Suhrkamp Verlag · Leseprobe Rawls, John Über Sünde, Glaube und Religion Mit Kommentaren von...

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Leseprobe Rawls, John Über Sünde, Glaube und Religion Mit Kommentaren von Joshua Cohen, Thomas Nagel und Robert Merrihew Adams Mit einem Nachwort von Jürgen Habermas Aus dem Amerikanischen von Sebastian Schwark © Suhrkamp Verlag 978-3-518-58545-0 Suhrkamp Verlag

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Leseprobe

Rawls, John

Über Sünde, Glaube und Religion

Mit Kommentaren von Joshua Cohen, Thomas Nagel und Robert Merrihew

Adams Mit einem Nachwort von Jürgen Habermas Aus dem Amerikanischen

von Sebastian Schwark

© Suhrkamp Verlag

978-3-518-58545-0

Suhrkamp Verlag

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John RawlsÜber Sünde, Glaube

und ReligionHerausgegeben von Thomas Nagel

Mit Kommentaren von Joshua Cohen,Thomas Nagel und Robert Merrihew AdamsMit einem Nachwort von Jürgen Habermas

Aus dem Amerikanischenvon Sebastian Schwark

Suhrkamp

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Titel der Originalausgabe:A Brief Inquiry into the Meaning of Sin and Faith. With »On My Religion«

Erstmals veröffentlicht 2009 bei Harvard University PressCopyright © 2006 by the President and Fellows of Harvard College

Das Nachwort von Jürgen Habermas ist erschienen in:Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Band 58 (2010), Heft 5,

Akademie Verlag, Berlin.

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Erste Auflage 2010© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 2010

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortragssowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen,

auch einzelner Teile.Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form

(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder

unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet,vervielfältigt oder verbreitet werden.Satz: TypoForum GmbH, Seelbach

Druck: Pustet, RegensburgPrinted in Germany

ISBN 978-3-518-58545-0

1 2 3 4 5 6 – 15 14 13 12 11 10

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Inhalt

Joshua Cohen und Thomas NagelEinleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Robert Merrihew AdamsDie theologische Ethik des jungen Rawls undihr Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Eine kurze Untersuchung über die Bedeutungvon Sünde und Glaube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

Eine Anmerkung zum Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125Anmerkung des Übersetzers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131

Kapitel eins Allgemeine Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . 135Kapitel zwei Verteidigung des natürlichen Kosmos . . . . . 157Kapitel drei Der erweiterte natürliche Kosmos . . . . . . . . 188Kapitel vier Die Bedeutung der Sünde . . . . . . . . . . . . . . 213Kapitel fünf Die Bedeutung des Glaubens . . . . . . . . . . . . 252

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296

Über meine Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301

Jürgen HabermasNachwort: Das »gute Leben« eine »abscheuliche Phrase«.Welche Bedeutung hat die religiöse Ethik desjungen Rawls für dessen Politische Theorie? . . . . . . . . . 315

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337Verzeichnis der Bibelstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343

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Über Sünde, Glaube und Religion

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Joshua Cohen und Thomas Nagel

Einleitung

1. Als John Rawls 2002 starb, wurde unter seinen Dateien einekurze Stellungnahme mit dem Titel »Über meine Religion« ge-funden, der zweite der beiden Texte, die in diesem Buch erschei-nen. Er hatte ihn anscheinend in den 1990er Jahren geschrie-ben,1

