Systematisches Beobachten und Dokumentieren - ULD · Schmidt und Weber Konzept-Design Herausgeber:...

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1 Ministerium für Bildung und Frauen des Landes Schleswig-Holstein Systematisches Beobachten und Dokumentieren

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Ministerium für Bildung und Frauen

des Landes Schleswig-Holstein

Systematisches Beobachtenund Dokumentieren

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Autoren:Simone KühnertMichaela MerkerGabriele OehmeCordelia PetzoldUlrike Uhlig

Nachdruck mit Genehmigung des:Diakonisches Werk der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens e.V.Referat Kindertagesstätten

Druck:A. C. Ehlers, KielFoto:(2) www.pixelquelle.deGestaltung:Schmidt und Weber Konzept-Design

Herausgeber:Ministerium für Bildung und Frauen

des Landes Schleswig-Holstein

Brunswiker Straße 16–2224105 Kiel

Dezember 2006

Die Landesregierung im Internet:www.landesregierung.schleswig-holstein.de

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit derschleswig-holsteinischen Landesregierung herausgegeben. Siedarf weder von Parteien noch von Personen, die Wahlwerbungoder Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum Zwecke der Wahl-werbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einerbevorstehenden Wahl darf diese Druckschrift nicht in einer Weiseverwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierungzugunsten einzelner Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrereigenen Mitglieder zu verwenden.

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Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

1. Grundlagen von systematischer Beobachtung und Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61.1 Gesetzliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61.2 Voraussetzungen in der Einrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2. Wissenschaftliche Erkenntnisse über Bildungsprozesse der frühen Kindheit . . . . . . . . . . 8

3. Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

4. Beobachtungsebenen und ausgewählte Instrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104.1 Beobachtungsinstrumente – Ebene A

Beobachtungsbogen, Bundesrahmenhandbuch Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Bildungs- und Lerngeschichten, M. Carr, bearbeitet von H.R. Leu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Das Konzept der Engagiertheit Engagiertheitsskala, F. Laevers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14Die sieben Intelligenzen, H. Gardner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Themen der Kinder, Hans-Joachim Laewen und Beate Andres . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

4.2 Beobachtungsinstrumente – Ebene BEntwicklungstabelle nach Dr. K. Beller und S. Beller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Diagnostische Einschätzskalen DES zur Beurteilung

des Entwicklungsstandes und der Schulfähigkeit, Dr. K. Barth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Baum der Erkenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

4.3 Beobachtungsinstrumente – Ebene CSensomotorisches Entwicklungsgitter nach Dr. E. J. Kiphard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Validierte Grenzsteine der Entwicklung, R. Michaelis,

bearbeitet für die Kita- Praxis durch Infans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

5. Schritte auf dem Weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

6. Anlegen einer Bilddokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

7. Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

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… und jetzt auch noch beobachten

und aufschreiben???

Offen … oder verdeckt?

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Im Mittelpunkt des gesetzlichen Auftrages der Kinder-tageseinrichtungen und der „Leitlinien zum Bildungs-auftrag von Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein“ steht das aktive und lernbereite Kind, dessenBildungsweg in der Kindertageseinrichtung durch eineindividualisierte und differenzierte Erziehungsarbeitunterstützt, angeregt und gefordert werden soll.Beobachtung und eine darauf aufbauendeBildungsdokumentation nehmen deswegen einen zen-tralen Stellenwert ein. Sie sind notwendig, um Kinderund ihre Lernprozesse zu verstehen. Beobachtungenmüssen kontinuierlich stattfinden und schriftlich festge-halten werden, um sie als Grundlage von Gesprächenmit dem Team, den Eltern und der Grundschule nutzenzu können. Wenn Beobachtungen dokumentiert und andie Grundschule weitergegeben werden, muss eineEinverständniserklärung (Datenschutz) der Eltern einge-holt werden.

Mit der vorliegenden Broschüre erhalten Sie eine Über-sicht über verschiedene Verfahren zur Beobachtung undDokumentation in Kindertageseinrichtungen, die von derDiakonie Sachsen erarbeitet und vom Ministerium fürBildung und Frauen ergänzt wurde. Die Broschüre„Systematisches Beobachten und Dokumentieren“ solldem pädagogischen Team der Kindertageseinrichtunghelfen, das für ihre Einrichtung geeignete Verfahrenauszuwählen.

Das Ministerium für Bildung und Frauen des LandesSchleswig-Holstein hat aber auch in Kooperation mitden Fachberaterinnen/Fachberatern der Wohlfahrtsver-bände den „Beobachtungsbogen zur Erstellung einesEntwicklungsprofils zum Übergang von der Kinder-tageseinrichtung in die Grundschule“ erarbeitet. Der Beobachtungsbogen ist aus den „Leitlinien zumBildungsauftrag“ entwickelt und soll alle Verfahren, dieweniger differenziert und weniger aussagekräftig sind,ersetzen. Die KiTas, die bereits mit evaluierten Beob-achtungsverfahren arbeiten (z. B. Baum der Erkenntnis,Beller, Grenzsteine usw.), können diese weiterführen.

Auf der Grundlage der Beobachtungsverfahren sollenzur Gestaltung des Übergangs Gespräche zwischen der KiTa und der Grundschule stattfinden. Für die Ge-spräche soll eine schriftliche Information über das Kindzu Grunde gelegt werden. KiTa und Grundschule ent-scheiden gemeinsam, unter Einbeziehung der Eltern, ob und in welcher Form eine schriftliche Informationerfolgen soll (z. B. Beobachtungsbogen insgesamt, dasEntwicklungsprofil, eine Entwicklungsbeschreibung).Das Gespräch mit der Grundschule und die schriftlicheInformation soll den Übergang eines Kindes von derKindertageseinrichtung in die Grundschule unterstützen.

Vorwort

Wann, … … und was mache ich dann damit? Also, früher haben dieErzieherinnen mit den Kinderngespielt!

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1.1 Gesetzliche Grundlagen

Grundgesetz Artikel 1

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie ist zuachten und zu schützen ist Verpflichtung aller staat-lichen Gewalt. ...“1

UN Kinderkonvention Artikel 16 (1)

„Kein Kind darf willkürlich oder rechtswidrigen Eingrif-fen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnungoder seinen Schriftverkehr oder rechtswidrigen Beein-trächtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetztwerden...“2

UN Kinderkonvention Artikel 29 (1)

„Die Vertragsstaaten stimmen darin überein, dass dieBildung des Kindes darauf gerichtet sein muss, diePersönlichkeit, die Begabung und die geistigen und kör-perlichen Fähigkeiten des Kindes voll zur Entfaltung zubringen ...“3

SGB VIII § 1

„(1) Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung …“4

„(3) Jugendhilfe soll zur Verwirklichung des Rechts nach Absatz 1 insbesondere 1. junge Menschen in ihrer individuellen und sozi-

alen Entwicklung fördern und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzu-bauen...“5

SGB VIII § 22

„(3) ... Der Förderungsauftrag umfasst Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes und bezieht sich auf die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Er schließt die Vermittlung orientierender Werte und Regeln ein. Die Förderung soll sich am Alter und Entwicklungs-stand, den sprachlichen und sonstigen Fähigkeiten,an der Lebenssituation sowie den Interessen und Bedürfnissen des einzelnen Kindes orientieren und seine ethnische Herkunft berücksichtigen ...“6

SGB VIII § 22a

„(1) Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe sollen die Qualität der Förderung in ihren Einrichtungen durch geeignete Maßnahmen sicherstellen und weiter-entwickeln …“7

Schleswig-Holstein KiTaG § 4

„(1) Kindertagesstätten haben einen eigenen Betreu-ungs-, Erziehungs- und Bildungsauftrag. Dabei ist die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverant-wortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlich-keit zu unterstützen und das leibliche, seelische und geistige Wohl des Kindes zu fördern. Dies geschieht vor allem durch die Förderung der indi-viduellen Selbst-, Sozial- und Lernkompetenz und orientiert sich an dem jeweiligen Entwicklungs-stand des Kindes ...“

„(3) Bei der Wahrnehmung dieses eigenen Betreu-ungs-, Erziehungs- und Bildungsauftrages nach Abs. 1 sowie der Unterstützung und Weiterent-wicklung der Fähigkeiten nach Abs. 2 sollen folgen-de Bildungsbereiche berücksichtigt werden ....“8

Schleswig-Holstein KiTaG § 5

„(6) … Kindertageseinrichtungen sollen mit den Grund-schulen über den Entwicklungsstand der einzelnen Kinder Informationen austauschen und Gespräche führen, um eine individuelle Förderung der Kinder zu ermöglichen …“9

1 Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995

2 ebenda

3 ebenda

4 SGB VIII, Berlin 2005

5 ebenda

6 ebenda

7 ebenda

8 KiTaG Schleswig-Holstein, Kiel 2006

9 ebenda

1. Grundlagen von systematischer Beobachtung und Dokumentation

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1.2 Voraussetzungen in der Einrichtung

Beobachtung kindlicher Entwicklungsprozesse undderen Dokumentation als professionelles Handeln vonErzieherinnen sind in den Bildungskonzepten vielerBundesländer Forderung und Zielsetzung.

