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Praktische Arbeitsmedizin 8 Tangiert Basel II den Arbeitsschutz? Schirmeister, R.; Michel, P.: Tangiert Basel II ... ISSN 1861- 6704 Prakt. Arb.med. 2007; 8: 8-11 Raimund Schirmeister und Petra Michel Welche Verbindung besteht zwischen dem Arbeitsschutz in einer Unternehmung und deren Kreditkosten? „Keine“ wird die spon- tane Antwort lauten! Aber seitdem die Ban- ken verpflichtet sind, die Risiken ihrer Fir- menkunden genauer unter die Lupe zu nehmen, fällt die Bewertung ungleich dif- ferenzierter aus. Traditionell geht der Ver- gabe eines Darlehens durch die Bank die Kreditwürdigkeitsprüfung voraus: Sind die Betriebsrisiken der Unternehmung derart beherrschbar, dass sie im Stande ist, ihre Verpflichtungen zu Zins- und Tilgungszah- lungen zu erfüllen? Neu hinzu kommt - und darauf läuft das in den Medien kursieren- de Schlagwort von Basel II letztlich hin- aus - dass auch die Höhe der von der kre- ditsuchenden Unternehmung zu zahlenden Zinsen davon beeinflusst wird, welche in- ternen und externen Risiken mit den jewei- ligen Geschäftsprozessen einhergehen. Spätestens hier schließt sich der Kreis und der Arbeitsschutz kommt ins Spiel. Stichworte: Basel II, Risikomanagement, Rating, Kreditkosten, Arbeitsschutz 1 Arbeitsschutz als Baustein des Risikomanagements Anliegen wie die Arbeitssicherheit finden dann Beachtung durch Vorstand oder Geschäftslei- tung einer Unternehmung, wenn unmittelbare Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette, mithin auf Liquidität und Erfolg bestehen. An- dernfalls fristen sie eher ein Schattendasein. Deshalb liegen Überlegungen nahe, den Ar- beitsschutz, seine Vorzüge, aber auch Kosten monetär zu bewerten (bspw. Lüdeke (2006)). Neben solchen direkten finanziellen Auswir- kungen, die auf dem Produktionsausfall oder notwendigen Kompensationsmaßnahmen für Ausfalltage (wie Überstunden oder Ersatzper- sonal) beruhen, ist eine weitere, weniger of- fensichtliche Facette des Arbeitsschutzes zu beachten: Infolge der Neuregelungen des Ba- seler Ausschusses für Bankenaufsicht, die un- ter dem Namen „Basel II“ bekannt sind, hat der Arbeitsschutz als Teil eines funktionieren- den Risikomanagementsystems Einfluss auf die Kreditwürdigkeit wie auch die Kreditkos- ten von Unternehmungen. Diese Zusammen- hänge sollen im Folgenden näher beleuchtet werden. 2 Kalkulation der Kreditzinsen nach Basel II Zur Durchführung ihrer Geschäfte benötigen Unternehmungen Ressourcen wie Maschinen, Material, Software und Arbeitskräfte. Diese laufend zu erwerben, setzt bei Geschäftsauf- nahme und Geschäftsausweitung ausreichend Kapital voraus, wobei die Einnahmen aus Um- sätzen typischerweise erst verzögert einge- hen. Verfügt die Gesellschaft (oder der Un- ternehmer) nur begrenzt über eigene Mittel, füllen Banken mit ihren Kreditangeboten die entstehenden Lücken aus. Dieser Darlehens- finanzierung kommt im Geschäftsleben, insbe- sondere bei kleinen und mittelgroßen Unter- nehmen, eine überragende Bedeutung zu (vgl. Sachverständigenrat, 2006, S. 477). Vergeben „Kreditinstitute“ (daher ihre offizielle Bezeich- nung) Darlehen, lassen sie sich von zwei Über- legungen leiten: - Mit der Vergabe eines Darlehens sind Banken unternehmerisch tätig: Sie be- schaffen Kapital (beispielsweise durch Spareinlagen von Privatkunden) und ver- leihen dieses an Firmen, wobei sie über ihre Refinanzierungskosten – also den Sparzins, den sie an die Privatkunden be- zahlen – und ihre Betriebskosten (für Ge- bäude, Personal, EDV usw.) hinaus noch einen Gewinn (die „Marge“) erzielen wol- len. - Die Vergabe eines Kredits ist ein riskan- tes Geschäft, da der Firmenkunde selbst nicht immer das Kapital zuzüglich Zinsen in vollem Umfang und/oder pünktlich zu- rückzahlen kann. Diese Risiken müssen Banken bei der Kreditvergabe sorgfäl- tig abwägen („Kreditwürdigkeitsprüfung“), ggf. eine Anfrage abschlägig bescheiden, aber auch bei Zusage einen teilweisen Kreditausfall von vornherein einkalkulie- ren. Hierzu werden die Kunden hinsicht- lich ihrer künftig zu erwartenden Zah- lungskraft („Bonität“) eingeschätzt. Im anglo-amerikanischen Finanzmarktsys- tem ist es traditionell üblich, diese Bonität eines Kunden zu einer einzigen Kenngrö- ße zu verdichten, was als Rating bezeich- net wird. Rating erlaubt daher auf recht anschauliche Weise, die Kreditwürdigkeit und die einhergehenden Risiken zu erfas- sen. Bekanntes und populäres Beispiel ist hier sicherlich der „AAA-Kunde“ von höchster Bonität, dessen Zahlungsunfä- higkeit als extrem unwahrscheinlich ein- gestuft wird. Die Bedeutung des Bankensystems für die Prosperität und den Wohlstand eines Lan- des ist der Politik schon lange bewusst, aber auch die besonderen Risiken, die mit diesen Geschäften einhergehen. Folglich – und das gilt weltweit – unterliegen Banken und Finanz- Prof. Dr. Raimund Schirmeister, geboren 1951, studierte Mathematik, Physik und Wirtschaftswissenschaft in Freiburg mit dem Abschluss des Diplom-Mathematikers. Danach folg- ten die Assistentenzeit, die Promotion und die Habilitation im Fach Betriebs- wirtschaftslehre. Nach der Ernennung zum Universitätsprofessor in Augsburg ging er zunächst an die Universität zu Köln. Seit 1992 hat er den Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbeson- dere Finanzierung und Investition, an der Heinrich-Heine-Universität Düssel- dorf inne. Daneben ist er Vorsitzender des Wis- senschaftlichen Beirats der Düsseldorf Business School GmbH und Prorektor für Planung und Finanzen der Hein- rich-Heine-Universität. Anschrift: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Geb. 23.31 Raum 00.66, Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf Zur Person

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Tangiert Basel II den Arbeitsschutz

Schirmeister R Michel P Tangiert Basel II ISSN 1861- 6704 Prakt Arbmed 2007 8 8-11

Raimund Schirmeister und Petra Michel

Welche Verbindung besteht zwischen dem Arbeitsschutz in einer Unternehmung und deren Kreditkosten bdquoKeineldquo wird die spon-tane Antwort lauten Aber seitdem die Ban-ken verpfl ichtet sind die Risiken ihrer Fir-menkunden genauer unter die Lupe zu nehmen faumlllt die Bewertung ungleich dif-ferenzierter aus Traditionell geht der Ver-gabe eines Darlehens durch die Bank die Kreditwuumlrdigkeitspruumlfung voraus Sind die Betriebsrisiken der Unternehmung derart beherrschbar dass sie im Stande ist ihre Verpfl ichtungen zu Zins- und Tilgungszah-lungen zu erfuumlllen Neu hinzu kommt - und darauf laumluft das in den Medien kursieren-de Schlagwort von Basel II letztlich hin-aus - dass auch die Houmlhe der von der kre-ditsuchenden Unternehmung zu zahlenden Zinsen davon beeinfl usst wird welche in-ternen und externen Risiken mit den jewei-ligen Geschaumlftsprozessen einhergehen Spaumltestens hier schlieszligt sich der Kreis und der Arbeitsschutz kommt ins Spiel

StichworteBasel II Risikomanagement Rating Kreditkosten Arbeitsschutz

1 Arbeitsschutz als Baustein des RisikomanagementsAnliegen wie die Arbeitssicherheit fi nden dann Beachtung durch Vorstand oder Geschaumlftslei-tung einer Unternehmung wenn unmittelbare Auswirkungen auf die Wertschoumlpfungskette mithin auf Liquiditaumlt und Erfolg bestehen An-dernfalls fristen sie eher ein Schattendasein Deshalb liegen Uumlberlegungen nahe den Ar-beitsschutz seine Vorzuumlge aber auch Kosten monetaumlr zu bewerten (bspw Luumldeke (2006)) Neben solchen direkten fi nanziellen Auswir-kungen die auf dem Produktionsausfall oder notwendigen Kompensationsmaszlignahmen fuumlr Ausfalltage (wie Uumlberstunden oder Ersatzper-sonal) beruhen ist eine weitere weniger of-fensichtliche Facette des Arbeitsschutzes zu beachten Infolge der Neuregelungen des Ba-seler Ausschusses fuumlr Bankenaufsicht die un-ter dem Namen bdquoBasel IIldquo bekannt sind hat der Arbeitsschutz als Teil eines funktionieren-den Risikomanagementsystems Einfl uss auf die Kreditwuumlrdigkeit wie auch die Kreditkos-ten von Unternehmungen Diese Zusammen-haumlnge sollen im Folgenden naumlher beleuchtet werden

