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Syntax – Semantik – Pragmatik Gerrit Kentner 11. Februar 2011 1 / 93

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Syntax – Semantik – Pragmatik

Gerrit Kentner

11. Februar 2011

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Zur Klausur

Vier Teilbereiche

� Phonetik/ Phonologie

� Morphologie

� Syntax

� Semantik/ Pragmatik

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Zur Klausur

Zu jedem Teilbereich gibt es 4 Aufgaben, von denen 3 bearbeitetwerden sollen.Jede korrekt geloste Aufgabe bringt 10 Punkte (es konnen alsomaximal 30 P pro Teilbereich und insgesamt 120 P erreichtwerden).Die Klausur gilt als bestanden, wenn in jedem Teilbereichmindestens 10 Punkte erreicht werden.Sie konnen zu einer mundlichen Wiederholungsprufung (gilt nochals Teil des Erstversuchs) antreten, wenn Sie die Klausur inhochstens einem Teilbereich nicht bestanden haben, aber in denanderen Teilbereichen zusammen mindestens 40 Punkte erreichthaben.

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Uberblick

Was Sie inzwischen uber Syntax wissen sollten:

� Satze sind geordnete Abfolgen von Wortern.

� (Satzartige) Wortabfolgen sind in Konstituenten organisiert(Konstituententests).

� Satzstrukturen konnen in Baumdiagrammen dargestelltwerden Ñ Auflosung syntaktischer Ambiguitaten.

� Begriffe: Kopf, Komplement (Erganzung), Adjunkt (Angabe)

� Klassifikation von Konstituenten nach Wortarten (NP, VP,AP, PP, AdvP, Det, N, V, P, A, Adv)

� Dominanzbegriff, Rekursion, Phrasenstrukturgrammatik

� Rektion und Valenzbegriff (quantitative Valenz, qualitativeValenz)

� topologisches Modell

� Kasus und thematische Rollen

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Was will die Syntax

Aufgabe der Syntax ist es, das Regelwissen zu explizieren,mit dem alle und nur die grammatischen Satze einerSprache abgeleitet werden konnen.

gar nicht so einfach...

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Wortabfolge und syntaktischer Status

Gleichartige Wortabfolgen haben nicht unbedingt denselbensyntaktischen Status:

� Karl liebt Silke und Maria.

� Karl liebt Silke und Maria liebt Holger.

� Fritz glaubt, dass Maria zugunsten von Karl nie etwasunternommen hatte.

� Fritz glaubt, dass Maria zugunsten von Karl nie etwasunternommen worden ware.

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Konstituenten

(1) Regina, die gestern dem Nachbarn, der im Hinterhof desHauses, welches in der Grunstraße steht, hilflos wartete,geholfen hat, ist Vorsitzende des Schutzenvereins.

Ñ Satz besteht nicht nur aus Folge von Wortern, sondern ist inhohere Einheiten gegliedert, die selbst wieder aus Wortfolgenbestehen.Diese Gliederungseinheiten werden Konstituenten genannt

In (1) sind alle Einzelworter Konstituenten, der ganze Satz ist einekomplexe Konstituente und einiges dazwischen hat auchKonstituentenstatus.

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Konstituenten

Arbeitsdefinition: Eine Konstituente ist eine koharente Wortgruppemit syntaktischer Funktion und/oder Bedeutung. Einzelworter sindebenfalls Konstituenten.Wie kann man feststellen, was eine Konstituente ist?

ñ Konstituententests

� Ersetzungsprobe

� Frageprobe

� Verschiebeprobe

� Pronominalisierungsprobe

� Weglassprobe

� Koordinierungsprobe

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Ambiguitaten

Der Mordertotete

den Koch mitdem Messer

Der Morder

toteteden Koch mit

dem Messer

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Klassifikation von Konstituenten

Nicht nur Worter unterliegen Abfolgebeschrankungen, sondernauch komplexe Konstituenten:

� Die Ente – hat geschlafen.

� *Hat geschlafen – die Ente.

Um Abfolgeregularitaten beschreiben zu konnen, sollten dieermittelten Konstituenten zunachst klassifiziert werden.Klassifikationskriterium: Wortarten und ihre Distribution

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Konstituentenklassifikation

Distribution von Konstituenten

Die HaustiereDie langen Winterabende

Kinder*Empfindlich erfreuen mich.*Telefonieren

*Gestern*Auf der Mauer

{Die Haustiere, Kinder, die langen Winterabende} haben dieselbeDistribution.Wortart der primitivsten Konstituente: Nomen. Konstituenten mitderselben Distribution wie Nomen heissen Nominalphrase.

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Konstituentenklassifikation

� {empfindlich, ausserordentlich schlau, seiner Frau treu} habendieselbe Distribution.Wortart der primitivsten Konstituente: Adjektiv.Konstituenten mit derselben Distribution wie Adjektiveheissen Adjektivphrase.

� {telefonieren, gehen ins Schwimmbad, erfreuen mich} habendieselbe Distribution.Wortart der primitivsten Konstituente: Verb. Konstituentenmit derselben Distribution wie Verben heissen Verbalphrase.

