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Talschwellen zur Inwertsetzung degradierter Trockenflusstäler Erfahrungen aus dem Sahel Herausgegeben von:

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Talschwellen zur Inwertsetzung degradierterTrockenflusstäler Erfahrungen aus dem Sahel

Herausgegeben von:

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Inhalt

Vorbemerkung 4

Zusammenfassung 5

Einleitung 8

2 TalschwellenzurRehabilitierungvonTrockentälern 10 2.1 EntwicklungvonTalschwellen–zeitlicherAbriss 10 2.2 ÖkologischeProzesseinTrockentälern 10 2.3 WirkungsweiseundtechnischeEigenschaftenvonTalschwellen 12 2.4 NutzungundBewirtschaftungrehabilitierterTalsohlen 19 2.5 Rechtlich-institutionelleAspektebeiderErstellungvonTalschwellen 21

3 OrganisatorischeAspektevonTalschwellen 24

4 TalschwellenwirkenaufÖkologie,ErträgeundLebensbedingungen 28 4.1 EinflussvonTalschwellenaufGrund-undOberflächenwasser 30 4.2 ZunahmevonnutzbarenFlächenundNutzern 32 4.3 Ertrags-undProduktionssteigerungen 34 4.4 AuswirkungenaufdieViehhaltung 38 4.5 TalschwellenzurAnpassungandenKlimawandel 38 4.6 EinkommenundWirtschaftlichkeit 39 4.7 SozialeWirkungen 41

5 NachhaltigkeitvonTalschwellen 44

6 ErfolgsfaktorenundHerausforderungen 46

7 Anhang 48 Anhang1: EinrichtenvonTalschwellen–wichtigeSchritte 48 Anhang2: Literatur 51 Anhang3: TechnischeDarstellungenvonTalschwellen 52

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3INhALT

BoxenBox1: TalschwellenwerdenanverschiedeneNutzungsprioritätenangepasst 12Box2: TalschwellenalleinverhinderndieErosionnichtvollständig 15Box3: LandnutzungsplanungfürWassereinzugsgebiete(SMEV)inNiger 20Box4: EinflussderTalschwellenaufdasGrundwasserimTschad 31Box5: WirkungenderTalschwellenaufarmehaushalte 42

TabellenTabelle1: ErtragssteigerungenderRegenzeitkulturendurchTalschwellen 35Tabelle2: ErtragszunahmevonTrockenzeitkulturenimNigerdurchTalschwellen 36Tabelle3: ÄnderungvonAnbaufläche,ErtragundProduktionin11saniertenTälern imNiger 37Tabelle4: SchätzungderEinkommenausGemüsekultureninNiger 40

AbkürzungenENÜh EntwicklungsorientierteNot-undÜbergangshilfeFICOD Fondsd‘InvestissementpourlesCollectivitésDécentraliséesGIEC Grouped’expertsIntergouvernementalsurl’ÉvolutionduClimathIMO hauteIntensitédelaMaind’OEuvre(intensiveNutzungmanuellerArbeit)LUCOP ProgrammedeLuttecontrelaPauvreté(Niger)PADL/UE Programmed’AppuiauDéveloppementLocaldel’UnionEuropéenne(Tschad)PDRD ProgrammedeDéveloppementRuralDécentralisé(Tschad)PDRT ProjetdeDéveloppementRuraldeTahoua(Niger)PMAE ProjetdeMesuresAnti-ErosivesPNSA ProgrammeNationaledeSécuritéAlimentaire(Tschad)PROADEL/BM Programmed’AppuiauDéveloppementLocal(Tschad)PRODABO Programmededéveloppementruraldécentraliséd’Assoungha,Biltine etOuara(Tschad)SMEV SchémadeMiseenValeurdesVallées

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4 VORBEMERKUNG

Untersucht wurden die Ansätze der folgen-

den Programme:

• Niger: LUCOP/GIZ und FICOD/KfW • Burkina Faso: FICOD/KfW • Chad: PDRD/GIZ und ENÜH-Projekt

« Sécurité alimentaire et gestion paisible des ressources naturelles dans les zones des réfugiés à l’Est du Tchad / GIZ »

Folgende Teilstudien liegen dieser Studie

zugrunde:

• Bender, Heinz: Flussschwellen zur Überflutung von Talsohlen. Technisch-ökologischer Teil. Mai 2011.

• Kambou, Fiacre: Etude sur le concept de réalisation des seuils d’épandage en ses aspects organisationnels (soft) au Burkina Faso. Avril 2011.

• Lütjen, Heiko: Inwertsetzung von Flusstälern im Sahel durch die Errichtung von Flussschwellen als neuer Ansatz zur landwirtschaftlichen Produktions- steigerung und Ernährungssicherung im ländlichen Raum. April 2011.

• Bureau Consult International: Expérience des seuils d’épandage au Tchad. Juin 2011.

Vorbemerkung

DiehiervorliegendeStudieistdasProdukteinerGemeinschaftsinitiativevonKfWundGIZ.Siedientdazu,denneuenAnsatzderFluss-schwellen,derindenvergangenenJahrenimSahelentwickeltwurde,zubeschreiben,umihnauchfüranderesemi-arideRäumeattraktivzumachen.

DieGemeinschaftsinitiativewurdeseitensderKfWvonderAbteilung Agricultural andNatural Resources DivisionsowiedemSchwer-punktteam GovernancedesBereichs Afrika süd-lich der Saharaunterstützt.VonderGIZbeteiligtensichdieSektorvorhabenNachhaltige Ressourcennutzung in der Landwirtschaft, Territoriale Entwicklung im ländlichen Raum, das Konventionsprojekt DesertifikationsbekämpfungunddasENÜh-VorhabenSécurité alimentaire et gestion paisible des ressources naturelles dans les zones des réfugiés à l’Est du TchadanderIniti-ative.

DievorliegendeStudiedientauchalsGrund-lagefüreinCapacity-Development-Programm,dasgemeinsammitdenbeteiligtennationalenundinternationalenIngenieursbürosent-wi-ckeltwerdensoll.DiesessollsichdannspeziellanTechnikerundBeratungsbürosindeninFragekommendenLändernrichten.

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Indenletzten12JahrenwurdenTalschwellenalsneueRehabilitierungstechnikfürdegra-dierteTrockentälerinBurkinaFaso,NigerundTschadeingeführtundweiterentwickelt.SiekomplettierendasbereitsbestehendeBündelbewährterRehabilitierungsmaßnahmenfürWassereinzugsgebiete,wodurchzukünftigeinMaßnahmenbündelverfügbarist,welchesderenGesamtverbauermöglichtvondenPla-teau-,überdiehangflächenbishinzurTalsoh-le.Talschwellenbildeneinekostengünstige,wirksamezusätzlicheOptionzumWasserma-nagementinTälernundergänzenRückhalte-becken,KleinstaudämmeoderMikroschwellenzurIntensivierungderlandwirtschaftlichenProduktioninTälern.ImGegensatzzuanderenTechnikeneignensichTalschwellenbesondersfürdiegroßflächigeSanierungflacher,breiterTrockentäler,diestarkdegradiertsindundindenenausgeprägteGrabenerosiondieur-sprünglichen,insolchenTälernüblichen,regel-mäßigenÜberflutungenverhindert.

Seitden60erJahrenistimSaheldurchBevöl-kerungswachstum,hohenNutzungsdruckundunterstütztdurchdieKlimaänderungeinedeutlicheDegradierungderWasserein-zugsgebietebeobachtbar.DieAusdehnungdesAckerbaus,stärkereBeweidungundAbholzunghabeneinenRückgangdernatürlichenVegeta-tionsbedeckungbewirkt,derdurchdiegroßenDürrenweiterbeschleunigtwurdeundzurVer-schlechterungderBödenführte.GeringeVege-tationsdeckeundstrukturgeschädigteBödenverminderndieInfiltrationderNiederschläge,wodurchWasserabflussundBodenerosionaufPlateausundhangflächenzunehmen.DerAbflusskonzentriertsichindenTälern,inde-nendiestarkenhochwasserfruchtbareBödenerodierenundzumEingrabendesFlusstalesführen.Diejährlichregelmäßigenkleinenund

mittlerenhochwassermitihrenkurzfristigenÜberflutungenderTälerundderAblagerungfruchtbarerSedimentebleibenaus.DurchdenschnellenAbflussdesWassersimTalverringertsichauchdortdieInfiltrationunddieGrund-wasserspiegelsinken.DiesschädigtwiederumdienatürlicheVegetationundschränktdielandwirtschaftlicheNutzungein.Innerhalbwe-nigerJahreverwandelnsichfruchtbareTälerinwüstenähnlicheFlächen.

DurchTalschwellenundVerbaumaßnahmenimWassereinzugsgebietlässtsichdieseDyna-mikumkehren.TalschwellensindBauwerke,diesichüberdiegesamteTalbreiteerstrecken.SiebestehenauseinemÜberlaufimeigentli-chenFlussbettundseitlichenWiderlagernundFlügeln.hochwasserwerdenaufdieseitlichenFlächenoberhalbdesBauwerksverteilt,umdanndieseitlichenFlügelzuüberflutenundunterhalbdesBauwerkslangsaminRichtungFlussbettzurückzufließen.DabeiwerdendanndieunterhalbderTalschwellegelegenenFlä-chenüberflutet.DurchdieseitlicheVerteilungdesWasserswerdenalsoFlächenober-undun-terhalbüberschwemmtundmitSedimentver-sorgt.Wasserinfiltriert,ErosionsgräbenimTalwerdenverfülltunddasFlussbettangehoben.DurchdieInfiltrationsteigeninwenigenJahrenauchdieGrundwasserspiegelwiederan.

TalschwellenänderndiegrundsätzlichenAb-fluss-undSedimentationsprozesseimTal.DiespezifischeAnpassungandiejeweiligenÄnde-rungendernatürlichenProzessesowiedieland-wirtschaftlicheOptimierungderTalschwellenisthäufignichtineinereinzigenBaukampagnemöglich,sondernkannFolgeanpassungener-fordern.FürdieErrichtungvonTalschwellenwerdenzunächstgrundsätzlichgeeigneteTälerineinerRegionidentifiziertunddiezustän-

5ZUSAMMENFA SSUNG

Zusammenfassung

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6 ZUSAMMENFA SSUNG

DieBauarbeitenwerdeninintensiverhandar-beit(hIMO)mitArbeiternausdenbetroffenenDörferndurchgeführt,wodurchwährendderBauphaselokaleEinkommensmöglichkeitenentstehen.WährendderArbeitenwerdenloka-lehandwerkerfürdenzukünftigenUnterhaltderBauwerkeausgebildet.DieTalschwellenwerdenzumeistinSeriengebaut,damiteinemöglichstgroßeTalflächerehabilitiertwird;auchistdieSchadensanfälligkeitderBauwerkeimVerbandgeringer.InKombinationmitdenTalschwellenwerdenbesonderserosionsanfäl-ligeStellenimWassereinzugsgebietundzwi-schendenSchwellenverbaut,umdenAbflussbesserzuregulierenunddieVersandungzumindern.VondenzusätzlichenVerbaumaß-nahmenaußerhalbdeseigentlichenTalesprofi-tierenNutzer,diekeineFlächenimTalhaben.DurchdenBauderTalschwellenwerdendieBö-denregelmäßigüberflutetundmitWasserundSedimentversorgt.Dielandwirtschaftlichnutz-bareFlächeunddieErträgederRegenzeitkultu-ren,diederGrundversorgungdienen,nehmenzu.Soverfügtenbeispielsweise4.731Betriebeei-nesTalsystemsinNiger,diedirekteNutznießerderartigerSanierungsmaßnahmenwaren,überjeweilsca.0,6habewirtschaftbareTalflächevorderSanierung.DiesewurdedurchdieTal-schwellenauf2,2havergrößert.Diehirse-undSorghumerträgenahmenimDurchschnittum85-90%beziehungsweise25-30%zu.

DurchdiehäufigereÜberschwemmungderBödennimmtdieInfiltrationzu,unddieGrund-wasserständesteigenindenmeistenTälerndeutlichan.In15saniertenTälerninNigerlagbeispielsweisederdurchschnittlicheGrund-wasserstandvorderSanierungbei12,5m.We-nigeJahrenachdemVerbauwarendieGrund-wasserständederTälerimMittelauf3,5munterFlurangestiegen.

digenDörfer,KommunenundtechnischenDiensteüberdieMöglichkeitenundVoraus-setzungeneinerSanierunginformiert.Inter-essierteKommunenschreibeneinenAntragandasausführendeProjekt,derdurcheinGe-nehmigungsgremiumgeprüftwird.Inderan-schließendenMachbarkeitsstudiewerdendiesozio-ökonomischenVerhältnisseundStruktu-renimTalunddieBereitschaftderBevölkerungzurZusammenarbeituntersucht.Ineinertech-nischenVorstudiewerdengrundsätzlichePara-meterdesBausermitteltunddievoraussichtli-chenKostengeschätzt.DieInformationenausdenStudiendienenalsBasisfürdieendgültigeGenehmigungdesBaus.

NachderGenehmigungwirdeinetechnischeDetailstudiedurchgeführt,mitderdieAus-schreibungundschließlichdieAuswahleinesBauunternehmensfürdieUmsetzungerfolg-ten.EinesderPrinzipienderDurchführungistdieintensivePartizipationderKommunenundDörfer,umdieVerantwortungmöglichstfrühaufdielokaleEbenezuverlagern.DieKom-muneistderBauherr,führtdieAusschreibungdurchundnimmtamEndedieArbeitenab.SieübernimmteinenTeilderBaukosten.Imausge-wähltenTalwirdeinManagementkomiteeausVertreternderbetroffenenDörferundKom-munengegründet,welchesAnsprechpartnerfüralleexternenBeteiligtenistunddieOrga-nisationderArbeitenunterstützt.AngeleitetdurchdasManagementkomiteewerdendiezukünftigenNutzungsregelnvereinbartunddokumentiert.DieskannalslokaleNutzungs-konventiongeschehen,oderimRahmeneinerumfassenderenLandnutzungsplanungfürdasgesamteWassereinzugssystem.

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7ZUSAMMENFA SSUNG

Trink-undTränkwassersindleichtererreichbar,wodurchdieArbeitderFrauenerleichtertwird.DieintensivereProduktionaktiviertweiterewirtschaftlicheTätigkeitenundschafftEinkom-men,diearmutsreduzierendwirkenundzurStabilisierungderBevölkerungvorOrtbeitra-gen.DurchihreFähigkeit,diejährlichenhoch-wasserzuregulierenundzurStabilisierungderProduktionzunutzen,sindTalschwelleninGegendenmitzunehmenderVariabilitätderNiederschlägeeinewirksameMaßnahmezurAnpassungandenKlimawandel.

herausforderungenliegendarin,dieFunkti-onsfähigkeitderManagementkomiteesnachProjektendesicherzustellenunddenUnterhaltderTalschwellen,insbesonderebeigrößerenSchäden,durchdielokalenStrukturen(z.B.Kommunen)zugewährleisten.Dasorganisato-rischeundtechnischeKnow-howfürdenBauunddieNutzungvonTalschwellenistimAu-genblicknurindreiLändern(BurkinaFaso,Ni-ger,Tschad)vorhandenundaufwenigeAkteurekonzentriert.DieseStudiehatzumZiel,denAn-satzvorzustellen,ihndetailliertzubeschreibenunddamiteineVerbreitunginanderesemi-arideRäumezuermöglichen.EineAusweitungdesAnsatzessollübereinenintensivenErfah-rungsaustauschundüberCapacity-Develop-mentvonFirmenundTechnikernerfolgen.

InderMehrzahlderTälerkonntewegenWas-sermangelsvorderSanierungnureineRe-genkulturundteilsaufkleinerFlächeetwasBewässerungskulturangebautwerden.NachderSanierungkönnennebenderaufgrößererFlächeangebautenRegenkulturaufeinemTeildieserFlächeeineNachkultur(culturededécrue)und–nachAnsteigendesGrundwas-serspiegels–zumeistnocheineBewässerungs-kultur(culturedecontresaison)angebautwer-den.Sowarin8von15TälerninBurkinaFasokeinerleiTrockenzeitanbauvorderSanierungmöglichundindenanderenlediglichetwasBewässerungskulturaufkleinenFlächendirektentlangdesFlusslaufes.NachderSanierungfindetin13der15TälermindestenseinweitererAnbauzyklusaufgrößerenFlächenwährendderTrockenzeitstatt.ÄhnlicheErfahrungenlie-geninNigerundTschadvor.