2 Kalkulation der Kreditzinsen nach Basel IIZur Durchfuumlhrung ihrer Geschaumlfte benoumltigen Unternehmungen Ressourcen wie Maschinen Material Software und Arbeitskraumlfte Diese

laufend zu erwerben setzt bei Geschaumlftsauf-nahme und Geschaumlftsausweitung ausreichend Kapital voraus wobei die Einnahmen aus Um-saumltzen typischerweise erst verzoumlgert einge-hen Verfuumlgt die Gesellschaft (oder der Un-ternehmer) nur begrenzt uumlber eigene Mittel fuumlllen Banken mit ihren Kreditangeboten die entstehenden Luumlcken aus Dieser Darlehens-fi nanzierung kommt im Geschaumlftsleben insbe-sondere bei kleinen und mittelgroszligen Unter-nehmen eine uumlberragende Bedeutung zu (vgl Sachverstaumlndigenrat 2006 S 477) Vergeben bdquoKreditinstituteldquo (daher ihre offi zielle Bezeich-nung) Darlehen lassen sie sich von zwei Uumlber-legungen leiten

- Mit der Vergabe eines Darlehens sind Banken unternehmerisch taumltig Sie be-schaffen Kapital (beispielsweise durch Spareinlagen von Privatkunden) und ver-leihen dieses an Firmen wobei sie uumlber ihre Refi nanzierungskosten ndash also den Sparzins den sie an die Privatkunden be-zahlen ndash und ihre Betriebskosten (fuumlr Ge-baumlude Personal EDV usw) hinaus noch einen Gewinn (die bdquoMargeldquo) erzielen wol-len

- Die Vergabe eines Kredits ist ein riskan-tes Geschaumlft da der Firmenkunde selbst nicht immer das Kapital zuzuumlglich Zinsen in vollem Umfang undoder puumlnktlich zu-ruumlckzahlen kann Diese Risiken muumlssen Banken bei der Kreditvergabe sorgfaumll-tig abwaumlgen (bdquoKreditwuumlrdigkeitspruumlfungldquo) ggf eine Anfrage abschlaumlgig bescheiden aber auch bei Zusage einen teilweisen Kreditausfall von vornherein einkalkulie-ren Hierzu werden die Kunden hinsicht-lich ihrer kuumlnftig zu erwartenden Zah-lungskraft (bdquoBonitaumltldquo) eingeschaumltzt Im anglo-amerikanischen Finanzmarktsys-tem ist es traditionell uumlblich diese Bonitaumlt eines Kunden zu einer einzigen Kenngrouml-szlige zu verdichten was als Rating bezeich-net wird Rating erlaubt daher auf recht anschauliche Weise die Kreditwuumlrdigkeit und die einhergehenden Risiken zu erfas-sen Bekanntes und populaumlres Beispiel ist hier sicherlich der bdquoAAA-Kundeldquo von houmlchster Bonitaumlt dessen Zahlungsunfauml-higkeit als extrem unwahrscheinlich ein-gestuft wird

Die Bedeutung des Bankensystems fuumlr die Prosperitaumlt und den Wohlstand eines Lan-des ist der Politik schon lange bewusst aber auch die besonderen Risiken die mit diesen Geschaumlften einhergehen Folglich ndash und das gilt weltweit ndash unterliegen Banken und Finanz-

Prof Dr Raimund Schirmeister

geboren 1951 studierte Mathematik Physik und Wirtschaftswissenschaft in Freiburg mit dem Abschluss des Diplom-Mathematikers Danach folg-ten die Assistentenzeit die Promotion und die Habilitation im Fach Betriebs-wirtschaftslehre Nach der Ernennung zum Universitaumltsprofessor in Augsburg ging er zunaumlchst an die Universitaumlt zu Koumlln Seit 1992 hat er den Lehrstuhl fuumlr Betriebswirtschaftslehre insbeson-dere Finanzierung und Investition an der Heinrich-Heine-Universitaumlt Duumlssel-dorf inne

Daneben ist er Vorsitzender des Wis-senschaftlichen Beirats der Duumlsseldorf Business School GmbH und Prorektor fuumlr Planung und Finanzen der Hein-rich-Heine-Universitaumlt

Anschrift Heinrich-Heine-Universitaumlt DuumlsseldorfGeb 2331 Raum 0066Universitaumltsstr 1 40225 Duumlsseldorf

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maumlrkte einer strikten staatlichen Aufsicht In Deutschland nimmt die Bundesanstalt fuumlr Fi-nanzdienstleistungsaufsicht (kurz BAFin) diese Aufgabe wahr gestuumltzt auf zahlreiche spezielle Gesetze Mit der zunehmenden in-ternationalen Verfl echtung der Weltwirtschaft insbesondere aber der Geld- und Kapitalmaumlrk-te entstand in den letzten drei Jahrzehnten die Notwendigkeit auch die Bankenaufsicht der verschiedenen Laumlnder aufeinander abzustim-men zu koordinieren und auf diese Weise die Stabilitaumlt des Finanzsektors zu gewaumlhrleisten Dies muumlndete in ein unabhaumlngiges internatio-nales Gremium das an die Bank fuumlr Interna-tionalen Zahlungsausgleich angelehnt wurde Da diese in Basel beheimatet ist fi rmiert das Gremium als bdquoBaseler Ausschussldquo Einer brei-teren Oumlffentlichkeit wurde er 1988 bekannt in-dem er als weltweit anerkannten Standard for-derte Kreditrisiken durch Eigenkapital der Banken zu neutralisieren Gemeint ist mit die-ser Festlegung die zwischenzeitlich als bdquoBa-sel Ildquo in den Sprachgebrauch eingegangen ist dass Banken nicht ausschlieszliglich mit Fremd-kapital ndash also Kundeneinlagen oder Darlehen von anderen Banken ndash ihre Kredite refi nan-zieren duumlrfen Vielmehr muumlssen mindestens 8 der Kreditsumme durch Eigenkapital bdquoun-terlegtldquo werden bei dem es sich um Einlagen von Gesellschaftern oder Aktionaumlren handelt Aus Sicht der Bank besteht die Crux an dieser Aufl age darin dass fuumlr sie Fremdkapital recht guumlnstig zu bekommen ist Privatkunden geben sich bereits mit einer ein- bis dreiprozentigen Verzinsung ihrer Ersparnisse zufrieden genie-szligen dafuumlr allerdings ein hohes Maszlig an Sicher-heit ihre Einlage samt Zinsen auch tatsaumlchlich wieder zu erhalten Hingegen gehen Eigenka-pitalgeber ein ungleich houmlheres Risiko ein da sie bei Zahlungsschwierigkeiten der Bank ihr gesamtes Kapital verlieren wuumlrden dies wird knapp in der Aussage bdquoEigenkapital haftetldquo zu-sammengefasst Das Risiko lassen sich Akti-onaumlre und Gesellschafter mit Renditen ihrer Einlage von 20 und mehr ausgleichen die allerdings nur bei erfolgreichem Geschaumlfts-verlauf tatsaumlchlich ausgezahlt werden Fuumlr die Bank ist Eigenkapital daher so teuer dass sie dafuumlr keinen Kunden fi ndet der bei ihr einen Kredit ordern moumlchte In einer Mischkalkulati-on aus Eigen- und Fremdkapital entstehen je-doch Angebote die marktfaumlhig sind

Die Umsetzung von Basel I in nationale Ge-setze erwies sich soweit in einem Land zuvor nicht schon entsprechende Regelungen guumlltig waren als sehr wirksame Maszlignahme um das Geldwesen zu schuumltzen Basel II fuumlhrt nun die-sen Standard fort und erweitert ihn um einen wesentlichen Aspekt Je schlechter eine kredit-

Abbildung 1 Kreditkalkulation

suchende Unternehmung geratet ist umso houml-her ist die Wahrscheinlichkeit dass die Zins- und Tilgungsleistungen ins Stocken geraten oder gar ganz ausfallen Folglich muss sich die Bank bei schlechtem Rating mit mehr haften-dem Eigenkapital absichern bei einem Kun-den guter Bonitaumlt hingegen genuumlgt auch rela-tiv weniger des teuren Eigenkapitals Kredite muumlssen daher kuumlnftig risikoadjustiert verge-ben werden Die Abbildung 1 demonstriert dies anhand eines Darlehens uumlber 100000 euro das wahlweise an Kunden vergeben wird deren Rating von AAA (exzellent) uumlber BBB (befrie-digend) zu B (noch ausreichend) variiert

Basis der Kalkulation des Darlehenszinssat-zes sind die Kosten die der Bank durch Bereit-stellung des Kapitals entstehen Dabei wird sie gerade so viel des teuren Eigenkapitals auf-bringen wie zwingend erforderlich ist und den Rest der Kreditsumme mit Fremdkapital fi nan-zieren Nach Basel I sind das fuumlr den 100000 euro-Kredit gerade 8 also 8000 euro Eigenkapital die zu 20 verzinst werden muumlssen Es ent-stehen also Kosten von 1600 euro (= 20 von 8000 euro) mithin betragen die Eigenkapitalkos-ten 16 Fuumlr eine Unternehmung die mit BBB geratet ist aumlndert sich bei Basel II nichts da hier weiterhin 8 der Kreditsumme mit Ei-genkapital unterlegt werden (vgl Abbildung 1 mittlere Spalte) Die fehlenden 92000 euro wer-den dann mit Fremdkapital fi nanziert das sich im Beispiel zu 3 verzinst Bezogen auf die 100000 euro sind dies Kosten von 2760 euro (= 3 von 92000 euro) also 276 Insgesamt resul-tiert daher ein Darlehenszins von 436 der sich aus 160 -Punkten fuumlr das Eigenkapital und 276 -Punkten fuumlr das Fremdkapital zu-sammensetzt

Unterschiede zwischen besser oder schlechter gerateten Unternehmungen werden nunmehr uumlber variierende Risikogewichte beruumlcksich-

Petra Michel

geboren 1981 in Darmstadt studiert Diplom-Wirtschaftschemie an der Heinrich-Heine-Universitaumlt in Duumlssel-dorf Nach zwei Auslandssemestern in Salamanca (Spanien) und Kyoto (Ja-pan) wird sie ihr Studium im Juli 2007 abschlieszligen Seit 2004 arbeitet sie am Lehrstuhl von Prof Dr R Schirmeis-ter

