team@work 03/2006
-
Upload
pbr-planungsbuero-rohling-ag -
Category
Documents
-
view
237 -
download
6
description
Transcript of team@work 03/2006
Die fortschreitende Entwick-
lung und Integration der
Informationstechnologie
hat in alle gesellschaftlichen
Bereiche vom Berufsleben, über
den Haushalt, bis zur Freizeit Ein-
zug gehalten. Voraussetzung für
einen störungsfreien Ablauf und
eine ständige Verfügbarkeit der IT-
Infrastruktur sind betriebssichere
Rechenzentren. Diese stellen für
Unternehmen den überlebenswich-
tigen Zugriff auf Dokumente,
Anwendungen und Dienste sicher.
Der professionellen Planung von
Rechenzentren kommt deswegen
entscheidende Bedeutung zu. Das
Hauptaugenmerk liegt dabei nicht
auf der Sicherheit der Daten gegen
Angriffe durch Hacker. Vielmehr
geht es um ein gegen gewaltsame
Einwirkungen von außen sicheres
Gebäude und um eine sichere tech-
nische Infrastruktur. Nur wenn die
Stromversorgung, die Klimatisie-
High-Tech für oberste Sicherheit Herausforderungen bei der Planung von Rechenzentrenvon Martin Glane
Die professionelle Planung von Rechenzentren garantiert die Sicherstellung von Stromversorgung, Klimatisierung, Branderkennung und Zutrittssicherung.
rung, die Branderkennung und die
Zutrittssicherung einwandfrei funk-
tionieren, kann gewährleistet wer-
den, dass die Datenverarbeitung
problemlos betrieben werden
kann.
Dipl.-Ing. Martin Glane ist Fachgruppen-leiter Versorgungstechnik in der pbr Pla-nungsbüro Rohling AG und seit 1995 im Unternehmen. Er ist Mitglied der Inge-nieurkammer Niedersachsen sowie öffentlich bestellter und vereidigter Sach-verständiger für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Zu den von ihm betreuten Projekten gehören Rechen-zentren für Colt Telecom, Harting und Vodafone.
Kurzvorstellung
Fortsetzung auf Seite 3
Um ein Rechenzentrum zuver-
lässig betreiben zu können, benö-
tigt man eine gesicherte Stromver-
sorgung. Hierzu werden zwei von-
einander unabhängige Mittelspan-
nungseinspeisungen vorgesehen.
Von dort wird konsequent ein
redundantes Versorgungssystem
aufgebaut. Es gibt zwei Nieder-
spannungshauptverteilungen, die
in getrennten Räumen aufgestellt
werden müssen, damit im Brandfall
immer eine Verteilung erhalten
bleibt. Auch die Kabelwege sind
getrennt zu führen, damit bei Brän-
den immer ein Kabelweg in Funk-
tion bleibt. Als weitere Sicherheit
dienen Notstromaggregate, die
optimalerweise ebenfalls redun-
dant vorhanden sind. Daran
anschließend sichern unterbre-
chungsfreie Stromversorgungen
(USV-Anlagen) die Energieversor-
gung. Diese Anlagen sichern „ohne“
Unterbrechungen den Betrieb der
Server ab. Spannungsschwan-
kungen oder -ausfälle werden über
USV-Anlagen ausgeglichen. Für den
unwahrscheinlichen Fall, dass
sowohl beide Netzversorgungen
als auch die Notstromversorgung
ausfallen, sind diese Anlagen batte-
riegepuffert für eine bestimmte
Überbrückungszeit ausgelegt.
Wegen der geforderten Redun-
danz befinden sich im Doppelbo-
denbereich zwei Stromschienen-
systeme – die sog. A- bzw. B-Sys-
teme , die die Server redundant mit
Leistung versorgen. Die Server
besitzen größtenteils zwei Netz-
teile, so dass bei Ausfall eines Sys-
tems der Rechner ohne Unterbre-
chung weiter betrieben werden
kann. Für Geräte mit nur einem
BLG Logistics Center BremenDas BLG Logistics Center in Bremen wurde zum größten Logistikzentrum auf dem europäischen Festland erweitert.
Fortsetzung auf Seite 4
Glückauf für die ZukunftDie Georgsmarienhütte GmbH plant mit Hilfe der pbr Planungsbüro Rohling AG die kontinuierliche Weiterentwicklung des Standortes Georgsmarienhütte.
Fortsetzung auf Seite 5
Vermarkten statt AnpreisenDie pbr Planungsbüro Rohling AG hat den Immobilien Marketing Award 2006 gewonnen.
Fortsetzung auf Seite 7
EditorialTechnische Gebäudeausrüstung ist „billig“Qualitätsmanagement im pbr
Informationen der pbr AG Ausgabe 3 | Dezember 2006
High-Tech für oberste SicherheitHerausforderungen bei der Planung von Rechenzentren
BLG Logistics Center in BremenGMHütte plant kontinuierliche WeiterentwicklungBiopark Gatersleben
„ChemKom“ Marl
Immobilien Marketing AwardOldenburger StadtbildpreisFM-Glossar
Konversionsflächen als Potenzial der Stadtentwicklung
S. 2 Dialog S. 3 Projekte S. 4 Projekte S. 7 Wissen S. 8 Fokus
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
2006 war das Jahr der Informatik. Ohne „Informatik“ bzw. moderne
IT-Infrastrukturen würden viele lieb gewonnene Annehmlichkeiten,
aber auch überlebenswichtige Unternehmensabläufe nicht möglich
sein. Stellen Sie sich vor: Sie müssten auf Ihr Handy verzichten, hät-
ten keine Mailverbindung zum Kunden, könnten nicht mehr bei Ebay
auf Ihr liebstes Geschenk bieten und natürlich auch nicht mehr mit
der EC-Karte beim Einkaufen bezahlen. Die baulichen Vorausset-
zungen dafür, dass diese „Selbstverständlichkeiten“ laufen, schaf-
fen hoch technisierte Rechenzentren. Aspekte bei der Planung von
Rechenzentren werden in dieser Ausgabe vorgestellt.
