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Targetsalden im Euro- Zahlungsverkehr – reales Risiko oder virtuelle Verbindlichkeit? Forum Finanz, 12. Februar 2013

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Targetsalden im Euro-Zahlungsverkehr – reales Risiko oder virtuelle Verbindlichkeit?

Forum Finanz, 12. Februar 2013

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Target2: Fakten & FiktionMotivation: Wirtschaftspolitische Diskussion

Zentralbankgeld im Eurosystem

Funktionsweise von Target2• Trans-European Automated Real-time Gross settlement

Express Transfer system

„Finanzierung“ von Leistungsbilanzsalden

Wesentliche Punkte

Diskussion: Aspekte eines Euro-Austritts

Peter Brandner 12.2.2013

Persönliche Meinung des Vortragenden, die nicht notwendigerweise mit jener des BMF übereinstimmen muss

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2Peter Brandner

Motivation: ein (typisches) Beispiel / 1a

"Ungehemmt ziehen sie [die Staaten des Südens] mit Billigung der EZB unsere Ersparnisse aus den Kassenautomaten.Deutschland sitzt in der Falle :Alle wollen unser Geld, aber wenn wir uns dagegen wehren, werden wir überstimmt."

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3Peter Brandner

Motivation: ein (typisches) Beispiel / 1b

"Im Süden laufen die elektronischen Notenpressen heiß, man kauft sich im Norden, was einem beliebt, und die Notenbanken des Nordens saugen das Geld im Austausch gegen weitere Targetforderungen wieder auf."

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4Peter Brandner

Q: IHS (Okt. 2012), Szenarien für die Krise des Euroraums und Folgen für Österreich

Motivation: ein (typisches) Beispiel / 2a

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5Peter Brandner

Motivation: ein (typisches) Beispiel 2b

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Wesentliche Punkte: Geldpolitik

Peter Brandner

• Zentralbankgeld (ZBG)– Bargeld– Sichteinlagen der Geschäftsbanken bei Zentralbank– Zentralbankgeld ist „gedeckt“

• Geldpolitik ist vergemeinschaftet (EZB/Eurosystem)– Alle Erträge/Verluste der NZB nach Kapitalschlüssel verteilt– Technisch : dezentrale Umsetzung– Gäbe es (technisch) nur eine ZB → Konten aller Zahlungsverkehrsteilnehmer bei dieser ZB→ Buchungen (Zahlungsverkehr) innerhalb der ZB-Bilanz

• Banken sind Geschäftspartner des Eurosystems(nicht Staaten)

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Zentralbankbilanzstruktur: Eurosystem (=EZB + €-NZB)

Peter Brandner

Aktiva Passiva

Banknoten

Kredite an

Geschäftsbanken

("Refinanzierung")

Guthaben der

Geschäftsbanken

auf Girokonten

("Reserven")

Sonstige Sonstige

Eurosystem

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Aktiva Passiva

Banknoten

Kredite an

Geschäftsbanken

("Refinanzierung")

Target2-

Forderungen

Sonstige Sonstige

Nationale ZB 2

Guthaben der

Geschäftsbanken

auf Girokonten

("Reserven")

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Zentralbankbilanzstruktur: EZB/Nat.ZB plus Target2

Peter Brandner

EZB

Aktiva Passiva

Banknoten

Guthaben der

Geschäftsbanken

auf Girokonten

("Reserven")

Target2-

Verbindlichkeiten

Sonstige Sonstige

Nationale ZB 1

Kredite an

Geschäftsbanken

("Refinanzierung")

Bilanzen der nat. ZB 1&2 nach Überweisung des Betrags Xvon Geschäftsbank aus Land 1 zu Geschäftsbank aus Land 2

X X

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Sicherheiten („collateral“) im Refinanzierungsgeschäft

Peter Brandner

Q.: EZB (2012), Jahresbericht 2011

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Sicherheiten („collateral“) im Refinanzierungsgeschäft

Peter Brandner

Q.: EZB (2012), Jahresbericht 2011

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Entwicklung (ausgewählter)Targetsalden im Euroraum

Peter Brandner

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Euro Crisis Monitor

Institute of Empirical Economic Research

Osnabrück University

Net Balance with the Eurosystem / Target [bn €]

