SWR SYMPHONIE- ORCHESTER...DER HEIMATLOSE Alfred Schnittke: Konzert für Viola und Orchester »Ich...

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19. DEZEMBER 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL SWR SYMPHONIE- ORCHESTER TEODOR CURRENTZIS

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19. DEZEMBER 2018ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

SWR SYMPHONIE- ORCHESTER TEODOR CURRENTZIS

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Mittwoch, 19. Dezember 2018 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

Elbphilharmonie Abo 1 | 2. Konzert

SWR SYMPHONIEORCHESTER ANTOINE TAMESTIT VIOLA DIRIGENT TEODOR CURRENTZIS

Alfred Schnittke (1934–1998) Konzert für Viola und Orchester (1985) Largo Allegro molto Largo

ca. 35 Min.

Pause

Piotr I. Tschaikowsky (1840–1893) Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64 (1888) Andante – Allegro con anima Andante cantabile con alcuna licenza Valse: Allegro moderato Finale: Andante maestoso – Allegro vivace

ca. 50 Min.

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»Ich dirigiere Tschaikowsky nicht anders, ich dirigiere ihn richtig.« Wer anders als Teodor Currentzis würde sich trauen, solch selbst-bewusste Sätze zu formulieren? Doch der Erfolg gibt dem Enfant terrible recht. Nicht nur wird er mit seinem einst im tiefsten Sibi-rien gegründeten Ensemble musicAeterna landauf, landab gefeiert. Als frisch ernannter Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters ist Currentzis in einer altehrwürdigen Klassik-Institution angekommen – und es wird span-nend sein zu beobachten, welche Wechsel-wirkungen sich daraus ergeben. Der heutige Abend gibt darauf einen ersten Vorgeschmack. Neben Tschaikowskys Fünfter hat Currentzis dafür Alfred Schnittkes Bratschen konzert ausgesucht – und in Antoine Tamestit, aktu-eller SWR-Residenzkünstler, einen starken Partner an seiner Seite.

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DER HEIMATLOSE

Alfred Schnittke: Konzert für Viola und Orchester

»Ich gehöre zu niemandem, weder zu den Russen noch zu den Deutschen nochzu den Juden. Ich habe kein Land, keinen Platz«. So beschrieb der KomponistAlfred Schnittke das Gefühl der Heimatlosigkeit, das sich in vielen seiner Werkebemerkbar macht. Heimatlos war Schnittke in mehrfacher Hinsicht: Die MutterRusslanddeutsche, der Vater Deutscher lettisch-jüdischer Abstammung, wurdeer 1934 in der Wolgadeutschen Republik geboren – ein politisches Gebilde inner-halb der Sowjetunion, das sieben Jahre später wieder aufgelöst wurde. Schoninfolge seiner Herkunft war Schnittke also widerstrebenden Einflüssen ausge-setzt, russischer und deutscher Kultur und Sprache, Judentum und Katholizis-mus (zu dem er kurz vor seinem Tod konvertierte); als Wolgadeutscher stand erzudem zwischen den politischen Fronten.

Auch ein zweijähriger Aufenthalt der Familie in Wien, wo Schnittke seine Aus-bildung am Klavier begann, schuf keine Abhilfe. 1948 zurück in der Sowjetunion, sah sich der unangepasste Komponist rigoroser Zensur und Einschüchterung ausgesetzt. Fast vierzig Jahre noch lebte er in Moskau und lehrte am dortigen Konservatorium. Seinen Werken blieb der Erfolg jedoch lange versagt – als zu experimentell empfand das Sowjet-Regime seinen Stil. Schnittke hielt sich mit Filmmusik über Wasser.

Im Westen hingegen fand seine Musik Gehör, insbesondere auf den Festivals für Neue Musik wie Donaueschingen. Doch ausreisen durfte Schnittke nicht. Erst nach jahrelangem Einsatz befreundeter Musiker wie dem Geiger Gidon Kremer trat er 1977 seine erste Auslandsreise an und konnte seine eigenen Werke prä-sentieren – der Startschuss für Schnittkes Durchbruch in Westeuropa. In den folgenden Jahren verschlug es ihn über Wien und Berlin 1990 schließlich nach Hamburg, wo er eine Kompositionsklasse an der Musikhochschule leitete.