NachkulturundBewässerungskulturdiversi-fizierendenAnbauunddienendabeivorwie-gendderVermarktungunddamitderErwirt-schaftungvonBareinkommen.WährendderAnbauvonGrundnahrungsmittelnwährendderRegenzeitvorwiegendvondenGrund-stückseigentümerndurchgeführtwird,könnendiesemitderverfügbarenArbeitskraftnurei-nenTeilderFlächenfürdieintensiveNach-undBewässerungskulturnutzenundgebenParzel-lenanandereBauernzurNutzungweiter.Talschwellenerhöhenunddiversifizierenso-mitdielandwirtschaftlicheProduktiondurchdieAusweitungderanbaubarenFläche,dieSteigerungderErträgeunddieMöglichkeitvon1-2zusätzlichenAnbauzyklenproJahr.DiesträgtmaßgeblichzurErnährungssicherungundhöherenEinkommenderNutznießerbei.DurchdieansteigendenGrundwasserständeverbessernsichdienatürlicheVegetationderTälerunddieFutterverfügbarkeitfürdieTiere.

Stagnierendes Wasser in Flussschwelle

© GIZ / Klaus Wohlmann

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8 EINLEITUNG

TallagenbildenhäufigGunsträumefürLand-wirtschaftundBesiedelung.DurchdieAblage-rungnährstoffreicherSedimente,dievondenangrenzendenPlateausundhängendesWas-sereinzugsgebieteseingetragenwerden,unddenZuflussvonOberflächen-undhangwasserentstehenfruchtbareSchwemmböden.DieVer-fügbarkeitvonWasserfürMensch,ViehundlandwirtschaftlicheKulturenverbessertsich.InTrockenregionenwiedemSahel,mitnurwe-nigenMonatenNiederschlag,sinddieTalauenProduktionsstandortemitherausragendemPo-tentialfürintensivenAnbau,dersogarmehrereErntenzulässt.

ZunehmenderBevölkerungsdruck,unange-passteNutzungundklimatischeSchwankun-genverursachenimSahelwährendderletztenca.40JahrediezunehmendeDegradierungderWassereinzugsgebieteundihrerTalsohlen.Ab-holzung,ÜbernutzungundwiederholteDürrenhabeneinenRückgangderVegetationbewirkt,wodurchOberflächenabflussundBodenerosionzunahmenundindenTälernzustarkschwan-kendenAbflüssen,BildungvonErosionsgräben,VersandungundeinemAbsinkendesGrund-wasserspiegelsführten.DamitverbundenwareindrastischerRückgangdesProduktionspo-tentialsderTäler.

UmderDegradationzubegegnen,werdenseitden80erJahrenbiologischeundphysischebo-den-undwasserkonservierendeMaßnahmeninsbesondereaufdenPlateausundhängenvonWassereinzugsgebietendurchgeführt,diederWiederherstellungunddemSchutzdesProduktionspotentialsdienen.Aufforstungen,

heckenundGrasstreifen,Steinreihen,Filter-dämmeundErosionsgrabenverbausollendenWasserabflussunddiedamitverbundeneErosi-onreduzieren.IndenTälernwurdenbisherver-schiedeneArtenvonBewässerungsdämmen,Kleinstaudämmen,WasserrückhaltebeckenundMikroschwellenerstellt,umdasWasserzuspeichern,dasGrundwasseranzuhebenoderdenAbflusszuregulierenunddadurchBewäs-serung,WasserversorgungoderFlutschutzzuverbessern.

ZusätzlichzumbestehendenMaßnahmenbün-delwurdenindenletzten12JahrenTalschwel-len1alsneueMaßnahmezurRehabilitierungundnachhaltigenBewirtschaftungdegradier-terTrockentälerneingeführtundbasierendaufErfahrungeninNiger,BurkinaFasoundTschadweiterentwickelt.MitderOption,breitedegra-dierteTrockentälerwirksamzurehabilitieren,komplettierensiediebisherigenMaßnahmen,wodurchsichnunmehrdieMöglichkeiteinerganzheitlichenRehabilitierungvondegra-diertenWassereinzugsgebietenmitsolchenTalflächen–hochflächen,hängeundTalsohle–eröffnet.

TalschwellensindniedrigeRückstaumauernzurMinderungdesWasserabflussesundderErosion.SiebestehenausNatursteinenundZementundsetzensichzusammenauseinemÜberlaufimeigentlichenTrockenflussbett,seitlichenWiderlagernzuStabilisierungunddenüberdasTalreichendenFlügelmauern.SiedieneninTrockentälern,derenFlüssenurüberwenigeTageimJahrWasserführendazu,dieankommendenAbflusswellenüberdieTalsohle

1 Einleitung

1 ImDeut schenhatsichnochkeineinheitlicherBegriff fürTalschwellendurchgeset ztunddieBauwerkewerdenauchalsSohlschwellenoderFlussschwellenbezeichnet. ImweiterenTextwirdderBegriff Talschwellever wendet, dadasBauwerkmitseinenFlügelnüberdasganzeTalreicht. ImFranzösischenheißenTalschwellenseuilsd’épandage;imEnglischenwater-spreadingweirs.

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9EINLEITUNG

zuverteilenundmöglichstvielWassereinsi-ckernzulassen.DiesesfülltdasGrundwasserauf,welchesdannderlandwirtschaftlichenNutzungdienenkann.ImGegensatzzudenverschiedenenArtenvonDämmenwerdenmitTalschwellenkeineStauseenfürspätereVerwendungszweckeangestrebt.TalschwellenerzeugeneinelediglichtemporäreÜberflutungderseitlichdarüberunddarunterliegendenFlächen.

2 BurkinaFaso:Kambou(2011), Niger:Lütjen(2011), Tschad:BCI(2011), länderübergreifend:Bender(2011)

DievorliegendeStudiemöchtedenneuenAnsatzderTalschwellendeminteressiertenFachpublikumausEntwicklungsexperten,Be-raternundPlanernvorstellenunddieseitEndeder90erJahredamitgemachtenErfahrungenzusammen-fassen.DieErgebnisseberuhenmaßgeblichaufdenArbeitenvonvierVorstudi-en,dieinBurkinaFaso,Niger,Tschadundlän-derübergreifenddurchgeführtwurden2sowieKommentarenundAnregungenzahlreicherBeteiligter.IhnenallenseiandieserStellefürdieBeiträgeundErgänzungengedankt.

Abbildung 1: Bestandteile von Talschwellen. A) schematische Darstellung mit Überlauf, Widerlagern und Flügeln. B) Überlauf imFlussbett mit seitlichem Widerlager. C) Talschwelle mit Überlauf, seitlichen Widerlagern und Flügeln. Quelle: nach Bender (2011)

A

Widerlager

Flügelmauern

Talschwelle

B

C

Überlauf

Widerlager

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2.1 Entwicklung von Talschwellen – zeitlicher Abriss Seit den 90er Jahren werden Talschwellen in Tschad, Niger und Burkina Faso eingesetzt und weiterentwickelt.

ErsteTalschwellenwurdeninden90erJahrendurchdieSchweizerKooperationimTschadeingeführt.3ImNigerbeganndieAnwendungvonTalschwellen1997inderRegionTahoua.DortwurdenineinemGebiet,indemdiehängeundhochflächenverschiedenerWas-sereinzugsgebietebereitsdurchdasProjet de Développement Rural de Tahoua (PDRT)mitbo-den-undwasserkonservierendenMaßnahmenverbautwordenwaren,dieerstenTalschwel-lenerstellt.DadurchwurdenzusätzlichzudenPlateausundhängenauchdiefruchtbaren,aberstarkdegradiertenTälerrehabilitiertunddamiteineGesamtverbauungderEinzugsge-bieteerreicht.

DieersteGenerationderTalschwellenwurdemitsteingefülltenDrahtkörben(Gabionen)gebautundwarschadensanfällig.Ab2000wurdendieSchwellenkontinuierlichinihrerWirksamkeitundWiderstandsfähigkeitver-bessert.StattGabionenwurdenmitZementverstärkteNatursteinmauernverwendet,diePlanungverfeinert,IngenieurbürosundBau-firmenausgebildetunddieBevölkerungimUnterhaltunterwiesen.Bis2010wurdeninderRegionTahouaüber200Talschwellenerrich-tetmitetwa10.000halandwirtschaftlichgenutzterFlächeundannähernd5.000Nut-zern.4

Bereits2003übernahmendieKfW-finanziertenVorhaben„hIMO“(späterFICOD)dieschonver-besserteMethodeinBurkinaFasoundbautenvon2003bis2010insgesamt65Talschwellenin23Tälern.

ImTschadnahmdiedeutscheEntwicklungs-zusammenarbeitTalschwellenab2004insProgramm.Bis2010wurden104TalschwellendurchdiebeidenEntwicklungsvorhabenENÜhundPDRDerstellt.

InzwischenhabensichTalschwellenalsAnsatzweiterverbreitetundwerdendurchdieDeut-sche,SchweizerundFranzösischeKooperationsowiedieWeltbankundandereGeberindendreiLänderneingesetzt.5

2.2 Ökologische Prozesse in Trockentälern

In nur 40 Jahren wurden Wassereinzugs-gebiete im Sahel durch Nutzungsdruck und Klimaänderung degradiert.

DieerfolgreicheAnwendungvonTalschwellenerforderteingesamtheitlichesVerständnisderökologischenundhydrologischenProzesseei-nesWassereinzugsgebietes.TrockentälerimSahelführennuranwenigenWochenimJahrWasser.DerAbflussnachdeninderRegiontypischenstarkenEinzelregensammeltsichimTalundfließtdortalskonzentrierteshochwas-serab.InökologischintaktenTälern,werdendieTalflächenwährendderdreibisvierMo-natedauerndenRegenzeitmehrfachüber-schwemmt.DieTalbödeninfiltrierenundspeicherndadurchzusätzlichesWasser;über-schüssigesWasserversickerttieferundspeistdenGrundwasserspiegel.Feinbodenund

10 TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

3 Picard(ohneDatum),S. 14 Lütjen(2011), S. 375 LUCOP(2010a), S. 77f

2 Talschwellen zur Rehabilitie- rung vonTrockentälern

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organischesMaterialwerdenabgelagertundverbessernjährlichwiederkehrenddieFrucht-barkeitderBöden.Salze,diesichinmanchenGegendenoberflächlichanreichernkönnen,werdenausgewaschen.

InTälernmitweitgehendintakterÖkologieent-wickeltsichdabeieinedichteVegetation,diedasverfügbareBodenwassernutzt,oderübertiefgreifendeWurzelnaufdasGrundwasserzugreifenkann.DieVegetationreichertdenBo-denmitzusätzlicherorganischerSubstanzundNährstoffenanundstabilisiertdieBodenstruk-tur,wodurchWasseraufnahmefähigkeitundErosionswiderstandverbessertwerden.

Traditionellbeanspruchtedielandwirtschaft-licheNutzungnureinenkleinenTeilderWas-sereinzugsgebiete,wodurchsichdieBödeninlangenBrachzeitenerholenkonnten.Dieüber-wiegendeFlächewurdealsWald-undWeide-gebietegenutzt.DieWassereinzugsgebieteein-schließlichderTälerwarendadurchüberlangeZeiträumeökologischstabil.

VerstärktdurchdieerstengroßenDürreninderRegionindenJahren1968bis1973istseit-hereindurchzunehmendeBevölkerungundsteigendenNutzungsdruckverursachter,raschvoranschreitenderDegradationsprozessimSahelbeobachtbar.ImGebietvonTahouaimNigerwerdenbeispielsweiseseitmehrals15JahrenkeineBrachenmehreingehaltenunddielandwirtschaftlicheFlächeaufKostenvonWeide-undWaldflächenausgedehnt.Abneh-mendeVegetationsbedeckungundintensivereNutzungverursachteneinerascheVerschlech-terungderBöden.DieWasserdurchlässigkeitnimmtab,wodurchdasWasseroberflächlichabfließtundzunehmendintensiverehochwas-serentstehen.DurchdenstarkenAbflussund

dengeringenVegetationsschutznimmtdieBodenerosionzuundesbildensichErosions-gräben.

IndenTälernführendiesestarkenhochwasserzumEinschneidendesFlussbetts,wodurchderAbflussweiterkonzentriertwird.DurchdastiefliegendeFlussbettbleibendiekleinerenundmittlerenÜberschwemmungenderTalsohlemitihrenfruchtbarenSedimentablagerungenaus.DiehoheAbflussgeschwindigkeitverstärktdieGraben-undUferero-sion.FruchtbareTalau-enwerdenzerstört.DurchdieausbleibendenÜberschwemmungen,diegeringeInfiltrati-onunddenschnellenWasserabflussfälltderGrundwasserspiegel.EinstfruchtbareTälerver-wandelnsichinnerhalbwenigerJahreinwüs-tenähnlicheLandschaften(Abbildung2).

11TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

Abbildung 2: A) (vorher) Grabenerosion in degradierterTalsohle. B) rehabilitierte Talsohle mit dichter Vegetation(Fulachi, Niger). Quelle: Lütjen

A

B

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12 TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

DieDegradationderfruchtbarenTalsohlenhängtalsounmittelbarmitdemGradderDe-gradationdesgesamtenWassereinzugsgebie-teszusammen.DeshalbsindindegradiertenTälernjenachAusmaßdesErosionsrisikosbo-den-undwasserkonservierendeMaßnahmenimEinzugsgebietnotwendig,umdieInfiltra-tionbereitsdortzuerhöhenunddenWasser-abflussundSedimenteintraginsTalmindern.OhnesolcheZusatzmaßnahmensindTalschwel-lenindegradiertenWassereinzugsgebietenschnellSchädendurchGrabenerosion,UnterspülungundVersandungausgesetzt.

2.3 Wirkungsweise und technische Eigenschaften von Talschwellen

TalschwellensollendieGrabenerosioninTal-sohlenstoppenundeinAbflussregimeherstel-len,dasdemjenigenintakterTalsohlenent-spricht,dasheißt,sieförderndieÜberflutungderTalsohleunddieAblagerungvonFeinbodenundorganischerSubstanz.ZudiesemZweckmüssensichdieBauwerkeüberdieganzeBreitederTalsohleerstrecken.DasZielkannjenachPräferenzderNutzervorrangigdiei)landwirt-schaftlicheNutzungsein,ii)diesylvo-pastoraleNutzung,oderiii)dieSpeisungundAnhebungdesGrundwassers(Box1).

ÜberdiehöhederSchwellenunddieAbständezwischendenBauwerkenkanndieÜberflu-tungsfläche,dieMengeaufgestautenWassersunddamitSedimentationundInfiltrationbeeinflusstwerden.JedochistimVergleichzuverschiedenenArtenvonDämmennachFertigstellungderSchwellenkeineweitereRegulierungdesWassersmöglich,undeinelängereOberflächenspeicherungvonWasser

Box 1: Talschwellen werden an verschiedene Nutzungsprioritäten angepasst Je nach Klimazone und Betriebssystem nutzen Bau-ern die natürlichen Ressourcen für unterschiedliche

Ziele:

- Im Nordosten von Burkina Faso ist der Reisan-

bau vorrangiges Ziel der Produzenten.Des-

halb bevorzugen sie möglichst hohe Schwel-

len, die das Wasser einige Tage oder Wochen

auf der überfluteten Fläche zurückhalten.

- In Tahoua, Niger, wird in wassereichen Jahren

Sorghum angebaut, andernfalls Hirse. Bleibt

das durch die Schwellen zurückgestaute

Wasser zu lange auf den Flächen, ist der

Anbau von Sorghum nicht mehr möglich.

Da das Design der ersten Talschwellen noch

unzulänglich an die Prioritäten der Nutzer

angepasst war, waren diese anfangs unzu-

frieden. Die Skepsis legte sich jedoch, als die

Nutzer feststellten, dass auf den überfluteten

Flächen nach Rückzug des Wassers eine zu-

sätzliche Kultur ohne Bewässerung angebaut

werden kann. Sie passten ihr Betriebssystem

an die neuen Gegebenheiten an.

- --Im Aïr, Niger, werden bereits in der Regen-

zeit Zwiebeln angebaut, da der Verkaufspreis

dieser frühen Zwiebeln hoch ist. Die Haupt-

produktion erfolgt jedoch mit Bewässerung

während der Trockenzeit. Die Bauern im Aïr

wollten deshalb vor allem ein Ansteigen des

Grundwassers, um möglichst einfach aus

flachen Brunnen bewässern zu können. Die

Talschwellen wurden deshalb so ausgelegt,

dass viel Wasser infiltriert wird, aber dennoch

ein Teil der Talsohle nur geringfügig überflu-

tet wird, um die Produktion der Frühzwiebeln

während der Regenzeit zu ermöglichen.

Quelle:Bender(2010),S.15

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13TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

DieWiderlagerseitlichdesÜberlaufsdienendemSchutzdesÜberlaufsundderFlussuferunterhalbvorUfererosion.SiewerdennurausnahmsweisebeiExtremhochwasserüber-schwemmt.

