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Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] 1 Kriterien des Aufmerksamkeitsdefizits im DSM-IV (sechs oder mehr der neun Symptome von Unaufmerksamkeit müssen während der letzten sechs Monate ständig in einem nicht mit dem Entwicklungsstand zu vereinbarenden Ausmaß vorhanden gewesen sein) mit Beispielen für die bei Erwachsenen zu erwartenden Symptome Symptome des Aufmerksamkeitsdefizits nach DSM IV Symptomwandel im Erwachsenenalter Beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei den Schularbeiten, bei der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten Mangelnde Konzentration beim Durchlesen schriftlich fixierter Aufgaben und Arbeitsanweisungen; bei mündlicher Auftragserteilung Unfähigkeit, so lange konzentriert zu bleiben, bis die Handlungsanweisung verinnerlicht ist Hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten Subjektiv langweilige Aufgaben wie Routinearbeiten am Arbeitsplatz, regelmäßige Arbeitsabläufe oder uninteressant erscheinende Aufträge lösen eine erhöhte Ablenkbarkeit aus und führen damit zum Wechsel der Tätigkeit, wichtige und unwichtige Dinge sind gleichrangig. Scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere ihn/sie ansprechen Erwachsene sind häufig mit eigenen Gedanken beschäftigt, oft noch von Vorkommnissen beeindruckt, bei denen scheinbar etwas schlecht gelungen ist, und haben deshalb kein Ohr für die Umgebung. Führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen Erwachsene erfassen die Aufgabenstellung nur unvollständig und fühlen sich schnell von zu erledigender Arbeit überfordert; weil keine Gliederung der Arbeit vorgenommen werden kann, wechseln sie deshalb zu anderer "interessant" erscheinender Tätigkeit. Hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren Mangelhafter Überblick bei der Organisation von Arbeiten, Wichtig und Unwichtig werden bei der Planung von Arbeitsabläufen nicht beachtet. Vermeidet häufig, hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt sich häufig nur widerwillig mit Aufgaben, die länger andauernde geistige Anstrengungen erfordern Mangelnde Fähigkeit zur Gliederung von Arbeitsabläufen führt zu schnell eintretenden Überforderungsgefühlen, häufiger Stimmungswechsel verhindert konstante Arbeitsleistung, dies bedingt eine oft zu beobachtende Selbstentwertung. Verliert häufig Gegenstände, die er/sie für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt Unfähigkeit, sich an Handlungen zurückzuerinnern (z. B. : Wo habe ich meinen Schlüssel abgelegt?), bei starker Reizoffenheit; Verlust der Fähigkeit geplant vorzugehen, keine Erinnerung an Ausgangssituationen, damit verbunden der Eindruck, sich ständig in einer unvorhergesehenen Situation zu befinden. Lässt sich öfter durch äußere Reize leicht ablenken Hohe Ablenkbarkeit bei großer Reizoffenheit durch schlecht steuerbare Konzentration und Fokussierung auf die Gesprächs- oder Arbeitssituation. Ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich Häufig vorhandenes Gefühl, an vorzeitigem "Alzheimer" zu leiden, weil der Tagesablauf als eine Aneinanderreihung von unvorhersehbaren Ereignissen wahrgenommen wird und damit die eigentlich geplanten Vorhaben in Vergessenheit geraten.

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� Kriterien des Aufmerksamkeitsdefizits im DSM-IV (sechs oder mehr der neun Symptome von Unaufmerksamkeit müssen während der letzten sechs Monate ständig in einem nicht mit dem Entwicklungsstand zu vereinbarenden Ausmaß vorhanden gewesen sein) mit Beispielen für die bei Erwachsenen zu erwartenden Symptome

Symptome des Aufmerksamkeitsdefizits

nach DSM IV

Symptomwandel im Erwachsenenalter

Beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei den Schularbeiten, bei der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten

Mangelnde Konzentration beim Durchlesen schriftlich fixierter Aufgaben und Arbeitsanweisungen; bei mündlicher Auftragserteilung Unfähigkeit, so lange konzentriert zu bleiben, bis die Handlungsanweisung verinnerlicht ist

Hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten

Subjektiv langweilige Aufgaben wie Routinearbeiten am Arbeitsplatz, regelmäßige Arbeitsabläufe oder uninteressant erscheinende Aufträge lösen eine erhöhte Ablenkbarkeit aus und führen damit zum Wechsel der Tätigkeit, wichtige und unwichtige Dinge sind gleichrangig.

Scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere ihn/sie ansprechen

Erwachsene sind häufig mit eigenen Gedanken beschäftigt, oft noch von Vorkommnissen beeindruckt, bei denen scheinbar etwas schlecht gelungen ist, und haben deshalb kein Ohr für die Umgebung.

Führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen

Erwachsene erfassen die Aufgabenstellung nur unvollständig und fühlen sich schnell von zu erledigender Arbeit überfordert; weil keine Gliederung der Arbeit vorgenommen werden kann, wechseln sie deshalb zu anderer "interessant" erscheinender Tätigkeit.

Hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren

Mangelhafter Überblick bei der Organisation von Arbeiten, Wichtig und Unwichtig werden bei der Planung von Arbeitsabläufen nicht beachtet.

Vermeidet häufig, hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt sich häufig nur widerwillig mit Aufgaben, die länger andauernde geistige Anstrengungen erfordern

Mangelnde Fähigkeit zur Gliederung von Arbeitsabläufen führt zu schnell eintretenden Überforderungsgefühlen, häufiger Stimmungswechsel verhindert konstante Arbeitsleistung, dies bedingt eine oft zu beobachtende Selbstentwertung.

Verliert häufig Gegenstände, die er/sie für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt

Unfähigkeit, sich an Handlungen zurückzuerinnern (z. B. : Wo habe ich meinen Schlüssel abgelegt?), bei starker Reizoffenheit; Verlust der Fähigkeit geplant vorzugehen, keine Erinnerung an Ausgangssituationen, damit verbunden der Eindruck, sich ständig in einer unvorhergesehenen Situation zu befinden.

Lässt sich öfter durch äußere Reize leicht ablenken

Hohe Ablenkbarkeit bei großer Reizoffenheit durch schlecht steuerbare Konzentration und Fokussierung auf die Gesprächs- oder Arbeitssituation.

Ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich

Häufig vorhandenes Gefühl, an vorzeitigem "Alzheimer" zu leiden, weil der Tagesablauf als eine Aneinanderreihung von unvorhersehbaren Ereignissen wahrgenommen wird und damit die eigentlich geplanten Vorhaben in Vergessenheit geraten.

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� Kriterien der Hyperaktivität und Impulsivität im DSM-IV (sechs oder mehr der neun Symptome müssen während der letzten sechs Monate ständig in einem nicht mit dem Entwicklungsstand zu vereinbarenden Ausmaß vorhanden gewesen sein) mit Beispielen für die bei Erwachsenen zu erwartenden Symptome

Symptome der Hyperaktivität und Impulsivität nach DSM IV

Symptomwandel im Erwachsenenalter

Zappelt häufig mit Händen oder Füßen oder rutscht auf dem Stuhl herum

Erwachsene wippen mit den Füßen, lassen häufig das ganze Bein zittern, trommeln mit den Fingern auf Tischplatten oder Armlehnen von Stühlen, gelegentlich verknoten sie ihre Beine oder schlingen sie um Stuhlbeine, um die motorische Unruhe zu kontrollieren, sie schlagen beim Sitzen ein Bein unter und haben oft Probleme mit Nägelkauen.

Steht in der Klasse oder in anderen Situationen, in denen Sitzen bleiben erwartet wird, häufig auf

Erwachsene vermeiden Langstreckenflüge, weil sie die erzwungene körperliche Ruhe nicht ertragen; Restaurant-, Theater- und Kinobesuche führen zu großer innerer Anspannung, weil wenig Gelegenheit zu Bewegung existiert.

Läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann dies auf ein subjektives Unruhegefühl beschränkt bleiben)

Erwachsene lieben Berufe mit der Möglichkeit sich zu bewegen; sie sind häufig in Außendienstpositionen mit wechselnden Gesprächspartnern oder Orten zu finden, sie verzichten ungern auf ihr Handy, sie brauchen viele Reizquellen, sie möchten sich durch Außenreize stimulieren.

Hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen

Erwachsene treiben gerne Sportarten, die mit Risiko verbunden sind, wie Drachenfliegen, Bungee-Jumping oder Motorradfahren; die extreme Reizsituation führt zu einer intensiven Konzentrationsleistung, was von den Betroffenen als angenehm erlebt wird.

Ist häufig "auf Achse" oder handelt oftmals, als wäre er / sie "getrieben"

Hektisches Rennen vermittelt ein Gefühl von Lebendigkeit, deshalb auch der Versuch, ständig mehrere Arbeiten gleichzeitig zu bewältigen; das Hasten von Arbeit zu Arbeit entlastet von starker innerer Unruhe.

Redet häufig übermäßig viel Die Sprechweise ist oft schnell und undeutlich, wird von der Umgebung häufiger als aggressiv erlebt, Gesprächspartner kommen kaum zu Wort, da der Betroffene schnell auf ein Thema hyperfokussiert ist, "Smalltalk" wird als langweilig empfunden.

Platzt häufig mit den Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist

Die überbordenden Ideen müssen schnell formuliert werden, bevor sie vergessen sind, es fehlt wie bei Kindern das "Stop - Listen - Go".

Kann nur schwer warten, bis er / sie an der Reihe ist

Die andauernde innere Spannung äußert sich in Ungeduld gegenüber der Langsamkeit anderer, betroffene Mütter leiden unter der langsamen Auffassungsgabe ihrer Kinder bei den Hausaufgaben; Schlangestehen oder Stau beim Autofahren führen zu aggressiven Verhaltensweisen.

Unterbricht und stört andere häufig (platzt z. B. in Gespräche oder in Spiele anderer hinein)

Mischt sich ungefragt in Gespräche ein. Wenn ein Betroffener selbst nicht handeln soll, kommt in ihm schnell eine innere Unruhe auf, die dazu verleitet, die Arbeit selbst zu übernehmen. Beispiel: die tüchtige Mutter, deren Tochter keine Chance erhält, eigene Fertigkeiten zu entwickeln.

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Psychoedukation und Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter

Begriffsdefinition „Psychoedukation“

Unter dem Fachbegriff „Psychoedukation“ werden systematische didaktisch-psychotherapeutische

Interventionen zusammengefasst, die dazu geeignet sind, Patienten und ihre Angehörigen über die

vorliegende Krankheit bzw. Störung zu informieren, das Krankheitsverständnis und den

selbstverantwortlichen Umgang mit der Krankheit zu fördern und sie bei der Krankheitsbewältigung zu

unterstützen (Goldmann 1988, Behrendt & Schaub 2005).

Die Betroffenen sollen im Rahmen von psychoedukativen Interventionen zunächst umfassend über

Ursachen, Diagnostik und aktuelle Therapiestandards bzw. –Optionen bezüglich der vorliegenden

Störung aufgeklärt werden. Diese störungsbezogene Wissensvermittlung wird als ► edukativer Anteil

im Rahmen von Psychoedukation bezeichnet und sollte nicht als Frontalunterricht konzipiert oder in

Form eines Expertenvortrages durchgeführt werden. Vielmehr gilt es die relevanten Informationen

gemeinsam zu erarbeiten, indem das störungsbezogene Erfahrungswissen der Betroffenen mit dem

aktuellen Stand der Wissenschaft verknüpft wird. Dies bedeutet, dass Psychoedukation vom

Therapeuten eine spezifische, ressourcenorientierte und partnerschaftlich ausgerichtete

therapeutische Grundhaltung erfordert, in der die Betroffenen als „eigentliche Experten ihrer

Erkrankung“ wahrgenommen und gewürdigt werden (Behrendt & Krischke 2005). Des Weiteren zielen

psychoedukative Interventionen auf eine Stärkung der Selbstakzeptanz und

Wirksamkeitsüberzeugung, auf eine Förderung der individuellen Bewältigungsfähigkeiten und des

eigenverantwortlichen Umgangs mit der Erkrankung ab (► psychotherapeutischer Anteil im Rahmen

von Psychoedukation). Darüber hinaus soll mittels Psychoedukation auch die Therapie-Compliance

und –Zufriedenheit der Betroffenen erhöht und der Umgang zwischen Betroffenen und

professionellem Hilfesystem erleichtert werden (Goldmann 1988). Die Durchführung von

Psychoedukation im Gruppensetting bietet gegenüber dem Einzelsetting den Vorteil, dass die

Patienten in der Interaktion mit anderen Betroffenen feststellen können, dass ihre Störung bzw.

„Besonderheit“ von anderen geteilt wird. Dieser Umstand kann bereits entlastend wirken, in dem sie

beispielsweise die Vorstellung einer „von Schlechtigkeit geprägten Einzigartigkeit“ relativiert und damit

zur Reduktion eines negativen Selbstbildes beiträgt. Des Weiteren können sich die Gruppenmitglieder

untereinander emotional stabilisieren und sich gegenseitig bei der Generierung von Lösungen für

störungsassoziierte Probleme unterstützen. In Erweiterung des ursprünglichen Konzeptes, werden in

den aktuellen psychoedukativen Ansätzen auch Angehörige bzw. Bezugspersonen von Betroffenen

betreut, entweder in Form von eigenen und/ oder im Rahmen von gemeinsamen psychoedukativen

Gruppen mit den Betroffenen (sog.: ► „Trialog“).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass mit dem Fachbegriff „Psychoedukation“ eine

Interventionsform umschrieben wird, welche ihre Wurzeln in der kognitiven Verhaltenstherapie

aufweist, sich adaptiv an verschiedene Settings (ambulant – teilstationär – stationär) anpasst, zumeist

in Gruppenform durchgeführt wird und gleichermaßen die Komponenten: „Bildung“ (= „education“)

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und: „psychotherapeutische Interventionen“ beinhaltet (Behrendt & Krischke 2005, Hornung 2000).

Psychoedukation ist vor allem dann indiziert, wenn es sich um eine chronische Krankheit bzw. Störung

handelt, deren Ausprägung und Verlauf sich mittels der „optimalen“ Ausnutzung von therapeutischen

Optionen und die funktionale Anpassung bzw. Änderung des Lebensstils bzw. -haltung positiv

beeinflussen lässt. Dies setzt zum einen den informierten Patienten voraus, der zum Experten seiner

eigenen Störung geworden ist (► edukativer Anteil im Rahmen von Psychoedukation), wie auch den

Erwerb von Selbstmanagement-Fertigkeiten bzw. Kompetenzen zur Selbstregulation (►

psychotherapeutischer Anteil im Rahmen von Psychoedukation). Psychoedukation ist darüber hinaus

strikt ressourcen- und lösungsorientiert ausgerichtet. Damit ist beispielsweise gemeint, dass mit dem

Betroffenen erarbeitet wird, wie er (mehr) an sich „glauben“ bzw. seine eigenen Stärken bewusster

wahrnehmen kann. Dies stellt häufig die Voraussetzung dar, um dann mittels therapeutischer

Unterstützung weitere Fertigkeiten zu erwerben bzw. zu reaktivieren, die dem Patienten ein zufrieden

stellendes Leben mit seiner Störung ermöglichen.