Auch in Schnittkes Musik spiegelt sich die Suche eines Rastlosen. Ver-suchte er sich anfangs in neuen Techniken der Nachkriegsavantgarde, wurde es ihm bald zu eng neben rigorosen Neutönern wie Stockhausen und Boulez, die bewusst mit der Tradition brachen. Denn beschränken wollte sich Schnittke, der Vielfalt als Teil seiner Identität sah, in seiner Musik nicht.

Außerdem war er der Überzeugung, dass Zeit nicht linear voranschreite, son-dern dass Vergangenes wie eine »Geisterwelt« die Gegenwart durchkreuze. So entwickelte er Ende der Sechziger eine assoziative Musik, die sich frei zwischen den Stilen bewegt und Kategorien wie gestern, heute und morgen auflöst.

Alfred Schnittke

»Polystilistik« nannte Schnittke dieses Verfahren. »Poly-«, weil die vielen Ein-flüsse darin nicht zusammenfinden, im Gegenteil: Schnittke zelebriert das Dis-parate, Unaufgelöste – und verleiht damit jenem Gefühl Ausdruck, das er selbstzeitlebens empfand. In seiner Vierten Sinfonie etwa treffen Lutherchoräle, gre-gorianische, russisch-orthodoxe und jüdische Gesänge aufeinander. Gleichzeitigfinden sich darin barocke Formen, Anklänge an Filmmusik und Spuren sowjeti-scher Musik, allen voran Schostakowitsch.

Diese Wanderschaft zwischen den Welten spiegelt auch sein 1985 entstan-denes Bratschenkonzert. Zum Protagonisten wird darin ein Instrument, das in der Musikgeschichte oft zu kurz kam. Dem spezifischen Ton der Bratsche trug Schnittke nun mit einem »sehr dunklen und expressiven« Solokonzert Rechnung, das sich zu einem Schwergewicht des Repertoires entwickelte. »Beim Kompo-nieren habe ich versucht, mich romantisch meinen Gefühlen auszuliefern, mit weniger rationalen Gedanken, Theorien, Konzepten«, bekannte Schnittke. »Es ist der Versuch, wie in der frühen Jugend die Musik aufzuschreiben, die man in der Sekunde geschenkt bekommt.« Und so stattete Schnittke die drei Sätze mit einer ungeheuren Bandbreite an Gefühlsregungen aus.

DIE MUSIK

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Alfred Schnittke und Sohn Andrei

SCHICKSALSMUSIK

Piotr I. Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 5 e-Moll

»Ich habe mich immer bemüht, in meiner Musik die ganze Qual und Ekstaseder Liebe auszudrücken.« Dass Piotr Tschaikowsky den Kern seiner Musik sobeschrieb, ist kein Zufall. Sein sensibler Charakter ließ ihn zeit seines Lebensvon einem emotionalen Extrem zustand zum anderen taumeln, immer zwischenhimmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Berühmt wurde er passenderweisemit der dramatischen Konzertouvertüre Romeo & Julia. Doch die großen Gefühls-wogen schwappen durch alle seine Werke – auch durch die Fünfte Sinfonie, dieheute Abend auf dem Programm steht.

Vorgezeichnet war Tschaikowskys nervenaufreibende Künstlerlaufbahn nicht, denn eigentlich hätte er Finanzbeamter werden sollen. Als Sohn einer bürger-lichen Familie studierte er brav Jura, bekam einen Posten im Ministerium in Sankt Petersburg und ging täglich ins Büro. Doch mit 23 Jahren hatte er die Nase voll und flüchtete ans Konservatorium, um sich nur noch mit dem zu beschäftigen, was ihn wirklich interessierte: Musik. Seine Familie war entsetzt: »Dieser nichts-nutzige Piotr! Jetzt hat er die Jurisprudenz gegen den Dudelsack eingetauscht!« Doch er behauptete sich. Als Abschlussarbeit legte er eine Vertonung von Schill-lers Ode an die Freude vor, die bekanntlich schon ein gewisser Ludwig van Beet-hoven in seiner Neunten Sinfonie verwendet hatte – ein deutliches Signal, in welcher Liga sich Tschaikowsky selbst sah.