Finland France

Germany Greece

Ireland Italy

Netherlands Portugal

Spain Luxembourg

Q: http://www.eurocrisismonitor.com/

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Targetsalden im Euroraum

Peter Brandner

Q: Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2011

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Wesentliche Punkte: Target2-Salden

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• Umbuchung von bereits geschöpftem Zentralbankgeld

• Target2 überträgt, aber schafft keine ZBG-Liquidität

• Target2-„Risiko“ ≡ Risiko aus dem ‚gewöhnlichem‘ Refinanzierungsgeschäft

• Hoher Target2-Saldo: Spiegelbild reduzierter ‚privater‘ Liquiditätsflüsse, insb. → dysfunktionaler Interbanken-Geldmarkt

• Summe der Target2-Salden im Eurosystem (≈) Null→ konsolidierter Wochenausweis des Eurosystems

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Wesentliche Punkte: Target2-Salden

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• Target2-Salden sind das Ergebnis veränderter Verteilung der Refinanzierungsgeschäfteim Euro-Raum

• Keine gesonderte geldpolitische Bedeutung(weil keine „Kredite“)

• Target2-Salden: Kein Einfluss auf Kreditvergabe-möglichkeiten der Euroraum-Banken

• Target2-Salden bergen kein zusätzliches Risiko

• Beurteilung des „System“- Risikos→ siehe konsolidierter Wochenausweis

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Target2-Salden und Leistungsbilanzsalden

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2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011Veränderung in TARGET (inkl. TAF)Leistungsbilanzsaldo

Griechenlandin Mrd EUR

Quelle: EZB, Eurostat.Q: OeNB

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2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011Veränderung in TARGET (inkl. TAF)Leistungsbilanzsaldo

Österreichin Mrd EUR

Quelle: EZB, Eurostat.

Target2-Salden und Leistungsbilanzsalden

Q: OeNB

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17Peter Brandner

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2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011Veränderung in TARGET (inkl. TAF)Leistungsbilanzsaldo

Spanienin Mrd EUR

Quelle: EZB, Eurostat.

Target2-Salden und Leistungsbilanzsalden

Q: OeNB

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18Peter Brandner

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2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011Veränderung in TARGET (inkl. TAF)Leistungsbilanzsaldo

Irlandin Mrd EUR

Quelle: EZB, Eurostat.

Target2-Salden und Leistungsbilanzsalden

Q: OeNB

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Targetsalden und Leistungsbilanzsalden: H.-W. Sinn

Peter Brandner

Q: ifo Schnelldienst 65 Sonderausgabe 21 März 2012

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Targetsalden und Leistungsbilanzsalden: H.-W. Sinn

Peter Brandner

Q: ifo Schnelldienst 65 Sonderausgabe 21 März 2012

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Kapitalbilanz

Peter Brandner

• Kapitalbilanz:− Gliederung nach Finanzierungsinstrumenten− Transaktionen in TARGET2 sind vom

Interbank-Zahlungsverkehr dominiert.

→ In TARGET2 durchgeführte, grenzüberschreitendeEuro-Transaktionen werden in der Kapitalbilanz alsVerpflichtungsposition der Währungsbehörden („negativer Target-Saldo“) verbucht

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Positionen der Kapitalbilanz / Target

Peter Brandner

� Direktinvestitionen i.w.S.� Portfolioinvestitionen (Wertpapiere)� Finanzderivate

� Sonstiger Kapitalverkehr− Handelskredite− Kredite− Bargeld und Einlagen

−Sonstige - Zentralbank� Veränderung der Währungsreserven

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Wesentliche Punkte: Zahlungsbilanz

Peter Brandner

• Leistungsbilanzsaldo ≠ Targetsaldo– Entwicklung der Kapitalbilanz bzw. deren Komponenten !

→ Grundsätzliches Missverständnis in Verwendungdes Begriffs „Finanzierung“:

• Volkswirtschaftlich: Leistungsbilanz (Saldo): Netto vermögensveränderung (SL = S – I)

• Betriebswirtschaftliche Betrachtung Kapitalverkehr:Brutto -Geld- bzw. Kapitalströme

→ Unpräzise sprachliche Ausdrucksweise:„Finanzierung von Leistungsbilanzdefiziten“

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Target-Kredite ? → Hans-Werner Sinn

Peter Brandner

Q: ifo Schnelldienst 65 Sonderausgabe 21 März 2012

….