� {zur Miete, in Berlin, auf dem Dachboden der Villa} habendieselbe Distribution.Allen komplexen Konstituenten ist gemein, dass sie einePraposition erfordern. Wir sprechen deswegen vonPrapositionalphrase.

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Strukturanalyse

S

NP

Det

Die

N

A

frechen

N

Kinder

VP

spielen auf der Wiesetelefonierensind unertraglich...

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Strukturanalyse

S

NP

Det

Die

N

A

frechen

N

Kinder

VP

spielen auf der Wiesetelefonierensind unertraglich...

Kopf der NP ist ‘Kinder’Der Kopf projiziert [frechen Kinder] und [die frechen Kinder].‘die frechen Kinder’ ist die maximale Projektion. Der Kopf der NPist im Deutschen rechts (vgl. frz. les enfants insolents).

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Strukturanalyse

S

NP

Det

Die

N

A

frechen

N

Kinder

VP

V

spielen

PP

P

auf

NP

Det

der

N

Wiese

� Kopf der PP ist links (aber vgl. ‘den Fluss entlang, der Kinderwegen, Maria zugunsten’)

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Phrasenstrukturgrammatik

Baum stellt Dominanzbeziehungen dar:Dominanz: Ein Knoten X dominiert einen Knoten Y genau dann,wenn X auf dem von Y ausgehenden Weg zur Wurzel des Baumesgeht.

S

NP

Det

Die

N

A

frechen

N

Kinder

VP

V

spielen

PP

P

auf

NP

Det

der

N

Wiese

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Phrasenstrukturgrammatik

Unmittelbare Dominanz: Ein Knoten X dominiert einen Knoten Yunmittelbar, wenn X der nachste Knoten ist, der Y dominiert.

S

NP

Det

Die

N

A

frechen

N

Kinder

VP

V

spielen

PP

P

auf

NP

Det

der

N

Wiese

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Phrasenstrukturgrammatik

S

NP

Det

Die

N

A

frechen

N

Kinder

VP

V

spielen

PP

P

auf

NP

Det

der

N

Wiese

S Ñ NP+VP NÑKinder VÑspielenVP Ñ V+PP DetÑdie NÑWiesePP Ñ P+NP AÑfrechenNP Ñ Det+N PÑaufN Ñ A+N DetÑder

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Phrasenstrukturgrammatik

S (S Ñ NP+VP)NP VP (NP Ñ Det+N)

Det N VP (VP Ñ V+PP)Det N V PP (PP Ñ P+NP)

Det N V P NP (NP Ñ Det+N)Det N V P Det N (Det Ñ Die)Die N V P Det N (NÑ Kinder)

Die Kinder V P Det N (VÑ spielen)Die Kinder spielen P Det N (PÑ auf)

Die Kinder spielen auf Det N (DetÑ der)Die Kinder spielen auf der N (NÑ Wiese)

Die Kinder spielen auf der Wiese

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Rekursion

NP Ñ NP + Konj + NPRekursiv wird eine Struktur genannt, in der ein Symbol X eingleichartiges Symbol X dominiert.

NP

NP

NP

Der Porschefahrer

Konj

und

NP

sein Beifahrer

Konj

oder

NP

NP

der Opelfahrer

Konj

und

NP

seine Gattin

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Valenz / Rektion

Eigenschaft eines Wortes, andere Worter an sich zu binden,Erganzungen zu fordern bzw. Leerstellen zu eroffnen und dieBesetzung dieser Leerstellen zu regeln. (Wikipedia)

Besonders deutlich wird das am Verb

� schlafen (intransitiv, einwertig) fordert ein Subjekt

� reparieren (transitiv, zweiwertig) fordert Subjekt und Objekt

� schenken (ditransitiv, dreiwertig) fordert Subj., direktes Obj.und indirektes Obj.

� schneien (nullwerig), Subjektstelle wird durch expletives “es”(auch Pseudoaktant) besetzt

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Valenz / Rektion

Erganzung (Komplement) vs. Angabe (Adjunkt)

Der sprachliche Ausdruck, der den Valenztrager erganzt, ihnsattigt, von ihm regiert und bestimmt wird, wird auch Erganzung(oder Komplement) genannt, die von der bloßen zusatzlichenAngabe unterschieden wird.

Der Makler schenkt der Mieterin das Haus*Der Makler schenkt der Mieterin.*Der Makler schenkt das Haus.

Ñ Akkusativ– und Dativobjekt sind Komplemente

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Valenz / Rektion

Erganzung (Komplement) vs. Angabe (Adjunkt)

Der Mechaniker repariert der Mieterin das Fahrrad.*Der Mechaniker repariert der Mieterin.Der Mechaniker repariert das Fahrrad.

Ñ Akkusativobjekt ist Komplement, Dativobjekt ist Angabe (freierDativ).

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Valenz / Rektion

Auch Prapositionen, bestimmte Nomen und Adjektive fordernErganzungen bzw. eroffnen Leerstellen:

� Nomen:?Peter ist Neffe (Bruder, Onkel...). – Peter ist Herberts Neffe.?Peter ist Fahrer. – Peter ist Fahrer des roten Fiats /Porschefahrer (Rektionskompositum!).

