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SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Tandem aktualisierte Fassung vom: 26.07.2016 AutorIn: Christian Berner und Frank Schültge RedakteurIn: Katrin Zipse Regie: Ulrich Lampen Regieassistenz: Constanze Renner Schalldämpfer-Melodie (Hörspiel in zwei Teilen) Studiobelegung: 21.-23.11.16, Studio 13/ Stgt., 9-16:30; 23.-25.11., Studio 7 / BAD, 9-16:45; 28.11.-2.12.16, Studio 3 / BAD, 9-16:45; Sendung am: 27.12.16 und 3.1.17 um 19:20 Uhr in SWR2 Tandem Sprecher/Rollen: s. nächste Seite Diese Kopie wird nur zur rein persönlichen Information überlassen. Jede Form der Vervielfältigung oder Verwertung bedarf der ausdrücklichen vorherigen Genehmigung des Urhebers. © by the author

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SÜDWESTRUNDFUNK

SWR2 Tandem

aktualisierte Fassung vom:

26.07.2016

AutorIn: Christian Berner und Frank Schültge

RedakteurIn: Katrin Zipse

Regie: Ulrich Lampen

Regieassistenz: Constanze Renner

Schalldämpfer-Melodie

(Hörspiel in zwei Teilen)

Studiobelegung: 21.-23.11.16, Studio 13/ Stgt., 9-16:30; 23.-25.11., Studio 7 / BAD,

9-16:45; 28.11.-2.12.16, Studio 3 / BAD, 9-16:45;

Sendung am: 27.12.16 und 3.1.17 um 19:20 Uhr in SWR2 Tandem

Sprecher/Rollen: s. nächste Seite

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Rolle Folge 1 Folge 2 * 1-2 Sätze / ** 3-5 Sätze

Brockwitz x x

Art / Dan x x

Mimi / Lily x x

Bandleader 1* x

Art (Junge) / Dan (Junge) x

Lehrerin* x

Frau*

Hund* x

Hobo 1** x

Hobo 2** x

Zirkusdirektor** x x

Kroppke* x x

Bandmitglied* x

Big Bill* x

Kunde** x

Dans Vater** x

Junge* x

Mädchen* x

Wirt* x

Stan x x

Geschäftsführer x

Fred x x

Sprecher x x

Chief Montgomery** x x

Bandleader 2**

Skinny Pete* x

Plattenboss** x x

Sniggles* x

Mr Flabbergast* x

Luigi** x

Joe** x

Carlo x

Frau im Zug* x

Übersetzer x

Rocco x

Passagier* x

Toni* x

Amanda** x

Buddy* x

Gene* x

Max* x

Bote* x

Katzbach* x

Announcer* x

Magierin** x

Zwerg x

Angélique** x

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Erster Teil

(Uhrenticken, Wassertropfen)

1Brockwitz: Es war das Jahr 1930. Ich saß an meinem Schreibtisch und sah

dem Sekundenzeiger der Wanduhr beim Umrunden des

Zifferblatts zu. Aus dem Riss an der Decke fiel ungefähr alle 18

Sekunden ein rostbrauner Wassertropfen. Mit meiner Praxis für

tiefenpsychologische Behandlungen war ich anscheinend

meiner Zeit voraus. Ich konnte meine Patienten an zwei Fingern

abzählen. Zwischen den Konsultationen vertiefte ich die

Freundschaft zu meiner Remington Number Seven.

(Schreibmaschine) Ich hielt mich mit dem Schreiben von 10-

Cent-Romanen über Wasser.

2Art: (Tür) Dr. Brockwitz, bitte entschuldigen Sie die Störung, aber

Sie sind meine letzte Hoffnung…

3Brockwitz: Das hört sich dramatisch an.

4Art: Es ist mir so peinlich, aber ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.

5Brockwitz: Kommen Sie doch erstmal herein, Herr äh ...

6Art: Kleinman. Art Kleinman. (Schritte) Mein Dasein ist umhüllt von

Dunkelheit.

7Brockwitz: Mir wurde leider vor zwei Tagen der Strom abgestellt.

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8Art: Wenn ich nur weiter wüsste ....

9Brockwitz: Bitte nehmen Sie doch Platz!

(Schreibmaschine) Ein Luftzug riss an den Flammen der Kerzen

und Schatten flogen über die Wände. Zögernd betrat Art ... hm

... Fineman den Raum.

10Art: (Schritte) In mir ist ständig diese Unsicherheit …

11Brockwitz: (Schreibmaschine) Die Stimme des Besuchers wanderte

körperlos durch den Raum.

12Art: ... ich würde mich am liebsten verstecken …

13Brockwitz: (Schreibmaschine) Eine Kakerlake trippelte über den Fußboden

und verschwand unter der Fußleiste.

14Art: ... oder einfach nicht mehr da sein ...

15Brockwitz: (Schreibmaschine) Wie durch Zauberei bildete sich im

Sofakissen eine breite Mulde. Dort, wo der Inhaber der Stimme

hätte sitzen müssen, war nur der abgewetzte Bezug des

klobigen Sitzmöbels zu sehen.

16Art: Ich möchte andere Menschen am liebsten nicht mit meiner

Gegenwart behelligen.

17Brockwitz: Aber jetzt möchten Sie doch, dass ich Ihnen helfe?

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18Art: Es ist mir sehr peinlich.

19Brockwitz: Das muss es nicht. Erzählen Sie mir einfach, wann Sie sich

besonders unwohl fühlen.

20Mimi (singt im Nebenzimmer, etwas schräg Valaida Snow - "I can't

dance"):

.... let's have a party and let's spread good cheer - you bring the

pretzel and I bring the beer…

21Art: Zum Beispiel, mein Vermieter, er kommt immer rein, wenn ich

gerade dusche, und hält mir Vorträge über

Wasserverschwendung, das ist mir total unangenehm. Oder

unser Bandleader, ich spiele ja Banjo in einer Swingband. Bei

den Ansagen macht er mich immer vor dem ganzen Publikum

lächerlich.

(Snarewirbel, Tusch)

22Bandleader 1: .... und am japanischen Eierschneider: Der Mann, der mit

seinem Sound Katzen in die Flucht schlägt und Frauenherzen

zersägt …

(Publikumslacher, Tusch)

wir mussten ihn dem Hundefänger abkaufen - für einen Dollar !

(Tusch, Lacher)

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Meine Damen und Herren unser Banjo-Boy, Art 'Für-ne-Gitarre-

hats-nicht-gereicht' Fineman! (Tusch, Lacher) Er lernt jetzt

Kontrabass, weil man sich dahinter besser verstecken kann ...

23Brockwitz (laut): Mimi, bring mir doch bitte mal die große Hypnosescheibe.

24Mimi: Klar, Onkel Simon. Metzenbaum- oder Duchamp-Muster?

25Brockwitz: Die Schachtel im Koffer.

26Mimi: Kommt sofort. (entfernt sich und trällert) Oh I can't stand - I've

got ants in my pants ...

27Art: Wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, Dr. Brockwitz. Ihre

Nichte ist ja ein wahrer Sonnenschein, haha ... (Räuspern)

28Brockwitz: (Surren, Theremin) Atmen Sie langsam und regelmäßig .... ein

und aus ... ein und aus ... Fokussieren Sie das Zentrum der

Scheibe. Spüren Sie, wie sich die Entspannung in Ihrem ganzen

Körper ausbreitet. Sie fühlen ein tiefes Einverstandensein mit

einem Stundentarif von 55 Dollar.

29Brockwitz: (Schreibmaschine) Art Fineman litt an einer seltsamen

Anomalie: Immer wenn er sich besonders schämte, wurde er

buchstäblich unsichtbar.

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30Brockwitz: (Surren, Theremin) Sie sind stolz darauf, dass Sie den Mut

gefasst haben, die Hilfe eines Fachmanns in Anspruch zu

nehmen.

31Brockwitz: (Schreibmaschine) Im staubigen Zwielicht der Praxis erschienen

die Umrisse eines rundlichen Mannes in einem zu kleinen

Anzug. Das Einzige, was den Eindruck von einem Häufchen

Elend ein wenig zerstreute, war sein entrücktes Lächeln.

(Schreibmaschine) Plötzlich begann er, wild mit den Armen

herumzufuchteln.

32Art: (spielt imaginär Schlagzeug)

Badam-badumm ba-tsching … Ba-da Bang Bumm

(Surren, Theremin)

33Brockwitz: Das hört sich gut an!

34Art: (hypnotisiert) Ich will Schlagzeug spielen!

35Brockwitz: Ja, das ist ein guter Einstieg. (Schreibmaschine) Schon als

kleiner Junge hatte Art Fineman den Eindruck, dass das

Schicksal sich gegen ihn verschworen hatte…

36Art: (hypnotisiert) Schlagzeug spielen!

(Rückblenden mit Hall-Effekt)

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37Lehrerin: Nein, Artie dafür bist du zu schwächlich, das Schlagzeug spielt

Bruno Klotzky. (Chaos-Solo) Du nimmst das Banjo, da ist doch

auch eine Trommel dran.

38Art / Junge: Ist gut, Mrs. Wilson.

39Brockwitz: Als Artie 9 Jahre alt war, brannte seine Mutter mit dem

Drummer der Kansas-City-Slickers durch. (Drum-Solo) Sein

Vater, ein Geräuschemacher beim Stummfilm, stürzte sich

daraufhin vom Dach des Morrison Hotels. (Cartoon-Glissando,

Trauermarsch) Das Waisenkind kam in die Obhut der

Heilsarmee.

(Marschkapelle)

40Frau (laut): Kinder: Die Kesselpauken werden auf Hochglanz poliert!