Kaum eine Branche der deutschen Wirtschaft hat im Jahr 2006
durch ähnlich gute Wachstumszahlen überzeugt wie der Logistik-
markt. Das BLG Logistics Center in Bremen mit seinen 200.000
Palettenstellplätzen ist das derzeit größte automatisierte Logistik-
zentrum auf dem europäischen Festland. Nutzer des Komplexes ist
Tchibo, das seine „Wochenwelten“ von hier auf Reisen schickt.
Die Georgsmarienhütte GmbH feierte 2006 ihr 150-jähriges
Bestehen. Zu diesem Jubiläum wurde der Standort in Georgsmari-
enhütte mit vorausschauendem Blick „herausgeputzt“. Für die Pla-
nung zahlreicher Projekte auf dem Stahlwerksgelände war die pbr
AG verantwortlich. Der Artikel „Glückauf für die Zukunft“ beleuchtet
ausgewählte Neubau- und Erweiterungsmaßnahmen.
Im Jahr 2006 fiel auch die Entscheidung, dass die in Osnabrück
stationierten Soldaten der englischen Armee bis zum Jahre 2009
nach England zurückverlegt werden. Durch das Freiwerden der bis-
lang u. a. als Kasernen genutzten Flächen ergeben sich für die Stadt
Osnabrück umfangreiche städtebauliche Chancen. Uwe Mantik,
Geschäftsführer der CIMA Projekt + Entwicklung GmbH, erläutert
in seinem Beitrag das Potenzial von Konversionsflächen für die
Stadtentwicklung.
Alljährlich verleiht die Fachzeitschrift Immobilienwirtschaft den
Immobilien Marketing Award. Im Jahr 2006 wurde mit der pbr AG
erstmalig ein Architektur- und Ingenieurbüro mit diesem Preis aus-
gezeichnet. Der prämierte Marketing-Mix umfasst u. a. auch die
team@work. Wir als Redaktion freuen uns, einen Beitrag zu diesem
Erfolg geleistet zu haben, und hoffen, dass Sie uns auch zukünftig
als Leser, Autor und Ideengeber treu bleiben.
Für das Jahr 2007 wünschen wir Ihnen viel Erfolg, stets Gesund-
heit und alles Gute.
Die Redaktion
Impressum:
Herausgeber:
pbr Planungsbüro Rohling AG
Architekten und Ingenieure
Rheiner Landstraße 9 . 49078 Osnabrück
Telefon (05 41) 94 12 - 0 . Telefax (05 41) 94 12 - 3 45
E-Mail [email protected] . Internet www.pbr.de
Redaktion: Hubert Conrady, Guido Fehren, Jörg Frenzel, Claudia Klingbeil, Hermann Kuhl, Hartmut Lückemeyer, Ines Luckner . Kontakt zur Redaktion: [email protected] . An dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Thomas Borgmann, Matthias Diezemann, Martin Glane, Dietmar Hesse, Reiner Horstmeyer, Michael Jäger, Claudia Klingbeil, Hartmut Lückemeyer, Uwe Mantik, Boris Schlörb, Nina Vinke, Monika Wellmann . Fotos: Colt Telecom, Immobilienwirtschaft, Bettina Meckel, Klemens Ortmeyer, pbr AG, photocase, Vodafone Information Systems, Michael Wallkötter . Kon-zeption, Grafik, Satz und Layout: Kuhl|Frenzel Agentur für Kommunikation, Osnabrück . Druck: Günter Druck, Georgsmarien hütte . Auflage: 900 Exemplare
eine hohe Lebensqualität und Leistungsfähigkeit des
Menschen ist direkt von seinem Umfeld abhängig. Die
Funktionalität und die „klimatischen“ Verhältnisse des
Gebäudes, in dem er lebt oder arbeitet, bilden dafür
eine wichtige Grundlage. Intelligente Anlagensysteme,
Gebäudeautomatisierung, leistungsfähige Kommunika-
tionssysteme unter Berücksichtigung von Ressourcen-
schonung und umfassendem Umweltschutz sind somit
die Herausforderung unserer Zeit.
Zur Erfüllung dieser Ansprüche sind Innovationen
und Weiterentwicklungen in der Gebäudetechnik,
Umwelt- und Informationstechnik notwendig.
Dementgegen stehen die Anforderungen der Inves-
toren und Bauherren. Im Focus stehen häufig nur die
Kosten für die Erstellung der Bauvorhaben. Diese
engen Budgets und angespannte Haushaltssituationen
führen zu langen Entscheidungswegen. Planungen
und Ausschreibungen sind somit in Abstimmung zu
bringen mit den zur Verfügung stehenden finanziellen
Mitteln. Häufig sind dadurch hohe Ansprüche an die
Anlagentechnik zu relativieren, bis auch Grenzen der
Umsetzbarkeit erreicht oder überschritten werden und
zum Teil nur noch reduzierte Konzepte zur Ausführung
kommen können.
Der Anspruch des Planers, auch die Betriebskosten
zu berücksichtigen, hat dabei noch zu oft einen unter-
geordneten Stellenwert. „Sie fallen doch erst in der
Zukunft an ...“ und haben zunächst einen möglichen
negativen Einfluss auf die Höhe der Erstellungs-
kosten.
Hält man sich vor Augen, dass von einer Gebäude-
nutzung von 30 Jahren und mehr auszugehen ist,
kommt diesem Punkt entscheidende Bedeutung zu.
Die Erstellungskosten sind der kleinste Anteil bezogen
auf die folgenden Betriebskosten und ein Gebäude,
dessen Funktionalität geschmälert ist, stellt keine Basis
für einen langjährigen Erhalt dar.
Unser Anspruch ist es, als Berater unserer Bau-
herren die notwendigen Randbedingungen für die
Erstellung und den Betrieb eines Gebäudes qualifiziert
zu bedienen. Optimale Beratung des Bauherrn zur
Verkürzung der Entscheidungszeiträume, optimierte
Planungsabläufe, Kostensicherheit in der Erstellungs-
phase und auch darüber hinaus eine betriebskosten-
orientierte Planung sind unsere Ziele. Vorausschau-
ende und strukturierte Planung ist dafür ein Muss.
Qualifizierte Mitarbeiter sind dafür die Grundlage.
Dieser Herausforderung stellen wir uns.
Die Technische Gebäudeausrüstung ist und darf
nicht billig sein. Sie ist funktional, zukunfts- und kosten-
orientiert. Sie unterstützt den Menschen bei der
Erfüllung seiner Herausforderungen.
