Tannenzapfen und Kitzelbäume Freie Fahrt in · als Hymne gegen die Apartheid – inzwi schen zu...

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D as ist ein Kitzelbaum“, ruft ein Jun- ge, als er über die Äste des Nadel- baums streicht. „Kitzelbaum, Kit- zelbaum, Kitzelbaum“, rufen seine Freun- de neben ihm im Chor und lachen. „Nein Kinder, das ist eine Nordmanntanne“, be- richtigt Manfred Bauer seine kleinen Zu- hörer. Der 62-Jährige arbeitet beim Christ- baumverkauf vor dem evangelischen Wald- heim in Degerloch, der von der Familie Stuber betrieben wird. Als Schmankerl hält er heuer an allen Ständen der Stubers Vor- träge für Kinder über die Entstehung der Bäume. An diesem Nachmittag sind neun Schüler zwischen sechs und acht Jahren aus dem Hort Königsträßle gekommen und hängen an Bauers Lippen. „Diese Tanne ist acht Jahre alt“, sagt Manfred Bauer und zeigt auf einen Weih- nachtsbaum, der die Standard-Wohnzim- mer-Größe längst überschritten hat. „Boaaaaaah“, tönt es aus den Mündern der Kinder. Den Kopf weit in den Nacken ge- legt, bestaunen sie das mächtige Gewächs. „Seht ihr, die Bäume wachsen schneller als ihr“, scherzt Bauer. Zu dem Nebenjob als Kinderunterhalter ist der Bietigheimer, der die restlichen elf Monate im Jahr als Konstrukteur arbeitet, nur durch Zufall gekommen. „Seit 1988 ver- kaufe ich an diesem Stand Christbäume“, erzählt der 62-Jährige. Die Betreiberfami- lie Stuber überlegt sich jedes Jahr etwas Besonderes, um auf sich aufmerksam zu machen. Dieses Jahr ist es der weihnachtli- che Anschauungsunterricht für Kinder. „Ich wurde gefragt, ob ich das machen wür- de. Und da ich mich ganz gut mit den Bäu- men auskenne, habe ich eben zugesagt“, er- zählt der Maschinenbautechniker. Dann schnappt er sich eine Säge und beginnt, Scheiben vom Stamm einer Fichte zu sä- gen. Jedes Kind bekommt eine solche Scheibe und darf dann zählen, wie alt der Baum wohl ist. „Jeder Ring im Stamm steht für ein Jahr“, erklärt Bauer geduldig. „Mei- ner ist sieben“, „meiner ist acht“, „nein, der ist sechs“, rufen die Hort-Kinder wild durcheinander. Gruppenleiterin Regina Basse schmunzelt. „Ich finde das wirklich eine tolle Idee“, sagt sie. „Die Kinder erfah- ren richtig viel über die Pflanzen.“ Auf die Aktion aufmerksam wurde sie aufgrund eines Anrufs aus Berlin. Frauke Tuttlies ist von dort aus verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Familie Stu- ber. Sie hat zahlreiche Kindergärten, Horte und Schulen im jeweiligen Gebiet um die 13 Stände der Stubers rund um Stuttgart an- gerufen und den Unterricht angeboten. Re- gina Basse hat sofort zugesagt. Die Kinder freut es. So auch die siebenjährige Klara. Sie be- sucht die Klasse 2b der Filderschule. „Ich finde es hier sehr interessant, weil ich mich schon immer für Bäume interessiere“, sagt Klara mit leuchtenden Augen. Sie geht sehr gerne in den Wald, streunt am Waldrand entlang, sammelt Tannenzapfen und Kas- tanien. „Oder ich gehe ins Haus des Waldes, dort lernt man etwas über sauren Regen und Waldsterben und kann ausgestopfte Tiere anschauen“, erzählt die Siebenjähri- ge. Zuhause haben sie und ihre Eltern auch schon einen Baum für Weihnachten. „Der ist zwei Meter hoch“, sagt sie. „Den schmü- cke ich mit Strohsternen und Kugeln.“ Ob sie nach dem heutigen Tag auch weiß, was für einen Baum ihre Eltern gekauft haben? „Ja, eine Nordmanntanne.“ Wie man einen Baum pflanzt, kann Manfred Bauer seinen kleinen Zuhörern ganz genau erklären. Er hält einen Tannen- zapfen hoch in die Luft. „Hier drin sind die Samen, die muss man säen“, sagt er. „Was heißt das?“, kommt sofort die Gegenfrage. „Na, in den Topf mit Erde reintun.