SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS · Donnerstag 18.2.2016 Freitag 19.2.2016 5. Abo A...
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SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
Donnerstag 18.2.2016Freitag 19.2.20165. Abo APhilharmonie20.00 – ca. 22.00 Uhr
Samstag 20.2.20163. Abo SPhilharmonie19.00 – ca. 21.00 Uhr
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4Programm
JOSEPH BASTIANLeitung
SALLY MATTHEWSSopran
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
Leider musste Robin Ticciati seine Dirigate der Konzerte dieser Woche in der Philharmonie im Gasteig nach bereits begonnener Probenar-beit aus gesundheitlichen Gründen absagen. Dankenswerterweise hat sich Joseph Bastian, neben seiner Dirigententätigkeit auch Posau-nist in den Reihen des Symphonieorchesters, kurzfristig bereit erklärt, die Leitung der Konzerte zu übernehmen. Für die Programmänderung bitten wir um Verständnis.
KONZERTEINFÜHRUNG18./19.2.201618.45 Uhr20.2.201617.45 UhrModeration: Sibylle Kayser
LIVE-ÜBERTRAGUNG in Surround auf BR-KLASSIKFreitag, 19.2.2016PausenZeichen:Fridemann Leipold im Gespräch mit Sally Matthews
Konzert zum Nachhören (on demand):Eine Woche abrufbar auf br-klassik.de
5Programm
Johannes BrahmsSerenade Nr. 2 A-Dur für kleines Orchester, op. 16• Allegromoderato• Scherzo.Vivace–Trio• Adagionontroppo• QuasiMenuetto–Trio• Rondo.Allegro
Alban Berg»Sieben frühe Lieder« für eine Singstimme und Orchester• Nacht.Sehrlangsam• Schilflied.Mäßigbewegt• DieNachtigall.Zartbewegt• Traumgekrönt.Langsam• ImZimmer.Leichtbewegt• Liebesode.Sehrlangsam• Sommertage.Schwungvoll
Pause
Edward Elgar»Enigma-Variationen«VariationenübereineigenesThemafürOrchester,op.36
6Johannes Brahms
Als Brahms im Herbst 1857 seinen Dienst als
KlavierlehrerundChorleiter amHof inDet-mold antrat, begann er mit der Arbeit an seiner D-Dur-Serenade op. 11.MaxKalbeck, Freundund Biograph des Komponisten, berichtet, dass Brahms ursprünglich »eine Kassation, d. h. eine MusikleichterenGenres[…]nachdemVorbildederzahlreichenMozart’schenDivertimenti«inAngriffnehmenwollte,einVorhaben,dasange-sichtsderschöpferischenKrise,indersichBrahmsdamalsbefand,durchauseinleuchtet.MitdemehrgeizigenProjekt,seined-Moll-SonatefürzweiKlaviereineineSymphonieumzuarbeiten,warBrahms gescheitert. (Dennoch entstand aus der Sonate–aufdemUmwegüberjene»verunglückteSinfonie«–seinerstesOrchesterwerk,dasd-MollKlavierkonzertop.15.)DasdeprimierendeGe-fühl, vorden eigenenAmbitionenversagt zuhaben,lagnunwieeinSchattenüberjederkom-positorischenAktivitätdes24-Jährigen.Diede-moralisierendeÜberzeugung»IchwerdenieeineSymphonie komponieren!« verband sichmiteinerArtBeethoven-Komplex,wieerunschwerdenumVerständniswerbendenWortenzuent-nehmen ist, mit denen sich Brahms dem Diri-genten Hermann Levi anvertraute: »Du hastkeinenBegriffdavon,wieesunsereinemzuMuteist,wennerimmersoeinenRiesen(Beethoven)hintersichmarschierenhört.«Waresdanichtnaheliegend,dieFlucht indieVergangenheitanzutreten,aufeinTerraingehobenerUnterhal-tungsmusikzumal,das,ohnedenakutenDruckeines elitären Gattungsanspruchs, eine ruhigekünstlerische Selbstvergewisserung erlaubte?SchlugalsoinjenerKrisensituationdieStundederSerenade,des»leichterenGenres«?
Entstehungszeit1858/1859Uraufführung10. Februar 1860 in einem Philharmonischen Privat-konzert im Wörmer’schen Konzertsaal zu HamburgLebensdaten des Komponisten7. Mai 1833 in Hamburg – 3. April 1897 in Wien
»Wie mag der Klang sein?«Zu Johannes Brahms’ Zweiter Serenade in A-Dur, op. 16
Wolfgang Stähr
7Johannes Brahms
BestehteinMissverhältniszwischenBrahms’symphonischemAnspruchunddem»leichterenGenre«derSerenade?WennmandieGeschichtederSerenade(undjenederSymphonie)betrachtet,kannmandieseFragegetrostverneinen.DadieengeBindungderhistorischenFinal-undHul-digungsmusiken an Entstehungsanlass und Aufführungsort einer über-regionalenVerbreitungderSerenadenentgegenstand,habendiepragma-tischgesinntenKomponistendes18.JahrhundertskeinenAnstoßdarangenommen,dieziemlichlockereSatzfolgeihrerKompositionenaufzu-trennenundinneuenKombinationenscheinbarneueKonzerteundSym-phoniendarzubieten.AuchMozartbildetedakeineAusnahme.SiebenseinerSerenadenexistierenauchinreduziertenFassungenalsSympho-nien,dieunterseinerMitwirkungoderzumindestmitseinerBilligung
Johannes Brahms (um 1857)
8Johannes Brahms
entstandensind.AlsberühmtestesBeispieldarfjeneSerenadegelten,dieMozartimSommer1782zurSalzburgerFeierderNobilitierungSiegmundHafnersd.J.beisteuerte,umsieeinigeMonatespäterdanninveränderter,viersätzigerFormalsD-Dur-SymphonieKV385(dieHafner-Symphonie)inseinerAkademievom23.März1783imWienerBurgtheateraufzufüh-ren.MitseinenbeidenSerenadenverstießBrahmsalsokeineswegsgegenungeschriebeneGesetzederGattung.Ohnehinzögertmanetwas,imZu-sammenhangmitderSerenade,diejawesentlichvonderHeterogenitätihrerForm-undStilbestandteilelebt,denBegriffder»Gattung«zugebrau-chen.VielleichtsolltemansiealseineGattungdefinieren,dieihrerseitsdisparateGattungeninsichvereint:einZweckbündnisaufZeit,dasMarschundKonzert,SymphonieundTanzmitdemgemeinsamenZieldesAb-wechslungsreichtumseingegangensind.Die»Zwittergestalt«,dieBrahmsschonanseinerErstenSerenadeop.11beklagte,siegehörtzumWesender Serenade.