Technische Gebäudeausrüstungist „billig“von Dietmar Hesse
Vorstand der pbr Planungsbüro Rohling AG
Liebe Leserinnen und Leser,
Qualitätsmanagement im pbr
Im Oktober 2006 hat der Auditor
der Deutschen Gesellschaft zur
Zertifizierung von Management-
systemen (DQS) in einem externen
Audit die Standorte der pbr AG
kontrolliert.
Anders als in den vorausgegan-
genen Audits wird die pbr AG in
Zukunft durch eine Matrix-Zertifizie-
rung geprüft. Das bedeutet, dass
die DQS den Zeitaufwand für die
Auditierung der Standorte festlegt.
In diesem Jahr wurden im Osna-
brücker Büro zum Beispiel Schwer-
punkte bzw. bestimmte Funktionen
geprüft.
Das Qualitätsmanagement der
pbr AG hat die Anforderungen erfüllt
und erneut das Zertifikat erhalten.
Für unsere Auftraggeber ist dies
die Sicherung für eine hohe Qualität
unserer Leistungen.
2 Dialog
Netzteil wird ein C-Schienen-Sys-
tem aufgebaut, das über einen sta-
tischen Schalter aus dem A- und
dem B-System versorgt wird.
Üblicherweise ist zu gewährleis-
ten, dass auf den Serverflächen bei
Vollbelegung eine Raumtemperatur
von 22 °C (± 1 K) bei entspre-
chender Feuchte (55% ± 5%) ein-
gehalten wird. Optimal ist die Auf-
stellung der Schrankklimageräte für
die Kühlung der Serverflächen in
getrennten Räumen, die sich direkt
neben den Serverräumen befinden
und mit diesen lufttechnisch ver-
bunden sind. Wenn die Schrankkli-
mageräte direkt auf den Serverflä-
chen aufgestellt werden, muss
Fremdpersonal, dass die Wartung
durchführt, die Serverflächen betre-
ten. Grundsätzlich werden auch hier
alle Systeme redundant ausgelegt.
Messungen in einem von der pbr
AG geplanten Rechenzentrum
haben ergeben, dass die Raumtem-
peratur in Serverräumen bei Ausfall
der Kühlung um 3 K pro Minute
ansteigt. Die Anlagenkonzepte sind
so aufzubauen, dass Leitungsteile
jederzeit z. B. für Wartungen außer
Betrieb genommen werden kön-
nen. Deshalb werden i. Allg. ver-
maschte Netze ausgeführt.
Bei den umfangreichen Funk-
tionstests zeigt sich, ob diese Ziele
durch Planung und Ausführung
erreicht wurden. Dazu werden auf
den Serverflächen Heiz-Container
installiert, die den Raum über
48 Stunden erwärmen. Die Klimati-
sierung muss es unter diesen
Bedingungen schaffen, Raumtem-
peratur und Feuchte innerhalb der
zulässigen Grenzen zu halten. Die
Last übernahme durch die Not-
stromaggregate und die Entlade-
zeiten der USV-Anlagen werden
ebenfalls durch die Heiz-Container
überprüft. Gerade in der Inbetrieb-
nahmephase werden viele Fehler
erkennbar, die im realen Betrieb
schwerwiegende Auswirkungen
hätten. Nur der Test unter möglichst
realen Bedingungen über eine aus-
reichend lange Zeit bringt die not-
wendige Sicherheit für den Betrei-
ber.
Besonderes Augenmerk gilt dem
Test der Gaslöschanlagen im Zu -
sammenspiel mit den Brand-
erkennungs anlagen. In den Server-
flächen sind hochsensible Rauchan-
saugsysteme implementiert, die
schon geringste Rauchpartikel in
der Luft detektieren . Sie lösen
eine Voralarmierung aus und führen
zur Abschaltung der Klimageräte.
Eine zweite Melderebene, sowohl
im Doppelbodenbereich sowie an
der Decke, löst in Zwei-Melderab-
hängigkeit die Gaslöschanlagen aus,
die dann mit einem Löschgas (z. B.
Argon) den Brand löschen. Das
Zusammenspiel der einzelnen Anla-
gen wird realitätsnah mit dem „Hot
Wire Test“ getestet.
Umfangreich sind vor allem die
Sicherheitsmaßnahmen, da in
einem Rechenzentrum hochsen-
sible Daten verarbeitet werden. Für
die Sicherheit eines Rechenzent-
rums bedeutet dies ein höchstmög-
liches Anforderungsprofil. Dies
drückt sich in komplexen Türsiche-
rungsmodulen, Vereinzelungs-
anlagen mit Gewichtsdetektierung,
Zutrittskontrollen und sehr umfang-
reichen Einbruchmelde systemen
mit Videoüberwach ungen aus.
Die pbr Planungsbüro Rohling AG
hat in den vergangenen Jahren
umfangreiches Know-how in der
Planung und Errichtung von Rechen-
zentren gesammelt. Es wurden u. a.
Rechenzentren für die Firmen Voda-
fone in Ratingen, Colt Telecom in
Frankfurt, Hamburg, Berlin und
Kopenhagen, Harting in Espelkamp
sowie Meyer & Meyer in Osna brück
geplant und errichtet.
3Projekte
Wochenwelten vom Servietten-ring bis zum EsstischErweiterung des BLG Logistics Centers in Bremen von Monika Wellmann und Thomas Borgmann
Der Serviettenring hat eine
lange Reise hinter sich, be-
vor er in den Regalen des
Einzelhandels ausgelegt wird. Die
schnelle Lieferung und kostenopti-
mierte Lagerung dieses und weite-
rer Tchibo-Konsumgüter werden
durch detaillierte Logistiklösungen
ermöglicht. Diese finden Anwen-
dung beispielsweise im Logistics
Center der BLG Logistics Group AG
in Bremen. Um dem gestiegenen
Bedarf an Lagerkapazitäten dieses
Logistikzentrums gerecht zu wer-
den, erstellte die pbr Planungsbüro
Rohling AG die Planung für ein Kom-
bigebäude mit Kommissionierungs-
und Lagerflächen sowie das dritte
Hochregallager des Logistikkomple-
xes.