(wohlwollend) Du nicht Artie. Du darfst unser Banjo mit einer

neuen Kuhhaut bespannen, du kleiner Racker.

41Art / Junge: (seufzt) Ist gut, Mrs. Watson.

42Brockwitz: Im Alter von 12 Jahren verließ der Junge das Waisenhaus und

trampte von Küste zu Küste.

(Schienen-Klackern)

43Hobo 1: Hey Banjo-Boy, zeig mal was du drauf hast.

(Mundharmonika, Banjo)

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44Hobo 2: You know I hobo'd, hobo'd, ... hobo'd a long, long way from

home, oh Lord.

(Lagerfeuer, Hundebellen)

45Hobo 1: Hey habt ihr das gehört?

46Hobo 2: Schätze, da läuft unser Abendessen!

47Hund: He Leute, auf ein Wort ....

48Art: Wartet mal, der Hund hat was gesagt!

49Hobo 2: Quatsch keine Opern, Artie. (Springmesser)

50Hobo 1: Der Hunger spielt dir einen Streich.

51Hund: Weh mir!

(Hundejaulen, Banjo-Überleitung, Braten brutzelt)

52Hobo 2: Aah, das tat gut! (rülps)

53Hobo 1: Mann bin ich vollgefressen!

54Zirkusdirektor: (Schritte auf Kies) Porco dio! Ihr Idioten habt 'Fantastini'

aufgegesse ... unsere sprechende Pudel!

55Hobo 2: Das war die Idee von dem Banjo-Boy.

56Zirkusdirektor: Dafur musse du bezahle, stupido barbone!

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57Brockwitz: In diesem Moment wäre Art am liebsten verschwunden. Er

wurde so blass, dass er kaum noch von seiner Umgebung zu

unterscheiden war. (Glissando)

58Zirkusdirektor: Eya, magnifico! Wie mache du das?

59Art: Ich weiß auch nicht, das passiert mir manchmal.

60Brockwitz: So landete Art beim Wanderzirkus. Der Direktor fand bald

heraus, dass Arts unstabile Sichtbarkeit mit seinem

Schamgefühl korrelierte. Der gewitzte Zirkusmann schickte ihn

in Unterhosen in die Manege. Art wurde zum unsichtbaren

Sidekick des Clowns Chico.

61Zirkusdirektor: (Tusch) Meine Damen und Herren! Sehr vereehrte Publikum!

Und nun eine Weltsensation, es ist keine Fata Morgana, es ist

keine Halluzination - es ist: Chico der Clown mit seine

schwebende Banjo!

(Glissando, Banjo, Kazoo, Cartoon-Sounds, Ausrufe der Verblüffung, Lacher)

62Brockwitz: Die nächsten 5 Jahre blieb Art beim Zirkus. Besonders wohl

fühlte er sich in Gegenwart der weiblichen Artisten, und hier war

es das Pony-Girl Rosita, (Ross-Schnauben, Zirkus-Musik) das

seine Hormone auf Trab brachte. Rosita wurde jedoch von dem

Drummer Heinz Kroppke reklamiert, welcher die

Raubtiernummern dramaturgisch begleitete.

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(Snare-Wirbel, Löwe brüllt, Tusch)

63Kroppke: Verpiss dich, Fineman.

64Brockwitz: Art zog weiter nach Louisiana und ergatterte eine Anstellung bei

'Fletcher Jones and the Southern Fruitcakes', nachdem deren

Banjo-Spieler von einem Whisky-Laster überfahren worden war.

(Papa Charlie Jackson singt zum Banjo: "Skoodle Um Skoo…"

Reifenquietschen, Crash)

Die Fruitcakes waren eine Truppe von virtuosen schwarzen

Jazzmusikern, die sich weiß schminkten und vor weißem

Publikum Witze über Schwarze rissen.

65Bandmitglied: Hört mal, ein Neger, ein Ku-Klux-Klan-Chef und ein

Bademeister treffen sich in der Geisterbahn ...

66Brockwitz: Während der ausgedehnten Tourneen hatte Art Mühe, sich der

Avancen des Drummers Big Bill Crazy-Eye zu erwehren.

67Big Bill: Sei nicht so schüchtern. (Luft-Schmatzer) Komm zieh das

Bananen-Röckchen an, das Papa dir gekauft hat. (Gerumpel,

Glissando)

68Brockwitz: Schließlich strandete Fineman in Chicago und schlug sich mit

Engagements in wechselnden Jazz-Bands durch. Er tauchte ein

ins brodelnde Nachtleben.

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(Swing-Jazz, Polizeisirenen, Maschinengewehrsalven, Banyo)

(Schreibmaschine, Tür, Schritte)

69Mimi: Onkel Simon, ich mach Schluss für heute. Hab noch 'ne

Verabredung.

70Brockwitz: Aber treib's nicht zu bunt, mein kleiner Schmetterling.

71Mimi: Keine Sorge, Brenda und Rosie sind doch dabei.

72Brockwitz: Wo waren wir stehen geblieben? Mr Kleinman, wie würden Sie

Ihr Verhältnis zu Frauen beschreiben?

73Art: (hypnotisiert) In dem Jazz-Club, in dem ich spiele, gibt es diese

Kellnerin. Ich habe mir schon oft vorgenommen sie

anzusprechen.

(Mimi singt beim Rausgehen: "I can't stand - I've got ants in my pants ..")

Sie hat so schöne blonde Locken und duftet nach Zimt und

Vanille.

(Schritte, Tür, Surren, Theremin)

74Brockwitz: Wie ist ihr Name?

75Art: Lilian, Lilian Ludowitz.

76Brockwitz: Fahren Sie fort! Was sehen Sie?

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77Art: Ich sehe eine regennasse Straße und ein Gebäude mit einer

Feuerleiter.

(Schreibmaschine)

78Brockwitz: Art spielte in den Taxi-Dance Halls, wo sich die Mädchen für 10

Cent pro Tanz den einsamen Herren anboten. (Swing) Eines

nachts während einer Zigarettenpause trat Lily ... hm ...

Lukovich in sein Leben …

79Kunde: Jetzt hab dich nich so, Puppe.

80Lily: Du besoffener Dreckskerl! (Ohrfeige)

81Kunde: Verstehe, du willst es auf die harte Tour. (schlägt sie)

82Lily: Du Hurensohn...! (Metalltür im Hintergrund)

83Art: He, lassen Sie die Finger von der Dame!

84Kunde: Schieb ab, du Würstchen! (Ohrfeige)

85Lily: Argh, Du Schwein! (Tritt)

86Art: Ich sagte Finger weg! (Gerangel, Stoffreißen)

87Kunde: Verpiss dich!

(Punch, Art fällt stöhnend zu Boden)

So, jetzt zu dir, Schlampe.

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(Packt sie... Pistolenschuss, Kunde fällt stöhnend zu Boden)

88Lily: (etwas zu gelassen) O Gott, was hab ich getan?

89Art: (nasal) Aua, meine Nase.

90Lily: Geht's Ihnen gut?

91Art: Sie...? Sie haben ihn erschossen ...?! Wir müssen die Polizei

rufen!

92Lily: Sind Sie bescheuert? Wir müssen die Leiche wegschaffen!

93Art: Aber ich meine ...

94Lily: Oder wollen Sie auf dem Stuhl landen?

95Art: Wieso denn ich?

96Lily: Jetzt kommen Sie schon!

(Banjo, Cartoon-Sound, Leiche wird ins Wasser geworfen)

97Brockwitz: (Schreibmaschine) Das Mondlicht strich besänftigend über die

sich weitenden Wellenringe. Eine Löffelente zog ihre Bahn

zwischen zwei Brückenpfeilern und glitt geschmeidig in die

Dunkelheit.

98Lily: (sexy) Mein Name ist übrigens Lily.

99Art: Ich heiße Art. Art Fineman.

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100Lily: Danke für deine Hilfe, Artie.

(Küsschen, Glissando)

Artie?! Aber das ist doch kein Grund, gleich blass zu werden.

Komm doch mal her!

(Küsse)

101Brockwitz: (Schreibmaschine) Das Funkeln in ihren Augen traf ihn wie ein

Magnesium-Blitz. Ihr Lächeln war Balsam für die Wunden

entbehrungsreicher Jahre. Nachts spielte Art in verschiedenen

Nachtclubs. Lily tanzte und nahm Unterricht; sie träumte von

einer Karriere als Sängerin. Für Art war es die beste Zeit seines

Lebens. Bis eines Tages dunkle Wolken aufzogen …

102Brockwitz: (Surren, Theremin) Atmen Sie langsam ... ein und aus ...

fokussieren Sie die Scheibe.

103Art: Ich hatte das Gefühl, dass nichts uns auseinanderbringen

konnte. Aber der Club-Besitzer hatte es auf sie abgesehen.

Dieser Mistkerl hat seine Machtposition ausgenutzt.

104Brockwitz: Der Nachtclub-Besitzer? Wie ist sein Name?

105Art: Daniel Kulanski. Ich muss ihm endlich die Meinung sagen!

106Brockwitz: Sehr gut, wenn Sie Ihren ödipalen Konflikt verbal ausagieren -

doch erzählen Sie mir mehr von diesem Kulanski.

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107Art: Er denkt, alle sind käuflich …

108Brockwitz: (Schreibmaschine): Dan … hm … Kulanski war ein untersetzter

Mann in einem zu großen Anzug. Ein nervöses Zucken

umspielte seine Mundwinkel, während die unsteten Augen ...

mit einem Ausdruck ungläubiger Verärgerung zwischen dem,

was sie sahen, und einem inneren Bild hin- und herzuwandern

schienen. - Ja, das ist gut!