Sie sollten immer das Kind in den Mittelpunkt stellenund können so die pädagogische Arbeit in der Erzie-hungspartnerschaft transparent gestalten, sowie inEltergesprächen oder Entwicklungsgesprächen mitErziehungspartnern entlastende Funktion besitzen.

Sie gehören zum Handwerkszeug von Frühpädagogenund sollten regelmäßig für alle Kinder eingesetzt wer-den.

Sie ergeben zusammen mit Fotos, Interviews undKommentaren, Tagebüchern, Videoaufzeichnungensowie kreativen Produkten der Kinder eine „Bildungs-biografie“ oder „Bildungsdokumentation“.

Beobachtung und Dokumentation geben Einblick in diewesentlichen Entwicklungs- und Lernprozesse und indie Lebenswelt eines Kindes und seiner Familie. DieserVorgang basiert auf dem gegenseitigen Vertrauens-schutz innerhalb der Erziehungspartnerschaft.

Für den Einsatz gezielter Beobachtungsinstrumente undderen Dokumentationsverfahren und für die Verwen-dung ihrer Ergebnisse ist Folgendes zu beachten:

• Eltern sollten regelmäßig über den Prozess und denInhalt der Bildungsdokumentation informiert werden.Dies wird in der Konzeption der Einrichtung sowie imBetreuungsvertrag festgehalten – Elternbeteiligung.

• Die Richtlinien des Datenschutzes sind zu beachten!Dies gilt für schriftliche Beobachtungen, die Heraus-gabe einzelner Teile bzw. der gesamten Dokumen-tation. Das Einverständnis der Eltern ist notwendig –Persönlichkeitsschutz.

• Grundsätzlich gilt: Die Bildungsdokumentation gehörtdem Kind. Es hat selbst jederzeit Zugang zu seinemEntwicklungsordner – Recht auf Identität.

• Beobachtung und Dokumentation sind nicht gleich-zusetzen mit Diagnostik. Sie können aber Anlass füreine anschließende diagnostische und therapeutischeBetreuung oder für eine weiterführende integrativePädagogik geben – Einbeziehung von Fachleuten.

• Mit dem Träger und in der Einrichtung sind die Rah-menbedingungen für diesen Qualitätsentwicklungs-prozess zu klären. Hierzu gehören Zeitmanagementinnerhalb der Arbeitszeit (z. B. Vorarbeit/Durchführung/Nacharbeit), Verständigung über Verfahren (z. B. Aus-wahl), Festlegung von Erziehungspartnern, Austauschund Teamarbeit (z. B. Evaluation) – Ressourcen.

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Nur wenn ein Kind sich sicher und angenommenfühlt, öffnet es sich für Welterkundung. (vgl. Martin Dornes, 1999, Die frühe Kindheit, S. 221 ff)

Die Erzieherin muss in der Lage sein, die Verhaltens-signale des Kindes zu verstehen. Es ist die wichtigstepädagogische Aufgabe, die Beziehungen zum Kind unddie Umgebung des Kindes so zu gestalten, dass es sichwohl, angenommen und sicher fühlt.

Sinnessignale wirken nur dann strukturierend aufdie Architektur des Gehirns ein, wenn sie auf derEigenaktivität des Kindes beruhen.(vgl. Wolf Singer, 2001, Was kann ein Menschwann lernen)

Nur wenn ein Kind sich selbst für die Dinge seinerUmwelt interessiert, wenn es sich selbst Fragen stellt,vernetzen sich seine Gehirnbahnen miteinander. DieseEigenaktivität ist zu achten und zu unterstützen. Durchsystematische Beobachtung gelingt es der Erzieherin,dem Kind die nötige Zeit und Anerkennung für seineAktivitäten zu geben.

Verschiedene Bereiche der Hirnrinde entwickelnsich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. DasKind braucht die Sinneseindrücke für die Hirnregion,die sich gerade in der Entwicklung befindet.(vgl. ebenda)

Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell und zuverschiedenen Zeiten. Es wurde nachgewiesen, dasses in der Hirnfunktionsentwicklung sensible Phasengibt, in denen sich ein Hirnbereich besonders intensiventwickelt. Diese Phasen, auch Entwicklungsfenstergenannt, äußern sich in den Interessen und lustvollenTätigkeiten des Kindes. Das Kind braucht in einer sen-siblen Phase vielfältige Gelegenheiten und Zeit, seinenInteressen nachzugehen. Durch systematische Beob-achtung und Dokumentation, kann es der Erzieheringelingen, die individuellen Bildungsthemen des Kindeszu erkennen und ihm die nötige Bildungsumgebung ein-zuräumen.

Innere Bilder werden so konstruiert, in dem sie aufbereits gemachten Erfahrungen aufbauen. JederMensch hat somit seine ganz eigenen Vorstellun-gen und sein eigenes Verständnis von sich selbstund von der Welt.(vgl. Gerd E. Schäfer 1995, Bildungsprozesse imKindesalter, S. 51 ff. S.127 ff.)

Um das Kind zu verstehen und um Anschlussfähigkeitfür neue Bildungsinhalte herzustellen, muss die Erzie-herin bemüht sein, die inneren Bilder des Kindes annä-hernd zu erfahren. Das Kind transportiert seine innereWelt aber nicht nur durch Sprache nach außen, sonderndurch sein gesamtes Verhalten und seine Kreativität.Systematische Beobachtungen und Dokumentation helfen der Erzieherin, die inneren Bilder des Kindes zuerkennen, und sich somit dem Kind besser zu nähern.Wenn neue Bildungsangebote an bereits gemachteErfahrungen anknüpfen, ist das Kind in der Lage, diesein seine innere Welt „einzuweben“.

Die eigene Wahrnehmung des Beobachters istebenso wie die innere Welt des Kindes einKonstrukt. Einfluss nehmen u.a.: alle bisherigenErfahrungen/der aktuelle emotionalen Zustand/dienatürliche Neigung zur Interpretation und eigen-mächtiger Vollendung/die Fokussierung der eigenenAufmerksamkeit auf Dinge, die dem Beobachterwichtig sind.(vgl. Erika Kazemi-Veisari, Hinsehen allein genügtnicht, in kiga heute 2/2003)

Um ein objektiveres Bild über das Kind zu erhalten,muss die Erzieherin über diese Beeinflussung wissenund durch Reflektion ihre eigenen konstruierten Bilderüber das Kind wahrneh-men.

2. Wissenschaftliche Erkenntnisse über Bildungsprozesse der frühen Kindheit

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Dokumentieren heißt „zeigen“ und „beweisen“.Mit der Dokumentation vom Entwicklungsstand desKindes wird das Ergebnis der Beobachtung festgehaltenund zugleich die Qualität der Beobachtung gesichert. Im Team sollten Beobachtungsinstrumente vereinbartund im Qualitätshandbuch als Kopiervorlage hinterlegtwerden.

Dokumentationen enthalten zunächst die Beobach-tungsnotizen entsprechend des angewandten Instru-mentes. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, vielfälti-ge Informationen und Dokumente (Zeichnungen, Fotos,Berichte und Anekdoten) zu bevorzugten Tätigkeitenund Interessen der Kinder, zu ihren Freunden und zuihren Familien zu sammeln und als Portofolio-Dokumen-tation zum Beispiel in einem Entwicklungsordner odereiner „Das kann ich schon“ – Mappe anzulegen.

