T GEWA UP400 - Musikhaus Korn

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50 KEYBOARDS 3.2019 Mit dem UP400 greifen die Vogtländer die obere Mittelklasse der Homepianos an. Die Optik mit Vorderbeinen, fast lückenloser Rückwand, auszieh- barer Tastaturabdeckung und dem Notenpult auf dem Pianodach ist recht zeitlos und gefällig. Verglichen mit dem UP380G/WK (Test in KB 5+6. 2018), über dem der Hersteller das teurere 400er in seiner Modellflotte platziert, fallen sogleich die obe- ren schmalen Lautsprecheröffnungen im Gehäuse auf. WIENER BLUT GEWA UP400 – HOMEPIANO GEWA platziert ein neues Instrument namens UP400 an der Spitze seiner Homepiano- Flotte. Zu dessen Highlights zählen ein integriertes 3-Wege-Soundsystem und ein Touchdisplay als virtuelles Bedienfeld, außerdem der neue Sound »Vienna Grand«. Wie schlägt sich das UP-Flaggschiff damit in der Praxis? Autor: Henrik Bruns Fotos: GEWA MUSIC

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50 KEYBOARDS 3.2019

Mit dem UP400 greifen die Vogtländer dieobere Mittelklasse der Homepianos an. Die Optik mitVorderbeinen, fast lückenloser Rückwand, auszieh -barer Tastaturabdeckung und dem Notenpult auf demPianodach ist recht zeitlos und gefällig.

Verglichen mit dem UP380G/WK (Test in KB 5+6.2018), über dem der Hersteller das teurere 400er inseiner Modellflotte platziert, fallen sogleich die obe-ren schmalen Lautsprecheröffnungen im Gehäuse auf.

WIENER BLUTGEWA UP400 – HOMEPIANO

GEWA platziert ein neues Instrument namens UP400 an der Spitze seiner Homepiano-Flotte. Zu dessen Highlights zählen ein integriertes 3-Wege-Soundsystem und einTouchdisplay als virtuelles Bedienfeld, außerdem der neue Sound »Vienna Grand«.Wie schlägt sich das UP-Flaggschiff damit in der Praxis?

Autor: Henrik Bruns Fotos: GEWA MUSIC

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Und im Unterbau des UP400, über der Dreier-Pedal-einheit, befinden sich zwei nach vorne abstrahlendeBass-Lautsprecher. Davor wird ein magnetisch amStänder haftender, leichter Abdeckrahmen angebracht,dessen schwarzes Gewebe allerdings pfleglich behan-delt werden sollte.

Generell ist die Verarbeitung aber auf ziemlich gutem Niveau und toppt die des UP380. So ist dasGehäuse des UP400 solider verarbeitet, insbesonderedie Rückseite. Besser gelöst ist auch die Verkabelung

der Pedaleinheit, die wie die »Subwoofer-Einheit« mitMetallsteckern erfolgt. Nach dem Zusammenbau sinddiese Kabelverbindungen gut im Piano versteckt.

Montiert werden muss das insgesamt rund 70 Kiloschwere Instrument von zwei Personen. Der Aufbaudürfte jedem gelingen, der schon einmal einen Schrau -bendreher benutzt hat. Das UP400 ist in mattemSchwarz oder Weiß sowie in einer Rosenholz-Versionzu haben. GEWA ruft für alle drei Farbvarianten einenListenpreis von 2.690 Euro auf.

Wie heute an Homepianos üblich, liegt das zentraleBedienfeld des UP400 links neben der Tastatur. Erst-mals an einem GEWA-Instrument kommt dazu einTouchscreen zum Einsatz, sodass keine weiteren Funk-tionstaster mehr benötigt werden. Rechts neben derTastatur gibt es lediglich noch den On/Off-Button sowieeinen Volume-Schieberegler.Mit vier Favorites, die aus den insgesamt 42 Tastatur-sounds frei wählbar sind, begrüßt der Homescreen desUP400 den Spieler. Die Klangstruktur und auch diemeisten Sounds selbst entsprechen größtenteils derAuswahl im UP380, doch einen wichtigen Unterschiedgibt es bei den Presets der Gruppe »Piano«: Am 256-stimmigen UP400 gibt es neben dem bekannten Multi-sample vom größten Steinway-Konzertflügel, dem D-274, ein neues Bösendorfer-Multisample als weite-ren Hauptklang. Der jeweilige Klangcharakter beiderFlügel kommt auch in der digitalisierten Form derSounds noch gut zum Tragen, sodass dem Spieler hierzwei sehr unterschiedlich anmutende Klänge an dieHand bzw. unter die Finger gelegt werden. Der »Ham-burg Grand« genannte Steinway ist der vollmundigere,wuchtigere Klang von beiden, insbesondere mit aufge-bohrten Saiten- und Dämpferresonanzeffekten, deren

Hersteller/VertriebGEWA MUSIC GmbH

Internetwww.gewamusic.com

Preis2.690,– Euro

Unsere Meinung+ hochwertige, dynamischeFlügelsounds

+ gute Tastatur+ komfortable Bedienung+ kraftvolles Wiedergabe -system

– kein Part-Effektblock fürRegistrations

Mit Vorderbeinen, nahezu geschlossener Rückwand und hohem hinte-ren Gehäuse mit Notenpult darauf ist die Optik GEWA-typisch undklassisch. Auffällig sind die oberen Lautsprecheröffnungen, und hinterder Abdeckung oberhalb der Pedaleinheit verbergen sich Subwoofer.