“ Bauer weiß auf jede Frage eine Antwort. Zum Ab- schied singen die neun Kinder ihrem Leh- rer für einen Tag noch ein Lied. Oh Tannen- baum, wie soll es auch anders sein. Sie sin- gen es sogar ein zweites Mal auf Englisch, Oh Christmas tree. Die dritte Version Oh Kitzelbaum trällern die Kinder aber nicht. Denn, dass es diesen gar nicht gibt, wissen sie ja jetzt. Tannenzapfen und Kitzelbäume Degerloch Hortkinder lernen viel Wissenswertes über Christbäume. Von Julia Barnerßoi Geduldig beantwortet Manfred Bauer alle Fragen seiner neugierigen Zuhörern über Tannenbäume und Co. Foto: Julia Barnerßoi In den Herzen und Seelen angekommen D as hat vor gut einem Jahr eher vor- sichtig als ein Projekt angefangen. Jetzt ist das Gospelsingen schon als Riesenerfolg in der Haigstkirche angekom- men. Und zwar da, wo es auch seinen eigentlichen Sinn und Zweck hat: im Got- tesdienst der Gemeinde. Die Kirche war am vergangenen Sonntagabend überfüllt, als der Chor, verstärkt mit Band und Solisten und geleitet von Robert Bärwald, zu diesem dritten Advent erstmals im Rahmen eines Abendmahls-Gottesdienstes auftrat. Der Gospel, übersetzt der Gesang einer Guten Nachricht oder Frohen Botschaft, kommt von den schwarzen Sklaven der Südstaaten und entwickelte sich fort in ihren amerikanischen Gemeinden. Ameri- kanisch ist auch die „charismatische“, mehr auf den Heiligen Geist als auf liturgi- sche Tradition und Praxis bezogene Aus- richtung. Und amerikanisch ist die Spra- che. Deshalb hieß der Titel dieses Advents- gospels auch „His Spirit is here“, sein Geist ist hier. Der Projektchor begann allerdings afri- kanisch, denn auch auf den Kontinent der Vorfahren ist diese Art von Musik zurück- gekehrt. „Nkosi Sikelel’ iAfrika“ gehört – als Hymne gegen die Apartheid – inzwi- schen zu dem, was viele Menschen Welt- musik nennen. Der Chor hat inzwischen vor allem um eine ganze Reihe Männerstimmen zuge- legt. Robert Bärwald hat auch eine Menge an Klangkultur, rhythmischer Präzision und Sicherheit aufgebaut, ohne die gelo- ckerte Begeisterung zu bremsen, die beim Gospel nicht fehlen darf. Mit „Mary did You Know“ gab Andrea Conradt ein ausdrucks- starkes Gesangs-Solo, bei dem sie schon sehr nah an den kehligen Soul originaler schwarz-amerikanischer Gospelstimmen kam. Später trat Katharina Schmidhäuser beim getragenen Klassiker „Amazing Gra- ce“ ähnlich glaubensinnig aus dem Chor hervor. Der Gospelsong „I Call on Your Name“ vor der Predigt von Pfarrerin Katharina Roos war aufgefächert und ergänzt durch die Textmeditation eines dänischen Musi- kers, einen Erfahrungsbericht, den ein Chorsänger anstelle der erkrankten Pro- jektleiterin Edith Hämmerlin vortrug, und durch das Gemeindegebet. Das Wandel- abendmahl unterlegte Ebbi Grözinger mit einem ausgedehnten und emotionalen Sa- xophon-Solo. Danach wechselten sich das titelgeben- de Chorgospel „His Spirit is Here“, ein „You are Holy“ mit Publikumsbeteiligung, „In The Sanctuary“ und das gesungene Vater- unser der Gemeinde ab. Chor und Gemein- de gemeinsam machten auch den inspirier- ten Abschluss mit dem Segens-Gospel „May the Road“. Gut ein Jahr nach seiner Gründung ist der Gospel-Projekt-Chor jetzt dort ange- kommen, wo er hingehört: mitten in der Haigstgemeinde und mitten in den Herzen und in den gläubigen Seelen. Jetzt kann der Chor sich auch einen richtigen Namen ge- ben. Degerloch Der Gospel-Projekt-Chor gestaltet einen Adventsgottesdienst in dem überfüllten Gotteshaus der evangelischen Haigstgemeinde. Von Martin Bernklau Der schneidende Wasserstrahl D ie vier Rohre sehen nach nichts Be- sonderem aus. Eben wie eine Ma- schine, die irgendetwas kann. Die Rohre können mutmaßlich etwas, was die Menschen interessieren dürfte: Sie wa- schen Salat, der