In Anlehnung an die Veröffentlichung von Dr. HansRudolph Leu und Regina Remsperger in „Bildungsarbeitin der Praxis“ unterstützt die Dokumentation die päda-gogische Arbeit in vielfacher Hinsicht:

• Für die Fachkräfte sind diese schriftlichen Dokumen-tationen zunächst eine Grundlage für die Reflexion

des eigenen Handelns und der damit verbundenenEmotionen. Die Reflexion des biographischen Hinter-grunds einer Reaktion, das Bewusstsein der eigenenKompetenzen, jedoch auch der Schwierigkeiten inBezug auf bestimmte Kinder und Situationen, sinddabei grundlegend für Veränderungen, die Suche nachLösungen und damit für die Weiterentwicklung derberuflichen Qualifikation.

• Ebenso bilden diese Dokumentationen eine Grund-

lage für den fachlichen Austausch im Team, wennes darum geht, individuelle Entwicklungsbedürfnissevon Kindern zu reflektieren und zu überlegen, was dieEinrichtung an Aktionsmöglichkeiten bereits anbietetund wo noch Nachholbedarf besteht. Sie tragen zueiner gezielten Vorbereitung von Angeboten bei, diesich an den Lebenssituationen der Kinder orientieren.Damit wird die pädagogische Planung des Teams aufeine breitere Basis gestellt.

• Dokumentationen sind auch ein geeignetes Instru-ment, um Kinder an der Gestaltung ihrer Bildungs-

und Lerngeschichten zu beteiligen. Was siemachen, gestalten oder auch ihre sprachlichen Äuße-rungen werden unter ihrer Beteiligung in die Doku-mentation aufgenommen und damit wertgeschätzt.

• Zudem bietet Dokumentation regelmäßiger Beobach-tungen eine gute Basis, um Eltern in die Lernpro-

zesse ihrer Kinder einzubeziehen. Dadurch kommtes zum Austausch zwischen Erzieherinnen und Eltern,wie er für nachhaltige Effekte der Unterstützung vonBildungsprozessen gerade bei Kindern aus benachtei-ligten Familien von großer Bedeutung ist.

• Durch die Dokumentation kann die eigene Arbeit

auch nach außen, gegenüber Trägern und ver-

schiedenen professionellen Kooperationspartnern

im Rahmen des einzuhaltenden Datenschutzes dar-

gestellt werden.

• Nicht zuletzt können solche Dokumentationen auchzur Verbesserung der Zusammenarbeit mit der

Grundschule führen. Die Dokumentationen sindwichtige Anknüpfungspunkte für schulisches Lernen.Sie können dazu beitragen, dass für die Lehrkräftedeutlich erkennbar wird, mit welchen Kompetenzenund Fertigkeiten sie bei einzelnen Schülern rechnenkönnen. Umgekehrt kann man hoffen, dass die Ver-deutlichung der Bedeutung individueller Interessenund der Situationsgebundenheit von Lerndispositio-nen und Kompetenzen der Kinder auch für die SchuleAnlass ist, an manchen Stellen zu prüfen, ob ihr An-gebot nicht besser auf die vorhandenen Fähigkeitenund Bedürfnisse der Kinder abgestimmt werden kann.

Quelle:

Dr. Hans Rudolph Leu, Regina Remsperger

Bildungsarbeit in der Praxis

vergl.: Kindergärten und ihre Zukunft, Beltz- Verlag, 2004, 1. Auflage

3. Dokumentation

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In vielen Einrichtungen kommen bereits verschiedeneBeobachtungsinstrumente zum Einsatz. WelchesInstrument ist das bessere? Mit welchem Instrumentmüssen wir unbedingt arbeiten? Solche und ähnlicheFragen werden immer wieder gestellt.

Dr. Hans-Rudolf Leu hat 3 Ebenen benannt, die sichdurch ihre konkrete Zielstellung unterscheiden. Jedesbereits vorhandene Beobachtungsverfahren kann einerdieser Ebenen zugeordnet werden.

Ebene A

Entwicklung einer kindzentrierten Perspektive

in der Pädagogik

Alle Beobachtungsinstrumente, die auf dieser Ebeneeinzuordnen sind, ermöglichen ein besseres Verstehendes Kindes, seiner individuellen Interessen und Bedürf-nissen, sowie seiner ganz persönlichen Bildungs- undLernwege.Die Anwendung der Instrumente dieser Ebene helfeneinen umfassenden und möglichst objektiven Blick fürdie Besonderheit eines Kindes zu erhalten. Daher wirddie Zielsetzung dieser Ebene als die wichtigste für diepädagogische Arbeit angesehen.

Zur Ebene A möchten wir folgendeBeobachtungsinstrumente empfehlen:• Beobachtungsbogen Bundesrahmenhandbuch

für ev. Tageseinrichtungen für Kinder• Bildungs- und Lerngeschichten von Margaret Carr,

bearbeitet von H.R. Leu• Engagiertheitsskala nach F.Laevers• Themen der Kinder nach H.-J. Laewen, B. Andres

Ebene B

Kontrolle von Lernfortschritten im Rahmen

klar definierter Altersnormen und Lernziele

Zu dieser Ebene gehören Beobachtungsinstrumente,bei denen der Blick auf bestimmte Entwicklungsberei-che des Kindes fokussiert wird. Altersnormen sinddurch empirische Forschungen erarbeitet worden. Durch den Vergleich mit vorhergehenden Beobach-tungen des gleichen Instrumentes werden Lernfort-schritte sichtbar.

Zur Ebene B möchten wir folgendeBeobachtungsinstrumente empfehlen:• Entwicklungstabelle nach K. Beller• Diagnostische Einschätzskala DES zur Beurteilung

des Entwicklungsstandes und der Schulfähigkeit nachKarlheinz Barth

• Baum der Erkenntnis

Ebene C

Frühzeitiges Erkennen von Entwicklungs-

störungen

Instrumente dieser Ebene dienen als ein Alarmsystemfür Erzieherinnen und Eltern. Sie signalisieren, ob einKind in einem oder mehreren Entwicklungsbereichengravierend hinter anderen Kindern zurück steht. Dabeisind vergleichende Altersnormen im untersten Bereichangesiedelt.

Zur Ebene C möchten wir folgendeBeobachtungsinstrumente empfehlen:• Sensomotorisches Entwicklungsgitter nach E. Kiphard• Validierte Grenzsteine der Entwicklung nach

R. Michaelis, bearbeitet für die Praxis durch Infans

Durch diese Strukturierung der verschiedenen Ziel-stellungen wird deutlich, dass es nicht genügt, nur einInstrument anzuwenden. Pädagogische Arbeit beinhal-tet das Erkennen der besonderen Persönlichkeit, dieÜberprüfung von Lernfortschritten und das Erkennenvon Entwicklungsrückständen. Die verschiedenen Be-obachtungsinstrumente gehören zum Handwerkszeugeiner Erzieherin. Es ist wichtig, sie zu kennen und sienach Beobachtungsziel auszuwählen und einzusetzen.

4. Beobachtungsebenen und ausgewählte Instrumente

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4.1 Beobachtungsinstrumente Ebene A

Es soll eine kindzentrierte Perspektive entwickelt

werden

• Beobachtungsbogen Bundesrahmenhandbuch EvangelischerTageseinrichtungen für Kinder

• Bildungs- und LerngeschichtenMargaret Carr, bearbeitet von Dr.Hans Rudolf Leu

• Das Konzept der Engagiertheit- EngagiertheitsskalaF. Laevers

• Die sieben IntelligenzenHoward Gardner

• Themen der KinderHans-Joachim Laewen, Beate Andres

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Theoretische Grundlagen und Beschreibung

des Instrumentes

Unterschiedliche Beobachtungsbögen helfen der Erzie-herin gezielt, das Kind in unterschiedlichen Situationensystematisch zu beobachten.

Folgende Bogen stehen zur Verfügung:• Beobachtungsbogen zum Tagesablauf eines Kindes• Beobachtungsbogen zu Spielgruppen• Beobachtungsbogen zur Beobachtung von einzelnen

Kindern in Spielgruppen• Beobachtungsbogen zur Entwicklungsbeobachtung

von Kindern• Fragebogen zur Zufriedenheit der Schülerinnen und

Schüler in Horten

Beobachtung und Dokumentation ist eine Standard-forderung des Qualitätsmanagements.

