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Suizidales Verhalten und Suizidprävention
Fortbildung KV Hessen Teil 1
Dr. T. Götz, Abteilung Psychiatrie, 04.11.2015
Anonym: Werther erschießt sich, © Goethe-Museum, Frankfurt/M.
Der rote Faden für heute …..
> Suizidales Verhalten > Impulsvortrag > Diskussion
Pause
> Suizidprävention > Impulsvortrag
> Diskussion
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 2 |
Was ist ein Suizid > Suizid ist ein vorsätzlicher, selbst herbeigeführter Tod aufgrund eines absichtlichen,
direkten und bewussten Versuches, das eigene Leben zu beenden (Shneidemann 1999)
> Bislang nur beim Menschen bekannt (evolutionäre Aspekte? altruistisch vs. appellativ; Aubin et al. 2013)
> Zumindest seit der Antike beschrieben
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 3 |
Exekias – Tod des Ajax ca. 530 v. Chr.
Giotto – Desperatio ca. 1305
William Blake – Forest of Suicides, 1825 Nach Dante Alighieri
> Tod durch Verkehrsunfälle: ca. 3.600 Personen (Stat. Bundesamt, 2012)
> Tod infolge HIV-Infektion: ca. 550 Personen (RKI, 2012)
> Tod infolge Mord/Totschlag: ca. 2.200 Personen (Bundesminist. d. Inn., 2011)
> Drogentote: ca. 940 Personen (Drogenbeauftragte, 2012)
Suizidalität Die Dimension des Problems....
Zahl der Suizidversuche ca. 10x höher (Schmidtke 2008)
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 4 |
Jeder Suizid betrifft mindestens 6-23 weitere Personen (WHO, 2000)
Insgesamt ca. 1 Million Menschen in D pro Jahr „betroffen“
> Suizide in Deutschland: ca. 10.000 Personen/Jahr (Stat. Bundesamt, 2015)
Begrifflichkeiten - 1
Passive Todeswünsche
Suizidgedanken/ Suizidideen
Suizidpläne
Suizid
Suizid- versuch
„Har
te D
aten
“
Suizide= Die Spitze
des Eisbergs
Selbst-verletzendes
Verhalten
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 5 |
Begrifflichkeiten - 2
> Begriff «Selbstmord» ist obsolet, da inkorrekt und
stigmatisierend ! > § 211 (2) StGB: Mörder ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen , he imtück isch ode r grausam ode r m i t gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet. > Korrekte Bezeichnungen: > «Suizid» > «Selbsttötung»
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 6 |
Selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität Same same but different!
> Selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität haben eine erhebliche gemeinsame genetische Komponente, Umwelteinflüsse weniger stark ausgeprägt
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 7 |
Nock 2011
N=10671 Zwillinge
Maciejewski et al. 2014
Suicidal Behavior Disorder Neu in DSM-5
1. Suizidversuch innerhalb der letzten zwei Jahre
2. Keine Hinweise auf nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten
3. Keine Anwendung auf Suizidgedanken oder Vorbereitung für einen Suizidversuch.
4. Suizidversuch fand nicht im Rahmen einer Bewusstseinsstörung statt (z.B. Delir)
5. Suizidversuch war nicht “ideologisch” motiviert (z.B. religiös oder politisch)
Spezifizierungen
a. Aktuell - weniger als 12-24 Monate seit dem letzten Suizidversuch
b. In Remission- >24 Monate seit dem letzten Suizidversuch
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 8 |
Epidemiologie Grundlage
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 9 |
Epidemiologie Grundlagen
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 10 |
> Grundlage der Suizidstatistik sind die Totenscheine > Suizide/Suizidarten in ICD-10 als Tod durch vorsätzliche Selbstbeschädigung unter
X60-X84 kodierbar > Alle Totenscheine gehen an das Gesundheitsamt
> Klärung auf: Vollzähligkeit, Plausibilität und Vollständigkeit der Angaben > Nachuntersuchung in NRW ergab teils erhebliche Unterschiede zwischen offiziellen
Suizidraten und verifizierten Suizidraten (Einbezug Tod unklarer Ursache R96-R99) > Jahresstatistik über das Statist. Landesamt via Standesamt
Epidemiologie Deutschland - Alter und Geschlecht
Wolfersdorf et al. 2015
> Suizide sind im höheren
Lebensalter häufiger (40%
aller Suizide bei Männern >
60 J., 49% aller Suizide bei
Frauen >60 J.)
> Suizidversuche sind in
jüngeren Jahren häufiger, hier
v.a. junge Frauen zwischen
15 und 30 J.
> Erhängen macht bei Frauen
und Männern gesamthaft die
häufigste Suizidmethode aus
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 11 |
„Kulturelle“ Bandbreite Alters-standardisierte Suizidraten/100000 Einwohner (beide Geschlechter)
WHO, 2014
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 12 |
Kulturelle Einflüsse Beispiel Asien
China Indien (Million Death Study)
Patel et al., 2012 Zhang et al., 2010
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 13 |
> In Indien im Vergleich zu Deutschland andere Altersverteilung
> In China psychische Erkrankungen bei Suiziden seltener zu finden als in westlichen Staaten (Validität der Diagnosen?)