Das Touchdisplay ist in dieser Preisklasse ein Highlight. Die Bedie-nung darüber ist weitgehend intuitiv. Registrierungen beispielsweisesind rasch erledigt. Und der Homescreen begrüßt den Spieler mitseinen vier Favorite-Sounds.

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Intensität einstellbar ist. Neu am UP400 sind zudemeinstellbare Tasten- und Pedalgeräusche.

Das hellere »Vienna Grand«, der Bösendorfer, wur-de mit breitem Stereo-Image gesampelt, ein schöner,brillanter Klang, der aber längst nicht nur bei klas -sischer Klaviermusik seine Stärken ausspielen kann –eine wirklich gelungene Premiere in einem GEWA- Digitalpiano! Beide Sample-Sounds spielen technischauf hohem Niveau: Mit sechsfachem Velocity-Layeringreagieren sie sehr dynamisch und ausdrucksstark.Äußerst gelungen ist die realistische Sustain-Phase,für die jeweils ungelooptes Samplematerial zum Ein-satz kommt. Sowohl den Hamburger als auch denWiener Flügel gibt es neben der universellen in einer»Bright«- und einer »Mellow«-Variante. Zusammenmit den Tuning-Möglichkeiten für Saitenresonanzenund Co. ergibt das eine große Bandbreite an Klang -variationen für unterschiedliche Spielarten.

Komplettiert wird die »Piano«-Bank durch das»Upright Piano« als dem klavierartigeren Sound unddas mittenbetonte »Rock Grand«, die sich auch imUP380 finden.

Aus letzterem Modell kennt man auch alle weiterenUP400-Sounds, lediglich die Einsortierung in dieSoundbänke differiert leicht. »E-Piano« bietet fünfEinträge – mit einem Fender Rhodes plus einem Dyno-Rhodes-Sound, Wurlitzer, DX7-E-Piano und einemClavinet ist die Vintage-Abteilung gut aufgestellt.

»Strings & Choir« versammelt drei realistischeStreicherensembles sowie Pizzicato, zudem drei au-thentische Chöre.

»Synth« ist mit vier der gebräuchlichsten Pad-Soundsbestückt, die eher dezent gehalten und vor allem zumLayern gedacht sind.

Zur Gruppe »Organ« zählen zwei tolle Kirchenorgelnsowie vier Hammond-B3-Sounds in unterschiedlichenRegistrierungen.

»Bass & Guitar« bietet neben dem obligatorischenKontrabass, alternativ auch mit Jazzbecken gelayert,drei universelle E-Bässe sowie »Steel String-« und»Nylon String Guitar« – allesamt nicht herausragend,aber brauchbar.

Die Gruppe »Others« ergänzt Vibra- und Marimba-fon, Celesta und ein französisches Akkordeon sowieein herausragendes Cembalo.

Geblieben ist es bei den beiden Master-Effektblöcken,einem Reverb-Effektblock mit sechs Room- und Hall-Typen sowie dem Chorus-Block, der auch Tremolomit Panorama-Modulation, Phaser und Rotary mitSlow/fast- sowie Distortion-Regelung bietet und somitdie E-Pianos und natürlich die B3-Orgeln bereichert.An Bord ist darüber hinaus ein 4-Band-Equalizer, derebenfalls aufs Gesamtsignal wirkt.

Bei der gewichtetenKlaviatur mit Ham-mermechanik undDreifach-Sensor-Technik kommenHolzelemente in denTasten zum Einsatz.Mattierte Decklagensorgen für eine guteGriffigkeit.