Störungsspezifische Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter

ADHS erfüllt alle Voraussetzungen, unter denen psychoedukative Interventionen als sinnvoll zu

erachten sind. Es handelt sich um eine Störung, die häufig bis in das Erwachsenenalter persistiert und

dann sowohl mit weiteren psychischen Beeinträchtigungen, als auch mannigfaltigen psychosozialen

Folgen behaftet sein kann. Dies bedeutet, dass ADHS nicht „geheilt“ im Sinne von ursächlich behoben

werden kann und es demnach darauf ankommt, möglichst einvernehmlich mit ADHS zu leben, was

zumeist einer aktiven Anpassungsleistung des Betroffenen bedarf. Gerade die psychosozialen Folgen

der ADHS, wie Partnerschaftsprobleme, geringes Selbstwertgefühl, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz

oder rechtliche Probleme, sind beispielsweise einer rein pharmakologischen Behandlung kaum

zugänglich und erfordern einen informierten Patienten, der sich aktiv am Behandlungsprozess

beteiligt. Darüber hinaus ist es notwendig, Patienten mit ADHS bei der Modifikation dysfunktionaler

Bewältigungsstrategien, etwa in Form von Vermeidungsverhalten, zwanghaft anmutender

Kompensationsversuche von Organisationsdefiziten oder dem Gebrauch von Drogen,

psychotherapeutisch zu unterstützen. Des Weiteren eignen sich insbesondere psychoedukative

Interventionen im Gruppensetting, um Patienten mit ADHS im Erwachsenenalter zu verdeutlichen,

dass sie ihre Probleme mit anderen Betroffenen teilen und sie deshalb nicht auf eine negative Art und

Weise „einzigartig“ sind.

Ziele psychoedukativer Interventionen bei ADHS im Erwachsenenalter

Ziel psychoedukativer Interventionen ist es, den Patienten mit ADHS in die Lage zu versetzen, „seine

ADHS nicht nur als Gegenwind zu erleben, sondern auch als Rückenwind zu nutzen“.

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� Information

Der Patient soll ausführlich über die Ätiologie, Symptomatik, Verlauf, Auswirkungen und

Behandlungsoptionen der ADHS, des Weiteren über ADHS assoziierte Komorbiditäten und

Folgeerkrankungen informiert werden.

� Coping

Beim Patienten sollen Selbstmanagement- und Selbstregulations-Fertigkeiten angestoßen und (re-

)aktiviert werden, die ihm mehr Kontrolle über ADHS ermöglichen und seine Selbstachtung und

Lebenszufriedenheit vergrößern.

� Compliance

Der Patient soll zu einer weiterführenden, kontinuierlichen und konsequenten Behandlung der ADHS

und eventuell vorhandenen Komorbiditäten bzw. Folgeerkrankungen motiviert werden.

� Interaktion

Der Patient soll sich im Gespräch mit anderen Betroffenen emotional entlasten und über bewährte

Möglichkeiten der Alltags- oder Krankheitsbewältigung austauschen

Tabelle1: Interventionsziele der psychoedukativen Gruppe für Patienten mit einer ADHS im

Erwachsenenalter (aus D’Amelio et al. 2008, S. 31)

Aus Tabelle 1 ist ersichtlich, dass der Patient im Rahmen einer psychoedukativen Intervention

zunächst über die vorliegende Störung sowie die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen

Behandlungsmöglichkeiten ausreichend informiert wird (► edukativer Anteil im Rahmen von

Psychoedukation), damit er in Abstimmung mit seinem Therapeuten, eine für ihn „passende“

Therapieentscheidung treffen kann. Dies stellt sicher eine wesentliche Voraussetzung dar, um

Therapie-Compliance und Behandlungszufriedenheit zu erhöhen. Außerdem gilt es im

psychotherapeutischen Anteil von Psychoedukation, mit dem Patienten Fertigkeiten und Strategien zu

erarbeiten, die es ihm ermöglichen, trotz bzw. mit der ADHS-Symptomatik seinen Alltagsaufgaben

(besser) nachzukommen. Dazu müssen zum einen „Problemfelder“ (problematische

Alltagssituationen, Verhaltensweisen und Einstellungen) identifiziert und analysiert werden. Zum

anderen bedarf die Generierung und Umsetzung von Lösungen, dass man sich seiner Stärken

bewusst wird. Sicherlich weisen Betroffene mit ADHS eine beträchtliche Anzahl von positiven

Eigenschaften und Kompetenzen auf, die es zur Umsetzung von Lösungen und zur Führung eines

zufrieden stellenden Lebens mit ADHS zu nutzen gilt. Da viele der Patienten im Verlauf ihrer

lebenslangen Auseinandersetzung mit ADHS bereits Wege und Mittel gefunden haben, die ihnen die

Bewältigung des Alltags mit der Erkrankung erleichtern, gilt es diesen Erfahrungsschatz an hilfreichen

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Strategien und Techniken untereinander auszutauschen, so dass Betroffene ihre Kompetenzen im

Umgang mit der ADHS (weiter) ausbauen können. In der folgenden Tabelle 2 ist beispielhaft einen

Überblick über den Ablauf und die Inhalte des bislang einzigen deutschsprachigen manualisierten

Therapieprogramms zur Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter abgebildet (D’Amelio et al.

2008):

1 Kennenlernen und

Organisatorisches

� Vorstellung der Teilnehmer � Organisatorisches und Terminabsprache � „Regeln für eine gute Zusammenarbeit“ � Individuelle Therapieziele � ADHS-Wissenfragebogen

2 Was ist ADHS und wie entsteht ADHS?

� Symptome der ADHS � Neurobiologichen Grundlagen der ADHS � ADHS assoziierten Komorbiditäten

3 Wie kann man ADHS behandeln? � Pharmakologische und psychologische Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS

� Pharmakologische und psychologische Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS assoziierten Komorbiditäten

4 Mein (soziales) Leben mit ADHS � Besonderes Potential von Menschen mit ADHS � Problematische und Positive Anteile meiner ADHS � ADHS in sozialen Interaktionen � Besprechung der Anteile der ADHS, die sozial als

problematisch erachtet werden

5 Wie gehe ich mit mir um?

Selbstbild und Selbstwert

� Wie gehe ich mit mir um? Der innere Trainer � Diskussion: Optimist oder Pessimist? � Individuelle Stärken und Kompetenzen

6 Von Chaos und Kontrolle – (Selbst-) Organisation im Alltag

� Chaosstifter & Ordnungshalter � Strategien und Techniken zur Alltagsstrukturierung � „Jäger und Farmer“ Metapher

7 Stressmanagement � psycho-somatische Grundlagen von Stress und Stressreaktion

� Externe und Interne Stressoren � Methoden zur Stress-Prophylaxe, -Management

und -Regeneration 8 Stimmungsregulation und

Impulskontrolle

� Der Stimmungsbarometer � (Mehr) Selbstkontrolle bei Wut und Ärger � Stimmungsregulierende Maßnahmen

9 Selbstmodifikation von problematischen Verhalten

� Grundlagen der Selbstmodifikation � Schema zur Analyse und zur Veränderung von

problematischem Verhalten � Subjektive Akzeptanz der ADHS spezifischen

Medikation

10 Ausklang und Verabschiedung � Rückblick und Würdigung � Vereinbarung des 1. Nachtreffens � Evtl. Überführung in eine Selbsthilfegruppe � Durchführung des ADHS-Wissensfragebogens � Verabschiedung der Teilnehmer

Tabelle 2: Überblick über die Themenschwerpunkte der Sitzungen 1 bis 10 der psychoedukativen

Gruppe für Patienten mit ADHS im Erwachsenenalter (aus D’Amelio et al. 2008, S 47-48)

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Ausblick und Fazit

Orientiert man sich an den deutschen Leitlinien zur Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter, so

wird analog zur Behandlung der Störung bei Kindern und Jugendlichen auch bei der adulten ADHS

die Kombination medikamentöser und psychotherapeutischer Ansätze empfohlen. Diese

Vorgehensweise berücksichtigt die Tatsache, dass ADHS eine komplexe Störung darstellt, die mit

verschiedenen Problemen auf einer biologischen, psychologischen und sozialen Ebene einhergeht.

Dementsprechend muss davon ausgegangen werden, dass sich das Ergebnis der Behandlung durch

die gleichzeitige oder sequentielle Anwendung unterschiedlicher Therapieansätze optimieren lässt.