In diesem automatisierten Logis-
tikzentrum werden ausschließlich
Waren des Hauptnutzers Tchibo
GmbH gelagert. Sämtliche Tchibo-
Filialen und der Facheinzelhandel
werden von hier mit Produkten
beliefert. Der Logistikprozess folgt
dabei einem klar definierten Arbeits-
ablauf. Von LKW angeliefert werden
die Waren in der Kommissionier-
halle angenommen und zwischen-
gelagert. Aus der Halle werden sie
mit einer Elektro-Hängebahn, die
von der i+o Industrieplanung und
Organisation GmbH, Heidelberg,
geplant wurde, in das Hochregalla-
ger transportiert und dort eingela-
gert. Bei der Zuteilung von Waren
aus dem Lager verläuft der Prozess
umgekehrt und die LKW liefern die
Ware an die entsprechende Filiale
aus. Das Kombigebäude mit einer
Grundfläche von 10.000 m² verfügt
über 16 Verladeanlagen und sechs
Verladetore mit Transportbändern,
die eine schnelle Entladung der
LKW sicherstellen.
In das Kombigebäude ist neben
den Kommissionierungs- und Zwi-
schenlagerflächen ein Qualitätssi-
cherungsgebäude im ersten und
zweiten Obergeschoss integriert.
Auf 1.180 m² befinden sich Büro-,
Prüf- und Sozialräume. Die Tchibo
GmbH prüft dort die Qualität der
eingegangenen Geräte. So können
zum Beispiel Elektrogeräte in den
Räumen der Qualitätssicherung
Belastungstests ausgesetzt wer-
den. Das Einfügen des Qualitätssi-
cherungsgebäudes zeigt, dass
Logistikzentren nicht nur zur Lage-
rung von Produkten eingesetzt wer-
den. Vielmehr werden teilweise
auch Produktionsabschnitte in
Logistikzentren verlagert und dort
von spezialisierten Dienstleistern
übernommen.
Das Hochregallager schafft
zusätzliche 72.000 Palettenstell-
plätze auf einer Grundfläche von
9.800 m². Die Paletten werden in
den 15 Ebenen des 43 m hohen
Lagergebäudes eingelagert. An der
Nordseite ist ein zweigeschossiger
Kopfbau für Sozial-, Büro- und tech-
nische Räume zur Versorgung des
Neubaus in das Lager integriert.
Zusätzliche Flächen stehen im Kopf-
bau für eine Werkstatt und ein
Ersatzteillager zur Verfügung. Die
Verbindungswand zwischen Hoch-
regallager und Kombigebäude
sowie ein Teil des Daches des Kom-
bigebäudes wurden in feuerbestän-
digen Stahlbetonfertigteilen erstellt,
um ein Übergreifen von Bränden zu
verhindern. Mit den zusammen
200.000 Palettenstellplätzen der
drei Hochregallager ist dieses auto-
matisierte Logistikzentrum das
größte auf dem europäischen Fest-
land.
4 Projekte
Glückauf für die ZukunftGMHütte plant kontinuierliche Weiterentwicklungvon Reiner Horstmeyer
Mit maßgeblicher Unter-
stützung des Welfen-
königs Georg V. wurde
1856 im Dütetal südlich von Osna-
brück der Georg-Marien-Bergwerks-
und Hüttenverein zur Herstellung
von Roheisen gegründet. Nach
einer wechselvollen Geschichte
feierte im vergangenen September
die Georgsmarienhütte GmbH ihr
150-jähriges Bestehen. Zu diesem
Jubiläum hat die GMHütte, die der
mittlerweile 34.000 Einwohner
umfassenden Stadt ihren Namen
gegeben hat, umfangreiche Investi-
tionen vorgenommen. Zahlreiche
Projekte, die in den vergangenen
Jahren zur Optimierung der Produk-
tionsabläufe am Standort Georgs-
marienhütte realisiert worden sind,
wurden von der pbr Planungsbüro
Rohling AG betreut.
Zu den größten Baumaßnahmen
des Stahlwerks zählt der im Februar
2006 in Betrieb genommene,
17 Mio. Euro teure Hubbalkenofen.
Die 70 m lange Anlage kann pro
Stunde 160 Tonnen Stahl bear-
beiten. Die Fundamente, auf denen
der Ofen ruht, wurden in 7 m Tiefe
gegründet. Die zu bearbeitenden
Stahlstäbe werden hier mit spe-
ziellen Hochgeschwindigkeits-
und Deckenstrahlungsbrennern auf
bis zu 1250 Grad Temperatur
gebracht, um danach im Walzwerk
weiterverarbeitet zu werden. Kon-
trolliert und beobachtet werden
sämtliche Aktivitäten in dem mit
modernster Technik ausgestatteten
Leitstand des Hubbalkenofens. Als
weiteres Großprojekt, das insbe-
sondere im Bereich der statisch
konstruktiven Planung der Funda-
mente eine Herausforderung für
die Planer ist, wird z. Zt. die Erwei-
terung des Pfannenofens durchge-
führt.
Auch die GMH Blankstahl GmbH
erfuhr in den Jahren 2005/2006
eine bauliche Erweiterung und eine
Fassadenerneuerung. Im Blank-
stahlbetrieb der GMHütte wird aus
gewalztem Rundmaterial durch Zer-
spannung extrem gleichmäßiger
Stabstahl mit sehr blanken Oberflä-
chen. Die Automobilindustrie – der
wichtigste Abnehmer des Blank-
stahls – produziert aus diesem ver-
edelten Produkt Lenkgestelle oder
Wellen. Der Gebäudekomplex des
Blankstahlbetriebs wurde erweitert,
um die Fließrichtung des Produk-
tionsablaufs zur Optimierung des
Abtransports um 90° drehen zu
können. Zusätzlich wurde ein Kran
installiert, der durch die Halle fah-
ren und den Blankstahl wirtschaft-
licher auf LKW verladen kann. Der
Blankstahlbetrieb präsentiert sich,
ebenso wie alle anderen in den ver-
gangenen Jahren erweiterten Stahl-
werksgebäude, in einem durchgän-
gigen Farbkonzept. Das von Fried-
rich Ernst von Garnier entworfene
Farbkonzept bildete die Basis für
die Fassadenplanungen der pbr AG.