DieTalschwellelenktdasWassersnachdenSei-tenab,ummöglichstgroßeFlächenober-undunterhalbderTal-schwellezuüberfluten.AufdenüberflutetenFlächenwirdWasserinfiltriertundfruchtbaresSedimentabgelagert.

DadasWassernachdemÜberflutenderFlügelwiederRichtungtiefergelegenemFlussbettzu-rückfließt,kannvorallemimRückflussbereichunterhalbderSchwelleerneutBodenerodiertwerden.Umdieszuverhindern,werdenTal-schwellenvorzugsweiseinSeriengebaut,wo-durchdasFließgefälleverringertwird.Zusätz-lichwerdenVerbaumaßnahmenzwischendenSchwelleneingezogen(Box2).

DiespezifischeAnpassungderBauwerkeandieindividuellenStandortbedingungenundNutzungsanforderungenisthäufignichtineinerBaukampagnemöglich,dadieBauwerkeÄnderungenderTalsohleunddesAbflussver-haltensverursachenundsichgleichzeitigauchdieErfahrungenderNutzerweiterentwickeln.DurchdieseÄnderungenkönnenFolgeanpas-sungen,wiebeispielsweiseErhöhungenoderVerstärkungenderBauwerke,sinnvollwerden,umNutzungundNachhaltigkeitzuoptimieren.DiesführtzueinemmehrjährigenProzess,indemdieBauwerkeunddieNutzungbeobachtetundmöglicheAnpassungenbetrachtetwerden.

fürspätereBewässerungwirdnichtangestrebt.DieerzielbarenErträgeliegendeshalbunterde-nen,diemitkontrollierterBewässerungmög-lichsind.JedochsindTalschwelleneinfacheralsDämmezubewirtschaftenundunterhalten.SiesindauchkostengünstigerinderErstellung.

InDörfern,diewährendderRegenzeitabge-schnittensind,könnenTalschwellenauchalsFurtausgelegtwerden,umdasTalauchwäh-rendderRegenzeitdurchquerenzukönnen(Abbildung3).

TalschwellenbestehenausdemimFlussbettbefindlichenÜberlauf,denseitlichenWiderla-gernunddennachaußenkleinerwerdendenFlügeln(Abbildung4).BeizunehmendemhochwasserwerdendieverschiedenenBauele-mentenacheinanderüberflossen:(i)beigerin-gemWasserabflusswirdallesWasserüberdenÜberlaufgeleitetundverbleibtimFlussbett;(ii)mitzunehmendemAbflusswerdenzunächstdieniederen,äußerenFlügelüberflutetund(iii)beiweitererZunahmeauchdiehöherenFlügel.

Abbildung 3: Eine als Furt ausgelegt Talschwelle zurÜberquerung des Tales. Quelle: Bender (2011), S. 16

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14 TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

NachderAuswahleinesTaleswirddietechni-scheDetailstudieangefertigt,diezurErstel-lungderAusschreibungsunterlagenbenötigtwird.InihrwerdenTypderSchwellenunddieDimensionenderBauwerkefestgelegtsowiedieexaktenStandortedereinzelnenTalschwel-lenimGeländemarkiert.DerQuerschnittdesTalswirdaufhöhejederSchwellevermessen.DieEinzelplänederTalschwellenwerdenge-zeichnet(Anhang3)unddieArbeitenindenAusschreibungsunterlagenbeschrieben.DieErstellungderDetailstudieerfordertvielPra-xiserfarhung,wasbeiderAuswahldesIngeni-eurbürosberücksichtigtwerdenmuss.NeueProjektierungsteamsmüssendahervoneinemerfahrenenIngenieurbetreutundpraktischausgebildetwerden.LokaleFachkräftesollenindieStudienmiteinbezogenwerden.Essollberücksichtigtwerden,dassihreBetreuungmehrereJahreerfordert,dadieStudienvorderRegenzeitangefertigtwerdenundderBaunachderRegenzeiterfolgt.Erstinderdarauf-folgendenRegenzeitunterliegtdasBauwerkdanndemerstenPraxistest.ZusätzlichändernTalschwellendasAbflussverhaltendesWassers,Bodenerosionund-auflandungsowiedieNut-zungimTal,waszumehrjährigerBeobachtungverpflichtetundFolgeanpassungenderBau-werkeerfordernkann.

Technische Aspekte beim Bau von Talschwellen

Talschwellen erfordern detaillierte techni-sche Planung und erfahrene Ingenieurbüros und Baufirmen. Das Gros der Arbeit wird mit lokalen Materialien und durch Dorfhandwer-ker und Helfer ausgeführt.

VordemBauvonTalschwellenisteineReihevorbereitenderSchritte6notwendig.Dietech-nischePlanungbeginntmiteinertechnischenVorstudie,nachdemsichdieBevölkerungeinesTalesaufeingrößeresGebietderTalsohlefürdieRehabilitierungsarbeitengeeinigthat.IndertechnischenVorstudiewerdendieungefährenStandortederTalschwellen,derSchwellentypunddieungefährenDimensionenfestgelegt,wobeidieInteraktionzwischendeneinzelnenSchwellenabgeschätztwerdenmuss.DiesführtschließlichzumGesamtkonzeptdergeplan-tenSerievonTalschwellen.DieÜberschwem-mungsflächealspotentielleProduktionsflächewirdermitteltunddieKostendesGesamtsys-temsmitErfahrungswertenfürKostenprohek-targeschätzt.DieBodenqualitätunddieTiefedesGrundwasserswerdenfestgestelltsowiedieerwarteteBeeinflussungdesGrundwasserspie-gelsdurchdieSchwellenabgeschätzt.SchnellanhebbareGrundwasserspiegelundtonhaltigeBödendeutenaufTälermithohemProdukti-onspotentialvonbiszudreiErntenhin.

6 Anhang1beinhalteteinenschematischenAblaufplanderImplementierungvonTalschwellen,dersichauchalshandreichungfürinteressier teProjekteundPar tnerversteht.

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15TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

Abbildung 4: A) bei mittlerem Wasserabfluss werden der im eigentlichen Flussbett befindliche Überlauf sowie die außen ander Talschwelle befindlichen niederen Flügel überflutet. B) bei hohem Wasserabfluss werden auch die höheren Flügel überschwemmt. Quelle: Bender (2011), S. 13

A

Erosionsgefährdeter Überflutungsbereich

B

Box 2: Talschwellen allein verhindern die Erosion nicht vollständig

Einzelne Talschwellen sind in degradierten Tälern durch Grabenerosion und Sedimentation gefährdet. Deshalb

werden Serien von Talschwellen angelegt (Abbildung 5), bei denen sich jeweils benachbarte Schwellen gegenseitig

schützten, da sie das Gefälle zwischen den Schwellen verringern und somit die Abflussgeschwindigkeit mindern.

Auch in Serien treten noch Erosionsprozesse zwischen einzelnen Schwellen auf. Die Flächen direkt ober- und unter-

halb der Talschwellen sind gut geschützt (grüner Bereich in Abbildung 6). Oberhalb stagniert das zurückgehaltene

Wasser; direkt unterhalb der Schwelle hat das Wasser nur geringe Fließgeschwindigkeit und Erosionskraft. Mit

zunehmendem Abstand von der Schwelle nimmt die Geschwindigkeit wieder zu und das Wasser konzentriert sich

zunehmend, wodurch das Erosionsrisiko mit Entfernung zur Schwelle wieder zunimmt. Auch die Flussufer unterhalb

der Schwelle sind durch das zurückfließende Wasser durch Erosion gefährdet.

Um das Wiedereinsetzen der Erosion zu verhindern, werden kleine Steinwälle zwischen den Schwellen und auch un-

terhalb der letzten Schwelle eingerichtet und tiefe Erosionsgräben zwischen den Schwellen zusätzlich mit Filterdäm-

men verbaut. Auch außerhalb des direkten Talbereichs (nicht Teil der Abbildung) müssen stark erosionsgefährdete

Stellen und Erosionsgräben verbaut werden, um Abfluss und Sandeintrag ins Tal zu reduzieren.

Abbildung 5: Talschwellen in Serie gebaut – Beispiel aus zwei

Trockentälern im Tschad (Ouadi Chock und Ouadi Chaou - gelbe

Linien).

Quelle: PRODABO in BCI, 2011, S. 7

Abbildung 6: Ober- und unterhalb der Schwellen sind Flächen

gut geschützt (1, 2), mit zunehmendem Abstand von der

oberen Schwelle nimmt das Risiko zu (3) und Erosionsgräben

können sich bilden (4). Quelle: Bender, 2005, S. 24

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16 TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

BauunternehmensdurchimTalschwellenbauerfahreneFachkräfteeingewiesenundprak-tischausgebildetwerden.DabeiwerdenauchlokaleMaurerausgebildet,umspätereRepara-turarbeitendurchführenzukönnen.

DieVerwendunglokalerMaterialienundEinbe-ziehungderlokalenBevölkerungsindwichtigePrinzipienbeiderDurchführung,umdenspä-terenUnterhaltzuerleichtern.DaTalschwellendienatürlichenProzesseundNutzungimTalverändern,istesangebracht,dieEinflüssedie-serVeränderungenaufdasBauwerknacheinerodermehrerenRegenzeitenzuüberprüfen.DiesgeschiehtineinerTechnischenEvaluie-rung,beiderSchwachstellenuntersuchtundAnpassungsmaßnahmenfüreineoptimaleNutzungfestgelegtwerden.Sokannesbei-spielsweisebeigeplantenhohenSchwellenausSicherheitsgründennotwendigsein,nichtsofortdieendgültigehöhezubauen,sondernzunächstniedrigereSchwelleneinzuziehen.NachdemBauerfolgtdieAuflandungvonBo-den,wodurchdiehöhenunterschiedegeringerwerdenundweitereErhöhungenermöglichen.

DieAusschreibungderBauarbeitenerfolgtna-tional,umdieExpertiselokalerFirmenaufzu-bauen.AusgeschriebenwirdvonderGemeindealsBauherr.UmeinetransparenteAuswertungderAngebotezugewährleisten,nehmenbei-spielsweiseinNigerjeeinVertreterderKom-mune,derstaatlichenFachbehörden,desbau-überwachendenIngenieurbüros,7desProjektsunddesmitderPlanungbeauftragtenBürosteil.DerVertragmitdemBauunternehmenwirdzwischenBauunternehmenundProjektinVertretungdesBauherrngeschlossen.Wichtigist,dassAusschreibungundVergabebisEndederRegenzeitabgeschlossensind,damitderei-gentlicheBauderTalschwellenfrühinderTro-ckenzeitbeginnenkann,umbiszurnächstenRegenzeitabgeschlossenzuwerden.Anpassun-genkönnendannindenFolgejahrendurchge-führtwerden.

DiebeauftragtenlokalenBaufirmenwerdenvertraglichverpflichtet,dieArbeitenmöglichsthandarbeitsintensivauszuführenundvorran-giglokaleArbeitskräfteeinzustellenundauszu-bilden(hIMO-Ansatz).8DadurcherhaltenlokalehaushalteeinzeitlichbegrenztesZu-satzeinkommenunderwerbenhandwerklicheFähigkeitenfürdenspäterenUnterhaltderBauwerke.DieBauüberwachungerfolgtdurchbeauftragteIngenieurbüros,VertreterderGe-meinde,MitgliederdesinzwischengebildetenManagementkomiteesunddasProjekt.DieAbnahmeerfolgtdurchdenBauherren(Kom-mune),derdabeivomProjekt/Ingenieurbürounterstütztwird.

ZuBeginnderArbeitenhatsichdieEinrichtungeinerSchulbaustellebewährt,inderlokalehelferundFachkräftesowieMitarbeiterdes

Abbildung 7: Schulbaustelle zur Ausbildung lokalerHandwerker. Quelle: Lütjen

7DadieKommunenalsBauherrimNigernichtüberdiefachlichenKompetenzzurBauüber wachungver fügen,wurdedieBauüber wachungstellver tretendaneinIngenieurbürodelegier t(„delegier teBauherrenschaf t“)8 hIMO–hauteIntensitédelaMaind’OEuvre(intensiveNut zungmanuellerArbeit)

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17TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

BeiderRehabilitierungvonTälerngibtesver-schiedeneAnsätzeundTechniken,dienebenei-nanderangewandtwerdenkönnen.Talschwel-lensindeinemögliche,bewährteOption,diedabeiinErwägunggezogenwerdensollten.

Komplementäre Rehabilitierungsmaßnahmen

im Wassereinzugsgebiet

Talschwellen erfordern zu ihrem Schutz den komplementären Verbau kritischer Stellen im Wassereinzugsgebiet.

EinwichtigerGrund,weshalbSanierungsmaß-nahmeninWassereinzugsgebietenTalsohlenunbedingteinschließensollten,istderenhohesProduktionspotentialundderdadurchmög-licheBeitragzurErnährungssicherung.DasProduktionspotentialprohektarderTalsohlenisthöheralsdasderübrigenFlächenimEin-zugsgebiet,daindenTälerndiefruchtbarstenBödenliegenunddiebesteWasserverfügbar-keitherrscht.GleichzeitigistdieTalflächekleinimVergleichzumrestlichenWassereinzugsge-biet,wodurchderUmfangnotwendigerMaß-nahmenbegrenztist.Essprichtdeshalbvielesdafür,diesewichtigenProduktionspotentialederTälerzusichern.DadieTalsohlenaberwe-sentlichvomZustanddesrestlichenWasserein-zugsgebietsbeeinflusstwerden,bleibenaberauchMaßnahmenaußerhalbderTälerweiter-hinwichtig.

EindegradiertesEinzugsgebieterhöhtdasSchadensrisikofürMaßnahmenindenTälern.hoherOberflächenabflussvondenhängenführtzuintensivenhochwassernundVersan-dungindenTälernunddadurchzustärkererBeanspruchungundSchädenandenTalschwel-len.ImGegensatzdazuverstärkendurchbo-den-undwasserkonservierendeMaßnahmen

Wo eignen sich Talschwellen besonders?

Talschwellen sind besonders geeignet zur großflächigen Sanierung stark degradierter, breiter Talsohlen.

ImVergleichzuKleinstaudämmen,Rückhalte-beckenundMikroschwellensindTalschwelleninsbesonderefürflache,breiteTälergeeignet,diewegenderstarkenGrabenerosionnichtmehrvonkleinenundmittlerenhochwassernüberschwemmtwerden.DieÜberschwemmun-genbleibenaus,dasichdereigentlicheFluss-laufeingegrabenundvergrößerthat.JedochkönnenTalschwellenauchinmehroderweni-gerintaktenTalsohlenzurweiterenVerbesse-rungderAnbaumöglichkeitengenutztwerden.

TalschwellenwerdenmitErfolginGegendeneingesetzt,woNiederschlägewährendderVe-getationsperiodeunregelmäßigfallenunddieSchwellenausgleichendaufdieWasserversor-gungderKulturenwirken,beziehungsweiseinZonen,indenendurchdieWasseranreicherungeineoderzweizusätzlicheVegetationsperiodenmöglichwerden.ImAugenblickwerdensieineinembreitenBereichjährlicherNiederschlägevon50bis1.200mm/Jahrverwendet.

DieSchwierigkeitdesEinbausvonTalschwellenhängtvorallemvomAusmaßderDegradationundderGrabenerosionab.GefälledesTales,Ab-flussmengeundBodenbeschaffenheitensindsekundäreFaktoren.SoliegtbeispielsweisedasGefälleindenbishersaniertenTälernzwischen1und8‰.EsbeeinflusstlediglichdieDistanzzwischenzweiSchwellenunddamitdieKostenprohektar.

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18 TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

daslangfristigeEngagementvonBevölkerungundRegierunggemeistertwerdenundbenö-tigtlangfristigwirksameFinanzierungsme-chanismen.Talschwellen“projekte“mitihrerzumeistkurzenLaufzeitkönnenzumeistnurdenVerbauvonPlateausundhängenankriti-schenStellenbeginnenunddieseArbeitenzurEinführungnotwendigerTechnikenundzurAusbildungderBevölkerungnutzen.

InbesonderenFällenbestehtdieMöglichkeit,TalschwellenalszusätzlichesElementinbereitsrehabilitierenWassereinzugsgebieteneinzu-bringen.DieswarteilweiseimNigermöglich,wodieerstenTalschwelleninGebietengebautwurden,indenendasProjet de Développement Rural de Tahoua (PDRT) bereitseinengroßenTeilderWassereinzugsgebieteverbauthatte.Tal-schwellenkönnendemnachsowohlalsElementineinemganzheitlichenAnsatzzumWassereinzugsgebietsmanagementgenutztwerden,alsauch–inKombinationmitdemVerbaubesonderserosionsgefährdeterFlächen–alsspezifischeMaßnahmezurschnellenWiederherstellungderTalsohlen-produktionund-ökologie.

verbauteEinzugsgebietediepositivenEffektederTalschwellenaufdenWasserhaushalt.EinTeildesimEinzugsgebietinfiltriertenWassersfließtalshangwasserunterirdischderTalsoh-lezuundspeistdadurchkontinuierlichdenGrundwasservorratderTalsohle.