1 Die hier publizierte Version entstammt einem Dokument, das 1997 aufRawls’ Computer angelegt wurde.

nicht zur Veröffentlichung, vielleicht aber für Familie undFreunde – auch wenn er ihn nicht verbreitet hat. Rawls be-schreibt die Geschichte seiner religiösen Überzeugungen sowieseiner Einstellungen zur Religion und verweist auch auf einePhase während seiner letzten beiden Jahre als Bachelorstudentin Princeton (1941-42), in denen er sich »tiefgreifend mit Theo-logie und ihrer Glaubenslehre« befaßte und erwog, ein Priester-seminar der Episkopalkirche zu besuchen. Er entschied sich stattdessen, in die Armee zu gehen, »wie es so viele meiner Freundeund Klassenkameraden taten«. Bis Juni 1945 hatte er seine or-thodoxen christlichen Überzeugungen aufgegeben. Mit der fürihn typischen Zurückhaltung und unter dem Vorbehalt mangel-hafter Selbstkenntnis mutmaßt Rawls, daß seine Überzeugungensich in Folge seiner Erlebnisse im Krieg und seiner Reflexion überdie moralische Bedeutung des Holocausts wandelten. 1946 kamer nach Princeton zurück, allerdings um einen Doktor in Philo-sophie zu erlangen.

Freunde von Rawls wußten, daß er vor dem Krieg die Prie-sterlaufbahn erwogen hatte, aber sie hatten keine Kenntnis vonirgendwelchen erhaltenen Schriften, in denen sich seine reli-giösen Auffassungen aus der Zeit niederschlugen, und auch in»Über meine Religion« wurden solche nicht erwähnt. Kurz nachRawls’ Tod machte allerdings Professor Eric Gregory vom Prin-

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ceton Religion Department die aufsehenerregende Entdeckung,das eben ein solches Dokument, der umfangreichere der beidenTexte in diesem Band, in der Bibliothek von Princeton lagerte.»Eine kurze Untersuchung über die Bedeutung von Sünde undGlaube: Eine Auslegung anhand des Begriffs der Gemeinschaft«ist Rawls’ Abschlußarbeit, eingereicht am Philosophy Depart-ment im Dezember 1942, kurz vor dem beschleunigten Abschlußseines Bachelorstudiums.2

2 In einem kurzen, unveröffentlichten autobiographischen Essay schreibtRawls, daß er ein Semester früher als vorgesehen in Princeton seinenAbschluß machte, »das ganze Studium und alle Prüfungen waren vor denWeihnachtsferien im Dezember [1942] abgeschlossen«, er verweist abernicht auf die Abschlußarbeit. Thomas Pogge erwähnt die Arbeit in einembiographischen Kapitel seines Buches über Rawls, das auf Interviews mitRawls im Sommer 1993 basiert. Er sagt lediglich, daß sie ein religiösesThema behandelte und aus einem Kurs über das menschliche Böse beiNorman Malcolm entstanden ist, den Rawls im späten Frühling 1942besucht hatte. Die Leseliste umfaßte Platon, Augustinus, Philip Leon,Reinhold Niebuhr und Bischoff Butler. Alle außer Butler spielen einewichtige Rolle in der Arbeit. Vgl. Thomas W. Pogge, John Rawls: His Lifeand Theory of Justice, New York 2007, S.11 [dt.: John Rawls, München 1994,S.18 f.].

Gregory stieß auf die Arbeit, als er imBibliothekskatalog nach Abschlußarbeiten berühmter Prince-ton-Absolventen stöberte. Als er aber das Exemplar bestellteund las, erkannte er sofort dessen Bedeutung und entschloßsich darüber zu schreiben.3

3 Das Ergebnis ist sein erhellender Essay »Before the Original Position:The Neo-Orthodox Theology of the Young John Rawls«, in: Journal ofReligious Ethics 35.2 (2007), S. 179-206.

Gregory hat festgestellt, daß Walter Stace und Theodore M.Greene die beiden Prüfer waren und die Arbeit mit 98 von 100Punkten bewertet wurde. Rawls dankt auch dem Reformations-historiker E. Harris Harbison in einer Fußnote. Es war bishernicht möglich, Rawls’ Betreuer zu identifizieren. (Stace hat sei-ne Doktorarbeit betreut.)

2006 trat Gregory an die Witwe von John Rawls, MargaretRawls, mit dem Vorschlag heran, die Arbeit zu publizieren. Das

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stellte Frau Rawls und den zweiten Nachlaßverwalter seinerSchriften, T. M. Scanlon vor eine schwierige Entscheidung. Einzweites Exemplar der Arbeit, das Rawls von den beiden Prüfernzurückerhalten hatte, war in seinem Besitz geblieben, mit ihrenmit Initialen versehenen Kommentaren am Seitenrand. Obwohles im Rawls Archiv in der Harvard-Bibliothek verfügbar war,hatte es noch keine Aufmerksamkeit erregt. Nun aber wurdenKopien gemacht, die unter zahlreichen Freunden und Schülernzirkulierten.