Die neuen Fassaden sollen auch für
ausreichend Licht, mehr Transpa-
renz und somit bessere Arbeitsbe-
dingungen sorgen.
Als Gesamtplaner betreute die
pbr AG in 2005/2006 den Umbau
von zwei ehemaligen Wohnheimen
zu Bürogebäuden. Zur Sanierung
gehörte der Austausch der vorhan-
denen, vorgehängten Fassade
durch eine Aluwellblechfassade mit
integriertem Sonnenschutz. Genutzt
werden die Bürobauten, die sich vor
Tor 4 des Stahlwerks befinden, u. a.
von der GMH Systems GmbH,
einem Unternehmen der GMHütte
GmbH, das IT-Beratung für die
eigene Unternehmensgruppe und
externe Kunden anbietet. Auch die
Gesellschaft ETI Environment &
Trade International GmbH sowie
eine Abteilung der RRO Rohstoff
Recycling Osnabrück haben in
diesen Ge bäuden ihre Büroräume
bezogen.
Auch kleinere Baumaßnahmen
dokumentieren die Zukunftsorien-
tierung der GMHütte GmbH. Zu
weiteren Neubauten, für die die
Planer der pbr AG herangezogen
wurden, gehören ein Pumpenhaus
am E-Ofen, ein Werkstattgebäude
und die mehr als 11 m hohen
Zuschlagboxen, die derzeit realisiert
werden. Die Erneuerung der Haupt-
zufahrt erfolgte noch in 2006.
Vorbereitet wird derzeit eine Brü-
ckenverbindung zwischen den Ver-
waltungsgebäuden Haus 1 und
Haus 2. Konzeptplanungen für eine
neue Feuerwache und ein Besu-
cherzentrum können bei Bedarf
aktiviert werden.
Glückauf für 150 weitere Jahre
Unternehmensgeschichte!
Erweiterung GMH Blankstahl
Der Hubbalkenofen gehört zu den größten Baumaßnahmen der GMHütte GmbH in den vergangenen Jahren.
Bürogebäude GMH Systems
Brückenverbindung zwischen Haus 1 und Haus 2
Zuschlagboxen
5Projekte
High-Tech-Gewächshaus für die GenforschungBiopark Gatersleben wird moderner Forschungsstandortvon Prof. Dr. sc. Matthias Diezemann, GEFOMA GmbH
I m sachsen-anhaltinischen
Gatersleben entsteht mit dem
Biopark ein Technologiezentrum,
das jungen Wissenschaftlern der
Biotechnologie optimale Möglich-
keiten zur Ausweitung ihrer Selb-
ständigkeit bietet. Die pbr Pla-
nungsbüro Rohling AG betreut auf
dem ca. 10 ha großen Areal als
Gesamtplaner den Neubau eines
Forschungslaborgebäudes und
eines Gewächshauses. Für die Pla-
nung des Forschungsgewächs-
hauses wurde die GEFOMA GmbH,
Großbeeren, eingebunden. Deren
Geschäftsführer, Prof. Dr. Matthias
Diezemann, berichtet im folgenden
Artikel über die Besonderheiten des
Projekts (Die Redaktion).
Nach einer Bauzeit von nur fünf
Monaten konnte Ende August 2006
das neue Forschungsgewächshaus
nach S1 Standard gem. GenTeVO
als erster wichtiger Bestandteil des
Gesamtensembles mit Energiezen-
trale sowie Labor- und Kommunika-
tionsgebäude fertig gestellt und an
den Nutzer übergeben werden. Das
neue Forschungsgewächshaus mit
seinen insgesamt 1.414 m² BGF
umfasst u. a. 18 klimatisierte
Gewächshauskabinen für pflanzen-
bauliche Untersuchungen, einen
Arbeitsverbinder für pflanzenbau-
lich vor- und nachbereitende Arbei-
ten sowie für die Aufstellung zen-
traler Ausrüstungen zur Wärme-,
Kälte- und Wassereinspeisung und
ein Erdstofflager für die Einlage-
rung von Substraten.
Die baukonstruktive Lösung
basiert auf der Gewächshauskon-
struktion vom Grundtyp VENLO.
Diese Lösung hebt sich gegenüber
herkömmlichen Breitschiffgewächs-
häusern durch zweiseitig durchge-
hende Dachlüftungsklappen je
Kabine ab, mit denen ca. 15 % grö-
ßere Lüftungsflächen erreicht wer-
den, was insbesondere bei der
Kleingliedrigkeit der Kabinen aus
pflanzenbaulicher Sicht vorteilhaft
ist. Für die effizienten Forschungs-
arbeiten im Gewächshaus wurden
in den Gewächshauskabinen zur
Realisierung differenzierender
Klima- und Wachstumsbedingungen
umfangreiche technische Ausrüs-
tungen installiert. Hervorzuheben
sind:
• Heizung oder Kühlung in 16
Gewächshauskabinen mit kom-
binierten Klimakonvektoren
• Heizung oder Kühlung in zwei
Gewächshauskabinen mit spe-
ziellen Untertisch-Klimakompakt-
geräten
• Innen liegende, horizontale Wär-
medämm- und Schattieranlagen
• Horizontal über den Dachflächen
angeordnete, segmentierte
Außenschattierung
• Hochdrucknebelanlage zur Steu-
erung der Luftfeuchtigkeit
• Einrichtungen zur CO2-Düngung
mit technischem CO2 aus Stahl-
flaschen
• Assimilationsbelichtung mit einer
Beleuchtungsstärke von bis zu
15.000 Lux
Ein hierarchisch strukturiertes,
gewächshausspezifisches Steuer-
system steht dem Nutzer für die
komplexe, kabinenweise Steuerung
aller technischen Einrichtungen zur
Verfügung.
Über einen Leitrechner kann der
Nutzer die Parametrisierung aller
aufeinander abgestimmten Steue-
rungsprozesse vornehmen, Pro-
zessdaten archivieren, Histo-
gramme erstellen und Alarmzu-
stände protokollieren und weiterlei-
ten. Die Anlagentransparenz ist
durch eine Prozessvisualisierung
auf dem Leitrechner gegeben.