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Target-Kredite ? → Hans-WernerSinn

Peter Brandner

Q: ifo Schnelldienst 65 Sonderausgabe 21 März 2012

….

….

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Target-Kredite ? → Hans-Werner Sinn

Peter Brandner

Q: ifo Schnelldienst 65 Sonderausgabe 21 März 2012

….

….

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Target-Kredite ?

Peter Brandner

Prof. Hans-Werner Sinn im Klartext , zusammengefasst:

• …. messen sie auch Kredite zwischen den Notenbanken

• …. wie etwa die Deutsche Bundesbank der griechischen Zentralbank Geld gegeben hätte. Das hat sie natürlich nicht.

• Die Bundesbank gibt also der griechischen Zentralbank einen Kredit …

• Das alles heißt nicht, auch wenn man es manchmal so im Internet liest, dass die Zentralbanken untereinander Geld verleihen. Davon kann nicht die Rede sein …

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28Peter Brandner

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TARGET2-Salden –Ein notwendiger Baustein der Währungsunion

Forum Finanz 12. Februar 2013

Dr. Clemens Jobst,Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen

Die hier zum Ausdruck gebrachte Meinung ist die Meinung des Autors und gibt nicht notwendigerweise die Meinung der OeNB oder des Eurosystems wieder.

www.oenb.at

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Was jetzt noch kommt

Zwei Studien mit OeNB-KollegInnen Martin Handig, Robert Holzfeind und Doris Schneeberger in Geldpolitik & Wirtschaft Q1 2012 und Q4 2012.

- Bargeld ist auch Zentralbankgeld und muss gemeinsam mit TARGET2 betrachtet werden

- Zentralbankgeld kann aus unterschiedlichen Gründen Grenzen überqueren – manche sind problematisch, die meisten nicht

- Beispiele für Migration von Zentralbankgeld: Österreich

- Forderungen nach Begrenzung oder Ausgleich der TARGET2-Salden

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Wie TARGET-Forderungen entstehen -Güterimporte und Kapitalflucht

griechische Geschäftsbk

Kunden/

Investoren

Bank ofGreece

Geschäftsbkim Euroraum

andere NZBen

Kredite

Einlagen, Anleihen, Zahlungen für Importe

Refinanzierung

im geldpolitischen GeschäftReduktion der Refinanzierung

Einlagen, AnleihenX

Forderungen VerbindlichkeitenRefinanzierung BanknotenGeschäftsbanken

Giroeinlagen derGeschäftsbanken

Forderungen VerbindlichkeitenRefinanzierung BanknotenGeschäftsbanken

Giroeinlagen derGeschäftsbanken

Forderungen VerbindlichkeitenRefinanzierung BanknotenGeschäftsbanken

Giroeinlagen derGeschäftsbankenVerbindlichkeit inTARGET2

Forderungen VerbindlichkeitenRefinanzierung BanknotenGeschäftsbanken

Forderung inTARGET2 Giroeinlagen der

Geschäftsbanken

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Anmerkung 1: TARGET-Forderungen können auch Ergebnis normaler Kapitalbewegung in der Währungsunion sein

griechische Geschäftsbk

Kunden/

Investoren

Bank ofGreece

Geschäftsbkim Euroraum

andere NZB

Kredite

Interbankenkredit

Refinanzierung

im geldpolitischen GeschäftReduktion der Refinanzierung

Einlagen, Anleihen

Forderungen VerbindlichkeitenRefinanzierung BanknotenGeschäftsbanken

Giroeinlagen derGeschäftsbanken

Forderungen VerbindlichkeitenRefinanzierung BanknotenGeschäftsbanken

Giroeinlagen derGeschäftsbanken

Forderungen VerbindlichkeitenRefinanzierung BanknotenGeschäftsbanken

Giroeinlagen derGeschäftsbankenVerbindlichkeit inTARGET2

Forderungen VerbindlichkeitenRefinanzierung BanknotenGeschäftsbanken

Forderung inTARGET2 Giroeinlagen der

Geschäftsbanken

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Anmerkung 2: Auch die grenzüberschreitende Bewegung von Banknoten führt zu einem ähnlichen Bild