Aus Sicht der Migration Risikofaktoren für Suizidalität
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 14 |
Prä
Peri
Post
- Stressoren nach dem Ereignis (Arbeitsplatz, körperliche und ökonomische Schäden, interpersonelle Konflikte), Dauer und Intensität der Stressoren als Einflussgröße - Soziales Netz - Beziehungen ins Ursprungsland
- Art, Ausmaß und Dauer der Migration - Art, Ausmaß und Dauer von Ereignissen während der Migration
- Vorbestehende Psychopathologie - Geschlecht - Alter - Niedriger sozioökonomischer Status - Angehörige ethnischer Minderheiten - Soziales Netz - Persönlichkeit - Familienstand, Kinder - Frühere traumatische Erfahrungen
Zeit
Psychische Erkrankungen und Suizide
Bertolote et al., 2002
Gilt nur für westliche Staaten!
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 15 |
Einige Risikofaktoren für Suizide
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 16 |
D Indexpatient Individuum
Interpersonelle
Beziehungen
Gemeinschaft
Gesellschaft
Gesundheitssystem
Zugang zu möglichen Suizidmitteln Inadäquate Medienberichterstattung Stigma (Hilfesuchverhalten, Erkrankung) Zugangshindernisse zum Gesundheitssystem
3K: Katastrophen, Kriege, Konflikte Migrations- und Akkulturationserfahrung als Stressor Diskriminierungserleben
Gefühl der Isolation und Mangel an sozialer Unterstützung Beziehungskonflikte oder –verluste Traumata/Missbrauchserfahrung
Vorangegangene Suizidversuche Psychische Erkrankungen und schädlicher Gebrauch von Alkohol und anderen Substanzen Negative Lebensereignisse (Arbeitsplatz- und finanzielle Verluste, Kindheitserfahrungen, etc.) Kognition (Flexibilität, Zeitperspektive, Fällen von Entscheidungen) Persönlichkeit (Hoffnungslosigkeit, Impulsivität, etc.) Chronische Schmerzen Körperliche Erkrankungen Familienanamnese für Suizide Genetische und biologische Faktoren
Turecki 2012, O‘Connor & Nock 2014, WHO 2014
Soziologie Ein „Klassiker“ > Emile Durkheim (1858 -1917) – einer der Begründer des Faches Soziologie > 1897: „Le Suicide“ als Paradebeispiel empirisch-soziologischer Forschung
> Untersuchung von Suizidraten in verschiedenen Ländern Mitteleuropas > Identifikation von verschiedenen sozio-ökologischen Parametern
(Religion, Geschlecht, Familienstand, Bildung etc.) > Ableitung von 4 Typen:
> Egoistisch (mangelnde soziale Integration – alte einsame Männer) > Altruistisch (soziale Überintegration – Soldaten, Korpsgeist) > Anomisch (moralische Dysregulation – Verlierer der Wirtschaftskrise) > Fatalistisch (moralische Überregulation – Gefängnisinsassen)
> Kritik: > „Ecological Fallacy“ (mikro-makro-Ebenen) – Transfer auf Individuum
schwer, eingeschränkte Beobachtungszeiträume und Beobachtungsgebiete > Problem der Definitionen/Datengewinnung: Katholiken: Selbstmord,
Protestanten: Plötzlicher Tod
Schwieriges Terrain
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 17 |
Soziologie Durkheim heute
Wray et al. 2011
Pescosolido & Georgianna 1989
> Rolle sozialer Netzwerke > Regulation und Integration
als Einflussgrößen
> Beispiel: Religion > NB: Kultursensibilität, hier:
USA > Gewisse Formen von
Spiritualität als schützender Faktor
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 18 |
Ausmaß der Regulation in sozialen Netzwerken
Altruismus
Fatalismus
Egoismus
Anomie
Ausmaß der Integration in sozialen Netzwerken
Potentielle Suizidrate
niedrig hoch
Dichte des religiösen Netzwerkes
Sozioökonomische Einflüsse Auswirkungen von +1% Arbeitslosenrate auf Mortalität in 26 EU-Staaten 1970/1980-2007 – hier: Suizide
m
f
Stuckler et al. 2009
> Korrektur für Altersveränderung, frühere Arbeitssituation in dem jeweiligen Land und Veränderung der Todesursachenstatistik
> I.d.R. keine statistisch signifikanten Auswirkungen auf andere Mortalitätsraten > Kurzfristiger Anstieg alkoholbedingter Todesfälle > Siehe auch Korrelation Suizide/Dürreperioden im ländlichen Australien (Hanigan et al. 2012)
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 19 |
Neurobiologie
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 20 |
Courtet et al. 2011
> Stress-Diathese-Modell als wichtiges Paradigma (van Heeringen & Mann 2014)
> Suizidales Verhalten als eigenständige „neurobiologische“ Entität?