Johannes Brahms und Joseph Joachim (um 1855)
9Johannes Brahms
Bereits im Herbst 1858, als sein Opus 11 sich noch in einem frühen »sin-fonieverkündenden«Stadiumbefand,hatteBrahmsmitderKompositioneinerzweitenSerenadeangefangen.DieArbeitverliefdiesmalunbelastetvonhalbeingestandenenAmbitionenunddamitunbeschwertvonderquälendenUngewissheitderBesetzungundderGattung.FreivonZwei-felnbliebsiedeshalbabernicht.Am4.November1858schickteBrahmsdenerstenSatzderkünftigenA-Dur-Serenadeop.16andenMusikerfreundJuliusOttoGrimm,verbundenmitdenskeptischenFragen:»WiemagderKlangsein?Sollichweiterschreiben?«GrimmsAntwortenthieltfastungetrübteErmutigung:»DerSatzistwundervollundsowarmwiedieschönenSommermonatedieses Jahres, eswehtdurch ihndas gewisseMusikbehagen,welchesdochnurganzwenigeKomponistenerweckenkönnen,weilmandazueinUr-Musikantseinmuß.–DasPartiturlesenhatmirkeineMühegemacht,dennnachdenerstenvierTaktenmerkteich,daßichdiefolgendenschonkannte,–DumußtmirdenSatzschoneinmalimSommerinkognitovorgespielthaben,icherinneremichabernicht,woundwann.«FallsGrimmhiernichteinemIrrtumerlag,müsstedas einleitende Allegro moderato der A-Dur-Serenade folglich schon im Sommer1858(vorläufig)fertiggewesensein.ClaraSchumannwurdevonBrahmsingrößerenzeitlichenAbständenindenFortgangdesWerkeseingeweiht.Am4.Dezember1858übersandteerihrdenerstenSatz:»IchkanndenEindruckdesGanzennurmitdemSchönstenvergleichen,demderDdur-Serenade,dieDurchführungaberfindeichnochweitgelun-gener«,lauteteihreenthusiastischeReaktion.ZuClarasGeburtstagam13. September 1859 folgten das Adagio non troppo(»Miristdabei,alskönnteichkeinWortfindenfürdieWonne,diemirdiesStückschafft.«)und das QuasiMenuetto(»... sehranmutig(etwasHaydn’sch),undimTriodieOboe,dafreueichmichschondarauf,diewirdgareigentümlichmitderschwebendenMelodieklingen.«).ImNovember1859schließlichkonnteihrBrahms,derdamalszumdrittenundletztenMalinDetmolderDienstenstand,diekomplettePartiturmitallenfünfSätzenzusenden.»WiemagderKlangsein?«,dieseFrage leitetenichtvonungefährdenGedankenaustauschüberdasneueWerkein. ImJanuar1860 ließsichBrahmsdieA-Dur-SerenadeversuchsweiseinHannovervorspielen,undJosephJoachim»meinteauch,siewäresoinOrdnungundklängegut«(BriefanClaraSchumann,17.Januar).Schonkurzdarauf,am10.Februar1860,dirigierteBrahms ineinemPhilharmonischenPrivatkonzert inHamburgdieUraufführung.NichtdasSymphonieorchester,sonderndieHarmoniemusikistes,diesichalshistorischerBezugspunktderA-Dur-Serenadeop.16aufdrängt.DerBegriff»Harmoniemusik«oderauchnur»Harmonie«diente,zumindestinMozartsWienerJahren,alsSynonymfür
10Johannes Brahms
einBläseroktettmitjezweiOboen,Klarinetten,HörnernundFagotten.SolcheachtköpfigenEnsembleserfreutensichnochüberdieWendezum19.JahrhunderthinaushöchsterPopularitätundmusiziertenamKaiser-hofundindenFürstenpalaisebensowieineinfachenWirtshäusern.IhrRepertoireumfasstehauptsächlichPotpourrisauszeitgenössischenOpernundBalletten.MozartschriebeineOriginalkompositionfürdieseBe-setzung,dieSerenadec-MollKV388(384a),arrangierteseinBläsersextettEs-DurKV375fürdie»Harmonie«undschufüberdiesmitderSerenadeB-DurfürzwölfBläserundKontrabassKV361(370a)eineumzweizu-sätzlicheHörnerundzweiBassetthörnerunkonventionellerweiterteHar-moniemusik.DieMitwirkungeinesKontrabassistenzurVerstärkungdesklanglichenFundamentswarinderPraxisallerdingsauchbeidenBläser-oktettengangundgäbe.HundertJahrenachMozartgriffAntonínDvorákmitseinerSerenaded-Mollop.44dieseTraditionauf,understellteseinenzehnBläsernnebeneinemKontrabassistenaucheinenCellistenzurSeite.GanzähnlichwarvorihmschonBrahmsverfahren,derdieMozart’schenSerenadendurchdieausgezeichnetenBläserderDetmolderHofkapelleschätzengelernthatte:Seine»Harmonie«wirddurchzweiFlöten(imFinalenochdurcheinePiccoloflöte)ergänztundvondentiefenStreichern,vonKontrabässen undCelli, gestützt. Brahms sieht aber zudem auchBratschenvorunddenktohnehin–andersalsDvorák–anchorische,nichtansolistischeBesetzungderStreicherstimmen.IneinemBriefanJoachimerwägtersechsBratschen,vierCelliundzweiBässe.DennochbleibtdieStellungderBläserdurchwegdominierend:DieStreicherspieleneineuntergeordnete,zumeistbegleitendeundnurseltenthematischpro-filierteRolle–überflüssigsindsiedeswegenjedochinkeinemeinzigenTakt.MöglicherweiseteilteBrahmsdieBedenkenClaraSchumanns,dieanderMozart’schenBläserserenadeKV361dieangebliche»MonotonieimKlange«rügteundeinräumte:»Ichhöreüberhauptnichtgernmeh-rereSätzenurvonBlasinstrumenten,wobeimirbesondersdieOboe,sonstsowunderbarer-greifend,oftganzabspannendwirkt.«EsistalleseineFragedesStandpunktes:DieVerwunderungdarüber,dassBrahmsbeiseinemOpus16dieViolinenaussparte,stelltsichnurein,wennmandieStandardbesetzungdesklassischenSymphonieorchesterszumMaßstabnimmt.BegutachtetmandasWerkdagegenalsHarmonie-musikoderBläserserenade,dannüberraschtwenigerdasFehlenderVio-linenalsdieHinzunahmederBratschenundüberhauptdie»Vielzahl«derStreicher.MaxKalbeckglaubtedenUrsprungderZweitenSerenadeinderErstenzuerkennen,präzisergesagt:indenAnfangstaktendesAdagio non troppoausOpus11,indemdunklenGesangdertiefenStreicher–ohneViolinen!–undderFagotte,dessenrhythmischmelodischerImpuls
11Johannes Brahms
vondenKlarinettenunddemSolohornaufgenommenwird.AusdiesemSatzbeginnseider»Instrumentalkörper«derA-Dur-Serenadeentstanden»wieEvaausderRippeAdams«.DieVorliebefürgedeckte,abgedunkelteunderdigeFarben, fürwarmeundsonoreKlänge jedenfallsziehtsichwesensbestimmend durch das gesamte kompositorische Schaffen vonJohannesBrahms:eineinstrumentatorischePrämisse,diedensooftals»grüblerisch«,»herbstlich«,»elegisch«,»schwer«oder»nordischdüster«beschriebenenCharakterseinerMusiknichtallein,aberdochentschei-dendbegründet.MitseinemSinnfürSymmetrieundAusgewogenheitgruppierteBrahmsdiefünfSätzeseinerA-Dur-SerenadeumdasAdagio non troppo,dassomitvonScherzo und MenuettundvondenEcksätzen,zweiSonatenrondos,doppeltgerahmtwird.DenHöreindruckderkor-respondierendenSätzeprägtabervorallemderGegensatzihrerTempe-ramente:SprunghafteundübermütigeBewegung,dieden»offiziellen«3/4-Takt ausdenAngeln zuhebendroht, durchzucktdasScherzo und kommt selbst in dessen TrionichtzurRuhe.Fürdasgemächlicheinher-schlendernde Menuett dagegen passt am besten das in keiner anderen als derdeutschenSprachevorhandeneWort»Gemütlichkeit«;ausdemScherzo derSechstenSymphonieGustavMahlersließsichfürdieseMusikauchdasAttribut»altväterisch«entleihen.BrahmshatdiesenSatzwohlüber-legtnichtmitderÜberschrift»Menuetto«versehen,sondernalsQuasiMenuettobezeichnet:DiehistorischeDistanzzurGlanzzeitdesMenuetts
Detmold, Schloss der Fürsten zu Lippe-Detmold. Hier wirkte Brahms in den Wintermona-ten der Jahre 1857 bis 1859 als Klavierlehrer und Chorleiter.