� Adjektive:Peter ist treu. – Peter ist seiner Freundin treu. (fakultativeErganzung)*Peter ist ahnlich. – Peter ist seinem Vater ahnlich.(obligatorische Erganzung)des Wartens mude, des Deutschen machtig, interessiert an X,

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Qualitative Valenz: Kasus und thematische Rollen

Kasus:

Neben dem Nominativsubjekt verlangt...reparieren ein Akkusativobjektgefallen ein Dativobjektgedenken ein Genitivobjekt

(2) a. *Der Bauer gefallt den Traktor.b. *Der Traktor repariert dem Bauern.c. *Der Bauer repariert des alten Traktors.d. *Des Bauern gefallt dem alten Traktor.

Fazit: Nicht nur die Anzahl der Leerstellen muss gefullt werden,auch der Kasus muss stimmen!

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Qualitative Valenz: Kasus und thematische Rollen

Thematische Rollen

(3) a. ???Der Traktor repariert den Bauern.b. ???Der Traktor gedenkt des Bauern.c. ???Der Bauer gefallt dem Traktor.

Hier stimmt der Kasus jeweils: reparieren mit Akkusativ, gedenkenmit Genitiv, gefallen mit Dativ

Trotzdem sind die Satze schlecht

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Qualitative Valenz: Kasus und thematische Rollen

(4) a. ???Der Traktor repariert den Bauern.b. ???Der Traktor gedenkt des Bauern.c. ???Der Bauer gefallt dem Traktor.

Das Verb regiert nicht nur die Anzahl und die Kasus derArgumente, sondern auch semantische Eigenschaften:

� Das Objekt von reparieren sollte etwas Reparierbares(kunstlicher Gegenstand) sein, das Subjekt sollte in der Lagesein, etwas zu reparieren.

� Subjekt von gedenken muss etwas sein, dem man mentaleZustande zuschreiben kann.

� Objekt von gefallen muss etwas sein, das zu asthetischenUrteilen in der Lage ist.

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Uberblick thematische Rollen� Agens: Verursacher, Handelnder

Der Junge argert die alte Dame� Patiens/ Thema: von Handlung betroffener, von Orts- oder

Zustandswechsel betroffener Valentine isst ein Brot� Experiencer: Belebter Experiencer ist sich etw. bewusst,

empfindet etwas. Mir ist kalt; das beunruhigt mich.� Rezipient: i.d.R. belebter Empfanger

Axel hat viel Geld beim Lotto gewonnen� Quelle:

Die Milch kommt aus dem Allgau.� Ziel:

Nach langer Fahrt erreicht er die Kuste.� Instrument:

Der Wecker hat mich um 8 Uhr geweckt.� Possessor: P. besitzt etwas, ihm ist etwas zugehorig

Dieser Text enthalt fiele Vehler.

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Topologische Felder

Vorfeld: vor der linken SatzklammerNachfeld: nach der rechten SatzklammerMittelfeld: zwischen linker und rechter Satzklammer

Vorfeld LSK Mittelfeld RSK Nachfeld

Frau Schulz will im Sommer nach Florenz reisen –Im Sommer will Frau Schulz nach Florenz reisen –

Reisen will Frau S. im Sommer nach F. – –Nach F. reisen will Frau S. im Sommer – –

LSK: finites Verb; RSK: nicht-finiter Teil des Verbalkomplexes

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Drach’sche Regeln

Drachs Idee: moglichst viele Typen der deutschen Satzkonstruktionkonnen auf nur wenige strukturelle Beziehungen zuruckgefuhrtwerden, namlich auf die Topikalisierung als Beziehung zwischenVorfeld und Mittelfeld und auf die sog. Finitumvoranstellung alsBeziehung zwischen den Satzklammern.

(5) a. Verb-ErststellungLernt Maria Spanisch?

b. Verb-ZweitstellungMaria lernt Spanisch.

c. Verb-EndstellungHans fragt, ob Maria Spanisch lernt.

Annahme: Verbletztstellung liegt allen Strukturen zugrunde

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Drach’sche Regeln

Ableitung nach Drach (1937, vgl. auch Thiersch 1978):

� Zugrundeliegend:Maria Spanisch lernt.

� 1. Schritt: Finitumvoranstellung (in die LSK):Lernt Maria Spanisch. (fur Entscheidungsfragen, Imperative)

� 2. Schritt: Topikalisierung (Voranstellung einer Konstituenteins Vorfeld):Maria lernt Spanisch oder Spanisch lernt Maria(fur selbstandige Satze)

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Gegenstand der Semantik

Wortliche Bedeutung Ñ Voraussetzung fur Erkennen desverborgenen Sinns bei Ironie und Implikaturen, von Metaphern undSprechereinstellungen.

� Was sprachliche Ausdrucke wortlich bedeuten, muss nichtaufregend sein. Aber:

� Sprachwissenschaftler sind an der Erklarung des Phanomensdes Sprachverstehens interessiert.

� Wie funktioniert Erfassen der wortlichen Bedeutung?

� Was ist das, was da erfasst wird?

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Zahltest

Die Zeichenfolge “Tier” kann sich auf verschiedene Dinge beziehen:

(6) Tier

a. Hundb. Katzec. Maus

Handelt es sich hier um Ambiguitat??Beobachtung: Man kann sagen, dass in (6) von 3 Tieren die Redeist, d.h. man kann zahlen.