> Rolle und Auswirkungen neurobiologischer Faktoren (Genetik, Epigenetik, Neurochemie, Neurophysiologie etc. ) auf den verschiedensten Organisationsebenen jedoch noch weitgehend unklar
> Endophänotypen- und systemische Ansätze in Entwicklung (Courtet et al. 2011; Sokolowski et al. 2014)
> Komplementär zu anderen Ansätzen
> Rolle von Lithiumsalzen als antisuizidale Substanz (Kovacsics 2009; Cipriani et al. 2013)
Nei
gung
zu
su
izid
alem
Ver
halte
n
Protektiv Schädlich
Suizid
Suizidversuch
Umwelt
Endophänotyp- Kandidaten
Impulsivität Impulsivität Aggression
Verändertes Entscheiden
Epigenetische Einflüsse
Serotonin System
PRL Antwort auf Fenfluramin
Kandidatengene und -regionen
Gen
om
Lithiumsalze
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 21 |
Stahl 2012
Lithium als Stimmungsstabilisierer
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 22 |
Lithium und Suizidalität bei affektiven Störungen Meta-Analyse (Cipriani et al. 2013)
> 48 RCTs, 6674 Probanden
> Li>Placebo für Reduktion von Suiziden (OR 0.13, 95%CI 0.15-0.95) aber nicht für selbstverletzendes Verhalten - sowohl bei bipolaren als auch unipolaren (depressiven) Störungen
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 23 |
Neuropsychologische Veränderungen bei suizidalem Verhalten Metaanalyse bei Patienten mit affektiven Störungen
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 24 |
Richard-Devantoy et al. 2012
> Suizidales Verhalten geht mit z.T. spezifischen kognitiven Defiziten einher -> bessere Beschreibung von Phänotypen und entsprechende Berücksichtigung bei präventiven Massnahmen
Veränderungen des Gedächtnisses bei suizidalem Verhalten Metaanalyse bei Patienten mit affektiven Störungen
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 25 |
> Suizidales Verhalten geht mit Veränderungen verschiedener Gedächtnisleistungen einher -> Reduzierte Zeitperspektive? Bessere Beschreibung von Phänotypen und entsprechende Berücksichtigung bei präventiven Maßnahmen
Ric
hard
-Dev
anto
y et
al.
2014
Interpersonelle Theorie der Suizidalität Drei Faktoren
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 26 |
O‘Connor & Nock 2014
Mangelndes Zugehörigkeits-
gefühl
Gefühl, eine Last für andere zu
sein
Suizid-wunsch
Fähigkeit zum Suizid
Tödliche oder fast-tödliche Suizidversuche
Psychologie des Suizids Motivationales-Handlungsmodell nach O‘Connor
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 27 |
O‘Connor & Nock 2014
Prä-motivationale Phase Hintergrundfaktoren und auslösende Ereignisse
Motivationale Phase Suizidgedanken und
Suizidabsichten
Handlungsphase
Veranlagung
Umwelt
Lebensereignisse
+
+
Niederlage und
Erniedrigung
Gefühl der Ausweglosig-
keit
Suizidgedanken und
Suizidabsichten
Suizidales Verhalten
Einflussvariablen: Soziales
Problemlösen, Coping, Grübeln,
Zeitperspektive etc.
personell
Einflussvariablen: Zugehörigkeitsgefühl, Vorstellung, eine Last
für andere zu sein, Normen, soziale
Unterstützung etc.
interpersonell
Einflussvariablen: Fähigkeit, Impulsivität, Umsetzungsvermögen,
Verfügbarkeit der Mittel, Imitation etc.
> Suizide in D: ca. 10.000 Personen, davon ca. 200 < 20 J. (Stat. Bundesamt, 2013)
> Aber höchste Rate an Suizidversuchen und zweithäufigste Todesursache bei
Jugendlichen (Schmidtke 2008)
Suizidales Verhalten bei Unter-18-Jährigen Die Dimension des Problems....