„ChemKom“ kommtErster Spatenstich für Berufsschulkolleg in Marl von Boris Schlörb
A m 13. November 2006
haben mit dem ersten Spa-
tenstich die Bauarbeiten
am Hans-Böckler-Berufsschulkolleg
in Marl begonnen. Bis Ende 2008
entsteht ein in Deutschland bisher
einzigartiges „Kompetenzzentrum
Chemie“ für die berufliche Aus-
bildung.
Aufgrund veränderter Nutzungs-
anforderungen und des veralteten
Gebäudes sind umfangreiche Um-
und Neubaumaßnahmen sowie
Sanierungsarbeiten am Berufs-
schulkolleg notwendig. Bei der
Erstellung des Kompetenzzentrums
werden in einem Anbau neue Fach-
bereichsräume und S2-Labore für
den Bereich Biologie geschaffen.
Ein weiterer Anbau soll die Labor-
räume der Automatisierungselekt-
ronik und die Räume der Frühförde-
rung beherbergen. Ferner wird zu
den neuen Räumlichkeiten ein viel-
seitig nutzbares Präsentationszent-
rum zählen, in dem Ausbildungser-
gebnisse in einem „temporären
Labor“ präsentiert werden können.
Von den ganzheitlichen Sanie-
rungsmaßnahmen ist das gesamte
Bestandsgebäude des Hans-Böck-
ler-Berufsschulkollegs betroffen. So
werden etwa die S1 Labore der
Chemie, Biologie und Verfahrens-
technik erneuert. Der Planungsent-
wurf der pbr Planungsbüro Rohling
AG ergänzt die vorhandene Gebäu-
dekubatur dahingehend, dass eine
klare Gesamtfigur entsteht. Das
Zusammenspiel der alten und
neuen Gebäude wird auch an der
Fassadengestaltung erkennbar sein.
Denn die Oberflächen der neuen
Gebäude erhalten eine Paneelver-
kleidung, die sich an der Ober-
flächengestaltung der bereits
sanierten Gebäudetrakte orientiert.
Schulleiter Dr. Eugen Rühl, Dr. Peter Kaiping und Boris Schlörb (beide pbr), Landrat Jochen Welt, Kreis-Baudezernentin Susanne Gobrecht und Marls Bürgermeisterin Uta Heinrich (v. l.) beim ersten Spatenstich
Projektbeteiligte bei der Einweihungsfeier
6 Projekte
Fortsetzung der Serie: Facility Management „Glossar von A – Z“In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen einige Fachbegriffe aus dem Bereich „Facility Management“ der Buchstaben T – U vor.
T
Technische FM-Aufgaben
Aufgaben des technischen Facility
Managements:
– betreiben
– überwachen
– warten
– versorgen
– entsorgen
– kontrollieren
– erneuern
– austauschen
– erweitern
Technische FM-Dienstleistungen
Folgende Dienstleistungen werden
dem technischen Facility Manage-
ment zugeordnet:
– Wartung
– Inspektion
– Instandsetzung
– Versorgung
– Entsorgung
– Heizungstechnik
– Lüftungstechnik
– Kältetechnik
– Wasser- und Abwassertechnik
– (Sanitärtechnik)
– MSR-Technik
– Gebäudetechnik
– Gebäudeautomation
– Elektrotechnik
– Nachrichtentechnik
– Sicherheitstechnik
– Förderanlagen
– Schließanlagen
– Bautechnik
– Netzwerk-Management
Technische FM-Prozesse
Prozesse für das Sicherstellen des
technischen Gebäudebetriebs:
– Energiemanagement
– Ersatzbeschaffung
– Gewährleistungsmanagement
– Instandhaltungsmanagement
– Objektabriss
– Projektmanagement Bau und
TGA
– Störfallmanagement
– Umweltmanagement
U
Umlageschlüssel
Definition und Festlegung der
Umlageschlüssel für nicht verursa-
chungsgerecht zuordnungsbare
Kosten. Umlegung der Kosten auf
alle Mietparteien mittels eines Ver-
rechnungsschlüssels (Nebenkos-
tenabrechnung).
Umweltmanagement
Aufgabe des Gebäudemanage-
ments zu Umweltfragen und
Gewährleistung der gesetzlichen
Umweltschutzauflagen
Umzugsmanagement
Aufgabe des Gebäudemanage-
ments zur Planung, Durchführung
und Steuerung von Umzugsmaß-
nahmen
Vermarkten statt Anpreisenpbr gewinnt Immobilien Marketing Award 2006
Alljährlich vergibt das Fach-
magazin „Immobilienwirt-
schaft“ den Immobilien
Marketing Award für herausra-
gende Marketingkonzepte in der
Branche. In diesem Jahr konnte die
pbr Planungsbüro Rohling AG den
mit 3.000 Euro dotierten Preis errin-
gen. Erstmalig ist ein Architektur-
und Ingenieurbüro mit dem Immo-
bilien Marketing Award ausgezeich-
net worden. Die Preisverleihung
fand am 23. Oktober 2006 im Rah-
men der internationalen Immobili-
enfachmesse Expo Real in Mün-
chen statt.
Der von der pbr AG ins Rennen
geschickte und von Kuhl|Frenzel
entwickelte Beitrag konnte sich
unter 32 eingereichten Arbeiten in
der Kategorie „Unternehmens-
konzepte/Imagemarketing“ gegen
namhafte Konkurrenz durchsetzen.
Schwerpunkt des Konzepts „Kom-
munikation in jeder Planungsphase“
war die evolutionäre Weiterentwick-
lung des gewachsenen Unterneh-
mensimages. Der jetzt prämierte,
modulare Mix aus Print- und Online-
medien umfasst u. a. die pbr-Werk-
berichte, die Kundenzeitung team@
work, den Relaunch der pbr-Web-
site sowie die Forcierung einer kon-
tinuierlichen Pressearbeit. Neben
einer Steigerung des Bekanntheits-
grades und einer Verbesserung des
Images war die zielgerichtete Akqui-
sition zur Berücksichtigung bei Auf-
tragsvergaben Hauptziel des Pro-
zesses. Positiv bewertete die aus
Immobilienmanagern, Journalisten
und Hochschulprofessoren beste-
hende Jury die Innovationskraft, die
Zielgruppenansprache, das ausge-
wogene Kosten-Nutzen-Verhältnis
und die Ergebnisorientierung des
Marketingkonzepts.