Strukturierte Leitfragen ermöglichen das Kind bewusstzu beobachten. Die Erzieherin formuliert selbst, was siehört und sieht und dokumentiert gleichzeitig. Sie wirdermutigt, das Kind in unterschiedlichen Aktivitätenwahrzunehmen und die Beobachtung, anhand der ge-stellten Fragen, mit ihrer eigenen Person zu reflektieren.Der Beobachtungsbogen fordert die Erzieherin zurTeamreflexion und dem Kontakt zu Eltern auf.

Ziel

Die Erzieherin lernt das Kind mit seinen individuellenInteressen, Aktivitäten und Stärken kennen. Sie ent-wickelt eine kindzentrierte Perspektive.„Jede Einrichtung nutzt und wertet Beobachtungs-bögen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunk-ten aus. Diese Bögen dienen als Planungsgrundlage fürdie pädagogische Arbeit und schriftliche Dokumenta-tion.“

Eignung

Ohne Altersbegrenzung

Zeitaufwand

Einzelne Bögen müssen entsprechend des Beobach-tungsgegenstandes ausgewählt werden. Genaue Notizen erfolgen während der Beobachtung, in unterschiedlichen Situationen:Selbstreflexion/Teamgespräche/Elterngespräche

Pädagogische Konsequenzen

„Auf der Basis der so gewonnenen Erkenntnisse kön-nen Hypothesen zur Begleitung von Er-ziehungsprozes-sen entwickelt, laufend überprüft und wieder verändertwerden. Aufmerksames Zuhören und Fragen hilft denErzieherinnen, Planungsprozesse zu gestalten, um dieInteressen und Bedürfnisse von Kindern zu ergründen.Konsequent angewandt entwickelt sich die pädagogi-sche Arbeit zur projektorientierten Arbeit mit Kindern.“Bildungsprozesse der Kinder werden erkannt und kön-nen gezielt unterstützt werden. Eltern werden durchden Austausch von Beobachtungen in den Bildungs-prozess des Kindes und die pädagogische Arbeit derErzieherin einbezogen.

Veröffentlichung

Bundesrahmenhandbuch für Evangelische Tages-einrichtungen für Kinder, s. 2/47–2/48Bögen 2/69–2/80

Name des Beobachtungsinstrumentes:

Beobachtungsbogen – Bundesrahmenhandbuch EvangelischerTageseinrichtungen für Kinder

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Theoretische Grundlagen und Beschreibung

des Instrumentes

Bei den Lerngeschichten steht die Beobachtung vonHandlungsweisen des Kindes in Alltagssituationen imMittelpunkt. Als grundlegende Voraussetzung für kind-liche Lern- und Bildungsprozesse benennt Carr fünfArten von Lerndispositionen. Damit sind Lernstrate-

gien beschrieben, die Kinder frühzeitig bei der Aus-einandersetzung mit der Um-welt und deren Aneignungeinsetzen.

Als Lerndispositionen nennt Carr:• Interesse zeigen, sich Dingen und Personen aufmerk-

sam zuwenden• Bereitschaft und Fähigkeit, sich auf etwas einzulassen• Auch bei Schwierigkeiten und Unsicherheiten eine

Tätigkeit weiterführen• Sich mit anderen austauschen, Ideen und Gefühle

ausdrücken• Verantwortung übernehmen

Die Erzieherin beobachtet etwa zehn Minuten undschreibt genau auf, was das Kind tut. Dabei lenkt siebewusst ihren Blick auf die Interessen und Stärken desKindes und sucht, welche Lerndispositionen in denAktivitäten des Kindes zum Ausdruck kommen. SolcheBeobachtungen in zeitlichen Abständen und verschie-denen Situationen ergeben eine individuelle Lernge-schichte. Beim Vergleich können daraus folgernd außer-dem Wissen, Fähigkeitserwerb, und Entwicklungs-schritte festgestellt werden. Dazu gehört anschließendunbedingt, dass die Beobachtungen im Team diskutiertund dokumentiert werden.

Ziel

• Individuelle Lerndispositionen erkennen• Das Kind mit seinen Interessen, Aktivitäten und

Kompetenzen in Alltagssituationen wahrnehmen• Bildungsprozesse entdecken und Lerngeschichten

dokumentieren• Austausch der Erzieherinnen untereinander und mit

Eltern, um das Kind besser zu ver-stehen undProzesse fördern zu können

Eignung

Ohne Altersbegrenzung in allen Situationen

Zeitaufwand

• Mehrmals in verschiedenen Situationen in geeignetenZeitabständen

• Gleichzeitig beobachten und genau notieren• Teamgespräche• Elterngespräche

Pädagogische Konsequenzen

Die Lerngeschichten sind Grundlage für pädagogischeEntscheidungen, für das wirkungsvolle Unterstützen derLernaktivitäten und das Gestalten der Lernumgebung.Kinder und Eltern sind unbedingt in den Prozess und dieDokumentation einzubeziehen.

Veröffentlichung

Kindergarten und ihre Zukunft, Ilse Wehrmann (Hrsg.)Beltz Verlag, 2004, 1. Auflagekita heute 1/2003 Herder

Name des Beobachtungsinstrumentes:

Bildungs- und LerngeschichtenMargaret Carr, bearbeitet von Dr. H. R. Leu

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Theoretische Grundlagen und Beschreibung

des Instrumentes

Mit diesem Konzept wird davon ausgegangen, dasseine engagierte Person hoch motiviert ist und dasgesamte Potential ihrer Möglichkeiten nutzt.

Ein engagiertes Kind befriedigt mit seinen Aktivitäteninteressiert, mit Ausdauer, kreativ und fasziniert seinen Forschungsdrang. Es setzt alle Energie ein undgeht bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Ausdiesem Tun des Kindes ist es möglich, auf die Bedeu-tung für seinen Bildungsprozess zu schließen. Bei derBeobachtung mit diesem Instrument geht es darum,herauszufinden, wie das Kind sich mit einer Aufgabeoder einem bestimmten Inhalt auseinander setzt.

Laevers hat dazu eine 5-Punkte Skala entwickelt: Stufe 1 – passiv, teilnahmslosStufe 2 – aktive Momente Stufe 3 – Ablenkung durch ReizeStufe 4 – intensive MomenteStufe 5 – anhaltend intensiv

Für die unterschiedlichen Beobachtungsziele wurdenBögen erarbeitet, die einen Überblick bis zu differenzier-ten Aussagen ermöglichen.Es wird unterstrichen, dass diese Methode erlernt wer-den muss und ein Anwenden der Bögen ohne Begleit-training nicht sinnvoll ist.

Ziel

• Alle Aktivitäten des Kindes als Aussagen über denErfahrungs- und Lernprozess wahrnehmen

• Das engagierte Tun nutzen um individuelleBildungsprozesse zu unterstützen und zu neuen herauszufordern

• Individuelle angemessene Herausforderungen suchen

Eignung

Ohne Einschränkung in Kindertagesstätten

Zeitaufwand

Intensives Erlernen nötigAnwendung unterschiedlich je nach Bogenart und Ziel

Pädagogische Konsequenzen

Aus der aktuellen Lernbereitschaft des Kindes und demGrad der Engagiertheit können Erzie-herinnen im kollegi-alen Gespräch auf die Bedeutung der Aktivität für denBildungsprozess schließen. Daraus können Angebotedurch Material, Raum, Inhalte usw. gesucht werden, diedas Interesse erweitern, unterstützen, oder auch zuneuen Schritten herausfordern. Der Grad der Engagiert-heit kann auch als Rückmeldung auf angebotene The-men der Erzieherin genutzt werden.