12Johannes Brahms
im18.JahrhundertwarvonAnfanganmitgedachtundmitkomponiert!Esistübrigensbemerkenswert,dasssichClaraSchumanngeradebeidie-semSatz anHaydnerinnert fühlte; auch ihrMannhatte ja einst vonHaydnalseinem»gewohntenHausfreund«gesprochen,derein»tieferesInteresse[...]fürdieJetztzeit«nichtmehrbesitze.MaßundAusgeglichenheitwalten im einleitendenAllegro moderato, unddieGemessenheitderäußerenFormstehtinglücklichemEinklangmitderruhigenundgelassenen»Gefühlslage«diesesKopfsatzes.Dasacht-taktigeHauptthema,dasfastdurchwegingleichmäßigenHalbenvoran-schreitet,gibtdenfriedvollenGrundtonan.AmanderenEndederSatzfolge(undderAusdrucksskala)stehtdasFinale, dasvoneinemsignalartigenQuartschritt–»alsobjemandHereinriefe«
Clara Schumann (um 1854)
13Johannes Brahms
(MaxKalbeck)–eröffnetunddadurchzugleichmitdemBeginnderSere-nade,demerstenTaktdesAllegro moderato,verknüpftwird.DerRefraindiesesabschließendenRondosließsichalsstilisierterMarschdeuten,alsAnspielungaufdiehistorischePraxisderSerenadenmusiker,diesichbeiihrennächtlichenAuftritten,unterfreiemHimmelimFackelschein,miteinemMarschalsAufzugs-undAbgangsmusikdemOrtdesGeschehensnähertenundsichauchmusizierendwiederentfernten.WieimFallederErstenbildetauchinderZweitenSerenadederlangsameSatz,Adagio non troppo,dasHerzstück.ÜberdemBassoostinatoderStreichererhebtsich»moltoespressivo«dieMelodiederHolzbläser.Brahms schickte diesen Satz an Clara Schumannmit demWunsch:»Möchtest Du recht Schönes und Liebes heraushören; ich denke, eintreuesGemütundeinliebewarmesHerzkanninTönenklingen.SolaßdenndieMusikreden,undgibdenGedankenAbschied.«UndalssiedasAdagio-ManuskriptschwerenHerzenswiederandenKomponistenzu-rücksandte,schlosssieihrBegleitschreibenmitWorten,diebeweisen,dassdie»Botschaft«angekommenwar:»LäßtDudasAdagioklingen,inDiroderaußen,sodenkedabeiDeinerClara.«GerademitdemlangsamenSatzderA-Dur-Serenadekonntesiesichoffenbarbesondersidentifizie-ren,miteinerMusikwohlgemerkt,vondersiewenigeTagezuvorgesagthatte:»DasganzeStückhatetwasKirchliches,eskönnteeinEleisonsein.«
14Alban Berg
Kurz nach der Wendezum20.Jahrhundertbe-
gründeteArnoldSchönbergdieNeueWienerSchule–unddaszunächst imbuchstäblichenSinne,dennderUnterrichtbegann1904tatsäch-lich in einer Schule, imPrivatgymnasiumderReformpädagogin Eugenie Schwarzwald. BaldjedochverlagertensichdieerlesenenLektioneninSchönbergsprivatesDomizil.Ineinemdüste-renZimmerzumHof,beioffenemFenster(selbstimWinter),formulierteerseineTheorien,mitheisererStimmeund imWienerDialekt,gingaufundab,ohneUnterlass,denBlickzuBodengesenkt,rauchteeineZigarettenachderande-renundverlor sichallmählich inQualmundHalbdunkel,völligseineneinsamenGedankenhingegeben,fastwieinTrance–bisihmendlichwiederseineZuhörerindenSinnkamen,seineandächtiglauschendenSchülerundJünger.Zuihnen gehörte auch der schwärmerisch veran-lagteAlbanBerg,SohneinesWienerKunst-undDevotionalienhändlers,dersichinSchönbergsNähe,inderspannungsgeladenenAtmosphäre,die den unbeugsamen Künstler-Patriarchen um-gab,ganzinseinemElementfühlte:»Ichbrau-chedaszumLeben!Ichmußimmerwiederein-maldieLuftDeinesZimmers,dasmirwieeinzumPlatzenvollesInnereeinesRiesengehirnesvorkommt,athmendürfen,anDeinemSchreib-tisch stehen und die sonstigen Freuden Deines liebenHeimsgenießenkönnen«,gestandAlbanBerg.UndseinenMitschülerAntonWebernbe-dauerteervonHerzen,alsdiesernachDanzigzog, um eine Kapellmeister-Stelle anzutreten:»WiemagstDuwiedertraurigsein,fernvonalldiesen Göttlichkeiten weilen zu müssen, die
Entstehungszeit1905–1908; orchestriert 1928Widmung»Meiner Helene«Uraufführung18. März 1928 in einem Wiener Rundfunkkonzert mit der Sopranistin Wanda Achsel-Clemens, dem Wiener Sinfonie-Orchester und dem DirigentenPaul von KlenauLebensdaten des Komponisten9. Februar 1885 in Wien –24. Dezember 1935 in Wien
»Durchtränkt mit Musik«Zu Alban Bergs Sieben frühen Liedern
Wolfgang Stähr
15Alban Berg
SpaziergängemitSchönbergentbehrenzumüssen,SinnundGebärdeundTonfallseinerRedezumissen.«
InihrerstrengenelitärenAusrichtung,dergeistigenHierarchie,demPer-sonenkultumdenMeister,derreinenLehre,demstriktenFreund-Feind-DenkenerinnertdieWienerSchönberg-SchuledurchausaneineSekte,eineKunst-Bruderschaft:einromantisches»BündnisverwandterGeister«.DerallengemeinsameHangzuOkkultismus,SchicksalsglaubenundZah-lenmystiktriebdieursprünglichmusikalischinspirierteErneuerungsbe-wegungstärkernochindieRichtungeinerWeltanschauung,einerPrivat-religionmit Berufungserlebnissen, Geboten, Heiligenverehrung undhistorischerMission – in jederHinsicht ein typisches Phänomen deraufregendenUm-undAufbruchzeitder Jahreum1900.»DiesesunserVerhältniszuDir,alsunsermFührer,LeiterhatetwastiefBeseligendesfürmich«,bekannteWebernseinemLehrer.»DubistdasBand,dasun-löslicheBand,dasunsvereint.WirallelebenfürDich.Glaubeesmir.«
Alban Berg
16Alban Berg
DochArnoldSchönbergbliebdastraurigeSchicksalnichterspart,seinebedeutendstenSchülerzuüberleben.InderGunstderNachweltfreilichhaben gerade umgekehrt die Schüler ihrenMeister überflügelt. DerSchweizerKomponistHeinzHolligersprichtgewissvielenMusikernausderSeele,wennereingesteht:»IchhabefürSchönbergniediegleicheLiebeempfundenwiefürTrakl,WebernoderBerg.DasisteinMann,dermireinwenigAngstmachte.SeineMusikistvollerDornen,sieistbitterundgespannt,währendBergsMusikmenschlicheWärmeundGroßzü-gigkeitausstrahlt.«Werwollteihmdawidersprechen–inGedankenanunvergesslicheAufführungendesWozzeck, der LyrischenSuite,desVio-linkonzerts?OderinderVorfreudeaufdieSieben frühen Lieder, die im heutigenKonzerterklingen:siebenvonunzähligenLiedern,dieAlbanBergschuf,bevorundwährenderArnoldSchönbergsUnterweisungenempfing.»SchonausBergsfrühestenKompositionen,soungeschicktsieauchgewesenseinmögen,konntemanzweierleientnehmen:Erstens,daßMusikihmeineSprachewarunddaßersichindieserSprachetatsächlichausdrückte;undzweitens:überströmendeWärmedesFühlens«,wussteSchönbergimRückblickzuberichten.»EswareinVergnügen,ihnzuunterrichten.Erwarfleißig,eifrigundmachteallesaufsBeste.Underwar,wieallediesebegabtenjungenMenschenausdieserZeit,durchtränktmitMusik,lebteinMusik.«
Arnold Schönberg im Kreise seiner Schüler
17Alban Berg
Schönbergerkannteundfördertedasaußerordentliche,zuerstallerdingsnochrechteinseitigeTalentseinesSchülers:»IndemZustande,indemerzumirgekommenist,waresseinerPhantasiescheinbarversagt,wasanderesalsLiederzukomponieren.JaselbstdieKlavierbegleitungenzudiesenhattenetwasvomGesangsstil.«Der jungeAlbanBergarbeitetesichamFlügelgemeinsammitseinemsangesfreudigenBruderCarldurchdiegesamteLiteratur,vonSchubertüberSchumannundBrahmsbiszum»göttlichenLiedersängerHugoWolf«.Erschwankteanfangssogarzwi-schenderdichterischenunddermusikalischenBerufung,undnochvieleJahrespätersollteihmEliasCanettiattestieren,ersei,»imGegensatzzuvielenMusikern,nichttaubfürWorte.ErnahmsieaufbeinahewieMu-sik,erbegriffvonMenschensovielwievonInstrumenten.«UnddiesesFeingespür,dastraumwandlerischeVerständnisfürDichtungundPsycho-logie,zeichneteschondenKomponistenderSieben frühen Lieder aus, derdieWorteinGesangverwandelte,denGesanginmelodienseligePo-lyphonieeinwobunddenmelodischenÜberschwanginklare,klassischeFormen bannte.
DerverblüffendeGradder frühenMeisterschaftwäreallein schon fürAlbanBergGrundundRechtfertigunggenuggewesen,diese1905bis1908entstandenenLiedernachzwei Jahrzehntenzuveröffentlichen–
Das Ehepaar Alban und Helene Berg
18Alban Berg
undsogardurcheineäußerstsubtile,unerhörttiefgründigeOrchester-fassungaufzuwerten,die1928inWienuraufgeführtwurde.AberseineBeweggründewarenauch,wennnichtgarausschließlichautobiographi-scherNatur:BergunternahmeineempfindsameReiseindieVergangen-heit,erstieghinabindieGefühls-undGedankenweltdes20-Jährigen,alserdieseJugendwerkezuneuemLebenerweckte.Erkehrtezurückindie»beseligende«ZeitalsSchülerimHauseSchönbergs.AbervorallemanderenzelebrierteerdieheimlichenundverschwiegenenErinnerun-gen,dieermitseinerFrauHeleneteilte:ErinnerungenandasJahr1907,die erste Begegnung, die gemeinsamen Besuche desTristaninderWie-nerHofoper,dieTrennungen,dasgefährdeteGlück.SchoneinmalhatteerfürseineFraueinManuskriptmitZehnLiedernausdemJahre1907 zusammengestellt.SechsvonihnenwählteerjetztbeziehungsreichundbedeutungsvollfürdiePublikationaus–miteinerWidmungan»MeineHelene«–undgruppiertesiespiegelsymmetrischumeinsiebtes,dasimZentrum steht, die berückend schöneRilke-VertonungTraumgekrönt, einGedicht,dessenVerseer1907inseinenBriefenanHelenezitierthatte:»Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen tief in der Nacht ...« Nach der Art der Liederkreise des 19. Jahrhunderts ordnete Alban Berg diesesiebenTraumbilderundNachtstückezueinemZyklus,einerHand-lung,einerinnerenBiographie:zueinemromantischenHöhenflug,deruns,wieesimerstenundimletztenderLiederheißt,ausdemTagesge-schehenentführtineinfernes,phantastisches»Wunderland«:»OHerz,waskannindiesenTagen/DeinhellstesWanderlieddennsagen/Vondeiner tiefen, tiefen Lust.«
Freunde sind wichtig im Leben eines jeden von uns. Diese Überlegung machten sich musikbegeisterte und engagierte Menschen zu eigen und gründeten den gemeinnützigen Verein der »Freunde des Sym-phonieorchesters des Bayerischen Rundfunks e. V.«.Seine heute über 900 Mitglieder fördern die heraus-ragende künstlerische Arbeit des Symphonieorche-sters und seiner Akademie nach Kräften. Der Verein trägt dazu bei, den Ruf dieses weltweit berühmten Orchesters weiterhin zu mehren. Mit der finanziellen Unterstützung der »Freunde« werden Instrumente finanziert, Kompositionsaufträge erteilt, Kammermu-sikkurse abgehalten und jungen Talenten in der Aka-demie eine erstklassige Ausbildung an ihren Instru-menten ermöglicht. Den »Freunde«-Mitgliedern werden zahlreiche attraktive Vergünstigungen angeboten, von exklusiven Besuchen ausgewählter Proben über be-vorzugte Kartenbestellungen bis hin zu Reisen des Orchesters zu Sonderkonditionen. *Helfen Sie mit als Freund und lassen Sie sich in die Welt der klassischen Musik entführen!