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Zahltest

Die Zeichenfolge “Schloss” kann sich auf verschiedene Dingebeziehen:

(7) a. Palastartiges Gebaudeb. Schliessvorrichtung

Beobachtung: Man kann nicht sagen, dass in (7) von 2 Schlosserndie Rede ist.Zahltest negativ Ñ Ambiguitat!

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Koordinationstest

Sind ‘klagen’ (i.S. von Schmerz aussern) und ‘klagen’ (Anspruchvor Gericht geltend machen) ein und dasselbe Wort? Andersgefragt: Ist ‘klagen’ ambig?

(8) a. Peter klagt uber die Schmerzen in seiner Hand.b. Rita klagt auf Mietminderungc. ?Peter und Rita klagen

(8-c) kann nicht im Sinne einer Koordination von (8-a) und (8-b)verstanden werdenÑ entsprechend ist die Zeichenfolge ‘klagen’ ambig (2Bedeutungen)

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Homonymie vs. Polysemie

Mehrdeutigkeiten

� zufallige Mehrdeutigkeiten: Homonyme (Homophone undHomographen) (KieferBaum versus KieferKnochen)

� systematische Mehrdeutigkeiten: Polyseme

(9) Beispiele fur Polysemie

a. Schule (Gebaude, Institution, Unterricht)b. Zeitung (Gebaude, Institution, Druckerzeugnis)

Bedeutungsvarianten polysemer Ausdrucke sind verwandt undlassen sich auf eine abstrakte Grundbedeutung zuruckfuhren.

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Synonymie

Gehweg – Gehsteig – Burgersteig – Trottoir

(10) Zwei Ausducke A und B sind synonym, falls man in jedemkomplexen Ausdruck C, in dem A vorkommt, A durch Bersetzen kann und umgekehrt, ohne dass sich dieBedeutung von C andert.

Echte Synonymie ist Luxus und daher selten.

(11) Lexikalische Blockierung bei Synonymie

a. *Stehler / Diebb. *Kocher (als Nomen agentis) / Koch

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Inkompatibilitat / Heteronymitat

Zwei Ausdrucke A und B sind inkompatibel / heteronym, fallsnichts gleichzeitig unter die durch A und B benannten Begriffefallen kann.

(12) a. blau – gelb – grun – rotb. Montag, Dienstag, Mittwoch...c. Rose, Nelke, Tulpe...

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Komplementaritat

Besondere Form der Inkompatibilitat:

Alle Dinge, die sich mit komplementaren Ausdrucken bezeichnenlassen, fallen entweder in den einen oder in den anderen Ausdruck.Wird der eine Ausdruck negiert, trifft sein komplementaresGegenstuck zu.

(13) a. tot – lebendigb. verheiratet – unverheiratetc. mundig – unmundig

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Antonymie

Gegensatzpaare. Komplementare Ausdrucke sind antonym. Auchinkompatible Ausdrucke konnen Antonyme bilden, wenn sie dieEndpunkte einer Skala sind

(14) a. tot – lebendigb. heiss – kaltc. oben – untend. alt – neue. alt – jung

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Vertikale Sinnrelationen

Hyponyme (Unterbegriff) und Hyperonyme (Oberbegriffe)Strukturierung von Wortfeldern / Ziel: Organisation des Lexikons

Pflanze

Baum

Laubb.

Eiche Buche

Nadelb.

Larche Fichte

Blume

Rose Tulpe Iris

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Vertikale Sinnrelationen

Implikation durch Hyperonymie

(15) Peter hat Buchen gekauft Ñ

a. Peter hat Laubbaume gekauft.b. Peter hat Baume gekauft.c. Peter hat Pflanzen gekauft.

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Vertikale Sinnrelationen

MeronymieTeil – Ganzes – Beziehung

(16) a. Kopf – Naseb. Auto –Reifenc. ...

Keine Implikationsbeziehung!

(17) Peter kauft einen Reifen Û

a. Peter kauft ein Auto

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Merkmale

Idee aus der Phonologie: Jeder Laut kann als Merkmalsbundelexakt beschrieben werden.

{+kons, -sonorant, -kontinuierlich, +labial, +stimmhaft} = [b]

Anwendung auf Semantik

Jeder Ausdruck kann als Bundel semantischer Merkmalecharakterisiert werden.

{+menschlich, +erwachsen, +mannlich, +unverheiratet}= Junggeselle

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Merkmalssemantik

(18) Lexikalische Dekomposition in Merkmale.

a. Kohyponyme bilden eine naturliche Klasse (definiertdurch gemeinsame Merkmale)

b. Je hoher das Hyperonym, desto weniger Merkmale

(19) Probleme:

a. Keine befriedigende Analyse aller Ausdrucke mithilfevon Merkmalen

b. unklar, wieviele Merkmale angenommen werdenmussen

c. keine unabhangige Evidenz fur Merkmale

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Verbbedeutung

Offenbar unterscheiden sich Verben systematisch hinsichtlich destemporalen Aufbaus der Sachverhalte, die sie beschreiben.