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 28 |
Jeder Suizid(versuch) betrifft mindestens 6-23 weitere Personen (WHO, 2000)
Alter in Jahren
Suizide
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 29 |
Suizidgedanken im höheren Lebensalter Risikofaktoren, n=1023, 60-101 Jahre
Almeida et al. 2012
Mangelnde soziale Unterstützung
Konstrukt von Einsamkeit Robert Weiss 1973
Einsamkeit
Soziale Isolation
Emotionale Isolation
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 30 |
Keine Kontakte Kein positiver emotionaler Bezug
Einsamkeit als Gesundheitsvariable Beispiel Amsterdam
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 31 |
Suizidalität im Alter Ein paar weiterführende Gedanken
Korea
Hvistendahl, 2012
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 32 |
> Altern als Veränderung > Kognitiv
> Veränderungen in Impulsivität, Wahrnehmung von Belohnungsanreizen, kognitiver Kontrolle, Zukunftserleben, Gedächtnis etc. (Richard-Devantoy et al. 2014, Szanto et al. 2014, Dombrovski et al. 2013, 2011, 2010)
> Sozial > Reduktion bedeutungsvoller
Beziehungen/Netzwerke, Vereinsamung/Isolation (Eisenberger 2012, Almeida et al. 2012, Fässberg et al. 2012)
> Multimorbidität/Frailty (Juurlink et al. 2004, øAlter 74,4 Jahre)
Juurlink et al. 2004
Wirkung von Suiziden auf die Umgebung
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 33 |
Pitman et al. 2014
Emotional-kognitive Beziehung
Gemeinsame häusliche, Arbeits- oder Freizeitumgebung
Genetisches Risiko
Gemeinsame familiäre Bindung (Verwandschaft)
Andere umgebungsbedingte Risiken (emotionale Ansteckung)
Verlusterfahrungen (Trauer, Einsamkeit, ökonomische Veränderungen)
Spezifische Effekte der Verlusterfahrung durch Suizid
Nicht-Verwandte Verwandte
Jeder Suizid betrifft mindestens 6-23 weitere Personen, die an den Folgen leiden (WHO, 2000) !
Nachwirkungen von Suiziden in der familiären Umgebung – Rolle der Verwandtschaft
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 34 |
Erhöhtes Suizidrisiko bis zu zwei Jahre nach dem Suizid eines Partners (m/w, Agerbo 2003, 2005)
Erhöhtes Suizidrisiko bei Müttern von erwachsenen Suizident(inn)en und erhöhtes Hospitalisationsrisiko wegen einer psych. Erkrankung (beide Eltern) (Quin & Mortensen 2003; Bolton et al. 2013)
Erhöhtes Hospitalisationsrisiko wegen Depressionen nach Suizid der Mutter & ausgeprägte depressive Symptomatik bei Schulkindern nach Suizid eines Elternteils (Pfeffer et al. 2000; Kessing et al. 2003)
> + Genetische Einflüsse > Verwandtschaft ≠ Kontaktdichte
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 35 |
> Berichterstattung nach einem „Celebrity Suicide“ führt zu einem Anstieg der Suizidrate
> Medien sind wichtige Einflussvariablen
Rolle der Medien
Niederkrotenthaler et al. 2012
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 36 |
> Verschiedene Typologien der Berichterstattung mit protektiven (Papageno) und schädlichen (Werther) Einflüssen
> Am Besten sind Medienberichterstattungen, die den Fokus auf Prävention und erfolgreiches Coping legen
Rolle der Medien
Niederkrotenthaler et al. 2010
Suizidales Verhalten und Suizidprävention
Fortbildung KV Hessen Teil 2
Dr. T. Götz, Abteilung Psychiatrie, 04.11.2015
Anonym: Werther erschießt sich, © Goethe-Museum, Frankfurt/M.
Vorgehen bei möglicher Suizidalität - 1
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 38 |
> In Kontakt sein
> Danach fragen (eskalierend, nach fördernden und protektiven Faktoren)
> Lebensüberdrussgedanken?
> Suizidideen?
> Wie drängend?
> Wie häufig?
> Suizidpläne?
> Wie konkret?
> Abschiedsbrief?
> Welche Vorbereitungen getroffen?
> Vorhergehende Suizidversuche?
> Suizide in der Familie?
> Zukunftsperspektiven?
> Soziales Netz? es
kalie
rend
fördernd
protektiv
Vorgehen bei möglicher Suizidalität - 2
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 39 |
> Ruhig, empathisch, in einfachen Worten sprechen
> Zeit geben
> Hilfe/Begleitung anbieten
> Perspektive (kurzfristig) erarbeiten und einfordern
> Bei akuter Suizidalität Unterstützung holen
> Rettungsdienst (frw.)
> Polizei, Ordnungsamt (Prüfung §10 HFEG)
> Eigene Grenzen kennen
> An das weitere professionelle Behandlungssystem
verweisen
> Suizidmittel entfernen (sofern möglich)
> Nachbesprechung
> NB: Es gibt keine 100% Gewissheit
> NB: Durch Fragen wird kein suizidales Verhalten gefördert!