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Die Nachtigall Das macht, es hat die Nachtigall DieganzeNachtgesungen;DasindvonihremsüßenSchall,DasindinHallundWiderhallDieRosenaufgesprungen.
SiewardochsonsteinwildesBlut;Nun geht sie tief in Sinnen, TrägtinderHanddenSommerhutUndduldetstillderSonneGlut,Undweißnicht,wasbeginnen.
Das macht, es hat die Nachtigall DieganzeNachtgesungen;DasindvonihremsüßenSchall,DasindinHallundWiderhallDieRosenaufgesprungen. (TheodorStorm)
Traumgekrönt DaswarderTagderweißen Chrysanthemen,MirbangtefastvorseinerPracht...Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen TiefinderNacht.
Mirwarsobang,unddukamstlieb und leise, IchhattegradimTraumandichgedacht.Dukamst,undleiswieeine MärchenweiseErklang die Nacht. (RainerMariaRilke)
20Gesangstexte
Alban Berg
»Sieben frühe Lieder«
Nacht DämmernWolkenüberNachtundTal,Nebelschweben,Wasserrauschensacht.Nunentschleiertsich’smiteinemmal:Ogibacht!Gibacht!WeitesWunderlandistaufgetan.SilbernragenBergetraumhaftgroß,Stille Pfade silberlicht talan AusverborgnemSchoß;UnddiehehreWeltsotraumhaftrein.StummerBuchenbaumamWegestehtSchattenschwarz,einHauchvomfernen Hain Einsamleiseweht.UndaustiefenGrundesDüsterheitBlinken Lichter auf in stummer Nacht. TrinkeSeele!TrinkeEinsamkeit!Ogibacht!Gibacht!
(CarlHauptmann)
Schilflied AufgeheimemWaldespfadeSchleich ich gern im Abendschein AndasödeSchilfgestade,Mädchen,undgedenkedein.
WennsichdannderBuschverdüstert,RauschtdasRohrgeheimnisvoll;Undesklaget,undesflüstert,Dassichweinen,weinensoll.
Undichmein,ichhörewehenLeise deiner Stimme Klang,UndimWeiheruntergehenDeinenlieblichenGesang.
(NikolausLenau)
21Gesangstexte
Im Zimmer Herbstsonnenschein. Der liebe Abend blickt so still herein. Ein Feuerlein rot Knistert im Ofenloch und loht.
So!MeinKopfaufdeinenKnie’n,So ist mir gut. WennmeinAugesoindeinemruht,WieleisedieMinutenzieh’n. (JohannesSchlaf)
Liebesode ImArmderLiebeschliefenwirseligein.Am offnen Fenster lauschte der Sommerwind,UndunsrerAtemzügeFriedenTrugerhinausindiehelleMondnacht.
UndausdemGartentastetezagendsichEinRosenduftanunsererLiebeBettUndgabunswundervolleTräume,TräumedesRausches,soreichan Sehnsucht. (OttoErichHartleben)
Sommertage NunziehenTageüberdieWelt,GesandtausblauerEwigkeit,ImSommerwindverwehtdieZeit.NunwindetnächtensderHerrSternenkränzemitseligerHandÜberWander-undWunderland.
OHerz,waskannindiesenTagenDeinhellstesWanderlieddennsagenVondeinertiefen,tiefenLust:ImWiesensangverstummtdieBrust,NunschweigtdasWort,woBildumBildZudirziehtunddichganzerfüllt. (PaulHohenberg)
22EdwardElgar
»Für gewöhnlich setztman das Jahr 1880 für den
Beginnder ›neuenRenaissance‹ innerhalbderenglischenMusikan.Fürmichbegannsieetwa20Jahrespäter,alsichgeradeElgars›Enigma-Variationen‹kennenlernte.Ichfühlte,dieswarMusikvoneinerArt,wiesieindiesemLandseitdemTodePurcellsnichtmehraufgetretenwar.«GustavHolsthattenichtuntertrieben:EdwardElgars Enigma-VariationenmarkiereninderTateinenWendepunktinnerhalbderenglischenMu-sikgeschichte,der selbstdievonHubertParry,CharlesVilliersStanfordundanderen führen-denenglischenMusikerninitiierteAufbruchs-bewegungder1880er Jahreklar indenSchat-tenstellte.ZumerstenMal–nichterstseitdemTodevonPurcell,sondernüberhaupt–wareseinem britischen Komponisten gelungen, ein symphonischesWerkzuschaffen,dasbeimeng-lischenPublikumeinenmehralskurzfristigenErfolgverbuchenkonnteunddarüberhinausauchaufinternationalerEbenedenRuhmeinesMeisterwerks erlangte.Freilich standauch zu-vorSymphonikbeidenBriteninhohenEhren.DochalleinderGedanke,dasssicheinenglischerKomponistaufdiesemTerrainbewährenkönnte,mussteimLandederChorfestivalsundMusicHallsgeradeherausfürHybrisgehaltenwerden.FandindenAugenderbritischenZeitgenossendie eigeneMusikgeschichte ihre Krönung aufdemGebietdesOratoriums,sosahmandieSym-phonik(undzumaldievonkünstlerischemRang)festindenHändenderDeutschen.OrchestraleWerkewurdeninEnglandsomitfastausschließlich
Entstehungszeit1898/1899Uraufführung19. Juni 1899 in derSt. James’s Hall in London unter der Leitung vonHans RichterWidmung»To my friends pictured within«Lebensdaten des Komponisten2. Juni 1857 in Broadheath bei Worcester – 23. Februar 1934 in Worcester
Die Wiedergeburt der englischenMusik aus dem Geist des RätselsZu Edward Elgars Enigma-Variationen
Christian Leitmeir
23EdwardElgar
alsImportgutgeschätzt,dasbeinaheunabdinglichdasGütesiegel»MadeinGermany«tragenmusste.FolglichwarenbritischeKomponisten,dieinderHeimatmitSymphonienreüssierenwollten,gezwungen,entwederselbstinDeutschlandzustudierenoderzumindestdiedeutschen»Klas-siker«Beethoven,Mendelssohn,BrahmsundWagnergutzukopieren–einDilemma,andemgeradedieVorkämpfereinereigenständigenengli-schenSymphonikverzweifelnmussten.UmsogrößerwardieÜberraschung,alsimJahre1899dieOrchestervariationendesenglischenEigengewächsesundAutodidaktenEdwardElgarmitgeradezuelektrisierenderHeftigkeiteineWellederBegeisterungauslösten,dieurplötzlichdasganzeLanderfasste:ElgarsVariationenübereineigenesThemahattenbewiesen,dassdieenglischeMusikdurchausimstandewar,auseigenerKraftsympho-nischeWerkevonhöchstemAnspruchhervorzubringen.DasEiswargebrochen, mit den Enigma-VariationenhatteElgardensymphonischenWerkenvonHubertParry,GustavHolst,RalphVaughanWilliamsundBenjaminBrittendenWeggeebnet.LäutetenElgarsEnigma-VariationeneinenationalemusikalischeRenais-sanceungekanntenAusmaßesein,somarkiertensiezugleichdenend-gültigen Durchbruch Elgars selbst als Komponist. Obgleich sich schon frühseineaußerordentlichemusikalischeBegabungerkennenließ,blieb
Edward Elgar
24EdwardElgar
demSohneinesKlavierstimmersundMusikalienhändlersausWorcesteraufgrundseinerKlassenzugehörigkeitnichtsanderesübrig,alssichdurchSelbststudiumundEngagementimörtlichenMusikvereinswesenmusi-kalischfortzubilden.UmüberhauptalsKomponistexistierenzukönnen,musstesichElgarzudemlangeJahreverschiedenenZwängenunterwer-fen:DieAufführungeinereigenenKompositionodergarderenPublika-tionalsKlavierauszuggelanglediglichbeiAuftragswerkenfürdiezahl-reichenChorfestivals(wiez.B.dasThreeChoirFestival),diesichgernemitUraufführungenschmückten;fürdieseAnlässefreilichkamenaus-schließlichChorkantatenoderOratorieninBetracht.EinweitererEin-kommenszweig,aufdenElgarbisinsvorgerückteAlternichtverzichtenkonnte,warenSalonstückeundgehobeneUnterhaltungsmusik,die,fürdenbreitenMarktbestimmt,zumindesteingewissesVerlagshonorarein-brachten.UnddrittenssahsichElgargenötigt,einenweiterenTeilseinesLebensunterhaltesdurchprivatenGeigenunterrichtzuverdienen.ErstdieEnigma-Variationenverhalfendembereits42-jährigenhochambitionier-tenKomponistenzumerstendurchschlagendenErfolg,dembaldeineReiheweiterersobedeutenderwiegefeierterWerkefolgensollten:nament-lichdieMärschePompandCircumstance, das Oratorium TheDreamofGerontiusunddieErsteSymphonie.