griechische Geschäftsbk

Kunden

Bank ofGreece

Geschäftsbkim Euroraum

andere NZB

Abhebung

Refinanzierung

im geldpolitischen GeschäftReduktion der Refinanzierung

Forderungen VerbindlichkeitenRefinanzierung BanknotenGeschäftsbanken

Giroeinlagen derGeschäftsbanken

Forderungen VerbindlichkeitenRefinanzierung BanknotenGeschäftsbanken

Giroeinlagen derGeschäftsbanken

Geschäft

Einzahlung auf Girokonto

Einkauf

Refinanzierung BanknotenGeschäftsbanken

ForderungBanknotenumlauf- Giroeinlagen deranpassung Geschäftsbanken

Refinanzierung BanknotenGeschäftsbanken

Giroeinlagen derGeschäftsbankenVerbindlichkeitBanknotenumlauf-anpassung

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Die wichtigsten Punkte

Transaktionen werden nur wegen des dezentralen Aufbaus des Eurosystems sichtbar

Sehr unterschiedliche Geschichten

- haben gleiche Auswirkungen auf Zentralbankbilanzen und Forderungen bzw. Verbindlichkeiten innerhalb des Eurosystems

- Salden können auf Probleme hinweisen sein, müssen aber nicht

� Vorsicht bei Interpretation von TARGET2 Salden

Banknoten sind auch Zentralbankgeld

� müssen gemeinsam mit TARGET2 betrachtet werden

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Ö überweist mehr ans Ausland als Ausländer nach Ö �Verbindlichkeit in TARGET2 aktuell 43 Mrd EUR (ca. 14% BIP)

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Dafür bringen Ausländer Euro-Banknoten nach Österreich:Forderungen aus Banknotenumlaufanpassung 44 Mrd EUR

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Netto ausgegebene Banknoten

monatlich, in Mrd EUR

Grafik 3

Quelle: OeNB.

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SchillingEuro logistisch (Summe aus Ausgabe minus Rücklieferung)Euro laut Bilanz (rechnerisch)

Banknotenumlauf der OeNB

in Mrd EUR

Grafik 4

Quelle: OeNB. Bis Ende 2001: Monatsdurchschnitte, ab 2002 Monatsendstände.

Bankn

otenu

mlaufanpassun

g

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Warum?

Abflüsse von unbarem Zentralbankgeld (TARGET2) ≈Zuflüsse von Bargeld (Banknotenumlaufanpassung).

Ergibt (derzeit) eine netto (ungefähr) ausgeglichene Position.

- Warum fließt Bargeld nach Österreich?

- Warum sind TARGET2 Abflüsse und Bargeldzuflüsse zirka gleich hoch?

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2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

BanknotenumlaufanpassungTARGET (ohne TAF)Netto

Forderungen und Verbindlichkeiten der

OeNB

in Mrd EUR

Grafik 5

Quelle: OeNB.

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Erklärung: Strukturen im Zahlungsverkehr –Makrofaktoren wie Zahlungsbilanz irrelevant

Tourismus?- Ja, aber reicht nicht (geschätzte

Zuflüsse 2 Mrd EUR pro Jahr, tatsächlich fließen 5-6 Mrd zu)

Valutenhandel!- Ausland verwendet Euros- Lieferung v.a. über Bundesbank- OeNB wichtig für Rücklieferungen- Nettolieferungen erklären

Banknotenumlaufanpassung sehr gut

- Valutenhandel erklärt auch Zusammenhang mit T2: einliefernde Händler übertragen Guthaben an Auftraggeber

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AT DE FRIT Andere, netto Insgesamt

Kumulierte Nettolieferung von Euro-

Banknoten

ausgewählte NZBen und insgesamt, in Mrd EUR

Grafik 9

Quelle: EZB.

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Österreich ist ein Spezialfall – aber so sind es einige andere Euroraumländer auch

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Die wichtigsten Ergebnisse

In einer Währungsunion kein Grund, dass Zentralbankgeldschöpfung und –verwendung geografisch zusammenfallen

- Österreich erhält Bargeld aus Valutenhandel, exportiert unbares Zentralbankgeld � hohe Forderung aus Banknotenumlaufanpassung, hohe Verbindlichkeit in TARGET2

- Deutschland exportiert Bargeld ins Euroraumausland und in den Euroraum, Luxemburg vor allem in den Euroraum � hohe Verbindlichkeit aus Banknotenumlaufanpassung

- Belgien, Portugal ähnliches Bild wie Österreich, aber andere Erklärungen nötig- …

Salden ergeben sich im normalen Funktionieren der WährungsunionSalden sind prinzipiell nicht limitiert

� Wie soll mit Salden umgegangen werden?