In Rawls’ letzten, von schwerer Krankheit gezeichneten Le-bensjahren sowie nach seinem Tod wurden viele Arbeiten pu-bliziert, die mit Hilfe Dritter abgeschlossen wurden. Dies warenaber alles Bücher, denen Rawls zugestimmt hatte. Der Fall nunwar etwas vollkommen anderes: Ein Jugendwerk, unter Zeit-druck als Leistungsnachweis im College geschrieben, nur für dieAugen der beiden Prüfer gedacht, in dem zudem noch Auffas-sungen zum Ausdruck gebracht wurden, die er schon lange hin-ter sich gelassen hatte. Es schien klar, daß Rawls nie mit demGedanken gespielt hatte, daß die Arbeit eines Tages publiziertwerden könnte, und wenn man ihn gefragt hätte, hätte er diesgewiß abgelehnt. Das war ein ernsthafter Grund gegen die Ver-öffentlichung und ein Argument dafür, die Arbeit nur über denviel limitierteren und mühsameren Weg einer Anfrage an dieBibliotheken von Princeton und Harvard zugänglich zu ma-chen.

Jenseits dessen, was Rawls gewollt hätte, war eine weitere Fra-ge, ob die Veröffentlichung, angesichts ihrer Unausgereiftheitund ihrem gelegentlichen Mangel an Schliff ihm zum Schadengeraten würde. Während es einige Meinungsverschiedenheitenüber die Frage der Gewichtung der allgemein anerkannten hy-pothetischen Wahrheit gab, daß Rawls, wenn er gefragt wordenwäre, einer Veröffentlichung nicht zugestimmt hätte, schien unsdiese Überlegung allerdings deutlich weniger ins Gewicht zufallen als eine faktisch nicht erteilte Einwilligung. Daraus ent-stand die Notwendigkeit, uns direkter die Frage zu stellen, ob

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die Veröffentlichung mit unseren Loyalitätsverpflichtungen ge-genüber Rawls und der Achtung seines Andenkens in Einklangzu bringen wäre.

Eine positive Antwort auf diese Frage ergibt sich aus dem Cha-rakter der Arbeit selbst. Sie zu lesen ist ein bewegendes Erlebnis:Die Arbeit ist außergewöhnlich für einen Einundzwanzigjähri-gen, voller jugendlicher Leidenschaft und kraftvoller ethischerÜberzeugungen, die oft lebhaft zum Ausdruck gebracht wer-den, sowie geprägt von Belesenheit und tiefer philosophischerReflexion. Die Qualität ist zwar nicht durchgängig auf dem glei-chen Niveau (Kapitel zwei und drei sind schwächer als die übri-gen), aber die intellektuelle Kraft und der moralische und gei-stige Antrieb, die Rawls zu dem machten, was er ist, sind bereitsgegenwärtig. Die Arbeit wurde mitten im Krieg, in den Rawlsbald als Frontkämpfer eintreten sollte, geschrieben, und dieserdüstere Hintergrund wird durch seine Überlegungen zum Fa-schismus und Nazismus greifbar. Aufgrund der beachtlichenintellektuellen und persönlichen Qualitäten, welche die Arbeitzeigt, kann man nicht sagen, daß es seinem Andenken schadet,wenn wir die Arbeit breiter verfügbar machen.

Wenn die Veröffentlichung Rawls’ Interessen nicht entgegen-steht, so kann sie gerechtfertigt werden, wenn sie einer breiterenÖffentlichkeit nützt, was offensichtlich der Fall zu sein scheint.Jenseits ihrer rein biographischen Bedeutung ist die Arbeit einebemerkenswerte Quelle für das Verständnis der Entwicklung sei-nes Denkens. Auch wenn sie keinesfalls als Veröffentlichung vonJohn Rawls präsentiert werden darf, scheint es zulässig, sie als Ver-öffentlichung einer wichtigen Schrift von Rawls durch andere her-auszubringen – vergleichbar mit der Veröffentlichung von Brie-fen eines Autors, die Licht auf sein veröffentlichtes Werk werfen.