Insofern ist Psychoedukation als ein wichtiger Baustein in der Therapie der adulten ADHS zu

betrachten, der gemeinsam mit weiteren Behandlungselementen zum Einsatz kommen sollte. Dies

umso mehr, als dass Psychoedukation adaptiv ist und sich den Gegebenheiten vor Ort anpasst, d.h. in

einem ambulanten, wie auch teilstationären oder stationären Umfeld umsetzen lässt. In diesem Sinne

kann Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter als Instrument zur psychotherapeutischen

„Basisversorgung“ (i.S. eines „stepped care“) aufgefasst werden, das sich bei Bedarf mit den anderen

Bausteinen einer multimodalen störungsspezifischen Therapie kombinieren lässt.

Begriffsdefinition „Coaching“

Mit dem Fachbegriff „Coaching“ wird ein interaktiver, personenzentrierter Beratungs- und

Begleitungsprozess beschrieben mittels dem ein Klient, unterstützt durch einen Coach, seine

Lebensgestaltung in einem definierten Lebensbereich optimieren möchte (Rauen 2002). Insgesamt

zielt Coaching auf die Optimierung der Selbstmanagement- bzw. Selbstregulationsfähigkeiten des

Klienten im beruflichen und/ oder privaten Kontext ab. Der Coach gibt dabei keine direkte

Lösungsvorschläge vor, sondern unterstützt den Klienten, eigene Lösungswege für die angestrebten

Veränderungen zu entwickeln (Migge 2007). In diesem Sinne ist Coaching als eine professionell

angeleitete „Hilfe zur Selbsthilfe“ aufzufassen. Im Gegensatz zur Psychotherapie werden beim

Coaching „traditionell“ keine Störungen mit Krankheitswert behandelt, auch wenn die eingesetzten

Strategien und Techniken durchaus verschiedenen lösungsorientierten Psychotherapieverfahren bzw.

–Schulen entliehen sind (Rauen 2007). Aus diesem Grund richtet sich Coaching prinzipiell an

Personen, die ihre Probleme zwar auch alleine lösen bzw. ihre Ziele selbstständig angehen könnten,

dies aber mit professioneller Unterstützung schneller oder effektiver tun möchten (Migge 2007).

Coaching findet sowohl im Einzelsetting, wie auch in Gruppen bzw. Teams statt und ist heutzutage

nicht mehr auf den wirtschafts- oder sportlichen Sektor beschränkt, sondern hat sich auch im

Bildungs- und Sozialbereich etabliert (Rauen 2002).

Störungsspezifisches Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter

„Coaching assists clients with AD/ HD to stay focused on their goals, face obstacles, address core

ADD-related issues like time management, organization, and self-esteem, gain clarity and function

more effectively” (Ratey et al. 2002, http://www.add.org/articles/coachingguide.html). Wie aus obiger

Definition ersichtlich, bezeichnet ADHS-Coaching einen individualisierten und maßgeschneiderten

Beratungs- und Begleitprozess im Einzelsetting, mit dem Ziel den ADHS-Betroffenen bei der Tages-

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und Alltags-Strukturierung und allgemein bei der (besseren) Bewältigung von Aufgaben im privaten

oder beruflichen Kontext zu unterstützen, um damit mittelfristig ein Mehr an Selbstbestimmung bzw. -

Wirksamkeit und Lebensqualität zu erlangen (Ryffel-Rawak 2003, Migge 2007). Der Coach wirkt dabei

als Katalysator und fördert, unterstützt und begleitet die von seinem Klienten erstrebten

Veränderungen im Rahmen einen konkreten Veränderungsprojektes, indem er diesen: „...berät,

Taktiken vermittelt, anleitet, anfeuert, Rückmeldung gibt, lobt“ (nach Hesslinger et al. 2004, S. 71).

Dies geschieht bei Bedarf auch vor Ort, d.h. in der unmittelbaren Lebensumwelt des Klienten (z.B. in

dessen Wohnung). In der folgenden Tabelle 3 sind überblicksartig die wichtigsten Merkmale und Ziele

eines ADHS spezifischen Coaching dargestellt:

� Fokus auf Veränderung:

Zielgerichtetes, Lösung zentriertes und Ressourcen orientiertes Vorgehen. unter Einsatz der

Elemente: Planung, Handlung, Reflexion und Generalisierung

� Sequentielles anstatt paralleles (be-) Arbeiten:

Immer nur ein konkretes Anliegen bzw. „Veränderungsprojekt“ zur selben Zeit bearbeiten bzw.

erfolgreich zum Abschluss bringen, bevor ein neues angegangen wird.

� Graduiertes Vorgehen:

Beständige Ziel-Annäherung durch die sukzessive Abarbeitung von machbaren Teil-Schritten, bis

hin zur Erreichung eines vorher definierten SOLL-Zustandes.

� Nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe:

Verzicht auf „Ratschläge“, stattdessen Motivierung, Beratung und Unterstützung durch den ADHS-

Coach.

Schulung bzw. (Re-)Aktivierung von Analyse-, Strukturierungs- und Problemlöse-Fertigkeiten.

Darauf achten, dass der Klient seine Selbstwirksamkeits-Überzeugung stärkt indem er Erfolg(-e)

internal attribuiert und damit an seinen Problem-Lösungen „wachsen“ kann.

Regelmäßige Überprüfung, ob die Hilfestellung durch den ADHS-Coach noch indiziert ist, oder ob

der Klient sein nächstes „Veränderungsprojekt“ bereits selbstständig umsetzen kann.

Tabelle 3: Merkmale eines ADHS-Coaching (aus D’Amelio 2008, S. 132)

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Insgesamt zielt Coaching auf die Optimierung der Selbstmanagement- und Selbststrukturierungs-

Fertigkeiten des Klienten ab: dieser soll sein Leben selbst regulierend, d. h. ohne externe

professionelle Hilfe gestalten und seine Ziele mit seinem tatsächlichen Leben bzw. sein tatsächliches

Leben mit seinen Zielen in Einklang bringen (Kanfer et al. 2000). Dies bedeutet, dass auch im

Rahmen eines ADHS spezifischen Coaching die Anleitung zur Selbsthilfe im Vordergrund steht und

der Klient dadurch in die Lage versetzt werden soll, sich in Zukunft und bei der Bewältigung weiterer

Probleme adäquat selbst zu coachen. Um seinen Klienten bei diesem Veränderungs- bzw.

Optimierungsprozess optimal unterstützen zu können, sollte ein ADHS-Coach ein fundiertes und

wissenschaftlich begründetes Wissen über das Störungsbild ADHS aufweisen, sowie profunde

Kenntnisse in den Bereichen: Strukturierung, Problem-Analyse und –Lösung sowie Ressourcen-

Aktivierung besitzen; dies alles am besten in Kombination mit einer Weiterbildung in einem

handlungsbezogenen und lösungszentrierten psychotherapeutischen Verfahren. In diesem

Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Begriffe „Coach“ bzw. ADHS-Coach“ gesetzlich nicht

geschützt sind und demnach dieser Titel von jeder Person geführt werden kann. Entsprechend verhält

es sich mit den derzeit verfügbaren Angeboten zu einem „ADHS spezifischen Coaching“. Des

Weiteren muss festgestellt werden, dass bislang weder international, noch im deutschsprachigen

Raum einheitliche bzw. verbindliche Ausbildungsinhalte für ein ADHS spezifisches Coaching erstellt

worden sind (vgl. dazu http://www.add.org, http://www.adhdcoaches.org und http://www.adhs-

deutschland.de). Es wurden bislang auch noch keine verbindlichen bzw. von den Fachgesellschaften

akkreditierten Kriterien formuliert, wie ein Coaching-Prozess bei Betroffenen im Erwachsenenalter mit

ADHS zu strukturieren bzw. durchzuführen ist (vgl. dazu Ratey et al. 2002, Ryffel-Rawak 2003).

Bezüglich der Bewertung der Effektivität eines ADHS spezifischen Coaching kann bislang nur auf eine

australische Studie mit einer relativ kleinen Anzahl (N= 22) von Probanden verwiesen werden, in der

mit guten Ergebnissen eine kognitiv-verhaltenstherapeutischen Intervention mit einem ADHS

spezifischen Coaching im Einzelsetting kombiniert wurde („cognitive remediation programme“,

Stevenson et al. 2002). Für den deutschsprachigen Raum dagegen liegen bislang noch keine

wissenschaftlichen Daten über die Effektivität eines ADHS spezifischen Coaching vor. Allerdings kann

hier seit kurzem auf ein manualisiertes Konzept zu Ablauf und Inhalten eines ADHS spezifischen

Coaching zurückgegriffen werden (s. dazu D’Amelio 2008, S. 129-148), das im folgenden Abschnitt

skizziert werden soll.