Veröffentlichung

Laevers, F. (Hrsg): Die Leuvener Engagiertheits-Skala für Kinder. LES-K. Centre for Experiential Education,Belgien, 1997Mayr, T., Ulich, M.: Staatsinstitut für Frühpädagogik(IFP) München in verschiedenen Zeitschriften

Name des Beobachtungsinstrumentes:

Das Konzept der Engagiertheit - EngagiertheitsskalaNach Ferre Laevers, 1997, Universität Leuven, Belgien

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Theoretische Grundlagen und Beschreibung

des Instrumentes

Es gibt verschiedene Wege, um sich mit der Welt aus-einander zu setzen, Neues zu lernen oder Probleme zulösen. Gardner geht von sieben möglichen Wegen aus.Er nennt diese Wege „die sieben Intelligenzen“, überdie jeder Mensch in unterschiedlicher Weise verfügt:• die sprachliche Intelligenz • die logisch-mathematische Intelligenz• die Bewegungsintelligenz• die musikalische Intelligenz• die soziale Intelligenz• die praktische Intelligenz• die wissenschaftliche Intelligenz.

Jeder Mensch bevorzugt einen Weg, eine Intelligenz,ganz besonders stark. Die Auswahl trifft der Menschbereits in seiner frühen Kindheit. Diese bevorzugtenWege werden immer wieder bei Erkenntnisprozessengenutzt und ausgebaut.

Für die Einschätzung der bevorzugten Intelligenz desKindes werden auf sieben Bögen Fragen durch An-kreuzen beantwortet. Es können auch individuelleIndikatoren hinzugefügt werden. In einem vorgefertig-ten Auswertungsbogen wird die unterschiedliche Aus-prägung der Kompetenzen deutlich und ein „Profil derIntelligenz“ erstellt.

Ziel

Eine differenzierte Wahrnehmung der bevorzugtenWege des Kindes bei seinen Bildungsprozessen und dieArt, in der diese Intelligenzen herangezogen und mit-einander verknüpft werden.

Eignung

Besonders für Kinder ab drei Jahren.

Zeitaufwand

Es wird empfohlen, die Kinder zwei mal im Jahr einzu-schätzen.

Pädagogische Konsequenzen

Wenn die bevorzugte Intelligenz des Kindes bekannt ist,kann die Bildungsumgebung darauf eingestellt werden.Bisherige Funktionsecken können sich nach Gardner in„Bildungsinseln“ verwandeln. Hier gibt es für das Kindviele Möglichkeiten, neue Erkenntnisse auf seinen be-vorzugten Bildungswegen zu sammeln, zu erprobenund mitzuteilen. Neue, an das Kind herangetrageneInhalte, treffen innerhalb der selbst gewählten Bildungs-inseln auf „offene Ohren“ und werden vom Kind lust-voll in seine innere Welt eingearbeitet.

Ein Beispiel: Ein Kind mit hoher praktischer Intelligenzlernt am besten, wenn es sich in der Kinderküche vollseiner Arbeit hingibt. Hier lernt es zählen, abmessen,abschätzen, die Sprachkompetenz erweitert sich, dasSelbstwertgefühl steigt ...

Veröffentlichung

Laewen, Hans- Joachim, Anders, Beate: Forscher,Künstler, Konstrukteure, Neuwied, Berlin 2002

Name des Beobachtungsinstrumentes:

„Die sieben Intelligenzen“ Howard Gardner

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Theoretische Grundlagen und Beschreibung

des Instrumentes

Die Entwicklungsthemen der Kinder werden als Kon-struktion des Selbst gesehen oder als Prozesse sozialerKonstruktion gedeutet. Dazu müssen die Erzieherinnenwissen, womit sich die einzelnen Kinder beschäftigenund welche Themen im Mittelpunkt ihres Interessesstehen. Dabei rückt das eigene Deutungsmuster vonSituationen in eine zentrale Position: Sehe ich das wasKinder (miteinander) tun, das, womit sie sich beschäfti-gen und auseinander setzen, das, was sie bewegt oderoffen oder verdeckt äußern, als Konstruktionsprozess,in dem sich das Kind seiner Entwicklungslogik gemäßbildet, so werde ich ihm „sein Thema“ zugestehen und für entsprechende Rahmenbedingungen sorgen.

Der Beobachtungsbogen enthält vier Fragestellungen: 1. Was geschieht? Was tun, sagen die Kinder? 2. Was macht die Situation mit mir?3. Perspektivenübernahme 4. Fachliche Reflektion mit Kolleginnen/Überlegungen,

Erkenntnisse/weiterführende Fragen.

Um die Themen der Kinder ganzheitlich zu begreifen,wird von INFANS vorgeschlagen, ergänzende Informa-tionen über weitere Beobachtungen im Sinne des Situa-tionsansatzes einzuholen. Mit Hilfe der Situationsanaly-se kann eine „relevante“ Lebenssituation entschlüsseltwer-den. Beide Verfahren ergänzen sich dabei.

Ziel

• Auf Grund von Beobachtungen sollen Anhaltpunkte zuden Bildungsthemen der Kinder gesammelt werden.

• Der Bogen ist offen gestaltet um eine Einengung aufbestimmte Verhaltensweisen oder Fertigkeiten derKinder zu vermeiden.

Eignung

Ohne Einschränkung in Kindertagesstätten

Zeitaufwand

Beobachtungssequenzen von 5–10 Minuten, die jedochdurch den Blick auf die eigene Betroffenheit, den Per-spektivwechsel und die Reflexion mit den Kolleginnennachbearbeitet werden müssen.

Pädagogische Konsequenzen

Die Themen der Kinder sind handlungsleitend für daspädagogische Handeln; z.B. hinsichtlich des räumlichenund materiellen Angebots und der sozialen Erfahrungen. Sie geben Aufschluss darüber, welche Herausforderun-gen und Unterstützung einzelne Kinder für ihre Bildungs-prozesse benötigen.

Veröffentlichung

Künstler, Forscher, Konstrukteure, Hrsg.: Hans-JoachimLaewen, Beate Andres, Luchterhand Verlag 2002, 1. Auflage

Name des Beobachtungsinstrumentes:

Themen der Kinder erkennen Beobachtungsbogen zur Unterstützung von BildungsprozessenINFANS, 2002 herausgegeben im Rahmen des Modellprojektes zum Bildungsauftrag im Kindergarten

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4.2 Beobachtungsinstrumente Ebene B

Lernfortschritte sollen im Rahmen klar definierter

Altersnormen und Lernziele kontrolliert werden

• Entwicklungstabelle nach Dr. E. K. Beller und S. Beller

• Diagnostische Einschätzskalen DES zur Beurteilungdes Entwicklungsstandes und der Schulfähigkeit nachDr. Karlheinz Barth

• Baum der Erkenntnis

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Theoretische Grundlagen und Beschreibung

des Instrumentes

Mit dieser Entwicklungstabelle wird der Entwicklungs-

stand des einzelnen Kindes durch ein vorgegebenesErhebungsprotokoll dokumentiert und im Nachgang inein Entwicklungsprofil eingearbeitet. Darin wird deut-lich, in welchen Entwicklungsphasen sich das Kind der-zeit befindet.

Mit der Entwicklungstabelle kann die Entwicklung desKindes in acht Entwicklungsbereichen eingeschätztwerden:• Körperpflege• Umgebungsbewusstsein• sozial-emotionale Entwicklung• Spieltätigkeit• Sprache• Kognition• Grob- und Feinmotorik.

Für diese Bereiche enthält die EntwicklungstabelleFragen, die sich für jeden einzelnen Entwicklungsbe-reich in 14 Entwicklungsphasen untergliedern. Nur imersten Lebensjahr erstreckt sich jeweils eine aufgezeig-te Phase über drei Monate. Danach werden die Phasenin Schritten von sechs Monaten betrachtet.

Ziel

• Die Kompetenzen des Kindes in der jeweiligenEntwicklungsphase werden herausgearbeitet.

• Der zu erwartende Entwicklungshorizont wird deut-lich.

Eignung

Kinder von der Geburt bis zum 72. Lebensmonat

Zeitaufwand

Der Beobachter arbeitet sich im Vorfeld in die Entwick-lungstabelle und die Inhalte der acht Entwicklungs-bereiche ein. Danach beobachtet er ein oder mehrereKinder über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen im normalen Kitaalltag und hält seine Wahrnehmungenmit Bepunktung im Erhebungsprotokoll fest. In dernachfolgenden Auswertung wird mit einem Rechen-modell, welches genauestens erklärt wird, ein Entwick-lungsprofil des Kindes erstellt, wo klar dokumentiertwird, in welcher Entwicklungsphase sich das Kindmomentan befindet.