109Art: ... dieser Verbrecher!

110Brockwitz: Kulanski wurde als Sohn eines polnischen Schnapsbrenners

und einer russischen Metzgerin in Chicago geboren. Dank der

Prohibition stieg sein Vater nach und nach zum größten

Alkoholschmuggler der South-Side auf. Dan fiel es schwer, in

die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Wie viele Psychopathen

kämpfte er zeitlebens um die paternale Anerkennung.

(Gangster Runde)

111Dans Vater: ... und dann sagt der Pinguin: "Der Croupier ist meine Tante."

(lautes Männergelächter)

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112Dan/Junge: Papa, ich weiß auch einen guten Witz: Ein Auftragskiller zum

anderen: Wenn ich mich bloß erinnern könnte, wen ich

erschießen soll. Sagt der andere: Und wieso bist du als

Brötchen verkleidet? Darauf der erste: Jetzt weiß ich wieder: Es

war der Bäcker!

(Schweigen)

113Dans Vater: Danny ... geh bitte zu deiner Mutter und sag ihr, sie soll dich für

den Rest des Tages in die Pansenkammer einsperren!

114Brockwitz: Mit seinem Taschenmesser brachte Dan sich eine Schnittwunde

unter dem linken Auge bei - just an der Stelle, wo sein Vater

eine Narbe trug. Bald darauf ereilte Dans Vater eine rätselhafte

Krankheit, die ihn im Verlauf eines Jahres dahinraffen sollte…

(Im Spital, Husten, Röcheln)

115Dans Vater: Dan, hör gut zu, du musst die Geschäfte weiterführen. Doch

bevor ich gehe, mein Junge, bring mich einmal zum Lachen. Ein

einziges Mal in meinem Leben!

116Dan/Junge: Ok, Dad. Also, Erika und Susi wollen im Nachbargarten heimlich

Erdbeeren stibitzen…

117Dans Vater: Oh, nein ....

118Dan/Junge: Da bemerkt die Nachbarin etwas und ruft: Wer ist denn da?!

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119Dans Vater: Bitte hör auf!

120Dan/Junge: Susi versucht sie zu täuschen und ruft: Miau!

(Vater stöhnt)

121Brockwitz: In diesem Moment fiel Dans Vater der linke Arm ab. (Plumps)

122Dan/Junge: Dad, O Gott, warte! Jetzt kommt doch erst die Pointe: Erika will

helfen und ruft: Hier ist sonst nur noch eine zweite Katze!

(Schweigen)

123Dans Vater: (röchelnd) Dan ... du bringst es einfach nicht.

124Brockwitz: Daraufhin fiel Dans Vater der Kopf ab. (Klonk)

125Dan/Junge: (weinend) ... aber Dad, eine Katze kann doch gar nicht

sprechen, verstehst du? Dad!?

126Brockwitz: In den folgenden Jahren entwickelte Dan Kulanski eine krasse

Abneigung gegen jede Form von Humor - sofern er nicht selbst

deren Urheber war …

(Straße)

127Junge: ... und dann sagt der Pinguin zum Polizisten: "Wieso, ich hab

doch gehupt!

128Mädchen: Oh Charly, das war ja total süß!

129Dan/Junge: Das war gequirlte Hühnerscheiße, du Penner! (Schläge)

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130Junge: Aua…

131Mädchen: Oh Dan, du bist ja so stark!

132Dan: Lass uns 'n paar Katzen aufschlitzen. (Springmesser, Miau)

133Brockwitz: Katzen blieben nicht die einzigen Opfer, die seinen Weg vom

Kind zum Mann pflasterten. Dan erweckte erfolgreich den

Eindruck, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war.

134Wirt: Soso, du bist also der Sohn vom alten Kulanski, was? Und du

glaubst, dass ich dir Grünschnabel zehn Riesen für das

bisschen Fusel zahle?! Das kannst du vergess ... (Schläge)

Aua, schon gut ... argh ... (Schläge)

135Brockwitz: Dan expandierte; er rekrutierte neue Mitarbeiter, die seinen

Aufstieg zum Nachtclubbesitzer unterstützten.

136Stan (Gorilla 1): He Freundchen, was steht'n da auf dem Schild?

137Geschäftsführer: (mit Akzent) 'Le Chat Noir' das ist französisch…

138Fred (Gorilla 2): ... und was soll das heißen?

139Geschäftsführer: Die schwarze Katze.

140Stan: Der Laden heißt ab jetzt 'Golden Flamingo' und gehört Mr.

Kulanski!

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141Geschäftsführer: Was? Aber .... (Revolver spannen) Bien sûr Monsieur!

Selbstverständlich!

142Brockwitz: In der South-Side von Chicago konnte keine Wurstbude mehr

aufmachen ohne Dans Erlaubnis.

143Stan: Hey Boss, die Bullen sind hier wegen dem Typ, der aus dem

Fenster gefallen ist.

144Dan: Sag ihnen, es war ein Unfall.

145Stan: Grüße an Chief Montgomery?

146Dan: Von mir aus. Und jetzt mach die Tür zu.

(Tür)

147Brockwitz: Als der Thron in Chicagos Unterwelt vakant wurde, gehörte Dan

zu den Favoriten.

(Wochenschau, Crime-Musik)

148Sprecher: (markant) Der entfesselte Machtkampf in Chicagos Unterwelt

hat erneut blutige Opfer gefordert. "Lucky T." der kleine Bruder

des Clan-Chefs Toni Costello sowie vier seiner Leibwächter

starben letzten Freitag beim Verlassen eines Lokals im

Kugelhagel, als unbekannte Mörder das Feuer aus einem

vorbeifahrenden Wagen eröffneten. (MPs, Polizeisirenen)

Polizeibeamte beim Vermessen der Einschusslöcher. (Murmeln)

20

Polizeichef Montgomery dementierte Gerüchte über die

Verstrickung eines lokalen Gangsterbosses.

149Chief Montgomery: Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass Mr. Kulanski für

diese ruchlosen Verbrechen verantwortlich ist.

150Sprecher: Die Serie von mysteriösen Morden an Komikern, die seit

Wochen Chicago erschüttert, reißt nicht ab: Skinny Pete, der

berühmte Goldfisch-Gurgler auf dem Einrad, ist das jüngste

Opfer.

(Zirkus-Musik)

151Skinny Pete: (gurgelnd) Hört mal, eine Sprotte und ein Gnu verabreden sich

zum Stepptanz .... (Lacher)

152Sprecher: Der beliebte Entertainer wurde vergangenen Sonntag mit einem

Betongewicht an den Füßen im Chicago River gefunden.

(Wochenschau-Ende)

(Swing-Überleitung, Nachtclub-Atmo)

153Geschäftsführer: (mit Akzent) Mr. Kulanski! Welche Freude, dass Sie uns mal

wieder beehren!

154Dan: Lass mal die Pralinen stecken, Max.

155Geschäftsführer: (Händeklatschen) Den besten Tisch für Mr. Kulanski!

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156Dan: Der Laden brummt ja nicht übel ....

157Geschäftsführer: Absolut Mr. Kulanski, die Nullen stehen an der richtigen Stelle,

hehe ... kein Wunder bei dem Spitzenprogramm - der Broadway

gibt sich im 'Golden Flamingo' die Klinke in die Hand.

158Dan: Tatsächlich…

159Geschäftsführer: Heute Abend haben wir die Bouncin' Daddies auf der Bühne, die

Jungs sind der Knaller.

160Dan: Ok Max, dann lass mal 'ne Pulle Schampus anrollen, aber nicht

von der Nutten-Brause.

161Geschäftsführer: Sehr gern, Monsieur. Kulanski.

162Dan: Und drei Bourbon zum Runterspülen!

163Geschäftsführer: Sofort, Monsieur Kulanski.

164Dan: Passt auf: Ein Känguru, ein Boxer und ein Vermögensberater

treffen sich im Casino …

165Fred: Höhöhö, im Casino ....

166Bandleader 2: (Schritte) Hey Artie, du hast ja Nerven, sitzt hier rum und

erzählst Witze. In fünf Minuten will ich dich auf der Bühne

sehen!

167Dan: Was will der Clown?

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168Stan: Mach'n Abflug, Mr. K. ist beschäftigt.

169Bandleader 2: ... Ist der Anzug nicht 'ne Nummer zu groß, Banjo-Boy?

170Dan: Wenn ich nicht wüsste, dass du mich verwechselst, wärst du

Fischfutter.

171Fred: Ausknipsen, Boss?

172Dan: Nein, heute wird nicht mehr gearbeitet.

173Bandleader 2: Fineman macht einen auf Wiseguy, der kommt gut!

174Fred: Zieh Leine!

175Bandleader 2: (geht) Denk dran, dass wir die Playlist geändert haben ... (von

Weitem)... und nicht ohne Banjo nach Alabama reiten!

(im Hintergrund)

176Geschäftsführer: (zischt) Tu es fou? Das ist Monsieur Kulanski, der Besitzer. Setz

deine Brille auf, Schwachkopf!

177Bandleader 2: Ach du dickes Ei .. der sieht Artie aber verdammt ähnlich...

(im Vordergrund)

178Dan: Jetzt hab ich die Scheiß-Pointe vergessen.

179Fred: Hast du kapiert, was der wollte?

180Stan: Is nich wichtig.

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(Swing, Drum-Solo, Steptanz-Einlage)

181Dan: Eins steht fest, diese Nigger haben den Rhythmus mit der

Affenpisse aufgesogen.

(Burlesque-Swing, Drumsolo)

182Geschäftsführer: (Champagnerkorken, Gläser) Et voilà Messieurs.