Das Fachmagazin „Immobilien-
wirtschaft“ und die Sponsoren CGI
Commerz Grundbesitz Investment-
gesellschaft mbH, Patrizia Immobi-
lien AG und SEB Asset Manage-
ment AG verfolgen mit dem Immo-
bilien Marketing Award das Ziel,
das Bewusstsein von Immobilien-
fachleuten für ein professionelles
Marketing zu schärfen. Weil kleine
und mittelständische Unternehmen
oftmals noch vollständig auf struk-
turierte Marketingmaßnahmen ver-
zichten, sollen Immobilienunterneh-
men mit dem Award zu verstärkten
Marketingaktivitäten ermutigt wer-
den. Weitere Preise wurden in den
Kategorien „Produktmarketing
Wohnimmobilien“ und „Produkt-
marketing Gewerbeimmobilien“
vergeben.
Beispielhafte ArchitekturOldenburger Stadtbildpreis 2006von Christoph Bierschenk
Eine Auszeichnung für bei-
spielhafte Architektur hat die
pbr Planungsbüro Rohling AG
für ihre Planung des OLantis Hun-
tebades in Oldenburg im Rahmen
der Verleihung des Stadtbildpreises
der Stadt Oldenburg 2006 erhalten.
Die Fachjury zeichnete aus den ein-
gereichten Entwürfen 11 Arbeiten,
darunter den pbr-Beitrag, aus. Die
Bekanntgabe der Gewinner durch
Stadtbaurat Dr. Frank-Egon Pantel
fand im September bei einem
abendlichen Festakt in der ehema-
ligen Mohrmann-Halle in Oldenburg
statt.
Der Oldenburger Stadtbildpreis,
der zuletzt vor fünf Jahren verlie-
hen worden ist, zeichnet gesamt-
heit l iche, qual i tätsvol le und
zukunftsfähige Projekte aus Archi-
tektur, Städtebau, Landschaftspla-
nung und Denkmalpflege der Stadt
Oldenburg aus.
Die pbr AG hat in den vergan-
genen Jahren ihre Erfahrungen im
Bereich der Planung von Freizeit-,
Gesundheits- und Sportbädern kon-
tinuierlich ausgebaut. So stammt
neben dem Huntebad auch der Ent-
wurf des Osnabrücker Nettebads
aus der Hand der pbr AG. Das
Oldenburger und das Osnabrücker
Sport- und Freizeitbad gehören zu
den größten Einrichtungen ihrer
Art in Niedersachsen. Weitere
Schwimmbadprojekte werden der-
zeit u. a. in Potsdam, Bamberg,
Neuss, Wuppertal, Wildau, Güters-
loh und Erfurt betreut.
Preisverleihung auf der Expo Real in München (v. l.): Dirk Labusch, Chefredakteur der Immo bilienwirtschaft, Hermann Kuhl (Kuhl|Frenzel), Reinhard Fiedler, Heinrich Eustrup (beide pbr) und Jurymitglied Karen Niederstadt
7Wissen
Konversionsflächen als Potenzial der Stadtentwicklungvon Uwe Mantik, CIMA Projekt + Entwicklung GmbH
Produktionsstandorte, Bahn-
anlagen und Kasernen
waren jahr zehnte lang
unangetastete Bestandteile von
Siedlungsflächen, oft sogar im
Zentrum von Städten und Gemein-
den. Viele dieser Liegenschaften
liegen heute aus unterschiedlichen
wirtschaftlichen und politischen
Gründen brach.
Das Problem
Ursachen des Stillstands sind oft
finanzielle und juristische Lasten,
das unattraktive Erscheinungsbild,
die Angst vor Altlasten und immer
häufiger Nutzungskonflikte mit den
Nachbarschaften, wenn die beab-
sichtigte neue Nutzung öffentlich
wird.
Welcher Investor kennt nicht ein
Beispiel aus der Vergangenheit, wo
bei der Entwicklung einer Altfläche
zu lange um das Recht zur geplanten
Nutzung gekämpft werden musste?
Oder bei dem plötzlich unerwartete
Sanierungsanforderungen gestellt
wurden, die mindestens den
Bauablauf empfindlich gestört
haben und im schlechtesten Fall die
Kosten explodieren ließen.
Der wesentliche Hinderungs-
grund für eine zeitnahe Wiedernut-
zung brach gefallener Flächen ist
jedoch in der Regel ein wirtschaft-
licher: die Preisvorstellung des Alt-
eigentümers!
Sofern er sich nicht in einer
unmittelbaren Notlage befindet,
entwickelt der Eigentümer seine
Preisvorstellung häufig entlang von
Substanzwerten der Gebäude bzw.
er erstellt, bezogen auf die vorhan-
dene Substanz, Ertragswertrech-
nungen, die in aller Regel mit den
Vorhaben und Nutzungsabsichten
potenzieller Investoren und den
realen Marktgegebenheiten nicht
viel gemein haben. Teile der Altan-
lagen müssen häufig eher als Belas-
tung kalkuliert werden, deren
Abbruchkosten zum Grundstücks-
preis hinzugerechnet werden, oder
es entstehen so erhebliche Sanie-
rungsaufwendungen, dass diese
nahezu an Neubaukosten heranrei-
chen. Damit verbleibt häufig „nur“
ein attraktiv gelegenes Grundstück,
bei dem dessen künftige Nutzung
(Typ) und der Umfang (Grundflä-
chenzahl und Geschossflächenzahl)
den Wert bestimmen. Ausnahmen,
bei denen historisch wertvolle
Substanz oder Denkmalschutzob-
jekte mit attraktiven Abschreibungs-
möglichkeiten betroffen sind, bestä-
tigen die Regel bzw. werfen häufig
neue Fragestellungen auf.
Ein weiteres bereits angespro-
chenes Problem sind Nachbar-
schaftskonflikte, die regelmäßig
insbesondere bei „Langzeitbrachen“
angetroffen werden. Hier spielt oft
die zwischenzeitliche städtebau-
liche Entwicklung rund um die
betroffene Fläche eine entschei-
dende Rolle. Im Laufe der Jahre ist
ein elementarer Umgebungswan-
del eingetreten. Heranrückende
Wohnbebauung, Grün- und Schutz-
zonen, Naherholungsgebiete etc.,
die zur aktiven Zeit der Brache weit
weg, nicht vorhanden oder gesell-
schaftlich akzeptiert waren, sind
heute in unmittelbarer Nachbar-
schaft vorhanden und machen das
Wiedernutzungskonzept planungs-
und baurechtlich schwierig und/
oder fordern die Nachbarschaft zum
Widerstand heraus.