Es gab die Überlegung, die Arbeit auf der Internetseite desHarvard Philosophy Departments verfügbar zu machen, aberes schien wünschenswert, sie in Buchform zusammen mit »Übermeine Religion« herauszubringen und sie mit Kommentarensowohl über ihre Beziehung zu Rawls’ späterem Werk und, noch

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wichtiger, über ihren theologischen Inhalt und Hintergrund zuversehen. Letzteres ist insbesondere das Anliegen von RobertAdams’ Essay in diesem Band.

Nach langen Beratungen kamen die Nachlaßverwalter derSchriften zu dem Schluß, daß eine Veröffentlichung berechtigtsei, und Harvard University Press hat dem Vorschlag zuge-stimmt. Dieses Buch ist das Ergebnis.

2. Denen, die Rawls’ Werk genau gelesen haben, und mehrnoch denen, die ihn persönlich kannten, ist das tiefe religiöseNaturell bewußt, das sein Leben und seine Schriften durch-drang, was auch immer seine Überzeugungen gewesen sein mö-gen. Er sagt zum Beispiel, die politische Philosophie ziele aufeine Verteidigung vernünftigen Glaubens, insbesondere denvernünftigen Gauben an die Möglichkeit einer gerechten kon-stitutionellen Demokratie;4

4 John Rawls, Political Liberalism, New York 1996, S. 172 (im Folgenden alsPL zitiert) [dt.: Politischer Liberalismus, Frankfurt/M. 2003, S.265. Rawls’Schriften werden nach den deutschen Ausgaben zitiert, und in den Fuß-noten wird auf das englische Original und die deutsche Übersetzung ver-wiesen. A.d.Ü.].

er sagt, die Anerkennung dieserMöglichkeit präge unsere Einstellung »gegenüber der Welt alsganzer«;5

5 John Rawls, The Law of Peoples, with »The Idea of Public Reason Revisit-ed«, Cambridge, Mass. 1999, S. 128 (im Folgenden als LP zitiert) [dt. DasRecht der Völker. Enthält: Nochmals: die Idee der öffentlichen Vernunft,Berlin 2002, S. 162].

er legt nahe, daß, wenn eine auf vernünftige Weisegerechte Gesellschaft nicht möglich ist, man sich berechtigter-weise fragen könnte, ob »es für sich für Menschen lohnt, auf Er-den zu leben«;6

6 PL, S. lx [dt. S. 63]; LP, S. 128 [dt.: S. 163].

und er beschließt Eine Theorie der Gerechtig-keit mit den kraftvoll bewegenden Bemerkungen darüber, wieder Urzustand uns dazu befähigt, die soziale Welt und unserenPlatz in ihr sub specie aeternitatis*

* Deutsch: Unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit.

zu betrachten.7

7 John Rawls, A Theory of Justice, Revised Edition, Cambridge, Mass. 1999,

Diese und

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S. 514 (im Folgenden als TJ zitiert) [dt. Eine Theorie der Gerechtigkeit,Frankfurt/M. 1979, S.637].

verwandte Überlegungen drücken ein Streben nach einem um-fassenden Blick auf die Welt aus, der ein Teil dessen ist, was wirreligiöses Naturell genannt haben.