geschnitten und eingetütet im Supermarkt verkauft wird, und das wahrscheinlich gründlicher als herkömm- liche Verfahren. Wahrscheinlich deshalb, weil Professor Reinhold Carle erst am An- fang seiner wissenschaftlichen Versuche steht. Er wird frühestens in einem Jahr ers- te Erkenntnisse haben. Die neuartige Salatwaschmaschine steht an der Universität Hohenheim und ist eine der Stationen, die die Eisberg- und En- divienblätter passieren. „Auslöser für unsere Aktivitäten war die EHEC-Krise“, sagt Carle. Der Lebensmittelwissenschaft- ler kennt sich aus mit dem Salatputzen. Be- reits vor vier Jahren hat er ein Projekt ge- leitet, bei dem er für die Industrie Interes- santes herausgefunden hat: Mit Warmwasser lassen sich die Blätter genau- so sauber bekommen wie mit Chlor. Das hat Vorteile, denn Chlor ist hierzulande – anders als beispielsweise in den USA – als Waschzusatz verpönt. Vor wenigen Tagen haben die Hohen- heimer Wissenschaftler die Zuschüsse für ihr neues Forschungsvorhaben beantragt. Die Kosten für drei Jahre liegen bei etwa einer halben Million Euro. Carle rechnet im Februar mit der Entscheidung des Bun- deswirtschaftsministeriums. Zehn Prozent der Summe trägt die Industrie. In der Hohenheimer Versuchsanlage werden die Salatköpfe zunächst von Hand geviertelt und dann maschinell in höchs- tens sechs Millimeter schmale Streifen ge- schnitten. Anschließend geht es für die Sa- latblätter in die Waschwanne. Dies war bis- her der eigentliche Säuberungsschritt. In Carles System entspricht die Wanne nur noch einer Vorwäsche. Von dort geht es ab in die Rohre, durch die die Streifen ge- pumpt werden. In ihnen befindet sich eine Art Spülmittel, das die Keime von den Sa- latblättern löst. Die Versuche der Hohenheimer sollen zeigen, dass Blätter, die mit der neuen Me- thode gewaschen worden sind, keimfreier sind, als die Produkte es bisher waren. Au- ßerdem tüfteln die Forscher um Carle an einer weiteren Innovation, die die abge- packten Salate der Zukunft zusätzlich von Bakterien befreien soll. Die Idee ist, dass die geviertelten Salatköpfe zu Beginn nicht mehr mit einem Messer in Streifen ge- schnippelt werden, sondern mit einem Wasserstrahl. Das funktioniert, weil das Wasser mit einem Druck von 4500 Bar aus Düsen gepresst wird. „Der Strahl schneidet Ihnen die Hand ab“, sagt Carle, „der Druck ist gigantisch“. Überraschend für ihn: Selbst Kekse lassen sich per Wasserstrahl portionieren. Ohne, dass nur ein Tropfen Nässe in dem Gebäck zurückbleibt. Für die Salatindustrie könnte der schneidende Strahl eine wichtige Neue- rung sein. „Damit hat man einen klinisch reinen Schnitt“, sagt der Hohenheimer Professor. Das Messer transportiert näm- lich stets Keime von der dreckigen Außen- haut zum sauberen Salatherz. Fällt diese Verschmutzungsquelle weg, hat die Wasch- maschine später weniger zu tun – und braucht damit weniger Wasser. Der Markt für die küchenfertigen Salat- tüten sei ein aufstrebender, sagt Carle. Ne- gativnachrichten wie die um den EHEC- Erreger schaden der Branche massiv. Da- her sind die Industriellen an innovativen Verfahren interessiert. So sehr, dass manch einer eng mit den Hohenheimern koope- rieren will. Das Kalkül: Sie wollen die neu- en Erkenntnisse der Wissenschaftler so schnell wie nur möglich für ihren Produk- tionsablauf nutzen. Hohenheim Der Professor Reinhold Carle entwickelt ein Verfahren, bei dem Salat gründlicher gewaschen wird. Von Judith A. Sägesser Der Gospel-Projekt-Chor begeisterte die zahlreichen Gottesdienstbesucher in der Haigstkirche. Foto: Martin Bernklau Der Professor Reinhold Carle und die Salat- waschmaschine Foto: Judith A. Sägesser Birkach Kinder backen Plätzchen Das Birkacher