(20) Atelische Verben (durative Verben ohneZustandsveranderung)

a. lachen, schlafen, sitzen.... (Activity-Verben)b. heissen, wissen,... (State-Verben)

(21) Telische Verben (Zustandsveranderung)

a. Achievementankommen, erwachen, ausschalten... (punktuell)

b. Accomplishmentsinken, besteigen,... (durativ)

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Verbbedeutung

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Bedeutungstheorien

Im Alltag gibt es mindestens 3 Strategien, Bedeutung zu erfassen

� Wir zeigen auf Gegenstande – Referenz

(22) A: Was meinst Du mit xyz?B: (zeigt auf Referenzobjekt)

� Wir umschreiben, formulieren Paraphrasen

(23) Mit xyz meine ich abc.

� Wir nennen Gebrauchsbedingungen fur Zeichen

(24) Xyz sagt man, wenn man...

Auch die Semantik bedient sich dieser Strategien, um Bedeutungzu erfassen.

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Bedeutungstheorien

� Wir zeigen auf Gegenstande – Referenz

(25) A: Was meinst Du mit xyz?B: (zeigt auf Referenzobjekt)

Die Bedeutung eines Ausdrucks ist erfasst, wenn man seineReferenten nennen kann: Referent ist dabei sehr allgemein zufassen: Gegenstande, Personen, Sachverhalte...

Extension eines Ausdrucks

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Bedeutungstheorien

Wahrheitsfunktionale SemantikDie Bedeutung eines Ausdrucks ist erfasst, wenn ich fur ihnangeben kann, was der Fall sein muss, damit er wahr ist.

Dazu bedient man sich haufig des Paraphrasierens.

� Wir umschreiben, formulieren Paraphrasen

(26) Mit xyz meine ich abc.

Intension eines Ausdrucks

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Bedeutungstheorien

Gebrauchsbedingungen – PragmatikDie Bedeutung (im weiteren Sinne) eines Ausdrucks ist erfasst,wenn klar ist, unter welchen Umstanden er genutzt werden kann.

� Wir nennen Gebrauchsbedingungen fur Zeichen

(27) Xyz sagt man, wenn man...

Wir werden darauf zuruckkommen

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Zwei Komponenten der Bedeutung

(28) a. Sachbezug, Verweis auf ReferenzobjekteSprache wird verwendet, um uber Dinge, Personen,Ereignisse zu sprechen.

Ñ Extension

b. InformationSprache wird verwendet, um Informationenauszutauschen, begriffliche Inhalte zu vermitteln.

Ñ Intension

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Zwei Komponenten der Bedeutung

Intension und Extension

Gedanke

Intension

Zeichentrager

SymbolReferenzobjekt

Extension

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Intensionen und Extensionen

Erinnerung: Die Bedeutung eines Ausdrucks ist erfasst, wennermittelt ist, auf welche Gegenstande, Personen, Sachverhalte sichder Ausdruck bezieht.

(29) Problemfalle:

a. Die aktuelle Bundeskanzlerin ist die aktuelleParteivorsitzende der CDU.

b. Der Morgenstern ist der Abendstern.

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Intensionen und Extensionen

Extension von Bundeskanzlerin und CDU-Parteivorsitzende (imJahr 2010)

{AngelaMerkel}

Bundeskanzlerin CDU-Parteivorsitzende

Extension von Abendstern und Morgenstern

{Venus}

Morgenstern Abendstern

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Intensionen und Extensionen

(30) Extension = Menge der Dinge auf die man mit einemsprachlichen Ausdruck Bezug nehmen kann.

(31) Intension = Begrifflicher Inhalt des sprachlichenAusdrucks; deskriptive Bedeutung, die nicht direkt an dieDinge in der Welt gebunden sind.

� Dass Morgenstern und Abendstern zwar dieselbe Extensionhaben, aber nicht bedeutungsgleich sind, wird deutlich, wennman sich vergegenwartigt, dass man lange nicht wusste, dassbeide Ausdrucke denselben Planeten bezeichnen.

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Extensionen

(32) Extension von x = Menge der Dinge auf die man mit xBezug nehmen kann.

(33) a. Frankfurt am Main (Eigenname)b. Der Prasident der USA (Kennzeichnung)c. Tisch (Generischer Ausdruck)

� Extension des Eigennamens (33-a) – Die Stadt Frankfurt a.M.

� Extension der Kennzeichnung (33-b) – B. Obama (Stand:2010)

� Extension des Ausdrucks (33-c) – Menge aller Tische

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Extensionen

Extensionen von Ausdrucken werden in der formalen Semantik alsMengen beschrieben. Ein paar Beispiele

(34) a. sudeuropaische Hauptstadt – {Rom, Athen, Lissabon,Madrid}

b. deutsche Millionenstadt – {Hamburg, Berlin,Munchen} oder auch{Stadtstaat an der Elbe, Berlin, bayerischeBewerberstadt fur Olympia 2018}

c. schweizerische Nordseeinsel – { }d. Stern – {8, H, ], :, L, .... }

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Kennzeichnung

Ausdruck der Form “der, die, das X”. Definiter Ausdruck.Semantisch gilt fur Kennzeichnungen folgendes:

(35) Einzigkeitsbedingung: Es gibt genau ein X.Konjunktion aus:

a. Existenz: Es gibt mindesten ein X.b. Eindeutigkeit: Es gibt hochstens ein X.

http://de.wikipedia.org/wiki/KennzeichnungExtensionen von Kennzeichnungen haben genau ein Element inihrer Menge.