Religion und religiöse Überzeugungen sind auch wichtigeThemen in Rawls’ politischer Philosophie. Seine Begründungfür das erste Prinzip der Gerechtigkeit – gleiche Grundfreihei-ten – zielt auf »die Verallgemeinerung des Prinzips der religiö-sen Toleranz.«8

8 TJ, S. 180, Fn. 6; auch S. 181 [dt. S. 234, Fn. 6, auch S. 235].

In einem ganz allgemeinen Sinn ist seine Theorieder Gerechtigkeit eine Antwort auf das Problem, wie politischeLegitimität trotz religiöser Konflikte erreicht werden kann undwie eine politische Rechtfertigung unter Bürgern mit unterschied-lichen religiösen Bekenntnissen vorgehen kann, ohne auf reli-giöse Überzeugungen zu verweisen. Und diese Anliegen bildenden Kern von Rawls’ Fassung des politischen Liberalismus, des-sen grundlegende Frage er wie folgt formuliert: »Wie könnenauch diejenigen, die eine auf einer religiösen Autorität, wie zumBeispiel der Kirche oder der Bibel, beruhende religiöse Lehrebejahen, eine vernünftige politische Konzeption haben, die einegerechte demokratische Ordnung stützt?«9

9 Dies entstammt der Einleitung zur Taschenbuchausgabe von PoliticalLiberalism, in der Rawls erklärt, daß die erste Auflage die Schwierigkeitbesitzt, »daß das philosophische Problem, um das es sich dreht, dortnicht ausdrücklich genannt wird,« weil in ihr zu allgemein von »vernünf-tigen religiösen, philosophischen und moralischen Lehren« die Rede warund nicht die besondere Sorge um religiöse Glaubenslehren und Autori-täten herausgestellt wurde. PL, Taschenbuchausgabe, S. xxxvi f. [dt. S.35 f.].

Aus diesen Gründensind Rawls’ eigene Haltungen zur Religion und ihre zeitlicheEntwicklung von herausragendem Interesse, sowohl in bezugauf seine Person als auch für das Verständnis seiner Texte.

Die hier veröffentlichten Texte sind für ein solches Verständ-nis in zweifacher Weise relevant. Erstens zeigen sie die tiefgrei-fende Beschäftigung mit und Kenntnis der Religion, die denHintergrund für Rawls’ spätere Auffassungen über die Notwen-

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digkeit der Trennung von Religion und Politik bilden. Im Ge-gensatz zu vielen Liberalen war Rawls kein Kind einer säkularenKultur. Auch wenn seine episkopale Erziehung nur, wie er sagt,konventionell religiös war, hat sich all das in den letzten beidenJahren in Princeton verändert. Dort entwickelte er die religiösenÜberzeugungen, die so lebhaften Ausdruck in der Abschlußar-beit finden. In ihr ist ein feines Gespür für die Wirklichkeit derSünde, des Glaubens und der göttlichen Gegenwart zu erkennen,und ihre erste »grundsätzliche Annahme« ist, »daß es ein Wesengibt, das die Christen ›Gott‹ nennen und das sich im ChristusJesus offenbart hat« (135).10

10 Verweise auf Seitenzahlen der Abschlußarbeit und »Über meine Reli-gion« werden im Text in Klammern gesetzt.

Rawls’ wiederholte Betonung der Be-deutung religiöser Überzeugungen im Leben der Gläubigen inseinem späteren Werk – er beschreibt sie als »nicht verhandelbar«und als »absolut bindend«11

11 Vgl. PL, S. 311 [dt. S. 429; dort steht »nicht verhandlungsfähig«, was hierdem Kontext gemäß unter Berücksichtigung des englischen Originalskorrigiert wurde, A.d.Ü.] und TJ, S. 182 [dt. S. 236]. Es sollte angemerktwerden, daß beide Ausdrücke sowohl zur Charakterisierung morali-scher Auffassungen und Verpflichtungen als auch spezifisch religiöserBindungen und Verpflichtungen verwendet werden.

– und die Notwendigkeit einer Theo-rie der Gerechtigkeit, diese Überzeugungen ernst zu nehmen,wurden aus seiner persönlichen Glaubenserfahrung gespeist.