Der Coaching-Prozess bei ADHS: Ein 8 Phasen umfassendes Stufenmodell

ADHS-Coaching kann als ► Problem-Lösungs-Prozess aufgefasst werden, der verschiedene

aufeinander abgestimmte Phasen bzw. Stufen (s. folgende Abbildung 1) umfasst, die i. S. einer

„Erfolgsleiter“ sukzessive durchlaufen werden, bis zum Erreichen eines zuvor definiertes Zieles.

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•Strukturierung & Planung: Erarbeitung von Maßnahmen zur

Zielerreichung

Orientierungsphase: Klärung des Anliegens, Identifikation von Problembereichen und Auswahl des zu

bearbeitenden Problems

Klärung des IST-Zustandes: Problem-Beschreibung und -Analyse

Klärung des SOLL-Zustandes: Ziel-Bestimmung

Umsetzung

Ziel-Erreichung

Stabilisierung des Erfolges

Identifikation von Ressourcen

Abbildung 1: die 8 Stufen im ADHS-Coaching (aus D’Amelio 2008, S. 133)

Dabei soll der Klient im Rahmen eines konkreten Anliegens (“Veränderungsprojektes“) mittels ►

Handlung einen als problematisch erlebten Zustand solange modifizieren, bis ein bestimmter (vorher

definierter) wünschenswerter Ziel-Zustand hergestellt ist. Damit überhaupt zielgerichtetes Handeln

möglich ist, müssen allerdings zunächst entsprechende Maßnahmen zur Erreichung des erwünschten

SOLL-Zustandes entwickelt bzw. gefunden werden, was eine sorgfältige ► Planung voraussetzt. Die

geplanten Maßnahmen sind dann bei Bedarf so lange zu modifizieren und zu optimieren, bis IST- und

SOLL-Wert endlich übereinstimmen. Durch ► Reflektion kann sich der Klient dann bewusst machen,

wie (d.h. durch welche Vorgehensweisen und unter Einsatz welcher Ressourcen, Strategien und

Handlungsweisen) er letztendlich seinen Zielpunkt bzw. aktuelles Etappen-Ziel („Meilenstein“) im

Rahmen seines Veränderungsprojektes erreichen konnte. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass der

Klient an seinen „Lösungen wachsen kann“ und somit in der Lage ist, die angewendeten Maßnahmen

auch zur Lösung weiterer Probleme bzw. zur Erreichung weiterer (Teil-) Ziele im Rahmen seines

aktuellen „Veränderungs-Projektes“ zu verwenden. Dies wird als ► Generalisierung bezeichnet und

sollte aus den genannten Gründen fester Bestandteil eines jeden ADHS-Coaching sein.

Ausblick und Fazit

Coaching kann als weiterer wichtiger Baustein im Rahmen einer multimodalen Behandlung der ADHS

im Erwachsenenalter angesehen werden, da diese eine „maßgeschneiderte“ Hilfe zur Selbsthilfe

darstellt, die bei Bedarf im unmittelbaren Lebensumfeld des Betroffenen durchgeführt wird und diesem

zu einer besseren Selbst- und Alltagsstrukturierung verhelfen soll. Einschränkend muss allerdings

gesagt werden, dass bislang kaum strukturierte bzw. manualisierte Konzepte zur inhaltlichen

Strukturierung bzw. zum Ablauf eines ADHS spezifischen Coaching vorliegen. Genauso wenig gibt es

zurzeit verbindliche bzw. allgemein akzeptierte Kriterien für eine spezifische, auf die Belange von

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ADHS-Betroffenen ausgerichtete Coaching-Weiterbildung. Aus den genannten Gründen lässt sich

zurzeit, zumindest für den deutschsprachigen Raum, nicht abschätzen, inwieweit bereits qualifizierte

Coaches zur Betreuung von Patienten mit ADHS zur Verfügung stehen. Des Weiteren muss in

(weiteren) wissenschaftlichen Studien evaluiert werden, in welchen Bereichen bzw. Ausmaß

Betroffenen durch ein ADHS spezifischen Coaching profitieren können.

Weiterführende Literatur � Deutschsprachige Therapiemanuale: � D’Amelio R, Retz W, Philipsen A, Rösler M (Hrsg.) (2008) Psychoedukation und Coaching ADHS

im Erwachsenenalter. Manual zur Leitung von Patienten- und Angehörigengruppen. München: Urban & Fischer, Reihe: Im Dialog

� Hesslinger B, Philipsen A, Richter H (2004) Psychotherapie der ADHS im Erwachsenenalter - Ein

Arbeitsbuch. Göttingen: Hogrefe � Lauth, G.W.; Minsel, W.-R. (2009) ADHS bei Erwachsenen. Diagnostik und Behandlung von

Aufmerksamkeits-/ Hyperaktivitätsstörungen. Therapeutische Praxis. Göttingen: Hogrefe � Safren SA, Perlmann CA, Sprich S, Otto MW (2008) Kognitive Verhaltenstherapie der ADHS im

Erwachsenenalter. Berlin: Medizinisch wissenschaftliche Verlagsgesellschaft � Weitere Literatur: � Ramsey JR & Rostain AL (2008) Cognitive Behavioral Therapy for adult ADHD. An integrative

Psychosocial and Medical Approach. New York: Routledge � Ratey NA, Jaksa P & The ADDA Subcommittee on AD/HD Coaching (2002) The ADDA Guiding

Principles for Coaching Individuals with Attention Deficit Disorder. National ADDA (http://www.add.org/articles/coachingguide.html)

� Ryffel-Rawak D (2003) Coaching bei ADHS. http://www.adhs.ch/download/ADHS-Coaching.pdf � Safren SA, Otto MW, Sprich S, Winett CL, Wilens TE, Biederman J (2005) Cognitive-behavioral

therapy for ADHD in medication-treated adults with continued symptoms. Behav Res Ther 2005; 43: 831–42

� Stevenson CS, Whitmont S, Bornholt L, Livesy D, Stevenson RJ (2002) A cognitive remediation

programme for adults with attention deficit hyperactivity disorder. Aust N Z J Psychiatry 36: 610–616

� Wiggings D, Singh K, Getz H, Hutchins D. (1999) Effects of brief group intervention for adults with

ADHD, J Ment Health Counseling, 21: 82-92 � Zylowska L, Ackerman DL, Yang MH, Futrell JL, Horton NL, Hale TS, Pataki C, Smalley SL (2008)

Mindfulness meditation training in adults and adolescents with ADHD: a feasibility study. J Atten Disord, 11(6):737-46

Diagnostik/ Testbatterie: � HASE - Homburger ADHS-Skalen für Erwachsene. Untersuchungsverfahren zur syndromalen und

kategorialen Diagnostik der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Erwachsenenalter (2007) Rösler M, Retz-Junginger P, Retz W, Stieglitz R-D. Göttingen: Hogrefe

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� Überblick über die Inhalte der einzelnen Sitzungen der Psychoedukativen Gruppe für Angehörige von Patienten mit ADHS (sämtliche Materialien aus: D’Amelio R, Retz W, Philipsen A, Rösler M (Hrsg.) (2008) Psychoedukation und Coaching ADHS im Erwachsenenalter. Manual zur Leitung von Patienten- und Angehörigengruppen. München: Urban & Fischer, Reihe: Im Dialog)