Apropos Beethoven: Der Wahlwiener hatte es als erster Komponist geschafft, sich komplett von privaten Sponsoren finanzieren zu lassen und so seine künst-lerische Unabhängigkeit zu wahren. In dieser Hinsicht hatte Tschaikowsky eben-falls Glück. Ende der 1870er Jahre nahm die vermögende Witwe Nadeschda von Meck Kontakt zu ihm auf. Sie bewundere seine Musik, schrieb sie, und wolle ihn mit einer Rente unterstützen. Nur eine Bedingung knüpfe sie an die Abmachung: dass man sich niemals persönlich begegne. Für den Komponisten muss das wie ein Lottogewinn gewirkt haben. Wie dankbar er war, kann man aus vielen Briefen herauslesen, die die beiden in den nächsten Jahren austauschten. Oft wohnte Tschaikowsky auch auf dem Landsitz der Witwe – natürlich nur, wenn sie nicht zu Hause war. Nur einmal soll es knapp geworden sein, als ihre Kutschen mit zugezogenen Vorhängen aneinander vorbeifuhren …

Mit einem einsamen Monolog eröffnet die Bratsche das Konzert. Darin verneigt sie sich in Tönen – B-A-Es-C-H-E – zugleich vor dessen Widmungsträger Yuri Baschmet, seinerzeit der bekann-teste Bratscher Russlands, der Schnittke mit dem Konzert beauftragt hatte. Unter die Klage der Viola breitet das Orches-ter bald einen dunklen Teppich an Harmonien. Im Zweiten Satz schraubt sich der Solist in immer entlegenere Höhen, taumelt, verharrt in Dissonanzen und wird von Orchesterwogen gebeu-telt – eine »rastlose Jagd durch das Leben«, wie der Komponist befand. Neben technischen Kapriolen hat der Solist bei diesem Parforceritt auch Vierteltöne zu bewältigen.

Getreu seinem künstlerischen Credo spickte Schnittke sein Bratschenkonzert mit Relikten aus der Musikgeschichte. So kommt das im Barock gebräuchliche Cembalo zum Ein-satz. Zudem baut er zahlreiche Zitate und Anspielungen auf bekannte Werke ein: die ersten Takte aus Beethovens Klavier-sonate C-Dur op. 2/3, motorisch-brutale Akkordschläge, die an Strawinskys Skandalballett Le sacre du printemps erinnern, Marsch-Fragmente oder ein schräges Walzer-Intermezzo, das womöglich auf Schnittkes Studienjahre in Wien verweist. Immer wieder scheinen Melodiefetzen auf und verblassen, ohne Gestalt anzunehmen.

Mit einem »traurigen Überblick über das Leben an der Schwelle zum Tod« gerät der letzte Satz zum Abgesang auf das Leben. Alles löst sich auf. Erst das Orchester, dessen Tonspek-trum immer enger zusammenschmilzt, schließlich der erneute Monolog der Bratsche, der auf zwei einander umkreisende Viertel töne schrumpft – nach Yuri Baschmet »der Unwille des Helden, sein Ende zu akzeptieren«.

Als hätte er es geahnt: Nur wenige Tage, nachdem das Kon-zert niedergeschrieben war, erlitt Alfred Schnittke einen Schlag-anfall und war kurzzeitig sogar klinisch tot. Bis er jedoch im Alter von 63 Jahren starb, blieben ihm noch 13 weitere Jahre, in denen er nochmals enorme Schaffenskräfte mobilisierte und etliche seiner wichtigsten Werke zu Papier brachte.

