taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

33

Transcript of taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Page 1: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!
Page 2: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

2_Titelfolie

taste! Spotlight #9: Das bessere Ich.

Über den Trend zur Selbstoptimierung und dessen Auswirkungen auf Werte, Lebenswandel und Markenwahl der Deutschen.

2

Page 3: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Schon seit Längerem lässt sich beobachten, dass ein Teil der Gesellschaft immer extremer nach

Perfektion strebt – und zwar in allen Lebensbereichen. Dabei steht die Kreation des

(vermeintlich) makellosen Ichs im Mittelpunkt allen Handelns und das Erreichte wird in den

sozialen Medien detailliert dokumentiert, stolz präsentiert und heiß diskutiert.

Fakt ist: der Begriff Selbstoptimierung ist aktuell in aller Munde, dabei wussten laut der GfK im

September 2014 gerade mal 39% der Deutschen etwas damit anzufangen.

Was ist also in der Zwischenzeit passiert? Wieso nehmen die Deutschen es plötzlich mit der

Perfektion so genau? Und welchen Einfluss hat dieser Trend auf den Lebenswandel der

Deutschen? Eine Spurensuche.

Gesünder, schlanker, fitter.

3

Page 4: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Was bedeutet Selbstoptimierung?

Page 5: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Unter dem Begriff Selbstoptimierung

versteht man die Verbesserung des aktuellen

Zustands bzw. das Streben nach

größtmöglicher Perfektion oder

Vollkommenheit des eigenen Ichs unter

gegebenen Voraus- und Zielsetzungen.

Auf dem Weg zum tolleren Ich.

Page 6: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Selbstoptimierung ist ein ambivalenter Begriff: es geht um Leistungszuwachs, aber auch um Selbstfindung.

Quelle: GfK Verein, Studie „Das optimierte Selbst“, September 2014

Neben dem Thema

Work-Life-Balance sehen die

Deutschen vor allem in

Bezug auf den Körper, die

Gesundheit und ihre Fitness

einen Selbstoptimierungs-

bedarf!

Page 7: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Die Auswirkungen der Selbstoptimierung beschäftigen Mediziner und Philosophen genauso wie Zukunftsforscher.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung und www.treibstoff.de

Giovanni Maio, Arzt, Philosoph, Professor der Medizinethik

„Unsere Gesellschaft will Sieger sehen und duldet keine Schwäche. Wir suchen unablässig nach Anerkennung im Außen.

Es geht nur um die Fassade.“

„Immer mehr Menschen verbinden Gesundheit längst nicht mehr nur mit Abwesenheit von Krankheit, sondern auch mit persönlichem

Wohlbefinden, Fitness, Leistungsfähigkeit, Schönheit und Glück.“

Corinna Mühlhausen, Journalistin und Trendforscherin

Page 8: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Wen betrifft der Selbstoptimierungstrend?

Page 9: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Es gibt bislang kaum fundierte Studien zu den sogenannten Selbstoptimierern, obwohl das Zielgruppenpotenzial groß ist.

Quelle: best for planning 2015

Grundgesamtheit = deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland

Selbstoptimierer = 13% der Bevölkerung

Extreme Selbstoptimierer= 0,6 % der Bevölkerung 0,39 Mio. 9,38 Mio. 69,24 Mio.

Page 10: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

•  Sie haben ehrgeizige Pläne und Ziele, wollen im Leben weiterkommen

•  Sie sind diszipliniert und pflichtbewusst

•  Sie glauben, dass man durch Anstrengung auch etwas erreichen kann

•  Es ist ihnen wichtig, etwas für ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden zu tun

•  Sie haben eine hohe Affinität zu den Themen Sport und Ernährung

•  Sie möchten an dem teilhaben, was im Internet passiert und nutzen Soziale Netzwerke, sowie Fitness- und Ernährungs-Apps überdurchschnittlich häufig.

Was die Zielgruppe der Selbstoptimierer eint:

Quelle: best for planning 2015

Page 11: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Die Zielgruppe: Soziodemographie

Selbstoptimierer Extreme

Selbstoptimierer

Tendenziell Männer & Frauen

(57,6 % männl., 42,4% weibl.)

