Synkretismus: Germanenkult und Christentum

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Ludwig-Maximilians-Universität München 15.02.2011 Department für Anglistik WS 2010/2011 PS/WÜ: Sprache und Kultur der Angelsachsen Dozentin: Dr. des. Ulrike Krischke Referenten: Andrea Heigl, Vanessa Braunmiller Synkretismus: Germanenkult und Christentum Das Heidentum Angelsachsen Heiden (Götter & Naturgeister, Aberglaube (Elfen & Zwerge)) Bsp.: von weiblichen Dämonen geschossene Pfeile werden als Ursache für plötzlich auftretende Schmerzen gesehen Elvesharmful = Elfenkrankheit Wenig Überliefertes bzgl. Sitten & Bräuche Vorhandene Überlieferungen selten objektiv, da von Mönchen übersetzt Glaube und religiöse Praktiken von Grabbeilagen und skandinavischem/germanischen Glauben ableitbar Götter Tiw, Wōden, Thunor & Frig vom Skandinavischen T´yr, Óthin, Thór & Frigg Óthin: Gott des Krieges, des Todes, der Magie, der Künste & der germanische Sprache Thór: Gott des Donners & der Naturgewalten, tapferer Kämpfer Freyr: Gott des Krieges & der Fruchtbarkeit, mächtiger Krieger => Eber als Symbol Bsp. Abgeleitete Wochentage Mōnan dæg Montag Tīwes dæg Dienstag (Tyr) Wōdnes dæg Mittwoch (Woden) Þūnres dæg Donnerstag (Thor/“Donnergott“) Frīges dæg Freitag (Freya) Sæturnes dæg Samstag Sunnan dæg Sonntag Bsp. Abgeleitete Ortsnamen Ortsnamen abgeleitet von Götternamen, z.B. (Derbyshire) Woden’s grove Thunderfield Thunor’s open land Thurstable Thunor’s pillar => Verehrung Thunors in Zusammenhang mit einer gewaltigen Säule, die den Himmel und die Welt stützt Bsp. Brauchtum Februar Solmonath Monat des Kuchens, der den Göttern dargeboten wird März Hredmonath Fest zu Ehren der Göttin Hreda/ Hretha April Eosturmonath Fest zu Ehren der Göttin Eostre vgl. heutiges Ostern September Halegmonath holy month Oktober/November Blodmonath (Bloth-, Blot-) Monat der Opfergaben, vieh wird getötet, Teile und Blut den Göttern geopfert vgl. Erntedank New Year Modraniht mother’s night vgl. heutiges Weihnachten , Mistelzweig siehe auch: Sonnwendfeuer, Aberglaube im Allgemeinen

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Ludwig-Maximilians-Universität München 15.02.2011 Department für Anglistik WS 2010/2011 PS/WÜ: Sprache und Kultur der Angelsachsen Dozentin: Dr. des. Ulrike Krischke Referenten: Andrea Heigl, Vanessa Braunmiller Synkretismus: Germanenkult und Christentum Das Heidentum ● Angelsachsen → Heiden (Götter & Naturgeister, Aberglaube

(Elfen & Zwerge)) Bsp.: von weiblichen Dämonen geschossene Pfeile werden als Ursache für plötzlich auftretende Schmerzen gesehen Elvesharmful = Elfenkrankheit

● Wenig Überliefertes bzgl. Sitten & Bräuche ● Vorhandene Überlieferungen selten objektiv, da von Mönchen übersetzt ● Glaube und religiöse Praktiken von Grabbeilagen und skandinavischem/germanischen Glauben ableitbar Götter ● Tiw, Wōden, Thunor & Frig vom Skandinavischen T´yr, Óthin, Thór & Frigg ● Óthin: Gott des Krieges, des Todes, der Magie, der Künste & der germanische Sprache ● Thór: Gott des Donners & der Naturgewalten, tapferer Kämpfer ● Freyr: Gott des Krieges & der Fruchtbarkeit, mächtiger Krieger => Eber als Symbol Bsp. Abgeleitete Wochentage ● Mōnan dæg → Montag ● Tīwes dæg → Dienstag (Tyr) ● Wōdnes dæg → Mittwoch (Woden) ● Þūnres dæg → Donnerstag (Thor/“Donnergott“) ● Frīges dæg → Freitag (Freya) ● Sæturnes dæg → Samstag ● Sunnan dæg → Sonntag Bsp. Abgeleitete Ortsnamen ● Ortsnamen abgeleitet von Götternamen, z.B. (Derbyshire) → Woden’s grove ● Thunderfield → Thunor’s open land ● Thurstable → Thunor’s pillar => Verehrung Thunors in Zusammenhang mit einer gewaltigen Säule, die den Himmel und die Welt stützt Bsp. Brauchtum ● Februar → Solmonath → Monat des Kuchens, der den Göttern dargeboten wird ● März → Hredmonath → Fest zu Ehren der Göttin Hreda/ Hretha ● April → Eosturmonath → Fest zu Ehren der Göttin Eostre → vgl. heutiges Ostern ● September → Halegmonath → holy month ● Oktober/November → Blodmonath (Bloth-, Blot-) → Monat der Opfergaben, vieh wird getötet, Teile und Blut den Göttern geopfert → vgl. Erntedank ● New Year → Modraniht → mother’s night → vgl. heutiges Weihnachten , Mistelzweig siehe auch: Sonnwendfeuer, Aberglaube im Allgemeinen