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Extension von nicht-nominalen Ausdrucken

Der Gemeinname (generische Ausdruck) Stadt bezieht sich auf alleStadte

Extension von intransitiven Verben

Der Ausdruck schlafen bezieht sich auf alle Individuen, fur die gilt,dass sie schlafen. Die Extension von schlafen ist identisch mit derExtension des Ausdrucks Schlafer oder Schlafender.

Extension von Adjektiven

Der Ausdruck lila bezieht sich auf alle Dinge, die die Eigenschafthaben, lila zu sein.

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Extension von nicht-nominalen Ausdrucken

Extension von transitiven Verben:

Kussen bezieht sich jeweils auf 2 Personen – die Extension istentsprechend komplexer:

Die Extension von “kussen” ist als Menge von Paaren vonIndividuen (x, y) definiert, fur die gilt, dass x y kusst.

Da sich unubersichtlich viele Paare von Individuen kussen, ist esnicht leicht, die Extension vollstandig zu erfassen. Um diesProblem zu losen konstruieren Semantiker einfache Modellwelten.

ñ Modelltheoretische Semantik

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Extension transitiver Verben

Modell einer moglichen Welt w:

In Welt w leben die Frauen Clara, Maria und Lena und die MannerFritz, Heiner und Udo und sonst niemand.

In dieser Welt ist ausserdem folgendes der Fall:Fritz und Maria kussen sich, Lena kusst Udo und Udo kusst sichselbst. Clara, Udo und Heiner lachen. Ansonsten passiert nichts.

Wir konnen folgende Extensionen angeben:

� Extension von Frau in w= {Clara, Maria, Lena}� Extension von Mann in w= {Udo, Heiner, Fritz}� Extension von lachen in w= {Clara, Heiner, Udo}� Extension von kussen in w= {(Fritz, Maria), (Maria, Fritz),

(Lena, Udo), (Udo, Udo)}

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Extension ditransitiver Verben

Extension von ‘schenken’ ist noch komplexer:

Hier lassen sich Mengen von Tripeln als Extension annehmen.

d.h. Menge aller Tripel (x,y,z) fur die gilt, dass x (Schenker) dem y(Beschenkter) ein z (Geschenk) schenkt.

Theoretisch sind auch noch komplexere Extensiontypen vorstellbar(Menge von Quadrupeln, Quintupeln...Oberbegriff: n-Tupel)

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Parallelismus Extensionstyp und Verbvalenz

� Verbvalenz – Extensionstyp

� intransitive Verben – Menge von Individuen bzw. 1-Tupeln

� transitive Verben – Menge von Paaren bzw. 2-Tupeln

� ditransitive Verben – Menge von Tripeln bzw. 3-Tupeln

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Kompositionalitat

Syntax: VP

N

Rita

V

schlaft

Semantik: vVPwS

vNwS vVwS

= v V wS (v N wS)

= v schlaft wS (v Rita wS)

� Diese Funktion ergibt 1 (wahr) genau dann,wenn Rita P {x: x schlaft in s}

� Diese Funktion ergibt 0 (falsch) genau dann,wenn Rita R {x: x schlaft in s}

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Kompositionalitat

Komplexere Satze: transitive Verben

S

N

Knut

VP

V

trinkt

N

Bier

vtrinktwS = { (x,y): x trinkt y in s } (Extensionstyp: 2-Tupel)

inneres Argument: vtrinktwS (vBierwS)={x: x trinkt Bier in s}(Extensionstyp: 1-Tupel)

ausseres Argument: vtrinkt BierwS (vKnutwS)(Extensionstyp: 0-Tupel, der Argumentrahmen ist saturiert)

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Kompositionalitat

Komplexere Satze: transitive Verben

vtrinkt BierwS (vKnutwS)(Extensionstyp: 0-Tupel, der Argumentrahmen ist saturiert)

� Extension: alle 0-Tupel, so dass gilt: Knut trinkt ein Bier

� { ( ): Knut trinkt ein Bier }

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0-Tupel????

Pradikat Wertigkeit Extension

trinkt 2 alle Paare (x,y), so dass gilt:x trinkt y

trinkt Bier 1 alle Individuen x, so dass giltx trinkt Bier

Knut trinkt Bier 0 alle 0-Tupel (), so dass giltKnut trinkt Bier

� alle Satze mit saturierter Argumentstruktur sind 0-Tupel –aber die Bedeutung von Satzen unterscheidet sich

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Satzbedeutung

Mit der Intension kommen wir der Bedeutung naher:Die Intension eines Satzes zeigt an wie der Wahrheitswert desSatzes in Abhangigkeit von moglichen Welten (den Fakten) variiert.

(36) Knut trinkt Bier.

(36) ist wahr in allen Welten / Situationen s in denen Knut Biertrinkt.

Entsprechend ist die Bedeutung eines Satzes x die Menge allerSituationen s, die x wahr machen. Diese Menge ist dieProposition des Satzes.

Formale Notation:

vKnut trinkt Bierw = { s : Knut trinkt Bier in s }

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Intensionen

� Die Intension eines Satzes zeigt an wie der Wahrheitswert desSatzes in Abhangigkeit von moglichen Welten (den Fakten)variiert.