22 Jahre Durchschnittsalter

9,38 Mio. Zielgruppenotenzial

0,39 Mio. Zielgruppenotenzial

27 Jahre Durchschnittsalter

Schwerpunkt Männer

(75,7 %)

Quelle: b4p 2015

Page 12: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Ein Leben rundum

Fitness, Food und Follower.

Internet & Social Media

54,6 % verbringen

viel und gerne Zeit in

den sozialen Netzwerken

75,2 % ist es

wichtig, etwas für

ihre Gesundheit

zu tun

29,1 % lassen sich

beim Kochen vom

Internet inspirieren

34,5 % gehören zu

den ernährungs-bewussten

Bio-Liebhabern

Überwiegende App-Nutzung: Gesundheit & Fitness, Sport, Social Media

20 % joggen oder

walken regelmäßig

27 % fahren

regelmäßig Rad

Fitnessstudios: werden vergleichsweise wenig besucht (13%)

Quelle: b4p 2015

Page 13: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Selbstoptimierer sind glücklicher, gesünder und sich ihrer selbst bewusst.

Florian Schumacher, Gründer der Quantified-Self Bewegung

„Wenn sie also joggen gehen und eine App verwenden und das Smartphone ihnen anzeigt, wie weit sie schon gelaufen sind, dann macht sie das einfach

glücklicher, als einfach nur so zu laufen.“

„Mehr und besser arbeiten, gesünder sein und glücklicher, eine gute Beziehung führen und die Zeit besser verbringen.

Kurz: Ich will mir bewusst sein, wie ich lebe.“

Brian Fabian Crain, Selbstoptimierer

"Ich bin eine Top-Kandidatin für permanente Selbstoptimierung. In der Schule habe ich es gelernt und war als Wettbewerbstierchen ziemlich gut darin.“

Jasmin, Buchautorin „Healthy Habits“

Page 14: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Männer und Frauen sind grundverschieden. Das gilt auch in Sachen Selbstoptimierung.

Frauen suchen eher den Wettbewerb mit sich selbst: „Schaut her, ich habe meinen Schweinehund besiegt und meine Ziele erreicht.“

Hauptbereiche: Fitness, Ernährung, Wohlbefinden

Es geht darum !  schlanker !  fitter !  besser in Form !  schöner !  ausgeglichener zu sein.

Männer suchen eher den Wettbewerb mit anderen:

„Schaut her, ich bin erfolg- reicher / schneller / stärker /

fitter als XY.“

Hauptbereiche: Job, Fitness

Hohe App & Tracking-Affinität!

Es geht darum !  erfolgreicher

!  stärker !  schneller !  besser in Form

zu sein.

Page 15: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Wie und wo wird die Selbstoptimierung in der Praxis gelebt?

Page 16: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

77

48 47

32

Selbstoptimierung spielt neben dem Berufsleben mit 77%

vor allem in den Bereichen Gesundheit (48%), Sport &

Fitness (47%) und Ernährung (32%) eine wichtige Rolle.

Während früher der gesundheitliche Aspekt und die eigene

Lebenszeit dem „Schicksal“ oder den „Genen“

zugeschrieben wurden, wächst heutzutage zunehmend die

Einstellung, dass der persönliche Erfolg bzw. Misserfolg in

den eigenen Händen liegt.

Auch das wachsende Bewusstsein und Wissen über

Lebensmittel und deren Wirkungen auf Geist & Körper

machen Ernährung zu einem optimierbaren Dauerprojekt.

Die Selbstoptimierung hält in vielen relevanten Lebens-bereichen Einzug.

Quelle: GfK Verein, Studie „Das optimierte Selbst“, September 2014

Mit welchen Lebensbereichen verbinden Sie Selbstoptimierung?

Page 17: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Beitragszahlen zu verschiedenen Hashtags

aus der „Selbstoptimierungswelt“

verdeutlichen die Tragweite der Thematik.

#foodporn generierte fast 90 Mio. Beiträge.

Unter diesem Hashtag werden „lediglich“

Bilder mit schön inszenierten Gerichten &

Mahlzeiten gepostet und diskutiert.

Aber auch unter den fitnessorientierten

Hashtags – wie #healthyhabits oder

#youcandoit – generieren Instagramer

Beiträge, die in die Millionen gehen.