Edward Elgars Geburtshaus in Broadheath
25EdwardElgar
DassallerdingsausEdwardElgar,derzuvorlediglichregionaleBerühmt-heitalsChor-undUnterhaltungskomponisterlangthatte,aufeinenStreicheinSymphonikervonnationalemundinternationalemRangwurde,istletztlicheinemZufallzuverdanken.ZumindestElgarselbststelltediesinGesprächenverschiedentlichsodar.NacheigenemBekundenkameram21.Oktober1898nacheinemanstrengendenArbeitstagalsGeigen-lehrererschöpftnachHause,setztesichansKlavierundimprovisiertezurEntspannungaufsGeratewohl.PlötzlichriefseineFrauAlice,voneinerMelodiegeradebesondersangetan,spontanaus:»Was istdenndas?«–»Nichts–abereskönnteetwasdarauswerden.«Daraufhinvergnügteersichdamit,denthematischenGedankenausdemStegreifsozuvariieren,dass er charakteristische Eigenheiten bestimmter Personen aus seinem Be-kanntenkreisporträtierte.GleichwiemandiesesautobiographischeZeug-nisbewertet(dessenGültigkeitübrigensimmerwiederinZweifelgezo-genwurde),sotrifftesdochdenwesentlichenKernderVariationenop.36:ImAnschlussandieVorstellungeinesdreiteiligenThemasentspinntsicheineloseFolgevonVariationen,diejeweilsbestimmteEigenschaftenvonPersonenausElgarsBekanntenkreisimitierenoderkarikieren.Dabeiver-folgteElgarkeineswegsdasZiel,seinenengstenFamilien-undFreundes-kreissystematischzuverewigen,wieessichetwaRichardStraussnicht
Das Ehepaar Edward und Alice Elgar
26EdwardElgar
ohneAugenzwinkerninseinerSinfonia domestica vorgenommenhatte.AuswahlkriteriumfürdieAufnahmeinElgarsmusikalischeBildergaleriebildetevielmehrdieschlichteFrage,obihneinebestimmtePersonzueiner»Charaktervariation«inspirierte.Dieserklärt,warumeinenichtge-ringeAnzahlvonpersönlichenVertrautenundFamilienangehörigenaus-gespart blieb.Darüberhinaushobdieassoziative,beinahewillkürlichreihendeZusam-menstellungElgarsVariationenzyklus vonden zielgerichtet fortschrei-tendenVertreterndieserGattungab,wiesieetwaindenVariationenvonJohannes Brahms eine mustergültige, für das teleologische und organisti-scheDenkendes19.JahrhundertscharakteristischeAusprägungerhielten.
Edward Elgar und seine in den Enigma-Variationen porträtierten Freunde
27EdwardElgar
AlsKonsequenzdarausergibtsichferner,dassElgarnichtdasVerfahrenwählt,eineingangsaufgestelltesThemaineinzelneElementezuzerglie-dernundderenMöglichkeitensystematischzuentfalten,bisdasursprüng-licheThemaamEndpunktdesProzesses,aufeinerhöherenReflexions-stufeangelangt,einzweitesMalerklingt. ImGegensatzdazubleibt inden Enigma-Variationen, wenngleich natürlich auch sie von submoti-vischerArbeitgeprägtsind,dasThemainfastallenVariationenalsmelo-discheWesenheiterhalten,diefreilichdemCharakterderPersonoderSituationentsprechendabgewandelterscheint.DieassoziativeHerange-hensweiseließElgaraberauchdieFreiheit,Charakterstückeaufzuneh-men,diemitdemThemaallenfallsaufeinersehrabstraktenEbenever-wandtsindunddeshalbaucheigeneSatzbezeichnungentragen:Dasdeli-kate IntermezzoNr.10porträtiertmitseinenschwerelos-duftigenStrei-cherklängendieentzückendeEleganzvonDoraPenny,inAnlehnunganMozartsCosì mit dem Kosenamen Dorabella bedacht; die auf diesenNamenzudeklamierendeHolzbläserfigurahmtdabeiliebevollihrleichtesStotternnach.Nr.13trägtdenTitelRomanzaundistinihrerzart-ver-haltenenMelodikunddensanftenRückungeninentfernteTonartenalsHuldigunganeinegroßeLiebezuverstehen.DiegemeintePerson,hinterderoftLadyMaryLygonvermutetwird,bleibtdabeialsChiffre***imDunkeln.DasnichteindeutigaufzulösendeMendelssohn-ZitatausMeeres-stille und glückliche Fahrt verstärktdiegeheimnisvolleAuradieservor-letztenStation,bevorderZyklusinNr.14(E.D.U.)gipfelt:einalsDop-pelvariationangelegtesgrandiosesSelbstporträtdesKomponisten(vonseinerinNr.1porträtiertenGattinAliceliebevoll»Edoo«genannt),dessenerhabenerMarschcharakterbereitsPompandCircumstancevorwegnimmt.MitderarteindrucksvollenZügenistsonstimZyklusnurnochAugustJohannes Jaeger gezeichnet,Mitarbeiter beim Londoner VerlagshausNovellounddarüberhinausengerVertrauter,FördererundgeschätzterKritikerElgars.DieihmgewidmeteVariationNr.9Nimrod (nach dem mythischenJägerausdemAltenTestament)steigertsichvonanrühren-derZartheitineinergigantischenKlimaxbishinzurwürdevoll-strahlen-den Apotheose.EinGroßteilderVariationenistfreilichnurindirektalsCharakterisierungeinzelnerPersonenzuverstehen:DieVariationenetwa,dieElgarsKam-mermusikfreunden,demAmateurpianistenHewDavidStuart-Powell(Nr.2),derBratschistinIsabelFitton(Nr.6)unddemCellistenBasilG.Nevinson(Nr.12)zugeeignetsind,stellenetwaweitmehrdenCharakterdesbetreffendenInstrumentsherausalsderenpersönlicheEigenheiten.AndereVariationenwurden insbesondere durch prägnante Erlebnisseinspiriert:DaswichtigtuerischePolternvonNr.4beispielsweisekarikiert
28EdwardElgar
WilliamMeathBaker,einenFreundvonAlice,dernacheinemgroßspu-rigenVerkündenvonNeuigkeitenmiteinemlautenTürknallverschwun-denseinsoll.Undinderexplosiv-energischenVariationNr.11stehtnichtder durch die Initialen G.R.S. genannte Hereforder Organist GeorgeRobertsonSinclairimVordergrund,sondernvielmehrseinHundDan:ImEiferdesGefechtsstürztesichdieser,alserseinemHerrneinStöck-chenholenwollte,indenFlussWye,paddelteheftignachdemStöckchenundapportierteesseinemHerrchenschließlichmiteinemstolzenBellen.Es ist offensichtlich, dassmusikalische Porträts, die sich auf derartigeEinzelheitenstützen,nichtohnedetaillierteVorinformationenausderKompositionherausgehörtwerdenkönnen.AbergeradedarinliegtdereigentümlicheReiz, der Elgars Enigma-Variationen einen schillernden SchwebezustandverleihtzwischenradikalerProgrammatik,diedenein-zelnenVariationenzuGrundeliegt,undabsolut-symphonischerWirkung,diesichbeimuneingeweihtenHörereinstellt.NichtohneGrundalso
Edward Elgar, der Gentleman
29Untertitel29EdwardElgar
Edward Elgar»Enigma-Variationen«
Variation Verschlüsselung Interpretation
Thema Enigma
I (C.A.E.) CarolineAliceElgar,dieFraudes Komponisten
II (H.D.S-P.) HewDavidStuart-Powell, Amateurpianist
III (R.B.T.) RichardBaxterTownshend, Gelehrter,Autor,Exzentriker
IV (W.M.B.) WilliamMeathBaker, GutsherrvonHasfieldCourt
V (R.P.A.) RichardPenroseArnold, SohnvonMatthewArnold
VI (Ysobel) IsabelFitton,Amateurbratschistin
VII (Troyte) ArthurTroyteGriffith,Künstler und Architekt
VIII (W.N.) WinifredNorbury,Geschäftsführer derWorcestershirePhilharmonic Society
IX (Nimrod) AugustJohannesJaeger, MitarbeiterimVerlagshausNovello
X (Dorabella) DoraPenny,spätereFrauIntermezzo vonRichardPowell
XI (G.R.S.) GeorgeRobertsonSinclair, OrganistvonHereford, BesitzerderBulldoggeDan
XII (B.G.N.) BasilNevinson,Amateurcellist
XIII (***) LadyMaryLygonRomanza
XIV (E.D.U.) Edu=ElgarselbstFinale
30EdwardElgar