� Die Intension einer Kennzeichnung zeigt an, wie derSachbezug des Ausdruckes in Abhangigkeit von moglichenWelten variiert.

� Der Intension eines Eigennamens entspricht eine konstanteFunktion. Wer einen Namen tragt ist nicht faktenabhangig.

� Die Intension eines Gattungsnamens zeigt an, auf welcheMenge von Individuuen in Abhangigkeit von moglichen Welten/ der Fakten es sich bezieht. Ahnlich funktionieren einstelligeVerben.

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Kompositionalitat

Nochmal Wittgenstein

Einen Satz verstehen heisst, wissen, was der Fall ist, wenn er wahrist.

vtrinkt BierwS (vKnutwS) = 1 (wahr)genau dann wenn Knut P { x: x trinkt Bier in s}

vtrinkt BierwS (vKnutwS) = 0 (falsch)genau dann wenn Knut R { x: x trinkt Bier in s}

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Junktoren

Konjunktion

(37) [ Rita schlaft ]A und [ Knut trinkt Bier ]B

welche Bedeutung hat und, bzw. was ist sein Beitrag zurBedeutung des gesamten Ausdrucks?

(37) ist wahr genau dann, wenn beide Konjunkte wahr sind,ansonsten ist er falsch!

A B A und B

1 1 11 0 00 1 00 0 0

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Junktoren

inklusive Disjunktion (lateinisch vel)

(38) [ Rita schlaft ]A oder [ Knut trinkt Bier ]B

welche Bedeutung hat oder, bzw. was ist sein Beitrag zurBedeutung des gesamten Ausdrucks?

(38) ist wahr genau dann, wenn mindestens eines der Konjunktewahr ist, ansonsten ist er falsch!

A B A oder B

1 1 11 0 10 1 10 0 0

Achtung: es handelt sich hier nicht um das ausschliessende oderwie in: Sein oder Nichtsein

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Junktoren

Negation

(39) Rita schlaft nicht.

A nicht A

1 00 1

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Ubungen

(40) A, B und C sollen beliebige einfache Satze sein. BerechnenSie mithilfe der Junktoren und den entsprechendenWahrheitstafeln die Wahrheitswerte folgender KomplexerSatze in Abhangigkeit der einfachen Satze. oder in diesenSatzen ist immer die inklusive Disjunktion!

a. A und B und Cb. A oder Bc. (A und B) oder Cd. A oder (nicht B)e. A oder (B und (nicht C))

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Verhalten

-intentionalschlafenniesen

+intensional

Handeln

-partnerorientiertangeln

abwaschen

+partnerorientiert

Interaktion

-symbolischeinander

auf der Strasseausweichen

+symbolisch

Kommunikation

-verbalnicken, den Vogel zeigen

+verbaldiskutieren

nach Linke, Nussbaumer, Portmann (1996). Studienbuch Linguistik, Tubingen:

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Pragmatik

� Satze werden von Personen mit Uberzeugungen, Wunschenund Absichten in konkreten Situationen geaussert.

� Satze sind an Personen mit Uberzeugungen, Wunschen undAbsichten in konkreten Situationen gerichtet.

� Satze stehen im Zusammenhang mit vorangehenden und nochfolgenden Ausserungen.

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Pragmatik

Pragmatik beschaftigt sich mit

a. den kontextabhangigen Aspekten der Bedeutung /Interpretation (i.Ggs. zur wortlichen Bedeutung)

b. den kommunikativen Funktionen, die sprachliche Ausserungenhaben.

c. strukturellen Aspekten von Texten und Gesprachen.

� linguistische Pragmatik � Theorie der Sprachhandlung inkonkreten Situationen

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Deixis

Ein sprachlicher Ausdruck, dessen Referenz durch Aspekte derAusserungssituation bestimmt wird.

(41) Lokaldeixis / Temporaldeixis

a. Hier rauchen die Kopfe.b. Rechts von mir ist die Leinwand.c. Ubernachste Woche ist Weihnachten.

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Anapher

typischerweise handelt es sich bei Anaphern um Pronomina

(42) Antezedens und Anapher

a. Hier stand der Palast der Republikb. Er soll durch einen Neubau ersetzt werden.

(43) Antezedens und Katapher

a. Auch wenn ihm Vergewaltigung vorgeworfen wird,halten manche den Wikileaksgrunder Assange fureinen Helden.

Referenz von Anaphern und Kataphern abhangig vomlinguistischen Kontext.

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Sprechakte

(44) a. Ich taufe dieses Segelboot auf den Namen Mausi.b. Ich verspreche, die Vorlesungsfolien punktlich

hochzuladen.c. Ich entschuldige mich fur die Verspatung.d. Ich fordere Sie auf, Ruhe zu bewahren.e. Ich beende hiermit meine Vorlesung.f. Ich begrusse die zugestiegenen Fahrgaste auf der

Fahrt von Stuttgart nach Ulm.

In bestimmten Situationen werden mit den Ausserungen (44)Handlungen vollzogen. Es handelt sich um performativeAusserungen. Diese Ausserungen unterscheiden sich offenbar vonkonstativen Ausserungen, mit denen man etwas sagt, ohne damitexplizit etwas zu tun.