LAURA ETSPÜLER

DIE MUSIK

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Im Privatleben hätte sich Tschaikowsky gern offen zu seiner Homosexualität bekannt, die damals in Russland aber unter Strafe stand (und noch heute unterdrückt wird). Nur seinem Bruder Modest schüttete er in vielen rührenden Briefen sein Herz aus. Etwa, was seine Beziehung zu dem 15 Jahre jün-geren Geiger Iosif Kotek betraf: »Ich bin so verliebt wie lange nicht. Wenn ich stundenlang seine Hand halte und mich quäle, ihm nicht zu Füßen zu fallen, ergreift mich die Leidenschaft mit übermächtiger Wucht, meine Stimme zittert wie die eines Jüng-lings und ich rede nur noch Unsinn.« Leider schwärzte oder verbrannte Modest als Nachlassverwalter später viele solcher Passagen, aus Sorge um Tschaikowskys Image in der Nachwelt. Und der Komponist selbst diagnostizierte schuldbewusst: »Ich bin zweifellos krank – weniger physisch als psychisch.«

Um den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen, hei-ratete er 1877 in Moskau eine ihm völlig unbekannte Frau, die ihm brieflich einen Antrag gemacht hatte. Er hielt es dann aber nur drei Monate mit ihr aus. Angeblich versuchte er, sich durch ein nächtliches Bad in der eiskalten Moskwa per Lungenentzün-dung umzubringen; definitiv flüchtete er so schnell wie möglich nach Sankt Petersburg. Man sah sich nie wieder.

Von negativen Erlebnissen ausgelöst wurde auch die Fünfe Sinfonie. Als Tschaikowsky 1888 mit der Komposition begann, hatte er gerade eine junge Nichte und einen alten Freund zu Grabe getragen und war entsprechend traurig und resigniert. Diese Haltung schwingt in der Musik unüberhörbar mit. »Völlige Ergebung in das Schicksal, in den unergründlichen Ratschluss der Vorsehung«, notierte er zur düsteren Einleitung des ers-ten Satzes; »Soll ich mich dem Glauben in die Arme werfen?« zum zweiten.

Die musikalische Entsprechung ist das sogenannte »Schick-salsmotiv«, das die Klarinetten gleich zu Beginn über einem dunklen Streicherteppich vorstellen und das sich in allen vier Sätzen der Sinfonie leicht wiedererkennen lässt. Es kehrt nach den schmissigen Melodien des Kopfsatzes zurück, es bricht zweimal in die Idylle des zweiten Satzes ein (einen »Lichtstrahl« nannte Tschaikowsky das opulente Hornsolo) und taucht als

düstere Erinnerung im Walzer des dritten Satzes auf. Im vierten Satz wandelt es sich dann erstaunlicherweise von Moll nach Dur, von einem Klagelied zum strah-lenden Triumphmarsch. Doch ob das Schicksal wirklich so leicht zu besiegen ist?

Es passt ins Bild, dass die Sinfonie bei ihrer Premiere 1888 ein Reinfall war. Kritiker verrissen das Werk wegen der »störenden Walzerthemen« und »Effekt-hascherei«. Selbst der Komponist knurrte: »Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass sie mir nicht gelungen ist. Es steckt etwas Abstoßendes in ihr, sie wirkt irgendwie zu bunt, unecht und gekünstelt.« In Wahrheit war das Problem wohl nicht der Komponist Tschaikowsky, sondern der Dirigent Tschaikowsky. Als später andere Orchesterleiter die Sinfonie aufführten, erntete sie begeisterten Applaus; heute gilt sie längst als Meisterwerk.

CLEMENS MATUSCHEK

Piotr I. Tschaikowsky

Tschaikowskys Fünfte Sinfonie enthält eine der legendärsten Nicht-zu-früh-Klatschen-Stellen des gesamten Repertoires. Im letzten Satz steigert sich die Musik unter Trommelwirbeln zu einem großen Höhepunkt und reißt dann plötzlich ab – für viele das Signal zum Applaus. Tatsächlich aber ist das Stück noch nicht zu Ende; erst wird das »Schicksalsthema« noch einmal in epischer Breite aus gewalzt. Tipp: Einfach auf den Dirigenten achten!

DIE MUSIK

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Der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis ist seit September 2018 Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters. Seine Programme dort umfassen Sinfonien von Mahler, Tschai-kowsky und Schostakowitsch, mit denen er auch gleich auf Tournee geht – wie am heutigen Abend zu erleben.