Pädagogische Konsequenzen

Das pädagogische Handeln kann genau am Entwick-lungsstand des Kindes festgemacht werden. An denTiefpunkten des Entwicklungsprofils sind u. U. Hinweisefür heilpädagogisches Handeln ablesbar. Die Höhepunk-te kennzeichnen Stärken über die das Kind weniger gutentwickelte Bereiche kompensieren kann. Jedes Kindkann jederzeit erfasst werden. Die Entwicklungstabelleist für nichtpädagogisch ausgebildete Eltern gut lesbar.Sie wird damit zur Grundlage für Elterngespräche.

Veröffentlichung

Prof. Dr. E. K. Beller & S. Beller, Entwicklungstabelle,Freie Universität Berlin,2000, 2. Auflage

Name des Beobachtungsinstrumentes:

Entwicklungstabelle nach Prof. Dr. E. K. Beller und S. Beller

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Theoretische Grundlagen und Beschreibung

des Instrumentes

Die DES sind ein Instrument zur Feststellung der Lern-ausgangslage des Kindes in seiner Entwicklungsphaseim Übergang vom Kindergarten zur Grundschule.

Die Ergebnisse dieses gezielten Beobachtungsverfah-rens lassen erste diagnostische Aussagen über Stärken,aber auch mögliche Schwierigkeiten des Kindes imBezug auf einzelne Entwicklungsbereiche zu: a) Lateralität (Händigkeit) b) Motorik (Grob- und Feinmotorik)c) Körperschema d) Aufmerksamkeit, Konzentration, Ausdauere) Affektivität, emotionale Grundstimmung f) Sozialverhalteng) taktil-kinästhetische, vestibuläre, visuelle und auditive

Wahrnehmungsverarbeitungh) visuelles und auditives Gedächtnis, Merkfähigkeiti) Sprechen (Lautbildung) und Sprache (Sprachver-

ständnis).

Die DES setzen sich aus drei Teilen zusammen: • Handlungsanweisung• Aufgabenheft/Testbogen• Auswertungs- und Einschätzbogen

Ziel

Ganzheitliche Wahrnehmung und Beurteilung des allge-meinen Entwicklungsstandes eines Kindes Feststellungder Lernausgangslage im Übergangsprozess vomKindergarten zur Grundschule.

Eignung

Die DES sind für Kinder ab fünf Jahren geeignet.

Zeitaufwand

Die Beobachtung und Dokumentation der Ergebnissesollte ein Jahr vor dem Schuleintritt und ein halbes Jahrspäter wiederholt durchgeführt werden. Dabei solltendas Gesamtkonzept des Verfahrens vertraut und alleVorbereitungen dafür getroffen sein. Es wird insgesamtein Zeitrahmen von zwei Stunden für die Durchführungbenötigt – eine Teilung ist möglich. Die Auswertungkann in kurzer Zeit und graphisch abgebildet erfolgen.In die Auswertungsphase können Kinder und Eltern miteinbezogen werden. Dieses Beobachtungsinstrumentist sowohl im Gruppengeschehen als auch externdurchführbar.

Pädagogische Konsequenzen

Im Entwicklungsgespräch mit den Eltern kann anhandder Ergebnisse gezielte Förderung oder das Einbezie-hen weiterer Fachkräfte (z. B. in Diagnostik und Thera-pie) vereinbart werden.

Veröffentlichung:

Dr. Karlheinz Barth:„Schulfähigkeit?“Beurteilungskriterien für die Erzieherinnen, HerderVerlag 1995

Name des Beobachtungsinstrumentes:

Diagnostische Einschätzskalen DES zur Beurteilung des Entwicklungsstandes und der SchulfähigkeitDr. Karlheinz Barth

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Theoretische Grundlagen und Beschreibung

des Instrumentes

„Der Baum der Erkenntnis” verdeutlicht in hervorra-gender Weise die ganzheitliche Sicht auf das Kind, diedas schwedische Bildungswesen kennzeichnet. Hierwerden die gesamtschwedischen Lehrpläne für Vor-schule und obligatorische Schule zusammengefügt, sodass man in ihm die Entwicklung und das Lernen desKindes vom ersten bis zum 16. Lebensjahr verfolgenkann.

Dieser Lehrplan hat die Form eines Baumes:Die Wurzeln des Baumes beschreiben die Entwicklungdes Kindes aus fünf verschiedenen Perspektiven: sozial, gefühlsmäßig, intellektuell, motorisch und

sprachlich. Hier liegt der Schwerpunkt der Vorschule.In der Krone findet man sämtliche Ziele der schwedi-schen Grundschule. Sie umfasst die Klassen 1–9 und ist obligatorisch für alle Schüler. Bis zur 8. Klasse gibt eskeine Zensuren, stattdessen regelmäßige Entwicklungs-gespräche mit Eltern und Kindern.

Ziel

Die Entwicklung persönlicher Kompetenzen, das Ken-nenlernen von kulturellen und gesellschaftlichen Wertenund die Aneignung von fachlichem Wissen werden indiesem Modell als Einheit gesehen. Vorschule, Schuleund Hort nehmen dabei spezifische, dem Alter und derEntwicklung des Kindes entsprechende Aufgaben wahr.

Eignung

vom ersten bis zum 16. Lebensjahr

Pädagogische Konsequenzen

Das vorliegende Buch eignet sich u. a. als Dokumenta-tionsmaterial. Dazu wird für jedes Kind ein „Baumbuch“angelegt, in dem angezeichnet wird, wie weit das Kind/der Jugendliche mit seinem Lernen gekommen ist undwelche Ziele es schon erreicht hat. Dabei werden dieStärken, nicht die Mängel dokumentiert. Denn: „JedesKind soll in seinem eigenen Tempo klettern dürfen undin dem Takt lernen, wie sich Interesse und Reife einfin-den.”

Diese Dokumentation ist ein wichtiges Werkzeug derPädagogen, um die Entwicklung des Kindes und dieeigene Arbeit zu reflektieren. Sie bildet eine Unterlagefür individuelle Förderpläne. Da sie dem Kind vom Ein-tritt in die Vorschule bis zum Ende der obligatorischenSchule folgen soll, erleichtert sie Übergänge, z. B. denÜbergang von der Vorschule in die Schule. Darüber hin-aus kann das Kind mit Hilfe einer solchen Dokumenta-tion seiner eigenen Entwicklung und seinem eigenenLernen folgen und darüber reflektieren.Und schließlich ist dieses liebevoll gestaltete Buch alsUnterlage für Entwicklungsgespräche mit Eltern wohlunübertroffen, denn es zeigt nicht nur, was das eigeneKind schon kann, sondern es veranschaulicht selbst fürbildungsfernere Eltern den Zusammenhang zwischenGrundkompetenzen – den Wurzeln – und dem schuli-schen Lernen – der Baumkrone.

Veröffentlichungen:

Macht Knäckebrot schwedische Kinder klüger? Ver.di-Fachbereich Gemeinden, FG Sozial-, Kinder- undJugendhilfe, Berlin.Viernickel/Völkel: Beobachten und dokumentieren impädagogischen Alltag, Herder 2005.Welt des Kindes 3/2005Veranstaltung „Forum Kindheit und Jugend – Gleiche Startchancen für alle Kinder“ www.kinder-frueher-foerden.de Bestelladresse: Marianne und Lasse Berger,Rotdornallee 89, 28717 [email protected] Einzelpreis: 7 EUR plus Versandkosten

Name des Beobachtungsinstrumentes:

Der Baum der ErkenntnisUmsetzung der schwedischen Bildungspläne für Vorschule und Schule in der Gemeinde Halmstad, übersetzt von Marianne und Lasse Berger.

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4.3 Beobachtungsinstrumente Ebene C

Entwicklungsstörungen sollen frühzeitig erkannt

werden.

• Sensomotorische Entwicklungsgitter nach Dr. E. Kiphard

• Validierte Grenzsteine der Entwicklung von RichardMichaelis bearbeitet für die KiTa-Praxis durch Infans

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Theoretische Grundlagen und Beschreibung

des Instrumentes

Mit diesem Beobachtungsinstrument wird Eltern, Päda-gogen, Therapeuten und Ärzten die Möglichkeit eröffnet,die kindliche Entwicklung ganzheitlich wahrzunehmen,zu beurteilen und gegebenenfalls frühzeitig Entwick-lungsverzögerungen und -störungen zu erkennen.Anhand von speziellen Aufgabenstellungen werdenEntwicklungsschritte und Fähigkeiten überprüft und ineinem Entwicklungsgitter dokumentiert.