1 Vorstellung, Vereinbarungen,

Klärung

Vorstellung der Gruppenleiter und Teilnehmer,

Klärung von Erwartungen und Grenzen, Organisatorisches,

Terminabsprachen, „Schweigepflicht“

2 Neurobiologie und

Krankeitsmodell der ADHS im

Erwachsensenalter

Symptomatik und diagnostische Kriterien der ADHS im

Erwachsenenalter, Subtypen (ADHS/ADS), Neurobiologie

und Krankheitsmodell, Vor- und Nachteile von ADHS

3 Komorbiditäten bei ADHS Besprechung von Sucht, Depression und Angststörungen

als häufigste Komorbiditäten bei ADHS

4 Medikamente und ADHS Darstellung medikamentöser und nicht-medikamentöser

Behandlungsmöglichkeiten der ADHS und deren

Komorbiditäten; Information über örtliche Anlaufstellen

5 Besonderheiten der

Impulskontrolle bei ADHS

Definition von Impulsivität und Impulskontrolle, Darstellung

der Störung der Impulskontrolle als häufiges Symptom bei

ADHS, Besprechung von Möglichkeiten des eigenen

Umgangs damit

6 Besonderheiten im Umgang

mit Organisation und Stress

bei ADHS

Thematisierung des Problems der Unter- und

Überstimulation bei ADHS unter Einbeziehung der

Aktivierungs-Leistungskurve, Besprechung von

Organisations- und Strukturierungshilfen für Erwachsene

mit ADHS

7 Besonderheiten der

Gefühlsregulation bei ADHS

Darstellung der Primäremotionen und deren Funktionen

(v.a. Wut und Ärger) und Verbindung zur Impulsivität bei

ADHS

8 Auswirkungen der ADHS auf

Beziehungen

Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmern zur

Auswirkung der ADHS auf ihre zwischenmenschlichen

Beziehungen; Aktivierung eigener Ressourcen

9 Klärung offener Fragen und

Abschluss

Besprechung offen gebliebener Fragen, Rückmeldung und

Verbesserungsvorschläge, mögliche Überführung in

Selbsthilfegruppe, Abschied

(10) Nachtreffen Rückmeldung der Teilnehmer zu Verlauf und Befindlichkeit

seit Beendigung der Gruppe und ggf. zum Verlauf der

Selbsthilfegruppe, Klärung von zwischenzeitlich neu

aufgetretenen Fragen

Tab. 6.1Inhalte der Gruppensitzungen mit Angehörige: (Philipsen A & Richter H, aus D’Amelio et al.

2008, S 84)

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20 Fragen zur ADHS

Bitte kreuzen sie jeweils die Antwort an, die nach Ihrer Meinung zutrifft

richtig falsch weiß nicht

1. ADHS ist eine Störung, die auch erst im Erwachsenenalter entstehen kann

� � �

2. Bei ADHS liegt eine Störung der Frontalhirnfunktionen vor

� � �

3. Mit der richtigen Ernährung kann man ADHS effektiv behandeln � � �

4. Zur medikamentösen Behandlung der ADHS eignen sich Stimulanzien und Tranquillizer (Beruhigungsmittel)

� � �

5. Stimulanzien dürfen nicht auf Dauer angewendet werden, da die Gefahr besteht, davon süchtig zu werden

� � �

6. Erwachsene mit ADHS leiden oft auch an Depressionen und Ängsten

� � �

7. Bei ADHS ist eine medikamentöse Behandlung nur vertretbar, wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben

� � �

8. Soziale Probleme sind bei Menschen mit ADHS eher die Ausnahme

� � �

9. Die Wahl der Therapie bei ADHS hängt von der Ausprägung der Symptome und den Folgen für den Betroffenen ab

� � �

10. Die Symptome der ADHS wandeln sich vom Kindes- ins Erwachsenenalter

� � �

11. Stimmungsschwankungen gehören nicht zum Krankheitsbild der ADHS im Erwachsenenalter

� � �

12. Dopamin ist ein Botenstoff, der Signale von einer Nervenzelle auf die nächste überträgt

� � �

13. Psychotherapie hilft dabei, mit den Symptomen der ADHS besser umzugehen

� � �

14. Bei ADHS sind die so genannten „Exekutivfunktionen“ gestört, die durch Teile des Großhirns gesteuert werden

� � �

15. Antidepressiva helfen nicht bei ADHS, sondern nur gegen begleitende Depressionen

� � �

16. Hyperaktivität steht auch bei Erwachsenen mit ADHS in der Regel im Vordergrund

� � �

17. ADHS lässt sich im Erwachsenenalter nur schlecht behandeln, weil das Gehirn sich dann nicht mehr verändert

� � �

18. ADHS tritt in Familien oft gehäuft auf, da genetische Faktoren ADHS mit verursachen

� � �

19. Stimulanzien blockieren die Wiederaufnahme von Dopamin in die Nervenzelle

� � �

20. Umwelteinflüsse sind für die Entstehung von ADHS von Bedeutung

� � �

D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 1. Sitzung / Handout 1.4

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Psychoedukation bei ADHS

- 10 Tipps zur Medikamenteneinnahme -

� Besprechen Sie die Medikamenteneinnahme mit Ihrem Arzt. Lassen Sie sich vom Arzt einen Verordnungsplan aushändigen – halten Sie sich an diesen!

� Planen Sie mit dem Arzt rechtzeitig den nächsten Wiedervorstellungstermin so, dass Ihnen die Medikamente nicht ausgehen.

� Bewahren Sie die Medikamente an einem festen Ort auf, wo Sie sie immer finden.

� Damit Sie die Einnahme des Medikaments nicht vergessen, sind Routinen nützlich (z.B. Ablage in der Küche bei der Kaffeemaschine, im Bad beim Rasierapparat).

� Verbinden Sie die Medikamenteneinnahme mit einer anderen Tätigkeit, die sie jeden Tag ausführen müssen.

� Lassen Sie sich durch die Alarmfunktion Ihrer Armbanduhr oder durch ein zuverlässiges Familienmitglied an die Medikamenteneinnahme erinnern.

� Dokumentieren Sie die Einnahme auf einem kleinen Block, den Sie mit der Medikamentenschachtel zusammen aufbewahren. Einen Stift am besten gleich mit in die Schachtel stecken.

� Falls mehrere Einnahmezeitpunkte notwendig sind und Sie sich häufig außer Haus aufhalten, richten Sie die Tabletten routinemäßig z.B. jeden Abend für den Folgetag.

� Stecken Sie die Tabletten am besten gleich nach dem Richten in eine Tasche des Kleidungsstücks, das Sie am nächsten Tag anziehen werden.

� Sprechen Sie vor längeren Urlauben und Auslandsreisen mit Ihrem Arzt über die Medikation.

D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 3. Sitzung / Handout 3.2

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Psychoedukation bei ADHS

Abwägen – Besser MIT oder OHNE Medikamente?

Ich MIT Medikamente

Ich OHNE Medikamente

Fazit:

(WEITER) Medikamente nehmen?

Keine Medikamente nehmen?

D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 9. Sitzung / Handout 9.2

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Psychoedukation bei ADHS

- Selbsthilfe im Alltag bei ADHS bedingten Problemen -

Bitte beantworten Sie bis zur nächsten Sitzung die folgenden Fragen:

� In welchen Alltagssituationen machen sich bei Ihnen ADHS-Symptome besonders bemerkbar?

� Durch welche speziellen Anforderungen werden sie ausgelöst?

� Was könnte Sie daran ändern, um dieses Problem zu lösen bzw. um besser damit zu recht zu kommen?

Was ist los? Was ist die Ursache? Was könnte ich ändern?

Ich werde mit dem Abwasch in der Küche nicht fertig

Der Fernseher läuft nebenher und ich werde immer wieder abgelenkt

Ich schalte beim Abwasch den Fernseher erst gar nicht ein. Wenn ich Lust habe Fernzusehen, belohne ich mich damit hinterher.

Ich bin völlig genervt, weil die gleich Besuch kommt und das Essen noch lange nicht fertig ist

Ich habe in der Zwischenzeit 3 Mal telefoniert, weil das Handy geklingelt hat

Ich nehme mir vor das Handy in Zukunft auszuschalten, wenn ich eine wichtige Sache zu erledigen habe. Erst wenn ich fertig bin, schalte ich es wieder an.