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Könnte oder sollte man TARGET2-Salden ausgleichen?

Vorschlag von H.W. Sinn: Nationale Zentralbanken mit Verbindlichkeiten in TARGET2 müssen periodisch Vermögenswerte an Zentralbanken mit Forderungen in TARGET2 übertragen.

Vorbild: Ausgleichsverfahren des Federal Reserve Bank Systems, einmal jährliche Übertragung von Wertpapieren.

Anmerkung 1: Salden aus Banknoten müssten auch inkludiert werden (Regelung könnte sonst leicht umgangen werden)

Anmerkung 2: NZBen besitzen de facto bereits Vermögenswerte (Unterschied zu Fed!)

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Zentralbanken besitzen de facto bereits Vermögenswerte: Erträge und Risiko werden geteilt

Eurosystem

Bank of Greece

Geschäftsbank in GR

Bundesbank

Geschäftsbank in D

NZB

NZBNZB

NZB

NZB

Refinanzierung

Überweisung mittels TARGET2

T2 ForderungT2 Verbindlichkeit

Zinsen

Zinsen

Zinsen

X

XX

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Umverteilung der Vermögenswerte verändert Erträge/Risiko nicht

Eurosystem

Bank of Greece

Geschäftsbank in GR

Bundesbank

Geschäftsbank in D

NZB

NZBNZB

NZB

NZB

Refinanzierung

Überweisung mittels TARGET2

T2 ForderungT2 Verbindlichkeit

übertragene Forderung

ZinsenZinsen

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Federal Reserve System: Unterschiedliches Verfahren, gleiches Ergebnis wie im Eurosystem

Geschäftsbank in Indiana

Geschäftsbank in Alabama

Federal Reserve

Bank

Überweisung mittels Fedwire

Federal Reserve

Bank

Federal Reserve

BankFederal Reserve

Bank

Federal Reserve Bank Atlanta

Federal Reserve Bank Chicago

System Open Market Account

Federal Reserve System

GiroguthabenGiroguthaben

Forderung in InterdistrictSettlement Accounts

Verbindlichkeit in ISA ISA nicht verzinst!

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Nicht praktikabel und im Widerspruch zur Währungsunion

Anmerkung 3: Welche Vermögenswerte sollen übertragen werden?- Sinn fordert Übertragung von Gold, Devisen u. ä.- Federal Reserve Banks können nicht wählen (ebenfalls gemeinsame

Entscheidung, gemeinsames Risiko)- Nicht klar, dass Gold immer besser als Refinanzierungsforderung in Euro

(verändert Veranlagungsstruktur: Erträge, Risiko)- Renationalisierung der Geldpolitik

Anmerkung 4: Vermögenswerte außerhalb des geldpolitischen Geschäfts nur begrenzt verfügbar- Bundesbank 2006: Verbindlichkeiten aus Banknoten ≈ gesamte Gold- und

Devisenreserven � Als Ergebnis des von Prof. Sinn geforderten Ausgleichverfahrens hätte Bundesbank 2006 gesamte Devisen- und Goldreserven ans Ausland transferieren müssen

- Was, wenn keine Vermögenswerte mehr verfügbar sind?

� Widerspricht Idee einer gemeinsamen Währung

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Das Wichtigste nochmal zum Schluss

- Zentralbankgeld- Bargeld + Sichteinlagen der Geschäftsbanken bei Zentralbank- Zentralbankgeld ist „gedeckt“

- Geldpolitik ist vergemeinschaftet (EZB/Eurosystem)- Alle Erträge / Verluste nach Kapitalschlüssel- Dezentrale Umsetzung � Intra-Eurosystem Salden

- Targetsalden/Banknotenumlaufanpassung- Umbuchung von bereits geschöpften Zentralbankgeld- Grenzüberschreitender Transport von Bargeld- Target-“Risiko“ ≡ Risiko aus geldpolitischem Geschäft

- Salden ergeben sich (auch) im normalen Funktionieren der Währungsunion -Einschränkung im Widerspruch zu Währungsunion

- Intraeurosystem-Salden notwendig (gegeben institutionellen Aufbau des Eurosystems)