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Die Anzahl der Registration-Speicher (Combina -tions) wurde gegenüber dem UP380 am großen Bru-der von 18 auf acht reduziert. Allerdings verwalten sieam UP400 jeweils drei anstatt zwei Parts. Für jedender drei Sounds kann eine Tastatur- oder auch eineVelocity-Zone definiert werden, und auch Lautstärkesowie Oktavlage lassen sich anpassen. Insgesamt eintolles Feature. Was als Wunsch am UP400 offenbleibt,wäre ein zusätzlicher Effektblock gewesen, der sichpro Part aktivieren und deaktivieren lässt. Denn weilalle vorhandenen Effekte als »Master« fungieren, wir-ken sie stets auf alle drei Parts, der Rotary-Effekt imOrgel-Piano-Layer beispielsweise also auch aufs Piano.Immerhin werden innerhalb der RegistrierungenMaster-Effekt-Einstellungen mitgespeichert.Die Fatar-Tastatur mit Holzteilen – GEWA koope-riert seit vielen Jahren mit dem italienischen Klavia-turenbauer – ist angenehm schwer gewichtet und miteiner Hammermechanik ausgestattet. Die Repetitionist gut, ebenso die Griffigkeit dank mattierter Deck -lagen. Die Abstimmung der Flügelsounds auf die Tas-tatur ist GEWA sehr gut gelungen. Das UP400 lässtsich ausdrucksstark spielen. Fünf Dynamikkurvenvon »Soft 2« bis »Hard 2« gibt es für die schnelle Anpassung ans eigene Spiel. Integriert wurde zudemGEWAs User Calibration Tool, mit dem der Spielerjede einzelne Taste softwareseitig nachjustieren kann.

Ganz neu konzipiert wurde die interne Soundanlagedes UP400. Das eingebaute Wiedergabesystem arbei-tet mit einer 24-Watt-Verstärkerleistung pro Kanalsowie sechs Lautsprechern: je zwei 122-Millimeter-Subwoofer, 100-Millimeter-Midranger und 13-Milli-meter-Tweeter. Gegenüber dem des UP380 klingt esnicht nur voluminöser und räumlicher, sondern vorallem auch deutlich durchsichtiger und brillanter, wo-ran natürlich die vorderen Gehäuseöffnungen großenAnteil haben.Der integrierte Songplayer versteht sich sowohlauf MIDI als auch auf Audio. Die 128 rein zum Ab-spielen von GM-Songs vorgesehenen Klänge reichenfür die GM-Level-1-Kompatibilität aus. Der obligato -rische MIDI-Recorder ist für schnelle Einspielungengut, der MIDI-Player besitzt ein nettes Loop-Menü,um Song-Passagen zu Übungszwecken in der Schleifelaufen zu lassen. Das Metronom mit seinen acht Takt -arten und zehn zum Jammen geeigneten Begleit-rhythmen kennt man vom UP380. Songs können viaUSB-Stick gesichert werden. Die passende Buchse befindet sich neben den beiden Kopfhörereingängenlinks unter der Klaviatur.

Audio-Files im MP3-Format spielt das UP400ebenfalls vom USB-Stick ab. Audio-Recording istnicht vorgesehen, und WAV-Files lassen sich nochnicht laden, aber laut GEWA soll ein künftiges OS-Update WAV-Unterstützung bringen. Über eine

Aux-In-Buchse (Stereo-Miniklinke) sowie via Bluetoothkann zudem Audio von mobilen Zuspielern über dasWiedergabesystem abgespielt werden.

Das Anschlussfeld auf der Rückseite bietet Line-Ausgänge für den Betrieb an einer externen Anlage,einen zusätzlichen Klinkenanschluss für ein Sustain-Pedal, MIDI-In und -Out sowie USB-to-Host. NettesDetail: Eine magnetisch haftende Abdeckung schütztalle diese Buchsen vor Staub und lässt einzig den An-schluss für ein zweipoliges Kaltgeräte-Netzkabel frei.Die gut gelöste Touchdisplay-Bedienung ist einHighlight. Die Bedienungsanleitung benötigt man selten, denn alle wesentlichen Funktionen lassen sichrasch und intuitiv finden. Den Bedienkomfort hat derdeutsche Hersteller damit im Vergleich zu seinen an-deren Pianos noch einmal deutlich erhöht, und auchvielen Konkurrenzprodukten aus Japan hat das neueGEWA hier einiges voraus.Fazit. Mit zwei hochwertigen Flügelklängen, einerüberzeugenden Tastatur und dem neuen Wiedergabe-system im UP400 macht GEWA einen deutlichenSprung in Richtung obere Mittelklasse der Homepianos.Auch der Preisunterschied zum Modell UP380WK istdamit qualitativ voll gerechtfertigt. Die übrige Sound-auswahl ist – wenn auch nicht jeder Sound das hoheNiveau der Piano- und Vintage-Keyboard-Klänge hal-ten kann – insgesamt gelungen. Und die zusätzlichenSong-Player-Features schließlich nimmt man eben-falls gerne mit. [10519]

USB-to-Device und zwei Kopfhörerbuchsen liegen vorne links unterder Tastatur, und das hintere Anschlussfeld bietet Line-In, eine zu-sätzliche Sustain-Pedal-Buchse, einen Stereoausgang, MIDI-In und -Out, USB-to-Host sowie die Netzkabelbuchse. Die Anschlüsse fürdas Dreier-Pedal und die Subwoofer liegen zwischen Gehäuse undStänder verborgen.

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