Daneben ist Currentzis weiterhin künstlerischer Leiter der Staatsoper und des Ballett-Theaters in Perm sowie des Orches-ters und Chores musicAeterna, die er 2004 in Nowosibirsk grün-dete und 2011 mit nach Perm nahm. Seitdem hat er dort ein kul-turelles Gegengewicht zu den Metropolen Moskau und Sankt Petersburg geschaffen. Besonders das von ihm gegründete Diaghilev- Festival lockt immer mehr internationale Künstler nach Perm. Star-Regisseur Robert Wilson inszenierte dort Ver-dis La traviata – diese Produktion gastierte erst kürzlich konzer-tant in der Elbphilharmonie. Das 2006 von Currentzis ins Leben gerufene Territory Modern Art Festival in Moskau zählt mittler-weile zu den progressivsten seiner Art in Russland. Zudem hat Currentzis für Perm wichtige neue Werke in Auftrag gegeben, darunter ein Violinkonzert von Sergej Newski und Phillipe Her-sants Oper Tristia, die ebenfalls vor wenigen Monaten konzer-tant in der Elbphilharmonie zu hören war.

Auch als Gastdirigent ist Currentzis allerorten gefragt. So leitet er regelmäßig Klangkörper wie die Wiener Symphoniker, die Camerata Salzburg und das Mahler Chamber Orchestra, mit dem er in dieser Saison ebenfalls nach Hamburg kommt. Beim Festival d’Aix-en-Provence begeisterte er mit Chor und Orches-ter der Opéra National de Lyon in Tschaikowskys Jolanthe sowie Strawinskys Persephone. Verdis Lady Macbeth führte er am Opernhaus Zürich in der Regie von Barrie Kosky auf. Weiterhin leitete er eine Neuinszenierung von Mozarts La clemenza di Tito in der Regie von Peter Sellars bei den Salzburger Festspielen.

Eine Vielzahl seiner CDs sind preisgekrönt; so erhielt die DVD-Einspielung von Purcells The Indian Queen in der Regie von Peter Sellars den Echo Klassik 2017 ebenso wie schon 2016 Strawinskys Le sacre du printemps. Im selben Jahr ernannte die Zeitschrift Opernwelt Teodor Currentzis zum besten Dirigen-ten des Jahres. Die »Goldene Maske«, Russlands renommierter Theaterpreis, wurde ihm bisher sieben Mal verliehen.

DIRIGENT TEODOR CURRENTZIS

Teodor Currentzis ist in dieser Saison Residenzkünstler der Elbphilharmonie (deren Dach er bereits inspiziert hat). Nach dem heutigen Abend kehrt er mit weiteren drei Programmen nach Hamburg zurück:

1. & 2. April 2019 musicAeterna Verdi: Requiem

4. Juni 2019 Mahler Chamber Orchestra Brahms: Requiem

21. Juni 2019 SWR Symphonieorchester Schostakowitsch: 7. Sinfonie »Leningrader«

Mehr über Teodor Currentzis lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Elbphilharmonie Magazins – ab sofort am Kiosk und im Shop auf der Plaza.

DIE KÜNSTLER

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ANTOINE TAMESTIT VIOLA

Der Bratschist Antoine Tamestit ist auf den internationalen Konzertpodien nicht nur als Solist, sondern auch als Kammermusiker gleichermaßen gefragt. Publi-kum und Fachpresse schätzen seine natürliche Musikalität, sein außergewöhn-liches technisches Können und seinen farbenreichen, ausdrucksstarken Klang. In der aktuellen Saison ist er Artist in Residence beim SWR Symphonieorchester.

Als Solist gastiert er regelmäßig bei den international führenden Orchestern, darunter das Gewandhausorchester Leipzig, Chamber Orchestra of Europe, Lon-don Symphony Orchestra, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Orchestre de Paris und das Tonhalle-Orchester Zürich. Dabei arbeitet er mit so renommierten Dirigenten wie Sir John Eliot Gardiner, Valery Gergiev, Daniel Harding, Paavo Järvi, Sir Antonio Pappano und Franz Welser-Möst zusammen. 2008 debütierte er unter der Leitung von Riccardo Muti beim Lucerne Festival mit den Wiener Philharmonikern.