Christianisierung Britanniens I ● 6.-8. Jahrhundert: Christianisierung aus dem Norden: Kolumban der Jüngere ● 597 n.Chr.: Papst Gregor d. Große entsendet 40 Missionare → Augustinus von Canterbury agiert mit Hilfe von König Ethelberth von Kent → Ziel: radikale Beseitigung des Heidentums: „press on with the task of extending the Christian Faith among the people committed to your charge[..]make their conversion your first concern; suppress the worship of idols, and destroy their shrines.” (Brief von Papst Gregor an König Æþelbert Bede, HE, 1. 32) Christianisierung Britanniens II ● 786 n.Chr.: Weiterhin angelsächsische Herrschaft, Scheitern der vollständigen Missionierung ●→ Umschwung: Schrittweise Christianisierung “[...] we hope that the people, seeing that their temples are not destroyed [...] may come to adore the true God. They are no longer to sacrifice beasts to the Devil, but they may kill them for food to the praise of God.“ (Papst Gregor an Abt Mellius, Bede, HE, 1. 30) ● 1018 n.Chr.: König Knut der Große führt Allianzpolitik mit christlicher Kirche, Verbot heidnischer Bräuche → Zauberei Synkretismus ● Definition: griech. Synkrêtismos: sich „zusammenkretern“, sich vereinigen ● ursprgl. Bedeutung: Vereinigung zweier streitenden Parteien gegen einen dritten ● religionshistorische Bedeutung: Vermischung gegensätzlicher religiöser Ideen zu einem gänzlich neuen Weltbild Bsp. Synkretismus Christen- & Heidentum ● Uminterpretation heidnischer Religionspraktiken in christlichen Kontext, siehe dazu heidnische Amulette, die zum Schutz vor bösen Geistern dienten → heutiger Kreuzanhänger, Opfergaben, Quellwasser geweiht und als Weihwasser verwendet ● Koexistenz zweier Glaubensrichtungen → Könige/Herrscher → sowohl christlicher (Allianz mit Rom) als auch heidnischer (im Privatem) Glauben ● Uminterpretation heidnischer Gottheiten: Wōden → alte Königslinie → Noah → Adam → von Gott erschaffen → daher eigentlich christlicher Abstammung ● Vermischung heidnischer & christlicher Literatur → Heldensagen: „Beowulf“ ● Heilmittel & Heil-/Zaubersprüche, pater noster kombiniert mit heidnischen Segenswünschen und Praktiken, Zahl 3 wichtige Bedeutung Leechbook:

Literaturverzeichnis: Baugh, Albert Croll and Thomas Cable. 2002. A History of the English Language. 5th edition. London:

Routledge. Lapidge, Michael, et al., eds. 1999. The Blackwell Encyclopedia of Anglo-Saxon England. Oxford:

Blackwell. Page, Raymond. 1972. Life in Anglo-Saxon England. London Batsford. Phillipson, Dr. Ernst Alfred. 1929. Germanisches Heidentum bei den Angelsachsen. Wiesbaden:

Verlag von Bernhard Tauchnitz.

Chaney, William A. 1960. “Paganism to christianity in Anglo-Saxon England” in Harvard Theological Review 53, 197-217; repr. In Early Medieval Society. Ed. Sylvia L. Trupp, New York, 67-83. Jolly, Karen Louise. 1985. “Anglo-Saxon Charms in the Context of a Christian World View” in Journal of Medieval History 11, 279-93. Niles, John D. 1991. "Pagan survivals and popular belief” in The Cambridge Companion of Old English Literature. Ed. Malcolm Godden and Michael Lapidge. Camebridge, 126-141. Russell, James C. 1994. The Germanization of Early Medieval Christianity. D. H. Green. 1965. The Carolingian Lord: Semantic Studies on Four Old High German Words; Balder, Frǒ Truhtin, Hêrro. Definition Synkretismus. URL: http://wapedia.mobi/de/Synkretismus (Stand 11.02.2011) Irioschottische Missoin: http://de.wikipedia.org/wiki/Iro-schottische_Mission (Stand 14.02.2011)