Situation1

Situation 2

Situation 3

D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 3. Sitzung / Handout 3.3

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Psychoedukation bei ADHS

- Positive Anteile meiner ADHS -

GUTE Eigenschaft Positive Reaktion aus der Umwelt

� In ausweglosen Situationen finde ich eine

Lösung, auf die niemand sonst niemand

gekommen ist.

� „Daran hätte ich nicht gedacht, wie gut, dass

wir dich haben“

D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 4. Sitzung / Handout 4.1

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Psychoedukation bei ADHS

- „Problematische“ Anteile meiner ADHS -

Problematische

Eigenschaft

Negative Reaktion aus

der Umwelt

Lösungsvorschlag

- „Ich verkalkuliere mich in der

Zeit und komme deshalb zu

spät zum Essen nach Hause“

„Jetzt ist alles kalt. Beim

nächsten mal fangen wir ohne

dich an“; Gefühl: Ärger

� Wir beschließen, dass ich

künftig rechtzeitig anrufe,

wenn ich nicht pünktlich aus

dem Büro komme. Ich setze

mir dafür eine

Erinnerungsfunktion ins

Handy. Meine Familie fängt

zu einem festgelegten

Zeitpunkt auch ohne mich an

zu essen.

D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 4. Sitzung / Handout 4.2

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„ChaosStifter“ „OrdnungHalter“ � Ich entwerfe bei anfallenden Arbeiten keinen Plan,

sondern fange „irgendwo“ bzw. „irgendwie“ an � Ich fange meist zu spät mit etwas an und verkalkuliere

mich zumeist auch mit der Zeit, die ich dazu brauchen werde

� ich verzettele mich bei Arbeiten (komme vom

Hundertsten ins Tausendste) und lande dann häufig dort, wo ich ursprünglich gar nicht hinwollte und bring deshalb die Arbeit nicht zu Ende

� ich kann bei längeren Arbeiten nicht bei der Sache

bleiben, schweife häufig innerlich ab oder vertrödele die zur Verfügung stehende Zeit

� Ich schreib mir Termine nicht sofort auf und vergesse

sie dann häufig � Anstatt eines Terminplaners habe ich nur eine

ungeordnete „Zettelwirtschaft“; diese Zettel gehen dann öfters verloren, so dass ich keinen Überblick über meine Termine habe

� Ich habe verschiedene Terminplaner und komme

deshalb mit meinen Terminen durcheinander � Wenn mich irgend jemand um eine Gefallen bittet,

dann sag ich sofort zu, ohne zu überlegen, ob ich dies zeitlich bzw. inhaltlich überhaupt leisten kann

� Ich nehme mir meist zu viel vor und sehe dann nur

noch einen unüberwindbaren Berg vor mir � Ich drück mich vor unangenehmen Arbeiten und mach

zuerst alles was mir leicht fällt und/ oder mich interessiert

� Wenn ich „gute Einfälle“ habe, dann lass ich alles

stehen und liegen und gehe diesen nach � Ich leg zuhause alles „irgendwo“ hin, vergesse dies

aber und finde es dann nicht mehr � Ich habe für ungeliebte Routineaufgaben (z.B. Post

beantworten, Bügeln) keine festgelegten – wiederkehrenden Zeiten, sondern mache das eher nach „Lust und Laune“ bzw. immer dann, wenn die Arbeit nicht mehr umgangen werden kann; dadurch ist die zu bewältigende Menge meist viel zu groß und ich bin noch demotivierter. Ein Teufelskreis.

� Ich schiebe anfallende Aufgaben weit von mir weg,

indem ich mir sage „das hat auch noch bis morgen Zeit“ � Ich packe meine Tasche erst am morgen unter

Zeitdruck und vergesse dadurch die Hälfte

� vor Beginn einer Arbeit unnötige Ablenkungen und Störungen ausschalten

� während man etwas bearbeitet in regelmäßigen

Abständen überprüfen, ob man noch bei der Sache ist (z.B. alle 10 Minuten Wecker zur Erinnerung stellen)

� Arbeitsbereich so gestalten, dass Ablenkungen

minimiert werden (z.B. Schreibtisch nicht ans Fenster stellen)

� Bei langweiligen Tätigkeiten passende

„Nebenbeschäftigung“ finden, so dass innere Unruhe abreagiert werden kann und die Gedanken leichter bei der Sache bleiben (z.B. im Unterricht nebenher Stricken oder malen, damit man besser Zuhören kann)

� Wichtiges zuerst erledigen; Kleinigkeiten sofort

erledigen; Unangenehmes zuerst erledigen, sich erst danach mit was angenehmen belohnen

� Sich nicht zu viel vornehmen, sondern große Aufgaben

immer in kleine „machbare“ Teilbereiche aufteilen („Mundgerechte, Essbare-Portionen-Taktik“), damit man nie das Gefühl bekommt, vor einem unüberwindbaren Berg zu stehen

� (wiederkehrende) Abläufe mittels Tages- und

Wochenplänen strukturieren � Rituale einhalten (z.B. Essenzeiten, aber auch Wäsche

bügeln usw. immer zur gleichen Zeit bzw. am selben Tag)

� höchstens 60% der Zeit pro Tag verplanen, der Rest

wird für Unerwartetes und „Trödeleien“ benötigt � für anfallende Arbeiten Ablaufpläne schreiben (Was –

Wann – Wie – Wo- bis Wann – Mit Wem) � Einfälle bzw. Ideen sofort in ein Notizbuch schreiben,

dass man immer bei sich trägt � Nur EINEN Kalender nutzen, in den alle Termine notiert

werden – keine Zusage geben, ohne diesen kontrolliert zu haben

� Wichtige Termine auch in die „Erinnerungsfunktion“ des

Handy einprogrammieren; zusätzlich gute Freunde bitten, einen rechtzeitig daran zu erinnern

� Gedächtnisstützen sichtbar anbringen; wichtige

Sachen, die unbedingt mitgenommen werden sollen, in den Weg zur Haustür legen

� Tasche abends packen, zuvor „Checkliste“ schreiben,

was alles rein muss bzw. mitgenommen werden muss. � Dinge im Haushalt einen festen Platz zuweisen und

diese immer an die gleiche Stelle ablegen, so dass automatisch mehr Ordnung gehalten wird

� Bei unerwarteten Anfragen von Arbeitskollegen –

Freunden oder Bekannten, ob man etwas tun kann oder aushelfen kann, „Spielraumtechnik“ einsetzen und antworten: „Ich muss kurz nachschauen, ob das geht und sag dir gleich bescheid“. Dann zuerst Terminkalender überprüfen und überlegen ob das zeitlich geht und ob ich mir das zumuten will/ kann

Tab. 5.10 : Auswahl von Aussagen von Teilnehmern zu deren persönlichen „ChaosStifter“ und

„OrdnungHalter (aus D’Amelio et al. 2008, S 84)

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Coaching bei ADHS

- Der Ordnungsmanager -

Tägliche Aufgaben

Was muss getan werden?

Wann muss es

getan werden?

Wöchentliche Aufgaben Was muss getan werden?

Wann muss es

getan werden?

Selten anfallende Aufgaben Was muss getan werden?

Wann muss es

getan werden?

D’Amelio et al. 2008/ Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter: Handout C 11

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Psychoedukation bei ADHS

- Was HEUTE zu SCHAFFEN ist! Meine Tagesliste -

Bitte tragen Sie in diese Tagesliste alle Aufgaben ein, die HEUTE noch von Ihnen erledigt werden müssen:

Was ist HEUTE unbedingt zu tun? Um wie viel Uhr? Bis wann?

Erledigt?

Bitte tragen Sie in die folgende Liste alle Aufgaben ein, die heute nicht erledigt worden sind und/ oder diese Woche unbedingt noch von Ihnen erledigt werden müssen:

Diese Woche UNBEDINGT noch zu erledigen Bis Wann?

D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 6. Sitzung / Handout 6.3

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Psychoedukation bei ADHS

- Anfangsblockaden ÜBERWINDEN -

Dieses Arbeitsblatt, kann Ihnen helfen, sich selbst angemessen zu motivieren und notwendige Arbeiten bzw. Tätigkeiten RECHTZEITIG anzugehen: � Was GENAU muss Ich TUN? Bis wann?