UmdieTalsohlenvorübermäßigemAbflussundSedimenteintragzuschützen,solltendeshalbSanierungsmaßnahmenzumindestanbeson-derserosionsgefährdetenStellenimrestlichenWassereinzugsgebietdurchgeführtwerden.DiesesindfürdenSchutzderTalschwellenwichtig.SiedienenjedochauchderVerbesse-rungderlandwirtschaftlichenProduktionvonhaushalten,diekeineFlächenimTalbesitzen.

BeiderPlanungvonRehabilitierungsmaßnah-menineinemWassereinzugsgebietsolltendieverschiedenenGrößenordnungenvonTalflächeundrestlichemEinzugsgebietbeachtetwer-den.DieimVergleichzumGesamtgebietkleineTalsohlekannimAblaufwenigerJahrerehabi-litiertwerden,weshalbdieseArbeitdurch„Ent-wicklungsprojekte“leistbarist.Fürdieflächen-deckendeSanierunggesamterEinzugsgebietewerdenhäufigJahrzehntebenötigt,wasbeiderPlanungvonNeuvorhabenberücksichtigtwerdensollte.DieseAufgabekannnurdurch

Flussschwelle sorgt für Wasser und fruchtbare Böden © GIZ / Klaus Wohlmann

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19TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

DieProduktionderRegensaisondientvor-wiegendderEigenversorgungmitGrund-nahrungsmitteln.IngutenJahrenkönnenÜberschüssevermarktetwerden.DerErtragderNach-undBewässerungskulturdientzumeinenalsErgänzungfürdieeigeneErnährung,hauptsächlichaberfürdieVermarktung.

DieNutzungderüberflutetenFlächewirdandasvorherrschendeBetriebssystemderNutzerangepasst.WährendackerbaulichorientierteDörferdieGesamtflächefürdenAnbauvonFeldkulturennutzen,verwendenDörfer,diemehrheitlichAgropastoralismusbetreibennureinenTeilderFlächefürdenAckerbau,wäh-rendandereTeilefürdieWeidenutzungunddenFutteranbaureserviertwerden.

WährendderRegenzeitwerdendieFlächenvornehmlichvondenFeldeigentümernkulti-viert.LediglichinBurkinaFasowerdenfürdenintensivenReisanbauauchParzellenananderevergeben,dadieArbeitskraftderBetriebenichtfürdieBewirtschaftungderGesamtflächenausreicht.FürdieNach-undBewässerungskul-turenkönnenebenfallsnichtalleFlächendurchdieEigentümerbewirtschaftetwerden,undeswerdenParzellenanandereNutzervergeben.

AllgemeinkannnachderSanierungwegendesgestiegenenProduktionspotentialseineIntensivierungdesAnbausfestgestelltwerden.ZunehmendfindenorganischerundmineralischerDüngerodertierischeAnspannungAn-wendung.ErsteBetriebehabensichMotorpum-penfürdieBewässerungangeschafft.

2.4 Nutzung und Bewirtschaftung rehabilitierter Talsohlen

DiedegradiertenTälerwerdenvorderSanie-rungmeistnurfürdenAnbaueinerRegenkul-tur,vorwiegendbestehendaushirse,SorghumundNiebe(Augenbohne),genutzt.DieserfolgtaufRestflächendesTales,dienochnichtdurchdieDegradierungverlorenwurden.InTälern,indenenderGrundwasserspeiegelnochnichtzustarkgefallenist,kannaufkleinenFlächenentlangdesFlusslaufesnochetwasGemüsebaumitBewässerungausBrunnenimFlussbettmöglichsein.

NachderSanierungkönneninderMehrzahlderTälerbiszudreiKulturenangebautwerden:eineRegenzeitkultur,eineKulturnachderRe-genzeit(Nachkultur)9undeinedritteKultur,diewegendesangestiegenenGrundwasserspiegelsüberflacheBrunnenbewässertwerdenkann(Bewässerungskultur).10NachkulturundBewäs-serungskulturerfolgendabeizumeistnuraufeinemTeilderFläche,währendfürdieRegen-kulturdergrößteTeilderdurchdieTalschwel-lenüberflutetenFlächegenutztwird.

DieRegenzeitkulturbestehtimNigerundimTschadweiterhinaushirse,SorghumundNie-be,währendinBurkinaFasodiesaniertenTälervorwiegendfürReisgenutztwerden.FürdieNachkulturwerdenhäufigMais,Süßkartoffel,Kürbisse,hibiskus-SortenundandereGemü-seartenangebaut.BewässerungskulturensindvorallemTomaten,Zwiebeln,Chili,Aubergi-nen,Kohl,SalatundBohnen.

9 DieNachkultur(culturededécrue)wirdamRandvonFlüssenundSeenbetrieben.Sienut ztdieFlächen,diebeiRückgangdesWassersfreiwerdenundnochüberausreichendBoden -odernahesGrundwasserver fügen,umeineKulturzuermöglichen.10InderBewässerungskultur(culturedecontre -saison)werdenvor wiegendGemüse -undKräuterar tenange -baut, dieaushandgegrabenenoderzementier tenBrunnenvonhandodermitMotorpumpenbewässer twerden.

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20 TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

Box 3: Landnutzungsplanung für Wassereinzugsgebiete (SMEV) in Niger

Ein Schéma de Mise en Valeur des Vallées (SMEV) ist ein Planungsdokument, welches Aspekte der Inwertsetzung

eines Wassereinzugsgebiets in einen Gesamtplan integriert. Dazu gehören Landnutzungsarten, Eigentumsver-

hältnisse, Infrastruktur und Regeln für den Zugang zu Ressourcen. Es enthält einen mittelfristigen Aktionsplan mit

Maßnahmen zur Verbesserung des Gebiets.

Bei der Erarbeitung eines SMEV wird unter Beteiligung aller Akteure die Ausgangssituation analysiert, um dann im

zweiten Schritt eine gemeinsame Vision und die dafür notwendigen Aktionen zu erarbeiten. Bei den Arbeiten sind

Vertreter der jungen Bodenrechtskommissionen dabei, Gemeinderäte, Repräsentanten der betroffenen Dörfer und

aller Nutzergruppen des Tals sowie die staatlichen Fachbehörden.

Die Vorteile eines SMEV sind die ausgeprägte Ownership und hohe Akzeptanz des Plans durch die partizipative Erar-

beitung, die intensive Kapazitätsförderung und Einbeziehung aller Beteiligten. Die Rolle der noch wenig etablierten

Bodenrechtskommissionen wurde gestärkt. Nachteile sind, dass die Erstellung der SMEVs kostenintensiv ist und die

Planungen nicht als offizielle Methode zur Landnutzungsplanung im Niger anerkannt (bisher besteht keine offizielle

Methode zur kommunalen Landnutzungsplanung) und daher ausschließlich projektgesteuert sind.

Hochflächen Ackerbau

Hänge Weide

Talflächen Ackerbau

Dünen Ackerbau

Zeugenberge Weide

Geröllflächen Weide

Abbildung 8: Landnutzungsschema für das Wassereinzugsgebiet von Guidoma in der Gemeinde Affala im Niger

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21TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

Gemeindeentwicklungsplänezu,aberauchaufdieArbeitsplänederFachbehörden.

InsbesondereinNigerwurdenAnstrengungenunternommen,einenmethodischenAnsatzderLandnutzungsplanungfürWassereinzugsge-biete,indenenTalschwellengebautwurden,zuentwickelnunddabeisowohlnaturräumlichealsauchsozialeGegebenheiteneinzubezie-hen.hierführenVertreterderKommune,derZieldörferundallerBeteiligtenimWasserein-zugsgebieteineBestandserhebungdurchundlegenanschließendeinSanierungsschemafest(SchémadeMiseenValeurdesVallées–SMEV).DieSMEVsindeineArtderLandnutzungspla-nungaufEbeneeinesWassereinzugsgebietesundkönnenalsUntereinheitderkommunalenPlanungbeziehungsweisegemeindeübergrei-fendesPlanungsinstrumentverwendetwerden(Box3).DieMethodewurdeprojektbasiertentwickeltundeingesetztundwirdzurzeitmitanderenähnlichenAnsätzenabgestimmt,umdasnationalePlanungsinstrumentariumzuergänzen.

Alsschwierigerweistsich,dassdieEinbezie-hungeinerzunehmendenAnzahlvonAkteurenmitsteigendemKoordinationsaufwandverbun-denistunddamitzusätzlicheKostenundVerzö-gerungenderEntscheidungsabläufeauftreten.

Bodenrechtliche Aspekte

ImEinflussbereichvonTalschwellenkönnensämtlicheEigentumsrechteanBodenvorkom-men:traditionelleBesitzrechte,eingetrageneGrundstückstitel,StaatslandundGemein-schafts-/Gemeindeland.11InderPraxisistder

2.5 Rechtlich-institutionelle Aspekte bei der Erstellung von Talschwellen

Talschwellen müssen dem nationalen rechtlichen Rahmen entsprechen. Die Verteilung von Nutzungsrechten durch dieNutzer hat sich bisher bewährt.

BauundNutzungvonTalschwellenunterliegeninallenLändernunterschiedlichenrechtlichenVorgaben.InallendreiuntersuchtenLändernwerdendurchdieSanierungvonTalsohlendieZieleverschiedenernationalerPolitiken,beispielsweiseArmutsbekämpfung,Umwelt-schutz,DesertifikationsbekämpfungoderKli-mawandel,unterstützt.

NationalesBodenrechtoderGesetze,diedenZugangunddieNutzungnatürlicherRessour-cenregeln,wieUmweltrecht,Forstrecht,Was-serrecht,müssen–wiebeiDämmenundähnli-chenBauwerken–auchbeiderderAnwendungundNutzungvonTalschwellenimBlickfeldbleiben.WeiterenEinflussnehmenRegelun-gen,diediePflichtenundRechteländlicherKörperschaftenfestlegen,beispielsweisevonKommunen,dörflichenVerwaltungsgremien,KooperativenoderbäuerlichenZusammen-schlüssen.

InstitutionenundGremien,inderenVerant-wortungsbereichderBauunddieNutzungvonTalschwellenfallen,solltendeshalbbeiderPlanungundUmsetzungeinbezogenwerden.DabeisolltendieTalschwellenindiejeweiligenEntwicklungsplanungenundAktionsplänein-tegriertwerden.Diestrifftinsbesondereaufdie

11Gemeindeland(Kommunalland)gibteserstseit EinführungderGemeinden,dieindenmeistenL ändernerstseit wenigenJahrenfaktischexistieren.VorherwaresGemeinschaf t sland.

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22 TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

gelegteNutzer.WährendderNach-undBewäs-serungssaisonkönnendieEigentümerwegenlimitierterArbeitskraftnureinenkleinenTeilihrerFlächenselbstbewirtschaften.AndereNutzerausdemDorfoderauchvonaußerhalbkönnensichumParzellenbewerben,wobeidieNutzungfreiseinkannodergegenSachleistun-genoderBargelderfolgt.AlleNutzersanierterTalflächenbezahleneineGebühr,dievomMa-nagementkomiteeverwaltetwirdundfürRepa-raturendient.

DaindenTälerninBurkinaFasowährendderRegenzeitReisangebautwird,derarbeitsin-tensiveralshirseoderSorghumist,könnendieFlächenauchwährendderRegenzeitnichtvoll-ständigvondenEigentümerngenutztwerden,sodassauchandereBauernbereitswährendderRegenzeitzugelassenwerden.Dasichzu-sätzlicheNutzerzuerstfindenmüssen,nimmtdieAnzahlderNutzerwährendderAnfangsjah-rezu.WieAbbildung9zeigt,nahmendieNut-zerandreiStandorteninBurkinaFasowährendderRegenzeitvonwenigerals50Landwirtenaufmehrals100LandwirtezuundwährendderTrockenzeitvonetwa10auf30bis50.

größteTeilderTalflächenintraditionellemBe-sitzverschiedenerFamilien.EinigeFlächenkön-nenGemeinschaftsland(jetztGemeindeland)oderStaatslandsein.DiePrivatflächenwerdenvonGenerationzuGenerationvererbtundkön-nenselbstbewirtschaftet,verpachtetoderver-liehenwerden.LetztereskannkostenlosodergegenEntgeltundErnteanteilegeschehen.

ImTschadweichendieRegelnetwasvondie-semallgemeinenRahmenab.NurdieRegen-feldflächensindinprivatemFamilienbesitzundweitervererbbar.RückgewonneneBewäs-serungs-undGemüsebauflächenfallenandieGemeinschaftzurückundkönnenneuverteiltwerden.

InkeinemderdreiuntersuchtenLändergreifendieProjektedirektindieEigentumsverhält-nissedersaniertenFlächenein.DieVerteilungderNutzungsrechteinnerhalbderDörferbotbisherallenInteressiertendenZugangzudenFlächenzumindestwährendderTrockenzeit.LediglichausTschadwurdeeinFallvonSpan-nungenbekannt,alssichimerstenJahrnachBauderSchwellenzunächstnurinselartigeFlä-chenmitgutenAnbaubedingungenbildeten,derenAufteilungumstrittenwar.

InBurkinaFasowarzuBeginndesProjektesbeabsichtigt,dieBesitzverhältnisseaufdenre-habilitiertenFlächenneufestzulegen.Esstelltesichjedochspäterheraus,dassdiezuständigenKomiteeslediglichdieNutzungderFlächenre-geltenunddieeigentlichenBesitzverhältnisseunverändertblieben.

InNigerundinTschaderfolgtwährendderRegenzeitdieNutzungdergesamtenFlächehauptsächlichdurchdieEigentümerselbstoderinmanchenFällendurchvonihnenfest-

Flussschwelle Kalfou (Region Tahoua / Niger)

© Heinz Bender

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23TAL SChWELLENZURREhABILITIERUNGVONTROCKENTÄLERN

Eigentum und Unterhalt

BishernichteindeutiggeklärtistdieFragedesEigentumsandenanfänglichenBauwerken.WährenddererstenJahrewurdenTalschwellenaufAnfragederDorfgemeinschaftenindenTälernerstellt.BeidiesenSchwellenlagdieBau-herrenschaftbeidenDörfern,diedadurchzumUnterhaltverpfl ichtetwaren,diesenjedochnurfürkleinereReparaturengewährleistenkonn-ten.DieGrundstückseigentümer,aufderenGrunddieBauwerkeerrichtetwurden,musstenihrEinverständnisunddasGeländefürdenBaugeben.Obsiedafürdorfi nternKompensationenerhielten,istnichtbekannt.

ImweiterenVerlauf,tauchtenimRahmenderfortschreitendenDezentralisierungdieKom-munenalsneueAkteureauf.InBurkinaFasobeispielsweisegehörenalleDörferseit2006zueinerKommune.SeitdemhabendieKommu-nendieBauherrenschaftundverpfl ichtensich,größereUnterhaltsarbeitenzugewährleisten.DadieBudgetsderKommunenjedochihrenzahlreichenAufgabenkaumgerechtwerden,istdieBereitstellungvonGeldernfürgrößereReparaturenhäufi gnichtgesichert.

Abbildung 9: A) Entwicklung der Anzahl Nutzer in saniertenTälern in Burkina Faso während der Regenzeit. B) und derTrockenzeit. Quelle: Bender (2010)

0  

50  

100  

150  

200  

250  

300  

2004   2006   2008   2010  

Anzah

l  der  Nutzer  

Jahr  

Koulfo  

Siedougou  

Loagre  

A

0  

10  

20  

30  

40  

50  

60  

2004   2006   2008   2010  

Anzah

l  der  Nutzer  

Jahr  

Koulfo  

Siedougou  

Loagre  

B

Jahr

Jahr

Anza

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Planung und Umsetzung werden unter intensiver Beteiligung von Dorfgemeinschaft und Schwellenkomitee durchgeführt, um Ownership und Kapazitäten zu fördern.