„Lass uns nach Bremen ziehen, etwas Besseres als den Tod findest Du allemal“
Krise im Kontext
Intervention Intervention Begleitung/ Intervention
Therapie
Krise
Empowerment, Prävention &
Gesundheitsförderung
Empowerment, Prävention &
Gesundheitsförderung
Beratung
Begleitung
Unter- bring- ung
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 40 |
Rechtlicher Kontext Unterbringung von psychisch Kranken
Öffentlich-Rechtlich Zivilrechtlich Strafrechtlich Landesrecht Bundesrecht
(BGB) Betreuungsrecht
Bundesrecht (StGB)
Psychiatrie-Kranken-Gesetz (PsychKG)
Unterbringungs-gesetz (UBG)
Hessisches Freiheitsentziehungs-gesetz (HFEG)
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 41 |
Öffentlich-Rechtliche Unterbringung von psychisch Kranken
> Primat der akuten Gefahrenabwehr (Eigen-/Fremdgefährdung), die nicht anders abgewendet werden kann
> Vorliegen einer psychischen Erkrankung
Hessisches Freiheitsentziehungsgesetz (HFEG) als reines Polizei-/Ordnungsgesetz
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 42 |
Eckdaten zum HFEG
> Hessisches Gesetz über die Entziehung der Freiheit geisteskranker, geistesschwacher, rauschgift- oder alkoholsüchtiger Personen
> Seit 19.05.1952 gültig
§1 Zulässigkeit: Festlegungen der Voraussetzungen (Krankheit,
Gefährdungsbegriff etc.) §2 Zuständigkeit, Verfahrensbeginn §10 Sofortige Ingewahrsamnahme („Zwangseinweisung“) vgl.
auch §32 HSOG f. Polizei
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 43 |
§10 HFEG - Sofortige Ingewahrsamnahme
Begriffe: Inhaltliches: Zwangseinweisung Umgangssprachliche Form der sofortigen Ingewahr-
samnahme nach § 10 HFEG Zwangsbehandlung „… eine sofortige Ingewahrsamnahme (§ 10 HFEG) umfasst eine Heilbehandlung
grundsätzlich nicht; eine Heilbehandlung gegen oder ohne den Willen der betroffenen Person darf während der Dauer der sofortigen Ingewahrsamnahme nur durchgeführt werden, wenn mit dem Aufschub Gefahr verbunden ist.“
Unterbringung Immer an Beschluss des Amtsgerichtes gebunden, muss spätestens 24 Stunden nach der Ingewahrsam-nahme erfolgen und wird von Polizei oder OA sofort nach Ingewahrsamnahme beim Gericht beantragt
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 44 |
Rolle der Ärzte im Kontext §10 HFEG
> Meldung von akuter Eigen-/und Fremdgefährdung bei Patientenkontakt an das Ordnungsamt/die Polizei
> Das Ordnungsamt/Polizei entscheiden unabhängig ohne Zuziehen eines Arztes (Begründung: „Wahrscheinlich gehört die Person zu dem betroffenen Personenkreis“), s. Kommentar zu HFEG (H. Mann, Leiter des Fachbereichs Recht des LWV Hessen) aus 3/11:
• „Zuständig für den Erlass der Anordnung der sofortigen Ingewahrsamnahme ist sowohl die allgemeine Ordnungsbehörde als auch die Polizeibehörde. §10 HFEG begründet zwischen diesen Behörden eine gleichrangige Zuständigkeit.“
• „Bei der Prüfung der sachlichen Voraussetzungen von §10 HFEG braucht die allgemeine Ordnungsbehörde oder die Polizeibehörde keine Überlegungen anzustellen, die nur eine Ärztin oder ein Arzt zutreffend anstellen könnte. Es genügt eine gewissenhafte Prüfung anhand des äußeren Erscheinungsbildes der betroffenen Person.“
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 45 |
Rolle der Ärzte im Kontext §10 HFEG
> Keine Weisungsbefugnis (weder durch das Gesundheitsamt noch durch irgendeinen anderen Arzt) bei der sofortigen Ingewahrsamnahme
> Für die Unterbringung durch das Amtsgericht wird dann ein fachärztliches psychiatrisches Gutachten benötigt (dieses erfolgt durch die Klinik)
> Schriftliche Informationen über sofortige Ingewahrsamnahmen werden von OA zur Mitkenntnis an die Abteilung Psychiatrie im Gesundheitsamt übermittelt
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 46 |
Keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit Und bei Notfällen?
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 47 |
> Akute Eigen- und Fremdgefährdung bei einer psychischen Erkrankung sind wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Schenkelhalsbruch etc. medizinische Notfälle!
