. Und anspruchsvoll. Das ist mittlerweile so ziemlich jedem klar, der sich auch nur ansatzweise mit dem Thema Personal- bezie-hungsweise Nachwuchs-kräftegewinnung beschäf-tigt hat. Und so überbieten sich Unternehmen mit Förderprogrammen, Wei-terbildungsangeboten und Maßnahmen für eine bes-sere Work-Life-Balance.

Schon lange reicht es nicht mehr, die jungen Po-tenzialträger rein monetär zu binden. Glaubt man diversen Studien so ist es für die Mehrzahl wichtig,

dass im Unternehmen Aufstiegsmöglichkeiten

geboten und gemeinsam mit einzelnen Mitarbei-tern Karriereschritte lang-

fristig geplant werden.So bietet die School

of International Business and Entrepreneurship (SIBE) der Steinbeis-

Hochschule zweijährige, berufsintegrierte (duale) Management-Master-Programme an. Hinter der auf den ersten Blick etwas sperrigen Bezeichnung verbirgt sich ein Erfolgs-modell, das so schon seit dem Ende der 90er Jah-re praktiziert wird. Hier-bei arbeiten Absolventen aller (auch wirtschafts-fremder) Fachrichtungen zwei Jahre lang in einem Unternehmen und absol-vieren parallel dazu ein Management-Studium an der SIBE. Hierbei erhalten sie durch die Seminare er-gänzendes Management-

Wissen und werden so-mit – unabhängig vom Erststudium – auf eine zukünftige Führungspo-sition vorbereitet. Neben-bei arbeiten sie Vollzeit im Unternehmen und trans-ferieren das Gelernte so direkt in die tägliche Ar-beit. Nach zwei Jahren schließen die Teilnehmer mit einem staatlich an-erkannten und akkredi-tierten Master-Abschluss ab.

Mehr Informationen ����� %���� ����� ///�steinbeis-sibe.de.

Christine Schneider

Den jungen Nachwuchskräften sind Aufstiegsmöglichkeiten oft wichtiger als Geld. Foto: © Matthias Enter - Fotolia.com

8 September 2012 SüdwesttextRecht + Steuern

Seit 1997 wird die Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Textil- und Be-kleidungsindustrie auch ��������������������� ��gefördert. Die tarifgebun-denen Arbeitgeber haben %�������'�����;�`��������für jeden Vollzeitarbeit-nehmer und Auszubilden-den, dem im Kalenderjahr ein Urlaubsgeld gewährt wird und der am 30. Juni des jeweiligen Jahres dem Betrieb angehört, einen Bildungsbeitrag in Höhe von 12,50 Euro abzuführen. Die sich da-raus ergebende Bildungs-beitragsgesamtsumme aller tarifgebundenen Firmen steht zur Hälfte für Bildungsmaßnahme der Arbeitgeber und zur anderen Hälfte für Bil-dungsmaßnahmen der Arbeitnehmerseite offen.

Die Förderung erfolgt dabei nach konkreten Richtlinien. So können re-gelmäßig bis zu 3 Prozent der Arbeitnehmer des Be-triebes für jeweils bis zu fünf Tage pro Kalender-jahr mit bis zu 175 Euro pro Tag für Schulungsko-sten (einschließlich Ko-

%�������{��'�� �� �����notwendige auswärtige Unterbringung) sowie bis zu 75 Euro pro Tag für Fahrtkosten gefördert werden. Für jede arbeit-geberseitige Maßnahme ist ein Förderantrag aus-zufüllen und an den je-weiligen Landesverband zu senden.

Im Antrag muss der Kursinhalt und der teil-nehmende Arbeitneh-mer angegeben werden. Leitende Angestellte und gesetzliche Vertre-ter juristischer Personen

werden nicht gefördert. Rechnungen, Reiseko-stenabrechnungen und Teilnahmebescheini-

gungen sind beizufügen. Nach Vorprüfung des jeweiligen Landesver-bandes werden die Anträ-ge an den Verein für Aus-, Fort- und Weiterbildung Aschaffenburg weiterge-leitet.