Zweitens sind die moralischen und sozialen Überzeugungen,die in der Abschlußarbeit in religiöser Form Ausdruck fin-den, auf komplexe und erhellende Weise mit den zentralenIdeen von Rawls’ späteren Schriften über Moraltheorie und Po-litische Philosophie verbunden. Seine Auffassungen der Sünde,des Glaubens und der Gemeinschaft sind gleichzeitig moralischund theologisch und kündigen trotz grundlegender Unterschie-de den moralischen Ausblick aus Eine Theorie der Gerechtigkeitan. Die wichtigsten Verbindungspunkte sind: (1) Die Auszeich-nung einer durch zwischenmenschliche Beziehungen definier-ten Moralität im Gegensatz zum Erstreben eines höchsten Gu-

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tes; (2) ein Beharren auf der Eigenständigkeit von Personen, sodaß die moralische Gemeinschaft oder die Glaubensgemein-schaft eine Beziehung zwischen Individuen im starken Sinne ist;(3) eine Zurückweisung der Vorstellung, Gesellschaft sei ein Ver-trag oder Handel zwischen egoistischen Einzelpersonen; (4) eineVerurteilung der auf Ausschluß und Hierarchie basierendenUngleichheit; (5) eine Zurückweisung der Idee des Verdienstes.

Der auffälligste Unterschied zwischen der Abschlußarbeit unddem späteren Werk besteht darin, daß in ersterer eine politischeim Gegensatz zu einer rein moralischen Konzeption der Gesell-schaft völlig fehlt. Ideen von Rechten, dem Gesetz, Verfassun-gen und Demokratie spielen in der frühen Arbeit keine Rolle.Konkret gibt es weder einen Hinweis darauf, daß Wert- undGlaubenskonflikte selbst unter vernünftigen Personen unver-meidbar sind, noch daß wir einige unserer grundlegendstenÜberzeugungen zur Seite schieben müssen, um Gerechtigkeits-prinzipien zu erarbeiten – Ideen, die bei der Gerechtigkeit alsFairneß und im politischen Liberalismus eine zentrale Rollespielen. Anstatt eine Gerechtigkeitsvorstellung in Teilen als eineAntwort auf selbst unter günstigen sozialen und politischen Be-dingungen unvermeidliche Meinungsverschiedenheiten zu be-greifen, behauptet Rawls hier: »Das Kernproblem der Politik istdaher, ein System gesellschaftlicher Vorkehrungen zu entwik-keln und dadurch die menschliche Sünde so einzuhegen, daßdie natürliche Wechselbeziehung von Gemeinschaft und Perso-nalität ermöglicht wird.« In der Theologie, der Ethik und derPolitik ist die Frage gleichermaßen, »wie die Sünde gemäßigtund aus der Welt geschafft werden kann.« (155 f.)12

12 Vergleiche allgemeiner die kurze Behandlung von Implikationen für diepolitische Theorie, S. 154-156.

Unsere Untersuchung wird bei diesen philosophischen Kon-tinuitäten und Brüchen anfangen und dann zu Rawls’ späterenAuffassungen von Politik, Religion und öffentlicher Vernunft zu-rückkehren.

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3. In der Arbeit stellt Rawls seine eigenen ethischen Überzeu-gungen in einen Gegensatz zu einer Position, die er Naturalis-mus nennt. Mit »Naturalismus« bezeichnet er nicht das, was imgegenwärtigen philosophischen Diskurs so genannt wird, näm-lich die Position, daß die ganze Wirklichkeit vollständig in na-turwissenschaftlichen Begriffen beschrieben werden kann. Daskann er schon deshalb nicht meinen, weil er unter anderem beiPlaton, Aristoteles, Augustinus und Thomas von Aquin einenNaturalismus am Werk sieht. »Naturalismus in unserem Sin-ne,« sagt er, »ist kein Materialismus, sondern eine Sichtweise,die den Kosmos in natürlichen Begriffen rekonstruiert« (146).In seiner Darstellung unterscheidet Rawls zwei Beziehungsty-pen – natürliche und personale –, und man kann am besten ver-stehen, was er mit dem »Natürlichen« meint, wenn man es mitdem Personalen kontrastiert.