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tigt (vgl Abbildung 2) Fuumlr den AAA-Kunden ist beispielsweise ein Risikogewicht von 02 anzusetzen was besagt dass fuumlr ihn nur 02 der normalen Eigenkapitalunterlegung noumltig sind folglich sinken die Kosten auf 032 (= 20 von 02 8000 euro = 320 euro) bezogen auf die 100000 euro Hingegen steigen bei einem B-Kunden dessen Risikogewicht 15 betraumlgt die Eigenkapitalkosten auf 240 da 12000 euro Eigenkapital noumltig sind die zu 20 verzinst werden muumlssen (20 von 12000 euro = 2400 euro) Zwar nehmen umgekehrt mit abnehmender Bonitaumlt die Kosten des Fremdkapitals ab aber eben nur maumlszligig so dass die Refi nanzierungs-kosten insgesamt zwischen dem AAA-Kunden mit 327 und dem B-Kunden mit 504 au-genfaumlllig differieren

Neben den Betriebskosten (fuumlr Gebaumlude Per-sonal EDV etc) die unabhaumlngig vom Kunden-rating in gleicher Houmlhe (hier von 130 der Kreditsumme) angesetzt werden schlaumlgt sich die Bonitaumlt ein weiteres Mal in den Kreditkos-ten nieder Statistiken der Vergangenheit zei-gen dass mit abnehmendem Rating die Aus-fallwahrscheinlichkeit des Darlehens zunaumlchst schwach danach erheblich ansteigt (vgl Abbil-dung 3 Fuszligzeile) Je nach Zusammensetzung ihres Kundenkreises verfuumlgt jede Bank uumlber ih-

Abbildung 2 Risikogewichte nach Ratingklassen (vgl Baseler Ausschuss 2003 S 12)

ren eigenen diesbezuumlglichen Datensatz Stets gilt aber das Prinzip die erwarteten Ausfall-kosten von vornherein in den Kreditzins ein-zukalkulieren dh jeder Kunde zahlt regelmauml-szligig einen Anteil seiner Zinsen um der Bank die Ausfaumllle anderer Darlehensnehmer decken zu helfen So entspricht der Ratingklasse B bei-spielsweise eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 67 dh von 1000 Kreditnehmern kommen (voraussichtlich) 67 ihren Zins- und Tilgungs-zahlungen nicht mehr nach In Abbildung 3 sind darauf aufbauend die Risikokosten je Kre-dit errechnet wie sie in die Kalkulation gemaumlszlig Abbildung 1 eingehen Aufsummiert uumlber alle Komponenten resultieren schlieszliglich die Ge-samtkosten eines Kredits die erhoumlht um die Marge der Bank den von der Unternehmung jeweils geforderten Darlehenszins liefern

3 Einfl uss der Betriebsrisiken auf die KreditkostenSind Unternehmungen auf Bankdarlehen an-gewiesen haumlngt es also an ihrem Rating wie teuer dieser Kredit wird Ein glaumlnzend einge-stufter AAA-Kunde mit houmlchster Bonitaumlt zahlt im Beispiel fuumlr ein Darlehen 658 Zinsen waumlhrend der B-Kunde dafuumlr 1574 aufbrin-gen muumlsste (siehe Abbildung 1) Da aber das Gros kleiner und mittelgroszliger Firmen besten-falls den Ratingklassen B zuzuordnen ist wird ein gutes Rating resp dessen Verbesserung existentiell Denn ndash und das belegen die Aus-fallwahrscheinlichkeiten in Abbildung 3 ndash mit einer geringfuumlgig verbesserten Bonitaumltseinstu-fung (zB von B auf B+) sinken die Kreditkos-ten nachhaltig

Wie gelangt nun eine Bank zu ihrem Rating-urteil uumlber einen kreditsuchenden Firmenkun-den In dieser zentralen Frage legt sich Basel II nicht defi nitiv fest fordert vielmehr plausib-le und unmittelbar einleuchtende Kriterien bei-zuziehen die zu einer aussagekraumlftigen Dif-ferenzierung der Risiken fuumlhren (siehe hierzu

Abbildung 3 Risikokostenkalkulation

Baseler Ausschuss 2003 S 84) Dies beinhal-tet einen gewissen Gestaltungsfreiraum fuumlr die Kreditinstitute (bzw fuumlr die darauf spezialisier-ten Ratingagenturen wie Moodyacutes oder Stan-dard amp Pooracutes) Die relevanten Faktoren lassen sich aber stets in zwei Kategorien einteilen In der ersten fi nden sich die bdquohartenldquo Fakten die quantitativ bewertet werden koumlnnen Anhand von Geschaumlftsberichten Ergebnis- und Fi-nanzplanungen werden Finanz- und Ertrags-lage der Unternehmung beurteilt und hieraus Folgerungen fuumlr deren Zahlungskraft in der Zu-kunft gezogen Die zweite Klasse umfasst qua-litative Aspekte sogenannte bdquoweicheldquo Fakto-ren wie Unternehmensstrategie Management und Personal (siehe hierzu IFD 2006 S 17) Auch diese haben einen nachhaltigen Einfl uss auf Erfolg und Bonitaumlt so dass ihnen im Ra-tingprozess gebuumlhrende Aufmerksamkeit ge-widmet wird Ein Aspekt der branchenabhaumln-gig nicht unerheblich die Betriebsrisiken aus Sicht von Dritten beeinfl usst ist dabei die Ar-beitssicherheit weil von ihr in hohem Maszlige der kontinuierliche Produktions- und Wert-schoumlpfungsfl uss abhaumlngt Demzufolge inter-essiert sich die Bank zunehmend fuumlr den Ar-beitsschutz und laumlsst sich von den zustaumlndigen Experten dessen Entwicklungsstand erlaumlutern und dokumentieren (vgl VDSI 2006) Bei der-artigen Arbeitsrisiken koumlnnen zwei Formen un-terschieden werden Zum einen besteht die Gefahr von Arbeitsunfaumlllen zum anderen tre-ten arbeitsbedingte Erkrankungen auf bei de-nen der Arbeitsprozess entweder die Ursa-che fuumlr das Krankheitsbild ist oder zu dessen Verschlechterung wie bei Houmlrschaumlden und Krebserkrankungen beitraumlgt (vgl Pieper etal 2005 S 19) Im Rahmen des Arbeitsschutzes wird ein bewusster Umgang mit diesen Risi-ken angestrebt damit Sicherheit und Gesund-heitsschutz der Beschaumlftigten gewaumlhrleistet und verbessert werden (vgl sect 1 Abs 1 Arbeits-schutzgesetz (ArbSchG)) Dies ist nicht nur eine gesetzlich verankerte Pfl icht des Arbeit-

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gebers sondern auch im Interesse der Unter-nehmung da die Kosten des Ausfalls eines Ar-beitnehmers in Folge eines Arbeitsunfalls und dessen Folgekosten nicht vernachlaumlssigbar sind Als Bestandteil des Ratingurteils ndash bei-spielsweise wie viele unfallbedingte Fehlzeiten sind innerhalb eines Jahres im Betrieb aufge-treten ndash wirken sich diese unter Basel II nun-mehr auch mittelbar auf die Kreditkosten aus so dass ihre systematische Vermeidung noch weiter an Bedeutung gewinnt

Generell spielt bei der Ermittlung des Rating-urteils der Umgang mit existierenden und po-tentiellen Risiken ndash als der Gefahr dass Pla-nung und Realisierung (merklich) voneinander abweichen ndash eine zentrale Rolle Die ange-messene Beruumlcksichtigung der eingegange-nen Risiken wird durch Basel II also nicht nur von den Kreditinstituten sondern infolge da-von auch von deren kreditnachfragenden Kun-den verlangt Unternehmungen agieren auf sich staumlndig veraumlndernden Maumlrkten sind also permanent der Gefahr ausgesetzt ihre erfolgs-wirtschaftliche Leistungsfaumlhigkeit wie ihre Zah-lungskraft einzubuumlszligen Neben diesen umfeld-bezogenen und unternehmensstrategischen Risiken existieren weitere Gefahren die sich in die Kategorien leistungs- und fi nanzwirt-schaftliche informationstechnische und per-sonalbezogene Risiken untergliedern lassen Die systematische Identifi zierung von relevan-ten Risiken und die Entwicklung von Strategi-en wie mit ihnen umzugehen ist erweist sich daher als ein Markenzeichen guter Unterneh-mungsfuumlhrung Institutionalisiert als Risiko-managementsystem sollen Risiken fruumlhzeitig erkennbar bewertbar und somit steuerbar wer-den um das Gefaumlhrdungspotential nachhal-tig zu senken Risikomanagement meint hier-bei einen integrativen fortlaufenden Prozess der sich in vier Schritte gliedern laumlsst Grund-lage bildet die Risikoidentifi kation anhand de-rer moumlgliche Gefaumlhrdungen aufgedeckt und strukturiert werden Bei deren Bewertung wird ihre Messung in monetaumlren Groumlszligen an-gestrebt wobei sowohl die Houmlhe des moumlgli-chen Verlustes als auch die Wahrscheinlichkeit seines Eintritts zu beruumlcksichtigen sind An-schlieszligend erfolgt im Rahmen der Risikosteu-erung die Entscheidung welche Maszlignahmen in Bezug auf die einzelnen Problemfelder er-griffen werden sollen So koumlnnen gewisse Ri-siken gegen Zahlung einer Praumlmie versichert (z B Feuer Wasser) oder weitergegeben wer-den (z B Absicherung gegen Zins- und Waumlh-rungsrisiken bei einer Bank) waumlhrend die Un-ternehmung andere Risiken bewusst selbst traumlgt Daneben spielen Risikovermeidung oder -verminderung durch eine Beschaumlftigung mit den Risikoursachen eine wichtige Rolle Be-sonders im Bereich der Arbeitsrisiken sollte auf dieses Instrument zuruumlckgegriffen werden da Arbeitsunfaumllle von vornherein unterbunden werden muumlssen Deutlich wird dies in sect 4 Arb-SchG nach dem der Arbeitgeber als Verant-

wortlicher der Arbeitssicherheit Gefahren bdquoan ihren Quellen zu bekaumlmpfenldquo hat Die Gestal-tung der Arbeit hat so zu erfolgen bdquodass eine Gefaumlhrdung fuumlr Leben und Gesundheit moumlg-lichst vermieden und die verbleibende Gefaumlhr-dung moumlglichst gering gehalten wirdldquo Der Risi-komanagementprozess muumlndet schlieszliglich in die Risikokontrolle die insbesondere Lernpro-zesse im Umgang mit Risiken ausloumlsen qua-si einen diesbezuumlglichen Erfahrungsschatz im Betrieb aufbauen soll