Der Verein in Aschaf-fenburg arbeitet die För-deranträge wie eingerei-cht von oben nach unten ab. Die Firmen müssen deshalb darauf achten, zuerst immer die Förde-ranträge mitzuteilen, für

die nach den Richtlinien auch die höchstmögliche Förderung in Betracht kommt. Dabei handelt es sich zumeist um die Förderanträge, die auch Maßnahmen in einem

zeitlichen Umfang von fünf Tagen pro Mitarbei-ter beinhalten. Bei einem fünftägigen Seminar eines

Mitarbeiters kommt ein Förderbetrag von 1 250 Euro (5 Tage x 250 Euro) in Betracht. Maßnahmen, die mehrere Mitarbeiter betreffen, aber nur ein-tägig abgehalten werden, sollten am Ende der ein-gereichten Anträge ein-sortiert werden. Bei die-sen Anträgen ist nur eine Förderung von höchstens 250 Euro für jeden Mit-arbeiter möglich. Da ins-gesamt nur drei Prozent der Mitarbeiter des Be-triebes gefördert werden können, ist gleichzeitig das Kontingent der för-derfähigen Arbeitneh-mer schnell erschöpft. Ein Betrieb mit 100 Mitarbei-tern kann beispielsweise Fördermaßnahmen von drei verschiedenen Ar-beitnehmern gefördert bekommen. Bei jeweils fünftägigen Fortbil-dungsmaßnahmen ist deshalb rechnerisch eine Fördermöglichkeit von

bis zu 3 750 Euro mög-lich. Bei einer eintägigen Maßnahme für beispiels-weise zehn Arbeitnehmer

können nur drei dieser zehn Arbeitnehmer mit höchstens je 250 Euro ge-fördert werden. Die För-dersumme beträgt dann maximal 750 Euro.

Grundsätzlich gilt, dass jeder tarifgebun-dene Betrieb unabhängig von der 3-Prozent-Rege-lung mindestens einen Arbeitnehmer gefördert bekommt. Für die För-derung jedes weiteren Mitarbeiters gelten bei der 3-Prozent-Regelung grundsätzlich die Regeln der mathematischen Run-dung, d.h.: Erst bei einem Betrieb mit 50 oder mehr Beschäftigten wird ein weiterer Arbeitnehmer gefördert. Ferner ist der

Tagesförderung von 175 Euro eine achtstündige Maßnahme zugrunde gelegt. Bei kürzeren Bil-dungsmaßnahmen pro Tag wird entsprechend „gequotelt“. Dies bedeu-tet, dass für eine (halbtä-gige) Vormittagsveran-staltung auch nur 87,50 Euro erstattet werden. Diese Kriterien sollten beachtet werden, um eine höchstmögliche Förde-��� �����|���������� ���zu erhalten.

Im Landesvergleich liegt Baden-Württemberg bei der Ausschöpfung des Gesamtbildungsbei-trags mit an der Spitze. Da die Auszahlung der Fördermittel unter dem Vorbehalt ausreichender Bildungsmittel steht, muss im Südwesten auf-grund der zahlreichen Bildungsmaßnahmen und eingereichter Förder-anträge regelmäßig eine Quotelung vorgenommen werden. Im Jahr 2011 be-trug die Kürzung auf Ar-beitgeberseite erstmals sogar fast 30 Prozent bei allen Auszahlungen, um in jedem Fall eine Förde-rung mit den zur Verfü-gung stehenden Mitteln vornehmen zu können. Trotz dieser Kürzung ge-lang es immer noch sechs Firmen, durch entspre-chend auf die Richtlinie abgestimmte Bildungs-maßnahmen eine leicht höhere Förderung zu erreichen, als sie im Rah-men des Bildungsbeitrags abführen mussten.