Chancen und Lösungen
Ohne die eingangs beschriebenen
Problemzonen zu verharmlosen,
kann jedoch festgestellt werden,
dass in die Frage der Wiedernut-
zung von Brachflächen seit einiger
Zeit eine positive Entwicklungsdy-
namik Einzug gehalten hat. Dafür
können eine Reihe von Faktoren
„verantwortlich“ gemacht werden:
• Die Gründe, die am Beginn der
Geschichte der heutigen Brache
für den Mikrostandort gespro-
chen haben, sind häufig nach
wie vor oder in bestimmten Fäl-
len wieder tragfähig. Eine ver-
kehrsgünstige Lage, die Nähe zu
bestimmten zentralen Versor-
gungseinrichtungen oder die
naturräumliche Lage sind Fak-
toren, die für die zukünftig beab-
sichtigte Nutzung hohe Relevanz
besitzen. Hinzu kommt – auch
unter dem Kostenaspekt – dass
oft vollständig oder teilweise auf
vorhandene Erschließungsanla-
gen zurückgegriffen werden
kann.
• Die mittlerweile langjährige Pra-
xis im Umgang mit Alt- und Kon-
versionsstandorten hat dazu
geführt, dass in einer Vielzahl
von Institutionen, Firmen, Städ-
ten und Gemeinden ein erheb-
liches Know-how im Umgang
mit solchen Flächen entstanden
ist. Viele Beispiele erfolgreicher
Stadtentwicklung auf Konversi-
ons- und Brachflächen haben
auch Skeptiker überzeugt und
mit dem Thema vertraut gemacht.
Gerade im Zusammenwirken pri-
vater und öffentlicher Beteiligter
sind gute Erfahrungen gesam-
melt worden, die vielfach ange-
passt und auf andere Standorte
übertragen werden konnten.
• Es besteht marktseitig wieder
eine kontinuierliche Nachfrage
nach gut gelegenen Flächen in
den Zentren der Städte bzw. in
integrierten Stadtteillagen. Die
Brachflächen erfüllen oft meh-
rere der Anforderungen an Lage,
Zuschnitt und Erreichbarkeit, die
heute an Projektentwicklungen
im gewerblichen Bereich, im
Bereich des Wohnungsbaus, des
Handels und weiterer Nutzungs-
typen gestellt werden. Hier lie-
gen enorme Möglichkeiten der
Stadtentwicklung, der auf die-
sem Wege eine große Chance,
aber auch eine große Verantwor-
tung zuwächst.
Nach Auswertung der erfolgreichen
Projektentwicklungen im Zusam-
menhang mit größeren Brach- und
Konversionsflächen aus den letzten
Jahren können eine Reihe von
Erfolgsfaktoren definiert werden,
die bei aller Unterschiedlichkeit im
Detail gelten:
1. Es besteht die Notwendigkeit
zur Erstellung eines abgestimm-
ten städtebaulichen Nutzungs-
konzeptes.
2. Es empfiehlt sich eine klare Pro-
jektstruktur, in der Aufgaben,
Zuständigkeiten und Kommuni-
kationswege klar definiert sind.
3. Es ist eine rechtzeitige, offene
und nachvollziehbare Öffentlich-
keits- und PR-Arbeit zu gewähr-
leisten, die möglichen Ängsten
und Spekulationen den Boden
entzieht.
4. Es sollte in jedem Fall geprüft
werden, ob und welche Förder-
mittel aus den unterschiedlichen
Ebenen und Programmen unter
Zugrundelegung der beabsichtig-
ten Nutzung zu erhalten sind, da
immer noch häufig zu spät
erkannt wird, was möglich gewe-
sen wäre, wenn der Aspekt frü-
her beachtet worden wäre.
Osnabrück auf gutem Weg
Ein besonders üppiges Angebot
aus dem Bereich der militärischen
Konversionsflächen kommt derzeit
auf die Stadt Osnabrück zu. Bis
zum März 2009 werden sämtliche
britischen Militärliegenschaften in
der Stadt frei und stehen für neue
bzw. „neue“ alte Nutzungen zur
Verfügung. Immerhin handelt es
sich um eine Fläche von insgesamt
166 ha, die sich auf sechs Standorte
verteilen und 1.254 Wohneinheiten.
Die Liegenschaften werden in
Zuständigkeit der BIMA (Bundesan-
stalt für Immobilienaufgaben) zur
Weiternutzung und Vermarktung
vorbereitet. Die BIMA steht bereits
frühzeitig in Kontakt mit der Stadt
Osnabrück, eine Lenkungsgruppe
„Britischer Truppenabzug und Kon-
version“ ist konstituiert und erste
Schrittfolgen des weiteren Verfah-
rens konnten schon abgestimmt
werden. So soll in 2007 eine
Bestandsanalyse in Form einer Ein-
gangsbewertung aller Liegen-
schaften vorgenommen werden.
Darauf aufbauend wird eine Poten-
zialanalyse erstellt, um festzustel-
len, welche Entwicklung an wel-
chem Standort möglich oder gebo-
ten erscheint. Damit sind die Wei-
chen gestellt, dass über die Nut-
zungsmöglichkeiten zuerst ent-
schieden wird, um anschließend
Käufer, Investoren und Interes-
senten für die einzelnen Optionen
zu finden.
Wenn dann noch die Worte des
ehemaligen Oberbürgermeisters
Fip in Erinnerung bleiben, der auf
der Investorenkonferenz im Okto-
ber 2006 mahnend darauf hinwies,
dass man sich v. a. sehr gut mit der
tatsächlichen Marktlage für Immo-
bilien in Osnabrück vertraut machen
müsse, um zu richtigen Ergebnis-
sen zu gelangen, kann ja nichts
mehr schief gehen.
Beispielhaft wiederbelebte Industrie- und Kasernenflächen: Kultur- und Dienstleistungszentrum Halle IV Lingen (l.), BUGA-Gelände mit Behördenzentrum Herrenkrug Magdeburg
Uwe Mantik
8 Fokus