> Dennoch obliegt bislang die präklinische Entscheidung der Art der Versorgung nur bei somatischen Notfällen medizinischem Fachpersonal (i.d.R. einer Ärztin/einem Arzt)
Frischer Wind? Koalitionsvertrag CDU – Bündnis 90/Die Grünen Hessen 2014-2019
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 48 |
Psychisch Kranke und PsychKGs? Gesetze in anderen Bundesländern
1 2
3
4
1 2
4
3 BE Gesetz für psychisch Kranke (PsychKG) 08.03.1985
HH Hamburgisches Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (HmbPsychKG)
27.09.1995
HB Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (PsychKG) 19.12.2000
SH Gesetz zur Hilfe und Unterbringung psychisch kranker Menschen (Psychisch-Kranken-Gesetz - PsychKG)
14.01.2000
BB Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen sowie über den Vollzug gerichtlich angeordneter Unterbringung für psychisch kranke und seelisch behinderte Menschen im Land Brandenburg (Brandenburgisches Psychisch-Kranken-Gesetz- BbgPsychKG)
05.05.2009
MV Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen für psychisch Kranke (Psychischkrankengesetz - PsychKG M-V)
13.04.2000
NI Niedersächsisches Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen für psychisch Kranke (NPsychKG) 16.06.1997
TH Thüringer Gesetz zur Hilfe und Unterbringung psychisch kranker Menschen (ThürPsychKG) 05.02.2009
ST Gesetz über Hilfen für psychisch Kranke und Schutzmaßnahmen des Landes Sachsen-Anhalt (PsychKG LSA)
30.01.1992
NW Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (PsychKG) 17.12.1999
HE Gesetz über die Entziehung der Freiheit geisteskranker, geistesschwacher, rauschgift- oder alkoholsüchtiger Personen (HFEG)
19.05.1952
RP Landesgesetz für psychisch kranke Personen (PsychKG) 17.11.1995
SL Gesetz über die Unterbringung psychisch Kranker (Unterbringungsgesetz - UBG) 11.11.1992
SA Sächsisches Gesetz über die Hilfen und die Unterbringung bei psychischen Krankheiten (SächsPsychKG)
10.10.2007
BW Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (Psychisch- Kranken-Hilfe-Gesetz – PsychKHG)
12.11.2014
BY Gesetz über die Unterbringung psychisch Kranker und deren Betreuung (Unterbringungsgesetz - UnterbrG)
05.04.1992
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 49 |
Psychisch-Kranken-Hilfe- Gesetz (PsychKG)
Unterbringungsgesetz (UBG)
Logik eines PsychKHGs
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 50 |
Unterbringung
HFEG
Unterbringung
Kriseninter-
vention
Unter- bringung
Hilfen
Gesundheits-
förderung
PsychKHG
Inklusion &
Teilhabe
Zeitstrahl PsychKHG
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 51 |
10/2014 Landes-fachbeirat Psychiatrie
2015
01/2015 - Erster
Gesetzesentwurf nach Sommerpause geplant
- 2,9 Mio Euro im Landeshaushalt eingeplant
- Gesetz zum Jahresende
- Inhalte noch unklar
1952
HFEG
2013
UBG
2014
Koalitions-vertrag CDU-Grüne
09/2015 - Gesetzentwurf verzögert sich wegen weiterem Abstimmungsbedarf - Neues Ziel: Mitte/Ende 2016 - Fachbeiratstreffen:
11/15, 01/16, 03/16
Was sollte ein modernes PsychKG leisten? Sicht des SpDi
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 52 |
> Vor- und nachsorgende Hilfen stärker im SpDi verankern
> Möglichkeiten der Krisenintervention durch den SpDi verbessern
> SpDi (und ggf. andere Ärzte an Indikationsstellung für Unterbringung beteiligen)
> Behandlungsermächtigung für Krisenintervention, bzw. für „nicht-wartezimmerfähige“ Patientinnen/Patienten
> Bessere Einbindung des klinischen Versorgungssystems in den
Gemeindepsychiatrischen Verbund
> Optimierte Feedbackstrukturen schaffen (SpDi-Ordnungsbehörden-Klinik-ambulante Therapeuten)
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 53 |
> Viele Studien belegen Wirksamkeit von präventiven Massnahmen auf den verschiedensten Ebenen
> Synergieeffekte wahrscheinlich, allerdings noch weiter zu evaluieren
Suizidprävention wirkt
Van der Feltz-Cornelis et al. 2011
Sensibilisieren von Hausärzten
Sensibilisieren der Öffentlichkeit und der Medien
Weiterbildung von Multiplikatoren
Stärken der Selbsthilfe
Reduktion von Suizidmitteln
Verbesserung der (Krisen)versorgung
Ökonomische Aspekte der Suizidprävention Nicht zu vernachlässigen!
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 54 |
Knapp et al. 2011; Aleman & Denys 2014
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 55 |
Reduktion von Suizidmitteln Zwei Beispiele aus der Schweiz
Reisch et al. 2013
Bauliche Suizidprävention Richtlinie Brückenbau des Bundesamtes für Strassen
Armeewaffen
> Siehe auch Pirkis et al. 2013, Int. J. Epidemiol und Cox et al. BMC Public Health 2013 sowie Pirkis et al. 2015 (Metaanalyse)
Suizide als „Public Health“ – Herausforderung „Top-down“-Ansätze
> 2012, WHO: Public Health Action for the Prevention of Suicide
> Comprehensive Mental Health Action Plan 2013-2020 (66. WHA,
27.05.2013) mit 4 Zielen > Stärkung der Steuerungsorgane für psychische Gesundheit > Umfassende, integrierte und wohnortnahe Versorgungsstrukturen > Stärken von Informationssystemen, Evidenz und Forschung im Bereich
seelische Gesundheit > Implementierung von präventiven und gesundheitsfördernden Strategien im
Bereich seelische Gesundheit > u.a. Reduktion der Suizidrate in den Ländern um 10% (bis 2020)
> 2014, WHO: Preventing suicide – a global imperative
> Nationale Suizidpräventionsprogramme (D: www.naspro.de)
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 56 |
Alles gut?