Neben der grundlegenden Aufgabe der Exis-tenzsicherung erfuumlllt ein gutes Risikomanage-ment die Forderungen der Bank nach einem bewussten Umgang der Unternehmung mit ih-ren denkbaren Gefaumlhrdungen Ein verbesser-tes Risikomanagement traumlgt zur Senkung der Ausfallwahrscheinlichkeit des Kreditnehmers bei da weniger unvorhergesehene Situationen eintreten bzw das Vorgehen bei eventuellem Eintritt einer solchen bereits vorher durchdacht wurde Die niedrigere Ausfallwahrscheinlich-keit wird sich in einem verbesserten Rating nie-derschlagen da diese korreliert sind Die Fol-ge der verbesserten Bonitaumltsbewertung sind sinkende Kreditkosten (vgl Abbildung 4) Aller-dings bleibt im Einzelfall die Frage offen mit welcher Gewichtung das Risikomanagement in das Ratingurteil eingeht und ob es sich hier-bei um eine adaumlquate Beruumlcksichtigung dieses Faktors handelt

4 Basel II als HerausforderungArbeitssicherheit als Instrument zur Senkung der Kreditzinsen Die Zusammenhaumlnge sind weder einfach noch auf der Hand liegend ndash aber sie existieren Als Kernbestandteil des Ri-sikomanagements geht der Arbeitsschutz in das Ratingurteil ein Dies gilt stets auch wenn der konkrete Einfl uss branchen- und unter-nehmensabhaumlngig stark differieren wird und die Wirkung auf die Kreditzinsen kaum exakt in Prozentpunkten auszudruumlcken ist Dieses Rating wird einer Unternehmung bdquovon auszligenldquo aufoktroyiert sobald es sich bei einer Bank Geschaumlftskapital beschaffen moumlchte Bei ge-nauerem Hinsehen vermag dieser Druck die Bonitaumlt halten oder sogar verbessern zu muumls-sen recht heilsam sein sich intensiver mit moumlglichen Gefaumlhrdungen jedweder Art und Tragweite systematisch auseinanderzusetzen Dies schuumltzt keineswegs vor Verlusten redu-ziert aber deren Haumlufi gkeit mindert deren Fol-gen und eroumlffnet auf diese Weise die Chance

Abbildung 4 Zusammenhang zwischen Risikomanagement und Kreditkosten

die eigene Organisation zu stabilisieren und fuumlr kuumlnftige Herausforderungen fi t zu machen Das kann fuumlr eine Unternehmung einen Quan-tensprung in ihrer Entwicklung bedeuten bei dem die Senkung der Kreditkosten lediglich als angenehmer Nebeneffekt registriert wird Ak-tiv gestaltend oder reaktiv anpassend ndash alle in einer Unternehmung mit Fuumlhrungsverantwor-tung betrauten Personen werden sich dieser Herausforderung durch Basel II stellen muumls-sen

5 LiteraturBaseler Ausschuss fuumlr Bankenaufsicht (2003) Konsultationspapier - Die Neue Baseler Ei-genkapitalvereinbarung httpwwwbundes-bankdedownloadbankenaufsichtpdfCP3_Deutschpdf (05122006)

Bundesministerium der Justiz (1996) Arbeits-schutzgesetz - ArbSchG httpwwwgesetze-im-internetdearbschgBJNR124610996html (16012007)

Ehrmann H (2005) Kompakt-Training Risi-komanagement Rating ndash Basel II Ludwigsha-fen Kiehl

IFD - Initiative Finanzstandort Deutschland (2006) Rating Broschuumlre httpwwwfi nanz-standortdeBaseCMPdocuments5000fi nal_ratingbroschuerefr_homepagepdf(30012007)

Luumldeke A (2006) Ein Instrument zur mone-taumlren Bewertung der Arbeitsunfaumlhigkeit Prakti-sche Arbeitsmedizin Nr 5 S 36 ndash 39

Pieper R etal (2005) Handbuch Arbeits-schutz ndash Sicherheit und Gesundheit im Betrieb 2 Aufl age Frankfurt am Main Bund-Verlag

Sachverstaumlndigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage Auszug aus dem Jahresgutachten 200506 ndash Unternehmens-fi nanzierung im Wandel httpwwwsachver-staendigenrat-wirtschaftdedownloadzifferz683_743j05pdf (30012007)

VDSI - Verband Deutscher Sicherheitsin-genieure eV (2006) Stellungnahme vom 12052006 httpwwwvdsidewebcomshow_articlephp_c-43_nr-23_lkm-67ihtml (16012007)

Schirmeister R Michel P Tangiert Basel II ISSN 1861- 6704 Prakt Arbmed 2007 8 8-11

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maumlrkte einer strikten staatlichen Aufsicht In Deutschland nimmt die Bundesanstalt fuumlr Fi-nanzdienstleistungsaufsicht (kurz BAFin) diese Aufgabe wahr gestuumltzt auf zahlreiche spezielle Gesetze Mit der zunehmenden in-ternationalen Verfl echtung der Weltwirtschaft insbesondere aber der Geld- und Kapitalmaumlrk-te entstand in den letzten drei Jahrzehnten die Notwendigkeit auch die Bankenaufsicht der verschiedenen Laumlnder aufeinander abzustim-men zu koordinieren und auf diese Weise die Stabilitaumlt des Finanzsektors zu gewaumlhrleisten Dies muumlndete in ein unabhaumlngiges internatio-nales Gremium das an die Bank fuumlr Interna-tionalen Zahlungsausgleich angelehnt wurde Da diese in Basel beheimatet ist fi rmiert das Gremium als bdquoBaseler Ausschussldquo Einer brei-teren Oumlffentlichkeit wurde er 1988 bekannt in-dem er als weltweit anerkannten Standard for-derte Kreditrisiken durch Eigenkapital der Banken zu neutralisieren Gemeint ist mit die-ser Festlegung die zwischenzeitlich als bdquoBa-sel Ildquo in den Sprachgebrauch eingegangen ist dass Banken nicht ausschlieszliglich mit Fremd-kapital ndash also Kundeneinlagen oder Darlehen von anderen Banken ndash ihre Kredite refi nan-zieren duumlrfen Vielmehr muumlssen mindestens 8 der Kreditsumme durch Eigenkapital bdquoun-terlegtldquo werden bei dem es sich um Einlagen von Gesellschaftern oder Aktionaumlren handelt Aus Sicht der Bank besteht die Crux an dieser Aufl age darin dass fuumlr sie Fremdkapital recht guumlnstig zu bekommen ist Privatkunden geben sich bereits mit einer ein- bis dreiprozentigen Verzinsung ihrer Ersparnisse zufrieden genie-szligen dafuumlr allerdings ein hohes Maszlig an Sicher-heit ihre Einlage samt Zinsen auch tatsaumlchlich wieder zu erhalten Hingegen gehen Eigenka-pitalgeber ein ungleich houmlheres Risiko ein da sie bei Zahlungsschwierigkeiten der Bank ihr gesamtes Kapital verlieren wuumlrden dies wird knapp in der Aussage bdquoEigenkapital haftetldquo zu-sammengefasst Das Risiko lassen sich Akti-onaumlre und Gesellschafter mit Renditen ihrer Einlage von 20 und mehr ausgleichen die allerdings nur bei erfolgreichem Geschaumlfts-verlauf tatsaumlchlich ausgezahlt werden Fuumlr die Bank ist Eigenkapital daher so teuer dass sie dafuumlr keinen Kunden fi ndet der bei ihr einen Kredit ordern moumlchte In einer Mischkalkulati-on aus Eigen- und Fremdkapital entstehen je-doch Angebote die marktfaumlhig sind

Die Umsetzung von Basel I in nationale Ge-setze erwies sich soweit in einem Land zuvor nicht schon entsprechende Regelungen guumlltig waren als sehr wirksame Maszlignahme um das Geldwesen zu schuumltzen Basel II fuumlhrt nun die-sen Standard fort und erweitert ihn um einen wesentlichen Aspekt Je schlechter eine kredit-

Abbildung 1 Kreditkalkulation

suchende Unternehmung geratet ist umso houml-her ist die Wahrscheinlichkeit dass die Zins- und Tilgungsleistungen ins Stocken geraten oder gar ganz ausfallen Folglich muss sich die Bank bei schlechtem Rating mit mehr haften-dem Eigenkapital absichern bei einem Kun-den guter Bonitaumlt hingegen genuumlgt auch rela-tiv weniger des teuren Eigenkapitals Kredite muumlssen daher kuumlnftig risikoadjustiert verge-ben werden Die Abbildung 1 demonstriert dies anhand eines Darlehens uumlber 100000 euro das wahlweise an Kunden vergeben wird deren Rating von AAA (exzellent) uumlber BBB (befrie-digend) zu B (noch ausreichend) variiert