Die skizzierte Entwicklungstabelle gibt so einen Über-blick über den aktuellen Entwicklungsstand eines Kindesim Hinblick auf fünf „Funktionsbereiche“ (Entwicklungs-bereiche):a) Sehen und optisch Wahrnehmen b) Greifen sowie Hand- und Fingergeschick c) Fortbewegung und Gesamtkörperkontrolle d) Mundgeschick und aktiver Sprachschatze) Hören und akustisch Wahrnehmen

(Sprachverständnis)

Dieses Verfahren kann in größeren Abständen – ein hal-bes Jahr – in der kindlichen Entwicklung wiederholt undmit vergleichenden Ergebnissen in die Bewertung ein-bezogen werden. So erhält man ein Entwicklungsprofil.Es markiert Stärken und Schwächen des Kindes undkann vor allem als Frühwarninstrument dienen.

Ziel

• Ganzheitliche Wahrnehmung und Beurteilung des allgemeinen Entwicklungsstandes eines Kindes

• Frühzeitige Erkennung von Entwicklungsverzögerun-gen und Entwicklungsstörungen

Eignung

Das sensomotorische Entwicklungsgitter ist für Kindervon 0,5 bis 7 Jahre geeignet.

Zeitaufwand

Die Beobachtung und Dokumentation der Ergebnissekönnen in jedem Entwicklungsstadium durchgeführtund regelmäßig oder sporadisch wiederholt werden.Dabei sollte das Verfahren vertraut und eine vorbereite-te Umgebung geschaffen sein, um unnötige Störungenzu vermeiden.Für die gezielte Wahrnehmung einzelner begrenzterEntwicklungsbereiche genügt ein Zeitrahmen von zehnMinuten. Die Durchführung ist im Gruppengeschehensowie extern möglich.Die Auswertung kann in kurzer Zeit und auch graphischabgebildet erfolgen. Für die Nachdiagnose früherer Entwicklungsphasenkönnen Eltern intensiv einbezogen werden, ebenso beiden Auswertungen der Ergebnisse. Auch Kinder könnendiesen Prozess gut nachvollziehen.

Pädagogische Konsequenzen

Das Entwicklungsprofil lässt Stärken und Schwächendes Kindes erkennen. Eltern und Pädagogen können diegezielte Förderung besprechen und unter dem Aspekt „Stärken stärken und Schwächen schwächen“ planen.

Veröffentlichung

Dr. E. J. Kiphard: „Wie weit ist ein Kind entwickelt – eine Anleitung zur Entwicklungsüberprüfung“ Verlag Modernes Lernen Dortmund, 2002, 11. Auflage

Name des Beobachtungsinstrumentes:

Sensomotorisches Entwicklungsgitternach Dr. E. J. Kiphard

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Theoretische Grundlagen und Beschreibung

des Instrumentes

„Grenzsteine der Entwicklung sind Entwicklungsziele,die von etwa 90–95 Prozent einer definierten Populationgesunder Kinder bis zu einem bestimmten Alter erreichtworden sind. Die ausgewählten Grenzsteine sind uner-lässliche Durchgangsstadien der kindlichen Entwicklungin den westlichen Zivilisationen. Nicht alle sind verbind-lich für Kinder, die in anderen Teilen der Welt aufwach-sen.“1

Die Grenzsteine sind klar definiert, so dass sie auch vonErzieherinnen und Eltern leicht verstanden, beobachtetund sicher mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werdenkönnen. Sie sind kein Instrument für eine Diagnose,sondern lenken den Blick auf wichtige Entwicklungs-und Bildungssegmente.

„Das Grenzsteinprinzip darf nicht mit einem Entwick-lungstest verwechselt werden, da es ausschließlichdazu dient, auf entwicklungsgefährdete oder bereitsentwicklungsauffällige Kinder früh- oder zumindestrechtzeitig und nicht zu spät aufmerksam zu werden.“2

Die Tabelle enthält sechs Entwicklungsbereiche:• Emotionale Kompetenz • Kognitive Entwicklung• Soziale Kompetenz• Körpermotorik• Spracherwerb• Hand-Fingermotorik

Der Zeitpunkt der Beobachtung ist genau benannt.Dabei ist wichtig, dass die Beobachtung der Kinder zeit-nah zum in der Tabelle angegebenen Zeitpunkt(Geburtstag) erfolgen muss, d. h. nicht länger als eineWoche zuvor oder danach.Auf jeden Fall sollen die Eltern in geeigneter Weise ein-bezogen werden.

Ziel

• Frühzeitig und regelmäßig wird die Entwicklung des Kindes verfolgt

• Nicht erreichtes dient als Warnfunktion für dieErzieherinnen und Eltern

• Elterngespräche mit der Empfehlung, eineEntwicklungsdiagnostik zu veranlassen

Eignung

Von 6 Monaten bis 6 Jahre

Zeitaufwand

• Ab dem 2. Geburtstag einmal, zuvor gibt esZwischenstufen

• Vertraut machen mit Fragen und Beobachtungs-inhalten

• Ankreuzen 10 Minuten, möglich im Gruppenkontext

Pädagogische Konsequenzen

Das Instrument ist geeignet für gezielte Aussagen zumEntwicklungsstand jedes einzelnen Kindes und zur Vor-bereitung für Elterngespräche. Es regt die Erzieherinnenan, die Pädagogik zu überprüfen, ob jedes einzelne Kindin den Entwicklungsbereichen Lernchancen hat.

Veröffentlichung

Infans, Berlin

1 Richard Michaelis in Neufassung der „Grenzsteine der Entwicklung“ infans

2 ebenda

Name des Beobachtungsinstrumentes:

Validierte Grenzsteine der Entwicklung Richard Michaelis, bearbeitet für die KiTa-Praxis durch infans, Berlin

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Systematische Beobachtung und Dokumentation ineiner Einrichtung können nicht dem Selbstlauf über-lassen werden.Wir empfehlen folgende Denkschritte:

1. Schritt:

Entscheidung!

Träger und Team müssen sich für systematische Beob-achtung und Dokumentation als verpflichtendes Instru-ment der pädagogischen Arbeit entscheiden.Beiden ist dabei deutlich:• Um Entwicklungsschritte eines jeden Kindes zu ach-

ten und ihm neue Entwicklungsanreize zu bieten,muss die Erzieherin das Kind kennen und seineEntwicklung dokumentieren.

• Für diese qualitativ hochwertige pädagogische Arbeitmüssen veränderte Rahmenbedingungen geschaffenwerden.

2. Schritt:

Was soll beobachtet werden?

Systematische Beobachtung erfordert eine klare Ziel-stellung. Dr. Hans Rudolf Leu benennt drei Ebenen fürdie Zielsetzung:

Ebene A:Die Entwicklung einer kindzentrierten Perspektive in der Pädagogik

Ebene B:Die Kontrolle von Lernschritten im Rahmen klar definierter Altersnormen und Lernzielen.

Ebene C:Das frühzeitige Erkennen von Entwicklungsstörungen.

Im Team muss vereinbart werden: Auf welchen Ebenen wollen wir wann beobachten unddokumentieren.

3. Schritt:

Welches Instrument ist für diese Zielstellung

geeignet?

Für jede Ebene gibt es geeignete Instrumente (siehePunkt 5.2.).

4. Schritt:

Welche Rahmenbedingungen werden konkret

für die Anwendung des gewählten Instrumentes

benötigt?

z. B.:• eine zweite Erzieherin für die Zeit der Beobachtung,• einen gesonderten Raum, • Materialien, um Prozesse zu inszenieren,• Gemeinsam geplante Beobachtungszeiten festlegen,• Zeiten für die Reflexion ...

5. Schritt:

Wie und wann soll die Reflektion

der dokumentierten Beobachtung erfolgen?

Einer Beobachtung muss eine Reflektion folgen. Eskann eine Einzelreflektion auf der Grundlage der doku-mentierten Beobachtung sein, eine Reflektion miteinem Teil des Teams oder mit dem gesamten Team,eine Reflektion mit den Eltern des Kindes. Erst nach der Reflektion können weitere Überlegungen der päda-gogischen Arbeit erfolgen.