Jugendhaus lädt Kinder von der ersten Klasse an zum gemeinsamen Plätzchen- backen ein. Los geht es um 15 Uhr an der Grüninger Straße 18. Abends, von 18 Uhr an, treffen sich Jugendliche ab zwölf Jahren zu einem Vier-gewinnt-Turnier. ana Degerloch Weihnachtskonzert Der Kinder- und Jugendchor belcanto gibt am Sonntag, 18. Dezember, ein Weihnachtskonzert. Von 17 Uhr an singen die Mitglieder in der Ma- riä-Himmelfahrt-Kirche, Karl-Pfaff-Straße 50, unter anderem die Weihnachtskantate „Mister Scrooge“ nach Charles Dickens mit Schlagzeug und Kontrabass. Der Eintritt ist frei. Der Chor freut sich über Spenden. baj Hoffeld Zymbalen-Ensemble tritt auf Sie schlagen, klopfen, zupfen und streichen – die Mitglieder des Zymbalen-Ensembles mit Musi- kern aus Minsk. Am heutigen Mittwoch geben sie ein Konzert im Lothar-Christmann-Haus, Hoffeldstraße 215. Beginn ist um 16 Uhr im gro- ßen Saal, der Eintritt ist frei. ana Riedenberg Viva Voce singt Der Chor Viva Voce gibt ein Konzert in der evangelischen Emmauskirche, Schemppstraße 49. Das weihnachtliche Gospelkonzert beginnt am Sonntag, 18. Dezember, um 18 Uhr. Der Ein- tritt dazu ist frei, um Spenden wird jedoch gebe- ten. ott Sillenbuch Frühes Weihnachtsfest Der Obst- und Gartenbauverein Sillenbuch lädt am Freitag, 16. Dezember, zu einer Weihnachts- feier ein. Willkommen sind alle, die Lust und Zeit haben. Los geht es um 15 Uhr bei der evan- gelischen Kirchengemeinde an der Oberwie- senstraße 30. ana Sillenbuch Weihnachtsbrunch für Kinder Brunchen und Basteln ist am Freitag, 23. De- zember, das Programm für Kinder von sechs bis zwölf Jahren, und zwar im Jugendhaus Sillen- buch, Gorch-Fock-Straße 30. Zudem wird den Kindern vorgelesen und ein Weihnachtsfilm ge- zeigt. Anmeldung bis Montag, 19. Dezember, unter Telefon 47 18 29 oder per Mail an die Ad- resse [email protected]. baj Sillenbuch 365 Tage Kanada Wild, weit, wunderbar – so beschreiben Beate und Olaf Hofmann Kanada. 365 Tage verbrach- ten sie mit ihrer Tochter Nora dort. Die Familie nahm sich nämlich ein Jahr Auszeit. Über ihre Erfahrungen, die sie während des Sabbatjahrs sammelten, sprechen sie am Freitag, 16. De- zember, von 19 Uhr an im Äckerwaldzentrum, Gosheimer Weg 1. baj Kurz berichtet Baustelle Freie Fahrt in Plieningens Mitte Plieningen Von Freitag, 16. Dezember, an ist die Filderhauptstraße für den Autoverkehr wieder uneingeschränkt geöffnet. Das heißt, die Straße ist zwischen der Turnier- straße und der Echterdinger Straße in bei- de Richtungen befahrbar. Allerdings nur vorübergehend, denn während dieser Zeit machen die Bauarbeiter in Plieningens Mitte Winterpause. Sie planen, ihr Ge- schäft am Dienstag, 10. Januar, fortzuset- zen – wenn es das Wetter zulässt. Bevor die Filderhauptstraße freigegeben wird, ist eine kurze Vollsperrung nötig. Wegen Bau- arbeiten muss die Kreuzung Scharnhauser Straße/Goezstraße am Freitag, 16. Dezem- ber, von 14 Uhr an bis Samstag, 17. Dezem- ber, um etwa 6 Uhr gesperrt werden. Eine Umleitung ist ausgeschildert. ana Phoenix-Verein 410 Euro gespendet Heumaden Der Phoenix-Verein aus dem Wohngebiet Über der Straße freut sich über 410 Euro. Das Geld ist während der vergangenen Tage zusammengekommen, wie Annemarie Franz berichtet. Franz ist Mitgründerin des Vereins, der sich zu- nächst für einen Kindergarten im Quartier eingesetzt hat. Nachdem die Stadt inzwi- schen den ersten Spatenstich für die Kin- dertagesstätte an der Bernsteinstraße ge- feiert hat, will Phoenix diese Einrichtung künftig unterstützen (wir berichteten). 250 Euro des gespendeten Geldes stammen üb- rigens von einem unbekannten Wohltäter. Die Summe sei anonym in den Briefkasten der Schatzmeisterin geworfen worden. ana