Basis der Kalkulation des Darlehenszinssat-zes sind die Kosten die der Bank durch Bereit-stellung des Kapitals entstehen Dabei wird sie gerade so viel des teuren Eigenkapitals auf-bringen wie zwingend erforderlich ist und den Rest der Kreditsumme mit Fremdkapital fi nan-zieren Nach Basel I sind das fuumlr den 100000 euro-Kredit gerade 8 also 8000 euro Eigenkapital die zu 20 verzinst werden muumlssen Es ent-stehen also Kosten von 1600 euro (= 20 von 8000 euro) mithin betragen die Eigenkapitalkos-ten 16 Fuumlr eine Unternehmung die mit BBB geratet ist aumlndert sich bei Basel II nichts da hier weiterhin 8 der Kreditsumme mit Ei-genkapital unterlegt werden (vgl Abbildung 1 mittlere Spalte) Die fehlenden 92000 euro wer-den dann mit Fremdkapital fi nanziert das sich im Beispiel zu 3 verzinst Bezogen auf die 100000 euro sind dies Kosten von 2760 euro (= 3 von 92000 euro) also 276 Insgesamt resul-tiert daher ein Darlehenszins von 436 der sich aus 160 -Punkten fuumlr das Eigenkapital und 276 -Punkten fuumlr das Fremdkapital zu-sammensetzt

Unterschiede zwischen besser oder schlechter gerateten Unternehmungen werden nunmehr uumlber variierende Risikogewichte beruumlcksich-

Petra Michel

geboren 1981 in Darmstadt studiert Diplom-Wirtschaftschemie an der Heinrich-Heine-Universitaumlt in Duumlssel-dorf Nach zwei Auslandssemestern in Salamanca (Spanien) und Kyoto (Ja-pan) wird sie ihr Studium im Juli 2007 abschlieszligen Seit 2004 arbeitet sie am Lehrstuhl von Prof Dr R Schirmeis-ter

Zur Person

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tigt (vgl Abbildung 2) Fuumlr den AAA-Kunden ist beispielsweise ein Risikogewicht von 02 anzusetzen was besagt dass fuumlr ihn nur 02 der normalen Eigenkapitalunterlegung noumltig sind folglich sinken die Kosten auf 032 (= 20 von 02 8000 euro = 320 euro) bezogen auf die 100000 euro Hingegen steigen bei einem B-Kunden dessen Risikogewicht 15 betraumlgt die Eigenkapitalkosten auf 240 da 12000 euro Eigenkapital noumltig sind die zu 20 verzinst werden muumlssen (20 von 12000 euro = 2400 euro) Zwar nehmen umgekehrt mit abnehmender Bonitaumlt die Kosten des Fremdkapitals ab aber eben nur maumlszligig so dass die Refi nanzierungs-kosten insgesamt zwischen dem AAA-Kunden mit 327 und dem B-Kunden mit 504 au-genfaumlllig differieren

Neben den Betriebskosten (fuumlr Gebaumlude Per-sonal EDV etc) die unabhaumlngig vom Kunden-rating in gleicher Houmlhe (hier von 130 der Kreditsumme) angesetzt werden schlaumlgt sich die Bonitaumlt ein weiteres Mal in den Kreditkos-ten nieder Statistiken der Vergangenheit zei-gen dass mit abnehmendem Rating die Aus-fallwahrscheinlichkeit des Darlehens zunaumlchst schwach danach erheblich ansteigt (vgl Abbil-dung 3 Fuszligzeile) Je nach Zusammensetzung ihres Kundenkreises verfuumlgt jede Bank uumlber ih-

Abbildung 2 Risikogewichte nach Ratingklassen (vgl Baseler Ausschuss 2003 S 12)

ren eigenen diesbezuumlglichen Datensatz Stets gilt aber das Prinzip die erwarteten Ausfall-kosten von vornherein in den Kreditzins ein-zukalkulieren dh jeder Kunde zahlt regelmauml-szligig einen Anteil seiner Zinsen um der Bank die Ausfaumllle anderer Darlehensnehmer decken zu helfen So entspricht der Ratingklasse B bei-spielsweise eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 67 dh von 1000 Kreditnehmern kommen (voraussichtlich) 67 ihren Zins- und Tilgungs-zahlungen nicht mehr nach In Abbildung 3 sind darauf aufbauend die Risikokosten je Kre-dit errechnet wie sie in die Kalkulation gemaumlszlig Abbildung 1 eingehen Aufsummiert uumlber alle Komponenten resultieren schlieszliglich die Ge-samtkosten eines Kredits die erhoumlht um die Marge der Bank den von der Unternehmung jeweils geforderten Darlehenszins liefern

3 Einfl uss der Betriebsrisiken auf die KreditkostenSind Unternehmungen auf Bankdarlehen an-gewiesen haumlngt es also an ihrem Rating wie teuer dieser Kredit wird Ein glaumlnzend einge-stufter AAA-Kunde mit houmlchster Bonitaumlt zahlt im Beispiel fuumlr ein Darlehen 658 Zinsen waumlhrend der B-Kunde dafuumlr 1574 aufbrin-gen muumlsste (siehe Abbildung 1) Da aber das Gros kleiner und mittelgroszliger Firmen besten-falls den Ratingklassen B zuzuordnen ist wird ein gutes Rating resp dessen Verbesserung existentiell Denn ndash und das belegen die Aus-fallwahrscheinlichkeiten in Abbildung 3 ndash mit einer geringfuumlgig verbesserten Bonitaumltseinstu-fung (zB von B auf B+) sinken die Kreditkos-ten nachhaltig

Wie gelangt nun eine Bank zu ihrem Rating-urteil uumlber einen kreditsuchenden Firmenkun-den In dieser zentralen Frage legt sich Basel II nicht defi nitiv fest fordert vielmehr plausib-le und unmittelbar einleuchtende Kriterien bei-zuziehen die zu einer aussagekraumlftigen Dif-ferenzierung der Risiken fuumlhren (siehe hierzu

Abbildung 3 Risikokostenkalkulation

Baseler Ausschuss 2003 S 84) Dies beinhal-tet einen gewissen Gestaltungsfreiraum fuumlr die Kreditinstitute (bzw fuumlr die darauf spezialisier-ten Ratingagenturen wie Moodyacutes oder Stan-dard amp Pooracutes) Die relevanten Faktoren lassen sich aber stets in zwei Kategorien einteilen In der ersten fi nden sich die bdquohartenldquo Fakten die quantitativ bewertet werden koumlnnen Anhand von Geschaumlftsberichten Ergebnis- und Fi-nanzplanungen werden Finanz- und Ertrags-lage der Unternehmung beurteilt und hieraus Folgerungen fuumlr deren Zahlungskraft in der Zu-kunft gezogen Die zweite Klasse umfasst qua-litative Aspekte sogenannte bdquoweicheldquo Fakto-ren wie Unternehmensstrategie Management und Personal (siehe hierzu IFD 2006 S 17) Auch diese haben einen nachhaltigen Einfl uss auf Erfolg und Bonitaumlt so dass ihnen im Ra-tingprozess gebuumlhrende Aufmerksamkeit ge-widmet wird Ein Aspekt der branchenabhaumln-gig nicht unerheblich die Betriebsrisiken aus Sicht von Dritten beeinfl usst ist dabei die Ar-beitssicherheit weil von ihr in hohem Maszlige der kontinuierliche Produktions- und Wert-schoumlpfungsfl uss abhaumlngt Demzufolge inter-essiert sich die Bank zunehmend fuumlr den Ar-beitsschutz und laumlsst sich von den zustaumlndigen Experten dessen Entwicklungsstand erlaumlutern und dokumentieren (vgl VDSI 2006) Bei der-artigen Arbeitsrisiken koumlnnen zwei Formen un-terschieden werden Zum einen besteht die Gefahr von Arbeitsunfaumlllen zum anderen tre-ten arbeitsbedingte Erkrankungen auf bei de-nen der Arbeitsprozess entweder die Ursa-che fuumlr das Krankheitsbild ist oder zu dessen Verschlechterung wie bei Houmlrschaumlden und Krebserkrankungen beitraumlgt (vgl Pieper etal 2005 S 19) Im Rahmen des Arbeitsschutzes wird ein bewusster Umgang mit diesen Risi-ken angestrebt damit Sicherheit und Gesund-heitsschutz der Beschaumlftigten gewaumlhrleistet und verbessert werden (vgl sect 1 Abs 1 Arbeits-schutzgesetz (ArbSchG)) Dies ist nicht nur eine gesetzlich verankerte Pfl icht des Arbeit-

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gebers sondern auch im Interesse der Unter-nehmung da die Kosten des Ausfalls eines Ar-beitnehmers in Folge eines Arbeitsunfalls und dessen Folgekosten nicht vernachlaumlssigbar sind Als Bestandteil des Ratingurteils ndash bei-spielsweise wie viele unfallbedingte Fehlzeiten sind innerhalb eines Jahres im Betrieb aufge-treten ndash wirken sich diese unter Basel II nun-mehr auch mittelbar auf die Kreditkosten aus so dass ihre systematische Vermeidung noch weiter an Bedeutung gewinnt