hatderSymphonikerElgardenSchleierdesGeheimnissesumdieInspi-rationsquellendiesesZyklusgehüllt,u.a.indemerdasThemaselbstals»Enigma«bezeichneteundsichzudeminkryptischenÄußerungenüberseinop.36erging:»EsistinderTatwahr,dassichdieEigenheitenvon14 [!]meiner Freunde, die nicht unbedingtMusikerwaren, zu ihremundmeinemVergnügenskizzierthabe;aberdasistetwasPersönlichesundbrauchtnichtöffentlicherwähntzuwerden.DieVariationensollenfürsichals›Musikstück‹stehen.DasEnigmawerdeichnichterklären–seine ›dunkleRede‹darfnichterahntwerden,undichwarneSie,dassVariationenundThemaoftnur sehr schwachmiteinanderverbundensind;fernerziehtsichdurchundschwebtüberdemganzenZykluseingrößeresThema,dasnichtgespieltwird.[...]DasHauptthemaerscheintalsoniemals,ganzwieineinigenneuenDramen,z.B.Maeterlincks›L’Intruse‹und›LesseptPrincesses‹–dieHauptpersonistnieaufderBühne.«WasElgarmitdiesemeigentlichenThemaseinerVariationenop.36gemeinthat, bleibt trotzwildester Spekulationen (dieVorschläge reichen vomdüsterenDiesiræbiszummunterenTrinkliedForhe’sajollygoodfel-low)nachwievorimDunkeln.SoprogrammatischdieEnigma-Varia-tionenalsoeigentlichzuverstehenwären,dasRätselverstelltunweiger-lichdenZugangzudiesemAspektdesZyklusunderlaubtgeradedeshalbdieangemesseneWürdigungunterdenPrämissenabsoluterSymphonik–SymphonikvonsolcherTiefe,dasssiedievonHolstbeschworene»Re-naissance«derenglischenMusikeinleitensollte.
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Bayerisches FernsehenDonnerstag, 3. März 2016 | 23.25 Uhr herbert Blomstedt dirigiertLudwig van Beethoven: Symphonie Nr. 4 B-Dur, op. 60Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksKonzertaufzeichnung aus dem Herkulessaal von 2015
sonntag, 6. März 2016 | 10.20 Uhr herbert Blomstedt dirigiertCarl Nielsen: Symphonie Nr. 5, op. 50Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksKonzertaufzeichnung aus dem Herkulessaal von 2015(Erstausstrahlung)
arD-aLPhasonntag, 21. Februar 2016 | 11.00 Uhr Mariss Jansons dirigiert Giuseppe Verdi: »Messa da Requiem«Solisten: Krassimira Stoyanova, Marina Prudenskaja, Saimir Pirgu undOrlin AnastassovSymphonieorchester und Chor des Bayerischen RundfunksKonzertaufzeichnung aus dem Goldenen Saal des Wiener Musikvereins von 2013
sonntag, 28. Februar 2016 | 11.00 Uhr John eliot Gardiner dirigiertJoseph Haydn: Motette »Insanae et vanae curae«Felix Mendelssohn Bartholdy: Symphonie Nr. 5 (»Reformationssymphonie«)Anton Bruckner: Messe Nr. 1 d-MollSolisten: Lucy Crowe, Jennifer Johnston, Toby Spence, Günther GroissböckSymphonieorchester und Chor des Bayerischen RundfunksKonzertaufzeichnung aus der Philharmonie im Gasteig von 2014
Herbert Blomstedt
Br-kLassikHIGHLIGHTS IM FERNSEHEN
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samstag, 20. Februar 2016 | 19.05 UhrOpernabendGioacchino Rossini: »Il barbiere di Siviglia«Zum 200. Jahrestag der UraufführungRosina – Teresa BerganzaFigaro – Hermann PreyLondon Symphony OrchestraLeitung: Claudio AbbadoAufnahme von 1971
sonntag, 21. Februar 2016 | 10.05 Uhrsymphonische Matinée Das Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksLeitung: Rafael KubelíkAntonín Dvorák: Symphonische Variationen, op. 78; Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert c-Moll, KV 491 (Andor Foldes, Klavier); Hector Berlioz: »Symphonie fantastique«, op. 14
Montag, 22. Februar 2016 | 18.05 Uhr klassik-stars Hélène Grimaud, KlavierWerke von Wolfgang Amadeus Mozart,Robert Schumann und Maurice Ravel
Dienstag, 23. Februar 2016 | 14.05 Uhr Panorama Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksRichard Strauss: »Till Eulenspiegels lustige Streiche«, op. 28 (Lorin Maazel); Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Es-Dur, KV 271 (Lars Vogt, Klavier; Alan Gilbert); Johannes Brahms: Streichquartett c-Moll, op. 51 Nr. 1 (Solisten des BR-Symphonie-orchesters); Joseph Haydn: Symphonie Nr. 103 Es-Dur (Mariss Jansons)
Dienstag, 23. Februar 2016 | 19.05 Uhr Das starke stück Musiker erklären Meisterwerke – Der Cellist Daniel Müller-Schottüber Sergej Prokofjews Sonate C-Dur, op. 119 (Daniel Müller-Schott, Violoncello; Francesco Piemontesi, Klavier)
Br-kLassikHIGHLIGHTS IM RADIO
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Hélène Grimaud
34Biographien
35Biographien
Sally Matthews»SiesingtmiteinerTonschönheitundGestaltungsfähigkeitaufeinesopersönlicheWeise,diesieeinzigartigmacht«,schriebdieFinancialTimesüberdieSopranistinSallyMatthews.InSouthamptongeboren,erhieltsieihreGesangsausbildungvonCynthiaJollyundJohannaPeters.Nochwäh-renddesanschließendenStudiumsanderGuildhallSchoolofMusicandDramainLondonwurdesie1999mitdembegehrtenKathleenFerrierAwardausgezeichnet.AlsMitgliedim»YoungArtistsProgramme«amRoyalOperaHousevon2001bis2003erwarbsichdieSängerinersteBühnen-erfahrung.SeitherverbindetsieeineregeZusammenarbeitmitdemLon-donerOpernhausamCoventGarden.SieinterpretiertedortRollenwieNannetta (Falstaff),Pamina(DieZauberflöte),Fiordiligi(Cosìfantutte),Sifare (Mitridate),AnneTrulove(TheRake’sProgress)undBlanche(Les dialoguesdesCarmélites).AuchvonvielenanderenrenommiertenHäusernerhältdieSopranistinregelmäßigEinladungen,sovonderWienerStaats-oper,wosie2010unterderLeitungvonFranzWelser-MöstalsDonnaAnnadebütierte, vomTheater anderWien,derStaatsoperUnterdenLindenBerlin,derNederlandseOperaAmsterdam,demThéâtrede laMonnaieinBrüsselundderBayerischenStaatsoperinMünchen,andersiebisherBlanche,FiordiligisowiedieTitelpartieninUnsukChinsAlice inWonderlandundFrancescoCavallisLaCalistoverkörperte.BeiderGlyndebourneFestivalOperawarsiealsKonstanze(Die Entführung aus dem Serail)undalsGräfin(LenozzediFigaro)zuerleben.NebenihrenOpernauftrittenwidmet sichSallyMatthews intensivdemKonzertge-sang:MitWerkenwieHaydnsSchöpfung und Jahreszeiten,MendelssohnsElias,BeethovensKantateaufdenTodJosephsII.,Brahms’Deutschem Requiem, Poulencs Gloria,Szymanowskis Stabat mater,VaughanWilliams’ASeaSymphony,MessiaensPoèmespourMiunddenVokalsymphonienvonMahlergastiertsiebeiführendenOrchesternweltweit,u.a.beidenBerlinerPhilharmonikern,demChamberOrchestraofEurope,demOrche-stra of the Age of Enlightenment, dem Philharmonia Orchestra und be-sondershäufigbeimLondonSymphonyOrchestra.ZuihrenPartnernamDirigentenpultzählendabeiSimonRattle,BernardHaitink,DanielHarding,SeijiOzawa,RogerNorrington,AntonioPappanoundValeryGergiev.Lie-derabendeanderSeitevonSimonLepperführendieSopranistinindasConcertgebouwAmsterdam,indieLondonerWigmoreHallsowienachBrüssel.DasPublikumdesSymphonieorchestersdesBayerischenRundfunkskonnteSallyMatthewsbereitseinmalerleben:ImSeptember2011be-geistertesiehieralsPeriineinerumjubeltenAufführungvonSchumannsDas Paradies und die Peri unterderLeitungvonSimonRattle.