Kai-Uwe Götz

Tarifvertrag Aus-, Fort- und WeiterbildungFörderungen bestmöglich ausnutzen

Grundsätzlich gilt, dass jeder tarifgebundene Betrieb unabhängig von der 3-Prozent-Regelung mindestens einen Arbeitnehmer gefördert bekommt. Foto: © Picture-Factory - Fotolia.com

Einzelmaßnah-men werden bes-ser gefördert

Mit Ganztagesmaß-nahmen Förderung ausschöpfen

Förderung min-destens eines Arbeitnehmers

Anträge richtig sortieren und voll-ständig einreichen

9Südwesttext September 2012Recht + Steuern

Der Gesetzentwurf zur weiteren Entlastungen für Kleinstkapitalgesellschaften bei der Rechnungs-legung ist auf den Weg gebracht und wird in der Septemberausgabe der aktuellen Steuernachrichten ausführlich dargestellt. Mit den Neuregelungen wer-den die Optionen, die die im April in Kraft getretene Micro-Richtlinie gewährt, weitestgehend ausgenutzt. Zweck der Regelung ist, dass den Kleinstkapitalge-sellschaften die auf EU-Ebene vereinbarten Erleich-terungen möglichst schnell zu Gute kommen. Die erst vor kurzem in Kraft getretene Richtlinie gewährt den Mitgliedstaaten die Möglichkeit, für Kleinstun-ternehmen Bilanzierungs- und Offenlegungserleich-terungen zu schaffen. Der Umfang der Daten, die in den Jahresabschluss aufgenommen werden müssen, wird erheblich reduziert. Zudem muss der Jahresab-schluss nicht mehr im Bundesanzeiger veröffentlicht, sondern nur hinterlegt und dann auf Anfrage Dritter zur Verfügung gestellt werden. Die Neuregelung soll für alle Geschäftsjahre gelten, deren Abschlussstich-tag nach dem 30.12.2012 liegt.

Die aktuelle Ausgabe findet sich im geschlossenen Mitgliederbereich der Internetseite von Südwesttextil und kann dort als pdf-Datei heruntergeladen werden.

Aktuelle Steuer-Nachrichten

In diesem Jahr stehen zwi-schen dem 1. Oktober und dem 30. November wieder die regelmäßigen Wahlen der Jugend- und Auszu-bildendenvertretung an. Nicht alle Betriebe sind von diesen Wahlen betrof-fen, denn sie sind nur un-ter bestimmten Vorausset-zungen erforderlich: Eine Jugend- und Auszubil-dendenvertretung ist nur in Betrieben zu wählen, in denen ein Betriebsrat be-steht und sich mindestens fünf Beschäftigte in einem Ausbildungsverhältnis be-�����������%�}~�������%-jahr nicht vollendet oder als Arbeitnehmer das 18. Lebensjahr nicht beendet haben. Sind diese Bedin-gungen erfüllt, dann ist die Wahl allerdings zwingend.

Einzuleiten ist sie vom Betriebsrat. Die-%����%�%�������'�����;�acht Wochen vor dem Ende der Amtszeit des bisherigen Mandatsträ-gers einen Wahlvorstand zu bestellen. Dieser hat dann entsprechend der

Vorschriften der Wahl-ordnung die Wahl einzu-�������4������� %��������Betrieben mit weniger als

50 Wahlberechtigten für die Jugend- und Auszu-bildendenvertretung ein vereinfachtes Wahlver-fahren mit abgekürzten Fristen statt.

Zwar ist die konkrete Durchführung nicht die Angelegenheit des Ar-beitgebers. Jedoch ist be-deutsam, dass die Wahl

fehleranfällig ist und in diesen Fällen durch den Arbeitgeber angefoch-ten werden kann. Diese

Wahlanfechtung kann al-lerdings nur innerhalb von zwei Wochen nach der Be-kanntgabe des Wahlergeb-nisses erfolgen und führt im Falle des Obsiegens zu einer Wahlwiederholung.