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Page 1: Tannenzapfen und Kitzelbäume Freie Fahrt in · als Hymne gegen die Apartheid – inzwi schen zu dem, was viele Menschen Welt musiknennen. Der Chor hat inzwischen vor allem um eine

Das ist ein Kitzelbaum“, ruft ein Jun­ge, als er über die Äste des Nadel­baums streicht. „Kitzelbaum, Kit­

zelbaum, Kitzelbaum“, rufen seine Freun­de neben ihm im Chor und lachen. „NeinKinder, das ist eine Nordmanntanne“, be­richtigt Manfred Bauer seine kleinen Zu­hörer. Der 62­Jährige arbeitet beim Christ­baumverkauf vor dem evangelischen Wald­heim in Degerloch, der von der FamilieStuber betrieben wird. Als Schmankerl hälter heuer an allen Ständen der Stubers Vor­träge für Kinder über die Entstehung derBäume. An diesem Nachmittag sind neunSchüler zwischen sechs und acht Jahrenaus dem Hort Königsträßle gekommen undhängen an Bauers Lippen.

„Diese Tanne ist acht Jahre alt“, sagtManfred Bauer und zeigt auf einen Weih­nachtsbaum, der die Standard­Wohnzim­mer­Größe längst überschritten hat.„Boaaaaaah“, tönt es aus den Mündern derKinder. Den Kopf weit in den Nacken ge­legt, bestaunen sie das mächtige Gewächs.„Seht ihr, die Bäume wachsen schneller alsihr“, scherzt Bauer.

Zu dem Nebenjob als Kinderunterhalterist der Bietigheimer, der die restlichen elfMonate im Jahr als Konstrukteur arbeitet,nur durch Zufall gekommen. „Seit 1988 ver­kaufe ich an diesem Stand Christbäume“,erzählt der 62­Jährige. Die Betreiberfami­lie Stuber überlegt sich jedes Jahr etwasBesonderes, um auf sich aufmerksam zumachen. Dieses Jahr ist es der weihnachtli­che Anschauungsunterricht für Kinder.„Ich wurde gefragt, ob ich das machen wür­de. Und da ich mich ganz gut mit den Bäu­men auskenne, habe ich eben zugesagt“, er­zählt der Maschinenbautechniker. Dannschnappt er sich eine Säge und beginnt,Scheiben vom Stamm einer Fichte zu sä­

gen. Jedes Kind bekommt eine solcheScheibe und darf dann zählen, wie alt derBaum wohl ist. „Jeder Ring im Stamm stehtfür ein Jahr“, erklärt Bauer geduldig. „Mei­ner ist sieben“, „meiner ist acht“, „nein, derist sechs“, rufen die Hort­Kinder wilddurcheinander. Gruppenleiterin ReginaBasse schmunzelt. „Ich finde das wirklicheine tolle Idee“, sagt sie. „Die Kinder erfah­ren richtig viel über die Pflanzen.“

Auf die Aktion aufmerksam wurde sieaufgrund eines Anrufs aus Berlin. FraukeTuttlies ist von dort aus verantwortlich fürdie Öffentlichkeitsarbeit der Familie Stu­ber. Sie hat zahlreiche Kindergärten, Horteund Schulen im jeweiligen Gebiet um die 13Stände der Stubers rund um Stuttgart an­gerufen und den Unterricht angeboten. Re­

gina Basse hat sofort zugesagt. Die Kinderfreut es.

So auch die siebenjährige Klara. Sie be­sucht die Klasse 2b der Filderschule. „Ichfinde es hier sehr interessant, weil ich michschon immer für Bäume interessiere“, sagtKlara mit leuchtenden Augen. Sie geht sehrgerne in den Wald, streunt am Waldrandentlang, sammelt Tannenzapfen und Kas­tanien. „Oder ich gehe ins Haus des Waldes,dort lernt man etwas über sauren Regenund Waldsterben und kann ausgestopfteTiere anschauen“, erzählt die Siebenjähri­ge. Zuhause haben sie und ihre Eltern auchschon einen Baum für Weihnachten. „Derist zwei Meter hoch“, sagt sie. „Den schmü­cke ich mit Strohsternen und Kugeln.“ Obsie nach dem heutigen Tag auch weiß, was

für einen Baum ihre Eltern gekauft haben?„Ja, eine Nordmanntanne.“

Wie man einen Baum pflanzt, kannManfred Bauer seinen kleinen Zuhörernganz genau erklären. Er hält einen Tannen­zapfen hoch in die Luft. „Hier drin sind dieSamen, die muss man säen“, sagt er. „Washeißt das?“, kommt sofort die Gegenfrage.„Na, in den Topf mit Erde reintun.“ Bauerweiß auf jede Frage eine Antwort. Zum Ab­schied singen die neun Kinder ihrem Leh­rer für einen Tag noch ein Lied. Oh Tannen­baum, wie soll es auch anders sein. Sie sin­gen es sogar ein zweites Mal auf Englisch,Oh Christmas tree. Die dritte Version OhKitzelbaum trällern die Kinder aber nicht.Denn, dass es diesen gar nicht gibt, wissensie ja jetzt.