183Dan: Hey Max, wer ist denn der rote Teufel da auf der Rampe?

184Geschäftsführer: Oh, das ist das Mädchen von Artie, unserem Banjo-Spieler.

185Dan: Mal ehrlich Leute, ich krieg meine Rübe da nich' drumgewickelt:

Was will eine First-Class-Schnalle wie die von so 'ner Banjo-

Niete?

186Fred: Vielleicht isses, weil der Kerl Ihnen irgendwie ähnlich sieht,

Boss.

(Musik, Applaus)

(in der Garderobe: Mimi (Lily) singt: "I've got antz in my pants … ", dumpfe Musik von

außen, Tür-auf)

187Fred: He Schätzchen!

188Lily: Schonmal was von Anklopfen gehört?

(Tür-zu)

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189Fred: Mr. Kulanski möchte dich gern auf ein Gläschen Champagner

einladen.

190Lily: Uh, Mr. Kulanski, was? Da kann ich wohl schlecht 'Nein' sagen.

(Musik)

191Dan: ... und dann sagt der Pinguin: "Der Croupier ist meine

Schwester."

192Lily: … seine Schwester?

193Dan: Ach... vergiss es! - Pass auf Lily, ich kenne da diesen

Plattenboss in Kansas City, der hat Ella Holiday unter Vertrag!

Was hältst du davon, wenn wir dem mal einen kleinen Besuch

abstatten, und du singst ihm was vor, mit deiner

Nachtigallenstimme?

194Lily: OK, aber Sie wissen schon was passiert, wenn man mir den

kleinen Finger reicht, Dan?

195Dan: Kein Problem, ich steh auf Bräute, die wissen, was sie wollen.

196Lily: Na dann: Cin Cin!

197Dan: Prost Lily. (Gläser)

(Lily singt schräg im Studio "There'll be some changes made")

198Dan: Die Kleine ist doch spitze, oder?

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199Plattenboss: Hör mal Dan, wir können das machen, aber das wird dich 'ne

Stange kosten ....

200Dan: Na und? Mein Goldkehlchen holt die Kohle ruckzuck wieder

rein!

("There'll be some changes made" geht über in Radio-Akustik)

(Apartment, Ventilator)

201Art: Muss das denn sein, Lily? Ich meine, du kennst diesen Kulanski

doch gar nicht, und nach allem was man hört, ist das ein

ziemlich übler Kerl, ein Verbrecher!

202Lily: Aber er hat Macht und Einfluss, er kann uns hier rausholen! Wir

müssen sein Spiel nur eine Zeitlang mitspielen.

203Art: Es macht mich aber wütend, wenn er dich dauernd begrapscht

und mit seinen Blicken auszieht.

204Lily: Ich mach das doch nur für uns, Darling. Sei nicht eifersüchtig!

205Art: Also mir wäre es lieber, wenn du dich erstmal nicht mehr mit

ihm triffst.

206Lily: Wir reden später, ich muss los.

207Art: Wo willst du denn hin?

208Lily: Das willst du gar nicht wissen.

26

209Art: Bitte geh nicht!

210Lily: (kühl) Finde dich damit ab, Artie: Das ist unsere Chance, und

die lass ich mir von niemandem kaputtmachen! (Tür)

211Art: (weinerlich-wütend) Dieser verdammte Mistkerl!

(Surren, Theremin)

212Brockwitz: Sie müssen Ihrer Wut ins Auge sehen.

213Art: … ich hacke ihn in Stücke, und dann verfüttere ich die blutigen

Fetzen an räudige Straßenköter.

214Brockwitz: Und nun bändigen Sie Ihren Todestrieb und überlegen, was Sie

wirklich tun können!

215Art: Ich werde diesen Schurken zur Rede stellen.

216Brockwitz: Sehr gut, und was wollen Sie ihm sagen, Art?

217Art: Lassen Sie die Finger von dem Mädchen, Kulanski! Merken Sie

sich das!

218Brockwitz: Sehr gut, Art, fahren Sie fort!

219Art: Sonst werden Sie mich kennenlernen! Der neue Art Kleinman

lässt sich nicht mehr herumschubsen. Jetzt ist meine Zeit

gekommen!

27

220Brockwitz: (Schreibmaschine) In diesem Moment -beflügelt vom erwachten

Selbstbewusstsein - sprang Art Fineman plötzlich auf, tänzelte

in die Luft und schwebte mit den Füßen tastend einige

Zentimeter über dem Fußboden.- Hatte ihn die Heilung vom

Stigma seiner Unsichtbarkeit nahtlos in die Arme der

Schwerelosigkeit getrieben?

(Barhocker fällt um, Nachtclub-Atmo)

221Art: (betrunken) Los, jetzt mach mir noch'n Gin-Tonic, Sniggles.

Komm schon, Sniggles.

222Sniggles: Na gut, der allerletzte . .. aber dann gehst du nach Hause!

223Art: Sniggles, du bist der Beste.

(Wochenschau, Crime-Musik)

224Sprecher: Der Machtkampf in Chicagos Unterwelt weitet sich aus. Vom

Inferno der Gewalt erfasst wurde letzte Woche eine

Spezialeinheit der Chicago Crime Commission. Die Agenten

durchsuchten eine Lagerhalle der South-Side-Gang und tappten

dabei in eine tödliche Bomben-Falle. (Feuerwehrsirenen)

Feuerwehrleute beim Vermessen des Explosionskraters.

(Murmeln)

28

Polizeichef Montgomery stellte in Abrede, dass der

Gangsterboss Dan Kulanski an den Verbrechen beteiligt sein

könnte.

225Chief Montgomery: Wir vermuten das Kansas-City-Outfit hinter den Bluttaten.

226Sprecher: Die Serie von mysteriösen Morden an Komikern geht weiter.

Jüngstes Opfer wurde der pfeifende Clown Mr. Flabbergast.

227Mr. Flabbergast: Meine Damen und Herren! (Flabbergast pfeift, Lacher) Ich

werde nun die Hamsterkanone laden (Trommelwirbel) ...und

damit das Nilpferd auf dem Kopf meines Assistenten

niederstrecken.

(Nilpferd-Schnauben, Kanone, Hamsterquietschen, Lacher)

228Sprecher: Der beliebte Komiker wurde letzte Woche im Terrarium des

Lincoln Park Zoos gefunden. Aus dem klaffenden Maul der

Riesenschlange ragten nur noch die gestreiften Pantoffeln des

Clowns. (Zoo)

Zoologen beim Vermessen des Schlundwinkels. (Murmeln)

(Wochenschau-Ende)

(Im Hinterzimmer einer Bar)

229Luigi: ... ja, genau, mit dem Kansas-City-Express.

29

230Dan: Sehr weise von dir, dass du dein Wissen mit uns teilst. Stan

kann nämlich sehr ungemütlich werden.

231Luigi: Schon gut, ich weiß, wann ich am Arsch bin.

232Dan: Und nun kommt die Überraschung: Ich lass dich laufen, wenn

du uns einen guten Witz erzählst!

233Luigi: Ok .... ein Truckfahrer zum anderen: Gibt es 1,60 Meter große

Pinguine?

Nicht, dass ich wüsste, sagt der andere. Mist, dann hab ich

eben ne Nonne überfahren!

234Stan / Fred: Hö Hö Hö ...

235Dan: (2 Schalldämpferschüsse) Kommst dir wohl sehr witzig vor!

(Luigi fällt zu Boden)

Ich wusste, dass Costello was im Schilde führt, dieser elende

Makkaroni-Fresser, glaubt der im Ernst, dass ich ihm ins Messer

laufe? Ich werde auf das Grab dieses Bastards pissen.

236Fred: Und falls wir ihn in den Fluss schmeißen, könnte man ja ins

Wasser ...

237Dan: Der Hurensohn muss noch vor der Kansas-City-Konferenz

geclipt werden.

30

238Stan: Wir studieren seine Gewohnheiten…

239Joe: Hab gehört, er ist Stammgast im La Spezia.

240Stan: Der Barkeeper steht auf unserer Gehaltsliste.

241Dan: Was schlägst du vor, Stan?

242Stan: Der Keeper wird plötzlich erkranken, ich ersetze ihn und mixe

unserem Freund einen Salzsäure-Martini.

243Dan: ...die Nummer ist verbrannt, seit du Bow Tie den Arsen-Flip

serviert hast.

244Joe: Wir dichten sein Schlafzimmer ab und pumpen die Luft raus.

245Fred: Das is alles zu kompliziert, wir sprengen sein Haus in die Luft.

246Dan: Ihr Idioten schießt mit Kanonen auf Katzen.

247Joe: Höhö, das ist gut: mit Kanonen auf Katzen - statt Spatzen.

(kurze Stille)

Hahaha, das is ja so als ob man sagt: Wer im Glashaus sitzt,

soll nich mit Schweinen werfen.

(2 Schalldämpferschüsse, Joe fällt zu Boden)

248Dan: Danke für die Lektion, mein Freund.

31

249Brockwitz: Dan Kulanski und Toni Costello führten seit Jahren einen

gnadenlosen Krieg um die Vorherrschaft in der Hauptstadt des

Verbrechens.

Beide Seiten wollten vor dem Treffen des nationalen Gangster-

Syndikats eine endgültige Entscheidung herbeiführen. Costello

plante, bereits während der Zugfahrt zu dem bevorstehenden

Meeting in Kansas-City zuzuschlagen.

(Fliege summt)

Im verrauchten Hinterzimmer des Nachtclubs seilte sich eine

Spinne langsam von der Decke ab.

(Fliege zappelt im Netz)

250Dan: Er darf nicht merken, dass wir Bescheid wissen. Wir müssen

Costellos Leute- ....