Die natürliche Welt ist räumlich ausgedehnt und umfaßtObjekte, einschließlich der Körper von Personen. Dinge in dernatürlichen Welt interagieren auf vielfältige Art miteinander.Aber während alle Objekte in kausalen Beziehungen stehenkönnen, unterhalten Personen darüber hinaus auch mit ande-ren Objekten psychologische Beziehungen der Wahrnehmung,des Verlangens, der Abneigung und so weiter. Diese Kategorieder Beziehungen zwischen Personen und Objekten – insbeson-dere Beziehungen wie Wahrnehmung und Begierde – nenntRawls »natürlich«.

Es gibt allerdings ein ganz anderes Beziehungssystem zwi-schen den Personen in der Welt. Im Gegensatz zu natürlichenBeziehungen zwischen Personen und Objekten sind diese Be-ziehungen im Kern interpersonal oder gemeinschaftlich unddurch wechselseitige Achtung gekennzeichnet:

Die Beziehung zwischen dem »Ich« und dem »Du« ist daher perso-nal, diejenige zwischen dem begehrenden »Ich« und dem Begehrten,etwa Speis und Trank, ist natürlich, während die Beziehung zwischenzwei beliebigen Dingen kausal ist, wie die Beziehung zwischen Speisund Trank und dem Tisch, auf dem diese stehen. (140)

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Das ist ziemlich vorläufig, aber man versteht, was Rawls meint.Die Ich-Du-Beziehung ist nicht die Beziehung einer Person zueinem Objekt in der Welt, sondern die Anerkennung eines ein-zigartigen Selbst als eine Person mit personalen Fähigkeiten, dieden eigenen ähnlich sind:

Eine persönliche Beziehung ist durch ein »Du« auf der »anderen«Seite gekennzeichnet. Eine natürliche Beziehung hat als ihr »Äuße-res« ein »Das« oder ein »Es«, das heißt irgendein Objekt. Die Tatsa-che, daß ein »Du« uns gegenübersteht und nicht ein Objekt, ändertden ganzen Charakter der Beziehung. Es gibt keinen Menschen, dersich gegenüber Gegenständen genauso verhält wie gegenüber Perso-nen. In personalen Beziehungen sind wir uns darüber bewußt, daßwir in bezug zu »anderen« stehen, die uns ähnlich sind. (141)

Personale Beziehungen sind also im Gegensatz zu natürlichenBeziehungen auf beiden Seiten aktiv, und die Aktivität des an-deren, des »Du«, umfaßt sowohl das Urteilen als auch die Selbst-offenbarung.13

13 Rawls nennt acht Merkmale der personalen Beziehungen, S. 115-118.

Unter Bezug auf diese Unterscheidung von natürlich undpersonal kritisiert Rawls bestimmte ethische Ansichten, die ernaturalistisch nennt, weil sie alle Beziehungen als natürlich imdefinierten Sinne begreifen und zudem unterstellen, es sei dasZiel der Ethik, das angemessene Objekt des menschlichen Stre-bens und Verlangens zu identifizieren. Diese Systeme unter-scheiden sich hinsichtlich dessen, was dieses angemessene Ob-jekt ist (Glückseligkeit, die Idee des Guten, Gott) und was dieMenschen aufweisen müssen, um das verherrlichte Objekt zuerlangen (Wissen, Erziehung und Gewöhnung oder Gottes ret-tende Gnade). Sie basieren aber alle auf dem Verlangen nacheinem Objekt, nicht auf interpersonalen Beziehungen. DerNaturalismus, so argumentiert er in der Arbeit, reduziert dasgeistige Leben auf »die Ebene von Verlangen und Begierde«(131), als ob »das ganze Universum, einschließlich Gott, natura-lisiert werden kann« (188).