DererfolgreicheEinsatzvonTalschwellenbe-nötigteinerseitseinequalitativhochwertigePlanungundtechnischeUmsetzungderBau-werkeundandererseitsdieaktiveTeilhabederBevölkerungundderzuständigenkommuna-lenundstaatlichenAkteurebeiPlanung,Um-setzung,NutzungundUnterhalt.WährenddertechnischeTeildurchausreichendqualifizierteIngenieurbürosundBaufirmenmitpraktischerErfahrungimTalschwellenbaugewährleistetwerdenkann,istdieOrganisationderNutzerunddieEinbettungindaslokaleinstitutio-nelleUmfeldmitdemZielderÜbergabederBauwerkeundihreslangfristigenBetriebsundUnterhaltsdiekomplexereAufgabe.WiedieseAufgabeimDetailgestaltetwird,hängtvondengesetzlichen,densozio-ökonomischenundkul-turellenBedingungenunddeminstitutionellenUmfeldab.DiefolgendenAusführungenstellen

deshalbdiewichtigstenProzessenurschema-tischdarundmüssenvonFallzuFallangepasstwerden.DieaktivePartizipationderBeteiligtenistjedochinallenPhasenalsdurchgängigesPrinzipanerkannt.

Die Vorbereitungsphase

AusProjektsichtbeginnendieArbeitenmitei-nergrobenInventarisierunggeeigneterTälerundderInformationderstaatlichenDienste,derzuständigenKommunenbeziehungsweisepotentiellerDörferüberMöglichkeitenundBedingungenderZusammenarbeit.Dörfer,dieaneinerSanierungihrerTälerinteressiertsind,stellendurchihrDorfkomiteeeinenschriftli-chenAntragaufTalsanierung.WährenddieserAntragfrüherdirektvomDorfansProjektging,wirderinzwischenzurGenehmigungandieGemeindegeschicktundvondieseroffiziellalsAntragderGemeindebeimProjekteingereicht.DieBerücksichtigungderTalschwellenindenkommunalenEntwicklungsplänen,diefür3bis5Jahregültigsind,wirddabeiunterschiedlich

24 ORGANISATORISChEA SPEK TEVONTAL SChWELLEN

3 Organisatorische Aspekte von Talschwellen

Partizipativer Planungsprozess mit Bevölkerung © GIZ / Klaus Wohlmann

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gehandhabt.InTschadwirdverlangt,dassdasSanierungsvorhabenindenlokalenEntwick-lungsplanderKommuneeingeschriebenist.DieKommuneverpflichtetsichzurÜbernahmevon10%derKostenbismaximal500.000FCFA(760€).InBurkinaFasoverpflichtensichdieDörfer,diedenAntragstellen,zurÜbernahmevon3%derKostenunddieVorhabenwerdennachträglichwährendderjährlichenAktua-lisierungderKommunalpläneindiePlanungeingeschrieben.InNigererfolgtdieAuswahlderzurehabilitierendenTälerinAnlehnunganPrioritätenderkommunalenEntwicklungs-pläne,undeineumfassendereLandnutzungs-planungwirdpartizipativmitallenAkteurenfürdiezusanierendenWassereinzugsgebietedurchgeführt(sieheKapitel2.5).

AlsAntwortaufdenAntragführtdasProjekteineMachbarkeitsstudiedurch,dieInforma-tionenzursozio-ökonomischenSituationundÖkologiederTälererhebt,sowieeinetechni-scheVorstudie(sieheauchKapitel2.3).Indersozio-ökonomischenVorstudiewerdenpartizi-

pativmitGemeindevertreternundDorfbevöl-kerungdieethnische,sozio-professionelleundsozialeZusammensetzungderDörfer,Landbe-sitzverhältnisseundKonflikteanalysiertsowiedieKooperationsbereitschaftderDörferüber-prüft.DietechnischeVorstudieüberprüftdietechnischeMachbarkeit.DieStudienwerdenmeistdurchlokaleDienstleisterdurchgeführt.AufBasisdieserStudienwirdderAntragderGemeindedurchdasGenehmigungskomiteedesProjektesgeprüftundüberdieBewilligungentschieden.

ImFallederBewilligungwirdimDorf(oderdenDörfern)einManagementkomiteegegründet,dessenMitgliederVertreterinnenundVertreterdesDorfesundderGemeindesind.DasMa-nagementkomiteedientalsAnsprechpartnerfürProjekt,staatlicheDiensteundBaufirmen.EsistzuständigfürdieFestlegungvonNut-zungsregelnunddieOrganisationderBevöl-kerungwährendBau,NutzungundUnterhaltderSchwellen.DieKomiteeserhaltendiverseorganisatorisch-administrativeFortbildungenüberRechteundPflichten,PlanungundAdmi-nistrationsowietechnischeTrainingszurNut-zungundInstandhaltungderSchwellen.SiesammelnundverwaltendieParzellengebührenallerNutzerundorganisierenkleinereInstand-haltungsarbeiten.

25ORGANISATORISChEA SPEK TEVONTAL SChWELLEN

Flussschwelle © GIZ / Klaus Wohlmann

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26 ORGANISATORISChEA SPEK TEVONTAL SChWELLEN

VorBeginnirgendwelcherArbeitenwerdendieverschiedenenGruppenderbetroffenenDörfermehrmalsversammelt,umVoraussetzungenfürdenBau,denAblaufderBauarbeitensowiedieRegelnderzukünftigenNutzungunddesUnterhaltszubesprechenundfestzulegen.DieRegelnwerdenineinerNutzungskonventionfestgehalten.DazugehörenaucheinNutzungs-planundeventuelleVorgabenzurVergabederParzellen.DieParzellenverteilungwirdvorran-gigunterdenNutzernausgehandelt,wobeidemProjekteinemoderierendeRollezukom-menkann.

NachdemAblaufderArbeitenundNutzungs-regelnabgestimmtsind,wirddietechnischeDetailstudiedurchgeführt,dieAusschreibungderArbeitenvorgenommenunddieBaufirmenausgewähltundunterVertraggenommen.

Die Bauphase

WährendderBauphasewerdenzunächstSchul-baustelleneingerichtet,umlokaleMaurerundFacharbeiterderFirmendurcherfahrenesFach-personalauszubilden.DiemitderAusführungbeauftragtenlokalenBauunternehmenwerdenvertraglichverpflichtet,weitgehendmitlokalenArbeitskräftenunduntermaximalerNutzungmanuellerArbeitskraftzuarbeiten(hIMO).

Gemeinde,DorfkomiteesundManagementko-miteekontrollierendieArbeitenmitUnterstüt-zungeineslokalenIngenieurbüros,welchesdieformaleBauüberwachungdurchführt.Dorf-undGemeindevertreterorganisierendieAuswahlundEinstellungderBaustellenhelfer.SienehmenanallenTreffenundBaustellen-besprechungenteilundhelfenbeiderLösungvonProblemen.IhreintensiveEinbeziehungsolldieVerantwortlichkeitfürdieTalschwellen

Gärtnerische Kulturpflanzen: Zwiebel © Marc Cleriot

Mann erntet Erdnüsse © GIZ / Klaus Wohlmann

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ORGANISATORISChEA SPEK TEVONTAL SChWELLEN

vonAnfanganaufdielokaleEbeneverlagernunddamitdieNachhaltigkeitstärken.Gemein-devertreterunddasManagementkomiteenehmenalsBauherrletztlichauchoffizielldieArbeitenab.

Die Nutzungs- und Unterhaltsphase

NachFertigstellungderTalschwellenorganisie-rendieManagementkomiteesmitProjektun-terstützungdieNutzungderFlächen.Verschie-deneNutzungszonen(zumBeispielfürAcker,Weide,ForstoderTierkorridorezurTränke)werdengekennzeichnetunddieRegelnnoch-malsbekanntgemacht.

TechnischeFortbildungenimAnbauneuerKulturen,tierischerAnspannung,Dünger-undPestizidanwendungetc.werdendurchgeführt,umeineoptimaleNutzungderInvestitionenzuermöglichen.InNigerwurdenineinemWert-schöpfungskettenansatzzusätzlichVerbindun-genzuLieferantenvonBetriebsmittelnsowieAufkäufernundWeiterverarbeiternlandwirt-schaftlicherProduktehergestellt.

DasManagementkomiteesammeltdieNut-zergebührenein,kontrolliertdieBauwerkeaufeventuelleSchädenundorganisiertdieReparaturkleinererSchäden,hältregelmäßigNutzerversammlungenabundmoderiertMei-nungsverschiedenheiten.BeigrößerenSchädenwirddieGemeindeeingeschaltet.WieauchbeiDämmenundanderenlandwirtschaftli-chenInvestitionenfestgestellt,funktioniertdieMehrzahlderManagementkomiteesgut,solan-gesiedurchdasausführendeProjektbetreutwerden.DieNachhaltigkeitderKomiteesnachProjektendevariiertjedochstarkundeinTeilderKomiteesnimmtdieAufgabennurnochun-zureichendwahr.

27

Mädchen mit Kolbenhirse © GIZ / Klaus Wohlmann

Wasser für Bewässerung © Marc Cleriot

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Talschwellen haben umfangreiche positive ökologische, ökonomische und soziale Wir-kungen. Sie beeinflussen die lokale Wirt-schaft und tragen zur Entstehung lokalerWachstumspole bei.

DiebisherigenErfahrungenausBurkinaFaso,Niger,undTschadzeigen,dassTalschwellenin-nerhalbwenigerJahreerheblicheVerbesserun-geninökologischer,ökonomischerundsozialerhinsichtbewirken(Abbildung10).

WährenddesBausprofitierenzahlreichehaus-haltedurchdenarbeitsintensivenAnsatzvoneinemZusatzeinkommen.DadieArbeitenwährendderTrockenzeitanfallen,stehensienichtinKonkurrenzzulandwirtschaftlichenTätigkeiten.DorfbewohnerwerdenalsMaurerundhelferausgebildetundMitarbeitervonUn-ternehmenindieneueTechnikeingearbeitet,wodurchdiefachlichenFähigkeitengefördertwerden.WenndieSchwellenalsFurtenausge-

28 TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

4 Talschwellen wirken auf Ökologie, Erträge und Lebensbedingungen

Bau von Talschwel-len, Organisation der Bevölkerung, Fortbildung aller Akteure

Mehr pflanzenverfüg-bares Bodenwasser

Mehr und ausdauerndeoffene Wasserflächen

Rückgewinnung vonBöden

Mehr Grundwasser

Mehr Nährstoffe

Wasserverteilung überTalflächen

Reduzierter Bodenabtrag

Wasserabfluss verlangsamt

Ablagern fruchtbarerSedimente

Verlanden von Erosions-gräben

Temporäre Einkommens-verbesserung (HIMO)

Kapazitätsstärkungen

Ganzjähriger Dorfzu-gang

Höhere Wasserinfiltra-tion

Mehr natürliche Vege-tation und Biodiversität

Erleichteter Zugang zuden Trink- und Tränk-wasser

ZusätzlicheBewässerungskultur

Höhere Produktivitätder Regen- und Nach-kultur

Vergrößerung der produktiven Fläche

Geringe Kosten fürBrunnenbau etc.

Diversifizierte Kulturen

LEISTUNGEN

ÖKOLOGISCH ÖKONOMISCH

SOZIALE WIRKUNGEN

LEGENDE

Ökologie

Ökonomie

Soziales

Abbildung 10: Wirkungen von Talschwellen

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LEISTUNGEN

ÖKOLOGISCH ÖKONOMISCH

SOZIALE WIRKUNGEN

legtsind,schließensiewährendderRegenzeitabgeschlosseneDörferganzjährigandieAu-ßenweltan.

DieWirkungderTalschwellensetztdirektwährenddererstenRegenzeitnachFertigstel-lungeinundnimmtwährendderFolgejahrezu.DurchdieWasserverteilungaufüber-undunterhalbderTalschwellenliegendeFlächenentstehenfruchtbareAblagerungen;Erosi-

onsgräbenwerdenaufgefülltundbedeutendeWassermengeninfiltrieren.EinTeildesWasserswirdimBodengespeichert,überschüssigesWasserinfiltrierttieferundträgtzumAnstei-gendesGrundwasserspiegelsbei.DurchdiegroßflächigeÜberflutungunddasAufsedimen-tierenvonErosionsgräbenkönnenlangeausderProduktiongefalleneFlächenzurückge-wonnenwerden,wodurchdienutzbareFlächederBetriebezunimmt.DiejährlichenAblage-

29TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

Entlastung von Frauen

Verbesserte Futterver-fügbarkeit

Höhere, gesicherteProduktion von Grund-nahrungsmitteln

Höhere Produktion vonMarktfrüchten

Erleichteter Zugang zu Talflächen (Gemüse-anbau)

Ernährungssicherungdurch Land-/ Viehwirt-schaft

Nahrungsdiversifizierung

Rückgang der Migration

Bessere Organisation

Entstehen neuer Aktivität

Mehreinkommen

Ganzjährige Arbeit

Geringer Nutzungsdruckauf andere Flächen

Verbesserter Zugangzu Dienstleistungen(Erziehung, Gesundheit,Transport...);

Mehr Güter (Konsum,Investiotion);

Armutsreduktion

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30 TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

Diedeutlichhöhere,zuverlässigeundvielfälti-gereProduktionvonNahrungsmittelnverbes-sertdieErnährungssicherungund-qualität.DieGemüseproduktionfürdenMarktermöglichtMehreinkommen,welcheswiederumZugangzusozialenundökonomischenDienstleistun-genundGüternermöglicht.DurchdiezweibisdreiKulturenproJahrunddieArbeitindenvor-undnachgelagertenBereichenTransport,handelundhandwerkentstehenneueArbeits-plätze.

NichtalledieserWirkungenwurdenbishersystematischmonitoriert.EinigebasierenaufübereinstimmendenBeobachtungenundErzählungenderBevölkerung.ZuwichtigenWirkungenliegenjedochauchquantitativeAnalysenvor,dieimFolgendennäherbeschrie-benwerden.

4.1 Einfluss von Talschwellen auf Grund- und Oberflächenwasser Talschwellen verlängern die Verweildauer von Oberflächenwasser und heben Grundwasser-spiegel progressiv um mehrere Meter an.

DasAnhebendesGrundwasserspiegelsdurchdieTalschwellenwirdinallendreiLändernsys-tematischdurchZeugenbrunnenundBeobach-tungenderBevölkerunguntersucht.InNigerlagvorBeginnderArbeitendiedurchschnittli-cheTiefedesGrundwassersallerrehabilitiertenTalauenimDezemberbei12,5m.Bis2009stiegdasGrundwasserumdurchschnittlich8,5manunddermittlereGrundwasserspiegelbefandsichineinerTiefevon3,5m(Abbildung11)..12

rungenvonFeinbodenundorganischemMate-rialliefernNährstoffe.DasrückgestauteWasserbleibtinnatürlichenSenkenaußerhalbundinnerhalbdesFlussbettsstehenundbildetTüm-pel,diesichüberWochenhaltenundalsTränk-stellenoderfürdenFischfanggenutztwerden.höhereWasservorräteimBodenundzusätz-licheNährstoffeerlaubenhöhereErträgederwährendderRegenzeitangebautenKulturenundderdarauffolgendenNachkultur(s.o.).DielandwirtschaftlichenPotenzialewurdenbereitsausführlichbeschrieben.

WeiterepositiveWirkungensindfolgende:DurchdiebesserenWachstumsbedingungennimmtauchdienatürlicheVegetationumdiesaniertenTalflächenwiederzu,undbereitsver-schwundenePflanzen-undTierartenkehrenzurück.NatürlicherBewuchsaußerhalbdersaniertenFlächenundzwischendenSchwellen–fallsnichtdiegesamtFlächefürdenAnbaugenutztwird–verbessertdieFutterversorgungderWeidetiere,dieauchvondenvermehrtenlandwirtschaftlichenNebenproduktenprofitieren.

DerhöhereGrundwasserspiegelwirdnichtnurfürdieBewässerunggenutzt.ErverbessertmaßgeblichdieVersorgungderhaushalteundTieremitWasser.DerhoheWasserstandindenBrunnenerleichtertdasWasserschöpfenundmachtlangeMärschezuWasserlöchernüber-flüssig,wodurchinsbesonderedieFrauenent-lastetwerden.KostenfürdenBauvonBrunnenwerdengesenkt,dabestehendeBrunnenwie-derWasserführenundneueBrunnenwenigertiefgegrabenwerdenmüssen.

12Lütjen(2011), S. 35

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31TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

DieMessungeninBurkinaFasoergaben,dassdieGrundwasserspiegel,dievordenArbeitengegenEndederTrockenzeitalletieferals8mwaren,kontinuierlichjedesJahranstiegenundinzwischenbei2bis5mliegen.ZusätzlichtrittvermehrtOberfl ächenwasserinWasserlöchernundTümpelnauf.WährendvorherdasOberfl ä-chenwasser1bis2MonatenachderTrockenzeitverschwundenwar,haltendieseWasserstellenihrWasserjetzt2bis4Monate.AuchimTschadkonntendeutlicheSteigerungendesGrundwas-serspiegelsgemessenwerden(Box4).