Wenn berücksichtigt wird, dass die Kosten der Wahl von dem Arbeitgeber zu tragen sind, dann muss

eine Wahlanfechtung stets sorgsam im Vorfeld ge-prüft werden. Aufgrund ���%���$�����������%��-

tragung dürfte es auch in vielen Fällen sinnvoll sein, den Wahlvorstand bei der Wahldurchführung zu unterstützen, um Wahlan-fechtungen durch Wahlbe-rechtigte zu vermeiden.

Durch die Einleitung und Durchführung der Wahl entsteht weiterhin ein besonderer Kündi-

gungsschutz für die an der Wahl beteiligten Mit-arbeiter. Den Mitgliedern des Wahlvorstandes kann von dem Zeitpunkt ihrer Bestellung bis zu sechs

Monaten nach der Be-kanntgabe des Wahler-gebnisses nicht ordentlich gekündigt werden. Auch den Wahlbewerbern steht dieser besondere Kündi-gungsschutz zu, sobald der Wahlvorstand bestellt und für den Bewerber ein gül-tiger Vorschlag vorliegt.

Wenn diese Wahlver-fahren und der nachwir-kende Kündigungsschutz überstanden sind, erwar-ten die Betriebe dann zu-mindest ein Jahr Ruhe, bis 2014 die nächsten regelmäßigen Betriebs-ratswahlen stattfinden werden.

Nathan Binkowski

Wahl der Jugend- und AuszubildendenvertretungNicht alle Betriebe sind betroffen

Durch die Einleitung und Durchführung der Wahl entsteht ein besonderer Kündigungsschutz für die an der Wahl beteiligten Mitarbeiter. Foto:© Picture-Factory - Fotolia.com

Zu Gast bei FreundenArbeitskreis Arbeitsrecht von t+m in Stuttgart

Mitte des Monat trafen sich die Arbeitsrechtler aus den einzelnen Landes-verbänden und dem Ge-samtverband textil+mode zu ihrem turnusmäßigen Austausch in den Räumen

von Südwesttextil. Auf der Tagesordnung standen Themen wie Urlaub im ru-henden Arbeitsverhältnis, Arbeitszeitabkommen, der Datenschutz und die gängigen Abmahnprak-

tiken. Das eintägige Tref-fen unter der Leitung von Susanne Wicht, t+m, ist ein wichtiger Erfahrungs-austausch und stärkt das Verbandsnetzwerk.Kai-Uwe Götz

Arbeitsrecht-Erfahrungsaustausch in großer Verbandsrunde.

Die Wahl ist vom Be-triebsrat einzuleiten

10 September 2012 SüdwesttextTechnik + Umwelt

Termine

Textilien in Bau und ArchitekturAktuelle Entwicklungen und zukünftige Trends in den Feldern Membran-bau, textile Verstärkungs-strukturen und Funkti-onsintegration präsentiert das 2. Kooperationsforum „Textilien in Bau und Ar-chitektur“ am 16. Oktober in Würzburg. Mit dabei sind u. a. das innovative Architekturbüro Zaha Hadid, das renommierte Membranbauunterneh-men Hightex, der Car-bonfaserhersteller SGL, der Membranproduzent Sefar und die Textilma-schinenfirma LIBA so-wie aus der Wissenschaft das ILEK der Universität Stuttgart, die Fraunhofer-Allianz BAU und das ZAE Bayern.

Weberei-KolloquiumAm 18. und 19. Oktober veranstaltet das ITV Den-kendorf unter dem Motto „Voraussetzungen für ge-webte Innovationen“ sein 12. Weberei-Kolloquium. Namhafte Referenten informieren über neues-te Trends und Entwick-lungen. Programm und Anmeldung unter www.itv-denkendorf.de/webe-rei.

tbdc4���������������������ITV Denkendorf der zweite Workshop der „textile bio-materials design challen-ge“ (tbdc) statt. Programm und weitere Infos unter www.bio-pro.de.