251Art: (betrunken) Lassen Sie mich los! (Tür)

252Fred: He Boss, dieses Würstchen is hier rumgeschlichen.

253Dan: Ich hoffe für dich, du hast einen guten Grund, uns zu stören.

254Art: Ich will, dass Sie Ihre dreckigen Finger von meinem Mädchen

lassen.

255Dan: Welches Mädchen?

32

256Art: Lily Lukovich Sie ... Mistkerl.

257Dan: Ach, der Bongo-Trottel.

258Joe: (röchelnd) Ich dachte .... er spielt Banjo.

( ....3 Schalldämpferschüsse)

259Dan: Hör mal Banjo-Boy, is nich meine Schuld, wenn du es deiner

Schnalle nicht richtig besorgst ....

260Fred: Hö Hö ...

261Art: Das werden Sie bereuen Mr. Kulanski!

262Stan: Was sollen wir mit ihm machen, Boss?

263Fred: (freudig) Spezialbehandlung?

264Dan: Nein, mir kommt da eine Idee, verpasst ihm einen Denkzettel

und dann lasst ihn laufen … (Gerangel)

265Art: Ihr Schweine ...

(Schlag, Stöhnen, Art fällt zu Boden)

266Dan: Aber ramponiert ihm nicht die Visage!

33

267Brockwitz: Der Gangster widerstand dem Impuls, Fineman aus dem Weg

zu räumen, da die Ähnlichkeiten seiner eigenen Physiognomie

mit derjenigen des Banjospielers die Umrisse eines Planes vor

seinem geistigen Auge entstehen ließen.

(Schreibmaschine) Eine Motte flog in das Zentrum einer

Kerzenflamme und verpuffte mit leisem Zischen. (Zischen)

(Autofahrt / Kofferraum Innen, währenddessen: Art kommt zu sich, stöhnt)

268Art: (nah) Au, mein Kopf. Diese Schweine ...

269Stan: (dumpf) ... und dann werden wir ihn im Schlafwagen betäuben.

270Fred: Aber eins hab ich nicht verstanden. Wie will der Boss denn

Costello erledigen, nachdem er selbst erschossen wurde …

271Stan: Der Boss wird nicht erschossen, Schwachkopf; der Banjo-Heini

frisst das Blei.

272Fred: Ach so.

273Stan: Deshalb sollen wir ihm auch nicht die Fresse polieren.

274Fred: Wieso soll'n wir ihn in Watte packen, wenn die Makkaronis ihn

eh wegpusten?

(Auto hält, Türen auf / zu)

275Stan: Tu was man dir sagt, dann gibts kein Problem.

34

(Kofferraum auf)

276Stan: So Kleiner, Endstation Mülldeponie.

277Fred: Alles aussteigen.

278Art: Was habt ihr mit mir vor?

279Stan: Wir wollen dir ein paar Manieren beibringen.

(Schlag, Crash-Becken, Drum-Solo-Beat-up)

280Art: Aua, Arg! Uaah! Ouch!

281Fred: Du wirst Mr. Kulanski nicht mehr belästigen, verstanden?!

282Stan: Denk dran, nich in die Fresse.

283Art: Ouch, Arghl!

(Drum-Solo, musikalische Überleitung: sanfter Bläsersatz)

284Brockwitz: (Schreibmaschine) Tautropfen glitzerten in den Schnurrhaaren

zweier Beutelratten, die ihre Köpfe im Schein der aufgehenden

Sonne aus einem hohlen Kürbis reckten.

ENDE TEIL 1

... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...

35

ANFANG TEIL 2 (RÜCKBLICK)

285Brockwitz: Mein Name ist Simon Brockwitz. Es war das Jahr 1930. Meine

Praxis für tiefenpsychologische Behandlungen lief nicht gut,

deshalb mischte ich die Erlebnisse meiner Patienten mit

eigenen Ideen und strickte daraus 10-Cent-Romane.

Einer meiner Patienten war Art Kleinman, ein krankhaft

schüchterner Musiker.

286Art: Es ist mir so peinlich, aber ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.

287Brockwitz: (Surren, Theremin) Atmen Sie langsam und regelmäßig ... ein

und aus ... Fokussieren Sie das Zentrum der Hypnosescheibe.

288Art: (hypnotisiert) Ich will Schlagzeug spielen! Badam-badumm ba-

tsching … Ba-da Bang Bumm

289Brockwitz: (Schreibmaschine)

Doch Art zwang man als Kind das Banjo auf ... (trauriges Banjo-

Pling) und die Liebe zum Schlagzeug verwandelte sich in Hass,

als seine Mutter mit dem Drummer der Kansas-City-Slickers

durchbrannte. (Drum-Solo) Sein Vater, ein Geräuschemacher

beim Stummfilm, stürzte sich daraufhin vom Dach des Morrison

Hotels. (Cartoon-Glissando, Banjo-Trauer Marsch) Vom Leben

gebeutelt, reiste Art durchs Land und verdingte sich in

36

Swingbands. In Chicago verliebte er sich in die lebenslustige

Lily Lukovich, die von einer Karriere als Sängerin träumte.

290Lily: Komm doch mal her!

291Brockwitz: Lily tanzte im Nachtclub von Dan Kulanski, einem lokalen

Gangsterboss. Ohnmächtig musste Art mitansehen, wie der

narbengesichtige Verbrecher ihm die Freundin ausspannte.

292Dan: Pass auf Lily, ich kenne da diesen Plattenboss in Kansas City.

293Lily: Sie wissen schon was passiert, wenn man mir den kleinen

Finger reicht, Dan?

294Brockwitz: In Chicagos Unterwelt tobte ein Krieg um die Vorherrschaft.

(MG-Salven) Der Mafia-Boss Toni Costello plante, seinen

Rivalen Dan Kulanski während einer Zugfahrt nach Kansas-City

ermorden zu lassen. Dieser hatte jedoch davon Wind

bekommen und schmiedete einen Gegenplan, bei dem er den

ihm äußerlich ähnlichen Banjo-Spieler benutzen wollte.

295Dan: Aber ramponiert mir nicht seine Visage!

(Autofahrt)

296Fred: Aber eins hab ich nicht verstanden, wie will der Boss denn

Costello erledigen, nachdem er selbst erschossen wurde…

37

297Stan: Der Boss wird nicht erschossen, Schwachkopf; der Banjo-Heini

frisst das Blei.

298Brockwitz: Art wird von den Kulanski-Schergen Stan und Fred verprügelt.

Doch zuvor erfährt er, dass er in noch weit größerem Ausmaß

zum Opferlamm gemacht werden soll ....

(RÜCKBLICK ENDE)

(Tür auf, Schritte)

299Lily: Sag mal Artie, in welcher Gosse hast du dich denn gewälzt?

300Art: Hatte 'n Unfall.

301Lily: Du hast ihn zur Rede gestellt, oder?

302Art: Meine Sache.

303Lily: Dummerchen, weißt du denn nicht, wie gefährlich er ist?

304Art: Bald wird sich zeigen, wie gerissen er wirklich ist.

305Lily: Ich weiß zwar nicht, was du vorhast, aber ich will nicht, dass du

meinetwegen dein Leben riskierst.

306Art: Kein Problem Lily, ich hab alles im Griff. Ist Post für mich

gekommen?

307Lily: Hör mal Artie, ich verspreche, dass ich ihn nicht mehr treffe.

38

308Art: Ganz im Gegenteil ...

309Lily: Sobald meine Platte in den Läden ist.

310Art: ... du solltest ihn häufiger treffen!

311Lily: Komm, wir reden später, ich muss zur Probe.

312Art: Klar.

313Lily: Hier ist ein Brief für dich, aus Kansas. Bis später, Sweetie.

(Brieföffnen)

314Plattenboss: Sehr geehrter Mr. Fineman,

unser Label plant im Rahmen der Reihe Oh that Banjo!

Aufnahmen mit virtuosen Vertretern dieses unterschätzten

Instruments. Ihre bemerkenswerte Arbeit bei den Southern

Fruitcakes verfolgen wir seit geraumer Zeit mit großem

Interesse. Wir würden uns freuen, Sie am kommenden

Wochenende zu Vertragsverhandlungen in unserem Hause

begrüßen zu dürfen. Beiliegend eine Fahrkarte für den

Nachtzug nach Kansas City und Ihre Reservierung für das

Excelsior. In Erwartung Ihrer Zusage verbleibe ich mit

freundlichen Grüßen, Emil Krautwein, Brunsphone-Records

(Bahnhof / Zug fährt ab)

315Dan: Scheiß Gedränge. Die Leute fahren zuviel durch die Gegend!

39

316Fred: Wagen 22, hier muss es sein.

317Dan: Wenn dieser Banjo-Trottel in den falschen Zug steigt, leg ich ihn

selber um ...

318Fred: ... fünf ....sechs ...

319Stan: Keine Sorge Boss, ich hab ihn auf dem Bahnsteig gesehen.

320Fred: ... neun. Hier isses.

321Dan: Los rein, er darf uns nicht sehen!

322Fred: Wieso, mit den angeklebten Schnauzbärten kann uns doch

keiner erkennen.

323Stan: Deine dämliche Visage würde ich sogar erkennen, wenn du dich

als Orang-Utan verkleidest.

324Dan: Ich brauch jetzt 'n Bourbon und wäre euch verbunden, wenn ihr

für 'nen Moment die Klappe halten würdet ...