DiehöheunddieSchnelligkeitdesGrundwas-seranstiegssindvonTalzuTalunterschiedlichundhängenvonzahlreichenEinfl üssenabwiederGrößedesEinzugsgebiets,demSchwellen-design,derPermeabilitätvonBodenundUnter-grundundNiederschlagshöhebzw.-verteilung.InNigervariiertederAnstiegineinzelnenTä-lernzwischen4,5und22m,undeskonntekeineindeutigerZusammenhangzwischenAnstiegundZeitseitRehabilitierungfestgestelltwerden.

Box 4: Einfl uss der Talschwellen auf das Grundwasser im Tschad

Das Projekt PRODABO hat im Tschad seit 2004 meh-

rere Täler mit Talschwellen verbaut.

- Das Dorf Irang im Departement Biltine

musste Trinkwasser aus dem 6 km entfernten

Sélélé heranschaffen. Nach dem Bau zweier

Talschwellen zur Anhebung des Grundwas-

sers, ist Wasser permanent im Dorf verfügbar.

- Im Ouadi Chock wurden 16 Talschwellen

gebaut. Seither ist auch dort der Grundwas-

serspiegel kontinuierlich angestiegen und

befand sich im März 2011 durchschnittlich bei

6 m unter Flur.

- Im Ouadi Chaou verursachten die 16

Schwellen nur ein langsames Ansteigen des

Grundwassers. Dennoch können heute 13 ha

Nachkultur (cultures de décrue) im Umfeld

der Schwellen angebaut werden.

Quelle:BCI(2011),S.10f

Abbildung 11: Anstieg des Grundwasserspiegels in rehabilitierten Tälern in Niger. Quelle: Sulser , S. 9 nach Betifor (2010)

Wirkung auf den Grundwasserspiegel

Tiefe

� Niveau vorher� Niveau 12/2009

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32 TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

FaktorenwiedemallmählichenAnstiegdesGrundwasserspiegelsundderAnreicherungvonSedimentenzutun,andererseitsmitderAnpassungderNutzungssystemedurchdieBauern.InmanchenTälerngehtdieNutzunginzwischenüberdieeigentlicherehabilitierteFlächehinaus,daamRandezusätzlicheFlächenmitMotorpumpenbewässertwerden.Inman-chenTälernistdasZielnichtdiegrößtmöglichelandwirtschaftlicheNutzflächezuerreichen,sonderneinenTeilderrehabilitiertenFlächenfürdielokalenunddurchziehendenherdenzureservieren.FürdieTierhaltersinddieTalzonenhäufigwichtigeRückzugs-undDurchzugszonen.

EinBeispielderEntwicklungdergenutztenFlächeinvierTälerninBurkinagibtAbbildung13.DieanfänglichbewirtschafteteFlächewardurchdiefortgeschritteneErosionaufzwischen5und10hageschrumpft.Sienahmauf20bis85hazu.ImspektakulärstenFall(Siedougou)ent-sprachdiesdemAchtfachen,aberauchinKoul-fouundBarhiagaver-doppeltebisvervierfachtesichdiebewirtschafteteFläche.

4.2 Zunahme von nutzbaren Flächen und Nutzern

Talschwellen vervielfachen die nutzbare und genutzte Fläche sowie die Anzahl der Nutzer. Statt einer Kultur können auf einem Teil der Fläche auch zwei bis drei angebaut werden.

EinederwichtigstenwirtschaftlichenAuswir-kungenvonTalschwellenistdieAusdehnungbzw.RückgewinnungproduktiverFlächendurchdiegroßflächigeVerteilungdesWas-sers.DavonprofitierensowohlFlächenober-halbalsauchunterhalbeinerSchwelleundwerdenwiedernutzbar(Abbildung12).DieüberschwemmteFlächestimmtjedochnichtmitderkultiviertenFlächeüberein.SiegibtlediglichdasungefähreNutzungspotentialwieder.DiemitRegenzeitkulturenbewirtschaf-teteFlächeerreichtinNigerbiszuetwa90%derüberschwemmtenFläche;derAnbauvonNach-undBewässerungskulturfindetunter-schiedlichnachTalauf<10%bisetwa50%derüberschwemmtenFlächestatt.13

DerackerbaulicheNutzungsgradderüber-schwemmtenFlächehängtauchvomBetriebs-systemab.SowurdeninBurkinaFasoaufneunvonfünfzehnuntersuchtenStandortenauchwährendderRegenzeitnuretwa50%derÜber-schwemmungsflächeangebaut,dadieDörferWald-undWeidegebieteinnerhalbderFlächealssolcheerhaltenundnutzen.

JenachErfahrungderNutzerundderVerfüg-barkeitvonArbeitskräftenkanneszwischen2und10Jahredauern,bisdierehabilitiertenFlächenindenTälernoptimalgenutztwerden.DieseZeitspannehateinerseitsmitnatürlichen

13Betifor(2010),S. 38

Abbildung 12: Das Wasser wird über die ganze Schwellen-breite verteilt, wodurch die Infiltration oben und untenzunimmt. Dadurch wird eine Bewirtschaftung (hier Sorghound etwas Reis) über die ganze Breite der Talsohle und oberund unterhalb der Talschwelle möglich. Quelle: Bender (2011)

Talschwelle

Talschwelle

Fleißrichtung

Page 33: Talschwellen zur Inwertsetzung degradierter … · punktteam Governance des Bereichs Afrika süd-lich der Sahara unterstützt. Von der GIZ beteiligten sich die Sektorvorhaben Nachhaltige

33KOLUMNENTITELVER SAL

BurkinaFaso,woauchdieAnzahlderNutzerwährendderRegenzeitdurchdenarbeitsinten-sivenAnbauzugenommenhat,bleibtdieseinNigerziemlichstabil,daderAnbauvonvorwie-gendhirseundSorghumwenigerArbeitskrafterfordert,unddeshalbgrößereFlächendurchdieLandeigentümerbewirtschaftetwerdenkönnen.

InNigerhabenbisEnde2010etwa4.731Betrie-bevondensaniertenTalsohlenprofitiert.ImMittelhattejederdieserBetriebe0,6haTalflä-chevorderSanierung.DiesewurdedurchdieRehabilitierungauf2,2haproBetrieberhöht,was7.000hazusätzlicherTalflächenfürdenRegenfeldbauentspricht.14ImGegensatzzu

Abbildung 13: Zunahme der bewirtschafteten Flächen wäh-rend der Regenzeit in Burkina Faso. Quelle: Bender, 2011, S. 16

Bewirtschaftete Fläche während der Regenzeit

Jahr

Fläc

he

14Lütjen(2011), S. 36f

Junge Männer bei Tomatenernte © GIZ / Wohlmann

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34 TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

4.3 Ertrags- und Produktions- steigerungen

Erträge

Talschwellen steigern und diversifizieren die Produktion durch Ausdehnung der nutzbaren Anbaufläche, Ertragserhöhungen pro Hektar und zwei bis drei Ernten pro Jahr.

TalschwellensteigerndiehektarerträgedurchdieverbesserteWasserversorgungunddiejähr-licheZufuhrvonFeinbodenundorganischerSubstanz.AufdenFeldernausgebrachterorga-nischerodermineralischerDüngerwirddurchdieVerbaumaßnahmenunddieverminderteAbflussgeschwindigkeitzurückgehalten.Er-tragsstarkeKulturen,diewegenungenügenderWasserverfügbarkeitaufgegebenwaren,kön-nenwiederangebautwerden.DurchdenAn-bauvonRegenkultur,NachkulturundBewässe-rungskulturwirdderAnbaudiversifizierter.AndenStandorteninBurkinaFasowurden12neueKulturenwährendderRegenzeitangetroffenu.a.ReisundSüßkartoffelsowie16neueGemü-sekulturen.

GleichzeitigverlängerndieTalschwellendieAnbauzeitvoneinerSaisonwährendderRe-genzeitaufzweibisdreiAnbauzeitenfüreineNachkulturundeineBewässerungskultur,wo-beiNach-undBewässerungskulturnureinenTeildermöglichenFlächenutzen.

ErhebungenderRegenkulturenindendreiLändernzeigendeutlicheMehrerträge:

• In Burkina Faso stiegen die Getreideerträge um das 2,5fache (Tabelle 1).

• In Niger wurden die Erträge von Hirse und Sorghum in den drei Jahren vor dem Bau der

DurchdiebessereWasserverfügbarkeitnimmtnichtnurdiefürdieRegenkulturverfügbareFlächezu,sondernesergibtsichdieMöglich-keitvonbiszuzweizusätzlichenAnbauzyklen.SowarinBurkinaFasoinachtvon15untersuch-tenTälernvorderRehabilitierungkeinAnbauwährendderTrockenzeitmöglichundindenrestlichenTälernnuraufkleinenFlächen.NachBauderTalschwellenwirdin13der15Tälerzu-mindesteineweitereKulturangebaut.15InNi-gerermöglichtendieTalschwelleneineErwei-terungderBewässerungskulturenvonca.710haauf2.320ha.DiebedeutsameAusdehnungderBewässerungsflächenimTschadwirddurchSatellitenaufnahmenimOuadiChockvorundnachderSanierungerkennbar(Abbildung14).

Abbildung 14: Gemüseanbauflächen (in rot) im Ouadi Chock (Tschad) vor dem Bau von Talschwellen (2003) und nach dem Bau (2010). Quelle: BCIE (2011)

15Kambou(2011), S. 15

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35TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

eine Ertragserhöhung durch die Talschwellen erreicht wird, sondern auch eine Ertragssiche-rung in Trockenjahren.

• Das durch die Talschwellen verbesserte Wasserangebot kann jedoch nicht von allen Kulturen verwertet werden. Niebe (Augen-bohne) als anspruchslose Art reagiert mit Mindererträgen auf die erhöhte Feuchtigkeit (Abbildung 15).

Talschwellen und den drei Jahren danach gemessen. Hirse erzielte durch die Schwellen den 1,9fachen Ertrag und Sorghum den 1,3 fachen Ertrag.

• Vergleichbar der Situation in Niger, wurde auch in Tschad im Durchschnitt von Normal-jahren die 1,8fache Getreideernte erzielt. In Trockenjahren war der Effekt noch deutlicher (3,1facher Ertrag/ha). Dies zeigt, dass nicht nur

Land Ertrag

ohne Talschwellen mit TalschwellenBurkina Faso Reis: 800 kg/ha 2.000 kg/ha

Niger*1 Hirse: 333 kg/ha 675 kg/ha

Sorghum: 362 kg/ha 481 kg/ha

Tschad*2 Hirse: 158 kg/ha 653 kg/ha

Tabelle 1: Ertragssteigerungen der Regenzeitkulturen durch Talschwellen 16

*1MittlererErtragvondreiJahreninachtTälernundeinemJahrindreiTälernvorundnachSchwellenbau*2MittlererErtragausdreiTälernineinemTrockenjahr

Abbildung 15: Ertragsentwicklung von Hirse, Sorghum und Niebe nach Talschwellenbau im Karadji-Tal, Niger.

Quelle: Sulser (2010), S. 8

0  

200  

400  

600  

800  

1000  

1200  

ohne  Talschwellen   2005   2006   2007  

Ertrag  (k

g/ha

)  

Jahr  

Hirse   Sorghum   Niebe  

ohne Talschwellen

Ertr

ag (k

g/h

a)

Jahr

Hirse Sorghum Niebe

16NachBCI(2011), S. 19, Kambou(2011), S. 19undBetifor(2010), S. 31f

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36 TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

Die Ertragszuwächse durch die Talschwellen sind auch bei den Gemüsekulturen erkennbar. Unterschiedlich nach Kultur lagen sie in Niger im Allgemeinen zwischen 20 und 30%. Ledig-lich bei Süßkartoffeln konnte nur ein geringer Ertragszuwachs festgestellt werden (Tabelle 2).

Die Vorteile variieren auch stark von Jahr zu Jahr und spezifisch nach Tälern. Während Sor-ghum im Karadji-Tal des Beispiels (Abbildung 15) weitaus besser produzierte im Vergleich zur Hirse, so drehte sich dieses Ergebnis im Mittel von acht Tälern um und Hirse hat deutlichere Ertragszuwächse als Sorghum (Abbildung 16).

Tabelle 2: Ertragszunahme von Trockenzeitkulturen im Niger durch Talschwellen17

Abbildung 16: Erträge von Hirse und Sorghum im Durchschnitt von acht Tälern in Niger. Quelle: Betifor (2010), S. 35

0  

100  

200  

300  

400  

500  

600  

700  

800  

ohne  Talschwellen  

2007   2008   2009  

Ertrag  (k

g/ha

)  

Jahr  

Hirse   Sorghum  

Kultur Ertrag vorTalschwellen (t/ha)*1

Ertrag nach Bau derTalschwellen (t/ha)*2

% Steigerung

Zwiebeln 20,5 26,8 1,30

Kürbis 16,1 21,1 1,31

Tomaten 2,5 3,0 1,20

Süßkartoffeln 7,9 8,3 1,06

Dolique 1,8 2,3 1.24

*1MittelwertausdendreiJahrenvorBauderSchwellen*2MittelwertderErträgederJahre2007bis2009

ohne Talschwellen

Ertr

ag (k

g/h

a)

Jahr

Hirse Sorghum

17Betifor(2010)

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37TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

Produktion

DieProduktionaufdensaniertenTalflächennimmtdurchErtragssteigerungenundFlä-chenzuwachsstarkzu.DatenausdemNiger,diehirsealshauptgetreideartzugrundelegen,zeigeneinenProduktionszuwachsumdenFak-tor5,8(Tabelle3).DabeiträgtdieFlächenaus-dehnungmiteinemZuwachsumdas2,9fachestärkerzurProduktionssteigerungbei,alsderErtragszuwachs(2,0fach).

DieseSteigerungderRegenzeitproduktionwirdergänztdurchdiezusätzlicheProduktionwährendderTrockenzeit.InNigerwurdevorderSanierunginsiebenvonneununtersuchtenTälerneinezweiteKulturaufkleinenFlächenangebaut.NachderSanierunghabenalleneunTälereinezweiteundzumeistauchdritteKul-tur.DiewährendderTrockenzeitgenutzteFlä-chehatsichinsgesamtvondurchschnittlich

Element Situation von

Talschwellen

Situation nachher

Differenz Zuwachsfaktor

AngebauteFläche (ha)

2.847 ha 8.132 ha 5.285 ha 2,9

Ertrag (kg/ha) 333 kg/ha 675 kg/ha 342 kg/ha 2,0

Produktion (t) 948 t 5.489 t 4.143 t 5,8

Tabelle 3: Änderung von Anbaufläche, Ertrag und Produktion in 11 sanierten Tälern im Niger Quelle: Betifor (2010), S. 17, 29

Bewässerter Gemüseanbau mit Motorpumpe © GIZ / Marc Cleriot

18Betifor(2010), S. 40

0,15haauf0,49haproNutzererhöht.18UnterAnnahmeeiner20%ErtragssteigerungenderGemüsekulturen(Faktor1,2)undeinerAusdeh-nungderFlächeumdenFaktor3,3wirdbeigleichbleibenderNutzerzahldieGemüsepro-duktionumannähernddas4fachegesteigert.

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38 TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

denDörfernbleiben.TiereausbenachbartenDörfernwerdenzusätzlichzumTränkenindiesaniertenTälergebracht.

4.5 Talschwellen zur Anpassung an den Klimawandel

Westafrika,darunterBurkinaFaso,NigerundTschadwerdennachdenaktuellenVorhersa-genzumKlimawandeleineum2,5bis3,5°ChöhereTemperaturbisEndedesJahrhundertshaben.DieabsolutenNiederschlägenehmenjenachRegionleichtzuoderab,aberinallenLän-dernwirddieVariabilitätderNiederschlägein-nerhalbundzwischendenJahrenzunehmen.20DurchdiehöherenTemperaturensteigtauchdieEvaporationvonWasseran.Zudemneh-menStarkniederschlagsereignisseunddamitderOberflächenabflussvonWasserweiterzu,währenddieDauerundDurchgängigkeitderRegenzeitenabnehmen.

DieBedeutungvonWassermanagementinTrockengebietenwirddeshalbgrößerwerden.TalschwellenpuffernwirksamSpitzenabflüsseausdenWassereinzugsgebietenab,verringernErosionundverbesserndieVerfügbarkeitvonWasserfürMensch,Tiere,LandwirtschaftundNatur.DieökologischeVerbesserungderTalau-enschütztgegenÄnderungenderUmweltbe-dingungenundstabilisiertdieErnährungunddieLebensbedingungenderlokalenBevölke-rung.TalschwellensinddeshalbwirksamfürdieAnpassungandenKlimawandel.