6. Schritt:

Wie sollen die Dokumentationen aufbewahrt

werden?

Alles, was über die Entwicklung eines Kindes aufge-schrieben und dokumentiert wird, alles was ein Kindselbst sammeln und aufheben will, stellt eine unwieder-bringliche Lebensgeschichte dar:

Sie gehört dem Kind und seiner Familie.

Pädagogen ist es erlaubt, behutsam Einblick in dieseGeschichte zu nehmen und pädagogische Schlüsse daraus zu ziehen. Diese Überlegungen sollen Erziehe-rinnen leiten, wenn sie über die Art und Weise derAufbewahrung nachdenken.

5. Schritte auf dem Weg

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Aufheben, zusammenstellen, ordnen, was die Entwick-lung des Kindes veranschaulicht, ist die Aufgabe derErzieherin.In der Fachliteratur werden verschiedene Formen undunterschiedliche Begriffe dafür genannt. Z. B. Entwick-lungsordner, Portfolio, „Das kann ich”-Buch, „Das binich”-Buch, Entwicklungstagebuch.Der Name der Dokumentation lässt auch einen Schlussauf das Ziel oder einen Schwerpunkt zu.Ein Team wird sich damit auseinander setzen, um seinZiel und seine Form herauszufinden. Z. B. WelcherUnterschied besteht zwischen einem „Das kann ich“-oder dem „Das bin ich“-Buch?

Im Mittelpunkt einer Bildungsdokumentation steht dasjeweilige Kind. Es soll sich erkennen, wieder finden undseinen Lernprozess verfolgen können.Sicher sind dazu neben den „Wort“-Dokumentationender Erwachsenen bildhafte Dinge notwendig. Das Teamwird nach Möglichkeiten suchen, das Kind bei der Ge-staltung des Ordners, der Auswahl von Inhalten und beider Handhabung einzubeziehen. Wie wird das Einheftengemeinsam mit dem Kind organisiert, so dass Gesprä-che entstehen und vorheriges angesehen werdenkann?Im Sinne der Erziehungspartnerschaft haben die Elterndas ausdrückliche Recht auf Information und Mitsprachezu Zielen und Inhalten der Entwicklung ihres Kindes.Rückschlüsse sollten bei den Inhalten nur auf das eige-ne Kind möglich sein. Das Team wird darum genauüberlegen, wie die Ordner verantwortlich geführt undaufbewahrt werden, um dem Datenschutz zu genügen(s.2.2). Ebenfalls wird geklärt, wie den Eltern die Ein-sicht ermöglicht wird.Welche Schritte werden gefunden, um die Eltern überden Weg zu informieren und sie einzubeziehen? WelchePraxis wird für Gespräche mit den Dokumentationengefunden?

Eine Inhaltsübersicht hilft, zielgerichtet und zeitsparendeinzuordnen. Ein Vergleich sollte leicht möglich sein, umEntwicklungsaussagen treffen zu können. Das Teamentscheidet zwischen zeitlichen Abfolgen oder Schwer-punkten. Beispiele, die in der Fachliteratur als Inhaltegenannt werden, sind:• Beobachtungsbogen und Auswertung• Informationen bei Aufnahmegesprächen mit Eltern,

Beobachtungen in der Eingewöhnungszeit• Stärken des Kindes; Was tut es gern? Was kann es

besonders gut?• Fotos, die die motorische Entwicklung zeigen• Fotos von Lern- und Erfahrungsprozessen• Zitate und Aussagen des Kindes• Teilnahme an Projekten und Aktionen• Individuelle Ziele für Herausforderungen und

Bildungsangebote• Projektplanungen und -rückblicke, Kommentierungen

des Kindes• Notizen von Elterngesprächen zur Entwicklung,

Vereinbarungen• Zeichnungen, Bilder u. ä., die Entwicklungsschritte

zeigen

Das Team klärt, welche Inhalte seinem Ziel entsprechenund mit welchen Schritten es beginnen will. Nie lässtsich alles gleichzeitig umsetzen.

Welche Unterstützung zur Dokumentation ist durchEltern, Praktikanten und andere zusätzliche Personenmöglich? Welches Material (z. B. Fotoapparat, Filme)und welche Finanzen müssen geplant werden? Wielernt das Team, die wesentlichen Inhalte zu erkennen?

Das Ergebnis – ob Heft, Buch, oder Ordner – wird eineaussagefähige Grundlage für die am Kind orientiertepädagogische Arbeit sein. Das Kind wird seine Doku-mentation mitnehmen und vielleicht damit in der Schuleseinen nächsten Bildungsabschnitt beginnen. Das unter-streicht noch einmal die Verantwortung, die Erzieherin-nen in der Kindertagesstätte als erste Bildungsinstitu-tion für jedes einzelne Kind wahrzunehmen haben.

Vergleiche:Theorie und Praxis der Sozialpädagogik (TPS) 6/2003Kita aktuell MO Nr.6/2004

6. Anlegen einer Bildungsdokumentation

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Barth, Karlheinz: Schulfähigkeit? Beurteilungskriterienfür die Erzieherinnen, Herder Verlag

Beller, Kuno: Entwicklungstabelle, Modifizierte FassungJuli 2000, Freie Universität Berlin

Brunsberg, Monika: Ab sofort wird dokumentiert!,Veröffentlicht in KiTa aktuell MO 6/2004

Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungenfür Kinder e. V.

Diakonisches Institut für Qualitätsmanagement undForschung gGmbH (Hrsg.)Berlin, Oktober 2002

BundesrahmenhandbuchQualitätsmanagement für Evangelische Tageseinrichtun-

gen für KinderDornes, Martin: Die frühe Kindheit, Fischer Taschen-

buch Verlag 1999Kazemi-Veisar, Erika: Wie Beobachten zu Achtung führt,

TPS Profil, Kallmeyer Verlag, 2004 Kiphard, E. J.: Wie weit ist ein Kind entwickelt? Eine

Anleitung zur Entwicklungsprüfung, Verlag ModernesLernen Dortmund, 11., verb. Aufl. 2002

Laevers, F. (Hrsg.): Die Leuvener Engagiertheits-Skalafür Kinder, LES-K. Centre for Experiential Education,Belgien, 1997

Laewen, Hans- Joachim/Anders, Beate: Forscher,Künstler, Konstrukteure, Luchterhand, Berlin 2002

Leu, Hans Rudolf: Der Bildungsauftrag in der Praxis,Lerngeschichten als Methode, veröffentlicht in kinder-garten heute 1/2003, Herder Verlag

Michaelis, Richard: Validierte Grenzsteine der Entwick-lung, bearbeitet durch infans Berlin

Schäfer, Gerd E.: Bildungsprozesse im Kindesalter,Juventa Verlag, 1995

Schäfer, Gerd E.: Bildung beginnt mit der Geburt, BeltzVerlag

Singer, Wolf: Wann kann ein Mensch was lernen?, ver-öffentlicht in Theorie und Praxis der Sozialpädagogik,TPS 1/2002

Spitzer, Manfred: Lernen, Gehirnforschung und dieSchule des Lebens, Akademischer Verlag, 2002

Ulrich-Uebel: Der Entwicklungsordner – ein Begleiterder Kitazeit, veröffentlicht in Theorie und Praxis derSozialpädagogik TPS 6/03

Viernickel/Völkel: Beobachten und dokumentieren impädagogischen Alltag, Herder 2005

Wehrmann, Ilse (Hrsg.): Kindergärten und ihre Zukunft,Beltz Verlag, 2004

Hinweise

In Fachzeitschriften sind viele grundlegende und ergän-zende Inhalte zu finden. Als Beispiel verweisen wir auf:• TPS, Kallmeyer Verlag• Kindergarten heute, Herder Verlag• klein & groß, Beltz Verlag• KiTa aktuell ND, Wolters Kluwer Deutschland GmbH• Methodenkoffer zur Qualitätsentwicklung in Tages-

einrichtungen für Schul- und Vorschulkinder, Beltz2005 (Fragebögen, Checklisten, Auswertungsbögenu.a., Kopiervorlagen)

7. Literaturverzeichnis

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