(Schiebetür zu, Musik, Pfiff, dann Schritte im Gang des Zuges, Schiebetür auf und zu,

im Abteil )

325Brockwitz: Der einsame Passagier im Schlafwagenabteil Nummer 6 öffnete

seinen Koffer, zog den Pyjama an, setzte die Gasmaske auf und

legte sich ins Bett. (Atmet durch die Gasmaske)

40

(Zug von außen, Schreibmaschine) Die fahle Sichel des

Mondes stand tief über dem Horizont, während der Zug

unaufhaltsam durch die nachtschwarze Prärie glitt. Ein

Waschbärenjunges reckte ängstlich schnuppernd sein Näschen

aus einer Baumhöhle. Das Rudel der Koyoten schlich lautlos

gegen den Wind. Gier und Tücke blitzte in den Augen der

Räuber.

(Handbohrer)

326Fred: (flüstert) Das Loch ist zu klein.

327Stan: Nee, das muss dicht sein.

328Fred: Ich kriegs aber nich' durch.

329Stan: Lass mich mal … (fummelt) Na also. Dreh den Hahn auf!

(Zischen)

330Fred: Mir is irgendwie schummrig.

331Stan: Du musst den Schlauch über das Röhrchen schieben, du Pfeife.

332Fred: Ok.

333Stan: Gib Gas! (Zischen) Süße Träume, Banjo-Boy.

334Fred: Gute Reise, hö hö ...

335Stan: Das reicht. (Hahn zudrehen) Hier, zieh das Ding auf!

41

336Fred: (dumpf) Und? Wie seh ich aus?

337Stan: (dumpf) Besser als vorher.

338Fred: Ich glaub, da kommt jemand ...

339Stan: Wir hauen ab!

340Fred: Er ist immer noch hinter uns.

341Stan: Irgendwann muss er doch mal sein Scheiß-Abteil erreichen.

342Fred: Ist das nicht der Schaffner da vorne?

343Stan: Scheiße, schnell hier rein!

(Schiebetür auf, Frau schreit entsetzt)

344Stan: Schlafen Sie weiter, das ist nur ein Traum.

(Gas-Zischen, Frau wird ohnmächtig, Schiebetür auf + zu )

345Fred: Ich glaub, die Luft ist rein ...

346Stan: Gut, gehen wir.

(Schritte)

347Stan: Hast du den Anzug vom Boss?

348Fred: Klar.

(Schiebetür auf)

42

349Fred: Scheisse, ich seh nichts.

350Stan: Wo hat der Kerl seine Klamotten?

351Fred: (stößt sich) Aua!

352Stan: Hab sie, lass uns abhauen.

(auf dem Gang, ohne Gasmasken)

353Fred: Ich hab allmählich Kohldampf.

354Stan: Ok, wir haben noch 'ne halbe Stunde bis Galesburg.

355Fred: Das reicht für'n Steak.

356Brockwitz: Der einsame Passagier in Nummer 6 öffnete das Fenster und

setzte die Gasmaske ab. Er zog den bereitliegenden

Nadelstreifenanzug an und den Hut in die Stirn. Dann klebte er

die Narbe auf seine rechte Wange.

357Art: (übt) Aber ramponiert mir nicht seine Visage! (Räuspern,

Gurgeln, Stimme gleicht sich Kulanski an:) Costello darf nicht

merken, dass wir über seinen Plan Bescheid wissen.

358Brockwitz: Er nahm den Schraubenzieher aus dem Koffer und verließ das

Abteil. Vor der Tür löste er die obere Schraube der

Messingnummer. (Pendeln) Dann schlich er drei Türen weiter

43

(Schrauben, Pendeln) wiederholte den Vorgang und schlüpfte

unbemerkt zurück in sein Abteil.

Der nervöse Fahrgast im Schlafwagenabteil Nummer 9 trank

gerade seinen vierten Bourbon, während der Zug in den

Bahnhof von Galesburg einfuhr. Sein suchender Blick hinter der

Gardine blieb an zwei hageren Gestalten mit Aktenkoffern

hängen. Dem Strohfeuer der Erleichterung folgte ein erneutes

Tasten nach dem Revolver in seiner Jackentasche.

(Pfiff, Schritte im Gang des Zuges)

359Carlo: Ma tu parli delle linguine, io parlo delle tagliatelle.

360Übersetzer: (leidenschaftslos) Du redest von dünnen Bandnudeln, aber ich

rede von breiten Bandnudeln.

361Rocco: Ma le linguine non sono cosi larghe.

362Übersetzer: Aber dünne Bandnudeln sind nicht so breit.

363Carlo: Ne parliamo dopo, adesso liquidiamo Kulanski.

364Übersetzer: Lass uns das später besprechen, erledigen wir erstmal

Kulanski.

365Rocco: ... uno, due, tre, quattro, cinque … nove? ma dove cazzo è?

366Übersetzer: Eins, zwei drei vier fünf ... neun? Wo zum Teufel …?

44

367Carlo: Cosa c'è?

368Übersetzer: Was is' los?

369Rocco: Manca il numero sei.

370Übersetzer: Die Sechs fehlt.

371Carlo: ... sette, otto, sei! ecco, qui!

372Übersetzer: Sieben, Acht, Sechs! Hier ist sie!

373Rocco: Che strano …

374Übersetzer: Merkwürdig ...

375Carlo: Stupidi americani non sanno contare.

376Übersetzer: Diese dämlichen Amerikaner können nicht zählen.

(Schiebetür langsam auf)

377Brockwitz: Die beiden Mafiosi öffneten vorsichtig die Schiebetür.

(Quietschen)

378Rocco: Piano!

379Übersetzer: Leise!

380Dan: Was zum ...? (Schalldämpfer-Schüsse) Ihr Hurensöhne! (Laute

Revolverschüsse)

45

381Carlo: Porca Miseria!

382Übersetzer: Verdammter Mist!

383Rocco: Cazzo! (Abteilfenster wird geöffnet)

384Übersetzer: Scheiße!

385Carlo: Sta scappando dal finestrino!

386Übersetzer: Er flüchtet durchs Fenster.

(Toni & Rocco gucken aus dem Fenster, schreien)

387Carlo: Vedi qualcosa?

388Übersetzer: Kannst du was sehen?

389Rocco: Non vedo niente.

390Übersetzer: Ich kann nichts sehen.

391Carlo: Se solo potessi vedere qualcosa.

392Übersetzer: Wenn ich doch nur was sehen könnte.

393Rocco: È spacciato.

394Übersetzer: Der is hinüber.

46

395Brockwitz: Mit einem Hechtsprung durch das Fenster stürzte sich der

getroffene Gangsterboss blutüberströmt aus dem rasenden Zug

in die undurchdringliche Schwärze der Nacht.

(hastige Schritte)

396Fred: Seit wann sind die Makkaronis so pünktlich?

397Stan: Hast du deine Weste an?

398Fred: Ja, ja ...

399Stan: Denk dran: wir lassen sie laufen.

400Fred: Ich seh's zwar nicht ein, aber von mir aus.

(Schalldämpfer-Schüsse)

401Rocco: Occhio!

402Übersetzer: Pass auf!

403Carlo: Tagliamo la corda!

404Übersetzer: Nichts wie weg!

405Passagier: Verflixt und zugenäht, was ist denn hier los?

406Stan: (dumpf) Hier gibt es nichts zu sehen.

(Gas-Zischen, Körper fällt zu Boden)

47

407Brockwitz: Die beiden Auftragsmörder flüchteten ans Ende des Zuges und

koppelten sich mit dem Gepäckwagen ab.

408Rocco: Saluti da Joe Costello, idioti.

409Übersetzer: Grüße von Joe Costello, ihr Deppen!

410Brockwitz: (Schreibmaschine) Wie von unsichtbaren Fäden gezogen

verschwanden die winkenden Sizilianer in der Dunkelheit,

während der Rüssel eines Ameisenbärs sich am Gleisbett

tastend durch das Präriegras schob.

Der einsame Passagier aus Nummer 6 betrat den Gang, drehte

die Abteilnummern zurück in ihre ursprünglichen Positionen und

begab sich ins leere Abteil Nummer 9. Dort schloss er das

Fenster.

(Klopfen, Abteiltür auf)

411Stan: Hey Boss, die beiden Vögel haben sich aus dem Staub

gemacht.

412Art: (ungelenk) Sauber Jungs, Sie werden nach Hause flattern und

Costello ihr Liedchen ins Ohr singen. Alles verläuft nach Plan.

413Fred: Das ist gut, oder?

48

414Art: Da liegst du goldrichtig alter Junge. Übrigens ... der Banjo-Fuzzi

ist bei der… (Räuspern, Stimme changiert zwischen Art und

Dan) ... bei der Aktion aus dem Fenster gefallen.

415Stan: Alles ok, Boss? Sie sehen irgendwie verändert aus.

416Art: Hab wohl etwas Zug bekommen.

417Fred: Höhö, Zug im Zug.

418Art: Nichts, was eine Flasche Bourbon nicht wieder ins Lot bringt.

(Eingießen)

419Fred: Wann erledigen wir eigentlich Costello?

420Stan: Das erklär ich dir später.

421Art: Wir steigen in Madison aus und fahren zurück. Das Beste ist,

(Räuspern) ich verkleide mich erstmal als dieser Fineman.

(Auto Innen)

422Stan: ... Wir sind früher nie an Costello rangekommen, weil er so ein

misstrauischer Hund war. Aber jetzt wiegt er sich in Sicherheit.

Schätze, als erstes wird er das 'Golden Flamingo' übernehmen.

423Fred: Unser Hauptquartier? Ich leg das Schwein um!

49

424Stan: ... aber nein, unsere Leute wissen Bescheid und machen sich

unsichtbar. Costello denkt nur, er übernimmt das Ruder.

Amanda wird sich um ihn kümmern.