Auch die Kammermusik spielt für ihn eine wichtige Rolle. So gründete er gemeinsam mit Frank Peter Zimmermann und Christian Poltéra das Trio Zim-mermann. Zu seinen weiteren Kammermusikpartnern zählen Leif Ove Ands-nes, Pierre-Laurent Aimard, Emanuel Ax, Gautier und Renaud Capuçon, Gidon Kremer, Emmanuel Pahud, Christian Tetzlaff sowie das Quatuor Ebène und das Belcea Quartet.

Antoine Tamestits breit gefächertes Repertoire reicht von der Barockzeit bis in die Gegenwart. Die Musik Johann Sebastian Bachs, dessen Cello-Suiten er für die Bratsche arrangierte und auf CD einspielte, nimmt darin einen besonde-ren Stellenwert ein. Seine Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Musik spiegelt sich in zahlreichen Uraufführungen und Aufnahmen neuer Werke wider, darunter Kompositionen von Jörg Widmann, Bruno Mantovani, Olga Neuwirth und Thierry Escaich. Seit 2013 ist er gemeinsam mit Nobuko Imai Künstlerischer Leiter des Viola Space Festivals in Tokio, das sich der ganzen Bandbreite des Viola-Repertoires widmet.

Antoine Tamestit spielt eine Bratsche von Antonio Stradivari aus dem Jahr 1672, die ihm von der Habisreutinger-Stiftung zur Verfügung gestellt wird.

DIE KÜNSTLER

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SWR SYMPHONIEORCHESTERDas SWR Symphonieorchester gehört zu den renommiertesten Orchestern Euro-pas. An seiner Spitze steht seit Beginn der laufenden Spielzeit 2018/2019 Teodor Currentzis als Chef dirigent. Das SWR Symphonieorchester ging in seiner aktuel-len Form aus der Zusammenführung der beiden SWR-Orchester Stuttgart sowie Baden-Baden und Freiburg hervor.

Die Geschichte der SWR-Orchester beginnt unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit der Gründung 1945/46 prägten viele namhafte Chefdirigenten Klang und Profil der beiden Klangkörper: In Baden-Baden/Freiburg Verfechter der Neuen Musik wie Hans Rosbaud, Michael Gielen, Sylvain Cambreling und François-Xavier Roth; in Stuttgart Sergiu Celibidache und Alte-Musik-Experten wie Sir Neville Marriner oder Sir Roger Norrington.

Das heutige SWR Symphonieorchester zeichnet sich durch ein äußerst breites Repertoire aus. Neben der umfangreichen Auseinandersetzung mit Neuer Musik hat sich der Klangkörper auch im klassischen Repertoire sowie im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis einen Namen gemacht. Regelmäßig arbeitet das SWR Symphonieorchester mit bedeutenden Dirigenten wie Herbert Blomstedt, Peter Eötvös, Kent Nagano oder Michael Sanderling zusammen.

Außerdem sind immer wieder hochkarätige Solisten zu Gast, darunter Hilary Hahn, Fazıl Say, Julia Fischer, Mischa Maisky und Martin Grubinger. »Artists in Residence« der ersten drei SWR-Spielzeiten sind Antoine Tamestit, Gil Shaham und Tzi-mon Barto.

Neben zahlreichen Auftritten im Rahmen eigener Konzert-reihen in Stuttgart, Freiburg und Mannheim ist das Orches-ter jedes Jahr bei den Donaueschinger Musiktagen und den Schwetzinger SWR Festspielen präsent. Einladungen erhielt das Orchester aus vielen wichtigen Musikzentren Europas und Festivals wie dem Rheingau Musik Festival und dem Musikfest Berlin. Im Mai 2019 unternimmt das Orchester unter der Leitung von Christoph Eschenbach eine große China-Tournee.