Generell spielt bei der Ermittlung des Rating-urteils der Umgang mit existierenden und po-tentiellen Risiken ndash als der Gefahr dass Pla-nung und Realisierung (merklich) voneinander abweichen ndash eine zentrale Rolle Die ange-messene Beruumlcksichtigung der eingegange-nen Risiken wird durch Basel II also nicht nur von den Kreditinstituten sondern infolge da-von auch von deren kreditnachfragenden Kun-den verlangt Unternehmungen agieren auf sich staumlndig veraumlndernden Maumlrkten sind also permanent der Gefahr ausgesetzt ihre erfolgs-wirtschaftliche Leistungsfaumlhigkeit wie ihre Zah-lungskraft einzubuumlszligen Neben diesen umfeld-bezogenen und unternehmensstrategischen Risiken existieren weitere Gefahren die sich in die Kategorien leistungs- und fi nanzwirt-schaftliche informationstechnische und per-sonalbezogene Risiken untergliedern lassen Die systematische Identifi zierung von relevan-ten Risiken und die Entwicklung von Strategi-en wie mit ihnen umzugehen ist erweist sich daher als ein Markenzeichen guter Unterneh-mungsfuumlhrung Institutionalisiert als Risiko-managementsystem sollen Risiken fruumlhzeitig erkennbar bewertbar und somit steuerbar wer-den um das Gefaumlhrdungspotential nachhal-tig zu senken Risikomanagement meint hier-bei einen integrativen fortlaufenden Prozess der sich in vier Schritte gliedern laumlsst Grund-lage bildet die Risikoidentifi kation anhand de-rer moumlgliche Gefaumlhrdungen aufgedeckt und strukturiert werden Bei deren Bewertung wird ihre Messung in monetaumlren Groumlszligen an-gestrebt wobei sowohl die Houmlhe des moumlgli-chen Verlustes als auch die Wahrscheinlichkeit seines Eintritts zu beruumlcksichtigen sind An-schlieszligend erfolgt im Rahmen der Risikosteu-erung die Entscheidung welche Maszlignahmen in Bezug auf die einzelnen Problemfelder er-griffen werden sollen So koumlnnen gewisse Ri-siken gegen Zahlung einer Praumlmie versichert (z B Feuer Wasser) oder weitergegeben wer-den (z B Absicherung gegen Zins- und Waumlh-rungsrisiken bei einer Bank) waumlhrend die Un-ternehmung andere Risiken bewusst selbst traumlgt Daneben spielen Risikovermeidung oder -verminderung durch eine Beschaumlftigung mit den Risikoursachen eine wichtige Rolle Be-sonders im Bereich der Arbeitsrisiken sollte auf dieses Instrument zuruumlckgegriffen werden da Arbeitsunfaumllle von vornherein unterbunden werden muumlssen Deutlich wird dies in sect 4 Arb-SchG nach dem der Arbeitgeber als Verant-

wortlicher der Arbeitssicherheit Gefahren bdquoan ihren Quellen zu bekaumlmpfenldquo hat Die Gestal-tung der Arbeit hat so zu erfolgen bdquodass eine Gefaumlhrdung fuumlr Leben und Gesundheit moumlg-lichst vermieden und die verbleibende Gefaumlhr-dung moumlglichst gering gehalten wirdldquo Der Risi-komanagementprozess muumlndet schlieszliglich in die Risikokontrolle die insbesondere Lernpro-zesse im Umgang mit Risiken ausloumlsen qua-si einen diesbezuumlglichen Erfahrungsschatz im Betrieb aufbauen soll

Neben der grundlegenden Aufgabe der Exis-tenzsicherung erfuumlllt ein gutes Risikomanage-ment die Forderungen der Bank nach einem bewussten Umgang der Unternehmung mit ih-ren denkbaren Gefaumlhrdungen Ein verbesser-tes Risikomanagement traumlgt zur Senkung der Ausfallwahrscheinlichkeit des Kreditnehmers bei da weniger unvorhergesehene Situationen eintreten bzw das Vorgehen bei eventuellem Eintritt einer solchen bereits vorher durchdacht wurde Die niedrigere Ausfallwahrscheinlich-keit wird sich in einem verbesserten Rating nie-derschlagen da diese korreliert sind Die Fol-ge der verbesserten Bonitaumltsbewertung sind sinkende Kreditkosten (vgl Abbildung 4) Aller-dings bleibt im Einzelfall die Frage offen mit welcher Gewichtung das Risikomanagement in das Ratingurteil eingeht und ob es sich hier-bei um eine adaumlquate Beruumlcksichtigung dieses Faktors handelt

4 Basel II als HerausforderungArbeitssicherheit als Instrument zur Senkung der Kreditzinsen Die Zusammenhaumlnge sind weder einfach noch auf der Hand liegend ndash aber sie existieren Als Kernbestandteil des Ri-sikomanagements geht der Arbeitsschutz in das Ratingurteil ein Dies gilt stets auch wenn der konkrete Einfl uss branchen- und unter-nehmensabhaumlngig stark differieren wird und die Wirkung auf die Kreditzinsen kaum exakt in Prozentpunkten auszudruumlcken ist Dieses Rating wird einer Unternehmung bdquovon auszligenldquo aufoktroyiert sobald es sich bei einer Bank Geschaumlftskapital beschaffen moumlchte Bei ge-nauerem Hinsehen vermag dieser Druck die Bonitaumlt halten oder sogar verbessern zu muumls-sen recht heilsam sein sich intensiver mit moumlglichen Gefaumlhrdungen jedweder Art und Tragweite systematisch auseinanderzusetzen Dies schuumltzt keineswegs vor Verlusten redu-ziert aber deren Haumlufi gkeit mindert deren Fol-gen und eroumlffnet auf diese Weise die Chance

Abbildung 4 Zusammenhang zwischen Risikomanagement und Kreditkosten

die eigene Organisation zu stabilisieren und fuumlr kuumlnftige Herausforderungen fi t zu machen Das kann fuumlr eine Unternehmung einen Quan-tensprung in ihrer Entwicklung bedeuten bei dem die Senkung der Kreditkosten lediglich als angenehmer Nebeneffekt registriert wird Ak-tiv gestaltend oder reaktiv anpassend ndash alle in einer Unternehmung mit Fuumlhrungsverantwor-tung betrauten Personen werden sich dieser Herausforderung durch Basel II stellen muumls-sen

5 LiteraturBaseler Ausschuss fuumlr Bankenaufsicht (2003) Konsultationspapier - Die Neue Baseler Ei-genkapitalvereinbarung httpwwwbundes-bankdedownloadbankenaufsichtpdfCP3_Deutschpdf (05122006)

Bundesministerium der Justiz (1996) Arbeits-schutzgesetz - ArbSchG httpwwwgesetze-im-internetdearbschgBJNR124610996html (16012007)

Ehrmann H (2005) Kompakt-Training Risi-komanagement Rating ndash Basel II Ludwigsha-fen Kiehl

IFD - Initiative Finanzstandort Deutschland (2006) Rating Broschuumlre httpwwwfi nanz-standortdeBaseCMPdocuments5000fi nal_ratingbroschuerefr_homepagepdf(30012007)

Luumldeke A (2006) Ein Instrument zur mone-taumlren Bewertung der Arbeitsunfaumlhigkeit Prakti-sche Arbeitsmedizin Nr 5 S 36 ndash 39

Pieper R etal (2005) Handbuch Arbeits-schutz ndash Sicherheit und Gesundheit im Betrieb 2 Aufl age Frankfurt am Main Bund-Verlag

Sachverstaumlndigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage Auszug aus dem Jahresgutachten 200506 ndash Unternehmens-fi nanzierung im Wandel httpwwwsachver-staendigenrat-wirtschaftdedownloadzifferz683_743j05pdf (30012007)

VDSI - Verband Deutscher Sicherheitsin-genieure eV (2006) Stellungnahme vom 12052006 httpwwwvdsidewebcomshow_articlephp_c-43_nr-23_lkm-67ihtml (16012007)

Schirmeister R Michel P Tangiert Basel II ISSN 1861- 6704 Prakt Arbmed 2007 8 8-11

Page 3: Tangiert Basel II den Arbeitsschutz? - bsafb.debsafb.de/media/pa8_6_2007_tangiert_basel_ii_den_arbeitsschutz.pdf · Basel II, Risikomanagement, Rating, Kreditkosten, Arbeitsschutz

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tigt (vgl Abbildung 2) Fuumlr den AAA-Kunden ist beispielsweise ein Risikogewicht von 02 anzusetzen was besagt dass fuumlr ihn nur 02 der normalen Eigenkapitalunterlegung noumltig sind folglich sinken die Kosten auf 032 (= 20 von 02 8000 euro = 320 euro) bezogen auf die 100000 euro Hingegen steigen bei einem B-Kunden dessen Risikogewicht 15 betraumlgt die Eigenkapitalkosten auf 240 da 12000 euro Eigenkapital noumltig sind die zu 20 verzinst werden muumlssen (20 von 12000 euro = 2400 euro) Zwar nehmen umgekehrt mit abnehmender Bonitaumlt die Kosten des Fremdkapitals ab aber eben nur maumlszligig so dass die Refi nanzierungs-kosten insgesamt zwischen dem AAA-Kunden mit 327 und dem B-Kunden mit 504 au-genfaumlllig differieren

Neben den Betriebskosten (fuumlr Gebaumlude Per-sonal EDV etc) die unabhaumlngig vom Kunden-rating in gleicher Houmlhe (hier von 130 der Kreditsumme) angesetzt werden schlaumlgt sich die Bonitaumlt ein weiteres Mal in den Kreditkos-ten nieder Statistiken der Vergangenheit zei-gen dass mit abnehmendem Rating die Aus-fallwahrscheinlichkeit des Darlehens zunaumlchst schwach danach erheblich ansteigt (vgl Abbil-dung 3 Fuszligzeile) Je nach Zusammensetzung ihres Kundenkreises verfuumlgt jede Bank uumlber ih-

Abbildung 2 Risikogewichte nach Ratingklassen (vgl Baseler Ausschuss 2003 S 12)

ren eigenen diesbezuumlglichen Datensatz Stets gilt aber das Prinzip die erwarteten Ausfall-kosten von vornherein in den Kreditzins ein-zukalkulieren dh jeder Kunde zahlt regelmauml-szligig einen Anteil seiner Zinsen um der Bank die Ausfaumllle anderer Darlehensnehmer decken zu helfen So entspricht der Ratingklasse B bei-spielsweise eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 67 dh von 1000 Kreditnehmern kommen (voraussichtlich) 67 ihren Zins- und Tilgungs-zahlungen nicht mehr nach In Abbildung 3 sind darauf aufbauend die Risikokosten je Kre-dit errechnet wie sie in die Kalkulation gemaumlszlig Abbildung 1 eingehen Aufsummiert uumlber alle Komponenten resultieren schlieszliglich die Ge-samtkosten eines Kredits die erhoumlht um die Marge der Bank den von der Unternehmung jeweils geforderten Darlehenszins liefern