425Amanda: Toni, sei tu il più grande!

426Übersetzer: Toni, du bist der Größte.

427Toni: ... non credevo che sarebbe stato cosi facile rilevare l'impresa.

Ebbene, i topi stanno lasciando la nave che affonda .... Uh,

dimmi, è vero che Kulanski aveva un cazzo così grande?

428Übersetzer: … hätte nicht gedacht, dass es so einfach sein würde, den

Laden zu übernehmen. Tja, die Ratten verlassen das sinkende

Schiff… Sag mal, stimmt es eigentlich, dass Kulanski so ein

Riesen-Ding hatte?

429Amanda: Noo, la gente esagera! Scusa, ma mi scappa la pipì.

430Übersetzer: Aber nein, die Leute übertreiben. Ich muss mal eben für kleine

Mädchen.

(es klopft an der Tür)

431Stan: Roomservice!

(Wochenschau, Crime-Musik)

50

432Sprecher: Eine grausige Überraschung erlebten letzte Woche Besucher

des städtischen Aquariums von Chicago. Die Überreste von

Toni Costello, dem berüchtigten Chef der North-Side-Gang,

wurden von Polizei-Tauchern im Tropenfisch-Becken

sichergestellt. (Blubbern) Spezialisten beim Vermessen der

Betonschuhe. Polizeichef Montgomery äußerte sich zum Stand

der Ermittlungen.

433Chief Montgomery: Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass Mr. Kulanski für

dieses ruchlose Verbrechen verantwortlich ist. Niemand hat die

Absicht, in Chicago ein Regime des Terrors zu errichten.

(Soundcollage: Maschinengewehrsalven, Reifenquietschen, klirrende Flaschen,

Polizeisirenen übergeblendet in Swing-Jazz)

434Rocco: Qui non siamo ancora al sicuro.

435Übersetzer: Wir sind hier nicht mehr sicher.

436Carlo: Svignamocela.

437Übersetzer: Lass uns abhauen.

438Rocco: Dobbiamo nascondere le nostre tracce.

439Übersetzer: Wir müssen unsere Spuren verwischen.

440Carlo: Hai ragione, il traduttore deve sparire.

51

441Übersetzer: Du hast recht, der Übersetzer muss verschwinden. - Moment

mal, wie meint ihr denn das?!

442Carlo: Stai zitto!

(Schalldämpferschüsse)

443Brockwitz: Der falsche Kulanski herrschte als Boss der South-Side-Gang

brutaler als sein Vorgänger. Binnen weniger Wochen war der

Costello Clan ausgelöscht.

(Swing-Jazz mit Snare-Drum-Solo, Hinterzimmer einer Bar, Swing-Jazz wandert

akustisch ins Radio)

444Fred: Die Geschäfte gehen gut, Boss.

445Stan: Der Schnaps-Lieferant, den uns die Makkaronis vermacht

haben, wollte den Tarif erhöhen.

446Fred: Wir haben ihn überzeugt, dass das keine gute Idee ist.

447Art: Wer ist der Kerl am Schlagzeug? (Snare-Drum-Solo im Radio)

448Stan: Buddy Krupa!

449Fred: Meine Schwester hat alle Platten von ihm.

450Stan: Der Typ ist mit 'nem Drum-Stick auf die Welt gekommen.

451Art: Umlegen!

52

452Brockwitz: Der einst Unterdrückte benutzte seine Machtposition, um mit

den Klotzkys und Kroppkes seiner Vergangenheit abzurechnen.

(verhallte Drum-Soli)

453Kroppke: (verhallt) Verpiss dich, Fineman.

454Art: Ich hasse Schlagzeuger!

(Snare-Drum-Etuden, Telefon klingelt)

455Buddy: Buddy Krupa?

(Durchs Telefon: Trauermarsch von Frederic Chopin auf Banjo)

456Buddy: Was soll der Unsinn?

(Schalldämpferschüsse)

(Swing-Jazz-Probe, Telefon klingelt, Musik bricht ab)

457Gene: Moment mal Jungs. (hebt ab) Gene Rich?

(Banjo- Trauermarsch)

Was zum…? (Schüsse)

(ländliche Atmosphäre, Schafe blöken)

458Max: Hier findet mich keiner ...

459Bote: (Fahrradklingel) Paket für Max Blakey?

460Max: Aber ....wie ist das möglich?

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461Bote: Wiedersehen!

(Telefon im Paket klingelt, Paket öffnen)

462Max: Max Blakey?

(Banjo-Trauermarsch) Oh Nein!

(Schüsse…)

(Tür, Schritte)

463Mimi: Ah, Mr. Kleinman, richtig?

464Art: Ja genau, Art Kleinman. Freut mich, dass Sie sich an mich

erinnern, Miss Brockwitz.

465LMimi: Und wie geht es Ihnen?

466Art: Ich muss sagen, viel besser, seit ich bei Ihrem Onkel in

Behandlung bin. Ich habe sogar meine Schüchternheit

überwunden.

467Mimi: Das ist ja großartig. Haben Sie heute einen Termin?

468Art: Nein, ich wollte Sie nur fragen: Hätten Sie Lust, irgendwo einen

Kaffee mit mir zu trinken?

469Mimi: Absolut, Mr. Fineman!

470Art: Sehen Sie? Es wirkt.

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471Mimi: Mein Onkel ist eh nur noch mit seinem neuen Roman

beschäftigt.

(Schreibmaschine im Nebenraum)

472Art: Gute Vorsätze soll man nicht auf die lange Bank schieben. Ich

habe auch gerade Feierabend vom Büro.

473Mimi: Na dann nix wie los…

474Art: (Im Weggehen) Wissen Sie, schon beim ersten Mal, als ich hier

war, dachte ich: Wow, dieses Mädchen ist wirklich süßer als ein

Blaubeermuffin…

475Mimi: Haha, also ich kenne da eine gute Flüsterkneipe an der 31.

476Brockwitz: (Schreibmaschine) Niemand bemerkte, dass der Name Dan

Kulanski den Inhaber gewechselt hatte. Bei einem erneuten

Treffen des nationalen Syndikats entdeckte der ehrgeizige

Betrüger sein rhetorisches Talent.

(großer Raum)

477Art: Für einige von euch sah es so aus, als hätte dieser schmierige

Spaghetti-Fresser mich umgelegt. Ihr seht nun, was mit Leuten

passiert, die sich mit Dan Kulanski anlegen. Ihr werdet mir

zustimmen, dass man mich, was die North Side angeht, als

Costellos legitimen Nachfolger betrachten muss. Wenn ihr das

55

einseht, dann garantiere ich euch: Wir werden gute Geschäfte

machen. Und wir werden expandieren. Nach Philadelphia,

Atlantic City, New Orleans… Dieses Land ist ein großer Kuchen.

Alles, was ihr tun müsst, ist auf Dan Kulanski setzen! Ich führe

euch goldenen Zeiten entgegen. Und haben wir erstmal

Amerika im Sack, springen wir über den großen Teich. Der

Himmel ist die Grenze.

(Schreibmaschine)

478Brockwitz: In diesem Moment hob der selbsternannte Obergangster vor

den Augen der Mobster langsam vom Boden ab. (Tuscheln) Er

stieg ... und stieg… und stieß mit dem Kopf gegen einen

Deckenbalken.

(Klonk, Gelächter)

Das ungläubige Starren der Anwesenden wich einer erlösenden

Heiterkeit. Schlagartig büßte der Schwerelose seinen Auftrieb

wieder ein.

(Plumps, Gelächter)

(Uhrenticken, Wassertropfen, Schreibmaschine endet)

479Brockwitz: Schätze, Simon Brockwitz hat erneut ein brillantes Kapitel

seines fabelhaften Krimis in die Tasten gehauen.

480Art: He Doc, Schluss jetzt mit dem Klamauk!

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481Brockwitz: Fineman? Was machen Sie hier? Wie ist es möglich?!

482Art: Sie ändern die letzte Passage und zwar pronto.

483Brockwitz: Ich habe Sie mir ganz anders vorgestellt!

484Art: Los, schreiben Sie! (Revolver spannen)

485Brockwitz: Schon gut, beruhigen Sie sich.

(Schreibmaschine)

486Art: Kulanskis geschliffene Rede ... wurde mit frenetischem Applaus

.... gefeiert. Jeder im Raum spürte Komma, dass er ... einem

historischen Moment ... beiwohnte.

(Schreibmaschine)

487Brockwitz: ...bei-wohn-te.

488Art: Klingt doch schon besser.

489Brockwitz: ... bisschen dick aufgetragen, wenn Sie mich fragen ...

490Art: Schnauze!

491Brockwitz: In letzter Zeit sterben viele Drummer.

492Art: Hab davon gehört ...

493Brockwitz: Auch Banjo-Spieler sind nicht unsterblich ...

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494Art: Wollen Sie mir drohen?

495Brockwitz: Ein Gläschen Bourbon, Dan ...?

496Art: Lassen Sie die Spielchen Doc. Wir wissen beide Bescheid.

497Brockwitz: Wie wäre es mit etwas mehr Dankbarkeit? Immerhin habe ich

Ihnen zu einer steilen Karriere verholfen.

498Art: Was ich bin, bin ich durch mich!

499Brockwitz: Bedenken Sie, dass ich Sie mit einer einzigen Zeile erledigen

kann.

500Art: Sie unterschätzen meine Unabhängigkeit.

501Brockwitz: Wie kommen Sie überhaupt hierher?

502Art: Ich habe mich durch eines Ihrer Logiklöcher gezwängt.

503Brockwitz: Das ist unmöglich!