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 57 |
Wie ist die Situation in Frankfurt? Anzahl Suizide in Frankfurt/M. auf 100000 Einwohner
Quellen: Statistische Jahrbücher der Stadt FFM 2008-2014
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 58 |
Alles gut?
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 59 |
> Suizidprävention als Thema der öffentlichen Gesundheit in Deutschland
unterrepräsentiert, bzw. nicht-existent auf > nationaler Ebene (BMG, BZgA, Robert-Koch-Institut)
> Länderebene
> kommunaler Ebene
> Kommunen bzw. kommunale Spitzenverbände im Naspro nicht vertreten
> Engagement in einzelnen Kommunen personenabhängig vor Ort (Beispiele:
Lokale Bündnisse gegen Depression, private Initiativen wie Freunde fürs
Leben)
> Ursachen vielfältig: Desinteresse/Stigma – Kosten – fehlender Input?
Bottom-up Aktivitäten als (komplementärer) Ansatz?
Frankfurter Netzwerk für Suizidprävention (FRANS) Konzeptskizze
Suizidalität
Datenerhebung
Vernetzung Prävention
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Datenerhebung (1)
Quellen: Vollendete Suizide: > Gesundheitsamt > Kripo/ Staatsanwaltschaft/
Rechtsmedizin > Statistisches Landesamt > Rettungsdienst
Suizidversuche: > Fachkrankenhäuser > Sozialpsychiatrischer Dienst > Psychiatrische Konsiliardienste > Niedergelassene Psychiater > Rettungsdienst
Ziel Zeitaktuelle, qualitativ hochwertige Datenlage als Grundlage für Planung und Evaluation von Interventionen
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Datenerhebung (2) - Fragestellungen Statistiken Polizei
Gesundheits-amt
Rechts-medizin
Kliniken
Geschlecht
Alter
Wohnort
Sterbeort
Geburtsort (Migrations-hintergrund?)
Suizidart
Vorherige HFEG-Unter-bringungen?
Diagnose
Todeszeitpunkt
Alkohol (BAK)/Drogen
Bei <18J.: Hilfe zur Erziehung?
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Vernetzung (1)
> Datengeleitete kultursensible Koordination von Angeboten und Interventionen
> Entstigmatisierung
> Austauschforum
> Kommunikationsorgan - „eine Stimme“
> Gemeinsame Aktionen z.B. zum World Suicide Prevention Day (10.09.)
> Anschluss an überkommunale Ebenen (Regional, Deutschland, EU)
Gründung eines kommunalen Netzwerkes „Suizidprävention“ Ziel
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Vernetzung (2) Mitglieder von FRANS
> Soziale Trägervereine (Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstellen, Krisendienste)
> Drogenhilfe/Drogenreferat
> Sozialpsychiatrischer Dienst/Kinder- und jugendpsychiatrischer Dienst
> Jugend-/Sozialamt
> Andere Ämter, z.B. staatl. Schulamt, Stadtschulamt, AMKA
> Niedergelassene Fachärzte und Psychologen/KV
> Landesärztekammer/Landespsychotherapeutenkammer
> Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung
> (Fach)kliniken
> Selbsthilfegruppen
> Ordnungsamt/Polizei
> Notfallseelsorge
> Telefonseelsorge
> Rettungsdienst
> Etc. (Studentenwerk, Zentrum für Ethik in der Medizin, Kirchen etc.)
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>35 Institutionen Multiplikatoren
Prävention und Postvention
Prävention (Mann et al. 2005; www.suizidpraevention-deutschland.de)
> Primäre Allg. suizidpräventive Maßnahmen
> Sekundäre Erkennung und Behandlung suizidgefährdeter Menschen
> Tertiäre Versorgung von Menschen nach einem Suizidversuch
Postvention (Andriessen 2009; Andriessen & Krysinska 2012)
Reduktion von Suiziden und Suizidversuchen Ziel
Unterstützung von Hinterbliebenen Ziel
Entstigmatisierung Ziel
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Das Frankfurter Netzwerk für Suizidprävention Strukturiert und offen
AK Öffentlichkeits-
arbeit
AK Fundraising
AK Datenqualität
AK Fortbildung
AK Krisen-
versorgung
> Offen für alle Institutionen > Transdisziplinär > Zwei Leitmotive > Für Experten > Für die Bevölkerung
> Gesamtnetzwerktreffen 3x/Jahr > Thematische Gesamtausrichtung > Bildung von Arbeitskreisen > Erfahrungs-/Informationsaustausch > Aufnahme neuer Mitglieder
> Arbeitskreise > Aktionsbereiche (s. links) > perspektivisch: Foci (z.B. Jugendliche) > konkrete Umsetzung von Maßnahmen > Feedback an Gesamtnetzwerk > Treffen z.T. hochfrequenter
Gesamtnetzwerk
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Aktivitäten im Kontext Kinder- und Jugendliche
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> Fortbildung Schulen (in Kooperation mit staatl. Schulamt und Stadtschulamt) und Pädiater > Sensibilisieren & Krisenversorgung optimieren (U25; Finkelstein et al.