3 Einfl uss der Betriebsrisiken auf die KreditkostenSind Unternehmungen auf Bankdarlehen an-gewiesen haumlngt es also an ihrem Rating wie teuer dieser Kredit wird Ein glaumlnzend einge-stufter AAA-Kunde mit houmlchster Bonitaumlt zahlt im Beispiel fuumlr ein Darlehen 658 Zinsen waumlhrend der B-Kunde dafuumlr 1574 aufbrin-gen muumlsste (siehe Abbildung 1) Da aber das Gros kleiner und mittelgroszliger Firmen besten-falls den Ratingklassen B zuzuordnen ist wird ein gutes Rating resp dessen Verbesserung existentiell Denn ndash und das belegen die Aus-fallwahrscheinlichkeiten in Abbildung 3 ndash mit einer geringfuumlgig verbesserten Bonitaumltseinstu-fung (zB von B auf B+) sinken die Kreditkos-ten nachhaltig

Wie gelangt nun eine Bank zu ihrem Rating-urteil uumlber einen kreditsuchenden Firmenkun-den In dieser zentralen Frage legt sich Basel II nicht defi nitiv fest fordert vielmehr plausib-le und unmittelbar einleuchtende Kriterien bei-zuziehen die zu einer aussagekraumlftigen Dif-ferenzierung der Risiken fuumlhren (siehe hierzu

Abbildung 3 Risikokostenkalkulation

Baseler Ausschuss 2003 S 84) Dies beinhal-tet einen gewissen Gestaltungsfreiraum fuumlr die Kreditinstitute (bzw fuumlr die darauf spezialisier-ten Ratingagenturen wie Moodyacutes oder Stan-dard amp Pooracutes) Die relevanten Faktoren lassen sich aber stets in zwei Kategorien einteilen In der ersten fi nden sich die bdquohartenldquo Fakten die quantitativ bewertet werden koumlnnen Anhand von Geschaumlftsberichten Ergebnis- und Fi-nanzplanungen werden Finanz- und Ertrags-lage der Unternehmung beurteilt und hieraus Folgerungen fuumlr deren Zahlungskraft in der Zu-kunft gezogen Die zweite Klasse umfasst qua-litative Aspekte sogenannte bdquoweicheldquo Fakto-ren wie Unternehmensstrategie Management und Personal (siehe hierzu IFD 2006 S 17) Auch diese haben einen nachhaltigen Einfl uss auf Erfolg und Bonitaumlt so dass ihnen im Ra-tingprozess gebuumlhrende Aufmerksamkeit ge-widmet wird Ein Aspekt der branchenabhaumln-gig nicht unerheblich die Betriebsrisiken aus Sicht von Dritten beeinfl usst ist dabei die Ar-beitssicherheit weil von ihr in hohem Maszlige der kontinuierliche Produktions- und Wert-schoumlpfungsfl uss abhaumlngt Demzufolge inter-essiert sich die Bank zunehmend fuumlr den Ar-beitsschutz und laumlsst sich von den zustaumlndigen Experten dessen Entwicklungsstand erlaumlutern und dokumentieren (vgl VDSI 2006) Bei der-artigen Arbeitsrisiken koumlnnen zwei Formen un-terschieden werden Zum einen besteht die Gefahr von Arbeitsunfaumlllen zum anderen tre-ten arbeitsbedingte Erkrankungen auf bei de-nen der Arbeitsprozess entweder die Ursa-che fuumlr das Krankheitsbild ist oder zu dessen Verschlechterung wie bei Houmlrschaumlden und Krebserkrankungen beitraumlgt (vgl Pieper etal 2005 S 19) Im Rahmen des Arbeitsschutzes wird ein bewusster Umgang mit diesen Risi-ken angestrebt damit Sicherheit und Gesund-heitsschutz der Beschaumlftigten gewaumlhrleistet und verbessert werden (vgl sect 1 Abs 1 Arbeits-schutzgesetz (ArbSchG)) Dies ist nicht nur eine gesetzlich verankerte Pfl icht des Arbeit-

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gebers sondern auch im Interesse der Unter-nehmung da die Kosten des Ausfalls eines Ar-beitnehmers in Folge eines Arbeitsunfalls und dessen Folgekosten nicht vernachlaumlssigbar sind Als Bestandteil des Ratingurteils ndash bei-spielsweise wie viele unfallbedingte Fehlzeiten sind innerhalb eines Jahres im Betrieb aufge-treten ndash wirken sich diese unter Basel II nun-mehr auch mittelbar auf die Kreditkosten aus so dass ihre systematische Vermeidung noch weiter an Bedeutung gewinnt

Generell spielt bei der Ermittlung des Rating-urteils der Umgang mit existierenden und po-tentiellen Risiken ndash als der Gefahr dass Pla-nung und Realisierung (merklich) voneinander abweichen ndash eine zentrale Rolle Die ange-messene Beruumlcksichtigung der eingegange-nen Risiken wird durch Basel II also nicht nur von den Kreditinstituten sondern infolge da-von auch von deren kreditnachfragenden Kun-den verlangt Unternehmungen agieren auf sich staumlndig veraumlndernden Maumlrkten sind also permanent der Gefahr ausgesetzt ihre erfolgs-wirtschaftliche Leistungsfaumlhigkeit wie ihre Zah-lungskraft einzubuumlszligen Neben diesen umfeld-bezogenen und unternehmensstrategischen Risiken existieren weitere Gefahren die sich in die Kategorien leistungs- und fi nanzwirt-schaftliche informationstechnische und per-sonalbezogene Risiken untergliedern lassen Die systematische Identifi zierung von relevan-ten Risiken und die Entwicklung von Strategi-en wie mit ihnen umzugehen ist erweist sich daher als ein Markenzeichen guter Unterneh-mungsfuumlhrung Institutionalisiert als Risiko-managementsystem sollen Risiken fruumlhzeitig erkennbar bewertbar und somit steuerbar wer-den um das Gefaumlhrdungspotential nachhal-tig zu senken Risikomanagement meint hier-bei einen integrativen fortlaufenden Prozess der sich in vier Schritte gliedern laumlsst Grund-lage bildet die Risikoidentifi kation anhand de-rer moumlgliche Gefaumlhrdungen aufgedeckt und strukturiert werden Bei deren Bewertung wird ihre Messung in monetaumlren Groumlszligen an-gestrebt wobei sowohl die Houmlhe des moumlgli-chen Verlustes als auch die Wahrscheinlichkeit seines Eintritts zu beruumlcksichtigen sind An-schlieszligend erfolgt im Rahmen der Risikosteu-erung die Entscheidung welche Maszlignahmen in Bezug auf die einzelnen Problemfelder er-griffen werden sollen So koumlnnen gewisse Ri-siken gegen Zahlung einer Praumlmie versichert (z B Feuer Wasser) oder weitergegeben wer-den (z B Absicherung gegen Zins- und Waumlh-rungsrisiken bei einer Bank) waumlhrend die Un-ternehmung andere Risiken bewusst selbst traumlgt Daneben spielen Risikovermeidung oder -verminderung durch eine Beschaumlftigung mit den Risikoursachen eine wichtige Rolle Be-sonders im Bereich der Arbeitsrisiken sollte auf dieses Instrument zuruumlckgegriffen werden da Arbeitsunfaumllle von vornherein unterbunden werden muumlssen Deutlich wird dies in sect 4 Arb-SchG nach dem der Arbeitgeber als Verant-

wortlicher der Arbeitssicherheit Gefahren bdquoan ihren Quellen zu bekaumlmpfenldquo hat Die Gestal-tung der Arbeit hat so zu erfolgen bdquodass eine Gefaumlhrdung fuumlr Leben und Gesundheit moumlg-lichst vermieden und die verbleibende Gefaumlhr-dung moumlglichst gering gehalten wirdldquo Der Risi-komanagementprozess muumlndet schlieszliglich in die Risikokontrolle die insbesondere Lernpro-zesse im Umgang mit Risiken ausloumlsen qua-si einen diesbezuumlglichen Erfahrungsschatz im Betrieb aufbauen soll

Neben der grundlegenden Aufgabe der Exis-tenzsicherung erfuumlllt ein gutes Risikomanage-ment die Forderungen der Bank nach einem bewussten Umgang der Unternehmung mit ih-ren denkbaren Gefaumlhrdungen Ein verbesser-tes Risikomanagement traumlgt zur Senkung der Ausfallwahrscheinlichkeit des Kreditnehmers bei da weniger unvorhergesehene Situationen eintreten bzw das Vorgehen bei eventuellem Eintritt einer solchen bereits vorher durchdacht wurde Die niedrigere Ausfallwahrscheinlich-keit wird sich in einem verbesserten Rating nie-derschlagen da diese korreliert sind Die Fol-ge der verbesserten Bonitaumltsbewertung sind sinkende Kreditkosten (vgl Abbildung 4) Aller-dings bleibt im Einzelfall die Frage offen mit welcher Gewichtung das Risikomanagement in das Ratingurteil eingeht und ob es sich hier-bei um eine adaumlquate Beruumlcksichtigung dieses Faktors handelt

4 Basel II als HerausforderungArbeitssicherheit als Instrument zur Senkung der Kreditzinsen Die Zusammenhaumlnge sind weder einfach noch auf der Hand liegend ndash aber sie existieren Als Kernbestandteil des Ri-sikomanagements geht der Arbeitsschutz in das Ratingurteil ein Dies gilt stets auch wenn der konkrete Einfl uss branchen- und unter-nehmensabhaumlngig stark differieren wird und die Wirkung auf die Kreditzinsen kaum exakt in Prozentpunkten auszudruumlcken ist Dieses Rating wird einer Unternehmung bdquovon auszligenldquo aufoktroyiert sobald es sich bei einer Bank Geschaumlftskapital beschaffen moumlchte Bei ge-nauerem Hinsehen vermag dieser Druck die Bonitaumlt halten oder sogar verbessern zu muumls-sen recht heilsam sein sich intensiver mit moumlglichen Gefaumlhrdungen jedweder Art und Tragweite systematisch auseinanderzusetzen Dies schuumltzt keineswegs vor Verlusten redu-ziert aber deren Haumlufi gkeit mindert deren Fol-gen und eroumlffnet auf diese Weise die Chance