Der kommunikative Austausch auf Instagram & Co. ist ebenso entscheidend, wie die Selbstoptimierung selbst.

Page 18: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Abonnentenzahlen von 18.000 Followern

sind keine Seltenheit.

Immer größer werdende Beitrags- und

Followerzahlen lassen sich auf Instagram

und anderen Netzwerken verzeichnen.

Der Mensch macht sich selbst zu seinem

Projekt, holt sich Inspiration aus fernen

Ländern und Kulturen (Yoga, Ayurveda,

Pilates usw.) und inspiriert wiederum Andere.

Gesundheit & Wohlbefinden sind eine treibende Kraft in der Selbstoptimierungsszene.

Page 19: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Sport- und Fitnessthemen generieren in den

sozialen Netzwerken mit die größten

Beitrags- und Followerzahlen.

Instagram, als foto- & videobasierte

Plattform, bietet eine perfekte Bühne für

gegenseitige Motivation, Selbstdarstellung

und Anerkennung.

Bedürfnisse die im realen Leben eine immer

größere Rolle einnehmen, werden durch die

sozialen Netzwerke verstärkt.

Instagram & Co. befeuern die sportliche Aktivität in der „realen Welt“.

Page 20: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Die reine Nahrungsaufnahme durch

Lebensmittel ist Geschichte. Heute geht es

um die Darstellung eigener Werte, Vorlieben

und der eigenen Kreativität.

Die User glauben ihre Individualität

auszudrücken – und realisieren selten, dass

sie immer austauschbarer werden.

Food-Posts wecken Gelüste, inspirieren und sind Ausdruck von Individualität.

Page 21: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Zeit ist in unserer Gesellschaft ein

kostbares Gut, daher ist es für viele

Blogger und Instagramer das

Hauptargument ihren Followern zu zeigen,

dass man auch mit wenig Zeit viel

erreichen kann.

Doch: Auch Instagramer brauchen mal

„offline“-Zeit. Immer häufiger finden sich

Posts, die voller Rechtfertigung und

Entschuldigung auf ein „nicht so schönes“

Foto Bezug nehmen.

Aber: Die Pflege eines Instagram-Accounts kostet auch Zeit!

Page 22: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Woher kommt der Trend und was gibt er den Menschen?

Page 23: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Die Anforderungen von Außen haben sich geändert – für Frauen wie auch für Männer.

Partnerschaft Äußere Attrakt iv i tät Jobchancen

Chancengleichheit Karr iere Mutter- / Vaterrol le

Kinderbetreuung Schönheitsideale

Page 24: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Hinzu kommt: Werte und Wünsche haben sich weiterentwickelt.

1950 1960

1970 1980

1990 2000

2010 2016

Pfl ich takzeptanz

Sta tus Bes i tz

F re ihe i t Se lbs tverw i rk l i chung

Genuss Ind iv idua l i s ie rung

Mu l t i - Opt iona l i tä t

Re-Ground ing Neuor ien t ie rung

Quelle: anglehnt an www.sinus-institut.de

Page 25: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

-  Angst vor Haltlosigkeit („Ich weiß nicht genug.“)

-  Angst vor Wertlosigkeit („Ich bin nicht attraktiv / schlank / muskulös / schön genug.“)

-  Angst vor Unzulänglichkeit („Ich bin schlechter als andere.“)

-  Angst vor Kontrollverlust („Ich bin nicht perfekt genug, um mein Glück zu halten.“)

-  Angst vor Sinnlosigkeit („Ich finde keinen Sinn in meinem Tun.“)

Die Folge: steigende Erwartungen und Multioptionalität haben die Menschen überfordert. So sind Ängste entstanden.

Quelle: Monika Mahr „Gesellschaftlicher Wandel durch individuelle Transformation“

Page 26: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Heute suchen die Menschen Wege, um ihre Ängste in den Griff zu kriegen. Ein Ansatzpunkt für viele: Selbstoptimierung.