Tannenzapfen und KitzelbäumeDegerloch Hortkinder lernenviel Wissenswertes überChristbäume. Von Julia Barnerßoi

Geduldig beantwortet Manfred Bauer alle Fragen seiner neugierigen Zuhörern über Tannenbäume und Co. Foto: Julia Barnerßoi

In den Herzen und Seelen angekommen

Das hat vor gut einem Jahr eher vor­sichtig als ein Projekt angefangen.Jetzt ist das Gospelsingen schon als

Riesenerfolg in der Haigstkirche angekom­men. Und zwar da, wo es auch seineneigentlichen Sinn und Zweck hat: im Got­tesdienst der Gemeinde. Die Kirche war amvergangenen Sonntagabend überfüllt, alsder Chor, verstärkt mit Band und Solistenund geleitet von Robert Bärwald, zu diesemdritten Advent erstmals im Rahmen einesAbendmahls­Gottesdienstes auftrat.

Der Gospel, übersetzt der Gesang einerGuten Nachricht oder Frohen Botschaft,kommt von den schwarzen Sklaven derSüdstaaten und entwickelte sich fort inihren amerikanischen Gemeinden. Ameri­kanisch ist auch die „charismatische“,mehr auf den Heiligen Geist als auf liturgi­sche Tradition und Praxis bezogene Aus­richtung. Und amerikanisch ist die Spra­che. Deshalb hieß der Titel dieses Advents­gospels auch „His Spirit is here“, sein Geistist hier.

Der Projektchor begann allerdings afri­kanisch, denn auch auf den Kontinent derVorfahren ist diese Art von Musik zurück­gekehrt. „Nkosi Sikelel’ iAfrika“ gehört –als Hymne gegen die Apartheid – inzwi­schen zu dem, was viele Menschen Welt­musik nennen.

Der Chor hat inzwischen vor allem umeine ganze Reihe Männerstimmen zuge­legt. Robert Bärwald hat auch eine Mengean Klangkultur, rhythmischer Präzisionund Sicherheit aufgebaut, ohne die gelo­ckerte Begeisterung zu bremsen, die beimGospel nicht fehlen darf. Mit „Mary did YouKnow“ gab Andrea Conradt ein ausdrucks­starkes Gesangs­Solo, bei dem sie schonsehr nah an den kehligen Soul originalerschwarz­amerikanischer Gospelstimmenkam. Später trat Katharina Schmidhäuserbeim getragenen Klassiker „Amazing Gra­ce“ ähnlich glaubensinnig aus dem Chorhervor.

Der Gospelsong „I Call on Your Name“vor der Predigt von Pfarrerin Katharina

Roos war aufgefächert und ergänzt durchdie Textmeditation eines dänischen Musi­kers, einen Erfahrungsbericht, den einChorsänger anstelle der erkrankten Pro­jektleiterin Edith Hämmerlin vortrug, unddurch das Gemeindegebet. Das Wandel­abendmahl unterlegte Ebbi Grözinger miteinem ausgedehnten und emotionalen Sa­xophon­Solo.

Danach wechselten sich das titelgeben­de Chorgospel „His Spirit is Here“, ein „Youare Holy“ mit Publikumsbeteiligung, „InThe Sanctuary“ und das gesungene Vater­unser der Gemeinde ab. Chor und Gemein­de gemeinsam machten auch den inspirier­ten Abschluss mit dem Segens­Gospel„May the Road“.

Gut ein Jahr nach seiner Gründung istder Gospel­Projekt­Chor jetzt dort ange­kommen, wo er hingehört: mitten in derHaigstgemeinde und mitten in den Herzenund in den gläubigen Seelen. Jetzt kann derChor sich auch einen richtigen Namen ge­ben.

Degerloch Der Gospel­Projekt­Chor gestaltet einen Adventsgottesdienst in demüberfüllten Gotteshaus der evangelischen Haigstgemeinde. Von Martin Bernklau

Der schneidende Wasserstrahl

Die vier Rohre sehen nach nichts Be­sonderem aus. Eben wie eine Ma­schine, die irgendetwas kann. Die

Rohre können mutmaßlich etwas, was dieMenschen interessieren dürfte: Sie wa­schen Salat, der geschnitten und eingetütetim Supermarkt verkauft wird, und daswahrscheinlich gründlicher als herkömm­liche Verfahren. Wahrscheinlich deshalb,weil Professor Reinhold Carle erst am An­fang seiner wissenschaftlichen Versuchesteht. Er wird frühestens in einem Jahr ers­te Erkenntnisse haben.