504Art: Ihre Eitelkeit macht Sie nachlässig. Die Handlung ist konfus und

ihre Charaktere hölzern. Es ist eine Zumutung, Teil einer

solchen Story zu sein.

505Brockwitz: So so, eine Zumutung. Was würden Sie denn vorschlagen?

506Art: Das wollte ich Ihnen gerade flüstern.

(Swing-Jazz dumpf durch die Tür, Champagnerkorken, Eingießen)

58

507Lily: Artie, ich hatte ja keine Ahnung, was alles in dir steckt!

508Art: Hab dir doch gesagt, der Kerl überschätzt sich.

509Lily: Schatz, das war mir doch von Anfang an klar. Ich habe immer

nur dich geliebt.

510Art: War ein Kinderspiel, diesen Angeber auszuschalten.

511Lily: Wenn man einen dicken Fisch an der Angel hat, muss man ihn

auch an Land ziehen.

512Art: Jetzt tanzen alle zur Melodie meines Schalldämpfers.

513Lily: Du kümmerst dich ums Geschäft, und ich bin deine Muse.

514Art: Und wo gehobelt wird, da fallen Späne.

515Lily: Zusammen sind wir unschlagbar.

516Art: Wer im Weg steht, wird weggeräumt.

517Lily: (Zeitung) Art, hör mal, was Virgil Katzbach von der Tribune über

mich geschrieben hat.

518Katzbach: ... so kann das ansprechende Äußere dieser selbsternannten

Diva zu keiner Zeit über ihr mangelndes Talent hinweg- ....

(Schalldämpferschüsse)

(Lily singt schlecht "There'll be some changes made" mit Streichorchesterbegleitung)

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519Brockwitz: Mit dem Aufstieg Art Finemans zum König der Unterwelt

trat das Banjo aus seinem Schattendasein heraus und nahm

den ihm gebührenden Platz im Chicago-Jazz ein.

520Announcer: Ladies and Gentlemen, Looney Wonker and his Banjo

Orchestra

(schräges Banjo-Orchester mit Gesang: "It don't mean a thing, if it ain't got that string" )

521Brockwitz: Das ist doch völlig unglaubwürdig, Fineman!

522Art: Schnauze Brockwitz! Sie ziehen das durch. Und denken Sie

daran: Ich behalte Sie im Auge.

(Schritte, Tür zu)

523Brockwitz: Hm, Logikloch her oder hin - der Erzähler sitzt doch wohl am

längeren Hebel ...

(Schreibmaschine) Der Gangster hielt plötzlich inne und machte

auf dem Absatz kehrt.

(Schritte, Tür auf, Schritte)

524Art: Äh, sorry Doc, ich hab noch was vergessen: Sie sind ein

großartiger Autor, und Ihre Romane sind brillant.

525Brockwitz: Na also, es geht doch. Hehe ... (Schreibmaschine)

526Art: Und übrigens, dieses Hemd steht Ihnen ausgezeichnet.

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527Brockwitz: Danke, wenn Sie mich nun allein lassen könnten…

(Schreibmaschine)

528Art: Oh, bitte entschuldigen Sie meine Unachtsamkeit!

(Schritte, Tür)

Ich bin mir sicher, dass ich eigentlich etwas anderes sagen

wollte...

und wieso habe ich diese Pistole in der Hand?

529Brockwitz: Vielleicht ist es an der Zeit, dem Leser ein neues

Identifikationsangebot zu machen: Doktor Simon ... Bentheim,

der elegante Nervenarzt, der mit detektivischem Spürsinn

anhand kleinster Details das komplexe Ganze enträtselt ... der

charismatische Psychologe, der unbeirrbar die Wahrheit ans

Licht zerrt ...

(Schreibmaschine) Simon Bentheim, der virile Therapeut mit

dem gepflegten Bart, flanierte lässig am Ufer des Chicago

Rivers entlang. Das Tuckern eines Dieselmotors mischte sich

mit dem Schnaufen zweier kopulierender Igel im Gebüsch

neben der Promenade. (Tuckern, Schnaufen)

(Löwengebrüll, Pferdegespann, Zirkusmusik)

530Zirkusdirektor: Der Zirkus ist da! Der Zirkus ist da! Kommen Sie, staunen Sie,

der Zirkus Piccolino ist in der Stadt. Erleben Sie, wie der dicke

Hans mit Wassermelonen jongliert, seien Sie dabei, wenn

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Fräulein Anita Flaschen zersingt, Kinder lacht über Pardauzo,

den Clown der dauernd hinfällt!

531Brockwitz: Der Blick des gutaussehenden Mittfünfzigers fiel auf das Plakat,

das an einem der Zirkuswagen hing. Das verzückte Grinsen des

Clowns berührte ihn seltsam. Ein unfassbarer Verdacht bahnte

sich den Weg durch das Dickicht seiner Assoziationen. Er

beschloss der Spur seiner Ahnung zu folgen.

(Zirkus-Atmo: Lager der Artisten)

532Zwerg: Was ist Euer Begehr, mein Herr?

533Brockwitz: Ich suche den Clown Pardauzo.

534Zwerg: Ich verrate nur soviel: Ihr seid fast am Ziel.

535Brockwitz: Und können Sie mir sagen, wo genau ich ihn finde?

536Zwerg: Man möchte ihn wohl wähnen, bei Christian, dem Dänen ...

537Brockwitz: Aha ...?

538Zwerg: Doch diese These ist noch besser: Er weilt bei Bert, dem

Eisenfresser.

539Brockwitz: (entfernt sich) Dann will ich die Suche mal fortsetzen.

540Zwerg: (laut) Nun erhellt sich mir der Sinn: Er ist im Zelt der Magierin.

(Zelt auf)

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541Brockwitz: Guten Tag, der Zwerg schickt mich. Ich wollte fragen ...

542Magierin: Sagen Sie nichts. Zeigen Sie mir Ihre linke Hand ...

543Brockwitz: ... ob Sie mir wohl sagen können ...

544Magierin: ... Sie werden schon bald eines unnatürlichen Todes sterben.

545Brockwitz: Mag sein, aber ich suche eigentlich nur den Clown Pardauzo.

546Magierin: Achso, der wohnt im grünen Wagen bei Madame Angélique.

(Geschirrklappern)

547Dan: Und dann sagt der Polizist zum Pinguin: "Hier ist Hupen

verboten!"

(alle lachen)

548Angélique: Ach, Schnuckelchen du bist immer so lustig.

549Zirkusdirektor: Unser Pardauzo ist wirklich eine Bereicherung für den Zirkus

Piccolino.

550Angélique: Wenn ich denke, wie wir dich gefunden haben Schatz, draußen

am Bahndamm, ganz verbeult und zerkratzt.

551Zwerg: Er ist von sehr robustem Wesen und war im Handumdreh'n

genesen.

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552Brockwitz: Haben Sie eigentlich noch Erinnerungen an die Zeit vor Ihrem

Unfall?

553Dan: Nein, es ist alles wie ausgelöscht, ich weiß nur, dass ich hier

sehr glücklich bin.

554Angélique: Er ist immer so hilfsbereit und fröhlich.

555Zwerg: Wenn er lustig in die Torte fällt, schallt Kinderlachen durch das

Zelt.

556Brockwitz: Tragen Sie eigentlich immer diese Clownsnase?

557Dan: Ich fühle mich einfach wohler damit ...

558Zwerg: Sie verhüllt den schlimmen Zinken, den man sonst säh ... im

Antlitz blinken.

559Zirkusdirektor: Man fällt natürlich nicht aus dem Zug und sieht dann aus, als

wäre nichts gewesen.

560Angélique: Auf die inneren Werte kommt es an. (Küsschen)

561Dan: Also Freunde, dieser Käse ist wirklich lecker, besonders die

Löcher.

(Lachende Runde)

562Angélique: Ach Schnuckelchen ....

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563Brockwitz: Der erfahrene Psychologe war fast gerührt von der seltsamen

Wandlung des einst so grausamen Gangsters, der durch

retrograde Amnesie zu einem neuen Leben gefunden hatte. Ein

Leben, in dem die Quelle seines eigenen Glücks darin bestand,

andere glücklich zu machen. Doch als welch zwielichtiger

Charakter hatte sich Art Fineman entpuppt! Ein

Schmierenkomödiant, der sich für vermeintlich erlittenes

Unrecht an Unschuldigen rächte. (Schritte im Hintergrund) Ein

Hochstapler, der mangels künstlerischer Selbstverwirklichung

seiner Mordlust freien Lauf ließ.

(Schreibmaschine) Der Schakal betrachtete sich selbstzufrieden

im Spiegel. Langsam streifte er die metallenen Fingerpicks über

die Glieder seiner rechten Hand, die krallengleich im bläulichen

Mondlicht schimmerte. Wer würde als nächster die tödliche

Melodie vernehmen?

(Banjo-Melodie) Was zum ...?!

564Art: Finger weg von der Schreibmaschine!

(Art zertrümmert mit einem Baseballschläger die Schreibmaschine)

565Brockwitz: Halt! Nein! Hören Sie auf!

566Art: Ihr Groschen-Roman ist zu Ende, Brockwitz! Ich habe Sie

gewarnt!

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567Brockwitz: Art, warten Sie! Nur noch dieser eine Satz: (Papier raschelt,

Handschrift) Vor den Augen des Arztes zerfiel der Gangster zu

Staub ...

568Art: Netter Versuch, Doc! Ich schreibe meine Geschichte jetzt selbst.

569Brockwitz: Sie existieren nur in meiner Phantasie!

570Art: Zeit die Perspektive zu wechseln.

(Schalldämpferschüsse, Ende)

Abspann: Swingnummer mit Schalldämpferschüssen nach den Namensnennungen