Abbildung 4 Zusammenhang zwischen Risikomanagement und Kreditkosten

die eigene Organisation zu stabilisieren und fuumlr kuumlnftige Herausforderungen fi t zu machen Das kann fuumlr eine Unternehmung einen Quan-tensprung in ihrer Entwicklung bedeuten bei dem die Senkung der Kreditkosten lediglich als angenehmer Nebeneffekt registriert wird Ak-tiv gestaltend oder reaktiv anpassend ndash alle in einer Unternehmung mit Fuumlhrungsverantwor-tung betrauten Personen werden sich dieser Herausforderung durch Basel II stellen muumls-sen

5 LiteraturBaseler Ausschuss fuumlr Bankenaufsicht (2003) Konsultationspapier - Die Neue Baseler Ei-genkapitalvereinbarung httpwwwbundes-bankdedownloadbankenaufsichtpdfCP3_Deutschpdf (05122006)

Bundesministerium der Justiz (1996) Arbeits-schutzgesetz - ArbSchG httpwwwgesetze-im-internetdearbschgBJNR124610996html (16012007)

Ehrmann H (2005) Kompakt-Training Risi-komanagement Rating ndash Basel II Ludwigsha-fen Kiehl

IFD - Initiative Finanzstandort Deutschland (2006) Rating Broschuumlre httpwwwfi nanz-standortdeBaseCMPdocuments5000fi nal_ratingbroschuerefr_homepagepdf(30012007)

Luumldeke A (2006) Ein Instrument zur mone-taumlren Bewertung der Arbeitsunfaumlhigkeit Prakti-sche Arbeitsmedizin Nr 5 S 36 ndash 39

Pieper R etal (2005) Handbuch Arbeits-schutz ndash Sicherheit und Gesundheit im Betrieb 2 Aufl age Frankfurt am Main Bund-Verlag

Sachverstaumlndigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage Auszug aus dem Jahresgutachten 200506 ndash Unternehmens-fi nanzierung im Wandel httpwwwsachver-staendigenrat-wirtschaftdedownloadzifferz683_743j05pdf (30012007)

VDSI - Verband Deutscher Sicherheitsin-genieure eV (2006) Stellungnahme vom 12052006 httpwwwvdsidewebcomshow_articlephp_c-43_nr-23_lkm-67ihtml (16012007)

Schirmeister R Michel P Tangiert Basel II ISSN 1861- 6704 Prakt Arbmed 2007 8 8-11

Page 4: Tangiert Basel II den Arbeitsschutz? - bsafb.debsafb.de/media/pa8_6_2007_tangiert_basel_ii_den_arbeitsschutz.pdf · Basel II, Risikomanagement, Rating, Kreditkosten, Arbeitsschutz

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gebers sondern auch im Interesse der Unter-nehmung da die Kosten des Ausfalls eines Ar-beitnehmers in Folge eines Arbeitsunfalls und dessen Folgekosten nicht vernachlaumlssigbar sind Als Bestandteil des Ratingurteils ndash bei-spielsweise wie viele unfallbedingte Fehlzeiten sind innerhalb eines Jahres im Betrieb aufge-treten ndash wirken sich diese unter Basel II nun-mehr auch mittelbar auf die Kreditkosten aus so dass ihre systematische Vermeidung noch weiter an Bedeutung gewinnt

Generell spielt bei der Ermittlung des Rating-urteils der Umgang mit existierenden und po-tentiellen Risiken ndash als der Gefahr dass Pla-nung und Realisierung (merklich) voneinander abweichen ndash eine zentrale Rolle Die ange-messene Beruumlcksichtigung der eingegange-nen Risiken wird durch Basel II also nicht nur von den Kreditinstituten sondern infolge da-von auch von deren kreditnachfragenden Kun-den verlangt Unternehmungen agieren auf sich staumlndig veraumlndernden Maumlrkten sind also permanent der Gefahr ausgesetzt ihre erfolgs-wirtschaftliche Leistungsfaumlhigkeit wie ihre Zah-lungskraft einzubuumlszligen Neben diesen umfeld-bezogenen und unternehmensstrategischen Risiken existieren weitere Gefahren die sich in die Kategorien leistungs- und fi nanzwirt-schaftliche informationstechnische und per-sonalbezogene Risiken untergliedern lassen Die systematische Identifi zierung von relevan-ten Risiken und die Entwicklung von Strategi-en wie mit ihnen umzugehen ist erweist sich daher als ein Markenzeichen guter Unterneh-mungsfuumlhrung Institutionalisiert als Risiko-managementsystem sollen Risiken fruumlhzeitig erkennbar bewertbar und somit steuerbar wer-den um das Gefaumlhrdungspotential nachhal-tig zu senken Risikomanagement meint hier-bei einen integrativen fortlaufenden Prozess der sich in vier Schritte gliedern laumlsst Grund-lage bildet die Risikoidentifi kation anhand de-rer moumlgliche Gefaumlhrdungen aufgedeckt und strukturiert werden Bei deren Bewertung wird ihre Messung in monetaumlren Groumlszligen an-gestrebt wobei sowohl die Houmlhe des moumlgli-chen Verlustes als auch die Wahrscheinlichkeit seines Eintritts zu beruumlcksichtigen sind An-schlieszligend erfolgt im Rahmen der Risikosteu-erung die Entscheidung welche Maszlignahmen in Bezug auf die einzelnen Problemfelder er-griffen werden sollen So koumlnnen gewisse Ri-siken gegen Zahlung einer Praumlmie versichert (z B Feuer Wasser) oder weitergegeben wer-den (z B Absicherung gegen Zins- und Waumlh-rungsrisiken bei einer Bank) waumlhrend die Un-ternehmung andere Risiken bewusst selbst traumlgt Daneben spielen Risikovermeidung oder -verminderung durch eine Beschaumlftigung mit den Risikoursachen eine wichtige Rolle Be-sonders im Bereich der Arbeitsrisiken sollte auf dieses Instrument zuruumlckgegriffen werden da Arbeitsunfaumllle von vornherein unterbunden werden muumlssen Deutlich wird dies in sect 4 Arb-SchG nach dem der Arbeitgeber als Verant-

wortlicher der Arbeitssicherheit Gefahren bdquoan ihren Quellen zu bekaumlmpfenldquo hat Die Gestal-tung der Arbeit hat so zu erfolgen bdquodass eine Gefaumlhrdung fuumlr Leben und Gesundheit moumlg-lichst vermieden und die verbleibende Gefaumlhr-dung moumlglichst gering gehalten wirdldquo Der Risi-komanagementprozess muumlndet schlieszliglich in die Risikokontrolle die insbesondere Lernpro-zesse im Umgang mit Risiken ausloumlsen qua-si einen diesbezuumlglichen Erfahrungsschatz im Betrieb aufbauen soll

Neben der grundlegenden Aufgabe der Exis-tenzsicherung erfuumlllt ein gutes Risikomanage-ment die Forderungen der Bank nach einem bewussten Umgang der Unternehmung mit ih-ren denkbaren Gefaumlhrdungen Ein verbesser-tes Risikomanagement traumlgt zur Senkung der Ausfallwahrscheinlichkeit des Kreditnehmers bei da weniger unvorhergesehene Situationen eintreten bzw das Vorgehen bei eventuellem Eintritt einer solchen bereits vorher durchdacht wurde Die niedrigere Ausfallwahrscheinlich-keit wird sich in einem verbesserten Rating nie-derschlagen da diese korreliert sind Die Fol-ge der verbesserten Bonitaumltsbewertung sind sinkende Kreditkosten (vgl Abbildung 4) Aller-dings bleibt im Einzelfall die Frage offen mit welcher Gewichtung das Risikomanagement in das Ratingurteil eingeht und ob es sich hier-bei um eine adaumlquate Beruumlcksichtigung dieses Faktors handelt

4 Basel II als HerausforderungArbeitssicherheit als Instrument zur Senkung der Kreditzinsen Die Zusammenhaumlnge sind weder einfach noch auf der Hand liegend ndash aber sie existieren Als Kernbestandteil des Ri-sikomanagements geht der Arbeitsschutz in das Ratingurteil ein Dies gilt stets auch wenn der konkrete Einfl uss branchen- und unter-nehmensabhaumlngig stark differieren wird und die Wirkung auf die Kreditzinsen kaum exakt in Prozentpunkten auszudruumlcken ist Dieses Rating wird einer Unternehmung bdquovon auszligenldquo aufoktroyiert sobald es sich bei einer Bank Geschaumlftskapital beschaffen moumlchte Bei ge-nauerem Hinsehen vermag dieser Druck die Bonitaumlt halten oder sogar verbessern zu muumls-sen recht heilsam sein sich intensiver mit moumlglichen Gefaumlhrdungen jedweder Art und Tragweite systematisch auseinanderzusetzen Dies schuumltzt keineswegs vor Verlusten redu-ziert aber deren Haumlufi gkeit mindert deren Fol-gen und eroumlffnet auf diese Weise die Chance

Abbildung 4 Zusammenhang zwischen Risikomanagement und Kreditkosten

die eigene Organisation zu stabilisieren und fuumlr kuumlnftige Herausforderungen fi t zu machen Das kann fuumlr eine Unternehmung einen Quan-tensprung in ihrer Entwicklung bedeuten bei dem die Senkung der Kreditkosten lediglich als angenehmer Nebeneffekt registriert wird Ak-tiv gestaltend oder reaktiv anpassend ndash alle in einer Unternehmung mit Fuumlhrungsverantwor-tung betrauten Personen werden sich dieser Herausforderung durch Basel II stellen muumls-sen

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