DIE KÜNSTLER

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VIOLINE IChristian Ostertag (Konzertmeister)Kei ShiraiMichael Hsu-Wartha Alexander Knaak Ines Then-Bergh Wolfgang GreserMathias HochweberStefan BornscheuerJohannes BlumenrötherDorothea JügeltGesa Jenne-DönnewegHelke BierMin WeiFelix BorelHwa-Won RimmerAndreas RitzingerAndreea ChiriacRosa Wember **

VIOLINE IIGunnar Persicke *Uta Terjung Harald E. Paul Margaret MacDuffieMatthias FischerSusanne KaldorAda Gosling-Pozo Michael Mayer-Freyholdt Sylvia Schnieders Alina Abel Monika Renner-AuersKarin Adler Insa Fritsche Maria Stang Maria Kranzfelder Jing Wen

VIOLAPaul Pesthy *Raphael Sachs Jean-Christophe Garzia Christina NicolaiEwald AdamEsther PrzybylskiGro JohannessenNicole NagelTeresa JansenChristian Nas Dorothea FunkBohye LeeAyano YamazoeBarbara Weiske

VIOLONCELLOFrank-Michael Guthmann *Marin Smesnoi Rahel Krämer Thomas NicolaiDita LammerseJohanna Busch Fionn BockemühlWolfgang DüthornUlrike HofmannBlanca Coines EscricheAlexander RichtbergPanu Sundqvist

KONTRABASSSebastian Breidenstein * Felix von Tippelskirch Frederik StockAstrid StutzkeChristoph DornRyutaro HeiLars Schaper

Josef SemelederValentin VacariuIsabel Peiró Agramunt **

FLÖTEHélène Boulègue *Christina SingerBénédicte Zeitoun

OBOEAnne Angerer *Ute Taxhet Michael Rosenberg

KLARINETTESebastian Manz *Simone SitterleAnton Hollich

FAGOTTHanno Dönneweg * Angela BergmannPaul-Gerhard Leihenseder

HORNWolfgang Wipfler * Marc Noetzel Benno TrautmannHorst Ziegler

TROMPETEJörge Becker *Johannes Sondermann Holger SchäferFalko Schob

POSAUNETobias Burgelin *Frank Szathmáry-Filipitsch Florian MetzgerStefanie Scheuer

TUBAJürgen Wirth

PAUKEJochen Brenner

SCHLAGZEUGMartin Rosenthal Franz Lang Robert Kette Franz Bach Jochen Schorer Markus Maier

HARFERenie Yamahata

KLAVIERChristoph Grund

CELESTAJulia Vogelsänger

CEMBALOKlaus Steffes-Holländer

* Stimmführer** Volontäre

BESETZUNG

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Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen MargedantRedaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler, Julika von WerderLektorat: Reinhard HellingGestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISAlfred Schnittke (Verlag Sikorski / unbezeichnet); Piotr Tschaikowsky: (Emil Bieber, Hamburg 1888); Teodor Currentzis (Peter Hundert); Antoine Tamestit (Julien Mignot); SWR Symphonieorchester (Alexander Kluge); Noureddine Khourchid (Cyril Zannettacci)

LUX AETERNA MUSIK FÜR DIE SEELEMusik, da würde Teodor Currentzis sicher zustimmen, ist mehr als nur klingende Luft. Sie rührt an Hirn, Herz und Seele, sie kann uns wärmen, trösten und entflammen. In gesteigertem Maße gilt dies für Künstler, Werke und Genres, die im Rahmen des vierwöchigen Festivals »Lux aeterna« zu hören sind. Denn auch in seiner vierten Ausgabe rückt dieses »Musikfest für die Seele« spirituelle Musik in den Mittelpunkt. Der Auftakt ist einer besonders intensiven Form gewidmet: den tanzenden Derwi-schen von Damaskus, jenen Anhängern der uralten islamischen Sufi-Mystik, die sich zu Musik und Gesang in Trance drehen, um die Verbindung zu Gott zu finden.

3.-27. Februar 2019 | www.lux-aeterna.de

VORSCHAU

Daniel BarenboimAnne-Sophie Mutter Krystian Zimerman Barbara Hannigan Pierre-Laurent Aimard Hélène Grimaud Elīna Garanča Christian Gerhaher Daniel Hardingu.v.a.

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usikfest-hamburg.de

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Ermögl icht durch

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FÖRDERSTIFTUNGENKühne-StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens StiftungProgramm Kreatives Europa der Europäischen Union Adam Mickiewicz Institut

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PRINCIPAL SPONSORSBMWMontblancSAPJulius BärDeutsche Telekom

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