Infotag in der Mode-schuleOffene Arbeitsräume und Werkstätten, Fashion- und Designprodukte, Infos zu den Studieninhalten des Produktentwicklers Mode, das sind wie jedes Jahr die Themen, wenn die Staatli-che Modeschule Stuttgart am 29. November ihre Tore öffnet. Weitere Infos unter www.modeschule-stuttgart.de Anmeldung: www.suedwesttextil.de/veranstaltungen

EinladungDer Förderverein der Gatex und der Verein Deutscher Textil-veredlungsfachleute VDTF Regionalgruppe Südbaden laden

am Donnerstag, den 25. Oktober 2012 um 19.00 Uhr

zur Vortragsveranstaltung in die Gatex Bad Säckingen ein.

Programm:

1. „Heart of the Shirt“ – Was wird von einer hochwertigenHemdeneinlage erwartet?Dr. Gerhart Wendler, geschäftsführender Gesellschafter,Sylvia Palikowski, Head of Quality, Wendler Einlagen GmbH & Co. KG

2. Weiß ist nicht gleich weiß – Die Magie der optischen AufhellerPhilippe Caneva, CC Textile Chemicals, PM Pretreatment EMEA,Richard Schütte, CC Textile Chemicals, PM Optical Brightener & Sizing EMEA, Clariant International LTD

Hinweis

Cluster-Atlas 2012

Der aktualisierte Cluster-Atlas 2012 bietet als Wegweiser durch die baden-württembergische Cluster-Landschaft Unternehmen, die sich für die Kooperation in einer Clusterinitiative oder einem Netzwerk in-teressieren, einen Überblick über regionale, überregionale und grenz-überschreitende Vernetzungsmöglichkeiten. Der Atlas informiert auch über die clusterrelevanten Forschungs-, Entwicklungs- und Transfe-reinrichtungen in den Regionen Baden-Württembergs. Ergänzt wird der Cluster-Atlas durch die elektronische Cluster-Datenbank. Die Da-tenbank ermöglicht eine gezielte regionale, branchenspezifische und thematische Abfrage, bietet Zusatzinformationen und wird monatlich aktualisiert. Die englischsprachige Version des Clusteratlas erscheint in Bälde.

Weitere Informationen unter http://www.baden-wuerttemberg.de/de/meldungen/288779.html?referer=88736

Cluster-AtlasBaden-Württemberg

Regionaler

BADEN-WÜRTTEMBERG

cluster -dialog

Überblick über clusterbezogene Netzwerke und Initiativen

2012

11Südwesttext September 2012Technik + Umwelt

Ein Stoff schlägt AlarmForscher haben eine neue Art des Diebstahlschutzes entwickelt – aus Textil

Diesen Stoff werden Diebe nicht mögen: Er sieht unscheinbar aus, doch er hat es in sich. Feine Leiterbahnen durchziehen ihn. Sie füh-ren zu einem Mikrocon-troller, an den sie melden, wenn ein Eindringling das Textil durchtrennt. Der Controller löst dann den Alarm aus. So lassen sich Gebäude, Tresore oder Lastkraftwagen vor dreisten Dieben schützen. Besonders bei LKWs wer-den zunehmend nachts auf Raststätten, wenn die Fahrer schlafen, Pla-nen der Anhänger aufge-schlitzt, um die Ladung zu stehlen. Wäre nun das Alarmtextil verbaut, würde es sofort den Fah-rer in seiner Schlafkabine warnen.