2015)
> Ausbau Postvention (Familie, Schule, Freunde) > Gewinnen weiterer Netzwerkmitglieder (z.B. Erziehungsberatungsstellen, Niedergelassene etc.)
> Saving and Empowering Young Lives in Europe-Studie zur Orientierung (Wasserman et al. 2010, Wasserman et al. 2012; Carli et al 2013; Wasserman et al. 2015)
> Ausbau der Schulpräventionsprojekte des Gesundheitsamtes > PsychMobil > Schulprojekt zur seelischen Gesundheit
Aktivitäten im Kontext Ältere
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> Fortbildung in Einrichtungen der stationären
und ambulanten Altenpflege
> Sensibilisieren (Öffentlichkeit und Umfeld)
> Krisenversorgung optimieren
> Förderung seelischer Gesundheit im Alter
> Ausbau Postvention (Familie)
> Gewinnen weiterer Netzwerkmitglieder (z.B.
Pflegestützpunkt, Träger von Alten- und
Pflegeheimen, Frankfurter Forum für
Altenpflege)
> Kultursensibilität beachten
> In Planung Projekt „Erna B.“ (vgl. Projekt
Zelia)
http://projekt-zelia.de/index.php
> Kommunale Daseinsvorsorge („Daseinsfürsorge“; „service public“; (s. auch Art. 28 GG) > Kommunen nehmen eine Schlüsselposition in der Vernetzung verschiedener Akteure und Fragestellungen im Bereich Suizidprävention ein (Sozialpsychiatrie, Psychiatriekoordination, Sozialämter, Krankenhausplanung, Rettungsdienst, Bauaufsicht, Stadtplanung, ÖPNV, JobCenter etc.)
> Kommunen arbeiten sozialraumorientiert, kleinräumig und kennen die lokale Umsetzungsebene am Besten (2050: 2/3 der Weltbevölkerung lebt in urbanen Strukturen)
> Kommunen als Einflussgrösse auf den verschiedensten (politischen) Organisationsebenen (lokal, regional, Land, Bund (bottom-up approach))
> Gründung einer AG Kommunen und Suizidprävention im Naspro
Suizidprävention als kommunale Aufgabe
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Psychische Gesundheit in der Großstadt
Lederbogen et al. Nature 2011
> Urbanizität als unabhängiger Risikofaktor für psychische Störungen (Peen et al. 2010; Heinz et al. 2013; Weaver et al. 2015)
> Multisystemische und differentielle Beschreibung der Parameter, die Einfluss auf psychische Gesundheit im urbanen Raum haben können (auch Fokusgruppen: Jugendliche, Ältere, Migranten, Obdachlose, Pendler etc.)
> Entwicklung von zielgerichteten Interventionen
Abbott Nature 2012
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Vernetzung = Planungspotential Sozialgeografie – Gesundheitsgeografie? Benachteiligungsindex FFM (2009) nach Stadtteilen > Spezifische Arbeitslosendichte > Anteil Empfänger existenzsichernder Mindestleistungen > Wohnfläche/wohnberechtigter Einwohner
> Kommunale Institutionen bieten gute Möglichkeiten der Vernetzung
> Überinstitutionelle Zusammenarbeit ermöglicht verbesserte integrierte und kleinraumbezogene Datenerhebung und Anwendung zu Planungszwecken (Hotspots!)
> Beispiel „Monitoring zur Sozialen Segregation in FFM 2011“
> Drogenreferat, Amt für multikulturelle Angelegenheiten, Schulamt, Jugend- und Sozialamt, Gesundheitsamt, Stadtplanungsamt, Wohnungsamt
> Suizide s. z.B. Dortmund (2009)
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Suizidprävention Zusammenfassung
Wolfersdorf et al. 2015
Abteilung Psychiatrie | Gesundheitsamt | Seite 73 |
Wolfersdorf et al. 2015
Suizidprävention Zusammenfassung
Saul Steinberg
Kontakt und Fragen
Stadt Frankfurt am Main - Der Magistrat - Gesundheitsamt Dr. med. Thomas Götz Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen Leiter der Abteilung Psychiatrie/ Psychiatriekoordinator Breite Gasse 28 60313 Frankfurt am Main Tel.: 069 212 44387 Fax: 069 212 44390 [email protected] www.gesundheitsamt.stadt-frankfurt.de
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