36Untertitel
www.br-klassik.de/label Erhältlich im Handel und im BRshop
Chor und Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksDaniel Harding
Christian Gerhaher · Christiane Karg · Alastair Miles · Mari Eriksmoen Bernarda Fink · Andrew Staples · Kurt Rydl · Tareq Nazmi
„Es geht um Liebe, es geht um sinnliche Erkenntnis (…), es geht um die höchste Schönheit (…), es geht um Politik und Macht,
sogar um Landgewinn. Kurz: den ganzen Horizont menschlicher Gier und Neugiermuss Faust abschreiten. (…) Man kann in diesem Faust-Bild schwelgen.“
Christian Gerhaher
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SchumannSzenen aus Goethes
BR Anz SO Progheft Faust_rz.qxp_Layout 1 29.01.15 12:30 Seite 1
37Biographien
Symphonieorchester desBayerischen RundfunksSchonbaldnachseinerGründung1949durchEugenJochumentwickeltesichdasSymphonieorchesterzueineminternationalrenommiertenKlang-körper,dessenRufdieaufJochumfolgendenChefdirigentenRafaelKubelík,SirColinDavisundLorinMaazelstetigweiterausbauten.NebendenIn-terpretationendesklassisch-romantischenRepertoiresgehörteimRahmender1945vonKarlAmadeusHartmanngegründetenmusicavivavonBe-ginnanauchdiePflegederzeitgenössischenMusikzudenzentralenAuf-gabendesOrchesters.Seit2003setztMarissJansonsalsChefdirigentneueMaßstäbe.AberauchvielenamhafteGastdirigentenwieErichundCarlosKleiber,OttoKlemperer,LeonardBernstein,GünterWand,SirGeorgSolti,CarloMariaGiulini,KurtSanderlingundWolfgangSawallischhabendasSymphonieorchestergeprägt.HeutesindBernardHaitink,RiccardoMuti,Esa-PekkaSalonen,HerbertBlomstedt,FranzWelser-Möst,DanielHarding,YannickNézet-Séguin,SimonRattleundAndrisNelsonswichtigePartner.TourneenführendasOrchesterdurchEuropa,nachAsiensowienachNord-undSüdamerika.Als»OrchestrainResidence«trittdasOrchesterseit2004jährlichbeimLucerneFestivalzuOsternauf,2006wurdeesfürseineEin-spielungder13.SymphonievonSchostakowitschmitdemGrammygeehrt.BeieinemOrchesterrankingderZeitschriftGramophone, für das inter-nationalrenommierteMusikkritikernach»Theworld’sgreatestorchestras«befragtwurden,kamdasSymphonieorchesteraufPlatzsechs.
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Chor und Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksDaniel Harding
Christian Gerhaher · Christiane Karg · Alastair Miles · Mari Eriksmoen Bernarda Fink · Andrew Staples · Kurt Rydl · Tareq Nazmi
„Es geht um Liebe, es geht um sinnliche Erkenntnis (…), es geht um die höchste Schönheit (…), es geht um Politik und Macht,
sogar um Landgewinn. Kurz: den ganzen Horizont menschlicher Gier und Neugiermuss Faust abschreiten. (…) Man kann in diesem Faust-Bild schwelgen.“
Christian Gerhaher
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38Biographien
39Biographien
Joseph BastianDer französisch-schweizerischeDirigent undPosaunist JosephBastianist seit 2011 musikalischer Leiter des Abaco-Orchesters, des Sinfonieor-chestersderUniversitätMünchen.SeithernahmeranverschiedenenMei-sterkursen teil, u.a. bei Bernard Haitink, David Zinman und JormaPanula,unddirigiertedasTonhalle-OrchesterZürich,dieLucerneFestivalStrings und das Noord Nederlands Orkest.2011gewannBastiandenErstenPreisbeimIlonaMeskóWettbewerbinBudapest;erassistierteMarissJansonsundDanielHardingbeiChorundSymphonieorchesterdesBayerischenRundfunks,derOrchesterakademiedesSymphonieorchesterssowiebeimBayerischenLandesjugendorchester(BLJO).ZumFestkonzertanlässlichdes100.GeburtstagsvonRafaelKubelíkdirigierteerMahlersLiedereinesfahrendenGesellen in einer Bearbeitung vonArnoldSchönbergmitMichaelVollealsSolisten.ImNovember2015wareramPultderOrchesterakademiemiteinerKammerorchesterfassungvonMahlersVierterSymphoniezuerleben,undimMärz2016wirderdieKammeroper Death KnocksvonChristianJostmitMitgliederndesSympho-nieorchestersdesBayerischenRundfunksineinemKammerkonzertleiten.JosephBastianwuchsineinerkinder-undmusikreichenFamilieinFor-bachauf.MitsiebenJahrenerhieltererstenPosaunen-undCellounter-richt,bevorerseineAusbildung–auchmitKompositionsstudium–amKonservatoriuminMetzfortsetzte.Von1999bis2005studierteerPosauneanderHochschulefürMusikSaarinSaarbrückenbeiHenningWiegräbe.WährenddieserZeitspielteerimJeunessesMusicalesJugendorchester,späteralsStudentmusizierteeru.a. inderJungenDeutschenPhilhar-monieundimGustavMahlerJugendorchester.2002wurdeerStipendiatderOrchesterakademiederMünchnerPhilhar-moniker,2003MitglieddesOrchestersdesNationaltheatersMannheim,und seit 2004 ist erBassposaunist imSymphonieorchesterdesBayeri-schenRundfunks.Erspielteu.a.mitdenBerlinerPhilharmonikern,demBayerischenStaatsorchester,demTonhalle-OrchesterZürich,demRadio-SinfonieorchesterStuttgart,demDeutschenSymphonie-OrchesterBerlin,demOrchestre de la Suisse Romande und demBlechbläserensembleGerman Brass. Neben seiner Orchesterarbeit beschäftigt sich JosephBastianintensivmitAlterMusikundderhistorischenAufführungspraxis.SospielterregelmäßigBarockposaunemitdiversenEnsembles,haupt-sächlichabermitLesCornetsNoirs(Basel).AußerdemspezialisierteersichaufzweifastvergesseneInstrumente,denSerpentunddieOphikleide.Von2006bis2012hatteerzudemeinenLehrauftragfürPosauneanderStaatlichenHochschulefürMusikStuttgartinne.
DANIEL HARDING Dirigent, RUFUS BECK Sprecher, KATHARINA NEUSCHAEFER Text,MARTIN FENGEL Illustration, LEONHARD HUBER RegieEDWARD ELGAR Symphonie Nr. 2 Es-Dur, op. 63 (Auszüge)Für Kinder ab 5 Jahren – Tickets: 0800/5900 595, br-klassikticket.de, Kinder € 8 / Erwachsene € 16 /Familienkarte (2 Erwachsene, 2 Kinder) € 40Der Erlös des Konzertes kommt dem Adventskalender der Süddeutschen Zeitung zugute.