Quelle: Monika Mahr „Gesellschaftlicher Wandel durch individuelle Transformation“ und www.treibstoff.de

Monika Mahr, Autorin von „Gesellschaftlicher Wandel durch individuelle Transformation“

„Wenn sich Menschen von ihren Ängsten ablenken wollen, wenden sie sich gern Ideologien der Selbstoptimierung zu, denn sie

versprechen Lösungen durch den Einsatz von Willenskraft.“

„Sich selbst zu messen kann motivieren. Denn Erfolge spornen an und machen glücklich. (...) Selbstoptimierung kann uns auch zu

Selbstdisziplin erziehen. Das hilft (...) uns in der heutigen Überfülle der Angebote zu kontrollieren und zu strukturieren.“

Corinna Mühlhausen, Journalistin und Trendforscherin

Page 27: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Experten warnen jedoch vor den extremen Auswirkungen, die der Selbstoptimierungstrend annehmen kann.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung und www.treibstoff.de

Giovanni Maio, Arzt, Philosoph, Professor der Medizinethik

„Man verbringt seine Zeit damit, den Körper zu maximieren, und vergisst dabei zu leben. (...) der Körper wird nach

Normkriterien modelliert. Dabei geht es nicht um Ästhetik, sondern um den Körper als Symbol der Produktivität.“

Es wird „suggeriert, dass nicht Talent oder Glück entscheidend“ ist – „sondern einzig der Wille.“

„Das Problem: Wenn alle sich perfektionieren, erreicht keiner mehr sein Ziel – nämlich aus der Masse

herauszuragen.“

Klaus Werle, Autor „Die Perfektionierer“

Page 28: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Übereifrige Selbstoptimierer kommen schnell zu dem Schluss: nur wenn ich perfekt bin, darf ich glücklich sein.

Quelle: Monika Mahr „Gesellschaftlicher Wandel durch individuelle Transformation“

Monika Mahr, Autorin von „Gesellschaftlicher Wandel durch individuelle Transformation“

Die Gesellschaft suggeriert uns: „Nur wer optimal fit, schön, leistungsstark und anpassungsfähig ist, kann glücklich

werden.“ aber:

„Weil die Aufmerksamkeit stets auf einen Mangel gerichtet ist, der scheinbar erst behoben werden muss,

ehe man für das Glück „reif“ ist, bleibt für das Glück selbst keine Aufmerksamkeit mehr übrig.“

Page 29: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

In der Folge entsteht ein Teufelskreis aus unkontrollierbaren Ansprüchen gegenüber sich selbst und der Welt.

Ängste und Orientierungs

losigkeit

Wunsch nach Sicherheit / Geborgenheit / Zugehörigkeit / Bestätigung / Anerkennung / Besonderheit

Ve

rbe

ss

eru

ng

sw

ah

n

Wunsch zur Selbst-

optimierung

Str

eb

en n

ach P

erf

ekt

ion /

Make

llosi

gke

it /

Op

timie

rung /

Leis

tungsf

ähig

keit

/ G

lück

Sinnsuche

Gefühl von Sicherheit

und Fortschritt

Sturz ins Bodenlose

Erkenntnis, dass Selbstoptimierung nicht zum gewünschten Ziel führt

Bewusstwerden

Stre

ss

Wie

derke

hr vo

n U

nzu

fried

enheit / sc

hle

chte

m

Gew

issen / Ä

ngste

n / O

rientie

rungslo

sigke

it

Page 30: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Wie stehen Experten zum Selbstoptimierungstrend?

Wir haben uns mal umgehört ...

Page 31: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

Username: fitnhangry

Followerzahl: 2.061

Schwerpunkt: Fitness & Food

Beruf: Account Managerin

Unsere Instagram-Experten:

Username: thepatrickbuchinger

Followerzahl: 615

Schwerpunkt: Fitness

Beruf: Fitness Coach

Username: annekaffeekanne

Followerzahl: 23.800

Schwerpunkt: Food

Beruf: Rechtsreferendarin

Anne Patrick Antje

Page 32: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!

2_Titelfolie

Fazit:

Selbstoptimierung ist kein Nischenthema!

Unter dem Motto „Sei deines eigenen Glückes Schmied“ findet eine Neuorientierung innerhalb unserer Gesellschaft statt.

Die entsprechende Zielgruppe ist sowohl männlich als auch weiblich.

Zeit ist der wichtigste Faktor: Einerseits deren effiziente Nutzung, andererseits als Komponente im Umgang mit den sozialen Medien.

Page 33: taste! Spotlight #9: Das bessere Ich!