Forscher am Berli-ner Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM haben den schlauen Stoff zusammen mit der Tech-nischen Universität Berlin sowie der Ettlin Spinnerei und Weberei Produktions GmbH entwickelt. Das Südwesttextilmitglied fertigt unter anderem technische Textilen und hat die Innovation nun zum Patent angemel-det. Projektleiter Erik Simon vom IZM sieht eine Reihe von Anwen-dungsmöglichkeiten, vor allem, wenn es darum geht, große Flächen zu sichern. „Damit ließe

sich eine neue Art des unsichtbaren Gebäude-schutzes verwirklichen“, sagt Simon. Möglich wäre zum Beispiel, das Textil als zweite Lage zusätzlich zu der Unterspannbahn eines ziegelgedeckten Hauses einzuziehen. Für Museen mit wertvoller Sammlung, Juweliere oder auch Banken wäre das eine gute Lösung. Alternativ ließe sich der Stoff auch in Beton- und Leichtbauwände integrie-ren, etwa um Banktresore abzusichern. Denkbar ist auch, Bodenbeläge da-mit zu versehen. Druck-sensoren könnten dann melden, ob unerwünsch-te Personen einen Raum betreten. „Die durch das ��/������������������-

trischen Ströme sind so schwach, dass sie weder für Mensch noch Tier eine Gefahr darstellen“, versi-chert Simon. Das Beson-dere der Lösung ist, dass sie nicht nur Eindring-linge meldet, sondern genau informiert, wo mit Gewalt eingedrungen wird. Denn das Textil ist mit einer feinen Gitter-struktur eines leitfähigen Garns durchzogen, so dass zentimetergenau be-stimmt werden kann, wo sie durchtrennt worden ist. Dafür ist bei handels-üblichen Lösungen ein aufwändiges System von Lichtwellenleitern nötig, was die Kosten treibt.

Der Stoff ist aber noch aus anderen Gründen günstig zu realisieren:

Verwendet werden durch-weg Standardmaterialien und -komponenten wie silberbeschichtete leit-fähige Garne und ein einfaches, aber robustes Auswertesystem. Wei-terer Vorteil: „Das leit-fähige Garn lässt sich im normalen Textilherstel-lungsprozess in das Trä-germaterial aus Polyester einarbeiten“, erklärt der Projektleiter. Es entste-hen frei konfektionierbare Bahnen, die ab einem Quadratmeter in belie-biger Größe angepasst werden können.

Die leitende Gitter-struktur und das Modul zur Informationsverar-beitung, über das beim Sicherheitsdienst Alarm ausgelöst wird, werden

bei niederen Tempera-turen mit Fügetechniken aus der Mikroelektro-nik, wie dem Kleben unter Druck und scho-nenden Lötverfahren eingebracht. „In diesem Anwendungsgebiet ist die Methode neu“, sagt Simon, der den Prozess als einfach und zuverläs-sig beschreibt. Das macht eben auch den Charme der Lösung aus – mit vorhandenen Materi-alien und Fügetechniken entsteht ein völlig neues Produkt, dessen Nutzen sich auf den ersten Blick erschließt.

Nun stellt sich die Frage, wie zuverlässig und haltbar der Stoff ist, gera-de was die Kontaktstellen anbelangt. Dazu musste sich die textile Alarman-lage am IZM bereits einer harten Prüfung unterzie-hen: in der Waschmaschi-ne wurde sie bei 40 Grad Celsius durchgewalkt, für 1 000 Stunden bei 85 Prozent Luftfeuchtigkeit und 85 Grad Celsius be-ansprucht. Anschließend wurde sie in den Ofen ge-legt, um den Stoff 1 000 Temperaturwechseln zwischen minus 40 Grad Celsius und plus 85 Grad Celsius auszusetzen. Eine Tortur, die das Alarmtex-til souverän meisterte. Simon: „Es sind keinerlei Ausfälle aufgetreten.“

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

Wenn ein Eindringling das Textil durchtrennt, löst der Controller den Alarm aus. Foto: Fraunhofer-Gesellschaft