4.4 Auswirkungen auf die Viehhaltung

TalschwellenwerdenvorwiegendinTrockenzo-nenangelegt,indenendieBevölkerungnichtnurvomAckerbaulebt,sondernauchwesent-lichvonderTierhaltungabhängigist.DieMehr-zahlderBevölkerungbestehtausAgro-Pastora-listen,fürdiedieTälerwährendderTrockenzeitDurchgangs-undRückzugszonenbildenaufderSuchenachErnteresten,WeideundWasser.

AusallendreiLändernwirdderpositiveEinflussderSchwellenaufdieTierhaltungbestätigt,wennbisherauchkeinesystematischenMoni-toringdatenerhobenwerden.DieFutterver-fügbarkeitderTiereverbessertsich.DiehöhereGetreide-undGemüseproduktionproduziertauchmehrErnterückstände.ZusätzlicherholtsichauchdienatürlicheVegetationimTalbe-reichundproduziertmehrFutterinderGras-undKrautschicht,aberauchalsStrauch-undBaumweide.InBurkinaFasowerdenaneinigenStandortendurchdieTalschwellenüberfluteteFlächennichtgänzlichackerbaulichgenutzt,sonderneinTeilderFlächenfürdieFutternut-zungreserviert.19

DerzweiteVorteilderTalschwellenistdiever-besserteWasserverfügbarkeit.InPfützenundTümpelnnachderÜberschwemmungzurück-gehaltenesWasseristnochWochennachderRegenzeitfürdieTiereverfügbar.

NutzerinBurkinaFasoberichten,dassheuteeinigederTierherdenindensaniertenTälernnichtmehraufTranshumanzgeschicktwer-den,sondernauchwährendderTrockenzeitin

19Kambou(2011), p. 1220GIEC(2007)

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39WATER-SPRE ADINGWEIR SAFFEC TECOLOGy,yIELDSANDLIVINGCONDITIONS

zuderEinkommenssteigerungdeseinzelnenistauchzuerwähnen,dassdieGesamtzahlderNutzerstarkzugenommenhat.DasbedeutetmehrEinkommenproFamilieundauchvielmehrFamiliendiesichanderGesamtprodukti-onbeteiligen.

DadieProduktionderRegenkulturenvorran-gigfürdenEigenkonsumgenutztwird,wurdeninNigerErlösschätzungenvorgenommen,dienuraufderProduktionderTrockenzeitbasie-ren.DazuwurdeninneunTälerndieFlächenundErträgeproKulturgemessenundmitdemniedrigenVerkaufspreiszumAugenblickderErntebewertet.Eswurdeangenommen,dasseinTeilderErntefürdenEigenverbrauchund

4.6 Einkommen und Wirtschaftlichkeit

Einkommen

DieAusdehnungderFlächendurchdieTal-schwellen,dieSteigerungderErträgeundsomitdiezusätzlicheProduktionverbesserndieErnährungssicherungunderhöhendieBar-einkommenderNutzer.WährenddieRegen-zeitkulturenvorwiegendderSubsistenzdienen,werdendieGemüsekulturenausNachbau-undBewässerungskulturvorwiegendzurVermark-tungangebaut.ErsteUntersuchungsergebnissedeutenaufdeutlicheEinkommenszunahmenhin.EineinTschaddurchgeführteStudieer-gab,dassTalschwellennutzerimVergleichzuBauernaußerhalbdesEinflussbereichsderTal-schwellenum112%höhereEinkommenhatten,dieausdemVerkaufvonGemüse,aberauchvonÜberschussgetreidestammten.21Zusätzlich

Hirseernte © GIZ / Klaus Wohlmann

21BCI(2011), S. 14

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40 TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

MilliardeFCFA(1,53M€)oder231€proNutzer-familie.25

AlsWirkungshypotheseohneNachweisgeltenbislangnochmittel-bislangfristigeMehrein-nahmenausdenTälernfürdieKommunendurchhöhereErfolgsratenbeimEinzugvonKopfsteuernundMehreinnahmenausMarkt-undTransportsteuern.

DieerzieltenEinkommenfindenfürInvestiti-oneninBetriebsmittel(Motorpumpen,Werk-zeuge,Dünger),neueAktivitäten(handel,Transformation),inKonsumgüter(Fahrräder,Motorräder)undsozialeDienstleistungen(Ge-sundheit,Erziehung)Verwendung.

GeschenkeVerwendungfindetundnurderRestverkauftwird.22UnterdiesenVorausset-zungenwurdeimMitteleinBruttoerlösvonrund760€proNutzererzielt,abermitgroßenVariationenzwischen200–1.900€(Tabelle4).23Dabeiistjedochzuberücksichtigen,dassessichumBruttoerlösehandelt,vondenendieAus-gabenfürdenAnbaunochabgezogenwerdenmüssen.24

NebendemdauerhaftenZusatzeinkommendurchdieNutzungderTalschwellenwerdenkurzfristigEinnahmenfürdielokalenArbeiterwährenddesBausderTalschwellenerzeugt.ImNigerbetrugendieseTransfersbisheretwa1

Talname Anzahl derNutzer

MittlereAnbaufläche/

Nutzer (ha)

Bruttoerlös/Nutzer

(CFA francs)

Bruttoerlös/Nutzer (€)

Karadji sud 160 0.26 1.263.177 1,929

Latchiwa 53 0.27 352.523 538

Founkoye/SG 207 0.57 350.384 535

Inadougoum 45 0.61 130.755 200

Izarwane 62 0.28 512.490 782

Ourhamiza 133 1.19 881.950 1.346

Mogheur 306 0.71 649.064 991

Barmou/Tk 211 0.11 201.372 307

Guidoma 103 0.18 146.400 224

Total 1.280 Mittelwert 498.679 761

Tabelle 4: Schätzung der Einkommen aus Gemüsekulturen in Niger

22EigenverbrauchundGeschenkewurdenmit10%derZwiebeln,40%derSüßkar toffeln,Kar toffeln,KohlundManiokund30%alleranderenKulturenangeset zt(Betifor, 2010,S. 55)23NachAngabenvonBetifor(2010), S. 52ff24FürGemüsekultureninBurkinaFasoliegtderGewinnzwischen50und80%desBrut toerlöses, woraus zumindestdieGrößenordnungderEinnahmenabgeschät ztwerdenkann(Kaboré,2007,S. 14)25Lütjen(2011), S. 33

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41TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

4.7 Soziale Wirkungen

Talschwellen schaffen zusätzliche Beschäf-tigungs- und Einkommensmöglichkeiten,verringern die Abwanderung und inten-sivieren den Austausch zwischen Dörfern.

AußerökologischenundökonomischenWir-kungenhabenTalschwellenweiterewichtigeEinflüsseaufdiebetroffenenDörfer.Zusätzli-cheBeschäftigung-undEinkommensmöglich-keitenwährendderTrockenzeitstabilisierendielokaleBevölkerung.SowirdausdemTschadberichtet,dassdietemporäreAbwanderungnachSudanundLibyenabgenommenhatundineinigenDörfernbereitslängerAbgewander-tewiederinihreDörferzurückkamen,dasievondenÄnderungenerfahrenhaben.28

DieMigrationsminderungdurchdiezusätz-lichenAktivitätenwirdauchinBurkinaFasobeobachtet.Dortgehören60%derNutzerderrehabilitiertenFelderzurjüngerenGenerationder20–30jährigen,diesonstbeifehlenderArbeitwährendderTrockenzeitabwandern.

ImUmfeldderSchwellenhabensichweiterekleineArbeitsmöglichkeitenentwickelt,wiederhandelmitlandwirtschaftlichenGütern,Fischfang,TränkenderTiereoderdieherstel-lungvonErdziegeln.InsgesamtentwickelnsichdiesaniertenTälerzuPolenerhöhterlokalerWirtschaftsaktivitätmitAuswirkungenaufTransport,handelundWeiterverarbeitung(Box5).

Wirtschaftlichkeit

BelastbareBerechnungenzurWirtschaftlich-keitvonTalschwellensindimAugenblicknochnichtverfügbar:EineStudiedazuwirdzurzeitfürdieTalschwelleninNigervorbereitet.DieKostenfürTalschwellenvariierenstarkjenachnaturräumlicherVoraussetzung,Ausfüh-rungundKostenniveaufürFirmen.InBurkinaFasoundNigerentstehenKostenproSchwellezwischen600und1.500€/hajenachAuslegung(z.B.mitoderohneFurt)undGeländebeschaf-fenheit.26EinzelneTalschwellenkosteteninBurkinaFasoimMitteletwa12MillionenFCFAproSchwelle(~18.000€)undimTschadzwischen30und36MillionenFCFA(46.000€bzw.55.000€).DiemittlerenjährlichenUn-terhaltskostenwerdenauf0,5%derBaukostengeschätzt.

InBurkinaFasowurdenneunSchwelleninGagnazuKostenvon253MillionenFCFA(0,39M€)erstellt.27DerWertderGesamtprodukti-onimJahr2010ausRegenkultur,Nachkultur,BewässerungskulturundFischfangwirdauf245MillionenFCFA(0,37M€)geschätzt.Wenndavonausgegangenwird,dassSummevonProduktionskosten,BelohnungderArbeitundNettoeinkommenohneSchwellenzwischenderhälftebiseinemDrittelderGesamtproduktionbeträgt,wirdklar,dassdieInvestitionensichimLaufwenigerJahreamortisierenwerden.

26Bender(2011), S. 20ff27DieneunSchwellenkosteten316MillionenFCFA .Jedochenthieltensie1.000mTalfur ten,fürdie20%der Kostenanfielen.Die20%wurdenabgezogen,dasienichtzurlandwir t schaf tlichenWir t schaf tlichkeitbeitragen.28BCI(2011), S. 13

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42 TAL SChWELLENWIRKENAUFÖKOLOGIE,ERTRÄGEUNDLEBENSBEDINGUNGEN

fliktedadurchwurdenbishernichtbekannt.ImGegenteilwurdeeineAbnahmederWas-serkonfliktezwischenBauernundTierhalternbeobachtet,daeinerseitsausreichendWasserverfügbarist,undandererseitsklareRegelnzurNutzungeingeführtwurden.DieArbeitderFrauenindenDörfernwirddurchdieVerfüg-barkeitvonunddenleichterenZugangzuWas-serdurchdiegeringeTiefedesWasserspiegelserleichtert.WasserkanninderNähegeholtwerdenundmussnichtmehrausgroßerTiefe

DadieeröffnetenAnbaupotentialewährendderRegenzeit,aberinsbesonderewährendderTrockenzeit,vondenansässigenDörfernnichtausgeschöpftwerden,kommenzunehmendweitereNutzerausNachbardörfernaufdieFlä-chen.SohatsichinBurkinaFasodieAnzahlderDörfer,dieanderNutzungderrehabilitiertenTälerbeteiligtsind,von27auf67Dörfermehralsverdoppelt.DieTalschwellengebietewer-dendadurchzueinemElementdesAustauschsunddersozialenIntegrationderDörfer.Kon-

Box 5: Wirkungen der Talschwellen auf arme Haushalte

Kulfo, ein Dorf im Osten von Burkina Faso besaß kaum wirtschaftliche Aktivitäten. Die Bevölkerung lebte von der

Subsistenz und war stark verarmt. Auf dem lokalen Markt gab es nur wenige Produkte zu kaufen.

Mit dem Bau von 2 Talschwellen und der Reparatur eines seit 20 Jahren beschädigten Dammes durch den Fonds

d’Investissement pour les Collectivités Décentralisées (FICOD) im Jahr 2004 steigerten sich deutlich Produktion und

Einkommen der Talnutzer. Nach nur wenigen Jahren besitzen viele Haushalte landwirtschaftliches Gerät, Motorräder

und andere Güter. Die Verkaufsstände auf dem Markt sind inzwischen gut gefüllt und massiv gebaut. Aus einigen sind

permanente Geschäfte geworden.

Einer der Bauern im Tal - Herr Ouedraogo –

ist inzwischen einer der größten Reis- und

Gemüseproduzenten im Dorf und unterhält

seinen eigenen Laden.

Abbildung 17: Rückkehr vom Markt mit Einkäufenfür den eigenen Laden. Quelle: Heinz Bender

Page 43: Talschwellen zur Inwertsetzung degradierter … · punktteam Governance des Bereichs Afrika süd-lich der Sahara unterstützt. Von der GIZ beteiligten sich die Sektorvorhaben Nachhaltige

43WATER-SPRE ADINGWEIR SAFFEC TECOLOGy,yIELDSANDLIVINGCONDITIONS

verschiedenentechnischenBereichengestärkt.BesonderserfolgreichwurdenbeispielsweisezahlreichelokaleMaurerinderRegionTahouainNigerausgebildet.EsgibtinNigeraucheinPlanungsbüro,dasdenAnsatzgutbeherrscht.DurchihreguteQualifikationarbeitensowohlPlanungsbürosalsauchlokaleMaurerausderRegionTahouainzwischenbeimTalschwellen-bauinBurkinaFasoundTschadalsFacharbeiterundBaustellenleiter.

gezogenwerden.DieFrauenbestätigenaucheinebessere,vielfältigereErnährungderKinderdurchdenGemüseanbauunddieEinführungneuerKulturen.

DurchdiezahlreichenAusbildungenvor,währendundnachdemBauderTalschwellenwerdendieFähigkeitenderDorfbevölkerung,derbeteiligtenDienstleister,Kommunalver-treterundstaatlichentechnischenDiensteinOrganisation,PlanungundUmsetzungund

Junge Frauen auf Flussschwelle © GIZ / Klaus Wohlmann

Page 44: Talschwellen zur Inwertsetzung degradierter … · punktteam Governance des Bereichs Afrika süd-lich der Sahara unterstützt. Von der GIZ beteiligten sich die Sektorvorhaben Nachhaltige

44 NAChhALTIGKEITVONTAL SChWELLEN

Während technische und ökonomische Nachhaltigkeit hoch sind und weiter ver- bessert werden, benötigt die institutionelleNachhaltigkeit weitere Stärkung.

Wiebereitserwähnt,werdenzurSicherstellungderNachhaltigkeitvonBeginnanalleBeteilig-tenindiePlanungundUmsetzungeinbezogen,lokalehelferundhandwerkerwerdenwäh-renddesBausausgebildetundeinManage-mentkomiteefürdieUnterstützungdesBaus,dieOrganisationderNutzungunddenUnter-haltgegründetundausgebildet.

BisherbestehenErfahrungenmitTalschwellenmiteinemAltervonbiszu15Jahren,dieimOstenTschadsdurchdieSchweitzerKooperati-onerstelltwurden.DerenMauerwerkbefindet

sichnochinrelativgutemZustand,wobeije-dochdieehemalsausDrahtkörbengefertigtenTosbeckendurchMauerwerkersetztwerdenmussten.AndereSchädensindvorallemaufmangelndenUnterhaltzurückzuführen.

EineUntersuchungvon34durchPRODABOimTschadgebautenTalschwellenimJahr2010ergab,dassetwa40%dergebautenSchwellenSchädenaufwiesen.29EineSchwellewarge-brochen;beidenanderenwarenesgeringereSchäden.Von66durchdasENÜhProjektgebautenSchwellenwiesenzweiSchwellenDurchbrücheauf.

EinigederSchädenentstandenwährenddererstenRegenzeitennachdemBauderSchwellenundsindTeildesanfänglichenAn-

Wind trennt die Spreu von der Hirse © GIZ / Klaus Wohlmann

5 Nachhaltigkeit von Talschwellen

29BCI(2011), S. 8

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45NAChhALTIGKEITVONTAL SChWELLEN

passungsprozessesderBauwerke.AusMangelanlangfristigenErfahrungswertenwirdvorerstangenommen,dassalle20JahreeinDrittelderSchwellengrunderneuertwerdenmuss,waszuetwa10%deranfänglichenBaukostenmöglichist.

DieTalschwellenbefindensichinzwischeninderdrittenEntwicklungsgenerationundwur-denvonGenerationzuGenerationverbessert.hierbeiwurdezwischenBaumaterialien,Bau-technikenundihrerAnsiedlungimTerrainvari-iert.EineUntersuchungderSchwellenderletz-tenGenerationzeigteeinenurnochgeringeSchadensanfälligkeit.WeitereVerbesserungensindfürdievierteGenerationinPlanung.30

WährenddietechnischeNachhaltigkeitzu-nehmendverbessertwerdenkonnte,bleibtderUnterhaltdurchdieManagementkomiteesinallendreiLändernnocheineSchwachstelle.DieausdenNutzergebührenfürdieParzellenge-plantenMittelsindhäufigunvollständigeinge-sammeltundzugering,umKostenzuzahlen.ManchederManagementkomiteesverlierenanDynamikundvernachlässigenihreAufgaben.ObdiejungenKommunenmitihrengeringenBudgetszurFinanzierunggrößererInstandhal-tungsarbeiteninderLageseinwerden,bleibtabzuwarten,istjedochnochnichtsicher.