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Wahre christliche Ethik basiere statt dessen auf der Anerken-nung der unabhängigen Wirklichkeit und grundsätzlichen Be-deutung von Personalität und Gemeinschaft (136 f.). Sie drehesich um die angemessenen Beziehungen von Personen unter-einander; außerdem bilden diese personalen Beziehungen einenZusammenhang (141 f.), so daß unsere Beziehung zu einer Per-son in unseren Beziehungen zu anderen, einschließlich Gott,mitschwingt. »[D]as Universum [ist] von Grund auf ein geisti-ges oder personales. [. . .] Die Welt ist in ihrem Kern eine Ge-meinschaft, eine Gemeinschaft von Schöpfer und Erschaffenen,und sie hat ihren Ursprung in Gott« (138). Personale Beziehun-gen können entweder positiv oder negativ sein: Sie umfassenden Haß ebenso wie die Liebe, Neid und geltungssüchtigenStolz ebenso wie die Verbundenheit von Personen unterein-ander in der Gemeinschaft. Weder Ethik noch Religion solltensich mit dem Streben nach dem Guten befassen, sondern mitdem Aufbau angemessener interpersonaler Beziehungen: derGemeinschaft. »Richtige Ethik ist nicht der Bezug einer Personzu einem objektiven ›Guten‹, nach dem diese Person strebensollte, sondern die Beziehung von einer Person zu einer anderenPerson und letztlich zu Gott« (139).

Im Rückgriff auf die Arbeiten Anders Nygrens kritisiert Rawlsdie Infizierung des Christentums mit den naturalistischen Vor-stellungen Platons und Aristoteles’ durch Augustinus und Tho-mas von Aquin, denen zufolge die Ethik sich nicht mit interper-sonalen Beziehungen auseinanderzusetzen hat, sondern damit,daß jedes Individuum für sich nach dem Guten strebt. In seinerhellenisierten Form behandelt das Christentum Gott als dashöchste Objekt des Verlangens. Rawls verwirft dies als eine thei-stische Form des Naturalismus: »Gott ist nicht bloß ein zufrie-denstellendes Objekt von höchster Begehrtheit. Ebensowenigkönnen Personalität und Gemeinschaft in natürlichen Begriffenerklärt werden. [. . .] Alle naturalistischen Denker haben das gei-stige und persönliche Element, das den inneren Kern des Uni-versums bildet, verfehlt« (147).

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Die Idee, daß Ethik im Grundsatz eine Frage der Sicherstel-lung angemessener interpersonaler Beziehungen statt desErstrebens höchster zu begehrender Ziele darstellt, ist eng mitRawls’ späterer Auffassung verwandt, wonach Gerechtigkeits-grundsätze nicht auf einer Darstellung des anzustrebendenGuten beruhen, sondern vielmehr faire Kooperationsbedin-gungen zwischen freien und gleichen Personen angeben.Obwohl der Naturalismus, den Rawls in der Arbeit kritisiert,metaphysische und ethische Behauptungen umfaßt, läßt seinWiderstand gegen dessen zielgerichtete Struktur bereits seinenspäteren Widerstand gegen teleologische Moralkonzeptionen,seien sie utilitaristisch oder perfektionistisch, erahnen.

Auch wenn Rawls nur zwei beiläufige Bemerkungen zu Kantmacht (215, 231), erinnert sein Entwurf stark an das KantischeIdeal, daß wir Personen immer als Zwecke an sich betrach-ten sollten und die Gesamtheit der Personen, menschlich wiegöttlich, als Reich der Zwecke. In Rawls’ späteren Schriften ver-leiht die Behauptung vom Vorrang des Rechten vor dem Gu-ten einer erklärtermaßen kantianischen MoralitätskonzeptionAusdruck, die auf bestimmten Beziehungen zwischen Personenberuht statt auf der Relation zwischen einer Handlung undeinem Zweck, und sei es ein gemeinsamer Zweck aller Perso-nen. Das Recht maximiert nicht das Gute, sondern es schafftgleiche Achtung für alle Personen als eigenständige Indivi-duen.14

14 TJ, Abschnitt 6.

4. Die moralische Bedeutung der Eigenständigkeit von Perso-nen, ein grundlegendes Motiv in Rawls’ Werk,15

15 TJ, Abschnitt 5.

wird durch diemoralische und religiöse Konzeption der Gemeinschaft, die imZentrum der Abschlußarbeit steht, auf erstaunliche Weise vor-weggenommen. Rawls schlägt vor, unsere Befähigung zur Ge-meinschaft als entscheidendes Merkmal des menschlichen We-

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