Die neuartige Salatwaschmaschinesteht an der Universität Hohenheim und isteine der Stationen, die die Eisberg­ und En­divienblätter passieren. „Auslöser fürunsere Aktivitäten war die EHEC­Krise“,sagt Carle. Der Lebensmittelwissenschaft­ler kennt sich aus mit dem Salatputzen. Be­reits vor vier Jahren hat er ein Projekt ge­leitet, bei dem er für die Industrie Interes­santes herausgefunden hat: MitWarmwasser lassen sich die Blätter genau­so sauber bekommen wie mit Chlor. Dashat Vorteile, denn Chlor ist hierzulande –anders als beispielsweise in den USA – alsWaschzusatz verpönt.

Vor wenigen Tagen haben die Hohen­heimer Wissenschaftler die Zuschüsse fürihr neues Forschungsvorhaben beantragt.Die Kosten für drei Jahre liegen bei etwaeiner halben Million Euro. Carle rechnetim Februar mit der Entscheidung des Bun­deswirtschaftsministeriums. Zehn Prozentder Summe trägt die Industrie.

In der Hohenheimer Versuchsanlagewerden die Salatköpfe zunächst von Handgeviertelt und dann maschinell in höchs­tens sechs Millimeter schmale Streifen ge­schnitten. Anschließend geht es für die Sa­latblätter in die Waschwanne. Dies war bis­her der eigentliche Säuberungsschritt. InCarles System entspricht die Wanne nurnoch einer Vorwäsche. Von dort geht es abin die Rohre, durch die die Streifen ge­pumpt werden. In ihnen befindet sich eineArt Spülmittel, das die Keime von den Sa­latblättern löst.

Die Versuche der Hohenheimer sollenzeigen, dass Blätter, die mit der neuen Me­thode gewaschen worden sind, keimfreiersind, als die Produkte es bisher waren. Au­ßerdem tüfteln die Forscher um Carle aneiner weiteren Innovation, die die abge­packten Salate der Zukunft zusätzlich von

Bakterien befreien soll. Die Idee ist, dassdie geviertelten Salatköpfe zu Beginn nichtmehr mit einem Messer in Streifen ge­schnippelt werden, sondern mit einemWasserstrahl. Das funktioniert, weil dasWasser mit einem Druck von 4500 Bar ausDüsen gepresst wird. „Der Strahl schneidetIhnen die Hand ab“, sagt Carle, „der Druckist gigantisch“. Überraschend für ihn:Selbst Kekse lassen sich per Wasserstrahlportionieren. Ohne, dass nur ein TropfenNässe in dem Gebäck zurückbleibt.

Für die Salatindustrie könnte derschneidende Strahl eine wichtige Neue­rung sein. „Damit hat man einen klinischreinen Schnitt“, sagt der HohenheimerProfessor. Das Messer transportiert näm­lich stets Keime von der dreckigen Außen­haut zum sauberen Salatherz. Fällt dieseVerschmutzungsquelle weg, hat die Wasch­maschine später weniger zu tun – undbraucht damit weniger Wasser.

Der Markt für die küchenfertigen Salat­tüten sei ein aufstrebender, sagt Carle. Ne­gativnachrichten wie die um den EHEC­Erreger schaden der Branche massiv. Da­her sind die Industriellen an innovativenVerfahren interessiert. So sehr, dass mancheiner eng mit den Hohenheimern koope­rieren will. Das Kalkül: Sie wollen die neu­en Erkenntnisse der Wissenschaftler soschnell wie nur möglich für ihren Produk­tionsablauf nutzen.