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Sprechakte

Es gelten Bedingungen fur das Gelingen der Handlung, die durchden performativen Sprechakt vollzogen wird!Weitere sprachliche Unglucksfalle:

(45) a. Ich taufe Dich, aber den Namen verrate ich nicht.(Fehlanwendung)

b. Ich, Gerrit Kentner, entschuldige mich hiermit fur dieFinanzkrise.(Fehlberufung)

c. Ich verspreche, die Vorlesungsfolien immer eineWoche im Voraus hochzuladen.(Missbrauch wegen Unaufrichtigkeit (geplanter Bruchdes Versprechens))

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Sprechakte

Eine Typologie sprachlicher Unglucksfalle

sprachl. Unglucksfalle

FehlschlagHandlung kommt nicht zustande

Fehlberufung Fehlanwendung

MissbrauchHandlung kommt zustande,

ist aber wertlos

Unaufrichtigkeit Bruch

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Sprechakte

Sprechakte mussen situationsangemessen verwendet werden, damitsie glucken.Ein Beispiel: Fur den Sprechakt des Bittens (A sagt zu B: “Ichbitte Dich, den Mull rauszubringen”) gelten folgende Bedingungen,damit er gluckt:

(46) a. A geht davon aus, dass der Mull noch nichtrausgebracht wurde.

b. A geht davon aus, dass B in der Lage ist, den Mullrauszubringen.

c. A will, dass der Mull rausgebracht wird.d. A geht davon aus, dass B grundsatzlich bereit ist,

den Mull rauszubringen.

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Sprechakte

Der wesentliche Unterschied zwischen performativen undkonstativen Ausserungen ist, dass nur in ersteren die Handlungexplizit genannt wird, die mit der Ausserung vollzogen wird. Inkonstativen Ausserungen ist die Handlung implizit.Verben, die in expliziten Performativen die Handlung bezeichnenheissen performative Verben:

(47) Performative Verben

a. taufen, versprechen, entschuldigen, bitten,behaupten...

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Sprechakte

Sprache verwenden (sprechen, schreiben, gebarden) ist eine Formder Handlung.

Was tut man, wenn man spricht / schreibt?

(48) a. sich aussern. (Ausserungsakt)b. auf etwas Bezug nehmen. (Referenz)

Eigenschaften zuschreiben. (Pradikation)(Ñ propositionaler Akt)

c. einen Sprechakt vollziehen (Fragen, Auffordern,Behaupten...) (illokutionarer Akt)

Ist die Unterscheidung dieser Handlungen notwendig? Mit einemSprechakt findet doch notwendigerweise ein propositionaler Aktund ein Ausserungsakt statt.

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Sprechakte

(49) a. Ausserungsaktb. Propositionaler Aktc. Illokutionarer Aktd. Perlokutionarer Akt

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Prasuppositionen

Prasupposition:

Selbstverstandliche Sinnvoraussetzung sprachlicher Ausdrucke.Wenn die Prasupposition falsch ist, kann der Wahrheitswert einesSatzes nicht bestimmt werden (und hat daher u.U. keinen Sinn)(Strawson).

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Prasuppositionen

nach G. Frege und P.F. Strawson:

Damit eine Feststellung als wahr oder falsch gelten kann, muss ihrePrasupposition wahr sein!

Eine Feststellung A prasupponiert eine Feststellung B genau dann,wenn B die Voraussetzung fur Wahrheit oder Falschheit von A ist.

(50) A Der Konig von Frankreich ist glatzkopfig.B Es gibt einen aktuellen Konig von Frankreich.

Die Wahrheit der Prasupposition ist kontextabhangig(Ausserungsdatum: 1650, 1770, 1950,...).

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Prasuppositionsausloser

(51) a. Eigennamen, Definite Kennzeichnungen (“Kepler”,“Der Konig von Frankreich”)

b. Faktive Verbenc. Verben der Zustandsveranderungd. Iterationspartikelne. Fokuspartikelnf. ...

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Implikatur

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Prasupposition undImplikatur

Ebenso wie die Prasupposition ist die Implikatur etwas nichtexplizit gesagtes, Mitverstandenes.Anders als die Prasupposition ist die Implikatur keine notwendigeVoraussetzung zur Beurteilungs des Wahrheitswertes einer Aussage.

Prasupposition bleibt unter Negation stabil, Implikatur nicht.

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Arten von Implikaturen

Gesamtbedeutung

wortlicheBedeutung

Implikaturen

konventionelle konversationelle

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Kooperationsprinzip und Koversationsmaximen

H. Paul Grice (1913–1988)

fasst Gesprach als kooperative Handlung auf.Teilnehmer folgen gewissen rationalen Prinzipien und Maximen,halten sich also an bestimmte Regeln.

KooperationsprinzipOrientiere Dich in jedem Beitrag an den Zwecken deslaufenden Gesprachs, so weit sie von den Teilnehmern geteiltwerden.

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Kooperationsprinzip und Koversationsmaximen

(52) Konversationsmaximen

a. Maxime der Qualitatb. Maxime der Quantitatc. Maxime der Relationd. Maxime der Art und Weise

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