AFBW Mitgliederversammlung

Am 11. Oktober findet unter dem Motto „Potenziale der Textiltechnik“ die zweite Mitgliederver-sammlung der Allianz Faserbasierte Werkstoffe (AFBW) statt. Gastgeber der Veranstaltung ist das Mitgliedsunternehmen von Südwesttextil PD Interglas in Erbach. Neben einer Besichtigung des Unternehmens bekommen die Teilnehmer einen Einblick in die Potenziale der Textiltechnik aus den Bereichen Membrane, Faserverbund, Flechttechnik sowie Multiaxialgelege. Unternehmens-vertreter zeigen die Chancen von Textilien und ihre Anwendungsfelder sowie die zunehmende Bedeutung der Vielfältigkeit von Fasern dabei. Weitere Infos unter www.afbw.eu.

12 September 2012 SüdwesttextZu guter Letzt

Impressum© Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers.

Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie – Südwesttextil e.V.Kernerstraße 5970182 Stuttgart

Postfach 10 50 2270044 Stuttgart

Telefon: +49 711 21050-0Telefax: +49 711 233718Internet: www.suedwesttextil.de

PräsidentGeorg Saint-Denis

HauptgeschäftsführerDr. Markus H. Ostrop

Verantwortlich für Inhalt und Layout:Simone Diebold

Gestaltung:www.die-wegmeister.comDruck: Gress-Druck GmbH, FellbachAuflage: 900

Zitat

„Meinungsfrei-heit bedeutet auch das Recht, seine Meinung für sich behalten zu dürfen.“

Manfred Rommel (*1928), dt. Politi-ker (CDU), 1974-96 Oberbürgermeister Stuttgart, 1995-99 Koordinator f.d. dt.-frz. Zusammenarbeit.

Über 120 Teilnehmer aus der Branche strömten am Abend des 4. September zum Textil- und Modedia-log in den Fabric Club des Münchner M,O,C. Bereits zum zweiten Mal fand anlässlich der Munich Fabric Start die Netzwerk-veranstaltung statt, zu der die Partner VTB (Verband Bayern), Dialog Textil-Be-kleidung, Gesamtmasche und Südwesttextil einge-laden hatten. Getreu dem Motto von Henry Ford „Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammen-bleiben ist ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ist ein Erfolg“ wurden Kontakte �'�� ����� ����'��

Der Impulsvortrag von Luca Strehle (Strenesse)

zum Geschäftsmodell Fa-milienunternehmen und der anschließende von Petra Gottwald moderierte Dialog mit dem Publikum regten zum Austausch an ���� ���� ����� ���� ��-spräche.

Kreatives Programm-Highlight war die Moden-schau mit Modellen der Deutschen Meisterschule für Mode, München. Die Munich Fabric Start bringt Vertreter der gesamten textilen Kette zusammen und bietet den idealen Rahmen für den Textil- und Modedialog. Er soll zu einer festen Größe im Veranstaltungskalender der Modemetropole Mün-chen werden. Silvia Jungbauer

Zu Gast im Fabric ClubErster Textil- und Modedialog der Verbände anlässlich der Stoffmesse München

Zahlreiche Gäste kamen in den Fabric Club des M,O,C, hörten die Rede von Strenesse-Chef Luca Strehle (o. l.) und folgten der Moderation von Petra Gottwald (o. r.). Diskussion und Austausch in entspannter Atmosphäre: (v. l. n. r.) Michael Vollmer (Amann Nähgarne), Jan Hilger (Escada), Anna Nieß, Klaus-Peter Werminghaus (DTB), Silvia Jungbauer (Gesamtmasche), Christian Dierig (Dierig), Heinz Horn (Gesamtmasche), Dr. Markus H. Ostrop (Südwesttextil), Klaus Lindner (VTB), Wolfgang Klinder (munich fabiric start). Zu bewundern waren auch die Kreationen der Deut-schen Meisterschule für Mode. Fotos: VTB/Ducke