Hohenheim Der Professor Reinhold Carle entwickelt ein Verfahren, beidem Salat gründlicher gewaschen wird. Von Judith A. Sägesser

Der Gospel­Projekt­Chor begeisterte diezahlreichen Gottesdienstbesucher in derHaigstkirche. Foto: Martin Bernklau

Der Professor Reinhold Carle und die Salat­waschmaschine Foto: Judith A. Sägesser

Birkach

Kinder backen PlätzchenDas Birkacher Jugendhaus lädt Kinder von derersten Klasse an zum gemeinsamen Plätzchen­backen ein. Los geht es um 15 Uhr an derGrüninger Straße 18. Abends, von 18 Uhr an,treffen sich Jugendliche ab zwölf Jahren zueinem Vier­gewinnt­Turnier. ana

Degerloch

WeihnachtskonzertDer Kinder­ und Jugendchor belcanto gibt amSonntag, 18. Dezember, ein Weihnachtskonzert.Von 17 Uhr an singen die Mitglieder in der Ma­riä­Himmelfahrt­Kirche, Karl­Pfaff­Straße 50,unter anderem die Weihnachtskantate „MisterScrooge“ nach Charles Dickens mit Schlagzeugund Kontrabass. Der Eintritt ist frei. Der Chorfreut sich über Spenden. baj

Hoffeld

Zymbalen­Ensemble tritt aufSie schlagen, klopfen, zupfen und streichen – dieMitglieder des Zymbalen­Ensembles mit Musi­kern aus Minsk. Am heutigen Mittwoch gebensie ein Konzert im Lothar­Christmann­Haus,Hoffeldstraße 215. Beginn ist um 16 Uhr im gro­ßen Saal, der Eintritt ist frei. ana

Riedenberg

Viva Voce singtDer Chor Viva Voce gibt ein Konzert in derevangelischen Emmauskirche, Schemppstraße49. Das weihnachtliche Gospelkonzert beginntam Sonntag, 18. Dezember, um 18 Uhr. Der Ein­tritt dazu ist frei, um Spenden wird jedoch gebe­ten. ott

Sillenbuch

Frühes WeihnachtsfestDer Obst­ und Gartenbauverein Sillenbuch lädtam Freitag, 16. Dezember, zu einer Weihnachts­feier ein. Willkommen sind alle, die Lust undZeit haben. Los geht es um 15 Uhr bei der evan­gelischen Kirchengemeinde an der Oberwie­senstraße 30. ana

Sillenbuch

Weihnachtsbrunch für KinderBrunchen und Basteln ist am Freitag, 23. De­zember, das Programm für Kinder von sechs biszwölf Jahren, und zwar im Jugendhaus Sillen­buch, Gorch­Fock­Straße 30. Zudem wird denKindern vorgelesen und ein Weihnachtsfilm ge­zeigt. Anmeldung bis Montag, 19. Dezember,unter Telefon 47 18 29 oder per Mail an die Ad­resse [email protected]. baj

Sillenbuch

365 Tage KanadaWild, weit, wunderbar – so beschreiben Beateund Olaf Hofmann Kanada. 365 Tage verbrach­ten sie mit ihrer Tochter Nora dort. Die Familienahm sich nämlich ein Jahr Auszeit. Über ihreErfahrungen, die sie während des Sabbatjahrssammelten, sprechen sie am Freitag, 16. De­zember, von 19 Uhr an im Äckerwaldzentrum,Gosheimer Weg 1. baj

Kurz berichtet

Baustelle

Freie Fahrt inPlieningens MittePlieningen Von Freitag, 16. Dezember, an istdie Filderhauptstraße für den Autoverkehrwieder uneingeschränkt geöffnet. Dasheißt, die Straße ist zwischen der Turnier­straße und der Echterdinger Straße in bei­de Richtungen befahrbar. Allerdings nurvorübergehend, denn während dieser Zeitmachen die Bauarbeiter in PlieningensMitte Winterpause. Sie planen, ihr Ge­schäft am Dienstag, 10. Januar, fortzuset­zen – wenn es das Wetter zulässt. Bevor dieFilderhauptstraße freigegeben wird, isteine kurze Vollsperrung nötig. Wegen Bau­arbeiten muss die Kreuzung ScharnhauserStraße/Goezstraße am Freitag, 16. Dezem­ber, von 14 Uhr an bis Samstag, 17. Dezem­ber, um etwa 6 Uhr gesperrt werden. EineUmleitung ist ausgeschildert. ana

Phoenix­Verein

410 Euro gespendetHeumaden Der Phoenix­Verein aus demWohngebiet Über der Straße freut sichüber 410 Euro. Das Geld ist während dervergangenen Tage zusammengekommen,wie Annemarie Franz berichtet. Franz istMitgründerin des Vereins, der sich zu­nächst für einen Kindergarten im Quartiereingesetzt hat. Nachdem die Stadt inzwi­schen den ersten Spatenstich für die Kin­dertagesstätte an der Bernsteinstraße ge­feiert hat, will Phoenix diese Einrichtungkünftig unterstützen (wir berichteten). 250Euro des gespendeten Geldes stammen üb­rigens von einem unbekannten Wohltäter.Die Summe sei anonym in den Briefkastender Schatzmeisterin geworfen worden. ana