________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ � Was passiert (mir), wenn ich nicht handele?

________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ � Was bringt es mir, wenn ich HANDELE? Warum ist das WICHTIG?

________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ � Wann muss ich spätestens BEGINNEN, damit ich RECHTZEITIG FERTIG werde?

________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ � Wie viel „Zeitpuffer“ für Unerwartetes und „Motivations-Tiefs“ habe ich in meiner Zeitrechnung

berücksichtigt? Ist das AUSREICHEND?

________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ � ICH schließe ein Abkommen mit mir und verpflichte mich SELBST, am

__________________________ zu STARTEN und von da an ZIELSTREBIG zu arbeiten, damit

ICH das Ganze am ____________________________ noch RECHTZEITIG zu einem GUTEN

ABSCHLUSS bringe.

________________ _________________

(Datum) (Unterschrift)

D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 6. Sitzung / Handout 6.4

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Psychoedukation bei ADHS

Kleine Emotions-Kunde

Subjektives

Gefühls-Erleben

Was geht mir dabei durch

den Kopf?

Gedanken/ Selbstgespräche

Was spüre ich dabei?

Körperliche Anzeichen

Was würde ich dann am

liebsten tun?

Zugehöriger Handlungsimpuls

Was tue ich dann?

Verhaltensweisen

Freude

Angst

Wut

Langeweile

Ärger

Traurigkeit

Enttäuschung

Stolz

Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 8. Sitzung / Handout 8.1

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Psychoedukation bei ADHS

Merkzettel! - Mein Stimmungsthermometer

Alles im GRÜNEN Bereich GELB – Es wird Kritisch Alarmstufe ROT Situationen/ Anlässe:

Woran merke ich es?

Weiter so! Alles was mir gut tut…

Maßnahmen:

Achtung Gefahr!

Sich wieder runter regulieren!

Stopp! Sofort Gegensteuern!

Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 8. Sitzung / Handout 8.3

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Psychoedukation bei ADHS

Mein Notfallplan

Bitte schreiben Sie nun alles auf, was Ihnen hilft, die Kontrolle zu behalten, wenn Sie sich in der Roten Zonen befinden:

� Mir laut und deutlich: „STOPP!“ zu sagen Mir dabei auch ein STOPP!“ -Schild

vorzustellen

� Tief Luft zu holen und innerlich bis 10 zu zählen

� Mich sofort umdrehen und weggehen

� Sofort den Raum verlassen und zum Stressabbau um den Block gehen

� Eine Kurz-Entspannungsübung durchführen (z.B. PMR oder Atementspannung)

� Mir die negativen Konsequenzen meines Handeln vorzustellen

� Mich zufragen: „Passt das was du vorhast, zu deinem Selbstbild?“

� Mir sagen: „Nur die Ruhe jetzt“

� Mir vorstellen, das Ganze wäre nur ein Film und gehe mich gar nichts an

� Mich an mein Ziel erinnern

� ….

D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 8. Sitzung / Handout 8.4

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Coaching bei ADHS

- Der Innere Trainer -

Welchen „Inneren Trainer“ möchten Sie denn haben, insbesondere wenn es „hart auf hart“ kommt? Mein innerer Trainer soll... JA NEIN

� Mich loben

� Mich in schwierigen Zeiten unterstützen

� Mir mit Rat und Tat bei Seite stehen

� Mich an meine Stärken erinnern

� Mich an frühere Erfolge erinnern

� Mich daran erinnern, dass es wichtig ist

durchzuhalten

� Mir Mut machen

� An mich glauben

� Mir sagen, dass ich es schaffe

� Darauf achten, dass ich liebevoll und

(selbst-) unterstützend mit mir umgehe

D’Amelio et al. 2008/ Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter: Handout C9

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Coaching bei ADHS

- Meine Stärken und Ressourcen -

Sie alle kennen den Spruch: „Man wächst an seinen Problemen“. Das stimmt nicht

ganz, denn: Es ist wahrscheinlich noch niemand an seinen Problemen gewachsen.

Zutreffender ist vielmehr:

� Man wächst an seinen Lösungen und mit seinen Lösungen.

Bitte überlegen Sie, welche Stärken und Kompetenzen Sie haben:

► Etwas, was Sie gut können

► Eine Stärke von Ihnen

► Eine Eigenschaft die Sie an sich schätzen

► Etwas, was Sie oder andere an Ihnen mögen

Schreiben sie bitte (mindestens) 3 Ihrer guten oder liebenswerten Eigenschaften

bzw. Fähigkeiten oder Stärken auf dieses Blatt Papier:

D’Amelio et al. 2008/ Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter: Handout C3

Drei meiner guten, liebenswerten Eigenschaften bzw. Stärken

sind...

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Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar,

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Psychoedukation bei ADHS

Kleine Schule des Genießens - 7 Empfehlungen � Genehmige und gönne Dir Genuss � "Auch zum Genießen gehört ein Entschließen" - Sie können evtl.

Hemmungen oder schlechtes Gewissen beim Genießen überwinden. Sie haben es sich redlich verdient!

� Genieße bewusst � Schalten Sie evtl. Störungen aus und konzentrieren Sie sich beim Genießen

auf wenige Dinge. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit gezielt auf das, was Sie genießen möchten!

� Genieße auf Deine eigene Art � Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Über das Genießen auch nicht.

Was zählt, ist Ihre persönliche Art und Weise zu genießen. Es kann angenehm spannend sein, dies herauszufinden. Um es dann immer wieder zu tun!

� Weniger ist oft mehr � Genießen lässt sich auch das Kleinste oder Alltäglichste. Für Genus ist

nicht die Menge, sondern allein die Qualität entscheidend. Übersättigen Sie sich nicht mit unnötigen Mengen, und gönnen Sie sich das jeweils für Sie Beste!

� Übe Deine Sinne im Genießen � Indem Sie ihre Aufmerksamkeit ganz und gar auf ein Sinnes-Erlebnis

konzentrieren, z.B. Schmecken oder Riechen, dabei mehr und mehr Ihre Sinne schärfen und immer wieder neue Nuancen entdecken!

� Nimm dir Zeit zum Genießen � Genuss kann selten unter Zeitdruck erlebt werden. Aber oft genügt ein

Augenblick des Genießens!

� Genuss liegt im alltäglichen � Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen, ein Lächeln, der Geruch von

frischem Brot, spielende Kinder, Vogelgezwitscher, ein Sonnenstrahl der die Wolkendecke durchdringt...Öffnen Sie Ihre Sinne und der Genuss wird Sie finden - gerade und besonders im Alltag!

D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 7. Sitzung / Handout 7.6

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Coaching bei ADHS

- Allgemeine Informationen -

Wobei Kann Sie ein Coaching

unterstützen?

Welche Schritte beinhaltet ein

Coaching?

� Besser den Alttag zu

strukturieren und zu

bewältigen

� Realistische Lösungen für

Ihre Probleme und Anliegen

zu entwickeln und diese auch

beharrlich umzusetzen

� Sich erreichbare und

angemessene Ziele zu

setzen und diese auch zu

realisieren

� Leistungs- und Motivations-

Blockaden abzubauen und

wieder (mehr) an sich zu

glauben

� Ihr Verhaltens-Spielraum

bzw. –Möglichkeiten zu

erweitern

� Sie schildern und analysieren

eine belastende Situationen

aus Ihrem Alltag

� Sie überlegen, was Sie

(daran) ändern wollen und

formulieren Ihr Ziel

� Sie entdecken bzw. besinnen

sich auf ihre Stärken

� Sie erarbeiten Lösungen und

finden Lösungs-Wege, um Ihr

Ziel zu erreichen

� Sie verhalten sich adaptiv

und verändern bei Bedarf

Ihren Plan

� Sie setzen diese Lösungs-

Alternativen so lange

beharrlich um, bis Sie ihr Ziel

erreicht haben

D’Amelio et al. 2008/ Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter: Handout C1