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
5.3. 11 und 13 Uhr Herkulessaal
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SYMPHONIEORCHESTER
DO. 3.3.2016FR. 4.3.2016Herkulessaal20.00 UhrKonzerteinführung 18.45 Uhr2. Abo B
DANIEL HARDINGLeitungANTOINE TAMESTITViolaSYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
JÖRG WIDMANNViola ConcertoEDWARD ELGARSymphonie Nr. 2 Es-Dur, op. 63
€ 13 / 18 / 30 / 38 / 46 / 56 / 65
KAMMERORCHESTER
SO. 6.3.2016Prinzregententheater11.00 Uhr4. Konzert
ALISA WEILERSTEINVioloncelloRADOSLAW SZULCKünstlerische LeitungKAMMERORCHESTER DESSYMPHONIEORCHESTERS DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
JOSEPH HAYDNCellokonzert C-Dur, Hob. VIIb:1Cellokonzert D-Dur, Hob. VIIb:2GIUSEPPE VERDIStreichquartett e-Moll (Fassung für Streichorchester)
€ 33 / 43 / 51 / 58 / 63 / 71Vorverkauf auch über Bell’Arte,Tel.: (089) 8 11 61 91
Karten:Euro 21,– / 29,– Schüler und Studenten: Euro 8,– BRticket 0 800 / 59 00 59 4 www.br-klassikticket.de München Ticket 089 / 54 81 81 81
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MozartHaydnDienstag15. März 20.00 Uhr Studio 2im Funkhaus
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und als Videostream auf br-klassik.de
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BRticket Foyer des BR-HochhausesArnulfstr. 42, 80335 MünchenMo.–Fr. 9.00–17.30 UhrTelefon: 0800 / 5900 594(kostenfrei im Inland),0049 / 89 / 55 80 80 (international)Telefax: 0049 / 89 / 5900 1842326Online-Kartenbestellung:[email protected]ünchen Ticket GmbHPostfach 20 14 1380014 MünchenTelefon: 089 / 54 81 81 81Vorverkauf in München und im Umland über alle an München Ticket angeschlossenen Vorverkaufsstellen
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SO. 24.4.2016Prinzregententheater19.00 UhrKonzerteinführung 18.00 Uhr4. Sonntagskonzert
ASHER FISCHLeitungGAËLLE ARQUEZMezzosopranJULIEN BEHRTenorMATHIAS VIDALTenorALEXANDRE DUHAMELBaritonLIONEL LHOTEBaritonMÜNCHNERRUNDFUNKORCHESTER
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Karten:Euro 21,– / 29,– Schüler und Studenten: Euro 8,– BRticket 0 800 / 59 00 59 4 www.br-klassikticket.de München Ticket 089 / 54 81 81 81
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Freitag, 26. Februar 2016 | 19.00 hHerkulessaal der Residenz, MünchenRebecca Saunders [UA] Georges Aperghis [UA] Stefan WolpeSymphonieorchester des Bayerischen RundfunksEmilio Pomàrico [Leitung]
Freitag, 26. Februar 2016 | 21.30 h Jesuitenkirche St. Michael, MünchenThomas Tallis, Morton Feldman, Orlando di Lasso, Josquin DesprezChor des Bayerischen RundfunksPeter Dijkstra [Leitung]
Samstag, 27. Februar 2016 | 19.00 hPrinzregententheater, MünchenGeorge Benjamin, Pierre Boulez, György Ligeti, Georg Friedrich HaasSWR Vokalensemble StuttgartSWR Sinfonieorchester Baden-Baden und FreiburgGeorge Benjamin [Leitung]
Orchesterkonzert
Late Night: Chorkonzert
räsonanz – Stifterkonzert
der Ernst von Siemens Musikstiftung
BRticket 0800–5900 594 – München Ticket 089–54 81 81 81 – online www.br-klassikticket.de
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45Impressum
MARISS JANSONS ChefdirigentNIKOLAUS PONT Orchestermanager
Bayerischer RundfunkRundfunkplatz 180335 MünchenTelefon: (089) 59 00 34 111
IMPRESSUMHerausgegeben vom Bayerischen Rundfunk Programmbereich BR-KLASSIKPublikationen Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks
REDAKTIONDr. Renate Ulm (verantwortlich)Dr. Vera BaurGRAPHISCHES GESAMTKONZEPTBureau Mirko BorscheUMSETZUNGAntonia Schwarz, MünchenDRUCKalpha-teamDRUCK GmbH Nachdruck nur mit Genehmigung
Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.
TEXTNACHWEISWolfgang Stähr: gekürzter Abdruck eines Buchbeitrags aus Renate Ulm (Hrsg.): Johannes Brahms – Das symphonische Werk. Entstehung, Deutung, Wirkung, Mün-chen / Kassel 1996 (Brahms) sowie Original-beitrag für dieses Heft (Berg); Alban Berg: Sieben frühe Lieder, mit freundlicher Geneh-migung der Universal Edition, Wien; Christian Leitmeir: aus den Programmheften des Sym-phonieorchesters des Bayerischen Rund-funks vom 22./23. November 2001; Biogra-phien: Archiv des Bayerischen Rundfunks.
BILDNACHWEISSiegfried Kross: Johannes Brahms. Versuch einer kritischen Dokumentar-Biographie, Bonn 1997 (Brahms, Clara Schumann); Christian Martin Schmidt: Johannes Brahms und seine Zeit, Laaber 1983 (Brahms und Joachim); Christiane Jacobsen (Hrsg.): Johannes Brahms. Leben und Werk, Hamburg 1983 (Detmold); Österreichische Nationalbi-bliothek, Wien (Berg); Nuria Nono-Schoen-berg (Hrsg.): Arnold Schönberg 1874–1951. Lebensgeschichte in Begegnungen, Klagen-furt 1992 (Schönberg und seine Schüler); Volker Scherliess: Alban Berg, Reinbek 1975 (Ehepaar Berg); Meinhard Saremba: Elgar, Britten & Co. Eine Geschichte der britischen Musik in zwölf Portraits, Zürich/St. Gallen 1994 (Elgar S. 21); Wikimedia Commons (Elgars Geburtshaus, Ehepaar Elgar); Elgar Studies, Worcester 1990 (Elgar und seine Freunde); © Martin U.K. Lengemann (Blom-stedt); © Kasskara (Grimaud); © Johan Persson (Matthews); © Astrid Ackermann (Symphonieorchester, Bastian); Archiv des Bayerischen Rundfunks.
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunksfeb26
27+M U S I C A V I VA W o C h e n e n d e | 3 Konzerte
Freitag > Samstag 16
www.br-musica-viva.de
Freitag, 26. Februar 2016 | 19.00 hHerkulessaal der Residenz, MünchenRebecca Saunders [UA] Georges Aperghis [UA] Stefan WolpeSymphonieorchester des Bayerischen RundfunksEmilio Pomàrico [Leitung]
Freitag, 26. Februar 2016 | 21.30 h Jesuitenkirche St. Michael, MünchenThomas Tallis, Morton Feldman, Orlando di Lasso, Josquin DesprezChor des Bayerischen RundfunksPeter Dijkstra [Leitung]
Samstag, 27. Februar 2016 | 19.00 hPrinzregententheater, MünchenGeorge Benjamin, Pierre Boulez, György Ligeti, Georg Friedrich HaasSWR Vokalensemble StuttgartSWR Sinfonieorchester Baden-Baden und FreiburgGeorge Benjamin [Leitung]
Orchesterkonzert
Late Night: Chorkonzert
räsonanz – Stifterkonzert
der Ernst von Siemens Musikstiftung
BRticket 0800–5900 594 – München Ticket 089–54 81 81 81 – online www.br-klassikticket.de
mv_16_Anz_PH_SymOr_2627_Feb.indd 1 14.01.16 12:56
A Ausbildungsplätze
4 Violinen 2 Violen 2 Violoncelli 1 Flöte 2 Kontrabässe 1 Oboe 1 Klarinette 1 Trompete 1 Fagott 1 Horn 1 Posaune 1 Pauke mit Schlagzeug
Sprungbrett zu den Orchestern der Welt
Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Ausbildung• Instrumentaler Einzelunterricht• Mentales Training• Kammermusik• Mitwirkung bei Proben und Konzerten des Symphonieorchesters
Erfolg Absolventen der Akademie finden Engagements in renommierten Orchestern im In- und Ausland
Konzerttermine• Mittwoch, 11. Mai 2016, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung• Donnerstag, 14. Juli 2016, Hubertussaal Schloss Nymphenburg• Samstag, 16. Juli 2016, Festsaal Kloster Seeon
Förderer Die Akademie dankt
KontaktAkademie des Symphonieorchesters des Bayerischen RundfunksGeschäftsführung: Christine ReifHanselmannstraße 20, 80809 MünchenTelefon: 089/3509-9756 Fax: 089/3509-9757E-Mail: [email protected]
F R E U N D E S Y M P H O N I E O R C H E S T E R
B A Y E R I S C H E R R U N D F U N K e .V.
A Ausbildungsplätze
4 Violinen 2 Violen 2 Violoncelli 1 Flöte 2 Kontrabässe 1 Oboe 1 Klarinette 1 Trompete 1 Fagott 1 Horn 1 Posaune 1 Pauke mit Schlagzeug
Sprungbrett zu den Orchestern der Welt
Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Ausbildung• Instrumentaler Einzelunterricht• Mentales Training• Kammermusik• Mitwirkung bei Proben und Konzerten des Symphonieorchesters
Erfolg Absolventen der Akademie finden Engagements in renommierten Orchestern im In- und Ausland
Konzerttermine• Mittwoch, 11. Mai 2016, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung• Donnerstag, 14. Juli 2016, Hubertussaal Schloss Nymphenburg• Samstag, 16. Juli 2016, Festsaal Kloster Seeon
Förderer Die Akademie dankt
KontaktAkademie des Symphonieorchesters des Bayerischen RundfunksGeschäftsführung: Christine ReifHanselmannstraße 20, 80809 MünchenTelefon: 089/3509-9756 Fax: 089/3509-9757E-Mail: [email protected]
F R E U N D E S Y M P H O N I E O R C H E S T E R
B A Y E R I S C H E R R U N D F U N K e .V.
5. Abo A/3. Abo S 18. / 19./20.2. 2016
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