Hirseernte © GIZ / Klaus Wohlmann

30Bender(2011), S. 17

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46 ERFOLGSFAK TORENUNDhERAUSFORDERUNGEN

Langfristiges Engagement, Fachwissen und aktive Partizipation werden für Entwicklung benötigt.

WichtigfürdiebisherigeEntwicklungvonTalschwellenwardiekontinuierlicheFinanzie-rungundWeiterentwicklungdesanfänglichenKonzeptesdurcheinlängerfristiglaufendesProjekt,indemdietechnischenMaßnahmendurchdieFinanzielleZusammenarbeitunddie„Software“(Beratungs-undOrganisations-komponenten)durchdieTechnischeZusam-menarbeitweiterentwickeltwurden.DadurchkonntenanfänglicheSchwächendesAnsatzesnachundnachbeseitigtwerden.EbenfallswichtigwarendieprofessionellenFähigkeitenallerAkteureunddiepersonelleKontinuitätderbeteiligteninternationalenundnationalenIngenieursfirmensowiederenBereitschaft,er-arbeitetesWissenzurVerfügungzustellen.

DiepartizipativeVorgehensweiseuntergrößt-möglicherBeteiligungallerAkteurevergrößertdieOwnershipundlegtdieGrundlagenfürdieerfolgreichespätereNutzungund–mitEingrenzungen–Instandhaltung.Dazuge-hörtauchdieAusbildunglokalerhandwerkerunddieFortbildungdesPersonalsvonIngeni-eurs-undBaufirmen,biseinPoolerfahrenerFachkräfteimLandzurVerfügungsteht.Er-leichterndwirktedabeiinNiger,dassdieMaß-nahmeninGegendendurchgeführtwurden,indenendieBevölkerungteilweisebereitsdurcheinVorgängerprojekt(PDRT)inLandnutzungs-planungundSelbsthilfemaßnahmenorgani-siertundausgebildetwar.

Schwachstellen,andenenweitergearbeitetwerdenmuss,sinddienachwievorzugeringeKapazitätzahlreicherManagementkomiteesund–inZukunft–derKommunen,denUnter-

haltderSchwellensicherzustellen.DieMehr-zahlderKommunenverfügtnichtüberdienot-wendigenMittelunddasfachlicheWissen,umdieAktivitätenindenTälernzubetreuenundzufördern.

AneinigenStandortenhattedieumfangreicheGemüseproduktioneinenRückgangderloka-lenMarktpreisezurFolge,wasaufnotwendigeVerbesserungenimAbsatz,beiLagerungundWeiterverarbeitunghindeutet.

TrotzdeshohenPotentialsfürdieAnwendungvonTalschwellenunddervielversprechendenErgebnissebleibtdieDurchführungmittelfris-tigvonexternenFinanzierungenabhängig,dadiekommunalenBudgetsabsehbarInvestitio-nendieserhöhenichtfinanzierenkönnenunddeshalbandereFinanzquelleneröffnetwerdenmüssen.

WissenundErfahrungfürdenBauvonTal-schwellensindimAugenblicknochaufwenigeLänder,IngenieurbürosundBaufirmenkon-zentriert,diedirektanderWeiterentwicklungderTechnikbeteiligtwaren.EineVerbreitungderTechnologieinandereLänderwirddadurchnochbegrenzt.JedochsindsowohldieBeteilig-tenausdemPrivatsektoralsauchdieDeutscheEntwicklungszusammenarbeitdaraninteres-siert,diesesKnow-howzudokumentierenundeinemgroßenKreisinteressierterFachleutezugänglichzumachen.hierzusollauchdasvorliegendeDokumentalseinersterSchrittdienen.

6 Erfolgsfaktoren und Herausforderungen

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47ERFOLGSFAK TORENUNDhERAUSFORDERUNGEN

Erdnussernte © GIZ / Klaus Wohlmann

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48 ANhANG

Anhang 1: Einrichten von Talschwellen – wichtige Schritte

DasfolgendeSchemagibteinekurzeÜbersichtderwichtigstenSchrittebeiderEinführungvonTalschwellen.

7 Anhang

Etappe Verantwortlichkeit Anmerkungen

Vorauswahl geeigneter Täler Projekt Das Projekt führt eine Inventarisierung potentieller Täler durch und informiert Kommunen und Dörfer geeigneter Täler über Kooperationsmöglichkeiten und Bedingungen.

Antragstellung an Projekt Kommune (mit Vertretern betroffener Dörfer)

Kommune stellt Antrag auf Talsanierung bei Projekt.

Machbarkeitsstudie (Sozio-ökonomisch / technisch)

Projekt, Ingenieurbüro. Prüfung, ob Sanierung technisch durchführbar ist.Prüfung, ob Kommune und Bevölkerung motiviert sind, keine latenten Konflikte in den Dörfern herrschen und alle mit Vorbedingungen einverstanden sind. Ist Vorhaben Teil der kommunalen Entwicklungsplanung?

Bewilligung oder Ablehnung des Antrags Genehmigungskomitee Prüft Anträge und fällt Entscheidung über die Finanzierung.

Gründung Managementkomitee Kommune, Dorfvertretung Gründung des Managementkomitees aus Vertretern der Kommune und der betroffenen Dörfer. Erarbeitung einer Satzung und Ausbildung der Mitglieder.

Festlegen der Nutzungsregeln (Flächennutzungsplanung)

Managementkomitee, Kommune und Projekt

Die Nutzungsregeln auf den sanierten Flächen werden ausgehandelt und festgelegt. In manchen Ländern erfolgt eine umfangreichere Nutzungsplanung mit Sanierungsplan, die an die kommunale Nutzungsplanung anknüpfen soll.

Technische Detailstudie und Erstellung Ausschreibungsunterlagen

Projekt, Ingenieurbüro Ein Ingenieurbüro wird mit der Ausführung der technischen Detailstudie beauftragt. Diese dient zur Erstellung der Ausschreibungsunterlagen.

Ausschreibung Kommune, Projekt Die Ausschreibung erfolgt national unter Berücksichtigung nationaler Vorgaben.

Auswahl und Auftragsvergabe Auswahlkomitee mit Vertretern Kommune, technischen Behörden und Projekt

Angebotseröffnung und Auswahl entsprechend nationaler Vorgaben.

Einrichtung einer Schulungsbaustelle Projekt, Baufirma, Dorfhandwerker Insbesondere bei Beginn der Arbeiten mit neuen, unerfahrenen Firmen und lokalen Handwerkern.

Bauabnahme Ingenieurbüro, Kommune, Managementkomitee und Projekt.

Die Bauüberwachung wird federführend durch ein kompetentes Ingenieurbüro durchgeführt. Vertreter von Kommune, Managementkomitee werden eng involviert, um Ownership und Know-how zu schaffen.

Bauabnahme Idem. Die Abnahme erfolgt durch die Kommune als Bauherrin unter Beteiligung von Managementkomitee und Ingenieurbüro und Projekt.

Begleitende Beratung Projekt, technische Dienste, Dienstleister

Um die Nutzung zu optimieren, erfolgt eine begleitende Beratung der Nutzer, die landwirtschaftliche Techniken, Konservierung und Vermarktung (Wertschöpfungskette) beinhalten kann. Das Management-komitee wird organisatorisch begleitet.

Monitoring und Evaluierung Kommune, Projekt, Management-komitee

Alle Beteiligten führen ihr Monitoring durch. Das heißt, das Managementkomitee untersucht die Ein-haltung der Nutzungsregeln und Funktionstüchtigkeit der Bauwerke und sammelt die Gebühren ein. Die Kommune monitoriert die ordnungsgemäße Nutzung. Das Projekt kontrolliert die Bauwerke und Funktion aller Gremien und führt korrigierende Maßnahmen durch.

Page 49: Talschwellen zur Inwertsetzung degradierter … · punktteam Governance des Bereichs Afrika süd-lich der Sahara unterstützt. Von der GIZ beteiligten sich die Sektorvorhaben Nachhaltige

49

Etappe Verantwortlichkeit Anmerkungen

Vorauswahl geeigneter Täler Projekt Das Projekt führt eine Inventarisierung potentieller Täler durch und informiert Kommunen und Dörfer geeigneter Täler über Kooperationsmöglichkeiten und Bedingungen.

Antragstellung an Projekt Kommune (mit Vertretern betroffener Dörfer)

Kommune stellt Antrag auf Talsanierung bei Projekt.

Machbarkeitsstudie (Sozio-ökonomisch / technisch)

Projekt, Ingenieurbüro. Prüfung, ob Sanierung technisch durchführbar ist.Prüfung, ob Kommune und Bevölkerung motiviert sind, keine latenten Konflikte in den Dörfern herrschen und alle mit Vorbedingungen einverstanden sind. Ist Vorhaben Teil der kommunalen Entwicklungsplanung?

Bewilligung oder Ablehnung des Antrags Genehmigungskomitee Prüft Anträge und fällt Entscheidung über die Finanzierung.

Gründung Managementkomitee Kommune, Dorfvertretung Gründung des Managementkomitees aus Vertretern der Kommune und der betroffenen Dörfer. Erarbeitung einer Satzung und Ausbildung der Mitglieder.

Festlegen der Nutzungsregeln (Flächennutzungsplanung)

Managementkomitee, Kommune und Projekt

Die Nutzungsregeln auf den sanierten Flächen werden ausgehandelt und festgelegt. In manchen Ländern erfolgt eine umfangreichere Nutzungsplanung mit Sanierungsplan, die an die kommunale Nutzungsplanung anknüpfen soll.

Technische Detailstudie und Erstellung Ausschreibungsunterlagen

Projekt, Ingenieurbüro Ein Ingenieurbüro wird mit der Ausführung der technischen Detailstudie beauftragt. Diese dient zur Erstellung der Ausschreibungsunterlagen.

Ausschreibung Kommune, Projekt Die Ausschreibung erfolgt national unter Berücksichtigung nationaler Vorgaben.

Auswahl und Auftragsvergabe Auswahlkomitee mit Vertretern Kommune, technischen Behörden und Projekt

Angebotseröffnung und Auswahl entsprechend nationaler Vorgaben.

Einrichtung einer Schulungsbaustelle Projekt, Baufirma, Dorfhandwerker Insbesondere bei Beginn der Arbeiten mit neuen, unerfahrenen Firmen und lokalen Handwerkern.

Bauabnahme Ingenieurbüro, Kommune, Managementkomitee und Projekt.

Die Bauüberwachung wird federführend durch ein kompetentes Ingenieurbüro durchgeführt. Vertreter von Kommune, Managementkomitee werden eng involviert, um Ownership und Know-how zu schaffen.

Bauabnahme Idem. Die Abnahme erfolgt durch die Kommune als Bauherrin unter Beteiligung von Managementkomitee und Ingenieurbüro und Projekt.

Begleitende Beratung Projekt, technische Dienste, Dienstleister

Um die Nutzung zu optimieren, erfolgt eine begleitende Beratung der Nutzer, die landwirtschaftliche Techniken, Konservierung und Vermarktung (Wertschöpfungskette) beinhalten kann. Das Management-komitee wird organisatorisch begleitet.

Monitoring und Evaluierung Kommune, Projekt, Management-komitee

Alle Beteiligten führen ihr Monitoring durch. Das heißt, das Managementkomitee untersucht die Ein-haltung der Nutzungsregeln und Funktionstüchtigkeit der Bauwerke und sammelt die Gebühren ein. Die Kommune monitoriert die ordnungsgemäße Nutzung. Das Projekt kontrolliert die Bauwerke und Funktion aller Gremien und führt korrigierende Maßnahmen durch.

ANhANG

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50 ANhANG

DieDurchführungdereinzelnenSchrittebenötigteinekonsequenteEinhaltungdesArbeitsprogramms,umdieBauarbeitenfrühinderTrockenzeitzubeginnenundvordernächstenRegenzeitabschließenzukönnen.RegenzeitistvonetwavonJunibisSeptember(~Quartal3).

Aktivitäten Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4

Vorauswahl der Täler

Antragstellung an ProjektMachbarkeitsstudie

Erarbeitung der NutzungsregelungenTechnische Detail-studie und der Aus-schreibungsunter-lagen

Ausschreibung und Auftragsvergabe an BaufirmaLehrbaustelle

Bau der Talschwellen und begleitender Erosionsschutzmaß-nahmenLandwirtschaftliche BeratungUnterstützung und Monitoring der Umsetzung der Rahmenplanung

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51ANhANG

Anhang 2: Literatur

Ausgangsstudien:

BCI (2011):Expériencedesseuilsd’épandageauTchad.ImAuftragvonGIZ,Eschborn.

Bender, H. (2011):FlussschwellenzurÜber-flutungvonTalsohlen.Technisch-ökologischerTeil.ImAuftragvonKfW,Frankfurt.

Kambou, F. (2011):Etudesurleconceptderéa-lisationdesseuilsd’épandageensesaspectsorganisationnels(soft)auBurkinaFaso.ImAuf-tragvonGIZ,Eschborn.

Lütjen, H. (2011): InwertsetzungvonFlusstälernimSaheldurchdieErrichtungvonFlussschwel-lenalsneuerAnsatzzurlandwirtschaftlichenProduktionssteigerungundErnährungssiche-rungimländlichenRaum.TeilNiger,organisa-torische(Software)Aspekte.ImAuftragvonGIZ,Eschborn.

Weitere Literatur:

Bender, H. (2005):Recommandationstechniques.Version2005.Seuilsd’épandageenzonesahélienne.KfW-GKW-Pöyry.

Bender, H. (2008):Contrefortsetailesdeseuilsd’épandages:Calculsdeschargesd’eauetrecommandationsdesdimensions.Complé-mentsauxrecommandationstechniquesKfW-GKW(Pöyry)du10.06.2005.FICOD-Niger,ProgrammeSeuilsTahoua.KfW-GKW-Pöyry.

Bender, H. (2010):RapportFICOD-B,Jul.2010.KfW-GKW-Pöyry.

Bender, H. (2011b):RapportFICOD-B,Feb.2011.KfW-GKW-Pöyry.

Betifor (2010):Effetsdesseuilsd’épandagedanslarégiondeTahoua.Culturessouspluiesetcontresaison.Campagne2009/2010.Rapportglobalprovisoire.FICOD,Niger.

GIEC (2007):Atlasdel’environnement.

Kaboré, D.P. (2007):horticultureauBurkinaFaso:RentabilitééconomiqueetefficiencetechniquedanslebassinversantduNakanbé.Centred’AnalysedesPolitiquesEconomiquesetSociales.Ouagadougou,BurkinaFaso.

Kabou, M. (2009):Capitalisationdel’expérienceduLUCOPdansleprocessusd’émergencedesstructuresduCodeRural.CapacitationdesCOFOCOM.

LUCOP (2010a):Capitalisationdesexpériences2004–2010.DED,GTZ,KfW.

LUCOP (2010b):Capitalisationdesexpériencesdel’activitéappuiconseilagricoledanslesvalléesdudépartementdeTahoua.DED,GTZ,KfW.

Picard, J. (ohne Datum):Factsheetwaterspreadingweirs.Methodsandtools.GIZ,PDRD-PRODABO,Chad.

SP/CONEDD (2007):Programmed’actionnationald’adaptationàlavariabilitéetauchangementclimatiques(PANA).http://unfccc.int/resource/docs/napa/bfa01f.pdf

Sulser, M. (2010):SanierungderTalbereichemittelsSohlschwellen.LUCOP,Niger.

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52 ANhANG

Anhang 3: Technische Darstellungen von Talschwellen

Abbildung 18: Längs- und Querschnitte einer Talschwelle und Längsschnitte einfacher und doppelter Überläufe. Quelle: Bender, 2005

Längsschnitt einfacher Überlauf

Längsschnitt doppelter Überlauf

Aufsicht von oben

Widerlager

Widerlager

Flus

ssch

wel

leFl

usss

chw

elle

Hohe Flügel

Hohe Flügel Niedriger Flügel

Niedriger Flügel

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Abbildung 19: Bauetappen eines doppelten Überlaufs. Quelle: Bender, 2005

A. Ausgangszustand

D. Gießen der Fundamente

B. Ausheben der Stufen

E. Aufbau der Mauern

C. Ausheben der Mauerfundamente

F. Fertigstellung Mauern und Füllen der Tosbecken

FürweiteretechnischeDetailsundEmpfehlungensieheBender(2005)undBender(2008).

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oben © GIZ / Klaus Wohlmann, unten © GIZ / Heinz Bender

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GestaltungJeanette Geppert, Frankfurt

Stand: 01/2012

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